1895 / 147 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 22 Jun 1895 18:00:01 GMT) scan diff

ichter an das Landgericht in Lüneburg, der Amtsrichter in Frankfunt a. M. an das Knisgericht in lt⸗ ville und ö“ Schulz in Pleschen an das Amts⸗ t in Tecklenburg. 1 .“ Landgerichts⸗Nath Metzler in Beuthen O.⸗Schl. ist die nachgesuchte Dienstentlassung mit Pension ertheilt. Der Kaufmann und Stadtrath Ernst Wecker in Breslau ist zum stellvertretenden Handelsrichter bei dem Landgericht in rnannt. L“ J“ Kaufmann Gustav Krehl in Berlin ist die nach⸗ gesuchte Entlassung aus 87 8 als Handelsrichter bei dem G icht I in Berlin ertheilt. . Liste der Rechtsanwalte sind gelöscht: der Rechts⸗ anwalt Stahn bei dem Amtsgericht in Osterholz und der Rechtsanwalt Mertens bei dem Amtsgericht in Lauen⸗ bie Liste der Rechtsanwalte sind eingetragen: der Rechtsanwalt Hanke aus Rüdesheim bei dem Amtsgericht in Wiesbaden, der Rechtsanwalt Alexander aus Königsberg i. Pr. bei dem Amtsgericht in Neidenburg, der Rechtsanwalt Kalau vom Hofe aus Königsberg i. Pr. bei dem Amts⸗ gericht in Rastenburg, der Re tsanwalt Galon aus Krone a. d. Br. bei dem Amtsgericht in Inowrazlaw, der Notar Jackels in Eschweiler bei dem Amtsgericht daselbst, der frühere Gerichts⸗Assessor Dorien bei dem Landgericht in 2-9 und der EITö’ Thomsen bei dem Amts⸗ icht in Friedrichstadt. 8,F g6 üeg hüchstüdrn des Ober⸗Landesgerichts in hasen ernannte vortragende Rath im Justiz⸗Ministerium, Geheime Ober⸗Justiz⸗Rath Eichholz und der Rechtsanwalt Clemen in Celle sind gestorben.

Die Nummer 21 der Gesetz⸗Sammlung, welche von heute ab zur Ausgabe gelangt, enthält unter

Nr. 9744 das Gesetz, betreffend die Abänderung von Be⸗ stimmungen des Ausfuͤhrungsgesetzes zur Deutschen Zivil⸗ prozeßordnung vom 24. März 1879, und des Gesetzes vom 12. März 1869, betreffend die Ausstellung gerichtlicher Erb⸗ bescheinigungen. Vom 5. Juni 1895; unter .

Nr. 9745 das Gesetz, betreffend die Aufhebung des in dem vormaligen Fürstbisthum Fulda für die Einwilligung der Ehefrauen in Bürgschaften und Expromissionen der Ehemänner bestehenden Erfordernisses der gerichtlichen Form. Vom 13. Juni

1895:; und unter 8 . Nr. 9746 die Verordnung, betreffend die anderweite Re⸗

gelung der Angelegenheiten der Verwaltung der direkten Steuern, owie der Domänen⸗ und Forstverwaltung bei den Regierungen in Königsberg, Potsdam, Frankfurt a. O., Stettin, Breslau, Oppeln, Magdeburg, Merseburg, Cassel und Wiesbaden. Vom 4. Juni 1895. Berlin W., den 22. Juni 1895. Königliches Gesetz⸗Sammlungs⸗Amt Weberstedt.

Tagesordnung für die Sitzung des Landes⸗Eisenbahnraths am 1. Juli 1895, Vormittags 10 Uhr.

1) Ausfuhrtarif für Getreide und Mühlenfabrikate. 2) Frachtermäßigung für lebende Thiere. 3 1“ finr Petroleum. - 4] Ausnahmetarif für denaturiertes Fabriksalz von Ino⸗ razlaw und Klausaschacht nach Königshütte. 5) Ausnahmetarif für Dachschiefer. 6) Mittheilung über die seit dem 3. November 1894 ge⸗ nehmigten Veränderungen von Ausnahmetarifen. 7) Aenderung des § 53 der Verkehrsordnung für die Eisenbahnen Deutschlands. 8 8 8) Internationales Uebereinkommen über den Eisenbahn⸗ Frachtverkehr. Sodann weiter 9) Ermäßigung der Ausnahmetarife für schlesische Stein⸗ kohlen nach Stettin. Außerdem: 88 10) Mehrere von der ständigen Tarifkommission der deutschen Eisenbahnen vorberathene, für die Beschlußnahme der Generalkonferenz der deutschen Eisenbahn⸗Verwaltungen vorbereitete Anträge von allgemeinem Interesse zu der Güter⸗ klassifikation des deutschen Eisenbahn⸗Gütertarifs Theil I, betreffend die Tarifierung und Beförderung von: Parketfußboden, Asphaltpappe, Erdwachsrückständen, Lumpen⸗ halbzeugmasse, Gegenständen von Porzellan in Verbindung mit unedlen Metallen, Retorten aus Chamotte oder Thon, Rothkohl, Dungfedern; 1“ sowie die Gewährung von Freigewicht bei Aufgabe von Hausiererwaaren als Gepäck. 8. Der Vorsitzende des Landes⸗Eisenbahnraths. Brefeld, Wirklicher Geheimer Rath und Unter⸗S atssekret

Bekanntmachung.

Nachdem Seine Majestät der Kaiser und König Aller⸗ gnädigst geruht haben, mich zum Polizei⸗Präsidenten von erlin zu ernennen, bringe ich hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß ich mit dem heutigen Tage das Amt an⸗ getreten habe. 8 Berlin, den 22. Juni 1805/. Der Polizei⸗Präsident. von Windheim.

