1895 / 201 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 23 Aug 1895 18:00:01 GMT) scan diff

kommers veranstaltet, bei welchem ein Dank⸗Telegramm des Fürsten für den ihm seitens des Verbandes übersandten Glück⸗ wunsch verlesen wurde. iX“ heute Ihre Königliche Hoheit die Groß⸗

von Mecklenburg⸗Schwerin mit

erzogin Elisabeth und dem Herzog Das Schiff hatte

In Lübeck ist herzogin Marie Ihren Hoheiten der Heinrich von Stockholm eingetroffen. durch Nebel eine mehrstündige Verspätung. folgte die Weiterreise nach Rabensteinfeld.

Oesterreich⸗Ungarn.

Wie „W. T. B.“ erfährt, hat sich der Kaiser die Ent⸗ scheidung über die Bildung eines definitiven Ministeriums bis nach seiner Rückkehr von den Herbstmanövern vorbehalten.

Die Wahl des Erzherzogs Franz Ferdinand von Oesterreich⸗Este zum Ehrenmitglied der Gesammt⸗Akademie der Wissenschaften in Wien ist vom Kaiser bestätigt worden.

Großbritannien und Irland.

Wie das „Reuter'sche Bureau“ erfährt, übermittelte der

noch in London weilende Schahzada der Königin ein Gesuch des Emirs von Afghanistan, in welchem dieser um die Erlaubniß bittet, sich in London offiziell durch einen Diplomaten vertreten zu lassen. Die Antwort sei eine un⸗ günstige gewesen, doch werde die Angelegenheit noch v Der Schahzada verläßt England um die Mitte der nächsten Woche. .“ Zur Währungsfrage äußerte sich im Unterhaus, dem „W. T. B.“ zufolge, der Erste Lord des Schatzes Balfour gestern, wie folgt: „Ich bin und war stets für ein internationales Uebereinkommen, betreffend die stabilste Basis der internationalen Umlaufsmittel, habe aber kein Recht, meine Kollegen in dieser Beziehung zu verpflichten; ich habe keinen Grund zu glauben, daß gegenwärtig eine internationale Konferenz zu einem internationalen Ein⸗ vernehmen führen würde.“ Bei der Berathung des Etats des Ministeriums für die Kolonien erklärte der Staatssekretär Chamberlain: der Bau von Eisenbahnen in den Kolonien an der Westküste Afrikas werde von den Kolonien selbst oder von England, nicht aber durch Privat⸗ spekulation unternommen werden. Im allgemeinen bedürften die Kolonien zu solchen Unternehmungen keiner finanziellen Unterstützung; aber es gebe einige Kolonien, die noch unent⸗ wickelt seien und deren Entwickelung durch Geldanlagen seitens englischer Kapitalisten im Interesse der Eingeborenen und Eng⸗ lands wünschenswerth sei. Die Einfuhr von Spirituosen nach Afrika werde er nach Kräften zu beschränken suchen.

In Portsmouth fand gestern der Stapellauf des britischen Schlachtschiffs I. Klasse „Prince George“ statt, welches einen Gehalt von 14 500 t hat, d. h. 500 t mehr als der bisher größte britische der „Royal Sovereign“. Die Herzogin von York in Begleitung ihres Gemahls vollzog den Taufakt. 1

8 Fruankreich.

Gestern Vormittag sollte in Hapre der Stapellauf der „Pothnau“, eines Kreuzers erster Klasse, stattfinden. Infolge eines Unfalls, dessen Ursache unbekannt ist, blieb jedoch, dem „W. T. B.“ zufolge, der Kreuzer stecken, bevor er ins Wasser gelangte. Alle gestern unternommenen Versuche, den festgerathenen Kreuzer wieder flott zu machen, geblich. Heute werden die Arbeiten fortgesetzt.

Rußland. Die großen Manöver zwischen Zarskoje⸗Sselo und Kraßnoje⸗Sselo endeten, wie „W. T. B.“ aus St. Peters⸗ burg von heute berichtet, mit einer Entscheidungsschlacht bei letzterem Ort. Der Kaiser und die Kaiserin, welche den Manövern beigewohnt hatten, blieben in Kraßnoje⸗Sselo. Der „Russische Invalide“ giebt die Errichtung eines Ost⸗ sibirischen Sappeur⸗Bataillons bekannt.

8 Spanien. .

Einer der Führer der republikanischen 1G eren Auftreten in Chovar gemeldet wurde, Namens Rafael Rosas, ist mit einem anderen Individuum, wie dem „W. T. B.“ aus Madrid berichtet wird, verhaftet worden. Die Er⸗ regung in der Provinz Valencia dauert fort. Die Behörden treffen Maßregeln zur Aufrechthaltung der Ordnung; einige

verdäthtige Individuen wurden festgenommen.

Schweiz.

König Alexander von Serbien unternahm dem „W. T. B.“ zufolge mit seinem Vater von Luzern aus einen Ausflug nach Meiringen über die neue Grimselstraße, von dem er am 21. d. M. zurückkehrte. Gestern Abend reisten König Alexander und König Milan nach Paris ab

Dänemark.

Der König und die Königin, sowie die meisten Mit⸗ lieder des Königshauses, der Großfürst Michael und die roßfürstin Olga von Rußland, Prinz Andreas von Griechen⸗

land und Prinz Hans begaben sich gestern Vormittag in ellevue an Bord der Königslichen YNacht „Danebrog“ nd segelten nach Helsingör zum Empfange der rinzessin von Wales sowie der Prinzessinnen ictoria und Maud, welche dort an Bord der Nacht „Osborne“ ingetroffen waren. Nach herzlichen Begrüßungen durch den önig und den Kronprinzen begaben sich die englischen Prin⸗

zessinnen an Bord des „Danebrog“, der unter dem Salut des

Schlosses Kronborg nach Bellevue absegelte, von wo sich fürstlichen Personen nach Schloß Bernstorff egaben.

Die Hochzeit der Prinzessin Luise, ältesten Tochter es Kronprinzen, mit dem en z22 Friedrich von Schaumburg⸗Lippe soll Ende Oktober auf Schloß Char⸗ ottenlund stattfinden.

Amerika. 8 Die Regierung von Paraguay unterzeichnete, wie das „Reuter’'sche Bureau“ aus Asuncion von gestern meldet, jin Abkommen, betreffend die Basis für die Regelung der uswärtigen Schuld. Danach zahlt die Regierung vom Januar 1896 ab drei Jahre lang 1 Proz. Dieser Zinsfuß wird alle drei Jahre bis zum Jahre 1908 um ½ Proz. er⸗ höht. Alsdann werden 3 Proz. gezahlt bis zur Tilgung der

Schuld, welche mit dem Jahre 1900 beginnt.

