8
1 Der Schweizer Bundesrath hat den Kommandeur M assa⸗
Mailand, den Königlich württembergischen Baudirektor von Schierholz, in Stuttgart und den Ständerath Simen⸗Bellinzona als Mit⸗ glieder des Verwaltungsraths der Gotthardbahn bestätigt.
Der Schnelldampfer der Niederländisch⸗Amerikanischen Dampf⸗ schiffahrts⸗Gesellschaft „Maasdam“ ist am 1. Juni in New⸗York angekommen. -
Bremen, 5. Juni. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Ems“ ist am 1. Juni, 1 Uhr Nachmittags, von New⸗York via Gibraltar nach Genua abgegangen. Der Post⸗ dampfer „Straßburg“, von Baltimore kommend, hat am 3. Juni 6 Uhr Morgens, Ouessant passiert. Der Postdampfer „Mark“, nach dem La Plata bestimmt, ist am 2. Juni, 3 Uhr Nachmittags, in Antwerpen angekommen. Der Reichs⸗Postdampfer „Preußen“, von st⸗Asien kommend, hat am 1. Juni, 9 Uhr Abends, Gibraltar passiert. Der Schnelldampfer „Fulda“, von New⸗York kommend, ist am 4. Juni, 7 ½ Uhr Morgens, auf der Weser angekommen. Der Schnelldampfer „Werra“ hat am 3. Juni, 3 Uhr Nachmittags, die Reise von Neapel nach Genua fortgesetzt. Der Postdampfer „Graf Bismarck“, nach dem La Plata bestimmt, hat am 3. Juni Nachmittags St. Vincent passiert. Der Postdampfer „Pfalz“, von Brasilien kommend, hat am 3. Juni, 2 Uhr Nachmittags, Las Palmas passiert. Der Postdampfer „Salier“, nach New⸗York bestimmt, hat am 3. Juni, 5 Uhr Nachmittags, Lizard passiert. Der Reichs⸗Postdampfer „Bayern“, nach Ost⸗Asien bestimmt, hat am 3. Juni, 3 Uhr Nach⸗ mittags, die Reise von Genua nach Neapel fortgesetzt. Der Reichs⸗ Postdampfer „Darmstadt“ hat am 3. Juni Nachmittags die Reise von Singapore nach Colombo fortgesetzt. Der Reichs⸗Postdampfer „Prinz Heinrich“ ist am 3. Juni Nachmittags in Colombo an⸗ gekommen. Der Reichs⸗Postdampfer „Sachsen“, von Ost⸗Asien kommend, ist am 3. Juni, 8 Uhr Abends, in Genua angekommen.
Hamburg, 4. Juni. (W. T. B.) Hamburg⸗Ameri⸗ kanische Packetfahrt⸗Aktiengesellschaft. Der Postdampfer „Diana“ hat, von Hamburg kommend, gestern Vormittag 11 Uhr Scilly passiert. 1“ 8
Triest, 4. Juni. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Imperatrix“ ist am 1. Juni von Bombay nach Triest abgegangen.
London, 4. Juni. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Arab“ und der Castle⸗Dampfer „Grantully Castle“ sind am Sonnabend auf der Ausreise von Southampton abgegangen. Der Castle⸗Dampfer „Lismore Castle“ ist am Sonnabend auf der Heimreise von Kapstadt abgegangen. Der Castle⸗Dampfer „Garth Castle“ ist am Sonntag auf der Ausreise in Kapstadt angekommen. Der Castle. Dampfer Castle“ hat gestern auf der Heimreise die Canarischen Inseln passiert. Der astle⸗ Dampfer „Tantallon Castle“ ist am Sonnabend auf der Heim⸗ reise in London angekommen. Der Union⸗Dampfer „Greek“ ist heute auf der Heimreise von Kapstadt abgegangen. 8
Mannigfaltiges.
für das in Havelberg zu errichtende Feierabendheim „Kaiserin Auguste Victoria⸗Stift“ ür unbescholtene unversorgte Töchter und Wittwen.
An die verehrten Herren Kirchenpatrone und Geistlichen der Provinz
Brandenburg erlauben wir uns folgende herzliche Bitte zu richten: . Wiee sich bereits in einzelnen Orten unseres theuren Vaterlandes Herzen und Hände regen, den Schwachen und Bedrängten leiblich und eistlich zu helfen und damit Leiden zu mildern, Kummer zu ver⸗ en und durch solche sichtbaren Beweise der christlichen Nächsten⸗ liebe die Herzen für das Reich Gottes zu gewinnen, so besteht auch die Absicht, in Havelberg, der alten, schön gelegenen Bischofstadt, ein evangelisches Liebeswerk zu gründen, nämlich ein Feierabendheim, welchem Ihre Majestät die Kaiserin und Königin den Namen „Auguste Victoria⸗Stift“ Allerhöchst verliehen hat. 1
Diese Anstalt hat den Zweck, den Lebensabend unbescholtener und unversorgter Töchter und Wittwen evangelischen Glaubens aller Stände, in erster Linie aus der Provinz Brandenburg, die ein eigenes
eim nicht haben oder die, ohne jeden Anhalt im Leben dastehend, ich nach einem Hafen der Ruhe sehnen, — sorglos zu gestalten, und außerdem alleinstehenden evangelischen Personen weiblichen Geschlechts jeden Alters gegen eine Pension vorübergehend Zufluchtsort und Heimathshaus zu sein. 1
Die Aufnahme in das Stift auf Lebenszeit soll nach vollendetem 50. Lebensjahre erfolgen. Um ein der früheren Lebensstellung ent⸗ sprechendes Leben im Stift zu ermöglichen, zerfallen laut Statut die Stiftsinsassen in drei (3) familienartig gesonderte Klassen. Das Eintrittsgeld für die Insassen der III. Klasse soll 1000 ℳ, das für die Insassen der II. und I. Klasse, welche voraussichtlich dem Mittel⸗ und Beamtenstand angehören werden, 4000 ℳ bezw. 6000 ℳ be⸗ tragen. Für diese Eintrittssumme von 1000 bezw. 4000 und 6000 ℳ werden den Insassen vom Stift auf Lebenszeit gewährt: freie Wohnung, Klasse 1 2 Zimmer, Klasse II 1 Zimmer, Klasse III 154 zwei Infassen 1 Zimmer, ferner Heizung und Licht, Beköstigung,
einigung der Wäsche, in Krankheitsfällen ärztliche Behandlung und Arznei. Außerdem findet die Bestattung der verstorbenen Stiftsinsassen auf Kosten des Stifts statt. Anmeldungen zur Besetzung des Stiftsgebäudes 88 bereits in so großer Anzahl erfolgt, daß von diesen nur die Fülf ogleich eine Berücksichtigung würde finden können. Dies ist ein Flagknder Beweis für die dringende Nothwendigkeit der zu errichtenden nstalt.
