1895 / 100 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 26 Apr 1895 18:00:01 GMT) scan diff

und morgen früh in das dortige Revier zu fahren, von Kalten⸗ bronn nn nach Karlsruhe zurückzukehren, woselbst die Ankunft für morgen Vormittag in Aussicht genommen ist.

In der am 25. d. M. abgehaltenen des Bundesraths widmete der Vorsitzende, Vize⸗Präsident des Staats⸗Ministeriums, Staatssekretär des Innern Dr. von Boetticher zunächst dem verstorbenen rstlich lippischen Bevollmächtigten, Kabinets⸗Minister von Wolffgramm einen ehrenden Nachruf. Nach dem Eintritt in die Tagesordnung wurde über die geschäftliche Behandlung einiger vom Reichstag bei Berathung des Reichshaushalts⸗Etats für 1895/96 sowie bei Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Vornahme einer Berufs⸗ und Gewerbezählung im Jahre 1895, zu Pe⸗ titionen angenommenen Resolutionen Beschluß gefaßt. Der Entwurf eines Gesetzes wegen Abänderung des Gesetzes über den Reichs⸗Invalidenfonds und der Entwurf einer ander⸗ weitigen Klasseneintheilung der Militärbeamten des Reichs⸗ heeres und der Marine wurden den zuständigen Ausschüssen überwiesen. An Stelle des aus dem Bundesrath ausgeschiedenen jetzigen Königlich bayerischen Staats⸗Ministers von Landmann wurde der Königlich bayerische Ministerial⸗Direktor von Herr⸗ mann zum nichtständigen Mitgliede des Reichs⸗Versicherungs⸗ amts gewählt. Einem Antrag auf zollfreien Einlaß der von dem internationalen landwirthschaftlichen Maschinenmarkt in Wien zurückgelangenden Güter, sowie dem Ausschußantrage zu dem Antrage des Königreichs Sachsen, betreffend den Artikel „Vinum Wein“ im Arzneibuch, wurde die Sustmemunß ertheilt. Endlich wurde über verschiedene Eingaben Beschlu gefaßt.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für das Landheer und die Festungen, für das Seewesen und für

chnungswesen hielten heute eine Sitzung.

In der Ersten und Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers“ wird die vom Reichs⸗ Eisenbahnamt aufgestellte tabellarische Uebersicht der Be⸗ triebs⸗Ergebnisse deutscher Eisenbahnen für den Monat März d. J. veröffentlicht, auf welche am Mittwoch an dieser Stelle auszüglich hingewiesen wurde.

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Der General der Infanterie von Grolman, Gouverneur des Invalidenhauses, ist nach beendetem Urlaub hierher zurück⸗ gekehrt.

Nach telegraphischen Mittheilungen an das Ober⸗Kom⸗ mando der Marine ist:

S. M. S. „Loreley“, Kommandant Kapitän⸗Lieutenant Gühler, am 24. April von Galata nach Smyrna in See

gegangen, 6

S. M. S. „Sperber“, Kommandant Korvetten⸗Kapitän Walther, am 24. April in San Paulo de Loanda ange⸗ kommen und beabsichtigt am 28. April nach Kamerun in See u gehen, G 8. M. S. „Falke“, Kommandant Korvetten⸗Kapitän Graf von Moltke (Heinrich), am 25. April in Sydney angekommen, 1

S. M. S. „Alexandrine“, Kommandant Kapitän zur See Schmidt, am 24. April in Gibraltar angekommen und von dort an demselben Tage nach Tanger in See gegangen, in Tanger am 24. April angekommen und von dort wieder am 25. April nach Saffi (marokkanische Westküste) in See gegangen.

Hessen.

Darmstadt, 25. April. Ihre Majestät die Kaiserin

riedrich, sowie Seine Hoheit der Prinz und Ihre König⸗ liche Hoheit die Prinzessin Friedrich Carl von Hessen trafen gestern Mittag in Darmstadt ein, wurden am Bahnhof von Ihren Königlichen Hoheiten dem Großherzog und der Prinzessin Heinrich von Preußen, sowie Seiner Hoheit dem Prinzen Albert zu Schleswig⸗Holstein empfangen und nach dem Absteigequartier Ihrer Majestät der Königin Victoria geleitet. Zum Empfang waren auch der preußische Gesandte Graf Dönhoff, sowie der großbritannische Geschäfts⸗ träger Buchanan anwesend. Abends kehrte Ihre Majestät mit dem Prinzen und der Prinzessin Friedrich Carl von Hessen nach Cronberg zurück. Elsaß⸗Lothringen. 8

Der Landesausschuß hat in seiner vorgestrigen Sitzung das Sparkassengesetz nach den Beschlüssen der Kommission mit der Abänderung, daß Darlehen aus Sparkassengeldern gegen erste Hypothek im Höchstbetrage von 4000 ℳ, statt, wie ie Kommission beschlossen hatte, nur von 2000 ℳ, gewährt werden können, in zweiter Lesung angenommen. Nr. 9 des „Gesetzblatts für Elsaß⸗Lothringen“ veröffent⸗

licht die Allerhöchste Verordnung, betreffend den Handel mit Giften, vom 1. April 1895.

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Oesterreich⸗Ungarn.

Die Kaiserin ist heute früh 6 Uhr an Bord des Dampfers „Miramar“ von Korfu in Spalato eingetroffen. In Olmütz ist eine Deputation des preußischen Kürassier⸗ Regiments Graf Wrangel (Ostpreußisches) Nr. 3 eingetroffen und von dem unlängst zum Chef des genannten Regiments ernannten Erzherzog Eugen empfangen worden.

In den Parlamenten in Wien und Budapest ist gestern, wie „W. T. B.“ meldet, der Gesetzentwurf wegen der Aufnahme eines Landesanlehens von 24 Millionen Kronen für Bosnien vorgelegt worden.