Von Lübeck er⸗

Seitens der Ee Unabhängigen Congo⸗ staates wird, wie „W. T. B.“ aus Brüssel berichtet, ent⸗ gegen einer vom Pariser „Temps“ veröffentlichten Nachricht versichert, daß keinerlei beunruhigende Meldung über die gegen die Mahdisten operierende Nil⸗Expedition eingelaufen sei. In gewissen Kreisen wird jedoch im Gegensatz hierzu be⸗ hehauptet, daß die Expedition in der That einen ernsteren 88 erlitten habe, von welchem die Nachricht vor drei Wochen nach gelangt sei. Von anderer Seite wird versichert, daß die Nil⸗Expedition ihren Marsch nach Nordosten fort⸗ setze. Aus dem Lager von Djabbu werde berichtet, daß man

sich auf einen Zusammenstoß mit den Mahdisten gefaßt die indessen wohl Ge . e

mache, keine Munition besäßen.

36. Hauptversammlung des Vereins dentscher Ingenieure in Aachen.

II.*)

Am Montag Nachmittag fand in den Räumen des Kurhauses ein Festmahl statt, bei welchem Staats⸗ und städtische Behörden sowie die Technische Hochschule durch eine Reihe von Ehrengästen vertreten waren. Den Eröffnungstrinkspruch des Vereinsvorsitzenden Maschinenfabrikanten Lwowski auf Seine Majestät den Deutschen Kaiser beantwortete der Vertreter der Staatsbehörde, Ober⸗Regierungs⸗ Rath von Bremer mit einem Hoch auf die deutsche Industrie. Daran schloß sich eine Reihe weiterer Trinksprüche. Den Beschluß des Tages machte ein Gartenfest auf dem Lousberg.

In der Sitzung vom Dienstag wurde der größte Theil der Tages⸗ ordnung erledigt. seien folgende Punkte: Die Be⸗ willigung der Geldmittel für ein Denkmal Franz Grashof's auf einem zffentlichen Platze in Karlsruhe; ferner der Beschluß, auf dem bereits vom Verein erworbenen Grundstück an der Ecke der Charlotten⸗ und Mittelstraße in Berlin ungesäumt ein eigenes Haus zu errichten; schließlich eine Resolution, betreffend die Einrichtung und den Ausbau von Ingenieurlaboratorien an Technischen Hochschulen, sowie damit zusammenhängende Fragen des Unterrichts an diesen Lehranstalten.

Die letzte SSttaan. am Mittwoch, brachte, nach Erledigung der Tagesordnung, einen Vortrag des Herrn Dr. Polis⸗Aachen über Acetylen und dessen Verwendung zu Beleuchtungs⸗ zwecken. Acetylen, derjenige Körper, dem die Gasflamme ihre Helligkeit verdankt, wird neuerdings auf einem Wege hergestellt, der so einfach ist, daß, nach dem Vortragenden, die Ver⸗ wendung des Acetylens als solchen zu Beleuchtungs⸗ zwecken eine aussichtsreiche Zukunft habe. Durch Zusammen⸗ schmelzen von Kalk und Kohle werde das sogenannte Calcium⸗ karbid erzeugt, aus dem sich durch einfaches Uebergießen mit Wasser Acetylengas entwickele, während gelöschter Kalk zurückbleibe. Acetylen gebe, in geeigneten Brennern und vornehmlich mit einem bestimmten Luftzusatz, verbrannt, eine Flamme, die das gewöhnliche Leuchtgas an Intensität und Weiße ganz bedeutend übertreffe. Es dürfte sich zu⸗ nächst die Gebiete erobern, die durch Gasanstalten nicht beherrscht werden, also vornehmlich Waggonbeleuchtung, Seebeleuchtung u. dergl.; aber auch die Zeit dürfte, wie der Redner meinte, vielleicht nicht mehr fern sein, wo es den Gasanstalten einen ernstlichen Wett⸗ bewerb aufnöthigen werde. Die Ausführungen des Vortragenden wurden durch eine Reihe höchst interessanter Experimente erklärt.

Nachdem darauf Professor Schulz⸗Aachen in kurzen Zügen als Erläuterung zu den am Nachmittag vorzunehmenden Ausflügen in die Umgegend von Aachen ein Bild des dortigen Bergbau⸗ und Hüttenwesens vorgeführt hatte, wurde die 36. Hauptversammlung ge⸗

schloss

ossen. Als nächster Versammlungsort ist Stuttgart gewählt worden.

Statistik und Volkswirthschaft.

Das steuerpflichtige Einkommen im sächsischen Erz⸗ gebirge und Vogtland.

In den 29 Städten des Bezirks der Handelskammer zu Plauen, welcher die gewerbfleißigsten Theile des sächsischen Erzgebirges sammt dem Zwickauer Kohlenbecken, und das Vogtland umfaßt, ist das zur Einkommensteuer geschätzte steuerpflichtige Einkommen in den Jahren von 1885 bis 1895 von rund 94 ½ Millionen Mark auf 147 ½¼ Millionen gestiegen. Da 1885 die Einschätzungen in Sachsen nach fast demselben Verfahren, wie es in Preußen eingeführt ist, bereits seit einem Jahrzehnt im Gange waren, so ist damals schon das Ergebniß der Einschätzungen sicher nicht er⸗ heblich hinter der Wahrheit zurückgeblieben, und der seitdem erfolgte Zuwachs um 52 ½ Millionen Jahreseinkommen in jenen Städten, die sämmtlich auf die Industrie angewiesen sind, bezeichnet somit in der That einen großen Zuwachs an Steuerkraft. Die sichersten Ergeb⸗ nisse liefert selbstverständlich die Einschätzung der Löhne und Ge⸗ hälter, und diese eine Quelle des Einkommens ergab im Jahre 1885 in den genannten Städten 40 Millionen, im Jahre 1895 aber 68 Millionen Mark.

Zur Arbeiterbewegung.

Das sozialdemokratische Zentralorgan „Vorwärts“ veröffentlicht heute die als „vorläufig“ bezeichnete Tagesordnung für den dies⸗ jährigen Parteitag, der am 6. Oktober und an den folgenden Taägen in Breslau abgehalten werden soll. Den Geschäftsbericht des Parteivorstandes wird W. Pfannkuch erstatten; A. Bebel spricht über die nächste Maifeier und über den inter⸗ nationalen Arbeiter⸗ und Gewerkschaftskongreß, der für 1896 in London geplant ist; die Vorschläge der Agrarkommission zu dem Parteiprogramm behandelt Dr. M. Quark; J. Timm spricht über „Schwitzsystem, Hausindustrie und Arbeiterschutz“.

In Lübeck haben, wie im „Vorwärts“ mitgetheilt wird, die

Böttcher der Faßfabrik von Holst und Fricke wegen Lohnstreits die Arbeit eingestellt. Hier in Ber lin haben, wie die Berliner veSe. berichtet, sämmtliche Arbeiter und Arbeiterinnen der Schuhfabrik von Berg⸗ schmidt und Junge wegen Lohnstreits und Unzufriedenheit mit dem Werkführer die Arbeit niedergelegt.

