1895 / 195 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 17 Aug 1895 18:00:01 GMT) scan diff

Deutsches Reich. 6

Preußen. Berlin, 17. August.

Seine Majestät der und König sind heute Morgen um 8 Uhr im besten Wohlsein auf der Wildpark⸗ station eingetroffen und begaben Sich von dort zu Wagen in das Neue Palais. Unterwegs, von Spandau ab, nahmen Seine Majestät in dem Sonderzuge den Vortrag des Staats⸗ sekretärs des Innern, Vize⸗Präsidenten des Staats⸗Ministeriums Dr. von Boetticher entgegen und hörten Vormittags von 10 Uhr an im Neuen Palais die Vorträge des Chefs des Generalstabes, Generals der Kavallerie Grafen von Schlieffen, sowie des Chefs des Militärkahinets, Generals der Infanterie von Hahnke. Fur Frühstückstafel, welche um 1 ¼ Uhr stattfand, war der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe mit einer Einladung beehrt worden.

Ihre Majestät die Kaiserin und empfingen im Schlosse Wilhelmshöhe am Donnerstag den Besuch Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich, Allerhöchstwelche einige Stunden daselbst verblieben. Am Mittwoch besuchten Ihre Majestät mit dem Kronprinzen Wilhelm und dem Prinzen Eitel⸗Friedrich die Gemälde⸗Galerie in Cassel.

estern verabschiedeten sich die Prinzen von Ihrer Majestät und reisten mit dem Ober⸗Gouverneur Obersten von Deines nach dem Neuen Palais zurück.

8 8 Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und der

Erbgroßherzog von Baden sind heute Vormittag hier eingetroffen und haben im Königlichen Schlosse Wohnung genommen.

Das Staats⸗Ministerium trat heute Nachmittag 2 Uhr im Dienstgebäude, Leipziger Platz 11, unter dem Vorsitz des Vize⸗Präsidenten, Staats⸗Ministers Dr. von Boetticher zu einer Sitzung zusammen.

1“

a. * EE11“

Vor den Königlichen technischen Prüfungsämtern in

Berlin, Hannover und Aachen haben im Laufe des Jahres vom 1. April 1894 bis e 1895 im Ganzen die Vor⸗ bezw. die erste Hauptprüfung für den Staats⸗ dienst im Baufache abgelegt:

a. die Vorprüfung:

in Berlin 333, in Hannover 59 und in Aachen 14, zu⸗ sammen 406 Kandidaten (im Vorjahre 354);

b. die erste Hauptprüfung:

in Berlin 163, in Hannover 20 und in Aachen 11, zu⸗ sammen 194 Kandidaten (im Vorjahre 122). 1

Von den 406 Kandidaten zu à sind 114 für das Hoch⸗ baufach, 144 für das Ingenieurbaufach und 148 für das Maschinenbaufach geprüft worden und haben 259, also 63,8 Proz. (im Vorjahre von 354 Kandidaten 243 oder 68,6 Proz.) die Prüfung bestanden, darunter 14 „mit Aus⸗ zeichnung“.

Von den in die erste Hauptprüfung eingetretenen 194 Kandidaten sind 52 für das Hochbaufach, 87 für das Ingenieurbaufach und 55 für das Maschinenbaufach geprüft worden und haben 170, also 87,6 Proz. (im Vorjahre von 122 Kandidaten 101 oder 82,8 Proz.) die Prüfung bestanden, darunter 24 „mit Auszeichnung“.

Bei dem Königlichen technischen Prüfungsamt in Berlin haben sich außerdem 23 Kandidaten der Vorprüfung und 14 der ersten Hauptprüfung im Schiffbau⸗ und Schiffs⸗ maschinenbaufache der Kaiserlichen Marine unterzogen (im Vorjahre 20 bezw. 12 Kandidaten).

Hiervon haben bestanden:

die Vorprüfung 16 Kandidaten, also 69,6 Proz. (im Vor⸗ jahre von 20 Kandidaten 14 oder 70 Proz.),

die erste Hauptprüfung 13 Kandidaten, also 92,9 Proz. (im Vorjahre sämmtliche 12 Kandidaten), darunter 2 „mit Auszeichnung“. .

Vor dem Königlichen technischen Ober⸗Prüfungsamt in Berlin haben während des Zeitraums vom 1. April 1894 bis dahin 1895 im Ganzen 92 Kandidaten die zweite Haupt⸗ prüfung für den Staatsdienst im Baufache abgelegt. Von diesen Kandidaten haben 82 die Prüfung bestanden, und zwar 67 als Baumeister für das Hoch⸗ und Ingenieurbaufach und 15 als Baumeister für das Maschinenbaufach; von diesen sind 81 zu Königlichen Regierungs⸗Baumeistern ernannt worden.

Nach den Vorschriften vom 27. Juni 1876 sind 1 Kan⸗ didat für das Hochbaufach, nach den Vorschriften vom 6. Juli 1886: 90 Kandidaten und zwar: 25 für das Hochbaufach, 46 für das Ingenieurbaufach und 19 für das Maschinenbau⸗ fach und nach den Uebergangsbestimmungen vom 21. Februar 1887 1 Kandidat für das Hochbaufach geprüft worden.

Von den 82 Kandidaten, welche die Prüfung mit Erfolg abgelegt haben, haben 6 das Prädikat „mit Auszeichnung“ zuerkannt erhalten.

Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Staats⸗ Minister Freiherr von Marschall ist vom Urlaub hierher zurückgekehrt und hat seine Dienstgeschäfte wieder übernommen.

