1895 / 206 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 29 Aug 1895 18:00:01 GMT) scan diff

Sachsen⸗Altenburg. as erpogliche Ministerium hat nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Altenburg die Staatsbehörden ermächtigt,

am 2. September ihre Amtsräume geschlossen zu halten. Den im Bereich der staatlichen Forst⸗ und

verwaltung Beschäftigten, welche an dem Feldzuge 1870/71. theilgenommen haben, wird der ganze Tag, allen übrigen der Nachmittag ohne Lohnkürzung freigegeben. 8

Anhalt.

Dem „Anhalt. Staats⸗Anz.“ zufolge ist seitens des Herzog⸗ lichen Staats⸗Ministeriums, ebenso wie in Preußen, die An⸗ ordnung getroffen worden, daß in sämmtlichen Staats⸗ betrieben am Montag, den 2. September (Sedantag), denjenigen Arbeitern ec., welche an dem Feldzuge von 1870/71

theilgenommen haben, der ganze Tag und allen übrigen Arbeitern der Nachmittag ohne Kürzung des Lohnes frei⸗ gegeben werde.

Elsaß⸗Lothringen. 8

Königliche Hoheit der Großherzog von Baden ist, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern Abend in Straßburg eingetroffen und gedenkt bis zum Ende der Woche daselbst zu bleiben, um in seiner Eigenschaft als General⸗Inspekteur den militärischen Uebungen beizuwohnen.

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Großbritannien und Irland.

Am 27. d. M. wurde der „Allg. Korr.“ zufolge in London die Jahresversammlung der „Liga der landwirthschaft⸗ lichen Arbeiter“ abgehalten, welcher drei Minister bei⸗ wohnten. Lord Lansdowne führte den Vorsitz. Die Liga verfolgt den Zweck, den Arbeiter mehr an das Land zu fesseln. Während des verflossenen Jahres haben 1000 Arbeiter durch Vermittlung der Liga eine Scholle Landes zu eigener Be⸗ bauung erhalten. Zahlreiche Großgrundbesitzer haben schon Land reserviert, welches sie ihren Arbeitern über⸗ lassen wollen. Auch die Grafschaftsräthe beginnen, sich der Sache der Jenig e Arbeiter in der erwähnten Weise anzunehmen. Der jetzige Minister für Landwirthschaft, Long, wollte in seiner Rede das Ministerium nicht auf gewisse Maßnahmen verpflichten. Es gäbe kein heroisches Mittel, meinte er, um die Noth der Landwirthschaft mit einem Schlage zu beseitigen, aber es ließe sich doch immerhin manches thun. Der frühere Ackerbau⸗Minister, Chaplin, hofft viel von der Gründung von Kleinstellen, deren es jetzt 200 000 im v“” Der „Figaro“ meldet, daß der Senator Magnier ins Ausland entflohen sei, publiziert aber gleichzeitig einen Brief Magnier's an den Staatsanwalt, worin er sagt: er werde vor den Geschworenen erscheinen und seine Unschuld in der Angelegenheit der Südbahn beweisen. Einzelne Blätter sprechen die Ansicht aus, man habe Magnier, dessen Aussagen einfluß⸗ Faich Politiker kompromittieren könnten, absichtlich entkommen .“

Rußland.

Gestern sind, wie dem „W. T. B.“ aus St. Peters⸗ burg mitgetheilt wird, die Großfürstin Maria mit zwei Kindern, sowie der Großfürst

1“ nebst Gemahlin ins Ausland ab⸗ gereist.

Nach einer St. Petersburger Meldung des „P. C.“ hat

der Kaiser den Antrag des Ministers des Innern, wonach der kleine Belagerungszustand in den Gouvernements Petersburg, Moskau, Charkow, Kiew, Podolien und Wolhynien bis zum 1. Juli 1896 verlängert werden soll, genehmigt.

Die vom Finanz⸗Ministerium ausgerüstete Ex⸗ pedition, welche die Bedingungen derHandelsbeziehungen Rußlands zu China, Japan und Korea studieren sollte, ist nach St. Petersburg zurückgekehrt. Die Expedition bereiste die größeren Handelsstädte der genannten Länder, besichtigte die russisch⸗chinesische Grenze von Kiachta bis zum Stillen Ozean, sowie einen Theil der Küste dieses Ozeans und sammelte reiches Material, welches nunmehr bearbeitet werden soll.

Aus Taschkend eingegangenen Nachrichten zufolge hat die Grenzregulierungs⸗Kommission im Pamirgebiete ihre Arbeiten begonnen und wurde das erste Protokoll von dem russischen und dem afghanischen Delegirten bereits unter⸗ zeichnet.

Der König, welcher am 27. d. M. in Aquila ein⸗ getroffen ist, wohnte gestern mit den fremden Militär⸗Attachés dem Truppenmanbver bei.

Spanien.

Die Königin⸗Regentin hat, der „Köln. Ztg.“ zufolge, durch eine Verordnung allen nicht lebenslänglich verurtheilten spanischen Soldaten die Strafen erlassen mit der Be⸗ dingung, daß die Begnadigten den nach Cuba gehenden Truppen zugetheilt werden.

König Alexander von Serbien traf am 26. d. M. in San Sebastian ein, um einem Stiergefecht beizuwohnen.

Seine Mutter war in Biarritz geblieben. Nach einer Rundfahrt durch die Stadt nahm der König mit seiner Be⸗ gleitung im Hotel Inglés ein Frühstück ein, worauf er der Königin⸗Regentin einen halbstündigen Besuch abstattete. Abends 7 Uhr fuhr König Alexander nach Biarritz zurück.

Belgien.

