1895 / 168 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 17 Jul 1895 18:00:01 GMT) scan diff

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Spanien. 8 Durch ministerielle Verordnung vom 9. d. M., ist für Herkünfte aus Amoy wegen der daselbst aufgetretenen Pest eine dreitägige Beobachtung angeordnet worden. b

Zufolge Königlicher Verordnung vom 10. d. M. unterliegen Her⸗ künfte von Singapore wegen der daselbst aufgetretenen Cholera einer Quarantäne; die Häfen im Umkreis von weniger als 165 km von Singapore gelten als verdächtig.

Durch Königliche Verordnung vom 9. d. M. sind die s. Z. gegen Buenos Aires, die Provinz Santa Fé, San Nicolas, San Pedro, Concordia und Gualeguaychüä wegen Cholera angeordneten Maßregeln unter den üblichen Bedingungen aufgehoben worden. (Vergl. „R.⸗ Anz.“ Nr. 7 vom 9. Januar und Nr. 116 vom 15. Mai d. 8)

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks Ruhr und in Oberschlesien. b An der Ruhr sind am 16. d. M. gestellt 11 562, nicht rechtzeitig gestellt 76 Wagen. In Oberschlesien sind am 15. d. M. gestellt 4386, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen. 14.“

Zwangs⸗Versteigerungen. Beim Königlichen Amtsgericht II Berlin standen am 16. Juli die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Das im Grundbuch von Zehlendorf Band 31 Blatt Nr. 967 auf den Namen der verwittweten Frau Rosa Barton, geb. Ehrlich, und ihrer Tochter, der minderjährigen Frida Barton, beide in Zehlendorf wohnhaft, eingetragene, zu Zehlendorf, Auguststraße 8, belegene Grund⸗ stück, welches eine Fläche von 7,94 a hat und mit 633 Nutzungswerth zur Gebäudesteuer veranlagt ist. Das geringste Gebot wurde auf 206 festgesetzt; mit dem Gebot von 11 405 blieb der Restau⸗ rateur Gottlieb Hanschmann zu Schöneberg, Kyffhäuser⸗ straße 10, Meistbietender. Das im Grundbuch von Groß⸗ Lichterfelde Band 61 Blatt Nr. 1836 auf den Namen des Bau⸗ technikers Ernst Lieberam, früher zu Berlin, jetzt unbekannten Aufenthalts, eingetragene, zu Groß⸗Lichterfelde, Ecke Drake⸗ und Stubenrauchstraße, belegene Grundstück, Flächenraum 7,75 a. Das geringste Gebot wurde auf 4080 festgesetzt. Meistbietender klieb der In⸗ genieur Carl Engelmann zu Berlin, Weißenburgerstraße 65, mit dem Gebot von 45 000 Eingestellt wurde das Verfahren der Zwangsversteigerung wegen des im Grundbuch von Schöne⸗ berg Band 21 Blatt Nr. 921 auf den Namen des Kaufmanns Gustav Voth einaetragenen, zu Schöneberg, Sponholzstraße 16, belegenen Grundstücks.

Als Direktoren sind bei der Preußischen Zentral⸗ Bodenkredit⸗Aktiengesellschaft in Berlin eingetreten: Re⸗

ierungs⸗Rath Dr. Schwartz und Regierungs⸗Assessor Dr. Lindemann. Rach ihrer Wahl durch den Verwaltungsrath ist die nach Art. 20. der Statuten erforderliche landesherrliche Bestätigung durch Aller⸗ höchste Kabinets⸗Ordre vom 14. d. M. ertheilt worden.

Die Einnahmen der Hessischen Ludwigs⸗Eisenbahn⸗ gesellschaft betrugen im Juni d. J. 1 899 790 (+ 77 904) ℳ, und vom 1. Januar bis Ende Juni d. J. 9 818 495 (— 3186) 1 Die Betriebseinnahmen der Gotthardbahn betrugen im Juni 1895 für den Personenverkehr 370 500 (im Juni 1894 320 500) Fr., für den Güterverkehr 844 500 (im Juni 1894 814 500) Fr., verschiedene Einnahmen im Juni 1895 60 000 (im Juni 1894 55 000) Fr., zusammen 1 275 000 (im Juni 1894 1 190 000) Fr. Die Betriebsausgaben betrugen im Juni 1895 695 000 (im Juni 1894 660 000) Fr. Demnach Ueberschuß im Juni 1895 580 000 (im Juni 1894 530 000) Fr.

Königsberg, 16. Juli. (W. T. B.) Getreidemarkt. Weizen unverändert. Roggen unverändert, do. pr. 2000 Pfd. Zoll⸗

ewicht 115. Gerste träge. afer ruhig, do. loko pr. 2000 Pfd. Folgewict 115. Weiße Erbsen pr. 2000 Pfd. Zollgewicht 106,00. Spiritus pr. 100 Liter 100 % loko 37 ½, do. pr. Juli 38 ¼, do. pr. September 38 ½.

Danzig, 16. Juli. (W. T. B.) Getreidemarkt. Weizen loko behauptet, Umsatz 50 t, do. inländ. hochbunt u. weiß 145, do. inländ. hellbunt 141, do. Transit hochbunt und weiß 108—109, do. hellbunt 104 105, do. Termin zu freiem Verkehr pr. Sept.⸗Okt. 142,50, do. Transit pr. Sept.⸗Okt. 107,50, Regulierungspreis zu freiem Verkehr 142. Roggen loko fester, do. inländischer 120,00, do. russischer und polnischer zum Transit 84,00, do. Termin pr. Sept.⸗Okt. 122,50, do. Termin Transit pr. Sept.⸗Okt. 87,50, do. Regulierungspreis zum freien Verkehr 121. Gerste, große (660 700 Gramm) 105. Gerste, kleine (625 —- 660 Gramm) 95. Hafer, inländischer 108 112. Erbsen, inländische 115. Spiritus loko kontingentiert 57,00, nicht kontingentiert 37,50. Magdeburg, 16. Juli. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker exkl., von 92 % —,—, neue —. Kornzucker exkl., 88 % Rendement —,—, neue 10,20 10,30, Nachprodukte exkl., 75 % Rendement 7,00 7,80. Ruhig. Brotraffinade I 22,75, Brot⸗ raffinade II 22,50. Gem. Raffinade mit Faß 22,75 23,00. Gem. Melis I mit Faß —. Ruhig. Rohzucker I. Produtt Transito f. a. B. Hamburg pr. Juli 9,82 ½ Ed., 9,92 ½ Br., pr. August 9,95 bez., 9,97 ½ Br., pr. September 10,10 bez. u. Br., pr. Oktober⸗ Dezember 10,42 ½ Gd., 10,45 Br. Stetig.