Der General⸗Lieutenant von Villaume, Kommandeur der 7. Division, ist in Berlin eingetroffen.

Der GeneralLieutenant Ising, Kommandant des Zeug⸗ hauses, ist hierher zurückgekehrt.

Der Königliche Gesandte beim Päpstlichen Stuhl, Wirk⸗ liche Geheime Rath Otto von Bülow hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während der Abwesenheit desselben von Rom fungiert der etatsmäßige Legations⸗Sekretär der Königlichen Gesandtschaft, Legations⸗ Rath von Waldthausen als Geschäftsträger.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrath Königlich sächsischer Militärbevollmächtigter, Oberst⸗Lieutenant und Flügel⸗ Adjutant Graf Vitzthum von Eckstädt,

8

8

8 8

Großherzoglich

hessischer Geheimer Rath und Ministerial⸗Rath im Staats⸗

Ministerium von Werner, Großherzoglich oldenburgischer Wirklicher Geheimer Raͤth Selkmann, und Senator der Hansestadt Bremen Dr. Pauli sind in Berlin ein⸗ getroffen.

Der Regierungs⸗Assessor Thilo zu Tilsit ist der Regie⸗ rung in Oppeln zur weiteren dienstlichen Verwendung über⸗ 3b X.X“X“

Nach telegraphischen Meldungen an das Ober⸗Kommando der Marine ist die Kreuzerdivision, Chef Kontre⸗Admiral offmann, am 15. August in Hakodate eingetroffen; M. S. „Marie“ Kommandant Korvetten⸗Kapitän Credner, ist am 15. August in Tanger eingetroffen und am 16. August nach Tetuan in See gegangen; S. M. S. „Wolf“, Kommandant Korvetten⸗Kapitän Kretschmann, ist am 16. August in Malta angekommen und beabsichtigt, am 22. d. M. die Weiterreise fortzusetzen.

11““

Bayern.

Seine Königliche Hoheit der Prinz Leopold wird in seiner Eigenschaft als General⸗Inspekteur die 1. Infanterie⸗ Brigade bei Hilpoltstein am 28. August, das 2. Pionier⸗ Bataillon bei Ingolstadt am 30. August, die 3. Infanterie⸗ Brigade bei Augsburg am 2. September, die 3. Kavallerie⸗ Brigade bei Königshofen am 4. September und die 4. Kavallerie⸗ Brigade bei Marktheidenfeld am 5. September besichtigen. Vom 10. bis 12. September gedenkt Seine Königliche Hoheit den Kaisermanövern bei Stettin und am 14. und 16. Sep⸗ tember den Manövern der 7. preußischen Division bei Stendal beizuwohnen.

Bei der am 10. August in Schnabelwaid vorgenommenen Ersatzwahl für den Urwahlbezirk Schnabelwaid zur Land⸗ tagsnachwahl in Bayreuth wurden die Oekonomen Förster aus Großweiglareuth und Gebhardt aus Preunersfeld, beide Bauernbündler, gewählt. Bei der am gleichen Tage für den Pegnitzer Bezirk vorgenommenen Ersatzwahl wurde Flaschner⸗ meister Engelhardt (lib.) aus Pegnitz gewählt.

Sachsen. Auf Befehl einer Majestät des Königs begab sich

gestern Nachmittag der General⸗Adjutant General⸗Lieutenant

von Treitschke nach Altenburg, um Seiner Hoheit dem Herzog von Sachsen⸗Altenburg zu Höchstdessen 50 jährigem Militär⸗ dienstjubiläum die Glückwunsche Seiner Majestät zu über⸗ bringen.

Seine Königliche Hoheit der Prinz Georg reiste gestern Abend von Dresden nach Salzwedel, um in der Eigen⸗ schaft als Chef des dort Seteen er. Ulanen⸗Regiments Hennigs von Treffenfeld (Altmärkisches Nr. 16) der daselbst stattfindenden Feier zur Erinnerung an den Schlachttag von Mars⸗la⸗Tour beizuwohnen.

Großbritannien und Irland.

Der japanische Gesandte in London wurde vorgestern von dem Premier⸗Minister Lord Salisbury empfangen.

Im Unterhaus erklärte gestern dem „W. T. B.“ zu⸗ folge der Parlaments⸗Unter⸗Sekretär Curzon auf eine An⸗ frage: er könne keine Mittheilung über die französisch⸗ chi nesische Konvention betreffs Süd⸗Chinas und der am nördlichen Mekong grenzenden Gebiete machen. Die Konvention sei der Regierung nicht mitgetheilt worden und sei noch nicht ratifiziert. Die Regierung werde die nöthigen Schritte thun, um eine Nichtachtung der kontraktlichen Verpflich⸗ tungen Chinas betreffs der von der Konvention berührten Ge⸗ biete zu verhindern. Sodann führte Curzon aus, es sei nicht wünschenswerth, die Frage der Geldentschädigung für die Familien der in China niedergemetzelten Opfer früher aufzuwerfen, als bis die Bestrafung der Schuldigen erfolgt sei; letzteres sei von größerer Wichtigkeit. egen der von bulgarischen Marodeuren in mohammedanischen Dörfern verübten Grausamkeiten würden der bulga⸗ rischen Regierung Vorstellungen gemacht. Ein Antrag Dillon's zu Redmond’'s Amendement, welches um Aufklärung ersuchte über das Verhalten der Regierung gegenüber dem Hause hinsichtlich der Regelung der Landreform, der Wieder⸗ einsetzung der vertriebenen Pächter und der industriellen Lage Irlands, wurde mit 257 gegen 123 Stimmen abgelehnt, desgleichen das Amendement Redmond selbst mit 243 gegen 113 Stimmen.

