Figuren führen nur ein schattenhaftes Dasein. Gewiß loderte an vielen Stellen ein starkes Nationalitätsgefühl auf, welches das Publikum einige Male derart fortriß, daß es den Verfasser auf die Bühne rief. Allein das vermag an dem Urtheil nichts zu ändern, daß von der Pfordten nach diesem Stück zwar ein guter Geschichts⸗ kenner, aber noch kein Dichter ist. — Die Aufführung war durch⸗ weg ansprechend. Herr Kahle erfreute durch die Echtheit seiner Napoleonmaske ebenso sehr wie durch sein geistreiches Spiel, und Herr Molenar zeigte für die Rauhheit des alten York manchmal eine gewisse Kraft. Aeußerst frisch erschien Herr Keßler als Haupt⸗ mann von Schack. Dagegen vermißte man in den Massenscenen die
Für die Bestellung und die Erfüllung der Zollförmlichkeiten seitens der Post wird für jedes Packet bis zum Gewicht von 5 kg eine Gebühr von 20 ₰ erhoben; bei schwereren Packeten tritt dieser Gebühr das tarifmäßige Bestellgeld hinzu. Für die Wiederverpackung der Sendungen kommt eine Gebühr nur in dem Falle in Ansatz, wenn dadurch baare Auslagen entstanden sind.
b Von dem Eingange einer zollpflichtigen Postsendung swird der Empfänger bei der Bestellung der zugehörigen Begleitadresse in Kenntniß Peha Wünscht er die zollamtliche Schlußabfertigung
standen, daß die zu Schulzwecken gemietheten Räume im Hau Rathhausstraße 4 vom 1. Juli 4 für das städtische anse bureau “ werden, ebenso mit der Erhöhung des den Gelderhebern er Hauptkasse der städtischen Werke zur Einziehung zu übergebenden Quittungsbetrages. — Die vom Magistrat beantragte Anstellung eines Revier⸗Ober⸗Inspektors bei den städtischen Gaswerken mit einem Gehalt von 5000 ℳ und Pensions⸗ berechtigun wurde angenommen. — Die Vorlage, be⸗ 8 treffend die Uebertragung der Rechte und Pflichten aus dem 8 mit den Kaufleuten Körner u. Knappe geschlossenen Fischerei⸗ 8 pachtvertrage an die Berliner Fischzuchtgesellschaft mit beschränkter
Erste Beilage zeiger und Königlich Preu
11“
Berlin, Freitag, den 6. September
Deutschen Reichs⸗A
1895.
durch die Post bewirken zu lassen, so hat er eine — mit der Packetadresse zugestellte — gedruckte Erklärung zu vollziehen und
beide Gegenstände dann dem Briefträger wieder ö oder — soweit es sich um Zollpackete ohne Werthangabe hande
Briefumschlag mit der Bezeichnung „hierin Zolladressen“ an die be⸗ kein Porto be⸗
treffende Postverzollungsstelle zu senden, wofür
rechnet wird. Theater und Musik.
wünschenswerthe Lebendigkeit. t — unter
Richard Wagner’'s „Lohengrin“ in nachstehender Besetzung zur Gudehus, Elsa: Frau p
Herr Bulß.
In Kroll's Theater bringt die Königliche Oper unter Kapellmeister Dr. Muck's Leitung
ierson, Ortrud: Frau Sucher, Telramund:
morgen
Aufführung: Lohengrin: Herr
Königliches Schauspielhaus. Das gestern Abend zum ersten Mal zur Aufführung gelangte
fünfaktige Schauspiel 1812“ von Otto von der Pfordten weckte Es ist nicht
die Erinnerung an eine bange und zugleich große Zeit. ohne Bedeutung, daß eine Jahreszahl der Titel des neuen historischen Schauspiels ist. In Geschichtstabellen findet sich unter jeder Ge⸗ schichtszahl eine Reihe historischer Ereignisse verzeichnet, die in dem betreffenden Jahre sich abgespielt haben. Nicht viel anders ver⸗ hält sich das neue Stück. Der ganze Feldzug Napoleon'’s I. gegen Rußland wird in Einzelbildern vorgeführt oder von invaliden Soldaten erzählt: Napoleon bricht von Königsberg auf, um das russische Reich zu erobern, und kehrt in dem berühmt gewordenen Schlitten heim, um den Kampf von neuem aufzunehmen. General Graf von York muß unter Caulaincourt dienen und gegen Rußland Krieg führen. Auf das Drängen seiner Offiziere und unter dem Ein⸗
flusse des Freiherrn vom Stein schließt er jedoch gegen den Befehl seines
Königs mit den Russen die berühmte Konvention von Tauroggen ab, durch die er sich den Feinden Napoleon's gegenüber zur Neutralität verpflichtet. York wird daraufhin abgesetzt. Man entledigt sich indessen bald E1111“*“ reiherr vom Stein ruft die preußischen Stände auf, erläßt die Landwehrordnung und sein Monarch den Auf⸗ ruf an sein Volk. General von York darf sich der Gnade seines Kriegsherrn erfreuen und erhält wieder das Oberkommando. Die ersten Kosaken reiten in Königsberg ein und werden bejubelt u. s. f. In der That entrollt uns das Werk in einer Reihe, zum theil lebendiger Bilder die Ereignisse des Jahres 1812. Aus Eigenem hat der Dichter ein gutes Stück Poesie nur in⸗ sofern hinzugethan, als er die Liebesepisode zwischen dem bayerischen Rittmeister Franz Hertling und der Tochter York's mitten zwischen die kriegerischen Gestalten, zwischen die Noth und Aufregung jener Zeit stellt und dem Rauhen und Ungefügen manchen freundlichen und reizvollen Zug verleiht. Aber in der ganzen Anlage des Stücks liegt ein großer Fehler. Nie hat es ein Geschichtsjahr gegeben, dessen Anfang, Verlauf und Ende die zwingende Nothwendigkeit einer tragischen Handlung in sich trug. Am wenigsten kann man dies von dem Jahre 1812 behaupten. Hier ist noch weniger, als z. B. in den voraufgegangenen und den folgenden Kriegsjahren, ein nothwendiger Verlauf, eine konsequent durchgeführte Handlung