Abgereist: der Präsident des Reichs⸗Versicherungsamts Dr. Bödiker, nach der Provinz Hannover.

Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 22. Juni.

Ueber den gestrigen Festakt zur Eröffnung des Nord⸗Ostsee⸗Kanals und die G⸗undsteinlegung zu einem EE1““ I1u“ Wilhelm I. liegen aus Kiel folgende ausführlicheren Meldungen vor:

Felesebe. verlief bei prachtvollem Wetter in herrlicher und erhebender Weise. Der Festplatz in Holtenau war im Halbkreise von Tribünen umgeben, welche, dicht be⸗ setzt, durch ihre dekorative Schönheit im Verein mit dem Festzelt einen prächtigen Eindruck machten; es war die denkbar glänzendste Festversammlung, die des historischen Aktes harrte. Die deutschen Bundesfürsten, die ausländischen Fürstlichkeiten, die Minister und höchsten Staatsbeamten sowie die anderenhohen Festgäste, alle waren in ihren glänzenden Uniformen erschienen; auch die Ehren⸗Kompagnie vom 1. Garde⸗Regiment z. F. in den historischen Blechmützen und ihre Musikkapelle mit den durch die historischen Banner geschmückten Hörnern gewährten einen imposanten Anblick. Punkt 11 Uhr, nachdem der Prinz⸗Regent von Bayern, die Könige von Sachsen und Württemberg, sowie die anderen Fürstlichkeiten auf dem Festplatz eingetroffen waren, nahte unter brau⸗ sendem Jubel der Bemannungen der Schiffe die Kaiserliche Bark von der „Hohenzollern“ her. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin wurden an der Landungsbrücke von dem Reichskanzler Fürsten zu Srete und dem Staatssekretär, Staats⸗Minister Dr. von Boetticher empfangen, welche beide huldvollst begrüßt wurden. Unter dem rauschenden Jubel der Tausende, welche auf den Festtribünen Platz genommen hatten, stiegen Ihre Majestäten hierauf an den präsentierenden Ehren⸗Kompagnien vorüber zu dem Fest⸗ zelt empor.

Nachdem Seine Majestät die Erlaubniß zum Beginn der Feier ertheilt hatte, verlas der Reichskanzler die (gestern bereits mitgetheilte) Urkunde, welche mit einer Anzahl Reichsmünzen usammen in den Grundstein eingeschlossen wurde. Sodann schritt er Kaiser vor zu der Stätte des Grundsteins und nahm von dem stimmführenden bayerischen Bundesrathsbevollmächtigten Frei⸗ herrn von Lerchenfeld⸗Köfering die Kelle entgegen; Seine Majestät warf von dem Ihm gereichten Mörtel auf den Grundstein, und sogleich begannen die Meister des Maurer⸗ und Steinmetzgewerks das Verschlußstück aufzusetzen. Der Präsident des Deutschen Reichstags Freiherr von Buol⸗ Berenberg überreichte darauf dem Kaiser mit folgender Ansprache den Hammer:

Eure Kaiserliche und Königliche Majestät wollen heute geruhen, ein Unternehmen abzuschließen, wie es auf vpaterländischem Boden an Großartigkeit der Leistungen, der Technik und der Industrie noch nicht hergestellt ist. Nach acht Jahren, mit Gottes Hilfe, ohne Störung der aufgewendeten Arbeit sehen wir ein Bauwerk vollendet, welches deutsche Herzen und deutscher Geist seit lange sehnsüchtig erstrebt und geplant haben, welches zunächst bestimmt ist, die nationale Wehrkraft zu stärken und den deutschen Handel und Verkehr zu fördern. So dürfen wir uns der Hoffnun hingeben, daß das gelungene Werk dauernd auch seinen weiteren Zwe im reichsten Maße erfüllen werde: den Zweck, dem internationalen Verkehr einen nutzbringenden Weg zu erschließen. Geruhen Eure Majestät, den Hammer huldvollst entgegenzunehmen, den ich namens der deutschen Vorksvertretung zu überreichen die Ehre habe, und damit zur Weihe des Unternehmens den letzten Hammerschlag zu führen. Möge Gottes reichster Segen denselben begleiten!

Seine Maäjestät der Kaiser erhob nunmehr die Stimme zu folgendem Weihespruch: „Zum Gedächtniß Kaiser Wilhelm des Großen taufe Ich den Kanal „Kaiser⸗Wilhelm⸗Kanal““ und begleitete die drei kräftig geführten Hammerschläge mit den Worten: „Im Namen des dreieinigen Gottes, Muß Ehre Kaiser Wilhelm's, zum Heile Deutschlands, zum Wohle der Völker!“ Die Musik fiel mit der Volkshymne ein, und donnernd erscholl von allen Kriegsschiffen der Salut der Geschütze.

Nach Seiner Majestät dem Kaiser vollzogen Ihre Majestät die Kaiserin, der Kronprinz und dann die Reihe der deutschen Fürstlichkeiten, der Reichskanzler, sowie die Vertreter der höchsten Reichs⸗ und Staatsbehörden, die Präsidenten der Parlamente u. s. w. die Hammerschläge unter den Klängen der Kapellen und den fort und fort dröhnenden Salutschüssen. Der von strahlendem Sonnenglanz beschienene Festvorgang schloß mit dem von dem Reichskanzler Fürsten zu Hohenlohe auf Seine Majestät den Kaiser ausgebrachten Hochruf, der von nah und fern von allen Tribünen und Schiffen bis weit in den Lauf des Kanals hinein brausend widerhallte. Unter weiteren endlosen Hoch⸗ und Hurrahrufen begaben Sich die Kaiserlichen Majestäten dann an Bord der Nacht „Hohenzollern“ zurück.