Die Mitglieder des Unterhauses, welche einer Münz⸗ reform günstig gesinnt sind, hielten gestern Nachmittag eine Versammlung ab und beschlossen, eine Gruppe zu bilden, welche die Einberufung einer internationalen Münzkonferenz vorschlagen soll. Die Konferenz würde sich mit der Erörterung der Mittel zu beschäftigen haben, durch welche den Uebelständen abgeholfen werden kann, welche aus den Fluktuationen und dem steigenden Werthunterschiede zwischen Gold und Silber sich ergeben.

2. Frankreich. Das „Journal officiel“ veröffentlicht heute das Gesetz,

betreffend die Abänderung der Zolltarife; gleichzeitig

wird ein Rundschreiben des Direktors der Zölle publiziert, nach welchem dieses Gesetz am Montag, den 19. d. M., in raf werden soll.

Der Verein der Kombattanten von Gravelotte ver⸗ anstaltete gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, in der Notre⸗ Dame⸗Kirche zu Paris ein Requiem für die Gefallenen, bei welchem sich der Präsident Faure durch den Major Leautier vertreten ließ. Auch in anderen Städten fanden kirchliche Feiern statt.

In Mars⸗-⸗la⸗Tour waren zur Gedenkfeier des Schlachttages vom 16. August 1870 mehr als 10 000 Per⸗ sonen anwesend. Der Unter⸗Präfekt Briey und der Pfarrer Brouville hielten patriotische Ansprachen. An einem unter freiem Himmel errichteten Altar wurde eine Messe zelebriert. Der Feier wohnten auch mehrere deutsche Veteranen bei.

Italien.

In Ancona wurde gestern Vormittag ein gewisser Umberto Bernardelli verhaftet, als er anarchistische Manifeste, in denen Caserio verherrlicht wird, an die

8 in 5 Ferdinand erschien mit dem Minister⸗Präsident

Häuser klebte. Ungefähr 100 Exemplare der Manifeste wur

beschlagnahmt. Zur gleichen Zeit explodierte Treppe des Hauses, in welchem der französische Konsul wohnt, eine Bombe, die wahrscheinlich ein Protest gegen die Hinrichtung Caserio’s sein sollte. Der Schaden, den 8 Er⸗ plosion anrichtete, ist unbedeutend. Der Konsul war mit seiner Familie abwesend. Einer weiteren Meldung des „W. T. B.“ aus Ancona zufolge wurden daselbst zwei Personen verhaftet welche man für die Anstifter der Bombenexplosion hält. 8

Spanien.

Eine Bande von 25 Republikanern versuchte, nach einer Meldung des „W. T. B.“ vom heutigen Tage, in Chovar bei Segorbe einen Putsch. Die Zivilgarde ver⸗ olgte die Bande. In mehreren Städten, - in

licante, macht sich eine republikanische Beweguͤng bemerkbar ohne daß derselben jedoch irgend welche Bedeutung beizu⸗ messen wäre. 8 . 1 C111““ Schweiz. 1

Gestern nahm auch der Ständerath das Handels⸗ abkommen mit Frankreich mit 26 gegen 10 Stimmen an. Dasselbe tritt am Montag, den 19. d. M., in Kraft.

Belgien.

In der Repräsentantenkammer suchte gestern vor der Abstimmung über das Schulgesetz der ehemalige Justiz⸗ Minister, der Deputirte Woeste, den von der Regierung vor⸗ gelegten Gesetzentwurf zu rechtfertigen. Die Sozialisten machten indeß einen derartigen Lärm, daß der Präsident ge⸗ wurde, die Sitzung vorläufig aufzuheben. Nach

iederaufnahme der Sitzung wurde der Gesetzentwurf im Ganzen mit 81 gegen 52 Stimmen, bei 2 Stimmenthaltungen, in zweiter Lesung angenommen. G

Türkei. . Der Sultan empfing gestern, wie „W. T. B.“ erfährt,

nach dem Selamlik den österreichisch⸗ungarischen Botschafter Freiherrn von Calice in Audienz.

8 8

Eerbien.

Wegen Verspätung des Orient⸗Expreßzugs reiste der König Alexander mit der Königin⸗Mutter Natalie gestern erst um 11 Uhr 30 Minuten Nachts über Paris nach Biarritz mit kleinem Gefolge inkognito ab. Der Orient⸗ Expreßzug hatte sich, dem „W. T. B.“ zufolge, infolge einer Entgleisung bei Stalatsch verspätet.

Das Amtsblatt veröffentlicht eine Proklamation, in welcher das Ministerium mit der Führung der laufenden Geschäfte betraut wird. Ferner wird eine Verordnung über eine autonome Monopolverwaltung publiziert, welche von der Monopolverwaltung ausgearbeitet und vom Ministerium genehmigt ist. 8

8 Bulgarien. Die Synode wurde heute geschlossen. Der Präsident derselben, Metropolit Gregor, reiste nach Rustschuk ab.

erabschiedung auf dem Bahnhof. 8.

ow zu⸗

Amerika. v In Pittsburg nahm gestern, wie „W. T. B.“ berichtt, eine unter dem Vorsitz des Mayors abgehaltene Versammlung von 5000 Vertretern irischer Gesellschaften Wes⸗⸗ Pennsylvaniens eine Resolution an, in welcher die Anwen⸗ dung von Gewalt behufs Förderung der Sache Irlands, sowie die Bildung eines geheimen Revolutionskorps befür⸗ wortet wird, und welche die Irländer zugleich auffordert, „angesichts der Kriegsaussichten in Europa sich zu bewaffnen, um einen Schlag gegen den „Erbfeind“ führen zu können“.

