1895 / 191 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 13 Aug 1895 18:00:01 GMT) scan diff

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Graf von Leyden ist von dem ihm Allerhöchst

der Marine ist S. M. S

Der General⸗Lieutenant von Hoffbauer, Inspekteur

1 der Feld⸗Artillerie, ist hierher zurückgekehrt.

Der Kaiserliche Gesandte am Königlich ea e ger off ewilligten

Urlaub nach Sinala und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder ü

ernommen.

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Nach telegraphischen Meldungen an das Ober⸗Kommando 1 „Kaiserin Augusta“, Kom⸗ mandant Kapitän zur See Lavaud, am 11. August von

Cowes nach Wilhelmshaven in See gegangen; S. M. S. „Cormoran“, Kommandant Korvetten⸗Kapitän Brink⸗ mann, ist am 8. August in Bassorah eingetroffen und am 11. d. M. von dort nach Bushire (Golf von Persien) weiter gegangen; S. M. S. „Marie“, Kommandant Kor⸗ vetten⸗Kapitän Credner, ist am 11. August in Gibraltar

ingetroffen. 8 8

Sachsen. Seine Majestät der König begab sich mit Ihrer König⸗

lichen Hoheit der Prinzessin Mathilde am Sonntag früh von der Bahnstation Niedersedlitz aus nach Leipzig und wohnte der feierlichen Eröffnung der Bienenwirthschaft⸗ lichen Ausstellung bei, die daselbst aus Anlaß der vierzigsten Wanderversammlung deutscher, österreichischer und

ngarischer Bienenwirthe im „Schloß Drachenfels“ veranstaltet

worden ist. Im großen Saale des Etablissements velgoß Kreis⸗

auptmann von Ehrenstein die Ecöffnung der Ausstellung. In seiner Ansprache begrüßte Redner die Allerhöchsten und

Höchsten Herrschaften, entbot ihnen im Namen der versammelten

deutschen, österreichischen und ungarischen Bienenwirthe ein herzliches Willkommen und schloß mit einem von der Ver⸗ sammlung begeistert aufgenommenen Hoch auf den König, als den Protektor der Ausstellung, und die Prinzessin Mathilde. Hierauf unternahmen die Allerhöchsten und Höchsten Herr⸗ schaften einen Rundgang durch die Ausstellung, an der sich 404 Aussteller betheiligt haben. Seine Majestät zeichnete ver⸗ schiedene Aussteller durch huldvolle Ansprachen, aus. Nach⸗ mittags 1 Uhr 55 Minuten reisten der König und die Prin⸗ zessin nach Niedersedlitz und Pillnitz zurück.

Württemberg.

Seine Majestät der König ist gestern mit Ihrer König⸗

lichen Hoheit der Prinzessin Pauline aus Nachod in Böhmen wieder in der Villa Seefeld eingetroffen. Elsaß⸗Lothringen. Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die von Hessen sind gestern Abend in Metz zu zweitägigem Besuch der Stadt und der Umgegend eingetroffen.

Oesterreich⸗Ungarn.

Der Erzbischof von Erlau, Dr. Samassa, erließ, wie „W. T. B.“ berichtet, einen Hirtenbrief, in welchem er unter Betonung der kirchlichen Vorschriften für die 85 schließung deren Einhaltung als diejenige Bedingung be⸗ zeichnet, unter der die Gläubigen unbehindert das ungarische bürgerliche Ehegesetz befolgen dürften. Der Hirtenbrief macht wegen der gemäßigten und loyalen Sprache einen ausgezeich⸗ neten Eindruck.

Zu dem mehrfach erwähnten „Nationalitäten⸗ Kongreß“ in Budapest veröffentlicht jetzt der sächsische Abg. Adolf Zay in den Blättern eine Erklärung des Inhalts, daß die siebenbürgischen Sachsen der Ein erufung und Abhaliung dieses Kongresses durchaus fernständen. Somit

habe niemand auch nur den Schein eines Rechts gehabt, die

Sachsen zu vertreten. Großbritannien und Irland.

Gestern Nachmittag trat in London das neue Parla⸗

ment zusammen. Im Unterhause wurde Gully einstimmig

um Sprecher wiedergewählt. Darauf vertagte sich das Haus

is heute Mittag. Im Oberhause fand die Vereidigung der

neuen Pairs statt, worauf sich das Haus gleichfalls vertagte. Frankreich.

Der Präsident der Republik Felix Faure besuchte

gestern die Städte Fécamp und Dieppe und wurde an beiden

Orten von der Bevölkerung lebhaft begrüßt. Abends erfolgte die Abreise nach Havre.

Der Minister des Innern Leygues hat den Präfekten strenge Vorschriften ertheilt bezüglich der sofortigen Aus⸗ weisung der Ausländer, welche an antipatriotischen Kundgebungen theilnehmen. Der Erste, der auf Grund dieser Verfügung ausgewiesen wurde, ist dem „W. T. B.“ zufolge ein Mitarbeiter der Metzer Zeitung „Messin“, Namens Fosset aus Pagny, das er täglich zu besuchen pflegte. Fosset, welcher aus Novéant stammt, fungierte in dem Hanne’schen Hochver⸗ raths⸗Prozeß als Zeuge. Rußland.

Der Kaiser hat, dem „W. T. B.“ zufolge, dem Botschafter in Paris Baron von Mohrenheim anläßlich dessen fünfzig⸗ jährigen Dienstjubiläums den Wladimir⸗Orden erster Klasse ver⸗ liehen unter gleichzeitiger Uebersendung eines Reskripts, in welchem unter anderem gesagt ist: Ihre gegenwärtige Thätig⸗ keit, welche auf die Eerhaltng freundschaftlicher Beziehungen zwischen Rußland und Frankreich gerichtet ist, trägt zur günstigen Lösung der meinem Herzen theuren Aufgabe, den allgemeinen Frieden zu befestigen, bei.

Der Kriegs⸗Minister dementiert nach einer Meldung des „W. T. B.“ das Gerücht von einer außerordentlichen Anwerbung von Freiwilligen für die Kolonialtruppen.