Leipzig, 16. Juli. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. pr. Juli 3,07 ½ ℳ, pr. August 3,07 ½ ℳ, pr. September 3,10 ℳ, pr. Oktober 3,12 ½ ℳ. pr. No⸗ vember 3,15 ℳ, pr. Dezember 3,15 ℳ, pr. Januar 3,15 ℳ, pr. Februar 3,17 ½ ℳ, pr. März 3,17 ½ ℳ, vr. April 3,20 ℳ, pr. Mai 3,20 ℳ, pr. Juni 3,20 Umsatz 15 000 kg.

Bremen, 16. Juli. (W. T. B.) Börsen⸗Schlußbericht. Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Brremer Petroleum⸗Börse.) Ruhig. Loko 6,95 Br. Baumwolle. Schwach. Upland middl. loko 35 ¼ 4. Schmalz. Ruhig. Wilcox 34 ₰, Armour sbhield 34 ₰, Cudahy 35 ¼ ₰, Fairbanks 29 ₰. Speck. Ruhig. Short clear middling loko 31. Wolle. Umsatz 223 Ballen. Taback. Umsatz 102 Seronen Am⸗

balema.

Hamburg, 16. Juli. (W. T. B.) Kaffee. (Nachmittags⸗ bericht.) Good average Santos pr. Juli 74, pr. Septem 74 ¼, vr. Dezember 72 ¾, pr. März 72. Ruhig. Zucker⸗ markt. (Schlußbericht.) Rüben⸗Rohzucker I. Produkt Basis 88 % Rendement neue Üsance, frei an Bord Hamburg, pr. Juli 9,92 ½, pr. August 10,00, pr. Oktober 10,37 ½, pr. Dezember 10,57 ½. Stetig.

„Wien, 16. Juli. (W. T. B.) Die vom Reichs⸗Finanz⸗ Ministerium zur Ausgabe gebrachte 4 % Landes⸗Anleihe für Bosnien und die Herzegowina von 24 Millionen Kronen wurde auf Grund seines Angebots dem Wiener Bankverein zum Kurse von 96,1 zugesprochen.

„Amsterdam, 16. Juli. (W. T. B.) Java⸗Kaffee good ordinary 54. Bankazinn 39.

Antwerpen, 16. Juli. (W. T. B.) Wollauktion. An⸗ geboten 2266 Ballen Laplata, 74 Ballen australische. Verkauft 2266 Ballen Laplata, 72 Ballen australische. Preise 5—10 höher.

Verdingungen im Auslande.

Niederlande.

26. Juli, 1 Uhr. Im Gebäude des Ministerie van Waterstaat, Handel & Nyverheid im Haag: Lieferung von Stoffen für An⸗ fertigung der Uniformen der Post⸗ und Telegraphenbeamten. Be⸗ dingungsheft liegt zur Einsicht im vorerwähnten⸗Ministerialgebäude und ist bei Franko⸗Anfrage gegen Bezahlung der Kosten erhältlich bei den Buchhändlern Gebr. van Cleef, Spui im Haag.

26. Juli. Im Gebäude des Departements van Waterstaat, Handel & Nyverheid, Binnenhof im Haag: Wiederherstellung und Verbesserung der Reichs⸗Telegraphenlinien in den Provinzen

Süd⸗Holland und Utrecht. Schätzung 2215 Fl. Bedingungsheft liegt zur Einsicht bei, vorgenanntem Departement und ist auf Franko⸗ Anfrage gegen Bezahlung der Kosten erhältlich bei Buchhändler Gebr. van Cleef, Spui 28a im Haag. Nähere Auskunft erhältlich beim hoopdingenieur der telegraphie im Haag und beim opzichter der telegraphie W. J. van Gulik in Utrecht. Rumänien. 3

10. August. Ministerium der öffentlichen Arbeiten in Bukarest: 14 000 t Granitsteine für Eisenbahndämme. Kostenanschlag 99 000 Fr.

13. August. Ebendaselbst: Steinarbeiten an der Brücke bei Bucov. Kostenanschlag 45 000 Fr.

Der Schiffsverkehr im Kaiser Wilbelm⸗Kanal ge⸗ staltete sich für den Anfang und namentlich in Berücksichtigung des Umstandes, daß bisher nur Schiffe bis zu 4 ½ m Tiefgang zur Durchfahrt zugelassen wurden, recht befriedigend. Es haben in der Zeit vom 1. bis 8. Juli den Kanal durchfahren: 1) von Holtenau aus: 177 Dampf⸗ und Segelschiffe mit 11 997 Re⸗ gistertonnen netto, 2) von Brunsbüttel aus: 148 Dampf⸗ und Segelschiffe mit 10 315 Registertonnen netto, 3) von Rendsburg aus: 191 Dampf⸗ und Segelschiffe mit 5770 Register⸗ tonnen netto, zusammen 516 Dampf⸗ und Segelschiffe mit 28 082 Registertonnen Nettoraumgehalt. Diese Schiffe haben an Kanal⸗ abgaben und Schlepplohn entrichtet: zu Holtenau 4603,32 ℳ, zu Brunsbüttel 6724 ℳ, zu Rendsburg 438,69 ℳ, zusammen 11 766,01 Von der Kanalabgabe befreite Schiffe (Kriegsschiffe ꝛc.) sind in diese Schiffszahlen nicht eingerechnet.

Der Postdampfer „Obdam“ der Niederländisch⸗Amerikanischen Dampfschiffahrts⸗Gesellschaft ist am 15. Juli d. J. in New⸗York

angekommen. 1

Bremen, 17. Juli. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Saale“ ist am 15. Juli Abends auf der Weser angekommen. Der Postdampfer „Roland“⸗ist am 15. Juli Vormittags in Antwerpen angekommen. Der Postdampfer „Neckar' ist am 15. Juli Abends auf der Weser angekommen. Der Reichs⸗Postdampfer „Gera“ ist am 15. Juli Nachmittags in Antwerpen angekommen.

London, 16. Juli. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Scot“ ist auf der Heimreise Dienstag von Madeira abge⸗ gangen. Der Castle⸗Dampfer „Doune Castle“ ist Sonntag auf der Ausreise in Kapstadt angekommen.

17. Juli. (W. T. B.) Der Uniondampfer „Goth“ ist auf der Heimreise gestern von den Canarischen Inseln ab⸗

gegangen.

