London, 24. August. (W. T. B.) Der Uniondampfer
.„Trojan“ ist beute auf der Heimreise in Southampton ange⸗ kommen. Der Castle⸗Dampfer „Methven Castle“ hat
Theater und Musik.
Fnigliche Oper (Krolls Theater.) Am Sonnabend ging Adam's „Postillon jumeau“ neu einstudiert in Scene und fand bei trefflicher Durch⸗ führung, zu der alle Theile: Orchester, Solisten und Chöre, fast gleichmäßig beitrugen, die beifällige Aufnahme, welche diese musikalisch und textlich ergötzliche komische Oper bei den Hörern und Zuschauern 1 zu änden pflegt. In der Titelrolle erfreute Herr durch seine weiche und sympathische Stimme, fast überall volle Sicherheit und Festigkeit er⸗ kennen ließ; auch darstellerisch löste der Sänger seine Aufgabe im wesentlichen mit Glück. Fräulein Dietrich gefiel als Magdalene durch die Anmuth ihres Wesens ehenso wie durch ihren retzpollen Gesangsvortrag. Dem Bijou gab Herr Krolop in Gesang und Spiel charakteristische Gestalt, und auch Herr Schmidt als Marquis konnte völlig befriedigen. Lessing⸗Theater.
Von dem spanischen Dichter José Echegaray, der vor Jahren durch seinen „Galeoto“ die Aufmerksamkeit des deutschen Publikums auf sich gelenkt hat, erschien am Sonnabend ein Drama „Mariana“ auf der Bühne des Lessing⸗Theaters. Die hochgespannten Erwartungen der Zuschauer, welche hoffen durften, daß aus dem neuen Schauspiel ein in der Gestakltungskraft fortgeschrittener und ausgereifter Dichter u ihnen sprechen werde, gingen nicht in Erfüllung. Die beiden ersten Akte, welche die Handlung klar einleiten und die Gründe für das unstäte und leicht erregbare Wesen er Heldin Mariana offenbaren, ließen noch die Hoffnung uf ein dramatisch bedeutendes Werk zu. In den beiden folgenden Akten verläßt der Dichter aber den Boden ruhiger und natürlicher Charakterentwicklung und führt neue Motive in die Handlung ein, ie man sonst nur in minderwerthigen Romanen findet. — Mariana, eine Frau, die durch ungewöhnliche Schicksale und bittres Seelenleid den Glauben an die Güte des menschlichen Herzens eingebüßt hat, gewinnt unsere Theilnahme, wenn ihre Seele mit aller Willens⸗ kraft sich aufbäumt gegen die doch sehnsüchtig erharrte Liebe. Aber im Verlauf der Handlung läßt der Dichter die wunderlichsten und unwahrscheinlichsten Zufälle in das Leben der Heldin eingreifen. In der entsetzensvollen Erkenntniß, daß ihr Geliebter, Daniel Montoya, der Sohn des grausamen Verführers ihrer Mutter ist, reicht sie seinem Nebenbuhler, dem General Pablo, einem älteren Manne, die Hand zum Ehebund, und dieser tödtet als Rächer seiner Ehre seine bräutliche Gattin, die er am Hochzeits⸗ tage in den Armen Montoya's findet. — Das Schauspiel Miariana⸗ ruft durch seine beiden letzten Akte den Eindruck der modernen französischen Sensationsdramen hervor und ent⸗ behrt ebensowenig wie diese der grellen äußerlichen Effekte. Die Charakterzeichnung aller Figuren, die neben der Hauptpersen Mariana stehen, ist unzulänglich; der Scenenbau läßt zuweilen die nöthige Sorgfalt vermissen. Im Dialog dagegen triit die feine dichterische Empfindung und die lebhafte Phantasie, die schon den „Galeoto“ auszeichneten, aufs neue hervor. .
Unter den Darstellern ragte Frau Reisenhofer als Mariana be⸗ deutend hervor; allerdings hatte auch nur sie eine sogenannte „dankbare“ Rolle, in der sie durch schauspielerische Virtuosität glänzen konnte. Der jugendliche Liebhaber Herr Stockhausen vermochte als Daniel Montoya sein Liebeswerben nicht durch starke Leidenschaft, die der Figur Individualität verliehen hätte, zu erläutern. Den General
ablo gab Herr Vorwerk in den gewohnten Formen, aber mit etwas steifer Würde. Herr Merten hatte in einer Nebenrolle Gelegenheit sich schauspielerisch auszuzeichnen. 8 Neues Theater.
Am Sonnabend ging im Neuen Theater das Vaudeville „Tata⸗
Toto“ zum hundertsten Mal in Scene. Die Jubelvorstellung unter⸗ schied sich von den voraufgegangenen wenig. Die Mitwirkenden führten ihre Rollen abermals vortrefflich durch; insbesondere waren die Leistungen des Fräuleins Leona Bergoère als Tata⸗Toto und des Herrn Leopold Deutsch als Militär⸗Schulinspektor Blanchard recht gute. Nach dem zweiten Akt wurden als Anerkennung für die Künstlerschaft Blumen in sinnigem Arrangement und Lorbeerkränze in großer Zahl auf die Bühne gereicht.;]
In der morgigen Aufführung des „Hamlet“ im Deutschen Theater spielt Margarethe von Lazar zum ersten Male die Ophelia, Ferdinand Gregori den Geist; den Hamlet stellt Josef Kainz dar, den König Emanucl Reicher, den Polonius Hermann Müller.
Das Lessing⸗Theater wird sich an den nationalen Erinnerungs⸗ festen durch die Aufführung eines einaktigen Lebensbildes aus dem Kriegsjahre von Karl von Heigel betheiligen, das den Titel führt „Am Sedantag“. Das Werk, das nur eine einzige Rolle enthält, wird von Nuscha Butze dargestellt werden und sowohl am Sonntag wie am Montag der bereits angekündigten Aufführung des Moser⸗ schen Soldaten⸗Lustspiels „Der Veilchenfresser“ vorangehen.
von Lon⸗
Die Stäbe der 1. und 2. Garde⸗Infanterie⸗Division sind heute früh zu den Herbstübungen ausgerückt.
Einer alarmierenden Blätternachricht gegenüber ist, dem „W. T. B.“ zufolge, authentisch festgstellt worden, daß bei dem gesammten Garde⸗Korps in den letzten heißen Tagen nur vier Fälle von Hitzschlag vorgekommen sind, von denen keiner tödtlich verlaufen ist; sämmtliche Kranke befinden sich auf dem Wege der Besserung. Am 22. d. M. ist allerdings eine größere Anzahl von Erschöpfungs⸗ fällen vorgekommen, jedoch waren dieselben nur gewöhnlicher Natur und gefahrlos.