Parlamentarische Nachrichten.

Zum Landtags⸗Abgeordneten wurde im dritten Wahlkreise des eeee Köln (Bonn⸗Reinbach) g dem amtlichen Wahlergebniß Dr. Felix Hauptmann (Zentr. mit 352 von 355 abgegebenen Stimmen gewählt. Ein Gegen⸗ kandidat war nicht aufgestellt.

Nr. 33 des „Zentralblatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 16. August, hat folgenden Inhalt: Kolonialwesen: Ermächtigung zur Ausübung der Befugnisse eines stellvertretenden Standesbeamten im Schutzgebiete der Neu⸗Guinea⸗Kompagnie für den stellvertretenden Landeshauptmann Rüdiger. Bankwesen: Status der deutschen Notenbanken Ende Juli 1895. Konsulatwesen: Ernennung; Ermächtigung zur Vornahme von Zivilstands⸗Akten; Entlassungen; Exequatur⸗ LS Zoll⸗ und Steuerwesen: Veränderungen in dem Stande oder den Befugnissen der Zoll⸗ und Steuerstellen. Marine und Schiffahrt: Erscheinen des zweiten Nachtrags zur amtlichen Liste der Schiffe der deutschen Kriegs⸗ und Handelsmarine mit ihren Unter⸗ scheidungssignalen für 1895. Polizeiwesen: Ausweisung von Aus⸗ ländern aus dem Reichsgebiet.

85 Entscheidungen des Reichsgerichts. 2

Dem Antrage auf Vollstreckbarkeitserklärung eines Schiedsspruchs über ein Börsenspekulationsgeschäft kann, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, II. Zivilsenats, vom 10. Mai 1895, die Einrede des unklagbaren Differenzgeschäfts und der Unzu⸗ lässigkeit des schiedsgerichtlichen Verfahrens nicht entgegengesetzt werden, wenn Beklagter sich vor dem Schiedsgericht eingelassen, die Einrede des Differenzgeschäfts aber nicht vorgebracht hat. „Wie das Reichsgericht in feststehender Rechtsprechung ausgesprochen hat, kann dann, wenn ein Beklagter sich vor dem Schiedsgericht eingelassen hat, derselbe nicht vor dem Staatsgericht eine Anfechtung des Schieds⸗ spruchs wegen Unzulässigkeit des Verfahrens auf vor dem Schieds⸗ gericht nicht vorgebrachte Thatsachen stützen.“ (127/95.)

Ein domizilierter Wechsel mit benanntem Domizi⸗ liaten ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, I. Zivilsenats, vom 11. Mai 1895, behufs Erhaltung des Wechselanspruchs auch gegen⸗ über dem Acceptanten, am Domizilorte dem Domiziliaten un nicht dem Acceptanten zur Zahlung zu präsentieren und bei nicht er⸗ folgter Zahlungg gegen den Domiziliaten, und nicht gegen den Acceptanten Protest zu erheben. „Es ist zwar in dem vorgelegten Protest bezeugt, daß der Notar sich nach der Wohnung des S. in Berlin (welcher der benannte Domiziliat war)

verfügt habe; im Eingang der Protesturkunde wird aber gesagt, daß

der Notar sich dorthin verfügt habe, um der Frau B. in Sonnenburg der Acceptantin) am bezeichneten Domizil den Wechsel zur Zablung vorzulegen. Als diejenige Person, gegen welche der Protest sicch richte, ist also ausdrücklich nicht der Domiziliat, sondern die Acceptantin bezeichnet worden. In der weiteren Bemerkung, daß in der Wohnung des S. nur das Dienst mädchen angetroffen worden sei, welche auf Vorlegung des Wechsels zur Zahlung erklärt habe, daß sie wegen des Wechsels keinen Auftrag habe, kann daher auch nicht die Bezeugung gefunden werden, daß der Domiziliat nicht anzutreffen gewesen sei. Denn eben, weil der Notar nicht den Domiziliaten als diejenige Person ansah, gegen welche Protest zu erheben sei, bleibt es ungewiß, ob nach dem Domiziliaten gefragt worden ist, und zwar um so mehr ungewiß, als jener Bemerkung die Bemerkung hinzugefügt ist, daß der Bezogene nicht angetroffen worden sei.“ (44/95.)

Entscheidungen des Ober⸗Verwaltungsgerichts.

Die Vornahme von Ersatzwahlen der städtischen Ab⸗ geordneten zum Kreistag darf, nach einem Urtheil des Ober⸗ Verwaltungsgerichts, II. Senats, vom 16. März 1895, gleichwie die Vornahme der ersten und der regelmäßigen Ergänzungswahlen, nicht vom Bürgermeister ohne vorgängige Anordnung des Land⸗ raths erfolgen; ist die Wahl ohne vorgängige Anordnung des Landraths erfolgt, so ist sie vom Kreistag für ungültig zu erklären. „Der Bürgermeister, soweit er zu einer Mitwirkung bei der Wahl der städtischen Kreistags⸗Abgeordneten 2 berufen ist § 48 Abs. 1 Kreisordnung —, fungiert hierbei lediglich als Organ des Landraths, hat in jedem einzelnen Fall dessen ausdrückliche Anordnung abzuwarten und ist zur selbständigen Vornahme einer Wahl nicht be⸗ fugt. Der die Ungültigkeit der Wahl der Mitkläger St. und F. aussprechende Beschluß des beklagten Kreistags erscheint somit wohl⸗ begründet.“ (II. 405.)