Das „Neue Wiener Tagblatt“ erfährt, der Abschluß eines eventuellen österreichisch⸗bulgarischen Handelsver⸗ trags liege noch fern, da einem solchen Gewichtszölle zu Grunde gelegt werden sollten und die Umrechnung der bis⸗ herigen Werthzölle, besonders da Zollerhöhungen in Aussicht genommen seien, Zeit erheischen werde.

Im österreichischen Abgeordnetenhause brachte gestern der Abg. Pernerstorfer einen dringlichen Antrag ein, welcher eine strenge Untersuchung der Mißstände insbe⸗

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sondere der Wohnungs verhältnisse der bei dem Ziegel⸗ werke am Wiener enge Beschäftigten bezweckt. Es wurde beschlossen, üͤber den Antrag am Schluß der Sitzung zu verhandeln. Der Abg. Eim richtete eine Inter⸗ pellation an den Landesvertheidigungs⸗Minister Grafen Welsersheimb bezüglich der im Herbst verweigerten Be⸗ urlaubung der Reservisten zur Hilfeleistung bei der Zucker⸗ rüben⸗Ernte sowie wegen der Verwendung des Militärs zum Ausladen von Ziegeln in den Ziegelwerken am Wiener Berge und wegen der diesbezüglichen verschiedenen Haltung der Heeresverwaltung. er Abg. Sokol brachte einen dringlichen Antrag ein, dahin gehend, das Haus möge beschließen, daß die von dem Landesschulrath in Böhmen nicht beschlossenen, daher ungesetzlich ausgegebenen Erlasse des Statthalters von Böhmen vom 8. März aufgehoben würden. Die ö über den Antrag wurde gleichfalls bis zum Schluß der Sitzung verschoben. Bei der Berathung des Antrags Pernerstorfer wurde die Dringlichkeit angenommen. Der Minister des Innern Marquis Bacquehem wies nach, daß die Behörden keine Schuld an den Mißständen in den Ziegelwerken am Wiener Berge treffe. Auf die von den Arbeitern bei der Gewerbebehörde vorgebrachten Beschwerden sei in entschiedener Weise einge⸗ schritten worden. Die Gewerbe⸗Inspektoren seien seit Jahren bemüht, eine Besserung der Zustände in den Ziegelwerken herbeizuführen. Die Durchführung habe sich jedoch verzögert, weil die Gesellschaft gegen jede Verfügung Einspruch erhoben habe. Nunmehr sei der Magistrat beauftragt worden, gemeinsam mit den Gewerbe⸗Inspektoren zn intervenieren. Ueber das Geschehene werde dem Hause Mittheilung gemacht werden. Der Minister führte alsdann unter Hinweis auf die Länder, in denen bereits Einrichtungen zur Schlichtung von Streitig⸗ keiten zwischen Arbeitgebern und Arbeitern bestehen, aus, daß ein solcher Versuch der Mühe werth sei, da die Erwartung berechtigt sei, daß die Ausstände ihren gewaltthätigen Charakter dann verlieren würden. Mit der Schaffung solcher Institu⸗ tionen würde ein mächtiger Baustein zur Arbeiterschutz⸗ gesetzgebung Oesterreichs hinzugetragen werden. Der Antrag Pernerstorfer wurde darauf abgelehnt. Ein ähnlicher Antrag des Abg. Bärnreither, welcher jedoch keine bestimmte Frist für die Berichterstattung festsetzt, wurde angenommen. Nach⸗ dem der Abg. Sokol seinen Dringlichkeitsantrag auf Auf⸗ hebung der Schulerlasse des Statthalters von Böhmen be⸗ gründet hatte, wurde die Sitzung v S-

Im ungarischen Unterhause beantragte gestern der Kultus⸗Minister Wlassics bei der Berathung des Nuntiums des Oberhauses über die Rezeption der israelitischen Religion die Annahme des Gesetzes in der ursprünglich von dem Unterhause votierten Form und die Rück⸗ leitung desselben an das Oberhaus. Der Abge⸗ ordnete Illycs erklärte namens der Fraktion Justh⸗ Eötvös, den Antrag des Kultus⸗Ministers anzunehmen. Der Abg. Graf Szapary beantragte behufs Einvernehmens zwischen den beiden Häusern der Gesetzgebung die Zurückverweisung des in Berathung stehenden Gesetzentwurfs, um eine Vereinigung desselben mit dem Gesetz über die freie Religionsausübung durch⸗ zuführen. Der Kultus⸗Minister Wlassics erklärte, er sehe die Nothwendigteit einer Vereinigung der beiden Vorlagen nicht ein, da er glaube, daß das Oberhaus dies, wenn es die Prinzipien gutheiße, in welcher Form sich immer die Vorlage präsentiere, thun werde. Der Antrag des Grafen Szapary wurde abge⸗ lehnt und der Antrag des Kultus⸗Ministers nahezu einstimmig angenommen. 16

Großbritannien und Irland

Die Großherzogin von Mecklenburg⸗Strelitz traf gestern Abend in Dover ein und wurde von dem Prinzen Eduard von Sachsen⸗Weimar und dessen Gemahlin, welche sich in Dover aufhalten, empfangen. Von den Forts wurden Salutschüsse abgegeben. Die Großherzogin setzte als⸗ bald die Reise nach London fort.

In der gestrigen Sitzung des Unterhauses erklärte der Parlaments⸗Sekrekär des Auswärtigen Sir E. Grey, es bestehe kein Uebereinkommen mit Japan, durch welches letzteres gezwungen sei, das Vereinigte Königreich an irgend welchen Handelsprivilegien, die es in China be⸗ sitzen oder erwerben könne, theilnehmen zu lassen, aber durch die Art. 24 und 54 des Vertrags mit China vom 26. Juni 1858 habe China England die Rechte einer meist⸗ begünstigten Nation eingeräumt. Sir E. Grey erklärte ferner, der zum Kommissar für die Untersuchung über den letzten Ausbruch von Unruhen in Brass (Guinea) ernannte Kommissar Kirk gehe am 11. Mai nach Brass ab. Kirk sei durch seine Instruktionen auch angewiesen, für die Abhilfe der Beschwerden und Aufrechthaltung der Ordnung in beiden Protektoraten zu sorgen. Die Frage der Ostafrikanischen Eisenbahn unterliege der Erwägung der Regierung; eine Erklärung über diesen Gegenstand sei aber zur Zeit nicht möglich. Ein Boot für den Victoria Nyanza sei bei einer englischen Firma angekauft worden. Im weiteren Verlauf der Sitzung genehmigte das Haus die erste Lesung der schottischen Lokal⸗Verwaltungs⸗Bill. Der Präsident des Handelsamts Bryce brachte eine Bill ein, durch welche der Bau von Kleinbahnen erleichtert wird. Die Bill bezweckt eine Vermehrung der Transportmittel für landwirthschaftliche Produkte. Die erste Lesung der Bill wurde angenommen.

