1895 / 199 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 21 Aug 1895 18:00:01 GMT) scan diff

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Siemon, Sec. Lt. von der Fuß⸗Art. 1. Aufgebots des Landw. Be⸗

zirks 1 Münster, der Abschied bewilligt. Grube, Sec. Lt. a. D.,

zuletzt von der Inf. 1. Aufgebots des Landw. Bezirks II Berlin, der

Charakter als Pr. Lt. verliehen.

Militär⸗Justizbeamte. Durch Verfügung des General⸗Auditeurs der Armee.

13. August. Krüger, Garn. Auditeur in Graudenz, zum 1. Sep⸗

tember 1895 als Div. Auditeur zur 35. Div. versetzt. 4

Königlich Bayerische Armeere.

Offiziere, Portepee⸗Fähnriche ꝛc. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. 4. August. Frhr. v. Hertling, Sec. Lt. im 3. Feld⸗Art. Regt.

Königin Mutter, zum Pr. Lt. ohne Patent, Gemmingen Frhr.

2 assenbach, Port. Fähnr. von demselben Regt., zum Sec. Lt., befördert. 6. August. Byschl, Hauptm. à la suite des 1. Feld⸗Art.

Regts. Prinz⸗Regent Luitpold, unter Belassung im Verhältniß à la Ssuite dieses Truppentheils, vom 1. September d. J. ab auf die

Dauer eines weiteren Jahres beurlaubt. 7. August. Frhr. v. Pöllnitz, Sec. Lt. des 2. Ulan. Regts. König, unter Stellung à la suite des Regts., auf die Dauer eines

Jahres beurlaubt. Frhr. v. Lilgenau, Port. Fähnr. von demselben

Regt., zum Sec. Lt. in diesem Regt. befördert. 12. August. Wurm, Pr. Lt. à la suite des 5. Feld⸗Art.

Regts., als überzählig in das genannte Regt. wiedereingereiht.

13. August. Gürleth, Major und Komp. Chef vom 4. Inf.

Regt. König Wilhelm von Württemberg, zum Bats. Kommandeur

im 18. Inf. Regt. Prinz Ludwig Ferdinand, Weich, Pr. Lt. des

4. Inf. Regts. König Wilhelm von Württemberg, unter Beförderung

zum Hauptm. ohne Patent, zum Komp. Chef in diesem Regt., ernannt. 8 1 8 1 . Durch Verfügung des Kriegs⸗Ministeriums. Nagel,

Pr. Lt. des 17. Inf. Regts. Orff, das Kommando zur Intend.

II. Armee⸗Korps bis auf weiteres verlängert. 4 Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. 4. August. Englert, Hauptm. vom 3. Feld⸗Art. Regt. Königin Mutter, unter

8 der Aussicht auf Anstellung im Zivildienst, mit der gesetz⸗

lichen Pension und mit der Erlaubniß zum der bisherigen

Uniform mit den für Verabschiedete vorgeschriebenen Abzeichen der

Abschied bewilligt.

9. August. Dercum, Hauptm. von der Fortifikation Germers⸗

heim., mit der gesetzlichen Pension und mit der Erlaubniß zum Tragen der bisherigen Uniform mit den für Verabschiedete vorgeschriebenen

Abzeichen der Abschied bewilligt. b 1 August. Ritter und Edler v. Schmädel, Major und

Beats. Kommandeur vom 18. Inf. Regt. Prinz Ludwig Ferdinand, unter Verleihung des Charakters als Oberst⸗Lt., mit der gesetzlichen Pension und mit der Erlaubniß zum Tragen der bisherigen Uniform mit den bestimmungsmäßigen Abzeichen zur Disp. gestellt.

Im Sanitäts⸗Korps. 12. August. Dr. Démanget (Dillingen), Stabsarzt in der Res., zum Ober⸗Stabsarzt 2. Kl. be⸗

fördert. DDr. Mayer (Nürnberg), Dr. Scheiding (Hof), Assist.

Aerzte 1. Kl. in der Res., Dr. Zeitler (Bamberg), Dr. Bergeat, Dr. Rieder (1 München), Dr. Brennstuhl (Aschaffenburg), Dr. Schweickert (Ludwigshafen), Dr. Deisenhofer (Rosenheim), Assist. Aerzte 1. Klasse in der Landw. 1. Aufgebots, zu Stabs⸗ ärzten, Dr. Tüshaus (Würzburg), Dr. Swarsens ky (Augsburg),

Unterärzte der Res., zu Assist. Aerzten 2. Kl., befördert.

Beamte der Militär⸗Verwaltung. 3. August. Meyer, Unter⸗Veterinär des 3. Chev. Regts.

vpakant Herzog Maximilian, zum Veterinär 2. Kl. in diesem Truppen⸗

theil befördert. 1 7. August. Edler v. Savoye, Zahlmstr. Aspir. vom 1. Schweren Reiter⸗Regt. Prinz Karl von Bayern, im I. Armee⸗Korps,

Wagner, Zahlmstr. Aspir. von den Militärischen Strafanstalten

auf Oberhaus, im II. Armee⸗Korps, zu Zahlmstrn. ernannt. 12. August. Dr. Tretzel (Landau), Erhard (Nürnberg),

Dr. Heiden (I München), Unter⸗Apotheker der Res., zu Ober⸗Apo⸗ thekern der Res. befördert.

XII. (Königlich Sächsisches) Armee⸗Korpbps. Offiztere, Portepee⸗Fähnriche ꝛc. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. 9. August. Höhne, Port. Fähnr. von der 7. (Königl. Sächs.)

