dem Speisesaal hinaufgeleitet. Bei dem Eintritt in denselben ührten Seine Königliche Hoheit der Prinz Albrecht Ihre
ajestät die Kaiserin, Seine Majestät der Kaiser die Ober⸗Hofmeisterin Gräfin von Brockdorff. Unter Vorantritt des Vorsitzenden des Frihsal 3. von Köller begaben Sich Ihre Majestäten hierauf, gefolgt von dem Ober⸗Präsidenten, Staats⸗Minister von Puttkamer, zu Ihren Plätzen. Ihrer Majestät der Kaiserin zur Linken saß Seine Königliche Hoheit der Prinz Albrecht; dann folgten die Hofdame Gräfin von Keller, der Ober⸗Präsident von Putt⸗ kamer und der Staats⸗Minister von Köller. Rechts von Seiner Majestät dem Kaiser saßen die Gräfin von Brockdorff, der Fürst zu Putbus und die Gräfin von Bassewitz. Während des Mahls nahm der Vorsitzende des Provinzial⸗Landtags, Wirkliche Geheime Rath von Köller das Wort zu folgender Ansprache:
„Wenn Preußens Könige in Ihren Provinzen Repuen abhalten, dann sind dies nicht bloß militärische Manöver, die darauf abzielen, die Wehrkraft des Vaterlandes zu stärken, sondern es sind auch Volksfeste; denn alles Velk läuft zusammen, seinen König zu sehen und mit Jubel zu begrüßen. So sind auch wir heute hier versam⸗ melt, um Eure Majestät in der Provinz Pommern willkommen zu heißen und unserer Allergnädigsten Kaiserin, deren Erscheinen den heutigen Tag verherrlicht, e allerunterthänigsten Dank aus⸗ zusprechen. Dabei ergreifen wir freudigst Gelegenheit, Euren Majestäten das Gelübde der Treue zu erneuern, die in den Herzen der Pommern tief eingegraben ist, und die Versicherung zu Füßen zu legen: niemals soll sie erlahmen, die pommersche Treue — nicht in uten, nicht in bösen Tagen. Mit diesem Gelübde erheben wir den Ruß der alle Herzen höher schlagen macht, den Ruf, in den die esammte Einwohnerschaft der Provinz im Geiste einstimmt, den Ruf: Seine Majestät der Kaiser und König, unser Allergnädigster Herr, und Ihre Majestät die Kaiserin und Königin unsere Aller⸗ gnädigste Herrin, leben hoch!“
Das Hoch fand begeisterten Widerhall. Nachdem die Musik die Nationalhymne gespielt hatte, erhoben Sich Seine
Majestät der Kaiser zu folgender Erwiderung:
„Mein lieber Herr von Köller! Sie haben soeben in beredten Worten den Gefühlen der Provinz Pommern Ausdruck gegeben, und Ich beeile Mich, freudig bewegten Herzens im Namen der Kaiserin und in Meinem Unseren herzlichsten Dank Ihnen auszu⸗ sprechen. Es ist das erste Mal, daß Ich das pommersche Korps zusammenrufe, um es auf seine Kriegstüchtigkeit hin zu prüfen, und da werden Sie es wohl natürlich finden, daß Ich zurückgehe in der Geschichte, und daß Ich Mich an das Jahr und die Tage erinnere, wo ein Anderer hier stand, und wo der Jubel des Volks dem großen Kaiser galt, der nun leider nicht mehr unter uns weilt. Wohl entsinne Ich Mich und Sie wohl Alle der Stunden, da die herrliche Fürstengestalt unter uns wandelte, da Ihr alter Vater, Herr von Köller, mit Auszeichnung und Gnade von Meinem Herrn Großvater behandelt wurde, wo zwei Zeiten und zwei Geschlechter sich begegneten, die nun dahin sind. Und neben dem großen Kaiser die Figur Meines seligen Vaters in der herrlichen Pracht Seines Kürassier⸗Regiments, der einst gewesene Statthalter von Pommern. Sie sehen hieraus, Meine Herren, wie viele Fasern und wie viele Bänder zwischen Ihnen