währte der Viktoriapark den herrlichsten Anblick. Vor allen Dingen war es den wenigen, welche die Höhe am Denkmal erklommen hatten, beschieden, ein unvergleichliches Bild zu schauen: ganz Berlin in Feuer getaucht zu Füßen. Ein unvergeßliches Bild. Auch der Lustgarten nahm sich sehr wirkungsvoll aus. Die Säulen⸗ hallen des Neuen Museums und der National⸗Galerie wurden von bengalischem Licht übergossen, in den Fenstern des Museums brannten Kerzen. Auf den Straßenkandelabern längs der im Kerzenlicht erstrahlenden Börse leuchteten bunte Kaiserkronen. Das Zeughaus war gleich der Neuen Wache mit unzähligen Lichtern illuminiert. Am Balkon der Kommandantur waren ein Gas⸗ adler und zwei Sterne angebracht. In den Fenstern des Palais der Kaiserin Friedrich und des Prinzessinnenpalais, bei letzterem selbst in den nach dem Garten zu belegenen Fenstern waren Kerzen entflammt. Unter den Säulen und auf dem Dach des Opernhauses wurden bengalische Feuer angezündet. Die Königliche Biblio⸗ thek war mit dichten Reihen weißer Glaslämpchen geschmückt. Zu beiden Seiten der Auffahrt zum Palais des Heldenkaisers loderten Flambeaux, das Palais selbst wurde nicht erleuchtet, dagegen zeigte das Niederländische Palais in der ganzen Ausdehnung reichen Ficgterschmuck Universität und Akademie hatten alle Fenster mit Kerzen illuminiert. Das Denkmal Friedrich's des Großen war mit Gas⸗ kandelabern umstellt, von denen die an den vier Ecken Sternpyramiden, die übrigen farbige Kaiserkronen trugen. — Die Halleschen Thorgebäude gehörten zu den Baulichkeiten, deren wirkungsvolle Illumination sich die Stadt besonders zur Aufgabe gemacht hatte. Ein recht hübscher Effekt wurde hier durch acht große bengalische Flambeaux erreicht, die aus den Vasen auf den Zinnen beider Gebäude emporloderten. Ueberhaupt zeichnete sich die Hallesche Vorstadt durch eine allgemeine Betheiligung aus. In der Königgrätzerstraße waren viele Häuser von oben bis unten strahlend erleuchtet. Am Anhalter Bahnhof war eine Fülle von Gaskörpern angebracht, in der Mitte des Vorbaues, als besonderer Glanzpunkt, ein gekröntes W. Am Rundbau des Völker⸗Museums prangten ein Riesen⸗Gasadler und Sterne. Der Potsdamer Bahnhof hatte in den fünf Bogen des Mittelbaues Sonnen und andere Gaskörper entflammt. Die Fenster waren mit Lichtern besetzt. Die Ministerien am Leipziger Platz hatten wie alle übrigen Häuser des Platzes Lichter⸗Illumination gewählt, sodaß der Platz einen vornehmen einheitlichen Eindruck machte. In der Leipzigerstraße überwog das elektrische Licht in seinen mannig⸗ fachen originellen Verwendungen; daneben waren aber auch mit Gas recht schöne Wirkungen erzielt. Die Königliche Porzellanmanu⸗ faktur hatte ihre schönen Schaufensterdekorationen durch das ruhige Kerzenlicht wirkungsvoll zu heben gesucht. Das Portal des Reichs⸗ postamts war von einer doppelten Reihe bunter Gaslampen um⸗ säumt, über die ein Adler seine Schwingen breitete. Am Zivil⸗ kabinet des Kaisers leuchtete das von Lorbeer umgebene Kaiserliche Monogramm. Aus dem Nordwesten Berlins ver⸗ dienen die Berg⸗Akademie, das Museum für Naturkunde und die Landwirthschaftliche Hochschule und aus dem Norden der Stettiner Bahnhof besondere Erwähnung. Ein Glanzpunkt der Illumination war auch die Potsdamerstraße: insonderheit fielen die “ für Musik und das Johanniter⸗Ordenshaus durch ihren kerzenglanz auf. Die städtische Gasanstalt in der Gitschinerstraße, Nr. 48, hatte Gaskörper anbringen lassen, die in großem Bogen das Portal überspannten. Am Görlitzer Bahnhof waren alle Fenster mit Lichtern illuminiert, ebenso am Dienstgebäude des Königlichen Eisen⸗ bahnkommissariats in der Görlitzerstraße, Nr. 72. Ueber dem Haupt⸗ portal der Kaserne des 3. Garde⸗Regiments in der Wrangelstraße leuchteten rothe Glaskugeln, auch hier waren alle Fenster mit Lichtern bestellt; ebenso in der Pionierkaserne und im benachbarten Gebäude der Telegraphenschule in der Köpenickerstraße. Am Landsberger Platz umstanden fortgesetzt dichte Menschenmengen das Calandrelli'sche Kriegerdenkmal, vor dem zwei Gasflambeaux und zwei mächtige Gas⸗ kugeln leuchteten. In allen Fenstern des Polizeipräsidiums am Alexanderplatz brannten Lichter. Von der Einzelschilderung der un⸗
zähligen Geschäftshäuser, Läden und Privatgebäude, die sich zum theil
in glänzendster Weise an der Illumination betheiligt haben, dürfte
abgesehen werden können, da die bescheidenste zur Feier des Sedan⸗
tags entzündete Kerze derselben Anerkennung werth war, wie die ächtigsten Gas⸗ und elektrischen Glühkörper.
