1895 / 127 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 29 May 1895 18:00:01 GMT) scan diff

Der Kaiserliche Botschafter Graf zu Eulenburg ist von Prökelwitz nach Wien zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Botschaft wieder übernommen.

Der General⸗Lieutenant Kuhlmann, Inspekteur der Fuß⸗Artillerie⸗Inspektion, ist hierher zurückgekehrt.

Dem Regierungs⸗Assessor Dr. jur. Lessing zu Siegburg

st die kommissarische Verwaltung des Landrathsamts im Kreise Zeven, Regierungsbezirk Stade, übertragen worden. Der Regierungs⸗Assessor Dr. Wilms zu Nauen ist der Königlichen Regierung in Potsdam zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen worden.

8 W

Nach telegraphischen Mittheilungen an das Ober⸗ ommando der Marine ist S. M. S. Wilhelm“, ommandant Korvetten⸗Kapitän von Holtzendorff, am

27. d. M. in Colombo (Ceylon) eingetroffen und wird am 1. Juni die Reise nach Singapore fortsetzen; S. M. S. „Kaiser“, Kommandant Kapitän zur See Jaeschke, ist am

28. Mai in Aden angekommen und an demselben Tage nach

Colombo in See gegangen; S. M. S. „Arcona“, Kom⸗

mandant Korvetten⸗Kapitän Sarnom, ist heute von Shanghai

nach Yokohama in See gegangen.

Württemberg.

Ihre Majestät die Königin ist, da in dem Befinden Ihrer Hoheit der Prinzessin Friedrich von Anhalt eine Besserung eingetreten, am Montag Abend von Schloß Hohenburg in Bayern wieder in Stuttgart eingetroffen.

Hessen.

Bei der nochmaligen Berathung des Einkommensteuer⸗ gesetzes hat die Erste Kammer gestern die Steuerfreiheit der untersten Steuerstufe abgelehnt und die Abtheilungsgrenze auf 2600 festgesetzt. Die Progressions⸗Skalen wurden

für die erste Abtheilung von 1,73 bis 4 Proz. und für die zweite Abtheilung auf 0,57 bis 1,70 Proz. des mittleren Einkommens festgesetzt. angenommen

Das Gesetz wurde sodann im Ganzen

Oesterreich⸗Ungarn.

Gestern Abend ist, wie „W. T. B.“ berichtet, der Sektions⸗ chef im Ministerium des Aeußern Freiherr Falke von Lilienstein an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben.

Im österreichischen Abgeordnetenhause brachte gestern der Abg. Tuczek einen dringlichen Antrag, betreffend die Wahlreform, ein und verlangte sofortige Verhandlung über denselben. In namentlicher Abstimmung wurde der Antrag auf sofortige Verhandlung mit 128 gegen 69 Stimmen abgelehnt; der Antrag gelangte infolgedessen erst am Schluß der Sitzung zur Verhandlung. Der Abg. Geßmann beantragte, über die Tags zuvor auf die Interpellation, betreffend die Predigten des Pfarrers Deckert, abgegebene Antwort des Minister⸗Präsidenten die Debatte zu eröffnen. Der Antrag wurde in namentlicher Ab⸗ stimmung mit 144 gegen 51 Stimmen verworfen. Am Schlusse der Sitzung begründete Tuczek seinen dringlichen Antrag. Nachdem der Obmann des Wahlreform⸗Ausschusses, Baron Widmann, erklärt hatte, der Bericht könne bis heute überreicht werden und werde dann sofort gedruckt an den Aus⸗ schuß vertheilt und veröffentlicht werden, wurde die Dringlich⸗ keit mit 141 gegen 65 Stimmen abgelehnt.

Am 1. Oktober werden die Standesämter in ganz Ungarn in Wirksamkeit treten. 8 88

Großbritannien und Irland.

Bei dem vorgestrigen Empfang durch die Königin im Schlosse zu Windsor verlas Nasr Ullah Khan ein Schreiben des Emirs von Afghanistan, worin auf die aus⸗ gezeichneten Beziehungen zwischen England und Afghanistan hingewiesen und die Hoffnung ausgesprochen wird, daß dieselben sich weiter befestigen würden. Sodann gab Nasr Ullah Khan, im eigenen Namen sprechend, seiner Freude über die Herzlich⸗ keit des Empfangs in England und dem Wunsche Ausdruck, daß die Beziehungen der Königin und des Emirs stets freund⸗ schaftliche bleiben möchten. Die Königin erwiderte auf die Ansprache in gleichem Sinne.

Das Oberhaus hat die Finanzbill definitiv ange⸗ nommen. Das Unterhaus berieth gestern den Art. 5 der Bill, betreffend die Entstaatlichung der Kirche von Wales, und vertagte sich dann bis zum 13. Juni.

Die Bill, betreffend die Vermehrung der Flotte, wurde in der Kommission genehmigt.

Frankreich. 6

Die Deputirtenkammer begann gestern die Berathung

des Gesetzentwurfs, betreffend die Reform der Getränke⸗ steuer. Für die Generaldebatte, welche mehrere Tage dauern wird, sind 23 Redner vorgemerkt.

Rußland.

Anläßlich des 50 jährigen Dienstjubiläums des Ministers des Auswärtigen Fürsten Lobanow⸗Rostowsky. empfing derselbe, wie „W. T. B.“ aus St. Petersburg be⸗ richtet, ein Kaiserliches Handschreiben, worin seine dem Thron und dem Vaterlande in der Verwaltung und Politik erwiesenen Dienste hervorgehoben werden und das dann wie folgt fortfährt: „Indem ich Sie nach dem Hinscheiden des Herrn von Giers auf den verantwortungs⸗ vollen . des Ministers der auswärtigen Angelegen⸗ heiten berief, war ich von der Ueberzeugung geleitet, daß ich in Ihnen einen aufgeklärten und vollen Mitarbeiter fände, der vollkommen vorbereitet sei unsere friedliche und aufrichtige Politik fortzusetzen, welche freundschaftliche Beziehungen mit allen Mächten zu erhalten strebt, unter Achtung vor dem Recht und der ge⸗ setzlichen Ordnung und unter Wahrung der unerschütterlichen Würde des Reichs.“ Ferner verlieh der Kaiser dem

hingebungs⸗

Italien.

