Ueber die oben erwähnten Vorschläge in der armeni⸗ schen Frage erfährt das „Reutersche Bureau“ aus Kon⸗ stantinopel, daß, obwohl der genaue Inhalt geheim gehalten werde, doch darüber Folgendes verlaute:
Der Reformplan basiert auf den bestehenden türkischen Gesetzen. Besonderer Nachdruck wird auf die Ernennung geeigneter Valis gelegt. Ein Drittel der Beamten sollen Christen sein. Ferner wird vor⸗ geschlagen, daß die Mächte das Recht zu einem Veto gegen die Er⸗ nennung der Valis erhalten. Ein Ober⸗Kommissar soll ernannt werden, der nicht Europäer ist, die Ausführung der Reformen zu über⸗ wachen hat und, dieses Amt so lange behält, bis die Re⸗ formen durchgeführt sind. Die Ernennung des Ober⸗Kom⸗, missars soll der Genehmigung der drei Mächte unter liegen. Ein weiterer Vorschlag bezieht sich auf die Ernennung einer aus Muhamedanern und Christen zusammengesetzten Kommission, welche ihren Sitz bei der Pforte haben und die Verwaltung der armenischen Vilajets überwachen soll. Die Gendarmerie soll aus Muhamedanern und Christen bestehen. Außerdem werden Schwur⸗ gerichte eingesetzt und die Gefängnisse inspiziert. Die Bewohner von Sassun sollen Entschädigungen erhalten und die Kurden entwaffnet werden. Ferner werden Vorschläge bezüglich der Einziehung der Steuern gemacht. Die gegenwärtige Abgrenzung der Vilajets soll beibehalten werden. 18
Bei der gestern in Walworth er. Se. vn 9en Ersatz⸗ wahl zum Unterhause wurde Bailey (konservativ) mit 2676 Stimmen gewählt. Reade (liberal) erhielt 2105, Lansbury (Sozialist) 347 Stimmen.
Frankreich.
Die gestrige Sitzung der Deputirtenkammer wurde nach dem Bericht des „W. T. B.“ unter großer Ruhe er⸗ öffnet; es waren nur wenige Deputirte anwesend. Die Gesetzentwürfe, betreffend die Wiederbewaldung der Berge, wurden ohne Zwischenfall berathen. — In den Wandel⸗ gängen verlautete, die Sozialisten beabsichtigten, eine Interpellation über die von dem Minister⸗ Präsidenten Ribot auf dem Bankett in Bordeauxr am Sonnabend gehaltene Rede einzubringen. — Der Minister des Auswärtigen Hanotaux wird es ab⸗ lehnen, jetzt die Interpellation Rouanet über die chinesisch⸗japanischen Angelegenheiten zu beantworten.
Der brasilianische Gesandte in Wien Carvalho ist nach kurzer Krankheit in Paris gestorben.
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Der Marine⸗Minister, Vize⸗Admiral Morin hielt, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Abend in Spezia bei einem ihm zu Ehren veranstalteten größeren Wahlbankett eine längere, mit lebhaftem Beifall aufgenommene Rede, worin er zunächst die Herabsetzung des Marinebudgets während der letzten Jahre als eine nothwendige Folge der finanziellen Lage rechtfertigte. Er vertraue indessen darauf, daß die Besserung der Finanzen seiner Zeit eine Erhöhung des Marinekredits gestatten werde. Um das Schiffsmaterial zu verbessern, beabsichtige er, die alten Schiffe aus der Liste zu streichen und den Bau neuer Schiffe zu beschleünigen; dabei halte er den Grundsatz fest, lieber weniger Schiffe in Bau zu geben, dafür aber die in Angriff genommenen Schiffsbauten zu beschleunigen. Bezüglich des Marinepersonals kündigte der Minister an, daß dem “ ein Gesetzentwurf über die Rekrutierung von Heer und Marine und ein weiterer Gesetzentwurf über das Avancement in der Armee und der Marine zugehen werde.
Türkei.
Aus Cetinje meldet „W. T. B.“, daß nach dort einge⸗ troffenen Nachrichten Zusammenstöße zwischen türkischen Truppen und albanesischen Stämmen stattgefunden hätten, infolge deren in lara und Gussinje Unordnung herrsche.
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Zahlreiche albanesische Flüchtlinge suchten Zuflucht in Montenegro.
Serbien.
Zur Prüfung der Finanzfragen soll, wie „W. T. B.“ aus Belgrad berichtet, eine Enquste⸗Kommission unter Zuziehung von Vertretern aller Parteien einberufen werden.
ie Einberufung stehe unmittelbar bevor.
Wie es heißt, wird die Skupschtina am 7. Juni in Nisch zu ihrer diesjährigen Session zusammentreten.
Schweden und Norwegen.
Beide Kammern des schwedischen Reichstags haben den Antrag des Staatsausschusses angenommen, zur Deckung des Beitrags zur Kabinetskasse, dessen Zah⸗ ung unter gewöhnlichen Verhältnissen auf Norwegen ent⸗ ällt, monatlich 15 300 Kron. zu bewilligen. Die Erste Kammer nahm ferner den Antrag des Staatsausschusses an, eventuell Vertheidigungswesen eine Staatsanleihe aufzunehmen, die Zweite Kammer dagegen lehnte mit 180 gegen 30 Stimmen alle Anträge in dieser Richtung ab. Die Dispositionsfonds des Königs zu außerordentlichen Maßnahmen, militärischen Operationen ꝛc., die sogenannten Kreditive, wurden vom Reichstag auf 7 ½ Millionen Kronen
Amerika. Dr. Rosa e Silva ist, wie aus Rio de Janeiro be⸗ richtet wird, wieder zum Präsidenten der brasilianischen Kammer gewählt worden.
Afrika. 1 ischa ist gestern von Alexandrien nach Triest
abgereist. An seiner Stelle übernimmt, der „Times“ zufolge, Femy Pascha interimistisch den Vorsitz im Ministerrath.
Parlamentarische Nachrichten.
Die Schlußberichte über die gestrigen Reichstags und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.
— In der heutigen (93.) Sitzung des Reichstags,
Sitzungen des
welcher der Staatssekretär, Staats⸗Minister Dr. von Boetticher und der Staatssekretär Dr. Graf von Posa⸗ dowsky beiwohnten, wurde zunächst der von den Abgg. Rickert und Gen. (fr. Vg.) eingebrachte H betreffend Abänderung des Wahlgesetzes für den Deutschen Reichstag, vom 31. Mai 1869 (Sicherung des Wahlgeheimnisses), berathen. Zur Begründung des Gesetz⸗ g. Rickert (fr. Vg.): Das Bedürfniß, Garantie
für das Wahlgeheimniß, ses je länger, desto “
das Reichstagswahlrecht sein, die in der letzten Zeit mehr und mehr hervorgetreten seien und von großen Parteien des Reichstags gestützt würden.