und Meinem Hause sowie Meiner Person verwoben sind, und in wie naher Beziehung die Provinz Pommern zu Uns steht. Heiß umstritten ist sie worden durch Meine Vor⸗ fahren, bis es endlich gelang, dieses herrliche Land, dieses kerndeutsche Volk mit der Mark zu vereinen, sodaß nunmehr der rothe Greif mit dem rothen Aar auf demselben Wappenschild sich befand. Nun, Meine Herren, Sie haben soeben das Gelübde gehört, welches Herr von Köller in Ihrem Namen sprach — Ich nehme Sie beim Wort! Ich danke Ihnen dafür. Schließen Sie sich zusammen, um das Andenken und die Person Seiner Majestät des Kaisers Wilhelm I. zu schützen und zu wahren, wie Ich dazu schon an anderer Stelle Mein Volk aufgerufen habe. Mein Wunsch soll der sein, daß in der erhabenen Erinnerung an jene große Zeit, die wir in diesen Tagen gefeiert, in der Er⸗ innerung an die Stunden, da die erlauchte Gestalt des Dahin⸗ geschiedenen unter uns weilte, wir aufs neue uns vergewissern und gegenseitig geloben, fortzuarbeiten und fortzubauen an dem, was Er geschaffen. Und daß dabei die Provinz Pommern grünen, blühen und sich entwickeln möge, daß Stettin zu einer mächtigen Handelsstadt emporblühen möge, das sei Mein inniger Wunsch. Er⸗ heben Sie die Gläser und trinken Sie mit Mir auf das Wohl der Provinz Pommern! Sie lebe hoch! hoch! hoch!“
Um 7 ½ Uhr wurde die Tafel aufgehoben. Ihre Majestäten begaben Sich hierauf in den Nebensalon, wo Cercle gehalten und Vorstellungen entgegengenommen wurden.
Um 8 Uhr kehrten Ihre Majestäten unter dem endlosen Jubel der Bevölkerung in das Königliche Schloß zurück, und um 8 ½ Uhr begann der Zapfenstreich. Ihre Majestäten er⸗ schienen während desselben wiederholt an den Fenstern des Schlosses und auf dem Balkon vor Ihren Gemächern. Während des ganzen Tages war das Wetter prachtvoll.
Niachdem heute Morgen die bekränzten Fahnen und Standarten im Schlosse abgeholt worden waren, stiegen Seine Majestät der Kaiser um 9 ¼ Uhr 1 Pfede⸗ um Sich zur Parade des II. Armee⸗Korps 88 treckow zu begeben. Ihre Majestät die Kaiserin fuhren zu
nach dem Paradefeld und stiegen dort zu Pferde. Ihre Majestäten wurden auf dem ganzen Wege nach dem Parade⸗ e den herbeigeströmten dichten Volksmassen enthusiastisch egrüßt.
Die Truppen waren in zwei Treffen aufgestellt und wurden von dem kommandierenden General, General der Infanterie von I befehligt. Im ersten Treffen standen die 3. Divi⸗ sion unter dem Kommando des General⸗Lieutenants von Froben und die 4. Division unter dem Befehl des General⸗Lieutenants von Lütcken. Die 5. Infanterie⸗Brigade unter dem Kommando des General⸗Majors von Viebahn, am rechten Flügel des ersten Treffens, war gebildet aus dem Grenadier⸗Regiment König Friedrich Wilhelm IV. (1. Pommersches) Nr. 2 und dem Infanterie⸗Regiment 235 Moritz von Ankhalt⸗ Dessau (5. Pommersches) Nr. 42; die 6. Infanterie⸗ Brigade unter General⸗Major von Bodenhausen setzte sich aus dem Kolbergschen Grenadier⸗Regiment Graf Gneisenau (2. Pommersches) Nr. 9 und dem Infanterie⸗ Regiment von der Goltz (7. Pommersches) Nr. 54, zusammen; die 7. Infanterie⸗Brigade bildeten das Pommnersch⸗ Füfilier⸗ Negiment Nr. 34 und das Nemnerle gegbme Nr. 129, die 8. Infanterie⸗Brigade das 6. Pommersche Infanterie⸗Regiment 2 49 und das Infanterie⸗Regiment Nr. 140.