Nachmittags fand große Flottenparade statt, welche bei schönstem Wetter ebenfalls einen glänzenden Verlauf nahm. Pünktlich um 3 Uhr machte die Kaiserliche Nacht „Hohenzollern“, an deren Bord sich mit Ihren Majestäten sämmtliche deutschen und fremden Fürstlichkeiten befanden, von der Boje los. In demselben Augenblick stellten sich die Mannschaften aller Schiffe auf den Raaen, diejenigen der Panzerschiffe nach den verschiedenen Reglements, in Parade. Auf der Kommandobrücke der „Hohenzollern“ stand Seine Majestät der Kaiser in Ad⸗ mirals⸗Uniform mit dem Admiral Knorr. Das Schiff durchfuhr die Reihen sämmtlicher Kriegsschiffe, zunächst diejenigen der Außenföhrde, alsbdann die im inneren Hafen. Beim Passieren der „Hohenzollern“ grüßten die Mannschaften der fremden und der deutschen Schiffe mit dreifachem Hurrah unter den Klängen des „Heil Dir im Siegerkranz“. Der „Hohenzollern“ folgte die „Grille“ mit den Botschaftern, Ministern und Parlaments⸗Präsidenten, dann der Dampfer der Presse „Prinz Waldemar“. Die „Hohenzollern“ legte Nachmittags 4 ¼ Uhr wieder an der Boje an.

Um 7 ½ Uhr Abends setzten sich von den Kriegsschiffen und Schnelldampfern her die Begleitschiffe in Bewegung, welche die Fürstlichen Gäste nach der Faltzale in Holtenau brachten. Seine Majestät der Kaiser traf daselbst gegen 8 ½ Uhr ein. Der prächtig geschmückte Festraum war durch zahlreiche Bogen⸗ lampen oberhalb des Decksegels erleuchtet, wodurch der volle Eindruck erzielt wurde, als ob die Festtafel unter einem von der Mittagssonne bestrahlten Sonnensegel auf einem Schiffsdeck statt⸗ fände. Seine Majestät der Kaiser saß in der Mitte der halbkreis⸗ förmigen erhöhten Fürstentafel, die anderen Fürstlichkeiten hatten nach der Reihenfolge ihres Ranges Platz genommen. Um fünf große Längstafeln gruppierten sich die übrigen geladenen

Gäste, darunter auch der Admiral Ménard und die franzö⸗

sischen Offiziere. Im Verlaufe des Festmahls erhob Sich

Seine Majestät der Kaiser zu folgender Rede:

„Mit Freude und Stolz blicke Ich auf diese glänzende Fest⸗ versammlung, und zugleich im Namen Meiner hohen Verbündeten beiße Ich Sie alle, die Gäste des Reichs, herzlich willkommen. Innigen Dank sprechen Wir aus für die Theilnahme, die Uns bei Vollendung eines Werks geworden, welches, in Frieden geplant und in Frieden gebaut, heute dem allgemeinen Verkehr übergeben ist. Nicht erst in unseren Tagen ist der Gedanke, die Nord⸗ und Ostsee durch einen großen Kanal zu verbinden, entstanden; weit zurück bis in das Mittelalter hinein finden wir Vorschläge und Pläne zur Verwirklichung dieses Unternehmens, und im verflossenen Jahrhundert ward der Eider ⸗Kanal gebaut, der, ein rühmliches Zeugniß für die Leistungsfähigkeit der damaligen Zeit ablegend, doch nur für den kleineren Schiffsverkehr bestimmt, den gesteigerten Anforderungen der Jetztzeit nicht zu genügen ver⸗ mochte. Dem neu begründeten Deutschen Reiche blieb es vorbehalten, die große Aufgabe einer befriedigenden Lösung entgegenzuführen. Mein verewigter Herr Großvater, Kaiser Wilhelm's des Großen Majestät, war es, der in richtiger Erkenntniß der Bedeutung des Kanals für die Hebung des nationalen Wohlstandes und für die Stärkung unserer Wehrkraft nicht müde wurde, dem Plane des Baues einer leistungs⸗ fähigen Wasserstraße zwischen Nord⸗ und Ostsee Seine fördernde Theilnahme zuzuwenden und die mannigfachen Schwierigkeiten zu beheben, welche sich seiner Ausführung entgegenstellten. Freudig und vertrauensvoll folgten die verbündeten Regierungen des Reichs nicht minder wie der Reichstag der Kaiserlichen Initiative, und rüstig ging es vor nunmehr acht Jahren an das Werk, das mit seiner fort⸗ schreitenden Ausführung in immer höherem Grade das öffentliche Interesse erweckte. Was die Technik von dem bervorragenden Stand⸗ punkt ihrer Entwickelung heraus hat schaffen können, was an Eifer und Arbeitsfreudigkeit möglich war, was endlich an Fürsorge fär die zahlreichen, an dem Bau betheiligten Arbeiter nach den Grundsätzen der humanen Sozialpolitik des Reichs gefordert werden konnte, es ist an diesem Werke geleistet worden; und deshalb darf mit Mir und Meinen hohen Verbündeten das Vaterland des gelungenen Werks sich freuen. Aber nicht nur für die heimischen Interessen haben wir gearbeitet. Der großen Kultur⸗ aufgabe des deutschen Volks entsprechend, öffnen Wir dem friedlichen Verkehr der Nationen untereinander die Schleusen des Kanals, und zu freudiger Genugthuung wird es Uns gereichen, wenn seine fort⸗ schreitende Benutzung Zeugniß dafür ablegt, daß die Absichten, von welchen Wir geleitet worden sind, nicht allein verstanden, sondern auch fruchtbar werden zur Hebung der Wohlfahrt der Völker. Die Theilnahme an unserer Feier seitens der Mächte, deren Vertreter wir unter uns sehen, und deren herrliche Schiffe wir heute bewundert haben, begrüße Ich um so lebhafter, je mehr Ich darin die volle Würdigung Unserer auf Aufrechterhaltung des Friedens ge⸗ richteten Bestrebungen zu erblicken das Recht habe. Deutschland wird auch das heut inaugurierte Werk in den Dienst des Friedens stellen und sich glücklich schätzen, wenn der „Kaiser⸗Wilhelms⸗Kanal“ in diesem Dienste allezeit Unsere freundschaftlichen Beziehungen zu den übrigen Mächten fördert und befestigt. Ich leere Mein Glas auf das Wohl der Uns befreundeten Souveräne und Mächte. Hurrah! Hurrah! Hurrah!“