Theater und Musik.

Konzerte. as gestrige Militär⸗Konzert der Kapelle des Garde⸗Jäge Bataillons aus Potsdam sowie das Auftreten des hier bereits mehrfach gehörten vortrefflichen Cornet⸗Quartetts der Königlichen Kammermusiker Schulz, Taubert, Stein und Plaß hatte bei dem schönen Sommerwetter eine ansehnliche Zuhörerschaft nach Kroll's Garten hinausgelockt. Unter Leitung des Herrn E. Lüttich eröffnete die Kapelle das Konzert mit einem festlichen Marsch „Unter dem Siegesbanner“ von F. von Blon, auf welchen Ouvertüren von Gervais, Boieldien, Maillard, aut arrangierte Opernscenen bekannter Meister und verschiedene Märsche und Tänze folgten. Nicht nur die Klangschönheit der Trompeten, Tuben, Waldhörner und Posaunen, welche dieser Kapelle besonders zu eigen ist, sondern auch die technische Behandlung derselben, die bei Ausführung der ursprünglich für Geigen und Flöten bestimmten Passagen mitunter an Virtuosität grenzte, erweckten den Beifall des Publikums. Die musterhafte in dem Zusammenwirken ließ nichts zu wünschen übrig. as Cornet⸗Quartett trug mit der an demselben stets ge⸗ rühmten Feinheit der Schattierungsweise arrangierte Gesangs⸗ quartette von Kreutzer, Hermes, Koschat und Otto vor. Der leb⸗ hafte Beifall veranlaßte sowohl die Kapelle wie auch die Cornet⸗ Bläser am Schluß noch zu einigen Zugaben

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Mannigfaltiges.

Die geplante Deutsche Kolonial⸗Ausstellung ist ein Theil der Berliner Gewerbe⸗Ausstellung 1896, hat aber den Vorzug, daß der gesammten deutschen Industrie die Theilnahme an derselben ermöglicht ist. Da schon jetzt Anmeldungen aus allen Theilen des Reichs einlaufen, so ist ein interessantes Bild aller derjenigen Industrien zu erwarten, welche Absatz nach den Kolonien haben. Der Arbeitsausschuß besteht aus den Herren: Schran, Kaiser⸗ licher Bauinspektor im Auswärtigen Amt (welcher über 13 Jahre in Afrika gelebt und einer der tüchtigsten Kenner West⸗Afrikas ist), Graf von Schweinitz (dem bekannten Ost⸗Afrikaforscher und Sieger von Tabora) und Emil Selberg (Chef des bekannten Export⸗ hauses Selberg u. Schlüter).

Die Spende von 30 000 ℳ, welche Herr Rudolph Hertzog für die Armen Berlins an den Ober⸗Bürgermeister Zelle über⸗ sandte, hat derselbe der Stiftungs⸗Deputation, Poststraße 16, zur Verfügung überwiesen. Bittschriften zur Erlangung einer Unter⸗ Fn aus dieser Spende sind daher nur an genannte Deputation zu richten.

Homburg v. d. H., 16. Juli. Bei dem heutigen Lawn⸗ Tennis⸗Tournier für Offiziere der deutschen Armee und Marine erhielt dem „W. T. B.“ zufolge den Preis Seiner Majestät des Kaisers Lieutenant Bencard vom Feld⸗Artillerie⸗Regiment von Podbielski (Niederschlesisches) Nr. 5.

Köln, 16. Juli. Der frühere Reichstags⸗ und Landtags⸗ Abgeordnete August Reichensperger ist heute Nachmittag nach längerem Leiden infolge von Altersschwäche gestorben. Er war am 22. März 1808 in Koblenz geboren und hat somit ein Alter von 87 Jahren erreicht. In den Jahren 1827 bis 1830 studierte er in Bonn, Heidelberg, Berlin die Rechte, trat dann in den Staatsdienst ein und wirkte an den Landgerichten in Koblenz und Trier, wo er Landgerichts⸗Rath wurde, und später in Köln als Avpellationsgerichts⸗Rath. Schen als Land⸗ gerichts⸗Rath in Trier war er in hervorragender Weise politisch thätig. 1848 war er Mitglied des Frankfurter Parlaments, wo er sich zur Rechten hielt. 1849 wurde er Avppellationsgerichts⸗Rath in Köln. 1850 war er Mitglied des Erfurter Parlaments und stimmte dort gegen die Union. In demselben Jahre noch wurde er Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses. 1852 gab er mit seinem Bruder Peter Reichens⸗ perger, Mallinckrodt und einigen anderen die Anregung zur Gründung der katholischen Fraktion im Abgeordnetenhause. Dem Norddeutschen wie dem Deutschen Reichstage gehörte er lange Jahre als parla⸗ mentarischer Vertrauensmann der deutschen Katholiken an. Im Jahre 1879 schied er krankheitsbalber aus dem Staatsdienst. Bis 1884 war er Mitglied des Reichstags, bis 1885 Mitglied des Ab⸗ geordnetenbauses. Während seiner dienstlichen und politischen Thätig⸗ keit fand August Reichensperger noch Zeit, auf idealen Gebieten frucht⸗ bringend zu wirken. Als im Jahre 1840 sich die Bewegung für den Ausbau des Kölner Doms Bahn brach, war er einer der ersten, die für die Gründung des Zentral⸗Dombau⸗Vereins eintraten, und als am 14. Februar 1842 der Verein gegründet wurde, übernahm er die Stelle eines Vereinssekretärs. Am 14. Februar 1892 konnte er als langjähriges Vorstandsmitglied auf eine fünfzigjährige segensreiche Thätig, keit als einziger noch lebender Mitbegründer des Vereins zurückblicken. Als Kunsttheoretiker ist der Verstorbene in begeisterter Weise mit zahlreichen Schriften für die Anwendung der Gothik nicht nur in der kirchlichen, sondern auch in der profanen Baukunst eingetreten.

Meppen, 16. Juli. Die Enthüllung des Windthorst⸗ Denkmals ist heute Mittag programmgemäß verlaufen. Die feier⸗ liche Zeremonie der Enthüllung und der Uebergabe an die Stadt vollzog, wie die „Germania“ meldet, der Vorsitzende des Lokalcomités, a. D. Schoeningh. Im Namen des Magistrais nahm

ürgermeister Augustin mit Dank das Geschenk an, worauf der Ver⸗ treter des Wahlkreises Meppen im Reichstage, Abg. Branden⸗ burg, die Weiherede hielt. Bei dem darauf folgenden Festmahl hielt Dechant Nieters die Begrüßungsrede. Abg. von Hagen feierte in seinem Toast den Papst und den Kaiser, Bürgermeister Augustin toastete auf den Herzog von Arenberg, Oberlehrer Kuddes auf den Bischof von Osnabrück, Geheimer Regierungs⸗Rath Behnes auf die Familie Windthorst, von welcher vier Vertreter anwesend waren.