Dem Bildhauer A. Kürle ist von der städtischen Bau⸗ verwaltung die Anfertigung des Gipsmodells für eine Relief⸗ darstellung, welche zur Ausschmückung der Stirnen der im Zuge der Wienerstraße im Bau begriffenen Brücke bestimmt ist, über⸗ tragen worden. Das Relief soll die dem Pergamonfriese entnommene Gruppe der „Nyx im Kampf mit einem Giganten“ in verkleinertem Maßstabe darstellen. Gleichzeitig ist dem Bildhauer W. Wand⸗ schmieder zu gleichem Zweck die Anfertigung eines Gipsmodells (Reliefdarstellung) der „Athene im Kampfe mit einem geflügelten Giganten“ übertragen worden. Beide Reliefs (1,50 m im Durch⸗ messer) sollen demnächst in Sandstein ausgeführt werden.
Die gestrige „Kaiser⸗Regatta“ auf dem Wannsee bot ein besonderes Interesse noch dadurch, daß zum ersten Mal zwei neue, auf der Neptunswerft in Rostock gebaute Aluminiumboote theilnahmen. Der Erfolg, den beide Pachten trotz ihrer verhältnißmäßig kleinen Seetakelage erzielten, läßt erwarten. daß das Aluminium als Material zum Bau von Rennyachten bald weitere Verwendung finden dürfte. Von den 30 gemeldeten Booten erschienen 28, alle Yachten ersten Ranges. An Preisen waren ausgesetzt, außer dem von Seiner Majestät dem Kaiser gestifteten Wanderpreis und dem Grünauer Trinkhorn für das absolut schnellste Boot, Geldpreise für die relativ schnellsten Boote aller Klassen, und zwar für die großen Yachten je 500, für die kleineren je 300 ℳ Den Kaiserpreis errang das kleine Boot „Irrlicht“ des Herrn E. Müller vom Neu⸗Ruppiner Klub. Der vorjährige Gewinner des Kaiserpreises, der „Klabautermann“ des Herrn Göttling, das größte Boot der diesjährigen Regatta, ist auch diesmal mit Ehren aus dem Wettkampf hervorgegangen. Er erhielt das Grünauer Trinkhorn und den Preis der 1. Klasse. In der 2. Klasse kamen die beiden Alu⸗ minium⸗Yachten in Frage. Nach 2 St. 15 Min. 36 Sek. gesegelter und 2 St. 11 Min. 2 Sek. berechneter Zeit erhielt das eine der⸗ selben, die von dem Geheimen Reg.⸗Rath, Professor Otzen konstruierte und gesteuerte „Susanne“ des Herrn Huldschinsky den ersten Preis.
Die hiesige Bäcker⸗Innung veranstaltet am 3. September eine Sedanfeier zu Ehren derjenigen Bäckermeister, welche an den Feldzügen von 1864, 1866 und 1870/71 theilgenommen haben. Das Fest findet in den Räumen des Innungshauses unter Mitwirkung der Gesangvereine „Kornblume“ und „Centrum“ statt.
Großbeeren. Am Denkmal der Schlacht von Groß⸗ beeren wurde gestern in üblicher Weise das sährliche Gedenkfest gefeiert. Um 2 Uhr sammelten sich an dem Denkstein die Krieger, die Vereine des Orts und die Schuljugend zu einem von dem Pfarrer Parisius abgehaltenen Festgottesdienst. Das Denkmal war geschmückt. Nach der ernsten Feier folgte ein Volksfest, zu welchem zahlreiche Buden aufgeschlagen waren. Zur dauernden Erinnerung an die Schlacht von Großbeeren hat Pfarrer Parisius eine Festschrift verfaßt, welche bei der Feier ausgegeben wurde. Der Erlös soll der Armen⸗ kasse zufließen.
Hannover, 24. August. Die Stadt bewilligte einen Vete⸗ ranenfonds im Betrage von 20 000 ℳ, dessen Zinsen jährlich ver⸗ theilt werden sollen, und außerdem 10 000 ℳ zu Ehrengaben für den diesjährigen Sedantag.
Cassel, 24. August. Die Deutsche Samariter⸗Ver⸗ sammlung, welche hier tagte, hat, wie schon kurz mitgetheilt, die Gründung eines „Deutschen Samariterbundes“ beschlossen. Zur Ausarbeitung der Satzungen und zur vorläufigen Ge⸗ schäftsleitung wurde ein Ausschuß gewählt, welchem nach erfolgter Kooptation angehören: Dr. Asmuß, Dr. Durens⸗ Leipzig, Mappes⸗Frankfurt a. M., die Professoren Angerer und Brunn⸗München, Dietzler⸗Düren, Kommerzien⸗Rath Dörgel, die Direktoren Knoblauch, Max Schlesinger⸗Tannewitz, Dr. George Meyer⸗Berlin, Schultz⸗Delitzsch, General⸗Arzt Lindner⸗Cassel, Weigand⸗Chemnitz, Professor Zimmer, Dr. Solzin⸗Altona. Die Aufgaben des Bundes sollen nur der ersten Hilfe, nicht der Krankenpflege gewidmet sein. Ihre Majestäten die Kaiserin Auguste Victoria und die Kaiserin Friedrich ließen auf erfolgte telegraphische Begrüßung seitens des Kongresses dem letzteren huldvolle Wünsche für die Erreichung der gesteckten Ziele aussprechen.
Nach Schluß des Kongresses fand eine Vorführung der Leipziger
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Rettungskolonne sowie des Dr. Hoenig'schen Fahrrades zum Kranken transport statt, dessen Zweckmäßigkeit allgemeine Anerkennung fand,
München, 25. August. Anläßlich des 42. deutschen Ka tholikentags sind Kirchen und Hauptstraßen festlich beflaggt. Ueber 3000 Fremde sind eingetroffen, darunter fast alle Zentrums⸗ führer des Reichstags und der Einzellondtage. Als Präsident des “ ist Justiz⸗Rath Müller⸗Koblenz in Aussicht ge⸗ nommen, als Erster Vize⸗Präsident Freiherr von Omw, früher Präsident der bayerischen Kammer. Bisher sind sieben Erz⸗ bischöfe und Bischöfe angemeldet, darunter der Erzbischof ver Salzburg. Ferner trafen Missionare aus Afrika und Amerika, sowie Vertreter katholischer Institute aus Paris ein. Die Theilnehmer ver⸗ sammelten sich gestern Abend im Bürgerbräukeller. Nach dem Vor⸗ trag mehrerer Musikstücke eröffnete Graf Preysing den Katholikent und begrüßte die Mitglieder namens des Münchener Lokalcomités dankte den städtischen Behörden für ihr Entgegenkommen und schloß mit einer Huldigung für den Papst. Domkapitular Stigloher aus München brachte sodann ein Hoch auf Seine Königliche Lohe den Prinz⸗Regenten aus. Rechtsanwalt Rump wies auf die Jubelfeier der großen Ruhmesthaten von 1870/71 hin und feierte Seine Majestät den Kaiser als den Friedensfürsten. Bürgermeister Brunner hieß hierauf die Versammlung namens des Magistrats will⸗ kommen. Im Verlaufe des Abends sprach noch Pater Mauruz Hartmann, welcher Grüße der Missionskongregationen Ost⸗Afrikaz überbrachte und die Entwickelung der afrikanischen Missionen schilterte Dekan Hammer⸗Pfalz gedachte der verstorbenen Zentrumsführer Mallinckrodt, Franckenstein, Reichensperger und Windthorst.
