1895 / 152 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 28 Jun 1895 18:00:01 GMT) scan diff

33 Schuldverschreibungen à 100 Fl. oder 171 43 ₰.

Nr. 3314 3316 3322 3361 3466 3507 3596 3598 3653 3734 3811 3867 3894 3898 3899 3921 3964 4020 4094 4161 4167 4168 4188 4237 4266 4385 4389 4399 4406 4465 4472 4558 4613 = 3300 Fl. oder 5657 19 ₰.

122 Schuldverschrebungen über 61 200 Fl. oder 104 914 60 ₰.

Die Inhaber dieser Schuldverschreibungen werden hiervon mit dem Bemerken in Kenntniß gesetzt, daß sie die Kapitalbeträge, deren Verzinsung nur bis zum Rückzahlungstermin erfolgt, bei der König⸗ lichen Kreiskasse in Frankfurt a. M., bei der König⸗ lichen Staatss ulden⸗Tilgungskasse in Berlin, sowie bei jeder Königlichen Regierungs⸗Hauptkasse gegen Rück⸗ gabe der Schuldverschreibungen nebst den Zinsscheinen Reihe III Rr. 4 bis 8 und Zinsschein⸗Anweisung erheben können. Der Geldbetrag der etwa fehlenden, unentgeltlich zurückzugebenden Zinsscheine wird an dem zu zahlenden Kapitalbetrage der Schuld⸗ verschreibung zurückbehalten. 1

Soll die Einlösung von dergleichen Schuldverschreibungen nicht bei der Königlichen Regierungs⸗Hauptkasse hier oder bei der König⸗ lichen Kreiskasse in Frankfurt a. M., sondern bei einer der anderen Kassen bewirkt werden, so sind die betreffenden Schuldverschrei⸗ bungen nebst Zinsscheinen und Zinsschein⸗Anweisungen durch diese Kasse vor der Auszahlung an den Unterzeichneten zur Prüfung ein⸗ zusenden, weshalb die Schuldverschreibungen einige Zeit vor dem

ückzahlungstermin eingereicht werden können. Rückständig sind noch aus der Verloosunhgt:

pro 1. Oktober 1891: G. 4456 .

1 4 1893: G. 2439 2967. e“

1 8 1894: G. 543 1309 3405 3681 3970 4130 4310. G Die Inhaber dieser Schuldverschreibungen werden zu deren Ein⸗ lösung wiederholt hierdurch aufgefordert.

86 Wiesbaden, den 23. Juni 1895. 8 Der Regierungs⸗Präsident on Tepper⸗Laski.

Seine Majestät der Kaiser und König wohnten, wie „W. T. B.“ aus Kiel berichtet, gestern Vormittag einer internen Klubwettfahrt für Boote von Kriegsschiffen in der Kieler Bucht bei. Mittags fand an Bord der YNacht „Hohen⸗ zollern“ Tafel von ungefähr dreißig Gedecken statt. Am Nach⸗ mittag statteten Seine Majestät Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin im Schlosse einen Besuch

Heute Vormittag gegen 9 Uhr dampfte, nachdem die Segelyacht „Meteor“ bereits in aller Frühe den Hafen ver⸗ lassen hatte, die Nacht „Hohenzollern“ in der Richtung auf Travemünde ab, wo Seme Majestät der Kaiser heute und morgen den dort stattfindenden Regatten beizuwohnen gedenken. Die Rückkehr Seiner Majestät e. Kiel ist für morgen Abend oder Sonntag früh in Aussicht genommen.

Das Befinden Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin ist, laut Meldung aus Kiel, auch heute ein gutes.

Ueber das Diner, welches am Mittwoch zu Ehren Seiner Majestät des Kaisers an Bord des Panzerkreuzers und Flaggschiffs „New⸗York“ bei dem Kommandanten des amerikanischen Geschwaders, Admiral Kirkland stattfand, be⸗ richtet „W. T. B.“ aus Kiel:

An dem Diner nahmen außer Seiner Majestät dem Kaiser und Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Heinrich der kommandierende Admiral Knorr, die Vize⸗Admirale Köster und Valois, der Chef des Marinekabinets, Contre⸗Admiral Freiherr von Senden⸗Bibran, der Contre⸗Admiral

lüddemann sowie die Kapitäne der amerikanischen Schiffe theil. Der Kommandant der „New⸗York“, Kapitän Evens, hatte Seine Majestät den Kaiser gebeten, zu gestatten, daß das schnellste Raceboot seines Schiffes nach Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Tochter Ihrer Kaiserlichen Majestäten „Victoria“ benannt werden dürfe, was Allerhöchstderselbe huldvollst ge⸗ stattet hatte. Diese Kaiserliche Genehmigung hatte Kapitän Evens vor der Ankunft Seiner Majestät des Kaisers der Mannschaft seines Schiffes mitgetheilt, welche infolge dessen bei dem Eintreffen Seiner Mafjestät an Bord der „New⸗York“ stürmische Hochrufe auf Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Victoria und Seine Majestät den Kaiser erschallen ließ. Seine Majestät be⸗ sichtigte zunächst das Schiff und mit besonders eingehendem Interesse die Maschinenräume desselben. Bei der Tafel drachte Admiral Kirkland in längerer Rede das Ho auf Seine Majestät den Kaiser aus und dankte für die gastliche Aufnahme in Kiel. Seine Majestät der Kaiser erwiderte, indem Allerhöchstderselbe den Admiral Kirkland ersuchte, dem Präsidenten der Vereinigten Staaten Seinen Dank dafür zu übermitteln, daß die amerikanischen Schiffe zur Kanalfeier erschienen seien; Seine Majestät freue Sich, daß es den Amerikanern hier gefallen habe. Seine Majestät schloß mit einem Hoch auf den Präsidenten der Vereinigten Staaten. Die Tafel verlief in angeregtester Stimmung. Als Seine Majestät die „New⸗York“ verließ, intonierte die Schiffs⸗ kapelle die Nationalhymne, und die Besatzung brachte ein drei⸗