Die Repräsentantenkammer genehmigte gestern, wie „W. T. B.“ aus Brüssel berichtet, mit 69 gegen 55 Stimmen die Ergänzungsvorlage zum Kommunal⸗Wahlgesetz in der von der Regierung vorgeschlagenen Fassung, nach welcher bei Stichwahlen die proportionale Vertretung zur An⸗ wendung kommt. Sodann vertagte sich die Kammer auf un⸗

Tuürkei. Das „Reuter'sche Bureau“ meldet aus Konstantinopel

unter dem 27. d. M.: Der Sultan haͤbe ein Telegramm an die Botschafter der Pforte in Paris und in St. Petersburg

Frage der Reformen in Armenien bitter beklage. epesche nenne diese Haltung S und das Ansehen des Sultans beeinträchtigend und rufe die freundschaftlichen Dienste Frankreichs und Rußlands an, um eine Aenderung dieser Haltung herbeizuführen. Die Antworten Frankreichs und Rußlands seien jedoch nicht günstig gewesen und hätten der Türkei keine Ermuthigung gegeben. Nach der „Pol. Corr.“ sollen sich die drei Mächte in der armenischen Frage dahin geeinigt haben, daß nunmehr im Sinne des § 61 des Berliner Vertrages im Namen aller Sig⸗ natarmächte in Konstantinopel Mittheilungen über die armenischen Reformen verlangt und auf die Einführung einer Kontrol⸗ kommission dee werden soll. Die Verständigung über dieses Vorgehen sei gegenwärtig zwischen den Kabinetten dieser Mächte im Zuge. Bulgarien. Einer Meldung des „W. T. B.“ aus Sofia zufolge

verhafteten die Behörden 30 Personen, welche sich an dem Angriff auf das Dorf Dospat betheiligt hatten. B

Amerika.

Auf Cuba hat, wie aus Madrid berichtet wird, zwischen den Spaniern und den Aufständischen bei Bonito ein Treffen stattgefunden. Von ersteren wurden zwei verwundet, letztere verloren zwei Todte und Verwundete in größerer Zahl.

Der eees Gesandte in Rio de Janeiro erhielt den Auftrag, der brasilianischen Regierung Vorstellungen zu machen wegen der angeblich von offiziellen Persönlichkeiten den cubanischen Insurgenten zugewandten Unterstützungen. Marschall Martinez Campos hat sein Hauptquartier in Santa Clara aufgeschlagen, weil in dieser Provinz die Insurrektion fortwährend größere Dimensionen annimmt.

Das Staats⸗Departement in Washington erfährt aus Peking, es sei unrichtig, daß der ehemalige Vize⸗König von Szechuen zum Leiter der Untersuchung über die Mord⸗ thaten in Kutscheng ernannt sei. Der Kaiser habe nur befohlen, daß der Vize⸗König während der Untersuchung über sein Verhalten auf seinem Posten bleibe. ö111““

Afrika. 8

In Tanger war das Gerücht verbreitet, ein enrisches Schiff habe auf der Insel Peregil (an der marokkanischen Küste) eine Landung ausgeführt. Dies ist, wie dem „W. T. B.“ aus Madrid gemeldet wird, ungenau. Es handelte sich üh .“ um Aufnahme von Baumaterialien für ibralta .“ 6

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Zum Thatbestande der in § 164 des Strafgesetzbuchs mit Strafe bedrohten falschen Anschuldigung gehört die Anzeige bei einer Behörde, und als eine Behörde ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, IV. Strafsenats, vom 22. Februar 1895, ein Schutz mann nicht zu erachten; wird bei einem Schutzmann oder einem anderen untergeordneten Organe einer Behörde eine Anzeige

emacht, so wird dadurch, auch wenn es die Absicht des Anzeigenden

ist, daß der betreffende Beamte in Erfüllung einer bestehenden Dienst⸗ pflicht die Anzeige der ihm vorgesetzten Behörde mittheilen soll, das Thatbestandserforderniß der Anzeigeerstattung an eine Behörde nur dann erfüllt, wenn der Beamte die empfangene Anzeige der Behörde selbst mitgetheilt hat. (113,95.)

Statistik und Volkswirthschaft.

Deutschlands auswärtiger Handel im Juli bezw. Januar bis Juli 1895. Das vom Kaiserlichen Statistischen Amt in Berlin soeben ver⸗ öffentlichte Juliheft der Monatlichen Nachweise über den Auswärtigen Handel des deutschen Zollgebiets schließt in der Einfuhr pro Juli 1895 ab mit einer Menge von 31 627 316 (100) kg, gegen den gleichen Monat im Vorjahre, dessen Einfuhr betrug: 29 116 229 (100) kg, um 2 511 087 (100) kg mehr. Trotz⸗ dem berechnet sich die Gesammt⸗Einfuhr der 7 ersten Monate des Jahres 1895, also von Januar bis Juli einschließlich, auf nur 172 592 370 (100) kg gegen 177 309 266 (100) kg des gleichen Vor⸗ jahrszeitraums, also um 4 716 896 (100) kg weniger. Die Ausfuhr im Monat Juli 1895 schließt ab mit einer Menge von 20 777 646 (100) kg gegen 19 099 328 (100) kg des gleichen Vorjahrs⸗Monats, also um 1 678 318 (100) kg mehr. Die Gesammt⸗Ausfuhrmenge der ersten sieben Monate des Jahres 1895 ergab um 6 530 759 (100) kg mehr, als die Ausfuhr⸗ menge des gleichen Zeitraums im Vorjahre betragen hat, nämlich 130 084 129 (100) kg gegen 123 553 370 (100) kg des Vorjahrs⸗ zeitraums. Nach Abzug der Edelmetalle verbleiben für den Handels⸗ Waarenverkehr in der Einfuhr von Januar bis Juli inkl. 172 587 764 (100) kg gegen 177 372 834 (100) kg des Vorjahrs⸗ zeitraums und in der Ausfuhr 130 082 348 (100) kg gegen 123 550 711 (100) kg des Vorjahrszeitraums.

Brände in Preußen 1893. (Stat. Korr.) Von den Polizeibehörden sind an das Königlich preußische Statistische Bureau 34 096 Zählkarten über Brände eingeliefert, welche im Jahre 1893 innerhalb des preußischen Staats stattgefunden haben. Es scheiden 93 Brandzählkarten aus, welche sich als doppelt ausgefertigt ergaben, ferner 681 wegen mehrfacher Ausfertigung für stark beschädigte Gehöfte, 196 Berichte über unschädliche Schornsteinbrände (davon in den Bezirken Schleswig 49, Düsseldorf 45, Berlin 32, Danzig 23, Wiesbaden 14, Königsberg und Merseburg je 12) und 550 andere über sonstige unschädliche Brände oder mit weniger als einer Mark Schaden (in Berlin 182, in den Bezirken Wiesbaden 41, Merseburg 38, Potsdam und Düssel⸗ dorf je 25, Frankfurt 24, Posen 19, Danzig 17, Cassel 14, Stettin, Erfurt und Koblenz je 13 u. s. w.) Demgemäß sind 32 576 Brand⸗ zählkarten als Vertreter von Besitzungen zu verzeichnen, auf denen im Berichtsjahre durch einen Brand entweder Menschen verletzt sind oder ein Schaden von mindestens einer Mark Werth entstanden ist, 1077 oder 3,419 98 mehr als im Vorjahre. Die Zählkarten berichten über 29 415 einzelne Schadenbrände, 1775 oder um 6,423 v. H. mehr. Die Zunahme der Brände und der von solchen betroffenen Besitzungen ist eine regel⸗ mäßige Erscheinung geworden, aber vorzugsweise auf unbedeutende Ereignisse in den Großstädten zurückzuführen, denen mehrere Jahre nach einander eine Abnahme solcher Brände gegenüberstand, welche mehr als eine Besitzung betroffen haben. Im Jahre 1892 waren jedoch 3859 Besitzungen gegen 1908 im Vorjahre durch einen in einer anderen ausgebrochenen Brand beschädigt worden, also 13,96 v. H. der Ausbruchsgehöfte; 1893 verringerte sich die Zahl der später er⸗ griffenen Gehöfte wieder auf 3161 oder 10,75 vom Hundert derjenigen,

