duktion zu berücksichtigen; immerhin sei noch mehr danach zu streben, Getreide nur in Deutschland zu kaufen. Auch möge die Militär⸗ verwaltung darauf Bedacht nehmen, bei den Truppen statt der wollenen mehr Leinenbekleidung einzuführen, um die deutsche Flachsproduktion zu heben Vielleicht sei auch der Frage eines Flachszolls näher zu treten?! Geradezu
ein Schlag ins Gesicht der deutschen Butterfabrikation sei es, daß die
Verwaltung der deutschen Kriegsmarine ausschließlich dänische Butter kaufe mit der ndung, sie könne die deutsche Butter nicht brauchen. Fort. hört! rechts.) Die ostpreußische und schleswig⸗holsteinische
utter könne mindestens mit der dänischen konkurrieren. Der Eisen⸗ bahn⸗Minister ferner möge die Eisenbahn⸗Restaurateure anweisen, nur deutsche Butter zu verwenden. Der Reisende wolle nicht nur gut fahren, sondern auch gut verpflegt werden. (Zustimmung) Wolle man in einzelnen Bahnhofs⸗Restaurationen Margarine zulassen, so möge die Eisenbahnverwaltung besondere Margarinestationen errichten! (Heiterkeit.) Bei den Schwellenlieferungen möge die Eisenbahnver⸗ waltung nicht allein auf den billigen Preis sehen, um das inländische Angebot nicht zu vermindern. Auch möge man bei dem Ausschreiben von Schwellenlieferungen nicht zu begrenzte, oft kaum erfüllbare Bedingungen stellen! Die Lieferung ausländischen Holzes müsse von Staatswegen ausgeschlossen sein.
Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen:
Meine Herren! Ich habe wiederholt in diesem hohen Hause sowohl wie im Herrenhause Gelegenheit gehabt, mein Interesse für die einheimische Forstwirthschaft zu bekunden, mein Interesse namentlich dahin zu bekunden, daß seitens der Eisenbahnverwaltung thunlichst darauf Bedacht genommen werde, inländische Hölzer zu ihren Schwellen, in ihren Werkstätten, zu ihren Bauten u. s. w. zu verwenden. Leider muß ich konstatieren, daß die Ergebnisse dieser Bemühungen ins⸗ besondere bezüglich der Schwellen verhältnißmäßig gering gewesen sind, hauptsächlich darum, weil die einheimische Forstwirthschaft nicht bisher in der Lage gewesen ist, für eichene und kieferne Nutz⸗ hölzer höhere Preise zu erzielen, als dies bei den Schwellen möglich war. Das hat zur Folge gehabt, daß uns noch in keinem Jahre der gesammte Bedarf an Schwellenholz und an Holz für die Revparaturwerkstätten von der inländischen Forstwirthschaft überhaupt nur angeboten ist, trotzdem daß die Direktionen angewiesen sind, in erster Linie auf inländisches Holz zu reflektieren, und darüber Kontrole geführt wird, ob das auch geschieht; alle Offerten müssen die Angabe enthalten, ob inländisches oder ausländisches Holz angeboten ist; — trotzdem, daß Preisunter⸗ schiede bis zu 10 % und 15 % mehr für das inländische Holz als für das ausländische bewilligt sind, ein Preisunterschied, welchen die Qualität allein nicht rechtfertigt (Widerspruch) — nach unseren Er⸗ fahrungen nicht; — trotzdem endlich, daß aus der Beschaffung von ausländischem Holze eine weit größere bureaukratische Arbeit erwächst, aus den Gründen, die der Herr Abgeordnete Gamp ganz richtig hervorgehoben hat. Allein, meine Herren, die Preisdifferenz muß doch innerhalbe gewisser Grenzen liegen, und ich habe mich nicht für ermächtigt gehalten, über eine Differenz von 10 und in Ausnahmefällen von 15 % zu Gunsten des inländischen Holzes hinauszugehen, es sei denn, daß wesentliche Qualitätsunterschiede zu erkennen waren.
Meine Herren, die größte Wohlthat für die inländische Forst⸗ wirthschaft würde es sein — ich habe das schon wiederholt aus⸗ gesprochen —, wenn es möglich sein würde, die Schwellen aus Buchen⸗ holz mit Vortheil zu verwenden; denn, wie gesagt, die inländische Forstwirthschaft kann ihr Eichenholz und ihr Kiefernholz höher ver⸗ werthen, als das bei den Schwellen angängig ist. Dagegen liegt die Frage ganz anders beim Buchenholz. Für das Buchenholz findet die inländische Forstwirthschaft meist keine lohnende Verwendung, und da würde es von sehr großem Werth sein, wenn die Eisenbahnverwaltung buchene Schwellen in größerm Umfang gebrauchen könnte. Ich habe mir — und ich kann mich da auf das Zeugniß meines Herrn Kollegen von der Landwirthschaft berufen — die allergrößte Mühe gegeben, muß aber konstatieren, daß im großen Ganzen die Ergebnisse leider wenig ermuthigend sind; die mit der buchenen Schwelle in jeder Form der Konservierung gemachten Erfahrungen sind nicht gerade günstig. Es sind im Laufe der letzten zehn Jahre eine große Menge buchener Schwellen verwendet; es ist auch versucht, direkt von den Forstbesitzeen zu erlangen, daß die buchenen Schwellen womöglich sofort nach der Fällung in Behandlung ge⸗ nommen werden; aber eine Gewähr für die Haltbarkeit der buchenen Schwelle ist nach dem Stande der heutigen Technik nicht zu erlangen. Alle Imprägnierungsmethoden geben einzelne vorzügliche Resultate, denen andererseits ebenso ungünstige, aus Ursachen, die wir zur Zeit nicht mit Sicherheit erkennen können, zur Seite stehen, sodaß von Strecken, wo buchene Schwellen gelegt⸗waren aus derselben Fällungs⸗ und Imprägnierungszeit und Methode, einzelne sich fast so gut ge⸗ halten haben wie eichene und andere nach zwei, drei Jahren haben entfernt werden müssen. Zur Zeit ist daher eine umfassende Ver⸗
durch Buchen⸗Schwellen nicht möglich.