Ulm, 16. Juli. Zur Erinnerung an die Mobilmachung vor 25 Jahren rückten heute früh sämmtliche Truppen auf das Lerchen⸗ feld, die Fahnen und die ersten Geschütze mit Eichenlaub bekränzt. Der Divisions⸗Kommandeur, General⸗Lieutenant von Pfaff hielt eine schwungvolle Ansprache an die versammelten Truppen.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Sofia, 17. Juli. (W. T. B.) Die „Swoboda“ giebt eine Darstellsgng von dem Attentat auf Stambulow, weche mit den bereits gemeldeten Berichten überein⸗ stimmt. Das Blatt spricht jedoch nur von drei Angreifern und behauptet, Petkow habe 10 Minuten bei dem am Boden liegenden Stambulow verbleiben müssen, ohne Hilfe zu er⸗ halten. Das Blatt macht den Prinzen Ferdinand und die Regierung für das Attentat verantwortlich, da sie Stambulo nicht hätten abreisen lassen. G

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Wetterbericht vom 17. Juli, 8 Uhr Morgens.

Wind. Wetter.

u. d. Meeressp. red. in Millim. Temperatur

1 halb bed.

3 halb bed.

2wolkig

2bedeckt

2 bedeckt

2 wolkig I1

1 bedeckt

2 woltig

1 wolkenlos

1 wolkenlos

1 bedeckt

3 halb bed.

4 bedeckt

4 bedeckt

1 woltis 171

1 wolkenlos 18

3 wolkenlos 19 still wolkenlos 15.

3 wolkenlos 18 still wolkenlos 16 stih bedeckt 16

1 Bar. auf 0 Gr.

2

Belmullet Lbö,8öe ZOA““ 111“ Keopehagen . . . 6 Stockholm.. S

1 S. .5 19G89,8 2 , 9 O F JZö ““ 750

Cherbourg.. 111

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Paris. C Münster.. I111¹n b11111—““ bbb11ö1ö16“ ö14“* 111“ 16“ b1111141“ Wien.. still wolkenlos 17 uI1X“X“ 1 bedeckt 14 Ile d'eAütr. 760 WSW 3 wolrig 10 1114“ still heiter 23 14*¹ 1 bedeckt 26 Uebersicht der Witterung. Die Luftdruckvertheilung ist gleichmäßiger geworden. Nur über Nordrußland steht das Barometer noch unter 750 mm, während in einem Zentral⸗Europa, Ostfrankreich und Süd⸗Europa umfassenden Gebiet der Luftdruck nur wenig 760 mm übersteigt. Depressionen unter 755 mm liegen im Nordwesten und Südwesten Großbritanniens. In Ostdeutschland ist am Morgen bei mäßigen westlichen Winden das Wetter noch kühl und trübe, an der Küste fiel Regen. In West⸗ deutschland herrscht bei schwacher Luftbewegung vielfach wolkenloses Wetter. Die Temperatur ist daselbst gestiegen und nahezu normal. Niederschläge werden aus Westdeutschland nicht gemeldet, doch ist das Auftreten zahlreicher Gewitter zu erwarten. Deutsche Seewarte.

90 G 9

58912 Gh 8

5

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S 9

8

Neues Theater. Schiffbauerdamm 4 a. /5. Donnerstag: Ensemble⸗Gastspiel der Mitglieder des Carl Schultze⸗Theaters (Ham⸗ burg) unter Leitung des Direktors José Ferenczu. Tata⸗Toto. Vaudeville in 3 Akten nach Bilhaud und Barré von Victor Lson und F. Zell. Musik von Antoine Banés. Anfang 7 ½ Uhr.

Freitag: Tata⸗Toto.

Familien⸗Nachrichten.

Frl. Lisbeth Hoppe mit Hrn. Sec.⸗Lieut. Arndt von

Steuben (Gleiwitz). Frl. Alice Herrmann mit Hrn. Thierarzt

Richard Burggraf (Berlin). Frl. Bettina Weidemann mit Hrn.

Prem.⸗Lieut. von Jeinsen (Berlin). Freiin Mathilde von Pentz

Fit de. Prem.⸗Lieut. Orto von Buchwald (Schloß Brandis arburg).

Verehelicht: Hr. Major Paul von Wietersheim Vorberg ( S Geboren: Ein Sohn: Hrn. Staatsanwalt Lüdke (Beuthen O.⸗S.). Eine Tochter: Hrn. Prem.⸗Lieut. von Rothkirch und Panthen (Mückenhain). Hrn. Pfarrer G. von Szczepänski (Pfarrhaus

Carvin). Hrn. Landrichter Hoffmann (Oppeln).

Gestorben: Fr. Rittergutsbesitzer Clara Schaefer, geb. Neumann (Breslau). Verw. Fr. Polizei⸗Kommissar Catharina Husmann (Breslau). Verw. Fr. Proviantamts⸗Kontroleur Alwine Köhle⸗, geb. Alberti (Breslau). Verw. Freifrau Lyda von Boenigk, gib. von Pritzelwitz (Breslau). Verw. Fr. Rektor Henriette Bau⸗ mann, geb. Gräbner (Pretzsch). Fr. Landgerichts⸗Präsident Elisabeth Hachfeld, geb. von Maaßen (Dessau). Hr. Major z. D. Gottlob Hanns von Larisch (Bad Salzungen). Freifrau Anna von Maltzahn, geb. von Plessen (Blücherhof).

mit Ftl. Ilse

Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin. Verlag der Expedition (i. V.: Koye) in Berlin.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗Anstalt. Berlin SW., Wilhelmstraße 323.

Fünf Beilagen (ein schließlich Börsen⸗Beilage)

Theater⸗Anzeigen. 8

eütschen

R

Literatur.

Rechts⸗ und Staatswissenschaft.

