1895 / 160 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 08 Jul 1895 18:00:01 GMT) scan diff

wirken die Bilder von Hamilton, Hunt, Spence

und Ross, während eine dritte Gruppe die japani⸗ sierenden Tendenzen George Henry’'s sich zu eigen ge⸗ macht hat. Breiter, flächenhafter Farbenauftrag, der fast mosaikartig wirkt, phantastische Beleuchtung, Vernachlässigung der Perspektive sind die Grundzüge dieser Malweise, die ent⸗ schieden mehr Kraft verräth, als die Stevenson's und seiner Nachahmer. Besonders beachtenswerth sind in dieser Richtung die Bilder Reid Murray's, Roche’'s, Kay’s, Frew's, Mackie's und Kerr Lawson's. Unter den Porträt⸗ und Genremalern Schottlands sind gut vertreten Walton, Lavery, Guthrie und Charles Mackie. Noblesse der Auffassung bildet den Grundzug all dieser Bildnisse, stumpfe Gobelintöne überwiegen; mit großem Geschick sind die meist hell gekleideten Gestalten von dem ebenfalls hell gehaltenen Hintergrunde ab⸗ gelöst. In dieser Beschränkung zeigt sich eine große Meister⸗ schaft; insbesondere verdienen die Damenporträts Walton's (1841) und Guthries (2381) trotz der Reizlosigkeit des Mo⸗ dells und die Dame am Klavier von Mackie (1103) Be⸗ wunderung. Aber auch vor diesen Leistungen verstummt nicht der Wunsch, daß das reiche Talent der Schöpfer in tempera⸗ mentvollerem Vortrage sich entfalten möge. Eine gewisse Blasiertheit haftet der ganzen durch die schottischen Maler repräsentierten Richtung an; sie ist das Zeichen einer ab⸗ sterbenden, nicht einer aufstrebenden Kunstentwickelung.

Die Kommission für die Akademische Kunstausstellung in Dresden 1895 macht bekannt, daß die zur Illustration des Katalogs nöthigen Zeichnungen oder Photographien sowie die An⸗ meldeformulare bis zum 10. Juli bei ihr einzusenden sind.

Bauten.

Der Wettbewerb um den Bau einer Stadthalle in Elberfeld, über dessen bevorstehende Ausschreibung in Nr. 148 d. Bl. Mittheilung gemacht wurde, ist nunmehr eröffnet worden. Den Bedingungen entnimmt das „Zentr.⸗Bl. d. Bauv.“ noch, daß die für Preise zur Verfügung gestellte Summe von 11 000 in einen ersten Preis von 4000 ℳ, zwei zweite Preise von je 2000 und drei dritte Preise von je 1000 getheilt werden soll. Dem Peiszeäiht gehören außer den genannten vier Technikern der Ober⸗

ürgermeister der Stadt und vier Stadtverordnete an. Unter diesen befindet sich der Architekt R. Kayser, sodaß die Mehrheit der Preisrichter aus Fachmännern besteht. Einzureichen sind die Entwürfe zum 30. November d. J. 1“

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. ꝛAn der Ruhr sind am 6. d. M. gestellt 11 474, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. 8 1b In Oberschlesien sind am 5. d. M. gestellt 4192, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.

Zwangs⸗BVersteigerungen. 1 Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin stand am 6. Juli das Grundstück Schützenstraße 54 und 55, dem Rentier Heinr. Brockmann gehörig, zur Versteigerung; Nutzungswerth 9070 ℳ; für das Meistgebot von 153 100 wurde der Kaufmann Gustav Edelmann zu Gr. Lichterfelde Ersteher. 1

Beim Köͤniglichen Amtsgericht II Berlin stand das im Grundbuche von Groß⸗Lichterfelde Band 60 Blatt Nr. 1795 auf den Namen des Bautechnikers Paul Knauff eingetragene, zu Groß⸗Lichterfelde, Ecke Schiller⸗ und Goethestraße, belegene Grundstück zur Versteigerung; es ist mit 1,20 Reinertrag und einer Fläche von 8,53 a zur Grundsteuer, zur Gebäudesteuer nicht veranlagt. Mit dem Gebot von 53 530 blieb die verwittwete Frau Sanitäts⸗Rath Marie Luise Herold, geb. Wienstruck, zu Groß⸗ Lichterfelde, Meistbietende. Aufgehoben wurde das Verfahren wegen der nachbezeichneten Grundstücke: Die im Grundbuche von Tempelhof Band 12 Blatt Nr. 532 und 533 auf den Namen des Maurermeisters Karl Paul zu Berlin, Yorkstraße 78, eingetra⸗ genen, zu Tempelhof, Rinabahnstraße 12 und 13, belegenen Grund⸗

ücke. Das im Grundbuche von Schöneberg Band 47 Blatt 1695 auf den Namen des Bauunternehmers Emil Schulz eingetragene, zu Schöneberg an der Grunewaldstraße belegene Grundstück.

Beim Königlichen Amtsgericht zu Charlottenburg ist das Verfahren der Zwangsversteigerung des im Grundbuche von der Stadt Charlottenburg Band 122 Blatt Nr. 4476 auf den Namen des Kaufmanns Eugen Silbermann zu Charlotten⸗ burg eingetragenen, zu Charlottenburg, Augsburgerstr. 39, be⸗ legenen dstücks aufgehoben worden.