Auch diejenigen weiblichen Personen, die eine feste Rente auf Lebenszeit beziehen, sowie die Wittwen des mittleren Beamtenstandes, die im Besitz eines kleinen Vermögens und im Genuß einer geringen Fe. sind, werden bei der Aufstellung des Statuts berücksichtigt. Sie können als Halbpensionäre nach vollendetem 50. Lebensjahre bei einer einmaligen Einzahlung von 1000 ℳ und einer jährlichen Pension von 210 ℳ in Klasse II, bei einer einmaligen Einzahlung von 1000 ℳ und einer jährlichen Pension von 350 ℳ, oder bei einer Einzahlung von 4000 ℳ und einer jährlichen Pension von 150 ℳ in Klasse I eintreten.
Das Feierabendheim soll aber auch ein Zufluchtsort für weibliche Personen jeden Alters werden, die vorübergehend ohne Stellung oder ohne Halt sind, und nicht wissen, wo sie während der Dauer der Stellenlosigkeit bleiben sollen. Dieselben sollen, soweit die Räumlich⸗ keiten es zulassen, gegen geringe Pension Aufnahme finden, um von hier aus mit Hilfe der Stiftsverwaltung eine neue Stelle zu erlangen. Die Stadt Havelberg hat in hochherziger Würdigung des Zwecks ein Stück Land in Größe von 1,4090 ha zum Bauplatz und zu Gartenanlagen der Ssng gecen. Der bis jetzt aus einmaligen Beiträgen gesammelte Baarfonds beträgt circa 7000 ℳ; zum Bau sind aber 60 000 — 70 000 ℳ nothwendig.
Männer hohen Namens und Ranges in unserer Provinz stehen der geplanten Stiftung durchaus wohlwollend gegenüber und hegen mit uns den innigen Wunsch, doß der Bau des Hauses recht bald, von Gottes Segen begleitet, wachsen und gedeihen möge! Handelt es sich doch um die Fürsorge für das so lange unbeachtet gebliebene weibliche Geschlecht. 8
„Es wird uns zweifellos möglich sein, die uns vor Augen stehende Stiftung zur That und Wahrheit werden zu lassen, wenn die evan⸗ gelischen Gemeinden, vor allem der Provinz Brandenburg, uns ihre Unterstützung nicht versagen.
Wir wenden uns darum an den Wohlthätigkeitssinn unserer Brandenburger Glaubensgenossen mit der herzlichen Bitte, unser Werk christlicher Liebe und Fürsorge durch thatkräftige Mithilfe und freundliche Beiträge unterstützen zu wollen.
Das hohe Interesse, welches die erhabene Landesmutter, die Er⸗ bauerin schon so vieler Kirchen, namentlich in der bisher so kirchen⸗ armen üptürade und treu bewährte Helferin in leiblichen und geist⸗ lichen Nöthen, unserm erst im Entstehen begriffenen Unternehmen entgegenbringt, wird — so hoffen wi
die Herzen vieler ihrer
evangelischen Landeskinder zu freudigem Opfermuth erwecken, um das Stiftshaus zur Wirklichkeit werden zu lassen.
Dazu bedarf es aber natürlich vor allem der treuen, liebe⸗ vollen Mitarbeit der berufenen Führer der Kirchengemeinden, nämlich der Herren Kirchenpatrone und Gesstlichen, denen doch zunächst das Wohl unserer Glaubensgenossen beiderlei Geschlechts am Herzen liegen soll und bekanntlich auch am Herzen liegt.
Deshalb sind wir gewiß, daß wir williges Gehör finden werden, wenn wir an die verehrten Männer und Diener der Kirche hierdurch die ebenso ergebene wie dringende Bitte richten:
Wendet dieser dringenden Angelegenheit des Reiches Gottes Eure herzliche Theilnahme zu, reicht uns die Hände und helft uns, das Werk seiner Bestimmung angemessen und der ihm verliehenen Be⸗ nennung würdig auszugestalten. 1
Oeffnet Eure Herzen und Hände, und bringt durch Fücbitte und warme Empfehlung auch die Gemeindeglieder dahin, daß sie freudig hinzutreten und wacker Hand anlegen, damit das Feierabendheim „Kaiserin Auguste Victoria⸗Stift“ zu Havelberg bald zu stande komme und dastehe als eine Stätte des Friedens und als ein redendes Denkmal echter, christlicher Nächstenliebe — zur Ehre Gottes und zum Segen vereinsamter Schwestern in Christo! 3
„Und der Herr, unser Gott, sei uns freundlich, und fördere das Werk unserer Hände bei uns; ja, das Werk unserer Hände wolle Er fördern.“ Ps. 90 V. 17.
Berlin, im Juni 1895. 8
D. Koegel, D. Brückner, General⸗Superintendent a. D., General⸗Superintendent a. D., Königlicher Schloßpfarrer, Wirklicher Ober⸗Konsistorial⸗Rath Ober⸗Hof⸗ und Domprediger. und Propst an St. Nikolai. D. Braun, D. Dryander,
General⸗Superintendent General⸗Superintendent der
der Neumark und Nieder⸗Lausitz, Kurmark und Pfarrer an der Ober⸗Konsistorial⸗Rath und Dreifaltigkeitskirche. Mitglied des Evangelischen “ L . Ober⸗Kirchenraths. 8 Faber. Königlicher Hof⸗ und Domprediger, General⸗Superintendent von Berlin.
88
Frommel, Königlicher Hofprediger, Garnison⸗Pfarrer und Militär⸗ Oberpfarrer des Garde⸗ und III. Armee⸗Korps.