wahrzunehmen. Der Autor hat sich somit eine Aufgabe gestellt, an der auch andere, tüchtigere dichterische Kräfte hätten scheitern müssen. Ein Kriegsjahr kann im besten Fall dem Dichter eine Reihe tragisch wirkender Scenen liefern, niemals aber ein histo⸗ risches Schauspiel von strenger Komposition und Geschlossenheit. Ferr von der Pfordten muß das auch gefühlt haben. Denn er hat ich bemüht, in die meisten seiner Geschichtsbilder den Grafen York als Mittelpunkt hinzustellen; aber dieser Ring ist doch ziemlich äußerlich um die einzelnen Scenen gelegt. Hat man also nicht ein Schauspiel vor sich, sondern nur eine Reihe historischer Bilder, so entbehren diese aber auch der geschichtlichen Treue und Charakteristik. Zwar sind alle von dem Verfasser angeführten That⸗ sachen sachlich richtig, sogar viele der Aussprüche Napoleon's und Pork's historisch beglaubigt, die Kostüme waren getreu; aber diese Dinge beschwören nicht den Geist einer Zeit herauf, sondern nur die Requisiten einer solchen. Ebenso dürftig ist die Charakteristik der Hauptfiguren. Gewiß steckt in dem York viel von der Rauhheit, die diesen hervorragenden Feldherrn ausgezeichnet hat, aber so geschwätzig, wie ihn der Autor darstellt, war er nie, und es erscheint auch sehr zweifelhaft, ob er sich von seiner Tochter Stimmungsberichte über das „Unwägbare“ des preußischen Nationalgefühls aus den Provinzen hat schreiben lassen. Etwas Charakteristik in höherem Stil zeigt die Ge⸗ stalt Napoleon’'s, wie denn der Akt, in welchem der Korse mit York verhandelt, überhaupt der izteressanteste und wirksamste war. Kaum erträglich waren die zahllosen Prophezeiungen von einem zneuen Geist“, einer „neuen Zukunft“ u. s. w., die sich in jedem Akt wiederholen. Das Stück enthält zu wenig Handlung, und die
t vom 6. September r Morgens.
“
8 8˙8
Stationen. Wind. Wetter.
in 0 Celsius
Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeressp red. in Millim. Temperatur 50 C. = 40 R.
Brandt. Anfang 7 Uhr.
2 wolkig
2 wolkig
2 wolkig
2 halb bed. 1 wolkig
2 beiter
1 wolkig
1 bedeckt
SO SNW
Belmullet.. 763 Aberdeen. 764 Christiansund 760 Kopenhagen. 762 Stockholm 761 randa. 755 t. Petersbrg. 761 Moskau . 762 Cork, Queens⸗ ebeö“” 764 Cherbourg. 766 2766 1 EEE(66868öö mburg. 765 Swinemünde 765 S Neufahrwasser 764 still wolkenlos Memel 765 OSO 1 balb bed. 765 NO 1 wolkenlos
765 SW 1 heiter
766 O 2 Dunst 766 still wolkenlos 768 still wolkenlos 766 still wolkenlos 7 still wolkenlos still wolkenlos
O 1 beiter 764 SO 2 wolkig still wolkenlos .1ö1. 2 wolkenlos Uebersicht der Witterung. Die Wetterlage hat sich seit gestern im all⸗ gemeinen sehr wenig geändert, der Luftdruck ist auf dem ganzen Gebiet gleichmäßig vertheilt und daher die Luftbewegung überall schwach. Am höchsten ist der Luftdruck über Südost⸗Europa, am niedrigsten im hohen Norden. In Deutschland ist das Wetter still, warm, trocken und nahezu wolkenlos, Fortdauer der ruhigen, heiteren Witterung mit steigender Tem⸗ peratur wahrscheinlich. Deutsche Seewarte. Preise:
G F.
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Sonntag:
8 88Ob 88
2 bedeckt still Dunst
2 wolkig
2 bedeckt still wolkenlos
2 wolkig
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Frauen. L Arronge.
Sonntag:
Sonntag:
Peuthesilea.
Die Maus. Pailleron.
Königliche Schanspiele. Sonnabend: Opern⸗ haus. (Kroll's Theater.) 8 Romantische Oper in 3 Akten von Richard Wagner. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dekorative Einrichtung vom Ober⸗Inspektor Dirigent:
W“ 183. Vorstellung. Schau⸗ piel in ufzügen von Otto von der Pfordten. Son . ge: In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. “ Anfang 7 ½ Uhr. (Kroll's Theater.) Hänsel und Gretel. von Engelbert Humperdinck. Text von Adelheid Wette. — Die Puppenfee. Pantomimisches Ballet⸗ Divertissement von Haßreiter und Gaul. von Josef Bayer. Schauspielhaus. 184. Vorstellung. Wohlthätige Lustspiel in 4 Aufzügen von Adolph (Anna: Fräulein Bertha Hausner, als Gast.) Anfang 7 ½ Uhr.
Deutsches Theater. Sonnabend: Die Weber. Anfang 7 ½ Uhr. g: 2 ½ Uhr Nachm.: 7 ½ Uhr Abends: Hamlet. Montag: Der Widerspenstigen Zähmung.
Berliner Theater. Sonnabend: Zum ersten
Male: Der Schlagbaum. Nachm. 2 ½ Uhr: Weimar. — Hohenzollern. — Abends 7 ½ Uhr:
Montag: Der Schlagbaum.
Lesfing-Theater. Sonnabend: Neu einstudiert:
Lustspiel in 3 Akten von Edouard Hierauf: Zum ersten Male: Die Welt, in der man sich unterhält. von Edouard Pailleron.
Sonntag, Nachmittags 2 ½ Uhr: Volksthümliche Die Schmetterlingsschlacht.
Im Königlichen Schauspielhause wird morgen das Schauspiel „1812“ von Otto von der Pfordten wiederholt.
Im Neuen Theater gelangen morgen Pailleron's „Komö⸗ dianten“, neu Feinstudiert und zum theil neu besetzt, zur Aufführung. — Wie die Direktion mittheilt, wird eine Vorkaufsgebühr für Plätze im Neuen Theater nicht erhoben.
Im Theater Unter den Linden beginnen am Sonnabend, den 14. September, die italienischen Opernvorstellungen des „Inter⸗ nationalen lyrischen Theaters Sonzogno“ aus Mailand. Zum ersten Male geht an diesem Tage „Martire“, Oper in drei Akten von L. Illica, Musik von Spiro Samara, in Scene.