Frankreich.

Der Graf von Turin stattete gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, dem Präsidenten Faure einen Besuch ab, den letzterer alsbald in der italienischen Botschaft erwiderte.

Bei einem Festmahl von Vertretern der Textil⸗ industrie erklärte gestern der Handels⸗Minister Lebon, die Regierung beschäftige sich zur Zeit mit einem Ueberein⸗ kommen mit der Schweiz, welches sowohl vom politischen als vom wirthschaftlichen Standpunkt nothwendig sei. Frank⸗ reich müsse viel daran gelegen sein, seine Interessen in der Schweiz in einer den Bedürfnissen der französischen Industrie Weise vertreten zu sehen.

Nach einer amtlichen Bekanntmachung ist, wie „W. T. B.“ aus St. Petersburg erfährt, der russische Gesandte in Belgrad Persiani auf sein Ansuchen aus Gesundheitsrücksichten in den Ruhestand versetzt worden. Zum russischen Gesandten in München ist der Botschafts⸗Rath in London Chreptowitsch⸗ Butenjew ernannt worden.

Der „Swet“ meldet: Das Comité des in diesem Sommer

nach Stockholm einzuberufenden Kongresses schwedischer Lehrer forderte auch die Lehrer der schwedischen Schulen Finlands zur Theilnahme auf. Der Gouverneur von Finland verweigerte denselben indeß die Erlaubniß zur Theilnahme

unter dem Hinweise, daß die Betheiligung von Finländern an schwedischen Kongressen überhaupt unpassend und unzu⸗ lässig sei. 8

Italien. Der König der Belgier traf gestern früh von Corfu in Brindisi ein und reiste von dort I.. Bologna weiter.

Der Unter⸗Staatssekretär im deutschen Auswärtigen Amt, Freiherr von Rotenhan nahm, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern mit dem Kardinal Galimberti bei dem preußischen Gesandten beim Vatikan von Bülow das Frühstück ein.

8 Serbien.

In der gestrigen Sitzung der Skupschtina theilte der provisorische deistzen mit, daß der König den ehemaligen Minister⸗Präsidenten Nikolajewic zum Präsidenten und den Abgeordneten Kaufmann Pawlowic zum Vize⸗Präsidenten ernannt habe. Der Präsident Nikolajewic wies in seiner Antrittsrede darauf hin, daß nunmehr die Zeit und die Ruhe zur Arbeit eingetreten sei. Es sei nothwendig, daß die schädliche Parieiherrschaft, welche das Land unterwühlt habe, aufhöre und eine Konsolidierung des Staats durch gegenseitige Duldung und Achtung vor⸗ bereitet werde. Das Aufhören des Parteigetriebes und eine engherzigen Spekulation werde Serbien gestatten, eine Staats⸗ politik im Interesse des Königs und zum Wohle des Landes zu treiben. Der Vize⸗Präsident Pawlowic sprach sich in gleichem Sinne aus.

Später fand dann die feierliche Eröffnung der Skupschtina durch den König Alexander statt. In der Thronrede wird hervorgehoben, daß die Nothwendigkeit, die politischen Leidenschaften zu besänftigen und Ruhe und Ordnung wiederherzustellen, im vorigen Jahre in dem König den Entschluß gereift habe, die Verfassung zu ändern. Die Skupschtina wird aufgefordert, den finanziellen Fragen besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden. Die Regierung wird des vollen Vertrauens der Krone versichert. Des weiteren wird die Nothwendigkeit der Stabilität der Staatsgeschäfte betont und eine zweite Session der Skupschtina kurz nach Erledigung der dringenden Ge⸗ schäfte in der gegenwärtigen angekündigt. Sodann werden die Besuche des Königs an den fremden Höfen erwähnt und der feste und unerschütterliche Wille des Königs betont, korrekte Beziehungen zu allen Staaten zu pflegen und zu entwickeln. Ferner wird mitgetheilt, der König habe bei den Besuchen in Wien und Konstantinopel den benachbarten Herrschern gegenüber dem Wunsche Ausdruck gegeben, die Bande guter Nachbarschaft und aufrichtiger Freundschaft zu pflegen, und bei dem Besuche in Berlin dem Deutschen Kaiser seine Verehrung und Freundschaft ausgesprochen. Die Thronrede gedenkt sodann des schweren Verlustes, den die Kaiserliche Familie des russischen Brudervolks erlitten abe. Der König habe persönlich der Beisetzung Kaiser lexander's III. beigewohnt, um dem russischen Kaiser sein Dankbarkeit zu bezeugen und ihn der traditionellen Verehrung des serbischen Königs und des serbischen Volks zu versichern. Bei dem Besuch in Frankreich habe der König willkommene Gelegenheit gefunden, dem Präsidenten der Französischen Republik die Gefühle der Freundschaft des serbischen Volks für die französische Nation auszusprechen

Montenegro. Aus Cetinje ist in Wien die Nachricht eingetroffen, mehrere mit Geschützen versehene Bataillone aus Ivpek seien nach Plava zur Verstärkung der Zernierungstruppen ent⸗ sandt worden, auch habe neuerdings ein Treffen stattgefunden dessen Ausgang jedoch noch nicht bekannt geworden sei. Amerika. Aus Havanna wird gemeldet, der Marschall Martinez Campos sei nach Nuevitas abgegangen. Die Bande Maceo's werde durch General Salcedo verfolgt. Bei Vaguas habe eine Truppenabtheilung von 260 Mann eine Schaar von 700 Aufständischen geschlagen. Die Truppen hätten 7 Todte, darunter einen Hauptmann, die Aufständischen 12 Todte und 40 Verwundete verloren. Ein in New⸗York eingetroffenes

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Telegramm aus

Colon meldet, daß das britische Geschwader den Hafen von Corinto blockiere.