Abg. Bassermann (nl.): Auch die nationalliberale Partei sei im Interesse des allgemeinen Wahlrechts bereit, zur Beseitigung der Schäden hilfreiche Hand zu bieten. Ob die einzelnen Bestimmungen wirksam seien, könne nur die Praxis lehren. Er hoffe, daß die Re⸗ gierung jetzt Entgegenkommen gegen die Wünsche des Hauses zeigen werde.
Abg. Dr. Lieber (Zentr.): Die Zentrumspartei stimme dem Antrage zu. Je mehr Angriffe das allgemeine Wahlrecht erfahre, desto mehr müßten seine Freunde es vor Bemängelungen bewahren. Es müsse eine feste gesetzliche Regelung ge⸗ schaffen werden, denn es liege mehr noch, als im Interesse des Reichstags im Interesse der Reichsgesetzgebung, daß die Geschäfte gefördert würden. Zum Schluß wies der Redner das Bestreben zurück, von den Landtagen aus auf die Reichsgesetzgebung einzuwirken und Angriffe gegen das Reichswahlrecht zu führen.
Abg. Dr. von Buchka (dkons.) trat der vom Abg. Rickert aus⸗ gesprochenen Auffassung entgegen, daß die konservative Partei bestrebt sei, das allgemeine direkte Wahlrecht zu beseitigen. Davon sei ihm, dem Redner, nichts bekannt. Er befinde sich bei diesem Wahlrecht sehr wohl und fühle kein Bedürfniß, es abzuändern.
(Schluß des Blattes.) — Die 13. Sitzung des Herrenhauses wurde heute
Nachmittag 1 ¼ Uhr von dem Präsidenten Fürsten zu Stol⸗ berg mit der Mittheilung eröffnet, daß vom Fürsten Bismarck ein Dankschreiben für den Beschluß des Hauses vom 29. März eingelaufen sei, seine Buüste im Sitzungssaale des Herrenhauses aufzustellen. Der Justiz⸗Minister Schönstedt wohnte der Sitzung bei.
Neu eingetreten in das Haus sind folgende Herren: Graf von Behr⸗Behrenhoff, Graf von Hutten⸗Czapski, Staats⸗ Minister Freiherr von Lucius⸗Ballhausen, Kammerherr von Elsbeck⸗Platen, Minister Schönstedt, Kammerherr von Below⸗ Saleske, Graf von Werthern⸗Beichlingen, Präsident Glatzel, v Haken, Ober⸗Bürgermeister Lentze⸗Mühl⸗ ausen.
Präsident Fürst zu Stolberg begrüßte die neu Ein⸗
getretenen.
Nachdem Herr von Woyrsch mitgetheilt hatte, daß seine Abwesenheit bei Besprechung seiner Inter⸗ pellation keineswegs darauf zurückzuführen gewesen sei, daß er keine Hoffnungen auf dieselbe gesetzt habe, daß viel⸗ mehr der Zweck der Interpellation, die Beruhigung der Be⸗ völkerung auf dem rechten Oderufer, erreicht worden sei, trat das Haus in die Tagesordnung ein.
Der Bericht der Kommission für Handels⸗ und Gewerbe⸗ angelegenheiten über die Nachrichten von der Verwaltung der preußischen Staats⸗Bergwerke, ⸗Hütten und Salinen während des Etatsjahres 1893/94 wurde durch Kenntnißnahme für erledigt erklärt.
(Schluß des Blattes.)
— Bei der Reichstags⸗Stichwahl im 14. Württem⸗ bergischen Wahlkreise (Geislingen⸗Heidenheim⸗Ulm) wurde, dem „W. T. B.“ zufolge, Hähnle (Demokrat) mit 9626 Stimmen gewählt. Ehman (freikonservativ) erhielt 7626 Stimmen.
— Die XXI. Kommission des Hauses der Abgeordneten zur Vorberathung des Entwurfs eines Jagdscheingesetzes hat sich konstituiert und zum Vorsitzenden den Abg. Im Walle, zu dessen Stellvertreter den Abg. vom Rath und zu Schriftführern die Abgg. Graf von Finckenstein und von Bülow gewählt.
— Die XXII. Kommission des Hauses der Abgeord⸗ neten zur Vorberathung des Antrags der Abgg. Jürgensen und Gen. auf Annahme eines Gesetzentwurfs zur Abänderung des Gesetzes wegen Aufhebung direkter Staatssteuern vom 14. Juli 1893 hat sich konstituiert. Vorsitzender ist der Abg. Jürgensen, dessen Stellvertreter der Abg. Freiherr von Dobeneck, Schriftführer die Abgg. Freiherr von Richthofen (Jauer) und Dr. Stephan (Beuthen).
— Nach der amtlichen Feststellung wurde bei der gestern erfolgten Ersatzwahl zum Hause der Abgeordneten für den 4. Erfurter Wahlbezirk der Geheime Kommerzien⸗ Rath Lucius zu Erfurt (fr. kons.) mit 281 Stimmen ge⸗ wählt. Der Landes⸗Oekonomie⸗Rath von del in Halle a. S. (dkons.) erhielt 5 Stimmen .“ 1
Dem Reichstage ist folgender Entwurf eines Gesetzes, betreffend Abänderung des Zuckersteuergesetzes, zugegangen: „An die Stelle des ersten und zweiten Absatzes des § 68 des Ge⸗ die Besteuerung des Zuckers betreffend, vom 31. Mai 1891 (Reichs⸗Gesetzbl. S. 295) tritt folgende Bestimmung: „Auf die Dauer einer Uebergangsperiode bis 31. Juli 1897 werden für ausgeführten oder in eine öffentliche Niederlage oder eine Privat⸗ niederlage unter amtlichem Mitverschluß aufgenommenen Zucker der im § 67 Absatz 1 unter a, b und c bezeichneten Arten, wenn die ab⸗ gefertigte Zuckermenge mindestens 500 kg beträgt, Zuschüsse aus dem Ertrage der Zuckersteuer gewährt. Die Zuschüsse betragen: o111mmnpXp*“ *¹ auf 100 kg.“ . Diesem Gesetzentwurf ist, — außer einer Statistik über WöI1 Einfuhr, Ausfuhr und Verbrauch von Zucker für die Zeit vom Betriebsjahre 1871/72 ab, sowie einer Nachweisung der Preise für Zucker aus Rüben von 1890/91 ab, — die nachstehende Begründung beigegeben: „Nach § 68 des Gesetzes vom 31. Mar 1891, die Besteuerung des Zuckers betreffend, betragen die Zuschösse für ausgeführten Zucker bis 31. Juli 1895 in der Klasse a (Rohzucker von mindestens 90 und raffinierter Zucker von 90 bis 98 % Zuckergehalt) . . . 1,25 ℳ in der Klasse b (beste Raffinaden und Krystallzucker) 2,00 in der Klasse c (sonstiger Zucker von mindestens 98 % Zuckergebalt) . . . 1,65 19J 15
8
auf 100 kg. Die Zuschüsse sollen vom i. August 1895 ab in Klasse a auf. ö14“