1 Die am ken Flügel des ersten T ellte kombini
biniert
Brigade war aus dem Fuß⸗Artillerie⸗Regiment von Hindersi (Pommersches) Nr. 2 und aus dem Pionier⸗Bataillon Nr. 17 zusammengesetzt. — Das zweite Treffen wurde von dem Führer der Kavallerie⸗Division A, General⸗Major Freiherrn von Kleist, befehligt. Vom rechten Flügel aus waren in diesem Treffen aufgestellt: die Kavallerie⸗Brigade A, gebildet durch die Regimenter: Kürassier⸗Regiment Königin (Pommersches) Nr. 2, 1. Leib⸗Husaren⸗Regiment Nr. 1 und 2. Pommersches Ulanen⸗Regiment Nr. 9; die Kavrvallerie⸗ Brigade B, bestehend aus den Regimentern: 1. Branden⸗ burgisches Dragoner⸗Regiment Nr. 2 und Ulanen⸗Regiment Kaiser Alexander II. von Rußland (1. Brandenburgisches) Nr. 3; die Kavallerie⸗Brigade C, gebildet von den Regimentern: 1. Großherzoglich Mecklenburgisches Dragoner⸗ Regiment Nr. 17 und Husaren⸗Regiment Kaiser Franz Joseph von Oesterreich, König von Ungarn (Schleswig⸗ Holsteinisches) Nr. 16; die 4. Kavallerie⸗Brigade, zusammengesetzt aus den Regimentern: Dragoner⸗Regiment Freiterr von Derff⸗ linger (Neumärkisches) Nr. 3 und Dragoner⸗Regiment von Arnim (2. Brandenburgisches) Nr. 12. Ferner standen im zweiten Treffen: die 2. Feld⸗Artillerie⸗Brigade, bestehend aus dem 1. Pommerschen Feld⸗Artillerie⸗Regiment Nr. 2 und dem 2. Pom⸗ merschen Feld⸗Artillerie⸗Regiment Nr. 17, sowie das Pommersche Train⸗Bataillon Nr. 2..ü 8 89
Der kommandierende General des III. Armee⸗Korps, General der Kavallerie Prinz Friedrich von Hohen⸗ zollern nebst dem Stab des General⸗Kommandos des III. Armee⸗Korps, der kommandierende General des Garde⸗Korps General der Infanterie von Winterfeld, General⸗Adjutant Seiner Majestät des Kaisers und Königs, nebst dem Stab des General⸗ Kommandos des Garde⸗Korps, sowie die dem letzteren unter⸗ stellten Divisions⸗ und Brigadestäbe haben heute früh Berlin 8gölhe und sich mit der Eisenbahn in das Manövergelände egeben.
Der Kaiserliche Botschafter in Wien Graf zu Eulen⸗ burg hat sich auf Allerhöchsten Befehl Seiner Majestät des Kaisers und Königs nach Stettin begeben, um während des dortigen Aufenthalts Seiner Majestät des Kaisers von Oester⸗ reich, Königs von Ungarn, daselbst anwesend zu sein. Für die Dauer der Abwesenheit desselben von seinem Posten fungiert der Legations⸗Rath Prinz von Lichnowsky als Geschäftsträger.
Der General⸗Lieutenant Edler von der Inspekteur der 2. Kavallerie⸗Inspektion, hat Berlin
v111““
Planitz, verlassen.
1111““
Nach einer telegraphischen Meldung an das Ober⸗ Kommando der Marine ist S. M. S. „Wolf“, Komman⸗ dant Korvetten⸗Kapitän E113“ am 4. September in Plymouth angekommen und beabsichtigt, am 11. September nach Wilhelmshaven in See zu gehen. 1
Kiiel, 7. September. Die Manöverflotte sammelte sich heute um 2 Uhr bei Stollergrund vor der Kieler Föhrde und trat dann die Fahrt nach Saßnitz an, woselbst sie morgen Vormittag eintreffen wird. Die dritte Division komplettierte gestern hier ihren Kohlenvorrath, während die übrigen Divi⸗ b am Mittwoch in Neufahrwasser Kol len
werden. . 8
Mecklenburg⸗Schwerin.
