Deutsche Kolonien.
Aus Kamerun wird dem „Deutschen Kolonialblatt“ über die Unterwerfung Busas unter dem 3. April d. J. berichtet: .
Die Busaleute haben Mitte vorigen Monats durch den Häupt⸗ ling Ndeli um Frieden und um die Erlaubniß gebeten, sich wieder in den alten Sitzen niederlassen zu dürfen. Ndeli ist der Bruder des verstorbenen Ober⸗Häuptlings Kuba von Buéa und scheint nach dem Tode des letzteren mit der Häuptlingswürde betraut worden zu sein. Ndeli stellte sich mit etwa 40 Busöakriegern bei dem Häupt⸗ ling Sacco von Sobbo, dem Nachbarstamm und „Dorf der Busa, ein und bat diesen um Vermittlung bei den deutschen Behörden. Häuptling Sacco brachte Ndeli mit seinem Gefolge nach der Militärstation Butza, deren Vorsteher, Sergeant Siebert, sie nach Victoria schickte. Dort haben vor dem Bezirksamtmann von Saltz⸗ wedel die Friedensverhandlungen begonnen. Den Busaleuten wird die Ansiedelung in der Nähe ihrer alten Wohnsitze gestattet werden, wenn sie Urfehde schwören und eine Kriegskontribution von 50 Stück Ochsen bezahlen wollen. Am 12. März brach ein Theil der Schutztruppe, 100 Mann mit 100 Yauündeträgern, zu dem Kriegszuge gegen die Bakokos auf. Am 17. folgte der Kommandeur der Schutztruppe, Rittmeister von Stetten mit Lieute⸗ nant Dominik und 130 Soldaten. Die beiden Theile vereinigten sich in Edea. Der Aufbruch erfolgte in zwei Abtheilungen, weil nicht genügend Boote vorhanden waren, um die gesammte Schutztruppe mit Trägern und Gepäck auf dem Wasserwege durch den Kwakwakriek den Sannagafluß aufwärts nach Edea zu beför⸗ dern; außerdem wollte der Kommandeur noch die Post aus Deutschland abwarten. Nach den bis jetzt eingetroffenen Nach⸗ richten ist die Schutztruppe gut nach Edea Der Uebergang über den Sannagafluß in das Bakokogebiet ollte noch im März stattfinden. Die Bakokos sollen ihr Gebiet am Sannaga stark verschanzt haben und gewillt sein, sich energisch zur Wehr zu setzen Nach Abgang der Schutztruppe sind in Kamerun noch etwa 60 Mann Rekruten, hauptsächlich Wei⸗ und Haussaleute, zurück⸗ geblieben. Die Ausbildung der Leute ist so weit gediehen, daß dieselben Ende März die Station Busa besetzen konnten.
“ Oesterreich⸗Ungarn. Der Kaiser hat sich gestern zum Sommeraufenthalt nach Ischl begeben. 8
Die Kaiserin ist gestern in Bartfeld eingetroffen.
Das österreichische Abgeordnetenhaus beendete gestern die Generaldebatte über das Budget. Gegen die Vor⸗ lage sprachen die Abgg. Prinz Liechtenstein, Pacak, Kramär, für dieselbe die Abgg. Exner, Lorber und Robic. Der Finanz⸗ Minister Böhm von Bawerk stellte fest, daß während der dreitägigen Debatte am Budget selbst keinerlei Kritik geübt worden sei, was als ein überaus günstiges Zeichen für die Vortrefflichkeit des Budgets angesehen werden müsse. Er selbst habe kein Verdienst daran, es würde jedoch unrichtig sein, diesen vor Europa bedeut⸗ samen Umstand mit österreichischer Bescheidenheit todtzuschweigen. Die Annahme des Budgets sei kein Vertrauensvotum, sondern eine Staatsnothwendigkeit. Er hoffe, daß recht viele Abgeordnete der Regierung wenigstens darin vertrauen würden, daß sie in dem zur Tradition gewordenen Geiste der österreichischen Beamtenschaft, nämlich im Geiste der Unparteilichkeit und der treuen Pflichterfüllung, ihr Amt führen werde.
Großbritannien und Irland.
Ddie Minister Goschen, Sir M. Hicks⸗Beach, Cham⸗ berlain und Balfour, welche sich wegen ihres Eintritts in das Kabinet einer Wiederwahl zu unterziehen hatten, sind ohne Aufstellung von Gegenkandidaten wiedergewählt worden.
Im Unterhause theilte gestern Akers⸗Douglas mit, die Regierung werde heute die Genehmigung eines Budget⸗ provisoriums, sowie die dritte Lesung der Bill über die Ma⸗ rinebauten beantragen.
Ein von den radikalen Mitgliedern des Par⸗
aments veröffentlichtes Wahlmanifest behauptet, daß der
Wille des Volkes von einer frechen Opposition und von un⸗ verantwortlichen erblichen Gesetzgebern vergewaltigt worden sei; es fordert Diätenzahlung an die Mitglieder des Parlaments
nd Aufhebung der gesetzgebenden Machtstellung des Oberhauses.
Frankreich.
In der Deputirtenkammer brachte gestern der Depu⸗ tirte Pourquery de Boisserin eine Interpellation ein: ob die Regierung Madagaskar annektieren werde. Der
inister⸗Präsident Ribot lehnte die Beantwortung ab. Sodann wurde die Berathung über die Reform der Ge⸗ ränkesteuer wieder aufgenommen. Ein Antrag des Depu⸗ tirten Vaillant (Sozialist) auf Einführung des Branntwein⸗ monopols wurde mit 342 gegen 188 Stimmen abgelehnt. Der inister⸗Präsident Ribot hatte den Antrag bekämpft. 8
Rußland.
Ddie auf der Reise nach St. Petersburg in Odessa ein⸗ getroffene abessinische Gesandtschaft, bestehend aus den
Prinzen Damto und Beliao, einem Bischof, einem General
und fünf anderen Mitgliedern, wird, wie „W. T. B.“ meldet, dort sehr gefeiert. Die Munizipalität gab ihr zu Ehren vor⸗ gestern ein Dejeuner; gestern hielt der Kommandeur der
ruppen des Militärbezirks in ihrem Beisein eine Parade ab.
Italien. 8
In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer rwiderte der Justiz⸗Minister Calenda auf die Inter⸗ pellation der Deputirten Imbriani und Demicolo über den Prozeß Giolitti und erklärte, daß die richterliche Behörde nach dem vom Kassationshof gefällten Rechtsspruch nichts mehr zu thun habe. Der öffentliche Ankläger habe kein strafrecht⸗ liches Verfahren mehr einzuleiten, und die Regierung habe der Kammer keinerlei Vorschläge mehr zu machen. Sodann begann die Debatte über das Budget des Kriegs⸗Ministeriums. Der Kriegs⸗Minister Mocenni erklärte: keine Konvention mit den Mächten verpflichte Italien gegenwärtig, die Anzahl seiner Armee⸗Korps aufrechtzuhalten. Der Minister kündigte sodann eine Reduzierung der Dienstzeit bei der Kavallerie an, auch aus dem Grunde, weil dadurch die Rekrutierung erleichtert werden werde.