Berlin, 6. Juli. Wochenbericht für Stärke, Stärke⸗ fabrikate und Hülsenfrüchte von Max Saberskyv. Ia. Kattoffelmehl 17 ¼ 17 ½ ℳ, Ia. Kartoffelstärte 17 ¼½ 17 ½ I1a. Kartoffelmehl 15 ½ 16 ½ ℳ, feuchte Kartoffelstärke Fracht⸗ parität Berlin —,— ℳ, gelber Svrup 19 ½ 20 ℳ, Kap.⸗ Syprup 20 ½ 21 ½ ℳ, Kap.⸗Exvort 21 ½⅛ 22 ℳ, Kartoffelzucker gelber 19 ½ 20 ℳ, do. Kap. 21 ½ 22 ℳ, Rum⸗Kuleur 33 34 ℳ, Bier⸗Kuleur 32—34 ℳ, Dertren, gelb und weiß, Ia. 23 24 ℳ, do. sekunda 20 22 ℳ, Weizenstärke (kleinst.) 32 33 ℳ, Weizenstärke (großst.) 37 38 ℳ, Hallesche und Schlesische 38 39 ℳ, Reisstärte (Strahlen) 49 50 ℳ, do. (Stücken) 47 48 ℳ, Maisstärke 33 34 ℳ, Schabestärke 34 35 ℳ, Viktoria⸗Erbsen 15 19 ℳ, Kocherbsen 14—19 ggrüne Erbsen 14 19 ℳ, Futtererbsen 12 13 ℳ, inländische weiße Bohnen 22 24 ℳ, weiße Flachbohnen 23 25 ℳ, ungaris Bohnen 19 21 ℳ, galizische und rufsische Bohnen 17 19 ℳ, große Linsen 30 40 ℳ, mittel Linsen 18 30 ℳ, kleine Linsen 14 18 ℳ, Mohn, blauer nom. 28 40 ℳ, do. weißer nom. 44 60 ℳ, Hirse, weiße 18 20 ℳ, gelber Senf 14 24 ℳ, Hanfkörner 22 bis 23 Buchweizen 14 ½ 16 ½ ℳ, Wicken 12 13 ℳ, Pferdebohnen 12 12 ½ ℳ, Leinsaat 22 22 ½ ℳ, Mais loko 12 ½ 13 ℳ, Kümmel 54 60 ℳ, Leinkuchen 13 15 ℳ, Rapskuchen 11 12 ½ ℳ, pa. marseill. Erdnußkuchen 12 ½ 14 ℳ, pa. doppelt gesiebtes Baum⸗ wollens 1 58 % 12 13 ½ ℳ. pa. helle getr. Biertreber 28 bis 30 9 ¼ 10 ¼ ℳ, pa. getr. Getreideschlempe 31 34 % 11 ½ 12 ½ ℳ, pa. getr. Mais⸗Weizenschlempe 35 40 % 12 ¼ 13 ℳ, pa. getr. Maisschlempe 40 42 % 12 ¼ 13 ℳ, Malzkeime 7 ¾ —9 ℳ, kleie 8 ½ ℳ, Weizenkleie 7 ¼ —8t (alles per 100 kg ab Berlin bei Partien von mindestens 10 000 kg).

Aus Bochum meldet die „Köln. Ztg.“ Der Verein für die bergbaulichen Interessen des Ober⸗Bergamts⸗ bezirks Dortmund hat sich in seiner am Sonnabend abgehaltenen Hauptwversammlung für das Fortbestehen des Kohlen⸗Syndikats

ausgesprochen. 18

Mannheim, 6. Juli. (W. T. B.) Produktenmarkt. 5 pr. Juli 14,55, pr. November 14,80. R pr. Juli 12,10, pr. November 12,50. Hafer pr. Juli 12,90, pr. vember 12,00. Mais pr. Juli 11,75, pr. November 11,35. London, 6. Juli. (W. T. B.) Der Werth der Einfuhr in den Monaten Januar his Juni dieses Jahres weist eine Minde⸗ rung von 7 341 707 Pfd. Sterl. im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahrs auf, der Werth der Ausfuhr eine Minderung von

(W. T. B.)

Werbr

3. Juli. Die Getreidezufuhren be⸗

fremder 92 819, engl. Gerste 1684, fremde 18 705, engl. Malzgerste 14 009, fremde 75, engl. Hafer 406, fremder 58 089 Qrts., engl. Mehl 18 986 Sack, fremdes 58 182 Sack und 225 Faß. 6

St. Petersburg, 6. Juli. (W. T. B.) Nach längeren Ver⸗ handlungen ist der Vertrag über die Emission einer chinesischen 4 % Gold⸗Anleihe von 400 Millionen Fr. von sechs französischen und vier russischen Bankhäusern einerseits und den chine⸗ sischen Bevollmächtigten andererseits heute Abend unterschrieben worden. Die Tilgungsfrist beträgt 36 Jahre, bis dahin darf weder eine Konversion noch vollständige Tilgung stattfinden. China ver⸗ pflichtet sich, bis zum 15. Januar 1896 keinerlei von der Regierun arantierte Gold⸗Anleihen zu emittieren. Die Anleihe wird dur Seezölle und Hinterlegung von Zollwerthen garantiert. Falls China seinen Zahlungsverpflichtungen nicht terminmäßig nachkommt, so über⸗ nimmt Rußland ihre Erfüllung. 11 Juli. (W. T. B.) Der Wortlaut des Kaiserlichen Ukases über die von der russischen Regierung übernommene Bürg⸗ schaft für die chinesische Anleihe ist folgender; In Fällen, wo aus irgend welchem Grunde Summen, welche für die Zahlung fälliger Kupons und gezogener Obligationen der chinesischen Anleihe erforder⸗ lich sind, den Banken und Bankhäusern, die diese Zahlung ausführen, nicht zum festgesetzten Termin zur Verfügung gestellt würden, sind gedachte Banken und Bankhäuser mit den hierzu erforderlichen Mitteln für Rechnung der russischen Regierung zu versehen, unter Bedingungen, welche die russische Regierung d. h. der Finanz⸗ Minister festgesetzt hat. Ueber die Tilsung dieser Anleihe sowie 8 den Ausschluß weiterer chinesischer Anleihen enthält Ukas nichts.

