lehnen es aber ab, weil Sie irriger Weise fürchten, ein Provinzial⸗ Landtag könne die Einführung der Versicherung entgegen dem Interesse der Landwirthe des Provinzialverbandes beschließen. Kein Provinzialverband wird nach meiner Ansicht, wenn nicht die Landwirthe selbst die Sache wünschen, die Versicherung beschließen, am allerwenigsten werden das die städtischen Vertreter im Provinzial⸗ Landtag thun; das kann ich nach meiner sechsjährigen Thätigkeit als Landes⸗Direktor sagen, da sich dieselben in landwirthschaftlichen An⸗ gelegenheiten fast stets der Abstimmung enthalten, auch, weil sie in der Regel an der ganzen Sache garnicht interessiert sind.
Ich stelle daher doch sehr zur Erwägung des hohen Hauses, ob Sie dem Weg, den Ihre Kommission betreten hat, folgen wollen. Ich meines Orts würde wünschen, daß Sie die Kommissionsanträge ablehnen und das Gesetz an die Kommission zurückverweisen.
Geschieht das, so wäre zu erwägen, ob nicht die Einführung der Versicherung statt vom Beschluß des Provinzial⸗Landtags von dem der Landwirthschaftskammer abhängig zu machen ist.
Abg. Frentz (kons.): Versicherungen genügen hier überhaupt nicht, man schützt sich gegen die Viehseuche am besten, indem man die Thiere sorgfältig pflegt und hält. Gegen Hagel muß man sich ver⸗ sichern, aber nicht gegen Dinge, die man selbst in der Hand hat. Geht das Gese durch, so werden diejenigen Land⸗ wirthe, welche ihre hiere ordnungsgemäß halten, für die nachlässigen Landwirthe mit bezahlen müssen. Man kann der Land⸗ wirthschaft nicht aus ihrer eigenen Tasche helfen. Die Zahlungen für Versicherung gegen Hagel und Feuer, die unvermeidlich sind, sind schon hoch genug gestiegen. Dazu ist die soziale Gesetzgebung 888 kommen, welche gleichfalle die Tasche des Landwirths stark in An⸗ spruch nimmt. Wie soll der Landwirth alles aufbringen können? Ich kann die zwangsweise Versicherung überhaupt nicht empfehlen.
Abg. Freiherr von Buddenbrock (kons.) trat der Auffassung des Ministers entgegen, als ob die Kommission die Sache mit Vor⸗ eingenommenheit behandelt habe; von vornherein seien viele Stimmen in der Kommission auch gegen den Antrag laut geworden. Werde das Gesetz angenommen, so werde man sagen können: Wohlthat wird Plage. Die Zwangsversicherung werde einen ungeheuren Apparat nöthig machen, wodurch die Versicherungsbeiträge, die schon jetzt sehr hoch seien, womöglich noch höher werden müßten.
Minister für Landwirthschaft Freiherr von Hammer⸗ stein:
Meine Herren! Der erste Herr Vorredner hat sich auf die Teltower Versicherungsgenossenschaft bezogen; aber das beweist nichts für seine, sondern gerade für meine Ansicht. (Sehr richtig!) Ich habe ausgeführt, daß sich herausgestellt habe, daß die kleinen Vieh⸗ versicherungen — und zu denen gehörte auch die Teltower Versicherung — dem Bedürfniß der Schweinebesitzer nach Versicherung zu genügen nicht im stande seien, wenn einmal eine größere Seuche ausbräche, und gerade die Teltower Versicherungsgenossenschaft hat so umfang⸗ reiche Schäden nicht decken können. 8
Nun hat der Herr Vorredner darauf hingewiesen, gegen die Schweinekrankheiten könne sich jeder Landwirth selbst schützen. Ja, wenn der geehrte Herr uns nur die Mittel angeben wollte, um uns immun zu erhalten, so würden wir ihm außerordentlich dankbar sein. Die von dem Herrn Vorredner empfohlenen Mittel haben sich jedenfalls nicht bewährt, um eine große Kalamität namentlich für mittlere und kleinere Grund⸗ besitzer abzuwehren.
Wenn der erste Herr Vorredner behauptet, daß in Rummelsburg die schlimmsten Mißstände daraus entstehen, daß die Schweine dort ohne Getränk blieben, nicht gefüttert würden, schlecht gewartet würden, so kann ich versichern: daß diese Behauptung theils übertrieben, theils unrichtig ist. Ich bin selbst dort zugegen gewesen, wie alle die Thiere, die am Markt einzeln ver⸗ kauft wurden, einmal in einem dort stehenden Wasserbassin zur Tränkung gebracht wurden, und überall wurden sie gefüttert. Außer⸗
dem glaube ich auch nicht, daß lediglich durch mangelhafte Pflege und Wartung die Keime zur Krankheit gelegt werden. Ich erinnere an die Senchenkalamität in Ungarn. Ich glaube, über den Zweck des Gesetzes besteht doch Mißverständniß. Der letzte Herr Redner sprach vom allgemeinen Versicherungszwang, den das Gesetz herbeiführen werde. Das ist ja nicht der Fall. Das Gesetz will den Provinzial⸗ verbänden und einzelnen Kreisen die Befugniß geben, im Rahmen be⸗ stimmter Vorschriften für gewisse Bezirke dieses Kreises oder für den Bezirk des Provinzialverbandes, wenn die Betheiligten es wünschen, einen solchen Versicherungszwang herbeizuführen. Das ist doch etwas vollständig Anderes. Dann, glaube ich, ist nicht zweifellos, was der dritte Absatz der Kommissionsanträge will. Ich habe denselben dahin verstanden — und ich glaube, so muß manihn verstehen — daß, während der Regierungsentwurf will: das Gesetz solle eingeführt werden auf Beschluß des Provinzialverbandes, nach dem dritten Absatz der Kom⸗ missionsanträge bestimmt werden soll: „auf Beschluß der Landwirth⸗ schaftskammern“ solle das Gesetz eingeführt werden. So wenigstens verstehe ich den Antrag.
Die annähernden Kosten der Versicherung wird Ihnen mein Herr Vertreter mittheilen können. Dieselben er⸗ reichen auch nicht annähernd den von den Herren Vorrednern be⸗ zeichneten Umfang. Wollen Sie, wie das der betreffende Antrag will, pro Schwein unter Berücksichtigung der allgemeinen und anderer Krankheiten, also aller Krankheiten, gegen welche die Versicherung ge⸗ schlossen werden kann, eine statistische Erhebung und Feststellung der Kosten haben, so erkläre ich bestimmt, daß die Staatsregierung Ihnen diese Nachweisung nicht geben kann.
