Theater und Mufik.
In Kroll's Garten svilm g n Kroll’s arten spielte 1. Garde⸗Dragoner⸗Regiments unter Leitung des Herrn C. Voigt; zugleich bot das Auftreten des Cornet⸗Quartetts der König⸗ lichen Kapelle eine besondere Anziehungskraft für diesen Abend. Die Herren H. Schulz, B. Taubert, O. Stein und L. Plaß leisteten auch in der That Vorzügliches. Beethoven's Lied: „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“ wurde mit größter Prieisten und Wärme des Ausdrucks vorgetragen, während in endelssohn's „Abschied vom Walde“ die Zartheit in der Behand⸗ lung des piano zu loben war. Eine gleich günstige Aufnahme fanden die „schwedischen Volksweisen“ und das „Gretelein von Kücken. Unter den Vorträgen der Militär⸗Kapelle sind be⸗ sonders das Finale aus Wagner's Oper Rienzi“, Zogbaum’'s „Brautglöckchen“, der „Hochzeitsmarsch’ von Voigt und eine Phantasie von Hoch mit dem trefflich gespielten Cornet⸗à⸗Piston⸗Solo des Herrn Huwe hervorzuheben. Sowohl die Kapelle wie die vier Cornetbläser erfreuten noch durch einige Zugaben, welche von dem sehr zahlreich erschienenen Publikum mit lebhaftem Beifall aufge⸗ nommen wurden.
Im Berliner Theater wird am nächsten Sonnabend zum ersten Mal „Der Geizige“ in Verbindung mit dem Schwank „Der ungläubige Thomas“ gegeben werden. Im v. ist der Wochen⸗ Spielplan wie folgt festgesetzt: Montag: „Das Bild des Signorelli“ mit Ferdinand Suske als Professor Waede; Dienstag und Donners⸗ tag: „Madame Sans⸗Gôͤne“; am Mittwoch gastiert Frau Agnes Freund als Magda in Sudermann's „Heimath“, am Freitag wird als 39. Abonnements⸗Vorstellung „Der Herr Senator“ mit Franz Guthery als Senator Anderson wiederholt. 6 .
Herr Direktor Julius Frißsche hat gestern dem Aktien⸗Bauverein Unter den Linden angezeigt, daß er von seinem Optionsrecht Gebrauch mache und die Pachtung des Theaters Unter den Linden bis zum 1. Januar 1898 verlängere. — Der bekannte Verleger Sonzogno in Mailand wird im Herbst in diesem Theater einen Cyclus italienischer Opernvorstellungen veranstalten.
Man schreibt aus Bremen: Alle Erwartungen, die man be⸗ züglich der Aufführung der Rubinstein⸗Bulthaupt 'schen geift⸗ lichen Oper „Christus“ gehegt hatte, bleiben hinter den Erfolgen zurück, die das Werk gleich nach den ersten Aufführungen zu verzeichnen gehabt hat. Da jede Kundgebung des Beifalls während der Auf⸗ führung sich von selbst verbot, so muß man den Eindruck, den diese machte, nach dem äußerlichen Erfolge, nach dem Besuche der weiteren Aufführungsabende messen. Derselbe ist nun außerordentlich lebhaft gewesen; vor durchweg aus⸗ verkauften Häusern ist bis jetzt gespielt worden, und die Voraus⸗ bestellungen sind so zahlreich eingelaufen, daß sich das Comité ver⸗ anlaßt gesehen hat, die Zahl der Aufführungen um vier zu ver⸗ mehren, die in nächster Woche stattfinden werden. Solisten und Chöre bleiben für diese Verlängerung dieselben. Bezüglich der ersteren sind einige zur Ablösung der schon früher ge⸗ nannten Kräfte eingerichteten Neubes “ mitzutheilen: in der Hauptrolle des Christus alterniert Herr Dr. Briesemeister mit Erfolg mit Herrn von Hö“ unter den Damen wechseln in verschiedenen größeren Rollen die Damen Fräulein van Jung aus Brünn und Fräulein Lavalle aus Berlin mit den schon früher ge⸗ nannten. Beide, namentlich die letztere als Weib des Pilatus, wurden ihren Aufgaben in vollem Maße gerecht. Die Chöre haben es mit jedem Abend zu größerer Vollendung gebracht und leisten musikalisch und darstellerisch jetzt Mustergültiges.
Mannigfaltiges.
Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin ließen heute durch den Ober⸗Präsidenten Nasse je einen Kranz am Sarge des verstorbenen Polizei⸗Präsidenten Freiherrn von Richthofen in Bonn niederlegen. Der Magistrat von Berlin hat den der Stadt Bonn ersucht, auf Kosten der Stadt Berlin auf den Sarg des Polizei⸗Präsidenten Freiherrn von Richthofen einen Kranz legen zu lassen, dessen Schleife die Inschrift trägt: „Die Stadt Berlin“.
Am Freitag, den 14. d. M., Vormittags 8 ¾ Uhr, findet in den Räumen der Fv Bernburgerstraße 22 a, die Jahres⸗ versammlung der unter dem Protektorat Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin stehenden „Frauenhilfe“ statt.
Die Stadt⸗Hauptkasse, Einziehungs⸗Abtheilung, wird am Dienstag, den 11.
estern das Musik⸗Korps des
Juni, aus dem Zimmer Nr. 26 des Erd⸗ geschosses im Berlinischen Rathhause nach dem Zimmer Nr. 15 eben⸗ daselbst verlegt werden. Am Tage des Umzuges bleibt die Kasse der Einziehungs⸗Abtheilung für das Publikum geschlossen.
Der Verein „Triton“, der gestern in den Königshallen ver⸗ sammelt war, beabsichtigt, im Zoologischen Garten demnächst die Futschen Giftschlangen dem Publikum zur Belehrung vorzuführen. Es handelt sich hierbei in erster Linie um die Kreuzotter, die für weite Gebiete Deutschlands einzige Art der Giftschlangen, da nur im Westen zuweilen noch eine giftige Viperart, die Sandviper, vorkommt. Im Zoologischen Garten untergebracht hat der Verein auch eine dieser Tage aus dem südlichen Nord⸗Amerika eingetroffene Kollektion noch unbestimmter Reptilien. Erwartet wird 3 ferner ein großer Fischtransport aus Süd⸗Amerika, der von dem Vereinsmitglied Dr. Kirschner persönlich hierher geleitet wird.
Im 11ö““ Garten beträgt der Eintrittspreis am morgigen Sonntag 50 ₰. In der nächsten Woche beginnen die täg⸗ lichen Militär⸗Doppelkonzerte um 5 Uhr Nachmittags; von 7 Uhr Abends an beträgt der Eintrittspreis nur 50 ₰.