Aus Dundee meldet „W. T. B.“: Trotz der von einigen Jute⸗ Industriellen in der Frage der Lohnerhöhung den Arbeitern gemachten Zugeständnisse nimmt der Ausstand zu. Jetzt sind 17 000 Arbeiter ausständig. (Vgl. Nr. 199 d. Bl.)

Zum Ausstande der Glasarbeiter in Carmaux wird dem „W. T. B.“ aus Paris berichtet: Die Direktion der Glas⸗ hütten in Carmaurx erklärt in einem Briefe, sie werde den Aus⸗ ständigen keine neuen Zugeständnisse machen. (Vgl. Nr. 199 d. Bl.)

Kunst und Wissenschaft.

Die Hauptthätigkeit des Provinzial⸗Museums zu Trier war in der letzten Zeit der weiteren Untersuchung derrömischen Stadtbefestigung von Trier gewidmet. Die Untersuchung galt vornehmlich dem nördlichen und westlichen Theil der Stadtmauer. Es stellte sich heraus, daß die römische Mauer von der porta nigra an nach Westen der mittelalterlichen 1”. S. als U diente. Die Nordmauer geht in stumpfen Winkeln ganz allmählich in die Richtung der Westmauer über, welche, um etwa 30 bis 40 m vom Ufer der Mosel entfernt, dieser entlang läuft und bereits bis nahe zur Moselbrücke festgestellt werden konnte. Die Bauart der Mauer ist im wesentlichen dieselbe, wie sie auch im Süden beobachtet wurde: M aus ziemlich rohen Bruchsteinen,

*) S. Nr. 199 d. B

nach den beiden Ansichtsflächen sauber mit gut zugerichteten Kalk steinen verkleidet. Während aber für die Füllung im Süden und Osten Schieferbruchstein benutzt worden war, besteht im Westen di Füllung meist aus rothem Sandstein. Wie auch bisher sonst 5 obachtet wurde, setzt das aufgehende Mauerwerk gegen die Grund⸗ mauer mit einer schrägen und etwas gewölbten Abdachun ab. Die Grundmauer hat auch hier eine Breite von 3,60 n0 Neu ist die Beobachtung, daß die Fugen der Kalksteinverkleidun mit einem rothen Fugenstrich ausgezogen waren. Ein wohlerbaftenit Stück der Kalksteinverkleidung, woran dies zu sehen ist, wurde loz⸗ gelöst und im Museum aufbewahrt. Bisher sind auf der Westseite zwei Stadtthürme entdeckt worden, die in Größe und Bauart mit denen des füdlichen Mauertheils übereinstimmen. Die Entfernung zwischen den beiden Thürmen ist so groß (circa 500 m) daß daraus für die Beurtheilung des gewöhnlichen Thurm⸗ abstandes auf dieser Strecke kein Anhaltspunkt gewonnen wurde Versuche, auf der Zwischenstrecke noch mehr Thürme aufzufinden, haben bisher zu keinem Ergebnisse geführt. Der eine der beiden Thürme gewährte noch ein besonderes Interesse durch den Umstand daß er im 16. oder Anfang des 17. Jahrhunderts zu einem Verseni für ein darüber errichtetes Gebäude benutzt wurde und infolgedessen mit einer Menge von Gefäßen und Gefäßresten der damaligen Zeit ange⸗ füllt war. Die Scherben wurden sorgfältig gesammelt, und es ließen sich einige schöne Stücke rheinischen Steinzeugs fast vollständig wieder zusammensetzen. Es besteht die Absicht, den Thurm theil⸗ weise zu erhalten.

Im Herbst d. J. soll in Osteel, einem kleinen Ort in Ostfries, land, ein Denkmal errichtet werden zur Erinnerung an die Ent⸗ decker der Sonnenflecken, David und Johann Fabricius. 9. der Verwirklichung dieses Plans hat ganz Ostfriesland seine Dankbarkeitstribut gezollt. Als Aufstellungsplatz wurde der Pli auf dem Friedhof gewählt, auf welchem man vor etwa neun Jahm das Grab des älteren Fabricius auffand; das des Sohnes konnt trotz aller Nachforschungen noch nicht festgestellt werden. Der „N. A. Z“ wird darüber geschrieben: David Fabricius, welche Pastor zu Osteel war, wurde 1617 von einem Torfgräber Namenz

rerik Hojer, den er von der Kanzel des Gänsediebstahls bezichtigt atte, mit einem „Upläger“, einem beim Stechen des Torfs ver⸗ wendeten Spaten, erschlagen, und zwar als Hojer von der Arbett aus dem Moor bei Leezdorf zurückkehrte. Auf der heutigen Fisch⸗ teichwiese, nahe der Pfarre, wurde der Mörder hingerichtet und aufz Rad geflochten. Von dem tragischen Ende des berühmten Astronomen giebt der noch vorhandene Grabstein Kenntniß, welchen man, um ihn vor Verwitterung zu bewahren, jetzt in der Kirche eingemauert hat. Nach Ueberlieferungen hat sich bis zum Jahre. 1830 das Mordinstrument in der Kirche zu Osteel befunden, wo es an der damals die Kirche trennenden Holzwand befestigt war. Beim Abbrechen derselben ging der Spaten verloren. Als man nun in neuerer Zeit eine abgeschrägte, viereckige Kupferplatte fand, da war man allgemein der Ansicht, daß dies die abhanden gekommene Mord⸗ waffe sei; dem ist jedoch nicht so. Vielmehr hat man es hier mit einem astronomischen Instrument zu thun, dessen sich Fabricius bei der Entdeckung der Sonnenflecken bediente. In der Mitte der Platte befindet sich eine sehr exakt ausgeführte Bohrung, das sogenannte „foramen angustum“, das in der latei⸗ nischen Schrift des Johann Fabricius „de Solis maculis“ genannt wird. Vater und Sohn haben nach Verschluß der Fenster die Kupfer⸗ platte höchstwahrscheinlich in die Blende geschoben und so in ganz einfacher Weise eine camera obscura hergestellt. Die beiden Astronomen ließen alsdann die Sonnenstrahlen durch das foramen angustum fallen, fingen sie auf der gegenüberliegenden Wand auf und gewannen somit ein umgekehrtes Sonnenbild, an dem bei for⸗ gesetzten Versuchen schließlich die veränderlichen Flecken der Sonre wahrgenommen wurden. Diese Platte wird heute noch als Reliauie in der Kirche zu Osteel aufbewahrt; sie trägt die Inschrift: An. 1612. David Fabricius, Pastor tho Osteel. So verlockend es mn für den Künstler des Denkmals, Bildhauer Oskar Rassau as Dresden, gewesen wäre. Vater und Sohn bei der Arbeit dan⸗ stellen, so stand dieser Auffassung jedoch der gänzliche Mangel irgen einer verbürgten Porträtdarstellung hindernd entgegen. Er mußte also zum Sinnbild, zur Allegorie feine Zuflucht nehmen, Wum verstanden zu werden. Schlicht und monumental wirksam erhebt sich das Denkmal, das durch die e⸗ höhte Lage des Friedhofes die nöthige herrschende Stellung erlangt, auf einem 2 ½ m hohen rechtwinkligen Sockel aus bestem Weserstein. Das eigentliche Denkmal besteht aus einer in weißem schlesischem Stein in anderthalbfacher Lebensgröße ausgeführten Statue der Astronomie. In sitzender Stellung, mit gegen den Himmel gerichtetem Blick, trägt die Figur in dem entblößten rechten Arm ein Fernrohr, in dem linken eine Tafel mit dem in Relief dar⸗ gestellten Bild der Sonne mit ihren Strahlungen und Flecken. Die seit⸗ lichen Inschriftsflächen zeigen das Psalmwort „Die Himmel erzählen des Ewigen Ehre“, während die Frontfläche das Wavppen der Fabricius auf dem linken Felde den Hammer (Faber, Schmied), vermuthlich hieß die Familie ehedem Schmiedt oder ähnlich, auf dem rechten Felde die Weltkugel, wohl als Kennzeichen der Astronomie —, deren Namen, und die Rückfläche die Widmung der dankbaren Nach⸗ welt enthält. Die Aufgabe, die Verdienste der beiden Fabricius um die Astronomie zu monumentaler Geltung zu bringen, ist von dem Künstler glücklich gelöst worden. Rassau hat sich durch eine Reibe monumentaler Arbeiten schon früher bekannt gemacht, wie die Dent⸗ mäler von Stromeyer und Karmarsch in Hannover, Kaiser Joseph's II. in Tetschen, vier Statuen am Rathhause zu Breslau ꝛc.