Geheimer Regierungs⸗Rath Freiherr von Seherr⸗Thoß: Genaue Ermittelungen anzustellen, ist uns unmöglich, da wir wegen der nicht allgemein durchgeführten Anzeigepflicht kein sicheres Material erlangen können. Daß die jetzt bestehenden Versicherungen theuer sind, kommt daher, daß kein Versicherungszwang besteht. Wird das Unternehmen auf die Schultern der Provinz ge⸗ stellt, so werden sich die Kosten auf 0,75 bis 1,20 ℳ pro Schwein und Jahr belaufen. Natürlich kann ich keine Garantie für diese auf Schätzung beruhenden Zahlen geben. Fast alle Provinzen, nament⸗ lich Schlesien, und auch die landwirthschaftlichen Zentralvereine haben sich für den Entwurf ausgesprochen.
hen. Bandelow kkons.) erklärte, daß er für den Gesetzentwurf eintrete.
Abg. Gamp (fr. kons.): Der Gesetzentwurf wäre in der Kom⸗ mission mit allen gegen 2 oder 3 Stimmen abgelehnt worden, wenn wir nicht die vorliegende Resolution vorgeschlagen hätten. Wenn auch bedauerlicher Weise zu der in Rede stehenden Angelegenheit keine statistischen Daten vorliegen, so läßt sich dieser Fehler doch beseitigen. Wir haben ja Statistiken über weit geringwerthigere Fragen; warum soll hier nicht auch eine Statistik geschaffen werden können? Wenn die Herren aus Schlesien dringend einen solchen Gesetzentwurf wünschen, was mir zweifelhaft ist — Graf Strachwitz ist in der Kommission lebhaft dagegen aufgetreten, — so mag die Regierung einen Gesetzentwurf vorlegen, der sich auf die dortigen Verhältnisse bezieht. In der Kommission waren alle einig in der
Ansicht, daß man die Entscheidung darüber, ob eine Versicherung ein⸗ zuführen sei, ob der Landwirthschaft neue Steuern aufzuerlegen seien, nicht der Provinzialverwaltung übertragen dürfe. Diese Entscheidung darf nicht durch eine Majorität herbeigeführt werden, welche nicht an der Sache betheiligt ist. Nachdem der Herr Finanz⸗Minister sich erst estern entschieden gegen einen Staatszuschuß zu den Verpflegungs⸗ ““ ausgesprochen hat, deren Verwaltung die Provinzen über⸗ nehmen sollten, soll heute das entgegengesetzte Prinzip Platz greifen, daß die Landwirthe zahlen und die Pervsenselner welhemzgen entscheiden sollen. Der Staat mag die ganze Zahlung übernehmen und ein Pauschquantum auswerfen!
Die Anträge der Kommission wurden mit großer Mehrheit angenommen.
Nach 4 Uhr beschloß das Haus Vertagung. Nächste Sitzung: Mittwoch 11 Uhr (Gesetz über die Zentralgenossen⸗ schaftskasse, Jagdschein⸗Gesetz, Jagdpolizei⸗Gesetz, Antrag Ring und Antrag Letocha).
Literatur.
Geschichte. 8
ff. „Publikationen aus den Königlich preußischen Staats⸗Archiven.“ 61. Band. Erich Joachim, „Die Politik des letzten Hochmeisters in Preußen Albrecht von Brandenburg“. III. Leipzig, S. Hirzel, 1895. Pr. 14 ℳ — Mit dem vorliegenden Bande erhält diese Publikation ihren Abschluß. Die ersten beiden Bände zeigten uns die Bemühungen des jungen, zum Hochmeister gewählten Hohenzollernprinzen, den deutschen Orden, der seit 1466 ein Lehensträger der Krone Polen war, wieder unabhängig zu machen. Der Kampf, den er mit großer Ausdauer, aber wenig Glück darum führte, endete im Jahre 1521 mit einem vierjährigen Waffenstillstande, während dessen ein Schiedsspruch des Kaisers und des Königs von Ungarn die Streitigkeiten zwischen dem Orden und Polen schlichten sollte. Diese Frist suchte nun der Hoch⸗ meister nach Kräften auszunutzen: einerseits auf die beiden Schiedsrichter einzuwirken, um einen günstigen Spruch zu erzielen, andererseits seine Macht möglichst zu verstärken, um nöthigen⸗ falls seine Ansprüche mit Gewalt durchzusetzen. Seine Lage war höchst ungünstig. Die baaren Mittel hatte der Krieg verschlungen, dazu hatte er beträchtliche Anleihen machen müssen, um deren Rück⸗ zahlung er nun gedrängt wurde; die Einkünfte des ausgesogenen Ordenslandes reichten nicht zur Bezahlung der Schulden, noch weniger zu großen politischen Aktionen hin; überdies waren die Dependenzen des Ordens in Deutschland und Livland nicht geneigt, sich für den Hochmeister Lasten aufzuerlegen, sondern suchten sich vielmehr ganz von seiner Oberherrschaft zu emanzipieren. Trotz alledem verlor Albrecht den Muth nicht und schmiedete die weitgreifendsten politischen Pläne, um sich Geld und Bundesgenossen für den Kampf gegen Polen zu verschaffen. Seine verzweigten Unterhand⸗ lungen mit allen Großmächten Europas zu schildern, ist unmöglich; wir wollen nur einige Projekte anführen, deren Abenteuer⸗ lichkeit seine verzweifelte Lage am besten charakterisiert. So sandte er einen seiner Vertrauten nach England, um mit König Heinrich VIII. ein Bündniß gegen die Türken abzuschließen: der Koͤntg sollte den Hochmeister zum Hauptmann über ein gegen die Türken zu werbendes Heer ernennen und ihm die Werbungsgelder zur freien Verfügung überlassen. Hier abgewiesen, trat er bald darauf in Paris mit ähn⸗ lichen Forderungen hervor; gegen eine Jahrespension wollte Albrecht im Bunde mit Christian von Dänemark und dem Kurfürsten von Brandenburg sich an einer französischen Aktion gegen England be⸗ theiligen: ein phantastischer Plan, der natürlich ebenfalls ohne Folgen blieb. Nirgends also fand er wirksame Unterstützung gegen Polen; auch das Reich, das er anrief, versagte sich ihm, ebenso die Kurie, da in Ostpreußen die Reformation stetig Fortschritte machte und von Albrecht nicht gehindert, von einigen seiner höchsten Beamten sogar nach Kräften gefördert wurde. Je mehr man sich daher dem Ende der Waffenruhe näherte, um so nothwendiger wurde die Ver⸗ ständigung mit Polen. Da tauchte plötzlich auf einem Landtage der preußischen Stände der Vorschlag auf, der Hochmeister solle dem alten Glauben entsagen, sich verheirathen und das Land als erbliches Herzogthum von Polen zu Lehen nehmen. Als dem Hochmeister dieser Vorschlag zuging, war er sofort einverstanden: ein Zeichen, daß er sich schon länger mit ähnlichen Absichten getragen, vielleicht jenen Vorschlag im stillen selbst angeregt hatte. Unter Vermittelung des Herzogs von Liegnitz gelang es — frrellich nicht ohne mühevolle Verhandlungen —, Polens Zustimmung zu der Säkularisation zu erreichen; eine territoriale Vergrößerung aber, die Albrecht dringend erstrebte, wurde verweigert. So leistete denn Albrecht am 10. April 1525 den Lehenseid, der dem Ordenslande den dauernden Frieden zurückgab und dem Hause Hoben⸗ zollern einen erheblichen Machtzuwachs brachte, aber zugleich alle Hoff⸗ nungen Albrecht’s auf politische Selbständigkeit begrub, die er im deutschen Interesse mit großer Zähigkeit und unverwüstlichem Optimis⸗ mus lange Jahre verfochten hatte.