RRͤ III11A1““ für 100 kg ermäßigt werden und mit dem 31. Juli 1897 überhaupt in Waffac ie hiernach für den Ablauf des Monats Juli dieses Jahres bevorstehende Herabsetzung der Ausfuhrzuschüsse um ⅛ bis ¹ 1- gegenwärtigen Betrages würde die heimische Zuckerindustrie gerade zu einer Zeit treffen, wo sie wegen der Ungunst der Marktverhältnisse mit einer unleugbaren Nothlage zu kämpfen hat. Ddie Preise für den Zucker sind in den letzten Jahren bis in den Beginn des laufenden Jahres hinein fortgesetzt heruntergegangen und auf ein Maß herabgedrückt, welches für die Herstellungskosten des Zuckers auch bei niedrigem Rübenpreise keine Deckung mehr bietet. Es besteht auch für absehbare Zeit keine Aussicht auf angemessene bung der Preise. Die Landwirthschaft ist, da der Getreidebau von
Die Berichte der Wahlprüfungskommission lieferten dafür den Beweis. Der Antrag sohde zugleich ein energischer Protest gegen die Angriffe auf
8
Jahr zu Jahr unlohnender geworden,
in stetig steigendem Umfange
zum Anbau von Rüben gedrängt, woraus sich eine Vermehru Zuckererzeugung ergeben bat mit welcher der inländische Berbenng 8 weitem nicht Schritt halten kann. Der Auslandsmarkt bietet gleich⸗ falls keinen ausreichenden Abzug für die Mehrerzeugung, zumal da die Produktion der Konkurrenzstaaten mit ihren zum Theil seh hohen Prämien den Tiefstand des Weltmarktpreises leichter zu ertragen vermag, als der deutsche Zucker. Dazu kommt, daß letzterer neuer dings seitens der Vereinigten Staaten von Amerika, welche seit mehreren Jahren neben Großbritannien die Hauptabnehmer für e Zucker waren, eine besonders ungünstige Zollbehandlung erfährt.
Unter diesen Umständen ist es geboten erschienen, der schon ben der Berathung des Zuckersteuergesetzes vom 31. Mai 1891 e bernbe tag gegebenen Zusage entsprechend, die Frage der Weitergewährung be⸗ ziehungsweise der Erhöhung der derzeitigen Ausfuhrzuschüsse einer sorgfältigen Prüfung zu unterziehen. 8
Die angestellten Erörterungen haben erkennen lassen, daß der vorhandene Nothstand der Judustrie und der mit ihr in Verbindung stehenden Landwirthschaft für die Dauer nicht lediglich durch Erhöhung der Ausfuhrzuschüsse ohne durchgreifende Umgestaltung der Zuckersteuer⸗ gesetzgebung gehoben werden kann. Ob die Durchführung der erforder⸗ lichen Steuerreform, hinsichtlich deren Zweckmäßigkeit in den bethei⸗ ligten Kreisen selbst die Ansichten zur Zeit noch weit auseinandergehen sich während der gegenwärtigen Tagung des Reichstags ermöglichen lassen wird, erscheint zweifelhaft. Umsoweniger aber darf es bei der Lage der Sache zugelassen werden, daß vor endgültiger Regelung des Gegen⸗ standes eine weitere Abbröckelung der dem Zuckergewerbe in der Form der Ausfuhrzuschüsse in ihrem Wettbewerbe auf dem Weltmarkt ge⸗ währten w eintritt. Durch die vorliegende Novelle zum Zuckersteuergesetze soll daher für den Fall, daß weitergehende Aen⸗ derungen des Gesetzes vor dem 1. August 1895 sich nicht ermöglichen lassen, wenigstens für eine einstweilige Aufrechterhaltung der Zuschüsse in ihrer jetzigen Höhe Vorsorge getroffen werden.“
— Ferner ist dem Reichstage der Entwurf eines Gesetzes betreffend die Feststellung eines zweiten Nachtrags zum Reichs⸗ haushalts⸗Etat für das Etatsjahr 1895/96 in Höhe von 4 002 462 ℳ, vorgelegt worden. Davon sind 3 199 505 ℳ fort⸗ dauernde und 802 957 ℳ einmalige Ausgaben. Von den fortdauernden Ausgaben entfallen 1 703 350 ℳ auf das Reichsamt des Innern für Verwaltung u. s. w. des Nord⸗Ostsee⸗Kanals 1,483 155 ℳ auf die Verwaltung des Reichsheeres und 13 000 ℳ auf die Marineverwaltung. Von den einm aligen Ausgaben entfallen 120 000 ℳ auf das Auswärtige Amt, 4000 ℳ auf das Reichsamt des Innern für die Limes⸗Forschung, 478 957 ℳ auf die Verwaltung des Reichsheeres und 200 000 ℳ auf die Marineverwaltung. Von dem Antheil des Auswärtigen Amts an dem Nachtrags⸗Etat in Höhe von 120 000 ℳ entfallen 20 000 ℳ auf die Grenzberichtigung in Kamerun 50 000 ℳ auf die Beihilfe gegen die Hungersnoth in Ost⸗Afrika aus Anlaß der Heuschreckenplage und 50 000 ℳ zur Betheiligung der Kolonial⸗Abtheilung an der Berliner Gewerbeausstellung 1896. Die Einnahmen der Verwaltung des Nord⸗Ostsee⸗Kanals sind in Höhe der Ausgaben der Kanalver⸗ waltung etatisiert, und zwar zunächst in einer Pauschalsumme, weil sich diese Einnahmen vorerst im einzelnen kaum schätzen lassen, da der Tarif für die Kanalabgabe noch nicht feststeht und der bei Auf⸗ stellung des Tarifs in Berechnung zu ziehende Schiffsverkehr sich vor⸗ aussichtlich erst allmählich dem Kanal zuwenden wird.
Entscheidungen des Ober⸗Verwaltungsgerichts.
Ober⸗Verwaltungsgerichts, II. Senats, vom 7. November 1894, bei der Veranlagung zur Gemeinde⸗Forensalsteuer von dem Ge⸗ sammteinkommen des Steuerpflichtigen, unter verhältnißmäßiger Vertheilung derselben auf die Beträge des Forensaleinkommens einer⸗ seits und des sonstigen Einkommens andererseits, abzuziehen. „Den Lebensversicherungsbeitrag anlangend, nahm der Bezirksausschuß zwar als unbestritten an, daß dieser im Ganzen 520 ℳ betrage, vertheilte ihn aber auf das Forensaleinkommen und das sonstige, in 819 ℳ Pension bestehende Einkommen. Diese Entscheidung hat Kläger (Zensit) angefochten, indem er es für unzulässig erachtete, daß der Lebensversicherungsbeitrag, wie geschehen, auf die Pension mitvertheilt werde, da diese ganz, mindestens aber zur Hälfte, von der Kommunalbesteuerung freigelassen werden müsse, und die gesetzlichen Abzüge lediglich auf dem steuerpflichtigen Einkommen ruhten. — Es war, wie geschehen, zu erkennen. Unbegründet ist das Verlangen des Klägers, daß bei dem Abzug des Lebensversicherungsbeitrages seine Pension ganz oder wenigstens zur Hälfte freigelassen werde; denn jener Beitrag haftet auf dem Gesammteinkommen, zu letzterem gebhört aber unbestreitbar die Pension in ihrem vollen Betrage.“ (II. 1508.)
