1895 / 106 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 03 May 1895 18:00:01 GMT) scan diff

Der bis erige Rec tsanwalt und Notar Wilhelm Max Rohert Schimmelpfennig aus Heinrichswalde ist unter Ernennung zum Regierungs⸗Assessor der Königlichen Regierung zu Köslin zur ferneren dienstlichen Verwendung als Justitia⸗ rius überwiesen worden. 3 ..“ 8

1G“ I A eutsche Kolonien.

Aus Togobberichtet „W. T. B.“ unter dem gestrigen Datum: Dort eingetroffene Nachrichten meldeten die Rückkehr des zur

deutschen Togo⸗Expedition gehörigen Lieutenants von arnap nach 8 Dr. Gruner und Dr. Döring be⸗

nden sich auf dem Rückmarsch über Borgu nach Misa⸗

Weitere Nachrichten fehlten. Hierzu bemerkt

die letzten Nachrichten der Expedition seien vom

Januar aus Sansanne⸗Mangu. amals habe sich

von Carnap auf dem Marsche nach Gurma befunden, während Dr. Gruner ihm gefolgt sei. Die Expedition habe hiernach augenscheinlich ihr Fiel den Niger, erreicht und, wie vor⸗ gesehen, habe von Carnap den asserweg nach Lagos ein⸗

eschlagen, während Dr. Gruner den Landweg durch Borgu

ach Togo gewählt habe.

SDesterreich⸗Ungarn. Der Kaiser hat die Umwandlung der bisherigen Kon⸗ ular⸗Agentur in Kiel in ein Honorar⸗Konsulat genehmigt und, wie „W. T. B.“ aus Wien meldet, den bis⸗ erigen Vize⸗Konsul daselbst, Ferdinand Mohr, zum be⸗ oldeten Konsul ernannt. Das österreichische Abgeordnetenhaus erledigte estern das zweite Hauptstück der Steuerr eform-Vorlage, betreffend die Erwerbssteuer. In der nächsten Seihans am .d. M. wird die Berathung mit dem dritten Hauptstück, der Rentensteuer, fortgesetzt werden. 1 In der gestrigen Sitzung des ungarischen Oberhauses ille der Präsident mit, daß die Renuntien des Unter⸗ hauses bezüglich der kirchenpolitischen Vorlagen eingelaufen eien; dieselben wurden dem vereinigten Dreier⸗Ausschuß zuge⸗ wiesen. Im weiteren Verlauf der Sitzung nahm das Haus den Gesetzentwourf über die Herabsetzung des gesetzlichen Peg izen an, nachdem der Minister des Innern Perczel die gegen die Verwaltung gerichteten Angriffe des Grafen Ferdinand Zichy auf das entschiedenste zurückgewiesen hatte.

Großbritannien und Irland.

Unterhause legte gestern der Schatzkanzler Sir W. das Budget vor. Der Ueberschuß des vorigen Jahres wird darin mit 766 000 Pfund, die Ausgabe des laufenden Jahres mit 95 982 000 Pfund, die Einnahme mit 95 662 000 Pfund aufgeführt; das Defizit beträgt also 320 000 Pfund. Die im vorigen Jahre auf Spirituosen gelegte Zu⸗ schlagssteuer von 6 Pence per Gallon soll bei ihrem Ablaufe im Juli d. J. aufgegeben werden; dagegen soll die im ver⸗ gangenen Jahre für ein Jahr eingeführte Zuschlagssteuer von 6 Pence per Barrel Bier auch in diesem Jahre wieder er⸗ hoben werden. Der dadurch sich ergebende Ueberschuß wird auf 181 000 Pfund geschätzt. In der sich daran anschließenden Debatte beklagten die meisten Redner, daß seitens der Regierung nichts zur he der landwirthschaftlichen Nothlage ethan sei. Der Schatzkanzler Sir W. Harcourt erwiderte, er habe as regste Interesse für die Landwirthschaft, aber nicht die Mittel, ihrer Nothlage abzuhelfen, und wisse auch nicht, wo er diese Mittel finden solle. England habe nahezu die Grenzen einer noch erträglichen Besteuerung erreicht. Hierauf wurden mehrere zum Budget eingebrachte Resolutionen angenommen und sodann die Debatte vertagt.

Die „Times“ von heute Morgen schreibt: In der Wandel⸗ halle des Unterhauses zeigte sich gestern lebhafte Erregung in⸗ folge der Ankündigung Sir W. Harcourt’s, daß dies das letzte Mal sein könne und wahrscheinlich sein werde, daß er von verantwortlicher Stellung aus mah⸗ nende Worte, wie er sie eben an das Haus habe, spreche. Dieser Erklärung wohne große Bedeutung inne, doch lasse sie im Zusammenhang mit den in wohlunter⸗ richteten Kreisen umlaufenden Gerüchten betrachtet, daß Lord Roseberysofort die Premierschaft niederlegen wolle

nur eine Auslegung zu.

Rußland.

Der Kaiser hat, wie „W. T. B.“ meldet, heute den neuernannten Botschafter in Wien Grafen Kapnist empfangen. Der Kaiser und die Kaiserin wohnten gestern der Seelenmesse für den Kaiser Alexander III. in der Peter⸗Pauls⸗ Kathedrale bei.

Der der Repräsentantenkammer hat, wie „W. T. B.“ aus Brüssel meldet, die Regierungs⸗ vorlage, betreffend Abänderung des Zolltarifs, mit einigen Erhöhungen gutgeheißen. Für Zuckerkonserven wurde ein Zoll von 30 Fr. per 100 kg, für Mehl und Malz ein solcher von 2 Fr. per 100 kg genehmigt. Ferner wurde ein Zoll auf Hafer genehmigt, ein solcher auf Gerste dagegen abgelehnt. Chokolade wurde an Stelle des bisherigen Zolles von r. per 100 kg ein solcher von 50 Fr, für Thonfliesen ein Zoll von 1 Fr., für Fayence und Porzellan von 10 Fr. per 100 kg an⸗

genommen. Türkei.

Da der Sultan beschlossen hat, daß die türkische Marine bei den Kieler Festlichkeiten vertreten werde, geht heute der in Konstantinopel erbaute Kreuzer zweiter Klasse

„Heibet Numa“ nach Kiel in See.

Serbien. Der König Milan ist gestern Nachmittag aus Nisch in Belgrad eingetroffen.

