freundes, des Dr. Lüdecke, beitragen; anstatt in das erträurate Paradies, geräth der Arme aber in die rächenden Hände seiner heimlich benachrich⸗ tigten Gattin und des in seiner Braut beleidigten Arztes. Die drastische Kur, der sich der flüchtige Ehemann nun unterziehen muß, rief ern Heiterkeit, bald aber wegen starker Uebertreibungen Unmuth und Glei
gültigkeit hervor. Gespielt wurde zumeist gut; besonders fand Hr Kraus als gelenkiger und zungenfertiger Hotelkellner vielen Beifall.
Konzerte. 1
Zu dem gestrigen letzten Lieder⸗Abend der Frau Amalie Joachim hatte sich im Saal der Sing⸗Akademie ein sehr zahlreiches Publikum eingefunden. Wenn die Stimme der Sängerin auch in der Höhe
estern etwas angestrengt erschien, so waren doch die Töne der Mittel⸗ kage sehr klangvoll. Ihr schönes Piano, das Verhüllen des Athem⸗ ansatzes, die meisterhaft deutliche zussprache und vor allem der be⸗ zaubernde, oft tief ergreifende Vortrag der Lieder von Schubert, Schumann, Brahms, Berger und Anderen erweckte auch an diesem Abend wieder enthusiastischen Beifall und trug ihr viele Hervorrufe ein. Zu bewundern war die Ausdauer, mit welcher die Künstlerin die 25 Lieder, ohne instrumentale Abwechslung, ausführte. Die Klavierbegleitung des Herrn Wilhelm Berger war, wie immer, eine . — Die gefeierte Sängerin ziebt sich nunmehr aus der Oeffentlichkeit zurück, wird jedoch der Kunst durch ibre Lehrthätig⸗ keit erhalten bleiben. berz .
Der letzte Lieder⸗ und Balladen⸗Abend des Herrn Cugen Gura, welcher am Donnerstag im Saal der Philharmonie stattfand, wurde mit dem sehr selten gehörten Lieder⸗Cyclus „Bilder aus dem Orient“ von C. Löwe, nach Dichtungen von H. Stieglitz, eröffnet. „Der verschmachtende Pilger“ und „Die Oasis“ sind vorwiegend melodiös gehalten, während „Die Geister der Wüste“ und „Melek am Quell“ mit ihren interessanten tonmalerischen Begleitungen mehr durch ihre harmonische und rhythmische Behandlung fesseln. Des Sängers klangvolle und umfangreiche Stimme war im Vortrag dieser Lieder mit der an ihm stets gerühmten zarten und innigen usdrucksweise vereint. Von größerem musikalischen Werth waren die bierauf folgenden drei Lieder von Franz, von denen „Stille Sicherheit“ auf Wunsch wiederbolt wurde. Auch vier Lieder von R. Strauß erfreuten sich so lebhaften Beifalls, daß der Künstler dem nach dem heiteren Liede „Ach, weh mir unglückhaften Mann⸗“ erschallenden Dakapo⸗Rufe bereitwillig Folge leistete. Vier bekanntere Balladen von C. Löwe bildeten den Schluß des Abends. Nach anhaltendem Beifall fügte der Sänger noch die Ballade „Prinz Eugen“ von Löwe hinzu. Die kunstsinnige, gewandte Klavierbegleitung des Herrn
rofessors Heinrich Schwartz, der sich eines klangvollen Blüthner’schen Flügels bediente, ist noch besonders lobend zu erwähnen
Mannigfaltiges.
Der Magistrat hat der Stadtverordneten⸗Ver⸗ sammlung eine Vorlage zugehen lassen, in welcher dieselbe um ihr Einverständniß ersucht wird, daß zur Vollendung des Thurmes der Kaiser Wilhelm⸗Gedächtnißkirche ein Beitrag von 300000 ℳ und zur Vollendung der Kaiser Friedrich⸗Gedächtnißkirche ein Beitrag von 50 000 ℳ aus städtischen Mitteln gewährt werde, ferner daß hierzu der Betrag von 250 000 ℳ aus den Ersparnissen des Dispesitionsfonds im Etatsjahr 1894/95 und 100 000 ℳ aus dem Dispositionsfonds des laufenden Etatsjahres entnommen werde.
Die städtische Deputation für Kunstzwecke beschäftigte sich in ihrer letzten Sitzung unter dem Vorsitz des Ober ⸗Bürger⸗ meisters Zelle mit verschiedenen Fragen, betreffend die künstlerische Ausschmückung von Gebäuden und Plätzen der Stadt. Es wurde der „Nat.⸗Ztg.“ zufolge beschlossen, auf dem Andreasplatz eine mit Bild⸗ werken geschmückte Bank zur Aufstellung zu bringen. Ferner soll im Armendirektions⸗ und Sparkassengebäude am Mühlendamm die Vor⸗ halle einen künstlerischen Schmuck erhalten, und zwar sollen das Ge⸗ wölbe und die Lünetten mit Mosaikgemälden geschmückt und die Wände mit glasierten Fliesen bekleidet werden. Die auf dem Vorplatz des Kriminalgerichtsgebäudes zu errichtende Löwengruppe wird bereits anfangs Juni daselbst ihren Platz einnehmen. Auch der Eingang zum richshain soll einen künstlerischen Schmuck erhalten; es soll daselbst ein künstlerisch geschmücktes Portal, voraussichtlich vor dem Königsthor, errichtet werden. Behufs Ausführung dieses Projekts soll die Genehmigung der städtischen Behörden nachgesucht werden. Die letzteren sollen ferner ersucht werden zur Aufstellung der
B um die Geneh igung 2 ung d „Berolina“ auf dem Aleranderplatz, der Büste von Schulze⸗Delitzsch
Wetterbericht vom 29. April 8 Uhr Morgens.
auf dem Platz am Eingang der Köpnickerstraße bei der Neuen Jakob⸗ straße und des Uechtritz schen Brunnens an der Gormannstraße.
Die diesjährige Delegirtenversammlung des Vaterl] ändischen f findet am
Frauenvereins find 10 Uhr, im Ministerium sammlung am Donnerstag, Sing⸗Akademie statt.