111“ 5

In der am 27. d. M. unter dem Vorsitz des Vize⸗ Präsidenten des Staats⸗Ministeriums, Staatssekretärs des Innern Dr. von Boetticher abgehaltenen Plenarsitzung des Bundesraths wurde die ertheilt: dem Gesetzentwurf, betreffend die Bestrafung des Sklavenraubes und des Sklavenhandels, in der vom Reichstag beschlossenen Fassung, dem vom Reichstag ausgegangenen Gesetzentwurf wegen Abänderung des Gesetzes über die Einführung einer einheitlichen Zeitbestimmung, den Entwürfen von Gesetzen für Elsaß⸗Lothringen über die Sparkassen, über die Abänderung des Grundeigenthum⸗ ꝛc. Gesetzes und über die Abänderung des Grundbuchgesetzes nach den von dem Landes⸗ ausschuß dazu gefaßten Beschlüssen, der Verordnung wegen Abänderung der Verordnung über die Erhebung eines Zoll⸗

schlags für Waaren aus Spanien und den spanischen olonien, dem Ausschußantrag, betreffend Ergänzung der Be⸗ stimmungen über die Tara, dem Ausschußantrag, betreffend den Entwurf eines Zollregulativs für den Nord⸗Ostsee⸗Kanal,

88

1— dem Ausschußantrag

„be⸗ ¹ und des statistischen Waarenverzeichnisses, r lage, betreffend die auf den Eisenbahnen Deutschlands ausschließlich Bayerns vorhandenen Abweichungen von der Umgrenzung des lichten Raums, der Vor⸗ lage, betreffend die Ergänzung und Abänderung der Bestimmungen der Anlage B zur Verkehrsordnung für die Eisenbahnen Deutschlands in Bezug auf die Beförderung von Brom, den Vorlagen, betreffend den Entwurf von Bestimmungen zur Ausführung der Novelle zum Branntwein⸗ steuergesetz, sowie dem Entwurf von Bestimmungen über die veterinärpolizeiliche Behandlung des aus dem Auslande auf dem Seewege zur Einfuhr gelangenden Viehs. Den zustän⸗ digen Ausschüssen wurden überwiesen: der Entwurf der Be⸗ stimmungen für die diesjährige Volkszählung, der Entwurf eines Vertheilungsplans für den durch das Gesetz vom 23. v. Mts. zur Verfügung gestellten Betrag zu Beihilfen an bede ehemalige Kriegstheilnehmer, die Vorlage, betreffend die einstweilige Zulassung von Ab⸗ weichungen von der Anlage B zur Verkehrsordnung für die Eisenbahnen Deutschlands bei der Beförderung von Kessel⸗ rückständen von der Lederleimfabrikation ꝛc., sowie der Entwurf von Bestimmungen über die Beschäftigung von Arbeiterinnen in Meiereien ꝛc. Endlich wurde uͤber eine größere Zahl von Eingaben und über den Seiner Majestät dem Kaiser zu unterbreitenden Fbe Flag wegen Besetzung einer Rathosstelle beim Reichsgericht Beschluß gefaßt. Heute hielten die vereinigten Ausschüsse des Bundes⸗ 8 für Handel und Verkehr und für Justizwesen eine itzung.

1

Der General⸗Lieutenant Ising, Kommandant des Zeug⸗ hauses, ist nach beendetem Urlaub hierher zurückgekehrt.

Mit der Vertretung des Allerhöchst beurlaubten König⸗ lichen Gesandten in Karlsruhe, Wirklichen Geheimen Raths von Eisendecher ist der zum Legations⸗Sekretär bei der Königlichen Gesandtschaft in Stuttgart ernannte Freiherr von Wangenheim beauftragt, welcher gleichzeitig auch in Stuttgart als Geschäftsträger fungiert.

Laut telegraphischer Meldung an das Ober⸗Kommando der Marine ist S. M. S. „Condor“, Kommandant Korvetten⸗ Kapitän Follenius, am 26. d. M. in Durban eingetroffen und an demselben Tage von dort nach Delagoabay weiter ge⸗ gangen.

Kiel, 27. Juni. Bei der gestrigen See⸗Regatta siegte in der 1 a Klasse Seiner Majestät des Kaisers Nacht „Meteor“ mit 3 Stunden 46 Minuten 19 Sekunden ge⸗ segelter und 3 Stunden 49 Minuten 7 Sekunden korrigierter Zeit; den zweiten Preis gewann die Yacht „Viking“ des Grafen von Caledon mit 4 Stun⸗ den 37 Minuten 31 Sekunden gesegelter und 4 Stunden 37 Minuten 31 Sekunden korrigierter Zeit. In der 15 Klasse gewann die „Lais“ des Herrn Drishaus in Falkenstein a. d. Elbe; in der 2a Klasse die „Hertha“ des Kontre⸗Admirals von Diederichs, in der 2b Klasse die „Isolde“ des Freiherrn von Zedtwitz⸗Berlin; in der 3a Klasse der „Kommodore“ Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs von Mecklen⸗ burg⸗Schwerin, in der 3 5 Klasse die „Luna“ des Herrn B. Mrons⸗Verlin; in der 4 a Klasse der „Atair“ des Kapitän⸗ Lieutenants Berninghaus, in der 4 b Klasse die „Paula“ des Herrn Otto Fricke⸗Berlin; in der 5 a Klasse die „Kriemhilde“ des Herrn A. Tietgens⸗Hamburg, in der 5 b Klasse die „Catharine“ des Herrn A. Rasmussen⸗Hamburg den ersten Preis.