Bulgarien. Der „Kölnischen Zeitung“ wird aus Sofia berichtet: Aus Nacedonien würden zahlreiche Verhaftungen in Prilip, Ochrida und Velez gemeldet, zu denen der Verdacht einer vorbereiteten Erhebung der Christen gegen die Türken Anlaß gegeben haben solle. Unter den Verhafteten befänden sich auch Bulgaren aus dem Fürstenthum. Das Zentral⸗Comité der 11S.e stelle jede Verbindung mit den Verhafteten in Abrede.

Schweden und Norwegen.

1 Nach der in Christiania erscheinenden Zeitung „Verdens Gang“ beschlossen 60 angesehene Mitglieder aller Parteien, zur

älfte der Linken angehörend, die Eingabe einer Adresse an das

torthing, worin sie empfehlen, die Lösung der Unions⸗ Streitfragen auf der Basis freier Verhandlungen zwischen Schweden und Norwegen ohne Demüthigung irgend einer Partei zu versuchen. Falls auf solcher Basis eine Einigkeit erreicht werden sollte, sind sämmtliche Unter⸗ eichner der Ansicht, daß die Bildung eines Mehrheits⸗

inisteriums der Linken ö werden müsse.

Der norwegische Sitbeitusassetes hat be⸗ schlossen, bei der Firma Schichau in Elbing einen Torpedo⸗ Kreuzer zu bestellen, dessen Preis sich, ohne die Armierung, auf 605 000 belaufen wird. Die ganze Summe ist durch Bei⸗ träge norwegischer Frauen aufgebracht worde 2

Aus Winnipeg (Canada) wird gemeldet, Indianer und Halbindianer von Nord⸗Dakota längs der Grenze zwischen Canada und den Vereinigten Staaten sich auf dem Kriegspfad befänden. Sie hätten von der Stadt St. Johns Besitz genommen, die Einwohner vertrieben und bereiteten sich zum Widerstand gegen die Truppen vor. Die Farmer und die Städter seien nach dem südlichen Manitoba

eflohen.

8 6 Nach einem in 88 eingetroffenen Telegramm aus San Juan del Sur sind die Spezialgesandten der Re⸗ gierung von Nicaragua, Gomez und Madriz, in Corinto angekommen, lehnten jedoch eine Zusammenkunft mit dem britischen Befehlshaber des Hafens, Kapitän Trench, ab. Letzterer ließ sie deshalb auffordern, die Stadt zu verlassen.

Der amerikanische Botschafter in London Bayard hat, wie „W. T. B.“ aus New⸗York berichtet, an den Staats⸗ sekretär des Auswärtigen Gresham telegraphiert, daß England die Garantie Salvador’s für die seitens Nicaragua innerhalb vierzehn Tagen in London zu leistende Fahlung der Entschädigung annehme, und daß, sobald Nicaragua das Abkommen bestätige und hiervon den Kontre⸗ Admiral Stephenson benachrichtige, dieser zur Räumung von Corinto Auftrag erhalten werde. 8

Der brasilianische Kongreß wird heute eröffnet

werden. Afrika.

Aus Majunga ist in Paris die Nachricht eingetroffen, daß die Transportdampfer „Chandernagor“, „Egypte“, „Brinkburn“ und „Entrerios“ dort angekommen seien. Der Gesundheitszustand der Truppen sei ein guter.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Reichstags befindet sich in der Ersten Beilage.

In der heutigen (83.) Sitzung des Reichstags, welcherder Staatssekretär, Staats⸗Minister Dr. von Boetticher, die Staatssekretäre Hollmann und Dr. Graf v. Posadowsky, sowie der Staatssekretär in Elsaß⸗Lothringen von Puttkamer beiwohnten, wurde zunächst in dritter Berathung der Gesetzentwurf, betreffend die b des Gesetzes über die Er⸗ nennung und die Besoldung der Bürgermeister und Beigeordneten in Elsaß⸗Lothringen vom 4. Juli 1887, ohne Debatte angenommen. 1

Das Haus ging alsdann zur ersten Berathung des Gesetzentwurfs, bätregtend die Feststellung eines Nachtrags zum Reichshaushalts⸗Etat für das Etatsjahr

1893,94 (1 700 000 „zur Eröffnung des Nord⸗Ostsee⸗ Es nahm dazu das Wort der Staatssekretär,

Kanals“) über. Staats⸗Minister Dr. von Boetticher. (Schluß des Blattes.) 1

In der heutigen (61.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, in welcher der mister für Handel und Gewerbe Freiherr von Berlepsch, der Finanz⸗Minister Dr. Miquel, der Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen, der Minister des Innern von Köller und der Minister für Landwirthschaft ꝛc. Freiherr von pammerstein⸗Loxten ugegen waren, wurde zunächst ein Antrag des Abg. von eadel⸗Steinfels (kons.) berathen, welcher dahin geht: Die Regierung aufzufordern, einen Betrag bis zu 20 Mill. Mark zur Verfügung zu stellen zwecks Befriedi⸗ gung des Kreditbedürfnisses landwirthschaftlicher Ge⸗ nossenschaften (besonders ländlicher Darlehnskassen) und zwar zu einem entsprechend niedrigen, 2 ½ % nicht über⸗ steigenden Zinsfuß. Seitens der freikonservativen Partei war dazu fol⸗ gender Antrag gestellt: 1 Die Königliche Staatsregierung zuersuchen, dem Landtage baldmög⸗ lichst eine Vorlage wegen Errichtung einer staatlichen Zentral⸗Kredit⸗ anstalt zu machen, welcher die Aufgabe zuzuweisen ist, die Kredit⸗ bedürfnisse der produktiven Gewerbe, insbesondere des kleineren Grundbesitzes und des Handwerkerstandes zu möglichst billigem Zinssatz zu befriedigen und zu diesem Zweck auch die von kom⸗ munalen Korporationen ins Leben gerufenen Kreditanstalten, sowie die auf dem Prinzip der Selbsthilfe und der Selbstverwaltung beruhenden Kreditgenossenschaften durch Gewährung möglichst niedrig verzinslicher Darlehen zu unterstützen.