Der Aktienverein des Zoologischen Gartens hielt am 31. v. M. unter dem Vorsitz des Majors a. D. Alexander Duncker im Hauptrestau⸗ rant des Gartens seine Generalversammlung ab. Der Vorsitzende konnte in seinem geschäftlichen Jahresbericht mit Befriedigung die gedeihliche Weiterentwickelung des Instituts konstatieren. Trotz des wenig günstigen Wetters sind doch verhältnißmäßig gute Einnahmen erzielt worden. Die Eintrittsgelder brachten 331 586 ℳ, die Abonne⸗ ments 114 9422 ℳ, an Pacht und Miethe gingen ein 55 919 ℳ, Staat und Stadt zahlten 12 250 ℳ Die Gesammt⸗ einnahmen betrugen mit Einschluß von 67 208 ℳ Vortrag aus dem Vorjahre 584 612 ℳ Verausgabt wurden 511 360 ℳ, und zwar für Pflege und Fütterung der Thiere 93 568 ℳ, für Pflege des Parks 21 242 ℳ, für Heizung, Beleuchtung und Wasser 28 335 ℳ, für bauliche Reparaturen 49 919 ℳ, als Abschreibung auf Thiere 35 487 ℳ, für Konzerte 51 531 ℳ, für Gehälter, Steuern und Verwaltungsunkosten 89 751 ℳ, für gezahlte Zinsen 80 159 ℳ und für allgemeine Abschreibungen 61 331 ℳ Der Vortrag pro 1895 beträgt somit 73 252 ℳ Für die nächsten Jahre wird sich der Garten, wie der Vorsitzende weiter ausführte, allerdings möglichst große Einschränkungen auferlegen müssen, da die Straßen⸗ regulierung längs der Gartengrenze am Kurfürstendamm und der Neu⸗ bau der Mauer größere Kostenaufwendungen verursachen wird. So⸗ dann gedachte der Bericht der geplanten Herabsetzung des Zinsfußes der Obligationen und Anleihen um 1 %, über die in einer außer⸗ ordentlichen Generalversammlung am 27. Juni Beschluß gefaßt werden soll, und erinnerte zum Schluß an die Feier des fünfzig⸗ lährigen Bestehens des Gartens und die dabei erfolgte Enthüllung des Bodinus⸗Denkmals. — Den wissenschaftlichen Bericht erstattete Direktor Dr. Heck. Danach konnte wegen der großen baulichen An⸗ lagen für die Ergänzung des Thierbestandes nur die Hälfte der sonst üblichen Summe eingestellt werden, während andererseits, um die Mittel nicht zu schmälern, durch Thierverkäufe die volle Summe der früheren Jahre erreicht wurde. Trotzdem ist eine abermalige Ver⸗ mehrung des Thierbestandes bis auf 1171 verschiedene Arten gelungen unter anerkennenswerther Mitwirkung der immer größer werdenden Zahl von Gönnern des Gartens im Ausland wie in den deutschen Kolonien. Namentlich zur Förderung der Säuge⸗ thierkunde Afrikas hat der Garten wieder Wesentliches beitragen können. Besonders verdient gemacht um den Garten haben sich im letzten Jahre General⸗Konsul Schönlank, die Firma Rex u. Co., Chefarzt Dr. Becker, Bezirkshauptmann von St. Paul⸗JIllaire, von Tippels⸗ kirch, Dr. James von Bleichröder, Dr. H. Dorn, Plantagenbesitzer auf Sumatra, der Forstassessor Krüger, Dr. Bumiller, Kompagnie⸗ führer Johannes, die “ Hofmann und Böder aus Togo, Geheimer Kommerzien⸗Rath Mendelssohn⸗Bartholdy, der den ersten Strauß aus Deutsch⸗Südwestafrika schenkte, und der „langjährige Freund des Gartens“, dem letzterer diesmal den sehr werthvollen Schabracken⸗Tapir verdankt. Das neue Vogelhaus soll noch in diesem Monat dem Publikum übergeben werden; der stattliche Neubau, den die Firma Kayser und von Großheim ausgeführt hat, wird später noch Erweiterungen durch einen Seiten⸗ und einen Querflügel er⸗ halten. — Die in Aktiven und Passiven mit 2 235 066 ℳ abschließende Bilanz und der mit 556 982 ℳ abschließende neue Etat wurden ge⸗ nehmigt, und die nach dem Jahresturnus ausscheidenden Vorstands⸗ mitglieder Baurath Böckmann, Rechtsanwalt Dr. Gelpcke und Louis Ravené wurden wiedergewählt.
Cassel, 4. Juni. Heute fand der Begrüßungsabend der Deutschen Kolonialgesellschaft statt, welche morgen hierselbst ihre Verhandlungen beginnt. Der hiesige Abtheilungsvorsitzende von Löbbecke begrüßte die Gäste; Ober⸗Bürgermeister Westerburg hieß dieselben im Namen der Stadt willkommen. Seine Hoheit der Herzog, Johann Albrecht von Mecklenburg⸗Schwerin dankte. Unter den Anwesenden befanden sich der Gouverneur Major von Wissmann, welcher lebhaft begrüßt wurde, ferner der Afrika⸗ reisende Graf Schweinitz, der Staats⸗Minister von Hofmann und Geheimer Rath Simon. 8
Wien, 5. Juni. Nach Blättermeldungen aus Temesvar fand im Kreuzberge bei Reschirtze eine große Erdabrutschung statt. Zahlreiche Steinbrucharbeiter wurden verschüttet, bisher wurde eine Leiche geborgen; mehrere Personen wurden verletzt.
Brest, 4. Juni. Eine österreichische Dampfschaluppe, welche mit zahlreichen österreichischen Offizieren, die zu ihren Schiffen zurückkehrten, besetzt war, stieß, wie „W. T. B.“ meldet, um 1 Uhr Morgens mit einem Dampfer zusammen und sank sofort. 55 “ wurden durch eine Schute, die in der Nähe war, ge⸗ rettet.
Rimini, 4. Juni. „W. T. B.“ meldet: Als in der ver⸗ gangenen Nacht kurz nach Mitternacht der Deputirte Luigi Ferrari, ehemals Unter⸗Staatssekretär im Ministerium des Auswärtigen, sich in Begleitung eines Freundes nach seiner Wohnung begab, wurden von einer Anzahl Individuen beleidigende Worte gegen ihn ausgestoßen. Ferrari näherte sich der Gruppe, es fand ein ortwechsel statt, in dessen Verlauf aus der Mitte der Gruppe ein Schuß abgegeben wurde. Das Geschoß streifte Ferrari am Kinn, drang sodann in den Hals ein und verursachte eine tödtliche Sees er „Es wurden zahlreiche Verhaftungen vor⸗ genommen. Die Persönlichkeit des Urhebers des Attentats wurde fest⸗ gestellt, doch hält sich der Verbrecher verborgen; es wird eifrig
nach ihm 1 gesucht An Ferrari, welcher weiß, daß in
Lebensgefahr schwebt, wurde der Luftröhrenschnitt vorgenommen. Sein ist fast hoffnungslos. In der Stadt herrscht große Be⸗
ürzung und Erbitterung über das Attentat; die Munizipalität hat ein Manifest veröffentlicht, in welchem dasselbe gebrandmarkt wird. Die Bürgerschaft hat eine Adresse an Ferrari unterzeichnet.
Athen, 5. Juni. Die berüchtigte Räuberbande Tsekou⸗ raioi ist bei Kravassora in Thessalien nach achtstündigem Kampf
gefangen genommen worden. Zwei Polizeiagenten wurden getödtet und zwei verwundet. Ebenso wurden zwei Räuber verwundet.
Wetterbericht vom 5. Juni, 8 Uhr Morgens.
I
V
im.
Stationen. Wetter.
in ° Celsius
50 C. = 40R.
red. in Mill Temperatur
u. d.
