1895 / 182 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 02 Aug 1895 18:00:01 GMT) scan diff

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Woche vom 23. Juli bis 29. Juli 855 965 Fl., 18 502 Fl.

Handelsgegenstände

verspätung in England.

b Der Schnelldampfer „Aller“ ist am 1. A

dampfer „Lahn“

von Santos nach der Weser abgegangen.

nach Southampton fortgesetzt.

schauerraum an drei mächtig erweiterten Bühne gegenüber, die hervorspringende Kaiserliche

Aberdeen

Kopenhagen. Stockholm.

Cork, Queens⸗

—BBöö. 8

Cherbourg

Neufahrwasser

Wandgemälde „Flora“ im Museum zu Basel, bereichert. Das Inter⸗

sse des reisenden Publikums für die Ausstellung ist ein sehr reges,

und der Besuch läßt trotz der großen Hitze der vergangenen Wochen

nichts zu wünschen übrig. Verkauft wurden bis jetzt 72 Werke zum Gesammtpreise von etwa 150 000

Geweih eines vorweltlichen Riesenhirsches wurde bei Klinge in einer Thonschicht unterhalb des vor einigen

Jahren von Professor Nehring untersuchten diluvialen Torflagers 1 und der wiesen.

8 ndwirthschaftlichen Hochschule zu Berlin über⸗ Hrofessor Nehring hat festgestellt, daß das Geweih von dem irischen Riesenhirsch (megaceros hibernicus) stammt.

Aus St. Petersburg wird gemeldet, daß gestern das

Instituts für Frauen daselbst, veröffentlicht worden ist.

Gesetz, betreffend die Bestätigung der Statuten eines medizinischen

Handel und Gewerbe.

Wien, 2. August. (W. T. B.) Ausweis der Südbahn in der Mehreinnahme

St. Petersburg, 2. August. (W. T. B.) Eine Kaiserliche

. Verordnung gestattet die zollfreie Einfuhr der auf Rechnung der Krone für die

Ausstellung in Nishni⸗ erwerbenden Muster von Waaren, welche zwischen Rußland einerseits und China,

Japan und Persien andererseits bilden. Der Finanz⸗Minister ge⸗

russische Nowgorod zu

stattete die gleiche Zollfreiheit für von Feves erworbene Waaren⸗

muster unter der Bedingung, daß der Zoll nachträglich entrichtet wird,

falls die Gegenstände auf der Ausstellung verkauft oder nicht binnen zwei Monaten nach Schluß der Ausstellung nach dem Auslande zu⸗

rückgeführt werden. 8 ““

Verkehrs⸗Anstalten.

Laut Telegramm aus Köln hat die erste englische Post über Ostende vom 1. August in Köln den Anschluß an Zug 91 nach Hamburg bezw. Berlin nicht erreicht. Grund: Fechif in Ostende 44 Minuten zu spät gelandet wegen * 3

Auch die zweite englische 98

über Ostende vom 1. August hat in Köln den Anschluß an den

ℳp 31 nach Berlin über Hildesheim nicht erreicht. Grund: ollabfertigung in Herbesthal.

Cassel, 1. August. (W. T. B.) Heute fand die offizielle Er⸗

öffnung der Schiffahrt auf der kanalisierten Fulda statt, indem um 12 ½ Uhr Mittags der Regierungsdampfer „Delphin“

die Schnur vor der Schleuse bei Münden durchschnitt. Als erstes

Schiff folgte der Schleppdampfer „Stadt Cassel“, auf welchem sich die

..ee aus Bremen und die Mitglieder der Handelskammer des ezirks Cassel befanden; nächstes Schiff war der Schleppdampfer „Nienburg“. Bei der Einfahrt in die Schleuse erklärte der Regierungs⸗Präsident Graf Clairon d'Haussonville die Schiffahrt für

gffiziell eröffnet und brachte ein Hoch auf Seine Majestät den

Kaiser aus. Der Dampfer „Stadt Cassel“ langte nach glatter Febe um 5 ½ Uhr in Cassel an. Ueberall wurden die Verbei⸗ ahrenden lebhaft begrüßt. Vor dem Verlassen der Dampfer

brachte der Vorsitzende der Handelskammer in Cassel, Kommerzien⸗ 8 Rath Pfeiffer, ein Hoch auf Seine Majestät den Kaiser aus.

Bremen, 2. August. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. ugust Morgens in New⸗ Vork angekommen. Der Reichs⸗Postdampfer „Gera' ist am 1. August Vormittags in Antwerpen angekommen. Der Schnell⸗ hat am 31. Juli Nachmittags die Reise von Southampton nach New⸗York fortgesetzt. Der Schnelldampfer „Spree“ ist am 1. August Morgens auf der Weser an⸗ gekommen. Der Postdampfer „Straßburg“ ist am 31. Juli Der Postdampfer „H. H. Meier“ hat am 31. Juli Abends die Reise von Antwerpen Der Reichs⸗Postdampfer „Prinz hat am 31. Juli Nachmittags die Reise von outhampton nach Antwerpen fortgesetzt. Der Reichs⸗Post⸗ ampfer „Oldenburg“ hat am 31. Juli Abends die Reise von Neapel nach Port Said fortgesetzt.

Theater und Musik.

Königliche Oper. (Kroll'’s Theater.) Die Königliche Oper begann gestern Abend mit der komisch⸗

phantastischen Oper Otto Nicolai’s „Die lustigen Weiber

von Windsor“ ihre Vorstellungen in den umgebauten und neu ge⸗ schmückten Räumen des Kroll'schen Theaters. Der Eintretende wird überrascht durch den heitern und ruhigen Glanz des Saales, dessen helle, in Weiß und Gold gehaltene Ausschmückung der Decke und des Balkons sich harmonisch mit dem tiefrothen Hintergrund eint. Der breit ausgebaute Balkon umzieht den Zu⸗ Seiten und trägt in der Mitte, der

Loge. Die vorzügliche Akustik des Theatersaals ist durch den Umbau nicht beeinträchtigt worden. Die Aufführung der Oper stand unter Kapellmeister Weingartner's trefflicher Leitung; schwungvoll und feurig wurde die Ouvertüre ausgeführt, mit zarter und liebevoller