Zur Begründung seines Antrags erhielt das Wort

Abg. von Mendel⸗Steinfels (kons.): Zur Herbeiführung einer Verständigung über meinen Antrag ist es nothwendig, über die Lage des Genossenschaftswesens einige Ausführungen zu machen. Es ist erklärlich, daß in einer Zeit schweren Nothstandes die Landwirth⸗ schaft sich dem Genossenschaftswesen wieder mehr zuwendet. Wir stehen auf dem Standpunkte, daß die Grenze der Selbsthilfe dort ist, wo es sich nicht mehr um die Noth einzelner, sondern um die Noth eines ganzen Standes handelt. Wir ver⸗

langen eine Unterstützung der Selbhilfe durch Staatshilse. Das

Genossenschaftsgesetz von 1889 hat dem Genossenschaftswesen in Deutschland einen ungeahnten Aufschwung gegeben. Am 1. Juni 1894 bestanden in Preußen allein 1353 Kreditgenossenschaften mit beschränkter Haftpflicht, 1383 landwirthschaftliche Genossenschaften, 313 Konsum⸗ Genossenschaften, 824 Molkerei⸗Genossenschaften und zahlreiche andere. Mit den Genossenschaften mit unbeschränkter Haftpflicht zusammen erreichten am 1. Juni 1894 die Genossenschaften in Preußen bereits die Zahl 8651. 2 Genossenschaften befaßt hat, weiß, daß dabei die Beschaffung des nöthigen Geldes besondere Schwierigkeiten bietet. Die Abhängigkeit vom Pwischenhandel hindert viele Freunde des Genossenschaftswesens, sich thätig an der Bildung von neuen Genossenschaften zu betheiligen. Diese Schwierigkeiten hinwegzuräumen ist der Zweck meines Antrages. Wir bedürfen zur Ausdehnung des landwirthschaftlichen e⸗ nossenschaftswesens erstens des Geldes. Die Quellen, die

Wer sich aber praktisch mit der Bildung von

dafür zur Verfügung stehen, 2*½ viel zu theuer,

ihrer Hilfe ist es nur möglich, zu 5 % Geld in die Hände des Leihers zu bringen. Wir brauchen zweitens: Kredikanstalten, die lange Fristen gewähren. Die Landwirthschaft hat nur ein Mal im Jahre eine Ernte; schon daraus ergiebt sich, daß ihr mindestens einjährige Fristen gewährt werden müssen. rößere landwirthschaftliche Anlagen lassen sich überhaupt nur mittels Amortisationsdarlehen bewerkstelligen. Wir brauchen drittens Kreditanstalten, bei welchen die Sicherstellung der Darlehen nicht so schwierig gemacht ist, wie es jetzt zumeist der Fall ist. Die Reichsbank mag für Handel und Gewerbe genügen, für die Land⸗ wirthschaft reicht sie aber nicht aus. Wir wollen kein Geschenk vom Staate, keine Liebesgabe; wir wollen nur, daß der Staat dort ein⸗ tritt, wo auch das Genossenschaftswesen nicht ausreicht. Ich komme zur positiven Seite meines Antrags und bin in der Lage mitzutheilen, daß ich meine Vorschläge mit Genehmigung meiner Fraktion ver⸗ lautbare. Ich stelle mir die Sache etwa so vor: Gründung einer Zentralstelle in Berlin, speziell zur Befriedigung des Kreditbedürfnisses der Landwirthschaft. Es soll nicht eine Darlehnskasse, sondern eine Geldausgleichskasse sein. Nur soweit die Geldmittel der landwirth⸗ schaftlichen Genossenschaften nicht ausreichen, soll der Staat bis zum Betrage von 20 Millionen eintreten. Diese Zentralstelle arbeitet nur mit den großen Verbänden, die eine entsprechende Haftungsfähig⸗ keit nachweisen, nicht etwa mit den einzelnen Genossenschaften. Diese Verbände, welche genügende Sicherheit deponiert haben, treten als Mitglieder der Zentralstelle ein. Was die Forde⸗ rung von 20 Millionen betrifft, die vielfach angegriffen worden ist, so will ich, um die mißverständliche Auffassung zu beseitigen, nochmals ausdrücklich und auf das entschiedenste betonen, daß wir sie nicht vom Staat geschenkt haben wollen. Wir wollen nur, daß der Staat dort, wo die Mittel der W“ verbände aufhören, mit seiner Kreditgewährung eintritt. Daher streiche ich auch aus meinem Antrage die Forderung eines Zinssatzes von 2 ½ %. Wir wollen nur einen billigen Kredit, welcher den Be⸗ dürfnissen der Landwirthschaft ebenso entspricht, wie andere Kredit⸗ institure den Bedürfnissen des Handels und der Industrie.

(Schluß des Blattes.)

Nr. 18 der „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge⸗ sundheitsamts“, vom 1. Mai, hat folgenden Inhalt: Gesund⸗ heitsstand und Gang der Volkskrankheiten. Zeitweilige Maßregeln egen Cholera ꝛc. Desgl. gegen Pest. Desgl. gegen Gelbfieber. Fögten im Deutschen Reich, 1892/93. (Schluß) Aus dem Be⸗ richt des Gesundheitsamts zu Venedig, 1893. Medizinalstatistische Mittheilungen aus Schweden, 1892. Gesetzgebung u. s. w. (Deut⸗ sches Reich.) Diphtherieserum. (Preußen. Reg.⸗Bez. Merseburg.) Hunde. (Kreis Beuthen.) Schutz von Kindern gegen Feuer. (Desterreich.) Viehmarktwesen. Diphtherie⸗Heilserum. (Schweiz. Kanton Schwyz.) Impfwesen. Gang der Thierseuchen in Frank⸗ reich, 4. Vierteljahr. Geburten und Sterbefälle in Breslau, Frankfurt a. M., Köln, Nürnberg, 1894. Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Städten mit 40 000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. Desgl. in deutschen tadt⸗ und Landbezirken. Witterung. Grundwasserstand und Boden⸗ wärme in Berlin und München, März.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Nach § 49 Abs. 2 der Strafprozeßordnung sind die Mitglieder einer deutschen gesetzgebenden Versammlung während der Sitzungsperiode und ihres Aufenthalts am Orte der Versammlung an diesem Orte als Zeugen zu vernehmen, und zu einer Abweichung von dieser Bestimmung bedarf es nach § 49 Abs. 3 a. a. S. der Genehmigung der gesetzgebenden Versamm⸗ lung. In Bezug auf diese Bestimmungen hat das Reichsgericht, I. Strafsenat, durch Urtheil vom 24. November 1894 ausgesprochen: Die kommissarische Vernehmung des Mitgliedes einer gesetz⸗ gebenden Versammlung als Zeuge und somit die Verlesung des Ver⸗ nehmungsprotokolls bei der Hauptverhandlung hat regelmäßig ohne weiteres zu erfolgen, und nur für den Fall, daß der Instanz⸗ richter auf Grund der thatsächlichen Umstände eine Vorladung jenes Mitgliedes als Zeugen zur Hauptverhandlung für erford errich erachtet, ist die Genehmigung der gesetzgebenden Ver⸗ sammlung hierzu einzuholen. In einer Strafsache stellte der An⸗