8 Bar. auf 0 Gr. ₰ [u. d. Meeressp
Belmullet Aberdeen. Christiansund Kopenhagen. Stockholm.. “ 11“ vET111“ Cork, Queenstown Cherbourg Helder. Sylt.. Hamburg Swinemünde.
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1) Gestern Gewitter. ²) Nachts Gewitter.
1 Uebersicht der Witterung.
Die Witterung von ganz Europa steht unter dem Einfluß eines Hochdruckgebiets, dessen Kern über den Britischen Inseln liegt, wo der Luftdruck etwa bis 775 mm angestiegen ist. Der Luftdruckvertheilung entsprechend, wehen über Zentral⸗Europa schwache nördliche bis östliche Winde. In Deutschland ist das Wetter an der Küste ziemlich heiter, im Binnenlande vorwiegend fh ohne erhebliche Aenderung der
1 heiter 2 heiter 1 wolkenlos 2 halb bed. 2 wolkenlos 4 bedeckt 1 bedeckt 2 heiter 1 bedeckt 3 wolkenlos 1 Dunst 2 heiter 4 Regen 1 heiter 2 heiter
—xN— E 9o
Wärmeverhältnisse. Durchschnittlich liegt die Temperatur etwas üb dem Mittelwerth; vielfach ist Regen gefallen, im Binnenlande fanden zahlreiche Gewitter statt. Deutsche Seewarte.
Theater⸗Anzeigen.
Berliner Theater. Donnerstag: Der Herr Senato Anfang 7 ½ Uhr.
Freitag (38. Abonnements⸗Vorstellung): Das Bil Signorelli. 1
Sonnabend: Madame Saus⸗Gene.
Neues Theater. Schiffbauerdamm 4a. /5. Donnerstag: Ensemble⸗Gastspiel der Mitglieder des Carl Schultze⸗Theaters (Ham⸗ burg) unter Leitung des Direktors José Ferenczy. Tata⸗Toto. Vaudeville in 3 Akten nach Bilhaud und Barré von Victor Léon und F. Zell. Musik von Antoine Banés. In Scene gesetzt von José Ferenczy. Dirigent: Kurt Goldmann. Anfang EEX“X“
Freitag und folgende Tage: Tata⸗Toto.
Theater Unter den Linden. Behrenstr. 5/57. Direktion: Julius Fritzsche. — Donnerstag: Miß Helyett. Vaudeville⸗Operette in 3 Akten von Maxime Boucheron. Deutsch von Richard Gené Musik von E. Audran. Dirigent: Herr Kapellmeister Federmann. Anfang 7 ¼ Uhr. 8
Freitag: Miß Helyett.
Zentral⸗Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Donnerstag:
Zum 34. Male: Unter artistischer Leitung des Herrn Adolf Brakl vom Königl. Gärtnerplatz⸗Theater in München: Figaro bei Hof. (Rococo.) Operette in 3 Akten (nach Beaumarchais' Memoiren) von Bohrmann⸗Riegen. Musik von Alfred Müller⸗Norden. Anfang 7 ½ Uhr.
Freitag: Figaro bei Hof. 8
Familien⸗Nachrichten. , Verlobt: Frl. Anna Schallopp mit Hrn. Architekten Heinrich Reinhardt (Steglitz). — Frl. Gertrud von Lösch mit Hrn. Rit meister Egon Grafen von Schmettow (Langhelwigsdorf). — Frl. Helene Stämmler mit Hrn. Pastor Walter Stämmler (Stolp — Mildenberg). Verehelicht: Hr. Dr. med. Carl Blümcke mit G“ Oldershausen (Eisenach). — Hr. Prem.⸗Lieutenant von Meding mit Frl. Ida von Böhlau (Schloß Döben bei Grimma i. S.). 8 Geboren: Ein Sohn: Hrn. Landrath von Schmeling (Stuhm). — Hrn. Berginspektor Dr. Schäfer (von der Heydt⸗Grube). Hrn. Regierungs⸗Assessor Bernhard von Tschirschky und Boegendor (Mochau). — Hrn. Regierungs⸗Assessor von Gottberg (Lilienthal) — Eine Tochter: Hrn. Professor P. Scheller (Hannover). — Hrn. Hofstallmeister E. von dem Knesebeck (Schwerin). 1 Gestorben: Hr. Bezirksrichter Georg Rönnenkamp 186 1 Proviantamts⸗Direktor a. D. Louis Butzke (Berlin). — Hr. Ge⸗ sandtschafts⸗Arzt Sanitäts⸗Rath Dr. Eugen Neuhaus (Rom). — Fr. Hauptmann Antonie von Werder, geb. Regenberg (Frank⸗ furt a. O.). — Rittergutsbesitzer Carl von Schütz Tochter Else (Butzow b. Anklam). — Fr. Anna von Awevyden, geb. Aweyden (Schleswig). — Hr. Hauptmann Graf 'Cbristian zu Reventlow (Mülhausen i. Gh sen) Hr. Rittergutsbesitzer Richard Eduard Baarth (Modrze⸗Posen). — Hr. Major Felix vo
8 84 reiin von
Schmettau (Frankfurt a. O.). — Hr. Rittergutsbesitzer Theodor
Caesar (Rokhenhoff).
Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin. Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt Berlin SW., Wilhelmstraße 32. Sieben Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).
““
8. Organisation der Schlesiens vor dem dreißigjährigen
brachte die abhängigkeit und beschränkte auf dem Gebiete der auswärtigen Politik. mochte er freilich die Mitregierung der Stände nicht zu beseitigen; der das Land vertretende Fürstentag blieb bestehen und zwischen diesen beiden Faktoren, Krone und Fürstentag, wurde die Verwaltung des Landes fortan getheilt. Dieser Dualismus zeigt sich auf allen Ge⸗
war durchweg sachkundiger, 1 . König die Interessen der Gesammtheit, die Stände ihre Privilegien und partikularen Vortheile. 1
ments. in Osterwieck a. Harz. — Dieses Werk enthält eine Reihe von Reden und Verhandlungsberichten aus dem ersten deutschen Parlament, welches 1848 in der Paulskirche zu Frankfurt a. M. tagte.
Schule klassischer Beredsamkeit“ dienen.
Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger. “ 1895.
Berlin, Mittwoch, den 5. Juni
Literatur.
ff. Staats⸗ und sozialwissenschaftliche Forschungen. rausgegeben von Gustav Schmoller. 13. Band, 1. Heft. Gesammtstaatsverwaltung Kriege. Von Dr. Felix Rachfahl. Leipzig, Duncker und Humblot, 1894. — Die Erforschung der Verwaltungsgeschichte Preußens hat in dem letzten Jahrzehnt, vornehmlich infolge der Thätigkeit Gustav Schmoller's, große Fortschritte gemacht. In zahlreichen Monographien haben namentlich jüngere Forscher — vielfach von Schmoller angeregt — einzelne Zweige der Administration oder die Verwaltung einzelner Territorien behandelt. Eine solche mühevolle, auf urkundlichem Material aufgebaute Untersuchung liegt hier für Schlesien vor, deren reichen Inhalt wir hier nur flüchtig skizzieren, keineswegs aber erschöpfen können.