gerichtet, in welchem er sich über die Haltung Englands in der

für die Aufrechterhaltung der Goldwährung ausspricht.

Separatkonto: J.

Regierungs⸗ bezirke:

Königsberg Schleswig. Gumbinnen . . Hannover. ““ ö“ Marienwerder. 5 2 üneburg. Stadtkr. Berlin Stade.. otsdam. Osnabrück. rankfurt. Auri tettin Köslin.

Münster 1.. Minden

Stralsund.

Posen.

Arnsberg. . Cassel ... Bromberg. Wiesbaden Breslau Liegnitz.

Koblenz.

Düsseldorf Oppeln. Köln. Magdeburg

Merseburg Erfurt.

bezirke: brände Le⸗

sitzungen

1415 1515 560 581 314 405 456 597 225 251 2655 275 11989 1 441 493 306 375 890 991 654 865 646 774 478 545

2270 2353

1323 1374 354 460 588 7.

1845 1135 737 354 135 922 621 1338 829 1014 891 769 279

73³4 882 854 693³ 205

Trier. Aachen.

Verband der Deutschen Erwerbs⸗ und Wirthschafts⸗ enossenschaften.

Der 36. Genossenschaftstag des allgemeinen Verbands der auf Selbsthilfe beruhenden deutschen Erwerbs⸗ und Wirthschaftsgenossen⸗ schaften (vgl. Nr. 205 d. Bl.) wurde, wie „W. T. B. meldet, gestern Vormit⸗ tag mit einer längeren Begrüßungsrede des Ersten Vorsitzenden, Direktor, Proebst⸗München eröffnet. Etwa 300 Delegirte sind aus allen Theilen Deutschlands erschienen; auch ein Abgesandter der dänischen Staatz. regierung ist anwesend. Regierungs⸗Rath Koerte begrüßte die Ver⸗ sammlung im Namen der bayperischen Staatsregierung, Rechtsrath Bader im Namen der Stadt Augsburg. Regierungs⸗Rath Koerte bemerkte in seiner Begrüßungsrede u. a.: Die Königlich bayerische Staatsregierung sei von der Ueberzeugung durchdrungen, daß das deutsche Genossenschaftswesen, das anderen Ländern alz nachahmenswerthes Beispiel gedient habe, für die Gesundung des wirthschaftlichen Lebens von hoher Bedeutung und ge⸗ eignet sei, die sozialen Gegensätze im deutschen Volk zu mildern. Diese Ueberzeugung habe dazu geführt, ein Gesetz zu schaffen, das alle Hindernisse, die der Weiterentwickelung des Genossenschafts⸗ wesens noch im Wege standen, beseitigt. Einen BHaupt⸗ faktor im genossenschaftlichen Leben bilde jedenfalls die zentrale Verbindung der Genossenschaften. Redner schloß mit dem Wunsch, daß die Berathungen dazu beitragen

möchten, diese zentrale Verbindung immer fester zu gestalten und der

Idee des Genossenschaftswesens in immer weiteren Kreisen des Vater⸗ landes Eingang zu verschaffen. In der Nachmittagssitzung sprach Prügsescs Dr. Huber⸗Stuttgart über die Währungsfrage und er⸗ lärte sich für die Fortdauer der Reichswährung. Die Versammlun stimmte dann einem Antrage des schlesischen Verbandes zu, der sit

Zur Arbeiterbewegung.

In Krefeld ist, wie im „Vorwärts“ mitgetheilt wird, der Ausstand der Former zu Ungunsten der Arbeiter beendet worden. (Vgl. Nr. 184 d. Bl.)

In Barmen ist der Ausstand der Sattler (vgl. Nr. 20 d. Bl.) einer Mittheilung desselben Blattes zufolge beendet, da die Forderungen der Arbeiter bewilligt wurden.

Aus Leipzig berichtet die „Lpz. Ztg.“ zum Ausstande der dortigen Maler⸗ und Lackierergehilfen: An dem Ausstande sind von den in Leipzig beschäftigten Gehilfen 500 betheiligt. Eine an Dienstag abgehaltene, von über 100 Personen besuchte Versammlun der Leipziger Maler⸗ und Lackierer⸗Innung nahm eine Entschließ an, in der es heißt: Keiner der älteren Gehilfen hat die persönliche Unter⸗ redung wegen der Aufbesserung seiner pekuniären Lage mit den Meisten a⸗hee. vielmehr forderten sie auch für den ungeübtesten Arbeiten einen Mindeststundenlohn von 45 ₰. Die Mitglieder der Malcr⸗ und Lackierer⸗Innung haben anerkannt, daß die Lage der älteren Ge⸗ hilfen eine Lohnaufbesserung rechtfertigt. Dagegen lehnt die Innung die Forderung von 45 Mindeststundenlohn sür junge und ungeübte Gehilfen ab, billigt ihnen jedoch eine Zulage von 2 bis 3 für die Stunde zu. Ferner glaubt die Innung die Forderung auf neunstündige Arbeitszeit ablehnen zu müssen, weil die Arbeitszeit im Winter natur⸗ emäß eine sehr kurze ist. Dieser Beschluß ist der Ausstands⸗ ommission mit dem Bemerken zu übermitteln, daß, falls die Ge⸗ hilfen bis Donnerstag, den 29. d. M., Mittags, nicht eine für die Innung günstige Antwort ertheilt haben, der weitere Beschluß zur Verwirklichung kommen soll: daß an diesem Tage, Abends, von sämmtlichen Innungsmeistern alle bisher noch beschäftigten Gehilfen eütleflen und sämmtliche Werkstätten bis auf weiteres geschlossen werden. Mit diesem Beschlusse der Innung beschäftigte sich eine gestern abgehaltene, von 450 Personen besuchte Versammlung der ausständigen Gehilfen. Das dem Aus⸗ standscomité zugegangene Schreiben der Meister erwähnt jedoch nichte von der Schließung der Werkstätten. In der Versammlung wurde mitgetheilt, daß 22 Meister mit 200 Gehilfen den neuen Tarif an⸗ erkannt hätten.

