A
stein;
am Sonnabend Nachmittag 1 Reichskanster Fürsten Uan Hohenlohe und hierauf mit dem Chef
gegenüber hatte Seine Königliche von Baden Platz genommen. Während der Tafel brachten
des Kaisers Franz Joseph aus. Majestät Sich zu dem Gartenfest der 1. Garde⸗Infanterie⸗ 8 nach dem Lustgarten des Königlichen Stadtschlosses
Felde der Feier der Kriegerverbände beizuwohnen.
Marinekabinets und des Kriegs⸗Ministers. Nachmittags traten Seine Majestät mittels Sonderzuges die Reise nach Schloß
11X“
an den Fahnen befestigt, 1 dem darauffolgenden Vorbeimarsch dem Kaiser mit denselben theil.
Seinen Dank
fassen, denn heute reden die Todten zu uns. folge, welche unter Kaiser Wilhelm's Führung die Armee und ins⸗ besondere die preußischen Garden erfochten, wurzeln doch zuletzt in dem, was uns der Hochselige Herr eingepflanzt hat. Was machte die
Formulare zu den Quittungen werden von sämmtlichen
oben gedachten Kassen unentgeltlich verabfolgt. Verlin den 15. August 1895. bfolg Hauptverwaltung der Staatsschulden.
.““
Angekommen: Seine Excellenz der Staatssekretär des Reichs⸗Schatzamts,
Wirkliche Geheime Rath Dr. Graf von Posadowsky⸗ Wehner;
Seine Excellenz der Chef⸗Präsident der Ober⸗Rechnungs⸗ kammer und des Rechnungshofes des Deutschen Reichs, Wirk⸗ liche Geheime Rath von Wolff, in Potsdam.
Seine Excellenz der kommandierende General des I. Armee⸗ Korps, General der Infanterie Graf Finck von Fincken⸗
8
Seine Excellenz der kommandierende Admiral, Admiral Knorr, nach Wilhelmshaven.
Richtamtliches. Deutsches “
Preußen. Berlin, 19. August.
Seine Majestät der Kaiser und König konferierten im Neuen Palais mit dem
Rath Dr. von Gestern früh gegen 8 Uhr trafen Seine Majestät in
des Zivilkabinets, irklichen Geheimen
Lucanus.
Berlin ein, nahmen im hiesigen Königlichen Schlosse die Meldungen der 26 nach Chile beurlaubten Offiziere entgegen und empfingen daselbst den neuernannten vitentschen Militär⸗ Bevollmächtigten Pinto Concha in Audienz. Seine Majestät der Kaiser auf der Schioßfretheit die feierliche Grundsteinlegung zu dem Den Wilhelm I. Sonderzuges nach der Wildparkstation zurück. Um 1 Uhr
Hierauf vollzogen
al für den Hochseligen Kaiser Alsdann begaben Sich Seine Majestät mittels
hielten Seine Majestät auf dem Platz vor dem Neuen
Palais über die 1. Garde⸗Infanterie⸗Brigade Parade ab. Aus Anlaß des Geburtstages Seiner Majestät des Kaisers und Königs Franz Joseph fand sodann in der Jaspis⸗Galerie
des Neuen Palais ein Diner von 90 Gedecken statt. Zur Rechten Seiner Majestät des Kaisers saß an der Tafel der öster⸗
I“ Botschafter von Szögyény⸗Marich, zur
Linken der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe; Seiner Majestät Hoheit der Großherzog Seine Majestät der Kaiser einen Trinkspruch auf das Wohl Abends begaben Seine
zu Potsdam.
b S Vormittag nahmen Seine Majestät im Neuen Palais en
ortrag des Chefs des Zivilkabinets Eigeger und be⸗ Perer Sich sodann nach Berlin, um auf dem 51 ierau
hörten Seine Majestät im hiesigen Schlosse die Vorträge des Gegen 2 Uhr
Wilhelmshöhe bei Cassel an.
Aus Anlaß des Gedenktages der Schlacht bei Gravelotte
hielten Seine Majestät der Kaiser gestern Mittag 1 Uhr
auf dem Platz zwischen dem Neuen Palais und den Communs
die Parade über die 1. Garde⸗Infanterie⸗Brigade ab. Nach der Begrüßung der Truppen hielten Seine Majestät eine
Ansprache, in welcher Allerhöchstderselbe auf die Bedeutung des Tages hinwiesen und besonders die Thaten hervorhoben, durch welche das 1. Garde⸗Regiment z. F. vor 25 Jahren sich unver⸗ gängliche Lorbeeren errungen habe. liehen dem Regiment als besondere Auszeichnung für alle “ desselben das Band und den Stern des Schwarzen
Seine Majestät ver⸗
Die neuen Ehrenabzeichen wurden sofort und das Regiment nahm an vor Seiner Majestät Nach dem Vorbeimarsch dankte der Kommandeur der Brigade, General⸗Major Freiherr
dler⸗Ordens.
von Bülom, Seiner Majestät für die dem 1. Garde⸗Regiment z. F.