Die Verwendung eichener Schwellen ging in den letzten Jahren zurück, hauptsächlich, weil wir durch verbesserte technische Einrich⸗ tungen die kieferne Schwelle für sehr viele Zwecke ebenso gut verwenden können wie früher die eichene, und weil im Interesse der deutschen Forstwirthschaft, bei der der Nadelholzbestand erheblich wächst, der Eichenholzbestand dagegen in dem Maße nicht zunimmt, es ermwünscht ist, allmählich einen größeren Prozentsatz kieferner Schwellen zu verwenden als bisher.
Es wurden verwendet 1891/92 615 000 Stück eiserne Schwellen und 2 938 000 hölzerne, 1892/93 602 000 eiserne und 2 319 000 höl⸗ zerne, 1893/94 527 000 und 3 045 000. 1894/95 trat ein großer Be⸗ darf an eisernen Schwellen ein, 818 000 gegen 2 589 000, ein Bedarf, der im großen Ganzen mit vorübergehenden Ursachen zusammenhängt. Für 1895/96 sind vorgesehen 790 000 eiserne und 2 254 000 hölzerne Schwellen, von letzteren 1 598 000 kieferne und 642 000 eichene. Das Verhältniß der inländischen ju den ausländischen hölzernen Schwellen war bei den eichenen Schwellen 1894/95 69 % vom Auslande gegen 31 vom Inlande; bei den kiefernen 90 % vom Ausland gegen 10 vom Inland.
Unter diesen Umständen ist es ja gewiß an und für sich durchaus gerechtfertigt dahin zu streben, eine größere Anzahl von inländischen Schwellen bei der Eisenbahnverwaltung zur Verwendung zu bringen. Ich habe daher auch die Direktion ganz allgemein ermächtigt, neben den Normalabmessungen für die verschiedenen Schwellengattungen bei
inländischen Schwellen auch andere Abmessungen zu gestatten. Wir nehmen von inländischen Schwellen nicht nur die normalen 2,70 m langen, sondern auch Schwellen, die darunter gehen auf 2,50 m. Wir nehmen sie mit den normalen Auflegern, aber auch ausnahmsweise mit
geringeren, wir nehmen nicht nur gerade, sondern auch krumme; kurz und gut, wir sind in Bezug auf das inländische Material durchaus nicht so skrupulös, wie der Herr Abg. Gamp es meint, sondern im Gegentheil sind die Direktionen bemüht, in dieser Beziehung bei der Abnahme des inländischen Materials entgegenkommend zu verfahren.
Ueber die bureaukratischen Bedenken, daß man nicht gern mit einer ganzen Menge kleiner Leute sich in Verbindung setze, sind wir längst hinweg. Wir schließen schon Schwellenlieferungsverträge über 100 Stück ab. Bei den beiden letzten Submissionen, die mir gerade noch vorliegen, sind eine große Zahl solcher kleiner Posten von in⸗ ländischem Holz angekauft. Es ist infolge dessen auch in einzelnen Direktionsbezirken, wo schon bisher es an kleineren Holzhändlern nicht gefehlt hat, möglich gewesen, ziemlich starke Bestände von inländischem Holz, namentlich von inländischem Eichenholz, als Schwellenmaterial zu beschaffen. In anderen Gegenden des Landes giebt es aber eigent⸗ lich gar keine kleinen Holzhändler, und das ist namentlich im Osten der Fall; da giebt es nur große Holzhändler und die befassen sich fast nur mit der Beschaffung von ausländischem Holz, von den Produzenten bekommen wir überhaupt keine Offerten.
Der Herr Abg. Gamp hat bemängelt, daß den Holzlieferanten die Bestimmung der Station aufgegeben würde, auf der sie das Holz abzuliefern gedächten. Diese Bestimmung ist im wesentlichen zu Gunsten des Lieferanten getroffen worden. Man wollte ihnen freie Hand lassen, ob sie es auf der oder jener Station abliefern wollten; indessen muß die Eisenbahndirektion natürlich wissen, wo sie ihr Holz zu empfangen hat; sie muß das Holz ja zunächst einer Imprägnierungs⸗ anstalt zuführen. Deswegen müßte sie, wenn sie nur von rein bureaukratischen Grundsätzen ausginge, jedesmal vorschreiben: die Schwellen müssen abgeliefert werden loko der Imprägnierungs⸗ station X, das wäre das Bequemste. Das geschieht aber im Interesse des einheimischen Holzhandels nicht, sondern es wird dem Lieferanten über⸗ lassen, sich den Ort der Ablieferung auszusuchen. Es wird auch bei keiner Direktion irgend einen Anstand haben, wenn der Holzhändler das Holz nicht auf Station X, sondern auf Station A derselben Strecke abliefert.
Es ist ferner bemängelt worden, daß die Lieferungszeiten bei den Ausschreibungen zum theil unzweckmäßig bestimmt worden seien. Ich gebe dem Herrn Abg. Gamp darin mit einiger Einschränkung Recht. Auch meinerseits ist das beobachtet worden; wo es aber beobachtet ist, ist Abhilfe getroffen worden, und jetzt ist als allgemeine Regel angegeben, daß das Holz, welches im Sommer 1896 zur Verwendung kommen soll, im Herbste 1894 ausgeschrieben werden soll. Das geht sogar noch weiter, als der Herr Abg. Gamp verlangt hat, aber unserem Interesse entspricht es mehr, zwei Jahre dazwischenzulegen, als ein Jahr; denn das Holz muß aus⸗ trocknen vor der Imprägnierung. Also in dieser Beziehung ist den Wünschen des Herrn Abg. Gamp schon entsprochen. Mehrjährige Verträge zu schließen, würde mir nicht unerwünscht sein, aber ich glaube, es würde sich kein Händler finden, der unter den gegen⸗ wärtigen Verhältnissen bereit wäre, auf mehrere Jahre hinaus zu den gedrückten Preisen die Schwellen zu liefern. Kommt eine Wendung in der Konjunktur, dann werde ich mich wahrscheinlich sträuben, die erhöhten Preise für mehrere Jahre zu bewilligen, sodaß es mit den mehrjährigen Verträgen voraussichtlich nichts werden wird.