Der gestrige Zapfenstreich vollzog sich auf der Lust⸗ gartenseite des Königlichen Schlosses in der üblichen Form, welche indessen durch die Großartigkeit der leuchtenden Um⸗ gebung und die patriotische Begeisterung eine Stimmung erweckte, die sich kaum wiedergeben läßt. Es war 81 ½½ Uhr, als die etwa zwölfhundert Mann der Musikkorps von Berlin, Potsdam und Spandau sich unter dem Schein grünlich leuchtender Magnesiumfackeln von dem Denkmal Friedrich's des Großen her dem Schlosse näherten. Unmittelbar vor dem Schlosse hatten die Offiziere mit ihren Damen und die übrigen ge⸗ ladenen Personen Aufstellung genommen. Mit Spannung sah man dem Anmarsch entgegen. An der 8 ritt der Adjutant des General⸗Kommandos des Garde⸗Korps Hauptmann Freiherr von Stein. Dann folgte, für sich allein marschierend, der Regiments⸗Tambour des 1. Garde⸗Regiments z. F. Hinter ihm marschierten in einer Linie die drei Bataillons⸗ tambours des 1. Garde⸗Regiments. Auf sie folgten in drei Zügen, jeder Zug zu drei Gliedern, die gesammten Spielleute des Garde⸗Korps. Rechts und links von jedem Zug schritt ein Bataillons⸗Tambour. An die Spielleute schlossen sich in einer Linie die Träger der 10 Schellenbäume an. Hinter diesen ging der Armee⸗Musikinspizient Roßberg, gefolgt von dem gesammten Schlagzeug der Infanterie. Hierauf kamen die Re⸗ gimentsmusiken der Fußtruppen, nicht korpsweise, sondern nach Stimmen gestellt, dann die Trompeterkorps der Artillerie und der Kavallerie, die korpsweise, jedes Korps in einem Gliede, marschierten. Der Anmarsch vollzog sich unter den Klängen des von allen Korps gespielten Yorkmarsches von Beethoven. Nach Ueberschreiten der Schloßbrücke schwenkten die Tambourkorps nach halblinks ab und stellten sich in einer Linie, Front nach dem Schlosse, gegenüber dem Denkmal Friedrich Wilhelm'’s III. beim Podium des Regiments⸗Tambours des 1. Garde⸗Regiments z. F. auf. Um 8 ¾ Uhr ließ derselbe den lang verhallenden Wirbel anschlagen. Dann spielten die Trompeterkorps der Kavallerie und Artillerie zwei Fanfaren von Roßberg, komponiert für die Einweihung der Lutherkirche in Wittenberg, darauf die gesammten Musiker den Hohenfriedberger Marsch von Friedrich dem Großen, das Finale des 1. Akts der Oper „Lohengrin“ von Wagner, den Fehrbelliner Reitermarsch und die Kreuz⸗ ritterfanfare von Henrion, mit Trommelschlag den Armee⸗ marsch Nr. 13, und den Sebastopolmarsch. Hiernach lockte das Tambourkorps zum Zapfenstreich der Infanteriemusik, dem die Retraite der Kavallerie folgte. Der langverhallende Wirbel leitete alsdann das Gebet ein: „Ich bete an die Macht der Liebe“ von Bortniansky. Nach dem Signalruf wurde auf besonderen Befehl Seiner Majestät des Kaisers von allen Korps das „Heil Dir im Siegerkranz“ gespielt. Mit der Nationalhymne schloß die militärische Feier ab. Unter den Klängen des Zapfenstreichs rückten, wie sie ge⸗ kommen waren, in Begleitung von Magnesiumfackelträgern die Musiker nach der Neuen Wache zu ab, wo der Zu sich auf⸗ löste. — Erwähnt sei noch, daß die amerikanischen Veteranen
mit ihren Damen dem Zapfenstreich beiwohnten. Man hatte ihnen innerhalb des abgesperrten Vierecks an der Kaiser Wilhelmstraße einen Platz angewiesen.
Das von dem Magistrat und den Stadtverordneten zur Fü des Tages von Sedan den Veteranen gegebene Fest⸗ mahl im Rathhause nahm einen glänzenden Verlauf. Die Tafel wies 380 Gedecke auf. Unter den Veteranen hatten nicht weniger als 30 Ritter des Eisernen Kreuzes 1. Klasse Einladungen erhalten. Bürgermeister Kirschner, der den beurlaubten Ober⸗Bürgermeister vertrat, und der Stadtverordneten⸗Vorsteher Dr. Langerhans empfingen die Gäste am Eingang der Bibliothek, durch deren Räume der Weg in den schön dekorierten Festsaal führte. An der Spitze der Ver⸗ treter der Generalität erschien der General⸗Oberst Freiherr von Loë, Gouverneur von Berlin, welcher ruhmreichen Antheil an dem letzten Krieg als Kommandeur des Königs⸗Husaren⸗Regi⸗ ments Nr. 7 genommen hat, dessen Uniform er auch gestern trug; ferner hatten der General von Strubberg, der General der Infanterie von Grolman, der General⸗Major von Berg⸗ mann und andere höhere Offiziere der Einladung der Stadt Folge geleistet. Unter den Klängen des Einzugsmarsches aus „Tannhäuser“ betraten die Gäste die festliche Halle, um ihre Plätze einzunehmen, welche die nicht an der Ehrentafel Sitzenden an zehn langen Tischen fanden, die recht⸗ winklig an die Haupttafel gerückt und mit Jardinièren, Tafel⸗ aufsätzen und Blumenarrangements reich geschmückt waren. Den Toast auf Seine Majestät den Kaiser brachte der Bürger⸗ meister Kirschner aus. Begeistert stimmten die Anwesenden in das Hoch auf Seine Majestät ein und sangen darauf stehend die Nationalhymne. Auf die Veteranen trank der Stadtver⸗ ordnetenvorsteher Dr. Langerhans. Der General⸗Oberst von Loë antwortete im Namen der alten Kampfgenossen auf die An⸗ sprachen der beiden Redner und schloß mit einem Hoch auf Berlin. Hierauf gedachte Stadtrath Namslau in warmen Worten der im Feldzuge Gefallenen und beschloß damit die Reihe der offiziellen Reden.
Aus dem Reich wie aus dem Auslande, wo Deutsche wohnen, liegen auch heute zahlreiche Festberichte vor, von denen wir die nachstehenden folgen lassen:
Hannover, 2. September. Die Stedanfeier verlief hier unter außerordentlicher Theilnahme der Bevölkerung. Am Nachmittag zogen 8000 Schüler nach dem Waterloo⸗Platz, wo ein Massenturnen mit Festrede und gemeinsamem Gesang stattfand. Abends bewegte sich ein langer Fackelzug nach dem Kriegerdenkmal; in verschiedenen Lokalen wurden Kommerse abgehalten. Bei dem offiziellen Kommers brachte Stadt⸗ Direktor Tramm das Hoch auf Seine Majestät den Kaiser, Ober⸗ Präsident von Bennigsen den Trinkspruch auf das Vaterland aus. Die abendliche Festbeleuchtung der Stadt bot ein glänzendes Bild; eine große, patriotisch begeisterte Menschenmenge durchwogte die Straßen.