8 theil gewordene Auszeichnung und versicherte, daß das egiment mit ebenso großer Pflichttreue wie vor 25 Jahren dem
König und dem Vaterlande auch fernerhin dienen werde. Während die Truppen sich zum Parademarsch formierten, ritten Seine Majestät an die anwesenden Veteranen der 1. Garde⸗Infanterie⸗ Brigade heran und beehrten mehrere derselben durch Ansprachen. Abends erschienen Seine Majestät der Kaiser bei dem im
Lustgarten des Stadtschlosses zu Potsdam von dem Offizier⸗
korps der 1. Garde⸗Infanterie⸗Brigade veranstalteten Garten⸗ fest. Auf das bei der Tafel von dem General⸗Major Feh an von Bülow in begeisterten Worten ausgebrachte
och auf den Kaiser dankten Seine Majestät mit folgender nsprache: „Bewegten Herzens danke Ich Ihnen für die schönen Worte,
welche den Ausdruck der Gefühle aller hier versammelten Kameraden
zusammengefaßt haben. durch historische Erinnerungen geheiligt. Mein seliger Herr Großvater die Bataillone des Regiments bei ihrem Ausmarsch ins Feld, nachdem Er ihnen an⸗ feuernde Worte zugerufen hatte. Hier versammelte Er Sein 1. Garde⸗
Der Boden, auf dem wir uns befinden, ist Von hier aus entließ 1. Garde⸗
Regiment, um bei der 10 jährigen Feier als Deutscher Kaiser und Seine Anerkennung dem Regiment für seine Leistungen im Kriege kundzugeben. Ich will Mich kurz Die großen Er⸗
große Kraft unserer Armee aus? Es war die unbedingte Hingabe
an einen Willen, den ihres obersten Kriegsherrn. Unerschütterlich sollen daher für uns die drei Tugenden dastehen, welche der Ver⸗ ewigte selbst als die drei Hauptsäulen seiner Armee bezeich⸗ nete: „Die Tapferkeit, das Ehrgefühl und der unbedingte Gehorsam.“ Lassen Sie uns diese drei Eigenschaften mit unermüdlicher Arbeit aufrecht erhalten und kräftigen; dann wird unsere Armee das bleiben, wozu sie Kaiser Wilhelm der Große geschaffen hat. Sie wird dann die Grundlage für den Frieden Europas sein und den Spruch des General⸗Feldmarschalls Moltke rechtfertigen: „Wir sind nicht nur stark genug, den Frieden Europas zu erhalten, sondern auch denselben zu erzwingen.“ Mit herzlichem Glückwunsch an die Brigade zu dem heutigen herrlichen Ehrentage, den sie in Anwesenheit so vieler braver Mitkämpfer des heutigen Tages von St. Privat feiern kann, erhebe Ich Mein Glas und trinke auf
das Wohl Meines 1. Garde⸗Regiments, der gesammten Garden und
Meiner Armee!“
Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Baden ist von Berlin wieder abgereist.
Seine Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen, Regent des -Herzogthums Braunschweig, hat sich heute von hier zur Truppen⸗Inspektion nach Ostpreußen begeben.
Das „Armee⸗Verordnungs⸗Blatt“ veröffentlicht in seiner gestern ausgegebenen Nummer nachstehende Allerhöchste Kabinets⸗Ordre:
Ich verleihe denjenigen Fahnen und Standarten Meiner Armee, welche während des Feldzugs von 1870/71 in Schlachten oder Ge⸗ fechten ꝛc. beziehungsweise bei Belagerungen geführt worden sind, das Band der für diesen Krieg gestifteten Denkmünze und bestimme, daß auf diesem Bande die Namen der in Betracht kommenden kriege rischen Vorfälle nach Meinen Ihnen dieserhalb besonders ertheilten Befehlen eingezeichnet werden. Sie haben diese Meine Ordre der
Armee bekannt zu machen. Berlin, den 18. August 1895.
An den Kriegs⸗Minister.
I
Der hiesige K. und K. Fster hhe Botschafter von Szögyény⸗Marich ist, mit Unterbrechung seines Ur⸗ laubs, am 17. d. M. in Berlin eingetroffen und hat die Lei⸗ tung der Geschäfte wieder übernommen.
Laut telegraphischer Meldung an das Ober⸗Kommando der Marine ist S. M. S. „Iltis“, Kommandant Kapitän⸗ Lieutenant Ingenohl, am 16. d. M. von Yokohama nach Hakodate in See gegangen. 8 8
Königsberg i. Pr., 17. August. Der kommandierende
General des I. Armee⸗Korps, General der Infanterie Graf
inck von Finckenstein gab heute der hiesigen Garnison olgenden Allerhöchsten Armeebefehl bekannt:
„Unter schweren Opfern errang das I. Armee⸗Korps in der Schlacht bei Colombey⸗Nouilly einen herrlichen Siegespreis; Ich beauftrage Sie, demselben bekannt zu geben, daß Ich der bewährten ostpreußischen Tapferkeit des Korps am heutigen Erinnerungstage besonders warm und dankbar gedenke. Wilhelm. I. R.“
Hannover, 19. August. Der kommandierende General der Infanterie von Subeck giebt nachstehendes an ihn ge⸗ Telegramm Seiner Majestät des Kaisers bekannt:
„S. M. S. „Hohenzollern“, 16. August. Die Wiederkehr des Jahrestages der Schlacht bei Vionville⸗Mars⸗la⸗Tour läßt Mich heute dankbar der Ruhmesthaten des zehnten Korps an diesem Ehrentage gedenken, und beauftrage Ich Sie, dies dem Armee⸗Korps, bei welchem Sie selbst sich in jener Zeit als Generalstabs⸗Offfizier große Ver⸗ dienste erwarben, zum Ausdruck zu bringen. Wilhelm.“ 1“
Sachsen.