Schlesien bildete im Mittelalter einen Theil des großen polnischen Reichs, an dessen Spitze ursprünglich ein König mit unbeschränkter Macht stand. Allmählich aber ging der Krone diese Machtfülle ver⸗ loren; die Kirche machte sich von der Staatsgewalt unabhängig und erwarb Steuerfreibeit für ihre Güter, die Einwanderung großer Massen von Deutschen begünstigte das Emporkommen einer dem Königthum feindlichen Aristokratie, die Krone schwächte sich endlich selbst durch Bürgerkriege und Verschenkung ihrer Güter an Adel und Geeistlichkeit. Wie andere polnische Provinzen machte sich auch Schlesien von der Krone mehr und mehr unabhängig und zertheilte sich wiederum selbst in einander hundert 1 vorübergehend zu engerem Zusammenschluß, aber ganz Schlesien
mehrere kleinere nur lose in e standen. zwang sie zwar die Noth der
Herrschaften, die unter Im 15. Jahr⸗ Hussiteneinfälle er b eine dauernde, umfassende Organisation wurde nicht ge⸗
schaffen. Erst dem großen Ungarn⸗König Matthias Corvinus, der
1469 Schlesien erwarb, gelang es, das Gefühl der Zusammengehörig⸗
keit in den einzelnen Territorien wieder zu beleben: er bildete aus Vertretern der einzelnen Herrschaften den „Fürstentag“ als dauernde Einrichtung und schuf so wenigstens eine äußere Revpräsentation der staatlichen Einheit Schlesiens. Tief einschneidende Reformen wurden aber erst durchgeführt, als Schlesien im 16. Jahrhundert als Lehen der böhmischen Krone an das Haus Habsburg fiel. Der ener⸗ gische und mit großem Organisationstalent begabte Ferdinand I. einzelnen Dynasten wieder in strengere Lehns⸗ namentlich ihre Selbständigkeit Im Innern ver⸗
bieten der Verwaltung und kam am deutlichsten darin zum Ausdruck, aß der oberste Königliche Beamte, der Ober⸗Landeshauptmann, zu⸗
gleich Vorsitzender des Fürstentages war, also zugleich — ähnlich wie
der preußische Landrath im 17. Jahrhundert — Vertrauensmann der
Krone und der Stände sein mußte. Am strengsten war die Scheidung in der Finanzverwaltung durchgeführt. Der König bezog seine Ein⸗ künfte zunächst aus den Domänen; aber da in der polnischen Zeit das Koönigsgut vielfach verschleudert worden, waren diese Einnahmen n
gering; erst als nach dem Aussterben der Fürsten von Liegnitz und Brieg die Krone diese Territorien einzog, wurden die Erträge bedeutender. Ferner besaß der König das Zoll⸗, Berg⸗, Salz⸗ und Münzregal, von denen indessen nur das Zoll⸗ und Salzregal nennenswerthen Vortheil ab⸗ warfen. An außerordentlichen Einnahmen kamen dann Anleihen hinzu, die ursprünglich nur gegen Verpfändung, aber allmählich bei der Steigerung der Kreditfähigkeit ohne Fundierung aufgenommen wurden. In allen diesen Zweigen war die Finanzverwaltung rein königlich; sie unterstand nicht einmal dem Ober⸗Landeshauptmann, sondern wurde direkt von der Königlichen Rentkammer in Breslau wahrgenommen, die wiederum unter strenger Kontrole der böhmischen Zentral⸗Finanzbehörde stand. Die Steuerverwaltung dagegen gehörte
den Ständen. Sie bewilligten die Steuern, deren Nothwendigkeit ihnen der König nachgewiesen hatte, und sorgten selbst für Verthei⸗
ung und Eintreibung; ferner stand ihnen frei, die Gelder zu dem
geforderten Zweck selbst zu verwenden oder an den König zur Ver⸗ wendung abzuliefern: nur hatten sie kein Recht der Kontrole mehr, wenn die Steuern den Königlichen Kassen erst einmal
zugegangen waren. Von diesem Moment an konnte sie der König nach Gutdünken verwenden. Eine dauernde ständische Finanzbehörde gab es nicht; für jede Bewilligung mußte die ganze Verwaltung erst ns Leben gerufen werden. Einen ähnlichen Dualismus finden wir n allen übrigen Zweigen der Verwaltung, so im Kriegswesen und
in der Justiz; überall ist aber seit dem 16. Jahrhundert die Königs⸗ gewalt im Vordringen;
Schritt für Schritt werden die Stände zurückgedrängt. Daß diese Entwicklung für Schlesien segensreich und nothwendig war, steht 8* Zweifel: die Königliche Verwaltung
schneller und gerechter; der König vertrat
— Reden und Redner des ersten deutschen Parla⸗ Von Dr. Georg Mollat. Verlag von A. W. Zickfeldt
Es soll „als Beitrag zur Zeitgeschichte, als politisches Bildungsmittel und als
Wenn der ö auch die Leistungen dieses Parlaments in sachlicher und oratorischer Be⸗
ziehung einigermaßen überschätzen dürfte, ist das Unternehmen, welches die bedeutendsten Reden, das Aktenmaterial an Anträgen, Ausschuß⸗ berichten, Beschlüssen u. dgl. in handlicher und übersichtlicher Form
zusammenstellt, doch als ein verdienstliches zu bezeichnen. Besonders dem Politiker und Publizisten bietet es ein gutes Hilfsmittel, dessen Brauchbarkeit noch durch eine Reihe von biographischen und literar⸗ geschichtlichen Notizen sowie ein Register erhöht wird.
Gesetze, Verordnungen ꝛc.
Gesetz, betreffend die Rechtsverhältnisse der Reichsbeamten, vom 31. März 1873, und die Ergänzungsgesetze vom 21. April 1886 und vom 25. Mai 1887. Berlin 1895, S.
Gerstmann. Pr. 0,90 ℳ, — Dem zuverlässigen Gesetzesabdruck sind erläuternde Anmerkungen in knapper Form beigefügt.
— Zwei praktische Büchlein sind in R. von Decker's Verlag hier⸗
b selbst erschienen; das eine betitelt sich: „Anweisung, betreffend die Sonntagsruhe A
im Gewerbebetriebe mit usnahme des
Handelsgewerbes“, das andere: „Ausnahmen von dem Verbot
der Sonntagsarbeit im Gewerbebetriebe, nebst Erläuterungen dazu“. Beide können dem Gewerbetreibenden in Fragen bezüglich der Sonntagsruhe nützlich sein.