— Bei physischen Personen sind, nach einem Urtheil des Ober⸗Verwaltungsgerichts, 1I. Senats, vom 8. Dezember 1894, von dem der Forensalbesteuerung unterliegenden Einkommen nicht nur die Zinsen derjenigen Schulden, welche in einem wirthschaft⸗ lichen Zusammenhange und in einer Beziehung zu demselben stehen, sondern auch die Zinsen persönlicher Schulden — unter ver⸗ hältnißmäßiger Vertheilung derselben über das Gesammteinkommen — in Abzug zu bringen. „Der Vorderrichter verkennt den Rechtssatz, daß bei der in § 1 Abs. 3 des Kommunalabgabengesetzes vom 27. Juli 1885 vorgesehenen Besteuerung physischer Personen von Grundbesitz⸗ Einkommen nicht nur die auf dem Besitz haftenden Schulden in An⸗ rechnung kommen, sondern daß auch persönliche Schulden in Betracht zu ziehen sind. Während bei den juristischen Personen allerdings der Ertrag der einzelnen Einnahmequelle allein eingeschätzt wird und also nur diejenigen Lasten, welche deren Ertrag mindern, anzurechnen sind, ist bei den physischen Personen das der Forensalbesteuerung unterliegende Einkommen als ein Theil ihres Gesammteinkommens anzusehen, und demgemäß sind auch die Zinsen persönlicher Schulden, welche auf dem Gesammteinkommen ruhen, von der Anrechnung nicht ausgeschlossen. Sofern das Forensaleinkommen mit dem Gesammt⸗ einkommen sich deckt, würden also die sämmtlichen Zinsen abzugsfähig erscheinen, wenn nicht solchen Falles ohne weiteres das Ergebniß der staatssteuerlichen Veranlagung entschiede; wo dagegen neben dem Forensaleinkommen noch anderes Einkommen vorhanden ist, sind die Schuldenzinsen über das Gesammteinkommen verhältnißmäßig zu ver⸗ theilen und ist die auf das Forensaleinkommen entfallende Quote bei diesem in Abzug zu bringen.“ (II. 1686.)
Statistik und Volkswirthschaft.
Das von dem Königlichen Statistischen Bureau auf Grund der 1. Dezember 1892 und anderer amtlichen Quellen bearbeitete Viehstandslexikon für den preußischen Sta ist nunmehr zur Ausgabe gelanat. Dieses Lexikon weist, dem Z punkt der Vornahme der Viehzählung gemäß, einen mittleren Bestan an Vieh nach und unterrichtet über die vorhandene Spann⸗, Nähr und Viehproduktionskraft der einzelnen Gemeinden und Gutsbezirke Die fraglichen Zahlen sind daher von Werth beim An⸗ und Verkau von Liegenschaften und von Vieh, für den Grund⸗ und Personalkredit für die Feuer⸗, Hagel⸗ und Viehversicherung, sowie insbesondere für die Beurtheilung des landwirthschaftlichen Betriebs in jedem einzelnen Verwaltungsgebiete bis herab auf die Gemeindeeinheiten. Ferner . das Viehstandslexikon namentlich auch noch die Unterlagen zur
usfüllung der Spalte 3 der Uebersicht der in den Kreisen bei der periodischen x vorhandenen kriegsbrauchbaren Pferde (§ des Pferdeaushebungsreglements vom 22. Juni 1886). Es führt. ähnlich einem Ortschaftsverzeichnisse, sämmtliche Städte, Landgemeinden
und Gutsbezirke kreisweise in alphabetischer Reihenfolge auf, wobei alle bis zur Drucklegung bekannt geworde lich infolge der
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Lebensversicherungsbeiträge sind, nach einem Urtheil des 8—
eindeordnung vom 3. Juli 1891 eingetretenen zahlreichen Ver⸗ — * sich auf Theilung, Zusammenlegung oder Neubildung von Gemeinden eziehen, bexücksichtigt, auch in jedem Falle die Ziffern über Bevölkerung und Viehstand entsprechend zurechtgestellt sind. Am Schluß eines jeden Provinzhefts findet sich eine Zusammenstellung für die Regierungsbezirke bezw. die gesammte Provinz nach Städten, Land⸗ meinden und Gutsbezirken, welche den Angaben über Bevölkerung, Fehöfte, viehbesitzende Haushaltungen und Viehstand noch die Zahl der Gemeindeeinheiten sowie anmerknnungsweise die der Enklaven und kommunalfreien Gebietstheile hinzufügt. Um die Anschaffung des Viehstandslexikons zu erleichtern, wird jedes Provinzheft einzeln zu folgenden Preisen abgegeben: 1) Ostpreußen, 10 ½ Druckbogen, 2,20 ℳ, 2) Westpreußen, 5 ¼ Druckbogen, 1,20 ℳ, 3) Stadtkreis Berlin und Brandenburg, 7 ⅞ Druckbogen, 1,60 ℳ, 4) Pommern, 6 8 Druckbogen1, 40 ℳ, 5) Posen, 7 ½ Druckbogen, 1,60 ℳ, 6) Schlesien, 12 ½ Druckbogen, 2,60 ℳ, 7) Sachsen, 6 8 Druckbogen, 1,40 ℳ, 8) Schleswig⸗Holstein, 3 ½ Druckbogen, 0,80 ℳ, 9) Hannover, 7 ½ Druckbogen, 1,60 ℳ, 15) Westfalen nebst den Fürstenthümern Waldeck und Pyrmont, 3 ¾ Druck⸗ bogen, 0,80 ℳ, 11) Hessen⸗Nassau, 4 ꝝ½ Druckbogen, 1 ℳ, 12) Rhein⸗ land, 5 ¾ Druckbogen, 1,20 ℳ, 13) Hohenzollernsche Lande, 1 Druck⸗ bogen, 0,40 ℳ Bei Entnahme des ganzen Werks von zusammen 82 ⅞ Druckbogen tritt, soweit dem Königlichen Statistischen Bureau bis zum 15. Juni d. J. unmittelbar Bestellungen zugehen, eine Er⸗ mäßizung von 17,80 auf 15 ℳ ein.
Zur Arbeiterbewegung. 1
In Dresden baben, wie der „Vorwärts“ berichtet, 17 Zimmer⸗ leute, die beim Bau der vierten Elbbrücke beschäftigt waren, die Arbeit niedergelegt, weil ihnen von den Arbeitgebern eine Verkürzung der Arbeitszeit und Erhöhung des Stundenlohns verweigert wurde.