Schwarzburg. 8

Die außerordentliche Session des Landtags ist gestern im Namen Seiner Durchlaucht des Fürsten von dem Staats⸗Minister von Starck eröffnet worden. Es soll über zwei der alsbaldigen Erledigung bedürfende Eisenbahn⸗Angelegen⸗ heiten Beschluß gefaßt werden. Zunächst handelt es sich um die Genehmigung des von der Fürstlichen Regierung mit der preußischen Regierung abgeschlossenen Vertrags in Betreff des Uebergangs des Saal⸗Eisenbahn⸗Unternehmens an den preußischen Staat, und zwar mit Rücksicht darauf, daß dieser Vertrag bezüglich der künftigen Heranziehung des Unternehmens zu den direkten Umlagen der betre enden Ge⸗ meinden, sowie hinsichtlich der Regulierung der staatlichen Eisenbahnabgabe einige von der bestehenden des Fürstenthums abweichende Bestimmungen enthält. Ferner wird der Landtag zu berathen haben über die Herstellung einer Eisenbahnverbindung zwischen Frankenhausen und Sondershausen. Da die Verhandlungen über die letztgenannte Eisenbahn zwischen der preußischen Regierung und den Regierungen von Schwarzburg⸗Rudolstadt und Schwarz⸗ burg⸗Sondershausen noch nicht zum Abschluß gelangt sind, so wird die Berathung dieser Vorlage in einer ver⸗ traulichen Sitzung vorgenommen werden.

Oesterreich⸗Ungarn. .

Das ,Fremdenblatt“ erörtert die Frage der Reformen in Armenien und stellt fest, daß Oesterreich⸗Ungarn, ohne an der Aktion der Mächte theilzunehmen, seinen Einfluß in Konstantinopel dahin geltend gemacht habe, die Pforte für die Annahme der Forderungen der Mächte zu bestimmen, und zwar mit dem Hinweis, daß dies auch den Interessen der Türkei selbst am besten entspräche, deren staatliche und wirthschaftliche Kraft hierdurch gestärkt werden würde. Die guten Absichten des Sultans seien bisher unausgeführt geblieben. Weder die Muhamedaner noch die Armenier würden an den Ernst der Reform⸗Aktion glauben, wenn die Durchführung derselben nicht unter Kontrole gestellt werde. Es sei die Hoffnung be⸗ ründet, daß die bewährte Weisheit und der Takt des Sultans, die Erfahrung des Groß⸗Veziers den rechten Weg finden würden. Die baldige Erledigung der Frage sei auch zur Ver⸗ meidung von Zwischenfällen in anderen Theilen des Reichs wünschenswerth, die zwar keine Gefahr böten, aber unangenehm empfunden würden. Den Vorgängen in Macedonien könne wohl keine ernste Bedeutung beigemessen werden, zumal die bulgarische Regierung ihr Möglichstes thue, jeden Zuzug aus Bulgarien zu verhindern. Alles

4

bisher f ie Bulgaren in Macedonien Erreichte sei der freundschaftlichen Verwendung der bulgarischen Regierung in Konstantinopel zu verdanken. Die busgarische Regierung würde aufs übelste berathen sein, wenn sie diesen Weg verließe. Andererseits würde es höchst ungerecht sein, die Pforte anzuklagen, wenn nicht alles überall so bestellt sei, wie es sein sollte, da auch in West⸗Europa zuweilen Reform⸗ bestrebungen selbst bei den besten Absichten an dem trivialen Mangel der nöthigen Mittel scheiterten; doch sei der baldige Abschluß der armenischen Frage wünschenswerth.

Der ungarische Minister⸗Präsident Baron Banffy kehrte gestern Abend, nach einer Konferenz mit dem Minister des Aeußern Grafen Goluchowski und mit dem E“ Minister von Fejervary, von Wien nach Buda⸗ pest zurück.

Der „Budapester Korrespondenz“ zufolge wird sich der Minister des Aeußern Graf Goluchowski nach der Eröffnung der Herbstsession des ungarischen Reichstags Ende September auf einige Tage nach Budapest begeben.

Das österreichische Abgeordnetenhaus hat gestern mit der Berathung des Budgets begonnen. In der General⸗ Debatte sprachen die Abgg. Ferjancic, Wassilko, Weber, Debiassi für und die Abgg. Scheicher, Schwarz, Steiner und Gregr gegen das Budgek. Ferjancic erklärte, die Slovenen würden weiter trachten, mit den Konservativen die besten Beziehungen zu unterhalten. Die Slovenen würden dem Staatsvoranschlage keine Schwierigkeiten bereiten. Wassilko führte aus, die Ru⸗ mänen hielten kreu zu Kaiser und Reich, sie erwarteten den Schutz der Regierung. Gregr bekämpfte die zentralistische Verfassung, welche in fortschrittlicher, nationaler und wirthschaftlicher Hinsicht den nichtdeutschen Völkern Oesterreichs nachtheilig sei; er wünsche sehnlich einen Ausgleich mit den Deutschböhmen, allein nicht auf der Grundlage des Wiener Ausgleichs, sondern auf einer solchen, welche die Slavisierung der Deutschen und die Germanisierung der Böhmen ausschließe. Oesterreich sei nur nach föderalistischen Grundsätzen zu regieren. Die Jung⸗ czechen machten nicht dem österreichischen Staat Opposition,

sondern bekämpften nur das zentralistische Regierungssystem.

Großbritannien und Irland. . Nach amtlicher Meldung ist Chaplin zum Präsidenten der Lokalverwaltung ernannt worden. Im Oberhause führte gestern Lord Salisbury aus: er beabsichtige nicht, eine Erklärung über die Politik des

neuen Kabinets 12. da die Zeit hierfür noch nicht ge⸗

kommen sei. Die Regierung habe augenblicklich nur eine Politik, nämlich sobald als möglich das Parlament aufzu⸗ lösen. Er hoffe, daß dies am 8. oder 9. Juli werde statt⸗ finden können. Die Regierung werde alles thun, um die Entscheidung der Wähler zu beschleunigen, die allein die Linie der zu befolgenden Politik vorzeichnen könne. Lord Rosebery erklärte, er sei überrascht, daß die Regierung ihre Politik e . vorige Regierung sei bereit gewesen, ihre Politik dem Urtheil des Landes zu unterwerfen, die gegenwärtige Regierung biete dagegen nur ein leeres Blatt. Redner bat dann