Komp. des Königl. Preuß. Eisenbahn⸗Regts. Nr. 2, zum Sec. Lt.

mit Patent vom 31. Juli 1895 Gg befördert. . 17. August. v. Zeschau, Gen. Major und Kommandant von

Dresden, der Charakter als Gen. Lt. verliehen. Gäde, Major vom

1. Feld⸗Art. Regiment Nr. 12, beauftragt mit den Geschäften des etatsmäß. Stabsoffiziers dieses Regts., von der Vertretung des er⸗

krankten Kommandeurs der reitenden Abtheil. genannten Regts.

entbunden. Frhr. v. Biedermann, Major und Bats. Kommandeur vom 1. (Leib⸗) Gren. Regt. Nr. 100, in gleicher Eigenschaft in das 2. Gren. Regt. Nr. 101 Kaiser Wilhelm, König von Preußen, Canzler, Major aggreg. dem 5. Inf. Regt. Prinz Friedrich August Nr. 104, als Bats. Kommandeur in das 9. Inf. Regt. Nr. 133, de Vaux, Major aggreg. dem 8. Inf. Regt. Prinz Johann Georg Nr. 107, als Bats. Kommandeur in das 1. (Leib⸗) Gren. Regt. Nr. 100, Puscher, Hauptm. und Komp. Chef vom 3. Inf. Regt. Nr. 102 Prinz⸗Regent Luitpold von Bavyvern, in gleicher Eigenschaft in das 6. Inf. Regt. Nr. 105 König Wilhelm II. von Württem⸗ berg, versetzt. v. Löben, Hauptm. und Komp. Chef vom 6. Inf. Regt. Nr. 105 König Wilhelm II. von Württemberg, unter Stellung à la suite dieses Regts., auf ein Jahr beurlaubt. Winkler, Pr. Lt. vom 5. Inf. Regt. Prinz Friedrich August Nr. 104, zum überzähl. Hauptm., Weber, Pr. Lt. vom 3. Inf. Regt. Nr. 102 Prinz Regent Luitpold von Bayern, zum Hauptm. und Komp. Chef, befördert. Haevernick, Pr. Lt. vom 2. Gren. Regt. Nr. 101 Kaiser Wilhelm, König von Preußen, mit der Erlaubniß zum Forttragen seiner bisherigen Uniform, in das

3. Inf. Regt. Nr. 102 Prinz⸗Regent Luitpold von Bagyern versetzt. Beyer, Unteroff. vom 8. Inf. Regt. Prinz Johann Georg Nr. 107,

Kruse, Unteroff. vom 10. Inf. Regt. Nr. 134, zu Port. Fähnrs. ernannt. Suffert, Pr. Lt. vom 2. Ulan. Regt. Nr. 18, unter Belassung in dem Kommando als Assistent bei der Militär⸗Reitanstalt, zum überzähl. Rittm., vorläufig ohne Patent, befördert. v. Wolffersdorff, Pr. Lt. vom Karab. Regt., unter Beförderung zum Rittm. und Eskadr. Chef, vorläufig ohne Patent, in das 2. Königin Hus. Regt. Nr. 19 versetzt. v. Schulz, Gen. Major z. D., zuletzt Kommandeur der 4. Inf. Brig. Nr. 48, der Charakter als Gen. Lt. Schumann, Oberst z. D., zuletzt Kom⸗ mandeur des 7. Inf. Regts. Prinz Georg Nr. 106, Bartcky, Oberst z. D., zuletzt Kommandeur des 4. Inf. Regts. Nr. 103, Brinck⸗ mann, Ovberst a. D., zulett Kommandeur des 3. Inf. Regts. Nr. 102, der Charakter als Gen. Major, verliehen.

Im Beurlaubtenstande. 17. August. Die Pr. Lts. von der Inf. 1. Aufgebots: Saalmann vom Landw. Bezirk Bautzen, v. Feilitzsch vom Landw. Bezirk Döbeln, zu Hauptleuten; die Sec. Lts. von der Inf. 1. Aufgebots: Landmann vom Landw. Be⸗ zirk Schneeberg, Siebert, Opetz vom Landw. Bezirk Leipzig, Dr. Gärtner vom Landw. Bezirk Dresden⸗Altst., zu Pr. Lts., Donath, Pr. Lt. von der Kav. 1. Aufgebots des Landw. Bezirks Bautzen, zum Rittm., befördert. Die Pr. Lrs. von der Inf. 2. Aufgebots: Grohmann vom Landw. Bezirk Schneeberg, Hirsch⸗ feld vom Landw. Bezirk Leipzig, zu Hauptleuten befördert.

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. 17. August. Richter, Major und Bats. Kommandeur vom 9. Inf. Regt. Nr. 133, in Genehmigung seines Abschiedsgesuchs, mit Pension und der Erlaubniß zum Forttragen der bisherigen Uniform mit den vor⸗ geschriebenen Abzeichen, zur Disp. gestellt. Kirchenpauer von Kirchdorff, Major und Bats, Kommandeur vem 2. Gren. Regt. Nr. 101 Kaiser Wilhelm, König von Preußen, mit Pension und der Erlaubniß zum Tragen der Armee⸗Uniform der Abschied be⸗ willigt. Queck, Sec. Lt. vom 11. Inf. Regt. Nr. 139, zu den

88*

Offizieren der Res. dieses Regts. übergeführt. Prinz Friedrich von Schönburg⸗Waldenburg Durchlaucht, Sec. Lt. vom Garde⸗ Reiter⸗Regt., Thierbach, charakteris. Oberst z. D., diesem unter Fortgewährung der gesetzlichen Pension und mit der Erlaubniß zum Forttragen der bisherigen Uniform mit den vorgeschriebenen Abzeichen, der Abschied bewilligt.

Im eurlaubtenstande. 17. August. Den Pr. Lts. von der Inf. 2. Aufgebots: Sinz vom Landw. Bezirk Pirna, Benzien vom Landw. Bezirk Leipzig, behufs Ueberführung zum Landsturm 2. Aufgebots der Abschied bewilligt. b

Im Sanitäts⸗Korps. 9. August. Dr. Sonnekes, Assist. Arzt 1. Kl. vom 2. Gren. Regt. Nr. 101 Kaiser Wilhelm, König von Preußen, unter Enthebung von dem Kommando zum Carolahause in Dresden, zum 1. Feld⸗Art. Regt. Nr. 12 (Garnison Dresden), Dr. Leuner, Assist. Arzt 1. Kl. vom 1. Feld⸗Art. Regt. Nr. 12, unter Kommandierung zum Carolahause in Dresden, zum 2. Gren. Regt. Nr. 101 Kaiser Wilhelm, König von Preußen, versetzt.