Seine Majestät der König verlieh, wie „W. T. B.“ aus Dresden vom gestrigen Tage berichtet, den Bataillonen seines Leib⸗Grenadier⸗Regiments Nr. 100 Fahnenbänder, welche der Regiments⸗Kommandeur, Oberst von Carlowitz im Spiegel⸗ saale des Residenzschlosses entgegennahm. Die Geschütze des Sächsischen Armee⸗Korps trugen gestern zum ersten Mal Eichenkränze. “
11““
Hessen. Seine Königliche Hoheit der Großherzog erließ gestern, nach einer Meldung des „W. T. B.“, folgenden Tages⸗ befehl: „An meine Division! Der alten Sitte meines x folgend, übernehme ich zur Inhaberstelle meines ersten nfanterie⸗Regiments noch die Inhaberstellen von meinem ersten Dragoner⸗ und meinem Feld⸗Artillerie⸗Regiment. Ich wähle n. en heutigen Tag, um hiermit der gesammten Division meine Anerkennung und meinen nie erlöschenden Dank auszusprechen für die Hingebung und Tapferkeit, mit welcher sie unter der ruhmvollen Führung meines Vaters, in dem glorreichen Feldzuge 1870/71, besonders heute vor 25 Jahren auf den Schlachtfeldern von Gravelotte und St. Privat für das hessische Heimathland und das gesammte deutsche Vater⸗ land gestritten haben.“ 7 Auch an den Landesverband der hessischen Krieger⸗ vereine richtete Seine Königliche Hoheit einen Erlaß, in welchem er den zur Erinnerungsfeier in Darmstadt versammelten Krieger⸗ vereinen als Protektor seinen Gruß entbietet: „Mögen die Krieger, deren ältere Mitglieder unter Führung meines verstorbenen Vaters unverwelklichen Lorbeer um die hessischen Fahnen gewunden haben, auch fernerhin sich der hohen Aufgabe bewußt bleiben, daß gerade sie in erster Linie dazu berufen sind, die Stütze für Altar, Thron und Vaterland zu bilden. Im Frieden, welchen Gott auch fernerhin verleihen möge, aber auch im Kriege, wenn des Deutschen Reiches Ehre und Sicherheit ihn erheischen sollten, wollen wir einmüthig dem Rufe des Allerhöchsten Kriegsherrn, Seiner Majestät des Kaisers, folgen, getreu dem alt⸗hessischen Wahlspruch „Für Gott, Ehre und Vaterlanddz.
Sachsen⸗Altenburg.
Seine Hoheit der Herzog beging am 17. d. se goldenes sii. derHensgviegag. Die 8. Residenzstadt Altenburg hatte sich zu der Feier reich geschmückt An derselben nahmen theil die anwesenden Mitglieder des Herzoglichen Hauses, Ihre Durchlauchten die Prinzen Ernst und Moritz. Eingetroffen waren eine Reihe von Abgesandten auswärtiger Höfe, voran diejenigen Seiner Majestät des Kaisers und Seiner Majestät des Königs von Sachsen Die Truppentheile, deren Chef der Herzog ist, hatten ihre Vertreter entsandt. Die Feier wurde am Freitag Abend durch Zapfenstreich der Garnison eingeleitet und der eigent⸗ liche Festtag mit Weckruf eröffnet. Um 81 ½ Uhr begann die Gratulationscour. Die Reihenfolge der Glückwünschenden war in folgender Weise bestimmt: Staats⸗Ministerium Hofstaat, Abordnung der Offiziere des 7. thüringischen Infanterie⸗Regiments Nr. 96, die direkten Vorgesetzten des Regiments, die Abordnung der Unteroffiziere, die Abord⸗ nung der Offiziere des Landwehrbezirks Altenburg, die frühe⸗ ren Offiziere des Altenburgischen Regiments, der Abgesandte Seiner Majestät des Kaisers, die Abgesandten der auswärtigen Höfe, die Abordnungen des 1. Garde⸗Regiments z. F., des 2. Schle⸗ sischen Jäger⸗Bataillons Nr. 6, des Thüringischen Husaren⸗Regi⸗ ments Nr. 12, die sonst anwesenden preußischen Offiziere, die Abord⸗ nung der aus dem Herzogthum stammenden Offiziere, die Vertreter des Vereins ehemaliger schlesischer Schützen und Jäger, der Abgesandte Seiner Majestät des Königs von Sachsen, die Abordnung des Sächsischen Jäger⸗Bataillons Nr. 12, der Vertreter der Garnison Leipzig, die sonst anwesenden sächsischen Offiziere, die Vertreter der sächsischen Militärvereine, die Abordnung des russischen Infanterie⸗Regiments „Bialo⸗ stock Nr. 50. Nach der Gratulationscour nahm der Herzog auf dem Schloßhofe die Parade über die in Alten⸗ burg garnisonierenden beiden Bataillone, sowie über sämmt⸗ liche Militär⸗ und Kriegervereine des Landes ab. Abends fand Festtafel statt, der eine Vereinigung im Offizier⸗Kasino folgte.