Türkei. Die Pforte hat, wie „W. T. B.“ meldet, den Beginn der Arbeiten zu der von der montenegrinischen Regierung ge⸗ wünschten Trockenlegung des Drin in der Umgebung von Skutari angeordnet. Bulgarien. Prinz Ferdinand von Coburg ist gestern Abend in

Sofia eingetroffen. Nach dem Bericht des „W. T. B.“

hatte die gesammte Garnison mit der Musik auf den zu passierenden, festlich geschmückten Straßen Paradeaufstellung

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enommen. Der Minister⸗Präsident Stoilow war dem Prinzen is Zaribrod entgegengefahren. Der Prinz kam allein an. Auf dem Bahnhof waren anwesend: die Mitglieder der Synode, die Metropoliten, die Geistlichkeit der übrigen Konfessionen; Klement war nicht erschienen. Ferner waren anwesend: sämmtliche Minister, die höheren Offiziere, die bulgarischen offiziellen Kreise und zahlreiche ausländische Journalisten. Beim Ein⸗ laufen des prinzlichen Sonderzuges intonierte die Musik die Nationalhymne, die Ehrenkompapnie präsentierte, das auf dem Bahnhofe zaglreich versammelte Publikum brach in Hurrahrufe aus. ach dem Verlassen des Zuges besichtigte der Prinz, welcher ernst aussah, die Ehrenkompagnie. Der Bürgermeister von Sofia, Mollow, bewillkommnete den Prinzen mit einer Ansprache, in welcher er auf den seitens der Be⸗ völkerung dem Prinzen bereiteten Empfang hinwies. In seiner Antwort hob der Prinz gleichfalls den glänzenden Empfang hervor und zog sich dann in den Wartesaal üea, wohin ihm die Minister und die Geistlichkeit folgten. Bald darauf verließ der Prinz den Bahnhof und fuhr unter dem begeisterten Hurrah der Truppen und der zahlreichen Menge in das Palais. Das Wetter war prachtvoll. Die Damen begrüßten den Prinzen von den Balkons durch Schwenken der Taschentücher. Später empfing Prinz Ferdinand zahlreiche Persönlichkeiten, welche zur Berec ung im Palais er⸗ schienen waren. Wie verlautet, wird der Prinz nur drei 8n in Sofia verbleiben und sich sodann nach Euxinograd egeben. . Das Blatt „Swoboda“ bestätigt, daß Besprechungen in Betreff einer Fusion der Stambulowisten und Rados⸗ lawisten stattfinden, und fügt hinzu, die darauf bezüglichen Verhandlungen seien auf dem besten Wege.

Dänemark. v“

Der Kronprinz und die Kronprinzessin von Schweden und Norwegen nebst ihren beiden Prinzen Söhnen kamen vorgestern Mittag an Bord der Nacht „Lady Sofia“ auf der Höhe von Charlottenlund an und begaben sich ans Land, um im Schloß Charlottenlund dem dänischen Kronprinzlichen Paare einen Besuch abzustatten. Der Kronprinz begleitete als⸗ dann die schwedischen Herrschaften nach Schloß Bernstorff, wo auch den dänischen Königlichen Majestäten ein Besuch ab⸗ gestattet wurde. Das schwedische Kronprinzliche Paar fuhr Pen nach Kopenhagen und kehrte dort an Bord der YNacht zurück.

Amerika.

Zum Präsidenten der Republik Peru wurde gestern nach einer Meldung des „W. T. B.“ Pierola, zum Ersten 1“ Billinghurst, zum Zweiten Augusto Seminario gewählt.

Asien.

Der amerikanische Gesandte in China, Denby, hat, wie dem „W. T. B.“ aus Washington mitgetheilt wird, dem Tsung⸗li⸗-Jamen dringende Vorstellungen wegen der Plün⸗ derung des Eigenthums der amerikanischen Missionare gemacht und darauf die Zusicherung des Schutzes und der Entschädigung erhalten. enby meint, daß man nicht zu Repressalien schreiten solle. Admiral Carpenter befindet sich auf der Fahrt nach Tschifu.

Zwischen China und Japan werden gegenvärtig Unter⸗ handlungen gepflogen über einen Handelsvertrag, welcher Japan die Rechte einer meistbegünstigten Nation einräumt. Der Vertrag soll Japan auch das Recht geben, Konsulargerichts⸗ barkeit in China zu üben.

Die „New York World“ meldet, daß in Tokio eine Kabinetskrisis entstanden sei, weil Graf Ito und Graf NYamagata die Annahme des ihnen verliehenen Ranges eines Marquis verweigern, solange gewisse andere Ministerkollegen ohne Auszeichnung bleiben.

Afrika.

Das englische Geschwader ist gestern von Tanger wieder abgefahren, während Spanien am 11. August noch ein weiteres Kriegsschiff, den „Alfonso XII.“, dahin gesandt hat.

Aus Sansibar meldet das „Reuter'sche Bureau“, daß gestern die englische Strafexpedition nach Mombassa abging, um die Veste des Häuptlings des aufständischen Stamms anzugreifen, da derselbe das an ihn gerichtete Ultimatum unberücksichtigt gelassen hat. Die Expedition, welche von dem britischen Admiral Rawson, dem General Mathews und dem General⸗Konsul Hardinge begleitet wird, besteht aus 400 britischen Matrosen, Sudanesen und Askaris soni⸗ 8— Trägern und ist mit zwei Marximgeschützen aus⸗ gerüstet.

In Unioro ist der Kampf beendet, nachdem die Engländer alle Streitkräfte Kabarega's vernichtet haben.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Die Bestimmung des Art. 259 Abs. 1 des Handelsgesetzbuchs: „Wenn innerhalb eines Jahres vor Eröffnung des Konkurses über das Vermögen des Inhabers des Handelsgewerbes durch Vereinbarung zwischen ihm und dem stillen Gesell⸗ schafter das Gesellschaftsverhältniß aufgelöst worden ist, so können die Konkursgläubiger verlangen, daß der stille Gesell⸗ schafter die ihm zurückbezahlte Einlage in die Konkursmasse einzahle, unbeschadet seines Rechts, die in dem Zeitpunkt der Auflösung ihm aus dem Gesellschaftsverhältniß zustehende For⸗ derung als Konkursgläubiger geltend zu machen.ü“