Rechts⸗ und Staatswissenschaft.
Allgemeines deutsches Handelsgesetzbuch und All⸗
gemeine deutsche Wechselordnung nebst Einführungs⸗ und Ergänzungs⸗ gesetzen; erläutert von Justiz⸗Rath Julius Basch, Rechtsanwalt
und Notar in Berlin. von H. W. Müller in Berlin. Preis
gebunden 2 ℳ — Das im Handels⸗ und Juristenstande bereits be⸗ kannte, soeben in vierter Auflage erschienene Buch bietet außer den
beiden Hauptgesetzen, dem Handelsgesetzbuch und der Wechselordnung, 16 weitere auf das Handels⸗ und Wechselrecht bezügliche Gesetze, und zwar durchweg in der jetzt geltenden Fassung, also unter Berück⸗ sichtiung der eingetretenen Abänderungen und Ergänzungen. Neu aufgenommen sind in diese Auflage die Gesetze über Waaren⸗ bezeichnungen, Abzahlungsgeschäfte, Gesellschaften mit beschränkter
ftung und die Ergänzungen des Wuchergesetzes. Durch die überall inzugefügten Entscheidungen des Reichsgerichts und des früheren Ober⸗Handelsgerichts haben die Gesetzesbestimmungen prägnante Er⸗ läuterungen erhalten, die noch eine Vervollständigung durch kurze, be⸗ sonders auf das Verhältniß des Handelsrechts zum bürgerlichen Recht hinweisende und dem Kaufmann und jüngeren Juristen geeignete Winke gebende Bemerkungen erfahren. 88
Literaturgeschichte. 1
Kritische Studien zur Psychologie der Literatur. Von Rudolph Lothar. Preis geheftet 5 ℳ, gebunden 6 ℳ (Breslau, Schlesische Buchdruckerei, Kunst⸗ und Verlags⸗Anstalt v. S. Schottlaender.) — Rudolph Lothar, als phantasievoller und gedankentiefer Poet, insbesondere als Dramatiker längst bekannt, tritt uns in dem vorliegenden Buche als ein ebenso feinfühliger wie ge⸗ wissenhafter Kritiker entgegen. Den Forderungen, die der Kritiker nach Lothar's eigener Anschauung zu erfüllen hat, nämlich, bevor er an die Lösung der allgemeinen Probleme gehe, in jedem einzelnen die Frage zu beantworten: „Was wollte der Künstler sagen? ie sagte er es? In welchem Verhältnisse steht das Gesagte mit unseren Anschauungen und Gefühlen?“ wird Lothar in vollem Maße gerecht. Seine nach Inhalt und Form gleich hervorragenden Studien gehören zu dem Besten, was über den modernen Roman und das modern Dre a Frankreichs und Dentschlands veröffentlicht
worden ist. Dichtungen.
Weißdornblüthen. Gedichte von Jean Paar. Preis eheftet 2 ℳ; gebunden 3 ℳ (Breslau, Schlesische Buchdruckerei Kunst⸗ und Verlags⸗Anstalt von S. Schottlaender). — Es ist ein Werdender, der mit dieser Gedichtsammlung zum ersten Mal vor die Oeffentlichkeit tritt; aber ein Werdender, dessen Ringen uns mit
ößerem Interesse erfüllt als glatte Nichtigkeiten mittelmäßiger eife. Es ist nicht die landläufige, einen banalen Inhalt unter ge⸗ leckter Form verhüllende, physiognomielose Dilettantenpoesie; man merkt, daß der Verfasser seine eigene Sprache redet und daß in seinen
Rhythmen ein lebendiger Pulsschlag, das Pochen eines heißen Herzens
vibriert. 11““ Zeitschriften.
Mit einem „Blumengruß“, einem anmuthigen Gedichtchen von Gustav Klitscher beginnt die Frühlingsnummer (17) der,Modernen Kunst“ (Verlag von Rich. Bong, Berlin; à Heft 60 ₰) und wie ein Blumengruß muthet das ganze Heft mit seinen prächtigen Holz⸗ schnitten, Farbendrucken und seinem ganzen stimmungsvollen Inhalt an. Unter den sechs großen Kunstbeilagen seien besonders zwei doppel⸗ seitige Holzschnitte erwähnt, die aus dem Atelier Bong hervor⸗ gegangen, als Muster der in diesem geübten Technik zu bezeichnen sind. Charlemonts' „Auf der Landstraße“ zeichnet sich durch feine Luftstimmung und durch charakteristische Wiedergabe des sich eben mit Blätterschmuck bedeckenden Baumschlages aus, während „Parsifal, der reine Thor“, auf dem der Held der Gralsage in blanker Eisenrüstung durch ein Blumenfeld schreitet, aus dem ihm schöne Frauen⸗ gestalten entgegentreten, den ganzen phantastischen Zauber der Original⸗ Komposition wiedergiebt. — Den Hauptinhalt der Nummer 18 bildet eine Schilderung des Gold⸗ und Werthpapierstroms, der durch die Deutsche Reichsbank geht. Mit großer Anschaulichkeit wird von der fachkundigen Feder Dr. Meyer's geschildert, wie dort der National⸗ reichthum zusammenfließt und reguliert wird. Besonders interessant ist die Darstellung der Vorhalle und des Kasseninstituts, mit seiner Abtheilung für Werthpapiere und seinen jede Sicherheit bietenden Tresor⸗ und Depoteinrichtungen. Auch die Illustration dieses Aufsatzes ist eine glänzende Leistung der Bong'schen Farbendruck⸗ technik. Das prächtige Interieur des neuen Anbaues der Reichsbank präsentiert sich in künstlerischer Auffassung und Anschaulichkeit.
— Die „Zeitschrift des Königlich bayerischen Statisti⸗ schen Bureaus“ (redigiert von dem Vorstand des Statistischen Bureaus Carl Rasp, 8 Ober⸗Regierungs⸗Rath im Staats⸗ Ministerium des Innern) hat in Heft 1 XXVII. Jahrgangs 1895 folgenden Inhalt: Die öffentlichen Sparkassen im Königreich Bayern im Jahre 1893, mit einem Anhang über Beruf der Sparkassenein⸗ leger. Referent: Ober⸗Regierungs⸗Rath Rasp, Vorstand des König⸗ lichen Statistischen Bureaus. — Die Ernte des Jahres 1894 in Bayern unter Vergleichen mit den Ergebnissen früherer Erhebungen. Referent: Regierungs⸗Assessor Steiner. — Die Hagelschläge in Bayern im Jahre 1894 mit Rückblicken auf die Ergebnisse früherer Erhebungen. Referent: Regierungs⸗Assessor Steiner. — Festsetzung ortsüblicher Tagelöhne. — Literatur. — Geburts⸗ und Sterblichkeits⸗ verhältniß in einer Anzahl bayerischer Städte im ersten Viertel⸗ jahr 1895.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln. 8
Nachweisung
über den Stand von Thierseuchen im Deutschen Reich am 31. Mai 1895.