Verdingungen im Auslande.

3 Oesterreich⸗Ungarn. 8

22. Juli, 12 Uhr. K. K. General⸗Direktion der österreichischen Staatsbahnen: Lieferung und Aufstellung von eisernen Brücken (2820 Tonnen). Näheres bei der Baudirektion für die Wiener Stadtbahn, Wien VI., Mariahilferstr. Nr. 126.

Serbien.

18. Juli. Kriegs⸗Ministerium in Belgrad: Direktion für Militärbekleidung. Mündliche Lizitation. Lieferung von 100 000 m Amerikanischer Leinwand.

Bedingungen und Muster ebendaselbst. Kaution 10 % für Einheimische, 20 % für

2. August. Direktion der Königlich serbischen Staatsdruckerei in Belgrad: Lieferung des für die Jahre 1895 und 1896 erforderlichen Papiers. Muster und Bedingungen liegen bei obiger Direktion und bei allen Königlich serbischen Konsulaten aus. Kaution für Ein⸗ heimische 10 000 Dinar, für Fremde 20,000 Dinar in baarem oder in serbischen Werthpapieren, welche jeder Offerte beizulegen sind. Außer⸗ dem ist der Offerte eine Stempelmarke von 10 Dinar beizufügen.

G Verkehrs⸗Anstalten.

Bremen, 6. Juli. (W.T. B.) Der Aufsichtsrath des Nord⸗ deutschen Lloyd hat beschlossen, die Agentur des Norddeutschen Lloyd in Buenos Aires zu einer Agentur für Argentinien zu erweitern. Die Leitung soll Direktor Marquardt, bisher Mitglied des Vorstands des Norddeutschen Lloyd, übernehmen.

Bremen, 7. Juli. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Werra“ ist am 5. Juli Vormittags in Neapel angekommen. Der Postdampfer „Weimar“ ist am 6. Juli Vor⸗ mittags in Genug angekommen. Der Reichs⸗Postdampfer „Gera“ ist am 6. Juli Vormittags in Genua angekommen. Der Reichs⸗ Postdampfer „Sachsen“ hat am 6. Juli Mittags die Reise von Antwerpen nach Southampton fortgesetzt. Der Reichs⸗Postdampfer „Habsburg“ ist am 6. Juli Mittags in Corunng angekommen. Der Postdampfer „H. H. Meier“ ist am 6. Juli Nachmittags in Antwerpen angekommen.

Windsor, 7. Juli. (W. T. B.) Die Delegirten des Eisen⸗ bahn⸗Kongresses besuchten gestern Schloß Windsor. Kurz nach 5 Uhr Nachmittags versammelten sich die Delegirten und Besucher aller Nationalitäten, zusammen 1100 Personen, in dem an das Schloß angrenzenden Park, wo der Prinz von Wales die Präsidenten der Abtheilungen des Kongresses der Königin vorstellte.

Rom, 7. Juli. (W. T. B.) Einer Meldung der Blätter zufolge hat der Minister für Post und Telegraphen Ferraris eine Konvention mit der Peninsularlinie abgeschlossen, betreffend die Schiffahrtslinie Venedig Bombakzu.

Theater und Musik.

Das Programm des am Mittwoch im Garten der Aktien⸗ brauerei Friedrichshain stattfindenden Wohlthätigkeitskonzerts der Berliner Liedertafel für die Ueberschwemmten in Württemberg besteht aus 27 Nummern; an der Ausführung des⸗ selben betheiligt sich, wie in dem kürzlich auf Tivoli veranstalteten Liedertafel⸗Konzert, die Kapelle des 3. Garde⸗Regiments z. F. Der Eintrittspreis (Kartenverkauf bei Bote u. Bock und in den mit Pla⸗ katen belegten Handlungen) ist ausnahmsweise auf 50 herabgesetzt. Bei ungünstiger Witterung findet das Konzert in dem 3000 Personen fassenden Konzertsaal statt. G

8

Mannigfaltiges.

Elberfeld. Die am 28. Juni hier abgehaltene General⸗ versammlung des Evangelischen Diakonievereins verlief bei ernster Arbeit in freudig gehobener Stimmung. Der Verein hat eine über alles Erwarten glückliche Entwickelung genommen. Den 10 Damen, die vor einem Jahre in die hiesigen städtischen Kranken⸗ anstalten zur Erlernung der allgemeinen Krankenpflege eingetreten sind, haben sich in diesem einen Lahr weitere 140 angeschlossen, die an verschiedenen Orten für die Aufgaben der Diakonie (Kranken⸗, Irren⸗, Frauenpflege, Lehr⸗ und Wirthschaftsdiakonie) ausgebildet werden. Die Damen erhalten in dem Hauptzweige, der allgemeinen Krankenpflege, in einjährigem Kursus eine gründliche Ausbildung, und zwar unentgeltlich bei freier Station und ohne jede Verpflichtung für die Zukunft. Am 28, Juni wurden die Hilfskasse und der Schwesternverband des Vereins begründet und damit die Grundlage für die weitere Arbeit

des Vereins geschaffen.

Dortmund, 6. Juli. Ueber den (in Nr. 159 d. Bl. schon kurz erwähnten) Brand auf dem hiesigen Bahnhof meldet die Betriebs⸗Inspektion I: Gestern Abend brach im Dachstuhl des Empfangsgebäudes auf dem Bahnhof Dortmund Feuer aus, durch welches der ganze Dachstuhl der Südseite zerstört wurde. Um 4 Uhr war das Feuer gelöscht. Von drei Kellnerlehrlingen, welche in einer Dachkammer dem Ersticken nahe waren, ist einer gestorben. Ein Feuerwehrmann ist leicht verletzt. Der Eisenbahnbetrieb ist durch den

rand in keiner Weise gestört worden.