Hier in Berlin bat eine Versammlung der Zimmerleute Berlins und der Umgegend am Dienstag über sechs Firmen die Sperre verhängt, weil diese sich weigern, den Lohnsatz von 52 ½ 4 für die Stunde zu zahlen. 1 Aus Brünn berichtet das „D. B. H.“, daß in der dortigen Emailwaarenfabrik von Bartelmus u. Witte 400 Arbeiter, die Lohnerhöhung verlangen, die Arbeit niedergelegt haben.

Literatur.

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Kunstgeschichte. Die reich illustrierte „allgemeine Kunstgeschichte“ vor Alwin ; (Berlin, G. Grote'sche Verlagsbuchhandlung

üller⸗Grote und Baumgäͤrtel) ist bis zur 4. Liefe rung vorgeschritten. In den beiden letzten Heften gelangt in derselben kurzen und präzisen Charakteristik, welche das Werk so fesselnd macht, die Renaissance⸗Architektur in den Niederlanden und Deutschland zur Darstellung; speziell behandelt werden die Kirchenbauten und die deutsche Barockarchitektur vom Anfang bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts. Dann folgen kompendiöse Abschnitte über die Renaissancebaukunst in England und Rußland, welche die Haupt⸗ meister und ihre Werke hervorheben. Im zweiten Theil beginnt nunmehr die Schilderung der Plastik der Renaissance von Nicols Pisano bis zu Donatello und dann von diesem Meister bis 8 Plünderung Roms 1527; ein durch die schöpferische Gestal Michelangelo's hochbedeutsames Kapitel, in welchem der Ver⸗ fasser, wie in den früheren, es auch an den zum Verständnes nöthigen kulturhistorischen Seitenblicken nicht fehlen lä. Der Bilderschmuck der beiden Hefte ist wieder ein so außerordens⸗ lich reicher und schöner, daß kaum ein anderes neueres Kunstgeschichts werk ein ähnlich umfängliches Anschauungsmaterial bieten dürfte. Probetafeln, welche über den Inhalt des Textes peeie schon andere Epochen illustrieren, veranschaulichen nach gu 8 Kupferstichen und Photographien eine Reihe der größten Meisterwene⸗ der Renaissancezeit. Es seien nur hervorgehoben die Werke folgender Künstler: Michelangelo Buonaroti, Das jüngste Gericht Raffael, Petri Fischzug; Sodoma, Alexander's des Groß den; mit Roxane; Luca Signorelli, Die Bestrafung der Verdamm * Guido Reni, Aurora und Phöbus mit den Horen; Paolo Veraan⸗ Christus beim Gastmahl im Hause des Levi; Rubens, Die Abgegal vom Kreuz; Poussin, Das Fest der Ceres. Die mächtige sten

in denen das Feuer ausgebroch

des Propheten Jeremias von Michelangelo ist auf d

bezirke kamen im Jahre 1893: Regierungs⸗ Schaden⸗ ran.,.

Sigmaringen 47

3. Lieferung in sorgfältigem farbig Facsimi

Lafel b 8 an der al fresco gemalten be⸗ Decke der Sirtinischen Kapelle in Rom wiedergegeben.

n uptschmuck der 4. Lieferung bildet eine Aufnahme des pracht⸗ Dfien ovalen Salons“ im Schlosse Fontainebleau, der mit all seinem vollen „rnamentalen Detail in Gold⸗ und Farbendruck auf das sub⸗ nilste wiedergegeben ist. Andere bedeutende Architektarwerke, wie der Ermatorenpalast in Rom, das Louvbre in Paris, die Galerie Lud⸗

igs XIV. im Schlosse zu Versailles, der Hof des Pellerhauses in müenberg, sind neben hervorragenden Skulpturen auf diesen Tafeln dargestellt. Daneben weist der Text beider Lieferungen noch 123 weitere Illustrationen auf. In Anbetracht dieser vorzüglichen, das Ver⸗ sindniß des im Text Vorgetragenen ungemein erleichternden illustrativen Ausstattung ist der Abonnementspreis (2 für die Phe.h ein so mäßiger, daß das Unternehmen die Unterstützung aller Kunstfreunde, noch mehr aber der Laien verdient, die mit Hilfe des Werks in der angenehmsten und schnellsten Weise eine lebendige Anschauung von dem Wesen und der Bedeutung der Kunst in ihrer allmählichen Ent⸗

wicklung gewinnen können.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Ernte und Saatenstand in Oesterreich um die Mitte des Monats August.

Bericht des K. K. Ackerbau⸗Ministeriums.

Der Witterungsverlauf war seit Mitte Juli mit nicht sehr wesentlichen Ausnahmen in der ganzen diesseitigen Reichshälfte ziemlich gleichmäßig; in der zweiten Juli⸗Hälfte gab es bedeutende Wärme, nicht selten große Hitze, bei vorherrschender, aber durch einzelne Gewitter unterbrochener Trockenheit; in der ersten August⸗Hälfte hin⸗ egen traten zahlreiche und ausgiebige Niederschläge ein, ungemein häufig im Gefolge von Gewittern, bei theils kühler, theils auch recht warmer Temperatur.

Außerordentlich häufig brachten die Gewitter verheerende Hagel⸗ schläge mit sich; auch heftige Stürme und Wolkenbrüche mit lokalen Ueber⸗ dcg mpagen kamen nicht sehr selten vor. In den höheren Gebirgen der Alpenländer fiel in der ersten August⸗Hälfte hier und da wiederholt Schnee. Im Nachstehenden werden die Ernteergebnisse der wichtigsten Körnerfrüchte in den einzelnen Ländern, soweit dieselben je nach dem Stande der Erntearbeiten jetzt schon gegeben werden können, dar⸗

gestellt.