Spanien.
Der Minister⸗Präsident Canovas del Castillo verlas heute in der Kammer das Dekret, durch welches die Session geschlossen wird.
Die neuen Munizipalräthe haben dem „W. T. B.“ zufolge ihre Aemter übernommen, ohne daß sich Zwischenfälle ereigneten.
Der Justiz⸗Minister bereitet einen Amnestie⸗Erlaß für Preßovergehen und Majestätsbeleidigungen vor.
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reiherrn von Saurma⸗Jeltsch, der sein b- chreiben überreichte. In den Ansprachen wurden, wie „W. „B.“ meldet, die seit langer Zeit zwischen beiden Ländern bestehenden, freundschaftlichen Beziehungen betont, die niemals ge⸗ trübt worden seien und die auch in Zukunft so fort⸗ bestehen würden. Nach dem offiziellen Empfange wurde der Botschafter von dem Sultan in längerer Privataudienz empfangen. Vom Palais aus begab sich der Botschafter, dem Herkommen gemäß, nach der Phorte, um dem Großvezier und dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten Besuche abzustatten. 1 ö
Nach einer Meldung der „Politischen Korrespondenz“ aus Konstantinopel hätte die Pforte den Botschaftern der drei Mächte offiziös ihre Geneigtheit mitgetheilt, den Reform⸗ vorschlag bezüglich Armeniens im wesentlichen anzu⸗ nehmen, und dabei nur einen Vorbehalt gemacht in Bezug auf die Freiheit der Ernennung des Ober⸗Kommissars für Armenien ohne ein Bestätigungsrecht der Mächte. 1
Die Nachrichten über einen Aufstand in Macedonien haben, wie „W. T. B.“ aus Konstantinopel erfährt, bisher weder durch Konsularberichte, noch durch zuverlässige Privatberichte eine Bestätigung gefunden. Es handelt sich also jedenfalls nur um Zusammenstöße mit einzelnen Banden. Die Pforte hat inzwischen ihre ohnehin ausreichende mili⸗ tärische Position in Macedonien durch Einführung eines strengen Grenzdienstes und andere Maßregeln derart gesichert, daß größere Ueberraschungen kaum mehr möglich sind. Ge⸗ rüchtweise verlautet, daß Marschall Fuad⸗Pascha das Grenz⸗ Kommando erhalten werde.
Schweden und Norwegen.
Aus Christiania berichtet „W. T. B.“, daß das Storthing nach einer lebhaften Debatte, in welcher der Führer der Linken Ullmann das vorliegende große Heeresordina⸗ rium empfahl, mit 77 gegen 36 Stimmen die Bewilligun von 557 000 Kronen zum Ankauf der neuen Gewehre un von 782 000 Kronen zum Ankauf von Handwaffenmunition genehmigt hat.
Der schwedisch⸗-norwegische General⸗Konsul in Shanghai meldet, daß die schwedische Missionsstation Kiaking zerstört worden sei. Nach dem Wortlaut des Telegramms wird angenommen, daß alle Missionäre ge⸗ rettet seien.
Afrika.
Das „Reuter'sche Bureau“ meldet aus Sansibar vom 1. d. M., daß die formelle Uebergabe des Territoriums der Britischen Ostafrikanischen Gesellschaft an die britische Regierung in Mombassa stattgefunden habe.
Parlamentarische Nachrichten.
Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Hauses der Abgeordneten befindet sich in der Ersten Beilage.
— In der heutigen (84.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Finanz⸗Minister Dr. Miquel und der Minister für Landwirthschaft ꝛc. Freiherr von Hammerstein beiwohnten, wurden zunächst in dritter Be⸗ Seh die Gesetze, betreffkend den weiteren Erwerb von Eisenbahnen fuür den Staat und den Uebergang der Strecke ““ in das Eigenthum des sächsischen Staats, owie der zugehörige Nachtrags⸗Etat genehmigt. 3
Es folgte sodann die zweite Berathung des Gesetz⸗ entwurfs, betreffend die Eö ES“ zur Förderung des genossenschaftlichen Personal⸗ krebits. 8 1““
Die Kommission hat die Zweckbestimmung der neu zu bildenden „Zentralgenossenschaftskasse“ weiter gefaßt. Nach § ·1 der Vorlage ist das Institut bestimmt „zur Förderung des genossenschaftlichen Personalkredits.“ Die Kommission sen dafür gesetzt: „zur Förderung des Personal⸗ redits, insbesondere des genossenschaftlichen“, und im § 22 die Bestimmung hinzugefügt, daß der Geschäftskreis der Anstalt durch Königliche Verordnung durch Hereinbeziehung bestimmter Arten von öffentlichen Sparkassen erweitert werden kann.
Ein zu § 8 gestellter Antrag des Abg. Freiherrn von Zedlitz (fr. kons) streicht die Vorschrift, daß das Direktorium der Zentralkasse in seiner Ve. „überall den Vor⸗ schrifter und Weisungen der Aufsichtsbehörde Folge zu leisten hat“. 1 8 .
„In der Verhandlung über § 1 nahm Abg. Schenck (fr. Vg.) das Wort, um auszuführen, daß das Gesetz für die Genossen⸗ schaften nicht nützlich, sondern nachtheilig wirken werde.