Die dänische Tiefsee⸗Expedition an Bord des Kreuzers „Ingolf“, Kommandeur Wandel, ist gestern nach einer glücklichen Reise aus den Gewässern um Grönland nach Kopenhagen zurück⸗ gekehrt. Die Expedition war von Eis und Stürmen sehr behindert, aber ihre wissenschaftliche, hydrographische und naturhistorische Aus⸗ beute soll doch recht befriedigend sein.

Geschichte.

fl. Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde. 20. Bd. 3. Heft. Hannover und Leipzig,⸗ Hahn 1895. Das vorliegende Heft enthält zunächst eine längere Spezial⸗ untersuchung von Br. Krusch über die Fälschungen des Erzbischosts Hinkmar von Reims, der das im Mittelalter so verbreitete und kaum als anstößig betrachtete Gewerbe der Fälschung von Urkunden und Ueberlieferungen in äußerst geschickter und rücksichtsloser Weise zum Vortheil seiner Diözese betrieb. Der Verfasser, der diese Manipu⸗ lationen durch Vergleichung mehrerer Handschriften im einzelnen nach⸗ weist, beschäftigt sich insbesondere mit zwei auf den heiligen Remigius zurüuckgeführten Testamenten, von denen aber eine durch Hinkmar, das andere durch seine Nachfolger ge⸗ fälscht worden ist. Weiter bringt das Heft die Fortsetzung der Studien Holder⸗Egger's über die Thüringer Geschichtsquellen, vor⸗ nehmlich die Chronik von Reinhardsbrunn; sodann publiliens J. Werner eine Reihe interessanter lateinischer Grabschriften an dem 12. Jahrhundert, und Jos. Becker theilt eine Anzahl bisher . gedruckter Urkunden Kaiser Karl's IV. mit, die, an den verschiedensten Orten Deutschlands ausgestellt, die mannigfachsten Reichsangelegen, heiten betreffen. Zum Schluß sei noch hingewiesen auf das 2 Hermann Bloch und Martin Meyer hergestellte Gesammtregiste zu Band 11 bis 20. 8

fr. Mittheilungen aus der historischen Literatug, herausgegeben von der Historischen Gesellschaft in S und in deren Auftrage redigiert von Dr. Ferdinand Hir 8 23. Jahrgang. 2. Heft. Berlin, R. Gaertner, 1895. Das vo liegende Heft enthält 57 Referate über neu erschienene Bücher rischen Inhalts, die sich, wie stets, auf alle Zweige der Ges ziehen. Wir machen besonders aufmerksam auf Löschhorn 8 der Jastrow'schen Jahresberichte der Geschichtswissenschaft, a Referat des Herausgebers über zwei Bände der Monum. Germ.

Notizen zur Lokalgeschichte aus dem 17.

die die ältesten Schriftsteller zur deutschen Geschichte behandeln, und auf die umfangreiche Anzeige der eet und politischen Aufsätze Hermann Baumgarten's durch Bruno Gebhardt.

weeff. Mittheilungen des Vereins für Geschichts⸗ und Alterthumskunde zu Kahla und Roda. 5. Bd. 1. Heft. Kabla, Beck, 1895. In diesem Heft ist von allgemeinerem Interesse die Untersuchung von Löbe über die unzuverlässigen Zahlenangaben bei den älteren Geschichtsschreibern. Der Verfasser behandelt hier eins der wichtigsten Probleme der Geschichtsforschung; denn jeder Historiker weiß, wie verschieden und übertrieben die Stärken der Heere, die Anzahl der Gefallenen u. dgl. von den Schriftstellern an⸗ gegeben werden, und wie wichtig es ist, über diese Dinge zu einer richtigen Anschauung zu kommen. Ein klassisches Beispiel des mangelnden Zahlensinns sind Herodot's Angaben über das Heer des Xerxes: unbekümmert um die sachlichen Schwierig⸗ keiten, läßt hier dieser durchaus gutgläubige Gewährsmann ein Heer von mehreren Millionen in Griechenland operieren; die Un⸗ möglichkeit, eine solche Masse zu ernähren, wird ebensowenig in Be⸗ tracht gezogen, wie die Schwierigkeit, dies ungeheure Heer nach einem Willen zu leiten. Der Verfasser stellt eine große Zahl solcher un⸗ glaubwürdigen Ueberlieferungen zusammen, macht aber keinen Versuch, die Wahrheit herauszuschälen. Ferner erwähnen wir den kunstgeschicht⸗ lichen Aufsatz von Heinrich Bergner und die Veröffentlichung des Uhlstädter Gemeindebuchs durch M. Fritzsche, das einige brauchbare

Jahrhundert enthält.

Bauten.

Die Verhbandlungen über die von Interessenten des Kreises Blumenthal (Regierungsbezirk Stade) gegen den Plan der Weserkorrektion erhobenen Einwendungen sind so günstig ver⸗ laufen, daß in allen bis auf zwei Fälle eine gütliche Einigung erzielt und auch in diesen letzten beiden Streitfällen ein Ausgleich wahrschein⸗ lich ist. Meist ist es gelungen, als Kompensation für die aus der Korrektion sich ergebenden Nachtheile solche Einrichtungen zu erlangen, welche die Interessenten des Kreises in den Stand setzen, die Vor⸗ theile der Korrektion für sich nutzbar zu machen.