Stuttgart, 8. Juni. Ueber das durch Wolkenbrüche herbei⸗ geführte Wasserunglück in Balingen und Umgegend berichtet der Balinger „Volksfreund’: Schon Dienstag Abends herrschte hier Wassersnoth. Von 4 Uhr ab standen drohende Gewitter am südlichen Horizont, welche sich in Dürrwangen durch halbstündigen Hagel und wolkenbruchartigen Regen entluden. Die Schlossen fielen in der Größe von Hasel⸗ bis Wallnüssen und bedeckten 82 mehrere Stunden nachher haufenweise den Boden. Dur die Wolkenbrüche entstand daselbst ein Bergrutsch, welcher das äuschen eines Schuhmachers derart demolierte, daß es abgebrochen werden muß. Zwischen Laufen und Frommern wurde das Schienengleise zerstört so daß die Passagiere des Abendzuges um⸗ steigen und die Strecke bis Laufen zu Fuß zurücklegen mußten, wo ein von Sigmaringen requirierter Zug die Passagiere weiter brachte. In Frommern hausten die Wassermassen ebenfalls aufs schlimmste und um halb 6 Uhr trat auch hier Hochwasser ein, welches mit noch nie Fichfner Gewalt Bäume entwurzelte, die Felder überschwemmte, Brücken, Baumstämme, Bretter ꝛc. fortriß und großen Schaden, nament⸗ lich in den Mühlen anrichtete. Die obere Mühle und die Stadt⸗ mühle waren mehrere Stunden von allem Verkehr abgeschnitten, es war aller Anstrengungen unmöglich, den Besitzern Hilfe zu leisten, so daß ihr Schaden an verdorbenem Mehl, Frucht, Ver⸗ sandung der Güter u. s. w. sehr bedeutend ist. Doch es sollte noch viel schlimmer kommen. Während die Betroffenen am Mittwoch daran gingen, den entstandenen Schaden etwas zu mindern, brachen am Donnerstag, Abends nach 9 Uhr, aufs neue mehrere Gewitter aus und nach 11 Uhr trat eine hier noch nie erlebte Katastrophe ein. Plötzlich, jedem unerwartet und mit rasender
schnelligkeit wälzten sich die Wassermassen daher; in das Läuten der Sturmglocken, die Signale der Feuerwehr, mischte sich das Weh⸗
geschrei der Hehmengten denen Hilfe zu bringen im Dunkel der Nacht und bei dem hohen Wasserstand vielfach unmöglich war. Die Rettungsarbeiten wurden unter muthvollem, auch die größte Gefahr
nicht scheuendem Eingreifen der Feuerwehrmannschaften während der icht Feusn unermüdlich fortgesetzt. Drene über alles Lob erhabenen Anstren ungen konnten aber leider nicht verhindern, daß dem Hochwasser hier elf onen zum Opfer fielen. Fuhrmann Metz bei der rothen Mühle war mit seiner Se und fünf Kindern in der Wohnstube versammelt, er fand keinen Grund zur Flucht, da bis 11 Uhr das Wasser nicht besorgnißerregend stieg. Er wollte um diese Zeit eben vor dem Hause einen Wagen zur Seite schaffen, als die Sturmfluth hereinbrach und ihn mit fortriß. Er konnte sich jedoch an einen nahen Schopf an⸗ klammern und wurde nach 1 ½ Stunden aus seiner schrecklichen Lage lebend befreit. Wenige Minuten, nachdem ihn das Wasser erfaßt, und ohne daß er oder ein Nachbar es wahrnahm, rissen die Wogen sein Haus fort und seine Frau und fünf Kinder, denen jeder Rettungsweg abge⸗ schnitten war, fanden mit 2 Pferden den Tod in den Wellen. Die Frau wurde heute früh mit schweren Wunden in der Nähe der Stadt aufgefunden. Die Feuerwehr lenkte, als feststand, daß weitere Menschenleben im Weichbild der Stadt nicht mehr in Gefahr waren, ihre Aufmerksamkeit den Bewohnern der oberen und der Stadt⸗Mühle zu, deren laute Hilferufe schrecklich durch die Nacht tönten. Auch diesen konnte nach langen und schweren Anstrengungen Hilfe gebracht werden, so daß ein weiteres Menschenleben nicht zu beklagen ist. Als endlich der Morgen hereindämmerte, bot sich überall ein trostloses Bild der Zerstörung. Niemand vermag auch nur annähernd den überall entstandenen Schaden zu bemessen. ,
„W. T. B.“ berichtet ferner: Im Remsthal ging gleichfalls ein Wolkenbruch nieder, und die ganze Südhälfte Württembergs wurde gestern durch Gewitter heimgesucht. Die Donau und der Neckar führen Hochwasser. Gegen Mittag hat sich das Wetter aufgeklärt und verspricht, heiter zu bleiben. Heute früh ist Seine Majestät der König mittels Sonderzuges nach Balingen abgereist, nachdem der Minister des Innern von Pischek bereits güfsn sich dorthin begeben hatte. Von Ulm ist eine dritte Abtheilung Pioniere mit Pontons und Brücken⸗ material nach alingen abgegangen. Gestern ergossen sich nochmals Wolkenbrüche mit Hagelschlag auf den Welz⸗ heimer Wald und in den Bezirken Horb und Saulgau. Auch in Cannstatt war Abends Hagelschlag. Der Neckar führt starkes Hochwasser, er bringt Langholz, Hrg chtte Möbel und Thierleichen zu Thal. Heute ist der Himmel überall wolkenlos. Das Hilfscomité, dem zumeist Abgeordnete aller Parteien angehören, ver⸗ anstaltet Sammlungen. 1
Karlsruhe, 7. Juni. Im Gebiet der Wutach, eines Neben⸗ flusses des Rheins, ist infolge eines Wolkenbruchs bedrohliches Hochwasser eingetreten. er Bahnverkehr im Breythal ist unterbrochen, ebe mußte der Bahnverkehr zwischen Wolfach und Freudenthal gänzlich eingestellt werden. Der Gesammtschaden ist noch nicht zu übersehen. — Auch bei Lahr ist ein Wolkenbruch niedergegangen und hat großen Schaden verursacht. — Die Kinzigthal⸗ Bahn hat den Verkehr wieder aufgenommen.