findet, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, I. Zivilsenats vom 6. März 1895, zwar keine Anwendung, wenn das Gesellschafts⸗ verhältniß wegen Betrugs aufgelöst worden ist, wohl aber findet sie Anwendung, wenn die Gesellschaft zwischen dem Inhaber des Handelsgewerbes und dem von ihm betrogenen stillen Gesellschafter durch Uebereinkommen aufgelöst worden ist. „Der Art. 259 Abs. 1 des H.⸗G.⸗B. setzt nichts weiter voraus, als ein bestandenes Gesellschaftsverhältniß und Auflösung desselben durch Ueberein⸗ kunft innerhalb Jahresfrist vor Eröffnung des Konkurses über das Vermögen des Geschäftsinhabers.. Das Gesellschafts⸗ verhältniß besteht nach § 350 1 5 des Preußischen Allgemeinen Landrechts bis zur Anfechtung wegen Betruges, auch wenn es durch Betru herbeigeführt worden ist. Der Grund und Zweck des Gesetzes trißt auch diesen Fall. Denn auch der betrogene stille Gesellschafter hat auf Rückgabe der Einlage, die Eigenthum des Geschäftsinhabers trotz des Betruges geworden ist (Art. 252 Abs. 1 H.⸗G.⸗B.), nur eine persönliche Forderung, die er im Konkurse wie jeder andere Gläubiger als Konkursforderung geltend zu machen hat. Und durch Rückzahlung seiner Einlage wird er, wenn er die Präsumtion des Gesetzes nicht widerlegt, vor den anderen Gläubigern ebenso bevorzugt, wie in dem Falle, daß das Gesellschaftsverhältniß nicht durch Betrug herbeigeführt worden ist.“ (419/94.)

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Entscheidungen des Ober⸗Verwaltungsgerichts.

Versicherungsgesellschaften auf Gegenseitigkeit he⸗ treiben, nach einer Entscheidung des VI. Senats, 1. Serennnh 12 31. Januar 1895, der Regel nach kein steuerpflichtiges Ge⸗ werbe; sie können aber zu Gewerbetreibenden werden, wenn sie in der Absicht der Gewinnerzielung, sei es auch nur, um durch die Ver⸗ wendung des Gewinns zur Verringerung der Beiträge ihrer Mit⸗ glieder heinetragen ihre verfügbaren Fonds zu Geschäften verwenden welche ihrem Wesen nach als Gewerbebetrieb erscheinen, sich namentlich als eine berufsmäßige Betheiligung am allge⸗ meinen wirthschaftlichen Verkehr darstellen. ie bloße zinsbare Anlegung der verfügbaren Fonds hat diesen Charakter nicht. „Ebensowenig wie der Kapitalist zum Gewerbe⸗ treibenden wird, wenn er seine verfügbaren Gelder ausleiht, auf Hypo⸗ theken giebt, zum Ankauf von Effekten u. s. w. verwendet, be⸗ treibt die Versicherungsgesellschaft auf Gegenseitigkeit ein Gewerbe, wenn sie in solcher Weise ihre Kapitalien anlegt. Hier liegt nur Nutzung des Kapitals, kein Gewerbebetrieb vor; es fehlt hier die berufsmäßige Betheiligung am wirthschaftlichen Verkehr, denn sein Kapital in den allgemein uüblichen Formen an nlegen und zu nutzen, ist kein Beruf. Damit die Versicherungsgesellschaft auf Gegen⸗ seitigkeit, wie der Privatkapitalist, zum Gewerbetreibenden wird, muß die Napftalnuzamg solche Formen annehmen, daß sie als berufs⸗ mäßige Thätigkeit, z. B. als Betrieb eines Bankgeschäfts, erscheint. Da die Versicherungsgesellschaften auf Gegenseitigkeit regelmäßig nicht als Gewerbetreibende erscheinen, müssen, um die Heranziehung zur Gewerbesteuer zu begründen, die thatsächlichen Umstände, welche als Ausnahme von der Regel einen Gewerbe⸗ betrieb annehmen lassen, im einzelnen festgestellt werden.“ (VI G. 554/94.)

In einer anderen Entscheidung desselben Senats von demselben Tage hat das Ober⸗Verwaltungsgericht in Bezug auf eine Lebens⸗ versicherungsgesellschaft auf Gegenseitigkeit ausgesprochen, daß die Bildung eines Sicherheitsfonds durch Zurückbehaltung der den Versicherten gehörigen Ueberschüsse, mögen diese Ueberschüsse auch noch länger als fünf Jahre zurückbehalten werden, niemals dann als Unterlage für Feststellung eines steuerpflichtigen Gewerbe⸗ betriebs anzusehen ist, wenn dieselben nicht zinsbar oder nur im Interesse der Versicherten, behufs Wahrung vor Zins⸗ verlusten, zins bar angelegt werden. „Werden die Kapitalien zinsbar angelegt, so kommt zunächst der hierfür bestimmende Grund in Be⸗ tracht. Durch die Erhebung eines höheren Vorschusses als Prämie wird derjenige Betrag, der nachträglich als nicht verbraucht zurück⸗ gewährt wird, dem Versicherten, der in der Lage gewesen wäre, denselben zinsbar anzulegen, zugleich mit den Zinsen entzogen. Legt die Gesellschaft die ihr zu viel gezahlten verfügbaren Gelder zinsbar an, so thut sie dies demnach in erster Linie in der Absicht, um ihre Versicherten, die Prämienzahler, vor Schaden, nämlich vor Zinsverlusten, zu bewahren. Die Gesellschaft handelt hierbei gewissermaßen als Mandatarin der Prämienzahler. Die zins⸗ bare Anlegung von Geldern an sich ist aber niemals Gewerbebetrieb, und zwar auch dann nicht, wenn große Geldsummen in Frage stehen; es wird niemandem einfallen, einen Millionär, der in der üblichen Art und Weise der Kapitalnutzung, in Hypotheken und Werthpapieren u. dergl., ohne jede Spekulation, seine Millionen zins⸗ bar anlegt, deshalb, weil es Millionen sind, für einen Gewerbe⸗ treibenden zu halten. Eine abweichende Auffassung kann daher auch der Beschwerdeführerin gegenüber (mit einem zinsbar an⸗ gelegten Sicherheitsfonds von nahe an 31 Millionen Mark) nicht zulässig erscheinn. Die Art und Weise, in welcher die zur Verfügung stehenden Gelder zinsbar belegt werden, über⸗ schreitet nirgends die Formen der nichtgewerblichen Kapitalnutzung. Auch die auf Policen und die Kautionsdar⸗ lehen können wegen der ihnen beiwohnenden Eigenart und, weil sie völlig innerhalb der Aufgaben einer Gegenseitigkeits⸗Versicherungs⸗ gesellschaft liegen, nicht zu einer abweichenden Beurtheilung führen. Ferner ist nach allgemeinen wirthschaftlichen Grundsätzen die Be⸗ schwerdeführerin verpflichtet, die verfügbaren Mittel des Sicherheits⸗ fonds zinsbar anzulegen und davon Nutzungen zu ziehen. Mit Rück⸗ sicht auf die obigen Erwägungen über den durch Aufbewahrung der Gelder in der Kasse den Versicherten entstehenden Schaden könnte unter gewissen Umständen die Verwaltung der Beschwerdeführerin auf Ersatz des durch Nichtanlegung entstandenen Schadens seitens der Versicherten sogar rechtlich in Anspruch genommen werden.“ VI G. 613/94.)