Köln, 2. September. Ehren der gefallenen Krieger an den Kriegerdenkmälern Kränze niedergelegt. Abends fand in der festlich geschmückten Stadt Illumination und Zapfen⸗ streich statt. Heute begann die Sedanfeier mit einem Festgottes⸗ dienst im Dom, an welchen sich der offizielle Festakt im Gürzenich schloß, wo der Ober⸗Bürgermeister Becker in einer kurzen Ansprache das Hoch auf Seine Majestät den Kaiser ausbrachte. Nach den Vorträgen eines Sängerchors von 500 Mitgliedern hielt der Re⸗ gierungs⸗ und Baurath Stübbe die eigentliche Festrede, welche in ein Hoch auf das deutsche Vaterland ausklang. Nachmittags begab sich ein imposanter Festzug aller Vereine und Innungen nach dem Neuen Markt, wo heute Abend bei bengalischer und elektrischer Beleuchtung ein großes Volksfest stattfindet.
Rüdesheim, 3. September. Denkmal, an denen Tausende von Kindern aus Rhein⸗ Orten theilnahmen, sind glänzend und erhebend verlaufen. Auf Seine Majestät den Kaiser und den Fürsten Bismarck wurden Hochs ausgebracht; an Seine Kaiserliche Hoheit den Kron⸗ prinzen, auf welchen ebenfalls ein Hoch ausgebracht wurde, sandte die jugendliche Schaar ein begeistertes Begrüßungstelegramm.
München, 2. September. In der großartig geschmückten Fest⸗ halle des Bürgerbräukellers fand heute Abend eine imposante Sedan⸗ feier statt, an der etwa 5000 Personen, darunter zahlreiche Kriegs⸗ veteranen, theilnahmen. Der Feier wohnten der Iunstiz⸗ Minister Freiherr von Leonrod, der Minister des Innern Freiherr von Feilitzsch, der Staatsrath Dr. von Mayr als Vertreter des Minister⸗Präsidenten Freiherrn von Crailsheim sowie Vertreter der anderen Ministerien bei; Bürger⸗ meister Brunner war namens der Stadt München erschienen. Kurz nach 8 Uhr erschien Seine Königliche Hoheit Prinz Leopold und wurde mit begeisterten Hochrufen empfangen. Nach dem Vortrag verschiedener Musikstücke und Festchöre hielt Ober⸗Ingenieur Loën die Festrede, in welcher er, ausgehend von der gewaltigen Be⸗ deutung der Schlacht und der Kapitulation von Sedan, das Deutsche Reich als Friedenshort feierte. Redner schloß mit der Aufforderung, allezeit mit Wort und That dafür zu sorgen, daß die Treue zu Fürst und Vaterland, deutsche Sitte und deutscher Opfer⸗ muth erhalten bleiben, und brachte ein Hoch aus auf das Wittelsbacher Haus, auf Kaiser und Reich, in das die Versammelten begeistert einstimmten. Hierauf wurde die Wacht am Rhein angestimmt, und gleichzeitig enthüllte sich ein lebendes Bild, das die Wiedergeburt des Deutschen Reichs versinn⸗ lichte. Bürgermeister Brunner brachte sodann die zwischen Seiner Majestät dem Kaiser und Seiner Königlichen Hoheit dem Prinz⸗Regenten heute gewechselten Depeschen (s. u. „Bayern“) zur Kenntniß, deren Verlesung mit Jubel aufgenommen wurde. Die Versammlung beschloß hierauf die Absendung von Huldigungstelegrammen an den Kaiser und an den Prinz⸗ Regenten Luitpold. Das gleichzeitig im Löwenbräukeller von der Stadt gegebene Fest vereinigte Tausende von Theilnehmern an dem Feldzuge von 1870/71. — Zahlreiche weitere Festveranstaltungen in München und in allen bayerischen Städten sind unter großer Theil⸗ nahme und in hoher Begeisterung verlaufen. Der Sedanfeier in Augsburg wohnte der kommandierende General des I. Armee⸗Korps, Seine Königliche Hoheit der Prinz Arnulf von Bayern bei.
Bremen, 2. September. Die Sedanfeier wurde heute früh 7 Uhr durch Glockengeläute von allen Kirchen eingeleitet. Die ganze Stadt prangt im reichsten Flagsgenschmuck. Das Wetter ist prachtvoll. Um 10 Uhr nahm die Feier ihren Anfang. Der Senat und das Richter⸗ kollegium hatten sich auf dem Rathhause, die Mitglieder der Handels⸗ kammer ꝛc. auf der Tribüne vor der Börse versammelt. Um 10 ¼ Uhr begann der Aufmarsch 11 welcher aus Vereinen, Innungen, Korporationen, Schulen bestand und einen großartigen Eindruck her⸗ vorrief. Der allgemeine Gesang des Chorals „Nun danket alle Gott“ leitete die Feier ein, dann folgten Gesangsvorträge hiesiger Gesang⸗ vereine. Nachdem das Hoch auf Kaiser und Reich ausgebracht worden war, sang die Volksmenge die Nationalhymne. Unter Glockengeläute sämmtlicher Kirchen und dem Donner der Geschütze erfolgte der Abmarsch des Festzugs durch die Hauptstraßen zum Kriegerdenkmal, wo Lorbeer⸗ kränze niedergelegt wurden. Um 2 ½ Uhr fand ein großes Festmahl zu Ehren der Veteranen von 1864, 1866, 1870/71 statt. Um 3 ½ Uhr
Gestern wurden in allen Kirchen Ge⸗
dächtnißfeiern zu abgehalten und
Die Schulfeiern am Niederwald⸗ und Nahe⸗
5,2— das Volksfest auf dem Schützenhofe. Den Schluß des Festes
ete eine Illumination.
Hamburg, 2. September. Die Sedanfeier in Hamburg und Altona nahm einen glänzenden Verlauf. An dem gestrigen Ham⸗ burger Fackelzug betheiligten sich 3000, an dem heutigen Festzuge über 10 000 Personen, deren Vorbeimarsch ¾ Stun⸗ den dauerte. Der Festgottesdienst auf dem Heiligengeist⸗ felde machte einen großartigen Eindruck. Der Altonaer Festzug war sehr prunkvoll ausgestattet. Beide Städte sowie die Schiffe im Hafen prangen in überreichem Flaggenschmuck. Die Illumination und der Fackelzug sämmtlicher Turnvereine Hamburgs versprechen äußerst glänzend zu werden.