Nach den letzten Feststellungen der Wahlergebnisse sind gewählt: 298 Ministerielle, 124 Oppositionelle und 16 Ab⸗ geordnete, deren Parteistellung noch unbestimmt ist. 58 Stich⸗ wahlen sind erforderlich, 12 Wahlergebnisse stehen noch aus. Die 124 Oppositionellen theilen sich in 40 Anhänger di Rudini's, 39 von der oppositionellen Linken, 31 Radikale und 14 Scozialisten. Den Abendblättern zufolge wird der Ministerrath der Krone die Ernennung einer kleinen Anzahl Senatoren

vorschlagen. Niederlande.

Aus dem Haag meldet „W. T. B.“, es verlaute daselbst, die Regierung habe beschlossen, vier Kriegsschiffe nach der Küste von Marokko zu entsenden, um wegen des auf das holländische Schiff „Anna“ verübten Seeräuber⸗Ueberfalls Genugthuung zu verlangen. v“

8

Belgien. ö 113“ In der gestrigen Sitzung der Repräsentanten⸗ kammer gab, wie „W. T. B.“ berichtet, der Minister⸗Präsi⸗ dent de Burlet seinem Bedauern über den Rücktritt des Grafen Merode, welcher infolge der Meinungsverschieden⸗ heiten mit den anderen Ministern in der Congofrage er⸗ folgt sei, Ausdruck. Die Minister seien über den Endzweck in der Congofrage einig gewesen, die Meinungen seien nur bezüglich der Mittel zur Erreichung des Ziels aus⸗ einandergegangen. Des weiteren erklärte de Burlet, die Errichtung eines Arbeits⸗Ministeriums sei mit großer Befriedigung aufgenommen worden, und fügte hinzu, die Veränderungen im Minister⸗Kollegium einen Wechsel in der Politik des Kabinets nicht einschlössen. Lorand (Pro⸗ gressist) sprach seine Verwunderung darüber aus, daß nur ein Minister aus dem Kabinet geschieden sei, während doch alle Minister die Congovorlage unterzeichnet hätten und daher so⸗ lidarisch seien. Redner beklagte sich dann über die langsame Erledigung der gesetzgeberischen Arbeiten und richtete Angriffe gegen das Kabinet, von welchem das wallonische Element fast ausgeschlossen sei. Der Minister⸗Präsident de Burlet wies die Angriffe Lorand's zurück und beklagte sich über die zahl⸗ reichen Interpellationen, durch welche die Zeit verloren gehe. Die Vorlage, betreffend die Angliederung des Congostaats, sei nicht aufgegeben. Die Kommission der 21 habe die Regierung aufgefordert, provisorische Maßregeln zu ergreifen, um ge⸗ wissen, demnächst fälligen Verbindlichkeiten gerecht werden zu können. Die Regierung werde den Bericht der Kommission abwarten und sich dann wegen der Congovorlage entscheiden. Nachdem die Sozialisten noch erklärt hatten, daß sie jeden Kolonialpolitik ablehnen, war der Zwischenfall

Der „Times“ wird aus Athen gemeldet: habe ein Regiment regulärer Truppen von Salonichi nach Raslok beordert; zehn weitere Regimenter aus den benach⸗ barten Distrikten würden an der bulgarischen Grenze konzentriert, wo zahlreiche Banden bulgarischer Briganten um⸗ herstreiften, bereit, in Macedonien einzufallen.

Serbien.

Nach einer Meldung der „Politischen Correspondenz“ aus Belgrad wird die Skupschtina wahrscheinlich in den ersten Tagen des Juli zu einer sechs⸗ bis siebenwöchigen Session nach Nisch einberufen werden.

Amerika. In Zanesville (Ohio) ist, wie die „Times“ berichtet, eine Konferenz der Republikaner zusammengetreten. Der Senator Sherman, der zum Vorsitzenden erwählt wurde, befürwortete in einer Ansprache die Ausprägung von Gold und Silber mit einer Beschränkung der Silber⸗ prägung, da bei der freien Prägung die Silberwährung allein gelten und eine Entwerthung des Goldes erfolgen würde.

Afrika.

Die „Times“ meldet aus Sansibar, der Araberhäuptling N'Bruk ben Rashid sei den von England gestellten Be⸗ dingungen nicht nachgekommen, es werde daher voraussichtlich eine Expedition gegen ihn ausgesandt werden. N' Bruk stehe in einer stark befestigten Stellung in der Nähe von Mombasa und habe 1200 gut bewaffnete Anhänger bei sich. Man erwarte daher einen blutigen Zusammenstoß.

Parlamentarische Nachrichten.

Bei der im 1. unterfränkischen Wahlkreise (Aschaffenburg) vorgenommenen Ersatzwahl zum Reichstag erhielt dem „W. T. B.“ zufolge nach der bisherigen Feststellung der Pfarrer Gerstenberger (Zentrum) 9559 Stimmen. Deckelmann (Volkspartei) erhielt 3600, Opificius (Sozialist) 1444 und Schultz (nationallib.) 1088 Stimmen. Es stehen nur noch die Ziffern aus wenigen Ortschaften aus, die das Wahlergebniß nicht beeinflussen.

Der Vertreter des 3. Kölnischen Wahlbezirks (Kreis Rheinbach, Stadt⸗ und Landkreis Bonn) im 8 der Ab⸗ geordneten, Grundbesitzer Hauptmann ist gestern gestorben.

Nr. 21 des „Zentralblatts der Bauperwaltung“, herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 25. Mai hat folgenden Inhalt: Der Zustand der antiken Athenischen Bauwerke (Fortsetzung). Das neue Landtagshaus in Berlin. Zum Bau gewölbter Brücken. Stand der Arbeiten am Dortmund⸗Ems⸗Kanal am 1. April 1895. Vermischtes: Wett⸗ bewerb um ein Krankenhaus für Haynau. Wettbewerb um ein Rathhaus in Stuttgart. Neubau eines Amtsgerichts in Lauenstein. Neuerung an den Ausgüssen der Wasserkrahne zum Speisen der Lokomotiven. Bücherschau.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Die sog. Parforcejagd ist nach einem Urtheil des Reichs⸗ gerichts, IV. Strafsenats, vom 20. November 1894, als Jagd⸗

Fürsten die Diamant⸗Insignien des Andreas⸗Ordens.