Jahrbuch für Entscheidungen des Kammergerichts in Sachen der nichtstreitigen Gerichtsbarkeit und in Strafsachen, herausgegeben von Reinhold Schow, Geheimem Ober⸗Justiz⸗-Rath a. D. XIV. Bd. 1895. Verlag von Franz Vahlen in Berlin. (Pr. geb. 8,20 ℳ) Der Erste Zivilsenat des Kammergerichts ist auf dem Gebiet der nichtstreitigen Rechtspflege der oberste Gerichtshof für Preußen, wie der Strafsenat des Kämmer⸗ gerichts in Strafsachen auf dem Gebiet der preußischen Strafgesetz⸗ gebung. Hiermit ist die Bedeutung der Entscheidungen dieser Senate unter dem Vorsitz des Präsidenten des Kammergerichts, Wirklichen Geheimen Ober⸗Justiz⸗Raths Drenkmann und des Senats⸗Präsidenten Groschuff gekennzeichnet. Die Bearbeitung der einzelnen Rechts⸗ sprüche rührt von Mitgliedern des Gerichtshofs her, nament⸗ lich auch die in den Ueberschriften scharf und sicher gefaßten Angaben des Inhalts. Der vorliegende Band bringt Entscheidungen aus folgenden Gebieten: Allgemeine Grundsätze über das Rechtsmittel der Beschwerde und der weiteren Beschwerde (2); gerichtliche Verkaufs⸗ bewilligung beim kaufmännischen Pfandrecht, gewerbliche Register (12); Erbbescheinigungen, Nachlaßsachen, Testamentssachen (6); Vormund⸗ schaftssachen (8); Grundbuchsachen (22); Kosten, Stempel (14); Straf⸗ sachen (97). Daran schließen sich 17 Entscheidungen von Ober⸗Landes⸗ gerichten auf die weitere Beschwerde. Nach einigen literarischen Anzeigen wird der Abschluß gemacht mit einem alphabetischen Register und einem sorgfältigen Quellenregister. Richtern, Staats⸗ und Amts⸗ anwalten, Rechtsanwalten und allen Verwaltungsbehörden erweist sich dieses Jahrbuch nach wie vor als unentbehrlich. Zusammen⸗ stellungen der Inhaltsangaben können einen Ersatz nicht bieten, denn die sorgfältig ausgearbeiteten Gründe sollen überzeugen und wirksam sein.

Die Delikte gegen das Urheberrecht nach deut⸗ schem Reichsrecht, dargestellt von Dr. Franz van Catker, Cöö der Rechte an der Universität Jalle. Verlag von Max

ijemeyer in Halle a. S. Beim Durchblaͤttern der neueren Lehr⸗ hücher des Strafrechts findet man häufig am Schluß einer Erörterung über die allgemeinen Grundsätze die Bemerkung: „Interessante Be⸗ sonderheiten ergeben sich aus einzelnen Bestimmungen der strafrechtlichen Nebengesetze. Diese strafrechtlichen Nebengesetze, welche gesammelt und mit guten Erläuterungen versehen sind für Preußen von A. Groschuff, Senats⸗Präsidenten am Kammergericht, Eichhorn, Kammergerichts⸗Rath, Dr. Delius, Amtsrichter in Hamm, für das Deutsche Reich (2. Aufl.) von Dr. M. Stenglein, Reichsgerichts⸗Rath (beide Sammlungen in Berlin bei Otto Liebmann erschienen), sind vielfach ohne inneren Zusammenhang miteinander, dagegen können andere zu Gruppen ver⸗ einigt werden. Letzteres gilt namentlich von denjenigen Gesetzen, welche sich auf das Urheberrecht beziehen und in der Reichsverfassung Art. 4 Nr. 5 und 6 als die Erfindungspatente und den Schutz des geistigen Eigenthums betreffend bezeichnet sind. Kommentare zu diesen Gesetzen sind in großer Zahl vorhanden, bedenklich im Rückstand dagegen sind selb⸗ ständige systematische Bearbeitungen. Was endlich eine wissenschaftliche Darstellung der ganzen Gruppe anlangt, so ist hier allein das Lehrbuch des deutschen literarischen, künstlerischen und gewerblichen Urheber⸗ rechts von Dr. P. Daude, Geheimem Regierungs⸗Rath, Universitäts⸗ richter an der Friedrich⸗Wilhelms⸗Universität zu Berlin (Stuttgart, Ferdinand Enke) zu nennen. Der Verfasser des hier angezeigten Werkes hebt in der Einleitung zutreffend hervor, daß die in der Gruppe „Urheberrechtsgesetze“ enthaltenen Strafbestimmungen zum nicht geringen Theil unter unmittelbarer Theilnahme derjenigen Kreise zustande gekommen seien, deren Interessen durch das Gesetz rechtlich zur Geltung gebracht würden und nunmehr durch die Strafandrohung gegen Verletzung geschützt werden sollten. Das habe vielfach zur Folge ein viel schärferes Hervortreten des Zwecks im Recht, als das in den Bestimmungen des Strafgesetz⸗ buchs der Fall sei. Nachstehend sei verzeichnet, in welcher Weise der Verfasser seinen Stoff geordnet hat. Im Theil I ist ein Ueberblick über die geschichtliche Entwickelung gegeben mit folgenden Abschnitten: Zeit der Privilegien; Anfänge der Gesetzgebung; Bundesrecht und deutsches Partikularrecht; Rechtsprechung und Wissenschaft; Quellen und Literatur des geltenden Rechts. Theil II ist der Dogmatik des geltenden Rechts gewidmet mit folgenden Abschnitten: Allgemeiner Charakter und systematische Stellung der Delikte gegen das Urheberrecht. Es wird hier folgender Satz aufgestellt: „Die Verbrechen gegen das Urheberrecht sind weder in der Gruppe der Delikte gegen das Vermögen, noch in der Gruppe der Delikte gegen die Person aufzuführen, sondern es ist denselben als einer selbständigen Gruppe der Platz neben den oben genannten Gruppen anzuweisen.“ (S. 78.) Der wesentlichste Theil des Werkes ist der Darstellung des objektiven That⸗ bestandes der einzelnen Delikte gewidmet, und zwar: Verletzung des Urheberrechts an Schriftwerken, an Werken der bildenden Künste, der Photographie, an Erfindungen und Gebrauchsmustern. Es folgt der subjektive Thatbestand der Delikte, Thäterschaft und Theilnahme, Vollendung und Versuch. Den Abschluß machen: der internationale Schutz des Urheberrechts, Strafe, Antrag, Verjährung. Wenn hiermit der Gang der Untersuchung angegeben ist, so ist es Aufgabe der fach⸗ wissenschaftlichen, strafrechtlichen Zeitschriften, auf Einzelheiten be⸗ urtheilend einzugehen; hier sollte die Aufmerksamkeit weiter Kreise auf das Werk gerichtet werden.