Bremen, 7. Juni. Eine internationale Ausstellung für die Nahrungsmittel⸗ und gesammte Bekleidungs⸗ Industrie, Gesundheitspflege, Sport und Erfindungen aller Art findet in der Zeit vom 14. September bis 6. Oktober d. J. im Parkhause hierselbst statt. Das Parkhaus, in dem schönen Stadtpark gelegen, umgeben von Rasenflächen und Anlagen, mit seinem großen Konzertgarten und dem angrenzenden See erscheint für eine Ausstellung besonders geeignet, denn die großen Räume ermöglichen auch einen großartigen Aufbau. Die schon vorhandenen Anmeldungen lassen denn auch auf eine starke Betheiligung und ausgezeich⸗ nete Inscenierung der Ausstellung schließen. Viele Firmen haben ihre Betheiligung bereits zugesagt. Bei Gelegenheit der Aus⸗ stellung ist eine Lotterie geplant, welche von dem Senat genehmigt werden wird; die Gewinne sollen nur von den Ausstellern entnommen werden, und es ist dafür ein Betrag von 15 000 ℳ ausgesetzt; ebenso ist der zollfreie Rücktransport ausländischer, Uebe eee. gebliebener Gegenstände bereits genehmigt. Verkäufe werden ohne Zahlung einer Verkaufsgebühr gestattet. Die Einrichtung, daß besonders hervor⸗ ragende Neuheiten, Erfindungen und Spezialitäten aller Branchen dem Publikum demonstriert und die Vortheile praktisch bewiesen werden sollen, wird besonderen Beifall finden, ebenso, daß wöchentlich dreimal populär⸗ wissenschaftliche Vorträge über noch zu bestimmende Themata von hervor⸗ ragenden E“ und wissenschaftlichen Autoritäten gehalten werden sollen. Dem Ehren⸗Comité, an dessen Spitze als Präsident der Königliche Kammerherr und Erbtruchseß Graf von Alvensleben steht, sind noch hinzugetreten: Herr Major von Heyden⸗Linden nnover) und Herr Ober⸗Regierungs⸗Rath von Buttel (Oldenburg).
ls Schlußtermin für die Anmeldungen ist der 1. Juli d. J. fest⸗ gesetzt. Näheres ist durch die Kanzlei der Gewerbekammer in Bremen, das Hauptbureau: Bremen, Heerdenthorssteinweg 5, und das Bureau: Berlin C., Alexanderstr. 31, zu erfahren.
Oedenburg, 8. Juni. Der Kurort Kobersdorf wurde, wie „W. T. B.“ meldet, vorgestern von einem schweren Unglück heim⸗ gesucht. Infolge der anhaltenden Regengüsse stürzten von den umliegenden Bergen so gewaltige Wassermassen nieder, daß die Be⸗ wohner nichts mehr zu retten vermochten. Mehrere massive Brücken wurden von den Wassermassen zerstört. Der größte Theil des Orts ist über⸗ schwemmt, der Post⸗ und Telegraphenverkehr unterbrochen. Die Zahl der vermißten Personen wird gegenwärtig auf zwölf angegeben. Die Behörden haben sich auf die Unglücksstätte begeben, auch ist Militär zur requiriert. — Weiteren Meldungen aus Oedenburg zufolge sind viele Menschen umgekommen: 18 Leichen wurden aus dem Wasser gezogen. 16 Häuser sind eingestürzt. Die Anzahl der Ver⸗ unglückten wird auf 32 angegeben.
Nach Schluß der Redaktion eingegangene — Depeschen.
Stuttgart, 8. Juni. (W. T. B.) Weitere Wolken⸗ brüche mit schwerem Hagel gingen gestern nieder auf Hemig⸗ kofen, Langenargen (Bezirk Tettnang), Altheim und Angel⸗ fingen (Bezirk Riedlingen). In Hailtingen wurde der Planwagen eines Geschirrhausierers fortgerissen, zwei Insassen ertranken. In Aßmannshardt (Bezirk Biberach) wurde das Rathhaus, in Altenweiler eine Mühle fortgerissen, wobei ein Kind ertrank. In Alpirsbach und Glatten (Bezirk Freuden⸗ stadt) erhob sich eine Windhose, der ein Wolkenbruch folgte. Ebenso gingen im Lauterbachthal und im Sulzbachthal bei Schramberg, ferner im ganzen Thal der Nagold Wolkenbrüche nieder. In Niedernau bei Tübingen wurden vier Brücken fortgerissen; in Ludwigsburg fiel kurze Zeit Hagel. Wien, 8. Juni. (W. T. B.) Heute Mittag versammelte sich die ungarische Delegation in der Hofburg. Auf die Ansprache des Präsidenten Grafen Aladar Andrassy ant⸗ wortete der Kaiser:
„Die Versicherung treuer Ergebenheit, die Sie mir wieder aus⸗ gesprochen haben, erfüllt mich mit aufrichtiger Genugthuung. Mit lebhafter Befriedigung kann ich hervorheben, daß seit der letzten Delegations⸗Session die auswärtigen Verhältnisse der
onarchie durchaus sehr erfreuliche geblieben sind. Die erfolg⸗ reiche Pflege der freundschaftlichen Beziehungen zu allen europäischen Mächten bat zu fortschreitender Beruhigung und zur Konsolidierung des allgemeinen 1 wesentlich beigetragen. Festhaltend an der bisherigen bewährten Grundlage unserer Politik, werden die Be⸗ strebungen meiner auch weiterhin auf Stärkung dieses für unsere und die gemeinsamen Interessen Europas befriedigenden Zustandes gerichtet werden. Die Mehrforde⸗ rungen meiner Kriegsverwaltung bewegen sich in leichen Grenzen wie im Vorjahre. Sie entsprechen der Rothwendigkeit, die
Regierung
1 uerüstune, des Heeres und der Kriegsmarine weiter aus u estalten
S 9 1“
eiden Theile der bewaffneten Macht auf der Höhe ihrer
und diese 8 Aufgabe zu erhalten. Die che un der Monakchie wird hierbei möglichst berücksichtigt. Die Verhält⸗ nisse Bosniens und der Herzogewina weisen sowohl in wirthschaft⸗ licher als in jeder anderen Beziehung eine unverändert befriedigende Entwickelung auf, und werden diese Länder auch im Jahre 1896 in der Lage sein, für ihre Bedürfnisse aus eigenen Mitteln aufzukommen. Indem ich die Ihnen zugehenden Vorlagen Ihrem patriotischen Eifer und Ihrer bewährten v empfehle, wünsche ich Ihren Arbeiten den besten Erfolg und heiße Sie von Herzen willkommen.“
Wetterbericht vom 8. Juni, 8 Uhr Morgens.
Wetter.
in 0 Celsius
Bar. auf 0 Gr.
u. d. Meeressp.
red. in Millim. Temperatur
2 bedeckt halb bed. Regen wolkig bedeckt halb bed.