London, 3. September. Den Glanzpunkt des Sedantages durch die Deutschen Londons bildete der gestern Abend im. Deutschen Athenäum“ abgehaltene Festkommers, dem über 200 Personen beiwohnten. Den Vorsitz führte Alexander Siemens; die deutsche Botschaft war durch den Botschafts⸗ Rath Grafen Metternich vertreten. Die Festreden und Trinksprüche wurden von der Versammlung begeistert aufgenommen. Gesang vater⸗ ländischer Lieder verschönte die Feier.
88 Ff v.Agrk⸗ 2. Fb. ö.“ Städten der Ver⸗ einigten Staaten begingen gestern die Deutschen den Sedanta feierliche Veranstaltungen. 8
Weitere Meldungen über den glänzenden Verlauf der Sedanfeier liegen noch vor aus: Aachen, Bingen, Cassel Erfurt, Glatz, Gotha, Halle a. S., Kiel, König berg i. Pr., Neustrelitz, Nordhausen, Paderborn, Posen, Schleswig, Swinemünde, Stettin, Stral⸗ sund, Weißenfels u. s. w.
2 2
Die Nr. 9 der „Amtlichen Nachrichten des Reichs⸗ Versicherungsamts“ vom 1. September 1895 enthält folgende Rekurs⸗Entscheidungen:
„Ein Unfall bei der Abtorfung eines Moores zur Ge⸗
winnung kulturfähigen Bodens ist als ein landwirthschaftlicher Betriebsunfall angesehen worden. Die seitens eines Landwirths unternommene Verarbeitung selbstgewonnener Milch zu Butter ec. stellt sich, gleichviel, ob sie sich im Klein⸗ oder Großbetrieb, im Hand⸗ oder Motoren⸗ betrieb vollzieht, als ein Theil des landwirthschaftlichen Be⸗ triebs dar und bleibt dies auch dann, wenn neben der selbst⸗ gewonnenen Milch gelegentlich oder in verhältnißmäßig geringem Umfang auch zugekaufte Milch verarbeitet wird.
Der Entschädigungsanspruch eines Landwirths, welcher auf dem Heimwege von dem Amtsgericht verunglückt war, woselbst er über die Grenzverhältnisse seines landwirthschaft⸗ lichen Besitzes verhandelt hatte, ist zurückgewiesen worden, da seine Thätigkeit lediglich der Wahrung seiner vermögensrecht⸗ lichen Interessen gedient, mit seinem landwirthschaftlichen Be⸗ triebe aber sonst in keiner Beziehung gestanden hatte.
Dagegen ist ein Gang, den ein Landwirth zu dem Zwecke unternommen hatte, um bei dem Agenten einer Vieh⸗ Versicherungsgesellschaft die fälligen Prämien zu entrichten und den Versicherungsvertrag zu verlängern, als dem landwirth⸗ schaftlichen Betriebe zugehörig erachtet worden, weil die Vieh⸗ versicherung nicht bloß eine Thätigkeit zur Wahrung vermögens⸗ rechtlicher Interessen darstellt, sondern auch einen Schutz gegen etwaige Betriebshindernisse bildet.
Der Rückweg vom Ankauf von Gegenständen, die der Landwirthschaft dienen, ist grundsätzlich als Theil des land⸗ wirthschaftlichen Betriebes anzusehen.
Der Unfall eines Landwirths, der gefallen war, als er bei einer seinem landwirthschaftlichen Betriebe dienenden Fahrt einen Zweig von einem auf dem Nachbargrundstück stehenden Baum zum Antreiben der Pferde abreißen wollte, ist als Betriebsunfall anerkannt worden.
In einem Einzelfalle sind für die Annahme eines Haus⸗ gartens im Sinne des § 1 Abs. 5 des landwirthschaftlichen Unfallversicherungsgesetzes nicht allein der geringe Umfang des Grundstücks von ungefähr 3 a und der unbedeutende Werth der gezogenen Erträgnisse, sondern insbe⸗ sondere auch die Thatsachen entscheidend gewesen, daß die Parzelle unmittelbar an die mit dem Wohnhause des Eigenthümers verbundene Scheune angrenzte, daß die Nutzung derselben wesentlich in einer Obstbaumzucht bestand, wie sie sonst regelmäßig in Hausgärten üblich ist, daß bisweilen eine Verwendung des Grundstücks als Bleichplatz stattfand, und daß die Erzeugnisse vorzugsweise zum eigenen Bedarf verwendet worden sind.
In dem nichtamtlichen Theil ist ein Preisausschreiben des Vorstandes der Sektion V der Rheinisch⸗Westfälischen Maschinenbau⸗ und Kleineisenindustrie⸗Berufsgenossenschaft in Remscheid für eine Schutzvorrichtung an Excenter⸗Schrauben⸗
SC
und Friktionspressen sowie an Fallhämmern mitgetheilt.
Der General der Kavallerie von Krosigk, à la suite des Leib⸗Garde⸗Husaren⸗Regiments und Inspekteur der 1. Kapallerie⸗Inspektion, der General⸗Lieutenant Edler von der Planitz, General⸗Inspekteur der Fuß⸗Artillerie, und der General⸗Lieutenant Kuhlmann, Inspekteur der 1. Fuß⸗ Artillerie⸗Inspektion, haben Berlin verlassen.
Der Königlich bayerische General⸗Lieutenant Ritter von ylander ist hier eingetroffen.
111“
Kiel, 3. September. te früh in See gegangen.
Die ganze Manöverflotte
Bayern.