Die Begriffe der Verwaltungsrechtspflege und des Verwaltungsstreitverfahrens nach preußischem Recht. Von Dr. jur. Otto Mueller. Berlin, Carl Heymann’s Verlag. (Preis 4 ℳ) Wenn bei dem Wandel der Gesetzgebung sich die Sammlungen und Zusammenstellungen der Gesetze mehrten und damit die Uebersichtlichkeit erschwert wurde, so ist es erklärlich, daß selb⸗ ständige Darstellungen der Rechtspflege in Verwaltungssachen im Rückstand blieben und eine Kenntniß sich nur bei denjenigen finden konnte, welche unmittelbar in dem Verfahren thätig waren. Um so

1. Untersuchungs⸗Sachen. 2. Aufgebote, F en u. dergl. 3. Unfall⸗ und Invaliditäts⸗ ꝛc. Versicherung. 4. Verkäufe, Verpachtungen, Verdingungen ꝛc. 5. Verloosung ꝛc. von Werthpapieren.

Erste Beilage

Berlin, Mittwoch, den 17. Juli

erfreulicher ist jetzt das Hervortreten einer systematischen und be⸗ rathenden, geschichtlich vergleichenden und begründenden Darstellung. In letzter Beziehung sei z. B. auf die Beantwortung der Frage auf⸗ merksam gemacht, weshalb es nothwendig sei, daß die Verwaltungs⸗ gerichte ihre Entscheidung nach freier Ueberzeugung zu treffen haben und die Verwaltungsrechtspflege dem Dienstbefehl entrückt sei (S. 113 ff.). Es kann hier nicht darauf ankommen, ob den scharf entwickelten Ansichten (S. 153) entgegenzutreten sei; mit Zuversicht darf erwartet werden, daß die Schrift zur Fortentwickelung Anregung geben wirded.ʒ 1 Statistik.

Beiträge zur Statistik Mecklenburgs, herausgegeben vom Großherzoglichen Statistischen Bureau zu Schwerin. Stiller'sche I Schwerin. Heft 3 des 12. Bandes enthält die Er⸗ gebnisse der Beobachtungen über die Entwickelung der Pflanzen im Großherzogthum Mecklenburg⸗Schwerin in den Jahren 1867 bis 1894. Das Sammeln von Aufzeichnungen über die Entwicke⸗ lung der Pflanzen hat für Mecklenburg⸗Schwerin seit 1853 das Groß⸗ herzogliche Statistische Bureau zu Schwerin übernommen. Ver⸗ öffentlichungen über diese Pflanzenbeobachtungen finden sich zuerst im „Archiv für Landeskunde’ und zwar in den Jahrgängen 1854, 55 und 57. Dieselben behandeln die Beobachtungen aus den Jahren 1853 bis 1855. 1863 erschienen dann in den „Beiträgen zur Statistik Mecklenburgs“, Band III Heft 1, die „Resultate der Beobachtungen über die Entwickelung der Pflanzen in Mecklenburg in dem zehnjährigen Zeitraum von 1853 bis 1862“, und das 1. Heft des VI. Bandes brachte gleiche Beobachtungen für die folgenden Jahre bis 1866. Seitdem fanden ähnliche Veröffentlichungen bis jetzt in den Beiträgen zur Statistik Mecklenburgs nicht mehr statt. Die vorliegenden Veröffentlichungen schließen sich an die im VI. Bande gegebenen an und beginnen daher mit dem Jahre 1867. Ein Anhang enthält die Uebersicht über den Jahres⸗ und Monatsdurch⸗ schnitt der Luftwärme an den mecklenburgischen meteorologischen Stationen Schwerin, Kirchdorf auf der Insel Poel bei Wismar, Rostock, Wustrow auf dem Fischlande und Marnitz in den Jahren

1853 bis 1894. Verschiedenes.

In der neuen, soeben zur Ausgabe gelangten Serie von „Meyer's Volksbüchern“ bietet diese volksthümliche Sammlung den zahlreichen Freunden guter und billiger Lektüre in erster Linie eine treffliche Auswahl fesselnder Erzählungen. Charles Sealsfield's Roman „Der Virey und die Aristokraten“ (Nr. 1077 bis 1080, I. Theil, Nr. 1081 1084, II. Theil) schildert in markiger lebhafter Form die Kämpfe, die sich im Jahre 1812 in Mexiko abspielten, während André Theuriet in seinen Erzählungen: „Die Tabackspfeife“, „Die Aurikel“, „Die Forelle“ (Nr. 1087) die abgeschliffene, zierliche Darstellungsweise unserer westlichen Nachbarn vertritt. Den tiefen melancholischen Ernst der Kleinrussen kennzeichnet Wladimir Korolenko's Studie „Der blinde Musiker“ (Nr. 1085 1086), die in ergreifender Schilderung die rührende Kindesgeschichte eines Blindgeborenen ent⸗ wickelt. In Nr. 1093 wirbt Ernst Pasqué's ansprechendes Er⸗ zählertalent mit der Novelle „Das Urbild des Fidelio“ um neue Freunde. Die weiteren Nummern der Serie enthalten: Vittorio Bersezio's graziöses Lustspiel „Eine Seifenblase“ (Nr. 1095), in autorisierter Uebersetzung von Johannes Scherpe; die Reichsverfassung (mit Anmerkungen und Sachregister von einem praktischen Juristen, Nr. 1094); Ernst Moritz Arndt's patriotische Schrift „Der Rhein, Deutschlands Strom, aber nicht Deutschlands Grenze“ (Nr. 1096); endlich zwei Skizzen aus dem Gebiete der exakten Wissen⸗ schaften: „Grundzüge der Völkerkunde“ (Nr. 1088 bis 1090) von Friedrich Ratzel und „Die Erde im Weltraum“ (Nr. 1091—1092) aus „Neumayr'’s Erdgeschichtee. „Meyer's Volksbücher“ recht⸗ fertigen durch die Gediegenheit und Vielseitigkeit ihres Inhalts wie auch durch Billigkeit und gute Ausstattung (jede Nummer in hand⸗ lichem Taschenformat kostet geheftet und beschnitten, bei sauberem, lesbarem Druck und gutem Papier, nur 10 ₰) die Empfehlung an jeden Literaturfreund. Ausführliche Verzeichnisse der bisher er⸗ schienenen Nummern können kostenfrei durch jede Buchhandlung oder auch vom Verlag des Bibliographischen Instituts in Leipzig und Wien bezogen werden.

Zeitschriften.