In nächster Woche beginnen im Garten des Kroll'schen Etablissements die Konzerte des K. K. Hof⸗Ballmusik⸗Direk⸗
tors Eduard Strauß mit seiner vollständigen Kapelle aus Wien.
“ Mannigfaltiges.
Das Polizei⸗Präsidium hat der Direktion der Neuen Berliner Pferde⸗Eisenbahngesellschaft die Genehmigung zur Anlage eines zweiten Geleises in der Frankfurter Allee, zwischen der Petersburger⸗ und Proskauerstraße, ertheilt.
Zur Ausführung des Magistratsbeschlusses, wonach auf städtische Kosten in den Straßen Berlins Versuche 1) mit dem Ser⸗ pollet'schen Dampfwagen, 2) dem Dessauer Gaswagen und 3) mit verbesserten Accumulatoren⸗Wagen angestellt werden sollen, hat sich die städtische Baudeputation an Jos. Brandeis in paris⸗ an den Geheimen Kommerzien⸗Rath Dr. Oechelhäuser in Dessau bezw. an die Accumulatorenfabrik⸗Aktien⸗Gesellschaft zu Hagen i. W. mit der Anfrage gewendet, ob sie geneigt wären, je einen Wagen mit Bedienungsmannschaften zu stellen, um die angestrebten Versuche zur Ausführung zu bringen. Die Große Berliner Pferde⸗Eisenbahngesellschaft hat sich dem Magistrat gegenüber bereit erklärt, unter gewissen Bedingungen zu diesen Ver⸗ suchen geeignete Strecken ihres Liniennetzes zur Verfügung zu stellen. Da von allen drei Interessenten zusagende Erklärungen beim Magistrat eingelaufen sind, steht somit di Inbetriebse ung jener Versuchs⸗ strecken in Kurzem zu erwarten. — Bei der von der Firma Siemens u. Halske zum Bau übernommenen elektrischen Straßen⸗ bahn Behrenstraße — Treptow sollen nach Beschluß des Magistrats das Trolley'sche Hochzuleitungs⸗ und das Klette’'sche Tiefzuleitungs⸗System zur Anwendung kommen. — Ueber den Serpollet'schen Dampfwagen, welcher in Paris auf verschiedenen Linien seit längerer Zeit mit gutem Erfolge in Betrieb gesetzt ist, giebt der Chef⸗Ingenieur M. Hirsch in Paris nach dem hier vor⸗ liegenden Bericht folgendes Gutachten ab: Ohne Zweifel erwächst dem elektrischen Betriebe durch die näher beschriebene Motorkonstruktion eine sehr beachtenswerthe Konkurrenz, dessen Vortheile ernstlich in Betracht gezogen werden müssen, wenn es sich um den Ersatz der thierischen durch mechanische Kraft handelt. Die Aussichten für den Dampfwagen Serpollet's werden sich namentlich dort besonders günstig stellen, wo die Rentabilität des elektrischen Betriebes durch die gewöhnlich bedeutenden Installations⸗ kosten für diesen in Frage gestellt erscheint, oder wo der Herstellung der Stromzuleitungen besondere Hindernisse entgegenstehen. Die Fahr⸗ geschwindigkeit eines solchen vollbesetzten Dampfmotorwagens (40 Per⸗ sonen) mit Anhängewagen beträgt 16 bis 20 km pro Stunde. Ein Motor verbraucht nach den bisherigen Erfahrungen 12 1 Wasser und 1,7 kg Koks pro Stunden⸗Kilometer.
„In der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten wurde zunächst die Magistratsvorlage, betreffend die Einrichtung von Gottes⸗ diensten für Fortbildungs⸗ und Fachschulen, nach kurzer Debatte, in welcher der Stadtverordnete Stadthagen derselben entgegentrat, ange⸗ nommen. — Die Versammlung erklärte sich sodann damit einver⸗
Haftung, fand ebenfalls Zustimmung. — Auf Antrag des Magistrats wurde zu den Kosten der Vorarbeiten für den Rhein⸗Weser⸗Elbe⸗ Kanal ein Beitrag in Höhe von 500 ℳ gewährt. — In Bezug auf die Höhe der nach dem Ortsstatut vom 7./19. März 1877 von den Verpflichteten für Pflasterung und Unterhaltung neuer Straßen zu erstattenden Kosten sfoll es auch für das Jahr 1895/1896 bei dem früheren Satz verbleiben. — Mit der Hergabe des Terrains zur Anlage eines neuen Begräbnißplatzes für die Gemeinde Schenkendorf erklärte sich die Versammlung einverstanden. — Der Magistrat theilte mit, daß die Wahlzeit der Stadträthe Bail, Borchardt, Heller, Hübner, Kochhann, Dr. Krause, Marggraff, Dr. Straßmann und Strubve am 1. Januar 1896, ferner des tadt⸗Bauraths Blankenstein sowie des Stadtraths Voigt am 1. Juni 1896 abläuft. Zur Vorbereitung der Neuwahl soll in der nächsten Sitzung ein Ausschuß gewählt werden. — Zur Theilnahme des hiesigen Branddirektors an dem feuerlöschtechnischen Kongreß in Amsterdam wurde die Summe von 280 ℳ bewilligt. — Schließlich erklärte sich die Versammlung damit einverstanden, daß von dem städtischen Steindepotplatz das zur Erweiterung des Bahnhofs Treptow erforderliche Terrain, ca. 1808 Quadratmeter, dem Eisen⸗ bahnfiskus für den Preis von 20 ℳ pro Quadratmeter überlassen werde. — Der öffentlichen folgte noch eine geheime Sitzung. 1
Coburg, 6. September. In dem benachbarten Neustadt brach in der vergangenen Nacht zum dritten Mal in drei Tagen Großfeuer aus Es sind zusammen 9 Häuser und 14 Scheunen niedergebrannt. In dem Orte Meuselbach wurden durch eine Feuersbrunst 16 Häuser und 13 Scheunen vernichtet. 1
b Fünfkirchen, 5. September. Durch den Einsturz eines Theils eines Neubaues sammt den Gerüsten wurden 40 Arbeiter ver⸗ schüttet. Einer wurde getödtet, 36 schwer verletzt, davon 6 lebens⸗ gefährlich. Die übrigen 3 Arbeiter wurden leichter verletzt.