Statistik und Volkswirthschaft.

Durchschnittspreise der wichtigsten Lebensmittel.

Im Juli 1895 betrugen die Durchschnittspreise der wichtigsten Lebensmittel im preußischen Staat für 1000 kg Weizen 144 (152) ℳ, Roggen 121 (131) ℳ, Gerste 121 (123) ℳ, Hafer 126 (127) ℳ, Kocherbsen 207 (214) ℳ, Speisebohnen 287 (284) ℳ, Linsen 389 (387) ℳ, Eßkartoffeln 55,1 (55,9) ℳ, Rindfleisch im Großhandel 1075 (1082)

Die großstädtische Bevölkerung als Theil dergesammten in Europa und Nord⸗Afrika.

(Stat. Korr.) Unter Großstädten versteht man Städte von mehr als 100 000 Bewohnern. In Europa und Nord⸗Afrika giebt es deren jetzt 129, von denen nur 4 auf Nord⸗Afrika entfallen. In Serbien, Bulgarien, Montenegro, Luxemburg, Liechtenstein, Monaco, San Marino und Andorra sind keine Großstädte vorhanden; in den hier nicht in Be⸗ tracht gezogenen Theilen von Afrika giebt es nur eine solche (Johannes⸗ burg in der Südafrikanischen Republik mit jetzt gegen 140000 Bewohnern). Es ist nicht ohne Interesse, zu vergleichen, wie hoch der in der betreffen⸗ den Landeshauptstadt bezw. in den übrigen Großstädten wohnende Antheil der Gesammtbevölkerung der einzelnen Staaten ist. Es zeigen sich hierbei bemerkenswerthe Verschiedenheiten. Im allgemeinen lebt ein großer Theil des Volks in Großstädten, wo die Bevölkerung sehr

dicht beisammen wohnt; doch macht ö welches dichter als

irgend ein europäisches Land bewohnt ist, hiervon eine Ausnahme. Die folgende Uebersicht gewährt einen Einblick in diese Verhältnisse.

Vom Tausend der Gesammt⸗ Zahl der bevölkerung entfallen auf Staat Jahr Groß⸗ Groß⸗ die ddie übrigen städte städte Landes. Groß⸗ 1 überhaupt hauptstadt städte Deutsches Reich 1890 26 135,2 33,7 101,5 Europ. Rußland 1892 16 38,9 9,3 29,6 Schweden 1890 76,4 53,7 Norwegen 1891 75,6 75,6 Dänemark 1890 143,2 143,2 Großbritannien und Fflanb .1891 285,5 111,2 Niederland 1893 179,6 94,4 Belgien 1893 79,6 rankreich 1891 63,8 ortugal 1878 59,2 ö116“ 26,8 Italien 1893 14,7 Schweiz 1888 Oesterreich 1890 57,1 29,0 33,6

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Ungarn 1890 Rumänien 1893 Griechenland .1889 Europ. Türkei 1885 Egypten 1882 Tunesien 1891 Marokko 1“

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een Reich ist die Bevölkerung auf den jetzigen Gebiets⸗ Iu Deugsotnädte nach der Zählung vom 1. Dezember 1890 an⸗ unfang, Das europäische Rußland ist mit Einschluß von Finland gerechnt Kaukasusländern zu verstehen. In Schweden ist die Zählung —n Dezember 1890, in Norwegen die vom 1. Januar 1891, in m 3 ick die vom 1. Februar 1890, in Großbritannien die vom 1891, aber unter Ausscheidung der außerhalb des Mutter⸗ befindlichen Militär⸗ und Marinepersonen sowie der See⸗

8 der Handelsflotte, benutzt worden. Für die Niederlande und ute. n konnten amtliche Schätzungen der Volkszahl der Länder und Belgire lnen Großstädte für den 31. Dezember 1893 verwerthet der - für Frankreich die Zählung vom 12. April 1891, für al veda nahme vom 1. Januar 1878, für Spanien amtliche Angaben eine 1887, für Italien amtliche Schätzungen für den 31. Dezember 3, für die Schweiz die Zählung vom 1. Dezember 1888. Für eierreich und Ungarn war die Zählung vom 31. Dezember 1890 vn für Egypten die vom 4. Mai 1882 maßgebend; für Griechenland 2 eine amtliche Aufnahme aus dem Jahre 1889 vor. Auch für die las väische Türkei (ohne Bulgarien, aber mit dem zum Stadtgebiet arnstantinepel gezählten Skutari) konnte das Ergebniß einer 8 begonnenen, aber auch jetzt noch nicht in allen Theilen des Reichs vdigten Volkszählung benutzt werden, wogegen für Rumänien,

beendig

mokko und Tunesien nur Schätzungen vorhanden sind.

¹Allenthalben ist die volkreichste Großstadt zugleich Landeshaupt⸗ pt; nur Italien macht eine Ausnahme hiervon, da Neapel bekannt⸗ zvolkreicher als Rom ist. In der Schweiz hat die Regierung ihren z nicht in der einzigen Großstadt des Landes.

* Ordnet man die Hauptstädte nach der Höhe des auf sie ent⸗ alenden Antheils der Gesammtbevölkerung, so entsteht folgende Reihe: konstantinopel, Kopenhagen, London, Tunis, Amsterdam, Brüssel, Fhristiania, Paris, Lissabon, Wien, Kairo, Stockholm, Athen, Berlin, Bukarest, Budapest, Madrid, Fes, Rom und St. Petersburg. Ordnet man die Länder nach der Höhe der in ihren Großstädten lebenden? evölkerung, so entsteht folgende, von der vor⸗ stehenden sehr abweichende Reihe: Vereinigtes Königreich Groß⸗ britannien und Irland, europäische Türkei, Niederlande, Belgien, Dänemark, Deutsches Reich, Frankreich, Italien, Tunesien, Egvpten, Portugal, Oesterreich, Schweden, Norwegen, Svpanien, Griechenland, Schweiz, europäisches Rußland, Rumänien, Ungarn und Marokko.