Nach § 38 Abs. 2 und 3 des Gewerbesteuergesetzes vom 24. Juni 1891 ist der Beschluß des Steuerausschusses hinsichtlich der Vertheilung des Steuersatzes auf mehrere Kommunalbezirke sowohl den betheiligten Kommunen als dem Steuerpflichtigen zuzu⸗ stellen. Denselben steht binnen einer Ausschlußfrist von 4 Wochen die Berufung an die Bezirksregierung und gegen die Be⸗ rufungsentscheidung in gleicher Frist die Beschwerde an das Ober⸗Verwaltungsgericht zu. In Bezug auf diese Be⸗ stimmung hat das Ober⸗Verwaltungsgericht, VI. Senat, 1. Kammer, durch Urtheil vom 21. März 1895 ausgesprochen, daß die klagende Gemeinde vor dem Erlaß der Berufungsent⸗ scheidung über die rechtlichen und thatsächlichen Grundlagen der Zer⸗ legung, also namentlich über den angewandten Maßstab und die zu Grunde gelegten Verhältnißzahlen ausreichend unterrichtet werden muß. (VI. G. 1054.)

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Der Ausstand der Zimmerleute der Firma Pumplun

u. Co., die bei den Bauten der Berliner Gewerbe⸗Ausstellung in Treptow beschäftigt waren (vpgl. Nr. 191 d. Bl.), verlief, wie die „Voss. Ztg.“ berichtet, ergebnißlos, da nach wie vor 50 Stunden⸗ lohn gezahlt werden. Während die Firma Pumplun u. Co. vor dem Aus⸗ stand nur 95 Mann am Hauptgebäude beschäftigte, hat sie jetzt 140 Mann eingestellt, und noch immer belagern Arbeitsuchende die Zugänge zu den Bauplätzen; am Fischereigebäude sind 60 Mann beschäftigt. Eine Versammlung der Zimmerleute von der Berliner Gewerbe⸗Aus⸗ stellung beschäftigte sich Freitag Abend in Treptow mit den Lohn⸗ und Arbeitsverhältnissen auf den Ausstellungsbauten. Es wurde eine fünfgliedrige Kommission gewählt, die heute mit den Arbeitgebern, namentlich mit der Firma Pumplun unterhandeln sollte. Der Ausstand in den Gruben von Champagnac ist, wie „W. T. B.“ meldet, infolge Uebereinkommens zwischen den Dele⸗ girten der ausständigen Bergarbeiter und dem Präfekten beendet worden. Die Arbeit wird am Montag wieder aufgenommen werden. Aus New⸗York meldet „W. T. B.“: Der Ausstand der Schneider und Rockarbeiter ist beendet, da die Forderungen der Frcesenten bewilligt wurden. 6000 Hosenarbeiter sind noch aus⸗

an ig. EI131““ CLI1“ G 8 9 H 8

E“ EEE“ E““ 2 5 EEET1868 ETE1öu]

Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin

sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom

4. August bis inkl. 10. August er. zur Anmeldung gekommen:

939 Lebendgeborene, 229 Eheschließungen, 45 Todtgeborene, 863 Sterbefälle

1“ Land⸗ und Forstwirthschaft.

Nebersficht über die Thätigkeit des Vereins der forstlichen Versuchsanstalten Deutschlands sowie über die Arbeiten der preußischen Hauptstation des forst⸗ lichen Versuchswesens während des Jahres vom

1. April 1894 bis dahin 1895. 8

Verein der forstlichen Versuchsanstalten

Deutschlands: 8

Die Jahresversammlung des Vereins fand vom 16. bis 21. September statt. Die Verhandlungen wurden in Olden⸗ burg geführt und zwar über folgende Gegenstände:

1) Untersuchungen über die Genauigkeit der Kubierung des Stammholzes aus der Mittenstärke;

2) Abänderung der Bestimmungen über Schaftablängung und Vermessung der Probestämme;

3) Erhebungen über die Verbreitungsgebiete der Haupt⸗ holzarten; 5 Altersbestimmung der Probestände; 5) Mittheilungen über die bisherigen Methoden der Unter⸗ suchung des Einflusses der Streuentnahme und ö über die Vereinbarung einer gleichmäßigen Untersuchungs⸗ methode für Boden und Aschenanalysen, sowie der Zuwache⸗ ermittlung;

6) Mütheilung über die von der preußischen Fatniston ausgeführten Untersuchungen über die technischen Eigenschaften

des Holzes; heicherkanung äe den gegenwärtigen Stand der e

Vereinsarbeiten und Beschlußfassung uͤber Zeit und Ort der nachstfährigen Versammlung. Bei Gelegenheit der wurden die Versuchs⸗ flächen der Oberförstereien Hardehausen, Böddeken, Koppen⸗ brügge, Nienburg und Neuenburg⸗Varel besichtigt.

II. Arbeiten der Hauptstation des forstlichen Versuchswesens in Preußen.

Die hauptsächlichsten Arbeiten der forstlichen Ab⸗ theilung waren folgende: d Neuaufnahme von 70 Kiefern⸗Ertragsprobeflächen in en Regierungsbezirken Potsdam, Frantfür erseburg, R f und 89 en 6 Hoönsacben

rungsbezirken belegenen Durchforstungs⸗ und Lichtungs⸗ Versu chsfla 82 e g chf g g

2) Berechnung dieser Aufnahmen und Ergänzung der

Lagerbücher; 3) Untersuchungen über die technischen Eigenschaften des

Kiefernholzes;

4) Fortsetzung der Anbauversuche mit fremdländischen Holzarten;

5) Ueberwachung der Streuversuchsflächen;

.6) Beschaffung amerikanischer Waldsämereien für die Regierungen;

7) Zusammenstellung der Ernte⸗Ergebnisse der wichtigsten Holzsämereien nach den seit 20 Jahren eingegangenen Berichten;

8) Dienstreisen im Interesse der Versuchsarbeiten.