Abg. von Brockhausen k(kons.): Die Genossenschaften scheiden sich in Schulze⸗Delitzsch'sche, Raiffeisen'sche und die vom Kreis⸗ direktor Haas in Offenbach geleitete. Ich gebe zu, daß die Schulze⸗ Delitzsch'schen Genossenschaften zum theil sehr’ segensreich gewirkt haben. Sie haben ihre Ausdehnung dadurch gewonnen, daß sie für die Einlagen hohe Zinsen geben, wogegen sie freilich auch hohe Zinsen nehmen müssen. Sie beschränken sich auf Wechselkredit, der Wechselverkehr hat aber für die in Betracht kommenden Kreise auch manches Bedenkliche. Wie die Genossenschaften zum Theil aus⸗ geartet sind, dafür giebt es uns allen bekannte Beispiele. Ich will nur an die Genossenschaft in Treptow in Pommern erinnern, wo seit zehn Jahren schon von den Genossen Nach⸗ zahlungen geleistet werden müssen. Den Bedürfnissen der Landwirth⸗ schaft genügten die Schulze⸗Delitzsch'schen Genossenschaften nicht, das zeigt auch die Ausbreitung des Raiffeisen'schen und des Offenbach'schen Systems. Nun ist gesagt worden, die Schulze⸗Delitz'schen Genossen⸗ schaften brauchten die staatliche Zentralbank nicht, auch die Raiff⸗ eisen'schen Kassen haben sich dagegen ausgesprochen, von einem Vertreter dieser Kassen ist hier im Hause aber das Bedürfniß nach einem solchen Institut anerkannt worden. Wie schwer es ist, ohne Hilfe eines Zentralinstituts landwirthschaftliche Kredit⸗ und Konsum⸗ vereine zu gründen, weiß ich aus eigener Erfahrung. Derartige Zentralinstitute ohne staatliche Hilfe zu gründen, scheint mir aber unmöglich schon aus dem Grunde, weil diese Banken auf zu hohen Geschäftsgewinn sehen. Die Genossenschaftsbank von Soergel, Parisius u. Co. ist ursprünglich mit einem Kapital von 750 000 ℳ gegründet worden zu dem Zweck, wie der Vater der Genossenschaften, Herr Schultze⸗Delitzsch, selbst ausführte, um den Genossenschaften bank⸗ mäßigen Kredit zu gewähren und den Kapitalumlauf zu regeln. Auf dem Verbandstage der Genossenschaften im Jahre 1887 klagte aber der Verbandsanwalt Herr Schenck selbst, daß die Genossen⸗ schaften sich zu wenig um das Zentralinstitut kümmerten, und von den Genossenschaften wird darüber Klage geführt, daß die
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Der Sultan empfing gestern den deutschen Botschafter
Zentralbank sich um neue Vereine nicht kümmere. Ich glaube, die Soergel'sche Genossenschaftsbank, deren Kapital übvrigens, so viel ich weiß, allmählich auf 21 Millionen erhöht worden ist, hat den Zweck, zu dem sie gegründet war, verfehlt. Sie becheiligt sich an Emissionen und an Wechselstuben. Das sind doch keine besonders genossenschaft⸗ lichen Bestrebungen. Herr Schenk hat keinen Grund dafür angeführt, daß die staatliche Zentralbank nicht nothwendig sei. Ich glaube, die .8 sind dagegen, weil die Bank den produktiven Ständen, andwirthschaft und Handwerk, dienen soll und dem Großbankverkehr in gewisser Weise entgegenwirken kann. Ich kann mir denken, daß durch die Thätigkeit der Bank der Einfluß des Großkapitals allmäh⸗ lich eingedämmt werden wird. Ich glaube, im Sinne der großen Mehrheitsparteien liegt es, den Gesetzentwurf, wie er jetzt gestaltet ist, anzunehmen. 8
(Schluß des Blattes.)
— Der Geheime Regierungs⸗Rath, Professor Dr. Knob lauch in Halle, Mitglied des Herrenhauses und Präsident der Leopoldinischen Akademie der Naturforscher, ist in Baden⸗ Baden gestorben.
Entscheidungen des Reichsgerichts.
IFfst eine offene Handelsgesellschaft im Handelsregister eingetragen mit der Angabe eines früheren Zeitpunkts, mit welchem die Gesellschaft begonnen hat, und mit der Erklärung, daß zur Vertretung der Gesellschaft nur einer der Gesellschafter berechtigt sein soll, so ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, I. Zivilsenats, vom 24. November 1894, bei einem Geschäfts⸗ abschluß des nichtvertretungsberechtigten Gesellschafters im Namen der Gesellschaft mit einem Dritten innerhalb des Zeitraums zwischen dem Beginn der Gesell⸗ schaft und der Eintragung und öffentlichen Bekanntmachung dem diesen Geschäftsabschluß gegen die Gesellschaft geltend machenden Dritten nachzuweisen, daß ihm bei dem Abschluß des Geschäfts die Nichtberechtigung jenes Gesellschafters zur Vertretung der Gesell⸗ schaft bekannt gewesen war oder bekannt gewesen sein mußte. (Der Thatbestand, welcher diesem Urtheil zu Grunde liegt, sowie die Be⸗ gründung sind in der besonderen Beilage zum „Reichs⸗Anzeiger“ vom 31. Mai 1895 S. 50 bis 53 veröffentlicht.)
Entscheidungen des Ober⸗Verwaltungsgerichts.
Nach § 2 des Wahlreglements zur Provinzialordnung dürfen während der Wahlhandlung im Wahllokale weder Dis⸗ kussionen stattfinden, noch Ansprachen gehalten, noch Beschlüsse gefaßt werden. In Bezug auf diese Bestimmung hat das Ober⸗Verwaltungs⸗ gericht, II. Senat, durch Urtheil vom 15. Dezember 1894 ausge⸗ sprochen, daß auch die Einleitung der Wahlhandlung im Wahllokal durch eine Ansprache und daran geknüpfte Diskussion, leichviel ob die Ansprache am Wahltisch oder an einer anderen Stelle des Wahllokals geschehen ist, die ganze Wahlhandlung un⸗ gültig macht. — Auf der Tagesordnung der Kreistagssitzung im Kreise S. (Rheinprovinz) vom 3. April 1894 waren 12 Angelegenheiten verzeichnet, darunter als letzte die Vornahme der Neuwahl zweier Abgeordneten zum Provinzial⸗Landtag. Nach Erledigung der vorhergehenden elf An⸗ gelegenheiten machte der Vorsitzende, Landrath H., vom Sitzungstisch aus der Versammlung bekannt, daß es bfcheamunmnsmähie nicht gestattet sei, während der später beginnenden Wahlhandlung irgend welche Diskussionen zu halten. Sodann gab der Vorsitzende Aufschluß über die Wirksamkeit des seitherigen Abg. v. Sch., dessen Wiederwahl er empfahl, während er selbst an Stelle des seitherigen Abg. M. gewählt zu werden wünschte. Hierauf sprach ein Kreistagsmitglied für die Wahl des M. und ein anderes für die Wahl des von Sch. Da sonst niemand mehr zur Sache das Wort erbat, so erklärte der Vorsitzende, daß nunmehr mit dem Wahl⸗ geschäft begonnen werden würde. Zu dem Ende verließ der⸗ selbe den Sitzungstisch, begab sich zu dem eigens aufgestellten Wahltisch und eröffnete die Wahlhandlung. Gewählt wurden: von Sch. und der Landrath H. — Gegen dieses Wahlverfahren wurde von den beiden Kreistagsmitgliedern F. und K. beim Provinzal⸗Land⸗ tag erfolglos Einspruch erhoben, dagegen wurden vom Ober⸗Ver⸗ waltungsgericht auf die Klage des F. und des K. gegen den Provinzial⸗ Landtag die beiden Wahlen für ungültig erklärt, indem es begründend ausführte: „Es mußte der Klage entsprochen werden, weil in erheb⸗ licher Weise gegen die oben erwähnte Bestimmung des § 2 des Wahl⸗ reglements verstoßen worden ist und dadurch die ganze Wahlhandlung nichtig erscheint.. . Der bezeichnete Thatbestand erleidet dadurch keine Veränderung, daß nach Inhalt des Sitzungsprotokolls die in Rede stehende Besprechung vor der „später beginnenden“ Wahlhandlung stattgefunden und ihren Abschluß in einer Erklärung des Vorsitzenden dahin, daß nunmehr mit dem Wahlgeschäft begonnen würde“, ge⸗ funden, der Vorsitzende auch — um anscheinend den Zeitpunkt des Beginns noch greifbarer zu kennzeichnen — nach dieser Erklärung sich vom Sitzungstisch „zu dem eigens aufgestellten Wahltisch“ begeben hat. Die Besprechung bildete — ungeachtet dieser Verdunkelung — nach dem thatsächlichen Hergang die Einleitung der Wahl⸗ handlung und also einen integrierenden Theil der letzteren, wes⸗ halb sie — als unter den Abs. 2 des § 2 des Wahlreglements nicht fallend — hätte unterbleiben müssen.“ (II. 1725.)