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Land⸗ und Forstwirthschaft.

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er Frostschaden des vergangenen Winters hat in den Wein⸗ bergen des Regierungsbezirks Trier nicht eine solche Ausdehnung angenommen, wie im Frühjahr vielfach befürchtet wurde. Im all⸗ gemeinen ist dieser Schaden in der Saargegend beträchtlicher als an der Mosel. Die Traubenblüthe, welche im Anfang etwas zurück⸗ gehalten wurde, ist rasch und gleichmäßig verlaufen. Wenn auch die Zahl der Gescheine nicht sehr groß ist, so sind doch die Voraus⸗ setzungen für eine zufriedenstellende Ernte in gleichem Maß vorhanden, wie dies in anderen Jahren der Fall war, deren Wachsthum zu den mittleren Jahrgängen gerechnet wird. Von Rebenschädlingen sind stellenweise der Sauerwurm und in den letzten Wochen auch der falsche Mehlthau (peronospora viticola) aufgetreten; die Be⸗

8

kämpfung derselben wird von den Winzern eifrig betrieben.

Wie aus Stade berichtet wird, ist im dortigen Regierungsbezirk die Pferdezucht, was Quantität und Qualität des Materials be⸗ triifft, in einem erfreulichen Aufschwung begriffen. Die erzielten Preise können als gute bezeichnet werden. Auf den kürzlich im Kreise Kehdingen veranstalteten drei Remontemärkten sind 238 Pferde ange⸗ kauft und dafür über 200 000 gezahlt worden. Dabei ist besonders hervorzuheben, daß auf dem Remontemarkt in Freiburg a. E. über 60 % der vorgestellten Thiere genommen werden konnten; ein Resultat, welches bis jetzt niemals erzielt worden ist.

Die Deutsche Landwirthschafts⸗Gesellschaft hat es sich zur Aufgabe gemacht, durch Veranstaltung von Hauptprüfungen die Brauchbarkeit und die Leistungsfähigkeit landwirthschaft⸗ licher Geräthe und Uhnwir1t Ftlich rechnifh An⸗ lagen zu ermitteln und die Ergebnisse durch Veröffentlichung in ihren Organen, wie Mittheilungen, Jahrbüchern und periodisch erscheinenden „Arbeiten“ weiteren Kreisen der Landwirth⸗ schaft zugänglich zu machen. Die Prüfungen werden für gewöhnlich im Anschluß an die jährlich wiederkehrenden Wander⸗ ausstellungen der Gesellschaft abgehalten. Auch für das Jahr 1896 (Juni), anschließend an die X. Wanderausstellung in Stuttgart, hat die Deutsche Landwirthschafts⸗Gesellschaft auf Anregung von ver⸗ schiedenen Seiten hin eine Reihe von Hauptprüfungen in Aussicht ge⸗ nommen, und zwar von Getreidetrockenapparaten, Viehfutterdämpfern, Garbenbändern und Obst⸗ und Traubenweinfiltern. 1

Wenn arch Dörrapparate für landwirthschaftliche Erzeugnisse in vielfacher Bauart und Ausführung bereits vorhanden sind, so glaubte die Gesellschaft doch, mit Rücksicht auf die äußerst wichtige Aufgabe, welche in nassen Sommern Getreidetrockenapparaten zufällt, Konstruk⸗ teuren und Fabrikanten Anregung geben zu müssen, das bereits Vor⸗ handene zu verbessern, leistungsfähiger zu machen, möglicherweise auch Neues und Brauchbares zu schaffen. Der ursprünglichen Anregung aus landwirthschaftlichen Kreisen, eine Prüfung von Trockenapparaten für Getreide auf dem Halm sowohl, als auch in gedroschenem Zustande, für Gras und Futtergewächse überhaupt in Aussicht zu nehmen, konnte aus mehrfachen Gründen nicht Folge gegeben werden; vielmehr ent⸗ schloß sich die Gesellschaft, nur Trockenapparate für Getreide in ge⸗ droschenem Zustande einer Prüfung zu unterwerfen. Den Fabrikanten bleibt es überlassen, die Trockenapparate als bewegliche oder fest⸗ stehende Anlagen in den Wettbewerb zu stellen. Mehrere Preise im Gesammtwerth von 2000 sollen zur Vertheilung gelangen.

Die Deutsche Landwirthschafts⸗Gesellschaft hat längst den hohen Werth brauchbarer Viehfutterdämpfer für die Landwirthschaft erkannt und gelegentlich einer Vorprüfung neuer Geräthe einen Viehfutter⸗ dämpfer bereits als beachtenswerth bezeichnet. Durch eine Haupt⸗ prüfung solcher Geräthe aber sollen Landwirthe mit Hilfe der Deutschen Landwirthschafts⸗Gesellschaft Gelegenheit haben, die bestbewährten Konstruktionen von Dämpfern kennen zu lernen.

Die Hauptprüfung von Garbenbändern soll darthun, welches Material als bester Ersatz für Stroh den Landwirthen empfohlen werden dürfte. Die bislang gebräuchliche Art der Herstellung von Bändern aus Stroh erfordert Aufwand an Zeit und Kraft; der Ver⸗ brauch an Stroh hierfür schwankt zwischen 5 bis 7 % der Gesammt⸗ menge des gewonnenen Strohs; solche alljährlich wiederkehrenden Verluste sollen durch Verwendung eines passenden, mehrere Jahre hin durch zu verwendenden Garbenbandes vermieden werden.

Auf den Werth guter und brauchbarer Weinfilter ist bereits viel⸗ fach hingewiesen worden. Die durch die Deutsche Landwirthschafts⸗ Gesellschaft zu veranstaltende Prüfung von Obst⸗ und Traubenwein⸗ filtern hat die Aufgabe, festzustellen, welche Filter von Obst⸗ und seinbauern am vortheilhaftesten verwendet werden könnten.

Die vorstehend in kurzem gekennzeichneten, in Aussicht Veranstaltungen der Deutschen Landwirthschafts⸗Gesellschaft bieten den fabrikanten verschiedener Industriezweige Gelegenheit, ihre Leistungs⸗ ähigkeit durch Vorführung entsprechender Fabrikate zu bekunden und zu bewähren. 85

b“ 11“— 1 G Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

8 Türkei. 8 Zufolge Beschlusses des internationalen Gesundheitsraths in Konstantinopel unterliegen Schiffe mit Passagieren von der Küste des Marmara⸗Meeres zwischen Boz⸗Bournon und Kara Bogha einer 8 stündigen Beobachtungsquarantäne Schiffe ohne Passagiere haben ich nur einer strengen ig.. Untersuchung zu unterwerfen. gypten.