166- 767 760 764 762 756 760
Belmullet. Aberdeen. Christiansund. Kopenhagen Stockholm. 8 oskau. 8 Cork, Queenstown 770 Gherbourg . . E1“ y111111“ ylt. 766 mburg 766 winemünde 765 Neufahrwasser. 764 Memel 764
1 763 ünster. 764 Karlsruhe 762 Wiesbaden. 763 München 762 Chemnitz 764 Berlin 764 Wien.
761 Breslau. 764
Ile d'Aix 762 3 Dunst Nizza.. 759 still bedeckt Triest. .. 77509 NSDO Sh6 Uebersicht der Witterung.
Eine breite Zone hohen Luftdrucks mit einem Maximum auf dem Ozean westlich von Irland erstreckt sich von den Britischen Inseln ostwärts nach Südrußland, charakterisiert durch ruhige, heitere und warme Witterung, während flache Depressionen über Nord⸗ und Süd⸗Europa lagern. In Deutschland ist das Wetter heiter, ziemlich warm und, außer in den südlichen Gebietstheilen, wo vielfach reich⸗ licher Regen gefallen ist, trocken. Friedrichshafen meldet 27 mm. Regen. In den österreichischen Alpenländern fanden Gewitter statt.
Deutsche Seewarte.
wolkenlos wolkenlos Regen Dunst
Theater⸗Anzeigen.
Berliner Theater. Sonntag, Nachmittags 2 ½ Uhr: Der Herr Senator. — Abends 7 ½ Uhr: Der Pfarrer von Kirchfeh. Montag: Das Bild des Signorelli. Dienstag: Madame Sans⸗Gene. MNeues Theater. Schiffbauerdamm 4 a. /5. Sonntag; Ensemble⸗Gastspiel der Mitglieder des Carl Schultze⸗Theaters (Ham⸗ burg) unter Leitung des Direktors José Ferenczy. Tata⸗Toto. Vaudeville in 3 Akten nach Bilhaud und Barré von Victor Léon und F. Zell. Musik von Antoine Banés. Anfang 7 ½ Uhr. ontag: Tata⸗Toto.
Theater Unter den Linden. Behrenstr. 55/57. Direktion: Julius Fritzsche. — Sonntag: Miß Helyett. Vaudeville⸗Operette in 3 Akten von Maxime Boucheron. Deutsch von Richard Genée. Musik von E. Audran. Dirigent: Herr Kapellmeister Federmann. Anfang 7 ½ Uhr.
Montag: Miß Helyett.
8 Konzerte.
Landes-Ausstellungspurk am Lehrter Bahnhof.
Dienstag, den 11. Juni, Abends 6 Uhr: Zum Besten der Kaiser Friedrich⸗Gedächtniß⸗Kirche. Großes Fest Konzert, veranstaltet von den Männer⸗Gesangvereinen Berliner Liedertafel, Erk'scher Männer⸗Gesangverein, Berliner Sängerschaft, Cäcilia⸗Melodia, Charlottenburger Quartett⸗Vereinigung, Potsdamer Männer⸗Gesangverein. 600 Sänger und 3 Militär⸗Kapellen (100 Musiker). Dirigenten: Herren Chor⸗ meister A. Zander, Th. Hauptstein, Königliche Musik⸗Direktoren Edwin Schultz und M. Gebhardt.
EE1
Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Elisabeth Grambsch mit Hrn. Prem.⸗Lieut. Gaston Delévisleuse (Donaueschingen). — Frl. Ella Schultz mit Hrn. Geh. Ober⸗Regierungs⸗Rath und vortragenden Rath Egon von Bremen (Charlottenburg — Berlin). — Frl. Maria Beckmann mit Hrn. Dr. phil. Georg Doerry (Berlin — Wollstein). — Frl. Char⸗ lotte Pirner mit Hrn. Oberst von Brunn (Stettin — Posen). —
rl. Margarethe Knipping mit Hrn. Sec.⸗Lieut. Matthias von scheberg (Bückeburg).
Verehelicht: Hr. Ober⸗Lieut. d. R. Otto von Arentsschildt mit Frl. Gabriele von Gundlach (Neu⸗Strelitz). — Hr. Frhr. vor MRaltzahn⸗Utzedel mit Frl. Hedwig von Witzleben 8S 78
r. Referendar Dr. Hans Freiesleben mit Frl. Helene Berger Leipzig).
9 Ein Sohn: Hrn. Oberlehrer Baumann (Gumbinnen).
— Eine Tochter: Hrn. Hauptmann Gustav von Gottberg osen). 8
G hase 38s Hr. Rittergutsbesitzer Dr. Alerander Gascard (Heidehaus bei Schurgast). — Fr. Pastor Ottilie Günther, geb. Hentschel (Breglan). — Hr. Prem.⸗Lieutenant a. D. Ulrich Erdmann Breslau).
—
Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin. Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, b Berlin SW., Wilhelmstraße 32.
Fünf Beilagen
dank der Opferwilligkeit der Völker geschaffene Organisation und
wirthschaftliche und finanzielle Lage
Personal⸗Veränderungen.
Königlich Preußische Armee.⸗
Of; Portepee⸗Fähnriche ꝛc. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Neues Palais, 6. Juni. v. Loos, Major vom Generalstabe des V. Armee⸗Korps, zum Großen Generalstabe versetzt und als General⸗
ff’;zrern« 1358989e,
stabs⸗Offizier zum Gouvernement von Berlin kommandiert. v. Hoff⸗
mann I., Hauptmann vom Generalstabe der 9. Div., zum General⸗ stabe des V. Armee⸗Korps versetzt. Kinzelbach, Königl. württem⸗ berg. Hauptmann vom Großen Generalstabe, zum Generalstabe der 9. Division übergetreten.
Abschiedsbewilligungen. Im Beurlaubtenstande. Pasewalk, 4. Juni. Frhr. v. Maltzahn, Sec. Lt. a. D., zuletzt von der Res. des Kür. Regts. Königin (Pomm.) Nr. 2, die Er⸗ laubniß zum Tragen der Uniform der Res. Offiziere des genannten Regts. ertheilt.
Königlich Bayerische Armee.