— Zur Zahlung der ortsstatutarischen Adjazenten⸗Beiträge zu den Herstellungskosten einer neuen Straße können nach einem Urtheil des Ober⸗Verwaltungsgerichts, II. Senats, vom 2. März 1895 auch diejenigen Adjazenten herangezogen werden, welche ihre Grundstücke nach der Feststellung und Publikation der Flucht⸗ linien der neuen Straße, aber vor der thatsächlichen Anlegung dieser Straße bebaut haben. Hieran äudert nichts der Umstand, daß das zur Zeit der Bebauung geltende Ortsstatut, auf welches die
orderung der Adjazenten⸗Beiträge gegründet wird, erst nach der Fengüehng, der Fluchtlinien der später angelegten Straßen erlassen ist. — Die Freilegung und Pflasterung der Besselstraße in der Stadt M. ist in der Zeit vom Jahre 1890 bis 1894 bewirkt worden, nachdem schon im Jahre 1879 die Fluchtlinien für dieselbe festgesetzt und zur öffentlichen Kenntniß gebracht waren. Auf einem dem K gehörenden, an diese Straße grenzenden Grundstück ist in den Jahren 1889 und 1890 ein Wohnhaus errichtet worden. Im Februar 1894 forderte die Stadtgemeinde M. von N. als Anlieger auf Grund des im Jahre 1888 erlassenen Ortsstatuts den antheiligen Ersatz der Straßenherstellungskosten. N. erhob dagegen Ein⸗ spru und sodann, da dieser zurückgewiesen wurde, Klage beim Bezirksausschuß. Die Klage wurde zurückgewiesen, und auf die Revision des Klägers wurde die Entscheidung des Bezirksaus⸗ schusses vom Ober⸗Verwaltungsgericht bestätigt, indem es begründend ausführte: „Dem Vorderrichter kann darin nur beigetreten werden, daß die Verpflichtung der Anlieger zur Zahlung von Beiträgen in Gemäßheit des § 15 des Gesetzes vom 2. Juli 1875 eintritt, wenn dieselben, nachdem mit der Anlegung der Straße begonnen ist, ein Gebäude errichten, und daß die Anlegung schon mit der Fest⸗ stellung der Fluchtlinien beginnt. Hieraus ergiebt sich, daß ein Gebäude immerhin selbst als an einer nur erst projektierten
Straße errichtet gelten kann. — Wenn der Vertreter des Klägers
gemacht St, das ebe dis Statut
geltend Forderung des
Anliegerbeitrags nicht auf das
Anlegung einer neuen, bei Erlaß des Statuts noch nicht vorhandenen Straße fehlen würde, so steht dem entgegen, daß bei der Frage, ob
eine Straße als noch nicht vorhandene unter die Herrschaft des Orts⸗ statuts fällt, ein anderer Gesichtspunkt maßgebend ist, daß es hier
vom Jahre 1888 1 gegründet werden könne, weil es dann an dem Thatbestand der
nämlich nur auf den natürlichen Begriff, die äußere Erscheinung, auf den Gegensatz zu einer schon vorhandenen — als welche eine nur projektierte nicht 8¼ kann — ankommt. Mit anderen Worten: eine Straße kann bereits mittels Festsetzung von Fluchtlinien mit dem Effekte, daß jeder demnächst an ihr Bauende beitragspflichtig wird, dem That⸗ behcsds der „Anlegung einer neuen Straße“ unterstellt und gleichwohl eine „noch nicht vorhandene“ sein“. (II. 324.)
Statistik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
In Stettin sind die Konfektionsschneider und
Näherinnen in eine Lohnbewegung eingetreten. In einer vor kurzem abgehaltenen Versammlung wurde, wie die „Ostsee⸗Ztg.“ mit⸗ theilt, empfohlen, zunächst in einen Theilausstand einzutreten, wenn mit den Geschäftsinhabern keine Einigung in der Lohnfrage erzielt werden sollte. Die Lohnkommission hat nun inzwischen mit zwei der hervorragendsten Stettiner Konfektionsfirmen unterhandelt, hat aber keinen Erfolg gehabt. In einer zum Sonntag einberufenen Schneiderversammlung, die von über 2000 Personen be⸗ sucht war, wurde über die gepflogenen Unterhandlungen Bericht erstattet. Der 1“ war erklärt worden, daß die Firmen nicht in der Lage seien, die geforderten Lohn⸗ erhöhungen zu bewilligen. Um dem angedrohten Theilausstand ent⸗ egenzutreten, hätten sich 14 Konfektionsfirmen gegenseitig verpflichtet, ofort sämmtliche Arbeiter auszusperren, wenn bei einer der Firmen der Ausstand erklärt werden sollte. Es wurde beschlossen, vom estrigen Montag ab von den Firmen H. B. Juda und Leopold Juda, mit welchen unterhandelt war, keine neue Arbeit mehr anzu⸗ nehmen, dagegen die in der Arbeit befindliche fertigzustellen und ab⸗ zuliefern.
In Stuttgart, Ludwigsburg und Eßlingen legten, wie im „Vorwärts“ berichtet wird, etwa 120 Glacéhandschuh⸗ macher die Arbeit nieder, weil ihnen ihre Forderungen, die eine kleine Lohnerhöhung und den Wechsel des Arbeitsverhältnisses be⸗ trafen, nicht bewilligt wurden.