9 getlagte den Antrag, den Fürsten X., ein Mitglied der gerade tagenden

ayerischen Kammer der Reichsräthe, zur Hauptverhandlung beim Land⸗ gericht N. als Zeugen zu laden und hierzu gemäß § 49 Abs. 3 der St.⸗P.⸗O. die Genehmigung des genannten gesetzgebenden Körpers einzuholen. Die Strafkammer lehnte den Antrag ab, führte aber die kommissarische Vernehmung des Zeugen durch das Amtsgericht München I herbei. Die Vernehmung fand unter Beachtung aller gesetzlichen Vor⸗ schriften und in Anwesenheit sowohl des bei dem Landgericht N., als auch des Angeklagten in München statt. In der Hauptverhandlung gelangte das Ver⸗ nehmungsprotokoll über die Jeugenaussage des Fürsten X. zur Ver⸗ lesung, nachdem der Antrag des Vertheidigers, die Verhandlung aus⸗

zusetzen und den Fürsten X. vor das erkennende Gericht zu laden und

zu diesem Zweck die Genehmigung der Kammer der Reichsräthe nach⸗ zusuchen, abgelehnt worden war.

ausführte: ..Bei den Berathungen des Entwurfs zur Strafprozeß⸗

ordnung war man allseitig, auch auf Seite der Gegner, darüber

8 49 Vernehmung und somit die Verlesung des Vernehmungsprotokolls die unmittel⸗ ericht, das ist die Ver⸗

einig, daß die nach § erfolgte kommissarische bare Vernehmung vor dem erkennenden nehmung in der Hauptverhandlung, erseten solle,

Worten: daß durch § 49 der Grundsatz der

mit anderen

werde.

durch Verlesung des Protokolls vorgesehen. Bezeichnung dieses Weges als einer Abweichung von der Norm be⸗ weist, daß sie keine Bedingnng für die Wirksamkeit der letzteren sein kann. Ob im einzelnen Falle Anlaß besteht, die Abweichung nach Abs. 3 des § 49 herbeizuführen, kann nur auf Grund der thatsächlichen Umstände beurtheilt werden, deren Prüfung dem Revisionsgericht ent⸗ zogen ist. Daß rechtlich bei der Ablehnung des hierauf gerichteten Antrags geirrt worden sei, ist nicht ersichtlich. (3533/94.)

Statistik und Volkswirthschaft.

Invaliditäts⸗ und Altersversicherung.

An Anträgen auf Gewährung von Renten sind bei der tischen Versicherungs⸗Anstalt eingegangen: a. an Alters⸗

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renten: im Laufe des Jahres 1891 1105, 1892 404, 1893 381, 1894 353, und in der Zeit vom 1. Januar bis Ende April 1895 128, zusammen 2371; b. an Invalidenrenten: im Laufe des Jahres anuar bis eginn des

1892 181, 1893 301, 1894 550, und in der Zeit vom 1. Ende April 1895 244, zusammen 1276; mithin sind seit Jahres 1891 bei der Hanseatischen Versicherungs⸗Anstalt an Renten⸗ anträgen eingegangen 3647 Anträge. Von den Anträgen auf Alters⸗

rente entfallen auf das Gebiet der freien und Hansestadt Lübeck 408,

Bremen 506, Hamburg 1457, und von den auf Invalidenrente auf das Gebiet von Lübeck 161, Bremen 448, Hamburg 667. Von den Anträgen auf Altersrente sind bis Ende April erledigt 2327, und

Staatsanwalts

Die Revision des verurtheilten Angeklagten wurde vom Reichsgericht verworfen, indem es begründend

Mündlichkeit durchbrochen Nur als Hilfe für besondere Fälle, oder, wie sich der Berichterstatter ausdrückte, „wenn eine wahre Rechtsnoth vorliegt“, ist im 8 49 Abs. 3 eine Abweichung von dem Ersatz der Vernehmung

V Aber die ausdrückliche

ansea-

zwar 2034 durch Rentengewährung, 257 durch Ablehnung und 36 auf saenee. Weise. Von den Altersrentenempfängern sind inzwischen ausge⸗ chieden 362, von diesen sind verstorben 344. Von den Anträgen au Invalidenrente sind bis Ende April erledigt 1195, und zwar 881 bcngf Rentengewährung, 273 durch Ablehnung und 51 auf sonstige Weise. Von den Invalidenrentenempfängern sind inzwischen ausgeschieden 186, von diesen sind verstorben 172. Auf die Gebiete der drei Hansestädte vertheilen sich die noch im Bezuge der Rente befindlichen Personen folgendermaßen: Lübeck 292 Altersrenten, 89 Invalidenrenten, Bremen 365 Altersrenten, 264 Invalidenrenten, Hamburg 1015 Alters⸗ renten, 342 Invalidenrenten. Die Jahressumme der bis jetzt ge⸗ währten Renten macht insgesammt 427 674,60 aus, von welchem Betrage 75 906,80 für die inzwischen ausgeschiedenen Renten⸗ empfänger abzusetzen sind. Nach den Berufszweigen vertheilen sich die 2915 Rentenempfänger auf folgende Gruppen: Landwirthschaft und Gärtnerei 207, Industrie und Bauwesen 1213, Handel und Ver⸗ kehr 501, sonstige Berufsarten 258, Dienstboten ꝛc. 736 Renten⸗ empfänger.

Zur Arbeiterbewegung. 1“

In Hannover droht ein Ausstand der Brauereiarbeiter auszubrechen. Wie der „Modb. Ztg.“ geschri⸗ben wird, sind die dortigen Brauereiarbeiter mit der vor einigen Jahren nach einem Ausstand getroffenen Vereinbarung nicht mehr zufrieden. In einer kürzlich ab⸗ gehaltenen Versammlung beschlossen sie, folgende Forderungen zu stellen:

1) Errichtung eines Arbeitsnachweises auf Grund eines eingereichten Ent⸗

wurfs; 2) Wohnungsnahme sämmtlicher Brauer und Böttcher außerhalb der Brauereien und Wohnungsentschädigung von wöchentlich wenigstens 3 ℳ; 3) Zahlung eines Mindestlohnes von 20 für die Hilfs⸗ arbeiter; 4) wöchentliche statt monatliche Lohnzahlung. Der Verein der Brauereien hat die zweite Forderung bewilligt, die Festsetzung eines Mindestlohnes von 20 für Hilfsarbeiter aber als un⸗ angemessen abgelehnt; die Forderung einer wöchentlichen Lohnzahlung wurde angenommen. In einer abgehaltenen Versamm⸗ lung der Brauereiarbeiter gelangte der Antrag zur Annahme, sämmt⸗ liche Forderungen aufrecht zu erhalten. Der Brauereiverein beschloß nun am letzten Montag, auf die Forderungen wegen der Errichtung eines Arbeitsnachweises auf Grund des eingesandten Entwurfs und auf Zahlung eines Mindestlohns von 20 für Hilfsarbeiter nicht einzugehen. .