Was nun die Bedingungen anbetrifft, die von dem Herrn Abg. Gamp als Beweis angeführt sind, daß doch nicht überall zweckmäßig verfahren würde, so muß ich sagen, ich habe eigentlich aus denselben, wenn ich den Herrn Abg. Gamp richtig verstanden habe, die Schluß⸗ folgerungen nicht entnehmen können. Wenn beispielsweise eine Werk⸗ stätte — wenn ich nicht irre, war es Oberhausen — vorgeschrieben hatte, die Lieferung dürfe keine Waldkante, aber auch keinen Splint haben, so hat das insofern doch seine Bedeutung, als für Waldkante und Splint bekanntlich Abzüge gemacht werden bei der Bezahlung; aber es kommt sehr häufig vor, daß dabei geschmuggelt wird. Dagegen wird sich die Werkstätte in Oberhausen wohl gewehrt
Der Herr Abg. Gamp hat dann gesagt, ein großer Vorzug für die Staatskasse bei der Verwendung von inländischem Holz und zwar von solcher Bedeutung, daß das ausschlaggebend sein müßte für die Heranziehung des inländischen Holzes, liege darin, daß man kontro⸗ lieren könnte, ob das Holz auch innerhalb der normalen Fällungszeit vom 1. November bis zum 1. März geschlagen worden ist, während das bei ausländischem Holz sich nicht untersuchen lasse. Ich habe dem Herrn Abg. Gamp zugenickt, daß sich das doch kontrolieren lasse, und zwar kontroliert sich das durch einfache thatsächliche Verhältnisse. Wer mit den Verhältnissen in den Ländern einigermaßen vertraut ist, aus denen wir unser Schwellenholz beziehen — das sind fast aus⸗ schließlich Rußland und Oesterreich⸗Galizien —, der weiß, daß dort im Sommer überhaupt nichts gefällt werden kann, sondern nur im Winter, denn nur im Winter sind die Waldungen überhaupt zu⸗ gänglich für die Gespanne, und nur auf Schlitten kann das Holz herausgebracht werden. Man hat bei diesen sogenannten polnischen Hölzern die unbedingte Garantie, daß sie nur in der richtigen Fällzeit geschlagen worden sind. Sodann haben diese Hölzer noch den Vorzug, daß sie nicht blau werden, da sie sofort nach Aufgang der Flüsse ins Wasser geworfen und uns zugeflößt werden. Das Blauwerden ist eine Pilzbildung, die im Walde vor sich geht, wenn die gefällten Hölzer nach der Entrindung und Zubereitung bei offenem Wetter zu lange im Wald liegen bleiben. Das geschieht aber, wie bemerkt, bei den ausländischen Hölzern nicht. Aber selbst, meine Herren, wenn die Hölzer in den Sommermonaten gefällt werden würden, so wäre damit bei diesem Holz auch nicht viel verloren⸗? denn es wird sofort ins Wasser gebracht, und die Gelehrten sind sich darüber noch lange nicht einig, welches Holz den Vorzug verdient, ob das im Wadel gefällte oder das außerhalb des Wadels gefällte, vorausgesetzt, daß das Lolz sofort imprägniert wird. Es giebt Forsttechniker, die da behaupten, die Imprägnierung ist viel wirksamer bei Hölzern, die im Saft ge⸗ fällt sind, als bei Hölzern, die nicht im Saft gefällt sind, voraus⸗ gesett, daß die Imprägnierung sofort am grünen Holz
daß die Hölzer geflößt werden. Indessen
eine so prekäre technische Frage, daß ich mir
dieser Beꝛiehung ein Urtheil nicht erlauben will; ich habe das nur anzuführen gestatten wollen, daß bei den polnischen Hölzern doch wohl eine Gewähr in den natürlichen Verhältnissen des Landes dafür besteht, daß sie im Wadel gefällt werden, und zweitens, daß gegen das Blauwerden der Hölzer auch dort keine geringeren bei unseren einheimischen Hölzern
Meine Herren, wir haben wirklich sehr lange Erfahrungen in der Verwendung und in der Qualitätsbeurtheilung dieser Hölzer hinter uns, und wir können aus dieser Erfahrung heraus nur sagen, daß das ausländische Holz nicht schlechter ist wie unser einheimisches, und das einheimische nicht schlechter wie das auswärtige; beide Hölzer, wenn vernünftig behandelt von der Fällung an bis zur Einlegung in den Bahnkörper, thun vollständig ihren Dienst. Wir würden es nach jeder Richtung hin vorziehen, inländisches Holz zu erwerben statt aus⸗ ländischen Holzes, und ich bin jeder Zeit bereit, alles dasjenige zu thun, was dahin führen kann, den Bezug von inländischem Holz zu vermehren.
Amerikanisches Holz, glaube ich, beziehen wir kaum. In früherer Periode ist namentlich seitens der Privatbahnen viel ausländisches Holz bezogen, insbesondere pitch pine und yellow pine. Die Staatswerkstätten verwenden derartige Hölzer nur ausnahmsweise, wo es einmal im einzelnen Falle wegen des Verwendungszwecks sich nicht umgehen läßt, obwohl namentlich für den Wagenbau das pitch-pine- Holz ein ganz vorzügliches Material ist. Meine Herren, ich glaube daher, Sie dürfen versichert sein, daß Ihre Bestrebungen, dem inlän⸗ dischen Holz eine größere Verwendung zu verschaffen, bei mir auf einen durchaus fruchtbaren Boden fallen und mit Wohlwollen unter⸗ stützt werden. (Bravo!)