In Plauen gtebt nach dem „Vogtl. Anz.“ der Ausbruch eines Maurerausstandes bevor. Die Arbeiter verlangen einen Mindest⸗ lohn von 35 ₰ für die Stunde gegen 28 — 30 ₰, welche sie jetzt bekommen. Da die Vereinbarungen über die Bauten schon abge⸗ schlossen, sind die Meister angeblich nicht in der Lage, dem Verlangen nachzukommen.
In Odrau haben, einer Meldung des „Vorwärts“ zufolge, sämmtliche Arbeiter der Gummiwaarenfabrik von Schenck u. Kohnberger die Arbeit niedergelegt.
Aus London meldet „W. T. B.“: Die Zinnblecharbeiter beinahe sämmtlicher Werke im Gebiete von Swansea und Llanelly (Wales) haben gestern die Arbeit niedergelegt. 8
Kunst und Wissenschaft.
Dem Königlichen Museum für Naturkunde hierselbst ist eine Sendung Naturalien zugegangen, welche von dem auf der Yaundestation thaͤtigen Herrn Zenker erbeutet worden sind.
— Die Akademie der Wissenschaften zu Paris wählte, wie dem „W. T. B.“ unter dem gestrigen Tage gemeldet wird, den I der Mathematik an der Berliner Universität Schwarz zum orrespondierenden Mitgliede.
Handel und Gewerbe.
. Bei den Abrechnungsstellen der Reichsbank wurden im Monat Juni 1637 250 400 ℳ abgerechnet gegen 1 745518000 ℳ im Mai d. J., 1 558 458 100 ℳ im Juni 1894, 1 566 330 800 ℳ im Juni 1893, 1 423115500 ℳ im Juni 1892 und 1 495211 400 ℳ im Juni 1891.
Die Wochenübersicht der Reichsbank vom 29. Juni ergiebt bei einem gesammten Kassenbestand von 1 046 588 000 ℳ der Vorwoche gegenüber eine Abnahme von 63 739 000 ℳ; der Metallbestand für sich hat um 62 206 000 ℳ abgenommen. Der Wechselbestand ist um 115 590 000 ℳ auf 666 996 000 ℳ und der Bestand an Lombardforderungen um 47 651 000 ℳ auf 118 006 000 ℳ angewachsen, sodaß auf diesen beiden Anlagekonten ein Zugang von 163 241 000 ℳ stattgefunden hat. Auf passiver Seite zeigt der Betrag der umlaufenden Noten mit 1 227 712 000 ℳ der Vorwoche gegenüber eine Zunahme um 158 421 000 ℳ, während die sonstigen täglich fälligen Verbindlichkeiten (Giroguthaben) mit 502 749 000 ℳ um 55 683 000 ℳ niedriger erscheinen.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks
an der Ruhr und in Oberschlesien.
An der Ruhr sind am 1. d. M. gestellt 10 317, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. 8
Zwangs⸗Versteigerungen.
Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin standen am 28. Juni und 1. Juli die nachbezeichneten Grundstücke zur Ver⸗ steigerung: Weberstraße 59, der Wittwe W. Kotzwich gehörig; Nutzungswerth 5860 ℳ; Meistbietende blieb die Frau C. Kühne, Holzmarktstraße 33, mit dem Gebot von 15 600 ℳ — Mark⸗ grafenstraße 28, der Wittwe A. Tschirsch gehörig; Nutzungs⸗ werth 5450 ℳ; Meistbietende blieb die Frau M. Schmidt, Klop⸗ stockstraße 38, mit dem Gebot von 64 800 ℳ — Steinmetz⸗ straße 43, dem Rentier Aug. Gloeckner gehörig; Nutzungs⸗ werth 15 540 ℳ; mit dem Gebot von 128 000 ℳ blieb der Kaufmann Philipp Bloch, Behrenstraße 30, Meist⸗ bietender. — Schul⸗ und Christianiastraße, der Handels⸗ gesellschaft Hen bf und Co. gehörig; Fläche 10,94 a; Ersteher wurde der Kaufmann Josef Munk, Lützowstraße 42, mit dem Gebot von 111 000 ℳ — Anhaltstraße 16/17, dem praktischen Arzt Dr. med. Willibald Levinstein⸗Schlegel gehörig; Nutzungswerth 24 280 ℳ; mit dem Gebot von 424 000 ℳ blieb der Fabrikant Oscar Pintsch, Andreasstraße 73, Meistbietender. — Gräfestraße 2, dem Maurermeister Hermann Köhler gehörig; Fläche 5,63 a; Meistbietender blieb der Kaufmann Foszf Mendelsohn, Neue König⸗ straße 61, mit dem Gebot von 141 500 ℳ — Endlich das im Grundbuche von den Umgebungen Berlins im Kreise Nieder⸗Barnim Band 78 Blatt Nr. 3328 auf den Namen des Maurermeisters Gottfried Schalk zu Rixdorf eingetragene, zu Berlin, NW. Birkenstraße belegene Grundstück, Fläche 37,16 a; mit dem Gebot von 102 000 ℳ wurde die Real⸗Kreditbank, Komman⸗ dantenstraße 72, Ersteherin.
Ausweis über den Verkehr auf dem Berliner Schlachtviehmarkt vom 29. Juni 1895. Auftrieb und Markt⸗ 8 nach Schlachtgewicht mit Ausnahme der Schweine, welche nach Benzgemich gehandelt werden. Rinder. Auftrieb 3600 Stück (Durchschnittspreis für 100 kg) 1. Qualität 112 — 116 ℳ, II. Qualität 100 — 110 ℳ, III. ualität 88 — 96 ℳ, 1V. Qualität 80 — 84 ℳ — Schweine. Auftrieb 7250 Stück. (Durchschnittspreis für 100 kg.) Mecklenburger 86 — 88 ℳ, Landschweine: a. gute 82 — 84 ℳ, b. geringere 28—80 ℳ, Galizier —,— ℳ, leichte Ungarn —,— ℳ bei 20 1% Tara, Bakonyer — ℳ bei — kg Tara pro Stück. — Kälber. Auftrieb 1165 Stück. (Durchschnittspreis für 1 k8) I. Qualität 1,00 — 1,10 ℳ, 11. Qualität 0,94 — 0,98 ℳ, III. Qualität 0,84 — 0,92 ℳ — Schafe. Auftrieb 19 318 Stück. (Durchschnittspreis für 1 kg. I. Qualität 1,00 — 1,10 ℳ, II. Qualität 0,94 — 0,98 ℳ, III. Qualität —,— ℳ
— Der Gouverneur der Banque de France hat in einem Schreiben an den Präsidenten des Reichsbank⸗Direktoriums seinen verbindlichen Dank für den guten Empfang der hierher zum
Studium der Einrichtungen der Reichsbank entsandten Beamten und den Wunsch ausgesprochen, daß dieser Besuch die gegenseitigen Bande der Hochachtung zwischen den beiden großen Zentralbanken noch ver⸗ stärken möge.