17. August. Dr. Voigt, Unterarzt bei der Unteroff. Vor⸗ schule, Dr. Lemhöfer, Unterarzt der Res. des Landw. Bezirks Leipzig, zu Assist. Aerzten 2. Kl. befördert. Dr. Kröger, Assist. Arzt 1. Kl. der Landw. 1. Aufgebots des Landw. Bezirks Leipzig, in die Reserve zurückversetzt. Dr. Schreyer, Ober⸗Stabsarzt 2. Kl. der Res. des Landw. Bezirks Leipzig, mit der Erlaubniß zum Tragen der bisherigen Uniform mit den vorgeschriebenen Abzeichen, Dr. Risse, Stabsarzt der Landw. 1. Aufgebots des Landw. Be⸗ zirks II Chemnitz, behufs Ueberführung zum Landsturm 2. Aufgebots, der Abschied bewilligt.

Beamte der Militär⸗Verwaltung.

Durch Verfügung des Kriegs⸗Ministeriums. 20. Juli. Große, Assist. vom Korps⸗Bekleidungsamt, unter dem 1. August 1895 zum Rendanten des Festungsgefängnisses zu Dresden ernannt.

2. August. Hillig, Kasernen⸗Insp. in Dresden, unter dem 4. August 1895 als zweites Amtsmitglied auf Probe nach Chemnitz versetzt.

6. August. Beier, Garn. Verwalt. Insp. in Chemnitz, auf seinen Antrag unter dem 1. Oktober 1895 mit Pension in den Ruhe⸗ stand versetzt. 1

10. August. Wenzel, Unter⸗Roßart der Landw. 2. Aufgebots 5 Landw. Bezirks I Chemnitz, zum Roßarzt des Beurlaubtenstandes efördert. 8

8 Deutsches Reich. 1 Preußen. Berlin, 21. August.

Vor Seiner Majestät dem Kaiser und König manövrierten, wie dem „W. T. B.“ aus Cassel gemeldet wird, heute von 7 ½ bis 11 ½ Uhr Vormittags hinter Zwehren die Infanterie⸗Regimenter Nr. 83, Nr. 94, Nr. 95 und Nr. 32, das Feld⸗Artillerie⸗Regiment Nr. 11 und das Train⸗Bataillon Nr. 11. Dem Manöver folgte eine Parade. Ihre Majestät die Kaiserin und Königin wohnten zu Wagen den Uebungen

Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen Oskar und Joachim und die Prinzessin Luise trafen, von Saßnitz zurückkehrend, mittels Sonderzugs gestern Abend um 6 Uhr 20 Minuten auf der Station Wildpark ein und fuhren von dort in das Neue Palais.

1“

Einer im Reichs⸗Eisenbahnamt aufgestellten Nachweisung über die im Monat Juni d. J. auf den größeren deutschen Eisenbahnen (ausschließlich der bayerischen) bei den fahr⸗ planmäßigen Zügen mit Personenbeförderung vor⸗ gekommenen Verspätungen ist Folgendes zu entnehmen:

Anzahl der in Vergleich gezogenen Bahne: *— deren Gesammtlänge Ende Juni 1895 . . 37 734 km M144*“ Geleistet wurden . . . . . 15 846 321 Zugkilometer im Tagesdurchschnitt . . . .. 528 211 auf 1 km Betriebslänge im Monatse⸗ öX“ 420 2

Von den fahrplanmäßigen Zügen mit Personenbeförderung ddhhhc* egen

das Vorjahr und zwar durch Abwarten verspäteter Anschlußzüge + 2 697 Vorkommnisse bei den verspäteten Zügen 141XA“ + 1 643

Von den Verspätungen der letzteren Art entfallen auf:

1 Million Zugkilometer . . . 1273 + 103 Anzahl der versäumten Anschlüsse .3 232 + 2 497

Nach der Anzahl der auf 1 Million Zugkilometer entfallen⸗ den Verspätungen nehmen die Kiel⸗Eckernförde⸗Flensburger Bahn, die Sachsischen Staatsbahnen und die Bahnen im Bezirke der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion zu Altona die un⸗ günstigsten Stellen ein.

Wird nach der Anzahl der auf 1 Million Zugkilometer entfallenden Anschlußversäumnisse geordnet, so treten die Bahnen im Bezirk der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion zu Essen, die Kiel⸗Eckernförde⸗Flensburger Bahn und die Bahnen der Bezurke der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion zu Köln an die ungünstigsten Stellen.

Der Königliche Gesandte in Feebacfe Geheime Legations⸗

Rath von Kiderlen⸗Waechter ist auf seinen Posten zurück⸗ gekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder über⸗ nommen.

Der Wirkliche Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Dr. Schneider im Ministerium der geistlichen, Unterrichis⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten ist vom Urlaub zurückgekehrt.

Der Regierungs⸗Assessor Heinle zu Mayen ist der Königlichen Regierung zu Arnsberg und der Regierungs⸗ Assessor von Below zu Marienwerder der Königlichen Re⸗ gierung zu Cassel zur weiteren dienstlichen Verwendung über⸗ wiesen worden

.

Laut telegraphischer Meldung an das Ober⸗Kommando der Marine ist S. M. S. „Cormoran“, Kommandant Korvetten⸗Kapitän Brinkmann, am 19. August in Bombay eingetroffen und wird am 29. d. M. nach Colombo (Ceylon) in See gehen. g

Hannover, 19. August.*) Von dem kommandierenden General, General der Infanterie von Seebeck ist nach⸗ stehendes, von Seiner Majestät dem Kaiser an ihn er⸗ gangenes Telegramm dem X. Armee⸗Korps bekannt gegeden worden:

„Seiner Majestät Schiff „Hohenzollern“, den 16. August 1895 Die Wiederkehr des Jahrestages der Schlacht von Vionville⸗Marzs la Tour läßt Mich heute dankbar der Ruhmesthaten des X. Armee⸗Korps an diesem Ehrentage gedenken, und beauftrage Ich Sie, dies dem Armee⸗Korps, bei welchem Sie selbst als Generalstabs⸗Offizier in jener Zeit Sich Verdienste erwarben, zum Ausdruck zu bringen.

vn“

Am letzten Sonnabend traf König Alexander von Serbien in München ein, dinierte am Bahnhof, unternahm, wie die „Allgem. Ztg.“ berichtet, während des kurzen Auf⸗ enthalts eine Spazierfahrt durch die Stadt und reiste dann nach Luzern weiter.