München, 6. Juli. Heute Abend stürzte dem „W. T. B.“ zufolge in der Lindwurmstraße hierselbst ein Neubau ein, Zwei Ar⸗ beiter wurden verschüttet; der eine von ihnen wurde gleich darauf, nur leicht verletzt, der andere später als Leiche hervorgezogen. Mehrere andere Personen wurden durch den Einsturz leicht beschädigt.

München, 6. Juli. Ein Comité von hiesigen Bürgern aller Stände richtet an die Einwohner Münchens die Bitte um Gaben behufs Gewährung von Ehrenspenden⸗ an bedürftige Mit⸗ kämpfer des Krieges 1870/71 anläßlich der 25. Wiederkehr der großen Gedenktage.

Chemnitz, 8. Juli. Das 15. Mitteldeutsche Bundes⸗ schießen ist gestern eröffnet worden. Um 11 ½ Uhr Vormittags traf, wie „W. T. B.“ meldet, Seine Majestat der König Albert ein und wurde auf dem Bahnhof von den Spitzen der Behörden empfangen. Nachdem der König die Front der Ehren⸗Kompagnie

vor

har die lippische Staateregierung

Jubel der zahlreichen Volksmenge durch die Straßen der festlich geschmückten Stadt nach dem Hotel „Römischer Kaiser⸗ welchem ebenfalls eine Ehren⸗Kompagnie aufgestellt war. An dem dann folgenden historischen Festzug betheiligten sich etwa 5000 Personen. Abends gegen 6 Uhr begab sich König Albert nach dem Festplatz in Altendorf, woselbst der Schützen⸗ und der Ge⸗ meindevorstand kurze Ansprachen hielten. Nach halbstündigem Auf⸗ enthalt auf dem Festplatz und den Schießständen fuhr der König unter den Hochrufen der Bevölkerung nach dem hiesigen Bahnhof, um von dort die Rückreise nach Dresden anzutreten.

Agram, 8. Juli. Der Kurort Daruwar ist infolge eines Wolkenbruchs überschwemmt. Wie verlautet, sind zwei Per⸗ sonen dabei ums Leben gekommen.

Brüssel, 7. Juli. Auf dem Flußdampfer „Louise⸗ welcher den Dienst zwischen Laeken und der Allée verte versieht, platzte heute der Dampfkessel. Drei Personen wurden getödtet, zwei verwundet.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

(W. T. B.) Dem Vernehmen nach bei dem Bundesrath den Untrag gestellt, einen Akt der Reichsgesetzgebung herbeizuführen, eS die Thronfolgefrage durch das Reichsgericht geregelt werde.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Wetterbericht vom 8. Juli, 8 Uhr Morgens.

Detmold, 8. Juli.

Temperatur V in 0 Celsius 5 0 C. = 40 R.

Bar, auf 0 Gr u. d. Meeressp. red. in Millim

bedeckt heiter

SSO

S WSW SW W

NO

Belmullet Aberdeen. Christiansund Kopenhagen Stockholm. Haparanda. öö““

Cork, Queenstown Cherbourg

Helder

Sylt. Hamburg Swinemünde Neufahrwasser. Memel

5 . Münster. Karlsruhe Wiesbaden. München Chemnitz Berlin. ““ Ile d'Aixr. .

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2 wolkig 4 wolkenlos SO L bedeckt SSW 5 Regen still heiter 2 wolkenlos 2 wolkenlos 4 wolkenlos 4 wolkig 762 2 bedeckt ö—— 2 wolkig 1ꝝn.“ 1 heiter GG“ 768 still balb bed. 768 3 heiter 768 1 wolkenlos 769 2 heiter 767 2 wolkenlos 766 3 wolkig 765 3 halb bed. 766 2 Regen 765 3 wolkenlos 1AA*“ 763 1 wolkenlos 764 still halb bed.

Triest. 11“““ Uebersicht der Witterung. 6

Ein Gebiet höchsten, 768 mm übersteigenden Luftdruckes erstreckt sich heute von der Nordsee bis nach dem Alpenvorland, während flache Depressionen über der Balkanhalbinsel sowie Skandinavien und Nordwestrußland lagern und ein Minimum nordwestlich von Irland nordostwärts fortschreitet. Bei schwachen westlichen bis nördlichen Winden ist das Wetter in Deutschland trocken, im Osten vielfach trübe, im Westen vorwiegend heiter. Die Morgentemperaturen sind fast überall gestiegen und erreichen an der Küste nahezu die normale, liegen jedoch im Süden noch darunter. Oesterreich hatte sehr ergiebige Niederschläge.

766 767 764

Deutsche Seewarte.

Theater⸗Anzeigen.

Neues Theater. Schiffbauerdamm 4 a. / 5. Dienstag: Ensemble⸗Gastspiel der Mitglieder des Carl Schultze⸗Theaters (Ham⸗ burg) unter Leitung des Direktors José Ferenczu. Tata⸗Toto. Vaudeville in 3 Akten nach Bilhaud und Barré von Victor Léon und F. Zell. Musik von Antoine Banés. Anfang 7 ½ Uhr.

Mittwoch: Tata⸗Toto.

Familien⸗Nachrichten.

ist plötzlich der Präsident des Kaiserlichen Patentamts, Wirklicher Geheimer Ober⸗Regierungs⸗Rath Herr von Koenen verschieden.

[22759] Am 5. d. M.

Der Verstorbene hat dem Patentamte seit dem Jahre 1889 als ständiges Mitglied und seit dem Jahre 1892 als Präsident angehört.

Wir verlieren in ihm einen gerechten und wohlwollenden Vor⸗ gesetzten, dem wir ein treues Andenken bewahren werden.

Berlin, den 6. Juli 1895. Die Mitglieder und Beamten des Kaiserlichen Patentamts.