Reisebücher.
Betrachtungen eines in Deutschland reisenden Deut⸗ schen. Von P. D. Fischer. (Verlag von Julius Springer, Berlin). Preis elegant gebunden 3 ℳ — Der Verfasser, der Unter⸗Staatssekretär des Reichs⸗Postamts, geht in seinen Betrachtungen von der Erkenntniß aus, daß die wenigsten des jetzt in Deutschland lebenden Geschlechts in deutschem Volk und deutscher Art so recht Bescheid wissen, obwohl das neu geeinte Reich doch alle seine Angehörigen auch in tausend Dingen des täglichen Lebens nahe gerückt und auf einander angewiesen 5 Die Folgen dieser Unkenntniß sieht er in dem sich heute breitmachenden unbe⸗ gründeten Pessimismus, der, weil nicht alles und sofort nach Wunsch gehe, Deutschlands Gegenwart herabsetze und an Deutschlands Zukunft verzweifle. Ihn sucht er durch eine Reihe von Betrachtungen zu widerlegen, die sich einem in Deutschland reisenden Deutschen von selbst ergeben, wenn er die Augen offen hält und Herz und Kopf auf dem richtigen Fleck hat. Der Verfasser will nicht nur zeigen, wie jetzt inmitten des Eisenbahn⸗ zeitalters gereist wird, sondern auch, was man in Deutschland sehen kann, nicht etwa bloß in den sogenannten schönen Gegenden oder in den allgemeinen Zielpunkten unserer Vergnügungs⸗ und Erholungs⸗ reisenden, sondern überall, wohin Geschäft, Amt, eigene Wahl oder Neigung den Beobachter führen. Deutschlands Waldreviere, seine großen Ackerbauprovinzen mit dem Leben und Treiben in Bauern⸗ wirthschaften und auf Gutshöfen, seine Industriebezirke, die bunte Mannigfaltigkeit der deutschen Städte, die Eigenart unserer Wasser⸗ kant', das sind ergiebige Felder für seine Reisebetrachtungen, denen sich eine Reihe von Ausflügen in „Dichters Lande“ ab⸗ rundend anschließen. Im letzten Abschnitt ist die Summe von mehr als 25 jährigen Wahrnehmungen zusammengezogen in einer Uebersicht über die HIeegen wirthschaftlichen, sittlichen und sozialen Zustände in Deutschland, auf Grund deren die Ueberzeugung ausgesprochen wird, daß es sich in Deutschland leben lasse. Da es kaum noch ein deutsches Gebiet giebt, das der Autor, den seine amt⸗ Stellung jährlich auf ausgedehnte Reisen führt, nicht öfters ein⸗ gehend und zu den verschiedensten Jahreszeiten besucht hätte, so ge⸗ winnen seine Betrachtungen für den Reisenden in Deutschland auch noch den praktischen Werth eines kundigen Berathers, der jedes Reise⸗ buch vortheilhaft ergänzt und der besonders beim Aufstellen des Reise⸗ plans zur Hand genommen zu werden verdient.
— „In Hochregionen“. I. Die wissenschaftliche Erforschung der Ostalpen, von Ed. Richter. II. Entwickelungsgeschichte des Alpinismus und der alpinen Technik von L. Purtscheller. (Autori⸗ sierter Abdruck aus der Zeitschrift 1894 des Deutschen und Oester⸗ reichischen Alpenvereins.) Mit 26 Illustrationen. Gr. 8. 184 S. Berlin 1895. R. von Decker's Verlag, G. Schenck, Königlicher Hof⸗
buchhändler. (Preis 2 ℳ) — Zum rechten Genaß der Alpenwelt auf hochtouristischen Ausflügen bedarf es nicht nur wissenschaftlicher Vorbereitung, sondern auch technischer Ausbildung. Die in obiger Schrift publizierten Arbeiten bieten in beider Hinsicht dem angehenden Hochtouristen werthvolles Material. Das Werk sei daher allen denen empfohlen, welche Herz und Sinn für die Schön⸗ heiten der Alpenwelt haben und jugendliche Kraft und Kühnheit enug in sich fühlen, um die Fährlichkeiten derselben zu überwinden. In letzterer Beziehung ist die treffliche Arbeit einer Autorität auf dem Gebiet der Hochtouristik, wohl geeignet, vor Un⸗ vorsichtigkeiten zu warnen, indem sie die Mittel an die Hand giebt, um die schwierigsten Bergbesteigungen, Gletschertouren und Gipfel⸗ erkletterungen mit Erfolg und Sicherheit unternehmen zu können. Eine Reihe guter Abbildungen erläutert die Anweisungen des Textes.
Illustrierte Werke.
Jeremias Gotthelf's ausgewählte Werke. Erste illustrierte Prachtausgabe, nach dem Originaltext herausgegeben von Professor Otto Sutermeister. Vorwort von Dr. K. Schenk, Mitglied des schweizerischen Bundesraths. Mit 200 Illustrationen von A. Anker, H. Bachmann, W. Vigier. München, Karl Rupprecht's Verlag. — Von dieser mit künstlerischen Originalzeichnungen eschmückten Ausgabe der besten Werke des geschätzten e Volks⸗ chriftstellers, deren Erscheinen wir s. Zt. ankündigten, liegen jetzt fünf Lieferungen vor. Sie beginnt mit den „Leiden und Kreuden eines Schul⸗ meisters“, welche A. Anker in ihren packendsten Momenten vortrefflich illustriert hat. Ihr sollen folgen die Erzählungen: „Uli der Knecht“, „Uli der Pächter“, „Der Bauernspiegel“, „Der Sonntag des Groß⸗ vaters“, Elsi die seltsame Magd“, „Anna Bäbi Jowäger“. Daß der Herausgeber manche Längen beseitigt, namentlich die allzu pastoral gehaltenen Stellen gekürzt hat, gereicht der Wirkung der Er⸗ zählungen nur zum Vortheil und dürfte diesen auch bei modernen Lesern wieder Eingang verschaffen. In 20 bis 22 Lieferungen zum Preise von je 1 ℳ 20 ₰ soll die Publikation vollständig werden.