Meiningen, 25. August. In dem meiningischen Dorf Roß⸗ dorf wüthete gestern eine Feuersbrunst, durch welche ühg 40 Häuser eingeäschert wurden. Auch ist viel Vieh verbrannt.
London, 25. August. Der an der Themse bei Black Frian belegene Speicher von „Hanburys Wharf“, in welchem grofe Quantitäten von Getreide und Oel lagerten, ist in der vergangenen Nacht abgebrannt. Die Bewohner der angrenzenden Häuser flohen panikartig in Nachtgewändern. Bei den Löscharbeiten waren 220 Feuerleute beschäftigt. Der Schaden wird auf ¼ Million Pfund Sterl. geschätzt.
Paris, 26. August. „W. T. B.“ berichtet: Als einer der Akb⸗ thbeilungschefs des Bankhauses Rothschild in der Rue Leffitte, Namens Jodkovitz, am Sonnabend Nachmittag einen an den Baron Rothschild adressierten Brief öffnete, welcher zwischen zwei Kartonstreifen Sprengstoff enthielt, erfolgte eine Er⸗ plosion, durch welche Jodkovitz Verletzungen am rechten Auge und an der rechten Hand erhielt. Der Staats⸗ anwalt und der Untersuchungsrichter begaben sich an dem⸗ selben Abend nach dem Rothschild'schen Hause. Der Ver⸗ letzte konnte die Fragen der Beamten beantworten, je⸗ doch nur mit schwacher Stimme. Er sei der Ansicht, die Höllenmaschine habe aus zwei Platten bestanden. Der Umschlag habe denjenigen ähnlich gesehen, wie ihn die täglich bei Rothschild ein⸗ gehenden Sendungen von Veranstaltern von Wohlthätigkeitswerken baben. Um die Platten aus dem Karton herauszunehmen, mußte man kräftig ziehen. Der Entzünder wurde so in derselben Art in Thätig⸗ keit gesetzt, wie die Konfiseure es bei den Knallbonbons einrichten, wo der Entzündungsstoff sich in der Mitte befindet und dort aufflammt. — Nach späteren Nachrichten sind die Verwundungen des Jodkovitz nicht so schwer, als man im Anfang geglaubt hatte. Es gelang dem Arzt, die Theilchen, welche durch die Explosion in das Auge ge⸗ kommen waren, aus diesem zu entfernen. Er hofft das Sehvermögen zu retten. — Die Polizei neigt der Ansicht zu, daß das Attentat ein anarchistisches war. In Viec⸗-sur⸗Cère, Departement Cantal, wurde ein ehemaliger Lehrer, Namens Bott, verhaftet, weil er der Urheber⸗ schaft des Attentats verdächtig erscheint.
Palermo, 24. August. In dem Mühlen⸗Etablissemert von Sommaco fand eine Kesselexplosion statt, durch welche das Gebäude zerstört wurde. 6 Arbeiter wurden unter den Trümmen begraben. Bisher sind 3 Leichen aufgefunden worden. 20 Personen wurden verletzt, darunter mehrere schwer. Die Rettungsarbeiten werden lebhaft betrieben. Die Behörden und Millitärabtheilungen eilten an die Unglücksstätte.
Brüssel, 25. August. Der heute früh 8 Uhr 7 Minuten von Brüssel abgegangene Expreßzug hatte auf der Station Tirlemont einen Zusammenstoß mit einem dafelbst haltenden leeren Zuge. Der Bahnhofsvorsteher wurde getödtet; sonst wurde niemand velletzt.
Kopenhagen, 25. August. In der Nähe von Randers in Jütland wurde in der Nacht vom Donnerstag zum Freitag ein großes Meteor beobachtet, das bald mit einem donnerähnlichen Knall zersprang; gleich hinterher wurde das Niederschlagen zahlreicher Steine beobachtet, von denen einer gegen zwei Pfund wog.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
Wetterber U
t vom 26. August Morgens.
ꝙ,— 8HB
deutschland.
Stationen. Wind. Wetter.
meist schwacher
in 0 Celsius 50 C. = 40 R.
Temperatur
Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeressp. red. in Millim.
Belmullet.. 758 Aberdeen .. 759 Christiansund 757 Kopenhagen. 764
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bedeckt bedeckt 1 balb bed. 3 halb bed.
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Busen, auf ihrer Südseite starke westliche Winde, zu Wisby Westnordweststurm über Zentral⸗Europa ein Hochdruckge einem Maximum von Ueber den Luftdruck wieder in starker Abnahme begriffen. Luftbewegung ist das Wetter in Deutschland kühl, im Nordwesten meist trübe, im übrigen ziemlich wolkig; vielfach ist Regen gefallen; die Temperatur liegt im Binnenlande bis zu 7 Grad unter dem Mittelwerthe. Witterung ostwärts wahrscheinlich. üe
Ueues Theater. Schiffbauerdamm 4a./5.
Deutsches Theater. Anfang 7 ½ Uhr. 8
Mittwoch: Die Weber.
Donnerstag: Die Weber.
erengad, während iet lagert mit über 770 mm über Süd⸗ Britischen Inseln ist der Bei
fang 7 ½ Uhr.
Ausbreitung der trüben Deutsche Seewarte.
Stockholm . 754 6 halb bed.
rnsxFSERSExxRHxnleREx-wamn —= Letzte Woche von Tata⸗Toto.
2 bedeckt 1 1 wolkenl. 1)
Haparanda. 746 Moskau 760 Cork, Queens⸗
1ee“ Cberbourg. Helder.. “ Hamburg.. Swinemünde Neufahrwasser Memel 1
ünster .. Karlsruhe .. 770 Wiesbaden. 770 München. 77 Cbemnitz 770 £ Berlin 768 s.. 2769 Breslau... 770 NW Fle d'Aix. 770 ONO bb765 9 Triesft 766 ONO
1) Abends Gewitter und Regen. ³) Gestern Regen. ⁴) Nebel.