Am Mittwoch, den 1. Mai, tritt der diesjährige Som er⸗
Fahrplan der Groß
esellschaft in Kraft, durch welchen nachstebende Aenderungen
kommen:
zur Einführung osenthaler
wird vom Weinbergsweg c., zur Ecke der
Mansteinstraße — Rosenthaler Thor . Zionskirchplatz und die Swinemünderstraße bis zum Vinetaplatz ver⸗ wird die Linie 1 nur bis zur Charlottenstraße (Unter den Linden) betrieben und dafür
längert wird. Ferner die Linie Gesundbrunnen durchgeführt. Die Linie Kottbuser Thor wird straße bis zur
zeitig wird die
unbeanstandeten behördl.
genommen, indem die jetzige Linie Lützowplatz— Bahnhof Börse Neubaustrecke bis
über die verlängert und über den Hackeschen Alte Schönhauserstraße
bezeichnete ferner
sämmtlichen Aenderungen
Berlin gelangt wieder zur Ausgabe und ist demnächft bei sämmtlichen Schaffnern sowie beim Pförtner, Friedrichstraße 218, zum Preise von
10 ₰ käuflich zu haben.
Wiesbaden, 29. April. entzündung erkrankt; heute ist das Befinden, dem „R
zufolge, besser.
Mülhausen i. E. der hiesigen „Herberge z
gaben entnommen: Diezahlreichen neu gegründeten Herbergen zur Heimath sind der deutlichste Beweis ihrer Nützlichkeit und zeugen von den
Vortheilen, welche sie so vielen Reisenden, Arbeitnehmern und jungen Leuten, die von ihren Familien r . meisten der an großen Hauptstraßen gelegenen Herbergen zur Heimath sehen sich genöthigt, die Zahl ihrer Betten zu vermehren, und in on ihnen Filialen
großen Städten müssen
alle Einkehrenden unterzubringen. e solche kehrsader unsere Stadt nicht durchzieht, so fließt unserer Herberge zur Heimath auch nichts von den daran geknüpften Vortheilen zu, und
deswegen können wir vom früheren Anzahl unserer weisenden Einschreibungen Vorjahr, während die gehenden Durchreisenden haben verweilt (gegen 4520); sind 7166 Nächte
essen, jahre. Di nern die Vorträge am Dienstag
Hause stattfanden, sind in das evangelische Vereinshaus verlegt worden. uns die Eisenbahnverwaltung erlaubt hat, im 1 Klasse sowie auch am äußeren Gitter des hiesigen Bahnbofs anzu⸗ benachrichtigt, daß in Mülhausen eine Her⸗
bringen, wird jedermann
im Binnenlande ist fast überall Regen gefallen, Ge⸗ witter werden nicht gemeldet.— Deutsche Seewarte.
sondern Ramlerstraße
Fichtestraße,
Linie Schloßplatz -Moabit, Werftstraße durch die und Thurmftraße bis zur Wilhelmshavenerstraße verlängert. Neubaustrecke von der Lutherstraße, Augsburgerstraße, Schaperstraße, Hagenauer⸗ straße bis zum Stroßburger Platz (Wi
Markt,
nach dem Schönh user Thor vorgeschoben wird. Auf der Linie Moabit, Werftstraße —Großagörschenstraße gelangt statt des bisberigen 8⸗ ein 6⸗Minutenbetrieb zur Einführung. Schließ⸗ lich treten noch verschiedene Tarifverbilligungen in Kraft.
nahe steht, d. b. 15 993 beträgt gegen 16 207.
verzeichnet Gäste haben im Hospiz während 3760 Nächten gewohnt. zeiten vertheilen sich folgendermaßen: 15 576 Frühstücke, 23 260 Mittag⸗ +h 004 Abendessen, zusammen 57 840 gegen 50 840 im Vor⸗
Die Zusammenkünfte des
Mittwoch, den 8. Mai, Vormittags der öffentlichen Arbeiten, die Generalver⸗ den 9. Mai, Vormittags 11 Uhr, in der
en Berliner Pferde⸗Eisenbahn⸗
Die Linie Marheinekeplatz — Vinetaplatz Thor aus nicht mehr durch den durch die Brunnenstraße bis geführt, während die Linie Thor über den Weinbergsweg,
„Tegeler Chaussee —Kreuzberg“ — Charlottenstraße bis zum Kreuzberg Behrenstraße, Ecke der Friedrichstraße — durch die Admiral, und Grimm⸗ Ecke Hasenhaide, und die Rathenower⸗ Gleich⸗ Nettelbeckstraße durch die mersdorf), der Strecke, in
vorbehaltlich der Abnahme Betrieb zum Straßburger Platz der Endpunkt von Bahnhof Börse die Rosenthalerstraße, Neue und
Das die enthaltende Fahrplanbuch mit Plan von
Gustav Freytag .r e. in. Courier
Dem Jahresbericht des Verwaltungsraths ur Heimath; sind die nachstehenden An⸗
entfernt wohnen, verschaffen. Die
pegründet werden, um Da eine solche bedeutende Ver⸗
verflossenen Jahr nur die Beibehaltung der Gäste berichten. Die 3218 Namen auf⸗ bilden eine Verminderung gegen das Zahl der Schlafnächte der 598 ie in der Herberge 5067 Schlafnächte für die Kostgänger der gleichen Klasse (gegen 8072), und die übrigen Die Mahl⸗
evangelischen Männervereins sowie Abend, welche drei Jahre lang in unserm im vergangenen Herbst eingeweihte Durch ein Schild, welches Wartesaal dritter
berge zur — besteht und ankommenden Reisenden stets geö
ist. Die Jahreseinnahmen haben infolge der vermehrten Meaböffrt sich auf die Summe von 42 265 ℳ erhöht, worin ein Ueberschuß von ungefähr 20 ℳ für den . ersichtlich ist. Wenngleich durch diese Verbesserung der trieb ein günstiges Resultat aufweist, so konnten dennoch die Zinsen des Grund⸗ kapitals nicht bestritten werden, und wir werden endgültig denselben entsagen müssen, da künftige Ueberschüsse für den Unterhalt der Ge⸗ bäude und eine nach zehn Jahren Hufrh gewordene Amortisation dienen. — Die Mülhauser Anstalt für Arbeitsvermittelung fährt fort, uns Arbeitgeber zuzuführen, welche sich nach den ihnen nothwendigen Kräften umsehen, sowie auch Arbeitnehmer, die einem Arbeitsposten nachstreben. Die Arbeitshütte, welche erfreulicher⸗ weise vorwärts geschritten und das ganze Jahr hindurch, besonders im Winter bei Mangel an beständiger Beschäftigung, unserer Stadt wirkliche Dienste leistete, schickt uns diejenigen, welche ihr für ihren Unterhalt arbeiten und läßt ihnen durch unsere Anstalt die Beköstigung zukommen.