Der Landesverband der Militär⸗ und Krieger⸗ vereine des Herzogthums überreichte der „Geraer Ztg.“ zufolge Seiner Hoheit durch den Vorstand eine Glückwunsch⸗ adresse folgenden Wortlauts: „Eure Hoheit bittet der Landesverband der Krieger⸗ und Militär⸗Vereine des Herzog⸗ thums Sachsen⸗Altenburg unterthänigst, seine tiefempfundenen Glückwünsche anläßlich der Feier des fünfzigjährigen Militär⸗ Dienst⸗Jubiläums, welches Eure Hoheit heut begehen, darbringen zu duͤrfen. Erfüllt von heißem Dank gegen Gott, der unseren vielgeliebten gnädigen Landesherrn und gütigen Protektor bisher beschützt hat, gedenken wir in glühendster Begeisterung aller der hohen Tugenden, die Eure Hoheit uns allezeit als ein leuchtendes Vorbild militärischen Geistes und Wesens haben erscheinen lassen, und erneuern freudigen Herzens das Gelübde unerschütterlicher Anhänglichkeit und Treue zu Eurer Hoheit, unserm hohen Protektor.“ 8
Elsaß⸗Lothringen. “ Um es den Arbeitern zu erleichtern, Beschäftigung zu finden, ist, wie schon früher gemeldet wurde, von dem Ministerium im Laufe des verflossenen Winters die Errichtung gemeind⸗ licher Arbeitsnachweisstellen in Anregung gebracht worden. Zu dem gleichen Zweck hat nunmehr der „Straßb. Corr.“ zufolge das Ministerium seine Fürsorge auch dahin ge⸗ richtet, daß sowohl die Staats⸗ als die Kommunal⸗ Verwaltungen in ihrer Eigenschaft als Arbeitgeba auf eine zweckmäßige Vertheilung und Regelung der für ihre he hung auszuführenden Arbeiten Bedacht nehmen. Es wird dahin gewirkt, daß die öffent⸗ lichen Verwaltungen Arbeiten, für deren Ausführung der Zeitpunkt frei gewählt werden kann, auf Zeiten verlegen, in denen Mangel an Arbeitsgelegenheit zu erwarten ist, und daß dieselben bei eintretendem geringerem Arbeitsbedürfniß nicht alsbald zur Arbeiterentlassung schreiten, sondern statt dessen durch Verkürzung der täglichen Arbeitszeit die Beibehaltung der vollen Arbeiterzahl ermöglichen. Bei thunlichster Beachtung dieser S ist zu erwarten, daß den Fällen von Arbeits⸗ losigkeit, wie sie zeitweise, insbesondere im Winter, eintreten können, wirksam begegnet wird. In dem Ressort für öffent⸗ liche Arbeiten ist übrigens die Erfahrung gemacht worden, daß im mehr Nachfrage nach Arbeitern als Angebot herrscht.
Oesterreich⸗Ungarn.
Der Geburtstag des Kaisers Franz Joseph wurde gestern in allen Städten beider Reichshälften durch Truppen⸗ paraden, Gottesdienst und Volksfest feierlich begangen. — Ein Artikel der „Wiener Abendpost“ hebt die hohen Regenten⸗ tugenden des Kaisers hervor, der in der ganzen Welt als das Vorbild eines erleuchteten Herrschers verehrt und bewundert werde; der Geburtstag des Kaisers werde in der ganzen Monarchie von der gesammten Bevölkerung ohne Stammes⸗ unterschied als ein Freudenfest gefeiert. —
Am Sonnabend Vormittag 11 Uhr trafen der König von Serbien und die Königin⸗Mutter Natalie in Wien ein und setzten nach einem Aufenthalt von 20 Minuten die Reise fort.
Das „Neue Wiener Tageblatt“ vom 18. August ver⸗ öffentlicht eine Ie mit dem ungarischen Minister Präsidenten Baron Banffy, in welcher derselbe unter — auf den jüngst abgehaltenen Nationalitäten⸗
ongreß die Stellung er ungarischen Regierung egenüber der Nationalitätenfrage erörterte. Der Minister⸗ Präsident führte aus: ein gegnerisches Gefühl gegen Ungarn existiere bei den Nationalitäten wohl nicht im Volk, aber in gewissen Schichten der Intelligenz, die sich alle Mühe gäben, ihre Gehässigkeit dem vertraͤglichen, fried⸗ lichen Bauernthum einzuimpfen. Alsdann führte Banffy Daten an, wonach die Klagen über die Unterdrückung der Nationalitäten in Ungarn völlig haltlos sind, und erwähnte, daß in allen rumänischen, slowakischen und serbischen Dörfern Ungarns die Volkssprache in Gemeinde, Schule und Kirche cusschließlich dominiere. In Ungarn beständen heute drei⸗ tausend Elementarschulen mit rumänischer Lehrsprache; die ungarische Staatssprache figuriere in diesen Schulen nur unter den Unterrichtsgegenständen, ohne wirklich gelehrt zu werden. In keinem vielsprachigen Lande seien ähnliche Verhältnisse zu finden. Die Regierung könne den Nationalitäten wohl keine weiteren Konzessionen verheißen. Die Sprachenfrage werde als Agitationsmittel zu Gunsten von Tendenzen verwerthet, welche in letzter Linie auf Inaugurierung einer födera⸗ listischen Politik abzielten. Es sei Pflicht der Reg
zieser Lendenzen entgegenzutreten, da die Geltendmachung dersten die vernehn ahe Institutionen gefährden würde. Zu¹ st wäre die gemeinsame Heeresverfassung bedroht, velche einen Faktor des internationalen Ansehens der Mon⸗ archie bilde. Die ungarische Regierung sei fest entschlossen, den Dualismus, der sich gegen die ungarische extreme Strömung siegreich behauptet habe, gegen alle Anfechtungen zu schützen. 1u“ Großbritannien und Irland.
Die „Times“ fordern die Regierung auf, sogleich den Bau der Ugandabahn zu beginnen; sonst würden die Deutschen eine Bahn bis zum südlichen Ufer des Viktoriasees bauen und der englischen Bahn Konkurrenz machen.
Frankreich.
Die Minister waren am Sonnabend unter dem Vorsitz des Präsidenten Faure zu einer Sitzung versammelt. Wie „W. T. B.“ meldet, theilte der Minister des Aeußeren Hanoteaux mit, daß der französische Geschäftsträger in Rom der italienischen Regierung eine diplomatische Note überreicht habe, welche die Aufkündigung des italienisch⸗tunesi⸗ schenHandelsvertrags enthält. Der Kriegs⸗Minister General⸗ Zurlinden machte seinen Kollegen Mittheilung über die Expe⸗ dition in Madagaskar. Das Expeditionskorps rücke im Innern der Inseln weiter vor, und die Zahr der Kranken und Rekonvalescenten überschreite nicht ein
bestandes.
2*
Rußland.