Aus Mee rane wird dem „Vorwärts“ mitgetheilt, daß der Aus⸗ stand der Arbeiter und Arbeiterinnen (Jacquard⸗ und Schaftarbeiter) der Firma Straff und Sohn (vgl. Nr. 104 d. Bl.) beigelegt und beendet ist.

Hier in Berlin ist, wie die Berliner „Volks⸗Ztg.“ berichtet, in Verbindung mit der sozialdemokratischen Maifeier in der Werkstatt der Firma C. Prächtel ein Ausstand der Möbelpolierer ausgebrochen.

Aus Paris meldet „W. T. B.“: Der Präsident Proust und der Sekretär Deville des Syndikats der Omnibusangestellten erschienen gestern vor dem Zuchtpolizeigericht (vgl. Nr. 99 u. 101 d. Bl.).

roust leugnete, in der Versammlung in Tivoli⸗Vaurhall aufreizende seden gehalten zu haben, und fügte hinzu, er wolle, wenn er frei⸗ esprochen würde, dem Syndikat nicht mehr beitreten. Deville ver⸗ icherte, er habe in der Versammlung überhaupt nicht gesprochen. Die Angeklagten wurden zu je 6 Monaten Gefängniß verurtheilt. Aus Verviers wird der „Köln. Ztg.“ unter dem 30. April eschrieben: Der Fadnerausstand hat plötzlich eine für die Aus⸗ tändigen verhängnißvolle Wendung genommen. Die Vertreter der vereinigten Spinnereibesitzer des Arrondissements in dem zur Schlich⸗ tung der strittigen Fragen gewählten Ausschuß weigern sich, mit den Vertretern der Ausständigen zu unterhandeln, da sich darunter Nicht⸗ adner befänden, und haben überhaupt jeden Versuch zu einer Ver⸗ ständigung abgelehnt, bevor sämmtliche Fadner die Arbeit wieder auf⸗ genommen hätten. Neuerdings haben die Ausständigen ein völlig unvarteiisches Schiedsgericht vorgeschlagen, allein die Spinnerei⸗

besitzer wollen von einem solchen überhaupt nichts mehr wissen.

Kunst und Wissenschaft.

In Nr. 194 des „R.⸗ u. St.⸗A.“ vom 18. August vorigen

Jahres wurde von dem Unternehmen einer Neuaufnahme und ⸗Herausgabe, auch theilweiser Abformung der Relief⸗ darstellungen an der Mark⸗Aurels⸗Säule in Rom berichtet, für welches Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Baden und einige Private, der Hauptsache nach aber Seine Majestät der Kaiser und König die nöthigen Mittel Allergnädigst bewilligt haben, während das Königlich italienische Unterrichts⸗Ministerium auf seine Kosten die Aufrichtung der erforderlichen Gerüste auf sich genommen hat.

Nachdem auch der Municipio von Rom seine Genehmigung zur Ausführung der Arbeiten ertheilt hat, ist nunmehr das Gerüst fertig gestellt, ein an der Säule selbst befestigtes, zum Auf⸗ und Abziehen eingerichtetes Hängegerüst und ein daneben feststehender Treppenthurm, von dem aus das Hängegerüst in seinen verschiedenen Höhestellungen betreten werden kann.

Am 23. d. M. haben die mit der wissenschaftlichen Arbeit der Aufnahme und Herausgabe betrauten Herren Professoren Petersen und von Domaszewski ihre Thätigkeit an der Säule begonnen.

Für die Revision der architektonischen Aufnahmen ist in entgegenkommendster Weise Herr Professor Guglielmo Calderini einzutreten bereit.

Die photographischen Aufnahmen hat der durch seine Leistungen dazu besonders geeignet erscheinende römische Photo⸗ graph gee Anderson übernommen, die Reproduktion der Ab⸗

ildungen und den Verlag des herauszugebenden Werks die wohlbekannte Verlagsanstalt für Kunst und Wissfenschaft, vormals Friedrich Bruckmann in München. Die Abformungen wird der römische Former Piernovelli besorgen.

So sind von italienischer und deutscher Seite die Vor⸗ bereitungen getroffen, um in gemeinsamer Arbeit ein Denkmal sürraeee Kenntniß als bisher zugänglich zu machen, welches ür beide Nationen ein historisches Interesse bietet, und die Arbeit hat begonnen. Es wird an Schwierigkeiten bei der Durchführung nicht fehlen. Möge es gelingen, sie zu über⸗

winden!

Die Juristische Gesellschaft hält am Sonnabend, den

11. Mai, Abends 7 ½ Uhr im Grand Hötel de Rome (Unter den

Linden 39, Eingang Charlottenstraße 44/45) eine Sitzung ab. Auf

der Tagesordnung steht ein Vortrag des Herrn Geheimen Justiz⸗ Raths Keyßner über „Das Recht am eigenen Bilde“.

Ein großes prähistorisches Gräberfeld ist, wie die „Nat.⸗Ztg.“ berichtet, auf einem Geestacker im hamburgischen Amt Ritzebüttel aufgefunden worden. Bis jetzt sind dem Gräberfeld 38 Urnen verschiedener Größe entnommen worden. Es wird ver⸗ muthet, daß sie einer noch etwa 800 Jahre vor Christi Geburt liegenden Zeit entstammen. Sie dürften sämmtlich germanischen Ursprungs sein; ihre Form sowohl, wie die Art ihrer Ornamentierung lassen dies ver⸗ muthen. Es befinden sich unter den Urnen auch mehrere der inter⸗ essantesten Buckelurnen. Ihr Inhalt ist noch nicht näher untersucht; jedenfalls enthalten viele von ihnen außer Knochenresten noch Waffen, Schmuckstücke und vielleicht auch Münzen. Die Geesttheile des Amts Ritzebüttel sind außerordentlich reich an derartigen Alterthümern. Die gefundenen Urnen kommen nach Hamburg.

bemerkt, a

Land⸗ und Forstwirthschaft. XXI. Mastvieh⸗Ausstellung in Berlin.