Paris, 6. September. „W. T. B.“ meldet: Gestern Nach⸗ mittag wurde eine dürftig gekleidete Person dabei überrascht, als sie in der Einfahrt des Rothschild'schen Bankhauses in der Rue Lafitte die Zündschnur einer Bombe anzuzünden versuchte. Die Person, nach den bei ihr vorgefundenen Geräthen anscheinend ein Barbiergehilfe, warf die Bombe zur Erde, ohne jedoch dieselbe zur Explosion zu bringen, und ergriff darauf die Flucht. Eingeholt, setzte der Mann seiner Fest⸗ nahme durch Polizisten sehr heftigen Widerstand entgegen. Der
Polizei⸗Präfekt Lepine begab sich sofort nach dem Thatort behufs Ein: Die Polizei⸗Präfektur, welche über den Fall
leitung der Untersuchung. bis jetzt strengstes Stillschweigen bewahrt, archistisches Attentat zu glauben. Die Bombe wurde de Chemiker Girard übergeben, der heute die Untersuchung ihre Inhalts vornehmen wird. Der Urbeber des
scheint an ein a
des Attentats in der Madeleine⸗Kirche. Sein Alter giebt er au 33 Jahre an, weigert sich aber beharrlich, seinen Namen zu nennen.
Er erklärte, er wäre überzeugter Anarchist und hätte die Bombe besteht aus einer Kakaobüchse,
1 “ ie na ngabe des Verhafteten 40 g Chloratpulver, aber kein Geschoß enthält. Er erklärte ferner, er habe ne Zündschnur mit einer Zigarette anzünden wollen, die Asche der Zigarette aber verhindert, daß das Feuer mit der Zündschnur in Berührun kam. Er habe gegen die Banquiers protestieren wollen. Nach ge wissen Anzeichen scheint es, daß der Verbrecher lange
metrische Signalement des Mannes zu besitzen.
. “ 8— pgl. Nr. 210 d. Bl.) wurde heute Nachmittag in der dichtgefüllt Kathedrale in feierlicher Weise ö“ Ftgcfüllt Zeremonie segnete der Kardinal Ferrari von der Plattform Kathedrale aus die draußen harrende, zahlreiche Volksmenge.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
Theater. man sich unterhält.
Residenz⸗Theater.
37. Vorstellung. Lohen⸗
(Un fil à la patte.) Georges Feydeau. Benno Jacobson. Lautenburg. Anfang 7 ½ Uhr.
Kapellmeister Dr. Muck.
kontrakt.
5 38. Vorstellung. Märchenspiel in 3 Bildern
Musik svielgesellschaft
Anf 7 ½ Uhr. e 2.. dem Mars.
Breitenbach,
Neues Theater. Sonnabend: Neu (Cabotins.)
Pailleron. burg. Anfang 7 ½ Uhr.
einstudiert:
Die Weber. —
dianten.
Anfang 7 ½ Uhr.
Bernhard von
Dellinger. errn Epstein. hierauf:t Großes
singer. fang 7 ½ Uhr. Sonntag:
Lustspiel in 1 Akt Anfang 7 ½ Uhr. bummler.
Komödie
in 4 Akten von Hermann Sudermann. — 7 ½ Uhr: Die Maus. — Hierauf: Die Welt, in der
Direktion Lautenburg. Sonnabend: Fernands Ehekontrakt. Schwank in 3 Akten von
Uebersetzt und bearbeitet von In Scene gesetzt von Sigmund
Fernands Ehe⸗
Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestraße 25 — 26.
Jeden Abend 7 ½ Uhr: Gesammtgastspiel der Schau⸗ „Die Lilipntaner“. Carl und Theodor Rosenfeld. Die Reise nach Großes Ausstattungsstück mit Gesang und Tanz in 4 Akten und 13 Bildern von Robert
Schiffbauerdamm 4 a. /5.
Lustspiel in 4 Akten von Edouard In Scene gesetzt von Sigmund Lauten⸗
Sonntag: Der natürliche Sohn. Montag (2. öAXA“
Theater Unter den Linden. Die Chansonnette. Operette in 3 Akten von Viktor von Waldberg. Musik von Rudolf In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Dirigent: Herr Kapellmeister Wiene. Ballet ⸗Divertissement, arrangiert und entworfen vom Balletmeister J. Rei⸗ Dirigent: Herr Kapellmeister Wiene.
Die Chansonnette. Großes Ballet⸗Divertissement.
Adolph Ernst⸗Theater. Sonnabend: Parade⸗ Gesangsposse in 4 Akten von Eduard
Jacobson und Leon Treptow. Kuplets von Ed.
Jacobson und Gustav Görß. Musik von Gustav Steffens. In Scene gesetzt von Adolph Ernst. Anfang 7 ½ Uhr.
Sigmund
Direktion: Richard Schultz. Emil Thomas a. G Sonnabend: Eine tolle Nacht.
stattungsposse mit Gesang und Tanz in 5 Bildern
von Wilh. Mannstädt und Julius Freund. Musik
von Julius Einödshofer.
Direktor Richard Schultz. Die Tanz⸗Arrangem
vom Balletmeister Gundlach. Anfang 7 ½ Uhr. Sonntag: Eine tolle Nacht.
Direktion: Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Bertha Regehly mit Hrn. Diakonus Gottlieb Kosmala (Konstadt). — Frl. Clara Meine mit Hrn. Rittergutsbesitzer Dr. Hermann Henneberg (Hannover — Ober⸗Kummernick, Kr.
8. Freiin Parßarethe “
2 mit Hrn. Regierungs⸗Assessor Eberhard von Lücken
Komödianten. (Quaritz —Liegnitz). — Frl. Margarete von Bredow von Freier (Schloß Mückenberg —Raduhn).
Verehelicht: Hr. Pastor Alfred Ballhorn mit Frl. Margarethe Domansky (Berlin).
Geboren: Eine Tochter: Hrn. von Schroeder (Braunsfelde). — Hrn. Ministerial⸗Assessor Zicker⸗ mann (Schwerin i. M.).
Gestorben: Hr. Pastor Ferdinand
ausig (Berlin). — Hr.
Komö⸗ Kon Sonnabend: emerit.
Heinrich Galle (Breslau). — Fr. Konsul Paula Behrend, geb. Ebers (Berlin).
Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin.
Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.
An⸗ — Hierauf: Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
Fünf Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).