Karten.
Dislokationskarte der Heere Europas, herausgegeben von Dr. Hermann Müller⸗Sagan, nach den neuesten amtlichen Quellen bearbeitet von A. Herrich (Maßstab 1:3 250 000). 4. Sektion Blatt 1). Verlag von Karl Flemming in Glogau. Preis 1,50 ℳ — Mit dieser, Norddeutschland, Großbritannien und die nordischen Staaten umfassenden Sektion liegt das interessante Kartenwerk nun⸗ mehr vollständig vor. In übersichtlicher und geschmackvoller Dar⸗ stellung breitet sich vor dem Beschauer das Bild der gesammten Heeresvertheilung Europas und der angrenzenden Gebiete Äsiens und Afrikas aus. Nicht nur die Friedensdislokationen sämmtlicher Armeen Europas, sondern auch ihre Kriegsformationen sind veranschaulicht, soweit für diese zu Friedenszeiten bereits Cadres u. s. w. vorhanden sind. Alle Truppentheile mit ihren Gliederungen und Abstufungen bis zum kleinsten Detachement herab sind durch scharf aus⸗ geprägte Signaturen gekennzeichnet. Die General⸗, Divisions⸗ und Brigade⸗Kommandos, die Stäbe und Depots der Regimenter, deren Truppentheile in zwei oder mehreren Garnisonen untergebracht sind, die Landwehr⸗Bezirks⸗Kommandos und ähnliche Einrichtungen, alle Land⸗ und Küstenbefestigungen, die Eisenbahnlinien, insbesondere auch die jüngsten Organisationsveränderungen des deutschen Heeres haben Berücksichtigung gefunden. Besonders werthvoll sind die dem Kartenwerk in Form einer Broschüre beigegebenen Erläuterungen, die nicht nur eine Angabe des benutzten Quellenmaterials und eine genaue Erklärung der auf dem Kartenbild angewandten Zeichen, sondern auch eine knappe und doch erschöpfende Darstellung der Heeresorganisation jedes einzelnen Staates bieten. Das Kartenwerk selbst in Verbindung mit diesen Erläuterungen wird für den Laien, der sich für Heeresfragen interessiert, für den Politiker, der sich informieren will, und für den Fach mann, der den einschlägigen Verhältnissen seine Studien widmet, gleich nützlich und lehrreich sein.
Unterhaltung.
Als gewählte Lektüre für die Reise und den Bade⸗Aufenthalt empfehlen sich die neuesten Bändchen von Engelhorn's allge⸗ meiner Romanbibliothek (Stuttgart, J. Engelhorn), deren Inhalt der besten modernen Erzählungsliteratur aller Kulturvölker entnommen ist und jedem Temperament und Geschmack des Lesers zu senügen sucht. Der laufende 11. Jahrgang bietet in den noch nicht angezeigten Nummern 8 bis 20 der vortrefflichen Sammlung zunächst zwei liebenswürdige, gemüthvolle Geschichten von sraneoie Coppée „Die wahren Reichen“, worin der beliebte französische Autor ein glücklich gewähltes Problem mit gewohnter enses variiert hat. Die Amerikanerin Annie Bock ist mit dem zweibändigen Roman „Simson und Delila“ vertreten, einer frisch und keck geschriebenen Künstler⸗ geschichte von ergreifender Schicksalsführung und leidenschaftlich be⸗ wegter Handlung. Der beliebte ungarische Romancier Maurus Jökai zeigt sich in der Erzählung „Die gelbe Rose“ ganz auf seiner Höhe und schildert darin das Leben der Pußta in buntfarbigen poesievollen Bildern. „Verloren“, von dem Franzosen Henri Greville, ist eine anziehende, rührende Geschichte, welche die moderne französische Schule von der besten Seite zeigt. Spannend ist der zweibändige Roman „Zwei Herren“ der Engländerin B. M. Croker, noch fesselnder aber Beatrice Erzählung „Schiffe, die sich Nachts begegnen“. Letzteres ist ein ungewöhnliches, zum Nachdenken anregendes Buch, das trotz seiner düsteren Grundstimmung den Leser unwiderstehlich gefangen nimmt, und dem daher in England und Amerika ein sensationeller Erfolg beschieden war. Der bei uns längst mit Recht angesehene Italiener Edmondo de Amicis giebt unter dem Titel „Eine Schul⸗ tragödie“ eine Schilderung italienischen Schullebens und der auf diesem Bsden erwachsenden ergreifenden Konflikte. In der sehr interessanten zweibändigen Hofgeschichte „Susi“ (die wir noch eingehender zu wür⸗ digen gedenken) bekundet der geschätzte Altmeister des deutschen Romans Friedrich Spielhagen eine überraschende, jugendliche Ge⸗ staltungskraft. Der 19. Band bringt unter dem Titel „Tim“ die ein⸗ fache, aber rührende Geschichte eines Schuljungen aus dem Englischen, ohne Angabe des Autors. Im 20. Bande endlich, „Frauen“ betitelt, legt die Norwegerin Anna Munch an einem tief packenden Lebensbild dar, zu welchen Abgründen die wilde Gährung führen kann, von der die nach Selbständigkeit ringende Frauenwelt ihrer nordischen Heimath seit geraumer Zeit ergriffen ist. — Jeder Band der vierzehntäglich W“ Bibliothek kostet 50 ₰, elegant in Leinwand gebunden 5
— Die jetzt vorliegenden 50 Lieferungen der wiederholt erwähnten, von der Deutschen Verlags⸗Anstalt veranstalteten Ausgabe der aus⸗ gewählten Werke von Georg Ebers enthalten die Romane: „Eine egyptische Königstochter“, „Uarda“, „Homo sum“, „Die Frau Bürge⸗ meisterin“, „Die Schwestern“, „Ein Wort“, „Serapis“, die auch in elf eleganten Leinwandbänden zu je 3 ℳ 50 ₰ bezogen werden können. Gegenwärtig wird eine neue Sabskription auf die 105 Lieferungen zu je 60 ₰ umfassende Gesammtausgabe der Ebers'schen Romane eröffnet, um den Bücherfreunden, die nicht gleich fünfzig Lieferungen abnehmen wollen, die Erwerbung möglichst zu erleichtern.