Afien.

Das ‚Reuter'sche Bureau“ meldet aus Simla, General Robertson habe der indischen Regierung über die haupt⸗ sächlichen Vorgänge während der Belagerung von Chitral Folgendes berichtet: Am 3. April habe die Garnison eine Rekognoscierung vorgenommen; hierbei seien der Hauptmann Baird und 21 Sepoys getödtet, 3 Offiziere und 28 Sepoys ver⸗ wundet worden. Am 4. April habe die Belagerung begonnen, und es sei eine Reihe erbitterter Kämpfe mit den Ein⸗ geborenen gefolgt. Am 7. April sei General Robertson ver⸗ wundet und mehrere Mann getödtet und verwundet worden. Am 17. April habe die Garnison einen verzweifelten Ausfall gemacht, bei dem sie 8 Todte und 13 Verwundete gehabt habe; der Verlust des Feindes habe 60 Mann betragen, darunter 35 mit dem Bajonett Getödtete. Die Belagerung habe am 19. April geendet. Während derselben habe die Garnison in⸗ folge der mangelhaften Nahrung und der Erschöpfung der Arzneivorräthe schwer zu leiden gehabt, aber die Haltung und die Mannszucht der Truppen seien musterhaft gewesen. Die schweren Verluste der Garnison hätten davon . daß der Feind von den das Fort rings umgebenden Brustwehren vortrefflich geschossen habe.

Die „Kölnische Zeitung“ theilt den genauen Inhalt des chinesisch⸗-japanischen Friedensvertrags mit. Der⸗ selbe umfaßt folgende Punkte: 1) China erkennt die Un⸗ abhängigkeit Koreas an. 2) Von der Halbinsel Liautong wird das Gebiet abgetreten, welches südlich einer vom Yalu⸗Flusse nach Haitscheng und von dort nach Neng⸗ Kou gezogenen Linie liegt. 3) Abgetreten an Japan werden ferner die Fischerinseln und Formosa. 4) Die Kriegskosten⸗Entschädigung wird auf 200 Millionen Tasls festgesetzt, welche spätestens in sieben Jahren bezahlt werden muß; erfolgt die Zahlung in drei Jahren, so unter⸗ bleibt eine Zinsberechnung; 2 sie später, so sind 5 Proz. Zinsen zu vergüten. 5) Wei⸗Hai⸗Wei bleibt bis zur Bezahlung der Kriegsschuld in japanischem Besitz; die Kosten der Occupation trägt China. 6) Zugestanden wird die Eröffnung von Tschung⸗ King, Schischi und Sutschau und das Necht, Rohmaterialien mit fremden Maschinen in den geöffneten Häfen zu ver⸗ arbeiten. 7) Ferner wird der Abschluß eines Fandet⸗ und Freundschaftsvertrags bedungen nach ustausch der Ratifikationen dieses Friedensvertrags. Der Austausch

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wird auf den 8. Mai festgesetzt. Der „Kölnischen Zeitung“ wird versichert, daß diese Inhaltsangabe vollständig sei. Die Meldungen englischer Blätter von der Abtretung wichtiger Gebiete im Innern Chinas wären somit unbegründet und die von ihnen gehegten Erwartungen von der öffnung eines großen Gebiets von Millionen von Einwohnern entsprächen nicht den Thatsachen. 8 8

Wie die „Kölnische Zeitung“ aus Tanger meldet, ist der deutsche Gesandte Graf Tattenbach am Freitag in Mogador emgetreffen und Sonntag auf dem Landwege nach Saffi abgereist.

Dem „Reuter'schen Bureau“ wird aus Fez vom 20. d. M. gemeldet, der Gouverneur der Provinz Gharb sei auf Befehl des Sultans wegen des Ueberfalls der Farmen dreier englischer Schutzgenossen verhaftet worden. Den Beschädigten seien 12 289 Dollars Schadenersatz gezahlt worden. Dem Vernehmen nach seien die von der britischen Gesandt⸗ schaft erzielten Resultate befriedigend und die Beziehungen sehr herzliche. 8

Slatin Pascha ist nach einer Meldung aus Kairo zum Obersten in der egyptischen Armee ernannt worden.

Die „Agence Havas“ meldet aus Majunga, die Hov as

hätten einen Franzosen erschossen und einen Creolen gefoltert, welche beide im Januar zu Gefangenen gemacht worden seien. 1.“

Parlamentarische Nachrichten.

1 Die Schlußberichte über die gestrigen Sitzungen des

Reichstags und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Zweiten Beilage.

Der Reichstag setzte in seiner heutigen (77.) Sitzung, welcher der Staatssekretär, Staats⸗Minister Dr. von Boetticher, der Staatssekretär Dr. Graf von Posadowsky sowie der Staats⸗Minister Freiherr von Hammerstein beiwohnten, die Berathung der Resolution fort, welche die Kommission für die Zolltarifnovelle in Betreff eines Zolles auf Quebracho⸗ holz vorgeschlagen hat.