Das Ministerium des Auswärtigen giebt Folgen⸗ des bekannt: „Ueber den Grund der polizeilichen Anhaltung eines bayerischen Diplomaten in Winterthur sind nach⸗ träglich in einigen Blättern thatsächliche Angaben in Umlauf gesetzt worden, welche den Vorgang in ge⸗ hässiger Weise entstellen. Diese neuerliche Darstellung des Vorgangs ist vollkommen aus der Luft gegriffen. Die An⸗ haltung des betheiligten Diplomaten beruhte nach amtlicher Feststellung ausschließlich auf einem durch Personenverwechselung hervorgerufenen Irrthum.“

Das Königliche protestantische Ober⸗Konsistorium hat angeordnet, daß am Sonntag, den 1. September d. J., in allen protestantischen Kirchen diesseits des Rheins ein beson⸗ derer Gottesdienst zum Gedächtniß des großen Kriegs von 1870/71 überhaupt und insbesondere der am 1. und 2. Sep⸗ tember ersteren Jahres bei Sedan erfolgten entscheidenden Wendung abgehalten werde, und hat hierfür eigene Texte zur Auswahl und ein Dankgebet ausgegeben.

Bei der am 19. d. M. stattgehabten Landtags⸗Ersatz⸗ wahl im Bezirk Aschaffenburg für den verstorbenen Pfarrer Haus wurde der Reichstags⸗Abgeordnete Gerstenberger

gewählt. Baden.

Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und der Erbgroßherzog trafen am Montag von Berlin wieder in Karlsruhe ein. Seine Königliche Hoheit der Erbgroßherzog setzte alsbald die Reise nach Freiburg fort

Hessen.

Wie schon gestern gemeldet wurde, übersandte Seine Majestät der Kaiser am 18. d. M. Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog ein Telegramm, in welchem Aller⸗ höchstderselbe der ruhmreichen Theilnahme der Hessen an der Schlacht bei Gravelotte unter dem Hochseligen Großherzog gedachte. Der „Darmstädter Ztg.“ zufolge hatte das Telegramm folgenden Wortlaut:

Berlin, den 18. August 1895.

Eure Königliche Hoheit wollen überzeugt sein, daß ich bei der heutigen 25 jährigen Wiederkehr des Jahrestages der Schlacht von Gravelotte St. Privat mit besonderer Dankbarkeit der von der tapferen Hessischen Division in dieser Schlacht unter schweren blutigen Opfern vollbrachten Ruhmesthaten gedenke.

Wilhelm R.

Der Großherzog sandte alsbald an den Kaiser nach stehende telegraphische Antwort: Seiner Majestät dem Deutschen Kaiser, 8

Berlin.

Eurer Majestät warme Worte der Anerkennung der Tapferkeit meiner braven Hessen, die sie vor 25 Jahren in diesen nie zu ver⸗ gessenden Tagen bewiesen, haben mich als ihren Landesherrn tief ge⸗ rührt. Im Namen der hessischen Krieger und meines ganzen Volkes spreche ich den innigen Dank aus, der alle Herzen bewegt. Wenn je das deutsche Vaterland wieder bedroht werden sollte, werden wir Hessen in Treue und Liebe ihrem Kaiser zur Seite stehen.

1“ Ernst Ludwig.

Oesterreich Ungaarn.

Der Kaiser empfing gestern Vormittag, wie „W. T. B.“ aus Ischl meldet, den Statthalter von Galizien Grafen Badeni in Audienz.

Infolge eines von einer Wählerversammlung zu Klagen⸗ furt ertheilten Mißtrauensvotums wegen seiner Haltung in der Cillier Schulfrage hat der Reichsraths⸗Abgeordnete Rainer sein Mandat niedergelegt. .

Großbritannien und Irland.

Der Prinz von Wales hat sich, nach einer Meldung 5 „W. T. B.“, aus London gestern Abend nach Homburg

egeben.

Das Unterhaus nahm mit 256 gegen 74 Stimmen den Antrag der Regierung auf Ungültigkeitserklärung der Wahl John Daley's für Limerick, da derselbe Sträfling ist, an. Infolge eines Antrags Balfour’'s wurde James William Lowther zum Vorsitzenden der Ausschüsse gewählt.

t Rußland.

In der Umgebung von Zarskoje⸗Sselo finden, wie dem „W. T. B.“ aus St. Petersburg mitgetheilt wird, in diesen Tagen größere Feldmanöver statt, bei welchen Versuche mit Luftschiffen, mit der Feldpost und anderen Armee⸗Einrichtungen gemacht werden. Gestern wohnten der Kaiser und die Kaiserin, die Königin von Griechen⸗ land und andere hohe Herrschaften sowie die fremden Militär⸗ Attachés den Uebungen bei.

Italien.

Seitens der Kaiserlich deutschen Botschaft wurden gestern, dem „W. T. B.“ zufolge, an das Ministerium des Aus⸗ wärtigen 26 000 übermittelt, welche aus der usstelinng und der Wohlthätigkeitslotterie der Akademie der Künste zu erlin zu Gunsten der durch das Erdbeben in Calabrien und Sicilien Betroffenen herstammen.

*) Aus Nr. 197 d. Bl. in berichtigter

n einem bemerkenswerthen Artikel der „Riforma“ über die von seiten Frankreichs erfolgte Kündigung des Handels⸗ vertrags zwischen Italien und Tunis wird die patrio⸗ tische Einmüthigkeit der italienischen Presse konstatiert. Es

sich nicht um eine einfache Interessenfrage; vielmehr

die tunesische Affaire in den Herzen der Italiener bittere Gefühle, welche jedermann berücksichtigen müsse, der Repressalien vermeiden wolle. Die „Riforma“ fügt hinzu: wenn Italien sich schadlos halten wollte, würde dies sicherlich nicht ohne schwere Schädigung der französischen Interessen ge⸗ schehen können, und spricht die Hoffnung aus, daß das auf die Fündigung folgende Jahr eine billige Lösung bringen. werde. Es werde nicht die Schuld Italiens sein, wenn dies nicht der Fall sei.

Bulgarien.

Prinz Ferdinand von Cobura gab, wie „W. T. B.“

erfährt, vorläufig die Absicht auf, nach Varna zu gehen. Der Prinz will in Sofia die Ankunft seiner Gemahlin und seines Sohnes erwarten.

Amterika.