um Aufklärung, warum Lord Salisbury den bisherigen

Kriegs⸗Minister Campbell Bannerman am Dienstag habe

auffordern lassen, die Siegel seines Amts auszuhändigen, was Lord Salisbury er⸗

ein ungewöhnliches Verfahren sei. Lor m widerte, die Opposition müsse warten, bis die Regierung gebildet

sei, bevor eine Erklärung über ihre Politik abgegeben werden könne. Bezüglich des Kriegs⸗Ministers habe er geglaubt, es

sei im Interesse der wichtigen Obliegenheiten des Kriegs⸗ Ministeriums wünschenswerth, daß dort kein Interregnum

eintrete, vielmehr dieser Posten sofort besetzt werde. Er sei in

freundschaftlicher Verbindung mit Campbell Bannerman ge⸗ blieben, als er ihn durch seinen Privatsekretär habe fragen lassen, ob es ihm genehm sei, ihm die Königlichen Amtssiegel eher auszuhändigen, und ob er, wenn er die Reise nach Windsor zu vermeiden wünsche, dieselben durch den

Privatsekretär überbringen lassen wolle. Eine Beleidigung

Campbell Bannerman’s sei nicht beabsichtigt gewesen, nichts

habe seiner Absicht ferner gelegen, als gegen denselben unhöflich zu sein. Antwort Lord Salisbury's für befriedigt. tagte sich sodann auf heute. 8 8

Das österreichisch⸗ungarische Geschwader ist, von Kiel kommend, gestern in Plymouth eingetroffen.

Frankreich.

Das Haus ver⸗

Die Deputirtenkammer setzte die Debatte

über den Nachtragskredit für den Sudan fort. Der Deputirte Isaac hielt seine Behauptung aufrecht, daß die Sklaverei im Sudan noch immer existiere. Der Deputirte für Senegambien Couchard widersprach dieser Behauptung und verlangte, der Oberst Archmard solle abgesandt werden, um Samory zu bekämpfen und zu verjagen. Der Minister für die Kolonien Chautemps erklärte, die Vorfälle im Sudan seien übertrieben worden. Der Oberst Monteil habe eine Unklugheit bega gen, indem er mit nur 3800 Mann Samory angegriffen habe, der über 12 000 Mann verfügt habe. Er rühme den Heldenmuth Monteil's, habe ihn aber zurückrufen müssen, weil seine Anordnungen ohne Zusammenhang gewesen seien.

Die Sicherheit an der Elfenbeinküste sei unerschüttert, die militärische Lage befriedigend. Der Minister rechtfertigte sodann est⸗Afrika und nahm das Vertrauen der Kammer in Anspruch. Der Depu⸗

die Einsetzung eines General⸗Gouvernements in

tirte Cochery warf der Regierung vor, bewilligte Kredite nicht für die ursprünglich bestimmten Zwecke verwendet und die Sicherheit an der Sklavenküste in Frage gestellt zu haben. Die dem Obersten Monteil ertheilten Befehle seien spät zugegangen. Die Kammer werde die Kredite nur be⸗ willigen, nachdem die Schuldigen namhaft gemacht worden seien. Redner sprach sich schließlich tadelnd über die schlechte Organisation der Expedition aus. Der frühere Minister

für die Kolonien Delcassé rechtfertigte die Nothwendig⸗

keit der von ihm angeordneten Expedition Monteil und mißbilligte das Verhalten des Kolonial⸗Ministers Chautemps, der die Expedition zurückgerufen habe, anstatt sie zu verstärken. S. wurden mehrere Tagesordnungen ein⸗ gebracht. Der Minister für die Kolonien Chautemps er⸗ suchte die Kammer, über die Kredite 8- Der Deputirte Le Hérissé beantragte im Einver tändniß mit der Budgetkommission, die Kammer solle die Abstimmung über die Kredite vertagen. Der gab zu bedenken, daß, welche von dem früheren worden seien, nicht gutheiße, die neue Kreditforderung werde stellen müssen. Der Antrag Le Hörissé wurde dann mit 433 gegen 89 Stimmen angenommen.

Ministerium übernommen

nach der Auflösung entwickeln wolle; die

völlig unbegründet.

Lord Fese be- erklärte sich durch die

iesem zu

Minister⸗Präsident Ribot wenn man die Aufwendungen,

Regierung eine neue

Der Deputirte Castellin beantragte eine Untersuchung, die der Minister Chautemps bekämpfte und die mit 347 gegen 193 Stimmen abgelehnt wurde. Die Kammer nahm sodann mit 322 gegen 3 Stimmen eine Tagesordnung an, welche ihr Vertrauen zu dem Ministerium ausspricht. Die Sitzung wurde hierauf geschlossen. Die betreffende Kommission der Deputirtenkammer beschloß, die aus den südwestlichen Departements eingegangenen etitionen wegen Erbauung eines Kanals vom tlantischen zum Mittelländischen Meere dem Arbeits⸗Minister mit dem dringenden Ersuchen zu überweisen, das Kanalprojekt prüfen zu lassen, damit die Kammer im nächsten Jahre darüber berathen könne. 8

Italien. 8

In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer

brachten Imbriani und Demicolo Anfragen über den

rozeß Giolitti ein. Im übrigen verlief die Sitzung ohne

wischenfall. . 8 8 Spanien.

Der Minister⸗Präsident Canovas del Castillo theilte

gestern im Ministerrath eine Depesche des Marschalls

Martinez Campos mit, wonach eine Verstärkung von

14 000 Mann nöthig sei, um auf Cuba nach der Regenzeit die Offensive zu ergreifen.

Unter lebhaften Abschiedskundgebungen der Maenge, ist

ich in

eestern ein Bataillon von Madrid abgegangen, welches Cadix nach Cuba einschiffen wird. b

Belgien.