B. Von der meteorologischen Abtheilung wurden die Beobachtungen auf den 16, nach gleichem Muster von der hiesigen Hauptstation eingerichteten forstlich meteorologischen Doppelstationen in unveränderter Weise fortgeführt und in monatlichen Zusammenstellungen sowie in dem XIX. Jahres⸗ bericht der meteorologischen Beobachtungen veröffentlicht.

Die im Jahre 1885/86 begonnenen forstlich phänologischen Beobachtungen wurden auf 102 preußische Oberförstereien fortgeführt und am 31. Dezember 1894 geschlossen, weil die Er b dieser Beobachtungen nunmehr von der Versuchs⸗ anstalt des Großherzogthums Hessen zusammengestellt und veröffentlicht werden socen.

C. Die Arbeiten der chemisch⸗physikalischen Abthei⸗ lung erstrecken sich auf:

1) Beantwortung von Anfragen aus der Praxis des forstlichen Betriebes; 9 Untersuchungen über den Wassergehalt der Waldböden; 3) Fortsetzung der Arbeiten über die Wirkungen der Streuentnahme;

4) 6“ der Untersuchungen über die Ernährung der Buche;

5) Untersuchungen über die Methode der Aschenunter⸗ suchung, namentlich über die Zusammensetzung der in Salz⸗ säure unlöslichen Aschenbestandtheile;

6) Untersuchungen über die Zusammensetzung und Ent⸗ stehung der Moore.

„D. Bon der zoologischen Abtheilung wurden Arbeiten veröffentlicht über: Otiorhynches picipes, septentrionis und Strophosomus coryli, über die Wirkung der Leimringe auf die geleimten Pflanzen, über Coleophora coracipennella, Gryllus campestris und Tettix subulata; über die Bacillen⸗ vergiftung der Mäuse. In Angriff genommen wurde eine Abhandlung über Cnethocampa pinivora.

E. Die Arbeiten der botanischen Abtheilung erstreckten sich auf Untersuchungen über den Einfluß der wichtigsten meteorologischen Faktoren: Niederschlagsmenge und Temperatur, auf das Dickenwachsthum der Kiefer und die Qualität ihres Holzes, und auf Abgabe von pflanzenphysiologischen Gutachten an Behörden und Private.

Ernteaussichten in Rußland.

Ueber die Ernteaussichten in Rußland zu Ende v. M. gehen uns aus einzelnen Gouvernements folgende Nachrichten zu:

In Liv⸗ und Kurland scheinen die Mitte Juni eingetretenen Regenschauer im Stande der Wintersaaten noch manches wieder gut

emacht, namentlich aber die Sommerfelder günstig beeinflußt zu Mit dem Roggenschnitt hat man bereits begonnen, man be⸗ fürchtet aber, daß der Regen Schaden verursachen und namentlich auch auf die Heuernte verderblich einwirken wird.

In Polen ist die Roggen⸗ und Weizenernte foft in allen Gouvernements beendigt, und auch Gerste und Frühhafer sind größten⸗ theils eingeerntet. Das Wintergetreide hat im allgemeinen ein besseres Resultat ergeben, als man wegen der anhaltenden Dürre erwarten konnte. Die Aehren schütten befriedigend, der Halm dagegen ist wenig entwickelt, sodaß sich Mangel an Stroh fühlbar machen dürfte. Der Stand der Sommersaaten ist nur mittelmäßig. Kartoffeln und Zuckerrüben haben sich erholt, dagegen ist die Heu⸗ und Kleeernte un⸗ befriedigend ausgefallen.

In Finland steht eine Mittelernte in Aussicht. In den Gou⸗ vernements Wilna, Kowno und Grodno hat Wintergetreide nur eine mittelmäßige, Roggen an vielen Orten sogar eine schlechte Ernte er⸗ geben. Der Stand der Sommersaaten ist im allgemeinen befriedigend. Die Kartoffeln stehen gut.

Im Südwestgebiet wird in Wintergetreide nur eine knappe, in Sommergetreide eine gute Mittelernte erwartet. Am wenigsten günstig sind die Aussichten in Wolhynien. Der Ernteertrag von

aps und Rübsen war in qualitativer und quantitativer Beziehung ein sehr guter. Im taurischen Gouvernement haben die anhaltend trockene und heiße Witterung sowie Insekten den Saaten erheblichen Schaden zugefügt. Auch im Gouvernement Jekaterinoslaw sind die Aussichten nicht gerade befriedigend. Im Dongebiet und dem nördlichen Kaukasus ist der Ernteausfall sehr verschieden. In einzelnen Gegenden stehen die Sommersaaten besser als die Wintersaaten und in anderen umgekehrt. Manche Distrikte haben Mißernten, dagegen andere selten gute Ernten aufzuweisen. Immerhin wird man im allgemeinen mindestens auf eine gute Mittelernte rechnen können.

Im Kuban⸗ und Terekgebiet haben häufige und starke Regen im Juni sowie Hagelschlag und Heuschrecken manchen Schaden 298 b trotzdem die Ernte, besonders im Rubangebiet, befriedigend ausfallen.