Verschiedenes. 8
Unter dem Titel „Bad Harzburg, Soolbad und Klima⸗ tischer Kurort, herausgegeben vom Herzoglichen Badekommissariat,“ ist soeben eine elegant ausgestattete Schrift in der Rud. Stolle'schen Verlagsbuchhandlung in Bad Harzburg erschienen und wird von dieser auf Verlangen kostenlos versandt. Das Büchlein belehrt in über⸗ sichtlicher Weise über alles Wissenswerthe von Bad Harzburg, über die Kurmittel, die Soolbäder und den jetzt so sehr in Aufnahme ge⸗ langten Crodobrunnen (ein vorzüglich wirkendes Wasser gegen chro⸗ nischen Magen⸗ und Darmkatarrh, habituelle Stuhlverstopfung, Zirkulationsstörungen in den Unterleibsorganen, wie solche bei sitzender Lebensweise entstehen, Hämorrhoiden, chronischen Katarrh der Athmungsorgane, skrophulöse Erkrankungen jeder Art, die Folge⸗ krankheiten der Influenza ꝛc.), ferner über die Aerzte, Hotels, Som⸗ merwohnungen und Pensionate, Spaziergänge, Unterhaltungen ꝛc. ꝛc. Die Schrift sei allen denen, welche sich über Harzburg orientieren wollen, warm empfohlen.
EE““
“ Landsberg a. W., den 17.
zun Deutschen Reichs⸗Anzem
— Zweite Bei lage ger und Königlich Pr
Berlin, Mittwoch, den 3. Juli
1
1895.
Handel und Gewerbe.
Magdeburg, 2. Juli. (W. T. B.) Kornzucker exkl., von 92 % —,—,
Rendement 6,70 — 7,55. raffinade I —,—. Melis I mit
Transito f. a. B
Stetig.
Faß 21,75. Ruhig. Hamburg pr. Juli 9,70 bez.
August 9,80 bez. und Br. pr. September 9,87 ½ Gd.,
Oktober⸗Dezember 10,25 Gd., 10,30 Br. Leipzig, 2. Juli. (W. T. B.)
3,07 ½ ℳ, pr. September November 3,10 ℳ, pr. Dezember 3,12 ½ ℳ
3,17 ½ ℳ, pr. Juni —,— ℳ Umsatz: 75 000 kg. Bremen, 2. Juli. (W. T. B.) Raffiniertes Petroleum. (Offtzielle Petroleum⸗Börse.) Niedriger. Loko 7,05 Br. — Ruhiger. Upland middl. loko 35 ½ ₰4. — 29 ½ J. — Speck. Ruhig. Hamburg, 2. Juli. bericht.)
markt.
Rendement neue Üsance, frei an
1. Untersuchungs⸗Sachen.
2. Aufgebote, Fe Neeen u. dergl.
3. Unfall⸗ und Invaliditäts⸗ ꝛc. Versicherung. 4. Verkäufr. Verpachtungen, Verdingungen ꝛc. 5. Verloosung ꝛc. von Werthpapieren.
Zuckerbericht. neue —,—. exkl. 88 % Rendement —,—, neue 9,80 — 10, Nachprodukte exkl., 75 % Brotraffinade I Gem. Raffinade mit Faß 22,25 — 22,75. Gem. Rohzucker I.
Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. pr. Juli 3,05 ℳ, pr. August 3,07 ½ ℳ, pr. Oktober 3,10 ℳ, pr. pr. Januar 3,15 ℳ, pr. Februar 3,15 ℳ, pr. März 3,17 ½ ℳ, vr. April 3,17 ½ ℳ, pr. Maj
Börsen⸗Schlußbericht. Notierung
Schmalz. Wilcox 35 ¼ ₰, Armour shield 34¼ ₰, Cudahy 35 ¾ ₰, Fairbanks Short clear middling loko 31 ½. — Taback. Umsatz: 80 Faß Kentucky, 10 Faß Virginy. (W. T. B.) Kaffee. Good average Santos pr. Juli 73 ½, pr. September 73 ¾, pr. Dezember 72 ½, pr. März 72. Kaum behauptet. — Zucker⸗ (Schlußbericht.) Rüben⸗Rohzucker I. Produkt Basis 88 % Bord Hamburg, pr. Juli 9,60, pr. August 9,75, pr. Oktober 10,15, pr. Dezember 10,37 ½. Ruhig.
Kornzucker
—,—, Brot⸗ An der Kü Produkt und Br., pr. 9,97 ½ Br., pr.
Manchester, 2. Juli.
markt. Weizen loko 8,25. Leinsaat loko 11,75. August —.
der Bremer New⸗York, 2. Juli. Baumwolle.
Ruhig.
(Nachmittags⸗
London, 2. Juli. (W. T. B.) Die heute eröffnete Woll⸗ auktion war bei lebhafter Betheiligung gut besucht. Das Total⸗ angebot betrug 386 000 Ballen, heute wurden 14 569 Ballen angeboten. Combing⸗Merino und Kapwolle 7 ½, Auktionspreise, 85 Merino unverändert.
e 3 Weizenladungen angeboten.
96 % Japazucker loko 11 ¾̃ ruhig. 9 ⅛ ruhig. — Chile⸗Kupfer 425⁄16, pr. 3 Monat 4211⁄16. (W. T. B.) 30r Water Taylor 6 ½, 20r Water Leigh 5 ⅝, 30r Water Clayton 6 ⅜, 32r Mock Brooke 6 ½, 40r Mayoll 6 ⅜, 40r Medio Wilkinson 7 ⅞, 32r Warpcops Lees 5 ½, 36r Warpcops Rowland 6 ⅜, 36r Warpcops Wellington 7 ½, 40r Double Weston 7 ⅛, 60r Double courante Qua⸗ lität 10 ¼, 32‧* 116 vards 16)716 grey Printers aus 32 1/461 147. Stetig.
St. Petersburg, 2. Juli. Roggen loko 5,50. Hafer loko 3,35. Hanf loko 44,00.
(W. T. B.) mit höheren Kursen, dann trat Reaktion ein und der Schluß war schwach. Der Umsatz der Aktien betrug 311 000 Stück. Weizen eröffnete stetig, verlor aber im ferneren Verlaufe infolge von niedrigeren Kabelmeldungen und besseren Ernteaussichten. Durch Realisierungen in New⸗York und durch die Bradstreets⸗Berichte fand der Rückgang noch weitere Unterstützung. stand zur Vornahme von Deckungen benutzt wurde, wurde dieser die Umstand zu einer Quelle wesentlicher Erholung, die auch bis zum Schluß ergiebig blieb und denselben fest werden ließ. — Mais schwächte sich nach Eröffnung etwas ab infolge von besseren Ernte⸗ aussichten und reichlichen Realisierungen.
Oeffentlicher Anzeiger.