Die Repräsentantenkammer beendigte gestern unter heftigem, von den Sozialisten hervorgerufenem Tumult die Be⸗ rathung der vorläufigen Maßnahmen für den Congo. Vor der Abstimmung verließen die sozialistischen Deputirten den Saal. Die Kammer genehmigte alsdann mit 71 gegen 16 Stimmen bei 8 Stimmenthaltungen die Rückzahlung der Schuldforderung an de 1ööe. und bewilligte ferner mit 66 gegen 15 Stimmen bei 7 Stimmenthaltungen das hypothekarische Anlehen für die Congo⸗Eisenbahn⸗Gesellschaft.

Türkei.

„W. T. B.“ meldet aus Konstantinopel, es verlaute dort gerüchtweise, daß der Großvezier sich mit Rücktritts⸗ s anken trage, da er mit den Vorschlägen wegen der Be⸗ setzung einiger Ministerposten und mit den bei der Amts⸗ übernahme angeregten, neuerdings in einer Denkschrift niedergelegten Vorschlägen wegen administrativer Maßnahmen auf entschiedenen Widerstand stoße; doch gelte die Annahme einer etwaigen Demission angesichts der politischen Gesammt⸗ lage für unwahrscheinlich.

„Die türkische Botschaft in Paris hat den dortigen Blättern die Mittheilung gemacht, daß nach den eRgragt sehen Meldungen der General⸗Gouverneure von Saloniki, Mo⸗ nastir und Kossowo in diesen Provinzen vollkommene Ruhe herrsche; es sei keine aufständische Bewegun in Uesküb ausgebrochen, auch sei es unrichtig, da die Albanesen Dörfer in Brand gesteckt hätten. Nur zwei Banden bulgarischer Briganten, deren jede 20 Mann gezählt habe, hätten die Grenzlinie bei Kossowo überschritten, um Ausschreitungen zu begehen. Die Grenz⸗ wache habe sie verfolgt und mehr als 30 gefangen genommen. Ebenso sei die Nachricht von einer Gährung in Candia

Dänemark.

Der am 18. d. M. zwischen Dänemark und Belgien abgeschlossene be ertrag ist gestern amtlich veröffent⸗ licht worden. Der Vertrag ist auf 10 Jahre abgeschlossen und räumt beiden vertragschließenden Mächten die Rechte einer meistbegünstigten Nation ein. X““ 8

Die „Missions catholiques“ in Lyon veröffentlichen eine Depesche aus Shanghai, wonach die Verfolgungen der Missionare in der Provinz Sz⸗Tschwan aufgehört hätten; durch ein Kaiserliches Edikt sei der Ersatz der ent⸗ standenen Schäden angeordnet worden.

Afrika.

Aus Majunga wird gemeldet, daß, sobald die Straße von Marlolo nach Suberbieville fertig sein werde, was nahe bevorstehe, die Vorräthe in Suberbieville zusammengezogen werden würden und der Vormarsch wieder werden solle. Die Hovas hätten sich nach Andriba zurück⸗ gezogen; die Zahl der Fahnenflüchtigen unter ihnen wachse ee. General Metzinger sei zu den Vorposten auf⸗ gebrochen.

Parlamentarische Nachrichten. 8

Der Schlußbericht über die gestrige S der Abgeordneten befindet sich in der Zweiten eilage.

In der heutigen (82.) Sitzung des Hauf es der Abgeordneten, welcher der Finanz⸗Minister Dr. Miquel beiwohnte, ertheilte Präsident von Köller vor Eintritt in die Tagesordnung das Wort dem . Abg. Freiherr von Heereman (Zentr.): In der Dienstag⸗ Sitzung ist, während ich das Präsidium fuͤhrte, von einem Abgeordneten bezüglich zweier Bundesstaaten eine Bezeichnung gebraucht worden, welche an sich parlamentarisch unzulässig it und als solche bezeichnet werden muß. Ich habe diese bei der Unruhe des Hauses überhört und erst später davon Kenntniß erhalten. Hätte ich sie gehört, so würde ich sofort die erforderliche Remedur haben eintreten lassen.

Abg. von Kardorff (fr. kons.): Bei der Auseinandersetzung über die Nothwendigkeit der reichsgesetzlichen Regelung des Irren⸗ wesens ist mir im Eifer des Gefechts der Ausdruck „Raubstaaten⸗ entschlüpft, der allerdings parlamentarisch unzulässig ist, und den ich hiermit gern zurücknehme. Die Herren wissen alle, daß mir eine ver⸗ letzende Absicht fern gelegen hat; ich muß aber anerkennen, daß der Ausdruck verletzend wirken konnte.

Abg. von Eynern (nl.) zur Geschäftsordnung: Bei der großen Bedeutung der scherzhaften Bemerkung des Abg. von Kardorff wäre es doch wichtig, durch das Präsidium feststellen zu lassen, ob Herr von Kardorff Reuß ältere oder Reuß jüngere Linie gemeint hat.

„Präsident von Köller: Das war keine Bemerkung zur Ge⸗ schäftsordnung. 8

Das Haus trat sodann in die Tagesordnung ein und erklärte das Mandat des bisherigen Landgerichts⸗Raths Abg. Kolisch, der unter Aenderung seiner Amtsbezeichnung in „Amtsgerichts⸗ Rath“ vom Landgerichte zu Lissa i. P. an das Amtsgericht

daselbst versetzt worden ist, gemäß dem Antrage der Geschäfts⸗ ordnungskommission für nicht erloschen.

Der Gesetzentwurf, betreffend die Aufhebung des Ab⸗ schnitts I des Anhangs zu der revidierten Apothekerordnung vom 11. April 1801 (Aufbewahrung und Verabfolgung von elnacren) gelangte in dritter Berathung ohne Debatte zur

nnahme.