— Gestern fand hier im Abgeordnetenhause eine Konferenz des
Vorstandes des deutschen Bimetallistenbundes mit dem Vize⸗ Präsidenten und dem General⸗Sekretär der französischen Bi⸗ metallistenliga statt. Nach dem vom „W. T. B.“ mitgetheilten Protokoll wurden vier die Währungsfrage betreffende Grundsätze auf⸗ gestellt, von welchen der dritte folgendermaßen lautet: „Unter inter⸗ nationaler Doppelwährung verstehen die Versammelten eine Verein⸗ barung zwischen Deutschland, Frankreich, England und den Vereinigten Staaten, nach welcher die freie Prägung und die unbeschränkte 8 für Gold und Silber unter gleichen Bedingungen verbürgt werden.“ — In der ordentlichen Generalversammlung der Aktien⸗Ge⸗ sellschaft Zwickauer Maschinenfabrik vorm. Brod u. Stiehler vom 1. d. M. fanden die auf der Tagesordnung stehenden Anträge des Aufsichtsraths auf Vertheilung des Reingewinns und Ertheilung der Entlastung an die Direktion einstimmige Annahme; an Stelle eines ausgeschiedenen Mitglieds des Aufsichtsraths wurde Herr Direktor Hermann Stiehler gewählt. Die auf 2 ½ % = 7 ℳ für jede Aktie festgesetzte Dividende ist sofort zahlbar gestellt.
Posen, 2. Juli. (W. T. B.) Die Notierung der Spiritus⸗ preise an der hiesigen Börse ist bis auf weiteres eingestellt.
Magdeburg, 1. Juli. (W. T. B.) Zuckerberich. Kornzucker erkl.,, von 92 % —,—, neue —,—. Kornzucker exkl. 88 % Rendement —,—, neue 9,80 — 10, Nachprodukte exkl., 75 % Rendement 6,70 — 7,55. Stetig. Brotraffinade I —,—, Brot⸗ raffinade II —,—. Gem. Raffinade mit Faß 22,25 — 22,75. Gem. Melis I mit Faß 21,75. Ruhig. Rohzucker I. Produkt Transito f. a. B. Hamburg pr. Juli 9,57 ½ bez. und Br., pr. August 9,72 ½ bez., 9,75 Br., pr. September 9,85 bez. und Br., pr. Oktober⸗Dezember 10,20 bez. und Br. Schwach.
Leipzig, 1. Juli. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ bandel. La Plata. Grundmuster B. pr. Juli 3,02 ½ ℳ pr. August 3,05 ℳ, pr. September 3,05 ℳ, pr. Oktober 3,07 ½ ℳ pr. November 3,07 ½ ℳ, pr. Dezember 3,10 ℳ, pr. Januar 3,12 ½ ℳ, pr. Februar 3,12 ½ ℳ, pr. März 3,15 ℳ pr. April 3,15 ℳ, pr. Mai 3,15 ℳ, pr. Juni —,— ℳ Umsatz: 10 000 kg.
Braunschweig, 1. Juli. (W. T. B.) Gewinnziehung der Braunschweiger 20 Thaler⸗Loose: 36 000 ℳ Ser. 3418 Nr. 21, 9000 ℳ Ser. 8246 Nr. 19, 6000 ℳ Ser. 1814 Nr. 43, 3000 ℳ Ser. 4084 Nr. 44, je 300 ℳ Ser. 1814 Nr. 20, Ser. 2198 Nr. 24, Ser. 3595 Nr. 48, Ser. 4982 Nr. 10, Ser. 5620 Nr. 43, Ser. 6271 Nr. 28, Ser. 6631 Nr. 28, Ser. 6716 Nr. 41, Ser. 7649 Nr. 8, Ser. 9960 Nr. 8, je 90 ℳ Ser. 54 Nr. 10, Ser. 6101 Nr. 24, Ser. 6271 Nr. 11, Ser. 8193 Nr. 37, Ser. 8490 Nr. 2, Ser. 9981 Nr. 34. 1
Meiningen, 2. Juli. (W. T. B.) Serienziehung der Meininger 7 Fl.⸗Loose: 10 109 331 428 576 880 890 922 971 1087 1128 1286 1449 1470 1522 1550 1616 1654 1773 1801 1913 1984 2025 2034 2077 2234 2254 2538 2557 2649 2688 2966 2981 2993 3075 3076 3337 3733 4020 4023 4172 4247 4254 4425 4573 4604 4625 4809 4837 4909 5127 5160 5240 5242 5310 5396 5410 5662 5679 5855 5858 5897 5961 5965 5975 6065 6407 6410 6462 6621 6767 6825 7049 7135 7300 7309 7451 7575 7577 7579 7693 7760 7774 7779 7837 7890 7912 7966 8085 8130 8163 8295 8380 8435 8626 8633 8693 8739 8903 9020 9034 9091 9108 9265 9370 9467 9470 9492 9535 9542 9689 9881 9900 9938 9980.
Bremen, 1. Juli. (W. T. B.) Börsen⸗Schlußbericht. Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer
etroleum⸗Börse.) Niedriger. Loko 7,15 Br. — Schmalz.
uhig. Wilcox 35 ¼ ₰, Armour shield 34 ¾ ₰, Cudahy 35 ¾ ₰, Fairbanks 29 ½ ₰. — Speck. Ruhig. Short clear middling loko 31 ½. — Taback. Umsatz: 123 Faß Kentucky.
Hamburg, 29. Juni. (W. T. B.) Der Senat beantragte bei der Bürgerschaft die Bewilligung von 890 000 ℳ zur staats⸗ seitigen Herstellung einer 8 m unter Null tiefen Dockgrube auf es wwarder, wo die Werft von Blohm u. Voß ein den größten Ansprüchen der Jetztzeit entsprechendes Schwimmdock errichten will. Dieses soll Schiffe bis zu 190 m Länge, 25 m Breite und 9 ½ m. Tiefgang aufnehmen und eine Hebefähigkeit von 17 500 t besitzen. Die Werft zahlt dem Staat für die Dockgrube jährlich 20 000 ℳ
iethe.
Hamburg, 1. Juli. (W. T. B.) Kaffee. (Nachmittags⸗ bericht’) Good average Santos pr. Juli 73 ¼, pr. September 74, pr. Dezember 72 ½, pr. März 72. Schleppend. — Zucker⸗ markt. (Schlußbericht.) Rüben⸗Rohzucker I. Produkt Basis 88 % Rendement neue Usance, frei an Bord Hamburg, pr. Juli 9,60, pr. August 9,75, pr. Oktober 10,12 ½, pr. Dezember 10,37 ½. Behauptet.