Der Abg. Schumacher (Soz.) sprach gegen den Antrag der Kommission. Es sei unrichtig, in dieser Frage von einem Gegensatz

Gerbepro dauere so lange, daß den Gerbereien in allen Fällen erhebliche Kapitalien zur Verfügung stehen müßten, wenn sie sich halten wollten. Für den Zoll seien nicht die kleinen, sondern die mittleren Gerbereien eingetreten. Das mit Quebrachoholz hergestellte Leder sei fester und geschmeidiger als das mit Eichenlohe hergestellte. Das letztere sei auch zum Export nicht geeignet, weil es auf längeren Transporten eintrockne und erheblich an Gewicht verliere. Deutsch⸗ land würde, wenn das Quebrachoholz stark versteuert würde, durch Belgien und Frankreich vom Weltmarkt verdrängt werden. Es sei mit der Sozialpolitik nicht zu vereinen, daß man durch einen solchen Schutzzoll die Schuhe des armen Mannes vertheuere,

Der Abg. Dr. Bachem (Zentr.) trat diesen Ausführungen gegenüber für den Antrag der Kommission ein. Wenn durch die Einführung eines ausländischen Stoffes der Preis für ein inländisches Produkt derartig falle, daß dadurch der Wohlstand der Produzenten vollständig untergraben werde, so müsse dieser schroffe Uebergang nach Möglichkeit gemildert werden, das sei das Wesen einer ausreichenden Zollgesetzgebung. Er müsse sich gegen den Vorwurf des Vorredners verwahren, als sei der Antrag zu Gunsten der wohlhabenden Klassen gestellt; der Zoll auf Quebracho werde vielmehr gerade einer armen Bevölkerungsklasse zu gute kommen, den Produzenten der Eichenschälwälder, für welche diese Frage geradezu eine Existenzfrage sei. Des weiteren be⸗ fürwortete der Redner seinen Antrag, die zugleich zur Färberei ver⸗ wandten Gerbstoffe von dem Zoll auszunehmen. Es seien dies Stoffe, die mit der Eichenlohe nicht konkurrierten; ihre Vertheuerung würde die Färberei⸗Industrie schwer schädigen und ein Zoll überdies die das Meistbegünstigungsrecht genießenden Staaten verletzen. 1

(Schluß des Blattes.) .

Die Kommission des Reichstags für den Antrag Kanitz, wegen Ankaufs und Verkaufs ausländischen Getreides nur für Rechnung des Reichs, trat gestern unter dem Vorsitz des Abg. Dr. Paasche (nl.) zusammen. Auf Vorschlag des Vorsitzenden und des Abg. Graf Schwerin (dkons.) wurde der „Nat.⸗Ztg.“ zufolge be⸗ schlossen, eine Generaldiskussion über folgende Punkte statt⸗ 8.7g. zu lassen: Ob der Landwirthschaft durch Verwirklichung des

rags Hilfe gebracht werden könne, ob die praktische Durch⸗ führung des Antrags möglich sei; ob und welche sozial⸗ und handelspolitischen Bedenken dem Antrag entgegenständen; auch Einzel⸗ bestimmungen des Antrags sollen in die Generaldiskussion einbezogen werden, und endlich soll die Frag⸗ erörtert werden, ob der Landwirth⸗ schaft auf andere Weise geholfen werden könne. In eine materielle Erörterung des Antrags trat die Kommission nicht ein, vertagte dieselbe vielmehr bis zur nächsten Sitzung, die morgen stattfindet.

Bei der gestern vorgenommenen Reichstags⸗Ersatz⸗ wahl im 6. sächsischen Wahlkreise (Dresden⸗Land) er⸗ hielten Horn (Soz.) 16 516, Andrae (kons.) 7589 und Perharng (Antisemit) 8538 Stimmen. Ersterer ist somit ge⸗ wählt.

Dem Hause der Abgeordneten ist der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Bewilligung von Staatsmitteln zur Verbesserung der Wohnungsverhältnisse von Arbeitern, die in staatlichen Betrieben beschäftigt sind, und von berhs⸗ besoldeten Staatsbeamten, zugegangen. Danach soll urch Erbauung staatlicher Miethshäuser und durch Gewäh⸗ Bauprämien und Darlehen den in Staatsbetrieben beschäftigten Arbeitern und gering besoldeten Beamten die Beschaffung geeigneter Wohnungen zu angemessenen Preisen an denjenigen. Orten erleichtert werden, an elch die Bauthätigkeit das Wohnungsbedürfniß bisher nicht befriedigt. Eine Bevorzugung der Wohnungsinhaber auf Kosten der Allgemein⸗ heit ist nicht in Aussicht genommen, da die Miethspreise so bemessen werden sollen, daß die dem Staat erwachsenden Selbstkosten ent⸗ sprechende Deckung finden. Der Entwurf sieht zu dem genannten Zwecke zunächst einen Betrag von fünf Millisnen Mark vor.

der rrerhe der großen und kleinen Kapitalien zu sprechen, denn der

run von

Statistik und Volkswirthschaft.

erband der Deutschen Berufsgenossenschaften. Der geschäftsführende Ausschuß des Verbandes der Deutschen Berufsgenossenschaften hat in der Sitzung vom 23. April d. J. be⸗ schlo en, den diesjährigen ordentlichen Berufsgenossenschaftstag zum 14. Juni nach Danzig einzuberufen. Der wichtigste Punkt der Tagesordnung wird die Ee emnabene des Berufsgenossenschaftstags zu den Beschlüssen sein, welche eine aus elf Berufsgenossenschaften be⸗ ehende Kommission nach Prüfung des Gesetzentwurfs, betreffend die bänderung der Unfallversicherungsgesetze, in wiederholter e. gefaßt hat. Ferner sollen die Erfahrungen, welche die Berufsgenossenschaften mit der Uebernahme des Heilverfahrens gemäß der §§ 76 b und c Krankenversicherungsgesetzes gemacht haben, einer abermaligen Be⸗

rechung unterzogen werden.

Kohlenförderung im Ober⸗Bergamtsbezirk 3 8 Dortmund.