Laibach, 27. April. Der Minister des Innern Marquis Bacquehem traf heute früh hier ein und besichtigte eingehend die durch das Erdbeben angerichteten Verbeerungen. Wie „W. T. B. meldet, äußerte der Minister, er habe sich die Lage kaum so schlimm vorgestellt, und versprach die wohlwollendste Berücksichtigung aller berechtigten Wünsche seitens der Regierung.
Paris, 27. April. Bei der Durchfahrt durch den Suezkanal sprangen dem „W. T. B.“ zufolge 16 Mann der Fremdenlegion von dem nach Madagaskar segelnden Transportdampfer Liban“ über Bord und erreichten das Land. In Port Said wurden sie wieder festgenommen.
Epinal, 28. April. Der Damm, welcher das Wasser⸗ Reservoir des Ostkanals in Bousey schützte, ist gestern Vor⸗ mittag gebrochen. Ueber das dadurch herbeigeführte Unglück werden dem „W. T. B.“ folgende Einzelheiten gemeldet: Das Reservoir enthielt 7 Millionen Kubikmeter Wasser. 500 m lange Damm wurde auf einer Strecke von 100 m durch⸗ brochen. Das bei dem Damm liegende Dorf Bousey wurde voll⸗ ständig zerstört. Der Wasserstrom zerstörte die Böschung des Ost⸗ kanals, dessen Wasser ebenfalls ausströmte. Die Wasserflurhen stürzten auf einer Strecke von 15 km durch das Thal des Flusses Ariore bis zur Mosel, zerstörten theilweise die Dörfer Dar. meulles, Uxregney und Domébre und vpernichteten alles auf ihrem Wege. In allen Häusern steht das Wasser 2 m hoch. Pflan⸗ zungen wurden von dem Wasser zerstört, Brücken weggerissen und die Bäckereiöfen ausgelöscht. Die Einwohner sind ohne Brot, ohne Obdach, ja ohne Kleider. In der ganzen Gegend herrscht äußerste Bestürzung. Die erste Hilfe wurde sehr schnell organisiert. Der Präfekt besuchte gestern alle von dem Unglück betroffenen Gemeinden und ließ Listen der Bedürftigsten aufstellen. Die Truppen leisten Hilfe, um die Wege wiederherzustellen, die Leichen aufzusuchen und das umgekommene Vieh zu verscharren. Die Zahl der Todten wird gegenwärtig auf 117 geschätzt, nur erwa die Hälfte der Leichen hat bis jetzt aufgefunden werden können. Die Bergungsarbeiten sind schwierig, da überall fußhoher Schlamm liegt. Der Minister der öffentlichen Arbeiten, der zur Zeit in Toulon ist, beaiebt sich beute Abend nach Epinal. Der Minister des Innern wird sich heute Abend ebenfalls dorthin begeben, um Unterstützungen an die Opfer des Un⸗ glücks zu vertheilen. Die Verbindung zwischen Paris und Exinal wird über Port d'Atelier und Mülhausen, die zwischen Exinal und Nanch über Saint⸗Disé und Lunspille bewerk⸗ steligt. In Domsvre⸗en⸗Haye fand heute die Beerdigung von fünfzehn bei dem Dammbruch um das Leben gekommenen Personen statt; derselben wohnte eine sehr zahlreiche Menschenmenge bei. — Etwa 50 000 Personen trafen aus der ganzen Umgegend hier ein, um die von der Katastrophe betroffenen Ortschaften zu besuchen, die einen
haben mit der Vertheilung von Unterstützungen begonnen. Brüssel, 27.
2 April. In Laeken ist, laut Meldung des „W. T. B.“, in der Schaustellung „Venedig in Brüssel“ das Dach des im Bau befindlichen Zirkus eingestürzt und hat 17 Arbeiter
mit sich gerissen. Von diesen sind 11, darunter 3 schwer, verletzt.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)
Carl Zeller. Regie: Herr Unger.
Anfang 7 ½ Uhr.
4⁰0 R.
Wetter.
in 0 Celsius
Temperatur
Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeressp. red. in Millim. 8 —
5⁰ C 1
V
haus. letta.)
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2 bedeckt
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3 halb bed. still wolkenlos stil wolkig WNW 1 wolkenlos NNW 1 wolkenlos
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99
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Dr. Muck. 7 ½ Uhr.
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10592 9vnS=— G 9668
Stockholm . Heparanda . St Petersbg. Moskau .. Cork, Queens⸗ wiwhmm .. Cherbourg. Helber....
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frieds Tod. Anfang 7 ½ Uhr.
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Münster. Karlsrube. Wiesbaden
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von H. Meery.
Anfang 7 ½ Ubr.
Eine 8 J an icht wesentlich beeinfluff un uUssen. rung unserer N. Füesfs im Osten heiter,
Deutschland ist nch im Westen trübe,
3 Akten
Ballet von Paul Taglioni. ig, (In italienischer Sprache.)
Schauspielhaus. 114. Vorstellung. 1 Lustspiel in 5 Aufzügen von Nicolay Gogol, deutsch von Elsa von Schabelsky. Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 ½ Uhr.
Mittwoch: Opernhaus. 3 Oper in 4 Akten von
1 Verdi. Text nach dem Italienischen des Salvatore Anfang 7 ½ Ubr.
Schauspielhaus. 1 lungen. Ein deutsches Trauerspiel in 3 Friedrich Hebbel. Abtheilung: Vorspiel in 1 Aufzug. Zweite Abtheilun Ein Trauerspiel
Fr. Haase.