Die von Seiner Majestät dem Kaiser und König für die am 8. und 9. d. M. auf dem Zentral⸗Viehhof der Stadt Berlin stattfindende XXI. Mastvieh⸗Ausstellung bewilligte goldene Staatsmedaille soll, unter Mitwirkung und Zustimmung des Staatskommissars, Ge⸗ heimen Ober⸗Regierungs⸗Raths Dr. Thiel, für höchste züchterische Leistung in der Abtheilung C. „Schweine“ verliehen werden. Mit der Ausstellung wird ein Markt von Zucht⸗Böcken und⸗Ebern und eine Aus⸗ stellung von Maschinen, Geräthen und Produkten für Viehzucht, Molkerei und das Schlächtergewerbe, veranstaltet von dem landwirth⸗ schaftlichen Provinzial⸗Verein für die Mark Brandenburg und die Nieder⸗Lausitz und dem Klub der Landwirthe zu Berlin, verbunden sein. Der Eintrittspreis beträgt am 8. d. M. von Vormittags 9 bis Nachmittags 1 Uhr 3 ℳ, von Nachmittags 1 bis 7 Uhr 1 und am 9. d. M. 50 ₰.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln. Cholera.

London, 2. Mai. Wie dem „R. B.“ aus Djeddah gemeldet wird, kamen daselbst gestern 28 Todesfälle infolge von Cholera vor.

Handel und Gewerbe.

Beiden Abrechnungsstellen der Reichsbank wurden im Monat April 1895 1 809 917 500 abgerechnet gegen 1 807 745 900 im März d. J., 1 587 898 900 im in

April 1894, 1 683 206 600 1 448 149 800 im April 1892 und April 1891. 8

4 Die Wochenübersicht der Reichsbank weist einen gesammten Kassenbestand auf von 1 105 336 000 ℳ, d. i. der Vorwoche gegen⸗ über weniger 7 668 000 ℳ:; der Metallbestand allein hat sich um 3 933 000 vermindert. Der Wechselbestand zeigt mit 525 293 000 eine Zunahme um 30 920 000 und der Bestand an Lombard⸗ forderungen mit 77 958 000 eine solche um 8 774 000 ℳ; auf diesen beiden Anlagekonten zusammen hat also ein Zugang von 39 694 000 stattgefunden. Auf passiver Seite ist der Betrag der umlaufenden Noten um 53 797 000 auf 1 095 735 000 angewachsen, während die sonstigen täglich fälligen Verbindlichkeiten bei einem Betrage von 503 633 000 eine Abnahme um

a9

687 5895

21 746 000 erkennen lassen.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 2. d. M. gestellt 10 569, nicht recht· zeitt gestellt keine Wagen. „In Oberschlesien sind am 1. d. M. gestellt 3848, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen. 9

G Zwangs⸗Versteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin stand am 1. Mai das Grundstück Lindenstraße 38 und Oranien⸗ straße 98 a, dem Bäckermeister Wilhelm Dombrowski gehörig, zur Versteigerung; Fläche 6,13 a; Nutzungswerth 27 040 ℳ; für das Meistgebot von 470 000 wurde der Architekt Albert Schulz zu Berlin Ersteher.

Beim Fönssl chen Amtsgericht II Berlin standen am 30. April die nachbenannten Grundstücke zur Versteigerung: Die im Grundbuch von Schöneberg Band 17 Blatt Nr. 816 und Band 25 Blatt Nr. 1052 auf den Namen des Maurermeisters Waldemar Guttzeit eingetragenen, Schöneberg, Goltzstraße 4 und 50, be⸗ legenen Grundstücke; Fläche 5,76 a und 4,51 a; Nutzungs⸗ werth 9600 und 5400 ℳ; Mindestgebot 147 617 und 162 740 ℳ; für das Meistgebot von 148 000 und 162 800 wurde der Bureau⸗Vorsteher Franz Tippel zu Berlin, Neue Friedrichstraße 3, Ersteher. Das im Grundbuch von Schöne⸗ berg Band 36 Blatt Nr. 1361 auf den Namen des Zimmermeisters August Pagels zu Schöneberg, Hohenfriedbergstraße 8, eingetragene, zu Schöneberg, Hohenfriedbergstraße 8, belegene Grundstück; Fläche 5,68 a; Mindestgebot 460 ℳ: für das Meistgebot von 50 500 wurde der Gärtnereibesitzer Ernst Koch zu Friedenau, Feurigstraße 6, Ersteher. Die im Grundbuch von Schöneberg Band 20 Blatt Nr. 887 und 888 auf den Namen des Rentiers Friedrich Wilhelm Pollin zu Berlin, Krausenstraße 20, eingetragenen, zu Schöneberg, Sponholz⸗ straße 14/15, belegenen Grundstücke; Gesammtfläche 7,65 a; Mindest⸗ gebot 135 963 ℳ; für das Meistgebot von 182 000 wurde der Hete peiber Wilhelm Werner zu Berlin, Krausenstraße 6/7,

rsteher.

Ausweis über den Verkehr auf dem Berliner Schlachtviehmarkt vom 1. Mai 1895. Auftrieb und Markt⸗ preise nach Schlachtgewicht mit Ausnahme der Schweine, welche nach Lebendgewicht gehandelt werden. Rinder. Auftrieb 374 Stück. (Durchschnittspreis für 100 kg.) I. Qualität ℳ, II. Qualität —-— ℳ, III. Qualität 80 92 ℳ, IV. Qualität 68 76 Schweine. Auftrieb 6287 Stück. (Durchschnittspreis für 100 kg.) Mecklenburger 90 92 ℳ, Landschweine: a. gute 86 88 ℳ, b. geringere 82 84 ℳ, Galizier —,— ℳ, leichte Ungarn —,— bei 20 % Tara, Bakonyer bei kg Tara pro Stück. Kälber. Auftrieb 1697 Stück. (Durchschnittspreis für 1 kg) I. Qualität 1,08 1,20 ℳ, II. Qualität 0,90 1,06 ℳ, III. Qualität 0,72 0,88 Schafe. Auftrieb 2644 Stück. (Durchschnittspreis für 1 kg.) I. Qualität 0,84 0,96 ℳ, II. Qualität 0,76 0,80 ℳ, III. Qualität —,—

Die Vereinigung von Inhabern fortlaufender Konten und Theilungsläger hat in ihrer am 26. April abge⸗ haltenen 15. Generalversammlung dem Vorstande für das abgelaufene Rechnungsjahr Entlastung ertheilt. In die ständige Kommission wurden die Herren Max Leon (Firma Bacher u. Leon), Arthur Schmidt (Firma Schmidt u. Lorenzen) und Ph. Itzig (Firma Ad. Itzig u. Co.) gewählt.