Eine offizielle Depesche aus Havana vom gestrigen Tage bestätigt die heldenmüthige Vertheidigung von Emblago durch 18 Spanier gegen 200 Insurgenten. Die Spanier hatten 15 Verwundete. Der General beantragte, sämmtliche Mann⸗ schaften, aus denen die Abtheilung bestand, zu belohnen. Marschall Martinez Campos bestätigte das über den Insur⸗ gentenchef Mujicas verhängte Todesurtheil.

In der Republik Ecuador wurden, wie dem „W. T. B.“ aus Guayaquil von gestern gemeldet wird, die Re⸗ gierungstruppen unter General Vega in Portete von dem General Senano, welcher im Dienste des Insurgentenführers Alfaro steht, geschlagen; der Oberst Talbot von den Regierungstruppen sei gefallen. Der Fall der Stadt Cuenca stehe bevor.

Asien.

Der britische Gesandte in Peking ist nach einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus“ ermächtigt worden, von den chinesischen Behörden den Erlaß von Befehlen für eine vollständig befriedigende Untersuchung der Metzeleien von Kutscheng zu verlangen. 1“ v““

Afrika.

Die britischen Kreuzer „Arethusa“ und „Fearleß“, welche von der marokkanischen Küste nach Tanger zurückgekehrt waren, gingen gestern von dort nach Gibraltar in See. Wie „W. T. B.“ meldet, griffen der Abdastamm und der Ducal⸗ stamm an der Westküste, die sich beide im Zustande der Anarchie befinden, die Stadt Safi an; die fremden Konsuln legten Protest ein.

Die in Begleitung des Obersten Leontieff aus Rußland zurückkehrende, in Alexandrien eingetroffene abessinische Mission begiebt sich am Freitag direkt nach Abessinien. Die⸗ selbe beabsichtigte, Jerusalem zu besuchen, gab jedoch infolge eines Telegramms vom König Menelik, welches die Ge⸗

sandischaft anweist, unverzüglich zurückzukehren, diese Absicht auf Leontieff geht nur bis zur Grenze mit und reist alsdann einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus“ zufolge nach Ruß⸗ land zurück.

Nachrichten aus dem Innern Abessiniens bestätigen, daß der italienische Kaufmann und Ingenieur Capucci sich wohl befindet und niemals in Fesseln gelegt war. König Menelik ließ ihm sein beschlagnahmtes Eigenthum zurückgeben.

Aus Majunga (Madagaskar) meldet eine amtliche Depesche nach Paris, daß General Duchèsne am 12. d. M. auf den Höhen in der Nähe von Andriba angekommen ist. Die Arbeiten würden beschleunigt, um diesen wichtigen Posten möglichst bald zu nehmen. Sumpffieber und andere Krank⸗ heiten richten indeß, wie dem „Temps“ aus Suberbievilleberichtet wird, unter den Truppen wachsende Verheerungen an. Zwei und einhalb in Suberbieville liegende Bataillone hätten täglich 5 Todesfälle. Von einer beim Abmarsch aus Majunga 225 Mann starken Genie⸗Kompagnie wären 26 Mann in voll⸗ ständig heruntergekommenem Zustande angelangt. Für Laza⸗ rethe sei nicht vorgesorgt. Die Kranken lägen bei einer Hitze von 40 Grad unter Zelten.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Zweite Vize⸗Präsident des Hauses der Abgeordneten,

Geheime Sanitäts⸗Rath, General⸗Arzt der Landwehr Dr. med. Graf⸗Elberfeld ist am Dienstag in Konstanz gestorben. Dr. Eduard Graf, geboren am 11. März 1829, war seit 1883 Landtags⸗Abgeordneter für den zweiten Wahlkreis des Re⸗ gierungsbezirks Düsseldorf und gehörte der nationalliberalen Partei an. Seit 1867 war er auch Vorsitzender des Aerztevereins des Regierungsbezirks Düsseldorf und seit 1869 Vorsitzender des wiederrheinischen Vereins für öffentliche Gesundheitspflege.

wurde er Vorsitzender der rheinischen Aerztekammer und oußerordentliches Mitglied der Wissenschaftlichen Deputation für das Medizinalwesen, und als 1891 der Ausschuß der preußischen Aerztekammern sich konstituierte, dessen Vorsitzender. Seit 1880 war Dr. Graf außerordentliches Mitglied des Kaiserlichen Gesundheitsamts.

36. Hauptversammlung des Vereins deutscher Ingenienre zu Aachen.

Die erste Sitzung der Hauptversammlung wurde am Montag, den 19. August, Vormittags 9 Uhr, im Saale, der Erholungs⸗ Gesellschasft durch den Vorsitzenden des Vereins, Maschinen⸗ abrikanten Lwowski⸗Halle a. S. eröffnet. Nach einem kurzen Rück⸗ lick auf das verflossene Geschäfsjahr, in welchem der Verein die Mitgliederzahl von 10 000 überschritten hat, und an dessen Schluß die Bildung eines elsaß⸗lothringischen Bezirksvereins zu verzeichnen ist, hieß derselbe die anwesenden Ehrengäste willlommen.

on diesen sprachen der Ober⸗Präsident der Rheinprovinz, Wirkliche Heheime Rath Nasse, ferner der Bürgermeister Veltmann und der Rektor der Technischen Hochschule zu Aachen, Professor Intze dem Verein die besten Wünsche für das Gedeihen der Verhandlungen aus. Alsdann hielt Professor Intze einen Vortrag über neuere asserkraftanlagen in der Schweiz, in Deutschland in Oesterreich. Er kennzeichnete im allgemeinen die Wichtig⸗ dieses Gegenstandes, nämlich Wasserkräfte an den von

el „Natur gegebenen Stellen auszunutzen und mittels ektrischer Uebertragung an die geeigneten Verwendungsorte leiten, und gab dann einige Beispiele, welche die zusführungsarten unter verschiedenen Umständen kennzeichnen. Redner

hob die große Turbinenanlage zu Rbeinfelden in der Nähe von Basel hervor, wo 19 Turbinen von je 840 Pferdekräften, mit Dynamo⸗ maschinen gekuppelt, aufgestellt werden sollen. Die elektrische Leitung überträgt dann diese Kraft auf eine Entfernung von 30 km. Eine andere Anlage soll am Lech bei Augsburg gebaut werden. Dort ist die Menge des Niedrigwassers sehr gering, sodaß, um das mangelnde Wasser zu Zeiten des Bedarfs hergeben zu können, ein großer Ausgleichs⸗ weiher geschaffen werden muß. Ganz andere Verhältnisse herrschen wiederum an der Gasteiner Ache, wo ein sehr che Gefälle ausgenutzt wird; aber auch dort soll ein Ausgleichsbecken im Falle mangelnden Wassers aushelfen. Der Vortragende kam schließlich auf die Wasserverhältnisse Ostpreußens zu sprechen, welche er in ministeriellem Auftrag untersucht hat. Er habe dort große Wasser⸗ schätze gefunden, die zu verhältnißmäßig außerordentlich billigen Preisen zu verwerthen seien. Allein das Gebiet der Masurischen Seen liefere solche Kräfte im Betrage von 13 000 Pferdestärken.