Eine Partie Piquet. Mittwoch: Madame Saus⸗Gene. Donnerstag: Zum ersten Male: Die Läster⸗
schule. Lustsviel in 5 Akten von Sheridan, deutsch
von L.
Theater⸗Anzeigen. Königliche Schauspiele. Dienstag: Opern⸗
108. Vorstellung. La Traviata. (Vio Oper in 4 Akten von Giuseppe Verdi. Dirigent: Kapellmeister
109. Vorstell
115. Vorstellung. Die
Erster:
Der gehörnte
in 5
Deutsches Theater. Dienstas: Abends 7 ½ Uhr.
Mittwoch: Die Weber.
D tag: Weh dem, der lügt!
—
Berliner Theater. Dienstag: Letztes Gast⸗ Der Königsleutnant. —
Lessing-Theater. Dienstag⸗ Zwei Wappen.
Donnerstag: Ter Herr Senator.
Friedrich -Wilhelmstädtisches Theater.
bausseestraße 25/26.
Dienstag: Der Obersteiger. Held und M. West. Musik von
Der Revisor.
In Scene gesetzt vom
Siegfried. g: Sieg⸗ Aufzügen.
Mittwoch: Der Obersteiger.
Neues Theater. Dienstag: Im Forsthause. (Vio⸗ 4 Akten von Richard 1 Die Massagekur. Dramatischer
Anfang
von Alexander Rosen. — Vorher: kur. Dramatischer Scherz in 1 Misch.
Donnerstag: Demi⸗Monde. Der 4 Akten von Alexandre Dumas. iuseppe
Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lautenburg. nand’s Ehekontrakt. (Fil à la
Nibe⸗ Abthei⸗ Abend
arbeitung von Ehekontrakt. Theater Unter den Linden.
ständig neuer Ausstattung:
und A. M. Willner. Musik
Dirigent: Dorothea. bach. Anfang 7 ¼ Uhr.
8
der Possensaison.
Leibrente. Moser. Anfang 7 ½ Uhr. geschlossen. in
Kavpellmeister Ferron. Ermäßigte Preise der Plätze.
Schiffbauerdamm 4a. /5. Skowronnek. — von Robert Misch. Anfang 7 ½ Uh
2. „ 272 - . Mittwoch: Die Nervösen. (Les gens nerveux.) Familien⸗Nachrichten. Schwank in 3 Akten von Victerien Sardou, deutsch
Blumenstraße Nr. 9.
in 3 Akten von Georges Fevdeau, in deutscher Be⸗ Benno Jacobson. Anfang 7 ¼ Uhr. Mittwoch und folgende Tage: Feruand’s
Rund um Wien. Hr. Baurath a. D. Ludwig 4„ Ballet in 9 Bildern von Franz Der
choreographische Theil von Operette in 1 Akt von Jaques Offen⸗ Mittwoch: Rund um Wien. — Dorothea.
Bentral-Theater. Alte Svaee 8 e Direktion: Richard Schultz. — ienstag: S ß 2 für Robert Gathery. Emil Thomas a. G. — Oskar Blenke a. G. Die
Schwank in 5 Akten von G. von
Mittwoch, Donnerstag, Freitag wegen Vorbereitung Zum ersten Male: Figaro bei Hof.
Dirigent: Herr Adolph Ernst⸗Theater. Dienstag: Madame Snzette. Vaudeville⸗Posse in 3 Akten von Ordonneau. Musik von Edmond Audran. In Scene gesetzt von Adolph Ernst. Anfang 7 ½ Uhr.
Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zum Besten der Hilfsbedürftigen in Laibach. Bei halben Preisen. Charley’s Tante.
Schauspiel in Vorher: Scherz in 1 Akt
Verlobt: Frl. Else von Kessel mit Hrn. Sec.⸗ Lieutenant Walther von Fiebig (Gnesen). — Frl. Eleonore Moriz⸗Eichborn mit Hrn. Regierungs⸗ Assessor Kurt von Alten (Cassel).
Verehelicht: Hr. Prem.⸗Lieutenant Gottfred von Brauchitsch mit Frl. Lucky nenap-eer erene⸗; Hr. Sec.⸗Lieutenant Albert von Funcke mit Frl. Antonie Brügelmann (Paderborn).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Reichsgerichts⸗Ratb Turnau (Leipzig). — Hrn. Oberst von S (Darmstadt). — Eine Tochter: Hrn. Amts⸗ richter Vogt (Posen). — Hrn. Konsul Christian von Jecklin (Madrid). — Hrn. Landrath Herd⸗ weiller (Altena). 1
Gestorben: Fr. Berginspektor Lina Salzmann,
8 eb. Krizala (Myslowitz). — Hr. Kreis⸗Wundarzt
8. 8ge3 dolf Stasch (Sibyllenort, Oblau). — Hr. Geb.
Behrenstr. 55/57. Sanitäts⸗Rath Dr. Adolf Babel (Pleß). — Or⸗.
enstag: Mit voll⸗ Gymnasial⸗Direktor Dr. Karl Kunze (Lissa i. P.). —
Sr. Geb. R Henmg Fchreenee
— Hr. Geh. Regierungs⸗Rat v er.
(Berlin). — Hr. Major a. D. Camillus von der
Osten (Berlin). — Hr. Rittergutsbesitzer Graf
Alfred von Bredow (Klessen b. Friesack). — Dr.
General⸗Lieutenant . D. Carl von Str
Setrr). . a “ Schac oster Ribnitz). — . uptmann a. D. rnold Schmidt (Neustettin).
Die Massage⸗ Akt von Robert
Sittenbild in
patte.) —
von Josef Josef iter.
reich. — Vorher:
Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin.
Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin⸗
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagk⸗ Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
Acht Beilagen
(einschließlich Börsen⸗Beilage). 755¹0
trostlosen Anblick bieten. Die Behörden und Vertreter der Regierung
zum Deutschen Neich
9 102. “
8
78. Sitzung vom Sonnabend, 27. April.
Ueber den Beginn der Sitzung ist vorgestern berichtet worden.
Das Haus setzt die erste Berathung eines Gesetzes, be⸗
treffend die Abänderung des Branntweinsteuergesetzes fort.