Böhmen: 3 - Weizen, Roggen und Gerste zum größten Theil beendet, jene des

Hafers im Zuge; nur in einigen Gegenden des Gebirges beginnt erst jetzt der Schnitt der drei ersteren Fruchtgattungen. Was die Quantität anbelangt, so kann die Ernte an Weizen als gut mittel bezeichnet werden, doch kommen vereinzelt auch sehr gute und auch schlechte. Ernten vor. Das Ergebniß des Roggens ist, soweit dieser nicht wegen Auswinterung eingeackert werden mußte, mittel. Gerste hat eine gut mittlere Ernte ergeben. Der Ertrag von Hafer ist ebenfalls gut mittel. Bezüglich der Qualität kann nur gesagt werden, daß das Körnergewicht zumeist ut ist; nur hier und da, besonders in den westlichen Gegenden, ist die Rothreife eingetreten, sodaß die Körner leicht eblieben und ver⸗ kümmert sind. Uebrigens hat die Qualität von Weizen, Gerste und Hafer stellenweise durch Wetter während der Ernte migetmaßen gelitten, und wird namentlich ein Theil der Gerste zu Brauzwecken nicht verwerthet werden können. Strohmenge und Schüttung stehen nicht felten im umgekehrten Verhältniß.

Die Ernteverhältnisse in Mähren sind jenen in Böhmen ganz aͤhnlich, vielleicht etwas günstiger. Aehnlich verhält es sich in Schlesien; jedoch ist die Ernte dortselbst insofern etwas weniger gut ausgefallen, als in einzelnen Gegenden Mißernten infolge der Dürre zu beklagen sind; namentlich die Ernte des Hafers kann nur als mittel bezeichnet werden. .

In Galizien und in der Bukowina ist die Weizenernte gut mittel, um ein Unbedeutendes über dem Durchschnitt, ausgefallen, während der Ertrag des Roggens den Durchschnitt kaum ganz erreicht, daher nur als knapp mittel bezeichnet werden kann. Gerste und Hafer versprechen gute Mittelernten. Im allgemeinen sind die Ver⸗

hältnisse jenen der Nordwestländer ähnlich; nur zeigen sich größere Ungleichheiten, da sich häufiger Mißernten infolge der Dürre ergeben haben, welche jedoch durch Mehrerträgnisse in anderen Gegenden ausgeglichen werden. Die Qualität ist sehr ungleich und hat an mehreren Orten durch schlechtes Erntewetter, welches stellen⸗ weise Keimung der Körner verursachte, gelitten, so namentlich bei Gerste; auch sind öfter Brand und Rost an Weizen, Gerste und Phttr tgetreten. Bezüglich des Strohs gilt das von Böhmen Gesagte.

ieder⸗Oesterreich und Ober⸗Oesterreich: Die Ernte von Weizen ist gut mittel, jene von Roggen, Gerste und Hafer etwas über mittel. Was die Qualität anbelangt, so ist infolge des Regens da Keimung eingetreten. Nothreife wurde nirgends be⸗ obachtet.

In Salzburg haben Weizen, Roggen, Gerste und Hafer ver⸗ hältnißmäßig gute Mittelernten, in Kärnten Mittelernten gegeben. Die Erträge sind auch in Tirol und Vorarlberg im Ganzen über mittel ausgefallen; in Nordtirol ist für Gerste nur eine gute Mittelernte zu verzeichnen, Mißernten sind nirgends zu beklagen; vielmehr ist vereinzelt die Ernte auch sehr gut gewesen.

Steiermark: Im Ober⸗ und Mittellande haben die vier Hauptkörnerfrüchte schwach mittlere Ernten gegeben; im Unterlande dagegen muß der Ertrag wegen der zahlreichen Mindererträge als schlecht bezeichnet werden; dort ist auch das Körnergewicht häufig gering.

Im Küstenlande ist die Ernte von Weizen gut mittel, jene von Roggen mittel ausgefallen, während Gerste und Hafer knapp den Durchschnitt erreichen, sodaß man den Ertrag nur als mittel be⸗ zeichnen kann.

Soweit aus Dalmatien Berichte vorliegen, ist dortselbst die Weizenernte mittel. b

Im allgemeinen muß von den Ländern der diesseitigen Reichs⸗ hälfte gefagt werden, daß die Ernte von Weizen, Roggen, Gerste und Hafer geringer ist als im Jahre 1894, nämlich eine Mittelernte.

Die Maispflanze behauptet im allgemeinen ihren hoffnungs⸗ vollen Stand, erreichte in der Bukowina in manchen Gegenden einen besonders hohen Wuchs und hat zumeist auch entsprechend Kolben an⸗ gesetzt. Doch ist dieselbe, hauptsächlich wegen des späten Anbaues, theilweise auch wegen der in den letzten Wochen bestandenen kühlen Witte⸗ rung und Bodennässe, bezüglich der Körnerentwicklung in vielen Lagen ziem⸗ lich weit zurück. In manchen Gegenden von Steiermark ist der Zünsler ziemlich stark, in manchen Gegenden von Krain die Wurzellaus auf⸗ getreten. Die Hülsenfrüchte versprechen im allgemeinen eine mittlere Ernte; jedoch haben die in den letzten Wochen häufigen Niederschläge in manchen Lagen insofern ungünstig eingewirkt, als da⸗ selbst die Pflanzen üppig fortpegetieren, statt zu reifen. In Steier⸗ mark und in der Bukowina überwiegen die günstigen Nachrichten.

Der bisher erfreulich gewesene Stand der Kartoffeln wurde durch das Auftreten der Peronospora infestans, welches durch die vielen Regen in den letzten Wochen sehr begünstigt wurde, einiger⸗ maßeg beeinträchtigt; zumeist wurden nur die Frühkartoffeln befallen, während die Spätkartoffeln bisher gesund blieben. 8

Die Hirse verspricht in den Alpen⸗ und Karst⸗Ländern recht gute, in den Nordostländern gut mittlere Ernten.

Die Rapsernte ist im allgemeinen den Erwartungen entsprechend recht Put ausgefallen.

Der Buchweizen, als Stoppelfrucht in den Alpen⸗ und Karst⸗ Ländern theilweise bereits blühend, zeigt zumeist einen erfreulichen

tand. Der als erste Frucht gebaute Buchweizen ist in der Ein⸗ körnung begriffen und steht in den Nordostländern und in Mähren mindestens mittel.