Hierauf sprach Professor Schröter⸗München über Linde’s Verfahren zur Sauerstoffgewinnung mittels ver⸗ flüssigter Luft. Luft ist bislang nur in kleinen Mengen zu ver⸗ flüssigen gewesen. Die Gesetze, auf Grund deren dieser Vorgang statt⸗ findet, sind indessen genau bekannt. Es ist nunmehr dem Professor Linde, Konstrukteur der bekannten Eismaschinen, gelungen, einen ganz einfachen Apparat zu ersinnen, mittels dessen Luft im großen Maße verflüssigt werden kann, sodaß eine technische Ausnutzung der Erfindung möglich ist. Für die Verflüssigung der Luft sind ein hoher Druck und eine erhebliche Temperaturerniedrigung erforderlich; letztere zu erreichen, ist der Kernpunkt der Aufgabe. Linde hat nunmehr eine Art Gegenstromapparat erfunden, der seine kältende Wirkung selbst⸗ thätig steigert, etwa in der Art, wie eine umlaufende Gleich⸗ strom⸗Dynamo, bis eben Kondensation der Luft eintritt. Sogleich beim ersten Versuch wurde aus dem Versuchsapparat eine Menge von circa 7 1 flüssiger Luft abgezapft, ganz entsprechend den Erwartungen des Erfinders; es zeigte sich indessen, daß die flüssige Luft etwa 70 % Sauerstoff enthielt, alio erheblich mehr als die Atmosphäre. Es liegt dies an den physikalischen Eigenschaften der beiden Bestandtheile der Luft, des Sauerstoffs und des Stickstoffs. Die vorliegende Thatsache benutzt Linde nun mittels eines weiteren höchst sinnreichen Apparats, um die beiden Theile getrennt in flüssigem Zustande zu erhalten; auf einer Seite läuft der Stickstoff ab, auf der anderen der Sauerstoff. Die Verwendung des letzteren für technische Zwecke dürfte nach Ansicht des Redners große Erfolge zeitigen.

Statistik und Volkswirthschaft.

Knappschafts⸗Berufsgenossenschaft.

Dem Verwaltungsbericht der Knappschafts⸗Berufsgenossenschaft für 1894 entnehmen wir, daß sich die Zahl der versicherten Personen auf 426 535 belief. Zur Anmeldung gelangten 38 241 Unfälle, d. h. 89 65 auf 1000 versicherte Personen (gegen 89,84 im Voriahre), ent⸗ schädigungspflichtig wurden 4779 Unfälle oder 11,20 auf 1000 Ver⸗ sicherte (10,60 im Vorjabre); tödtlichen Ausgang hatten 786 Un⸗ fälle = 1,84 auf 1000 (2,18 im Vorjahre). Die Zabl der ent⸗ schädigungspflichtigen Unfälle ist noch forrwährend im Zunehmen be⸗ griffen, sie stieg von 6,16 auf 1000 Versicherte im Jahre 1886 auf 11,20 im Jahre 1894, also um 5,04. Die Gesammtkosten der Unfall⸗ versicherung betrugen im Betriebsjahre über 8 Millionen Mark. Die von dem deutschen Bergbau zur Durchführung des Unfallversicherungs⸗ gesetzes aufgewendeten Mittel betragen seit dem Bestehen der Berufs⸗ genossenschaft über 52 Millionen Mark. Die anrechnungsfähigen Lohnsummen betrugen für das Jahr 1894 nahezu 378 Millionen Mark; auf einen Arbeiter entfallen für das Jahr 885 Die Unfalllast, ausgedrückt in Prozenten der Lohnsumme, beträgt 2,19, im Vorjahre 2,15; auf einen Arbeiter entfallen 19,42 Unfallkosten, im Vorjahre 18,88 ℳ, im Jahre 1886 7,55 107 Unternehmer zahlen über 25 000 Beitrag, 104 Unternehmer 10000 25 000 und 351 Unter⸗ nehmer 1000 10 000 Die Verwaltungskosten stellten sich auf 6,7 % der Jahresumlage gegen 6,3 % im Vorjahre. Die Zahl der berufungsfähigen Bescheide betrug 13 544, gegen welche in 2585 Fällen Berufung beim Schiedsgericht erhoben wurde, d. s. 19,09 %. Gegen die Schiedsgerichtsentscheidungen wurden 865 Rekurse beim Reichs⸗ Versicherungsamt eingelegt und zwar 76 vom Genossenschaftsvorstande und 789 von den Verletzten oder deren Hinterbliebenen. Aus dem Vorjahre wurden 156 Rekurse übernommen. Das Reichs⸗Versicherungs⸗ amt entschied in 654 Fällen, 5 Rekurse wurden zurückgezogen; 529 Fälle = 80,27 % fielen zu Gunsten der Berufsgenossenschaft und 125 Fälle = 18,97 % zu ihren Ungunsten aus. Gegen 39 Unternehmer wurden Ordnungsstrafen im Gesammt⸗ betrage von 443 verfügt (im Vorjahre gegen 64 Unternehmer 636 ℳ). Am Schluß des Jahres 1894 waren für 13 887 Fälle Renten zu zahlen im Gesammtbetrage von über 3 Millionen Mark. Für eine Person ergiebt sich eine Durchschnittsrente von 36 % mit 228,09 ℳ, die durchschnittliche Vollrente beträgt 633,52 Der vorliegende Bericht, der zehnte seit dem Bestehen der Berufsgenossen⸗ schaft, veranschaulicht durch eine Reihe statistischer Tabellen und 4 Tafeln mit graphischen Darstellungen die Entwicklung und das Wirken der Berufsgenossenschaft.