1 der Verb im Quartier Montmartre gewohnt hat. Die Polizei⸗Präfektur glaubt, das anthropo⸗
Der eucharistische Kongreß
hme Attentats hat große Aehnlichkeit mit dem Anarchisten Pauwels, dem Urheber
hab 8—
Am Schlusse der der
Sonntag: Dieselbe Vorstellung. 8
Zentral-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30.
Große Aus⸗
8
In Scene gesetzt vom
mit Hrn. Rittergutsbesitzer und Lieut. d. R. Hans 8
† Hr. Hauptmann Robert rahmer (Marienwerder). — Hr. Seminar⸗Lehrer
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗
(Stat.
seit 1882, wie folgt:
Das vom Kaiserlichen Statistischen Amt herausgegebene dritte Heft des laufenden Jahrgangs der „Vierteljahrshefte zur Statistik des Deutschen Reichs“ enthält Beiträge zur Statistik der Getreide⸗ preise in Deutschland und im Auslande. 8
An erster Stelle erscheinen Großhandels⸗ und Marktpreise von Weizen und Roggen in dihe deutschen Städten während der letzten funfzig Jahre. Die Angaben umfassen Börsenpreise in Königs⸗ berg, Berlin, Frankfurt a. M., Dresden, Leipzig und Mannheim,
owie Markt⸗ oder Schrannenpreise in Königsberg, Danzig, Breslau, erlin, Köln, Aachen, München, Nürnberg, Augsburg, Stuttgart, Ulm und Freiburg i. B. b 8
Im Anschluß an diese Nachweise werden Großhandelspreise von Weizen, Roggen, Gerste und Hafer an deutschen und fremden Börsenplätzen für die 10 Jahre 1885 bis 1894 nach Monaten und im Jahresdurchschnitt mitgetheilt. Die Daten erstrecken sich auf die deutschen Plätze Königsberg, Danzig, Stettin, Lübeck, Bremen, Ham⸗ burg, Berlin, Magdeburg, Frankfurt a. M. Mannheim, München und Lindau, ferner auf die Auslandsplätze Wien, Budapest, Paris, Amsterdam, London, Chicago und New⸗York. Für Hamburg sind nur Jahres⸗Durchschnittspreise eingestellt, Amsterdam erscheint nur bei Weizen und Roggen, Chicago und New⸗York nur bei Weizen. Sämmtliche Preise sind Platzpreise für bestimmte
lieferungsfähige Mustersorten, nur bei London sind die sogenannten
Gazette Averages mitgetheilt, d. h. Landesmittelpreise, welche aus den Umsätzen an 196 Märkten des vereinigten Königreichs ermittelt und in der „London Gazette“ wöchentlich veröffentlicht werden.
Als Anhang zu diesen Uebersichten sind für die einzelnen Monate der letzten drei Fahre 1892 bis 1894 Platzpreise von Weizen ver⸗ schiedener Provenienz in Liverpool nach Beerbohm und Preise argentinischen Weizens in Buenos Aires nachgewiesen.
8 Chinas Außenhandel und Schiffsverkehr.
Corr.) Das Bedürfniß nach den Erzeugnissen der europäischen Kultur, welches die zahlreichen Bewohner des großen chinesischen Reichs, besonders aber die daselbst ansässigen Fremden, jahrein jahraus empfinden, hat einen fortgesetzt zunehmenden Güter⸗ austausch zwischen dem Osten Asiens und Europa zur Folge gehabt. Liefert die chinesische Statistik uüͤber diese Handelsbewegung eingehende Nachrichten ¹), so leidet sie doch an dem Mangel, daß sie bezüglich des Verkehrs mit den europäischen Ländern lediglich zwischen Groß⸗ britannien, Rußland und dem europäischen Kontinent ohne Rußland unterscheidet. ur aus dem Nachweis über den Schiffsverkehr in den chinesischen Vertragshäfen lassen sich noch einige Anhaltspunkte über den Antheil der einzelnen seefahrenden Nationen Europas an dem Handel mit dem Reiche der Mitte gewinnen, will man nicht die Handelsstatistiken dieser Länder selbst zu Rathe ziehen, welche indeß
eine einwandfreie Auskunft auch nicht zu bieten vermögen.
Chinas Einfuhr und Ausfuhr stellten sich in Haikwan Taels ²)
Einfuhr Ausfuhr 77 715 228 67 336 846 73 567 702 72 760 758 88 200 018 87 479 323 102 263 669 124 782 893 110 884 355 127 093 481 134 003 863 135 101 198 151 362 819 116 632 311 2 162 102 911 128 104 522.
In diesem zwölfjährigen Zeitraum hat sich mithin sowohl die Einfuhr wie die Ausfuhr verdoppelt. Im Jahre 1894 belief sich die Einfuhr aus Großbritannien auf 29 943 379 Haikwan Taels, diejenige aus dem europäischen Kontinent ohne Rußland auf 5770594 H. Taels. Dagegen betrug die Ausfuhr nach beiden Gebieten 11 500 254 bezw. 19 119 081 H. Taels. Ueber den Verkehr mit Rußland giebt nach⸗ stehende Uebersicht Auskunft. Im Jahre 1894 betrug
Odessa Kiachta Mandschurei Einfuhr 858 369 — 200 359 Ausfuhr 3 369 611 6257 452 1 396 041. Der Absatz chinesischer Erzeugnisse nach Rußland ist also erheblich größer als der Bezug von da. Was nun den Schiffsverkehr in den chinesischen Vertragshäfen
92 401 067
96 947 832
87 144 480 100 947 849 102 583 525
anlangt, so fassen wir hier nur die europäischen seefahrenden Länder
ins Auge und erhalten dann folgende Uebersicht:
8 Flagge Zahl der mit Zahl der mit ö“ “ Schiffe Tonnen Schiffe Tonnen 11““ 246 92 845 530 227 912 deutsche. 2 656 1 582 648 2 429 1 983 605 holländische — — 31 27 519 ..15 763 14 802 750 20 527 20 496 347 französische . . .. 179 269 002 293 348 291 EII 47 70 183 92 138 472 schwedische u. norwegische 71 32 418 471 288 051
Wir sehen, daß Deutschland hier an zweiter Stelle hinter Großbritannien steht; wenn die Zahl seiner Schiffe in den Keflches Vertragshäfen seit 1889 auch abgenommen hat, so ist doch der Tonnengehalt derselben beträchtlich gestiegen; ein Zeichen, daß an Stelle kleinerer Schiffe mit der Zeit zwar weniger, aber größere ge⸗ treten sind. Großbritanniens Schiffsverkehr in den chinesischen Ver⸗ tragshäfen ist demjenigen aller übrigen Nationen 18c; lange weit überlegen und noch in fortgesetzter Steigerung begriffen. Eine verhältnißmäßig sehr starke Vermehrung hat auch der Verkehr nor⸗ wegischer und schwedischer Schiffe in den chinesischen Vertragshäfen erfahren. Die Zahl der französischen Schiffe nahm hier zwar gleich⸗ falls stark zu, nicht in diesem Verhältnisse jedoch ihr Tonnengehalt.