Zur Arbeiterbewegung. . .

In Leipzig beschlossen, wie die „Lpz. Ztg.“ berichtet, die Metallarbeiter in einer Versammlung, den vor 16 Wochen in der Motorenfabrik von Grob u. Komp. in Leipzig⸗Eutritzsch begonnenen, für die Fabrikleitung aber schon längst nicht mehr be⸗ secenden Ausstand der Monteure für beendet zu erklären, da von den 15 ausständigen Arbeitern nur noch zwei ohne Beschäftigung seien. Die ausständigen Steinsetzer Leipzigs hielten gestern eine von 120 Per⸗ sonen besuchte Versammlung ab, in der mitgetheilt wurde, daß sich Io Gehilfen im Ausstande befänden, 40 sich dem Ausstand nicht an⸗ gischlossen 888 5 gleiche Zahl Leipzig bereits verlassen hätten. (Vgl. Nr. 190 d. Bl.

Hier in Berlin haben die Former und Gießereiarbeiter neiner Versammlung am Sonntag beschlossen, vom gestrigen Montag z wecks Abschaffung der Arbeit nach Gewicht in eine Lohnbewegung eutreten. Die Verhandlungen der Lohnkommission mit den Fabri⸗ imen haben, wie die Berliner „Volksztg.“ berichtet, zu einer Reihe im Zugeständnissen an die Arbeiter geführt. Diese Ab⸗ mahungen der Lohnkommission wurden von der Versamm⸗ lung genehmigt. Die Forderung: Abschaffung der Arbeit nach Gewicht bewilligten die Fabrikanten nicht, sie sicherten jedoch den Arbeitern in jenen Fällen, wo die Kilo⸗Arbeit einen geringeren Ver⸗ dienst abwirft, als die Kastenarbeit, eine Vergütung zu. Die Ver⸗ sammüng beschloß, die bedingungslose Abschaffung der Arbeit nach Gewicht zu verlangen. In Fabriken, wo die Abschaffung der Kilo⸗ Arbeit am Montag nicht stattfindet, sollte die Arbeit niedergelegt werden. Einer Mittheilung der „Voss. Ztg.“ zufolge waren es gestern Abend nur noch drei Firmen, welche die Abschaffung der Pfundarbeit

nicht bewilligt hatten. Bei der Firma W. Bruns (vgl. Nr. 190

d. Bl) ist nach dem „Vorwärts“ der Ausstand im Sinne der Ar⸗ beiter erledigt worden. In Treptow bei Berlin haben gestern Vormittags sämmtliche, am Bau des Hauptgebäudes der Gewerbe⸗ usstellun im Treptower Park beschäftigten Zimmerer der frma . Ko, 95 an der Zahl, die Arbeit nergelegt; sie forderten eine Lohnerhöhung von 50 auf 55 für Stunde. Am Nachmittag versammelten sich die Ausständigen auf im linksseitig von der Treptower Chaussee belegenen Theil des hakks, um die am Fischereigebäude, dessen Zimmerarbeiten gleichfalls m der Firma Pumplun u. Ko. ausgeführt werden, be⸗ täftigten Kollegen zur Arbeitseinstellung zu bewegen, was inen jedoch in wenigen Fällen gelang. Ein Theil der ümmerleute, der sich an diesem Auftritte nicht betheiligt hatte, nahm in die Arbeit wieder auf. In der Lederfabrik von d2. Römer haben, wie im „Vorwärts“ mitgetheilt wird, sämmtliche Pbeiter, 50 an der Zahl, wegen Lohnstreites, die Arbeit niedergelegt.

Kunst und Wissenschaft.

„Die Königliche Akademie der Künste beabsichtigt, aus An⸗ ih ihrer 200 jährigen Jubelfeier im Jahre 1896 eine Er⸗ nnerungs⸗Medaille oder ⸗Plaquette herzustellen, die dem lerhöchsten Protektor in Gold, dem Kurator, den Mitgliedern, den üngehörigen und Eingeladenen, überhaupt weiteren Kreisen in Bronze bberreicht werden wird. Die Medaille soll die Beziehungen des Flifters der Akademie, nachmaligen Königs Friedrich I., und Seiner Majestät des regierenden Kaisers und Königs zur Kunst in sinniger Weise darstellen. Die Akademie ersucht ihre Mitglieder, die Skizzen sür diese Medaille bis zum 1. Oktober 1895 einzureichen.

In Coburg wurde gestern die 41. Versammlung der Deutschen Geologischen Gesellschaft von dem Landesgeologen Dr. Loretz⸗Berlin eröffnet. Zum Vorsitzenden wurde Professor von swenen⸗Göttingen gewählt. Vorträge hielten Professor Tula⸗Wien der seine Reise an der kleinasiatischen Küste des Marmara⸗Meeres; Dr. Papst⸗ Gotha über die Platten des Gothaer Museums nit fossilen Thierfährten im Rothliegenden; Professor Blanken⸗ orn⸗Erlangen über pseudoglaciale Erscheinungen und Pro⸗ fesor Klemm⸗Darmstadt über die krystallinen Grundgebirge des gresart. Anwesend sind u. a. die Professoren Benecke⸗ und Bücking⸗ vtaßburg, Kaiser⸗Marburg, Baltzer⸗Bern, der Anglo⸗Indier Joung der Geological Survey of East India, Wichmann⸗lUtrecht, saclengraf⸗Amsterdam. Nachmittags fand eine Besichtigung der nnhistorischen Sammlungen auf der Coburger Feste statt.

Land⸗ und Forsftwirthschaft. G

Getreideernte Italiens.

P. Rach den bisher vorliegenden Nachrichten ist die diesjährige bürtenernte in Italien weniger günstig 1n als man erwartet Mit So wird jetzt das Ergebniß in Ober⸗Italien kaum auf eine mütelernte und in Mittel⸗ und Süd⸗Italien sowie auf den Inseln M. auf eine Mittelernte geschätzt. Die Haferernte ist sowohl in 8 ttel, als in Ober⸗Italien be riedigend ausgefallen, und der Mais eespricht eine äußerst reiche Ernte.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Uruguay. st Durch Verordnung der Regierung zu Montevideo vom 16. v. M. Hafen von Santos für seuchenfrei erklärt und demgemäß die Ranantäne für Herkünfte aus demselben aufgehoben worden. (Vgl. R⸗Anz.“ Nr. 127 vom 29. Mai d. J.) „12. August. Eine Bekanntmachung der niederösterreichi⸗ cen S atthalterei verbietet wegen der auf dem Borstenviehmarkt

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in Steinbruch vorgekommenen Schweineseuche die Einfuhr serbischer Schweine nach Niederösterreich.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. „An der Ruhr sind am 12. d. M. gestellt 10 995, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen. „In Oberschlesien sind am 10. d. M. gestellt 3813, nicht recht⸗ zeitig gestellt 76 Wagen.