Zur Arbeiterbewegung. 1““

In Essen stand seit dem 14. d. M. vor dem Geschworenen⸗ gericht eine Anklage wegen wissentlichen Meineids gegen den ehe⸗ maligen Vorsitzenden des Bergarbeiterverbandes Ludwig Schröder aus Dortmund und sechs andere Bergleute zur Verhandlung, die am Sonnabend mit der Verurtheilung sämmtlicher Angeklagten endete. Die Angeklagten hatten in einem früheren Prozeß, in welchem es sich um Beamtenbeleidigung handelte, unter ihrem Eide ausgesagt, daß der Gendarm Münter den Schröder, der aus einer Arbeiter⸗ versammlung hinausgewiesen war, wiederholt zu Boden gestoßen

habe. Nach den Verhandlungen in Essen sprachen die Geschworenen

Ludwig Schröder, den früheren Bergmann Johann Meyer, sowie die Bergleute Gräf, Imberg, Beckmann und Wilkings des wissentlichen, den Angeklagten Thiel des fahrlässigen Meineids schuldig. Das Urtheil lautete gegen Schröder auf 2 ½ Jahre, gegen Meyer und Gräf auf sje 3 ½ Jahre, gegen Imberg, Beckmann und Wilkings auf je 3 Jahre Zuchthaus und die Nebenstrafen; gegen Thiel wurde auf 6 Monate Gefängniß erkannt. 8 1

Aus Karlsruhe wird der „Frkf. Ztg.“ unter dem 18. August geschrieben: Die Arbeiter in der Schrempp'’schen Aktien⸗ brauerei haben an die Direktion folgende Forderungen gestellt: Abschaffung der Küche (die Arbeiter erhalten aus der Brauerei ihre Beköstigung); Einführung der zehnstündigen Arbeitszeit mit ein und einbalbstündiger Mittagspause, Zahlung der Ueberstunden an Wochentagen mit 40, an Sonntagen mit 50 u. s. w. Die Direktion hat nur die Selbstbeköstigung der Arbeiter zugestanden, die übrigen Forderungen dagegen rcgehaepieden. Eine am Sonnabend abgehaltene Versammlung der Brauer machte die Forderungen der Schrempp'schen Arbeiter zu den ihrigen und ermächtigte das Bureau, diese Forderungen sämmtlichen Brauereien zukommen zu lassen.

Zum Ausstande der Glasarbeiter in Carmaux wird dem „W. T. B.“ aus Paris gemeldet: Mehrere Gemeinden senden Unterstützungen nach Carmaux. Die Verwaltung der Glashütten be⸗ schloß die Annahme neuer Arbeiter, um einen Ofen wieder anzublasen. Andere Oefen werden angeblasen werden je nach der Zahl der neuen Arbeiter, die sich melden werden.

In Dundee sind die Arbeiter der Fabriken, meistens Jutearbeiter, in den Ausstand getreten; sie fordern, wie „W. T. B.“ meldet, eine Lohnerhöhung von 10 %. Die Fabriken, welche 7000 Per⸗ sonen beschäftigen, sind gestern geschlossen worden.

In Biel in der Schweiz haben einer Meldung des Berner „Bund“' zufolge, sämmtliche Arbeiter der Brauerei Walter die Arbeit niedergelegt, weil der Arbeitgeber angeblich die Vereinbarungen über die Arbeitsordnung und den Tarif nicht innegehalten haben soll.

Auf den Eisenbahnen Elsaß⸗Lothringens wurden, nach der „Straßb. Korr.“, im vergangenen Monat Juli 1 501 927 Per⸗ sonen und 966 000 t Güter befördert, 137 080 Personen und 14 215 Gütertonnen mehr als im Juli vorigen Jahres. Die Be⸗ triebseinnahme belief sich auf 4 957 000 ℳ, um 278 405 höher als im Juli 1894. Für die vier Monate April bis Juli 1895 wurden im Ganzen 19 317 000 vereinnahmt, 1 006 328 mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

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Saatenstand in Preußen um die Mitte des Monats August 1895.

Nach den Ermittelungen des Königlichen Statistischen Bureaus berechtigte um die Mitte des Monats August der Stand der Saaten in Preußen zu folgenden Erwartungen (Nr. 1: eine sehr gute, Nr. 2: eine gute, Nr. 3: eine mittlere (durchschnittliche), Nr. 4: eine geringe, Nr. 5: eine sehr geringe Ernte): Winterweizen 2,7 (im Juli d. J. 2,6), Sommerweizen 2,9 (wie im Juli), Winterspelz 2,6 (im Juli 2,4). Winterroggen 3,1 (wie im Juli), Sommerroggen 3,2 (wie im Juli), Sommergerste 2,7 (wie im Juli), Hafer 2,8 (im Juli 3,0), Erbsen 3,1 (wie im Juli), Kartoffeln 2,5 (wie im Juli), Klee (auch Luzerne) 2,7 (im Juli 2,8), Wiesen 2,7 (wie im Juli).

Diesen Zahlen sind in der „Statistischen Korrespondenz“ die fol⸗ genden Bemerkungen beigefügt:

Die Witterungsverhältnisse haben sich im ganzen Staatsgebiete seit dem letzten Berichte gänzlich geändert. Auf die Trockenheit, welche besonders im Osten außergewöhnlich lange angehalten hat, ist überall Regen gefolgt. In den Regierungsbezirken Potsdam, Frankfurt, Breslau, Oppeln und Merseburg wechseln Berichtsbezirke, in denen über zu große Nässe Klage geführt wird, mit solchen, in denen es immer noch an genügender Feuchtigkeit fehlt, was darauf zurückzuführen ist, daß zumeist nur strichweise sallende Gewitterregen auftraten. In Sigmaringen scheint trockenes Wetter vorherrschend zu sein. Die Niederschläge kamen für die Halmfrüchte allerdings zu spät und konnten an dem Stand derselben nichts mehr ändern, von Nutzen aber sind dieselben den Futterkräutern und Wiesen gewesen. Die häufigen Niederschläge in den letzten Wochen hemmten die Erntearbeiten und wirkten schädigend auf die bereits gemähten Früchte. Es fällt dies um so mehr ins Gewicht, als besonders im Osten infolge der anhaltenden Dürre, welche zumeist mit außergewöhnlicher Hitze verbunden war, die Halmfrüchte schnell und fast gleichzeitig zur Reife gelangt sind. Um ein Ausfallen der Körner zu verhindern, wäre daber ein möglichst schnelles Einernten nöthig gewesen; bei den täglich sich wieder⸗ holenden Regenschauern war dies aber vielfach unmöglich. Am meisten haben die Früchte in den Provinzen Hannover, Westfalen und Theilen des Rheinlandes durch das anhaltende Regen⸗ wetter gelitten. Auch ist wegen großer Nässe die Bearbeitung der Brachen und Aecker, besonders derjenigen mit schwerem Boden be⸗ hindert worden und hat in einigen Bezirken ganz eingestellt werden müssen. 46 Berichterstatter melden Hagelschäden gegen 49 im Vormonat. Betroffen wurden 37 landräthliche Kreise und 1 Ober⸗ Amt. In 32 Fällen war der angerichtete Schaden von größerem, nur in 14 Fällen von geringerem Umfang. Am stärksten wurden ge⸗ schädigt die Regierungsbezirke Lüneburg, Cassel und Trier. In einem Berichtsbezirk des Kreises Hanau wurde die Ernte mit Ausnahme des bereits eingebrachten Roggens nahezu gänzlich vernichtet.