Verlobt: Frl. Anna von Etzel mit Hrn. Regierungs⸗Assessor umd Lieut. d. R. Wolf von Gersdorff (Bern. Aenswalde Mee. Geboren: Eine Tochter: Hrn. Hauptmann von Voigts⸗Rhes

(Bremen). 8

Gestorben: Fr. Oberst Emmy von Kenice, geb. von Dresk Dessau). Hr. Kammerherr Graf Friedrich von und zu Eglof, süen (Rohrlach). Fr. Ida von Sanden, geb. von der Trench (Königsberg). Hr. von Rappard (Haus Sögeln). Hr.

Nafe (Breslau).

Hr. Amtsgerichts⸗Rath Philipp Schmidt (Breslau). Hr.

von Taschitzki (Breslau).

Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin. Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗Anstalt. Berlin SW., Wilhelmstraße 32. 85

Sechs Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).

768 959 Pfd. Sterl. trugen in der Woche vom 29. Juni bis 5. Juli: Engl. Weizen 2981,

abgeschritten hatte, fuhr Seine Majestät unter dem brausenden

Hr. Pastor Karl Neumann CFerdassen.⸗

Exporthandel,

zum Deutschen Reich

19. Sitzung vom Sonnabend, 6. Juli. 8

Den ersten Gegenstand der Tagesordnung bildete die Interpellation des Herrn von Hertzberg⸗Lottin, dahin sestes c

„Welche Programmpunkte der Staatsrathsbeschlü⸗ denkt die Königliche Staatsregierung noch in dieser dehlaf1e,gs Gesetzgebung zu erledigen, und beabsichtigt dieselbe, Maßregeln im acensan .Sbentstethe 8 1“ Nothstandes der Lan r aft, welche ohne Mithilfe d . geführt werden können, sofort

Zur Begründung der Anfrage erhielt das Wort

err von Hertzberg: Nachdem von seiten der Staatsregierung der Nothstand der Landwirthschaft, dieses wichtigen staatserhaltenden Elements, anerkannt worden ist, erscheint es 85 nothwendig,

8

schleunige Abhilfe zu schaffen, damit nicht durch diesen immer mehr sich ausdehnenden Nothstand Tausende zu Grunde gerichtet e- Die Staatsregierung hat die Vorschläge von agrarischer Seite, den An⸗ trag Kanitz und anderes, abgelehnt und ihrerseits ein Programm zur Abhilfe des Nothstands der Landwirthschaft atgepart Damit die landwirthschaftliche Bevölkerung das Vertrauen nicht ganz verliert, und um der Staatsregierung Gelegenheit zu geben, vor den parlamentarischen Körperschaften zu erklären, was geschehen werde, ist diese Interpellation gestellt. Die Nothlage der Landwirthschaft ist hauptsächlich durch zwei Faktoren bedingt: das Sinken der Getreide⸗ preise und die Höhe der Produktionskosten. Die Zucker⸗, Viehpreise u. dgl. bilden immer nur Nebenfragen, obgleich z. B. durch Untergrabung der Schweinezucht dem armen Mann auch dieses sein Hauptprodukt genommen wird. Werden diese beiden Hauptgründe des landwirthschaft⸗ lichen Nothstandes anerkannt, so wird man zwei Wege zu seiner Beseitigung beschreiten können: man muß versuchen, die Produktionskosten zu er⸗ mäßigen und die Getreidepreise zu heben. Die Mittel, welche das Programm der Regierung zur Ermäßigung der Produktionskosten um⸗ faßt, sind: Herabsetzung der Tarife, Verbilligung und Verstaatlichung 18 Kredits, Begünstigung der Genossenschaftsbildung. Diese staat⸗ lihen Eeses werden sicher eine gewisse Verminderung der Pro⸗ daktionsko ten bewirken. Leider aber werden sie den Fesbech licht beseitigen, daß wir unter den Produktionskosten ver⸗ kaufen. Man wird den Schwerpunkt daher auf die⸗ jenigen Mittel legen müssen, welche zur Erhöhung der Getreidepreise dienen sollen. Eines der wichtigsten Mittel des Pro⸗ gramms nach dieser Richtung hin ist der bereits veröffentlichte Pre. wurf zum Börsengesetz. Ich bin darin nicht kompetent, aber ich habe mir von Sachkundigen sagen lassen, daß dieser Entwurf in keiner Weise Herignet ist, der Spielwuth an der Börse mit dem wich⸗ tigsten Volksnahrungsmittel Einhalt zu thun. Unzweifelhaft wird die Landwirthschaft durch die herrschende Nothlage auch in diesem Herbst wieder dazu gedrängt werden, die Getreidespekulation wider Willen durch ein starkes ngebot zu begünstigen. Um das, wenn nicht zu vermeiden, so doch zu vermindern, wäre es geboten, daß die Staats⸗ regierung möglichst bald dafür Sorge tragen würde, durch Errichtung von Kornspeichern, sogenannten Silos, den Landwirthen die Möglich⸗ keit zu bieten, den passenden Zeitpunkt für das Angebot ihrer Produkte abzuwarten. Daß die Errichtung von Silos schon im Interesse einer sicheren Versorgung der Armee im Mobilmachungsfalle liegt, dürfte von keiner Seite geleugnet werden. Die Hauptsache ist und bleibt aber, daß die Regierung bald Mittel und Wege findet, den Getreidebau für die Landwirthschaft wieder lohnend zu machen.