(Nach den Berichten der beamteten Thierärzte zusammengestellt im Kaiserlichen Gesundheitsamt.)
Nachstehend sind die Namen derjenigen Kreise (Amts⸗ ꝛc. Bezirke) verzeichnet, in welchen Rotz, Maul⸗ und Klauenseuche oder Lungen⸗ seuche am 31. Mai herrschten. Die Zahlen der betreffenden Ge⸗ meinden und Gehöfte sind — letztere in Klammern — bei jedem
Kreise vermerkt. A. Rotz (Wurm).
Preußen. Reg.⸗Bez. Danzig: Danziger Höhe 1 (1). Reg.⸗ Bez. Marienwerder: Tuchel 1 ch. Stadtkreis Berlin 1 (3). Reg.⸗Bez. Potsdam: Beeskow⸗Storkow 1 (1). Reg.⸗Bez. Stral⸗ sund: Greifswald 1 (1), Grimmen 1 (1). Reg.⸗Bez. Posen: Jarstschin 1 (1), Kosten 1 (1), Rawitsch 2 (2). Reg.⸗Bez. Brom⸗ berg: Inowrazlaw 2 (2), Strelno 1 (1), Mogilno 1 (1), bas 1 (1). Reg.⸗Bez. Breslau: Namslau 1 (1), Neumarkt 2 (2). Reg.⸗ Bez. Liegnitz: Grünberg 1 (1), Goldberg⸗Hainau 1 (1). Reg.⸗Bez. Erfurt: Worbis 2 (2), Stadtkreis Mühlhausen 1 (2), Landkreis Mühlhausen 10 (14), Langensalza 1 (1). Reg.⸗Bez. Schleswig: Stormaen 1 (1). Reg.⸗Bez. Arnsberg: Arnsberg 5 (12). Reg.⸗ Bez. Düsseldorf: Mülheim a. d. Ruhr 1 (1). Reg.⸗Bez. Aachen: Stadtkreis “ 1 (1), Landkreis Aachen 1 C(1). Bayern. Reg.⸗Bez. iederbayern: Landbezirk Deggen⸗ dorf 1 (2), Landau a. J. 1 (1), Landbezirk Passau 1. (1). Reg.⸗Bez. Pfalz: Landau 2 (2). Sachsen. Kreishauptm. Zwickau:
wickau 1 (1). Württemberg. Jagstkreis: Gmünd 1 (1),
onaukreis: Biberach 1 (1), Laupheim 1 (1), Waldsee 1 (1). essen. Provinz Oberhessen: Gießen 1 (1). Hamburg. Narschlande 1 (1), Bergedorf 1 (1). Elsaß⸗Lothringen. Bezirk Ober⸗Elsaß: Mülhausen 3 (3). Zusammen 59 Gemeinden ꝛc. und 721 Gehofkle. “ 1
B. Maul⸗ und Klauenseuche.
Preußen. Reg.⸗Bez. Königsberg: Fischhausen 1 (1), Reg.⸗ Bez. Potsdam: Teltow 1 (1), Osthavelland 2 (3). Reg.⸗Bez. rankfurt: Lebus 1 (1). Reg.⸗Bez. Stettin: Randow 2 (2), yritz 1 (1), Naugard 1 (1). Reg.⸗Bez. Bromberg: Schubin 1 (1), Reg.⸗Bez. Breslau: Striegau 1 (1). Per. ez. Oppeln: Zabrze 1 (1), Neisse 2 (2). Reg.⸗Bez. Magde uzg
Aschersleben 1 (1). Reg⸗Bez. Merseburg: Stadtkreis Halle a. 1 (1), Saalkreis 1 (1), Querfurt 2 (2), Weißenfels 1 (1). Reg.⸗Bez. Hildesheim: Stadtkreis Göttingen 1 (1). Reg.⸗Bez. Cassel: Schlüchtern 1 (1). Reg.⸗Bez. Koblenz: St. Goar 1 (1), Simmern 1 (1). Reg.⸗Bez. Düsseldorf: Mörs 1 (1), Landkreis Düsseldorf 1 (1). Reg.⸗Bez. Köln: Landkreis Bonn 1 (1). Reg.⸗Bez. Trier: Bernkastel 1 (2). Reg.⸗Bez. ““ Gammertingen 2 (8). Bayern. Reg.⸗Bez. Oberbayern: Stadtbezirk München 1 6(3), Ebersberg 1 5 Laufen 2 (4), Miesbach 1 (1), München 1 2 (3), München II 1 (10). Landbezirk Traunstein 1 (1). Reg.⸗Bez. Pfalz: Speyer 1 (2). Reg.⸗Bez. Oberpfalz: Neu⸗ stadt a. W. N. 3 (8), Vohenstrauß 1 (6). Reg.⸗Bez. Ober⸗ franken: Landbezirk Forchheim 1 (4), Landbezirk Kulmbach 3 (19). Reg.⸗Bez. Mittelfranken: Feuchtwangen 1 (6), Gunzenhausen 1 (1), Rothenburg a. T. 3 (4). Reg.⸗Bez. Unterfranken: Alzenau 1 (4), Gerolzhofen 1 (1), Königshofen 1 (1), Landbezirk Schweinfurt 1 (1). Reg.⸗Bez. Schwaben: Landbezirk Donauwörth 1 (1), Land⸗ bezirk Kempten 1 (2), Landbezirk Nördlingen 1 (2). Sachsen. Kreis⸗ hauptm. Zwickau: Landbezirk Chemnitz 1 (1). Württemberg. Neckarkreis: Backnang 3 (3), Besigheim 1 (1), Böblingen 2 (2), Brackenheim 2 (11), Eßlingen 1 (1), Heilbronn 2 (8), Leonberg 1 (1), Neckarsulm 3 (5), Vaihingen 1 (1), Weinsberg 2 (8). Schwarzwaldkreis: Freudenstadt 1 (1), Horb 2 (3), Nagold 1 (1), Neuenbürg 1 (1), Sulz 1 (2), Tübingen 1 (1). Jagstkreis: Gerabronn 2 (3), Hall 1 (1), Künzelsau 4 (7), Mergentheim 3 (21), Oehringen 1 (1), Schorndorf 1 (1), Welzheim 1 (1). Donau⸗ kreis: Biberach 3 (4), Ehingen 1 (2), Geislingen 4 (23), Göppingen 2 (3), Kirchheim 1 (1), Münsingen 1 (7), Ravensburg 1 (1), Waldsee 1 (1). Baden. Landeskommiss. Konstanz: Engen 4 (19), Konstanz 1 (8). Landeskommiss. Freiburg: Emmendingen 1 (2), Wolfach 1 9 Landeskommiss. Karlsruhe: Rastatt 1 (1), Bretten 3 (5), Bruchsal 4 (5), Durlach 2 (4), Ettlingen 2 (3). Landeskommiss. Mannheim: Heidelberg 1 (1), Tauberbischofsheim 2 (2). Hessen. Provinz Starkenburg: Bensheim 1 (2), Dieburg 1 (2), Groß⸗ Gerau 1 (1), Heppenheim 1 (2). Provinz Oberhessen: Friedberg 1 (1), Lauterbach 1 (10). Provpinz Rheinhessen: Bingen 2 (3), Oppenheim 1 (2). Sachsen⸗Weimar. Weimar 2 (3), Apolda 1 (1), Neustadt a. O. 1. (1). Braunschweig. Braun⸗ schweig 1 (1), Wolfenbüttel 5 (15), Helmstedt 1 (3). Sachsen⸗ Meiningen. Meiningen 1 (1), Hildburghausen 1 (Ortssperre), Sonneberg 1 (1). Sachsen⸗Altenburg. Roda 2 (3). Sachsen⸗ Coburg⸗Gotha. Herzogthum Coburg: Landbezirk Coburg 2 (5). Anhalt. Dessau 1 (2). Schwarzburg⸗Rudolstadt. Rudolstadt 1 (1). Reuß j. L. Schleiz 1 (2). Elsaß⸗Lothringen. Bezirk Unter⸗Elsaß: Weißenburg 1 (1). Bezirk Ober⸗Elsaß: Colmar 1 (6), Gebweiler 2 (3), Rappoltsweiler 1 (2). Bezirk Lothringen:
Forbach 1 (1), Saarburg 1 (1). Zusammen 173
und 380 Gehöfte. t
Strelno 1 (1).