die Pforte

auf fremdem Jagdrevier ausgeübt wird. erwiesen erachtet, daß am 1. und am 10. November 1893 eine Anzahl berittener Personen unter Benutzung einer großen Fahr von Hunden Hasen gejagt hat, und daß die Erlangung derselben, also ihre Occupation, der Zweck der Thätigkeit dieser Personen gewesen ist. Ihre hierauf geftüßte Annahme, daß in dieser Thätigkeit eine Jagd⸗ ausübung zu erblicken, daß somit die sog. Parforcejagd, in der von ihr festgestellten Weise ausgeübt, unter den Begriff der Jagd im Sinne des § 292 St.⸗G.⸗B. falle, ist rechtlich nicht zu beanstanden. Zur Begründung ihres Angriffs führt die Revision aus, es habe sich bei jenen Jagden lediglich um Ausübung eines Reitsports zur Pflege der Reitkunst und zur Uebung der Pferde gehandelt, auch sei der Zweck nicht auf die Aneignung des Wildes gerichtet gewesen. Sie irrt jedoch, wenn sie auf diese Momente die Behauptung stützt, daß die Anwendbarkeit des Jagdbegriffs aus⸗ geschlossen sei. Denn einestheils erfordert dieser Begriff nur die Erlangung, nicht die Aneignung des Wildes, und ist es für ihn ohne Bedeutung, welche Verwendung das occupierte Wild findet, und anderentheils bleibt das Mittel, dessen man sich zur Ausübung des Reitsports bedient, wenn es alle gesetzlichen Merkmale einer Jagd⸗ ausübung enthält, seinem Wesen nach eine solche und strafbar, sobald es ohne Recht zur Anwendung gebracht wird.“ (3151/94.)

In Bezug auf § 130 des Strafgesetzbuchs:

„Wer in einer den öffentlichen Frieden gefährdenden Weise verschiedene Klassen der Bevölkerung zu Gewaltthätig⸗ keiten gegen einander öffentlich anreizt, wird mit Geld⸗ strafe bis zu 600 oder mit Gefängniß bis zu 2 Jahren bestraft“

hat das Reichsgericht, III. Strafsenat, durch Urtheil vom 7. Januar 1895 ausgesprochen, daß regelmäßig die Anreizung verschiedener Bevölkerungsklassen zu Gewaltthätigkeiten stets 1. eine Ge⸗ fährdung des öffentlichen Friedens in sich schließt, und daß eine Anreizung zu Gewaltthätigkeiten schon dann vor⸗ liegt, wenn sie eine zu Gewaltthätigkeiten geneigte Stim⸗ mung hervorruft oder verstärkt, die, unbestimmt wann und auf welchen Anlaß hin, früher oder später den öffentlichen Frieden unter den Bevölkerungsklassen erschüttern kann. „Der Thatbestand des § 130 Str.⸗G.⸗B. erfordert allerdings neben der Anreizung zu Gewaltthätigkeiten auch die Erfüllung des Erforder⸗ nisses der Friedensgefährdung, und begrifflich muß das Vorliegen beider Merkmalc unabhängig von einander geprüft und festgestellt werden. Daraus folgt aber nicht mehr, als daß nicht schon jede öffentliche Anreizung zum Klassenhaß und zu Gewaltthätigkeiten unter § 130 a. a. O. fällt, vielmehr immer noch die Voraussetzung erfüllt sein muß, da6 diese öffentliche Anreizung in einer den öffentlichen Frieden gefährdenden Weise erfolgt sei. Die natürliche Auf⸗ fassung und Auslegung der hier anzuwendenden Norm wird trotzdem davon auszugehen haben, wie mindestens eine that⸗ sächliche Vermuthung dafür spricht, daß der Regel nach jede ernsthaft gemeinte, aktuelle Anreizung verschiedener Bevölkerungsklassen zu gegenseitiger EETEöö“ stets auch eine die Unversehrtheit des öffentlichen Friedens bedrohende Gefahr in sich schließe und daß solche Wirkung einer derartigen Provokation nur unter besonderen Ausnahmefällen ausgeschlossen sein wird. Der öffentliche Frieden und gewaltthätige soziale Konflikte sindansich absolute Gegensätze. Ausnahmefälle mögen immerhin denkbar sein, wenn z. B. die sozialen Zustände, die gegenseitigen Beziehungen der gesell⸗ schaftlichen Klassen zu einander einmal eine durch nichts zu erschütternde Harmonie zeigen oder der Anreizende in beson⸗ ders ungeschickter und unverständlicher Weise redet oder er nur rein hypothetische Zeitverhältnisse und in fernster Zu⸗ kunft liegende Möglichkeiten im Auge hat. Sonst wird es schwer verständlich bleiben, wie, selbst wenn die Provokation zu ge⸗ waltthätigem Vorgehen bei der Bevölkerungsklasse, an die sie sich un⸗ mittelbar wendet, auf gänzlich unfruchtbaren Boden fällt, nicht min⸗ destens die anderen Klassen, welche die Opfer der Vergewalti⸗ gung werden sollen, sich in ihrer Rechtssicherheit, in den Empfindungen geschützten, befriedeten Zusammenlebens beunruhigt fühlen sollten. Das Erforderniß der Friedensgefährdung hatte eine wesentlichere und prägnantere Bedeutung, so lange die Norm schon die Erregung der Empfindungen von Haß und Verachtung dem Verbot unterwarf 100 des Preuß.⸗Str. G.⸗B.). Diese Bedeutung ist wesentlich ab⸗

geschwächt, seitdem die Provokation zu Gewaltthätigkeiten erfordert wird. Der § 130 a. a. O. erfordert nicht, daß die Gewalt⸗

thätigkeiten, zu denen in friedensgefährdender Weise angereizt wird, in ganz konkreter, nach Zeit, Ort und Anlaß bestimmter Form in der Anreizung kenntlich gemacht sein müßten. Es genügt, wenn von der Anreizung auch nur festgestellt werden kann, daß e eine zu Gewaltthätigkeiten geneigte Stimmung unmittelbar hervor⸗ rufen oder eine schon vorhandene verstärken mußte, eine Stimmung, die, unbestimmt wann und auf welchen Anlaß hin, früher oder später den öffentlichen Frieden unter den Bevölkerungsklassen zu erschüttern angethan war.“ (4662/94.)

Entscheidungen des Ober⸗Verwaltungsgerichts.