Abg. Graf zu Stolberg⸗Wernigerode (b. kons.): Das Branntweinsteuergesetz von 1887 hat nur die Erwartungen erfüllt, welche in finanzieller Beziehung in Betreff der Verminderung der Trunksucht gehegt wurden; dagegen haben sich die Erwartungen, welche betreffs Förderung der Landwirthschaft gehegt wurden, nicht bestätigt. Wir billigen daher vollständig die Tendenz des vorliegenden Gesetz⸗ entwurfs, welcher die agrarischen Interessen mehr berücksichtigt. Mit der Einführung der Staffelsteuer sind wir durchaus ein⸗ verstanden; ebenso mit der veränderten Besteuerung der Melasse⸗ brennereien. Die Exportprämie halte ich an für ein Uebel; ist aber unter den obwaltenden Um⸗ ständen ein nothwendiges Uebel. Ob der Satz von 6 ℳ in allen Fällen genügen wird, halte ich für mindestens fraglich, und es erscheint mir wünschenswerth, der Regierung die Befugniß zu ertheilen, die 3 nicht nur zu ermäßigen, sondern auch zu erhöhen. Die Brenn⸗ steuer dürfte Erträge liefern, welche es ermöglichen, nöthigen Falls über den Satz von 6 ℳ hinauszugehen. Für unbedingt geboten halte ich, daß das Gesetz spätestens am 1. Juli in Kraft tritt. Sonst werden die Bestände an Melassespiritus noch anwachsen, und es ist nothwendig, mit den Spiritusbeständen bis zum Beginn der neuen Kampagne so viel als möglich aufzuräumen. Der Vorwurf, daß die Vorlage nur dem Großgrundbesitz von Vortheil sei, ist unberechtigt; die gesammte Landwirthschaft wird Nutzen daraus ziehen, denn auch die kleinen Grundbesitzer haben ein direktes Inter⸗ esse an den Brennereien. Der Abg. Spahn hat sich auf den Stand⸗
punkt der Regierung gestellt, daß die Spiritusbrennerei als land⸗
wirthschaftliches Nebengewerbe bestehen bleiben müsse. Das ist auch unser Standpunkt, sodaß also die Aussicht auf eine leichte Ver⸗ ständigung vorhanden ist. Eine schnelle Erledigung des Gesetzentwurfs liegt auch im Interesse einer Zurückhaltung der Spekulation.
Abg. Richter (fr. Volksp.): Der Reichs⸗Schatzsekretär hat gestern an unser Wohlwollen für die Landwirthschaft apvelliert. Dieses Wohl⸗ wollen ist allerdings vorhanden. Aber hier soll etwas gegeben werden; und da weder der Reichs⸗Schatzsekretär noch wir jemandem etwas geben können, ohne daß wir es einem anderen nehmen, so haben wir die Verpflichtung, genau zu prüfen. Bei der gegenwärtigen Vor⸗ lage handelt es sich in der Hauptsache darum, den ost⸗ elbischen Großgrundbesitzern auf Kosten der Steuerzahler Vortheile zuzuwenden, und das thun wir nicht. Die ganze Vorlage ist darauf zugeschnitten, die Ausgaben des Reichs zu steigern und die Einnahmen zu verringern. Und das angesichts einer Finanzlage, die der Staatssekretär Dr. Graf von Posadowsky nicht schwarz genug malen kann! Durch die Unterscheidung von gewerblichen und land⸗ wirthschaftlichen Brennereien wird die falsche Vorstellung geweckt, als ob nur die letzteren der Landwirthschaft von Nutzen seien. Das ist unrichtig. Gerade die gewerblichen Brennereien bringen dem mittleren und kleinen Grundbesitz Nutzen. Die statistischen Ausführungen des Reichs⸗Schatzsekretärs über den Kartoffelanbau und die Entwickelung der Spiritusbrennereien beruhen auf einer falschen Auffassung. Der geringeren Zunahme der Verwendung der Kartoffeln zu Brennerei⸗ zwecken im Zeitraum von 1883 bis 1893 steht eine stärkere Zunahme der Verwendung der Kartoffel für den Eßbedarf gegenüber. Nirgendwo in der Welt ist der Kartoffelbau im Vergleich zur Kopfzahl der Be⸗ völkerung so groß wie bei uns. Eine Heranziehung der Schweiz zum Vergleich ist ganz unmsglich, da dort ganz andere Verhältnisse, nämlich
as Monopol, bestehen. Die niedrigen Spirituspreise sind nur eine vorübergehende Erscheinung infolge der großen Kartoffelernte von 1893. Das Verlangen des Abg. Grafen Stolberg betreffs veränderlicher Hrämien würde eine Preisregulierung von Staatswegen bedeuten. Die Annahme dieses Gesetzentwurfs muß zum Monopol führen. Wir wollen das aber nicht.