Offiziere, Portepee⸗Fähnriche ꝛc. Ernennungen? Berörderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. 31. Mai. Ritter v. Keller, Gen. Major und Sektions⸗Chef von der Insp. der Fuß⸗Art., zum Kommandeur der 1. Feld⸗Art. Brig., Frhr. v. Stengel, Oberst und Kommandeur des 2. Feld⸗Art.
egts. Horn, unter “ à la suite dieses Regts., zum Sektions⸗Chef bei der Insp. der Fuß⸗Art., Gerstner, Oberst⸗Lt. und etatsmäßiger Stabsoffizier vom 3. Feld⸗Art. Regt. Königin.Mutter, unter Beförderung zum Obersten, zum Kommandeur des 2. Feld⸗Art. Regts. Horn, Pflaum, Oberst⸗Lt. und Abtheil. Kommandeur im 3. Feld⸗Art. Regt. Königin⸗ Mutter, zum etatsmäß. Stabsoffizier in diesem Regt.,, von Kirschbaum, Major vom 4. Feld⸗Art. Regt. König, mit einem Patent vom 28. Februar 1894 60) zum Abtheil. Kommandeur im 3. Feld⸗Art. Regt. Königin⸗
utter, von Parseval, Pr. Lt. im 3. Inf. Regt. Prinz Karl von Bayern, Degmair, Pr. Lt. im 4. Feld⸗Art. Regt. König, — beide unter Beförderung zu Hauptleuten, letzterer ohne Patent, zu Komp. (Battr.) Chefs, — ernannt. Hoffmeister, Pr. Lt., unter Fenafeng in der Funktion als Adjutant beim Bezirks⸗Kommando Aschaffenburg, vom 2. Jäger⸗Bat. zum 3. Inf. Regt. Prinz Karl von Bayern versetzt. Hartmann, Oberst⸗Lt. und Kommandeur des 6. Chev. Regts. vakant Großfürst Konstantin Nikolajewitsch, zum Obersten, Frhr. von Fei⸗ litzsch, Sec. Lt., kommandiert zur Equitationsanstalt, zum Pr. Lt. ohne Patent im 4. Feld⸗Art. Regt. König, — befördert. Unter⸗ richter Frhr. v. Rechtenthal, Frhr. v. Seckendorff⸗Aber⸗ dar, Oberst⸗Lts. à la suite der Armee, letzterer unter gleichzeitiger Verleihung eines Patents seiner bisherigen Charge, — as Obersten charakterisiert. Rohe, Sec. Lt. des 2. Chev. Regts. Taxis, unter eesens à la suite des Regts., auf die Dauer eines Jahres be⸗ urlaubt.
Durch Verfügung des Kriegs⸗Ministeriums. Schmidt, 8 Lt. des 7. Inf. Regts. Prinz Leopold, behufs dnch ench in der
echnik zur Gewehrfabrik kommandiert und zugleich mit den Funktionen des Direktions⸗Assistenten dortselbst beauftragt. Hüttner, Pr. Lt. des 19. Inf. Regts., vom Kommando zum Topographischen Bureau des Generalstabs enthoben. Eberhard⸗Löhlein, Sec. Lt. des 12. Inf. Regts. Prinz Arnulf, zum Topographischen Bureau des i vimgehh finnd
Im Beurlaubtenstande. 31. Mai. Die Hauptleute (Rittmeister): Graf v. Pestalozza in der Res. des 3. cen Regts. vakant Herzog Maximilian, Graf v. u. zu Hegnenberg gen. Dux III München), Hasenst ab (Kempten), Federkiel (Amberg) von der Landw. Inf. 1. Aufgebots, Frhr. v. Aretin (Landshut) von der Landw. Kav. 1. Aufgebots, — zu Majors, Mager (Bamberg) Vize⸗ Feldw. von der Landw. Inf. 1. Aufgebots, zum Sec.⸗Lt. der Landw. J. Aufgebots, 1 “ 3
iedsbewilligungen. Im aktiven Heere. 31. Mai. Böck, Gen. Major und Kommandeur der 1. Feld⸗Art. Brig., in Genehmigung seines Abschiedsgesuchs mit der gesetzlichen Pension zur Disp. gestellt. Grashey, Hauptm. und Komp. Chef vom 3. Inf. Regt. Prinz Karl von Bayern, unter Verleihung des Charakters als Major, Angerer, Hauptm. à la suite des 2. Jäger⸗Bats. und Direktions⸗Assistent der Gewehrfabrik, — mit der gesetzlichen Pension und mit der Erlaubniß zum Tragen der bisherigen Uniform mit den für Verabschiedete vorgeschriebenen Abzeichen der Abschied bewilligt.
Im Beurlaubtenstande. 31. Mai. Bilabel, Sec. Lt. von der Res. des 3. Inf. Regts. Prinz Karl von Bagyern, Blümm, (Mindelheim), Hauptm. von der Landw. Inf. 1. Aufgebots, mit der Erlaubniß zum Tragen der Landw. Uniform mit den Ab⸗ zeichen für Verabschiedete, Feistmann (Rosenheim), Kohl (1 München), Brandis, Gesing (Aschaffenburg), Pfriem (Hof),
r. Lts. von der Landw. Inf. 2. Aufgebots, Kohl (Gunzenhausen), itter und Edler v. Ditterich v. u. zur Erbmannszahl (Weiden), Pr. Lieutenants von den Landwehr⸗Jägern 2. Auf⸗ gebots, Müller (I München), Held (Würzburg), Metzner, Bieling (Aschaffenburg), Cantzler, Dreyfuß (Ludwigshafen), Sec. Lts. von der Landw. Inf. 2. Aufgebots, Strehl (I München), Sec. Lt. von den Landw. Jägern 2. Aufgebots, Aurnhammer Gunzenhausen), ereklin .(Voh, Sec. Lts. von der Landw. av. 2. Aufgebots, König (Würzburg), Sec. Lt. von der Landw. Feld⸗Art. 2. Aufgebots, — der Abschied bewilligt.
Im Sanitäts⸗Korps. 31. Mai. Dr. Weinig (Gunzen⸗ hausen), Stabsarzt, Dr. Häutle (Augsburg), Assist. Arzt 1. Kl, letzterem mit der Erlaubniß zum Tragen der Uniform mit den Ab⸗ zeichen für Verabschiedete, — beide von der Landw. 1. Aufgebots, Dr. Porzelt (Kitzingen), Stabsarzt, Dr. Günther (Gunzenhausen), Dr. Wagner, Dr. Freese (Hof), Assist. Aerzte 1. Kl., — sämmt⸗ lich von der Landw. 2. Prsgdbt⸗ — der Abschied bewilligt. Dr. van Nüß Kihhingen), Dr. Teufel (Kitzingen), Dr. Attensamer (1 München), Assist. Aerzte 1. Kl. in der Landw. 1. Aufgebots, zu Stabsärzten, Dr. Rebitz er (Weiden), Assist. Arzt 2. Kl. in der Res., Dr. Fick (Hof), Assist. Arzt 2. Kl. in der Landw. 1. Aufgebots, — zu Assist. Aerzten 1. Kl., — befördert.