Uebersicht der Witterung.
„Eine ziemlich tiefe barometrische Depression, nord⸗
ostwärts fortschreitend, liegt über dem Bottnischen
90 83
4 Rege
3 wolkig
6 bedeckt
3 bedeckt
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5 wolkig²)
4 halb bed. ³)
1 beiter
1 heiter ⁴)
2 wolkenlos 12
still halb bed. 11 2 beiter 18 2halb bed. 11 ulda. 3 beiter 13 3 bedeckt 14
1 wolkenlos 11
3 heiter 15
1 wolkenlos 19
4 bedeckt 22
2) Gestern Regen.
761 768 765 764 767 766 765 762 770 768
haus.
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Tetzlaff. Bajazzi. einem Prolog. cavallo, gesetzt
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der Frauen.
50
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SW NW NNW
Mittwoch:
von Goethe.
V Königliche Schauspiele. Dienstag: Opern⸗ (Kroll's Theater.) 27. Vorstellung. Oper in 1 Akt von Ferdinand Hummel. Axel Delmar. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Dirigent: §. (Pagliancci.) Oper in 2 Akten und Musik und Dichtung von R. Leon⸗ deutsch von Ludwig Hartmann. Ober⸗Regisseur Kapellmeister Sucher. Schauspielhaus. Lustspiel in 5 Aufzügen von Baptiste Molisre. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max rube. — Der eingebildete Kranke. 3 Aufzügen von Jean Baptiste Molière, mit Be⸗ nutzung der Wolf Graf Baudissin’schen Uebersetzung. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 ½ Uhr. (Kroll's Theater.) Die Meistersinger von Nürnberg. Große Oper in 3 Akten von Richard Wagner. Schauspielhaus. Tasso. Schauspiel in 5 Aufzügen von; Wolfgang
Anfang 7 ½ Uhr.
Theater.
des Direktors José Ferenczy.
Mara.
Text von Victor Léon und F. Zell.
Banés. Anfang 7 ½ Uhr.
Kapellmeister Dr. Muck. —
der Haupt⸗Saison. Zum natürliche Sohn. in 4 Akten und 1 2 Deutsch von Paul Lindau.
Sigmund Lautenburg.
In Scene Dirigent:
Die Ee. 2 zug Zean In deutschen Versen von Ludwig
Tetzlaff. Anfang 7 ½ Uhr. 172. Vorstellung.
Lustspiel in
Gesammtgastspiel der Liliputaner“. Direktion: Rosenfeld. Erstes 28. Vorstellung. — Staaten
Vereinigten von Anfang 6 ½ Uhr. ersten ale:
173. Vorstellung. Torqnato
Dienstag:
Lessing-Theater. Dienstag: Mariana.
Mittwoch: Niobe. — Unter vier Angen. Sonntag, Nachmittag: Heimath.
Dienstag: Ensemble⸗Gastspiel der Mitglieder des Carl Schultze⸗Theaters (Ham burg) Tata⸗Toto. ville in 3 Akten nach Bilhaud und Barré von Musik von Antoine
Mittwoch. Donnerstag, Freitag: Tata⸗Toto. Sonnabend, den 31. August 1895: ersten (Le fils naturel.) Vorspiel von Alexandre Dumas. In Scene gesetzt von
Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestraße, nahe Invalidenstraße.
Freitag, den 30. August, Abends 7 ½ Uhr: Erstes Schauspielgesellschaft „Die Carl Wiederauftreten in Europa nach 5 jähriger Gastspiel⸗Tournée in den Nord⸗Amerika. Die Neise nach dem Mars. Großes amerikanisches Ausstattungsstück mit Gesang und Tanz in 4 Akten und 13 Bildern von Robert Breitenbach,. Zahl der Mitwirkenden 200 Personen. Der Vorverkauf der Billets hat begonnen.
Hamlet. Theater Unter den Linden. Dienttag: Die Chansonnette. Operette in 3 Akten von Viktor Léon und H. von Waldberg. Musik von Rudolf Dellinger. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseut Herrn Evstein. Dirigent: Herr Kapellmeister Feder⸗ mann. Hierauf: Großes Ballet⸗Divertissement, arrangiert und entworfen vom Balletmeister J. Rei⸗ singer. Dirigent: Herr Kapellmeister Federmann, Anfang 7 ½ Uhr.
Mittwoch: Die Chansonnette. — Großes Ballet⸗Divertissement.
Adolph Ernst⸗Theater. Dienstag: Wegern Vorbereitung zu der Novität Paradebummler Gesangsposse in 4 Akten von Eduard Jacobson un Leon Treptow, Kuplets von Gustav Görß, Must von Gustav Steffens, keine Vorstellung. k⸗
Familien⸗Nachrichten. Verlobt: Frl. Laura Hevye mit Hrn. Prem.⸗ Lieut. Fritz Stielow (Gr. Lobke b. Algermissen — Hildesheim). Verehelicht: Hr. Regierungs⸗Rath Ruffmann mit Frl. Stephanie von Doetinchem de Rande (Berlin). 1 Geboren: Ein Sohn: Hrn. Hans Frhrn. ron Racknitz (Schloß Ehrenberg). “ Gestorben: Hr. Oekonomie⸗Rath Emil Lüttich (Mönchpfiffel). — Hr. Regierungs⸗Supernumerar Hugo Mittrich (Berlin). — Hr. Garnison⸗Ver⸗ waltungs⸗Direktor Keller (Berlin). — Verw. Fr. Postsekretär Louise Kribel, geb. Schwarzer (Neissel.
Verantwortlicher Redakteur- Siemenroth in Berlin. Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin⸗ Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Sechs Beilagen (einschließlich Börfen⸗Beilage). (14232)
“
An⸗
Hierauf:
unter Leitung Vaude⸗
Eröffuung Male: Der Schauspiel
Voranzeige.
und Theodor der Liliputaner
Zum
Literatur.
Gesetze, Verordnungen ec.
Berliner Steuer⸗Katechismus von A. Kühn,. Ober⸗ Stadtsekretär. Dritte Ausgabe. Berlin, R. v. Decker's Verlag (G. Schenck). Preis 2 ℳ — Nach der vollständigen Umgestaltung der Steuergesetze wird das vorliegende Buch den Steuerpflichtigen, die sich über ihre Pflichten und Rechte Klarheit verschaffen wollen, hierbei gute Dienste leisten. Es bringt die zahlreichen Steuervor⸗ schriften in gedrängtester Kürze zusammengestellt und so geordnet, daß deren Uebersicht sehr erleichtert ist.
Rechts⸗ und Staatswissenschaft.