Aus Meerane wird demselben Blatt zur Lohnbewegung der Textilarbeiter geschrieben: Ein Theil der Besitzer mechanischer Webereien hat die gestellten Lohnforderungen bewilligt. Nur die 150 Arbeiter der Buchmann ’'schen Fabrik haben am Sonnabend früh die Arbeit eingestellt, weil sie nichts erhalten sollen. In Meerane ebenso wie in Glauchau gehören einige hundert Arbeiter der Organisation an, aber ein Ausstandsfonds ist nicht vorhanden.
In Konstanz ist einer Mittheilung der „Frkf. Ztg.“ zufolge der größte Theil der Schreinergehilfen in einen Ausstand ein⸗ getreten. Sie verlangen, statt der bisherigen elf⸗ bis zwölf⸗, die zehnstündige Arbeitszeit ohne Lohnverkürzung. — In voriger Woche wollten die Glasergehilfen ebenfalls einen Ausstand beginnen, er unterblieb aber, da fast alle Meister die gleichlautende Forderung be⸗ willigten.
En St. Adelheid in Reuß ä. L. war kürzlich in der Textil⸗ waarenfabrik von Schulz u. Co. wegen Lohnstreits ein Ausstand ausgebrochen, der, wie im „Vorwärts“ mitgetheilt wird, dadurch sein Ende gefunden hat, daß der Arbeitgeber die meisten Forderungen be⸗ willigte und im übrigen eine gütliche Einigung zu stande kam.
In Pest haben die Arbeiter der Machlup'schen Maschinen⸗ fabrik die Arbeit niedergelegt. Der Arbeitgeber übertrug nun, wie dem „Vorwärts“ berichtet wird, die angefangenen Arbeiten zwei anderen Fabrikanten, Wolfner und Mautner, zur Vollendung. Die Arbeiter dieser Fabriken wiesen das Begehren ihrer Chefs jedoch ab und stellten, als diese auf ihrem Willen bestanden, sofort die Arbeit
ein. Mit ihnen beträgt die Zahl der Ausständigen ungefähr 300.
Kunst und Wissenschaft.
Das Kaiserliche Archäologische Institut hat den neuen Jahrgang 1895 mit den ersten Heften seiner drei regel⸗ mäßig periodischen Schriften begonnen, der „Jahrbücher“ und der römischen und athenischen „Mittheilungen“. Außer⸗ dem ist soeben das zweite Heft des zweiten Bandes der „Antiken Denkmäler“, welche jetzt in freier Folge er⸗ scheinen, ausgegeben. Wie üblich, besteht er aus 12 Tafeln Folio mit kurzen Texten. Als von allgemeinerem Interesse dürfte die erste Tafel hervorzuheben sein, die Facsimile⸗ wiedergabe — soweit bei dergleichen von einem Facsimile die Rede sein kann — eines besonders vorzüglichen Exemplars jener antiken Porträts aus der römischen Kaiserzeit, welche, so zahlreich auf Mumien aus dem Fayum neuerlich zum Vorschein gekommen, eine uns in dieser Gestalt einiger⸗ maßen neue Leistung der antiken Kunst in Bewunderung erregender Weise vor Augen gebracht haben.
Namentlich photographische Nachbildungen solcher Bilder sind schon vielfach hergestellt, aber für die Sammlungen, Lehr⸗ anstalten und Liebhaber, welche Originale dieser Art nicht er⸗ werben können, die vollfarbige wiederzugeben, ist noch nicht versucht worden, wie es jetzt hier und in der Originalgröße versucht ist. 8
Das Blatt darf als eine hervorragende Leistung des in Berlin bekanntlich seit lange besonders gepflegten lithographi⸗ schen Farbendrucks gelten. Es ist in der Anstalt des Herrn Steinbock von dem Maler Herrn Neeser hergestellt.
Rud. Schuster's Kunstverlag hierselbst hat nunmehr, neben dem
bereits angezeigten amtlichen, auch den illustrierten Katalog
der großen Berliner Kunst⸗Ausstellung erscheinen lassen. Der illustrierte Katalog enthält den amtlichen Text in zweiter Auf⸗ lage mit einem Nachtrag und über 200 Illustrationen. Er umfaßt 1980 Gemälde und Aquarelle, 121 Stiche, Radierungen und Zeichnungen, 270 Bildwerke, 22 Architekturen. Die Illustrationen veranschaulichen die hervorragendsten und die Besucher am meisten interessirenden Bilder in Reproduktionen, welche sich durch Sorg⸗ falt der Herstellung gegen die früheren Jahrgänge vortheilhaft aus⸗ zeichnen und von der weiteren Vervollkommnung der Zinkätzungstechnik Zeugniß geben.
Land⸗ und Forftwirthschaft.
XXXII. Wanderversammlung bayerischer Landwirthe. In der gestrigen Sitzung theilte der Vorsitzende zunächst fol⸗ endes Antworts⸗Telegramm Seiner Königlichen Hoheit des Prinz⸗ egenten auf das Höchstdemselben übersandte Ergebenheits⸗Telegramm mit: „Seine Königliche Hoheit der Prinz⸗Regent lassen den Theilnehmern an der XXXII. Wanderversammlung bayerischer Land⸗ wirthe für die Allerhöchstdemselben übermittelte Bekundung treuer Ergebenbeit üllerhöchsüihren freundlichen Dank entbieten und der Versammlung, deren Bestrebung Seine Königliche Hoheit Allerhöchstihr wärmstes Interesse entgegenbringt, Verlauf wünschen. Im Allerhöchsten Auftrage gez. Freiherr von oller, Königlicher General⸗ ajor und General⸗Adjutant.“ Die Verlesung dieses Telegramms wurde von der Versammlung mit einem Hoch auf Seine Königliche Hoheit den Prinz⸗Regenten beantwortet. — An den Reichskanzler Fersen zu Hohenlohe ging auf die schriftliche und telegraphische ntschuldigung seines folgende Depesche ab: „Die bayerischen Landwirthe vermissen höchst ungern Eure Durch⸗ laucht als hochverehrten Vorsitzenden ihrer XXXII. Wander⸗ versammlung, danken von Herzen für die freundliche Ueber⸗ sendung 2 82 und . Eure Sei er vorzüglichsten Hochachtung. m Auftrag gez.: Stöcker, Zweiter Versihender. — Steuer⸗Rath Steppes⸗München referierte sodann, wie die „Allg. Ztg.“ berichtet, über die Vermarkung des Grundbesitzes und das bayerische Ver⸗ markungsgesetz vom 16. Mai 1868. Dr. Schnieder (Schwab⸗ of) sprach hierauf über landwirthschaftliches Genossen⸗ chaftswesen und schloß mit folgendem Antrage: 1) die Ver⸗ ammlung erblickt in der weiteren Ausbildung des ländlichen Genossenschaftsw sens ine wirksame Maßregel zur Besserung
.