. . 8
C. Lungenseuche.
Reg.⸗Bez. Posen: Bomst 1 (1). Reg.⸗Bez. Magdeburg: Kalbe 1 (1), Wanzleben 3 (4), Wolmirstedt 4 (7), Neuhaldensleben 2 (2). Reg.⸗Bez. Merseburg: Querfurt 1 (1). Reg.⸗Bez. Düsseldorf: Neuß 1 (1). Reg.⸗Bez. Aachen: Düren 3 (3). Sachsen. Kreishauptm. Leipzig: Borna 1 (1). Sachsen⸗ Weimar: Apolda 2 (2). Sachsen⸗Altenburg. Roda 1 (1). Anhalt. Zerbst 1 (1). Zusammen 21 Gemeinden und 25 Gehöfte.
Preußen.
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 4. d. M. gestellt 10 339, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen. . . In Oberschlesien sind am 1. d. M. gestellt 2097, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.
Ausweis über den Verkehr auf dem Berliner Schlachtviehmarkt vom 1. Juni 1895. Auftrieb und Markt⸗ preise nach Schlachtgewicht mit Ausnahme der Schweine, welche nach Lebendgewicht gehandelt werden. Rinder. Auftrieb 3420 Stück.F (Durchschnittspreis für 100 kg.) I. Qualität 116 — 118 ℳ, II. Qualität 104 — 112 ℳ, III. Qualität 90 — 100 ℳ, IV. Qualität 80 — 86 ℳ — Schweine. Auftrieb 4634 Stück. (Durchschnittspreis für 100 kg.) Mecklenburger 80 ℳ, Landschweine: a. gute 74—78 ℳ, b. geringere 68 — 72 ℳ, Galizier —X,— ℳ, leichte Ungarn —,— ℳ bei 20 % Tara, Bakonyer — ℳ bei — kg Tara pro Stück. — Kälber. Auftrieb 1004 Stück. (Durchschnittspreis für 1 kg.) I. Qualität 1,08 — 1,16 ℳ, II. Qualität 0,96 — 1,06 ℳ, III. Qualität 0,84— 0,94 ℳ — Schafe. Auftrieb 9707 Stück. (Durchschnittspreis für 1 kg.) I. Qualität 0,94 — 1,06 ℳ, II. Qualität 0,90 — 0,92 ℳ,
Der Verwaltungsrath des Bayerischen Gewerbe⸗Museums zu Nürnberg versendet soeben den Jahresbericht für das Jahr 1894, der über die segensreiche, auch von nicht bayerischen Gewerbetreibenden in Anspruch genommene Thätigkeit dieses Museums in seinen einzelnen Abtheilungen eingehende Auskunft giebt. Die Zahl der Besucher betrug — außer denen der permanenten Ausstellung für Industrie und Handel — 18 433. Die Erwerbungen für die Mustersammlung, bei denen der alten einheimischen Industrie eine besondere Beachtung zu theil wurde, umfassen im abgelaufenen Jahr 124 Nummern: zumeist keramische, Holz⸗ und Metallarbeiten. Abgesehen von dem Besuch durch Einheimische und Fremde dient die Sammlung wesentlich zur Erläuterung der öffent⸗ lichen, der Reihen⸗ und Wandervorträge in den deutschen Gewerbe⸗ vereinen. Einen wesentlichen Dienst leistet sie den Gewerbetreibenden auch dadurch, daß eine größere Anzahl von Gegenständen in der „Bavyerischen Gewerbezeitung“ abgebildet und so in weitesten Kreisen bekannt gemacht wird. — Auch die Abtheilung der Vorbilder⸗ sammlung mit den Zeichensälen und dem Zeichenbureau, die von 9670 Personen besucht wurden, kann im abgelaufenen Jahre über eine erfolgreiche Thätigkeit berichten. Vom Vorstande derselben wurden Sonntags Zeichenübungen für Bau⸗ und Möbeltischler abge⸗ halten und an den Wochentagen in den Abendstunden fortgesetzt. Vorlagenwerke, Vorbilder und Modelle PAlapsües zur Ausleihung in 610 Fällen mit 8345 Blatt und 40 Modellen, hiervon nach auswärts in 55 Fällen 2140 Blatt; die Schulabtheilung versandte in 48 Fällen 310 Vorlagenwerke und 225 Lehrmodelle an 25 Gewerbe⸗ vereine und 23 Realschulen. Zu den für den Fachunterricht aus⸗ gearbeiteten Lehrmodellen für Tischler wurden die Erläuterungstafeln vervielfältigt und an die Schulen und Gewerbevereine übersandt. — Seit dem Inkrafttreten des ersten deutschen Patentgesetzes (1877) hat es das Bavyerische Gewerbe⸗Museum für eine seiner wichtigsten Auf⸗ gaben gehalten, die Industriellen und Gewerbetreibenden mit den Ge⸗ setzen zum Schutze des geistigen gewerblichen Eigenthums bekannt zu