Anläßlich des Geburtstags des Kaisers von Hesterreich fand gestern im großen Petershofer Palais ein Diner statt, welchem, wie „W. T. B.“ berichtet, das Kaiserpaar, die Großfürstin Maria Paulowna, die Großfürsten Michael Nikolajewitsch und Georg Michailowitsch, der österreichisch⸗ ungarische Botschafter Prinz von und zu Liechtenstein, der österreichische Mili⸗ kärbevollmächtigte General⸗Major Klepsch, sowie die anderen Mit⸗ glieder der österreichisch⸗ungarischen Botschaft, ferner die Hof⸗ staaten, der Minister des Aeußern Fürst Lobanow, der Hofstallmeister General⸗Lieutenant Baron Frederiks, der General der In⸗ fanterie, General⸗Adjutant Richter und andere Hoffunktionäre beiwohnten. Der Botschafter saß zur Rechten der Kaiserin. Der Kaiser toastete auf den Kaiser von Oesterreich.
Prinz Mirko, der zweite Sohn des Fürsten von Monte⸗ negro, ist vom Kaiser zum Lieutenant im Russischen fünf⸗ zehnten Regiment ernannt worden.
Italien. 8
Die „Riforma“ vom 17. August erklärt: Auf Grund von nicht autorisierten Meldungen glaubt eine Zeitung sich als informiert bezeichnen zu können über die Absichten, welche die italienische Regierung nach der Aufkündigung des italienisch⸗tunesischen Handelsvertrages hege. Wir wissen, daß alles dies der Begründung entbehrt.
Der Papst empfing gestern anläßlich des Festes des heilien Joachim, seines Patrons, die Huldigungen der Kardinäle, der Prälaten und der katholischen Vereine. In seiner Privatbibliothek hielt der Papst dann ECerecle ab und unterhielt sich, dem „W. T. B.“ zufolge, über das I“ der religiösen Bewegung in Italien sowie über die Nothwendigkeit einer engen Verbindung der Katholiken und bedauerte den b der weltlichen und der geistlichen Gewalt bestehenden, für Italien so schädlichen, hartnäckigen Konflikt. Der Papst erfreut
AX“ Gesundheit.
Spanien.
Die Ueberreste der Bande von Repub likanern, welche sich in der Provinz Castellon empört hatten, sind dem W. T. B.“ zufolge zerstreut worden. 1 8
Türkei. 18
Die Botschafter Englands, Rußlands und Frank⸗ reichs überreichten der Pforte eine Kollektivnote der drei Mächte, in welcher näher ausgeführt wird, wie die Mächte die bisherigen, angeblich unklaren Zugeständnisse der Pforte in der armenischen Frage auffassen und wie sie sich die Ausführung dieser Fegeständnisse denken. Des weiteren werden, wie dem „W. T. B.“ aus Konstantinopel mitgetheilt wird, diejenigen Reformen präzisiert, auf deren Annahme die Mächte das Hauptgewicht legen, u. a. die Bestellung einer gemischten Kontrolkommission und die Wahl der Mudirs durch die Bevölkerung. Die Kollektiv⸗ note bezwecke, die Pforte zu einer bestimmten Antwort und zu einer endgültigen Stellungnahme in der Reform⸗ frage zu veranlassen. — Andere Meldungen dagegen be⸗ shen daß die von den Botschaftern der drei Mächte der
forte überreichte Note lediglich die Präzisierung der angeblich unverständlichen Stellen der türkischen Aufklärungen verlange. Betreffs der Punkte, deren Annahme die Mächte wünschen, und die bisher nicht acceptiert wurden, enthalte die Note nur die Bestimmung, daß die Mächte sich die Feststellung dieser zunkte in einer weiteren Note vorbehalten.
Der bulgarische diplomatische Agent Dimitrow ist in
Konstantinopel eingetroffen. vW11111“
Kurz vor der Abfahrt des Königs wurde, wie „W. T. B.“ erfährt, eine Aenderung seines Reiseplans getroffen, der zufolge sich der König von München aus zum Besuch des Königs Milan nach Luzern begeben wird, während die Königin Natalie direkt nach Biarritz weiterreist. König Alexander wird nach mehrtägigem Aufenthalt in Luzern über Lyon nach Biarritz fahren.
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Schweden und Norwegen.
Die Kronprinzessin traf mit den beiden ältesten Prinzen⸗ Söhnen am Freitag Nachmittag an Bord der NYacht „Lady Sophia“ in Malmö ein und fast gleichzeitig auch der Kronprinz, welcher von einem Jagdausfluge zurücktehrte. Der Kronprinz wurde von seiner Familie auf der Eisenbahnstation empfangen und begab sich mit derselben an Bord der Yacht, die sogleich in See ging “
Amerika. 18 b Die chilenische Regierung wird nach einer Negriah der „Times“ aus Santiago am Dienstag von dem Kongre le Zustimmung ur Aufnahme einer Anleihe im Betrage vrn 6 500 000 Pfund Sterling verlangen. Das Gerücht, die klöihe sei für Kriegszwecke bestimmt, wird für unbegründet
5
ehntel des Effektiv⸗
Das koreanische Reform⸗Ministerium ist, wie ein Telegramm der „Nowoje Wremja“ aus Wladiwostok meldet, infolge eines Konflikts mit der Königin wegen Reorganisation der Palastwache gefallen. Der Leiter der Reformpartei, der
bisherige Minister des Innern Pak, welcher nach Japan entflohen
war, ist wegen Komplotts mit den Japanern zwecks Gefangen⸗ nahme des Königs angeklagt. Von den nunmehr zur Macht ge⸗ langten Konservativen angestachelt, wollte der Pöbel das japanische Gesandtschaftshotel demolieren, welches jedoch durch Militär geschützt wurde. Der japanische Gesandte ist eiligst nach Soeul zurüͤckgekehrt, um das “ Japans wiederherzustellen. — Nach einer späteren Meldung der „Russischen Telegraphenagentur“ aus Soeul empfing der König von Korea den japanischen Gesandten. Letzterer habe die Herstellung des alten Regimes verlangt und mit Repressalien gedroht. Der König sei jedoch völlig machtlos, die Regierung befinde sich ganz in den Händen der Konser⸗ vativen.