16
Zur Arbeiterbewegung.
Aus Leipzig berichtet die „Lpz. Ztg.“: In einer gestern ab⸗ Phaltenen Versammlung der ausständigen Maler⸗ und ackierergehilfen Leipzigs wurde mitgetheilt, daß der Ausstand günstig stehe, denn 46 Meister, darunter einige ber Innungs⸗ meister, sollen den Tarif bewilligt und am Mittw allein sollen 86 Gehilfen die Arbeit nach Bewilligung der Forderungen wieder aufgenommen, 30 Ausständige aber Leipzig verlassen haben (vgl. Nr. 209 und 211 d. Bl.).
Hier in Berlin hat eine Versammlung von Vergolder⸗
gehilfen und Berufsgenossen am Mittwoch einen allgemeinen Aus⸗
¹) Imperial Maritime Customs. Returns of trade and trade reports for the year 1894. Published by order of the Inspector general of Gustoms. Shanghai, 1895 2²) 1 Haikwan Tael = 3,26 ℳ
Ein⸗ und ausgelaufene Schiffe in den chinesischen Vertragshäfen “ 1889 1894
stand für alle Zweige des Vergoldergewerbes beschlossen, der mit der kommenden Woche beginnen soll. Die Arbeiter fordern 33 ⅛ v. H. Zuschlag zu den Accordsätzen. Die Ausständigen sollen, wie die Blätter berichten, in den ersten vierzehn Tagen des Ausstandes eine Unterstützung nicht erhalten. — Der Berliner „Volksztg.“ zufolge sind die Steinmetze der Firma Holzmann u. Co. wegen Nichtbewilligung der neunstündigen Arbeitszeit in den Ausstand ein⸗
getreten. 1 b 2 1 Aus Cardiff berichtet „W. T. B.“ vom Kongreß der Der Kongreß nahm gestern ein⸗
englischen Gewerkvereine: . ein⸗ stimmig eine Entschließung an, wonach der parlamentarische Ausschuß angewiesen wird, die Zahlung von Diäten an die Parlamentsmitglieder nochmals im Parlament zur Sprache zu bringen. Ferner wurde mit 266 000 gegen 246 000 Stimmen eine Entschließung angenommen, die Regierung zu ersuchen, die Einwanderung mittelloser Ausländer
zu verhindern. Literatur.
Geschichte.
ff. Die Fürsten des Welfenhauses in ihren Be⸗ ziehungen zu Kunst und Wissenschaft. Von Rudolf Eckart. Braunschweig, Schwetschke, 1895. Pr. 1,50 ℳ — Der Ver⸗ fasser beginnt mit einer Genealogie des Welfenhauses und schildert dann, mit Heinrich dem Löwen, dem Stifter der norddeutschen Welfenlinien anfangend, welche Stellung die einzelnen Fürsten der Braunschweigischen Linie zu Kunst und Wissenschaft eingenommen haben. Wir wollen hier kurz die Bedeutendsten hervorheben. Heinrich der Löwe ließ zahlreiche Kirchen und Klöster erbauen und erwarb sich durch Sammlung alter Chroniken ein großes Verdienst um die historische Wissenschaft. Unter seinen Nachfolgern spaltete sich das Haus in viele kleine Linien; hierdurch wurde zwar ihr Reichthum vermindert, und große künstlerische Unternehmungen konnten nicht stattfinden, aber andererseits kam die Bauthätigkeit und der wissenschaftliche Sammeleifer der Herzöge vielen kleinen Ortschaften, in denen sie residierten, zu gute. So stiftete Herzog Erich von Kalenberg, der Freund Maximilian's I., das Göttinger Gymnasium, Julius von Grubenhagen die Universiät Helmstedt, und sein Sohn Heinrich Julius ist der Begründer der großen Bibliothek in Wolfenbüttel. Auch fruchtbare Schriftsteller fehlten im Welfen⸗ hause nicht; so verfaßten die Brüder Rudolf August, Anton Ulrich und Ferdinand Albrecht im 17. Jahrhundert zahlreiche Werke religiösen und weltlichen Inhalts; andere endlich, wie Herzog Karl von Braunschweig, der Schwager Friedrich's des Großen, wandten ihre Hauptaufmerksamkeit der Pflege des Theaters zu.
Biographie.
„Cotta.“ Von Dr. Albert Schäffle (18. Band der Biographien⸗Sammlung „Geisteshelden“, herausgegeben von Dr. Anton Bettelheim), Verlag von Ernst Hofmann u. Co. in Berlin SW 48. Preis 2 ℳ 40 ₰, in Subskription 2 ℳ — Aus warmer Be eisterung für Cotta's Verdienste um das geistige, politische und wirthschafliche Leben Deutschlands unternahm es Schäffle, das Leben des berühmten Buchhändlers zu schildern. Auf Grund der Briefwechsel mit Schiller und Goethe giebt er eine Darstellung der Beziehungen Cotta's zu den Klassikern; seine Persönlichkeit, seine Ehr⸗ furcht vor der schöpferischen Gabe unserer nationalen Dichter, sein theils entgegenkommendes, theils selbständiges Verhalten im Verkehr mit ihnen tritt anschaulich vor Augen. Wie sich aber Cotta selbst keineswegs auf seine weit über Deutschland hinausgreifenden Verlags⸗ geschäfte beschränkte, bescheidet sich auch Schäffle durchaus nicht mit Cotta's vSe Thätigkeit. Zum ersten Male giebt er, auf Familien⸗ papiere, mündliche Mittheilungen und Archivstudien gestützt, eine um⸗ fassende Darstellung von Cotta's diplomatischer Thätigkeit; insbesondere weist er die Verdienste nach, die sich Cotta aus eigner Initiative und als Vertrauensmann der Könige von Württemberg und Bayern um die Anbahnung des deutschen Zollvereins erworben hat. Ferner erkennt er auch Cotta's frühzeitigen Antheil an der Einführung der Dampfschiffahrt auf dem Bodensee an. Seinen Patriotismus be⸗ kundete Cotta in der von ihm begründeten und stetig inspirierten (Mün⸗ chener) „Allgemeinen Zeitung“, welche die von ihm gehegten Gedanken einer besonnenen Entwickelung der deutschen Politik darlegte. So erhalten reir ein Bild von der Vielseitigkeit dieses Mannes, der überall, wo er Hand anlegte, Lebensvolles und Gedeihliches schuf: als Buchhändler, Kaufherr, Diplomat und Verkehrspolitiker.