Schluß. Croßbreds 5 bis 10 % über letzte
Rüben⸗Rohzucker loko
74 ⅞, do. pr. fracht Nr. 7
12r Water Taylor 5,
(W. T. B.) Produkten⸗ Prnhdnch Talg loko 49,00, pr. Die Börse eröffnete
— QOrts. Chicago,
Ausgedehnte Export⸗
nachfrage führte später Erholung herbei und bewirkte einen stetigen
Waarenbericht. 1 New⸗Orleans 6¹1 16. Petroleum Stand. white in New⸗York 7,80, do. in hilavelphia 7,75, do. rohes (in Cases) —, do. Pipe line cert. pr. uli 151 ½ nom., Schmalz West. steam 6,67, do. Rohe & Brothers 7,00. Mais pr. Juli 49 ¾, do. pr. September 50 ¾, do. pr. Dezember —. Rother Winterweizen 75 ½, Weizen pr. Juli 74 ½, do. pr. August September 75 ½, do. pr. Dezember 77 ⅛⅞. Getreide⸗ nach Liverpool 1. pr. August 14,40, do. do. pr. Oktober 14,55. Mehl, Spring Wheat clears 3,10. Zucker 213/16. Kupfer 10,75. Der Werth der in der vergangenen Woche ausgeführten rodukte betrug 6 746 315 Doll. gegen 4 972 735 Doll. in der
Weizen ⸗Verschiffungen der letzten atlantischen Häfen der Vereinigten britannien 58 000, do. Häfen des Kontinents 11 000, do. nach Großbritannien 30 000, do. nach anderen Häfen des Kontinents
wesentliche Erholung schufen. später Reaktion und schließlich wieder fallend.
Weizen pr. Juli 70, pr. September 71 vx%. Mais pr. Juli 44 ½. Speck short clear nomin.
Baumwolle⸗Preis in New⸗York 7 ⅛, do. in
Kaffee fair Rio Nr. 7 15 ¾, do. Rio
Woche von den taaten nach Groß⸗ nach Frankreich —, do. nach anderen von Kalifornien und Oregon
2. Juli. (W. T. B.) Weizen erlitt nach Er⸗
öffnung infolge von Kabelberichten und Zunahme der Ein⸗
gänge eine Einbuße. Die
Als aber der niedrige Preis⸗ die Fensstess schritten, beförderte die aissiers mit erheblichen Deckungen vorgingen und hierdurch eine
erringerung der Engagements, zu Feihe 8
bwärtsbewegung so lange,
Schluß fest. — Mais anfangs fallend,
Pork pr. Juli 12,17.
6. Kommandit⸗Gesellschaften E1. u. Aktien⸗Gesellsch. 7. Erwerbs⸗ und Wirthschafts⸗
8. Niederlassung ꝛc. von Rechtsanwälten.
9. Bank⸗Ausweise. 1
10. Verschiedene Bekanntmachungen.
enossenschaften.
0) Untersuchungs⸗Sachen.
[21463] Steckbrief.
Gegen den unten beschriebenen Restaurateur Carl Klötzer, geboren am 2. August 1858 in Gräfenthal, zuletzt wohnhaft in Sonneberg, welcher flüchtig ist oder sich verborgen hält, ist die Untersuchungshaft wegen Betrugs seitens des Herzogl. Amtsgerichts zu Sonneberg verhängt. Es wird ersucht, denselben in verhaften und in das nächste Amtsgerichtsgefängniß abzuliefern und Drahtnachricht anher zu geben.
Coburg, den 29. Juni 1895. 8
Der Staatsanwalt. Kiesewetter.
Beschreibung: Alter 36 Jahre, Statur untersetzt, Augenbrauen dunkelblond, Größe eirca 1,71 m, Naße gewöhnlich, Haare dunkelblond, Zähne gesund, Gesicht oval, Sprache Thüringer Dialekt, Gesichts⸗ farbe gesund, Bart rothblonder Schnurrbart, Mund ewöhnlich, Kleidung heller, möglichenfalls auch dunkler Jagquetanzug. Besondere Kennzeichen: X⸗Beine, sehr auffallend lange, rothblonde Augenwimpern, Sommer⸗ sprossen im Gesicht und auf den Händen und auf beiden Unterarmen Bäckerwappen und K. K tätowiert.
Steckbriefs⸗Erledigung. Das heaen. den Kassierer bei einem Karoussel
[21464]
Tischler) ons Eckert aus Beuthen erlassene 28881b ungsersuchen vom 15. März 1894 ist erledigt. 1 Hildesheim, 27. Juni 1895. Königliches Amtsgericht. V.
[20063] Oeffentliche Ladung.
Die nachgenannten Personen:
1) Christian August Bornträger, geboren am 14. Mai 1870 zu Landsberg a. W., letzter Aufent⸗ haltsort unbekannt,
2) Otto Wilhelm Breitenstein, geboren am 4. Dezember 1871 zu Landsberg a. W., letzter Auf⸗ enthaltsort Schneidemühl, Kreis Kolmar i. P.,
3) Hugo Rudolf Paul Lindrum, geboren am 8. Novbember 1871 zu Landsberg a. W., letzter Auf⸗ enthaltsort Landsberg a. W.,
4) Alfred Löwenthal, Kommis, geboren am 18. September 1872 zu Landsberg a. W., letzter Aufenthaltsort Berlin,
5) Arthur Gustav Rottke, Gärtner, geboren am 13. September 1872 zu Landsberg a. W., letzter Aufenthaltsort Hamburg,
6) Adolf Friedrich Schröder, Kaufmann, geboren am 23. Februar 1872 zu Landsberg a. W., letzter Aufenthaltsort Warschau,
7) Karl Friedrich Thielsch, geboren am 3. Juni 1872 zu Landsberg a. W., letzter Aufenthaltsort Bremen,
8) Max Wittenberg, ebsen am 22. November 1872 zu Landsberg a. W., letzter Aufenthaltsort unbekannt,
9) Abraham Schwarz, geboren am 21. August 1s zu Landsberg a. W., letzter Aufenthaltsort
osen,
werden beschuldigt, als Wehrpflichtige in der Ab⸗ sicht, sich dem Eintritt in den Dienst des stehenden Heeres oder der Flotte zu entziehen, ohne Erlaubni das Bundesgebiet verlassen zu haben oder na erreichtem militärpflichtigen Alter sich außerha des Bundesgebiets aufzuhalten. Vergehen gegen § 140 Nr. 1 Str.⸗G.⸗B. Dieselben werden auf den 4. Oktober 1895, Vormittags 9 Uhr, vor die Strafkammer des Königlichen Landgerichts zu Landsberg a. W., Richtstraße Nr. 72/73, zur Haupt⸗ verhandlung geladen. Bei unentschuldigtem Aus⸗ bleiben werden dieselben auf Grund der nach § 472 der Strafprozeßordnung von dem Herrn Zivil⸗ vorsitzenden der Ersatzkommission des Stadt⸗ kreises Landsberg a. über die der Anklage zu Grunde liegenden Thatsachen ausgestellten Erklärungen verurtheilt werden. III. M. 1 40/95. — uni 18b5.