In Transkaukasien sind die Ernteaussichten im allgemeinen be⸗ friedigend, an einzelnen Stellen sogar gut. 8 .““

Ernteaussichten in den Niederlanden.

Durch den andauernden Regen der letzten Wochen des Monats Juli haben Gerste, Roggen und schwarzer Hafer vielfach gelitten. Der Schnitt hat gegen Ende vorigen Monats begonnen.

Ernteaussichten in Rumänien.

Die Getreideernte hat allgemein begonnen.

Die Witterung war den Erntearbeiten günstig, sodaß das neue Getreide in bester Beschaffenheit auf den Markt kommt.

Weizen zeigt im allgemeinen sehr schweres Gewicht von über 77 kg per Hektoliter und schöne Qualität, doch giebt es auch brandige Waare darunter. Roggen ist gleichfalls schön und schwer ausgefallen. Was bisher von Gerste auf den Markt kam, befriedigt im allgemeinen; nur Farbe und Korn sind nicht immer gleichmäßig. An feiner Brau⸗ gerste scheint es dagegen ganz zu fehlen.

Das quantitative Ergebniß von Weizen, Roggen und Gerste wird G gerühmt, man rechnet auf eine den Duechschnitt übersteigende

inte. 8 Für Mais wird Regen dringend gewünscht.

Handel und Gewerbe.

Aus München wird der „Köln. Ztg.“ gemeldet: Die Königlich bayerische Sa rcassetsngabn hat mit Rücksicht auf die Verlängerung des Rheinisch⸗Westfälischen Kohlen⸗Syndikats und die neuerdings eingetretenen Preissteigerungen der Kohle das Bezugs⸗ recht auf einen weiteren Jahresbedarf an Ruhrkohle, welches sie sich im Vorjahre vorbehalten hatte, zum damaligen Preise für die nächste

Zeit ausgeübt.

Laut Telegramm aus Herbesthal

In München, wo in diesen Tagen der dritte Deutsche Fischereitag abgehalten wird, fanden sich am Donnerstag Abend etwa 50 Delegirte zu einer geselligen Zusammenkunft ein, welcher der Ober⸗Präsident der Provinz Schlesien Fürst von Hatzfeldt⸗Trachenberg als Präsident des Deutschen Fischereivereins und der Regierungs⸗Präsident von Oberbavern, Dr. von Ziegler beiwohnten. In der gestrigen ersten offiziellen Sitzung, die im Sitzungssaal des oberbayerischen Landtags stattfand, widmete der Vorsitzende Fürst von Hatzfeldt⸗Trachenberg, wie „W. T. B.“ berichtet, dem verstorbenen Vereinsvorstand einen warmen Nachruf und berichtete sodann über die Ausführung der Beschlüsse des letzten Fischereitages. Danach wurden für die Hebung und Pflege der Fischzucht be⸗ willigt: 16000 in der bisherigen Vertheilung für Lachszucht, 10 000 für Huchenzucht, 24 000 für Aal⸗ und Zanderzucht und 8400 zur Vertheilung an die Vereine für verschiedene Zuchtzwecke. Darauf berichtete Schilling⸗ München eingehend über die Krebszucht und die Wiederbesetzung der entvölkerten Gewässer. Im weiteren Verlauf der Verhandlungen erklärte der Fischereitag sich mit dem Vorschlage des F Dr. Weigelt⸗ Berlin: bei dentFischern und Schiffern für eine möglichst ausgedehnte Be⸗ schickung der Fischerei⸗Ausstellung in Berlin im Jahre 1896 zu wirken, ein⸗ verstanden. Bei dem Diner im Hotel „zu den vier Jahreszeiten“, welches sich an die Versammlung anschloß, brachte der Regierungs⸗

räsident von Oberbayern Dr. von Ziegler das Hoch auf Seine

ajestät den Kaiser, der Präsident Fürst Hatzfeldt⸗Trachenberg den Toast auf Seine Königliche Hoheit den Prinz⸗Regenten, Landgerichts⸗Rath Dompierre aus München einen Toast auf den Deutschen Fischerei⸗Verein und seinen Präsidenten aus. „— Aus Zürich meldet die „Frkf. Ztg.“, das Initiativ⸗Comité für die Verstaatlichung der schweizerischen Eisenbahnen habe das Volksbegehren bis nach Schluß der Berathungen in den eidgenössischen Räthen sisstiert. 1

t. Petersburg, 17. August. (W. T. B.) Heute sind die

Gesetze veröffentlicht worden, betreffend die Erlaubniß zur Emission 4 % von der Regierung garantierter Obligationen der Gesellschaft der Sudost „Eisenbahnen im Betrage von 19 ½ Millionen Kredit⸗Rubel und ebenso solcher steuerpflichtigen Obligationen der Moskau⸗Jaroslaw⸗Archangeler Eisenbahn im Betrage von 20 700 000 Kredit⸗Rubel.

Bern, 16. August. (W. T. B.) Bei der Waadtländischen Kantonalbank wurde festgestellt, daß seit einigen Jahren gegen Vorweis von Briefen, welche mit gefälschten Unterschriften ne en waren, auf Rechnung ausländischer Klienten Summen ausbezahlt wurden, welche den Betrag von 70 500 Fr. erreichen. Ein An⸗ gestellter der Bank ist der That verdächtig.