Die Zuckerrüben sowie die Futter⸗ und Burgunder⸗ rüben haben, dank den reichlichen Niederschlägen, ihren bisher bereits

ziemlich guten Stand meist derart verbessert, daß man denselben nun

In den eigentlichen Getreidelagen ist die Ernte von

im allgemeine ohl als gut bezeichnen kann, uch manche Rübenfelder durch die ungünstigen Einflüsse allzu großer Bodennässe und kalter Nächte in der Entwicklung zurückgeblieben sind und ver⸗ gilbte Blätter zeigen.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗

Oesterreich. In Tarnopol (Galizien) ist, dem „W. T. B.“ zufolge, seit dem 27. d. M. keine weitere Erkrankung an Cholera vorgekommen.

Großbritannien. Am Sonnabend starb im Londoner Stadttheil Wandsworth ein Mann unter perdächtigen Krankheits⸗ erscheinungen. Wie „W. T. B.“ erfährt, nimmt man an, daß die Cholera gewesen sei. Die bakteriologische Untersuchung ist eingeleitet.

Frankreich. In Paris wurden, wie das „Bull. hebdomadaire de statistique municipale“ mittheilt, vom 118 bis 17. August in 6 Stadttheilen zusammen 8 Erkrankungen an „affections choléri- formes“ festgestellt.

Türkei. In Konstantinopel ist am 8. August im Stadt⸗ bezirk Balat (goldenes Horn) eine Erkrankung mit tödtlichem Verlauf festgestellt worden. Im Vilajet Hudavendkjar hat die Epidemie eine größere Ausbreitung gewonnen, ist dagegen im Vilajet Angora scheinbar erloschen. Es wurden nachstehende Erkrankungen (und Todesfälle) festgestellt: in 4 Ortschaften des Vilajets Huda⸗ vendkjar vom 29. Juli bis 12. August zusammen 24 (22), in 10 Ortschaften des Vilajets Adana vom 23. Juli bis 10. August 105 (49), in 2 Ortschaften des Vilajets Konig vom 21. Juli bis 12. August 32 (16), in Aleypo vom 28. Juli bis 12. August 264 (93), ferner in 14 Ortschaften des gleichnamigen Vilajets vom 24. Juli bis 12. August 98 (57), in Diarbekir vom 5. bis 12. August 83 (66), in Hisn⸗Mansur (Vilajet Mamurat el⸗ Aziz) vom 28. Juli bis 10. August 87 (69), und in Homs (Vilajet Damaskus) am 9. August 1 (1).

Bstindien. Kalkutta. Vom 14. bis 20. Juli starben 26 Personen an Cholera, 6 an und 129 an Fiebern.

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China. Krankheit in Tungkun,

st. Einer Mittheilung vom 9. Juli zufolge, kann die Macao und auf der Insel Hainan nunmehr als erloschen betrachtet werden. In Tungkun begann die Seuche im Dezember v. J. und erreichte im Mai d. J. ihren Höhe⸗ punkt; annähernder Schatzung nach sind daselbst im Februar, März und April zusammen über 2000, im Mai allein mehr als 900 Todes⸗ fälle vorgekommen. In Macao wurde die tägliche Zahl der Todes⸗ fälle für den April auf 25 bis 30, in der 1. Hälfte des Mai auf 60, Ende Mai auf 10 angeschlagen. Kanton und Hongkong sind in diesem

Jahre fast gar nicht ergriffen worden. Gelbfieber.

Nach einer Mittheilung des „Abstr. of sanit. rep.“ vom 27. Juli hat die Zahl der Erkrankungen in Santiago (Cuba) neuerdings wieder zugenommen. Die Krankheit scheint jetzt über die ganze Süd⸗ küste von Cuba verbreitet zu sein. In Havanna wurden vom 26. Juli bis 1. August 29 Todesfälle bvei etwa 85 Neuerkrankungen festgestellt, ferner in Vera Cruz vom 19. bis 25. Juli 13 Todesfälle.

Verschiedene Erkrankungen.

Pocken: London 79 (Krankenhäuser), Paris 3 Erkrankungen; Flecktyphus: Moskau 2 Todesfälle; Genickstarre: New⸗York 5 Todesfälle; Influenza: London 4 Todesfälle; Rotz: St. Peters⸗ burg 1 Todesfall; Milzbrand: Nürnberg 114“ . krankungen wurden gemeldet an Masern in Berlin 30, 2 reslau 43, in den Regierungsbezirken Arnsberg 195, Düsseldorf 182, Erfurt 102, Posen 179, in München 71, Wien 61, St. Petersburg 40 an Scharlach in Berlin 69, Breslau 32, im Regierungs⸗ bezirk Posen 96, in Hamburg 24, Edinburg 31, London 357 (Krankenhäuser), Paris 53, St. Petersburg 27, Wien 44 an Diphtherie und Croup in Berlin 93, München 54, Hamburg 33, Kopenhagen 32, Paris 65, Wien 37, St. Petersburg 44 an Unterleibstyphus in St. Petersburg 127.

Der Gesundheitsstand in Berlin zeigte in der Woche vom 11. bis 17. August nahezu die gleichen Verhältnisse wie in der Vor⸗ woche, und auch die Sterblichkeit war nur wenig verändert (von je 1000 Einwohnern starben, aufs Jahr berechnet, 23,7 gegen 24,1 der Vorwoche). Unter den Todesursachen herrschten auch in dieser Woche akute Darmkrankheiten vor, doch zeigte die Zahl der an diesen Krankheitsformen gestorbenen Personen einen weiteren kleinen Rückgang im Vergleich zur Vorwoche und sank auf 329 (von 344). Ueberwiegend standen auch in dieser Woche die Opfer im Alter von noch nicht 2 Jahren. Die Theilnahme des Säuglingsalters an der Sterblichkeit blieb die gleiche wie in der Vorwoche; von je 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, 138 Säuglinge. Etwas häufiger als in der Vorwoche kamen akute Entzündungen der Athmungsorgane zum Vorschein und führten auch etwas häufiger zum Tode. Von den Infektionskrankheiten blieben Erkrankungen an Typhus selten; Erkrankungen an Masern und Scharlach kamen in wenig gegen die Vorwoche veränderter, an Diphtherie in nur wenig gesteigerter Zahl zur Anzeige, und zwar wurden Erkrankungen an Scharlach aus dem Stralauer Viertel und dem Wedding, an Diphtherie aus der jenseitigen Luisenstadt, dem Stralauer Viertel und der Rosenthaler Vorstadt am häufigsten zur Meldung gebracht. Auch 1 tödtlich ver⸗ laufende Erkrankung an Genickstarre wurde mitgetheilt. Erkrankungen an Kindbettfieber sind 2 bekannt geworden. Rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut zeigten sich seltener; auch Erkrankungen an Feucbuften die in 5 Fällen zum Tode führten, wurden weniger be⸗ obachtet. Rheumatische Beschwerden aller Art zeigten keine wesent⸗ liche Veränderung in ihrem Vorkommen.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 28. d. M. gestellt 11 424, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 27. d. M. gestellt 5600, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.