Betonung der besonderen Schönheiten, die sich zu einem großen Ge⸗

sammteindruck verbinden. Die Zuhörer gaben in rauschendem Beifall

ihrer Anerkennung für den künstlerischen Vortrag Ausdruck. Die

der Rollen war gegen früher bis auf eine, die der Frau Fluth, welche von Fräulein Dietrich wiedergegeben wurde, unverändert. Die junge Sängerin, die zum ersten Male in dieser großen Partie vor das Publikum trat, ging mit vieler Beweglichkeit ans Werk. Ihr Spiel zeugte von zierlicher Schalkhaftigkeit, ihr fsang stellte ihren Eifer und Fleiß in der Bewältigung der technischen Schwierigkeiten der Rolle, besonders was die Flüssigkeit und Sauberkeit der Kolora⸗ turen anbetrifft, ins beste Licht; die Stimme klang hell und jugend⸗ frisch; aber trotz aller dieser Vorzüge trat die Gestalt im Ganzen noch nicht kräftig und eindringlich genug hervor. Es fehlt der Darstellung noch an der Vertiefung des Charakters, an der vollen Sättigung des Humors, den diese Rolle ausstrahlen muß, um sie zur führenden in der Ent⸗ wicklung der Handlung zu machen. Die übrigen Mitwirkenden sind durch ihre vollwerthigen Leistungen bekannt und längst ge⸗ würdigt. Frau Goetze als Frau Reich war trefflich bei Laune und Stimme, ebenso Herr Betz als Fluth und Herr Mödlinger als Reich. Der Sir John Falstaff des Herrn Stammer brachte den breiten, behaglichen Humor der Rolle gesanglich wie schauspielerisch kräftig zur Geltung. Etwas farblos erschien dem gegenüber das junge Liebespaar, Fräulein Weitz als Aennchen und Herr Sommer, der als Fenton vereinzelt mit In⸗ tonationsschwierigkeiten zu kämpfen hatte.

Seine Majestät der Kaiser und König wohnte der Vor⸗ stellung bis zum Schluß bei. 1

Königliches Schauspielhaus. gestrige Eröffnungsvorstellung der neuen Spielzeit bildete das kurz vor Anfang der Sommerferien neu einstudierte dramatische Gedicht Goethe’'s, „Torquato Tasso“, in der bekannten und be⸗ reits gewürdigten Besetzung. Das 2 war gut besucht. Durch die Aufführung wehte ein frischer, lebendiger Hauch, ohne daß dadurch der akademische Stil, welchen die Dichtung erheischt, beeinträchtigt wurde. Die Herren Matkowsky, Ludwig und Klein, die Damen Lindner und Poppe waren ausgezeichnete Vertreter ihrer Rollen. Namentlich legte sich die Letztere, welche bei der Erstaufführung die Grenzen der Klassizität etwas überschritten hatte, erfreulicherweise Päfiseng auf. Das Publikum spendete der Aufführung lebhaften eifall.

„In Kroll's Theater bringt die Königliche Oper morgen Friedrich Smetana's komische Oper „Die verkaufte Braut“ unter Kapellmeister Weingartner's Leitung zur Aufführung. Es sind darin die Damen Weitz, Götze, Dietrich, Kopka, die Herren Mödlinger, Sommer, Lieban, Philipp, Stammer, Krasa, Schmidt beschäftigt. In dem Ballet tritt Fräulein dell'Era in dieser Spielzeit zum ersten Male auf. Seine Majestät der Kaiser ließ nach der gestrigen Eröffnungsvorstellung der „Lustigen Weiber von Windsor“ durch den General.⸗Intendanten Grafen von Hochberg allen Mitwirkenden den Ausdruck Allerhöchstseiner großen Befriedigung und Anerkennung übermitteln.

Im Königlichen Schauspielhause wird morgen Sbhake⸗ speare’'s „Wintermärchen“ zum 50. Mal gegeben. Die Besetzung ist folgende: Leontes: Herr Ludwig, Hermione: Fräulein Poppe, Ma⸗ milius: Felicitas Cerigioli, Perdita: Fräulein Galafrés, Florizel: 85 urschian, Polyxenes: Herr Keßler, Camillo: Herr Kahle,

ntigonus: Herr Oberländer, Paulina: Frau Stollberg, Autolykus:

err Vollmer, Tityrus: Herr Eichholz, Mopsus: Herr Hertzer,

orkas: Fräulein Plan, Oberpriester: Herr Molenar. Die Zeit: Fräulein Lindner. Die Musik von Friedrich von Flotow wird unter Mitwirkung der Königlichen Kapelle und Leitung des Musikdirektors Wegener zu Gehör gebracht.

Mannigfaltiges.

„Das Bureau für Hypothekenangelegenheiten der städtischen Sparkasse ist aus dem Gebäude der Sparkasse, Mühlendamm 1, nach dem Berlinischen Rathhause, Zimmer 27, par⸗ terre, verlegt werden.

An dem Denkmal, welches die preußischen Militärärzte im Jahre 1823 dem ersten Direktor der militärärztlichen Bil⸗ dungsanstalten General⸗Stabsarzt Dr. Joh. Görcke im Garten der Pépiniéère errichtet haben, war heute, am 100 jährigen Ge⸗ denktage der Gründung der Anstalten, ein prächtiger Nesesnas niedergelegt, der auf roth⸗weißer Schleife die Inschrift trug: „2. August 1795“*, „2. August 1895“. Die offizielle Gedenkfeier der Gründung wird erst im Dezember stattfinden.

Die Ausstellung der Ehrengeschenke für den Fäees von Bismarck im Konzerthause, Leipzigerstraße 48, hat noch in den jüngsten Tagen mannigfache Bereicherungen erfahren; nunmehr aber sind die Räume bis auf den letzten Platz gefüllt und umfassen ca. 1200 Nummern. Unter den neu eingetroffenen erregt besonderes Auf⸗ sehen die schöne Adresse der Deutschen in Ost⸗Afrika nebst den 2 ½ m langen Elephantenzähnen, welche derselben beigegeben sind. Die Aus⸗ stellungs⸗Leitung hat jetzt die Einrichtung getroffen, daß jeder Er⸗ wachsene ein Kind frei einführen darf. Der Eintrittspreis ist an allen Wochentagen auf 50 ermäßigt.