Zeitschriften. .“ Unter dem Titel „Jugend“ erscheint demnächst, heraus⸗ egeben von Georg Hirth in München und unter Redaktion von 8 ritz von Ostini, eine illustrierte Wochenschrift, die in erster Linie der Kunst und dem Humor gewidmet sein soll, aber durch diese beiden Medien alle Gebiete zeitgenössischen Lebens, Theater, Literatur, Mode, Sport, Politik u. s. w. in origineller Weise beleuchten will. — Geographische Zeitschrift. Herausgegeben von Dr. A. Hettner, außerordentlichem Professor an der Universität Leipzig. 1. Jahrgang 1895. 1. bis 4. Heft. Jährlich 12 Monatshefte zu je 3 ½ bis 4 Bogen. Abonnementspreis halbjährlich 8 ℳ (Leipzig, B. G. Teubner.) — Trotz der ansehnlichen Zahl geographischer Zeit⸗ schriften und Vereinsmittheilungen fehlt ein Organ, das die Fort⸗ schritte des geographischen Wissens und die Veränderungen der geographischen Zustände in übersichtlicher Weise zusammenfaßt und zu allgemeiner Kenntniß bringt und geographische Erläuterungen zu den Ereignissen der Zeitgeschichte giebt. Die „Geographische Zeit⸗ schrift“, deren 4. Heft bereits vorliegt, will diese Lücke ausfüllen. Sie will sich keineswegs nur an den geographischen Fachmann wenden, sondern an Alle, die an L.Ses Dingen Antheil nehmen: an die Lehrer der Geographie, an die Verkreter der verwandten Wissenschaften, kurz an die Gebildeten aller Stände. Im 1. Heft bringt der Heraus⸗ eber einen einleitenden Artikel über geographische Forschung und ildung; Professor von Richthofen⸗Berlin bespricht den Ostasiatischen Krieg und den Frieden von Schimonoseki in seinen geographischen Beziehungen; Professor Brückner⸗Bern erörtert den Einfluß der Klimaschwankungen auf die Ernteerträge und Getreide⸗ preise in Europa. Das Heft enthält ferner außer vier Textbildern und einer Karte einen ausführlichen Bericht über den 11. deutschen Geograpbentag (in Bremen) und die damit verbundene geographische Ausstellung. Le.eeaaen. ein Feneihe. neuer einschlägiger Bücher sowie eine Zeitschriftenschan machen den Beschluß. Unter den Aufsätzen der solgergen Nummern sind diejenigen über den „Nord⸗ Ostsee⸗Kanal“ (vom Geheimen Regierungs⸗Rath Professor Launhardt⸗ Hannover) im 2. Heft und über „Madagaskar und den französisch⸗ madagassischen Konflikt“ (von Professor Dr. C. Keller⸗Zürich) in den Heften 3 und 4 besonders hervorzuheben. — Die der Zeitschrift durch den Verlag zu theil gewordene Ausstattung macht einen vor⸗ theilhaften Eindruck. — In neuem Gewande stellen sich mit dem soeben ausgegebenen ersten Heft des zwölften Jahrgangs die illustrierten Oktav⸗ efte von „Ueber Land und Meer“ (Stuttgart, Deutsche erlags⸗Anstalt) vor: sie erscheinen in buntfarbigem Umschlag nach einem originellen Entwurf von Professor Paul Höcker in München. Aber nicht nur auf die äußere Einkleidung erstreckt sich die Neuerung, welche dem altbewährten Unternehmen zu theil geworden ist; davon
überzeugt schon ein flüchtiger Blick in den Inhalt des Hefts. Man
findet da zunächst einen fesselnden neuen Roman von Bernhardine Schulze⸗Smidt, betitelt „Pave, der Sünder“, und als heiteres Gegen⸗ bild dazu eine Erzählung von Robert Misch aus dem süddeutschen Volksleben: „Don Juan im Dorfe“. Die Novellette „Turandot“ aus dem Nachlaß Sacher⸗Masoch's zeigt die ganze Eigenart dieses jüngst aus dem Leben geschiedenen, begabten Schriftstellers. Künstlerische und wissenschaftliche Essays, Skizzen, belehrende Darstellungen und kleinere Mittheilungen aller Art bringen ferner in bunter Reihenfolge Neues und Interessantes aus fast allen Lebensgebieten. Eine hervorragende Stelle nehmen unter diesen Beiträgen die Erinnerungen an die kriegerischen des deutschen Volkes vor fünfundzwanzig Jahren ein.
ie künstlerische Ausstattung bekundet nicht minder das Bestreben, allen Anforderungen der fortschreitenden Zeit gerecht zu werden. Das gilt in erster Linie von den vortrefflichen Kunstbeilagen: den in Farbenholzschnitt wiedergegebenen Gemälden: „Die ersten Trauben“ von Curt Agthe und „Kasperletheater“ von Th. Kleehaas. Aber auch in den Text⸗Illustrationen treten uns die Fortschritte des neuen Bunt⸗ druckverfahrens entgegen, wie das die bildlichen vr ee. 9 zu dem Artikel „Der BYellowstone National⸗Park“ darthun. n Kunst⸗ beilagen, Einschaltbildern und selbständigen Textbildern werden in dem einen Hefte nicht weniger als fünfzehn Blätter geboten. Somit eröffnet das vorliegende Heft den neuen Jahrgang in viel versprechen⸗ der Weise. Der große Leserkreis von „Ueber Land und Meer“ wird an allen diesen Erweiterungen und Verschönerungen seine Freude haben, aber auch an gern neu hinzutretenden Abonnenten wird es nicht fehlen. Letztere können das Heft (Pr. 1 ℳ) in jeder Buch⸗ handlung zur Ansicht erhalten.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Cholera.