Zufolge Beschlusses der permanenten Kommission des inter⸗ nationalen Gesundbeitsraths in Alexandrien vom 14. d. M. sind die gegen den Küstenstrich von Kap Anamour bis Alexandrette angeordneten

Quarantänemaßre eln auf die Strecke zwischen Alexandrette und Sneidije ausgedehnt worden. (Vergleiche „Reichs⸗Anzeiger“ Nr. 138 vom 12. Juni d. J.) v11X“

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks M an der Ruhr und in Oberschlesien. . „An der Ruhr sind am 22. d. M. gestellt 11 608, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 21. d. M. gestellt 4779, nicht recht⸗ tig gestellt 673 Wagen.

Zwangs⸗Versteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin standen am 22. August die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Theilung halber, Lausitzerstraße 15, der Frau F. Fritzsche u. Gen. ge⸗ e Fläche 4,60 a; Nutzungswerth 8990 ℳ; Meistbietende blieb die Frau Auguste Kuhn, geb. Schmalz, Adalbertstraße 93, mit dem Gebot von 156 910 Schulstraße 62/63, dem Restau⸗

rateur Gustav Kratzat gehörig; Fläche 6,94 a; mit dem Gebot.

von 56 100 blieb der Klempnermeister Richard Bredel, Reinickendorferstraße 18b, Meistbietender.

Beim Königlichen Amtsgericht II Berlin ist das Ver⸗ fahren der Zwangsversteigerung des im Grundbuche von Rummelsburg⸗ Boxhagen Band 2 Blatt Nr. 33 auf den Namen des Handelsmanns Hermann Wolff zu Rummelsburg⸗Borhagen eingetragenen, zu Rummelsburg⸗Bovrhagen belegenen Grundstücks aufgehoben worden. Die Termine am 8. und 13. November d. J. fallen fort.

Beim Königlichen Amtsgericht zu Charlottenburg ist das Verfahren der Zwangsversteigerung des im Grundbuche von der Stadt Charlottenburg Band 44 Blatt Nr. 1941 auf den Namen der ehelichen Kinder der am 27. Januar 1893 verstorbenen Frau Tischlermeister Seiler, geb. Moser, und des Tischlermeisters Albert Seiler zu Charlottenburg eingetragenen, Krumme⸗ straße 75 belegenen Grundstücks aufgehoben worden. Die Termine am 14. September d. J. fallen fort.

Börse zu Düsseldorf. (Amtlicher Kursbericht vom 22. August, aufgestellt unter Mitwirkung der Börsenkommission von den vereideten Maklern.) Die Eisenwerke sind stark beschäftigt bei langsam steigenden Preisen. Kohlenmarkt anhaltend fest. Kuxe bei steigenden Preisen lebhaft gefragt. Kohlen und Koks. 1) Gas⸗ und Flammkohlen: Gaskohle für Leucht⸗ gasbereitung 10,00 11,00 ℳ, Generatorkohle 10,00 11,00, Gasflammförderkohle 8,00 9,00; 2) Fettkohlen: Förderkohle 7,50 8,50, melierte beste Kohle 8,50 9,50, Kokskohle 6,50 7,00; 3) magere Kohlen: Förderkohle 7,00 8,00, melierte Kohle 8,00 10,00, Nußkohle Korn II (Anthracit) 18,00 20,00; 4) Koks: Gießereikoks 13,00 14,50, Hochofenkoks 11,00, Nußkoks, gebrochen 13,75 15,50; 5) Briqguettes 8,50 11,00. rze: 1) Rohspath 7,00, 2) Spatheisenstein 9,50 10,50, 3) So⸗ morrostro f. o. b. Rotterdam —, 4) nassauischer Rotheisenstein mit etwa 50 % Eisen 8 8,50, 5) Rasenerze franko —. Roh⸗ eisen: 1) Spiegeleisen Ia. 10 12 % Mangan 50,00, 2) weiß⸗ strahliges Qualitäts⸗Puddelroheisen: a. rheinisch⸗westfälische Marken, b. Siegerländer und 3) Stahleisen je 43 44 mit Fracht ab Siegen, 4) englisches Bessemereisen ab Verschiffungs⸗ hafen —,—, 5) spanisches Bessemereisen Marke udela cif. Rotterdam —,—, 6) do. —,—, 7) Thomaseisen frei Verbrauchsstelle 46,00, 8) Puddeleisen (Luxemburger Qualität) 36,00, 9) englisches Roheisen Nr. III ab Ruhrort 56,00, 10) Luxem⸗ burger Gießereieisen Nr. III ab Luxemburg 45,00, 11) deutsches Gießereieisen Nr. 1 63, 12) do. Nr. II —, 13) do. Nr. III 54, 19 do.

ämatit 63, 15) spanisches Hämatit Marke Mudela ab Ruhrort 0— 72. Stabeisen: Gewöhnl. Stabeisen 102 105. Bleche: 1) Gewöhnliche Bleche aus Flußeisen 110 115, 2) Kesselbleche aus Flußeisen 120 125, 3) Kesselbleche aus Schweißeisen 150 165, 4) Feinbleche 120 130. Draht: 1) Eisenwalzdraht —,—, 2) Stahl⸗ walzdraht —,—.

Die Königlich bayerischen Staatsbahnen verein⸗ nahmten im Juli d. J. 11 553 801 (+ 610 450) und bis Ende Juli überhaupt 64 263 007 (+ 1 095 985) ℳ.

Die Königlich sächsischen Staats⸗Eisenbahnen vereinnahmten im April d. J. 7 638 761 (+ 667 742) und bis Ende April überhaupt 27 433 881 (+ 1 035 308)

Die Zittau⸗Reichenberger Eisenbahn hatte im April d. J. eine Einnahme von 64 887 (+ 732) und vom 1. Ja⸗ nuar bis Ende April 245 569 (+ 11 103)

Bei der Altenburg⸗Zeitzer Eisenbahn betrugen die Einnahmen im April 75 188 (+ 1881) und vom 1. Januar bis Ende April 321 775 (+ 27 499) 1

Die Zittau⸗Oybin⸗Jonsdorfer Eisenbahn ver⸗ einnahmte im Juli d. J. 5954 (+ 844) und seit dem 1. Januar 15 089 (+ 187)

Magdeburg, 22. August. (W. T. B.) uckerbericht. Kornzucker, exkl., von 92 % —, neue 10,60. Kornzucket exkl., 88 % Rendement 9,85, neue —,—, Nachprodukte exkl., 75 % Rendement 6,90 750 Flau. Brotraffinade I 22,75 23,00. Brotraffinade II 22,50. Gem. Raffinade mit Faß 22,75 23. Gem. Melis I mit Faß 22,12 22,25. Ruhig. Rohzucker I. Produkt Transito f. a. B. Hamburg pr. August 9,40 bez. u. Br., pr. September 9,37 ½ bez. u. Br., pr. Oktober⸗Dezember 9,75 bez., 9,77 ½ Br., pr. Januar⸗März 10,05 Gd., 10,67 ½ Br. Flau.