Die Koblenförderung im Ober⸗Bergamtsbezirk Dortmund im ersten Viertel des Jahres 1895 betrug im Ganzen 10 044 374 t gegen 10 089 455 t im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres. Im vorigen Jahre wurden im Ganzen 40 613 073 t von einer durch⸗ schnittlichen Arbeiterzahl von 151 210 Köpfen gefördert. Die Arbeiterzahl betrug im ersten Viertel des laufenden Jahres 154 3833 Köpfe gegen 153 349 im ersten Viertel 1894. Der Rees im ersten Viertel 1894 10 054 363 t betrug, sank im ersten Vi 1895 auf 9 990 518 t. In das neue Jahr 1895 gingen die Zechen mit einem Kohlenbestand von 108 472 t, während der Kohlenbestand am 1. Januar 1894 82 884 t betrug. Der Kohlen⸗ bestand am Schluß des ersten Viertels 1895 betrug 162 328 t gegen 117 976 t um die gleiche Zeit des vergangenen Jahres.

Zur Arbeiterbewegung.

In Leipzig beschäftigte sich eine von etwa 160 Personen be⸗ suchte Versammlung der Bäckergehilfen am Mittwoch mit den Leipziger Lohn⸗ und Arbeitsverhältnissen. Mehrfachen Beschwerden Süweee entgegnete, wie die „Lʒpz. Ztg.“ berichtet, ein anwesender

nnungsmeister, die Gehilfen möchten ihre Beschwerden und Wünsche der Innung vortragen und überhaupt den Versuch machen, mit dieser Hand in Hand zu gehen. Er tbeilte mit, die Innung hätte den niedrigsten Wochenlohn auf 5 sbei freier Station) festgesetzt und die strenge Durchführung der Be⸗ stimmungen über die Sonnkagsruhe angeordnet. In Uebereinstimmung hiermit berichtete die von den Gehilfen gewählte Werkstellen⸗Kom⸗ mission, daß die wenigen ihr angezeigten Uebelstände sofort abgestellt worden seien.

Hier in Berlin hat einer Mittheilung der Berliner „Volksztg.“ zufolge der Verein der Berliner Bierbrauergesellen zur Frage der Maifeier in seiner letzten Versammlung am Mittwoch eine Entschließung see. in welcher er erklärt, daß die Mitglieder des Vereins ebensowenig wie im Vorjahre eine Freigabe des 1. Mai beanspruchen, da sie in dieser Forderung keinen Vortheil für die Arbeitnehmer, vielmehr eine unbegründete LE ihrer Arbeitgeber erblicken. (Vgl. Nr. 86 u. 94 d. Bl.)

Aus Wien wurde der „Voss. Ztg.“ gestern zum Ausstand der Ziegelarbeiter berichtet, die Wienerberger Ziegelfabrik habe den ausständigen Arbeitern mitgetheilt, sie werde ihnen heute die neuen Zugeständnisse der Gesellschaft vorlegen, welche derart seien, daß die Arbeit fofort wieder beginnen dürfte. Die Vertreter der Arbeiter beschlossen hierauf, die Arbeit nur bei Erfüllung aller Forderungen aufzunehmen. Wie nun „W. T. B.“ heute nach der „Arbeiterztg.“ meldet, sollte heute Nachmittag im Präsidialbureau des Rathhauses unter der Be⸗ theiligung des Gewerbe⸗Inspektors und der Gewerbebehörde eine Ver⸗ handlung zwischen den Ziegelwerksbesitzern und den Vertretern der aus⸗ Arbeiter stattfinden.

us Paris berichtet „W. T. B.“ weiter zum Ausstande der Omnibusbediensteten: Gestern verkehrten die Omnibusse, stets unter dem Schutz der Polizei, schon erheblich zahlreicher; von 1100 Omnibuswagen waren über 500 im Betrieb. Eine gestern Vormittag abgehaltene Versammlung der Ausständigen beschloß, die am Mittwoch von der Gesellschaft gemachten Zugeständnisse anzu⸗ nehmen und den Dienst unter der Bedingung wieder zu be⸗ ginnen, daß alle verhafteten Ausständigen ebenfalls den Dienst wieder aufnehmen. Der Munizipalrath, welcher gestern wegen des Ausstandes der Omnibusbediensteten einberufen wurde, beschloß, Schritte zu thun, um die Freilassung der verhafteten oder ver⸗ urtheilten Ausständigen und ihre Aufnahme in den früheren Dienst zu erreichen. In einer gestern Abend abgehaltenen Versammlung der Ausständigen wurde endlich beschlossen, die Arbeit heute wieder auf⸗ zunehmen.

Wie ferner aus Paris gemeldet wird, wurde der National⸗ Kongreß der französischen Eisenbahnarbeiter gestern in Anwesenheit von 150 Delegirten eröffnet. Der Kongreß nahm eine Entschließung an, in der sich die Eisenbahnarbeiter mit den ausständigen Omnibusangestellten solidarisch erklären.

In Genf legten am Montag die Dachdeckergehilfen die Arbeit nieder; sie verlangen einen Mindestlohn von 6 Fr. und Frei⸗ gebung des 1. Mai. Nur 15 Arbeiter von etwa 100 gingen zur Arbeit; sie wurden von den Ausständigen mehrmals bedroht. Die Arbeitgeber scheinen, wie der Berner „Bund“ mittheilt, zu gewissen Zugeständnissen geneigt.

Kunst und Wissenschaft.