.*.“ für Landwirthschaft ꝛec. Freiherr von Hammer⸗ Mieine Herren! Die Interpellation richtet zwei Fragen an die Königliche Staatsregierung:

erstens die Frage, ob und welche Maßnahmen die Staatsregie⸗ rung auf dem Gebiet der Gesetzgebung noch in dieser Session zu denjenigen Beschlüssen zu erledigen beabsichtigt, welche der Staatsrath beschlossen hat, und 1 zweitens die Frage, welche Maßnahmen bezüglich derjenigen Be⸗ schlüsse des Staatsraths seitens der Staatsregierung ergriffen werden sollen, welche ohne Mithilfe der Parlamente durchgeführt werden können.

Ich werde mir gestatten, zunächst die Beschlüsse, die der Staats⸗ rath gefaßt hat, mitzutheilen, indem ich die betreffenden Beschlüsse verlese. Ich werde dann die Beschlüsse, welche die Staatsregierung zu den Beschlüssen des Staatsraths gefaßt hat, mittheilen, und werde schließlich an der Hand der einzelnen Beschlüsse des Staats⸗Ministerims mittheilen, in welcher Lage sich die Ausführung dieser Beschlüsse be⸗ findet. Die mir vorliegende Zusammenstellung der Beschlüsse des Staatsraths sagt Folgendes:

„Der Staatsrath erkennt die Nothlage der Landwirthschaft an. Die dadurch drohende Gefährdung des allgemeinen Staatsinteresses fordert mit Nothwendigkeit die Anwendung aller durchführbaren und zweckdienlichen Mittel zur Bekämpfung der Nothlage. Bei der Be⸗ antwortung der dem Staatsrath in diesem Sinne vorgelegten Fragen ist derselbe zu folgenden Ergebnissen gelangt:

M1) Die in Nr. 1 der Vorlage für den Staatsrath ausgeführten Vor⸗ schläge, welche eine unmittelbare Einflußnahme auf den Preis des Getreides durch Eingreifen des Staats in den Handel bezwecken, sind als undurchführbar und, wenn sie durchführbar wären, hinsichtlich der Erreichung des Ziels einer allgemeinen gleichmäßigen Preissteigerung als zweifelhaft in ihrem Erfolge erkannt worden. Eine so weitgehende Aufgabe, wie sie den staatlichen Vorschlägen zugedacht wird, erscheint invereinbar mit einer richtigen Auffassung der Stellung des heutigen Staats im Erwerbs⸗ und Verkehrsleben. Der Staat kann nicht den sinkauf und Verkauf des Getreides mit der Verpflichtung, dabei das bedürfniß der Bevölkerung zu bemessen und jederzeit und überall scher zu stellen, übernehmen. Die Organe des Staats sind dazu nicht geeignet. Wenn damit noch der Auftrag verbunden wird, das wichtigste und allgemeinste Nahrungsmittel, namentlich der ärmeren Klassen, theurer zu verkaufen, als der Staat dasselbe in Händen hat, so muß hierin ein sozialpolitisch sehr bedenkliches Vorgehen gefunden werden. Die staatliche Leitung des Getreide⸗ berkehrs würde Ursache der größten Unzufriedenheit, gehässiger Ver⸗ dächtigungen und dadurch schwerer Schädigung des staatlichen Lebens sein.

Es kommt hinzu, daß die Monopolisierung des Handels mit auswärtigem Getreide den Handel im allgemeinen, insbesondere den

Berlin, Montag, den 8. Jul)

beiter schädigen würde. Auch kann nicht von der Hand gewiesen werden, daß andere Erwerbszweige den Anspruch auf Eingreifen des Staats zur Sicherstellung von Preisen, welche den Produktionskosten entsprechen, beanspruchen könnten, wenngleich anzu⸗ erkennen ist, daß die Bedeutung der Landwirthschaft nicht annähernd von einem der anderen Erwerbszweige erreicht wird.

Endlich sind die sämmtlichen bezeichneten Vorschläge nicht in Uebereinstimmung zu bringen mit den bestehenden Handelsverträgen, da dieselben die in letzteren gewährte Verkehrsfreiheit ihrem Umfange nach mehr oder weniger direkt vertragswidrig beschränken würde. Eine Abänderung der Verträge würde ohne Gegenleistung nicht erreichbar, auch angesichts der vorstehend entwickelten Bedenken nicht erstrebens⸗ werth sein.“

Den Herren ist es ja bekannt und ich darf dies hier nochmals bestimmt namens der Staatsregierung erklären, daß die Königliche Staatsregierung bei der Berathung dieses Beschlusses des Staats⸗ rathes zu der unabänderlichen Ansicht gelangt ist, daß sie in allen Punkten die Richtigkeit dieses Beschlusses anerkennt und dar änderlich festhalten wird. .

Dann hat der Staatsrath Folgendes beschlosen:

„Der Staatsrath glaubt, daß eine wesentliche Besserung dur solche Maßnahmen mit Erfolg anzubahnen sein wird, welche eine Verbilligung der Hervorbringungs⸗ und Umsatzkosten der landwirth⸗ schaftlichen Produkte, eine Verbilligung der für die Landwirthschaft nothwendigen Rohstoffe, Schutz der Zucker⸗ und Branntweinproduktion, Förderung den Rentengutsbildung, Verbilligung und Besserung des Kredits zum Zweck haben; auch hält er eine Erwägung der Währungs⸗ frage für dienlich.“ 1 Diesen Ausführungen schließt sich die Königliche Staatsregierung in vollem Umfange an.