Börse zu Düsseldorf. (Amtlicher Kursbericht vom 2. Mai, aufgestellt unter Mitwirkung der Börsenkommission.) Der Kohlenmarkt ist unverändert. Der Eisenmarkt ist ruhig. (erere in Mark für 1000 kg und, wo nicht anders

Werk). Kohlen und Koks. 1) Gas⸗ und Flamm⸗ kohlen: Gaskohle für Leuchtgasbereitung 10,00 11,00, Generatorkohle 10 11, Gasflammförderkohle 8,20 9,20; 2) Fettkohlen: Förder⸗ kohle 7,50 8,50, melierte beste Kohle 8,50 9,50, Koks⸗ kohle 6,50 7. 3) Magere Kohlen: Förderkohle 7—8, melierte Kohle 8 —10, Nußkohle Korn II (Anthracit) 18,00 20,00; 4) Koks: Gießereikoks 13,00 14,50, Hochofenkoks 11,00, Nußkoks, gebrochen 13,75 15,50; 5) Briquets 8,50 11,00. rze: 1) Rohspaͤth 7, 2) Spatheisenstein 9,50 10,50, 3) So⸗ morrostro f. o. b. Rotterdam —, 4) Nassauischer Rotheisenstein mit ca. 50 % Eisen 8,00 8,50, 5) Rasenerze franko —. Roh⸗ eisen: 1) Spiegeleisen Ia. 10 12 % Mangan 50 51, 2) Weiß⸗ Ffe blig.⸗ Quakitäts⸗Puddelroheisen: a. rheinisch⸗westfälische

karken, b. Siegerländer und 3) Stahleisen je 44,00 mit Fracht ab Siegen, 4) Englisches ab Verschiffungs⸗ afen —,—, 5) Spanisches Bessemereisen Marke Mudela cif. Rotterdam —,—, 6) Deutsches do. —,—, 7) Thomaseisen frei Verbrauchsstelle 46,00, 8) Puddeleisen (Luxemburger Qualität) 36, 9) Englisches Roheisen Nr. III ab Ruhrort 54,00, 10) Luxem⸗ burger Gießereieisen Nr. III ab 45,00, 11) Deutsches Gießereieisen Nr. I 63, 12) do. Nr. II —, 13) do. Nr. III 54, 14) do. Hämatit 63, 15) Spanisches Hämatit Marke Mudela ab Ruhrort 71— 72. Stabeisen: Gewöhnl. Stabeisen 102 105. Bleche: 1) Gewöhnliche Bleche aus Flufeisen 110 115, 2) Kesselbleche aus Flußeisen 120 125, 3) Kesselbleche aus Schweißeisen 150 165,

x35/16. Scinde good fair 2 7/⁄1s, do. good 211⁄18,

9 vie⸗ 115 125, Draht: 1) Eisenwalzdraht —,—, 2) Stahl-⸗ DieVerhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes“, die unter Redaktion des Professors Dr. A. Slaby (Verlag von Leonhard Simion in Berlin) erscheinen, 3—5 in dem IV. Heft (April 1895) folgenden Inhalt: Abhand ungen: Beitrag zur Berechnung der Fliehkraftregler. Von 58 Consentius, Professor an der Technischen Hochschule zu Berlin Fortsetzung von S. 161.) Berechnung der Zugkraft und Leistungs⸗ fähigkeit der Lokomotiven. Von Leitzmann, Königlicher Eisenbahn⸗ Bauinspektor zu Erfurt. (Schluß von S. 127.) Hierzu der Sitzungs⸗Bericht vom 1. April 1895 mit folgendem Inhalt: Vereins⸗ nachrichten. Ueber die Bedeutung des Tages. Magdeburg, 2. Mai. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker exkl., von 92 % —, neue 10,40 10,50. Kornzucker exkl. 88 % Rende ment 9,75 9,80 neue 9,85 10,00, Nachprodukte exkl. 75 % Rendem 6,75 7,55. Ruhig. Brotraffinade I 22,25. Brotraffinade II —,—. Gem. Raffinade mit Faß 21,75 22,50. Gem. Melis I mit Faß 21,50. Fest. Rohzucker I. Produkt Transito f. a. B. Hamburg pr. Moi 9,47 ½ bez., 9,50 Br., pr. Juni 9.60 Gd., 9,65 Br., vr. Juli 9,75 Gd., 9,77 ½ Br., pr. August 9,87 ½ bez., 9,90 Br. Ruhig. Leipzig, 2. Mai. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ andel. La Plata. Grundmuster B. pr. Mai 2,90 ℳ, pr. Juni 92 ½ ℳ, pr. Juli 2,95 ℳ, pr. August 2,95 ℳ, pr. September 2,97 ½ ℳ, pr. Oktober 2,97 ½ ℳ, pr. November 3,00 ℳ, pr. Dezember ,900 ℳ, pr. Januar 3,02 ½ ℳ., pr. Februar 3,02 ½ ℳ, pr. März 3,05 ℳ, pr. April Umsatz: 50 000 kg. 8 Kämmlingsauktion. Käufer weniger zahlreich, Stimmung zurückhaltend. Von den angebotenen 484 000 kg wurden 266 000 verkauft. Preise durchschnittlich unverändert gegen letzte März

auktion. Bremen, 2. Mai. (W. T. B.) (Börsen⸗Schlußbericht.) Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer Pessg enn „Börse.) Flau. Loko 8,50 Br. Baumwolle uhig. Upland middl. loko 34† ₰. Schmalz. Ruhig Wilcor 36 ¾ ₰, Armour shield 36 ₰, Cudahv 37 ₰, Fairbank 30 Z. Speck. Ruhig. Short clear middling loko 31 ¾. Taback. Umsatz: 65 Packen Türkei, 534 Ballen Brasil, 397 Se⸗ ronen Carmen.

„Hamburg, 2. Mai. (W. T. B.) Kaffee. (Nachmittags⸗ bericht.) Good average Santos pr. Mai 77, pr. September 75 ¾, pr. Dezember 73 ¾, pr. März 72 ½. Kaum behauptet. Zuckermarkl. (Schlußbericht.) Rüben⸗Rohzucker I. Produkz Basis 88 % Rendement neue Usance, frei an Bord Hamburg pr Mai 9,52 ½, pr. Juni 9,67 ½ pr. August 9,92 ½, pr. Oktober 10,02 ½. Stetig.