Die Gewerbeordnung für das Deutsche Reich, unter Berücksichtigung der Gesetzgebungsmaterialien, der Praxis und der Literatur erläutert und mit den Vollzugsvorschriften herausgegeben von Robert von Landmann, Königlich bayerischen Staats⸗Minister des Innern für Kirchen⸗ und Schulangelegenheiten. Zweite, völlig umgearbeitete Auflage. München 1895, C. H. Beck'sche Verlags⸗ buchhandlung. II. Hälfte 3. (Schluß⸗) Lieferung (Bogen 65—94). — Mit dieser letzten Lieferung liegt der beste Kommentar der Gewerbe⸗ ordnung, dem nur noch etwa der des Königlich württem⸗ bergischen Regierungs⸗Direktors von Schicker zur Seite gestellt werden kann, vollendet vor. Das umfangreiche, sorgfälti ausgearbeitete und zuverlässige Werk unterscheidet sich auf das Vortheil⸗ hafteste von anderen Gesetzesausgaben mit oft mühelos aus den Ge⸗ setzegmaterialien und ergangenen Entscheidungen zusammengestellten Anmerkungen; es ist ein wahrer Kommentar des Gesetzes im Sinne der früheren Zeit, der nicht nur Fremdes reproduziert, sondern fort⸗ während auch die eigenen Ansichten und Anschauungen des Kommen⸗ tators zum Ausdruck bringt: ein in jeder Hinsicht empfehlenswerthes Hilfsmittel zum ausgiebigen Studium der Gewerbeordnung. In der Schlußlieferung sind die neuesten, zu einzelnen Paragraphen ergangenen Entscheidungen nachgetragen und neu aufgetauchte Zweifel zu lösen versucht worden. Ein sehr ausführliches Inhaltsverzeichniß für das ganze Werk ist gleichfalls beigegeben.
— Deutsche Rechtsgeschichte. Ein Lehrbuch von Dr. Hein⸗ rich Siegel, Professor an der Universität Wien. Dritte, ver⸗ besserte und vermehrte Auflage. Verlag von Franz Vahlen in Berlin. Preis 11 ℳ — Der Gegenstand, für dessen Studium dieses Buch als Leitfaden dienen soll, wurde von Heinrich Siegel zum ersten Male vor neun Jahren quellenmäßig behandelt. Das Erscheinen einer dritten Ausgabe des Lehrbuchs innerhalb so kurzer Zeit ist der deutlichste Beweis bleibender Anerkennung, deren das Werk sich verdienter⸗ maßen erfreut; und die neue Auflage ist, das darf schon jetzt hier ausgesprochen werden, in noch höherem Maße dazu berufen, das Studium unseres vaterländischen Rechts zu fördern. Zwar ist das System dasselbe geblieben: die Theilung des ungeheuren Stoffes wurde schon in der ersten Auflage in der Weise durchgeführt, daß selbständig die sogenannte äußere Rechtsgeschichte oder der Gang der Rechtsbildung im Zusammenhang mit der Rechtspflege und abgesondert hiervon die sogenannte innere
Rechtsgeschichte oder die Entwickelung des Rechts in seinem Inhalt zur Anschauung gebracht wird, während der zweite Theil in vier Abschnitte zerfällt, von welchen der erste die Verfassungsgeschichte, der zweite die Geschichte des bürgerlichen Rechts, der dritte die Geschichte des Kriminal⸗ rechts und der vierte die Geschichte des Rechtsverfahrens behandelt. Aber inhaltlich ist im einzelnen noch viel verbessert und vermehrt, und diese Verbesserungen der um 120 Seiten stärkeren neuen Auflage beschränken sich keineswegs auf die Ergänzung der Literaturangaben. Wesentlich erweitert ist u. a. die Geschichte des Kriminalrechts durch Erörterungen über die Arten der Missethaten, insbesondere über die Schädigungen von ungefähr, den Versuch, die Konkurrenz von Ver⸗ brechen, die Theilnahme und den Rückfall, sowie durch die Geschichte einzelner Missethaten.
— Bekämpfung des Gewohnheitsverbrechens. Landrichter A. Bozi. Verlag von Otto Liebmann in Berlin. „Der praktische Jurist, der nur zu häufig mit ergrauten Zucht⸗ häuslern zu thun hat, die immer und immer wieder auf der Anklage⸗ bank erscheinen, die, kaum aus der Strafanstalt entlassen, sofort wieder ihr früheres Handwerk aufnehmen, legt sich wohl oftmals die Frage vor, wie unsere heutigen gesetzlichen Kampfesmittel anders gestaltet werden könnten. Einer solchen Erwägung verdankt wahrscheinlich auch die genannte Schrift des Landrichters
Bozi ihre Entstehung. Der Verfasser sucht darin zunächst den Begriff der Strafe und die bei ihrer Anwendung maßgebenden Grundsätze aus der gegenwärtigen Volksanschauung abzuleiten, unter⸗ sucht sodann das Gewohnheitsverbrechen seinem Wesen nach und zieht aus beiden Ergebnissen den Schluß auf die Strafbarkeit des Gewohn⸗ heitsverbrechens. Als oberstes Prinzip der Strafrechtspflege stellt er den Satz auf, daß für die Strafabmessung der Grad des in der That zum Ausdruck gekommenen verbrecherischen Willens den ausschließlichen Maßstab bilde. Gleichwie die Psychologen und Physiologen, geht er bei seinen Betrachtungen ferner davon aus, daß der gewohnheitsmäßig Handelnde und damit der Gewohnheitsverbrecher einen geringeren Willensgrad bethätige als derjenige, der eine Handlung das erste Mal begeht; und so ergiebt sch für ihn — im Gegensatz zur herrschenden Theorie und Praxis — die geringere Strafbarkeit des Gewohnheitsverbrechers gegenüber dem Gelegenheitsverbrecher. Damit aber die gerichtlich für Gewohnheits⸗ vabrecher Erklärten nach verbüßter kurzzeitiger Freiheitsstrafe ihr Handwerk nicht von neuem beginnen können, sollen sie zwecks ihrer