Abg. Dr. Paasche (nl.): Wir bringen dem Gesetzentwurf im allgemeinen große Sympathien entgegen. Wir sind auch einverstanden mit der vorgeschlagenen Regelung der Brennsteuer, welche die Groß⸗ betriebe mehr belastet. Trotzdem können wir den Gesetzentwurf so wie er vorliegt, nicht annehmen. Unsere Bedenken richten sich in erster Linie gegen die Differenzierung der landwirthschaftlichen, der gewerblichen und der Melassebrennereien. Die Vorlage geht von dem Gedanken aus, daß eine Ueberproduktion in Spiritus vorhanden ist, und daß diese Ueberproduktion durch das Anwachsen der Melasse⸗ brennereien hauptsächlich hervorgerufen worden sei. Es ist das eine unrichtige Annahme. Die Spiritusbestände, welche von einer in die andere Kampagne hinübergenommen wurden, beliefen sich in früheren Jahren auf 20 bis 25 Millionen Liter. Im Jahre 1894
aber waren es 46 Millionen Liter, was eine Ueberproduktion von
etwa 20 Millionen Liter ausmacht. Die ganze Produktion von Melassespiritus hat aber in der Kampagne von 1893/94 nur 9,7 Millionen Liter betragen. Schon daraus geht hervor, daß der Melassespiritus unmöglich die Ursache oder die Hauptursache der Ueberproduktion sein kann. Die Vorlage würde, wenn sie ange⸗ nommen würde, die Melassebrennereien einfach todt machen; denn die aus ihr resultierende Mehrbelastung der Melassebrennereien würde rund 15 ℳ pro oliter betragen. Die Melassebrennereien. als Feind der Landwirthschaft hinzustellen, ist unberechtigt; auch sie kommen ihr zu gute. b 8
„Abs. Dr. Pachnicke (fr. Vg.): Es wird einer gründlichen Prüfung der Tragweite der einzelnen Bestimmungen der Vorlage in der Kommission bedürfen. Es ist ganz ausgeschlossen, daß der Export in dem Maße sich heben könnte, um den Ertrag der Brennsteuer für
rämien in Anspruch zu nehmen. Es kommt also wieder nur eine
ehrbelastung um einige Millionen heraus. Ein ferneres Bedenken haben wir gegen die Behandlung der Melassebrennereien, die man durch die bisherige Gesetzgebung groß gezogen hat und nun für ihre Existenz bestrafen will. Sie sind ebenso landwirthschaftliche Brennereien, wie die andern. Das gilt überhaupt für alle gewerb⸗ lichen Brennereien. Die Staffelung der Brennsteuer kommt nicht bloß auf einen Schutz der kleinen und mittleren Betriebe heraus, sondern auf die Herabdrückung der technischen Ueberlegenheit. Die ganze Tendenz des Gesetzes ist: die Gutsbesitzer, welche Brennereien haben, vor der lästigen Konkurrenz möglichft zu bewahren. Das hat der Staatssekretär Dr. Graf von Posadowsky selbst bezeugt, indem er sagte, die Vorlage sei eine agrarische. Charakteristisch war auch die Art, wie der Schatzsekretär das Monopol berührte; das war keine Zurückweisung des Monopols, sondern eine Aufmunterun für die⸗ Heeen welche sich mit dem Gedanken des Rohspiritus⸗ onopols ragen. Abg. Szmula (Zentr.): Der Unterschied der landwirthschaft⸗ lichen Brennereien und der gewerblichen liegt auf der Hand. Die ersteren dienen vor allem auch der Melioration des Bodens. Ferner sind die Rückstände der Brennerei nur im unmittelbaren Anschluß an den landwirthschaftlichen Betrieb verwerthbar, weil sie, wenn nicht sofort verfüttert, sauer werden. Es ist nothwendig, daß wir die Ueber⸗ produktion los werden, und dazu bedarf es der Exvortprämie. Wenn der Abg. Richter behauptet, der Kartoffelbau sei nicht zurückgegangen, so stehen dem meine Erfahrungen entschieden entgegen. In meinem
und für sich
zeiger und Königlich Preu
Berlin, Montag, den 29. April
ßischen Staats⸗Anzeiger.
5 8 .
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Kreise ist eine ganze Reihe von Brennereien eingegangen, andere haben ihren Betrieb eingeschränkt, und dementsprechend sind 1650 ha weniger mit⸗Kartoffeln bestellt worden, als früber. Ebenso liegt es ander⸗ wärts. Ueber die Kontingentierung der Melassebrennereien wird sich in der Kommission eine Verständigung erreichen lassen.
Abg. Holz(Rp.): Die Behauptung, daß die Vorlage nur dem Groß⸗ — er nützen werde, läßt jiich nicht im mindesten beweisen.
erade die kleinen bäuerlichen Besitzer werden Vortheil davon haben. Ich bin der Regierung sehr dankbar dafür, daß sie offen die a rarische Tendenz der Vorlage hervorgehoben hat. Die landwirthschaftlichen Brennereien sind in ihrer Existenz auf das äußerste gefährdet. Daß man dieser Sachlage gegenüber noch ern lich auf die Be⸗ hauptungen betreffs der „Liebesgabe“ eingehe, kann man nicht verlangen. Wenn früher über das Kontingent hinaus pro⸗ duziert wurde, so ließ sich das nur mit dem ansehnlichen Export r Diese Ausfuhr ist verloren und wird sich in dem früheren Umfange nicht wiedergewinnen lassen. Um so wichtiger ist es, das Gebiet des gewerblichen Verbrauchs von Spiritus, die Verwendung des denaturierten Spiritus, zu erweitern. In dieser Beziehung hat gestern der Abg. Gamp beachtenswerthe Anregungen gegeben. Eine empfindliche Benachtheiligung der landwirthschaftlichen Brennereien ist durch eine zu weitgehende Se der unregel⸗ mäßigen Betriebe bei der Vertheilung des Kontingents ent⸗ standen. ier muß eine Abhilfe getroffen werden und zwar durch Beseitigung des Begriffs der unregelmäßigen Betriebe aus dem Gesetz und durch Einführung einer Höchstgrenze des Antheils⸗ kontingents. Ich würde 800 hl dabei für angemessen halten. Was die Verhältnisse der Melassebrennereien betrifft, so haben sich die⸗ selben seit 1887 vollständig verändert. Damals kostete 1 Zentner Rohmaterial 3 ℳ, heute 18 ℳ, damals beliefen sich die Produktions⸗ kosten für eine Tonne Melassespiritus auf 25 ℳ, heute auf 6 ℳ Die Brennsteuer betrachten wir als eine Art staatlicher Organisation des Brennereig ewerbes. Von einer staatlichen Sub⸗ vention ist dabei aber keine Rede; denn die Exportprämien sollen aus dem Ertrage der Brennsteuer gezahlt werden. Daß von dem Gesetze die landwirthschaftlichen Brennereien begünstigt werden, ist durchaus gerechtfertigt; denn das Gesetz von 1887 hat die gewerblichen Brenne⸗ reien viel weniger im Betriebe gehindert wie die landwirthschaftlichen. Daraus erklärt es sich auch, daß die landwirthschaftlichen Brennereien bedeutend mehr zurückgegangen sind als die gewerblichen. Die Produktion der gewerblichen Brennereien hat demnach eine Steigerung erfahren. Man muß die kleinen Brennereien gegenüber den großen, die jetzt viel mehr produzieren können als früher, auf alle Fälle schützen. Die Exportprämie, die nur 6 ℳ beträgt, wird gegen⸗ über Rußland und Oesterreich, die höhere Prämien zahlen, nicht viel nützen. Ich glaube, daß mindestens eine Prämie von 7,50 ℳ nöthig sein wird. Der Kommission wird es hoffentlich gelingen, die Vor⸗ lage so zu gestalten, daß sie unserm Brennereigewerbe zum Segen gereicht.