der heimischen Landwirthschaft und empfiehlt besonders die
Beförderung des Absatzes landwirthschaftlicher Produkte auf genossenschaftlichem Wege; 2) an die Königliche Staats⸗ regierung stellt die Wanderversammlung die Bitte, sie möge die Frage des genossenschaftlichen Absatzes ländlicher Erzeugnisse, insbesondere des Getreidebaues im Anschluß an die genossenschaftlich zu errichtenden Lagerspeicher, neuerdings durch Sachverständige im Auftrag der König⸗ lichen Staatsregierung aufs eingehendste studieren und bearbeiten lassen, und es möge anschließend an das bereits seitens der Staatsregierung bewiesene Entgegenkommen, um zunächst die Versuche zur Errichtung kleiner Lagerhäuser an Bahnhöfen zu erleichtern und für solche Ver⸗ billigungen zu schaffen, solchen Absatzgenossenschaften, die Lager⸗ häuser errichten wollen, die Möglichkeit hierzu auf dem Wege staat⸗ licher Unterstützung durch unentgeltliche Ueberlassung des benöthigten Grundes an den Schienensträngen, auch durch Gewährung einer Sub⸗ vention für die ersten Unternehmungen dieser Art gewährleistet werden. Bei der Diskussion theilte u. a. Freiberr von Soden mit, daß die Zentral⸗Darlehenskasse des Verbandes der bayerischen land⸗ wirthschaftlichen Genossenschaften neben Perioden, in denen sie das bei ihr eingezahlte Geld nicht ganz habe unterbringen können, auch Zeiten gehabt habe, in welchen die von ihr ge⸗ währten Darlehen die Einzahlungen um mehr als 400 000 ℳ übertroffen hätten und auch dann die Staatsregierung helfend eingegriffen habe. Dies habe dazu veranlaßt, die Staats⸗ regierung um Erhöhung des bisher gewährten Zuschusses von 200 000 ℳ zu ersuchen. Die Versammlung stimmte dem Antrag des Referenten zu. Mit dem Dank an Seine Königliche Hoheit den Se Ludwig, die Stadt Nürnberg, die Referenten und die Ausschüsse für die veranstalteten Ausstellungen schloß der Vor⸗ sitzende die Versammlung. Die nächste Versammlung findet 1897 in
—
einem Orte der Oberpfalz statt. Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
b ö Spanien. ““ Durch Königliche Verordnungen vom 9. d. M. ist für Herkünfte
aus Hongkong und Kanton wegen Pest, für solche aus San Nicolas,
San Pedro, Konkordia und Gualeguaychu (Argentinien), aus Kinchon, den Pescadores⸗Inseln und Formosa (China) und aus Djeddah und dem Hedjaz (Arabien) wegen Cholera Quarantäne angeordnet worden. Gleichzeitig gelten die Häfen im Umkreis von 165 km von den ge⸗ nannten Orten als choleraverdächtig.
Handel und Gewerbe
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks 8 an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 14. d. M. gestellt 10 963, nicht zeitig gestellt 57 Wagen. In Oberschlesien sind am 13. d. M. gestellt 4012, nicht recht⸗
zeitig gestellt keine Wagen.
Zwangs⸗Versteigerungen.
Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin standen am 14. Mai die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Alt⸗ Moabit 45, dem Maurerpolier Gottl. Reichardt gehörig; Fläche 12,17 a; Meistbietender blieb mit dem Gebot von 270 000 ℳ der Direktor Gustav Herrmann, Behrenstraße 5. — Ruhe⸗ platzstraße 12, dem Bauunternehmer Franz Reetz gehörig; Fläche 4,75 a; Meistbietender blieb mit dem Gebot von 96 090 ℳ der Landwirth Rud. Reetz, Schulstraße 12. — Kurfürsten⸗ straße 31, der Frau M. Marschner gehörig; Fläche 6,08 a; Nutzungswerth 8260 ℳ; Meistbietender blieb der Kaufmann Otto Pfennigwerth, Knurfürstenstraße 32, mit dem Gebot von 136 000 ℳ
— Auf die von dem Ausschuß des Deutschen Handelstages dem Staatssekretär Dr. von Stephan zum 25 jährigen Dienst⸗ jubiläum überreichte Adresse (vgl. Nr. 109 d. Bl.) ist dem Handels⸗ tagsausschuß das folgende Dankschreiben zugegangen: „Unter den vielen mir aus AÄnlaß der Vollendung einer 25 jährigen Thätigkeit in meinem jetzigen Amt kundge ebenen Zeichen freundlicher Theilnahme nimmt die ehrende Beglückwünschung durch den Ausschuß des Deutschen Handelstages eine hervorragende Stelle ein. Als ein einheitliches Drgan für die Bekundung des Geistes in unserem Verkehrsleben — gewissermaßen die konzentrierte Krystallsubstanz der Strömungen und Niederschläge aus den Auf⸗ fassungen der Handelskammern und sonstigen kaufmännischen Korpo⸗ rationen — hat der Deutsche Handelstag durch die Sachlichkeit und das Maßvolle seiner Berathungen und Beschlüsse, denen ich von Anbeginn bis heute mit lebhaftem Interesse gefolgt bin, wesentlich zur Förderung und Klärung der Aufgaben beigetragen, welche uns auf diesem wichtigen Gebiet obliegen. Wenn ich auf einem beschränkteren Theil desselben, innerhalb der Grenzen meiner Kräfte, während des vergangenen Zeitraums etwas Nützliches habe ausführen können, so ist dabei ein kräftiger Hebel die verständnißvolle Unterstützung gewesen, welche meine Bemühungen in der Bevölkerung und namentlich in den am Verkehrsleben zunächst betheiligten Kreisen allezeit gefunden haben. Des Dankes hierfür nicht zu vergessen, war mir immer eine freudige Pflicht und wird es bleiben. von Stephan.“
— Die ordentliche Generalversammlung der Aktien⸗Gesell⸗ schaft für Glasindustrie vorm. Friedr. Siemens in Dresden vom 14. d. M. genehmigte die Jahresrechnung, ertheilte dem Vorstand und Aufsichtsrath Entlastung und beschloß die vom Vorstande vorgeschlagene Gewinnvertheilung. Die Auszahlung der Dividende von 11 % = 110 ℳ für die Aktie erfolgt von heute ab.
— Die Saal⸗Eisenbahn⸗Gesellschaft vereinnahmte im April d. J. nach vorläufiger Feststellung 122 584 (gegen 1894 vor⸗ läufig + 3451, endgültig + 4487) ℳ; vom 1. Januar bis Ende April überhaupt 420 945 (gegen 1894 vorläufig — 7420, endgültig — 7038) ℳ
— 1— Basel meldet die „Frkf. Ztg.: Die Jura⸗Simplon⸗ bahn schlägt für das Jahr 1894 für die Stammaktien eine Dividende von 4 % — gleich 8 Fr. für die Aktie — vor. Im Vorjahr ist eine Dividende auf die Stammaktien nicht zur Vertheilung gelangt.