Demgemäß hat nun der Staatsrath empfohlen: 8 88 1) Die gemischten Transitläger nebst ihrem Zollkredit auf solche Läger zu beschränken, welche dem Transitverkehr dienen und nicht für den Auslandsverkehr ausgenützt werden;

2) durchgreifende Reform der Produktenbörse in thunlichster Beschränkung der den Produktenpreis beeinflussenden Spiel⸗ und Spekulationsgeschäfte;

3) Unterstützung der genossenschaftlichen Errichtung von Korn⸗ speichern, um das Angebot der Produzenten zweckmäßiger zu gestalten;

4) Erwägung einer Aenderung der Kredite und der Ausbeute⸗ verhältnisse der Mühlen in dem Sinne, daß die Begünstigung des Vermahlens von ausländischem Getreide vermieden und der Verkauf des inländischen Getreides nicht ferner benachtheiligt wird;

5) die Reform der Zucker⸗ und Branntweinsteuergesetzgebung auf den von der Staatsregierung in Aussicht genommenen Grundlagen zu beschleunigen;

6) die von dem Herrn Reichskanzler in Erwägung genommenen e. hinsichtlich der Währungsverhältnisse zunächst abzu⸗ warten;

7) a. zur Verbilligung der landwirthschaftlichen Prod üuktion eine möglichst niedrige Gestaltung der Eisenbahntarife für Roh⸗ und Hilfsstoffe wie für landwirthschaftliche Erzeugnisse und die Erwägung der Einführung von Tarifen auf der Grundlage einer fallenden Skala unter Berücksichtigung etwa entgegenstehender lokaler Interessen in Erwägung zu nehmen;

b. die Erwägung einer außergewöhnlichen Ermäßigung für be⸗ stimmte Artikel auf weitere Entfernung in jedem einzelnen Fall. Endlich

c. die baldige Einführung der bereits in den Eisenbahn⸗Direk⸗ tionsbezirken von Breslau, Bromberg und Berlin geltenden Staffel⸗ tarife für Viehbeförderung auch für alle anderen Landestheile zu erwägen.

8) Begründung leistungsfähiger Landgemeinden bei Ausführung der Gesetze über die Bildung von Rentengütern, und zu diesem Be⸗ hufe staatliche Unterstützung der letzteren unter Ausdehnung dieser auf Arbeiterstellen.

9) Behufs Besserung des landwirthschaftlichen Realkredits eine möglichst ausgedehnte Umwandlung kündbarer, nicht amortisierbarer und hoch verzinslicher Privathypstheken in billigeren, unkündbaren, mit Zwangsamortisation verbundenen Anstaltskredit, und zu diesem Zweck eine anderweitige Regelung der Beleihungsgrenze für Landschaften und gleichwerthige öffentliche Kreditanstalten unter Mitheranziehung des Staatskredits in Anwendung zu bringen und den Kredit dieser An⸗ stalten auch für den kleineren Grundbesitz möglichst zugänglich zu machen.

10) Die Bildung eines Landes⸗Kreditinstituts im Anschluß an die Seehandlung zur Förderung des Genossenschaftskredits.

11) Die Bildung eines staatlichen Meliorationsfonds in Er⸗ wägung zu ziehen, um die Ausführung von Meliorationsarbeiten zu erleichtern.“

Meine Herren, die Staatsregierung hat alle diese Punkte sehr sorgsam erwogen. Zu dem ersten Punkt habe ich bereits das Ergebniß dieser Erwägung mitgetheilt, und bezüglich der übrigen Punkte darf ich Folgendes mittheilen:

Was die im Interesse der Landwirthschaft und der Milderung des Nothstandes vom Staatsrath in Vorschlag gebrachten Mittel betrifft es sind das die elf Punkte, die ich vorhin verlas so ist: 1) eine Vorlage, betreffend Beschränkung der gemischten Transitläger bezw. ihres Zollkredits inzwischen als Antrag an den Bundesrath ge⸗ langt, und, soviel mir bekannt, hat sich der Bundesrath mit diesem Antrag einverstanden erklärt.

2) Bezüglich der ad Nr. 2 vorgeschlagenen Reform der Produkten⸗ börse war eine besondere Beschlußfassung des Staats⸗Ministeriums nicht erforderlich, da inzwischen eine Vorlage wegen der Börsenreform an den Bundesrath gebracht war.

Ich bemerke, daß inzwischen auch der Bundesrath diese Vorlage angenommen hat, daß sie aber im Reichstag nicht mehr zur Verab⸗

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8 2 —21 schen Staats⸗Anzeiger. beim Staats⸗Ministerium zur Sprache gekommen, und es sind kom⸗ missarische Berathungen über die Frage der Errichtung staatlicher Umschlagsplätze für Getreide speziell für Berlin beschlossen. Zu einem abschließenden Ergebniß ha ben diese kommissarischen Berathungen noch nicht geführt. 3) Anläßlich des Beschlusses des Staatsraths ad 3 wegen Unter⸗ suchung der genossenschaftlichen Einrichtung von Kornspeichern hat das Staats⸗Ministerium ebenfalls kommissarische Berathungen der be⸗ theiligten Ressorts in der Voraussetzung für zweckmäßig erachtet, daß sich Genossenschaften für den Betrieb bilden. Ich darf bemerken: diese kommissarischen Berathungen sind eingeleitet. Es wird sich wesentlich um eine sehr erhebliche finanzielle Leistung des Staats handeln.

Abgesehen von der Befürwortung, die an diesen Beschluß ge⸗ knüpft ist, liegt es in der Absicht, in den nächsten Haushalts⸗Etat einen entsprechenden Betrag, wie ich hoffe, mit Zustimmung: des Herrn Finanz⸗Ministers einzustellen, um, wenn die Voraussetzung, also daß die Genossenschaften als Rechtsträg dieser Anlage eintreten, zutrifft, versuchsweise mit der Anlage vo einem oder mehreren Kornspeichern an geeigneten Stellen vorzugehen.

4) Anläßlich des Beschlusses ad 4 „Erwägung einer Aenderung der Kredit⸗ und Ausbeuteverhältnisse u. s. w.“ hat das Staats⸗Ministerium in Verbindung mit der für die Mühlenindustrie wichtigen Frage der Tarifierung von Mehl kommissarische Berathungen eingeleitet. Auch über das Rendement sind eine Reihe von Untersuchungen eingeleitet, welche indessen zum Abschluß noch nicht gelangt sind.