Zu dem am Sonntag, den 4. August, auf dem Tempelhofer elde stattfindenden Veteranen⸗Appell haben sich gegen 6000 heilnehmer angemeldet, denen noch Abordnungen aus Spandau,

Potsdam, Köpenick u. s. w. hinzutreten. Das Ehren⸗Präsidium hat der General der Infanterie von Zychlinski übernommen. Die Musik wird von den Kapellen des 2. Garde⸗Regiments und des Kaiser Alexander⸗Regiments in Uniform ausgeführt. Die am Zuge theil⸗

nehmenden Offiziere der Reserve und Landwehr erscheinen in Uniform und marschieren an der Spitze ihrer Waffengattungen. Der Festzug verläßt pünktlich um 2 Uhr den Kasernenhof in der Karlstraße und bewegt sich nach der Siegessäule, wo ein großer Kranz am Fufe des Denkmals niedergelegt wird. Den Zug eröffnen 3 Mitglieder des Festausschusses und 24 Ehrenjungfrauen in sechs Kutschen; dann folgen die Wagen des Ehren⸗Präsidenten und des Festredners, des Superintendenten Vorberg, hierauf die Veteranen nach Waffengattungen geordnet, die Damen der Krankenpflege und die Wagen der Invaliden. Die Original⸗Kriegsdenkmünze gilt als Legitimation. Der Zug nimmt den Weg durch das Brandenburger Thor, über die Südseite Unter den Linden und die Friedrichstraße. Den Feldgottesdienst auf dem durch das Pionier⸗Bataillon abgesperrten Platz an der einsamen Pappel hält Herr Superintendent Vorberg. Gegen 4 ½ Uhr erfolgt der Abmarsch nach dem Festlokal, dem Aus⸗ stellungspark in der Hasenhaide. Der Magistrat hat einen Fest⸗ beitrag bewilligt; einige patriotisch gesinnte Bürger haben Wagen zur Verfügung gestellt und die Ausschmückung der Häuser in Aus⸗ sicht genommen. Weitere Spenden für das Fest nehmen entgegen: Geheimer Sekretär G. Fehlhaber, Charlottenburg, Kantstraße 131, Dr. H. Brendicke, Kurfürstenstraße 41, und Fabrikbesitzer A. Oehl⸗ mann, Augsburgerstraße 23.

Der große Orang⸗Utan „Jumbo“, welcher seit einigen Wochen im hiesigen Zoologischen Garten gezeigt wurde, ist in der Nacht zum Donnerstag verendet, nachdem er schon seit mehreren Tagen jede Nahrungsannahme verweigert hatte. Der sofort in Kenntniß ge⸗ setzte Besitzer, Direktor des Zoologischen Gartens in Leipzig, Herr Pinkert, verfügte umgehend, daß der Kadaver mit Spiritus und Salz⸗ lösungen getränkt, sodann in eine Kiste verpackt und als Eilgut nach Feirnig befördert werde, zum Zweck einer Untersuchung durch dortige

rofessoren.

Görlitz. Seit Errichtung des Kaiserdenkmals hierorts legt der hiesige Verein der Ritter des Eisernen Seen 5 dem vihe. an welchem vor 25 Jahren Kaiser Wilhelm I. das Ordens⸗ zeichen des Eisernen Kreuzes neu belebte und an dem vor 85 Jahren der erhabenen Mutter des Kaisers, der unvergeßlichen Königin Luife, das edle deutsche Herz brach, einen schönen Lorbeerkranz mit ent⸗ sprechender Widmung auf weißer, schwarz geränderter Schleife nieder, um den patriotischen Gefühlen der Liebe und Treue über das Grab hinaus auch äußeren Ausdruck zu geben. So geschah es auch am diesjährigen 19. Juli voll Dankbarkeit und Verehrung für den theuren, dahingegangenen Kaiser und die hochselige Königin, welche der Schutzgeist Preußens genannt wird und deren Geburtstag und Sterbe⸗ tag mit der Geschichte des Ordens des Eisernen Kreuzes auf immer verknüpft bleiben. 1“

Köln, 1. August. Der „Kölnischen Volkszeitung“ wird aus Bochum gemeldet: Auf dem Bochumer Verein erlitt ein Hochofen einen Bruch; durch die ausfließenden Eisenmassen wurden drei Arbeiter schwer und vier leicht verletzt.

Köln, 2. Auzust. Die von der Hochseligen Kaiserin Augusta Fflüftete Gedenktafel zur Erinnerung an die beiden Hohen örderer des Dombaues König Friedrich Wilhelm IV. und Kaiser Wilhelm I., welche im Auftrag der Dombauverwaltun in der Künstlerwerkstatt von Franz Wüsten hier angefertigt wurde, it im Laufe des gestrigen Tages im Dom an der westlichen Wand des südlichen Querschiffs, unmittelbar am Südportal, eingesetzt worden. Die vergoldete Bronzetafel hat eine Länge von 1,76 m und eine Breite

von 1,18 m. Der reich verzierte Rahmen stellt die Kette des Schwarzen Adler⸗Ordens dar, welche von Rankenwerk umgeben ist. Die Lang⸗ seiten werden durch ornamentierte Vierpässe unterbrochen. Die Ecken bilden vier Emailwappen von 26 cm Durchmesser, und zwar das preußische Wappen zum Andenken an König Friedrich Wilhelm IV., lisabeth, das deutsche

das bayerische zum Andenken an die Königin Reichswappen zum Andenken an Kaiser Wilhelm 1. und das sächsisch Wappen in der Krone der Kaiserin zum Andenken an die Kaiserin Augusta Das preußische und das deutsche Wappen umzieht die Kette des Schwarzen Adler⸗Ordens in Email mit dem Orden. Das Mittelfeld wird von der Inschrift eingenommen, welche lautet: „Zur dauernden Erinnerung

an die huldreichen Beschützer und Förderer des Dombaues König

Friedrich Wilhelm IV., welcher den Grundstein zum Fortbau legte

und Kaiser Wilhelm I., in dessen Gegenwart den vollendeten Thürmen

der Schlußstein eingefügt wurde, durch letztwillige Bestimmung ge⸗ stiftet von Augusta, Deutscher Kaiserin ut Königin von Preggen.

1877 bis 1895.“ (Ersteres Datum ist das Jahr der Stiftung, letzteres

das der Vollendung.) München, 2. August.

dorfer Kaufmanns vom Nebelhorn abstürzte und seinen Tod fand.

Coburg, walbur brach aus, welche acht

2. August. b Nachmittag um 3 Uhr eine nwesen mit neunzehn Gebäuden zerstörte.

2. August. In der gestrigen Verhandlung des See⸗ amts wurde festge

v. J. verschollen ist. (Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Wetterbericht vom 2. August

: 8 Uhr Morgens. Regen. ⁴)

Wind. den Hebriden,

die Nordsee.

Bar. auf 0 Gr d. Meeressp

u. d.

in 0 Celsius

Temperatur 50 C. = 40 R.