Die Rede Seiner Majestät machte den tiefsten Eindruck: neun Mal wurde dieselbe durch vielstimmige, anhaltende Bravo⸗ rufe unterbrochen, am Schluß aber folgte nicht ein drei⸗ maliges, sondern ein stets wiederholtes, nicht endendes Hurrah. Auch die anwesenden Ausländer gaben sich völlig der mächtigen Wirkung der Kaiserlichen Worte hin.

Nach dem Festmahl trat Seine Majestät hinaus vor die

esthalle und hielt Cercle ab, während die Musik spielte. Nohae begann im Hafen ein großartiges Feuerwerk mit Illumination. Alle Kriegsschiffe, besonders die ausländi⸗ schen, prangten in einem Lichtermeer; von Bordrand, Masten und Raagen schimmerten Tausende von vielfarbigen, elektrischen Glühlichtern, und ein Feuerregen von Raketen stieg bald von den einzelnen Schiffen, bald von mehreren gleichzeitig auf. Der Seerwmte h n der wundervollen mit dem Blick auf den herrlichen, von stolzen Schiffen erfüllten Hafen war über alle Beschreibung großartig und bot einen unvergeßlichen Abschluß des Festtags.

Ueber das heutige Flottenmanöver wird berichtet: Bei glänzendem Sonnenschein und ruhiger See ging schon am rühen Morgen die Schulschiffs⸗Division in See, um bei dem späteren Gefechtsbilde das feindliche Geschwader zu markieren. Gegen 7 Uhr begab Sich Seine Majestät der Kaiser an Bord des Panzers „Kurfürst Friedrich Wilhelm“, alle deutschen und fremden Fürstlichen Gäste gingen an Bord der „Hohen⸗ zollern“; bald nach 7 Uhr liefen das Manövergeschwader und die Torpedoboot⸗Flottille in Geschwader⸗Kiellinie aus; im Kielwasser 88 mit etwa 1000 m Abstand die „Hohenzollern“, darauf „Kaiser Wilhelm II.“ und „Augusta Victoria“, auf welchen beiden letzteren die übrigen Gäste des Deutschen Reichs eingeschifft waren, sowie die anderen Postdampfer und „Prinz Waldemar“. Die Evolu⸗ tionen begannen mit der Formierung der Geschwader in Dwars⸗ linie, was dadurch geschah, daß die zweite Division Backbord neben der ersten auflief; sodann wurde eine Wendung um acht Strich nach Steuerbord vollzogen, darauf wieder die Ge⸗ schwaderkiellinie hergestellt und schließlich eine Schwenkung um acht Strich nach Backbord ausgeführt. 1

Nachdem die Evolutionen beendet waren, folgte ein groß⸗ artiges Gefechtsbild, indem das Manöver⸗Geschwader bei der Schulschiffs⸗Division, beide in Kiellinie, vorbeifuhr und ein soge⸗ nanntes Passiergefecht lieferte. Der „Kurfürst Friedrich Wilh elm gab den ersten Schuß ab, welcher alsbald vom Feinde erwidert wurde. Laut dröhnte der Kanonendonner über die See, und bald waren sämmtliche Schiffe in dichten Rauch gehüllt. Das Ganze bot ein imposantes Schauspiel. Torpedoboote nahmen an dem Gefecht nicht theil., Hierauf passierten sämmtliche Schiffe, der „Kurfürst Friedrich Wilhelm⸗ als erster, in Kiellinie mit paradierender Mannschaft vor der „Hohen⸗ zollern“ und kehrten um 10 ½ Uhr in den Hafen zurück. Seine Majestät der Kaiser, welcher auf der Kommandobrücke des „Kurfürst Friedrich Wilhelm“ stand, wurde beim Vorbei⸗ fahren von den zahlreichen Zuschauerdampfern mit dreifachem Hurrah begrüßt, ebenso Prinz Heinrich an Bord des Panzer⸗ schiffs „Wörth“. 8 88

Die beiden französischen Panzerschiffe „Hoche“ und „Dupuy. de Lome“ haben heute früh gegen 3 Uhr den Hafen verlassen.

Die Zahl der in Kiel zu den

Festlichkeiten eingetroffenen Fenden wird auf 85 000 bis 100 000

geschätzt. Seit gestern

end beginnt die Stadt sich allmählich wieder zuczentleeren. Heute Abend sollen die Festlichkeiten mit einem Fackelzug nach dem Königlichen Schloß ihren Abschluß finden. 6

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Die bei Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin schon seit einiger Zeit vorhandenen Indispositionen haben sich vermehrt. Ihre Majestät verließ deshalb gestern Abend die Yacht Hohentollern⸗ und kehrte in das Königliche Schloß nach Kiel zurück, wo Allerhöchstdieselbe das Bett hütet.

Ihre Königliche Hoheit die Herzogin⸗Mutter von Genua ist gestern Vormittag, Seine Großherzogliche Hoheit der Prinz e 5 von Baden gestern Nachmittag zum Besuche Ihrer Majestät der Königin in Pillnitz eingetroffen.

Württemberg.