Königliche Staatsanwaltschaft.
111““
2) Aufgebote, Zustellungen und derll..
[21634] Zwangsversteigerung.
Im Wege der Zwangsvollstreckung soll das im Grundbuche von den Invalidenhaus⸗Parzellen Band 11 Blatt Nr. 375 auf den Namen des Ritterguts⸗ besitzers Heinrich Schur hier, jetzt zu Charlottenburg, eingetragene, in der Borsigstraße 31 belegene Grundstück am 18. September 1895, Vormittags 10 ½ Uhr, vor dem unterzeichneten Gericht, Neue Friedrich⸗ fench⸗ 13, Erdgeschoß, Flügel C., Zimmer 36, versteigert werden. Das Grundstück ist mit 17 340 ℳ Nutzungswerth zur Gebäudesteuer veranlagt. Das Weitere enthält der Aushang an der Gerichtstafel. Das Urtheil über die Ertheilung des Zuschlags wird am 18. September 1895, Nachmittags 12 ¾ Uhr, ebenda verkündet werden. Die Akten 85. K. 52. 95 liegen in der Gerichtsschreiberei, Zimmer 41, zur Einsicht aus.
Berlin, den 28. Juni 1895.
Königliches Amtsgericht I. Abtheilung 85.
[21635]
Nach heute erlassenem, seinem ganzen Inhalte nach durch Anschlag an die Gerichtstafel bekannt gemachten
roklam finden zur Zwangsversteigerung der Bruno
boch'schen Erbpachthufen Nr. 12 und 13 zu Gr.
Wockern mit Zubehör Termine
1) zum Verkaufe nach zuvoriger endlicher Regu⸗
lierung der Verkaufsbedingungen am Sonn⸗ abend, den 14. September 1895, Vor⸗ mittags 9 Uhr, zum Ueberbot am Sonnabend, den 12. Ok⸗ tober 1895, Vormittags 9 Uhr, zur Anmeldung dinglicher Rechte an das Grundstück und an die zur Immobiliarmasse desselben gehörenden Gegenstände am Sonn⸗ abend, den 14. September 1895, Vor⸗ mittags 9 Uhr, im Schöffengerichtssaale des süser Amtsgerichtsgebäudes statt.
Auslage der erkaufsbedingungen vom 31. August d. J. an auf der Gerichtsschreiberei und bei dem zum Sequester bestellten Herrn Kaufmann H. C. Jahn hieselbst, welcher Kaufliebhabern nach vorgän⸗ giger Anmeldung die Besichtigung des Grundstücks mit Zubehör gestatten wird.
Teterow, den 26. Juni 1895. 1
Großhenhahliches Amtsgericht.
Die vereinigten Erbpachthufen Nr. 12 und 13 zu Gr. Wockern haben einen Gesammtflächeninhalt von ca. 55 200 Qu.⸗Ruthen, einen Hufenstand von 420¹2/18 bonitierten Scheffeln und sind belastet mit einem jährlichen Kanon von 448 Scheffeln 11 Metzen Roggen Rostocker Maßes in Baar.
Der Acker ist in 7 Schläge à ca. 7200 Qu.⸗Ruthen getheilt; alle Schläge sind bestellt. Auf der Hufe be⸗ finden sich ein Wohnhaus, ein Viehhaus, ein Schweine⸗ haus, eine Scheune, zwei Tagelöhnerkathen mit Stall⸗ gebäude und ein Wagenschauer, ferner ca. 900 m festes Feldbahngeleise bis zur Koethel'schen Scheide.
[21630]
Zur Zwangsversteigerung der dem Erbpächter Friedrich Fehlandt zu Groß⸗Krams gehörigen kanon⸗ freien Erbpachthufe Nr. 11 daselbst steht nach dem vom Gro Fe een Amtsgerichte am 10. April 1895 erlassenen Verkaufsproklame der Ueberbotstermin auf Freitag, den 26. Juli 1895, Mittags 12 Uhr, an. Derselbe wird vorschriftsmäßig hierdurch öffentlich in Erinnerung gebracht mit dem Bemerken, daß in dem gestern stattgefundenen ersten Verkaufstermine für das beregte Grundstück ein Bot nicht abgegeben worden ist. 8
Hecheobe, den 29. Juni 1895.
roßherzogl. Mecklenb. Schwerin. Amtsgericht.
[21633 In Sachen des Kaufmanns Hermann Mewes in Braunschweig, Radeklint, Klägers, vertreten durch den Rechtsanwalt Aronheim II. daselbst, wider 1) den Viktualienhändler Julius Henties,
Hehidie Ehefrau des Häuslings Heß, Anna, geb. enties,
3) die Ehefrau des Arbeiters Hermann Opper⸗ mann, Hermine, geb. Henties,
4) den minderjährigen Albert Henties,
5) den minderjährigen Robert Henties,
6) den minderjährigen Willi Henties, sämmtlich in Bettmar, Beklagte, 8 0dee wird, nachdem die Beschlagnahme⸗2 nträge zurück⸗ enommen, der auf den 19. August 1895, Morgens 0 Uhr, anberaumte Zwangsversteigerungstermin damit wieder aufgehoben.
Vechelde, den 29. Juni 1895.
Herzogliches Amtsgericht. Dr. Schilling.
[21631] 1 In der Zwangsvollstreckungssache Herzoglichen Leihhaus⸗Administration zu Helmstedt, Klägerin, wider den Arbeiter Friedrich Loock und 1gg Ebe⸗ frau, Sophie, geb. Schmidt, daselbst, Beklagte, wegen Forderung, werden die Gläubiger aufgefordert, ihre Forderungen unter Angabe des Betrages an Kapital, Zinsen, Kosten und Nebenforderungen binnen zwei Wochen, bei Vermeidung des Ausschlusses, hier anzumelden. Zur Erklärung über den Vert eilungs⸗ plan, sowie zur Vertheilung der Kaufgelder wird Termin auf Mittwoch, den 31. Juli 1895, Vormittags 9 ½ Uhr, vor dem unterzeichneten Amtsgerichte anberaumt, wozu die Betheiligten und der Ersteher hiermit vorgeladen werden. Helmstedt, den 27. Juni 1895. Herzogliches Amtsgericht. (Unterschrift.)