Frankfurt a. M., 22. August. Getreidemarktbericht von Joseph Strauß. Das Geschäft hatte sich größerer Lebhaftigkeit in der letzten Woche nicht zu erfreuen. Weizen verkehrte in größter Ruhe und vureeneg in gedrückter Stimmung. In auslän⸗ dischen Sorten wurden Abschlüsse nicht bekannt. Hiesiger neuer, welcher in der Qualität befriedigt, auf dem Lande etwa 14 ℳ, frei hier 14 ¼ ½ Roggen: Da für Exvport Nachfrage fehlt, drücken forcierte erkäufe den Markt. Russischer umsatzlos, hiesiger auf dem Lande 14 ½ bis ¾ ℳ, frei hier etwa 12 ℳ. In Gerste gewinnt das Geschäft noch immer keine größere Ausdehnung. Wir lassen Prima Wetterauer 15 ¾ 16 ¾ ℳ, Ried und Pfälzer etwa 16 ¾ - 17 ¾ ℳ, in Franken⸗ und ungarischer Gerste nichts gehandelt. Für Hafer ist weder eine Belebung des Verkehrs noch eine Befestigung der Tendenz eingetreten. Russische Sorten 12 ½ 13 ½ ℳ, exquisite darüber; gute hiesige Sorten bringen 12 ½ 13 ½ ℳ, hochfeine über Notiz. In Futterstoffen behielt die Tendenz zwar ihren matten Charakter, doch traten Kursveränderungen nicht hervor. Wir lassen: Mais (mixed) per August⸗September 11 ½ ℳ, per März⸗April 1896 etwa 11 ½ ℳ; Roggenkleie etwa 7 ¼ ½ ℳ; Weizenkleie 6 ½ ℳ; Malzkeime 7 ℳ; getr. Biertreber etwa 8 ℳ; Sppelzenspreu pro Zentner 90 ₰. Am Mehlmarkt bestand schwache Frage; bei dem geringen Verkehr kam es zu Ermäßigungen. Wir notieren: Milchbrot⸗ und Brotmehl im Verband 40 43 ℳ, norddeutsches und westfälisches Weizenmehl Nr. 00 20 21 ℳ; hiesiges Weizenmehl Nr. 0 26 27 ℳ; Roggenmehl Nr. 0/I 18 19

S 22. August. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. a Plata. Grundmuster B. pr. August 3,27 ℳ, pr. September 3,30 ℳ, pr. Oktober 3,32 ½ ℳ, pr. November 3,35 ℳ, pr. Dezember 3,37 ½ ℳ, pr. Januar 3,37 ½ ℳ, pr. Februar 3,40 ℳ, pr. März 3,40 ℳ, pr. April 3,42 ½ ℳ, pr. Mai 3,42 ½ ℳ, pr. Juni 3,42 ½ ℳ, pr. Juli 3,45. Umsatz 140 000 kg. Behauptet.

Bremen, 22. August. (W. T. B.) Börsen⸗SSchlußbericht. Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer Petroleum⸗Börse.) Fest. Loko 6,20 Br. Baumwolle. Anziehend. Üpland middl. loko 37 ¾¼ 4. Schmalz. Ruhig. Wilcox 33 ½ ₰, Armour shield 33 ₰, Cudahy 34 ₰, Fairbanks 28 ₰. Speck. Ruhig. Short clear middling loko 30 ¼. Wolle. Umsatz 165 Ballen. Taback. Umsatz 37 Faß Kentucky, 16 Feß Bulley.

Hamburg, 22. August. (W. T. B.) Kaffee. (Nachmittags⸗ bericht.) Good average Santos pr. September 74 ¼, pr. Dezem 73 ⅛½, pr. März 72 ½, pr. Mai 72. Ruhig. Zuckermarkt.

(Schlußbericht.) Rüben⸗Rohzucker I. Produkt Basis 88 % Rende⸗ ment neue Usance, frei an Bord Hamburg pr. August 9,30, pr. Oktober 9,62 ½, per Dezember 9,82 ½, pr. März 10,10. Flau.

Wien, 23. August. (W. T. B.) Ausweis der Südbahn in der 13. August bis 19. August 888 252 Fl., Mehreinnahme

London, 22. August. (W. T. B.) An der Küste 14 Weizen⸗ ladungen angeboten.

96 % Javazucker 12 ruhig, Rüben⸗Robhzucker loko 9 matt. Chile⸗Kupfer 4615 ⁄16, pr. 3 Monat 47516. G

Liverpool, 22. August. (W. T. B.) Offizielle Notierungen. American good ordin. 3 ¼, do. low middling 3 ⅛, do. middling 4, do. good middling 4 ⁄2, do. middling fair 419,32, Pernam fair 4, do. good fair 4 ¾, Ceara fair 315⁄6, do. good fair 4 /⁄16, Egyptian brown fair 57⁄16, do. do. good fair 5 ⅞, do. do. good 6 ½, Peru rough good fair 57⁄16, do. do. good 5 9⁄18, do. do. fine 6 ¼, do. moder. rough fair 4 16, do. do. good fair 42/16, do. do. good 5 16, do. smooth fair 41 16, do. do. good fair 4 816, M. G. Broach good 317/⁄32, do. fine 3297/32, Dhollerah good 3 ½, do. fully good 3 ¼, do. fine 3 7⁄16, Oomra good 3 ½, do. fully good 3 ¼, do. fine 37⁄16, Seinde good fair 27/16, do. good 21¹1/⁄16, Bengal fully good 218⁄2, do. fine 31⁄18.

Bradford, 22. August. (W. T. B.) Wolle theurer, mehr Geschäft; Preis für Mohair⸗Wolle 2 ½ sh. Garne stetiger, Garn⸗ spinner fordern höhere Preise; Stoffe anziehend. b

Amsterdam, 22. August. (W. T. B.) Java⸗Kaffee good ordinary 55 3¾. Bancazinn 39 ½.

Konstantinopel, 22. August. (W. T. B.) Die Betriebs⸗ Einnahmen der Anatolischen Eisenbahn auf der Stammlinie Haidar Pascha —Angora (578 km) betrugen im Monat Juni 1895 317 803 Fr., im Juni 1894 303 426 Fr. Für die Zeit vom 1. Januar bis 30. Juni 1895 betrugen die Betriebs⸗Einnahmen 1 488 160 Fr., für denselben Zeitraum 1894 1 490 695 Fr. Die Betriebs⸗Ausgaben betrugen im Juni 1895 153 777 Fr., im Juni 1894 176 470 Fr., vom 1. Januar bis 30. Juni 1895 913 795 Fr., im gleichen Zeitraum 1894 1 014 627 Fr. Der Betrieb auf den einzelnen Theilstrecken des Ergänzungsnetzes Eskischehir —Konia erfolgt bis zur gänzlichen Fertigstellung dieses Netzes zu Lasten des Baufonds.