Annläßlich der Sedanfeier hat Seine Maäjestät der Kaiser an Seine Königliche Hoheit den Prinz⸗Regenten, dem „W. T. B.“ zufolge, nachstehendes Telegramm gerichtet: „Ich kann Mir nicht versagen, Eurer Königlichen Hoheit guszu⸗ sprechen, daß Ich an dem heutigen 25. Jahrestage der Schlacht von Sedan des heldenmüthigen und entscheidungsvollen Eingreifens des bayerischen Armee⸗Korps und der unter schweren Opfern errungenen Siegeslorbeeren in besonders herzlicher Dankbarkeit Mich erinnere. Berlin, den 1. September 1895. Wilhelm.“
Hierauf erging aus Hohenschwangau am gleichen Tage nachstehende Antwort Seiner Königlichen Hoheit des Prinz⸗ Regenten:
„Tief gerührt durch die Anerkennung, welche Eure Majestät die Gnade hatten, dem tapferen Verhalten des bayerischen Armee⸗Korps bei der Entscheidungsschlacht bei Sedan angedeihen zu lassen, bitte ich Eure Majestät überzeugt zu sein, daß meine Bavern auch in Zukunft
ihrer angestammten Tapferkeit Treue bewahren werden. Luitpold.“
veranstalteten Feier des Gedenktages der Schlacht von Sedan
zufolge, Seine Majestät der König folgende Ansprache an die
9
öe“ Sachsen. Bei der am Sonntag im Großen Garten zu Dresden
(siehe die gestrige Nummer d. Bl.) hielt, dem „Dr. Journal“
ranen: 1 82 3 ir uns alte Soldaten und Kriegskameraden ist der heutige Tag,
irkli lachttag von Sedan, immer der wirkliche Sedantag Ie Mich, an diesem Tage Mich von so vielen alten und bewährten Kameraden umgeben zu sehen und Ihnen danken zu können für das, was Sie alle vor 25 Jahren dem Feind gegen⸗ über geleistet und gethan haben in Treue, Gehorsam, Dis⸗ ziplin und Tapferkeit; Ihnen auch zu gleicher Zeit zu danken für die treue Gesinnung, die Sie am heutigen Tage Mir gegenüber gezeigt haben. Ich hoffe und erwarte, daß diese Gesinnung sich von den alten Kameraden auf die neuen Kameraden übertragen wird, daß sie fest stehen werden in Noth und Gefahr, sie mag von außen oder von innen be.. n. sie treu stehen werden zu Kaiser und Reich, u König und Vaterland! . 4. Dee Rede Seiner Majestät wurde von begeistertem, sich immer wiederholendem Jubel der Anwesenden begleitet.
Seine Königliche Hoheit der Prinz Georg hat sich am Sonntag Vormittag über Görlitz und Breslau nach Oels, Ohlau und Neisse begeben, um in seiner Eigenschaft als General⸗ Inspekteur der 2. Armee⸗Inspektion am 2., 3. und 4. Sep⸗ tember verschiedenen Uebungen von Truppentheilen des VI. Armee⸗Korps beizuwohnen. 4
1ꝝqMXX““
Der Präsident des Landgerichts in Freiburg i. Br. Kiefer iPrn der Nacht zum 2. d. M. infolge eines Schlag⸗ anfalls gestorben. Derselbe gehörte dem badischen Landtag seit 1865 ohne Unterbrechung bis zu seinem Tode an und wirkte namentlich für die Vereinigung Badens mit dem Norddeutschen Bunde. Von 1871— 1873 und von 1877— 1881 war Kiefer auch Mitglied des Deutschen Reichstags. ö“
Oldenburg. 1 Geleitet von Seiner Königlichen Hoheit dem Erbgroß⸗ herzog, traf gestern mittels Extrazugs die Leiche weiland Ihrer Königlichen Hoheit der Erbgroßherzogin auf dem Bahnhof in Oldenburg ein, wo sie von Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog und Seiner Hoheit dem Herzog Georg empfangen und in feierlicher Weise zur Aufbahrung nach dem Schlosse überführt wurde. Die Bestattung findet
am Donnerstag um 10 ½ Uhr statt.
Deutsche Kolonien.
Aus Deutsch⸗Ostafrika meldet das „Deutsche Kolonial⸗ blatt“, daß der Kaiserliche Gouverneur, Major von Wissmann in Dar⸗es⸗Salam eingetroffen ist. 1
Nach einem Bericht des Kompagnieführers Johannes ist es demselben gelungen, mit Unterstützung der mächtigsten Häuptlinge die unbotmäßigen Bewohner von Useri nach kurzem Kampfe zu unterwerfen und die Aus⸗ lieferung des Rombo⸗Häuptlings Leitturu zu erzwingen. Letzterer hat seine Schuld an der Ermordung der beiden Gelehrten der Kilimandjarostation eingestanden und ist am 29. Juni d. J. in Moschi durch den Strang hinge⸗ richtet worden. v1
Oesterreich⸗Ungarn.
Der Kaiser begab sich gestern früh von Budweis nach dem Manöverfelde und nach Beendigung der Manöver nach Kaplitz, wo die Bevölkerung ihm einen begeisterten Empfang bereitete. Vor dem Diner in dem Erzherzog Albrecht’schen Speisezelte, welches der Erzherzog schon auf dem Schlachtfelde von Custozza benutzt hatte, hielt der Kaiser folgende Ansprache:
„Heute, wo ich zum ersten Mal als Gastgeber die Herren an dieser Stelle um mich versammelt sehe, wollen wir vor allem in wehmüthiger Erinnerung dessen gedenken, der früher an diesem Platz saß, und Alle feierlich geloben, im Sinne des Dahingeschiedenen weiter zu wirken. Fortschreiten müssen wir, aber der Geist bleibt der alte.“
Dem Diner wohnten der Erzherzog Rainer, der Kriegs⸗ Minister General von Krieghammer, der Landesvertheidigungs⸗ Minister Graf Welsersheimb, der Generalstabs⸗Chef Freiherr von Beck mit der gesammten Manöveroberleitung und der Statthalter von Böhmen Graf Thun bei. Nach dem Diner kehrte der Kaiser nach Budweis zurück.
Die Kaiserin ist, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern Vor⸗ mittag in Aixr⸗les⸗Bains eingetroffen.
Für die verschiedene Erbgroßherzogin von Olden⸗ burg ist vom 4. d. M. ab eine sechstägige Hoftrauer an⸗ geordnet worden.
Großbritannien und Irland. 3
Das Unterhaus hat gestern die zweite Lesung der Bill angenommen, durch welche die 13. Sektion des Boden⸗ ankaufgesetzes von 1891 erneuert wird.
Frankreich. 1“X“
Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Bayonne haben daselbst am Sonntag Abend vor der Präfektur und der Mairie heftige Kundgebungen gegen das Verbot der Abhaltung von Stierkäͤmpfen stattgefunden. Die Gendarmerie griff die Menge an und verwundete drei Per⸗ sonen unerheblich.
Rußland.
Wie den „Nowosti“ aus Odessa gemeldet wird, hätten 500 kaukasische Muhamedaner, die sich dem russischen Militärdienst entziehen wollten, für die Türkei optiert.
Srn würden in der Umgegend von Konstantinopel Wohn⸗
e angewiesen werden.