— Nach einer Meldung der „Frankf. Ztg.“ aus New⸗York wurde zwischen dem Comité der 5 % Oregon⸗Navigations⸗ Konsols und der 5 % Collateral⸗Trustbonds derselben Gesellschaft, sowie der Shares⸗Majorität (Oregon⸗Shortlinecollateral⸗ Trustbonds) und dem Shares⸗Comité eine Uebereinstimmung erzielt, sodaß eine rasche Reorganisation gesichert erscheint. Die in Deutsch⸗ land eingeführten Konsols sollen 100 % in neuen 4 % Bonds und eine Abfindung in Vorzugs⸗Aktien erhalten. .
Königsberg, 14. Mai. (W. T. B.) Getreidemarkt. Weizen ruhig. Klocen behauptet, do. pr. 2000 Pfd. Zollgewicht 126 — 127. Gerste unverändert. Hafer ruhig, do. loko pr. 2000 Pfd.
ollgewicht 122. Weiße Erbsen pr. 2000 Pfd. Zollgewicht 108,00. Spiritus pr. 100 Liter 100 % loko 36 ¼, pr. Frühjahr 36 ¼.
Danzig, 14. Mai. (W. T. B.) Getreidemarkt. Weizen loko unverändert, Umsatz 250 t, do. inländ. hochbunt u. weiß 153 — 155, do. inländ. hellbunt 151, do. Transit hochbunt und weiß 118.00, do. hellbunt 115,00, do. Termin zu freiem Verkehr pr. Sept.⸗Okt. 149,50, do. Transit pr. Sept.⸗Okt. 115,00, Regulierungspreis zu freiem Verkehr 152. Roggen loko höher, do. inländischer 125,00, do. russischer und polnischer zum Transit 90, do. Termin pr. Sept.⸗Okt. 131,50, do. Termin Transit pr. Sept.⸗Okt. 96,50, do. Regulierungspreis zum freien Verkehr 125. Gerste, große (660 — 700 Gramm) 110. Gerste, kleine (625 — 660 Gramm) 90. Hafer, inländischer 115. Erbsen, inländische 110. Spiritus loko kon⸗ tingentiert 54,00, nicht kontingentiert 34,50.
Magdeburg, 14. Mai. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornmzucker exkl., von 92 % —, neue 11,15 — 11,40. Kornzucker exkl., 88 % Rende⸗ ment 10,40 — 10,75, neue 10,60 — 10,85, Nachprodukte exkl., 75 % Rende⸗ ment 7,55 — 8,25. Stetig. Brotraffinade 1 23,00. Brotraffinade II 22,75. Gem. Raffinade mit Faß 22,75 — 23,25. Gem. Melis I mit
vI11“ u 4 “
Faß 22,25 — 22,50. Fest. Rohzucker I. Produkt Transito f. a. B. urg pr. Mai 10,40 bez. und Br., pr. Juni 10,47 ½ Gd., 10,50 Br., pr. Juli 10,57 ½ Gd., 10,60 Br., pr. August 10,67 ⅛ bez.,
10,70 Br. Ruhig.
Leipzig, 14. Mai. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. pr. Mai 2,90 ℳ, pr. Juni 2,92 ½ ℳ, pr. Juli 2,95 ℳ, pr. August 2,97 ½ ℳ, pr. September 3,00 ℳ, pr. Oktober 3,00 ℳ, pr. November 3,02 ½ ℳ, pr. Dezember 3,02 ½ ℳ, pr. Januar 3,05 ℳ, pr. Februar 3,05 ⸗ℳ, pr. März 3,07 ½ ℳ, pr. April — ℳ Umsatz: 45 000 kg.
Bremen, 14. Mai. (W. T. B.) (Börsen⸗SSchlußbericht.) Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer Petroleum⸗Börse.) Besser. Loko 7,50 Br. — Baumwolle. Willig. Upland middl. loko 34 ½ ₰4. — Schmalz. Fester. Wilcor 36 ¼ ₰, Armour shield 35 ½ ₰, Cudahy 36 ½ 82 Fairbanks 30 ₰. — Speck. Ruhig. Short clear middling loko 31 ¼. — Wolle. Umsatz: 336 Ballen. — Taback. Umsatz: 50 Faß Kentucky, 30 Faß Ohio. 1 Hamburg, 14. Mai. (W. T. B.) Kaffee. (Nachmittags⸗ bericht.) Good average Santos pr. Mai 77 ½, pr. September 76 ¼, pr. Dezember 74, pr. März 72 ½. Schleppend. — Zuckermarkr. (Schlußbericht.) Rüben⸗Rohzucker I. Produkt Basis 88 % Rendement neue Usance, frei an Bord Hamburg pr. Mai 10,37 ½, pr. Juni 10,47 ½, pr. August 10,70, pr. Oktober 10,75. Ruhig.
Wien, 14. Mai. ES Ausweis der österreichisch⸗ ungarischen Staatsbahn (österreichisches Netz) vom 1. bis 10. Mai 692 202 Fl., Mehreinnahme gegen den entsprechenden Zeitraum des vorigen Jahres 107 Fl. 5 -
Wien, 14. Mai. (W. T. B.) Die Oesterreichische Kredit⸗ anstalt übte heute beim Finanz⸗Ministerium im Namen des durch sie vertretenen Konsortiums das ihr vertragsmäßig zustehende Optiont⸗ recht auf 25 Millionen Gulden vierprozentiger österreichischer Goldrente aus. 1 “
Der Verwaltungsrath der Alpinen⸗Montan⸗Gesellschaft beschloß einstimmig, bei der Generalversammlung zu beantragen, von der Vertheilung einer Dividende abzusehen. 1
London, 14. Mai. (W. T. B.) Wollauktion. Wolle fest und begehrt, namentlich Mittelsorten.
An der Küste 5 Weizenladungen angeboten.
96 % Javazucker loko 11 ⅞ fest, Rüben⸗Rohzucker 10 ⅝ fest. — Chile⸗Kupfer 447/16, pr. 3 Monat 44 ⅞.
Manchester, 14. Mai. (W. T. B.) 12r Water Taylor 5, 30r Water Taylor 6 ½, 20r Water Leigh 5 ½, 30r Water Clayton 6 ⅜, 32r Mock Brooke 6 ⅛, 40r Mayoll 6 ⅛, 40r Medio Wilkinson 7 ½, 32r Warpcops Lees 5 ¼, 36r Warpcops Rowland 6 ½, 36r Warpcops Wellington 7 ¼, 40r Double Weston 7 ⅛, 60r Double courante Qua⸗
loko
Stetig.