Der § 8 der Kreisordnung vom 13. Dezember 1872 bestimmt im Abs. 1, daß die Kreisangehörigen verpflichtet sind, unbesoldete Aemter in der Verwaltung und Vertretung des Kreises zu über⸗ nehmen. Zur Ablehnung berechtigten nach Abs. 2 Z. 1 anhal⸗ tende Krankheit, und nach Abs. 4 kann derjenige, welcher ein unbesoldetes Amt in der Verwaltung oder Vertretung des Kreises während der vorgeschriebenen regelmäßigen Amtsdauer versehen hat, die Uebernahme desselben oder eines gleichartigen für die nächsten drei Jahre ablehnen. In Bezug auf diese Bestimmungen hat das Ober⸗Verwaltungsgericht, II. Senat, durch Urtheil vom 15. Dezember 1894 ausgesprochen:

1) Ein Leiden verliert im Sinne des Gesetzes dadurch nicht den Charakter einer „anhaltenden Krankheit“, daß die dem Leidenden zugewiesene amtliche Thätigkeit eine Verschlimmerung des Leidens nicht zur Folge haben würde und der Leidende sich in seiner eigenen wirthschaftlichen Thätigkeit nicht schont.

.2) Das Amt eines Amtsvorsteher⸗Stellvertreters ist nicht als ein dem Amt eines Amtsvorstehers gleichartiges Amt im Sinne des § 8 Abs. 4 zu erachten. „Dem Vorderrichter war darin beizutreten, daß die Bestimmung im § 8 Abs. 4 der Kreis⸗ ordnung dem Kläger nicht, und zwar schon um deswillen nicht zur Seite steht, weil das Amt des Amtsvorsteher⸗Stellvertreters kein dem Amt des Amtsvorstehers „gleichartiges“ ist. Zutreffend hat der Vorderrichter aus der Entstehungsgeschichte des § 8 nachgewiesen, daß hier unter dem „gleichartigen“ Amt ein solches zu verstehen ist, welches, an und für sich betrachtet, denselben oder doch wesentlich den⸗ selben Umfang an Wirksamkeit, Leistung und Zeit erfordert, wie das bisher verwaltete... Dagegen war der im Abs. 2 unter Nr. 1 des § 8 a. a. O. vorgesehene Entschuldigungsgrund für gegeben zu er⸗ achten. In dieser Beziehung galt es zunächst, dem nicht grundlosen Angriffe des Klägers Rechnung zu tragen, daß, wenn er trotz seiner Krankheit bei der gegenwärtigen wirthschaftlichen Bedrängniß im Interesse seiner Familie seine Gesundheit miteinsetze, doch der Kreis auf anderem Gebiete ein Gleiches von ihm füglich nicht verlangen könne. Weiter aber bezeugt der Geheime Ober⸗Medizinal⸗Rath, Professor Dr. G. dem Kläger, daß das bei diesem schon im Jahre 1892 vorgefundene Lungenleiden Erkrankung der linken Lungen⸗ spitze der angeordneten mehrmaligen klimatischen Kuren unerachtet, auch zur Zeit noch besteht, voraussichtlich noch Jahre andauern und bis zur gänzlichen Ausheilung noch öfteren Aufenthalt im Süden nöthig machen wird. Er konstatiert daneben Kehlkopfkatarrh mit Röthung der Stimmbänder und spricht die Meinung aus, daß Körperanstren⸗ gungen und Erkältungen den Zustand sehr verschlimmern würden. Wenn dem gegenüber der Beklagte ein Anderes nicht geltend, zu machen vermag, als daß „körperliche“ Anstrengungen vom Kläger nicht verlangt würden, so trifft dies überhaupt nicht den Kern. Mag

vergehen aus § 292 Str.⸗G.⸗B. zu bestrafen, wenn sie unberechtigt

immer auch mit einer Verschlimmerung des Zustandes nach Lage

der Sache überall nicht gerechnet werden dürfen, sernd selbst, wie er nach der Bescheinigung des Arztes besteht, ein solcher, daß

„Die Vorinstanz hat für

wird, daß der Kläger sich in immerhin bedrängter Lage befindet, daß er, um

und großen Strapazen unterziehen muß.“

Versammlung statt, in welcher beschlossen wurde, bis auf weiteres folgende Minimal⸗Lohnsätze festzusetzen: den Pfingstfeiertagen für den ersten und zweiten

zeitig gestellt keine Wagen.

so ist doch der Zu⸗

in ihm eine andauernde Krankheit im Sinne des Gesetzes erblickt werden muß dies um so mehr, wenn daneben erwogen seinen Pflichten als Familienvater zu genügen, seine ganze Leistungsfähigkeit einzusetzen hat, sich See gewähren darf II. 1722.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung. 8

In Leipzig stellten beute früh, wie das „Leipziger Tageblatt“ meldet, 1200 Maurer auf 93 Neubauten die Arbeit ein; sie verlangen einen Stundenlohn von 45 ₰.

Der am 22. d. M. von etwa 30 Arbeitern der Maschinenfabrik von Gerhardt und Oehme in Lindenau wegen Lohnstreitig⸗ keiten begonnene Ausstand (vergl. Nr. 124 d. Bl.) ist der „Lpzg. Ztg.“ zufolge bereits wieder beendigt. Von den Forderungen der Ausständigen soll nur die Regelung der Accordarbeit zu⸗ gestanden sein. 1

Hier in Berlin fand, wie die „Volks⸗Ztg.“ berichtet, gestern Nachmittag in Cohn'’s Festsälen eine zahlreich besuchte Kellner⸗

Für Lohnarbeiten an Feiertag 5 ℳ, für den sogenannten dritten Feiertag 3 An allen andern Sonntagen und Feiertagen 3 ℳ; Wochentags 2 Außerhalb der Weichbilds⸗ grenze Berlins ist das Fahrgeld zu ersetzen. Für Angestellte: Minimalgehalt 20 monatlich. b

Die Schuhmacher in St. Gallen stehen seit etwa 14 Tagen in einer Bewegung; sie beabsichtigen nach dem Bericht des „Vorwärts“ folgende Forderungen durchzusetzen: Abschaffung ewisser Abzüge und der Accordarbeit, Einführung eines Minima „Wochenlohns von 21 Franken, Einführung von Betriebswerkstätten und Entschädigung der Miethe für Zimmerarbeit (Hausindustrie), Herabsetzung der Arbeitszeit auf 10 Stunden täglich und Zuschlag von 10 Centimes für jede Ueberstunde, Freigabe von Kost und Logis. Der jetzige Lohn beträgt durchschnittlich 17 Franken.

Küunst und Wissenschaft.