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1¹) Gestern Regen. Abends Regen. ⁵) 6) Nachts Regen. Uebersicht der Witterung. on 4 1 1 Ein Minimum unter 750 mm liegt westlich von historisches Ritterschauspiel die dasselbe umgebende Depression Heinrich von Kleist. 9. die Britischen Inseln, Nordfrankreich und vstg der Lrftoruc mit Fer ee üd⸗Europas meist hoch; das Maximum liegt über Großrußland und beträgt etwa 766 mm. Das Pefren 71. Wr. Wetter ist in Deutschland wolkig bei schwachen, im Westen südlichen, im Osten ö Morgentemperaturen sind nahezu normal; besonders im Binnenlande fanden daselbst Gewitter statt.

²2) Thau. estern Regen. Anfang 7 ½ Uhr

chen Winden, die Kranke. fiel vielfach Regen, stellenweise

Deutsche Seewarte.

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8 9=S 8 S

3 wolkig¹)

3 Regen

1 halb bed.

1 bedeckt

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Memel... still wolkig¹) 2 halb bed. 1 halb bed. 3 bedeckt ⁵) 1 wolkig

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Uhr

Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern⸗ haus. (Kroll's Theater.) verkaufte Braut. Komische Oper in 3 Friedrich Smetana. Text von K. Sabina, deutsch von Max Kalbeck. Tanz von Emil Graeb. In Scene gesetzt vom S Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Weingartner.

Schauspielhaus. 148. Vorstellung. Zum 50. Male: Das Wintermä von William Shakespeare, nach der Uebersetzung von Franz von Dingelstedt und Schlegel⸗Tieck. Nusit Rund um Wien. von Friedrich von Flotow. Tanz von Emil Graeb. Regie: Ober⸗Regisseur Max Grube. Einrichtung vom Ober⸗Inspektor Brandt. Musi⸗ kalische Direktion: Musikdirektor Wegener. Anfang meister Herrn Jean Reisinger. 7 ½ Uhr. Kapellmeister Federmann. Vorher: Die Schwätzerin Sonntag: Kroll's Theater. 4. Vorstellung. Fra Operette in 2 Akten von Offen⸗ Diavolo. Komische O Uhr.

1“ L“ 8

Theater. Neues Theater.

3. Vorstellung. Die Carl Schultze⸗ kten von des Direktors Jofé Ferenczv.

Banés. Anfang 7 ½ Uhr.

nfang 7 ½ Uhr. Sonntag: Tata⸗Toto.

en. Schauspiel in 5 Aufzügen

1 von Saragossa. in 3 Akten von Auber.! bach. Anfang 7 ½

³) Abends etwas Text von Eugone Scribe, bearbeitet von Carl Blum.

Schauspielhaus. 149. Vorstellung. Das Käthchen von Heilbronn, oder: Die ie se Großes in

Deutsches Theater. Sonntag: Die Weber.

Montag: Das Lumpengesindel. Dienstag: Zwei Wittwer. Der eingebildete

Lessing⸗Theater. Wieder⸗Eröffnung am Sonntag: Die Schmetterlingsschlacht. Komödie in 4 Akten von Herm. Sudermann.

Montag: Der Herr Senator.

Schiffbauerdamm 4 a./5. Sonnabend: Ensemble⸗Gastspiel der Mitglieder des

eaters (Hamburg) unter Leitung rn. Professor Rad es Di Tata⸗Toto. Vaude⸗ Iage ville in 3 Akten nach Bilhaud und Barré von Victor Lson und F. Zell. Musik von Antoine

Theater Unter den Linden. Sonnabend: 9. Bild Bentomimwisches Bildern von Franz Gaul un M. K 8 3 8 Dekorative Musik von Josef Bayper, der choreographische Theil, Verlag der Expedition (i. V.: Koye) in Berlin von Josef Haßreiter. Neu be e; euens 8 Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags irigent: Herr

Sonntag: Rund um Wien. Vorher: Die Schwätzerin von Saragossa.

Aufzügen von

1b Familien⸗Nachrichten. Verlobt: Frl. Bertha Kurka mit

ben

annover Petzow).

Verehelicht: 8 Marie von Bothmer (Buenos Aires).

(Oels— Pleß). 8629 oren Whs ine Tochter: Hrn. Postsekretär röger agdeburg). ½ (Waldowsho

Stabsarzt a. D. Dr. Fri

Hr. Rittergutsbesitzer ritz Schröter Schliesa).

Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth

Ballet in in Berlin.

Willner.

Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Fünf Beilagen örsen⸗B

Die „Münchener Neuesten Nachrichten. melden aus Oberstdorf (Oberfranken), daß der Eufsten Nachi 82

In dem benachbarten Dorfe Groß⸗ euersbrunst

stellt, daß der Dampfer „Napoli“ seit Dezember

rn. Post⸗ verwalter Max Franzky (Tost). Frl. Gabriele mit Hrn. von Kaehne zu Kuschkow

r. Curt von Arenstorff mit Frl. Pastor Fritz Drabek mit Frl. Emmy Warneck

Gestorben: ßen. von Waldow Tochter Irmgard

). Verw. Gräfin Leopoldine von

Seherr⸗Thoß, geb. Baronin von Riese⸗Stallburg

(Hohenfriedeberg). Freiin Emma von Boenigk . Verw. Fr. Ober⸗Postdirektor arie Wildenhayn, Fr. Hoffmann (Westend).

e Sohn Joachim (Hohen⸗ „— Verw. Fr. Senior Marie Neugebauer, geb. Friedrich (Breslau). Hr. Sanitäts⸗Rath, Rhode (Kolberg). (Neu⸗ 258

*

8

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Pre

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur wirthschaftlichen Lage der Arbeiter im Jahre 1893.

„Jahresberichten der Königlich preußischen Regierungs⸗ und 83 und Bergbehörden für 1894 (Verlag von W. T. Bruer in Schöneberg bei Berlin) sind folgende weiteren Mittheilungen (vsl. Nr. 175 d. Pr. entnommen: Die Provinz Pommern wurde am 1. April 1894 in vier Gewerbeinspektionsbezirke getheilt. Die Be⸗ zirke 1 und 2, Stettin 1 und Stettin II, umfassen den Regierungs⸗ beirk Stettin. Beide Bezirke haben zusammen 2786 Anlagen mit 28 399 Arbeitern; ferner stehen unter Kontrole 310 feststehende Kessel, 205 Lokomobilen und 110 Schiffskessel. Der Bezirk 3 umfaßt den Regierungsbezirk Köslin und hat 1852 Anlagen mit 10 177 Arbeitern;

außerdem unterstehen der Kontrole 230 feststehende Kessel, 88 Loko⸗

1 d 2 Schiffskessel. Der Bezirk 4 umfaßt den Regierungs⸗ v Stralfund und hat 830 gewerbliche Anlagen mit 4330 Arbeitern; außerdem unterstehen der Kontrole 137 fest⸗ stehende Dampfkessel, 199 Lokomobilen und 24 Schiffskessel.