Wien, 1. Juli. (W. T. B.) Serienziehung der 1854 er Staatsloose: 43 95 145 301 315 383 596 629 631 675 797 809 825 838 871 1008 1108 1203 1237 1298 1365 1429 1438 1454 1466 1671 1685 1717 1740 1769 1824 1976 2035 2086 2219 2286 2307 2440 2620 2650 2726 2763 2776 2943 2970 2991 3103 3239 888 e 3400 3637 3697 3730 3733 3777 3848 3853 3878 3880
’ 1.
Wien, 1. Juli. (W. T. B.) Der Verwaltungsausschuß der österreichischen Lokal⸗Eisenbahn⸗Gesellschaft hat in seiner heutigen Sitzung beschlossen, der auf den 19. d. einzuberufenden ordentlichen Generalversammlung für das Jahr 1894 die Vertheilung von 3 ½ % Dividende, das sind 7 Gulden für die Aktie der Emission vom Jahre 1894, und die Vortragung von 6129 Fl. auf neue Rechnung vorzuschlagen. Zugleich wird beantragt, weitere je 100 Fl. auf jedes Zertifikat auszuzahlen.
London, 1. Julti. (W. T. B.) An der Küste 4 Weizen⸗ ladungen angeboten. 3
96 % Javazucker loko 11 ¾ ruhig. Rüben⸗Rohzucker loko 9 ½ ruhig. — Chile⸗Kupfer 42 ⁄⁄86, pr. 3 Monat 4211/16.
Glasgow, 1. Juli. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 5090 Tons gegen 9289 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres. 8
Bradford, 1. Juli. (W. T. B.) Wolle fest, Käufer halten sich jedoch vom Markt zurück, da sie die Auktion abwarten wollen. Exp ortgarne thätig, zweifältige 2 ½ Pence über der Ueprigsten Notierung. Mohair⸗Wolle ruhig. In Stoffen gutes
eschaͤft.
St. Petersburg, 1. Juli. (W. T. B.) Rußlands Ge⸗ treide⸗Export. In der Woche vom 23. Juni bis 29. Juni d. J. sind über die Haupt⸗Zollämter 13 745 000 Pud Getreide ausgeführt worden. Davon entfielen auf Weizen 7 133 000 Pud (gegen 7 313 000 Pud in der Vorwoche), Roggen 2 797 000 Pud (gegen 2 047 000 Pud in der Vorwoche), Gerste 2 266 000 Pud (gegen 2 065 000 Pud in der Vorwoche), Hafer 1 262 000 Pud (gegen 1 850 000 Pud in der Vor⸗ woche), Mais 287 000 Pud (gegen 263 000 Pud in der Vorwoche).
Die Ausfuhr aus Batum vom 23. bis 29. Juni an Leuchtölen nach Europa betrug 345 000 Pud, nach dem Osten 503 000 Pud, nach dem Innern Rußlands 109 000 Pud; die Aus⸗ fuhr an Naphtharückständen betrug nach Europa 29 000 Pud; an übrigen Naphthaprodukten wurden nach Europa 16 000 Pud, nach dem Osten 2000 Pud und nach dem Innern Rußlands 7000 Pud ausgeführt. b 8
St. T11 1. Juli. (W. T, B.) Der Nowosti“ zufolge erörtert eine besondere Kommission beim Zolldepartement die Frage einer Vereinfachung und Erleichterung der Formalitäten bei Zollbefreiung von Waaren.
Amsterdam, 1. Juli. 8 T. B.) Java⸗Kaffee good ordinary 54. — Bankazinn 38 ½.
New⸗York, 1. Juli. (W. T. B.) Die Börse eröffnete mit niedrigeren Kursen; im weiteren Verlauf erholten sie sich durch⸗ weg; der Schluß war recht fest. Der Umsatz der Aktien betrug 295 000 Stück. 1 8
Weizen anfangs fest und steigend auf umfangreiche Käufe der Platzspekulanten und bessere Kabelmeldungen, dann abgeschwächt und
fallend infolge von Zwangsliquidationen sowie auf bedeutende Exporte aus Rußland und Argentinien und Zunahme in der englischen Ver⸗ sorgungsmenge. Schluß schwach. — Mais einige Zeit steigend nach Eröffnung, später Reaktion infolge günstiger Ernteberichte. Schluß träge.
1 Waarenbericht. Baumwolle⸗Preis in New⸗York 7 ⅛, do. in New⸗Orleane 611/ 1s Petroleum Stand. white in New⸗York 7,80, do. in Philadelphia 7,75, do. rohes (in Cases) —, do. Pipe line cert. p. Jul 150 nom., Schmalz West. steam 6,75 do. Rohe & Brothers 7,00. Mai pr. Juli 50 ⅞, do. pr. September 51 ⅞, do. pr. Dezember —. Rother Winterweizen 75, Weizen pr. Juli 73 ⅜, do. pr. August 74 ½, do. pr. September 75, do. pr. Dezember 77 ¼. Getreide⸗ fracht nach Liverpool 1. Kaffee fair Rio Nr. 7 15 ¾, do. Rio Nr. 7 vpr. August 14,40, do. do. pr. Oktober 14,50. Mehl, Sprina Wheat clears 3.00. Zucker 213⁄16. Kupfer 10,75.
Visible Supply an Weizen 44 561 000 Bushels, do. an Mais 9 055 000 Bushels.
Chicago, 1. Juli. (W. T. B.) Weizen infolge ungünstiger Ernteberichte einige Zeit fallend nach Eröffnung, später Reaktion auf reichliche Verkäufe, bedeutende Exporte aus Rußland und flotte Lieferungen per Juli. Schluß träge. — Mais fallend während des ganzen Pörsenverlaufs mit wenigen Reaktionen auf noch günstigere Ernteberichte.
Weizen pr. Juli 69 ½, pr. September 71 ½. Mais pr. Juli 45 ⅛⅝. Speck short clear nomin. Pork pr. Juli 12,15.
2 Verdingungen im Auslande.
Italien.
6. Juli, 12 Uhr. II. Marine⸗Departement in Neapel: Lieferung von Riemen aus Kameelhaar, Wolle oder Roßhaar. Vor⸗ anschlag Fres. 30 000. Kaution Frcs. 3000. Kosten Frcs. 700. Definitiver Zuschlag 29. Juli.