In dem Befinden Seiner Königlichen Hoheit des Groß⸗ herzogs ist, den „Meckl. Nachr.“ zufolge, ein weiterer Fort⸗ schritt zur Besserung zu konstatieren. Die asthmatischen An⸗ fälle lassen an Heftigkeit nach, jedoch fühlt Seine Königliche Hoheit sich sehr angegriffen und hat das Bett noch niche verlassen. 4
Oesterreich⸗Ungarn. 8 8
Der Kaiser empfing gestern den ungarischen Minister⸗ Präsidenten Baron Banffy und den ungarischen Finanz⸗ Minister Lukacs in längerer Audienz.
Ueber die letzten Lebensstunden des Erzherzogs Ladislaus wird dem „W. T. B.“ aus Budapest Folgendes berichtet: Vor⸗ gestern Abend war der Zustand noch befriedigend; gegen 11 Uhr Nachts trat aber Blutvergiftung ein, welche überaus schnell verlief. Gestern früh spendete der Prior des Jesuiten⸗ Klosters dem Kranken die letzte Oelung, welche der⸗ selbe bei vollem Bewußtsein und mit frommem, gott⸗ ergebenem Herzen entgegennahm. Gegen 10 Uhr Vor⸗ mittags trat die Agonie ein; um 10 ¾ Uhr verschied der Erzherzog. Die Eltern und der Bruder Erzherzog Joseph Augustin waren am Sterbebett zugegen. — Sämmtliche Budapester Blätter widmen dem verstorbenen Erzherzog ergreifende Nachrufe. Der Kaiser richtete an den Erzherzog Joseph folgendes Beileids⸗Telegramm: „Ich weine mit Euch. Gott tröste uns und gebe uns Kraft, den Schmerz zu ertragen.’ Der Minister⸗Präsident Baron Banffy richtete an den Erzherzog und die Erzherzogin Joseph ein Telegramm, worin er das tiefste Beileid der ungarischen Nation aus⸗ drückte. Die — der Leiche erfolgt in der Gruft der Schloßkirche der Ofener Hofburg.
„Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Zara findet anläßlich der Landtagswahlen im Bezirk Macarsca eine maßlose Agitation seitens der unterlegenen kroatischen radikalen Partei statt, um die gewählten Wahlmänner ein⸗ 9 Es ist zu Excessen gekommen, bei denen eine
erson verwundet wurde. Zur Aufrechterhaltung der Ord⸗ nung sind 80 Mann Infanterie in den Bezirk von Macarsca entsandt worden. .
Großbritannien und Irland.
Bei der Ersatzwahl in Süd⸗Kerry (Irland) wurde der Nationalist Farell mit 1209 Stimmen gegen Murphy von der Healy’'schen Unabhängigkeitspartei, der 474 Stimmen erhielt, gewählt. Das Resultat bedeutet die Niederlage der Sezession der Mac C s 2
Der Lord⸗Mayor von London, Sir Joseph Renals, und Gemahlin sind gestern Abend in Paris I
Der Bischof Fava hat, wie dem „W. T. B.“ aus Grenoble gemeldet wird, die Kongregationen, welche frei⸗ vinag bbe Anfallsteuer bezahlen, mit der Exkommunikation edroht.
Türkei.
Die Pforte hat ihre Zustimmung zu der Ernennung des jetzigen italienischen diplomatischen Agenten in Kairo Pansa zum italienischen Botschafter in Konstantinopel gegeben.