In den vier Inspektionsbezirken wurden in Summa 294 Revisionen

werblicher Anlagen vorgenommen. In 370 Fabriken sind 1881 junge eute 34 Keinder, also zusammen 1915 jugendliche Arbeiter, be⸗ schäftigt gewesen gegen 381 Fabriken mit 2021 jugendlichen Arbeitern im Jahre 1893. Die Zahl der beschäftigten Kinder, die von 136 im Jahre 1888 auf 10 im Jahre 1893 gefallen war, ist 1894 wieder auf 34 gestiegen. Im Jahre 1894 sind ferner in 285 Anlagen 3056 Arbeiterinnen be⸗ schäftigt gewesen gegen 266 Anlagen und 3115 Arbeiterinnen im Jahre 1893. Besondere Wasch⸗ und Ankleideräume finden sich bereits in mehreren größeren Fabriken. Weibliche Aufsicht findet sich nur in einer Knopffabrik und in den großen Konfektwonggeschäften, Infolge der neuen Bestimmungen der Gewerbeordnung über die Nachtarbeit u. s. w. haben alle Rohzuckerfabriken der Provinz die Arbeiterinnen aus dem inneren Betrieb entlassen. Irgend welchen Einfluß auf die Höhe der Löhne der männlichen Arbeiter hat die Arbeiterinnen nirgends gehabt. Ueber die Arbeiter im allgemeinen sagt der Bericht: Nach der im Winter 1893/94 vorgenommenen Zäh⸗ lung sind in der Provinz Pommern 5468 Anlagen mit zusammen 32 906 Arbeitern vorhanden. Die Zählung von 188s6 hatte 5555 Anlagen mit 35 371 Arbeitern ergeben. Die Arbeitszeit beträgt im allgemeinen im Sommer 13 Stunden, im Winter 12 Stunden mit 1 ½ bis 2 ½ Stunden Pause. Im Laufe des Jahres 1894 sind in gewerblichen Anlagen 1967 Unfälle zur Anzeige gekommen, von denen 44 den Tod zur Folze hatten; die Zahl der Unfälle im Jahre 1893 betrug 1969. Schutzvorrichtungen fehlten noch vielfach, namentlich in den ganz kleinen, auf dem flachen Lande zerstreut liegenden Anlagen. 2. b . Bei der Neugestaltung des Gewerbeaufsichtswesens wurde die rovinz Posen in vier Inspektionsbezirke ö Jeder der Pien Regierungsbezirke erhielt zwei Gewerbeinspektionen. Insgesammt wurden 1894 915 gewerbliche Revisionen in 809 verschiedenen gewerblichen Anlagen vorgenommen. In den revidierten Werken waren 28 449 Arbeiter beschäftigt. In 469 Betrieben wurden insgesammt 1247 jugendliche Arbeiter be⸗ schäftigt; davon waren 2 (— 6) Kinder unter 14 Jahre und 1245 (+ 67) junge Leute im Alter von 14 bis 16 Jahren und zwar 950 + 70) männliche und 295 (— 3) weibliche. Die Beschäftigung der inder in Fabriken ist demnach nunmehr als erloschen zu betrachten. Besondere Räume zum Aufenthalt der jugendlichen Arbeiter während der Pausen werden vielfach vermißt, lassen sich aber bei den meist ärmlichen Verhältnissen der Unternehmer in der Regel nicht ermög⸗ lichen. Der Einfluß der auf Grund des § 139 a. der Gewerbeordnung erlassenen Bekanntmachungen des Reichskanzlers, betreffend die Be⸗ schäftigung jugendlicher Arbeiter in Rohzuckerfabriken und Ziegeleien, kann nach den in diesem Bezirk gemachten Beobachtungen als vortheilhaft für die jugendlichen Arbeiter und auch als keineswegs störend für die genannten Betriebszweige bezeichnet werden. In 541 Betrieben waren ins⸗ gesammt 3795 Arbeiterinnen, durchschnittlich also wie im Vorjahre etwa 7 Arbeiterinnen auf den Betrieb, beschäftigt. Davon waren 296 gleich 8 % noch nicht 16 Jahre alt und 3499 gleich 92 % über 16 Jahre. Von diesen standen wieder 44 % gleich 1533 im Alter von 16 bis 21 Jahren und 56 % gleich 1966 waren über 21 Jahre