Wien, 3. Mai. (W. T. B.) Das Handelsgericht hob di Kuratel über die Mährische Grenzbahn auf, indem die Noth⸗ wendigkeit der Kuratel durch die Verstaatlichung und die Neuordnung 8 der Finanzverhältnisse der mährischen Grenzbahn entfalle, Budapest, 3. Mai. (W. T. B.) Dem „Pester Lloyd“ zufolge soll die Emission einer großen ungarischen Staats⸗Anleihe zu Eisenbahn⸗Investitionszwecken zu erwarten sein.

„London, 2. Mai. (W. T. B.) Wollauktion. Preise un⸗

verändert. 96 % Javazucker loko 11 ½ stetig, Rüben⸗Rohzucker loko 1 9 ½ stetig. Chile⸗Kupfer 41 18, pr. 3 Monat 41 . 8 Liverpool, 2. Mai. (W. T. B.) Offizielle Notierungen American good ordin. 3 ⅜, do. low *middling 3 ½, do. middling 3 ⅝, do. good middling 32⁄32, do. middling fair 4 ⁄12, Pernam fair 3 ¼¾, do. good fair 4, Ceara fair 3 ¾, do. good fai 4, Egyptian brown fair 67/16, do. do. good fair 6 ¾, do. do. good 7, Peru rough good fair 5 ¾, do. do. good 5 ½, do. do. fine 6 ½, do. moder. rough fair 43⁄6, do. do. good fair 4 ⁄8, do. do. good 41516, do. smooth fair 3 ⅜, do. do. good fair 3 ¾, M. G. Broach good 3 ⁄⁄8, do. fine 39,18, Dhollerah good 3, do. fully good 3 ⅛, do. fine 35⁄116, Oomra good 3, do. fully good 3 ½, do. fine Bengal fully good 2 ⅛, do. fine 3 ⅛. -

Bradford, 2. Mai. (W. T. B.) Wolle unverändert, die Londoner Schwäche wird als vorübergehend angesehen; Garne thätiger; in Stoffen gutes Geschäft. 6

msterdam, 2. Mai. (W. T. B.) ordinary 52 ½. Bancazinn 39 ½. Niew⸗ York, 2. Mai. (W. T. B.) Die Börse eröffnete in recht fester Haltung, im weiteren Verlauf trat Reaktion ein. Der Schluß war wieder lebhaft und im allgemeinen fest. Der Umsatz der Aktien betrug 334 000 Stück. 8

Weizen eröffnete sehr fest, stieg dann infolge guter Kauflust und besserer Kabelberichte sowie auf Käufe des Auslandes und gute Platznachfrage in St. Louis; später trat auf reichliche Realisierungen in New⸗York und Chicago Abschwächung ein. Schluß schwach. Mais stieg nach Eröffnung infolge großer Käufe und Deckungen seitens der platzspekulanten, sowie auf Abnahme der Eingänge; dann trat auf Realisation Abschwächung ein., Schluß flau. Waarenbericht. Baumwolle⸗Preis in New⸗York 6 3/16, do. in New.Orleans 6 ⁄16. Petroleum Stand. white in New⸗York 8,50, do. in Philadelphia 8,45, do. rohes nom., do. Pipe line cert. p. Juni 169 nom., Schmalz West. steam 6,95, do. Rohe & Brothers 7,25, Mais pr. Mai 53 ⅞, do. pr. Juli 54, pr. September 54 ⅛. Rother Winterweizen 70, do. Weizen pr. Mai 68ꝛ ¾, do. pr. Juli 68 ⅛, do. pr. September 69 ½, do. pr. Dezember 71 ⅜, Getreidefracht nach Liver⸗ pool 2, Kaffee fair Rio Nr. 7 16, do. Rio Nr. 7 pr. Mai 14 25, do. do. pr. August 14,70. Mehl, Spring Wheat clears 2,80 Zucker 2 ¾, Kupfer 9,90. 1 Chicago, 2. Mai. (W. T. B.) Weizen anfangs steigend infolge festerer ausländischer Märkte und Deckungen der Baissiers, dann Reaktion infolge günstigen Wetters, später wieder besser auf Käufe der Haussiers und der Baissiers; die Aufbesserung ging jedoch infolge ausgedehnter Realisierungen wieder verloren. Schluß flau. 888 Mais zuerst steigend und lebhaft bewegt, dann Reaktion und Ab⸗ schwächung. Schluß flau. Der Markt wurde beherrscht durch die Fluktuationen des Weizens. 1 Weizen pr. Mar 63 %, pr. Juli 64 ½. Mais pr. Mai 4. Speck short elear nomin. Pork pr. Mai 12,15. 1

Verkehrs⸗Anstalten.

Bremen, 3. Mai. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Saale“ hat am 1. Mai Nachmittags die Reise von Southampton nach New⸗Pork fortgesetzt. Der Post⸗ dampfer „Weimar“ ist am 1. Mai Nachmittags von Baltimore nach der Weser abgegangen. Der Schnelldampfer „Werra' ist am 2. Mai Vormittags von Genuag nach New⸗York abgegangen. Der Schnelldampfer „Kaiser Wilhelm II.“ ist am 2. Mai Morgens in New⸗YI C“ Der Postdampfer „Braun⸗ schweig“ hat am 2. Mai Morgens Prawle Point passiert.

London, 2. Mai. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfe „Athenian“ ist heute auf der Ausreise in Kapstadt angekommen. Der Castle⸗Dampfer „Tantallon Castle' ist gestern auf der Aus reise in Durban (Natal) angekommen. Der Castle⸗Dampfer „Doune Castle“ ist heute auf der Heimreise von Kapstadt abge⸗ gangen. Der Castle⸗Dampfer „Norham Castle“ ist gestern auf de Heimreise von Kapstadt abgegangen.

„Helsingfors, 3. Mai. (W. T. B.) Die Schiffahrt ist wieder eröffnet. 8

111“

Java⸗Kaffee good G

Theater und Musik.

Berliner Theater. Man sollte meinen, 2. ein Stück wie das gestern Abend im Berliner Theater zur Aufführung gelangte fünfaktige Lustspiel „Die Lästerschule“ von Sheridan den Glanz der Jugend behalten müsse, weil es ein nie veraltendes Thema aus der menschlichen Ge⸗ sellschaft behandelt, und doch hatte das Stück, das nunmehr 118 Jahre alt ist (es erschien 1777), bei seiner Neuaufführung einen Duft, wie ihn