New⸗York, 22. August. (W. T. B.) Die Börse eröffnete schwach und mit niedrigeren Kursen, nahm im weiteren Verlaufe eine: steigende Haltung an und schloß recht fest. Der Umsatz der Aktien betrug 265 000 Stück.

Weizen eröffnete stetig, stieg dann einige Zeit infolge von Deckungen der Baissiers und allgemeiner Haussestimmung, dann trat, da nur wenige Kaufordres vorlagen, Reaktion und Abschwächung ein, die später noch durch Realisierungen unterstützt wurde. Schluß träge. Mais, anfangs fallend infolge günstigen Wetters und erwarteten Regens in den Maisdistrikten, erholte sich jedoch wieder, da. dlche Käufe der Exporteure stattfanden. Schluß wieder nach⸗ gebend.

„Waarenbericht. Baumwolle⸗Preis in New⸗York 7 ⅛, do. do. in New⸗Orleans 7 ¼, Petroleum Stand. white in New⸗York 7,10, do. do. in Philadelphia 7,05, do. rohes (in Cases) —, do.⸗Pipe line Certific. pr. Juli 126 nom., Schmalz Western steam 6,40, do. Rohe u. Brothers 6,45, Mais per August —, do. per September 41 ¾, do. per Oktober 41 ⅞, Rother Winterweizen 67 ⅛, Weizen per August 67 ½, do. per September 67 ⅜, do. pr. Oktb. 67 ¾, do. per Dezember 69 , Getreidefracht nach Liverpool 1 v⅛, Kaffee fair Rio Nr. 7 16 ¼, do. Rio Nr. 7, per September 14,95, do. do. per November 14,90, Mehl, Spring⸗Wheat clears 2,80, Zucker 21 ⁄16, Kupfer 12,25.

Chicago, 22. August. (W. T. B.) Weizen einige Zeit steigend auf Deckungskäufe der Baissiers, später trat Reaktion und Abschwächung ein infolge von schwächeren Kabelberichten, sowie auf große Ablieferungen von Farmern auf den westlichen Märkten und auf das Fehlen von Exvortnachfrage. Schluß träge. Mais fallend während des ganzen Börsenverlaufs mit wenigen Reaktionen entsprechend der Mattigkeit in den Weizenmärkten.

Weizen pr. August 61 ½, pr. Dezember 64 ½. Mais pr. August 35 ⅛. Schmalz pr. August 6,00, pr. Oktober 6,05. Speck short elear nomin. Pork pr. August 9,57.

Verkehrs⸗Anstalten.

Bremen, 23. August. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd Der Schnelldampfer „Lahn“ ist am 22. August auf der Weser angekommen. Der Schnelldampfer „Havel“ ist am 21. August Nachmittags in New⸗York angekommen. Der Postdampfer „Salier“ hat am 21. August Nachmittags Dover passiert. Der Postdampfer „Stuttgart“ ist am 21. August Nachmittags von Baltimore nach der Weser abgegangen. Der Reichs⸗Postdampfer „Oldenburg“ ist am 22. August Vormittags in Singapore angekommen. Der Reichs⸗Postdampfer „Darmstadt“ ist am 22. August Morgens auf der Weser angekommen. Der Schnelldampfer „Werra“ ist am 22. August Vormittags von Genua nach New⸗York abgegangen.

Hamburg, 22. August. (W. T. B.) Der Postdampfer „Palatia“ ist gestern Abend in Cuxhaven eingetroffen. Der Postdampfer „Normannia“ hat heute früh Lizard passiert. Der 11- „Prussia' ist heute Vormittag in New⸗York ein⸗ getroffen.

London, 22. August. (W. T. B.) Der Uniondampfer „Spartan“ ist Mittwoch auf der Ausreise von Madeira ab⸗ gegangen. Der Castle⸗Dampfer „Drummond Castle“ hat Mittwoch auf der Heimreise Madeira passiert. 1

23. August. (W. T. B.) Die Castle⸗Dampfer „Lismore Castle“ und „Roslin Castle“ sind heute auf der Ausreise in Durban (Natal) C“ Die Castle⸗Dampfer „Tantallon Castle“ und „Harlech Castle“ sind am Mittwoch auf der Heimreise von Kapstadt abgegangen.

Brüssel, 21. August. In der heutigen Kammersitzung erklärte, der „Köln. Ztg.“ zufolge, die belgische Regierung, daß sie beschlossen habe, eine neue Eisenbahnverbindung zwischen Brüssel, Lüttich und Aachen herzustellen. Die Vorbereitungen dazu seien im Gange. 8

Stockholm, 21. August. Zwischen Schweden und Ruß⸗ land⸗Finland ist ein Postvertrag zu stande gekommen, der auch für andere Länder von Interesse ist. Während bisher die Geld⸗ versendung nach und von Finland ebenso wie im Verkehr mit dem ganzen russischen Reich nur in baarem Gelde oder in Wechseln erfolgen konnte, kann diese, wie die „Köln. Ztg.“ berichtet, vom 1. November d. J. ab zwischen Schweden und Finland auch mittels gewöhnlicher internationaler Postanweisungen im höchsten Betrage von 360 Kronen oder 400 geschehen. Schweden hat dabei gleichzeitig übernommen, in Bezug auf diesen Geldverkehr als Mittelglied zwischen Finland und allen andern Ländern, die zum Weltpostverein gehören, zu dienen, sodaß vom 1. November ab alle Staaten, mit denen Schweden eine Ueber⸗ einkunft über Geldsendungen und Postvorschüsse abgeschlossen hat, auch mit Finland über Schweden in Geldverkehr treten können.

Theater und Musik. Theater Unter den Linden.

Von Rudolf Dellinger, dem Komponisten der bekannten Operette „Don César“, erschien gestern Abend eine neue Arbeit „Die Chansonnette“ auf der Buüͤhne. Das Libretto ist von Victor Léon und H. v. Waldberg verfaßt und nicht werthvoller, als der Durchschnitt der Operettentexte zu sein pflegt. Die E“ kann eigentlich nur im ersten Akt einiges Interesse erregen. Daß eine Chansonnettensängerin Ninetta für die Frau eines ehrenwerthen Bank⸗ beamten gehalten wird, und daß dann auch der umgekehrte Fall ein⸗ tritt und die Wurzel vieler Mißverständnisse bildet, wird in diesem ersten Akt unterhaltend eingeleitet; die beiden folgenden Akte leiden an Weitschweifigkeit, wofür der nicht immer fein gewählte Dialog und Liedertext nicht entschädigen konnten. Die Musik, die Dellinger zu diesem Text geschrieben hat, verliert mit dem Fortschreiten der

Handlung gleichfalls an Werth. Der erste Akt enthält eine