alt. Der Abgang an weiblichen Arbeitern betrug gegen das Vor⸗

jahr 19 (4 Kinder, 3 jugendliche Arbeiterinnen von 14—16 Jahren und 12 Arbeiterinnen über 16 Jahre). Die Anzahl der Betriebe, die weibliche Arbeiter beschäftigt haben, hat sich von 559 auf 541 ver⸗ ringert. Im allgemeinen wurden die Arbeiterinnen nur mit zulässigen und ihre Kräfte nicht übersteigenden Arbeiten eschäftigt. Wesentliche sittliche Schädigungen oder gesund⸗ heitlich nachtheilige Einflüsse der gewerblichen Arbeit auf die Fabrikarbeiterinnen wurden nirgends beobachtet. Bedenklicher sind diese Einflüsse vielfach bei der 2 eschäftigung weiblicher Arbeiter in den bisher wenig überwachten Betrieben der Hausindustrie und des Handwerks und in den auf der Grenze zwischen beiden und dem vise sintevr stehenden Gewerbebetrieben. Die gesetzliche Beschrän ng der Arbeitszeit erwachsener Arbeiterinnen ist im allgemeinen ohne besondere Schwierigkeiten durchgeführt worden. Ueber die Frage, inwieweit die entlassenen Arbeiterinnen anderweit Beschäftigung gefunden haben, äußern sich von den 17 Zuckerfabriken der Provinz 7 mehr oder weniger ungünstig, ebenso der Direktor einer größeren Stärkefabrik. Die Arbeiterinnen sind zum theil durch vienüd. Arbeiter ersetzt worden, zum theil tritt das Bestreben hervor, an Stelle der menschlichen Arbeitskraft, soweit möglich, billige Maschinenkräfte zu setzen. Diese Wirkung zeigt sich insbesondere deutlich in Zuckerfabriken, Stärkefabriken, Leimfabriken und in Zeitungsdruckereien, weniger bisher in Ziegeleien. Eine Beeinflussung der Arbeitsleistung und Löhne der Arbeiterinnen oder der männlichen Arbeiter durch die Beschränkung der weiblichen Arbeitszeit war bis seßt noch nicht nachweisbar. Was die Arbeiter im allgemeinen an⸗ etrifft, so hat sich die Zahl der männlichen Arbeiter gegen die des Vorjahres wesentlich, um etwa 7 bis 8 %, gehoben, während die ahl der weiblichen Arbeiter um 5 % I“ ist. Auch die ahl der Gewerbebetriebe ist gestiegen. Die Kampagne der meisten uckerfabriken dauerte trotz theilweiser Vermehrung der Maschinen⸗ räfte infolge der erheblichen zu verarbeitenden Rübenmengen länger als im Vorjahre. Hierdurch, wie durch Neuanlagen gestaltete sich die Arbeitsgelegenheit in manchen Bezirken günstiger als im Jahre zuvor; andererseits waren allerdings auf einigen Gebieten Betriebs⸗ und entsprechende kleine Arbeitseinschränkungen zu verzeichnen. In den EFesr landwirthschaftlichen Maschinen⸗ fabriken hat sich die Arbeiterzahl um bis vermehrt. Die Arbeitszeit beträgt im allgemeinen 10 bis 11 Stun⸗ den, „in manchen etrieben jedoch auch erheblich mehr. Ausstände von Bedeutung sind nicht zu verzeichnen gewesen. Die Zahl Sachsengänger soll s nach Berichten aus mehreren Kreisen im Berichts aahre gegen früher vermehrt haben. Die Lebenshaltung der Arbeiter ist infolge der letzten guten Ernte und der verhältnißmäßig niedrigen Lebensmittelpreise im allgemeinen befriedigend, aus dem S8-heg der bekannten, überaus niedrigen snsprüche und der großen Genügsamkeit der Arbeiterbevölkerung der Provinz beurtheilt, sogar gut gewesen. Auch haben sich nach den eingegangenen Berichten in mehreren Bezirken die Löhne gehoben und die Verdienstgelegenheiten der Arbeiter vermehrt. Im Regierungsbezirk Breslau wurden von den Aufsichts⸗

beamten 1330 Revisionen gewerblicher Anlagen und 1310 Dampf⸗

Berlin, Freitug, den 2. August

kesselrevisionen aller Art vorgenemmen. Das Vertrauen der Arbeiter 5 den Gewerbeaufsichtsbeamten steigt sichtlich. Während ihre Ver⸗ mittlung zwischen den Arbeitern und den Arbeitgebern im Vorjahre nur in wenigen Fällen in Anspruch genommen worden war, wurde sie im Berichtsjahre in 78 Fällen während der Wochentage und in 18 Fällen während des Sonntags nachgesucht. Die Gesammt⸗ zahl der jugendlichen Arbeiter betrug 6192 oder 837 mehr, die Zahl der Kinder 68 oder 34 weniger als im Vorjahre. Die Hälfte der Kinder (33) ist in der Thonindustrie, in Ziegeleien und Thonwaarenfabriken beschäftigt. Die Kinder betrugen nur 0,07 % der Gesammtzahl der im Regierungsbezirk Breslau beschäftigten 95 091 Arbeiter. In der Industrie der Holz⸗ und Schnitzstoffe waren im Vorjahre noch 58 Kinder beschäftigt, die im Berichtsjahre ganz verschwunden sind; dies dürfte in der ungünstigen Lage der Schachtel⸗ fabrikation im Gebirge seinen Grund haben, die ihren Schwervunkt immer mehr in die Hansindustrie zu verlegen scheint. Die Zahl der jngendlichen Arbeiter zwischen 14 und 16 Jahren beträgt 6124 (+ 871), davon 4140 (+ 806) männliche und 1984 (+ 65) weibliche; sie vertheilt sich zur einen Hälfte in fast gleichen Theilen auf die Textilindustrie, die Industrie der Steine und Erden (Glas⸗, Tbon⸗ und Porzellaninduftrie) und die Genußmittel. (Zigarren⸗) Industrie. Während die Zahl dieser Arbeiter in der Textilindustrie um etwa 13 % und in der Genußmittelindustrie (in der Hauptsache in den Zigarrenfabriken) um etwa 40 % zugenommen hat, ist sie in den anderen Zweigen der Industrie auf gleicher Höhe geblieben. Die Zahl der Arbeiterinnen über 16 Jahre betrug in 1599 Anlagen 24 327, 603 mehr als im Vorjahre; davon standen im Alter von 16 bis 21 Jahren 7546 (— 1251), während 16 781 (+ 1854) über 21 Jahre alt waren. Die Zunahme vertheilt sich gleichmäßig auf alle Industriezweige. In den 40 Zuckerfabriken und damit verbundenen Raffinerien des Bezirks werden noch 1217 Arbeiterinnen und 8806 Arbeiter beschäftigt, jedoch dürfte die Zahl der Arbeiterinnen infolge neuerer maschineller Einrichtungen bei den meisten Fabriken bald bedeutend zurückgehen. Die gesetzliche Beschränkung der Arbeits⸗ zeit erwachsener Arbeiterinnen hat, soweit bekannt geworden ist, nur in wei kleinen Fabriken der Textilindustrie zur Fetchse von Arbeiterinnen und ihrer Ersetzung durch je vier Männer geführt, sonst hat sich jeder Ersatz von Frauen durch Männer nur im Rahmen des Fabrikations⸗ betriebes ohne jede Entlassung vollzogen. Eine Ausnahme machen allerdings die beiden Kampagneindustrien der Rohzuckerfabrikation und der Ziegeleien. Einen nachtheiligen Einfluß auf die Löhne der Arbeiterinnen hat die gesetzliche Beschränkung der Arbeitszeit nicht gehabt, im Gegentheil ist eine vermehrte Arbeitsleistung eingetreten, die dort um so sichtbarer hervortritt, wo nebenbei auch in Tagelohn earbeitet wird. Eine Beeinflussung der Löhne der männlichen