Minister für Landwirthschaft ꝛc. Freiherr von Hammer⸗ stein⸗Loxten:
Meine Herren! Der Antrag bezweckt, dahin zu wirken, daß die Staatsbetriebe beim Ankauf von land⸗ und forstwirthschaftlichen Er⸗ zeugnissen die inländischen Erzeugnisse bevorzugen; da der landwirth⸗ schaftlichen Verwaltung aber solche Betriebe nicht unterstehen, so würde ich vielleicht in der Lage sein, mich zu dieser Frage überall garnicht zu äußern. Indessen würden verschiedene Bemerkungen, die der Herr Abg. Gamp gemacht hat, mich an sich schon zu einer Er⸗ widerung veranlassen, und ich nehme auch keinen Anstand, mich zu der Frage im allgemeinen auszusprechen.
Zunächst ist es richtig, daß ich in der General⸗Kommission über den landwirthschaftlichen Etat gesagt habe, daß der Produzent — nun kommt das Wesentliche, was ich derzeit hinzugesetzt oder doch gemeint habe — den Konsumenten gegenüber das Recht habe, eine Er⸗ stattung der Kosten seiner aufgewendeten Arbeit und einen geringen Lohn zu beanspruchen. Ich glaube, auch der Herr Geheime Rath Gampwird in diesem Sinne, selbst wenn es nicht klar ausgesprochen wäre, meine Darlegung nur so haben auffassen können. Denn ich glaube nicht, daß jemand hier im Hause ist, namentlich auf der rechten Seite des Hauses, der anerkennen will, daß der Staat verpflichtet ist, jedem Produzenten — nicht bloß den Landwirthen, sondern allen Pro⸗ duzenten — eine volle Erstattung der Produktionskosten und einen Gewinn seitens des Staats zu sichern. Also ich gestatte mir, die fragliche Aeußerung in dieser Richtung zu berichtigen.
Nun, meine Herren, bald nach Uebernahme der landwirthschaft⸗ lichen Verwaltung habe ich mich mit dem Herrn Kriegs⸗Minister ein⸗ gehend darüber unterhalten, ob nicht die Armee, der größte Kon⸗ sument besonders landwirthschaftlicher Erzeugnisse, und event. auf welchem Wege zu veranlassen sei, vom Produzenten direkt ihren gesammten Bedarf zu beziehen und den Zwischenhandel auszuschließen, um dadurch dazu beizutragen, daß, wenn an sich dadurch auch eine Preissteigerung nicht erzielt würde, jedenfalls doch den Produzenten der Nutzen zufließe, welchen gegenwärtig der Zwischen⸗ händler einheimse. Sie wissen, meine Herren, daß unser gegenwärtiger Herr Kriegs⸗Minister selbst großer Grundbesitzer ist, ein sehr warmes Herz für die Landwirthschaft hat; man könnte dreist sagen, daß er den objektiven aber entschiedenen Agrariern angehöre. (Heiterkeit.) Nun, meine Herren, der Her Kriegs⸗Minister hat mir mitgetheilt, daß in obiger Richtung sowohl bei der Lieferung von Korn, wie von Fleisch für die Konserven⸗ fabriken u. s. w. er versucht habe, sich direkt mit den Produzenten ins Einvernehmen zu setzen und mit ihnen Lieferungsverträge abzuschließen, daß aber der Versuch, wo er in größerem Umfange gemacht sei, ge⸗ scheitert sei; der einzelne Landwirth habe die genügend trockene Qua⸗ lität oder die geforderte Qualität von Getreide oder die geforderte große Masse nicht liefern können; ebenso sei es bei der Lieferung von Fleisch für die Konservenfabriken ergangen, da die größeren Konservenfabriken immer einer großen Quantität durchaus gleichartig gemästeten Fleisches be⸗ dürfen. Kurzum, die Landwirthschaft habe in der Regel versagt Endlich sei auch vom Zwischenhandel in der Regel ein niedrigeres Gebot bei Lieferung guter Waare, sowohl von Fleisch wie von Ge⸗ treide, als von den Landwirthen abgegeben.
Meine Herren, ich habe schon bei der Generalverhandlung über den landwirthschaftlichen Etat dargelegt, daß, was der einzelne Land⸗ wirth nicht vermöge, die Landwirthschaft durch genossenschaftliche Ver⸗ bindung auszuführen im stande sei. Ich kann auch diesen Anlaß nur wieder benutzen, um darauf hinzuweisen, wie nothwendig es ist, daß, will man den Zwischenhandel ausschließen, die Landwirthschaft sich genossenschaftlich organisiert. Auf diesem Wege kann sie gleichmäßige und die gehörig qualifizierte Waare auch in dem geforderten Maße liefern und dann direkt mit den größeren Verwaltungen in Verbindung treten, um unter Er⸗ mäßigung von Transportkosten und bei Lieferung guter Qualität die Reichs⸗ und Staatsverwaltungen in die Lage zu bringen, daß diese direkt von den Produzenten ihre Bedürfnisse beziehen. Den Weg zur Erreichung dieses Ziels werden die Landwirthschaftskammern ebnen. Entweder können dieselben selbst, da sie juristische Personen sind, diese Sache in die Hand nehmen, oder sie können die Bildung solcher „genossenschaftlichen Organisationen ins Leben rufen. Ich bin überzeugt, daß dieser Weg wesentlich dazu beitragen wird, dir Nothlage der Landwirthschaft zu mildern. 2
Meine Herren, dann hat der Herr Geheime Rath Gamp darauf hingewiesen, daß auffälliger Weise im Westen, besonders in Köln. die Preise, namentlich für Weizen, sich niedriger zu bewegen pflegen, wie im Osten. Meine Herren, der Geheime Rath Gamp hat den Grund schon angedeutet. Einmal liegt derselbe darin, daß der Westen günstige Wasserverbindungen hat. Der Hauptgrund ist aber, daß im Westen fast ausschließlich der englische Weizen gebaut wi der im Osten wegen der klimatischen Verhältnisse nicht gebaut wird.
nehmer hat gewiß in erster Linie die
Berlin, Montag, den 29. April
ats⸗-Anzeiger.
e“ 1895.