Zeitschrift für Kirchenrecht, herausgegeben von Professor Dr. Emil Friedberg⸗Leipzig und Professor Dr. Emil S ehling⸗Erlangen. Verlag von J. C. B. Mohr in Frei⸗ burg i. B. und Leipzig. Diese von Dove begründete Zeitschrift ist bis zum Bd. XXVII oder dritte Folge Bd. V gelangt. Heft 1 enthält folgende Abhandlungen: Das Alter der Kirchweihformeln X bis XXXI des liber diurnus. Von Lic. theol. Goetz, alt⸗ katholischem Pfarrer in Passau. Die Echtheit der fälschlich als Ep. Widonis ad Heripertum archiepiscopum Mediolanensem bezeichneten Dekretale Paschalis I. fraternae mortis C. 1 q. III. c. 7 si uis autem obiecerit. Von demselben. Zur Frage des staatlichen Oberaussichtsrechts, mit besonderer Rücksicht auf das Verhältniß des modernen Staats zur katholischen Kirche; von Professor Dr. Heinrich Singer⸗Innsbruck. Dann folgen Literaturübersichten von Dr. Fried⸗ berg; päpstliche Aktenstücke, Sprüche römischer Behörden, Gerichts⸗ spruͤche; staatliche Gesetze, welche die katholische Kirche, die evangelische Kirche oder beide zugleich betreffen. Der Jahrgang besteht aus drei Heften und kostet 12 ℳ, das einzelne Heft 5 16“ Von der neuen Wochenschrift „Die Aula“, die seit April

im Verlage von R. W. Vobach in München erscheint, liegt die erste Nummer des neuen Quartals vor. Um Mißvperständnissen über den Charakter des Blattes vorzubeugen, ist eine kleine Titeländerung ein⸗ getreten; aus dem „Wochenblatt für die akademische Welt“ ist ein „Wochenblatt für die Gebildeten aller Stände“ geworden. Geht das Bestreben des Blattes dahin, die für die allgemeine Bildung wichtigen Erkenntnisse der Einzelwissenschaften allen Berufskreisen zu ver⸗ mitteln, so tritt allerdings diese Absicht durch die obige Titelerweiterung

Deutsche

nzeiger und Königlich Preußischen

Anzeiger. 1895.

noch deutlicher hervor. Wie die Verlagshandlung mittheilt, sollen nunmehr in Verbindung mit der gemeinverständlichen Darstellung wissenschaft⸗ licher Probleme auch die politischen und sonstige wichtige Frragen des öffentlichen Lebens zur Erörterung kommen, damit das Bild, welches die „Aula“ von dem Geiste sleben der Gegenwart entwerfen will, ein möglichst vollkommenes sei. Die erste Nummer des neuen Quartals bringt vier Abhandlungen, neben zwei wissenschaftlich interessanten Artikeln von Professor C. Bezold: Die neuesten Ergebnisse der Keilschriftforschung, und von Professor A. Penck: Das Alter der Erde, eine bedeutungsvolle Charakteristik Thomas Carlyle's von Dr. S. Sänger (Berlin), sowie eine Abhandlung des bekannten Soziologen Professors Gumplowicz (Graz): Das Verbrechen als soziale Erscheinung, worin die Unhaltbarkeit der Lombroso'schen Theorien in allen Punkten nachzuweisen gesucht wird.

„Forstwissenschaftliches Zentralblatt“, Publikations⸗ organ für die forstliche Abtheilung der Königlich baverischen forstlichen Versuchsanstalt, herausgegeben von Dr. Franz Baur, o. ö. Pro⸗ fessor der Forstwissenschaft an der Universität München. Verlag von Paul Parey in Berlin. Heft 7 des Jahrgangs 1895 hat folgenden Inhalt: Der Reichswald bei Kaiserslautern. Eine forstliche Studie von Johann Keiper, Forstamts⸗Assessor zu Jagdhaus in der Rhein⸗ pfalz. Mit einer forstlichen Uebersichtskarte. Waldverheerungen durch den Kiefernspanner in Bavern. Aus den Verhandlungen der 31. Generalversammlung des Schlesischen Forstvereins zu Beuthen im Juli 1893. Literarische Berichte. Notizen. ö“

Handel und Gewerbe.

Hamburg, 16. Juli. (W. T. B.) Die Sachverständigen⸗ Kommission der hiesigen Börse beschloß heute die Notierung für die Brasilianische Bank für Deutschland offiziell zuzulassen.

Wien, 17. Juli. (W. T. B.) Die Brutto⸗Einnahmen der Orientbahnen betrugen in der 26. Woche (vom 25. Juni bis 1. Juli 1895) 259 669,34 Fr., Zunahme gegen das Vorjahr 1077,56 Fr. Seit Beginn des Betriebsjahres (vom 1. Januar bis 1. Juli 1895) betrugen die Brutto⸗Einnahmen 5 100 539,97 Fr., Abnahme gegen das Vorjahr 125 023,44 Fr.

London, 16. Juli. (W. T. B.) Wollauktion. Preise stramm, unverändert

An der Küste 4 Weizenladungen angeboten.

96 % Javazucker loto 11 ¾ stetig. Rüben⸗Rohzucker loko 9 fest. Chile⸗Kupfer 441 ⁄16, pr. 3 Monat 441/18.

Manchester, 16. Juli. (W. T. B.) 12r Water Taylor 4 %, 30r Water Taylor 6 ½, 20r Water Leigh 5 ½, 30r Water Clayton 6 ¼, 32r Mock Brooke 6 ½, 40 r Mayoll 6 ½, 40r Medio Wilkinson 7 ½, 32r Warpcops Lees 5 ⅜, 361 Warpcops Rowland 6 ¼½, 36r Warpcops Wellington 7, 40r Double Weston 7 ¾, 60 1 Double courante Qua⸗ öe 32“ 116 vards 16)16 grey Printers aus 321/46r 147. Kuhig.

St. Petersburg, 16. Juli. (W. T. B.) rodukten⸗ markt. Weizen loko 8,00. Roggen loko 5,50. Hafer loko 3,30. e loko 11,50. Hanf loko 44,00. Talg loko 50,00, pr.

ugust —.

Die Ausfuhr aus Batum vom 7. Juli bis 13. Juli an Leuchtölen nach Europa betrug 761 000 Pud, nach dem Osten 960 000 Pud) nach dem Innern Rußlands 115 000 Pud; die Aus⸗ fuhr an Naphtharückständen betrug nach Europa 2000 Pud, nach dem Osten 53 000 Pud; an übrigen Naphthaprodukten wurden nach Europa 93 000 Pud, nach dem Osten 3000 Pud und nach dem Innern Rußlands 13 000 Pud ausgeführt.