Vom oberschlesischen Steinkohlenmarkt berichtet die „Schl. Ztg.“: Die Lage des oberschlesischen Kohlengeschäfts blieb auch in der letzten Woche befriedigend. Die rege Nachfrage, welche sich auf alle Sortimente erstreckte, ist jedoch hauptsächlich der am 1. September eintretenden Erhöhung der Kohlenpreise zuzuschreiben. Die Verladungen hätten weit größere Dimensionen angenommen, wenn sie nicht durch den Wagenmangel beeinträchtigt worden wären. Die bereits festgesetzten Winterpreise haben sich im allgemeinen gegen die des vorigen Jahres nicht geändert. Im Kokesgeschäft hat sich die bisherige Lage nicht geändert, und auch die Absatzverhältnisse nach dem Auslande sind unverändert geblieben. Theer und Theer⸗ Säötukte sind fortlaufend gut besbagt und kommen schlank zur

uhr.

Vom eirasche nesstealtn Eisen⸗ und Stahl⸗ markt berichtet die „Rh.⸗Westf. Ztg.“ Die Gesammtlage des rheinisch⸗ westfälischen Eisenmarktes kann nach wie vor als eine befriedigende bezeichnet werden. Die Nachfrage ist in den meisten Artikeln eine lebhafte, und wenn sie anhält, so dürfte, falls gleichzeitig die Erzeugung sich in ein richtiges Verhältniß zum Verbrauch stellt, eine Aufbesserung der noch sehr wenig lohnenden Preise bald zu erwarten sein. Bis jetzt ist es nur für einige Artikel möglich

ewesen, eine solche in bescheidenem Maße durchzuführen. Das re chäft hat sich ungefähr in den bisherigen Grenzen gehalten. Im Siegerlande war auch in der abgelaufenen Woche für Fesstene Spateisenstein auf Lieferung für das vierte Vierteljahr gute Nachfrage. Luxemburg⸗Lothringer Minette war unverändert. Ausländische Erze

atten mäßigen Absatz. Auf dem Roheisenma rkt herrschte 2 letzter Woche festere Tendenz, doch sind die Aussichten

der Notierungen nur schwach. Die über das Durchschnittsmaß, doch sind worden. Bei eingeschränkter een wohl einen regelmäßigen

auf eine baldige Erhöhung Nachfrage erhebt sich nicht Aufträge für 2 bis 3 Monate gebucht Erzeugung gestatten sie den meisten Betrieb. Die Lagervorräthe nehmen, wenn auch langsam, ab. Im Ganzen darf man wohl hoffen, daß endlich bessere Zeiten eintreten, da sowohl die Nachfrage, als auch der Absatz sich gehoben haben. Auf dem Walzeisenmarkt ist die Stimmung unverändert be⸗ friedigend, nur lassen die Preise recht viel zu wünschen übrig. Stabeisen ist 1 gefragt und hält sich fest in seinen Sätzen, nur lassen si Preiserhöhungen schwer durchführen. Formeisen, namentlich Träger, sind noch gut gefragt, doch niedrig im Preise. Bandeisen ist unverändert in Absatz und Notierungen. Grobbleche sind in letzter Zeit besser gefragt, doch wird es schwer, auch nur geringe Preiserhöhungen durchzusetzen. Wenig erfreulich sind die Verhältnisse für Infolge der sehr gesteigerten Ausfuhr nach Rußland haben sich die Preise zwar etwas heben können, doch sind sie nach wie vor gänzlich unlohnend. Walzdraht ist im Preise unverändert; die Nachfrage hat seit einiger Zeit etwas zugenom⸗ men. Nieten sind andauernd wenig gefragt und niedrig im Preise. Die Beschäftigung der Maschinenfabriken und Konstruktions⸗ werkstätten ist nur in wenigen Fällen ausreichend. Auch die Eisen⸗

ießereien klagen je nach der ihrer Artikel über schlechten Absatz und unlohnende Preise. Die Beschäftigung der Röhrengießereien ist unzureichend. Nur in kleinen Röhren liegen noch für einige Monate Aufträge vor. Die Lagervorräthe haben zwar weiter abgenommen, sie sind aber doch für die Jahreszeit ver⸗ hältnißmäßig zu groß geblieben. In der Geschäftslage der Bahn⸗ wagenanstalten ist eine Aenderung nicht zu verzeichnen.

Die „Statistischen Uebersichten, betreffend den auswärtigen Handel des österreichisch⸗ungarischen Zoll⸗ gebiets im Jahre 1895“, welche vom Statistischen Departement im österreichisch⸗ungarischen Handels⸗Ministerium zusammengestellt werden, enthalten im vorliegenden VI. Heft die Ein⸗ und Ausfuhr im Juni 1895.

Magdeburg, 28. August. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker, exkl., von 92 % —, neue —,—. Kornzucker erkl., 88 % Rendement —,—, neue 9,50 9,65. Nachprodukte exkl., 75 % Rendement 6,75 7,35. Ruhig. Brotraffinade I —,—. Brot⸗ raffinade II1 —,—. Gem. Raffinade mit Faß 22,50 23,00. Gem. Melis I mit Faß 22,00. Ruhig. Rohzucker I. Produkt Transito f. a. B. Hamburg pr. August 9,32 ½˖ Gd., 9,40 Br., pr. September 9,32 ½ Gd., 9,40 Br., pr. Oktober⸗Dezember 9,72 ½ Gd., 9,77 ½ Br., pr. Januar⸗März 10,02 ½ Gd., 10,07 ½ Br. Stetig.

Leipzig, 28. August. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. pr. September 3,37 ½ ℳ, pr. Oktober 3,40 ℳ, pr. November 3,40 ℳ, pr. Dezember 3,42 ½ ℳ, pr. Januar 3,45 ℳ, pr. Februar 3,47 ½ ℳ, pr. März 3,47 ½ ℳ, pr. April 3,50 ℳ, pr. Mai 3,52 ½ ℳ, pr. Juni 3,52 ½ ℳ, pr. Juli 3,52 ½ ℳ, pr. August Umsatz 160 000 kg. Behauptet.