Der Preußische Medizinalbeamten⸗Verein trat heute

im Architektenhaus unter Vorsitz des Regierungs⸗ und Medizinal⸗

Raths Rapmund⸗Minden zur zwölften Hauptversammlung zusammen. Für das Ministerium der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten waren der Ministerial⸗Direktor Dr. von Bartsch und der Geheime Ober⸗ Medizinal⸗Rath Dr. Skrzeczka, für das Kaiserliche Gesundheitsamt der Regierungs⸗Rath Wutzdorff anwesend. Der Schriftführer Sanitäts⸗ Rath Dr. Philipp⸗Berlin erstattete den Geschäftsbericht. Die Mitglieder⸗ zahl hat sich danach von 541 auf 632 erhöht, nachdem der Beschluß zur Ausführung gekommen, daß auch Aerzte, die nicht als Medizinal⸗ beamte angestellt sind, wohl aber das Physikatsexamen gemacht haben, dem Verein beitreten können. Ueber Flußverunreinigungen mit be⸗ sonderer Berücksichtigung anorganischer Verunreinigungen sprach so⸗ dann Professor Dr. Rubner⸗Berlin. Er wies hin auf die Versalzung des Elbgebiets durch den bekannten folgenschweren Bruch im Mansfelder Bergrevier und führte an dieser That⸗ sache den Nachweis, wie außerordentlich vorsichtig man sei müsse auch bei der Begutachtung von Anlagen, die verhältnißmäßig indifferente Substanzen in die Flußläufe bringen. Im Auftrag des Ministers der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. Bosse nahm hierauf Ministerial⸗Direktor Dr. von Barzsch das Wort zur Begrüßung der Versammlung. Dann wurden die Berathungen begonnen. Den ersten Gegenstand bildete der Standpunkt der ärztlichen Sachverständigen bei Anklagen wegen Wochenbettfieber.

Anläßlich des 300 jährigen Todestages Torquato Tasso's zelebrierte Kardinal Vannutelli gestern früh in der Kirche Sant'⸗Onofrio in Rom, in welcher sich das Grab Tasso's befindet, eine Messe und ein Requiem, welchem Deputationen der Accademia degli Arcadi und katholischer Gesellschaften bei⸗ wohnten, die an dem Grabe prachtvolle Kränze niederlegten. Hierauf wurde in dem sich an die Kirche anschließenden ehe⸗ maligen Kloster neben dem Sterbegemach Tasso’'s eine Aus⸗ stellung von verschiedenen Manuskripten und anderen von dem Dichter herrührenden Gegenständen eröffnet. Der König und die Königin, die Minister sowie die Vertreter der Behörden wohnten der Zeremonie bei. Das Herrscherpaar wurde lebhaft begrüßt. Der Unterrichts⸗Minister Baccelli wohnte gestern Mittag in Anwesenheit der Behörden der Vertheilung der Preise für das beste literarische Werk von Universitätshörern über Tasso bei. Abends fand eine Festaufführung sowie eine feierliche Sitzung in der Accademia degli Arcadi zu Ehren Tasso's statt. In Sorrent, wo aus gleichem Anlaß mehrtägige Feste stattfanden, eröffnete der Prinz von Neapel heute die Tasso⸗Ausstellung.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten D Regierungsdekret vom 23. v. M. sind die Häfen der Republik Uruguay für choleraverseucht erklärt worden. 8

Handel und Gewerbe. 1

Heute Vormittags 10 Uhr fand im Reichsbankgebäude eine Sitzung des Zentralausschusses statt. Aus dem Vortrage des Vorsitzenden, Präsidenten der Reichsbank, Wirklichen Ge⸗ heimen Raths Dr. Koch ist hervorzuheben, daß die in der

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Ehäer Märzwoche um den hohen Betrag von 135 Milloonen

Mark gestiegene Anlage seitdem stetig, im Ganzen um 101 Mil⸗ lionen gefallen und vcsenilich kleiner als in den vorangegangenen Jahren ist. Der Metallvorrath mit 1074 Millionen ist so groß, wie noch nie im April. Das Gold ist in der letzten Woche um 30 Millionen gestiegen, welche wesentlich aus dem Verkehr zurückgeströmt sind. Ankäufe haben bei den ziemlich hohen fremden Wechselkursen seit An 1* 8. nur im Betrage von ca. 13 Millionen stattgefunden. Die Goldbestände sind aber um 192 Millionen höher als 1894, um 201 Millionen höher als 1893. Die fremden Gelder sind im Avpril gestiegen, in der letzten Woche um 35 Millionen, und sind um 59 Millionen 8 als 1894, um 99 Millionen höher als 1893. Die anknoten sind um 71 Millionen überdeckt ein auch in den Jahren, in welchen die Reichsbank bereits Ueberdeckung im April hatte (1888, 1889, 1892), nicht erreichter Betrag Der Privatdiskont ist etwas gestiegen, aber doch hältnißmäßig niedrig (in Berlin 1 ⅞8). Zu einer Aenderung des offiziellen Diskontsatzes liegt keinerlei Anlaß vor. Nach⸗ dem noch einige Wahlen zur Ergänzung von Bezirksausschüssen vorgenommen und über die Zulassung gewisser Stadt⸗Obliga⸗ tionen zur Beleihung im Lombardverkehr gutachtliche Aeußerung erfolgt war, wurde die Sitzung geschlossen.

Verkehrs⸗Anstalten.

„Von Berlin nach Leipzig und zurück wird zum Besuch der Leipziger Ostermesse am Sonntag, den 28. April, ein Sonder⸗ zug mit folgenden Fahrzeiten abgelassen: Abfahrt von Berlin, Anhalter Bahnhof, 6,30 Vormittags, Ankunft in Leipzig, Berliner Bahnhof, 10,50 Vormittags; Rückfahrt von Leipzig, Berliner Bahn⸗ hof, 10,00 Abends, Ankunft in Berlin 1,38 Nachts. Zur Ausgabe gelangen drei Tage gültige Sonderzug⸗Rückfahrkarten zum Preise von 9 80 für die II. Klasse und 6 60 für die III. Klasse. Die Fahrkarten berechtigen zur Rückfahrt am Sonntag sowohl mit dem Sonderzuge, wie mit allen fahrplanmäßigen Personenzügen und an dem folgenden Montag und Dienstag mit allen fahrplanmäßigen Personenzügen. Die Benutzung der Schnellzüge ist auch gegen Lösung von Zuschlagkarten nicht gestattet. Freigepäck wird nicht gewährt. Die Fahrkarten gelangen bei der Fahrkarten⸗Ausgabestelle des Anhalter Bahnhofs in Berlin zum Verkauf.