Aus ö berichtet das „Reuter'sche Bureau“: Die am 13. d. M. von Futschau abgereiste Kommission zur Untersuchung der gegen die christlichen Missionare begangenen Verbrechen ist wohlbehalten in Kutscheng ein⸗ getroffen. Es haben bereits wichtige Verhaftungen stattgefunden.
Afrika.
Das spanische Geschwader ist, dem „W. T. B.“ zu⸗ folge, vorgestern von Tanger wieder in See gegangen.
Aus Madagaskar berichten französische Zeitungen, die s seien entschlossen, Tananarivo in Brand zu tecken und sich nach dem Süden zurückzuziehen. Der General der Hovas, der bei Maroway geschlagen wurde, sei abgeurtheilt und lebendig verbrannt, alle in Imerina ansässigen deutschen und englischen Kaufleute und Missionare seien vetrieben worden. Die Autorität und das Ansehen des Premier⸗Ministers sei in schnellem Ab⸗ nehmen begriffen. h
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Cholera.
St. Petersburg, 19. August. Wie das Medizinal⸗Departe⸗ ment meldet, sind im Departement Wolhynien an Cholera und choleraartigen Krankheiten vom 9. bis 15. Juli a. St. 222 Personen erkrankt. 72 gestorben, vom 16. bis 22. Juli a. St. 466 erkrankt und 166 gestorben.
HSHaäandel und Gewerbe.
Das unlängst von den gesetzgebenden Körperschaften in Paris und nunmehr auch von der schweizerischen Bundes⸗ b“ genehmigte Französisch⸗Schweizerische Handelsabkommen tritt am 19. d. M. in Kraft. In⸗ folge dessen wird von demselben Tage an der Beschluß des schweizerischen Bundesrathes vom 14. Februar 1893, be⸗ treffend die Ursprungszeugnisse bei der Waareneinfuhr nach der Schweiz, seine Weärtzanckeit verlieren, sodaß von da ab die durch diesen Beschluß angeordneten Ursprungs⸗Zertifikate nicht mehr erforderlich sein werden.
Nach der Wochenübersicht der Reichsbank vom 15. August hat der gesammte Metallbestand bei einem Betrage von 1 055 272 000 ℳ der Vorwoche gegenüber um 4 127 000 ℳ zugenommen; der Metall⸗ bestand allein ist um 1 942 000 ℳ gewachsen. Der Bestand an Wechseln im Betrage von 540 731 000 ℳ zeigt eine Abnahme um 11 108 000 ℳ und der Bestand an Lombardforderungen mit 74 604 000 ℳ eine solche um 98 000 ℳ; auf diesen beiden Anlage⸗ konten zusammen ist also ein Rückgang um 11 206 000 ℳ ein⸗ etreten. Auf passiver Seite zeigt der Betrag der umlaufenden oten mit 1 057 639 000 ℳ eine Abnahme um 18 534 000 ℳ, während die sonstigen täglich fälligen Verbindlichkeiten durch Zunahme um 11 420 000 ℳ auf 504 391 000 ℳ angewachsen sind.
Leipzig, 19. August. (W. T. B) Der Abschluß der Allge⸗ meinen Deutschen Kredit⸗Anstalt für das erste Halbjahr 1895 ergiebt 2 902 336 ℳ Reingewinn, gegen 2 157 068 ℳ im Jahre 1894. 4
Wien, 19. August. (W. T. B.) Die Brutto⸗Einnahmen der O rientbahnen betrugen in der 31. Woche (vom 30. Juli bis 5. August 1895) 227 683 Fr., Zunahme gegen das Vorjahr 16 494 Fr. Seit Beginn des Betriebsjahres (vom 1. Januar bis 5, August 1895) betrugen die Brutto⸗Einnahmen 5 999 072 Fr., Abnahme gegen das Vorjahr 146 367 Fr.
Christiania, 17. Auguft. (W. T. B.) Das Bank⸗Kon⸗ sortium, welchem der Zuschlag des Kabinetsraths zur Uebernahme einer inneren Staats⸗Anleihe von 12 Millionen Kronen ertheilt wurde, besteht dem „Morgenbladet“ zufolge aus dem Crédit Lyonnais, der Stockholms Inskildabank und der Kristiania⸗Handelsbank.
Verkehrs⸗Anstalten.
Das Meistgewicht der Postpackete im Verkehr mit Natal und Echowe “ ist von 3 kg auf 5 kg erhöht worden.
Laut Telegramm von Köln hat die erste engcs che Post über Ostende vom 17. August in Köln den Anschluß an Zug 91 nach Hamburg bezw. Berlin nicht erreicht. Grund: Starker Personenverkehr in Ostende.
FZheater und Musik. Königliche Oper. (Kroll's Theater.)