Staatssekretär des Reichs⸗Schatzamts Dr. Graf von Posadowsky:
Meine Herren! Ich kann einzelne Bemerkungen, die im Laufe der Debatte gefallen sind, doch nicht ganz unwiderlegt lassen.
Zunächst möchte ich mich gegen eine Aeußerung des Herrn Dr. Pachnicke wenden. Ich babe gestern von einem Ideal gesprochen, welches in Bezug auf die Besteuerung des Spiritus vielleicht einzelne Mitglieder der rechten Seite dieses Hauses hegten. Ich babe das Wort „Monopol“ auch nicht in den Mund genommen. Daraus deduziert Herr Abg. Dr. Pachnicke, ich hätte die Herren auf der rechten Seite des Hauses ermuntert, in ihren Bestrebungen für das Monopol fortzufahren, ja ich hätte mich selbst nicht ungünstig über dasselbe ausgesprochen. Meine Herren, mir kommt diese Deduktion vor wie die jenes bekannten Kriminalisten, der sagte Geben Sie mir zwei Worte, geschrieben von der Hand eines Mannes, und ich schmiede eine Anklage daraus. Ich möchte Herrn Dr. Pachnicke zurufen: Geben Sie Gedankenfreiheit — auch einem Mitgliede des Bundesraths! Dann bitte ich aber auch Herrn Dr. Pachnicke, zu berücksichtigen, daß, wenn man an dieser Stelle steht, man immer geneigt ist, nicht nur seine Worte, sondern auch seine Gedanken durch eine Art Respirator gleiten zu lassen. Sollte es das Schicksal einmal wollen, daß ich die Ehre habe, in diesem Hause als Mitglied zu sitzen, so versichere ich Herrn Dr. Pachnicke, werde ich ihm meine Gedanken ungeschminkter mittheilen.
Der Herr Abg. Wurm hat gestern ausgeführt, eine Einschränkung der Spiritusfabrikation sei doch der Zweck der Gesetzgebung von 1887 gewesen, und man könne sich jetzt nicht darüber beschweren, wenn die Produktion zurückgegangen wäre. Meine Herren, Beschwerde haben die verbündeten Regierungen nicht darüber geführt, sondern sie haben Thatsachen festgestellt, um daraus Schlüsse für die vorliegende Novelle zu ziehen. Es ist nicht nur der Export beschränkt, sondern auch der heimische Konsum, und zwar je nachdem man das Uebergangsjahr 1887/88 mitrechnet oder nicht, um 19 ½ oder 22 ¾ % Daß ein solcher Rückgang selbstverständlich auf die Kartoffelproduktion einwirken muß, das, glaube ich, bedarf keines näheren Beweises, und wenn heute der Herr Abg. Richter versucht hat, in dieser Beziehung einen Widerspruch zwischen meinen Aeußerungen und denen des Herrn landwirthschaftlichen Ministers zu konstatieren, so bemerke ich, daß diese Annahme irrig ist. Der Herr land⸗ wirthschaftliche Minister hat zugestanden wie ich, daß die Kartoffel⸗ produktion gestiegen ist. Ich habe nur meine Deduktion dahin erweitert, daß ich gesagt habe, die Kartoffelproduktion wäre mehr gestiegen, wenn das Branntweinsteuergesetz von 1887 nicht ergangen wäre. Aber auch der Herr landwirthschafts⸗Minister hat seine Deduktionen wie ich mit dem Wunsche geschlossen: Wir müssen der Kartoffel eine bessere Verwerthung schaffen und deshalb versuchen, die Spirituspreise zu heben. Der Herr Abg. Richter hat bei der Gelegenheit ferner bemerkt, ich hätte nicht wie ein Schatz⸗ sekretär gesprochen, sondern wie der landwirthschaftliche Minister. Ich muß, ehrlich gestanden, sagen: eine Finanzverwaltung, die nicht die wirthschaftlichen Interessen im Auge behielte, würde ich für die traurigste Ausgeburt fiskalischer Bureaukratie halten. (Sehr richtig! rechts.) Zu dieser Sorte rein kalkulatorisch veranlagter Finanz⸗ männer wünsche ich nicht gerechnet zu werden. (Bravol rechts.)
Es ist ferner ausgeführt worden, wir wünschten die Melasse todt⸗ zuschlagen. Wir sind bei dem Gesetz allerdings davon ausgegangen, daß die Melasse sich wirthschaftlich viel weniger zur Branntwein⸗ produktion eignet wie als Futtermittel, und wir fußen damit auf dem sachverständigen Gutachten eines der ausgezeichnetsten Techniker, des
Herrn Professors Dr. Maerker, der ausdrücklich erklärt hat, daß Melasse beim Futter mit 3,50 bis 4 ℳ, beim Brennereibetriebe nur mit 1 ℳ zu verwerthen sei. Daß es natürlich nicht möglich ist, i ganz kurzer Uebergangszeit die große Masse Melasse zur Verfütterung zu bringen, das ist klar. Man kann aber doch das Ziel verfolgen der Melasse dadurch eine wirthschaftlichere Verwendung zu sichern, daß man immer mehr auf ihre Verwerthung für Futterzwecke hinwirkt.
Der Abg. Wurm hat ferner erklärt, nun wäre es ganz klar, wo die Liebesgabe geblieben wäre: die Brenner bekämen sie; denn in den Motiven zur Novelle stände mit dürren Worten: der Spirituspreis baut sich auf auf dem Preis des 70er Spiritus. Ich bedauere, daß der Abg. Wurm diese Entdeckung drei Jahre zu spät gemacht hat; denn ganz derselbe Passus findet sich in den Motiven der Novelle des Jahres 1892 und ist aus dieser entnommen.