Besserung in möglichst großen Anstalten, nicht in Gesammtgebäuden, sondern in Kolonien, in denen möglichst sämmtliche Gewerbe trieben werden, untergebracht und in eine Umgebung ver⸗ setzt werden, die nach Möglichkeit das Leben innerhalb der menschlichen Gesellschaft wiedergebe und doch eine fortgesetzte Beauf⸗ schtigung der Verbrecher ermögliche, wo also der Dieb die Gelegen⸗ eit zu stehlen habe, aber so lange künstlich veranlaßt werde, trotz der⸗ selben nicht zu stehlen, bis die Gelegenheit zum Diebstahl in ihm en Aneignungswillen überhaupt nicht mehr errege. Unter den in sol en Kolonien zu betreibenden Gewerben, die es ermöglichen müßten, den Detinierten in demjenigen Erwerbszweig zu beschäftigen, welcher ihm in der Außenwelt seinen Unterhalt gewähren soll, habe die Land⸗ wirthschaft die erste Stelle einzunehmen — schon aus dem Grunde, weil der größte Theil der Detinierten ihrem Lebensberuf nach sogenannte Gelegenheitsarbeiter sein werden, die nach ihrer Rückkehr in die Außenwelt regelmäßig auf landwirthschaftliche Beschäftigung hingewiesen sind. Alle derartigen Leute künstlich zu dandwerkern zu erziehen, sei für K selbst zwecklos, weil sie später in der Außenwelt als solche nicht Beschäftigung finden würden, und weil dem freien Handwerk dadurch eine dasselbe in hohem Grade chädigende Konkurrenz herangezogen werde. Ein reiches Feld der Thätigkeit würden derartigen Kolonien nach Ansicht des Verfassers zuf Jahrzehnte hinaus die auch in Deutschland noch ausgedehnten hlüchen bieten, die der Umarbeitung unter gleichzeitiger Anlage von anälen und Straßen harren. Wäre eine bolche Gegend schließlich urch die Thätigkeit der Arbeitskolonie völlig kultiviert, sodaß die vor⸗ andenen Arbeitskräfte nützliche Verwerthung dort nicht mehr finden enegen so ließen sich aus dem durch den Verkauf der Ländereien 5 8 ten Gewinne die Kosten der Verlegung der Kolonie an einen eren noch unkultivierten Ort bestreiten. — Berechtige und ver⸗
Von
pflichte nun der Sicherungszweck den Staat, die erforderlichen Maß⸗
Erste Beilage
regeln gegen den Gewohnheitsverbrecher so lange zur Anwendung zu bringen, als die Wiederholung gleichartiger Verbrechen von ihm zu besorgen sei, so leuchte andererseits auch ein, daß mit der Erreichung dieses Zieles auch jene Befugniß des Staats aufhöre und daß der Gewohnheitsverbrecher, der eine ausreichende Garantie dafür biete, daß er die betreffenden Verbrechen nicht wiederholen werde, ein Recht darauf habe, seine Freiheit wieder zu erhalten, ebenso wie der genesene Geisteskranke seine Entlassung aus der Irrenanstalt verlangen könne. Dieser Zeitpunkt, wo die Pflicht der Verwaltungsbehörde zur Be⸗ schränkung des Gewohnheitsverbrechers aufhöre und damit das Recht des letzteren auf Freiheit existent werde, müsse auf Grund von Gut⸗ achten der mit der Beobachtung des Verbrechers betrauten Beamten durch richterlichen Spruch — auf Antrag des Staatsanwalts oder des den Zwangsmaßregeln unterstehenden Gewohnheitsverbrechers — festgestellt werden.
Das wäre also im Grunde Zwangshaft von unbeschränkter, dem Ermessen des überwachenden Beamten überlassener Dauer, der wohl nur zu häufig durch die gerade von den Gewohnheitsverbrechern wäh⸗ rend der Dauer beer Haß — bei solcher Regelung noch mehr, als schon bisher — zur Schau getragene „Zuchthausfrömmigkeit“ (um einen Ausdruck der Kriminalistik zu gebrauchen) getäuscht würde. Auf⸗ fallend bleibt aber vor allem, daß der Verfasser den Widerspruch nicht merkt, in den er geräth, wenn er vom Standpunkt einer Gesetzgebung aus, die straflos gelassene Delikte unter der Voraussetzung, daß solche gewohnheitsmäßig begangen werden, pönalisiert, — auf der anderen Seite bei denjenigen Strafthaten, bei denen Gewohnheitsmäßigkeit nicht gesetzliches Thatbestandsmerkmal sei, der Gewohnheit die Be⸗ deutung eines allgemeinen Strafmilderungsgrundes zuerkannt wissen will. Die Grundanschauung des Verfassers könnte lediglich de lege ferenda Beachtung beanspruchen.
Biographie
Biographische Blätter. Vierteljahrsschrift für lebens⸗ geschichtliche Kunst und Forschung. Unter ständiger Mitwirkung der Professoren DDr. Michael Bernays, F. von Bezold, Alois Brandl, Aug. Fournier, Ludw. Geiger, Karl Glossy, Eug. Guglia, Sigm. Günther, Ottokar Lorenz, Karl von Lützow, Jakob inor, Friedr. Ratzel, Erich Schmidt, Anton E. Schönbach u. A. herausgegeben von Anton Bettelheim. Verlag von Ernst Hof⸗ mann u. Co. in Berlin. Preis jährlich (vier Hefte) 12 ℳ, das Einzelheft 3,50 ℳ Band I, Heft 1 und 2. — Thomas Carlyle leitet sein bekanntestes Buch „On heroes, hero- worship and the heroic in history“ mit dem Gedanken ein: die allgemeine Ge⸗ schichte sei im Grunde die Geschichte der großen Menschen, die auf Erden wirksam gewesen sind. Auch wer die Richtigkeit dieser Auf⸗ fassung von der Geschichte bestreitet, wird doch die ungemeine Wichtig⸗ keit des Biographischen für tiefere geschichtliche Erkenntniß anerkennen und darum den Plan der Begründung einer deutschen Vierteljahrs⸗ schrift für die Pflege lebensgeschichtlicher Kunst und Forschung