(Schluß aus der Ersten Beilage.)
Im Westen wird der englische Weizen mit Vorliebe gebaut, weil er die klimatischen Verhältnisse sehr gut übersteht und eine größere Masse an Erzeugniß bringt als der deutsche Weizen. Der englische Weizen hat aber den großen Fehler, daß es ihm an Kleber fehlt, und daß er daher allein für die Bäcker als brauchbare Waare nicht zu gebrauchen ist, er muß daher mit deutschem oder anderem kleberhaltigen Weizen gemischt werden, und daraus erklärt sich, meine Herren, die Preis⸗ steigerung. Aehnlich liegen auch die Verhältnisse bezüglich des Hafers
nd anderer Kornfrüchte. Es ist ja eine bekannte Sache, der im Osten erzeugte Hafer ist häufig schwerer und gehaltreicher wie der im im Westen gewachsene.
Meine Herren, mit der Aeußerung des Herrn Geheimen Raths Gamp, daß die Verwerthung der Holzbestände — der Sparkasse der
Landwirthe — von der allergrößten Bedeutung in der gegenwärtigen
Zeit sei, wo der Landwirth jetzt auf seine Reserven greifen müsse,
stimme ich vollständig überein. Aber, meine Herren, die bessere Ver⸗ werthung des Holzes ist hauptsächlich eine Transportfrage. Ich habe bei der Generaldiskussion des Etats schon darauf hingewiesen, daß der
Westen nicht in der Lage ist, den Bedarf an Grubenhölzern für die
ohlenindustrie zu befriedigen, daß aber die hohen Transportkosten, die auf dem Holz vom Osten nach dem Westen hin ruhen, dem Osten es noch nicht ermöglichen, zu denjenigen Preisen die Grubenhölzer nach dem Westen hin zu befördern, wofür dieselben durch die Wasser⸗ fracht aus Norwegen und Schweden geliefert werden. Es ist eine der dringendsten Fragen, daß für die bessere Verwerthung unserer Hölzer, besonders im Osten, die Transportfrage geregelt wird, daß neben Bahn⸗ transport auch Wassertransport ermöglicht wird. Durch die Wasser⸗ straßen sind große Massen am billigsten zu transportieren. Wenn man den Berliner Markt vom Ueberangebot an geringwerthigem
Holz, das sind die Grubenhölzer, entlastet dadurch, daß man dasselbe von Westen zuführt, so tritt für den ganzen Osten eine Preis⸗ steigerung für geringwerthiges Holz ein, das jetzt im Osten vielfach
nabsetzbar ist und verfault.
8 Mir ist gesagt, die Verhältnisse im Osten sind mir noch nicht genau bekannt, daß in den östlichen Staats⸗ und Privatforsten Massen der für Grubenholz verwendbaren Hölzer in den Forsten
verfaulen. Die staatliche Forstverwaltung hat das größte Interesse daran, daß in dieser Beziehung etwas geschieht. Im Staats⸗Ministerium wird die Einführung von Staffel⸗ tarifen für Holz, um diesen Mißständen abzuhelfen, erwogen. Ich gebe mich der Hoffnung hin, daß trotz allerlei Bedenken der Osten nach dem Westen eine Wasserverbindung bekommt. (Bravo! bei den Nationalliberalen.) Der Herr Arbeits⸗Minister hat des Buchen⸗ holzes zur Verwendung von Schwellen gedacht. Ich mache darauf aufmerksam, daß in nächster Zeit aus dem landwirth⸗ chaftlichen Ministerium eine Veröffentlichung über die Er⸗ fahrungen und Versuche erfolgen wird, welche mit der Verwendung von Buchenholz für bauliche und andere Zwecke gemacht sind. Alle bisherigen Versuche werden eingehend historisch mitgetheilt, auch die neuesten Versuche und deren Ergebnisse. Man hat mit im Saft gefällten Buchenholz, mit in Wasser gelegtem, mit im Winter gefällten Buchenholz und dann in Wasser gelegtem und mit dem auf dem Stamm getrockneten Buchenholz und mit imprägniertem Buchenholz die eingehendsten Versuche zu den verschiedensten Zwecken in exaktester Weise durchgeführt. Die landwirthschaftliche Verwaltung hat seit
Jahren sich bemüht, die Buchenholzbestände besser verwerthbar zu machen. Auf den Staatsdomänen ist bei Neubauten, wo in der Nähe große Buchenholzbestände gelegen sind, Buchenholz für die Bauten verwandt
nd besonders die Verwendung zu Fußböden hat sich bewährt, und, ich laube, ähnliche Erfahrungen liegen auch für Eisenbahngebäude vor.