Ich möchte aber daran noch eine Bemerkung gegenüber dem Herrn Abg. Dr. Pachnicke knüpfen, der gesagt hat, es wäre eine un⸗ umstößliche wirthschaftliche Wahrheit, daß sich der Preis einer Waare nach dem Reste derselben bemäße, der die höchsten Produktions⸗ kosten habe. Wenn das richtig ist, dann flösse die Liebesgabe nicht den Brennern zu, sondern den Konsumenten; denn die bekämen den Spiritus um 20 ℳ billiger, weil um den gleichen Betrag die Pro⸗ duktionskosten verringert werden. Die Liebesgabe findet thatsächlich ihren Ausdruck theils in dem billigeren Preis des Trinkbranntweins, theils im billigeren Preise des zu gewerblichen Zwecken ver⸗ wandten Spiritus, — eine Theorie, die seiner Zeit Herr Staats⸗ Minister Riedel meines Erachtens überzeugend ausgeführt hat, und wenn auch immer wieder auf diese Frage zurückgegriffen wird, so ist sie doch, wie ich glaube, bereits entschieden. Wenn diese Staffelung der Steuer zwischen 50 und 70 ℳ nicht wäre, so würde die Reichs⸗ kasse freilich 20 ℳ pro Hektoliter Branntwein mehr vereinnahmen. Würden wir diese Staffelung aber abschaffen, so wäre es ganz un⸗ zweifelhaft, daß um den gleichen Preis der Spirituspreis steigen müßte. (Sehr richtig! rechts.) Denn wenn der Spirituspreis auf dem Weltmarkt etwa 14 ℳ beträgt, und Sie nehmen die 13 ℳ, um die man annimmt, daß bis jetzt der Spiritus billiger geworden ist, weil sich um den gleichen Betrag die gesammten Produktionskosten des Brenners verringern, dem Brenner wieder ab, so kann er nicht mehr produzieren oder muß diesen Verlust abwälzen auf die Konsu⸗ menten. Mit anderen Worten: die Aufhebung der Staffelung würde zwar dem Steuerzahler Gewinn bringen, aber dem Kon⸗ sumenten den Genuß ganz erheblich vertheuern müssen. (Sehr richtig! rechts.) .
Seitens des Herrn Abg. Spahn sind Bedenken geäußert worden gegen die Herabsetzung der großen Kontingente. Wenn die großen Kontingente herabgesetzt werden, so fließt die Herabsetzung selbstver⸗ ständlich den übrigen Brennereien und Kontingenten zu. Die Ge⸗ sammt⸗Kontingente sind Reservatrecht der Einzelstaaten, können nicht verringert werden, und es findet eventuell nur ein Aus⸗ gleich zwischen den großen und kleinen Kontingenten statt. Ich halte es mit dem Abg. Gamp für richtig und vernünftig, den heimischen Konsum möglichst zu erweitern, und ich möchte die Bestrebungen, die jetzt dahin gehen, auch zu Leuchtzwecken den Spiritus in großem Um⸗ fange nutzbar zu machen, keineswegs für ganz müßig halten. Was aber besonders den erleichterten Verkauf des denaturierten Spiritus betrifft, so schweben jetzt hierüber Verhandlungen zwischen den preu⸗ ßischen Ressorts und den Reichsressorts, und ich möchte mich der Hoffnung hingeben, daß diese Verhandlungen zu einem Resultate führen, welches den Wünschen des Herrn Abg. Holtz entspricht.
Wenn man nun darauf hinweist, daß durch die Prämie eine Ver⸗ theuerung des inländischen Konsums eintreten würde, so ist das un⸗ zweifelhaft richtig, wenn die Prämie überhaupt wirkt; das ist ja aber der Zweck der Ausfuhrprämie, die Preise zu heben. Aber daß dadurch, daß etwa 2 bis 3 Millionen für Prämien ausgegeben werden und sich um den gleichen Betrag prozentual der Preis des Branntweins hebt, ein wesentlicher Rückgang in den Reichsfinanzen eintreten sollte, davon kann ernstlich nicht die Rede sein.
Der Herr Abg. Richter, glaube ich, hat die Bemerkung, die ich in Bezug auf die Prämien gemacht habe, mißverstanden. Ich habe verglichen den Konkurrenzkampf der einzelnen Staaten in ihren mili⸗ tärischen Rüstungen mit dem internationalen Konkurrenzkampf im Prämienwesen und habe aus diesem Vergleich den Schluß gezogen, daß es nicht möglich ist, daß, so lange andere Staaten ihre Industrie und besonders ihre Exportindustrie mit Prämien unterstützen, ein ein⸗ zelner Staat darin zurückbleibt. Ich habe aber nicht gesagt: das kommt ja gar nicht darauf an, ob man dabei ein paar Millionen für Prämien mehr ausgiebt — ebensowenig wie ich in einer kürzlichen Debatte gesagt habe: wenn jetzt durch die Steigerung der Petroleumpreise der Konsum des deutschen Volks in jenem Artikel so ungeheuer vertheuert würde, käme es nicht darauf an, andere Konsumartikel zu erhöhen. Ich habe nur erklärt: es ist über⸗ raschend, daß so tiefgehende weltwirthschaftliche Erscheinungen wie die Erhöhung des Petroleumpreises scheinbar so spurlos an dem Kon⸗ sumenten vorübergehen, daß dagegen hier, wenn seitens der Regierung irgend eine bescheidene Forderung auf Mehreinnahmen erhoben wird, die bei dem Konsum selbst schließlich auf Pfennige zurückgeht, sofort tragische Folgerungen daraus gezogen werden. Was den Vergleich mit der Tabacksteuer betrifft, so muß ich den zurückweisen. Ich habe nur den Beweis führen wollen, daß man auch bei der landwirthschaft⸗ lichen Industrie unter Umständen gleiche Zahlen aufstellen kann, daß man auch hier sagen kann: durch das Gesetz von 1887 sind 20000 bis 21 000 Arbeiter landwirthschaftlich weniger beschäftigt worden; daß es aber ganz verkehrt wäre, daraus soziale Folgerungen herleiten zu wollen. Die landwirthschaftlichen Arbeiter haben natürlich Unterkommen gefunden bei irgend einer anderen landwirthschaftlichen Arbeit und so würden sich auch etwaige Arbeiterentlassungen in der Tabackindustrie, falls solche wirklich stattfänden, in praxi vollständig ausgleichen, ohne die schweren Schädigungen, die man immer darzustellen beliebt, nach
sich zu ziehen