Ausweis über den Verkehr auf dem Berliner Schlachtviehmarkt vom 10. August 1895. Auftrieb und Markt⸗ preise nach Schlachtgewicht mit Ausnahme der Schweine, welche nach Lebendgewicht gehandelt werden. Rinder. Auftrieb 2523 Stück (Durchschnittspreis für 100 kg.) I. Qualität 126 128 ℳ, II. Qualität 116 124 ℳ, III. Qualität 96 108 ℳ, IV. Qualität 86 92 Schweine. Auftrieb 7733 Stück. (Durchschnittspreis für 100 kg.) Mecklenburger 98 ℳ, Landschweine: a. gute 94 96 ℳ, b. geringere 88 92 ℳ, Galizier —,— ℳ, leichte Ungarn —,— bei 20 % Tara, Bakonyer bei kg Tara pro Stück. Kälber. Auftrieb 1225 Stäck. (Durchschnittspreis für 1 kg) I. Qualität 1,18 1,20 ℳ, II. Qualität 1,10 1, 16 ℳ, III. Qualität 1,00—- 1,08 Schafe. Auftrieb 20 364 Stück. (Durchschnittspreis für 1 kg.) I. Qualität 1,04 1,20 ℳ, II. Qualität 0,96 1,00 ℳ, III. Qualität —,—

Wie die „Köln. Ztg.“ meldet, wird der Aufsichtsrath der Rheinischen Stahlwerke in Ruhrort der Hauptversammlung eine Dividende von 10 % vorschlagen.

Die Einnahmen der Lübeck⸗Büchener Eisenbahn betrugen im Juli 1895 nach vorläufiger Feststellung 594 725 gegen 504 987 im Monat Juli 1894, mithin mehr 89 738 Die Gesammteinnahmen vom 1. Januar bis ultimo Juni 1895 betrugen nach vorläufiger Feststellung 2 938 660 gegen 2 821435 im gleichen Zeitraum des Vorjahres, mithin mehr 117 225 8

Breslau, 12. August. (W. T. B.) Die hiesigen Eisen Großhändler erhöhten den Ser für Walzeisen und denjenigen für Feinbleche um 5 ℳ, pro Tonne von 125 auf 130 resp. von 145 auf 150 ℳ.

Magdeburg, 12. August. (W. T. B.) Zuckerbericht. Korn⸗ zucker, exkl., von 92 % —, neue —,—. Kornzucker exkl., 88 % Rendement 10,15 10,30, neue —,—. Nachprodukte exkl., 75 % Rendement 7,00 7,75. Ruhiger. Brotraffinade I 22,75 23,00. Brotraffinade II 22,50. Gem. Raffinade mit Faß 22,75 23,00. Gem. Melis I mit Faß 22,12 ½ 22,50. Ruhig. Rohzucker I. Produkt Transito f. a. B. Hamburg pr. August 9,70 bez., 9,72 ½ Br., pr. Sep⸗ tember 9,80 bez., 9,82 ½ Br., pr. Oktober⸗Dezember 10,22 ½ bez. u. Br., pr. Januar⸗März 10,50 bez. u. Br. Matt.

Essen a. d. Ruhr, 12. August. (W. T. B.) Der ‚Rhein.⸗ Westf. Ztg.“ zufolge betrug die thatsächliche Förderungseinschränkung des Rheinisch⸗Westfälischen Kohlensyndikats im Juli nach den Syndikatszechen zugegangenen vorläufigen Abrechnung rund

½ %.

Leipzig, 12. August. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. pr. August 3,10 ℳ, pr. September 3,12 ½ ℳ, pr. Oktober 3,15 ℳ, pr. November 3,15 ℳ, pr. Dezember 3,17 ½ ℳ, pr. Januar 3,17 ½ ℳ, pr. Februar 3,20 ℳ, pr. März 3,20 ℳ, pr. April 3,22 ½ ℳ, pr. Mai 3,22 ½ ℳ, pr. Juni 3,22 ½ ℳ, pr. Juli 3,22 ½. Umsatz 50 000 kg.

Bremen, 12. August. (W. T. B.) Börsen⸗Schlußbericht. Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer Petroleum⸗Börse.) Fest. Loko 6,20 Br. Baumwolle. Steigend. Upland middl. loko 36 ½ 4. Schmalz. Ruhig. Wilcox 34 ₰, Armour shield 33 ½ ₰, Cudahy 34 ½ ₰, Fairbanks 28 ½ Z. Speck. Ruhig. Short clear middling loko 31. Wolle. Umsatz 58 Ballen. Taback. Umsatz 46 Faß Kentucky, 266 Packen St. Felix, 114 Seronen Havannah. 8

Hamburg, 12. August. (W. T. B.) Kaffee. (Nachmittags⸗ bericht.) Good average Santos pr. September 75 ½, pr. Dezember 74 ½, pr. März 73 ½, pr. Mai 73 ¼. Behauptet. Zuckermarkt. (Schlußbericht.) Rüben⸗Rohzucker I. Produkt Basis 88 % Rende⸗ ment neue Usance, frei an Bord Hamburg pr. August 9,65, pr. Oktober 10,07 ½, per Dezember 10,27 ½, pr. März 10,52 ½. Matt.

Hamburg, 12. August. (W. T. B.) In der heutigen Auf⸗ sichtsrathssitzung der Jute⸗Spinnerei und Weberei Ham⸗ burg⸗Harburg wurde die Dividende für das mit dem 30. Juni v Geschäͤftsjahr auf 8 % festgesetzt gegen 5 ½ % im

orjahre.

London, 12. August. (W. T. B.) An der Küste 1 Weizen⸗ ladung angeboten.

96 % Javazucker 12 träge, Rüben⸗Rohzucker loko 98½ matt. Chile⸗Kupfer 46 ⁄16, pr. 3 Monat 4 ⁄16.

Glasgow, 12. August. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 5707 Tons gegen 3777 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.