Durch Verfügung des General⸗Stabsarztes der Armee. Steidl, einjährig⸗freiwilliger Arzt vom 1. Train⸗Bat., zum Unterarzt im 1. Schweren Reiter⸗Regt. Prinz Karl von Bayern 29 und mit Wahrnehmung einer offenen Assist. Arztstelle be⸗
ragt. Beamte der Militär⸗Verwaltung.
31. Mai. Kießling, Aufsberg (Aschaffenburg), Ober⸗ Apotheker der Landw. 2. Aufgebots, der Abschied bewilligt.
——
Statistik und Volkswirthschaft. 8
Die Berufs⸗ und Gewerbezählung vom 14. Juni d. J.
„„Zur Hebung von Zweifeln über die Ausführung der Berufs⸗ söölung vom 14. Juni d. J. sind seitens des Königlichen statistischen ureaus hierselbst auf Anfragen von Behörden, Zählkommissions⸗ itgliedern und Zählern eine Reihe von Entscheidungen sekoffen
Erste Beilage— Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
Berlin, Sonnabend, den 8. Juni
1) Zur Haushaltungsliste (Drucksache Nr. I): Es war ver⸗ schiedenerseits gefragt worden, ob in dem Verzeichniß B der aus der Haushaltung vorübergehend abwesenden Personen die Mann⸗ schaften von Truppentheilen, die zu mehrwöchiger Uebung (z. B. nach dem Artillerie⸗Schießplatz) ausgerückt seien, überhaupt und, wenn Ja, ob sie alsdann namentlich oder nur summarisch mit der Kopfzahl auf⸗ zuführen seien. — Die Entscheidung war dahin zu treffen, daß die Mannschaften derartiger Truppentheile in dem Verzeichniß B als vor⸗ übergehend abwesend, und zwar mit Namen (nicht bloß summarisch) einzutragen seien: in diesem Falle könne der Haushaltungsliste wegen Raummangels im Verzeichniß B eine handschriftlich aufgestellte Liste des Abwesenden mit den in der Haushaltungsliste erforderten Angaben beigefügt werden.
Sachsengänger⸗Familien und sonst während der Sommermonate auswärts auf Arbeit abwesende ganze Haushaltungen sind mit Rück⸗ sicht darauf auch in ihrem Heimathsort, und zwar als vorübergehend abwesend zu zählen, daß verschiedene von solchen Haushaltungen vor ihrem Wexfahg ihren Kartoffelacker bestellen, um ihn im Herbst ab⸗ zuernten, also Landwirthschaft treiben, für ihren Landwirthschaftsbetrieb sonach eine Landwirthschaftskarte eingeliefert werden muß. Wenn derartige ganze Haushaltungen nicht mittels der Haushaltungsliste im Verzeichniß B nachgewiesen werden, würden ihre etwaigen ““ in der Heimath nicht zur Nachweisung ge⸗ angen.
Im Umherziehen oder zu ause für fremde Rechnung arbeitende Selbständige, wenn sie mit Gehilfen oder regelmäßig mithelfenden Familienangehörigen arbeiten, haben die Spalten 13 bezw. 14 mit Ja zu beantworten (und demzufolge einen Gewerbebogen auszufüllen). Ueber die Ausfüllung der Spalten 10 und 11 der Haushaltungs⸗ liste (den Nebenberuf betreffend) bei Militär⸗Oekonomiehandwerkern und Militärmusikern ist bestimmt worden, daß für die im Dienste ausgeübten Berufe derartiger Militärpersonen in den Spalten 10 und 11 ein Eintrag nicht zu machen sei; wenn aber die Militär⸗ personen ihren gelernten Beruf als Schneider, Schuhmacher, Musiker auch außerdienstlich im Nebenberufe treiben, wenn sie z. B. für Privatrechnung. von Militär⸗ oder Zivilpersonen (Offizieren, Ein⸗ jährig⸗Freiwilligen u. s. w.) arbeiten u. dergl., seien die Spalten 10 und 11 entsprechend auszufüllen.
2) Zur Landwirthschaftskarte (Drucksache Nr. II1). Es ist die Ansicht laut geworden, als sollten nur von denjenigen Haus⸗ haltungen, die die Erträgnisse ihrer Landwirthschaft ganz oder theil⸗ weise zum Verkauf bringen, nicht auch von denen, die den Ertrag ihrer Landwirthschaft im eigenen Haushalt verbrauchen, Landwirth⸗ schaftskarten ausgefüllt werden. Es ist ferner angenommen worden, daß nur solche Haushaltungen, die eigenes Land bewirthschaften, eine Landwirthschaftskarte zu liefern hätten. Diese Annahmen sind irrig. Durch die bei der Berufszählung auszufüllenden Land⸗ wirthschaftskarten soll eine vollständige Statistik der Landwirth⸗ schaftsbetriebe gewonnen werden, nicht aber eine Statistik des Grundbesitzes. Dazu ist vorgeschrieben worden, daß von jeder Haus⸗ haltung, in welcher von einem oder mehreren Mitgliedern eine Boden⸗ fläche, wenn auch von kleinstem Umfange, land⸗ oder forstwirthschaft⸗ lich bewirthschaftet wird, oder von welcher Kühe zu Milchhandel oder Molkerei gehalten werden, eine Landwirthschaftskarte auszufüllen ist. Ausgeschlossen davon bleiben bloß solche Haushaltungen, die nichts als Ziergärten haben und in diesen allenfalls nebenher einen unbedeutenden Anbau von Nutzpflanzen betreiben, selbstverständlich auch alle Haus⸗ haltungen, die keinerlei Acker⸗ oder Gartenbau treiben. Darauf, wie jemand den Ertrag seiner Landwirthschaft verwerthet, ob er ihn selbst verbraucht oder verkauft, kommt für die Zwecke der landwirthschaft⸗ lichen Betriebsstatistik nichts an; ebensowenig darauf, ob er den Anbau von Nutzpflanzen auf eigenen, gepachteten, Deputat⸗, Dienst⸗ ländereien u. s. w. betreibt. Auch die Größe der landwirthschaftlich oder gartenmäßig bewirthschafteten Fläche ist nicht entscheidend für die Ausfüllung oder Nichtausfüllung einer Landwirthschaftskarte; eine solche muß vielmehr ausgefüllt werden, wenn von einer Haus⸗ haltung aus eine, selbst kleinste, Bodenfläche als Acker, Gartenland, Wiese, Weide, zum Wein⸗, Obst⸗, Gemüse⸗, Taback⸗ u. s. w. Bau, als Wald⸗ oder Holzland bewirthschaftet wird. In den Grenzfällen kleinsten Umfanges der bewirthschafteten Fläche wird örtlich und von Fall zu Fall nach Maßgabe der wirthschaftlichen Bedeutung des An⸗ baues von Nutzpflanzen für die betreffende Haushaltung zu entscheiden sein: Wer sich bloß einige Salatköpfe zieht, einige Liter Erdbeeren erntet u. dgl., wird ein e Landwirthschaftskarte nicht auszufüllen haben, wohl aber der, für dessen Haushalt der Anbau von Gemüsen, Hack⸗ früchten u. dgl. irgend eine nennenswerthe wirthschaftliche Bedeutung hat. Wer die Gartenwirthschaft u. s. w. als bloße Spielerei betreibt und sich dabei den eigengewonnenen Kopf Blumenkohl 5 ℳ kosten läßt, hat keinen Landwierthschaftsbetrieb und braucht keine Landwirth⸗ schaftskarte auszufüllen.