„Während das Auftreten von Mäusen in den Vormonaten wenig erwähnt wurde, wird diesmal besonders aus den Regierungsbezirken Merseburg und Erfurt mitgetheilt, daß der durch Mäuse angerichtete Schaden einen größeren Umfang angenommen habe.

Was die einzelnen Fruchtarten anbetrifft, so ist der Weizen fast überall gemaht, hat aber erst in einigen, zumeist östlichen Bezirken, welche in diesem Jahre infolge der im Mai und Juni herrschenden Dürre mit der Ernte den westlichen weit voraus sind, eingebracht werden können. Die Güte der Körner ist häufig durch Nässe be⸗ einträchtigt, in den westlichen Provinzen wird theilweise über Aus⸗ wuchs geklagt. 8

Die Ernte des Roggens, welche im allgemeinen als beendet anzusehen ist, wurde durch den Regen sehr erschwert. Völlig un⸗ beschädigt ist nur wenig eingebracht worden. In den hannöverschen und westfälischen Bezirken hat derselbe zum theil nur feucht geborgen werden können, theilweise steht er jetzt noch auf dem Felde. Soweit über Probedrüsche bereits Aeußerungen vorliegen, lohnt der Roggen in diesem Jahre besser als im Vorjahre; gleichwohl dücgre. vorausgesetzt natürlich, daß die Anbauflächen sich nicht wesent⸗ lich geändert haben, die Menge des geernteten diejenige des Vorjahres kaum erreichen, da der durch Auswinterung verursachte Schaden angeblich durch den reichlicheren Körneransatz nicht gedeckt wird. Der Strohertrag wird, wie bei den Halmfrüchten überhaupt, ganz erheblich hinter dem des Vorjahres zurückbleiben, in manchen Fällen bis zu einem Drittel, wogegen einzelne Erhebungs⸗ bezirke auch eine ungewöhnlich große Strohernte zu bergen hatten.

Mit dem Mähen und Einbringen der Sommerxrung ist überall begonnen worden. Im Osten sind diese Arbeiten fast beendigt, im Westen steht der Hafer noch häufig auf dem Halm. In den östlichen Provinzen hat diese Frucht durch anhaltende Trockenheit im Juni und Juli, verbunden mit zeitweiliger großer Hitze, so gelitten, daß auf eine volle Mittelernte kaum zu rechnen sein dürfte; zudem ist durch anhaltende, seit Anfang August niedergebhende Regenschauer die Beschaffenheit des Strohes und der Körner vielfach geschädigt worden. Im Regierungs⸗ bezirk Bromberg hat in Gegenden mit geringem Boden der Hafer garnicht gemäht werden können, ist vielmehr abgehütet worden. Im Regierungsbezirk Stralsund ist der Hafer stark vom Rost befallen; besser lauten die Berichte aus den westlichen Provinzen.

Die Gerste, welche im allgemeinen gut lohnt, ist zum großen Theile verregnet und hat damit an Werth verloren. Abgesehen von einigen westlichen Bezirken, kann die Ernte derselben als beendigt an⸗ gesehen werden.

Die Erbsen reifen infolge der nassen Witterung schwer, ver⸗ einzelt haben sie von neuem zu blühen angefangen. In den Schoten zeigen sich viele Maden.

Bei den Kartoffeln hat die nasse Witterung die guten Ernte⸗ aussichten in vielen Bezirken nicht unwesentlich herabgestimmt. Konnte im letzten Bericht mitgetheilt werden, daß kranke Kartoffeln so gut wie gar nicht bemerkt worden seien, so kommen jetzt aus fast allen Bezirken Klagen darüber, daß sie entweder starke Neigung zur Fäule zeigen, oder sogar von derselben bereits ergriffen sind. Im Westen wird das Kraut schwarz und welk und verbreitet einen widerwärtigen Geruch. Besonders faulen Frühkartoffeln stark, während die späteren Sorten sich widerstandsfähiger zeigen. Mehrfach melden die Bericht⸗ erstatter, daß die Kartoffeln aus den Knollen frische Triebe treiben und zweiwüchsig werden.

Der Klee ist im Westen gegen den Vormonat etwas besser ge⸗- worden und verspricht noch einen guten zweiten Schnitt. In den meisten östlichen Provinzen kam dagegen der Regen zu spät, um noch ein freudiges Wachsthum hervorzurufen. Der junge Klee ist im Osten, einige Berichtsbezirke ausgenommen, vertrocknet, doch steht zu erwarten, daß infolge der Niederschläge sich viele schwache Pflanzen noch erholen werden; in den westlichen Bezirken steht derselbe zum theil vorzüglich.

Auch der Stand der Wiesen ist, abgesehen von den Provinzen Westpreußen, Brandenburg und Posen, im allgemeinen besser als im Vormonat. Bei hoch gelegenen Wiesen, welche durch die Trockenheit völlig ausgedorrt waren, konnte der Regen eine wesentliche Besserung nicht mehr bewirken; tiefer gelegene Wiesen aber und Flußwiesen werden einen höheren Ertrag geben, als nach dem Stande im Monat Juli erwartet werden konnte.