Bradford, 12. August. (W. T. B.) Wolle fest, Croß⸗ breds Merino anziehend, Mohair Alpacca eher theurer, Garne fest, in Stoffen gutes Geschäft.

St. Petersburg, 13. August. (W. T. B.) Rußlands Getreide⸗Export. In der Woche vom 5. August bis 10. August ecr. sind über die Haupt⸗Zollämter 9 546 000 Pud Getreide ausgeführt worden. Davon entfielen auf Weizen 4 086 000 Pud (gegen 3 785 000 Pud in der Vorwo 98 Roggen 1 457 000 Pud (gegen 2 093 000 Pud in der Vorwoche Gerste 2 044 000 Pud (gegen 729 000 Pud in der Vorwo e), Hafer 1 773 000 Pud sgegen 1 490 000 Pud in der Vorwoche), Mais 186 000 Pud (gegen 439 000 Pud in der Vorwoche).

Amsterdam, 12. August. (W. T. B.) Java⸗Kaffee good ordinary 55 ¾. Bankazinn 39 ½.

New⸗York, 12. August. (W. T. B.) Die Börse eröffnete mit weichender Tendenz, erholte sich darauf und gab später wieder nach. Der Schluß war ruhig. Der Umsatz der Aktien betrug 139 000 Stück.

Für morgen sind 1 650 000 Doll. Gold zur Ausfuhr bestimmt.

Weizen anfangs stetig, dann fallend während des ganzen öeeaerehis mit wenigen Reaktionen entsprechend der Mattigkeit in Mais, sowie auf Realisierungen und auf die reservierte Haltung der Fealnhe Schluß schwach. Mais fallend während des ganzen Börsenverlaufs infolge des Regierungs⸗Berichts, auf günstiges Wetter und allgemeine Liquidation.

Waarenbericht. Baumwolle⸗Preis in New⸗York 7 ⁄6, do. do. in New⸗Orleans 7 16, Petroleum Stand. white in New⸗York 7,10, do. do. in Philadelphia 7,05, do. rohes (in Cases) —, do. Pipe line Certific. pr. Juli 126 nom., Schmalz Western steam 6,45, do. Rohe u. Brothers 6,72 ½, Mais per August 43 ¾, do. per September 4 do. per Oktober 41 ¼, Rother Winterweizen 72, Weizen per r 70 ½, do. per September 71 ⅛, do. pr. Oktb. 71 ⅜, do. per Dezember 73 ½, Getreidefracht nach Liverpool 1 ⅛, Kaffee fair Rio Nr. 7 16 ¼, do. Rio Nr. 7, per September 15,40, do. do. per November 15,35, Mehl, Spring⸗Wheat clears 3,00, Zucker 3,00, Kupfer 12,25.

Visible Supply an Weizen 37 840 000 Bufhels, do. an Mais 4 613 000 Busbels.

Chicago, 12. August. (W. T. B.) Weizen einige Zeit steigend nach Eröffnung infolge guter Platznachfrage, später Reaktion auf den Bericht des Washingtoner Ackerbau⸗Amts, große Ankünfte im Nordwesten und Goldengagements. Schluß träge. Mais fallend während des ganzen Börsenverlaufs mit wenigen Reaktionen infolge des Fiseter nabberichs, sowie auf günstiges Wetter und lebhafte Verkäufe.

Weizen pr. August 65, pr. Dezember 68 ½. Mais pr. August 36 ½. Speck short clear nomin. Pork pr. August 9,60. -

Montreal, 12. August. (W. T. B.) Die Canadische Pacific⸗Eisenbahn erklärte für das letzte Halbjahr eine vier⸗ prozentige Jahres⸗Dividende der Vorzugs⸗Aktien.

Verdingungen im Auslande.

Spanien. ö 3. September, 1 Uhr. (II. Submission.) Gleichzeitig in der Stadtverwaltung von Sevilla und im Ministerium de la Gober- nacion, General⸗Direktion der üFectereene in Madrid: Bau eines metallischen Stegs für Fußgänger und Ueberführung der Wasser⸗ leitung über den Guadalquivir in Sevilla. Anschlag 299 000 Pesetas. Kaution 5 % des Submissionsbetrages.

Portugal.

21. August, 1 Uhr. Löntglche Gisertadnreenscha in Lissabon: Lieferung von Stoff ꝛc. zur Garnierung von Passagierwagen. Bed.⸗ beß und Muster in den Bureaux der Gesellschaft, 28 Rue Chateaudun in Paris.

31. August, 1 Uhr. Verwaltung der Süd⸗ und Südwestbahn in Lissabon: Lieferung von 14 000 mt Kohlen. Provisorische Kaution 1610 Milreis. Definitive Kaution 5 % des Submissionsbetrages. Aüstunft im Sekretariat der Direktion, 22 Largo de S. Roque Lissabon. 3 23. September, 1 Uhr. Zivil⸗Verwaltung von Oporto: Liefe⸗ rung von jährlich 40 000 Tannen⸗ und 10 000 Eichenschwellen für die Verwaltung der Eisenbahnen von Minho à Duéro für einen Zeit⸗ raum von 3 Jahren. Provisorische Kaution 1850 Milreis, definitive Kaution 3690 Milreis. Bed.⸗Heft und Auskunft bei der Strecken⸗ und Bauverwaltung der Station Oporto.

Niederlande. 1 21. August. Kolonial⸗Ministerium, technisches Bureau im Haag: Herrichtung des metallischen Oberbaues von zehn Brücken (Bed.⸗Heft Nr. 175); desgl. von sieben Brücken für Sekundär⸗ Bahnen (Bed.⸗Heft Nr. 176); Lieferung von 178 000 eisernen Klammern und 149 800 galvanisierten Schraubennägeln (Bed Heft Nr. 177). Alles für die Eisenbahn⸗Verwaltung in Java. Lieferung von eisernen Telegraphenstangen für die Telegraphenver⸗ waltung von Niederländisch⸗Indien. Bed.⸗Hefte bei M. Martinus Nyhoff und zwar das Heft Nr. 175 für 4,50 Gld., Nr. 176 für 6,50 Gld., die beiden anderen Hefte für je 1 Gld. 8 23. August, 12 Uhr. Ministerium für Waterstaat, Handel en

Nijverheid, Provinzial⸗Verwaltung in Leeuwarden: Vergrößerung des Hafens Willem bei Harlingen (Friesland). Voranschlag 74 100 Gulden. Bed.⸗Heft (Nr. 166) bei Gebrüder van Cleef, Buchhändler, Spui 28 a im Haag. 1

Rumänien. 2o. September. Ministerium der öffentlichen Arbeiten. Ver⸗ längerung der Steinpflasterung im Hafen von Turn⸗Severin. Vor⸗ anschlag 268 532 Fres.