Die medizinische Sektion der Académie des Sciences in Paris wählte laut Meldung des „W. T. B.⸗“ vom gestrigen Tage nahezu einstimmig den Geheimen Medizinal⸗Rath Professor Dr. von Esmarch in Kiel zu ihrem korrespondierenden Mitgliede.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiter d Absperrungs⸗

Maßregeln.

Griechenland. 8 8 Die Königlich griechische Regierung hat die für Schiffe aus Kon⸗ stantinopel noch bestehende vierundzwanzigstündige Beobachtungs⸗ Quarantäne aufgehoben. (Vergl. „R.⸗A.“ Nr. 125 vom 27. d. M.)

Uruguay.

Zufolge Verordnung der Regierung zu Montevideo vom 25. v. M. ist die gegen Rio de Janeiro und Santos angeordnete strenge Quaran⸗ täne auf 7 Tage herabgesetzt worden. 2

Gegen die Herkünfte aus den übrigen Häfen Brasiliens am Atlantischen Meere ist die Quarantäne ganz aufgehoben und durch eine gründliche Desinfektion ersetzt worden.

Passagierschiffe von Rio de Janeiro oder Santos, welche in anderen brasilianischen Häfen angehalten und keine Krankheitsfälle an werden, wenn die Reise von den erstgenannten Häfen länger als zehn Tage gedauert hat, nur einer Beobachtung unterworfen, deren Dauer jedesmal von der Behörde bestimmt wird. (Vergl. „R.⸗A.“ Nr. 10 vom 12. Januar d. J.).

Der Gesundheitsstand in Berlin war auch in der Woche vom 12. bis 18. Mai ein günstiger und die Sterblichkeit eine niedrige (von je 1000 Personen stärben, aufs Jahr berechnet, 15,5). Unter den Todesursachen traten akute Entzündungen der Athmungs⸗ organe noch immer etwas häufiger auf, doch blieb der Verlauf im allgemeinen ein milder. Von Erkrankungen an Grippe, die gleich⸗ falls seltener beobachtet wurden, wurden immer noch 4 Todesfälle als Folge von Grippe mitgetheilt. Dagegen haben akute Darm⸗ krankheiten erheblich abgenommen und nur wenige Sterbefälle veranlaßt. Die Theilnahme des Säuglingsalters an der Sterb⸗ lichkeit war eine geringe; von je 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, 39 aͤuglinge. Von den Infektions⸗ krankheiten kamen Erkrankungen an Masern und Scharlach in verminderter, an Diphtherie in wenig gegen die Vorwoche ver⸗ änderter Zahl zur Anzeige, und zwar kamen Erkrankungen an Diphtherie aus der jenseitigen Luisenstadt und der Rosenthaler Vorstadt am häufigsten zur Meldung, während sich Masern und Scharlach in keinem Stadttheil in besonders nennenswerther Zahl und Erkrankungen an Unterleibstyphus in 2 Fällen zeigten. Eine weitere Erkrankung an Genickstarre ist nicht bekannt geworden. Erkrankungen an Kindbettfieber wurden 2 gemeldet. Rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut blieben selten; auch Erkrankungen an Keuch⸗ husten wurden weniger beobachtet und behielten meist den gutartigen Verlauf. Rheumatische Beschwerden der Muskeln kamen seltener, akute Gelenkrheumatismen etwas häufiger als in der Vorwoche zur ärztlichen Behandlung. 1““

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks 8 an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 28. d. M. gestellt 10 925, nicht recht⸗

zeitig gestellt 87 Wagen. 1b erngs Oberschleien sind am 27. d. M. gestellt 4130, nicht recht⸗

6

Zwangs⸗Versteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin standen am 27. Mai die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Fen Ss. 52 und 53/54, dem Baumeister Franz Piater gehörig; Nutzungswerth 14 000 bezw. 14 500 Meistbietende blieb mit dem Gebot von 228 500 bezw. 238 050 die Frau Clara E“ zu Friedenau. Malplaquetstraße 12, der Frau

uguste Meckert gehörig; Nutzungswerth 13 210 Mit dem Gebot von 2250 blieb die Aktiengesellschaft Deutsche Grund⸗ schuld⸗Bank zu Berlin, Dorotheenstraße 95, Meistbietende.

Dem Geschäftsbericht des Allgemeinen Deutschen Ver⸗ sicherungs⸗Vereins in Stuttgart für 1894 entnehmen wir folgende Ergebnisse: Die Zahl der im Ganzen zur Erledigung ge⸗ brachten Anträge betrug 38 007, der reine Zuwachs 16 422 Policen über 173 932 versicherte Personen und der Gesammt⸗Versicherungs⸗ stand am 31. Dezember 153 699 Versicherungen über 1 129 389 ver⸗ sicherte Personen. Die Einnahmen an Prämien einschließlich der Ueberträge beliefen sich auf 4 846 850 (gegen 4 410 909 im Vorjahre), an Firsen auf 208 964 (172 613 ℳ), und die Rück⸗ versicherungs Gesellschaften hatten 35 187 (41 580. ℳ) zu ersetzen. Dagegen wurden für Schadenfälle 702 941 (691 873 ℳ) aus⸗ bezahlt und als Reserven 573 530 (536 149 ℳ) zurückgestellt. An Kapi⸗ talien für Todesfall und auf den Erlebensfall inkl. Rückkäufe wurden verausgabt 150 892 (127 658 ℳ). Die Rückversicherungsgebühren betrugen 105 183 (105 486 ℳ). Ferner wurden gezahlt: für In⸗ kasso⸗Provisionen 224 140 (247 694 ℳ), für Abschlußunkosten 334 079 (309 702 ℳ), für Verwaltungs⸗ und Organisationskosten

(66 713 ℳ). Abgeschrieben wurden 39 568 (40014 ℳ). Als Di⸗ vidende für die Versicherten kamen 198 398 (160 131 ℳ) zur Aus⸗

zahlung, während 214 700 (189 162 ℳ) zurückgestellt wurden. Die Prämienüberträge sind von 1 549 946 auf 1 560 903 gestiegen

das Deckunaskapital (Prämien⸗Reserve) ist von 2 569 182 auf 3 233 883 angewachsen, die Sicherheits⸗ und Reservefonds haben sich von 735 422 auf 970 513 erhöht, der gemeinschaftliche Deckungsfonds von 230 053 auf 334 022 Es wurde ein Rein⸗ gewinn von 627 803 (463 790 ℳ) erzielt, von dem auf die Haft⸗ pflicht⸗ und Unfallversicherung 575 665 (342 192 ℳ), auf die Kranken⸗ und CERNNu—7 7789 (8342 ℳ) und auf die Kapital⸗Versicherungen 44349 (113 256 ℳ) entfallen. Von den Aktiven der Gesellschaft sind 2 499 157 (1 639 193 ℳ) in Hypotheken, 2 784 850 (2 684 850 ℳ) in Effekten angelegt. Die Hypotheken werfen einen Durchschnittszins von 4,05 % ab. Die Effekten repräsentieren einen Kurswerth von 2 894 693 ℳ, also einen um 110 243 höheren Werth wie den in die Bilanz eingestellten. Die von dem Verwaltungsrath der Generalversammlung vorgelegten Anträge auf Abänderung einzelner Bestimmungen der Statuten und Versicherungsbedingungen wurden genehmigt und dem Vorstand und Verwaltungsrath Entlastung ertheilt. 8