mit Freuden begrüßen. Daß Anton Bettelheim der rechte Mann ist für die Leitung des Unternehmens, hat er durch zahlreiche werthvolle Ar⸗ beiten auf diesem Gebiet zur Genüge erwiesen. Außerdem steht ihm eine stattliche Reihe hervorragender Mitarbeiter zur Seite, deren Namen ausreichende Gewähr dafür bieten, daß auch die künftigen Hefte auf gleicher Höhe bleiben werden wie die vorliegenden ersten zwei, mit denen sich die neue Vierteljahrsschrift glänzend einführt. An der Spitze des ersten Heftes steht ein Meister⸗Essay von Alfred Dove, einem der berufensten Schüler Ranke's, über „Ranke's Verhältniß zur Biographie’. „Zur Methodik der Biographik“ läßt sich sodann der Peener Professor der Philosophie Ludw. Stein vernehmen. Den „biographischen Gehalt des altdeutschen Minnesanges“ behandelt Ant. E. Schönbach lichtvoll und selbständig. Und die för⸗ dernde, erziehende Macht echter Biographien und Autobiographien findet in P. Rosegger einen kernigen Fürsprecher. Eine biographische Urkunde von dauerndem Werth theilt der Direktor des Wiener städ⸗ tischen Museums Karl Glossy mit: den „Entwurf einer Wiener Hof⸗ und Staatszeitung“, den der berühmte Organisator und Erneuerer des Burg⸗Theaters Jos. Schreyvogel 1798 der österreichischen Regierung vorlegte. Dieser großartig gedachte Plan einer encykl pädischen Zeitung wird dauernd einen Ehrenplatz in der Geschichte der deutschen Publizistik behaupten. „Lebensläufe“ und „Todtenmasken“ geben: M. Bernays in seiner Gedenkrede auf Jos. V. von Scheffel; G. Fr. Knapp in dem Nachruf auf Hanssen: ein Musterstück lebensvoller Erfassung einer einzig⸗ artigen Persönlichkeit; Max Haushofer in seiner warmherzigen Cha⸗ rakteristik seines edlen Bruders Karl von H.; Ratzel in seiner Ab⸗ handlung über den Augsburger Naturforscher Rauwolf. Aber nicht nur der Berühmtheiten, auch der „Biographie der Namenlosen“ wird gedacht durch R. M. Werner, der zugleich Typisches aus dem Leben armer Studenten berichtet. In den biographischen Mis⸗ cellen werden vier Glückwunschbriefe Böckh's an Aler. von Humboldt und ein Brief Grillparzer's an Paul Heyse mitgetheilt. An literarische Anzeigen und Besprechungen reihen sich das „Stamm⸗ buch eines Biographen“, in dem Goethe, Schopenhauer, Schiller, Cellini, Alfred von Berger als Zeugen aufgerufen werden für den Werth biographischer Kunst, sowie Autographen und Silhouetten von Goethe und Lessing und ein Bildniß von Alex. von Humboldt. — Das zweite Heft zeichnet sich durch ebenso reichen, auch der Gegenwart gebüh⸗ rend gedenkenden Stoff aus. Den Fürsten Biemarck und seine Be⸗ deutung für die biographische Betrachtung der Geschichte würdigt Erich Marcks in einem gedankenreichen Aufsatz, der auch den Charak⸗ teristiken von Sybel und Treitschke gerecht wird. Bismarck'’s Schuljahre, durch ein ihn als Abiturienten darstellendes Titelbild illustriert, schildert aus den Quellen Hans Kraemer. Dem Chediw Ismail widmet Georg Ebers einen lehrreichen und zugleich unter⸗ haltenden Nachruf; und Taine charakterisiert seinen Freund und Nach⸗ folger in der Académie française Albert Sorel in einer Meister⸗ rede. Biographisches bieten der Direktor des Wiener Haus⸗, Hof⸗ und Staatsarchivs Alfr. Ritter von Arneth in Wessenberg's aus dem Jahre 1809 stammender Schilderung eines Be⸗ suchs in Potsdam, der greise Maler Rudolf Lehmann in bezeichnenden Geschichten und Erinnerungen aus seinem Verkehr mit Franz Liszt und William Siemens, Erich Schmidt in den Reise⸗ erinnerungen eines sächsischen Geistlichen, der Heidelberger Professor Georg Jellinek in einem fein ausgeführten Porträt von Adolf Exner. Der Botaniker Pringsheim findet einen Nekrologisten in Emil Roth, und des erst vor einigen Monaten verstorbenen Gustav Freytag wird einstweilen durch die Wiedergabe seines — anläßlich seines Doktor⸗ jubiläums stattgehabten — Briefwechsels mit der philosophischen Fakultät der Berliner Universität gedacht. Biographische Schlagsätze von Sainte⸗Beuve, Gustav Freytag, M. v. Ebner⸗Eschenbach, Verse von C. F. Meyer und anderes geben weiter Zeugniß für die Viel⸗ seitigkeit des neuen Unternehmens.
Kulturgeschichte. .
Friedrich von Hellwbald’s „Kulturgeschichte in ihrer natürlichen Entwickelung bis zur Gegenwart' erscheint im Verlag von P. Friesenhahn (Leipzig) nächstens in vierter, illustrierter Auflage. Nach dem Tode des geistvollen Verfassersz hat eine Rethe angesehener Fachgelehrten das Werk, welches s. Zt. viel Aufsehen er⸗ regte, durchgesehen, ergänzt und bis auf die neueste Zeit fortgeführt. Die Ausgabe wird in Lieferungen erfolgen und soll im nächsten Monat beginnen. Im Ganzen soll das Werk drei Bände (gr. Lex. 80 à 10 ℳ) oder 30 Lieferungen (à 1 ℳ) umfassen und mit
ssweit sie ein Interesse am Krankenhauswesen haben.
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzei
Berlin, Montag, den 26. August
über 600 Illustrationen, vielen Tafeln und Beilagen geschmückt sein. Nach dem vorliegenden Prospekt zu urtheilen, läßt sich eine reich und gediegen ausgestattete Publikation erwarten. v“
Literaturgeschichte.