Die „Tribuna“ macht bezüglich einiger bevorstehenden Veränderungen in den diplomatischen Vertretungen folgende Angaben: Der Gesandte in. Madrid Marchese Maffei werde nach St. Petersburg gehen, der Gesandte in Brüssel de Rentis di Montanaro den Gesandtschaftsposten in Madrid erhalten und der General⸗Konsul und diplomatische Ver⸗
treter in Kairo Pansa Botschafter in Konstantinopel werden.
Schweiz. Der Bundesrath hat, wie „W. T. B.“ meldet, in seiner Mretrigen Sifens beschlossen, dem neugewählten Bundes⸗ rath Müller das Departement der Justiz und Polizei und dem bisherigen Inhaber desselben Bundesrath 6 das Departe⸗ ment des Innern zuzutheilen. Ein weiterer Wechsel der De⸗
Serbien. — Die Errettung des Königs Alexander aus Lebens⸗ gefahr in Biarritz (der König war beim Baden von einer Sturzwelle fortgeschwemmt worden, doch gelang es ihm, sich unter äußerster Anstrengung zu retten, während der ihn be⸗ Feseh⸗ Bademeister ertrank) hat im ganzen Lande tiefen indruck gemacht. In allen Kirchen wurden Dankgottes⸗ dienste abgehalten, und zahlreiche Gluͤckwunsch⸗Telegramme sind an den König abgesandt worden, nachdem eine Extra⸗Ausgabe des Amtsblatts den Vorfall bekannt gegeben hatte, den der Minister des Innern allen Landesbehörden telegraphisch mittheilte. Heute um 11 Uhr findet in der Kathedrale der offizielle Dankgottesdienst statt, an dem das diplomatische Korps theilnimmt. Dasselbe stattete in einem gemeinschaftlichen Telegramm dem König seine Glückwünsche ab, für welche der König dem französischen Gesandten Patrimonio als Doyen dankte. Ebenso fand zwischen dem König und dem Minister⸗ rath ein Austausch von Telegrammen statt. 18 Bulgarien. . — Das Programm Zankow's (siehe Nr. 207 d. Bl.) wird außer von der „Swoboda“ auch von der „Narodni prawa“, dem Organ Radoslawow's, zurückgewiesen. „Narodni prawa“ erklärt, die Entsendung einer neuen Deputation sei schon deshalb unnütz, weil man das Resultat der ersten nicht kenne. 8 Drei oppositionelle Reserveoffiziere vereinigten, wie „W. T. B.“ berichtet, im Departement Burgas ungefähr sicht, eine Bande zu bilden und in
30 Individuen in der Abs
die Türkei einzutreten. In der Nähe der Grenze wurde die Bande von Truppen zersprengt, die 3 Offiziere, sowie einige andere Individuen wurden verhaftet und den Behörden
überliefert. hes Dänemark.
Die Königin von Griechenland ist gestern an Bord der NYacht „Polarstern“ von St. Petersburg in Kopenhagen eingetroffen; die Königliche Familie war Allerhöchstderselben auf der „Danebrog“ entgegengefahren.
Parlamentarische Nachrichten.
Die Ersatzwahl zum Hause der Abgeordneten im Wahlkreis E ngermünde an Stelle des ver⸗ storbenen Haupt⸗Ritterschafts⸗Direktors, Landraths von Rissel⸗ mann⸗Krussow ist auf den 17. Oktober festgesetzt worden.
Statistik und Volkswirthschaft.
Der Check⸗ und Clearingverkehr der österreichischen
Postsparkaffen. 1 In den „Jahrbüchern für Nationalökonomie und Statistik“ (3. Folge, 10. Band, 2. Heft) äußert sich Professor J. Conrad⸗Halle in bemerkenswerther Weise über die Entwicklung der österreichischen Postsparkassen und den bei ihnen, eingeführten Check⸗ und Clearingverkehr. Bei den im Jahre 188v3 eingeführten Post⸗ sparkassen waren am Schluß des Jahres 1894 im Ganzen vor⸗
handen Guthaben:
Höhe .“ 010
bis 1 Fl. 274 593 2 423 0,62
von 1— 3 Fl. 145 228 314 046 0,81
3 — 5 55 993 242 379 0,62
5 — 10 80 559 717 553 1,86
10— 50 176 616 5 915 808 15,39
50 — 100 59 711 5 640 059 14,65
100 — 200 „ 44 334 6 509 622 16,93
200 — 500 „ 33 207 9 473 144 24,60
500 — 1000 „ 14 753 9 443 686 24.52
zusammen 884 994 100,— 38 498 720 100,— Von sämmtlichen Einlegern befanden sich rund 26 % im Alter bis zu 10 Jahren und rund 27 % im Alter von 10 bis 20. Jahren. 39 % waren weiblichen Geschlechts. Bei einer derartigen Zusammen⸗ setzung der Sparkassen⸗Einleger und ⸗Guthaben hat sich die Zahl der Theilnehmer im Checkverkehr von Ende 1883 bis Ende 1889 von 167 auf 25 834 gesteigert. Unter letzterer Zahl befanden sich 4948 Fabrikanten, 779 Advokaten, 222 Aerzte, 254 Avotheker, 316 Architekten, Bauunternehmer u. dergl., 166 Lehrer und Künstler, 1651 kleinere Gewerbsleute, 9717 Kaufleute u. s. w. Auch 1244 Vereine und Korporationen, 250 Versicherungsanstalten, 172 Zeitungen und Fachschriften haben an dem Checkverkehr der Postsparkasse theilgenommen. Die Zahl der Transaktionen betrug im letzten Jahre 12,3 Millionen, im Tages⸗ durchschnitt 33 654. Der Umsatz belief sich 1894 auf 2731 Millionen Gulden. Allein 54 % davon wurden beim Postsparkassenamte Wien umgesetzt. Die Einlagen bezifferten sich auf 1366 Millionen Gulden. Der durchschnittliche Betrag einer Einlage war 138 Fl., und auf ein Checkkonto kamen im Durchschnitt 368 Einlagen mit 50 939 Fl. Die Anzahl der Einlagen, die auf ein Checkkonto entfallen, hat seit Einführung des Checkverkehrs stetig zugenommen, während der durch⸗ schnittsbetrag der einzelnen Einlage sich stetig vermindert hat. Dieses spricht nach des Berichterstatters Ansicht dafür, daß aus denjenigen Kreisen der Geschäftswelt, bei welchen sich der Geldverkehr nur in eringen Grenzen bewegt, immer mehr und mehr Theilnehmer hinzu⸗ ommen, und daß selbst die kleinsten Ausstände im Wege des Eheck⸗ verkehrs einfließen. 