Die Kammer der Abgeordneten erledigte gestern den Etat der indirekten Steuern und nahm dabei den Antrag der Abgg. Schach und Gen. auf Wiedereinbringung eines Ge⸗ setzes, betreffend die Besteuerung der Kunstweinfabrikation, an. Dann wurde über den Entwurf und die Anträge, betreffend die Abstufung der Malzsteuer, die Generaldebatte eröffnet. Nachdem zehn Redner aus dem Hause und zu wiederholten Malen der Finanz⸗Minister das Wort genommen hatten, wurde die Berathung abgebrochen.

Sachsen⸗Meiningen Der Landtag ist auf den 1. Juli einberufen worden.

Im Budgetausschuß der österreichische gation erklärte der Reichs⸗Finanz⸗Minister Baron Kalla gegenüber dem Wunsche des Delegirten Herold na Schaffung einer autonomen Organisation in den occupierten Se die im Berliner Vertrage vorgesehen sei: Dieser Vertrag enthalte nichts von Autonomie, sondern nur die Ueber⸗ tragung der Gesammtverwaltung der occupierten Pro⸗ vinzen an die österreichisch⸗- ungarische Monarchie ohne Ein⸗ schränkung und Fristangabe. Er, der Minister, wuͤnsche dringend, die autonome Organisation einzuführen, dieselbe stoße 855. auf große Schwierigkeiten, weil es gefährlich sei, dem Volk eine Waffe in die F zu geben, die es noch nicht zu gebrauchen verstehe. Er hoffe, daß die Schaffung einer der⸗ artigen Organisation vielleicht in zwei bis drei Jahren möglich sein werde. Auch die gewünschte größere Preßfreiheit würde jetzt kaum richtig aufgefaßt und gehandhabt werden. Der Minister theilte ferner mit, die Landesregierung strebe die baldigste Verbindung Bosniens mit dem Hafen von Spalato an. Der Kredit fuür die occupierten Provinzen wurde unver⸗ ändert angenommen, ebenso im weiteren Verlauf der Sitzung der Rest des Budgets und das Finanzgesetz für 1895, welches mit einem Ueberschuß von 47 609 Fl. abschließt.

Hinsichtlich des von der Kriegsverwaltung geforderten, auf zehn Jahre zu vertheilenden neuen Kredits von 20 Millionen zur Erhöhung der Waffenvorräthe auf 100 Proz. des organisationsgemäßen Kriegsstandes führt der Bericht des Heeresausschusses der ungarischen Delegation aus, daß nach den Erklärungen des Kriegs⸗ Ministers die Ausrüstung der Truppen mit dem neuen Gewehre kleineren Kalibers für die nächste Zukunft aus⸗ geschlossen sei und man nach den gemachten Erfahrungen dessen nicht bedürfe. Von der dieses Mal verlangten Summe sollen Repetiergewehre und Repetierpistolen sammt der dazu gehörigen Munition beschafft werden.

Das österreichische Abgeordnetenhaus genehmigte gestern die §§ 277 bis 285 der Steuerreformvorlage, womit diese bis auf das Einführungsgesetz erledigt ist. Zer Abgeordnete Kaizl erklärte, seine Partei gebe mit Rücksicht auf die Vertagung der Steuerreform auf unbestimmte Zeit und die zugesicherte Redefreiheit bei der Budgetdebatte den Widerstand gegen die Steuerreform auf.

Der Klub der Vereinigten Linken und der Coro⸗ nini⸗Klub haben beschlossen, die Regierung in der Er⸗

bkexgeh der laufenden Geschäfte zu unterstützen.

Großbritannien und Irland.

Die Königin trifft der „Allg. Corresp.“ zufolge heute von Balmoral wieder in Windsor ein.

Im Unterhause machte gestern bei der Debatte über das Armeebudget der Kriegs⸗Minister Campbell⸗ Bannerman die Mittheilung, daß der Herzog von Cambridge am 1. Oktober den Oberbefehl über die Armee niederlegen werde. Der Minister hob die Verdienste des Herzogs in sehr anerkennenden Worten hervor und erklärte dabei, daß er nicht beabsichtige, das Amt eines Höchstkommandierenden der Armee in Wegfall zu bringen, wohl aber würden dessen Funktionen eine erhebliche Ab⸗ aäͤnderung erfahren. Das Amt werde fortan den gewöhnlichen

ormen unterstellt sein, welche sich auf die Dienstordnung der anderen Staatsbehörden bezögen, und werde für die übliche Reihe von Jahren verliehen werden, vorbehaltlich einer fakultativen Verlängerung. Der Inhaber desselben würde der hauptsächlichste Rathgeber des Kriegs⸗Ministers sein neben em General⸗Adjutanten, dem General⸗Quartiermeister, dem leitenden Chef der Artillerie und dem Inspekteur der Be⸗ festigungswerke; jeder von ihnen würde dem Kriegs⸗Minister persönlich verantwortlich sein, und zusammen würden sie eine berathende Versammlung zur Pefotmterung des Kriegs⸗ inisters bilden. Im weiteren Verlaufe der Sitzung tadelte rodrick die Unzulänglichkeit der Vorräthe an Munition und besonders an Cordit⸗Pulver. Der Kriegs⸗Minister Campbell⸗Bannerman erklärte, die Munitionsvorräthe eien genügend. Drei Armee⸗Korps in der Stärke von zusammen 110 000 Mann könnten ins Feld gestellt werden; uͤr den Fall einer Invasion sei eine weitere Streitmacht von derselben Stärke vorhanden und außerdem ständen 171 000 Mann für Garnisonzwecke zur Verfügung. Für alle diese Truppen seien genügende Munitionsvorräthe vor⸗ handen. Ein hierauf von Brodrick eingebrachtes Amende⸗ ment, von dem Gehalt des Kriegs⸗Ministers hundert Pfund zu streichen, wurde mit 132 gegen 5 Stimmen angenommen. Nachdem dieses Resultat

verkündet worden war, beantragte der Kriegs⸗Minister sofort die Vertagung der Debatte, welche genehmigt wurde. Das Haus nahm sodann die dritte Lesung des Gesetzentwurfs über die Einberufung der Freiwilligen zum Militär⸗ dienst an und vertagte sich hierauf auf Montag.