8. Juli, 11 Uhr. Stadtverwaltung von Castelfiorentino (Florenz): Herstellung einer Trinkwasserleitung. Voranschlag 46 479 Fr. Provisorische Kaution 2000 Fr. Kosten 1000 Fr. Definitive Kaution 5000 Fr. Definitiver Zuschlag 14. Juli.
22 Juli, 10 Uhr. Ministerium der öffentlichen Arbeiten in Rom und Präfektur von Messina: Herstellung neuer Rampen im Hafen von Messina. Voranschlag 580 000 Fr. Provisorische Kaution 30 000 Fr. Definitive Kaution 10 % des Submissionsbetrages.
Spanien.
8. Juli, 12 Uhr. (Zweimalige Verdingung). Stadtverwaltung von Cullern, Provinz Valencia: Einrichtung und Betrieb der elektrischen Beleuchtung in der genannten Stadt. Dauer der Kon⸗ zession 20 Jahre. Schätzung 9500 Peseten jährlich. Kaution 5000 Pe⸗ seten. Auskunft bei der erwähnten Stadtverwaltung.
23. August, 12 Uhr. Direccion general de Obras publicas (Ministerio de Fomento), Madrid: Konzession einer Dampf⸗ straßenbahn von Sagunto nach Segorbe (Provinzen Valencia und Castellon) auf 60 Jahre. Voranschlag 998 500 Peseten. Provisorische Kaution 9985 Peseten, definitive 49 925 Peseten. Projekt und Näheres bei der ausschreibenden Behörde. Bedingungen (sog. „condiciones partigulares“) und Angebotschema in spanischer Sprache beim „Reichs⸗Anzeiger“.
Niederlande.
8. Juli, 1 ½ Uhr. Direktion der holländischen Eisenbahn⸗Gesell⸗ schaft, Zentral⸗Personenbahnhof in Amsterdam (neben dem Warte⸗ saal dritter Klasse): Herstellung von 2 Güterschuppen sowie Anlage und Veränderung von Schienen und Kreuzungen nebst den dazu⸗ gehörigen Arbeiten auf der Station Oldenzaal. Voranschlag 64 200 Fl. 1b 1 .
8. Juli 1 ½ Uhr. Ebendaselbst: Herstellung des Unterbaues einer Brücke über die „Rotte“ nebst den dazu Ferigen Arbeiten. Voranschlag 23 900 Gulden.
Egypten.
30. Juli. Verwaltung der egyptischen Eisenbahnen und Telegraphen und des Hafens von Alexandrien in Kairo: Lieferung eiserner Thür⸗ und Fensterbeschläge. Lastenheft beim „Reichs⸗Anzeiger“.
Verkehrs⸗Anstalten.
Laut Telegramm aus Köln (Rhein) hat die zweite engl sche Post über Ostende vom 1. Juli in Köln den Anschluß an Zug 31 nach Berlin über Hildesheim nicht erreicht. Grund: Abwarten des verspätet eingetroffenen Zuges von Paris in Herbesthal.
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Der Postdampfer „Werkendam“ der Niederländisch⸗ Amerikanischen Dampfschiffahrts⸗Gesellschaft ist am 29. Juni in New⸗York angekommen.
Der Postdampfer „Amsterdam“ der Niederländisch⸗Amerika⸗ nischen Dampfschiffahrts⸗Gesellschaft ist am 1. Juli in New⸗York angekommen.
Bremen, 2. Juli. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Ems“ ist am 29. Junt Mittags von New⸗ York nach der Weser abgegangen. Der Schnelldampfec „Fulda“ hat am 1. Juli Morgens von Southampton die Reise nach Bremen fortgesetzt; er überbringt 424 Passagiere und volle Ladung. Der Postdampfer „Dresden“ ist am 30. Juni Morgens in Antwerpen angekommen. Der Postdampfer „Mark“ ist am 20. Juni in Montevideo angekommen. Der Postdampfer „Weser“ ist am 30. Juni Morgens in Baltimore angekommen. Der Reichs⸗Postdampfer „Habsburg“ ist am 30. Juni Abends in in Antwerpen angekommen. Der Reichs⸗Postdampfer „Preußen“ ist am 30. Juni Morgens in Genua angekommen. Der Reichs⸗ Postdampfer „Gera“' hat am 1. Juli Morgens die Reise von Port Said nach Neapel fortgesetzt. Der Schnelldampfer „Werra“ hat am 1. Juli Vormittags die Reise von Gibraltar nach Genua fortgesetzt. Der Postdampfer „Karlsruhe“ hat am 1. Juli Morgens Gibraltar passiert. Der Postdampfer „Salier“ und der Postdampfer „Willehead“ haben am 1. Juli Prawle Point passiert. Der Postdampfer „Wittekind“ hat am 1. Juli 1“ Lizard passiert. Der Reichs⸗Postdampfer „Prinz Heinrich“ hat am 1. Juli Nachmittags die Reise von Singapore nach Colombo fortgesetzt.
amburg, 1 Jul (W 2 kanische Packetfahrt⸗Aktiengesellschaft. Der „Polonia“ ist, von Hamburg kommend, gestern in angekommen.
London, 1. Juli. (W. T. B.) Der Uniondampfer „Goth' ist am Sonnabend auf der Heimreise von Kapstadt ab⸗ gegangen. Der Uniondampfer „Gaul“ ist am Sonnabend auf der Ausreise von Southampton abgegangen. Der Castle⸗Dampfer „Drummond Castle' ist am Sonnabend auf der Ausreise von Southampton abgegangen. Der Castle⸗Dampfer „Arundel Castle“ ist gestern auf der Ausreise in Kapstadt angekommen.
Theater und Musik.
Am Sonnabend fand in der Provinzial⸗Gewerbe⸗Aus⸗ stellung zu Posen der angekündigte usikwettstreit von neun Militärkapellen des II. und V. Armee⸗Korps statt. Das interessante Fest war von herrlichem Wetter begünstigt. Die Aufführungen begannen um 3 Uhr Nachmittags, nachdem die Reihenfolge der Kapellen durch das Loos bestimmt worden war. ie Preisrichter Professor Joachim (Vorsitzender), Armee⸗Musikinspizient Roßberg⸗Berlin, Kapellmeister und Dirigent des Bachvereins Hans Sitt⸗Leipzig, Musikdirektor Professor ö und Musikdirektor von Dembiuski⸗Posen hatten im reien an einem Tische in abgegrenztem Raum in einiger Entfernung vom Orchester Platz genommen und walteten bis 8 ½ Uhr Abends ununterbrochen ihres Amtes. Jede der wettkämpfenden Kapellen spielte als erstes Stück nach der Auswahl der Preisrichter die „Oberon“⸗Ouvertüre von Weber und als zweites ein Konzertstück
ostdampfer t. Thomas
B.) b-Te⸗ h Ameri⸗