Die gestrige Aufführung von Richard Wagner's „Lohen⸗ grin“ vermittelte uns die Bekanntschaft zweier in Berlin bisher unbekannten Künstler. Herr Holdack, den die General⸗Intendantur der Königlichen Schauspiele hat ausbilden lassen, hatte die anspruchsvolle Partie des Gralritters übernommen. Im ersten Akt gelang es dem jungen Künstler, der übrigens eine angenehme männliche Erscheinung mitbringt, nicht, seiner Befangenheit Herr zu werden, der Ton klang dünn und gedrückt, im Spiel trat die Siegesgewißheit des gottgesandten Ritters fast garnicht hervor. Im weiteren Verlauf der Aufführung entfalteten sich Ge⸗ sang und Spiel etwas freier und liehen erkennen, daß Herr Holdack eine brauchbare Kraft für die Königliche Bühne werden dürfte. Ob er sich freilich für das heroische Fach verwendbar erweisen wird, muß erst die Zukunft lehren; die lyrischen Stellen gelangen ihm gestern jedenfalls besser. Den Heerrufer sang Herr Mitterlein als Gast. Sein hoher Baß entbehrt nicht des Wohllauts, im Gegensatz zu denm obengenannten Sänger machte sich bei ihm eine erfreuliche Sicherheit bemerkbar. Für die erkrankte Frau Pierson hatte Fräulein Hiedler in letzter Stunde die Partie der Elsa übernommen, die sie mit ihrer quellenden Stimme zur vollen Zufriedenheit der Hörer durchführte. Die Leistungen der Frau Sucher als Ortrud, des Herrn Stammer als König und des Herrn Bulß als Telramund sind an⸗ erkannt vortrefflich. In den Chören machten sich einige Schwan⸗
Herr Dr. Muck dirigierte mit Verständniß und
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Lessing⸗Theater. — Als erste Novität dieser Spielzeit ging am Sonnabend der Schwank „Cherchez la femme!“ von A. Hennequin und E. d Najac in Scene. Das Stück erscheint ebenso anspruchslos in seiner Anlage, wie es bedeutungslos in seiner Durchführung ist. Während des ersten Aktes mit der etwas weitschweifigen Expofition verharrten die Zuschauer in kühler Zurückhaltung. Die beiden folgenden Akte brachten einige komische Scenen und weckten zuweilen Heiterkeit. Zu einem ausgesprochenen Erfolge oder Miß erfolge gab der nur auf Situationskomik aufgebaute Schwan keine Veranlassung. An die Darsteller wurden bedeutende Anforde rungen kaum gestellt. Die oft gesehenen Alltagsfiguren, welche die Handlung tragen, wurden von ihnen im Ganzen glücklich zur Geltung gebracht. — Herr Guthery ergötzte durch den Ausdrud gespreizter Eitelkeit in der Rolle eines einfältigen Ehegatten, der sich mit polizei⸗ lichem Spürsinn und durchdringendem Scharfsinn begabt glaubt. Ihm stand Herr Merten alsalter rührseliger Schwätzer trefflich zur Seite. Einen jungen verführerischen Künstler gab Herr Schönfeld frisch und launig und Herr Sauer stellte eine Nebenfigur, einen blasierten Gecken, rech geschickt dar. Die Damen Waldegg und Thauer hatten eigentli nur durch ihre prächtigen und bedeutungsvollen Toiletten in den Gang der Handlung einzugreifen.
Die Königliche Oper bringt in Kroll'’s Theater morgen Mascagni's „Cavalleria rusticana“ unter Kapellmeister Dr. Muck⸗ Leitung in folgender Besetzung zur Aufführung: Santuzza: Fra
ierson, Turiddu: Herr Sylva, Alfio: Herr Bulß,
räulein Dietrich. Hierauf folgt zum 100. Mal Ignaz Brüll,s Oper „Das goldene Kreuz“, Text nach dem Französischen von Mosenthal. Die Besetzung lautet: Gontran: Herr Philipp, Christine: Fräulein Rothauser, Therese: Frau Hersog. Herr Schmidt singt zum 100. Mal den Nicolas, Herr Krolop zum 90. Mal den Bombardon. Die erste Aufführung fand Mittwoch, de 22. Dezember 1875, statt. Fräulein Lili Lehmann sang die Christine, Fräulein Horina die Therese, Herr Heinrich Ernst den Gontran. Von Berlin aus machte das Werk bekanntlich den We über alle Bühnen. Kapellmeister Radecke leitete die erste Aufführung die 100. dirigiert Musik⸗Direktor Wegener.
Im Königlichen Schauspielhause geht morgen Lessing' „Nathan der Weise“ in Scene. Den Saladin spielt Herr Ludwig, die Sittah Fräulein Poppe, den Nathan Herr Klein, die Recha Frau von Hochenburger, die Dajah Frau Seebach, den Tempelherrn Herr Matkowsky, den Derwisch Herr Arndt, den Patri H länder, den Klosterbruder Herr Eichholz V
Mannigfaltiges.