Literarische Charakterbilder. Ein Buch für die deutsche Familie von Adolf Wilhelm Ernst. Mit zehn Bildnissen. Verlag von Konrad Kloß in Hamburg. Preis 4 ℳ — „In dem unaufhörlichen Einwirken des Einzelnen auf das Volk und des Volks auf den Einzelnen läuft das Leben einer Nation. Je kräftiger, viel⸗ seitiger und origineller die Individuen ihre Menschenkraft entwickeln, desto mehr vermögen sie zum Besten des Ganzen abzugeben, und je mächtiger der Einfluß ist, welchen das Leben des Volks auf die Individuen aus⸗ übt, desto sicherer wird die Grundlage für die freie Bildung des Mannes.“ Diese Worte Gustav Freytag's enthalten eine treffliche Rechtfertigung der Herausgabe der „Literarischen Charakterbilder.“ Die Lieferungen 2 — 10 des nun vollendeten Werks bestätigen auch durchweg das günstige Urtheil, mit dem die erste begrüßt worden ist. Nachdem das Be⸗ deutsamste aus dem äußeren und inneren Lebens⸗ und Werdegang des Sängers und Helden Theodor Körner aus seiner Zeit heraus ge⸗ schildert worden war, folgen in den nächsten Lieferungen der gemüth⸗ volle Deutsch⸗Franzose Chamisso und der gewaltige Dramatiker Heinrich von Kleist. An den Schöpfer des „Käthchens von Heilbronn“ schließen sich Lessing, der literarische Reformator, die beiden größten deutschen Dichter Goethe und Schiller, ferner Ludwig Uhland, der Sänger innig empfundener Volkslieder, Nikolaus Lenau, der schwermuthsvolle Deutsch⸗Oesterreicher, Fritz Reuter, der ur⸗ wüchsige Humorist und Schalk, und endlich Karl Gerok, der warm⸗ herzige Dichter geistlicher und weltfreudiger Lieder. Ueberall sind die neuesten Forschungen berücksichtigt. Mit Vorliebe hat der Verfasser den Briefwechsel der hier behandelten Dichter in den Bereich seiner Darstellung gezogen, dagegen — mit nur einer Ausnahme: Lessing's „Laokoon“ — es unterlassen, eine Inhaltsangabe der Dichtungen und eine eingehende schönwissenschaftliche Würdigung der Werke unserer großen Dichter darzubieten, weil es ihm hier nur darauf ankam, in großen Umrissen auf die Bedeutung des betreffenden Werks für unser Geistesleben hinzu⸗ weisen und den Leser für unsere Dichtkunst zu begeistern. In der That bringt der Verfasser eine schöne Gabe mit, die in der modernen Literaturgeschichte selten geworden ist: er kann anmuthig, künstlerisch, ohne Pedanterie, schlicht, warm und fesselnd er⸗ zählen. Und so hat er denn ein Familienbuch im besten Sinne des Worts geschaffen, an dessen Inhalt sich die Leser geistig und seelisch stärken können. Beigegeben sind als An⸗ hang ein Personenverzeichniß und bibliographische Notizen. Das erstere enthält die Namen aller bedeutenderen Männer und Frauen, die in dem Buch Erwähnung gefunden haben, kurze biographische Notizen und einen Hinweis auf ihre wichtigsten Werke. Die Bibliographie dagegen nennt einmal die Schriften, auf welche sich der Verfasser bei der Bearbeitung seines Buchs gestützt hat, und giebt zum andern denjenigen Lesern, die, angeregt durch die Lektüre dieses Werks, den Wunsch hegen, sich eingehender mit dem Leben der hier behandelten Dichter zu beschäftigen, Fingerzeige für die Wahl ihres Studiums. Die zehn Bildnisse sind aus „Koͤnnecke's Bilder⸗ atlas zur Geschichte der deutschen Nationalliteratur“ entnommen.
Zeitschriften.
Die am 24. August erschienene „Sedan⸗Nummer“ der „Illustrirten Zeitung“ (Verlag von J. J. Weber in Leipzig) (Einzelpreis 1 ℳ 50 ₰) enthält folgende Abbildungen: König Wilhelm I. von Preußen, nach einer Porträtaufnahme aus dem Jahre 1871. — Die Erstürmung der Anhöhe von Spichern bei Saarbrücken am 6. August 1870, nach einer Zeichnung von O. Fikentscher. — Der Todesritt bei Mars⸗la⸗Tour am 16. August 1870, nach dem Gemälde von Professor Louis Braun. — Graf Otto von Bismarck, preußischer Minister⸗Präsident. — Hellmuth von Moltke, Chef, des preußischen Generalstabs. — A. Th. E. von Roon, preußischer Kriegs⸗ Minister. — Die Führer der deutschen Armeen. Fünf Porträts; General von Steinmetz (Erste Armee), Prinz Friedrich Karl von Preußen (Zweite Armee), Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen (Dritte Armee) Kronprinz Albert von Sachsen (Maas⸗Armee), Groß⸗ herzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg⸗Schwerin (Loire⸗Armee⸗ Abtheilung). — Nächtlicher Angriff der deutschen Korvette „Nymphe“ auf die französischen Panzerfregatten am 22. August 1870, Original⸗ zeichnung von W. Stöwer. — Die sächsische Artillerie bei Saint⸗ Privat am 18. August 1870, nach einer Zeichnung von A. Beck. — Episode aus der Attacke des 7. Preußischen Kürassier⸗Regiments bei Rezonville am 18. August 1870, nach einem Gemälde von O. von Faber du Faur. — Stellung der preußischen Garde bei dem Dorfe Givonne in der Schlacht bei Sedan am 1. September, nach einer Zeichnung von A. Beck. — Zersprengte französische Kürassiere in der Schlacht beb Sedan am 2. September 1870, Originalzeichnung von Georg Koch. — Erstürmung von Bazeilles durch die Bayern am 1. September 1870, nach einer Zeichnung von A. Beck. — Bismarck's und Napo⸗ leon's Zusammenkunft auf der Chaussee Sedan — Donchery nach der Schlacht von Sedan am 2. September 1870, nach dem Gemälde von Anton von Werner. — Die Proklamation des Deutschen Kaiserreichs zu Versailles am 18. Januar 1871, nach dem Gemälde von Anton von Werner. — Einzug der deutschen Truppen in Paris am 1. März 1871, nach einer Zeichnung von A. Beck. — Die Deutschen auf der Place d'Armes in Versailles 1871, nach einem Gemälde 8 fessor Louis Braun. — Die Krieger⸗Denkmale westlich von Metz.
24 Abbildungen. Verschiedenes.
Die hygienischen Grundzüge der mosaischen Gesetz⸗ gebung. Vortrag, gehalten für einen wohlthätigen Zweck am 25. Februar 1895 in der Aula des Friedrichs⸗Werderschen Gymnasiums zu Berlin. Von Dr. Adolf Baginsky, a. o. Professor an der Universität Berlin. Zweite Auflage. Verlag von Friedr. Vieweg u. Sohn in Braunschweig. Preis 50 ₰4. — In dieser Schrift wird der Nachweis zu führen gesucht, daß in der mosaischen Gesetzgebung die Gesetze der Ethik und Moral mit den Gesetzen der Gesundheit im Einklang stehen, wobei nicht uninteressante Hinweise auf eine vor⸗ geschrittene Kenntniß der infektiösen Krankheiten und einer sachgemäßen Vernichtung der Krankheitserreger eingeflochten sind.
— Das neue allgemeine Krankenhaus zu Hamburg⸗ Eppendorf. Unter Mitwirkung von Dr. H. Curschmann, o. ö. Professor der klinischen Medizin in Leipzig, bearbeitet von Dr. Th. Deneke, Physikus in Hamburg. Zweite, vermehrte Auflage, mit Beiträgen von Dr. H. Schmilinsky. Mit einem Situations⸗ plan und 25 in den Text gedruckten Abbildungen. Verlag von Friedr. Vieweg n. Sohn in Braunschweig. Preis 2 ℳ 40 ₰. — Die vorliegende Schrift giebt eine genaue 1“ der Anlage und neuen Einrichtungen der im Titel genannten, nach Curschmann's Ideen angelegten, von Kast und Rumpf in einzelnen Theilen ausge⸗ bauten und vergrößerten Anstalt und dürfte nicht allein für alle in Frage kommenden staatlichen und kommunalen Verwaltungen be⸗ achtenswerth sein, sondern auch in den Kreisen der Aerzte Lefer finden,
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