Wer sich für diese Gegenstände interessiert, den bitte ich, die bevor⸗
tehenden Veröffentlichungen der Landwirthschaftlichen Verwaltung zu beachten. Nun, meine Herren, es ist zweifellos, daß wir gewisser Hölzer be⸗ bürfen — beispielsweise hier bei uns nicht acclimatisierte Holzarten —, welche wir daher zu produzieren nicht in der Lage sind. Der Fürst Bismarck fregte seiner Zeit Versuche mit der Acclimatisierung aus⸗ wärtiger Hölzer an, dieselben werden auch gegenwärtig noch fortgesetzt; wir haben damit auch bisher günstige Erfahrungen gemacht. Dieselben gestatten aber, weil noch zu kurz, kein abschließendes Urtheil über den dauernden Erfolg, besonders bezüglich der Verwerthung der Hölzer. Wir werden wie bisher uns dem nicht entziehen können, Holz, was wir selbst nicht produzieren oder nicht in dem nöthigen Umfange produzieren, von auswärts zu beziehen, dabei aber zu erstreben haben, daß diese Hölzer — und das sind in hohem Prozentsatz gering⸗ werthige Hölzer — zu einem guten Marktpreis an den richtigen Markt gelangen und überall da, sei es für
Bauten u. s. w. oder andere Zwecke, verwandt werden, wo sie die auswärtigen Hölzer ersetzen können. Für den Staatsbetrieb kann man die Verwendung auswärtigen Holzes nicht ganz ausschließen; ich stimme darin dem Herrn Arbeits⸗Minister vollständig bei, daß gewisse Sorten Holz — und darunter befindet sich auch das Eichen⸗ holz von auswärts — besser, namentlich dauerhafter für bestimmte Zwecke bezogen wird, als wir es theilweise zu produzieren im stande sind. Es ist eine feststehende Thatsache, daß die bei uns in den Flußniederungen wachsenden Eichenhölzer von einer mangel⸗
haften Qualität sind, die dieselben für gewisse, dauernde
Zwecke unverwendbar machten. Wenn und wo die Möglichkeit vor⸗
liegt, wird die Staatsverwaltung gewiß in allen Ressorts bereit sein,
in ausgiebigster Weise einheimische Erzeugnisse direkt vom Produzenten
zu beziehen. Aber die Landwirthe selbst müssen Sorge tragen, daß sie in der Lage sind, den Anforderungen, die an sie gestellt werden, zu
genügen. Das ist die erste Vorbedingung, darin liegt der Schwer⸗ punkt der ganzen Sache.
Abg. von Mendel (kons.): Der Staat als der größte Unter⸗
lichtung, die einheimische
8
FE zu berücksichtigen. Das ist bisher nicht der Fall gewesen. Fs genügt nun nicht die Erklärung der Herren Minister, daß dies in Zukunft anders sein solle; es muß auch dafür gesorgt werden, daß alle Beamuen sich danach richten. Nothwendig erscheint mir eine Er⸗ leichterung der Lieferungsbedingungen des Staats und eine Begünsti⸗ gung der Bildung von Assoziationen. Ohne eine solche ist eine Genossenschaftsbildung unserer Landwirthschaft nicht möglich. Auch habe ich den Wunsch, daß die Regierung dem Verlangen nach Errichtung von Kornhäusern in ähnlicher Weise entspricht, wie dies in Rußland der Fall ist. Die Eisenbahn⸗Restaurationen müßten ferner nicht nur in Bezug auf die Preise, sondern auch in insicht auf die Qualität der in ihnen gebotenen Waaren genau kontroliert werden. Daß Butter aus dem Auslande bezogen wird, ist sicher nicht nöthig; denn Deutschland marschiert auf milchwirthschaftlichem Gebiete an der Spitze aller Nationen. Kein landwirthschaftliches Produkt wird so schlecht behandelt als die Wolle und ihr Träger, das Schaf. Wir brauchen das Schaf in verschiedenen Gegenden unseres Landes nöthig. Ich möchte den Herrn Kriegs⸗Minister bitten, zu erwägen, ob es nicht möglich wäre, für die Monturen nur heimische Wolle zu verwenden. Ein regelmäßiger fester Absatz wirkt preisbildend und würde in Bezug auf die Wolle hinsichtlich der jetzigen schlechten Verhältnisse Remedur schaffen können. Ich hoffe, daß die Erklärungen der Herren Minister nicht nur in Preußen, sondern in Deutschland überhaupt befolgt werden. (Beifall rechts.)
Minister für Landwirthschaft ꝛc. Freiherr von Hammer⸗ stein⸗Loxten:
Meine Herren! Ich erwidere auf einige der vom Herrn Vor⸗ redner angeregten Punkte Folgendes:
Erstens ist die Frage wegen Errichtung von Kornhäusern berührt. Ich nenne sie ausdrücklich Kornhäuser, nicht Silos; denn die Silos würden dem Bedürfnisse, das für uns vorliegt, nach meiner Auffassung nicht genügen. Es werden große Kornhäuser sein müssen, welche die entsprechenden Trockeneinrichtungen, Einrichtungen zum Mischen, zum Reinigen des Getreides, zur richtigen Verladung und raschen Beförde⸗ rung der Getreidevorräthe besitzen.
Was diesen Punkt anbetrifft, so hat sich die Staatsregierung ein⸗ gehend mit dieser Frage beschäftigt. Es werden zur Zeit Pläne für diesen Zwecken genügende Gebäude aufgestellt und dann erwogen werden, ob es ausführbar, daß der Staat die Mittel zur Herstellung verschiedener solcher Bauten zur Verfügung stellt, dieselben dann Genossenschaften oder direkt den Landwirthschaftskammern zur Be⸗ nutzung miethweise überträgt. Das Ganze würde zunächst ein Versuch sein, den man in verschiedenen Landestheilen im Osten und Westen der Monarchie, beispielsweise in Pommern, in Sachsen, in Hannover oder weiter im Westen, vielleicht auch in Berlin an geeigneten Orten ausführen zu können für möglich hält. Der Herr Vorredner hat behauptet, der englische acclimatisierte Weizen habe den nöthigen Klebergehalt. Sachverständige, welche objektiv diese Frage geprüft haben, bestreiten das. Dann theile ich mit, daß ich vom Herrn Staatssekretär des Innern zu der Mittheilung ermächtigt bin, auf aus dem hohen Hause erfolgende Anfrage bekannt zu geben, daß ein Margarinegesetz, welches möglichst den Wünscheu der Landwirthschaft zu entsprechen bezwecke, sich in Vorbereitung befinde, und daß die Reichsregierung gewillt sei, dasselbe womöglich noch in dieser Tagung dem Reichstag vorzulegen. (Bravo!)