Sofort nach der Niederlage der Regierung in der heutigen Sitzung des Unterhauses trat das Kabinet zu einer Be⸗ rathung zusammen. Obgleich es sich um einen absolut un⸗ wichtigen Unterantrag handelt und das Resultat der Ab⸗ stimmung selbst der Opposition ein ganz unerwartetes war, herrscht, wie „W. T. B.“ berichtet, allgemein der Glaube, das Kabinet werde die Session möglichst bald schließen und das Parlament auflösen.

Die Londoner Blätter von heute Morgen melden, der Kriegs⸗Minister Campbell Bannerman habe dem Earl Rosebery seine Entlassung angeboten; es würden jedoch erhebliche Anstrengungen gemacht, um ihn zu veranlassen, das Portefeuille zu behalten. „Daily News“ sagt, wenn der Kriegs⸗Minister zurücktrete, würden die übrigen Minister das Gleiche thun.

Italien.

In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer brachte der Finanz⸗Minister Sonnino das Budget⸗ provisorium für Juli und August ein. Cavallotti und andere Deputirte der äußersten Linken beantragten, die Ge⸗ schäftsordnung der Kammer dahin abzuändern, daß die von Cibrario beantragten Seebhe gegen Deputirte auch auf diejenigen Minister auszudehnen seien, welche Mit⸗ lieder der Kammer sind. Darauf wurde die Sitzung ge⸗ schlosfen.

Belgien. 8

Die Kommission der Repräsentantenkammer zur Vorberathung der beiden am 14. d. M. vorgelegten, den Congostaat betreffenden Gesetzentwürfe hat mit 10. gegen 5 Stimmen den 1“ angenommen: den bel⸗ ischen Staat zu ermächtigen, dem Unabhängigen Congo⸗ taat die Summe von 6 850 000 Francs unter dem Titel eines hypothekarischen Anlehens zu bewilligen. Sodann wurde eine Tagesordnung angenommen, worin die Regierung aufgefordert wird, eine technische Kommission nach dem Congo⸗ staat zu entsenden, um Bericht über die Eisenbahn zu er⸗ statten. Endlich wurde die Summe von 5 Millionen Francs (Maximum) bewilligt als hypothekarisches Anlehen der Congo⸗

Eisenbahngesellschaft.

Türkei.

Niach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Konstan⸗ tinopel erkenne die den Botschaftern der drei Mächte über⸗ ebene Note der Pforte (siehe Nr. 146 d. Bl.), ohne rmenien besonders zu erwähnen, die Nothwendigkeit von Reformen im Prinzip an und sage die Ernennung eines Ober⸗ Kommissars zu, bei welcher die Mächte aber nicht um ihre Zu⸗ stimmung gefragt werden sollen. Der weitere Inhalt der Note sei so unbestimmt gefaßt, daß die Botschafter um eine präzisere Aeußerung ersucht hätten, insbesondere um Bekanntgabe jener Punkte, deren eingehende Erörterung von der Pforte gewünscht werde. Der Umstand, daß der Großvezir Said Pascha schon nach so kurzer Amtsdauer eine einigermaßen entgegenkommende Antwort auf die Vorstellungen der Großmächte habe ertheilen lassen, werde als günstig und die Affaire einen Schritt weiterbringend angesehen. Die Theilnahme Rußlands und Frankreichs an einer eventuellen Aktion Englands, die nach der ersten ablehnenden Antwort der Türkei fraglich geworden sei, werde wieder wahrscheinlicher; jedoch werde eine Ver⸗ .F der Pforte, wenn auch vielleicht erst nach lang⸗ wierigen Verhandlungen, immer noch erwartet. ie Vorfälle an der türkisch⸗bulgarischen Grenze werden in Konstantinopel als unbedeutende lokale Streitigkeiten bezeichnet, über welche bereits beiderseits die Untersuchung eingeleitet sei.

In Djeddah ist die Stimmung etwas beruhigter; der Sherif von Mekka erklärte, daß die Verhaftung der Mörder der Konsuln gcn ungenügender militärischer Kräfte erst nach Abzug der Pilger möglich sein werde. Eine Ent⸗ schädigung für die getödteten und verwundeten Konsuln sei noch nicht gefordert worden.

Nr. 25, der „Veröffentlichungen des Kaiserlichen

Gesundheitsamts“, vom 19. Juni, hat eee Inhalt:

Arbeiten a. d. Kais. Gesundh.⸗A., XI. Bd., Heft 3. Ankündigung. Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. Zeitweilige Maßregeln gegen Cholera ꝛc. Desgl. gegen Pest. Gesundheits⸗ zustand in Niederländisch⸗Indien, 1. Vierteljahr. Fruchtbarkeit und Sterblichkeit in den sächsischen Städten, 1886/90. Gesetzgebung u. s. w. (Deutsches Reich). Schweineseuche ꝛc. (Sachsen). Bevor⸗ mundung Geisteskranker. (Mecklenburg⸗Schwerin). Arzneimittel. (Großbritannien). Viehseuchengesetz. (Fortsetzung.) Gang der Thierseuchen in Ungarn, 1893. Desgl. in 30. De⸗ zember 1894 bis 29. März 18955. Desgl. in Serbien, 1. Januar bis 1. April 1895. Zeitweilige Maßregeln gegen Thierseuchen. Preuß. Reg.⸗Bez. Liegnitz, Oppeln, Bayern, Württemberg, Elsaß⸗ othringen). Verhandlungen von deeig bfeden Körperschaften, Vereinen, Kongressen u. s. w. (Deutsches Reich), XXIII. Deutscher Aerztetag. (Preußen). Apothekerordnung (Giftwaaren). Ver⸗ mischtes. (Preußen. Breslau). Chemisches Untersuchungsamt, 1893/94. Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Fra n hsern deutscher Groß⸗

städte. Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken.