5) Bezüglich der Reform der Zucker⸗ und Branntweinsteuergesetz⸗ gebung auf der von der Staatsregierung in Aussicht genommene Grundlage, hat sich der Staatsrath laut Beschlußnummer 5 mit den ge⸗ planten Gesetzen einverstanden erklärt und eine thunlichste Beschleunigung für wünschenswerth erachtet.

Die Vorlage wegen der Reform der Branntweinsteuer ist, wie den Herren bekannt, inzwischen vom Reichstag verabschiedet.

Der Reichstag hat rücksichtlich der Zuckersteuervorlage ein Noth

standsgesetz verabschiedet, welches die bisherige Ausfuhrprämie bis 1897 aufrecht erhält. In dieser Zwischenzeit wird der Versuch ge⸗ macht, mit den auswärtigen Staaten eine Vereinbarung dahin zu treffen, daß überall die Exportprämien beseitigt oder gleichmäßig er⸗ mäßigt werden. Sollte das gelingen und anscheinend ist der Versuch, der eingeleitet ist, nicht aussichtslos so würde die deutsche Zuckerrübenindustrie auf dem auswärtigen Weltmarkt durchaus konkurrenzfähig sein. Die Staatsregierung giebt sich der Hoffnung hin, daß es gelingen werde, auf diesem Wege die Nothlag der Zuckerindustrie zu beseitigen. Für den Fall des Mißlingens dieser Verhandlungen ist aber bestimmt in Aussicht genommen, innerhalb der vorerwähnten Frist, für welche das Nothgesetz erlassen ist, zu einer entsprechenden Gesetzesvorlage, die bereits ausgearbeitet vorliegt, die Zustimmung des Reichstags zu beantragen. Die Vorlage ist Gegen⸗ stand eingehender kommissarischer Verhandlungen gewesen; einstweilen sind aber aus den Kreisen der Zuckerindustrie allerlei Bedenken gegen die Vorlage erhoben und es ist wohl aussichtslos, mit einer entsprechenden Vorlage bei dem Reichstag durchzudringen so lange nicht zu dem materiellen Inhalt eines solchen zu erlassenden Gesetzes die Zustimmung der Interessenten selbst erlangt ist. 6) In der Währungsfrage hat der Staatsrath beschlossen, das Ergebniß der von dem Reichskanzler und Minister⸗Präsidenten in der Sitzung des Reichstags vom 15. Februar d. J. angekündigten Ver⸗ handlungen abzuwarten. Ich nehme an, daß der Herr Minister von Boetticher noch weitere Mittheilungen zu dieser Frage machen wird. Soweit der preußischen Staatsregierung bekannt, hat der Herr Reichs⸗ kanzler mit den übrigen Bundesregierungen Unterhandlungen darüber eingeleitet, ob sie der Ansicht sind, daß seitens des Reichs eine inter⸗ nationale Konferenz zur Berathung dieser Frage zweckdienlich und erwünscht sei. Diese Verhandlungen sind, soweit mir bekannt, zu einem Abschluß noch nicht gelangt. 7) Anläßlich des ad 7 vom Staatsrath gefaßten Beschlusses hat das Staats⸗Ministerium Verhandlungen mit dem Landes⸗Eisenbahn⸗ rath eingeleitet. Dem Landes⸗Eisenbahnrath sind folgende Fragen vorgelegt:

a. Zur Verstärkung der schon jetzt erheblichen Wirkungen des Gesetzes über Beseitigung des Identitätsnachweises sollen die Tarife für Getreide aller Art und für Mühlenfabrikate nach den deutschen Seehäfen bei nachgewiesener Ausfuhr außerhalb Deutschlands in Staffelform derart ermäßigt werden, daß die heutigen Frachtsätze bei Entfernungen von 400 km um fast die Hälfte ermäßigt werden. Zweck dieser Maßregel ist, auf den von den Seehäfen räumlich entfernter gelegenen Produktionsgebieten des Inlandes die Ausfuhr in das Ausland zu ermöglichen.

Der Landes⸗Eisenbahnrath hat jüngst diesen Antrag einstimmig befürwortet; über die Ausführung dieses Beschlusses hat die Staats⸗ regierung eine Entscheidung noch nicht getroffen.

b. Der Landes⸗Eisenbahnrath ist darüber befragt, ob es im allgemeinen wirthschaftlichen Interesse liege, die in den östlichen Provinzen bestehenden Staffeltarife für lebende Thiere auf den ganzen Bereich der Monarchie auszudehnen.

Diese Frage hat der Landes⸗Eisenbahnrath mit 16 gegen 15 Stim⸗ men verneint (hört, hört!); ein Beschluß der Staatsregierung ist über diese Frage noch nicht gefaßt.

c. ist dem Landes⸗Eisenbahnrath eine Vorlage dahin gemacht, ob im allgemeinen Landesinteresse die Ermäßigung der Eisenbahn⸗ tarife für Grubenholz auf weite Entfernungen zu empfehlen sei.

Eine Stellung des Landes⸗Eisenbahnraths zur Sache ist noch nicht erfolgt, da der Ausschuß des Landes⸗Eisenbahnraths zunächst die Anhörung von Sachverständigen für nothwendig erachtet hat.

Ich darf ferner daran erinnern, daß für einzelne Produkte, namentlich für die von dem Herrn Antragsteller erwähnten Kunst⸗ dungmittel bereits eine wesentliche Ermäßigung zur Ausführung

schiedung gelangt ist.

und dadurch auch die Industrie und die Ar⸗

Bei diesem Anlaß sind Mängel des Getreidehandels in Berlin

gelangt ist.

8) Bezüglich des Beschlusses sub 8 wegen Bildung von