Auf weitere Ausführungen des Herrn Vorredners einzugehen, habe ich keine Veranlassung.
Abg. Pleß (Zentr.) ersuchte im Interesse der ärmeren Be⸗ völkerung, die Margarineproduktion nicht zu erschweren, mit strengen Strafen aber die Fälschung der Naturbutter zu belegen. Die größte Hilfe für die Landwirthschaft liege in einer guten Organisation der⸗ selben, die von der Regierung unterstützt werden müsse.
Abg. von Eynern (nl.) wies darauf hin, daß seine Fraktion sich schon 1893/94 im Sinne des Gamp'schen Antrags erklärt habe. Er hoffe, daß die Erklärungen der Herren Minister 1 nicht nur auf die Produkte der Landwirthschaft, sondern auch der Industrie bezögen.
Der Antrag des Abg. Gamp wurde einstimmig ange⸗ nommen. . 8
Die Berathung der noch auf der Tagesordnung stehenden Gegenstände wurde um 4 ¼ Uhr auf Mittwoch 11 Uhr vertagt. (Antrag, betreffend Förderung des einheimischen Flachsbaues, betreffend Beaufsichtigung der Versicherungs⸗Gesellschaften, betreffend Ermäßigung der Eisenbahnfrachten für landwirth⸗ schaftliche Produkte ꝛc.).
Nr. 17 des „Zentralblatts der Bauverwaltung“, herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 27. April, hat folgenden Inhalt: Gutachten der Königlichen Akademie des Bauwesens, betr. den Entwurf zu einem Reichs⸗Post⸗ und Telegraphen⸗Dienstgebäude in Magdeburg. — Bericht über den Fortgang der Arbeiten am Dom in Berlin im letzten Halbjahr 1894. — Nichtamtliches: Der Kronleuchter für die große Wandelhalle des Reichstagshauses. — Der Blackwall⸗Tunnel unter der Themse in London. — Synagoge in Lüneburg. — Vermischtes: Königl. Tech⸗ nische Hochschule in Berlin. — Königl. Technische Hochschule in Dresden. — Werth von Baumpflanzungen für den Untergrund. — Bücherschau. — Neue Patente.
Statistik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung. 1 ie vom Verlage des sozialdemokratischen Zentralorgans „Vorwärts“ herausgegebene „Maifest⸗Zeitung“ wurde hier in Berlin und, wie „W. T. B.“ und die „Lpz. Ztg.“ melden, auch in Breslau, Leipzig und Braunschweig mit Beschlag belegt.
In Leipzig berieth eine Versammlung der Textilarbeiter am letzten Freitag über die Beschickung des nach Gent einberufenen internationalen Kongresses der Textilarbeiter und stimmte, wie die „Lpz. Ztg.“ mittheilt, dem Vorschlage zu, vor dem Genter Kongreß einen national⸗deutschen Kongreß abzuhalten und dort die Vertretung der deutschen Textilarbeiter in Gent zu bestimmen.
Aus Immekeppel im Regierungsbezirk Köln wird der „Köln. Ztg.“ geschrieben: Unsere Arbeiter haben bei der belgischen Gesellschaft „Vieille montagne“ die Arbeit Fingeee Lange können sie nicht aushalten, denn die meisten haben nur gegen 40 ℳ im Monat für sich und ihre zum Theil zahlreichen Familien ver⸗ dient, also nichts erübrigen können. Bisher hat die Sozialdemokratie noch nicht im mindesten hier Fuß gefaßt; sie hat nun den ausständigen Arbeitern ihre Hilfe angeboten, welche diese jedoch abgelehnt haben.
Die
Aus Budapest wird dem „W. T. B.“ gemeldet: der Ober⸗ Stadthauptmann erließ eine Verordnung, durch welche alle für den 1. Mai geplanten Arbeiteraufzüge und „Versammlungen verboten werden. 1 8 . 8
In Troppau sind, wie im „Vorwärts“ berichtet wird, sämmt⸗ liche Tischlergesellen in den Ausstand eingetreten.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Ernste Befürchtungen werden im Rheingaukreise und im Landkreise Wiesbaden hinsichtlich der durch den Frost an den Weinbergen und Obstbäumen verursachten Schäden laut. Wenn sich auch ein abschließendes Urtheil zur Zeit nicht fällen läßt, so hat doch zweifellos der Frost in den Weinbergen, besonders in den tieferen Lagen und namentlich an der weniger widerstandsfähigen Oestricher Rebe, schwere Schäden verursacht. Auch der „Riesling“ zeigt deutliche Spuren von Frostschäden.
Far Hebung der Landwirthschaft, insbesondere durch Besserung des Personalkredits, ist im Kreise St. Goarshausen ein gemein⸗ sames Vorgehen des Raiffeisen'schen Kassenverbandes mit dem Nassauischen Bauernverein Zwecks Gründung von Darlehnskassen an vielen Orten des Kreises angebahnt worden. Diesen soll nicht nur die Beschaffung der Futtermittel, sondern versuchsweise auch der Verkauf der landwirthschaftlichen Produkte übertragen werden.