Witterung.

Nr. 25 des „Zentralblatts der Bauperwaltung“, herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 22. Juni, hat folgenden Inhalt: Die Vollendung des Nord⸗ Ostsee⸗Kanals. Wettbewerb um ein Museum in Kairo. (Fort⸗ setzung und Schluß.) Vermischtes: Ehrungen für den Wirklichen Geheimen Ober⸗Baurath Baensch. Bau einer evangelischen Kirche in ö“ Wettbewerb um das Denkmal des Fürsten Bismarck in Berlin. Preisbewerbung um Entwürfe für einen Monumental⸗ brunnen zur Ehrung König Ludwig's I. Wettbewerb um den Bau einer Stadthalle in Elberfeld. Wettbewerb zur Umgestaltung des Wintergartens der Aktiengesellschaft Flora in Köln. Wettbewerb für die Behahsen des Geländes der abzubrechenden Pleißenburg in Leipzig. Wettbewerb zu einem neuen Provinzial⸗Museum in Han⸗ nover. Wettbewerb um den Entwurf einer festen Straßenbrücke über den Rhein bei Worms. Zur Einführung des elektrischen Betriebs auf der Berlin⸗Charlottenburger Straßenbahn. Uferschutz mit Zementankern befestigt. Abgeordneten⸗Versammlung des Ver⸗ bandes deutscher Architekten⸗ und Ingenieur⸗Vereine. Auszeich⸗ nungen bei Eröffnung des Nord⸗Ostsee⸗Kanals.

8 Kunst und Wissens chaft

Aus Anlaß der Neueröffnung der Seiner Majestät dem Kaiser und König gehörigen Schack⸗Galerie in München ist im Hirth'schen Kunstverlage daselbst ein sehr gefällig ausgestatteter illustrierter Katalog erschienen. In dem Vorwort gedenkt Dr. Seidel, Dirigent der Kunstsammlungen in den Königlich vrerfe Schlössern, dem die Leitung der Galerie übertragen ist, zunächst des Besitzwechsels infolge testamentarischer Verfügung des Begründers, sowie der huldvollen Ordre Seiner Majestät, welche bestimmte, daß dieser Kunstschatz München erhalten bleiben solle. Damit die Sammlung auch in den altgewohnten Räumen verbleiben konnte, wurde das Galeriegebäude von dem Kaiser angekauft und im Winter 1894/95 auf Allerhöchsten Befehl von dem Architekten Emanuel Seidl durch verschiedene Umbauten sowohl künstlerisch wie praktisch verbessert und im Innern vollständig neu hergerichtet. Durch Hinzunahme mehrerer anderer Räume wurde so viel neuer Platz gewonnen, daß die Gemälde in viel günstigerer Weise als bisher aufgehängt und dem Genuß und Studium der Kunstfreunde zugänglich gemacht werden konnten. In dem neu erbauten Vestibül, gegenüber der Eingangsthür, ist der von F. Seeböck im Jahre 1894 in Rom angefertigten Marmorbüste des Grafen von Schack ein Ehrenplatz angewiesen worden; auch die beiden von Franz von Lenbach in den Jahren 1870 und 1875 gemalten Bildnisse des Gründers der Galerie haben an hervorragenden Punkten Aufstellung erhalten. Dem Katalog hat Professor R. Muther eine kunstgeschichtliche Einleitung vorangeschickt, welche sowohl die hochherzigen Absichten des Gräflichen Sammlers, wie den Lebensgang, das eigenartige Können und die Ziele der ver⸗ schiedenen von ihm beschäftigten Künstler klar und treffend kenn⸗ zeichnet. Dann folgt das Verzeichniß der Originalgemälde, nach den Künstlernamen alphabetisch geordnet und, wo erforderlich, mit aus⸗ führlichen Erklärungen der Bilder versehen. Ein zweiter Abschnitt verzeichnet die Kopien nach Gemälden alter Meister. Auch diese sind nach den Namen der letzteren alphabetisch gereiht, während die Künstler, welche die Kopien angefertigt haben, am Schluß besonders aufgeführt sind. Das bandliche kleine Buch (Pr. 50 ₰, geb. 1 ℳ) st mit 56 autotypischen Abbildungen hervorragender Originalgemälde der Galerie und dem Lenbach'schen Portrait des Grafen Schack aus dem Jahre 1870 geschmückt.

Die in der sogenannten Maschinenhalle im Landes⸗Ausstellungs⸗ park aufgestellten Entwürfe zu dem Bismarck⸗Denkmal sind nunmehr dem Publikum zur Besichtigung, und zwar von Morgens 10 Uhr bis zum Eintritt der Dunkelheit, zugänglich. Für diese Konkurrenz⸗Ausstellung, welche durch eine gedeckte Wandelhalle von dem Hauptpalast leicht erreichbar ist, wird ein besonderer Eintritts⸗ preis nicht erhoben. Die Werke der prämiierten Künstler sind durch Lorbeerkränze gekennzeichnet. 8

Land⸗ und Forstwirthschaft. 8 Offizieller Saatenbericht für Gesammt⸗Bayern von Mitte Juni.

Wihnterweizen 2,03, Sommerweizen 2,43, Winterroggen 2,53, Sommerroggen 2,13, Gerste 2,09, Hafer 2,18, Kartoffeln 2,11, Rüben 2,07, Klee 1,25. Futterpflanzen 1,57, Wiesen 1,25, Hopfen 2,54. Die Aussichten für Wein sind gut, vorbehaltlich der Hagelschäden. Die Tabackpflanzung hat begonnen.

Saatenstand in Ungarn.