Es folgte die dritte Berathung des Gesetzes, betreffend die Erbschaftssteuer. 8

(Schluß des Blattes.) 8

Nr. 25 a des „Zentralblatts der Bauperwaltung“, herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 26. Juni hat folgenden Inhalt: Der Wettbewerb um Ent⸗ würfe für ein Rathhaus in Stuttgart. I. Zur Bearbeitung von Wasserstandsbeobachtungen. III. Bauthätigkeit auf dem Gebiet des Hochbaues in Preußen im Jahre 1894. Vermischtes: Ehren⸗ bezeugung für den Wirklichen Geheimen Rath Baensch, Excellenz. Wettbewerb um den Entwurf einer festen Straßenbrücke über den Rhein bei Worms. Besuchsziffer der Technischen Hochschule in Braunschweig. Brand eines Petroleumlagers in Harburg.

1““

Arbeitsnachweisestellen.

Durch 81 des bEI1““ und des Ministers des Innern vom 31. Juli v. J. war für Städte über 10 000 Einwohner die Errichtung von kommunalen Arbeitsnachweisestellen angeregt worden. Das Vorgehen einer Reihe von Städten, in denen Arbeits⸗ nachweisestellen eingerichtet worden sind, scheint nunmehr, was mit Befriedigung zu begrüßen ist, auch in den Kreisen Nachahmung zu 8 So hat neuerdings der Kreistag der Kreises Hörde im

egierungsbezirk Arnsberg die Errichtung einer unentgeltlichen LEEEE11A“ beschlossen, deren Einrichtungs⸗ und Unterhaltungskosten der Kreis trägt und die bereits am 1. Juli d. J. in Thätigkeit treten soll.

Nach einer vorläufigen Zusammenstellung der Ergebnisse der Be⸗ rufs⸗ und Gewerbezählung vom 14. Juni d. J. zählte die Stadt Frankfurt a. M. an jenem Tage 106 915 männliche und 116 120 weibliche, zusammen 223 035 Ortsanwesende, das sind 24 340 mehr als am 1. Dezember 1890 (damals 198 695). Die Zahl der Haus⸗ haltungen belief sich am 14. Juni auf 48 221, diejenige der land⸗ wirthschaftlichen Betriebe auf 1293 und die der sonstigen Gewerbebetriebe auf 9918. Stuttgart mit Vororten wies am 14. Juni eine ortsanwesende Bevölkerung von 73 422 männlichen und 77 908 weiblichen, zusammen 151 330 Personen auf, gegen 139 817 am 1. Dezember 1890. Sonach betrug die Gesammtzunahme 11 513 Per⸗ sonen oder 8,23 % gegen 11,05 % Zunahme vom Jahre 1885 bis zum Jahre 1890

1“ Zur Arbeiterbewegung.

Aus Solingen wird der „Köln. Ztg.“ geschrieben: Nachdem die Arbeitseinstellungen der Reider und Ausmacher (vgl. Nr. 123 d. Bl.) durch anerkennenswerthe Nachgiebigkeit der Fabrikanten er⸗ ledigt worden sind, stellen jetzt die Scherenfeiler ein neues Preisverzeichniß auf, das jedenfalls keine niedrigeren Sätze als das gegenwärtige enthalten wird, und zur gleichen Zeit haben auch die Reider, deren Ansprüche soeben erst von den

abrikanten zum größten Theil anerkannt worden sind, einen neuen

treit vom Zaune gebrochen. Zwischen einigen Fabrikanten und Reidern war es zu Unregelmäßigkeiten weil beide Theile sich nicht an das neue Preisverzeichniß kehrten, sondern unter Preis arbeiteten. Dies hatte dem Reiderverein Anlaß gegeben, einen Brief an den Fabrikantenverein zu richten, worin um eine gemeinsame Vor⸗ standssitzung gebeten wurde, um die Unregelmäßigkeiten abzustellen. Der Fabrikantenverein lehnte dieses Ansinnen ab und verwies die Arbeiter auf die Vergleichskammer, die zur Schlichtung derartiger Sachen berufen sei. Die Reider haben nun noch einmal den Fabri⸗ kantenverein um eine gemeinschaftliche Vorstandssitzung ersucht, und falls das Ersuchen abgelehnt werden sollte, will man wieder in den Ausstand eintreten.

Aus Essen meldet „W. T. B.“: In der gestrigen Sitzung der Strafkammer wurden Schröder, Vorsitzender, und eyer, Kassierer des sozialdemokratischen deutschen Bergarbeiter⸗ verbandes, unter dringendem Verdacht des Meineids verhaftet.

Der Ausstand der Porzellanarbeiter in der Provinz Schlesien (vgl. Nr. 151 d. Bl.) greift weiter um sich. Wie der „Köln. Ztg.“ aus Striegau telegraphiert wird, sind jetzt auch die Porzellanarbeiter in Sorgau und Sophienau ausständig. Ins⸗ gesammt feiern in Mittelschlesien bereits 500 Porzellanarbeiter.

In Nürnberg beschloß, wie der „Frkf. Ztg.“ berichtet wird, der Verband der Holzindustriellen, einen Theil der For⸗ derungen der Schreiner zu bewilligen, aber sämmtliche Arbeiter auszusperren, wenn heute der Ausstand in der Eysser'’schen Hof⸗ Möbelfabrik nicht beendet sei. (Vergl. Nr. 151 d. Bl.)

In Basel ist der „Frkf. Ztg.“ zufolge zwischen den Posa⸗ mentern und den Bandfabrikanten gestern eine Uebereinkunft festgesetzt worden, wonach den Posamentern ein durchschnittlicher Tag⸗ lohn von 4 Fr. zugesichert, die Forderung der zehnstündigen Arbeits⸗ zeit aber abgewiesen wird. Die 900 Ausständigen nahmen das Ueber⸗ einkommen an, doch soll an der zehnstündigen Arbeitszeit festgehalten und diese gelegentlich wieder Gegenstand eines Vorgehens werden. His. die Arbeit wieder aufgenommen werden. (Vgl. Nr. 151 Aus Meran wird der „Voss. Ztg.“ geschrieben: Der Ausstand der hier arbeitenden Maurer (pgl. Nr. 146 d. Bl.) ist schon beendigt. Nach einer längeren Verhandlung wiscen Arbeitgebern und Arbeitern unter Vermittelung des Gewerbe⸗Inspektors Rziha aus Innsbruck einigte man sich schließlich dahin, daß den Maurern eine halbe Stunde am Nachmittage freigegeben wurde, worauf die Mehrzahl der Aus⸗ ständigen die Arbeit am vorigen Freitag wieder aufgenommen hat.