Washington, 17. August. (W. T. B.) Die Beamten des Staatsschatzes sprachen ihre Befriedigung über den kleinen Betrag der gestrigen Geldentnahmen zur Ausfußr aus und hoffen daher auf einen niedrigeren Wechselkurs. Den Ueberfluß an fremden Wechseln werden weitere beträchtliche Geldverschiffungen verhindern

Verdingungen im Auslande.

Niederlande.

26. August, 2 ½ Uhr. Zentral⸗Personen⸗Station zu Amster⸗ dam, zunächst dem Wartesaal III. Klasse: Loos Nr. 634. Her⸗ stellung des Unterbaus sowie Lieferung und Herstellung des platt⸗ eisernen Oberbaus einer Brücke auf dem Stationsterrain in Oldensaal in 2 Abtheilungen: Abtheilung I (Unterbau) 1200 Gulden, Ab theilung II (Oberbau) 8500 Gulden. Bedingungsheft ist bei Frank Anfrage gegen Bezahlung von 1 Gulden (Einsendung per Post⸗ anweisung, nicht in Briefmarken) zu bekommen im Zentral⸗Verwaltungs⸗ ebäude der Holländischen Eisenbahn⸗Gesellschaft „Droogbak“ Amsterdam, Zimmer 154.

Rumänien.

26. August. General⸗Direktion der Eisenbahnen: Errichtung bezw. Erweiterung von Waarenmagazinen und Waarenquais in der Station Ploesci. 132 000 Fr.

12. Oktober. Ministerium der öffentlichen Arbeiten: Straßen⸗ Pbmbhr (aus Steinpfeilern mit Eisenschienenverbindung) auf der haussee Ploesci Predeal. 145 811 Frrä. g

Verkehrs⸗Anstalten.

1 ist die zu englische Post über Ostende vom 16. August Grund unbekannt. 8 1I11

DerPostdampfer, Werkendam der Niederländisch⸗Amerikanisch Dampfschiffahrts⸗Gesellschaft ist am 16. August in New⸗York an⸗ gekommen.

Bremen, 16. August. (W. T. B.) Norddeutscher Lloy Der Schnelldampfer „Werra“ ist am 14. August Nachmittags Genua angekommen. Der Schnelldampfer „Aller“ ist am 15. August Morgens auf der Weser angekommen. Der Schnelldampfer „Spree“ ist am 14. August Abends in New⸗York angekommen. Der Post⸗ dampfer „Dresden“ ist am 14. August Nachmittags auf d Weser angekommen.

„— 17. August. (W. T. B.) Der Reichs⸗Postdampfer „Bayer ist am 16. August in Suez angekommen. amburg, 16. August. (W. T. B.) Hamburg⸗Amer kanische Packetfahrt⸗Aktiengesellschaft. Der Schnell⸗ „Fürst Bismarck“ ist heute früh in New⸗York ein⸗ getroffen. 1

London, 17. August. (W. T. B.) Der Uniondampfer „Pretoria' ist am Freitag auf der Ausreise von den Canarisch Inseln abgegangen.

Theater und Musik.

Königliche Oper. (Kroll's Theater.)

Den hundertsten Geburtstag Heinrich Marschner's feierte die Königliche Bühne durch die Aufführung seiner romantischen Oper „Der Vampyr', die gestern neu einstudiert in Scene ging. 8 dieser Oper errang der Komponist im Jahre 1828 seinen ersten großen Erfolg; sie scheint also nicht nur musikalisch, sondern auch dem Inhalt der Handlung nach dem Geschmack des damaligen Publikums ent⸗ sprochen zu haben. Die Romantik im Reiche der Tonkunst war dem deutschen Volk durch die Schöpfungen Carl M. von Weber's vertraut und theuer geworden, und Marschner wandelte in den Bahnen seines größeren Zeitgenossen. Die Volksscenen hat er, gleich seinem Vorbild, mit großer Frische und natürlicher Lebensfülle dargestellt, wie denn besonders das kräftige und urwüchsige Trinkerlied im „Vampyr“ und die Romanze im dritten Akt noch heute durch ihre lebhafte Wirkung zeigen. Die Schönheit einzelner Ensemblesätze weckt auch gegenwärtig noch eine gehobene Stimmung bei den Hörern, und die große Arie Ruthren's, die flammende Reue, weiche Zärtlichkeit und grauenhafte Sinnlichkeit musi⸗ kalisch treffend ausdrückt, kann noch Bewunderung erregen. Dem Ausdruck rein menschlicher Empfindung aber gebricht es an Wahrheit und Einfachheit der Sprache, an deren Stelle gekünstelte Zierlichkeit und Breite der melodischen Erfindung tritt. Daraus erklärt es sich, daß von der reichen Zahl der Marschner'schen Opern sich außer dem „Vampyr“ nur „Der Templer und die Jüdin“ und sein voll⸗ kommenstes Werk „Hans Heiling“ auf dem Repertoire erhalten haben.

Die gestrige Aufführung des „Vampyr“ unter Kapellmeister Weingartner's Leitung entsprach allen gerechten Anforderungen. Was an orchestralen Schönheiten in dem Werk verborgen liegt, wurde klar und kraftvoll herausgearbeitet. Die Titelrolle sang Herr Bulß mit grandioser Gewalt des Ausdrucks, die durch sein lebensvolles Spiel noch verstärkt wurde; das Grausige und das! Verführerische der Gestalt trat gleichmäßig scharf hervor. Die weiblichen Rollen wurden von den Damen Herzog, Hiedler und Weitz mit schönem Gelingen durchgeführt. Besonderen Beifall fand das prächtige Trinkerquartett der Herren Krolop, Krasa, Alma und Philipp.