Mannheim, 28. August. (W. T. B.) Produktenmarkt. Weizen pr. November 13,80, pr. März 14,25. Roggen pr. November 11,50, pr. März 11,90. Hafer pr. November 12,00, pr. März 12,30. Mais pr. November 10,50, pr. März 10,50.

Bremen, 28. August. (W. T. B.) Börsen⸗Schlußbericht. Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer Petroleum⸗Börse.) Fest. Loko 6,20 Br. Baumw. olle. Höher. Üpland middl. loko 39 ½ ₰. Schmalz. Fester. Wilcox 33 ₰, Armour shield 32 ½ ₰, Cudahy 34 34 Fairbanks 28 ₰. Wolle. Umsatz 112 Ballen. Speck. Ruhig. Short elear middling koko 30 ½. Taback. Umsatz 52 Seronen Ambalema, 530 Seronen Havannah. 8 .

Hamburg, 28. August. (W. T. B.) Kaffee. Csenee bericht.) Good average Santos pr. September 75, pr. Dezember 74 ½, pr. März 73 ½, pr. Mai 72 ¼. Behauptet. Zuckermarkt. (Schlußbericht.) Rüben⸗Rohzucker I. Produkt Basis 88 % Rende⸗ meant neue Usance, frei an Bord Hamburg pr. August 9,40, pr. Oktober 9,60, per Dezember 9,80, pr. März 10,00. Ruhiger. .

Pest, 28. August. (W. T. B.) Produktenmarkt. Weizen loko fester, pr. Herbst 6,31 Gd., 6,33 Br., pr. Frühjahr 6,76 Gd., 6,78 Br. Roggen pr. Herbst 5,47 Gd., 5,48 Br., pr. Frühjahr 5,85 Gd., 5,86 Br. Hafer pr. Herbst 5,61 Gd., 5,63 Br., pr. Frühjahr 5,85 Gd., 5,86 Br. Mais pr. Juli⸗August 5,28 Gd., 5,30 Br., pr. August⸗September 5,28 Gd., 5,30 Br., pr. Mai⸗Juni 8 4,52 Gd., 4,53 Br. Kohlraps pr. August⸗ September Gd. Br.

London, 28. August. (W. T. B.) An der Küste 15 Weizen⸗ ladungen angeboten.

96 % Javazucker 11 ¾ ruhig, Rüben⸗Rohzucker loko 9 ¾ ruhig. Chile⸗Kupfer 47 ⅜8, pr. 3 Monat 47 ¼. b

Amsterdam, 28. August. (W. T. B.) Jaya⸗Kaffee good ordinary 55 ½. Bankazinn 39 ¼.

New⸗Pork, 28. August. (W. T. B.) Die Börse eröffnete fest; im weiteren Verlauf zogen die Preise an. Der Schluß war recht fest zu höchsten Tageskursen. Der Umsatz der Aktien betrug 324 000 Stück. 3

Weizen anfangs schwach, ging auf schwächere Kabelberichte und allgemeine Liquidation per September und Dezember im Preise zurück, erholte sich jedoch auf Exportkäufe. Schluß fest. Mais schwächte sich nach Eröffnung etwas ab und war später erholt auf Vorhersagungen von Frost und Exportkäufe. Schluß stetig.

Waarenbericht. Baumwolle⸗Preis in New⸗York 8116, do. do. in New⸗Orleans 7 /16, Petroleum Stand. white in New⸗York 7,10, do. do. in Philadelphia 7,05, do. rohes (in Cases) —, do. Pipe line Certific. pr. Juli 127 nom., Schmalz Western steam 6,27 ½, do. Rohe u. Brothers 6,50, Mais per August —, do. per September 41 ⅛, do. per Oktober 40 ⅞, Rother Winterweizen 66 ¼, Weizen per August 64 ⅞, do. per September 65 ½, do. pr. Oktb. 65 ⅜, do. per Dezember 67 ¼, Getreidefracht nach Liverpool 2 ¼, Kaffee fair Rio Nr. 7 16, do. Rio Nr. 7 per September 14,85, do. do. per November 14,95, Mehl, Spring⸗Wheat clears 2,65, Zucker 213⁄16, Kupfer 12,25.

Chicago, 28. August. (W. T. B.) Weizen schwächte sich nach Eröffnung etwas ab auf große Ankünfte im Nordwesten, schwächere Kabelberichte, lebhafte Verkäufe und günstiges Wetter und war später erholt auf Exportkäufe. Schluß stetig. Mais schwächte sich nach Eröffnung etwas ab, später erholt. Schluß stetig. Der Markt wurde beeinflußt durch die Fluktuationen in Weizen.

Weizen pr. August 59 ⅛, pr. Dezember 62 ¼. Mais pr. August 36 ½. Schmalz pr. August 5,87 ⅛, pr. Oktober 5,92 ⅛. Speck short clear nomin. Pork pr. August 9,20.

8 Verkehrs⸗Anstalten. 8

Bremen, 29. August. (W. T. B.) Norddeutscher Llopd. Der Schnelldampfer . hat am 27. August Abends die Reise von Southampton nach Bremen feortgesetzt: er überbringt 266 Passagiere und volle Ladung. Der Postdampfer „Weimar⸗ i am 27. August Nachmittags in Baltimore angekommen. Der Post⸗ dampfer „Kronprinz Friedrich Wilhelm“ ist am 27. August von Santos nach Bahia abgegangen. Der Reichs⸗Postdampfer „Oldenburg“ ist am 28. August Vormittags in Hongkong ange⸗ kommen. Der Reichs⸗Postdampfer Karlsruhe“ ist am 27. August Abends in Neapel angekommen. Der Reichs⸗Postdampfer „Hobhen⸗ staufen“ hat am 27. August Nachts die Reise von Neapel nach Genua fortgesetzt. Der Schnelldampfer „Havel“ ist am 27. Vormittags von New⸗York nach der Weser abgegangen. Schnelldampfer „Lahn“ hat am 28. August Morgens Dover passiert. London, 28. August. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer „Hawarden Castle“ hat heute auf der Ausreise Madeira passiert.

Theater und Mufik.

1 Schiller⸗Theater. Das Schiller⸗Theater hat mit der gestrigen Aufführung „Göͤtz von Berlichingen“ einen großen Schritt vorwärts gethan

und eine höhere Stufe seiner Entwicklung erreicht. Es war das erste