81,5 % der Einlagen entfallen auf Beträge bis zu 150 Fl., 16 % auf Beträge von 150 bis 1000 Fl., 2,5 % er⸗ reichen eine Höhe von über 1000 Fl. Die Gebühren für die Checks, welche mit 2 Kr. erhoben werden, ergaben im letzten Jahre eine Ein⸗ nahme von 47 848 Fl. Nur in sieben Fällen wurde Checkbuch⸗ besitzern die Berechtigung entzogen, weil sie, ungeachtet vorausgegan⸗ gener wiederholter Erinnerungen, Checks ohne genügende Deckung in Verkehr gesetzt hatten. In 6 Fällen wurde den Betreffenden der Ein⸗ tritt nach einiger Zeit wieder gestattet. — Am 1. September 1884 wurde bei den Postsparkassen ein Clearingverkehr eingerichtet, d. h. die Uebertragung von Forderungen zwischen Einlegern von einem Konto auf das andere durch das Postsparkassenamt gestattet. Es nehmen daran theil 18 259 Personen, d. i. 70,6 % aller Checkbuchbesitzer. Im Jahre 1894 wurden für die Theilnehmer am Clearingverkehr 1 805 000 Transaktionen mit einem Umsatz von 890 Millionen Gulden vollzogen. Der Durchschnittsbetrag einer Gutschrift belief sich auf 493 Fl., die Anzahl der Gut⸗ bezw. Lastschriften, welche für einen Theilnehmer am Clearingverkehr vollzogen wurde, betrug 48 und der Durchschnittsbetrag, welcher auf ein Konto gut⸗ bezw. abgeschrieben wurde, 23 751 Fl. — Professor Conrad sieht in der Einführung des Checksystems bei den Postsparkassen die zweckmäßigste Maßregel, um die Bevölkerung überhaupt an den Ge⸗ brauch des Checks zu gewöhnen, und darin wieder das wirksamste Mittel, die Ursachen des „Borgsystems“ in Handel und Wandel, unter dem auch in Deutschland die kleine Geschäftswelt besonders leide, zu beseitigen. Die Bevölkerung, meint er, gewöhne sich dadurch daran, stets eine baare Reserve bei der Bank zu halten, und sei da⸗ durch in der Lage, in jedem Moment vermittels des Checks alle präsentierten Rechnungen und sonstigen Forderungen sofort zu berichtigen. Da diese Reserven dem Gesammtverkehr fort⸗ dauernd zugänglich blieben und nicht, wie in den Privatkassen, dem
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partements findet nicht statt “ 1“
Umsatz entzogen seien, so werde dadurch zugleich der Bedarf des
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sparkasse seien absolut gesichert, sie könnten in kleinsten Beträgen ohne Unkosten vorgenommen werden, ja, es finde noch eine Verzinsung der Einlagen statt, und in jedem Moment könne über dieselben in größeren oder kleineren Beträgen Zahlung an Ort und Stelle, wie an ent⸗ legenen Orten geleistet werden, und zwar nicht nur durch Aushändi⸗ gung des Betrags, sondern auch durch Uebertragung auf das Konto eines anderen Einlegers.“
bildhauer in einer Versammlun den hiesigen Arbeitgebern der Steinbranche
andes an Umlaufsmitteln vermindert. Die Einlagen bei der Post⸗
Zur Arbeiterbewegung. 1“ Hier in Berlin haben der „Voss. Ztg.“ zufolge die Stein⸗ am Sonntag beschlossen, daß am gestrigen Montag die Forderung der siebenstündigen Arbeitszeit für die Steinbildhauer vor⸗ gelegt und bei Nichtbewilligung sofort in eine Arbeitsniederlegung eingetreten werden sollte. — Bei der Firma Auguft Loh Söhne sollen, wie im „Vorwärts“ mitgetheilt wird, 28 Sattler die Arbeit
eingestellt haben. Kunst und Wissenschaft.
Am Sonntag ist in Eutin der Landschaftsmaler Karl Benne⸗ witz von Loefen im Alter von 69 Jahren plötzlich gestorben. In den Kunstausstellungen war er ein ständig wiederkehrender Gast. und seine zart beobachteten, feingestimmten Landschaften, deren Motive Wald und See bildeten, fanden viele Freunde. Seine Spezialität war die märkische Landschaft, in deren Wesen und melancholische Eigenart er sich besonders tief versenkt hatte. Die gegenwärtige Kunstausstellung enthält drei Werke von ihm: „Vorfrühling’, „Waldesteich“, „Herbstabend“. An dem letzteren Bilde wurde gestern ein Lorbeerkranz mit Trauerflor angebracht.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und 2 Maßregeln.
Cholera. Tarnopol, 2. September. Nach dem amtlichen Cholera⸗ bericht starb am 31. August eine bereits früher erkrankte Person. Am 1. September kam eine neue Erkrankung an Cholera vor.
Handel und Gewerbe.
Bei den Abrechnungsstellen der Reichsbank wurden im Monat August 1 631 036 100 ℳ abgerechnet gegen 1 959 246 700 ℳ im Juli d. J., 1 364 547 500 ℳ im August 1894, 1 491 730 600 ℳ im August 1893, 1 368 347 100 ℳ im August 1892 und 1 370 674 100 ℳ im August 1891.
Die Wochenübersicht der Reichsbank vom 31. August weist bei einem gesammten Kassenbestand von 1 026 341 000 ℳ der Vor⸗
bestand allein hat um 32 104 000 ℳ abgenommen. Der Bestand
an Wechseln hat sich um 23 269 000 ℳ auf 561 802 000 ℳ und der Bestand an Lombardforderungen um 6 471 000 ℳ auf 79 055 000 ℳ vermehrt; auf diesen beiden Anlagekonten zusammen ist also ein Zugang um 29 740 000 ℳ eingetreten. Auf passiver Seite zeigt der Betrag der umlaufenden Noten mit 1 073 886 000 eine Zunahme um 33 205 000 ℳ, während die sonstigen täglich fälligen Verbindlich⸗ keiten (Giroguthaben) um 31 446 000 ℳ auf 483 514 000 ℳ zurück
gegangen sind. 8
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 2. d. M. gestellt 5099, nicht recht zeitig gestellt keine Wagen.