Der Sommer⸗Fahrplan der bisherigen Königlichen Eisenbahn⸗Direktion Magdeburg, der vom 1. Mai 1895 ab in Geltung tritt, enthält außer den altfährlich zum Sommer ein⸗ tretenden enderungen folgende erhebliche Abweichungen von dem bis zum 30. April gültigen Fahrplan: Zug 19 Stendal- Berlin, bisher ab Stendal 5,82, verkehrt 1 ½ Stunde später und nimmt in Stendal Aaschlüßf von Salzwedel, Magdeburg und Wittenberge auf. Der

ahrplan der voraussichtlich am 15. August zu eröffnenden Strecke Oebisfelde Helmstedt wird aaft. iigen Die Züge 562, 563, 565, 566 sind wesentlich verschoben. Zug 563 verliert in Halberstadt den Anschluß von Aschersleben, gewinnt dagegen in Jerxheim An⸗ schlüsse nach Börßum, Braunschweig und Oschersleben. Zug 565 erreicht in Halberstadt Anschlüsse aus allen Richtungen, verliert aber in Jerx⸗ heim den Anschluß nach Braunschweig. Zug 116 verliert in Magdeburg den Anschluß an Zug 36 (Abthl. 18). Zug 136, bisher nur von Cöthen bis Magdeburg verkehrend, wird von Leipzig aus durchgeführt. Zug 704 Halle Cöthen, ab Halle 6,48, und Zug 712 Leipzig —Halle, ab Leipzig 5,20, fallen fort. Als Ersatz für Zug 704 hält Zug 120 auf allen Stationen zwischen Halle und Cöthen. Neu eingelegt sind die Züge 301 a und 302a Bernburg—Güsten, die bereits vom 22. April ab verkehren. Die Züge 246 und 247, bisher nur zwischen Halle und Halberstadt verkehrend, werden zum Anschluß an die Dresdener Geeg. von und bis Leipzig durchgeführt; sie werden auch die bisher über Halle— Cassel geleiteten Dresden⸗Aachener Durchgangswagen aufnehmen.

Bremen, 25. April. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Reichs⸗Postdampfer „Darmstadt“ ist am 23. April Nach⸗ mittags in Neapel angekommen. Der Schnelldampfer „Saale: hat am 24. April Vormittags Secilly pessiert. Der Schnell⸗ dampfer „Havel“ hat am 24. April Morgens Dover passiert. Der Schnelldampfer „Lahn“ ist am 23. April Abends von New⸗York nach der Weser abgegangen. Der Postdampfer „Kron⸗ prinz Friedrich Wilhelm“ ist am 24. April Morgens in Neapel angekommen. Der Reichs⸗Postdampfer „Prinz⸗Regent Luitpold“ ist am 24. April Vormittags in Aden angekommen. Der Reichs⸗Postdampfer „Bayern“ ist am 23. April Abends in Aden angekommen.

26. April. (W. T. B.). Der Schnelldampfer „Fulda“ ist Jam 24. April Morgens in New⸗York angekommen. Der Post⸗ dampfer „Dresden“ ist am 24. April Morgens in Vigo an⸗ gekommen. Der Postdampfer „Weimar“ ist am 24. April Abends in Baltimore angekommen. Der Postdampfer „Hermann“ ist am 25. April Morgens auf der Weser angekommen. Der Schnell⸗ dampfer „Werra' ist am 25. April orgens in Genua an⸗ gekommen.

Theater und Mufik.

Das Deutsche Theater bereitet für die nächste Woche Kleist „Prinz von Homburg“ in neuer Einstudierung vor. Die Titelrolle spielt wiederum Josef Kainz; Herr Nissen giebt den Kurfürsten, Herr Pittschau den Kottwitz. 8

Mannigfaltiges. Seine Majestät der Kaiser und König hat, wie bekannt,

für ein voraussichtlich jährlich zu wiederholendes Wettrudern der an den höheren ö Berlins bestehenden Ruder⸗ vereinigungen als Preis einen silbernen Pokal gestiftet. Dieser Pokal ist ein Wanderpreis und geht in die Verwahrung derjenigen Schule über, welcher die siegende Mannschaft angehört. Der Preis soll in der Aula der chule aufgestellt werden. Zum ersten Mal findet dieses Wettrudern am 15. Juni d. J. Nach⸗ mittags in Grünau statt. Die zu durchfahrende Strecke beträgt 1200 m. Die Zulassung erfolgt durch das Königliche Provinzial⸗ Schulkollegium für die Mark Brandenburg. Der Meldungsschlus ist auf den 15. Mai, der Nennungsschluß auf den 1. Junt d. J. feftgeseßt Von Interesse dürften die Bestimmungen betreffs der dei dem Wettrudern zu benutzenden Fahrzeuge sein. Es werden nämlich nur vierriemige Halbauslegergigs zugelassen, deren Minimal⸗ breite am Nullspant von Außenkante zu Außenkante ge⸗ messen 0,85 m beträgt, deren Maximallänge in der Wasser⸗ linie 10 m nicht überschreitet, deren Kiel durchweg 3 cem vorsteht, deren Klinkerplanken in der Mitte 4 mm vorspringen und in regelrechter Wesse verlaufen, bei denen ein Faden außenbords herumgelegt seöcimtlche Planken berührt und deren Gewicht 0,4 des Gewichts der Mannschaft einschließlich des Steuermanns beträgt. Für geringfügige Abweichungen von diesen Bestimmungen kann vom Schieds⸗ richter bezw. von einem seinerseits damit betrauten Sachverständigen eine entsprechende Mehrbelastung angeordnet werden.

Der Stadtverordneten⸗Versammlung, welche in d estrigen Sitzung über den Beitritt zu einer vom Magistrat schlosfenen Petition an den Reichstag um „Umsturzvorlage“ berathen sollte, war folgendes an den . verordneten⸗Vorsteher Dr. Langerhans gerichtete Schreiden Ober⸗Bürgermeisters Zelle zugchangen⸗ „Durch den adseched beigefügten Erlaß des Herrn Ober⸗Präsidenten von Berlis dem gestrigen Tage bin ich nge die Magistraterderkage, de⸗ treffend eine Petition an den Reichstag gegen die genmmmhe