Bulgarien.

24. August, 2 Uhr. Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Kanzlei der permanenten Distriktskommission in Sofia: Lieferung von 20 Spezial⸗Eisenbahnwagen für den Transvort von Holz (8 m lang) und Steinkohle. Kaution 5 % des Submissionsbetrags. Liefer⸗ zeit drei Monate. Auskunft an allen Nichtfeiertagen bei der ge⸗ nannten Kanzlei.

Dänemark.

26. August, 12 Uhr. Staatsbahn⸗Verwaltung (Maskinafdelin- gens Regnskabsförer) Aarhus: Lieferung von 12 500 Bogen Schmirgelleinewand, 1000 Bogen Sandpapier, 460 Dutzend Feilen und Raspeln, 3085 Gros eisernen Schrauben, 505 Gros Messing⸗ schrauben, 893 500 Stück Nägeln verschiedener Art, 590 000 Stück eisernen Drahtstiften, 25 000 Stück Unterlagsscheiben, 61 000 Stück Nieten, 12 000 Stück Kesselnägeln, 30 Stück Messingplatten, 14 000 Stück Messingdrahtstiften, 150 Stück verzinkten Wassereimer 18 000 Pfund Asbest⸗Pappe, 100 Pfund Asbestdraht, 500 Stück 1115 200 Borstenpinseln, 450 Stück Pinseln mit gedrehtem Schaft, 50 Stück Graspinseln, 100 Stück Piasavabesen. Bedingungen und Angebotsformulare erhältlich an Ort und Stelle. 1

Egypten.

20. August. Verwaltung der Daira⸗Sanieh in Kairo: Lieferung verschiedener Artikel, als Säuren, Krystallröhren, Riemen, Kautschuk, Tauwerk, Eisen, Stahl, Kupfer, Eisenblech und Nieten, Feilen und Reibeisen, Gasröhren nebst Zubehör, Glas⸗, Quincaillerie- und Telegraphie⸗Artikel, Holz ꝛc. Nähere Auskunft im technischen Bureau der Daira⸗Sanieh in Kairo. 8

Verkehrs⸗Anstalten.

Bremen, 13. August. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Trave“ ist am 10. August Vormittags von New⸗York nach der Weser abgegangen. Der Schnelldampfer „Saale“ hat am 11. August Nachmittags die Reise von Southampton nach Bremen fortgesetzt; überbringt 276 Passagiere und volle Ladung. Der Schnelldampfer „Kaiser Wilhelm II.“ hat am 11. August Abends die Reise von Gibraltar nach New⸗York fortgesetzt. Der Schnelldampfer „Ems“ hat am 11. August Abends die Reise von Southampton nach New⸗York fortgesetzt. Der Postdampfer „Wittekind“ hat am 10. August Nachmittags Lizard passiert. Der Postdampfer „Straßburg’ ist am 10. August von Bahia nach der Weser abgegangen. Der Postdampfer „Weser“ ist am 11. August Nachmittags in Oporto angekommen. Der Reichs⸗ Postdampfer „Gera“ ist am 11. August Morgens in Genua ange⸗ kommen. Der Reichs⸗Postdampfer „Darmstadt“ hat am 11. August Morgens die Reise von Genua nach Southampton fortgesetzt. Der Schnelldampfer „Werra“ hat am 12. August Morgens die Reise von Gibraltar nach Neapel fortgesetzt. Der Postdampfer „Crosc“ ist am 12. August Morgens in Antwerpen angekommen. Der Postdampfer „Willehad“ hat am 11. August Abends Lizard Der Reichs⸗Postdampfer „Bayern“ ist am 11. August Kachmittags in Aden angekommen.

London, 12. August. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer „Norham Castle“ ist Sonntag auf der Heimreise in London an⸗ gekommen. Der Castle⸗Dampfer „Dunottar Castle“ ist Sonn⸗ abend auf der Ausreise von Southampton abgegangen. Der Castle⸗Dampfer „Tantallon Castle“ ist Freitag auf der Ausreise in Durban (Natal) angekommen. Der Castle⸗Dampfer „Lismore Castle“ ist gestern auf der Ausreise in Kapstadt angekommen.

Theater und Musik.

In Kroll's Theater bringt die Königliche Oper morgen Wilhelm Kienzl's Oper „Der Evangelimann“ unter Kapellmeister Weingartner's Leitung und in folgender Besetzung zur Aufführung: Mathias: Herr Sylva; Johannes: Herr Bulß; Magdalena: Frau Götze; Justitiar: Herr Mödlinger; Zitterbart: Herr Lieban; Schnappauf: Herr Krolop; Hans: Herr Philipp; Aibler: Herr Stammer; dessen Frau: Fräulein Kopka; Martha: Frau Pierson.

Im Königlichen Schauspielhause gelangt morgen Lope de Vega's Lustspiel „Der Tugendwächter“ in Eugen Zabel's Bear⸗ beitung zum 25. Mal zur Aufführung. Die Besetzung ist nach⸗ stehende: Königin: Fräulein Poppe, Ramon: Herr Keßler, Diana: Frau von Hochenburger, Celia: Fräulein von Mayburg, Lisardo: Herr Purschian. Hierauf folgt Benedix’ „Die Dienstboten“ (Christiane: Frau Schramm, Buschmann: Herr Vollmer).

Ferdinand Hummel'’s komische Oper „Ein treuer Schelm“ gelangt fürder laufenden Spielzeit im Königlichen Opernhause zur Auf⸗ führung.

Im Deutschen Theater muß infolge der Erkrankung Ema⸗ nuel Reicher's die für Donnerstag angesagte Vorstellung des „Don Carlos“ eine theilweise Neubesetzung degsrem. Den König Philipp wird Hermann Müller spielen, Nina Sandow giebt die Königin Elisabeth, Josef Kainz den Don Carlos, Margarethe von Lazar die Penbeffin Eboli, Ferdinand Gregori den Marquis Posa, Ernst

ittschau den Herzog Alba, Emil Marx den Graf Lerma, Hans Fischer den Beichtvater Domingo. Die Aufführung am Donnerstag wird ausnahmsweise um 7 Uhr beginnen, alle andern Vorstellungen

jedoch wie bisher um 7 ½ Uhr.