Saatenstand in Ungarn. Der „Wiener Ztg.“ wird aus Budapest vom 27. d. M. F Der Saatenstand war nach den beim Ackerbau⸗ inisterium eingelangten Berichten folgender: Die Pflanzungen konnten sich nur langsam entwickeln; stellenweise konnte man fogar die Spuren eines Rückfalls bemerken. Die letzten Land⸗ regen haben eine ersichtliche Besserung herbeigeführt, und schreitet jetzt die Vegetation schneller vorwärts. Der Frrbftanben ist schön grün, der Frühjahrsanbau entwickelt sich gleichmäßiger und dichter. In einem großen Theile des Landes steht die Weizensaat mittel, schön dicht und grün. Der stehengebliebene Raps überwinterte besser. Der Roggen steht auch zufriedenstellend gut. Während aber der lange Winter im Weizen nicht überall Schaden verursachte, ist der im Roggen sich zeigende Verlust hauptsächlich in einigen Komitaten ein bedeutender. Wintergerste und Raps stehen meistens genug zufriedenstellend und sind stellenweise genügend schön. Die Hochfluth und das Schneewasser haben stellenweise großen Schaden verursacht. 1 meisten litten die Gegenden an der Szamos, Theiß, Maros und onau.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Griechenland. 1 Die Königlich griechische Regierung hat die gegen die kleinasiatische Küste zwischen Phenix und Mersina angeordnete 10 tägige Quarantäne aufgehoben und durch eine strenge ärztliche Untersuchun ersetzt. (Ver⸗ gleiche „Reichs⸗Anzeiger“ Nr. 5 vom 7. Januar d. 89
Handel und Gewerbe. “
Die vor kurzem eingefü rte Erhöhung des Zolls für die auf nichtfranzöfschen Schiffen erfolgende Ausfuhr von Reis aus Haiphong (Cochin⸗China) um 5 Cents per Pikul ist neuerdings wieder aufgehoben worden.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 27. d. M. gestellt 11 175, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 26. d. M. gestellt 3979, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.
8 Zwangs⸗Versteigerungen. Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin standen am 27. April die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Schlie⸗ mannstraße 15, dem Malermeister Theodor Zeuge gehörig, Fläche 9,73 a; mit dem festgesetzten geringsten Gebot von 746 ℳ blieb die Aktienge Fillhaet für Grundbesitz und Hypotheken⸗ Verkehr zu Berlin Meistbietende. — Fehrbellinerstraße 49, der Handelsgesellschaft in Firma Reinhold Scheibel u. Co. gehörig; Nutzungswerth 13 120 ℳ; mit dem Gebot von 219 170 ℳ lieb der Kaufmann Max Körner, Josephstraße 8, Meistbietender. Beim Königlichen Amtsgericht II Berlin gelangten die nachbenannten Grundstücke zur Versteigerung: Das im Grundbuch von Schöneberg Band 33 Blatt Nr. 1297 auf den Namen der verehelichten Maurermeister Marie Gerbsch, geb. Katzurke, zu Berlin, Langenbeckstr. 9, eingetragene, zu Schöneberg, Rembrandt⸗ straße 10 belegene Grundstück; Fläche 9,59 a; Mindestgebot 1259 ℳ; für das Meistgebot von 105 400 ℳ wurde der Maurermeister Carl * ffmann zu Berlin, Breitestr. 29, Ersteher. — Das im Grundbuch von chöneberg Band 46 Blatt Nr. 1685 auf den Namen des Bauunterneh⸗ mers Jos. Schrade zu Berlin, Madeaistraße 12 eingetragene, 8 „Schöneberg, Gothenstraße, Parzelle 44, belegene Grundstück; läche 8,23 a; Mindestgebot 320 ℳ; für das Meistgebot von 52 500 ℳ wurde der Kaufmann 8 itz Wagner zu Charlottenburg, EET 3, Ersteher. — Das im Grundbuch von Weißensee Band 41 Blatt Nr. 1201 auf den Namen des Kaufmanns Emil Hommel zu Berlin eeingetragene, 18 Weißensee be⸗ 3. Grundstück; Fläche 10,80 a; Kutzungswerth 484 ℳ; indestgebot 310 ℳ, für das Meistgebot von 500 ℳ wurde die Aktiengesellschaft in Firma „Bauverein Weißensee“ in Liquid. zu Berlin, Dorotheenstr. 88, Frßeberie — Das im Grundbuche von Weißensee Band 46 Blatt Nr. 1358 8 den Namen der Töpfermeister Leo u. Theodor Blanket zu Berlin leichberechtigt eingetragene, zu N eu⸗Weißensee, Lehderstr. 33, be⸗ 2s Grundstück; Fläche 8,37 a; Mindestgebot 774 ℳ; für das Meistgebot von 53 500 ℳ wurde der Kaufmann Philipp Goldberg zu S „ Berlinerstraße 124, Ersteher. — Das im Grundbuche von Lichtenberg Band 8 Blatt Nr. 278 auf den Namen der verwittweten Gutsbesitzer Radecker, Minna, geb. Mengdehl, zu Koppe bei Lanken ein⸗ srtrg ne zu EETT Rummelsburger⸗ traße 73, belegene Grundstück; Fläche 6,84 a; Nutzungswerth 3965 ℳ; Mindestgebot 998 ℳ; für das Meistgebot von 51 500 ℳ wurde der Fanfmann August Reimann zu Berlin, Friedrichsbergerstraße 26, eher.
Berlin, 27. April. Wochenbericht für Stärke, Stärke⸗ fabrikate und Hülsenfrüchte von Max Sabersky. Ia. Kartoffelmehl 17 ¼ — 17 ¾ ℳ, IIa. Kartoffelmehl 13 — 16 ℳ, feuchte
arität Berlin 9,30 ℳ, Frankfurter Sy „Fabriken zahlen nach erkmeister's Bericht fr. Fabrik 8,90 ℳ, gelber Syrup 20 — 20 ½ ℳ,
Eep. Syruh 21 ½ —22 ℳ, Kap.⸗Export 22. — 22 ½ ℳ, Kartoffelzucker
Fiber 0-—20 ℳ do Kap. 22— 22 ⅛ ℳ, Rum⸗Kuleur 33 — 34 ℳ, ier⸗Kuleur 32 — 34 ℳ, Dextrin, gelb und weiß
do. sekunda 20 — 22 ℳ, Weizenstärke (kleinst.)
artoffelstärke
Ia. Presjec. 1⸗. 18 4 racht⸗
Ia. 23 — 24 ℳ,