In Graz befinden sich nach einer Mittheilung des „Vorwärts“ 600 Tischler wegen Verweigerung des Neunstundentags im Ausstand. Die Gewerbebehörde sucht eine Verständigung e“

Kunst und Wissenschaft.

Ueber neue Funde in dem römischen Kastell bei Cannstatt berichtet der „Schwäb. Merkur“: Seitdem die auf eine Aushebung des um das Lager sich hinziehenden Grabens und eine Freilegung der Mauerflucht an der Westecke des Kastells hinzielenden, vom Cannstatter Alterthumsverein mit Unterstützung von seiten des Staats, der Stadt und des württembergischen Alterthumsvereins veranstalteten Grabungen in Angriff genommen sind, wurden schon eine Anzahl von erwähnenswerthen Funden gemacht. Unter diese zählen in erster Linie die Bruchstücke einer sog. Jupitersäule, d. h. der Darstellung eines über einen am Boden kauernden Barbaren hinwegsetzenden, berittenen Römers. Das eine, einen Theil des Reiters und den Rumpf des Pferdes bildende Frag⸗ ment ist 47 cm lang, 25 cm breit und 24 m hoch. Das andere, das den Kopf und Oberleib des bärtigen, mit faltigem Leibrock beklei⸗ deten Barbaren darstellt, mißt 30 cm Höhe und 34 cm Breite. Das Material ist gelber Keupersandstein. Ein Bruchstück einer sitzenden weib⸗ lichen Gewandfigur aus rothem Sandstein läßt sich noch nicht näher bestimmen. Neben den Skulpturen entdeckte man Pfeilek von Hypo⸗ kausten und große Sandsteinblöcke, an deren einem ein Dollenloch sich befindet, worin wohl eine Tafel mit Inschrift befestigt war. iese sämmtlichen Steine stammen offenbar vom Prätorium und wurden zur

Planierung der an der Stelle des Lagergrabens befindlichen Aecker seinerzeit an die Fundstelle geschleppt. An Münzen fand man gleichfalls in dem aufgefüllten Boden in neuester Zeit 9 Stück; 5 davon sind Bronzemünzen, sämmtlich aus der ersten Kaiserzeit (2 Trajan, 1 Antoninus Pius, 2 4 Silbermünzen (1 Septimius Severus, 1 Caracalla, 1 Heliogabal, 1 Alex. Severus). Die letzteren sind gut erhalten, von onders schöner Prägung und Erhaltung ist der Septimius Severus⸗Denar. Die späteste Münze, die bisher im Kastell überhaupt gefunden wurde, gehört dem Alexander Severus an, der im Jahre 222 n. Chr. den Thron bestieg und im Jahre 235 im Lager bei Mainz von seinen vnfrührerschen Soldaten niedergemacht wurde. Es ist wahrscheinlich, daß in seine Regierungszeit, in der die Raubschaaren der Alamannen bereits bis ins Elsaß schwärmten, die Erstürmung oder Räumung des Kastells fällt. Dafür spricht auch das im Lager und seiner ene verhältnißmäßig häufige Vorkommen von Münzen seiner nächsten Vorgänger in der Regierung von der Episode der Herrschaft des Macrinus abgesehen des C und Caracalla, von denen der erstere nur 4 Jahre lang die Jäsarenwürde bekleidete. Von den Funden an Thonwaaren sind vier wohlerhaltene kleinere Näpfe und Becher, sowie eine Menge von terra sigillata und anderen Scherben, darunter. eine. Anzahl mit Töpferstempeln, anzuführen. Bronzegegenstände wurden nur wenige gefunden. Es besteht die Absicht, den von der ausgehobenen Erde sich bildenden Hügel, von dem aus jedenfalls auch ein weiterer Ausblick nach dem oberen Neckarthal und der Alb ermöglicht wird, später anzupfaanzen und interessantere Fundstücke aus älterer und neuerer Zeit theils im Freien hübsch zu gruppi theils in einem geschützten Raum zur Aufstellung zu bringen. 8

Gesundheitswesen, Thierkrankhei n und Maßregeln.

Berlin. Nach dem Bericht des Magistrats über die Ver⸗ waltung der städtischen Kanalisationswerke für die Zeit vom 1. April 1893 bis 31. März 1894 sind nunmehr von den 12 Radialsystemen I bis X und XII in Betrieb; der Ausbau des XI. Radialsystems ist noch nicht in Angriff genommen, weil dieses Gebiet nur sehr schwach bebaut ist. Am Schluß des Berichtsjahrs waren inner⸗ halb des Weichbildes der Stadt 22 661 Grundstücke an die Kanalisation angeschlossen. Die Größe der zur Berieselung aptierten Flächen be⸗ trug 4672,88 ha; auf diese wurden 63 554 192 chm Abwasser geleitet, sodaß durchschnittlich auf 1 am für den Tag 3,73 1 treffen. Die Kosten des geförderten Abwassers beliefen sich für 1 chm auf 0,0149 ℳ, für den Kopf der Bevölkerung auf 0,581 Die Summe der Ein⸗ nahmen betrug im Berichtsjahre 4 908 749,02 ℳ, die der Ausgaben 7 886 820,24

Der Gesundheitszustand der Bevölkerung auf den städtischen Rieselgütern war ein günstiger. Von den 2758 Bewohnern starben 21 (0,76 %); die Mehrzahl der Sterbefälle betraf Kinder, nämlich 17, von diesen standen 12 im ersten Lebensjahre. Erkrankungen sind 573 gemeldet worden. Von Infektionskrankheiten sind bei den Kindern unter 15 Jahren beobachtet worden 26 Fälle von Masern, 4 älle von Scharlach, 10 Fälle von Diphtherie, 2 Fälle von Mumps, 20 Fälle von Keuchhusten, 15 Fälle von Grippe (Influenza) und je 1 Fall von Windpocken und Croup. Abdominaltyphus ist in keinem Falle gemeldet worden. Brech⸗ durchfall (Cholera nostras) trat bei 3 Erwachsenen auf und endete stets mit Genesung; in keinem dieser Fälle wurden Kommabazillen aufgefunden. Influenza kam noch bei 55 Erwachsenen zur Behandlung.