Dem XIII. Jahresbericht des Expiort⸗Musterlagers Stuttgart entnehmen wir Folgendes: Die Erwartung, daß es im Jahre 1894 gelingen werde, den Umsatz wiederum zu steigern, hat sich leider nicht erfüllt. Wenngleich die Zahl der Besteller und die Totalzahl der Aufträge eine Zunahme gegen das Vorjahr aufweist, so blieb doch der Umsatz um nicht ganz 6 % zurück, was haupt⸗ sächlich seinen Grund in den wesentlich reduzierten Preisen vieler Artikel hat. Die Zahl der Käufer betrug im Jahre 1894 343. Aufträge wurden ertheilt am Lager und schriftlich 1599, durch Agenten 86, durch die Hamburger Filiale 439, im Ganzen 2124. Die am Lager und schriftlich ertheilten 1599 Aufträge vertheilen sich auf 386 württem⸗ bergische und nicht württembergische Fabrikanten. Wie im Jahre 1893 kamen auch im letzten Jahre keinerlei Verluste vor, da sämmt⸗ liche überfeeische Aufträge bei Verschiffung reguliert wurden. Die Hamburger Filiale hat zwar eine Steigerung in der Zahl der Auf⸗ träge, aber einen etwas geringeren Umsatz zu verzeichnen, da auch die Famburger Exporteure sehr häufig anstatt der großen Aufträge rüherer Jahre kleinere Ordres ertheilten.

Königsberg, 28. Mai. (W. T. B.) Getreidemarkt. Weizen ruhig. Roggen unverändert, do. pr. 2000 Pfd. Zollgewicht 130. Gerste unverändert. Hafer träge, do. loko pr. 2000 Pfd. ollgewicht 119. Weiße Erbsen pr. 2000 Pfd. Zollgewicht 108,00. Spiritus pr. 100 Liter 100 % loko 38 ¼, pr. Frühjahr 38 ½.

Danzig, 28. Mai. (W. T. B.) Getreidemarkt. Weizen loko matter, Umsatz 250 t, do. inländ. hochbunt u. weiß 156 160, do. inländ. hellbunt 154, do. Transit hochbunt und weiß 124.00, do. hellbunt 120,00, do. Termin zu freiem Verkehr pr. Sept.⸗Okt. 159,00, do. Transit pr. Sept.⸗Okt. 124,00, Regulierungspreis zu freiem Verkehr 157. Roggen loko matter, do. inländischer 133,00, do. russischer und polnischer zum Transit 97, do. Termin pr. Sept.⸗Okt. 139,00, do. Termin Transit pr. Sept.⸗Okt. 103, do. Regulierungspreis zum freien Verkehr 133. Gerste, große (660 700 Gramm) 114. Gerste, kleine (625 660 Gramm) 95. Hafer, inländischer 118 120. Erbsen, inländische 113. Spiritus loko kontingentiert 56,00, nicht kontingentiert 36,50.

Magdeburg, 28. Mai. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker exkl., von 92 % —,—, neue —,—. Kornzucker exkl. 88 % Rende⸗ ment 10,25 10,50, neue 10,35 10,55, Nachprodukte exkl., 75 % Rende⸗ ment 7,40 8,10. Matt. Brotraffinade I 23,00, Brotraffinade II. 22,75. Gem. Raffinade mit Faß 22,87 ½ 23,25. Gem. Melis I. mit Faß 22,50. Still, Preise theilweise nom. Rohzucker I. Produkt Transito f. a. B. Hamburg pr. Mai 10,00 bez., 10,05 Br., pr. Juni 10,07 ½ Gd., 10,12 ½ Br., pr. Juli 10,25 Gd., 10,27 ½ Br., pr. August 10,37 ½ bez. u. Br. Matt. .

Leipzig, 28. Mai. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. pr. Juni 2,90 ℳ, pr. Juli 2,92 ½ ℳ. pr. August 2,95 ℳ, pr. September 2,97 ½ ℳ, pr. Ok⸗ tober 2,97 ½ ℳ, pr. November 2,97 ½ ℳ, pr. Dezember 3,00 ℳ, pr. Januar 3,02 ½ ℳ, pr. Februar 3,05 ℳ, pr. März 3,05 ℳ, pr. April 3,07 ½ ℳ, pr. Mai Umsatz: 45 000 kg.

Bremen, 28. Mai. (W. T. B.) (Börsen „Schlußbericht.) Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer Petroleum⸗Börse.) Niedriger. Loko 7,10 Br. Baum wollt. Willig. Upland middl. loko 36 ₰. Schmalz. Ruhig. Wilcox 36 ₰, Armour shield 35 ½ 4, Cudahy 36 ¼ ₰, Fairbanks 30 . Speck. Ruhig. Short clear middling loko 31¼. Taback. Umsatz: 66 Faß Scrubs, 54 Ballen Paraguay, 290 Seronen Carmen. 1

Hamburg, 28. Mai. (W. T. B.) Kaffee. (Nachmittags⸗ bericht.) Good average Santos pr. Mai 77, pr. September 76 ½, pr. Dezember 74, pr. März 73. Schleppend. Zuckermarkt. (Schlußbericht.) Rüben⸗Rohzucker I. Produkt Basis 88 % Rendement neue Usance, frei an Bord Hamburg pr. Mai 10,07 ½, pr. Juni 10,10, pr. August 10,37 ½, pr. Oktober 10,62 ½, Ruhig.