Aus Budapest wird der „Wien. Ztg.“ telegraphiert: Nach den beim Ackerbau⸗Ministerium eingelangten Berichten vom 15. Juni stellt sich der Saatenstand wie folgt: Das mit Weizen bebaute Areal ist beiläufig gleich dem vorjährigen 5 560 000 Katastraljoch. Hiervon entfallen wegen Elementarschäden 268 000 Katastral⸗ joch, es verbleiben somit 5 300 000 Katastraljoch. Der zu erhoffende Ertrag kann auf beiläufig sieben Meterzentner per Katastraljoch geschätzt werden, ist somit kleiner als im Vorjahre. Der Weizen hat größtentheils abgeblüht; die Blätter wurden an zahlreichen Orten vom Rost angegriffen, derselbe zeigt sich sogar stellenweise am Halm, und da auch der Brand auftritt, dürfte vor⸗ aussichtlich der Schaden ein bedeutender sein. Das mit Roggen und Halbfrucht bebaute Areal betrug 2 160 000 Katastraljoch; da aber infolge des langen Winters und trockenen Frühjahrs beiläufig 20 bis 25 % der Saaten verloren gingen, dürfte das bebaute Areal 1 620 000 bis 1 730 000 Katastraljoch betragen, vorausgesetzt, daß Sommerroggen nicht viel mehr als im Vorjahre angebaut wurde. Die Ertragsaussichten sind sehr verschiedene, im Durchschnitt 5 bis 6 Meterzentner per Katastraljoch. Die Elementar⸗ schäden der letzteren Zeit schadeten auch dem Roggen; dagegen haben sich die Saaten stellenweise gebessert und dadurch den Unter⸗ schied paralysiert. Die Ertragsaussichten sind trotzdem um Vieles ungünstiger als im Vorjahre. Das mit Gerste bebaute Areal dürfte kaum kleiner sein als im Vorjahre und kann auf 1,83 Millionen Katastraljoch geschätzt werden. Der zu erwartende Ertrag dürfte, trotzdem Rost, Brand, stellenweise auch Loma melanopus Schaden verursacht, per Katrastraljoch im Durchschnitt 6 Meterzentner be⸗ tragen. Demzufolge zeigt sich in Gerste kein besonderer Unterschied gegen das Vorjahr. as mit Hafer bebaute Areal kann auf 1,72 Millionen Katastraljoch geschätzt werden. Auch Hafer wurde von Lema melanopus angegriffen, Rost und Brand zeigten sich stellenweise. Da aber der Hafer ebenso wie die Gerste im Wachsthum zurückgeblieben ist, ist zu befürchten, daß hauptsächlich der Rost bedeutenden Schaden verursachen wird. Derzeit kann der zu erwartende Ertrag im Durchschnitt auf 5 bis 6 Meterzentner per Katastraljoch geschätzt werden. Raps wurde zum theil schon geerntet, namentlich im Alföld. Der Ertrag ist verschieden, stellenweise sehr gut, zum größten Theil aber schwach. Die Qualitäten sind gleich.

Handel und Gewerbe.

Liverpool, 22. Juni. (W. T. B.) Offizielle Notierungen. Be⸗ richtigun 8 American good ordin. 3¹7⁄32, do. low middling 3192, do. middling 3²3⁄2, do. good middling 3 ⅛, do. middling fair S8. Pernam fair 31516, do. good fair 4 ¼, Ceara fair 315⁄16, do. good fair 4 ⁄16, Egyptian brown fair 5 ¾, do. do. good fair 6 ⁄16, do. do. good 67/16, Peru rough good fair —, do. do. good fair 57⁄16 do. do. good 59/16, do. do. fine 65 do. moder. rough fair 4 /16, do. do. good fair 49⁄16, do. do. good 51 ⁄16, do. smooth fair 3 ¼¾, do. do. good fair 3 ½, M. G. Broach good 37⁄16, do. fine 3 ¹3⁄6, Dhollerah good 3, do. fully good 3 8, do. fine 35916, Oomra good 3, do. fully good 3 ½, do. fine 35⁄116, Scinde good fair 2 ⁄16, do. good 21 ¼16, Bengal fully good 2 %,

do. fine 3 ½. Verkehrs⸗Anstalten.

Bremen, 21. Juni. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Saale“, von New.York kommend, hat am 20. Juni, 6 Uhr Morgens, Dover passiert. Der Postdampfer „Straßburg“ hat am 20. Juni 9 Uhr Vormittags die Reise von Oporto nach Carril fortgesetzt. Der Postdampfer „Kronprinz Friedrich Wilhelm“, von New⸗York kommend, hat am 19. Juni 6 Uhr Abends Lizard passiert. Der Reichsdampfer „Preußen“, nach Ost⸗Asien bestimmt, ist am 20. Juni 11 ½ Uhr Vormittags in Antwerpen angekommen.

Hemhers⸗ 21. Juni. (W. T. B.) Hamburg⸗Ameri⸗ kanische Packetfahrt⸗Aktiengesellschaft. Der Schnelldampfer „Fürst Bismarck“ ist, von Hamburg kommend, heute Mittag 12 Uhr in New⸗York angekommen.

London, 21. Juni. (W. T. B.) Der Uniondampfer „Greek' ist gestern auf der Heimreise von den Canarischen Inseln ab⸗ gegangen. Der Union⸗Dampfer „Trojan“ ist am Freitag . der Ausreise von den Canarischen Inseln abgegangen. Der Castle⸗ Dampfer „Pembroke Castle“ ist gestern auf der Heimreise von Mauritius abgegangen. Der Castle⸗Dampfer „Grantully Castle“ ist heute auf der Ausreise in Kapstadt angekommen. Der Castle⸗Dampfer „Douane Castle“ ist heute auf der Ausreise von London abgegangen. Der Uniondampfer „Spartan“ ist heut auf der Heimreise von Kapstadt abgegangen.

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