E116* 6 8

Rußland. Dem Medizinal⸗Departement wurden bis zum 25. Mai folgende Erkrankungen (und Todesfälle) gemeldet: in dem Gouvernement Wolhynien vom 28. April bis 4. Mai 43 (19), vom 5. bis 11. Mai 38 (16). 1

Türkei. In Konstantinopel wurde am 1. und 6. Juni je 1 Erkrankung (1 bei der Kaserne zu Kuleli festgestellt, in Kleinasien in Tarsus vom 23. Mai bis 9. Juni 156 Erkran⸗- kungen (113), in den Dorfern um Tarsus in derselben Zeit (57), ferner vom 30. Mai bis 1. Juni in Mersina 2 (1), in Nida 1 (1), in Adana am 28. Mai 5 (1), vom 5. bis 9. Juni 9 (3), in Sis vom 4. bis 8. Juni 23 (10), in Kaisarieh vom 3. bis 5. Juni

Arabien. In Mekka wurden neuer Mittheilung zufolge vom 1. bis 21. Mai 151 Todesfälle festgestellt, am 31. Mai und 1. Juni je 6, vom 22. bis 30. Mai waren Neuerkrankungen angeblich nicht vorgekommen. Das Auftreten der Seuche wurde ferner aus Wadi Fatera und Taif gemeldet. Die Pilgerkarawane nach Me⸗ dina, welche Mekka am 6. Mai verließ, hatte unterwegs zahlreiche Todesfälle. Die Karawane von Medina (14 000 Pilger) zählte 654 Todesfälle unter den Pilgern, 38 unter den Einwohnern von Medina, 17 unter dem Militär. Die Karawane von Damas⸗ kus, die am 30. Mai in Mekka eintraf, hatte in Medina 6 Todes⸗ fälle. Beide Karawanen hatten bei ihrer Ankunft in Mekka keine wei⸗ teren Cholerafälle. Im Verlauf der drei Festtage am Arafat und in Mina scheint die Seuche sich nicht oder nur in ver⸗ einzelten Fällen gezeigt zu haben. Im Allgemeinen haben die Pilger 1 überall den sanitären und hygienischen Maßnahmen Widerstand ge⸗ leistet. In Djeddah sollten außerhalb der Stadt Baracken errichtet werden, um etwaige Kranke dort unterzubringen, sodaß nur gesunde Pilger zur Einschi ung gekommen wären. Die Behörden haben die Bauten einstellen müssen, und von der Maßregel wurde Abstand ge⸗- nommen, weil die Aerzte ernstlich bedroht wurden. Aus einem ärzt⸗ lichen Bericht geht übrigens hervor, daß die Cholera nach Mekta nicht durch Pilger aus Singapore, sondern durch das Militär oder durch anatolische Pilger verschleppt worden ist.

„Verschiedene Erkrankungen.

Mebr als ein Zehntel aller Gestorbenen starben an Diphtherie Gund Croup (Durchschnitt aller deutschen Berichtsorte 1881/90: 4,49 %): in Rostock und Krakau, Erkrankungen wurden aus Berlin 131, Hamburg und Christiania je 28, Kopenhagen 33, London 107, Paris 72, St. Petersburg 59, Wien 47 gemeldet, Erkrankungen an Masern sind aus Berlin 93, Breslau 181, aus den Regierungs⸗ bezirken Arnsberg 298, Düsseldorf 174, Hannover 106, Hildesheim 133, Marienwerder 144, Wiesbaden 378, aus München 75, Budapest 48, Edinburg 54, Kopenhagen 32, St. Petersburg 58, Wien 278, an Scharlach aus Berlin 91, Breslau 32, Budapest 29, Kopenhagen 30, London 199 (Krankenhäuser), Paris 87, St. Petersburg 70, Wien 95, an Unterleibstyphus aus Kopenhagen 84, Paris 35, St. b burg 66 gemeldet worden. ““

Handel und Gewer G 1

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks n Narder ö 8 g n der Ruhr sind am 27. d. M. gest 11 851, ni itia gestelt 19 Wanen. gestellt 851, nicht rechtzeitig In Oberschlesien sind am 26. d. M zeitig gestellt keine Wagen.

Zwangs⸗Bersteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin standen die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Hochmeister⸗ straße 31, dem Gutsbesitzer Th. Blumenthal gehörig; Fläche 10,59 a; Nutzungswerth 15 400 ℳ; für das Meistgebot von 206 000 wurde der Rentier Adolf Uckert, Weißenburgerstr. 32, Ersteher. Alte Jakobstr. 39, dem Kaufmann Reinh. Severloh gehörig; Nutzungswerth 3400 Ersteherin wurde die Frau Albert Schütze, Josephstr. 6, mit dem Gebot von 33 000

Seegnidgtiongkusge. der e Fnliner “; sereene G 5. o Deutsche Reichs⸗Anleihe 99,70, 3 % Preuß. Konsols 99,80, Oesterreichische Kredit⸗Aktien 251,50, Lombarden nen. Fenhe 184,75, Berliner Handelsgesellschaft 160,00, Darmstädter ank⸗Aktien Mark⸗St. 158,00, Deutsche Bank⸗Aktien 194,75, Dis⸗ konto⸗Kommandit⸗Antheile 221,50, Dresdner Bank 165,75, National⸗