Oesterreich⸗Ungarn. In Tarnopol (Galizien) wurden nach dem „Oest. San.⸗W.“ vom 23. August ab 4 Erkrankungen festgestellt, darunter 1 mit tödtlichem Ausgang.
Großbritannien. Einer Mittheilung vom 2. September zu⸗ folge wurden in Grimsby 2 Fälle von asiatischer Cholera amtlich festgestellt.
Frankreich. Nach dem Bull. hebdomadaire de statistique municipale wurde vom 18. bis 24. August in 3 Stadttheilen von Paris je eine Erkrankung an „affections cholériformes“ festgestellt.
Rußland. Dem Medizinal⸗Departement wurden bis zum 5. August folgende Erkrankungen (und Todesfälle) gemeldet: in dem Gouvernement Wolhynien vom 7. bis 13. Juli: 49 (13), vom 14. bis 20. Juli; 165 (72). — Zufolge anderweitiger amtlicher Mit⸗ theilungen erkrankten (und starben) in demselben Gouvernement vom 21. bis 27. Juli: 106 (26), vom 28. Juli bis 3. August: 466 (166), vom 4. bis 10. August: 1004 (322) und vom 11. bis 17. August: 2025 (718) Personen. Während des letztbezeichneten Zeitraums trat die Seuche in den Kreisen Ostrog, Kremenez, Saslaw, „Starokonstantinow, Nowogrodwolynsk und Dubno auf.
Straits Settlements. In Singapore scheint die Krankheit im Abnehmen begriffen zu sein; am 29. Juli wurden 4 Fälle angezeigt.
Ostindien. Kalkutta. Vom 21. bis 27. Juli sind 9 Personen an Cholera, 5 an Pocken und 155 an Fiebern gestorben.
Gelbfieber.
In Rio de Janeiro wurden vom 30. Juni bis 13. Juli nach den „Abstr. of sanit. rep.“ 22 Todesfälle festgestellt, ferner in Santos vom 1. dis 6. Juli 5 Neuerkrankungen und 1 Todes⸗ fall, in Vera Cruz vom 26. Juli bis 1. August 12 Todesfälle, in San Juan (Portorico) vom 7. bis 20. Juli 60, vom 21. bis 27. Juli 7, in Santjago (Cuba) vom 14, Juli bis 3. August
erkrankungen. Verschiedene Erkrankungen. 8 Pocken: London 6 (Krankenhäuser) Todesfälle; Budapest 2, London 65 (Krankenhäuser), Paris 8 Erkrankungen; Flecktyphus St. Petersburg 3 Erkrankungen; Rückfallfieber: Moskau 2 Todes fälle; St. Petersburg 5 Erkrankungen; Genickstarre: New⸗York 3 Todesfälle; Influenza: Berlin, London je 2 Todesfälle; Toll⸗ wuth: Moskau 1 Todesfall. — Mehr als ein Zehnte aller Gestorbenen starben an Scharlach (Duvcchschnit aller deutschen Berichtsorte 1881/90: 1,39 %): in Pose — Erkrankungen kamen in Berlin 73, Breslau 46, im Reg. Bez. Posen 90, im Hamburg 36, Edinburg 45, Kopenhagen 26 London 307 (Krankenhäuser), Paris 42, St. Heteröburg 35, Wien 5 vor —, an Unterleibstyphus (1881/90: 1,09 %): in Bonn — Erkrankungen sind gemeldet aus Hamburg 41, St. Petersburg
burg 27, Wien 35, — an Diphtherie und Croup in Berlin 101,
zur Anzeige.
war während des 2. Viertels des Jahres 1895 nicht günstig.
aufgetreten. Dagegen kamen die Pocken, welche in der vorher⸗ nur noch auf der zur Molukkengruppe gehörigen JI nennenswerther Weise vor.
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 5. zeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 4. d. M. gestellt 4333, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen. 8
Magdeburg, 5. September. (W. T. B.) Zuckerbericht. Rendement —,—, neue 9,75 — 10,00. Nachprodukte exkl., Rendement 7,10 — 7,80. Fest. Brotraffinade II 22,50. Gem. Raffinade mit Faß 22,50 — 23,00. Gem. Melis I mit Faß 22,00. Fest. Rohzucker I. Produkt Transito f. a. B. Hamburg pr. September 9,52 ½ Gd., 9,60 Br., pr. Ok⸗ tober 10,02 ½ bez. und Br., pr. November⸗Dezember 10,15 Gd., 10,20 Br., pr. Januar⸗Februar 10,42 ½ bez., 10,45 Br. Stetig.
Leipzig, 5. September. 8 . B.) HehAH. en handel. La Plata. Grundmuster B. pr. September 3,4 Oktober 3,42 ½ ℳ, pr. November 3,45 ℳ, pr. Dezember 3,45 ℳ, r. Januar 3,47 ½ ℳ, pr. Februar 3,50 ℳ, pr. März 3,52 ½ ℳ, pr. vgrn 3,52 ½ ℳ, pr. Mai 3,52 ½ ℳ, pr. Juni 3,55 ℳ, pr. Juli 3,55 ℳ, pr. August 3,55 ℳ Umsatz 75 000 . Behauptet.
Bremen, 5. September (W. T. 89 Börsen⸗Schlußbericht.
0
Raffiniertes Petroleum. (Offtzielle tierung der Bremer Petroleum ⸗Börse.) Fest. Loko 6,20 Br. Baumwolle.
141, in Havana vom 2. bis 8. August 25 bei, etwa 70 Neu⸗
105; — Erkrankungen an Masern kamen in Berlin 21, Breslau 33, in den Reg.⸗Bezirken Arnsberg 190, Düsseldorf 94, in St. Peters⸗
München 27, Hamburg 24, Paris 69, St. Petersburg 32, Wien 45
der Gesundheitszustand in 2ges sg a nn 8 Inb folge heftiger Regenfälle sind besonders unter der eingeborenen Be⸗ völkerung zahlreiche Malariafälle und Darmkrankheiten
gegangenen Berichtsperiode den ganzen Archipel heimgesucht Hatten 8 el Timor in
d. M. gestellt 10 847, nicht recht⸗
Kornzucker, exkl., von 92 % —, neue 10,40 — 10,60. Kornzucker exkl., 8 9 % 8 75 %
Brotraffinade I 22,75 — 23,00.
0 ℳ, pr.