New⸗York, 16. Juli. (W. T. B.) Die Börse eröffnete

fest, blieb durchweg fest und schloß ruhig. Der Umsatz der Aktien betrug 250 000 Stück. Weizen setzte fest ein und nahm alsbald infolge von Berichten über Schäden an der Frühlingssaat eine steigende Tendenz an. Schwächere Kabelmeldungen beeinträchtigten zwar die Aufwärts⸗ bewegung und führten vorübergehend eine Reaktion herbei. Die An⸗ nahme aber, daß ein bedeutender Ausfall in den Welterträgen zu ver⸗ zeichnen sein werde, verhalf der Hausseströmung wieder die Oberhand zu gewinnen. Schluß fest. Mais stieg nach Eröffnung infolge geringer Ankünfte, gab aber nach auf Verkäufe. Die Festig⸗ keit des Weizens beeinflußte jedoch den Markt derartig, daß die Preise wieder anzogen und sich der Schluß fest gestaltete.

Waarenbericht. Baumwolle⸗Preis in New⸗York 7, do. in New⸗Orleans 611/16. Petroleum Stand. white in New⸗York 7,65, do. in Philadelvhia 7,60, do. rohes (in Cases) —, do. Pipe line cert. pr. Juli 150 nom., Schmalz West. steam 6,55, do. Rohe & Brothers 6,85. Mais pr. Juli 50, do. pr. September 50 ½, do. pr. Dezember —. Rother Winterweizen 72 ¼, Weizen pr. Juli 71 ½, do. pr. August 71 ¼, do. pr. September 71 ⅜, do. pr. Dezember 73 v⅞. Getreide⸗ fracht nach Liverpool 2. Kaffee fair Rio Nr. 7 15 ½, do. Rio Nr. 7 pr. August 14,50, do. do. pr. Oktober 14,70. Mehl, Spring Wheat clears 2,90. Zucker 2 ⅞. Kupfer 11,00.

Weizen⸗Verschiffungen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der ereinigten taaten nach Groß⸗ britannien 39 000, do. nach Frankreich —, do. nach anderen Häfen des Kontinents 12 000, do. von Kalifornien und Oregon nach Großbritannien 73 000, do. nach anderen Häfen des Kontinents

Qrts.

Chicago, 16. Juli. (W. T. B.) Weizen, anfangs fest, besserte sich im weiteren Verlauf infolge von Berichten über Ernte⸗ schäden. chwächere Kabelmeldungen und geringe Realisierungen hemmten zwar eine Zeit lang den Fortschritt, vermochten aber nicht genügend Widerstand zu leisten, als Nachrichten eintrafen, die die Ernteschäden wieder in Abrede stellten, sodaß gute Platznachfrage ein⸗ fles Schluß fest. Mais anfangs schwach, später erholt. Schluß

etig.

Weizen pr. Juli 66 ¾, pr. September 68. Mais pr. Juli 45 ⅛. Speck short clear nomin. Pork pr. Juli 10,75.

Kommandit⸗Gesellschaften auf Aktien u. Aktien⸗Gesellsch. Lüsch engsfenschaften.

0. Verschiedene Bekanntmachungen. 8 8

Oeffentlicher Anzeiger. Secht 10.

1) Untersuchungs⸗Sachen.

[20063] Oeffentliche Ladung.

Die nachgenannten Personen:

1) Christian August Bornträger, geboren am 14. Mai 1870 zu Landsberg a. W., letzter Aufent⸗ haltsort unbekannt,

2) Otto Wilhelm Breitenstein, geboren am

ezember 1871 zu Landsberg a. W., letzter Auf⸗ enthaltsort Schneidemühl, Kreis Kolmar i. P., 8 öcdugo Rudolf Paul Lindrum, geboren am 8. November 1871 zu Landsberg a. W., letzter Auf⸗ enthaltsort Landsberg a. W.,

am 23.

Bremen,

unbekannt,

4) Alfred Löwenthal, Kommis, geboren am 18. September 1872 zu Landsberg a. W., Aufenthaltsort Berlin, 8

5) Arthur Gustav Rottke, Gärtner, 13. September 1872 zu Landsberg a. W., Aufenthaltsort Hamburg,

6) Adolf Friedrich Schröder, Kaufmann, geboren ebruar 1872 zu Landsberg a. W., letzter Aufenthaltsort Warschau,

7) Karl Friedrich Thielsch, geboren am 3. Juni 1872 zu Landsberg a. W.,

¹8) Max Witteuberg, geboren am 22. November 1872 zu Landsberg a.

9) Abraham Schwarz, geborer

letzter Pos

eboren am letzter das Bundesgebiet verlassen zu

letzter Aufenthaltsort

, letzter Aufenthaltsort 21 vorsitzenden der

1873 zu Landsberg a. W., letzter Aufenthaltsort

osen,

werden beschuldigt, als Wehrpflichtige in der Ab⸗ sicht, sich dem Eintritt in den Dien Heeres oder der Flotte zu

st des stehenden a. W., ohne Erlaubni Königliche Staatsanwaltschaft. aben oder na .— erreichtem militärpflichtigen Alter sich außerha

des Bundesgebiets aufzuhalten. Vergehen gegen § 140 Str.⸗G.⸗B. Dieselben werden auf den 4. Oktober 1895, Vormittags 9 Uhr, vor 26. F die Strafkammer des Königlichen Landgerichts zu Landsberg a. W., Richtstraße Nr. 72/73, zur verhandlung geladen. Bei unentschuldigtem Aus⸗ bleiben werden dieselben auf Grund der nach § 472 der Strafprozeßordnung von dem Ersatzkommission

kreises Landsberg a. W. über die der Anklage zu

Grunde liegenden Thatsachen ausgestellten Erklärungen

verurtheilt werden. III. M. ¹ 40/95. Landsberg a. W., den 17. Juni 1895.

““

[24882] In der Strafsache gegen den Schneider Georg Friedrich Max Sauer zu Berlin, am ebruar 1870 zu Bautzen, evangelisch, wegen Verletzung der Wehrpflicht J. IV. E. 70. 95 hat die 7. Strafkammer des Königlichen Land⸗ gerichts I zu Berlin am 10. Juni 1895 für Recht erkannt: 8 Der Angeklagte Sauer wird wegen Verletzung der Wehrpflicht zu einer Geldstrafe von 155 Ein⸗

aupt⸗

Herrn Zivil⸗ des Stadt⸗

8