Berlin, 31. August. (Monats⸗Bericht der ständigen Deputation der Woll⸗Interessenten.) Im abgelaufenen Monat erhielt sich die Frage nach deutschen Wollen, wenn auch die Umsätze diejenigen des Juli nicht erreichten. Der Umstand, daß Käufer sch nicht ent⸗ schließen konnten, den Forderungen der Eigner mehr gerecht zu werden, hemmte in vielen Fällen das Geschäft. Es wurden etwa 3500 Ztr. Rückenwäschen und etwa 3800 Ztr. ungewaschene Wollen ver kauft. Die Lage des Artikels ist eine gesunde, Preise sind fest und stellten sich bei den stattgehabten Verkäufen für Rückenwäschen 4 — 5 ℳ und für, ungewaschene Wollen 2—4 ℳ höher gegen letzte hiesige Juni⸗Marktpreise. Gute Auswahl ist vorhanden, die Vor⸗ räthe sind jedoch kleiner als voriges Jahr um dieselbe Zeit. — 8 Kolonial⸗Wolle hat die im vorangegangenen Bericht erwähnte lebhaftere Nachfrage auch im abgelaufenen Monat im vollen, eher noch verstärkten Umfang angehalten; es wurden etwa 5000 Ballen, zur Hälfte Kap⸗, zur anderen Hälfte Buenos Aires⸗ und Austral⸗Woll zu langsam anziehenden Preisen verkauft.
Berlin, 31. August. (Wochenvericht für Stärke, Stärke fabrikate und Hülsenfrüchte von Marx Saberskp, Berlin W. 41) la. Kartoffelmehl 16 ½ — 17 ℳ, Ia. Kartoffelstärke 16 ½ — 17 ℳ, IIa. Kartoffelmehl 13 — 15 ℳ, feuchte Kartoffelstärke Fracht⸗ parität Berlin —,— ℳ, gelber Syprup 18 ½ — 19 ℳ, Kap. Sprup 19 ½ — 20 ℳ, Kap.⸗Export 20 — 21 ℳ, Kartoffelzucker gelber 18 ½ — 19 ℳ, do. Kap. 20 ½ — 21 ℳ, Rum⸗Kuleur 33 — 34 ℳ,
ier⸗Kuleur 32 — 34 ℳ, Dextrin, gelb und weiß, Ia. 23 — 24 ℳ do. sekunda 20 — 22 ℳ, Weizenstärke (kleinst.) 32 — 33 ℳ, Weizenstärke (großst.) 37 — 38 ℳ, Hallesche und Schlesische 38 — 39 ℳ, Reisstärke (Strahlen) 49 —50 ℳ, do. (Stücken) 47 — 48 ℳ, Maisstärke 33 — 34 ℳ, Schabestärke 34 — 35 ℳ Viktoria⸗Erbsen 15 — 19 ℳ, Kocherbsen 14 —19 ℳ, grüne Erbsen 14 — 19 ℳ, Futtererbsen 12 — 12 ½ ℳ, inländische wei Bohnen 22 — 24 ℳ, weiße Flachbohnen 23 — 25 ℳ, ungarische Bohnen 19 — 21 ℳ, galizische und russische Bohnen 17 — 19 ℳ, große Linsen, neue 34 — 45 ℳ, mittel do. neue 20 — 34 ℳ, kleine do. neue 16 — 20 ℳ, Mohn, blauer nom. 28 — 40 ℳ, do. weißer nom. 40 — 54 ℳ, Hirse, weiße 18 — 20 ℳ, gelber Senf 16 — 24 ℳ, Hanfkörner 22 bis 23 ℳ, Winterrübsen 17,20 — 17 ½ ℳ, Winterraps 17 ½ — 18 ℳ, Buchweizen 14 — 16 ℳ, Wicken 12 — 13 ℳ, Pferdebohnen 12 — 12 ½ ℳ, Leinsaat 21 ½ — 22 ℳ, Mais loko 11 — 11 ½ ℳ, Kümmel 50 — 58 ℳ, Leinkuchen 12 ½ — 14 ℳ, Rapskuchen 9 ½ — 10 ½ ℳ, pa. marseill. Erdnußkuchen 12 — 13 ½ ℳ, pa. doppelt gesiebtes Baum⸗ wollensamenmehl 58 % 10 ½ — 12 ½ ℳ, pa. helle getr. Biertreber 28 bis 30 % 8 — 9 ½ ℳ, pa. getr. Getreideschlempe 31 — 34 % 11 — 12 ℳ, pa. getr. Mais⸗Weizenschlempe 35 — 40 % 11 ¾ — 12 ½ ℳ, Maisschlempe 40 — 42 % 11 ¾ — 12 ½ ℳ, Malzkeime 7 — 8 ½ ℳ, kleie 7 ½¾ —8 ℳ, Weizenkleie 7 ¾ —8 ½ ℳ (alles per 100 kg ab Bahn Berlin bei Partien von mindestens 10 000 kg).
— Der Stettiner Maschinen⸗Bau⸗Aktiengesellschaf „Vulkan“ ist vom Norddeutschen Lloyd der Bau zweier großen Dampfschiffe für transatlantische Fahrt übertragen worden.
Wien, 2. September. (W. T. B.) Gewinnziehung der Oesterreichischen Kreditloose von 1858: 150 000 Gulden Serie 157 Nr. 67. 30 000 Gulden Serie 2070. Nr. 1. 15 000 Gulden Serie 3228 Nr. 8. Sonst gezogene Serien: 157 291 415 1039 1299 1416 1475 2070 2178 2840 2858 3187 3228 3286 3352 3353 3506 4012 4115.
London, 2. September. (W. T. B.) An der Küste 5 Weizen ladungen angeboten.
96 % Javpazucker 11 ¾ ruhig, Rüben⸗Rohzucker loko 9 ½ ruhig. — Chile⸗Kupfer 471⁄16, pr. 3 Monat 477 1..
Glasgow, 2. September. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 8050 Tons gegen 2087 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres. 8
Bradford, 2. September. (W. T. B.) Wolle fest, obgleich Umsätze geringer, Garne und Stoffe fest. .
St. Petersburg, 2. September. (W. T. B.) Rußlands Getreide⸗Export. In der Woche vom 25. August
bis 30. August cr. sind über die Haupt⸗Zollämter 6 130 000 Pud Getreide ausgeführt worden. avon entfielen auf Weizen
S
woche gegenüber eine Abnahme um 30 838 000 ℳ nach; der Metalla.