Nimes, 14. Mai. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung de landwirthschaftlichen Kongresses hieß der Präsident Rostand den deutschen Delegirten Hentschke (vgl. Nr. 115 d. Bl.) willkommen und lud ihn ein, am Vorstandstisch Platz zu nehmen. Hentschke hielt eine Rede in deutscher Sprache, in der er die Schulze⸗ Delitzsch'schen Hilfskassen lobend schilderte. Der Kongreß sprach Hentschke seinen Dank aus und sandte an den Verband der deutschen Genossen⸗ schaften die Versicherung seiner Werthschätzung sowie den Ausdruck der Bewunderung über die außerordentliche Entwicklung und das in den verschiedenen Zweigen der Organisation der landwirthschaftlichen Ge⸗ nossenschaften bethätigte Zusammenwirken.
St. Petersburg, 14. Mai. (W. T. B.) Die „Nowoje Wremja“ meldet: Das Plenum des Reichsraths nahm einstimmig den von dem Finanz⸗Minister vorgelegten Gesetzentwurf an, be⸗ treffend Maßnahmen, nach welchen fortan in Rußland Geschäfts⸗ abschlüsse in Goldvaluta stattfinden können, in der Redaktion, welche von den vereinigten Reichsrathsdepartements festgesetzt worden war. Der Präsident des Minister⸗Comitées Bunge ecrörterte eingehend den Nutzen der von dem Finanz⸗Minister Witte vorgeschlagenen Kaßnahmen und wies darauf hin, daß die Befürchtungen, welche wegen der Maßnahmen gehegt würden, übertrieben seien. Der Finanz⸗Minister erklärte, die vorge⸗ schlagenen Maßregeln griffen nicht im geringsten eventuellen künftigen Schritten zur Einführung des Metallverkehrs vor; die Annahme des Gesetzentwurfs werde eher eine Erhöhung als eine Verminderung des Werths des Kreditrubels sein, denn die erklusive Basis hierfür, die Erhebung der Steuern in Kreditrubeln, bleibe intakt. Der Finanz⸗ Minister ist überzeugt, daß nur außerordentliche Ereignisse die Ständig⸗ keit des Kurses des Kreditrubels erschüttern könnten, welcher sich dank den getroffenen Maßnahmen bereits zwei Jahre behaupte.
St. Petersburg, 14. Mai. (W. T. B.) Produkten⸗ markt. Weizen loko 8,75. Roggen loko 6,00. Hafer loko 3,50. 2 loko 11,50. Hanf loko 44,00. Talg loko 51,00, pr. August —.
Die Uebereinkunft wegen eines Verbandes russischer Petroleum⸗Industrieller ist heute unterzeichnet worden.
Bern, 15. Mai. (W. T. B.) Die Kommission des National⸗ raths für das Bundesbankgesetz beschloß, um den von den “ gemachten Einwendungen zu begegnen, den Kantonen die Wahl von einem Drittel der Mitglieder des Bankraths einzuräumen und ihnen ¾ des Reingewinns zu überlassen.
Amsterdam, 14. Mai. (W. T. B.) Jabpa⸗Kaffee good ordinary 53. — Bancazinn 42 ½.
Rotterdam, 14. Mai. (W. T. B.) Die heute hier durch die Niederländische Handelsgesellschaft abge⸗ haltene Kaffee⸗Auktion über 25 114 Ballen Java⸗, 83 Kisten, 3 Ballen — ist wie folgt abgelaufen. Es wurden angeboten: 83 Kist. Padang W. J. B. Taxe 66 Cent, Ablauf 67 ¼ Cent, 186 Bl. Java W. J. B. Taxe 55 à 58 Cent, Ablauf —,—, 2050 Bl. do. egs gelblich Taxe 60 Cent, Ablauf 60 ½ à. 61 ¼ Cent, 2965 Bl. do. Probolingo Tare 53 à 53 ½ Cent, Ablauf 54 ¼ à 57 ½ Cent, 2924 Bl. do. Blaß grünlich Taxe 51 ¾ à 52 ½ Cent, Ablauf 53 ¼ à 54 Cent, 2966 Bl. do. Solo Taxe 52 à 52 ¾ Cent, Ablauf 51 ½ à 52 Cent, 7578 Bl. do. Malang Taxe 50 ½ à 53 Cent, Ablauf 51 ¾ à 54 Cent, 1869 Bl. do. Tenger Taxe 52 ½ Cent, Ablauf 53 ¼ à 53 ½ Cent, 1513 Bl. do. Bangil Taxe
Ablauf 53 à 55 ¾ Cent, 2698 Bl. do ordinair et triage Taxe 28 à 43 Cent, Ablauf 30 ½¼ à 45 ¼ Cent, 305 Bl. do. B. S. und Diverse.
Brüssel, 14. Mai. (W. T. B.) Die Einnahmen der Prinz Heinrich⸗Bahn betrugen in der ersten Mai⸗Dekade: Aus dem Bahnbetriebe 115 736 Fr., aus den Minen 9512 Fr., Gesammteinnahmen 125 249 Fr., Mehreinnahmen gegen die provi⸗ serischen Einnahmen im entsprechenden Zeitraum des vorigen Jahres 5957 Fr.
Washington, 14. Mai. (W. T. B.) Das Defizit des Schatzes für dieses Jahr beträgt bis jetzt über 50 000 000 Dollars; für das ganze Jahr wird das Deftzit wahrscheinlich mehr als 55 000 000 Dollars betragen. 1
New⸗York, 14. Mai. (W. T. B.) Die Börse eröffnete schwach, wurde im Verlauf lebhaft und im allgemeinen fest. Der Schluß war vorherrschend träge. Der Umsatz der Aktien betrug 341 000 Stück.
großer Käufe und vermehrter Berichte über Frostschäden sowie auf bessere Kabelmeldungen. Hierauf trat auf Grund der eingelaufenen Bradstreetsberichte und infolge von Realisierungen Abschwächung ein. Schluß schwach. — Mais anfangs fest, ging einige Zeit nach Er⸗ öffnung infolge von ungünstigen Witterungsberichten und auf Mrabssreetsberichte höher, fiel aber wieder im Einklang mit der Mattigkeit in den Weizenmärkten und infolge von Realisierungen. Schluß schwach.
Waarenbericht. Baumwolle⸗Preis in New⸗York 613/16, do. in New⸗Orleans 6 ¼. Petroleum Stand. white in New⸗York 8,50, do. in Philadelphia 8,45, do. rohes nom., do. Pipe line cert. p. Juni 180 nom., Schmalz West. steam 6,90, do. Rohe & Brothers 7,15.
Mais pr. Mai 54 ⁄⅛, do. pr. Inli 55 ⅝, do. pr. September 56 ½.
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52 ¼ Cent, Ablauf 52 ¾ à 53 Cent, 60 Bl. do. Liberia 51 à 53 ½ Cent,
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sität 10 ¼, 32 116 vards 16)7 16 grey Printers aus 321/461 147.
Weizen eröffnete stetig und stieg im weiteren Verlauf infolge