Wiesen oder Ackerflächen, die zwar von einer Haushaltung aus (etwa vom Besitzer) bewirthschaftet werden, deren Ertrag aber auf dem Halm verkauft bezw. verpachtet und dann vom Käufer abgeerntet wird, bedingen die Ausfüllung einer Landwirthschaftskarte seitens des Bewirthschafters, nicht aber seitens des Käufers (bei Wiesen des Graspächters); denn, von anderen Dingen abgesehen, kommt es nicht darauf an, wie der aus der Bewirthschaftung er⸗ zielte Eee schließlich verwerthet und ob vom Pächter oder Käufer der Frucht bei der Ernte mitgewirkt, sondern darauf, ob und daß die Bodenfläche bewirthschaftet wird; nur wenn der Bewirthschafter die Landwirthschaftskarte zu liefern verpflichtet ist, kann die Vollständig⸗ keit der landwirthschaftlichen Betriebsstatistik gewährleistet werden; Pächter bezw. Käufer sind zur geit der Erhebung (14. Juni) meist noch unbekannt und gar nicht vorhanden.
Ziergärten, Parks u. dergl. sind dann überhaupt von der Er⸗ hebung mit Landwirthschaftskarten ausgeschlossen, wenn derartige Flächen die alleinigen bewirthschafteten Flächen der Haushaltung bilden und von dieser sonst Landwirthschaft nicht betrieben wird. Dagegen sind diese Flächen, so gut wie Haus⸗ und Hofräume, Wege und Gewässer unter A 1 bezw. A 2f der Landwirthschaftskarte in allen den Fällen zu berücksichtigen, in denen andere Flächen land⸗ wirthschaftlich genutzt werden, 15 derentwegen eine Landwirthschafts⸗ karte ausgefüllt wird.
Kunst⸗ und Handelsgärtnereien haben nur dann eine Landwirth⸗ schaftskarte zu liefern, wenn sie selbst Gartenbau betreiben; außerdem haben sie eine Gewerbekarte einzureichen, wenn sie mit Gehilfen (oder Motoren) arbeiten.
Molkereien, Milchwirthschaften haben eine Landwirthschaftskarte auszufüllen, wenn sie eigene Kühe zur Milchgewinnung halten, gleich⸗ viel, ob sie außerdem noch eine Bodenfläche landwirthschaftlich be⸗ wirthschaften oder nicht. Handeln sie bloß mit Milchprodukten, ohne selbst Kühe zu halten, so ist von ihnen eine Landwirthschaftskarte nicht zu erfordern. Eine Gewerbekarte haben dagegen alle Molkereien und Hhte cetg chahtss die mit Gehilfen oder Motoren arbeiten, auszufüllen.
3) Zum Gewerbebogen (Drucksache Nr. II1): Ein Gewerbe⸗ n ist auch von solchen Gewerbtreibenden, Handwerkern, Haus⸗ webern, Gastwirthen, Inhabern kleinerer kaufmännischer Geschäfte, auszufüllen, die zwar nicht mit üen⸗ für das Geschäft angenommenen Gehilfen arbeiten, deren Familienangehörige (Frau, Kinder) aber, wenn auch nicht als ordentliche Gehilfen, so doch regelmäßig und nicht bloß gelegent lich im Geschäft mithelfen. In solchen Fällen
Mithilfe der Familienangehörigen zwar am 14. Juni ruht, sonst aber in der geschäftlichen Betriebszeit nicht bloß gelegentlich stattfindet. „Der Gewerbebogen ist am Sitze des Gewerbebetriebes auszu⸗ füllen. Daher muß ein solcher vor dem Zählungstage vom Zähler auch an dem Sitze des Betriebes ausgehändigt werden, nicht etwa in der von der Betriebsstätte entfernten Wohnung des Gewerbetreibenden. Vpon Zweiggeschäften (Filialen, Berxzauföftelen, in denen nur eine angestellte (unselbständige) Person beschäftigt ist, muß gleichwohl ein Gewerbebogen ausgefertigt werden. Dies ist noth⸗ wendig, weil sonst die unselbständigen einzelnen Verkäufer u. s. w. in solchen Filialen als gewerblich thätige Bevölkerung der Gewerbe⸗ statistik ganz verloren gehen würden. Wird aber die Filiale, das Zweiggeschäft von einem selbständigen Inhaber (etwa gegen An⸗ theil am Gewinn oder dergl.), jedoch ohne Gehilfen oder Motoren betrieben, so darf kein Gewerbebogen ausgefertigt werden.