Der gestrige Gedenktag der Schlacht von Gravelotte wurde von den Regimentern der preußischen Garde, die an den Erfolgen der Schlacht so opfer⸗ und so ruhmreich betheiligt waren, in wür⸗ digster Weise gefeiert. Auf dem reichgeschmückten Kasernenhof des Kaiser Franz Garde⸗Grenadier⸗Regiments fand um 11 Uhr ein großer Regimentsappell statt, dem General von Faber, der Kommandeur des Regiments im Jahre 1866, General der Infanterie von Böhn, der das Regiment 1870 geführt, General von Twardowski, General⸗Major von Sifart, General von Roon, der Sohn des früheren Kriegs⸗Ministers, General von Derenthall, General⸗Lieutenant von Brodowski, General⸗Major von Hollikofer⸗Altenklingen, Oberst von Sydow, Oberst⸗Lieutenant von Putkamer und viele andere Offiziere, sowie der Verein ehemaliger Kameraden mit vielen Veteranen beiwohnten. Nachdem die erste Kompagnie die bekränzten Fahnen eingebracht, nahm Oberst Freiherr von Buddenbrock⸗Hetters⸗ dorf das Wort, um an die Ruhmesthaten von 1870 zu erinnern und angesichts so vieler tapferer Männer das Gelübde abzulegen, daß das Regiment auch in künftigen Kriegen voll seine Schuldigkeit thun werde. Nach dem dreimaligen Kaiserhurrah entbot General von Böhn dem Regi⸗ ment seine persönlichen Glückwünsche und die der alten Waffengefährten, die einst in den Kampf gezogen mit dem Ruf: „Siegen oder sterben!“ Das Regiment bezeugte sodann durch den gesalleK Kriegern den Ehrensalut und widmete ihnen ein stilles Gebet. Im Namen der alten Waffengefährten legte General von Böhn endlich am Denkmal für die Opfer von 1870/71 einen schönen Kranz nieder und brachte dem „alten, lieben, tapfern Regiment“ ein dreimaliges Hurrah aus. Ein zweiter
ranz wurde vom Verein am Denkmal der Gefallenen des Krieges von 1866 niedergelegt. Mit dem Parademarsch schloß die offizielle Feier. Nachmittags war Festmahl im Kasino, wo auch des Regiments⸗Chefs, des Kaisers von Oesterreich, aus Anlaß seines Geburts⸗ tages gedacht wurde, und Speisung der Mannschaften. Abends fand im Exerzierhause eine große Theatervorstellung statt. Zur Aufführung kam das von Dr. Thouret, Oberlehrer am Königstädtischen Gymnasium hierselbst, gedichtete Festspiel „Sedan“, das in vier Bildern die Kapitulation von Sedan behandelt. Bismarck wurde vom Sergeanten Schalow, Moltke vom Unteroffizier Kucklick, General von Wimpffen vom einjährig⸗freiwilligen Unteroffizier Schwarz dargestellt. Die Gesänge füͤhrte ein 200 Mann starker Chor aus, der auch den gesanglichen Theil des zur Einleitung vorgetragenen Wagner'schen Kaisermarsches übernommen hatte. Den Schluß bildete eine Allegorie der drei Kaiser. Nach dem Theater wurde auf dem Kasernenhofe auf zwei Pariser Tanzplätzen hnet. — Der Regiments⸗ appell des 2. Garde⸗Regiments z. F. begann 12ꝛ ¾ Uhr, zur selben Minute, als das Regiment vor 25 Jahren seine Feuertaufe erhielt. Vor dem Appell wurden folgende Allerhöchsten Auszeichnungen kundgegeben; General⸗Lieutenant Graf Kanitz, der 1870 das Regiment kommandiert, hat die Uniform des Regiments erhalten, Oberst von Wildenbruch, der Bruder des Dichters, ist General⸗Major, Hauptmann von Vallois, der frühere Regiments⸗Adjutant, Major geworden, der Hauptmann von Trotha, der 1870 achtzehn Schüsse ins linke Bein erhielt, wurde durch Verleihung des Rothen Adler⸗Ordens ausgezeichnet. Dem Appell wohnten Kesr den Genannten General von Gayl, General⸗ Major von Kamptz und viele Offiziere des Regiments aus dem Feld⸗ zug bei. In der Uniform des Regiments erschien auch der Landrath von Waldow. Premier⸗Lieutenant Baare, der Sohn des Geheimen Kommerzien⸗Raths, war der einzige noch die Uniform tragende Reserveoffizier, der den Krieg mitgemacht. Aus Altena hatte sich Pastor Thümmel eingefunden, der früher Reserveoffizier gewesen. Ferner waren zugegen der Wirkliche Geheime Kriegsrath Lehmann, der 1870 ein Bein verloren, und unter den über 300 aus⸗ wärtigen Veteranen und den 165 Mitgliedern des hiesigen Vereins der ordengeschmückte General⸗ M der hawaiischen Armee, der frühere Hoboist Berger, sowie der frühere Direktor Meinberg. Die Fahnen der drei alten⸗ Bataillone waren mit Eichenlaub vom Schlachtfeld bekränzt. In 8ee Ansprache erinnerte Oberst von Hartmann daran, daß das egiment am Tage von Gravelotte die meisten Verluste von allen Regimentern erlitten (39 Offiziere und 1670 Mann), und daß vom 1. Bataillon sämmtliche Offiziere kampfunfähig wurden und nur ein Fähnrich, 26 Unteroffiziere und 300 Mann üͤbrig geblieben waren. General Graf Kanitz begrüßte das Regiment unter Hinweis auf die ihm zu theil gewordene Auszeichnung als Kamerad; alsdann kam ein Allerhöchstes Schreiben zur Verlesung, in dem Seine Majestät dem Regiment Seinen Königlichen Dank ausspricht. Auch hier schloß ein Parademarsch den Akt. Eine gesellige Feier hatke schon Tags vorher unter Theilnahme der Veteranen und des Vereins bataillonsweise statt⸗ seefunden, und zwar für das 1. Bataillon im Exerzierhaus, für das 2. n der Kaserne in der Friedrichstraße, für die übrigen Mannschaften auf dem Hofe der Kaserne in der Karlstraße. Alle Festräume ware elektrisch erleuchtet. Graf Kanitz und die Bataillons⸗Kommandeure hielten Ansprachen, in allen Lokalen wurden lebende Bilder gestellt, deren verbindenden Text Premier⸗Lieutenant von Hülsen gedichtet hatte. Die Bilder selbst stellten Seenen aus de riegerleben dar. Der einjährig⸗freiwillige Unteroffizier Paulman hatte für das 1. Bataillon einen Prolog verfaßt; bei der Feier i diesem Bataillon trat auch ein Seiltänzer, z. Z. Soldat der Kom⸗ pagnie, auf, der feldmarschmäßig über das Thurmseil marschierte 66 11““ 8