Wien, 28. Mai. (W. T. B.) Die heute abgehaltene General⸗ versammlung der Südbahn⸗Gesellschaft genehmigte die Ver⸗ theilung einer Dividende von 4 Francs. Der Präsident Prinz Hohen⸗ lohe erklärte in Beantwortung verschiedener Anfragen, daß das vor zwei Jahren mit der Regierung vereinbarte Investitionsprogramm im Laufe des Jahres beendet werde; vom nächsten Jahre ab stebe den Aktionären das ganze Reinerträgniß zur Verfügung, von welchem die Verwaltung 1 ½ Fr. in Reserve zu legen und den Rest als Dividende auszuzahlen beabsichtige. Durch die Rücklage werde einerseits ein Aequivalent für den verminderten Ertrag infolge des bei den Prioritäten vorgenommenen Kuponabzugs geschaffen und andererseits das Erforderniß für 17 Millionen Francs noch unbegebener Priori⸗ täten vollständig fodaß im Falle neuer Investitionen die Ver⸗ waltung an die Ausgabe dieser Titres ohne Belastung der Aktionäre, natürlich mit Zustimmung der Regierung, schreiten könne. Der Prä⸗ sident theilte ferner mit, daß der Verwaltungsrath wieder Verhand⸗ lungen mit der Regierung betreffs der Konpertierung der fünfprozen⸗ tigen Prioritäten angebahnt habe und die Frage der Erstreckung der Amortisation auf die dreiprozentigen Prioritäten studiere.

London, 28. Mai. (W. T. B.) Die heutige Versammlung von Londoner Großkaufleuten und maßgebenden Banquiers beschloß die Bildung einer Vereinigung zur Vertheidigung der Gold⸗ währung. Es wurde die Antwort des Schatzkanzlers Harcourt auf das Memorandum vom 25. d. M. verlesen. Der Schatzkanzler sagt, nach einem Hinweis darauf, daß es der Brüsseler Konferenz von 1892 nicht gelungen sei, ein internationales Abkommen herbeizu⸗ führen: „Ich stimme 5— der Ansicht zu, daß das von dem gegenwärtigen Währungssystem verhängnißvoll für Englands Handel und Kredit wäre. Kontinuität der nationalen Politik ist in dieser Frage nothwendiger als in irgend einer anderen. Sie können sich darauf verlassen, daß die gegenwärtige Regierung hierin die Haltung ihrer Vorgänger beibehält; sie wird bei jeder Erörterung der Währungsfrage, zu welcher sie eingeladen wird, keinen Zweifel über ihre Absicht lassen, allein zur Goldwährung zu halten..

London, 28. Mai. (W. T. B.) An der Küste 14 Weizen⸗ ladungen angeboten.

96 9%G Fegbucher loko 12 ¼ matt. Rüben⸗Rohzucker loko 10 matt. Chile⸗Kupfer 44, pr. 3 Monat 441/18.

29. Mai. (W. T. B.) 1“ bleibt am Sonnabend, den 1. Juni d. J., ossen.

Manchester, 28. Mai. (W. T. B.) 12r Water Taylor 5, 30r Water Taylor 6 ½, 20r Water Leigh 5 ¾, 30r Water Clavton 6 ½, 32r Mock Brooke 6 ¼, 40r Mavoll 6 ½, 40r Medio Wilkinson 7 ½, 32r Warpcops Lees 6 ⅛, 36r Warpcops Rowland 6 ½, 36r Warpcops Wellington 7 ½, 401 Double Weston 8, 60 r Double courante Qua⸗ lität 10 ⅛, 32* 116 vards 16)716 grey Printers aus 32 1/461 150. Fest.

St. Petersburg, 28. Mai. (W. T. B.) Die Ausfuhr aus Batum vom 19. bis 25. Mai an Leuchtölen betrug nach Europa 864 000 Pud, nach dem Osten 287 000 Pud, nach dem Innern Ruß⸗

575 456 (456 45 ℳ) und für Sppezialunkosten 57 283

Europa 131 000 Pud, nach dem Osten 1000 Pud; an sonstigen nach Europa 153 000 Pud, nach dem Osten 1000 Pud und nach dem Innern 9000 Pud ausgeführt. Produktenmarkt. Weizen loko 9,25. Roggen loko 6,25. Hafer loko 3,75. Leinsaat loko 12,25. Hanf loko 44,00. Talg loko 50,00, pr. August —. ““ 2

29. Mai. (W. T. B.) Das Gesetz über die Zulassung von Geschäftsabschluüͤssen in Goldvaluta ist heute veröffentlicht

worden. Amsterdam, 28. Mai. (W. T. B.) B.) In der von der

ordinary 53. Bankazinn 39 ½.

Rotterdam, 28. Mai. (W. T. Niederländischen Handelsgesellschaft abgehaltenen Zinn⸗ auktion über 32 000 Blöcke Bankazinn wurden 39 ½ 40, durch⸗ schnittlich 39 ¼, erzielt, 3400 Blöcke Singkepzinn erzielten 38 ½ Fl. New⸗York, 28. Mai. (W. T. B.) Die Börse eröffnete mit weichender Tendenz, wurde durchweg schwach und schloß schwach. Der Umsatz der Aktien betrug 290 000 Stück. 18 Weizen anfangs sehr fest, stieg im weiteren Verlaufe infolge von Käufen für Rechnung des Inlandes sowie infolge von Berichten über Schädigungen des Saatenstandes durch heißes Wetter. Nachdem die Baissiers den Markt bearbeitet hatten, trat Abschwächung ein, der aber bald wieder eine Steigerung folgte, die durch die Deckungen der Baissiers und durch Ernteberichte aus Argentinien. hervorgerufen wurde. Schluß fest. Mais zog nach Eröffnung infolge schlechter Ernteberichte und Abnahme der Eingänge im Preise an. Au dringendes Angebot für New⸗York und auf Verkäufe trat Reaktion ein, die aber bald wieder schwand, als die Baissiers reichliche Deckungen vornahmen. Schluß fes.. 1 Waarenbericht. Baumwolle⸗Preis in New⸗York 7516, do. in New⸗Orleank 6 ⅞. Petroleum Stand. white in New⸗York 8,00, do. in Philadelphia 7,95, do. rohes (in Cases) 8,50, do. Pipe line cert. p. Juni 155 nom. Schmalz West. steam 6,92, do. Rohe & Brothers 7,15. Mais pr. Mai 57 ½, do. pr. Juli 58 ⅛, do. pr. September 8 Rother Winterweizen 82 ½, Weizen pr. Mai 81 ½, do. pr. Juli 83 ⅞, do. pr. September 83 ¾, do. pr. Dezember 85 ¾. Getreidefracht nach Liverpool 1 ½. Kaffee fair Rio Nr. 7 15 ⅜, do. Rio Nr. 7 pr. Mai 14 40, do. do. pr. August 15,00. Mehl. Spring Wheat clears 3,05. Zucker 215/186. Kupfer 10,55. Nachbörse: Weizen ke. höher. Der Werth der in der vergangenen Woche ausgeführten Produkte betrug 7 200 512 Dollars gegen 7 525 584 Dollars in der Vorwoche.

e. „Verschiffungen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der Vereinigten Staaten nach Groß⸗ britannien 74 000, do. nach Frankreich —, do. nach anderen Häfen des Kontinents 27 000, do. von Kalifornien und Oregon nach Großbritannien 84 000, do. nach anderen Häfen des Kontinents Qrts.