Das Ende Mai zur Ausgabe gelangte zweite Heft des Jahr⸗ angs 1895 der Vierteljahrshefte zur Statistik des Deutschen Reichs bringt eine Reihe von Zusammenstellungen über den Seeverkehr in den deutschen Hafenplätzen im Jahre 1893. Hiernach sind in diesen Häfen (das deutsche Küstengebiet als ein Ganzes be⸗ trachtet) im Jahre 1893 133 874 Schiffe mit einem Netto⸗Raum⸗ gehalt von 29 356 287 Reg.⸗Tons zu Handelszwecken ein⸗ und aus⸗ Eegangen, woraus sich eine Zunahme gegen das Vorjahr um 2366 Schiffe (1,8 %) und 1 059 930 Reg.⸗Tons (3,7 %) er⸗ giebt. Der Gesammtverkehr, der angekommenen und ab⸗ gegangenen Schiffe bezifferte sich im Ostseegebiet auf 56 148 Schiffe mit 10 521 813 Reg.⸗Tons, im Nordsee⸗Gebiet auf 77 905 Schiffe mit 18 888 259 Reg.⸗Tons; er zeigte gegen das Vor⸗ jahr in ersterem Gebiet — bei einem Rückgang in der Zahl der ver⸗ kehrenden Schiffe um 1,0 % — eine Vermehrung des Raumgehalts um 2,2 %, während in letzterem Gebiet eine Steigerung um 3,8 % in der Zahl und um 4,4 % im Raumgehalt eingetreten ist. Der Segelschiffs⸗Verkehr hat gegen 1892 nach der Schiffszahl um 1,2 % zu⸗ und nach dem Raumgehalt um 6,6 % abgenommen; und zwar ist er im Ostsee⸗Gebiet um 0,2 % nach der Schiffszahl und um 4,2 % nach dem Raumgehalt zurückgegangen, während im Nordsee⸗ Gebiet die Zahl der Segelschiffe eine Zunahme um 2,1 % aufweist, welcher eine Abnahme des Raumgehalts von 7,8 % gegenübersteht. Der Dampfschiffs⸗Verkehr ist im Ostsee⸗Gebiet der Schiffszahl nach um 1,8 % hinter 1892 zurückgeblieben, der entsprechende Raum⸗ gehalt aber doch um 3,3 % größer geworden; im Nordseegebiet ist er sowohl nach der Zahl als auch nach der Ladefähigkeit der ange⸗ kommenen und abgegangenen Dampfer angewachsen, und zwar u 6,3 % und 7,1 %, im gesammten Küstengebiet des Deutschen Reich um 2,5 % und 5,9 %. Von den im Jahre 1893 ein⸗ und ausg laufenen Schiffen fuhren 98 764 mit 15 361 469 Reg.⸗Tons unt deutscher, 35 110 mit 13 994 818 Reg.⸗Tons unter fremde Flagge, d. h. es entfielen auf erstere nach der Zahl 73,8 %, nach de Raumgehalt 52,3 % vom Gesammt⸗Seeverkehr des Deutschen Reich Im Verkehr mit deutschen eG sind im Jahre 189 84 051 Schiffe mit 6 356 733 Reg.⸗Tons im deutschen Küsten gebiet angekommen und abgegangen; davon waren der Schiffs zahl nach 95,2 %, der Ladefähigkeit nach 89,3 %, also b weitem die Mehrzahl, deutscher Nationalität. Im Verkehr mit außerdeutschen europäischen Häfen gingen im Küstengebi des Deutschen Reichs im Jahre 1893 45 913 Schiffe m 16 387 517 Reg.⸗Tons ein und aug, und zwar vermittelten diese Verkehr zum größten Theil fremde Schiffe, denn die deutsche Flagg war daran nur mit 35,8 % nach der Schiffszahl und mit 31,1 % nach dem Raumgehalt betheiligt. Der Verkehr mit außer europäischen Häfen belief sich 1893 auf 3910 Schiffe mi 6 612 037 Reg.⸗Tons, wovon auf die deutschen Schiffe nach der Zahl 55,6 % und nach der Ladefähigkeit 54,3 % entfielen. 8
Zur Arbeiterbewegung. 8
In Giebichenstein bei Halle haben nach einem Bericht des „Vorwärts“ sämmtliche Böttcher der Böttcherei von Alber Schwarz die Arbeit wegen Lohnstreitigkeiten niedergelegt.
Gestern fand dem „W. T. B.“ zufolge in Wien eine Ver sammlung zur Besprechung eines Ausstandes der Postbediensteten
statt, welche am Donnerstag im Ministerium durch eine Deputation um Aufbesserung ihrer materiellen Lage gebeten hatten. Der Führe der Deputation, ein Postoffiziant, wurde aus dem Staatsdienst ent lassen, weil er den Ausstand androhte, falls bis gestern keine Entscheidun der Regierung erfolge. — Die Abhaltung der von der sozialdemokratischen eitung für morgen nach einem Lokal im Prater einberufenen
olksversammlung mit der Tagesordnung „die Wahlreform“ ist mit FMAen auf die ungesetzlichen Straßendemonstrationen nach der am 30. Mai in der „Volkshalle“ abgehaltenen Versammlung (vergl Nr. 129 d. Bl.) seitens der Behörde untersagt worden. Dem An. suchen auf Ueberlassung der „Rotunde“ für eine Versammlung mit derselben Tagesordnung wurde seitens des Handels⸗Ministeriums keine Folge. geheben
ine gestern in Budapest veranstaltete Versammlung der Post⸗ und Telegraphenbediensteten und der L“ Paf⸗ ohne Beschlußfassung. Nach der Versammlung kam es zwischen den in der Waiznerstraße angesammelten Theilnehmern an derselben und der Polizei zu einem Zusammenstoß, bei welchem mehrere Personen verwundet und mehrere verhaftet wurden. 800 von 1600 Bediensteten verabredeten, heute den Dienst einzustellen. — Nach einer späteren Mel⸗ dung haben heute thatsächlich 1200 Briefträger und gleichgestellte Post⸗ bedienstete den Dienst eingestellt, nachdem die Ferderung auf eine Er⸗ höhung ihrer Bezüge zuruͤckgewiesen und die Wortführer in die Pro⸗ vinz versetzt worden waren. Am rechten Donau⸗Ufer wurden “ gar keine Briefe ausgetragen, am linken nur theilweise. Die Strikenden begaben sich in eine Ortschaft außerhalb des Polizeirayons von Budapest, wo sie ihr Standquartier einrichteten. Der Grubenarbeiter⸗Kongreß in Paris hat, wie „W. T. B.“ weiter berichtet, einen Antrag angenommen, welcher fordert, 8. die Verantwortlichkeit der Heacerig er für alle Gruben⸗ unfälle gesetzlich festgestellt werde. Der deut h. Delegirte Bunte hatte den Antrag befürwortet. Der Kongreß wählte sodann einen internationalen Ausschuß, dem die deutschen Delegirten Moeller und Horn Pngebören, und bestimmte als nächsten Kongreßort Lüttich, falls das belgische Ausweisungsdekret segen Basly und Lamendin zurück⸗ enommen wird; andernfalls soll der Kongreß in London tagen. ierauf wurde der Kene⸗, geschlossen.
Die Tausende von Arbeitern beschäftigenden Aktien⸗Kamm⸗ garn⸗Spinnereien La Lainidère und La Verdre in Verviers wurden, wie der „Köln. Ztg.“ unter dem gestrigen Tage telegraphisch gemeldet wird, infolge ausgebrochener Theilausstände (vergl. Nr. 129 d. Bl.) von der Leitung gänzlich geschlossen.
Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hi igen Standesämtern in der Woche vom 26. Mai bis inkl. 1. Juni cr. zur Anmeldung gekommen: Lo925 eüfrdgeboreme, 362 Eheschließungen, 29 Todtgeborene, 581
älle.
aus denen diejenigen von allgemeiner Bedeutung im Nachstehenden mitgetheilt werden. ““
ist auch dann ein Gewerbebogen auszufüllen, wenn die regelmäßige