. 8—
Von dem unterzeichneten Amtsgerichte ist
I. behufs Ermittelung aller derer, welche auf das hiesige Depositum Nr. 1916, welches aus dem 3 ½ % prozentigen Königl. Sächs. Staatsschuldscheine Ser. II Nr. 101 729 von 1852/68 über 300 ℳ und einem Leipziger Sparkassenbuche Nr. 476 638 mit einer Einlage von 657 ℳ 48 ₰ besteht und aus einer im Jahre 1855 wegen Veruntreuung gegen den Kellner Karl Immanuel Klopfer aus Glauchau bei dem vereinigten Kriminalamte der Stadt Leipzig anhängig gewesenen Untersuchung herrührt, Ansprüche zu haben vermeinen, sowie behufs Ausschließung der⸗ selben mit diesen ihren etwaigen Ansprüchen und Herrenloserklärung des Depositi,
II. behufs Todeserklärung
a. des am 8. August 1844 in Leipzig geborenen Bäckergehilfen Theodor Eduard Grummich, welcher im Jahre 1872 von Konnewitz weg auf die Wander⸗ schaft gegangen ist und unter dem 11. Mai 1872 von Wien aus die letzte briefliche Nachricht an seine damals noch lebende Mutter gegeben hat,
b. des am 7. Juni 1842 geborenen Handlungs⸗ kommis Ernst Emil Meyer hier, welcher in den Jahren 1872 oder 1873 in einem Kanal bei Pitts⸗ burg in Amerika verunglückt sein soll und von dessen Leben seitdem weder durch ihn selbst noch durch einen anderen Nachricht vorhanden ist,
c. des am 28. August 1846 in Kührnitzsch b. Wurzen geborenen, bei unterzeichnetem Amtsgericht bevormundeten Zigarrenmachers Carl Theodor Baum, welcher im Jahre 1868 in die Fremde gegangen und über dessen Leben seitdem weder ihn noch durch einen anderen Nachricht vorhanden ist,
d. des am 30. Juli 1826 geborenen Wirthschafts⸗ gehilfen Carl Friedrich Herfurth, welcher im Jahre 1853 von Stahmeln weg, woselbst er sich im mütter⸗ lichen Gut aufgehalten, nach Amerika ausgewandert und seitdem über dessen Leben weder durch ihn noch durch einen anderen Nachricht vorhanden ist,
auf Antrag
zu I., des Königl. Finanz⸗Ministeriums zu Dres⸗ den, in allgemeiner Vertretung des Staatsfiskus im Königreich Sachsen
zu II a., der Frau Selma Emilie Wolff, geb. Grummich, zu Oetzsch und des Herrn Robert Julius Grummich, Kaiserl. Eisenbahn⸗Güterexpedient in Straßburg⸗Neudorf,
zu IIb., des Herrn Max Bernhard Meyer, der Pe Marie Franziska verw. Schräpler, verw. gew. Franke, geb. Meyer, der Se. Lina Schmidt, geb. Meyer, der Frau Clara Rotsche, geb. Meyer, der Antonie verw. Gallaun, geb. Meyer, und des errn Max Bernhard Meyer, als Vormund des unmündigen Carl Max Meyer, allerseits in Leipzig, zu IIc., des Herrn Carl Friedrich Baum in Malkwitz bei Oschatz, 8 zu IId., der Frau Johanne Amalie verw. Köster ier, das Aufgebotsverfahren einzuleiten beschlossen worden. Es werden daher zu I. die etwaigen Berechtigten, zu II a.— d. die genannten Verschollenen bezw. deren ö Abkömmlinge, Erben oder Rechts⸗ nachfolger, hierdurch geladen, in dem auf den 13. März 1896, Vormittags 11 Uhr, vor dem unter⸗ zeichneten Amtsgerichte, Zimmer 206, anberaumten Aufgebotstermine ihre Ansprüche anzumelden, widrigenfalls auf weiteren Antrag zu I. die etwaigen unbekannten Berechtigten wer⸗ den für ausgeschlossen und ihrer Ansprüche für ver⸗ lustig erachtet werden, zu II a.— d., die Berschollenen werden für todt erklärt und deren Verlassenschaften an die Erben derselben oder deren Rechtsnachfolger werden ver⸗ G werden. Leipzig, am 19. Juni 1895. Königliches Amtsgericht. Abtheilung II. Steinberger.
[216488 Aufgebot.
Nachdem die Ehefrau des Rentners August Hart⸗ mann, Friederike, geb. Grimm, aus Elbingerode, in erster Ehe verheirathet gewesen mit dem am 8. Mär⸗ 1885 zu Rübeland verstorbenen Partikulier Friedri Salzmann, als einzige Erbin ihres genannten ersten Ehemanns, glaubhaft gemacht hat, daß nachstehende, infolge Zession vom 16. Mai 1859 auf den Namen des ꝛc. Salzmann lautenden Schuldurkunden, als:
1) die Obligation des he Johann Friedrich Wilhelm Grimm zu Rübeland für Herzogliches Leihhaus zu Blankenburg vom 4. Juni 1841 über annoch 98 Thlr.,
2) die Obligation des zu 1 genannten Grimm und der Ehefrau desselben, Christiane, geb. Gropp, in Rübeland vom 27. Juni 1851 über 250 Thlr.,
abhanden gekommen seien und die Einleitung des Aufgebotsversahrens gemaãß 8 7 Nr. 5 des Aus⸗ führungs⸗Gesetzes zur Z.⸗P.⸗O. Nr. 12 vom 1. April 1879 beantragt hat, werden die unbekannten In⸗ haber oben bezeichneter Schuldurkunden aufgefordert, sich spätestens in dem auf den 29. Oktober 1895, Morgens 10 Uhr, anberaumten Aufgebotstermine zu melden, widrigenfalls die bezeichneten Schuld⸗ urkunden dem Eigenthümer der zur Sicherheit der verbrieften Forderungen verpfändeten Grundstücke gegenüber werden für kraftlos erklärt werden.
il Blankenburg, den 25. Juni 1895. Herzogliches Amtsgericht. Lämmerhirt.
[21651] Beschluß. Auf Antrag:
9 des Jakob Jell, Bauers in Straßberg, Post Teisendorf 8 2) des Holzarbeiters Leonhard Albrecht in Ober⸗ ammergau, 8 9 des Bauers Johann Peer in Enzerweis (Arns⸗ orf),
4) des Bauers Josef Demml in Regenstauf,
5) der Oekonomenstochter Therese Christian in Mitterdorching, .“ 1
6) des Oekonomen Andreas Schimpfle in Goͤggingen, früher in Riederau,
7) des Bierbrauers Franz Rauscher in Aibling, früher Bäckermeister in Traunstein, 8
8) des Bauers Sebald Huber in Straßloch, Post Ebenhausen,
9) des “ Josef Wandinger in Stetten.
Post Dorfen,