Chicago, 28. Mai. (W. T. B.) Weizen eröffnete sehr fest und gewann im weiteren Verlauf infolge heißen und trocknen Wetters noch mehr im Werth. Anläßlich vorgenommener Realisierungen und Zunahme der Eingänge gaben die Preise wieder nach. Der Markt war schwankend während des ganzen Börsenverlaufs, je nachdem die Hausse⸗ oder Baissepartei die Führung übernahm. Schluß träge. Mais allgemein fest während des ganzen Börsenverlaufs entsprechend der Festigkeit des Weizens und infolge von Ernteschäden.

Weizen pr. Mai 79 ⅞, pr. Juli 80 ½. Mais pr. Mai 52 ⅛, Speck short clear nomin. Pork pr. Mai 12,60.

Java⸗Kaffee good

Verdingungen im Auslande.

Niederlande.

4. Juni, 12 Uhr. Direktor der Artillerie-Inrichtingen zu Delft im Direktions⸗Bureau am Leeuwenhoeksingel: in 5 Loosen die Lieferung von einer Brandspritze, verschiedenen Metallen und Zubehören für die Zwecke mehrerer Behörden in Niederländisch⸗Indien. Bedingungen auf Franko⸗Anfrage bei genanntem Direktor erhältlich.

4. Juni, 12 Uhr. Direktor der Artillerie-Inrichtingen zu Delft im Direktions⸗Bureau am Leeuwenhoeksingel: in einem Loose die Lieferung von Kupfer⸗ und Messingplatten für die An⸗ fertigung von Patronenhülsen. Bedingungen auf Franko⸗Anfrage bei genanntem Direktor erhältlich. 8

5. Juni, 11 Uhr. Intendant bei der 3. Infanterie⸗Division auf seinem Bureau Halstraat Nr. 457 in Breda: Lieferung von 2 Partien harten und 2 Partien weichen Weizen und zwar für die Militärbäckerei in Breda 35 000 kg harten Weizen, 7000 kg weichen Weizen, für die Militärbäckerei in Maastricht 10 000 kg harten Weizen, 2000 kg weichen Weizen, mindestens 78 und 76 kg per Hektoliter wiegend. Bedingungen liegen im genannten Bureau von 9 12 Uhr Vormittags zur Einsicht aus.

6. Juni. Bureau der Drinkwaterleidingen, Haringoliet 6, Rotterdam: Lieferung von 2 000 000 kg Steinkohlen für die Dampfmaschinen der asserleitungen. Bedingungen käuflich für 10 Cents bei den Buchhändlern Wed. P. van Waesberge u. Zoon zu Rotterdam.

8

Rumänien. 31. Mai. Ministerium der öffentlichen Arbeiten in Bukarest: 55 000 eichene Eisenbahnschwellen. Kostenanschlag 220 000 Fr. 4. Juni. Ebenda. Erd⸗ und Steinarbeiten an der Eisenbahn⸗ linie Börlad—Galatz. Kostenanschlag 450 000 Fr. 22. Juni. Kriegs⸗Ministerium in Bukarest: 25 000 Paar wollene und 40 000 Paar baumwollene Handschuhe.

8 *

Verkehrs⸗Anstalten.

Die Post von dem am 25. April aus Shanghai abgegangenen Reichs⸗Postdampfer „Preußen“ ist in Neapel eingetroffen und Lieaeh für Berlin voraussichtlich am 30. Mai Vormittags zur

usgabe.

Bremen, 29. Mai. (W. T. B.) Norddeutscher Llopd. Der Schnelldampfer „Werra' hat am 27. Mai, 9 Uhr Abends, die Reise von Gibraltar nach Genua fortgesetzt. Der Schnelldampfer „Ems“ ist am 27. Mai in New⸗York angekommen. Der Post⸗ dampfer „Straßburg“, von Brasilien kommend, hat am 27. Mai, 8 Uhr Abends, Las Palmas passiert. Der Postdampfer „München“, von Baltimore kommend, ist am 28. Mai, 6 Uhr Morgens, auf der Weser angekommen. Der Reichs⸗Postdampfer „Preußen“ hat am 28. Mai, 4 Uhr Morgens, die Reise von Neapel nach Genua fortgesetzt.

London, 28. Mai. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer „Tantallon Castle“ hat auf der Heimreise heute Madeira passiert.

Theater und Musik.

Königliches Schauspielhaus. Im Königlichen Schauspielhause gelangte gestern wieder Gustav Freytag's Lustspiel „Die Journalisten“ zur Aufführung, dasjenige Stück des vor wenigen Wochen dahingeschiedenen Dichters, welches unter allen seinen dramatischen Werken am höchsten steht und sich ohne Zweifel auch so lange auf der Bühne be⸗ haupten wird, als die gesellschaftlichen Zustände, die es zur Voraussetzung hat, in der Charakteristik und Sprache des Dichters ihre beste Spiegelung finden. Die Theil⸗ nahme des Hauses war auch gestern ein Zeugniß dafür. Die Dar⸗ stellung ist bereits früher gewürdigt worden. Adelheid Runeck wurde von dem Ehrenmitglied des Königlichen Schauspiels Fr. Clara Meyer mit höchster Anmuth dargestellt, und auch die Wiedergabe der übrigen Hauptrollen, insbesondere das Spiel des Herrn Moritz Zeisler vom Residenz⸗Theater in Hannover (Journalist Schmock), verdiente Anerkennung und den reichen Beifall, der seinen den

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lands 212 000 Pud; die Ausfuhr an Naphtharückständen betrug nach

Leistungen der anderen Mitwirkenden zu theil wurde.