rbeiter ist nirgends bekannt geworden; nur für die Vorabende der Sonn⸗ und Festtage hat sie in einzelnen Fällen unzweifelhaft stattgefunden. Ueber die Arbeiter im allgemeinen wird berichtet: Von den 95 091 Arbeitern des Bezirks sind 68 613 oder 71 % männlichen Geschlechts. Das Verhältnis der Arbeiter zu den Arbeitnehmern ist durchweg gut zu nennen; einige kleine Arbeitseinstellungen ind bald beigelegt worden. Die Arbeitszeit beträgt in der aden 10 bis 11, nur in wenigen Fällen 12 Stunden. Die Zahl der angezeigten Unfälle betrug 2756, darunter 31, die den Tod zur Folge hatten. Im Vorjahre betrug die Zahl der gemeldeten Unfälle nur 2256. Obschon unverkennbar ist, daß der Beschaffung von Schutzvorkehrungen im allgemeinen immer mehr Beachtung und Sorgfalt zugewendet wird, so ist doch auch in einzelnen Betrieben bis jetzt in dieser Hinsich auffallend wenig geschehen. Die Löhne der Aebriter und Arbeiterinnen sind im allgemeinen unverändert ge⸗ blieben, wie im Vorjahre.

Die Kaufpreise des ländlichen Grundeigenthums im Großherzogthum Oldenburg

aben sich während des 28 jährigen Zeitraums von 1866 bis 1893 85. * umfassenden, trefflichen Darstellung des Geheimen Re⸗ gierungs⸗Raths B Kollmann, Vorstandes des Großherzog⸗ lichen Statistischen Bureaus in Oldenburg (Verlag der H. Laupp⸗ schen Buchhandlung in Tübingen), wie folgt, gestaltet: PöPop,ebautes (behaustes) unbebautes (unbehaustes) Grundeigenthum, Grundeigenthum, 8

. h. ganze Anwesen d. h. Parzellen⸗oder Stückländereien

üesaeg ältn. d. Grund⸗ Verhältn. d. Grund⸗ Kaufpreis ööe steuer⸗Reinertrags 8 für 1 ha zum Kaufpreise zum Kaufßpreise 1 g5 8*G uö6“ 819,0 1595,4 43,39 1205,8 2 1304,4 55 1214,3 39,34 1104,9 43,59 1287,5 45,73 1643,7 45,31 1475,9 43,41 1836,3 45,68 1613,4 48,48 6 1634,5 46,36 1150,8 1629,0 54,99 1086,1 1477,8 v. 1124,8 1277,2 43,4 1.“ 1342,5 43,97 1348,9 44,75 1445,7 42,90 1198,6 40,61 1398,9 43,52 1278,6 5 1855,2 46,89 1736,2 46,00 1696,6 47,94 1729,0 49,91

Kaufpreis für 1 ha

756,6 1159,2 844,1 832,0 1057,1 914,6 989,5 948,2 1151,7 1220,6 1006,8 1072,3 1064,6

Literatur.

Wie alles in unserer Zeit, so steht auch die moderne Literatur unter dem Gesetze der raschen Entwicklung. Es ist noch nicht lange her, daß eine Schaar junger deutscher Dichter den anerkannten lebenden Größen des deutschen Parnasses offen den Krieg erklärte. Sie zeigten, wie wir seit Jahrzehnten in einem lauen Epigonenthum stehen geblieben, wie immer wieder von neuem die großen Vorbilder der klassischen und romantischen Zeit nachgeahmt wurden und so eine Literatur herangereift war, die nicht mehr dem Fühlen und Denken des jungen eenh entsprach, die keine innere Beziehung mehr hatte zu dem lebendigen Pulsschlag der Zeit, Im Realismus suchte man das Heil. Und radikal, wie 1an starke nationale Literaturbewegung ist, radikal, wie vor mehr als hundert Jahren die regellosen Genies der Sturm⸗ und Drangzeit, Goethe an der Spitze, den deutschen Geschmack gegen den französischen verfochten, ging man

Schöne Literatur (Lyrisches und Epischesz).

8

fischen Staats-Anzeiger.

1895.

nun gegen die Ueberlieferungen vor, mochten sie durch noch so große Namen geschützt sein. Ein wilder Kampf gegen die Tradition ent⸗ brannte, und an Uebertreibungen und Ungeheuerlichkeiten war kein Mangel.

Kann⸗ aber war man ein wenig zur Ruhe gekommen, kaum be⸗ annen die Wolken⸗ und Nebelmassen sich zu verziehen, sodaß man offen konnte, bald wieder einen freien, klaren Fernblick zu gewinnen,

kaum sah man zwischen den rohen Skizzen und Verfuchen im Neuland des Realismus hier und da ein fertiges Kunstwerk erstehen, da kam auch schon die naturgemäße Reaktion! Gerade wie bei den Malern der Pleinair⸗Periode erschien nun auch bei den Dichtern die Phantasie und verlangte ihr Recht. Und man hörte sie an!

Im Drama, in der Erzählung, im Roman ist dies schon lange zu bemerken. Und wenn es noch eines Beweises dafür bedurft hätte, daß der Realismus seine Alleinherrschaft eingebüßt hat, so könnte ihn jetzt der Aufschwung liefern, den die Lyrik in allerjüngster Zeit wieder genommen hat. Das Ansehen der lyrischen Dichtung war im deutschen Lande gar sehr gesunken. Viele Jahre hindurch gab es nicht viele, die ohne Spott, zum ernsten Genuß eines jener zahllosen, jähr⸗ lich erscheinenden Gedichtbändchen vorgenommen hätten. Denn nirgends war die Erstarrung in den traditionellen Formen deutlicher und ab⸗ schreckender als hier. Nun aber hat auch der ernste Lyriker vom Realismus wohl gelernt. Er ist selbstkritischer und vorsichtiger in seinen Schilderungen geworden, mag es sich nun um Landschaften oder menschliche Empfindungen handeln. Strenger als früher wird jetzt die Frage nach der äußeren und inneren Wahrheit und Edtheit gestellt; auch hier dringt man den Dingen und den Seelen nun tiefer auf den Grund; auch hier hat sich der Stoffkreis bedeutend erweitert. Anders ist alles geworden. Aber es erschallen doch nun wieder lyrische Klänge, die Schönheit des harmonischen geschlossenen Gedichts wird doch wieder gefühlt! In der kurzen Zeit, da der Abscheu gegen die süßliche Sentimentalität einer unerträglich gewordenen literarischen Schablone den Naturalismus auf den Thron hob und die Phantasiekunst, wenn der Ausdruck als Gegenstück zur Wirklich⸗ keitskunst gestattet ist, unterschiedlos verhöhnte und verjagte, machte „man“ keine Gedichte! Die jungen aufsteigenden Talente sprachen es zwar nicht aus, aber, wenn man scharf hinsah, erkannte man es klar: das dunkle Gefühl, daß „Verse“ nicht ganz ehrliche und echte Interpreten wirklicher Empfindung sein könnten ein Gefühl, dem der Haß gegen das Versdrama Vorschub leistete, übte hier eine bestimmende Wirkung aus. Das ist nun erheblich anders geworden. Lust und Liebe zur Lyrik sind wieder erwacht. Unmöglich wäre sicherlich noch vor einigen Jahren der Erfolg gewesen, den die Gedichte der Johanna Ambrosius¹) errungen baben. Die Erscheinung dieser Dichterin ist ein Phänomen, ein Naturwunder, vor dem wir staunend uns neigen. Sie ist in einem kleinen Dorf im Kreise Ragnit in Ostpreußen, zu Langwethen als Tochter eines armen Handwerkers 1854 geboren. Bis zu ihrem elften Lebensjahre besuchte sie die Dorfschule; dann begann für sie die harte Arbeit. Die „Gartenlaube“, deren Abonnement Johanna und ihre Schwester sich vom Vater durch Verzicht auf den Zucker erhandelten, war nun die einzige Quelle, aus der sie Bildung und geistige Nah⸗ rung schöpfen konnten! Johanna kam in die Fremde, sie war Wirthschafterin auf einigen Gütern. Dann, zwanzig Jahre alt, beirathete sie einen biedern, braven Bauernsohn, mit dem sie lange Jahre schwerer Noth durchleben mußte, bis sich die ECheleute in Groß⸗Wersmeninten bei Lasdehnen in Ostpreußen ein kleines Häuschen und ein Stück Feld kaufen konnten. Dort ebt sie in rastloser Thätigkeit. Bis zum Jahre 1890, wo die Influenza ie so grausam ergriff, daß sie sich noch immer nicht erholt hat, führte ie noch die Sense und den Dreschflegel. . Und im kleinen Bauern⸗ haufe, auf dem Felde, im Stalle, in der Küche entsprangen dem Kopfe der leidenden Frau herrliche Blüthen wundervollster Lvrik. Eine innige Bewunderung ergreift uns, wenn wir lesen, wie diese gott⸗ begnadete Dichterin aus dem Landvolke vollste Empfindung und reinste Einfachheit im Ausdruck zu verbinden weiß, wie sie über ein rhythmisches Gefühl, über eine Fähigkeit, ihre Gedanken in Worte zu fassen, verfügt, die wir uns in bedenklicher Ueberschätzung unserer Bildung meist nicht von ihr getrennt denken können. Wohl hat Johanna Ambrosius, die naive Dichterin aus dem Volke, noch dichterische Schwärmereien, die dem lyrischen Stadtmenschen aus einer früheren Epoche zu stammen scheinen. Aber auch der Mondscheinzauber, das Waldesrauschen, das Vogelgezwitscher und die Sehnsuchtsträume, diese abgegriffenen Saiten, denen so mancher Dichterling, nur klägliche, lächerlich klingende Töne entlocken kann, die Bänerin weiß ce zu lieblichen Liedern zu rühren. Mit hoher Kunst schildert sie die spröde Schönheit ihrer ostpreußischen Heimath, beschreibt sie ihr Häuschen, erzählt sie Scenen aus dem Leben ihres kleinen Defen. Aber dann hebt sie sich empor und spricht von allem, was sie erlebt und gelitten. Dann tritt sie aus dem Kreise der „Volksdichter⸗ 8 heraus und schreitet stolz in die Reihen der größten lyrischen FFa ler

inüber. In gewaltigen Accorden macht sich das gepreßte Herz Luft:

8 „Zerrissen bis zur Seele Grund.

An Händ' und Fühen 0ceswunr,

Zerstampft von harter Füße Tritt

Wie üh geduldet, wie ich litt, 1

Wie ich geweint, geächzt, gestöhnt,

Wenn mich der böse Feind verhöhnt, 8

Wie bitter traf solch herber Spott,

Das wess nur Gott!“ 1 Der Schmerz, ihr ernster stiller Freund, tritt bei ihr ein, „und er setzte sich u mir küßt mich immer wieder und beim ersten Kusse schon fand ich meine Lieder!“ Der Schmerz wird Gast in ihrem Hause, er weckt ihre Poesie, er giebt ihren Liedern die Weihe „und manchmal ladet er zu Gaste sich seine Schwester Leid —, die bleibt dann lang bei uns zu Raste und näht für mich ein Kleid. .“ Aber dabei ist ihr die tiefe Freude an der Herrlichkeit der Natur, an der Größe, die sie aus allem Kleinen heraus empfindet, niemals erstorben. 1 alles, was sie ertragen muß, entschädigt sie ihr freier herrlicher Geist. So ruft sie stolz: .

„Und Zebt mein Fuß auch lebenslang Der Armuth nackte Gasse, Mein lustiger Gedankengang 8. 1“ Zieht höchster Schönheit Straße¹ -0 Man muß in der That dem Herausgeber der Sammlung, Professor J. Schrattenthal, dankbar sein, daß er uns die Gedichte dieser Frau, von deren Talent er in der Gartenlaube und anderen Zeitschriften ähnlichen Charakters ngni Proben gesehen hatte, mit Eifer und

Ruhe gesammelt hat. Dafür soll ihm auch manches ans seiner Vor⸗ rede verziehen werden. Mit einem Mal ist nun Johe.nna Ambrosius weit berühmt und bekannt geworden. Still und hescheiden saß sie bisher in ihrem Dorf, von niemandem verstanden; und wenn sie einer Bauersfrau eins ihrer Gedichte vorlas, dann be gegnete sie wohl der Frage, wie sie selbst erzählt: „Schriewe Se daf von wo af, oder wie make Se dat?“

Aus anderem Holz als Johanna Am rosius sind die jungen Dichter geschnitzt, denen in dem wogeny en Auf und Nieder des modernen Lebens, im Getümmel der goe gen Städte die Gedanken und Empfindungen in Versen herausspe udeln. Auch hier ist frische Kraft zu spüren. Zur dritten Auflage seiner Gedichte wahrlich

¹) Karl Schrattentha]J, Johanna Ambrosius, eine

deuts

b

Volksdichterin. Preßbyerg und Leipzig, R. Drodlleff. 1895.