Aus Konstantinopel berichtet „W. T. B.“: die telegraphische Meldung aus Tiflis, wonach 15 000 Mann türkischer Truppen unter dem Oberbefehl Schakir Paschas die Ortschaften Komac zerstört und mehrere andere Ort⸗ schaften in Brand gesteckt hätten, werde von maßgebender türkischer Seite für unrichtig erklärt. Die von einem Tifliser Blatte verbreitete Nachricht, daß armenische Einwohner zwischen Musch und Sassun geplündert worden seien, und daß es auf die Ausrottung der Armenier abgesehen sei, werde seitens der türkischen Regierung auf energische Weise demen⸗ tiert. Ebenso werde die telegraphische Meldung über schreck⸗ liche Vorgänge in den Ortschaften Wan und Musch und anderwärts, welche bezwecken sollten, die Armenier durch Hunger auszurotten, sowie über einen Angriff auf das armenische Kloster in St. Jean durch Briganten, von welchem mehrere armenische Journale berichtet Hätten⸗ von kompetenter Seite als tendenziöse Erfindung bezeichnet.
Die „Politische Correspondenz“ meldet aus Konstantinopel: Dem Exarchat nahestehende Kreise äußerten Befriedigung über den Verlauf der Audienz des Exarchen Joseph beim Sultan am Jahrestage der Thronbesteigung des Sultans, sowie über die Unterredung des Exarchen mit dem Groß⸗ vezir. Allerdings habe der Exarch bestimmte Zusagen über die Ernennung neuer bulgarischer Bischöfe für Macedonien nicht erhalten, die ihm gemachten Eröffnungen hätten aber auch nicht entmuthigend geklungen. Nach amtlicher Meldung aus Monastir haben sämmt⸗ liche Chefs der Malissorenstämme vor dem Mutessarif von Dibra ihre Unterwerfung beschworen.
Bulgarien. 8 Cu“ Gegenüber einer Meldung der Zeitungen, daß in Male Tirnowo eine Bande mittels Dynamits eine Kaserne in die Luft gesprengt habe, wird, wie „W. T. B.“ aus Sofia meldet, konstatiert, daß bei dem ottomanischen Kommissariat keinerlei Bestätigung dieser Nachricht eingegangen sei.
Asien.
Das „Reuter'sche Bureau“ meldet aus Hongkong von gestern, daß der Rädelsführer beim Angriff auf die Missionsstation Kutscheng verhaftet worden sei. Die Ge⸗ sammtzahl der wegen der Metzelei Verhafteten betrage 130, von denen bisher 23 überführt seien; Urtheile seien jedoch noch nicht gefällt, da der Vize⸗König von Fukien das Recht der Revision der Zeugenaussagen beanspruche. — Vom Staats⸗ sekretariat des Auswärtigen in Washington ist amtlich mit⸗ getheilt worden, daß die Regierung der Vereinigten Staaten beschlossen habe, fortan eine unabhängige Unter⸗ suchung über die Tschengtu⸗Aufstände unter Mitwirkung der chinesischen Vertreter zu führen. werde eine Eskorte stellen.
Nr. 36 der „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge⸗ sundheitsamts“, vom 5. September, hat folgenden Inhalt: Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. — Zeitweilige Maß⸗ regeln gegen Cholera ꝛc. — Desgl. Feeen Pest. — Aus dem statistischen Jahrbuch von Paris, 1892. — (Batavia.) Gesundheitszustand. — Gesetzgebung u. s. w. (Deutsches Reich.) Diphtherieserum. — (Preußen.) Prüfung der Nahrungsmittel⸗Chemiker. — (Preußen, Regierungsbezirk Lüneburg.) Beaufsichtigung der Krankenanstalten. — (Regierungsbezirk Aurich.) Untersuchung auf Trichinen. (Schluß.) — (Regierungsbezirk Koblenz.) Ansteckende Krankheiten. — (Mecklen⸗ burg⸗Strelitz.) Maul⸗ und Klauenseuche. — Maßregeln gegen Vieh⸗ seuchen. — (Braunschweig.) Arzneimittel in Kapseln aus Wachs⸗ papier. — (Lübeck.) Trichinenschau. — (Elsaß⸗Lothringen.) Schweineseuche. — (Schweiz.) Bierausschank und Bierdruckapparate.— Fleisch in gehacktem Zustande. — (Frankreich). Einfuhr von Lumpen. — Gang der Thierseuchen in Rußland, 1. Oktober 1894 bis 13. Mai 1895. — Zeitweilige Maßregeln gegen Thierseuchen. (Preußischer Regierungsbezirk Liegnitz, Dänemark). — Vermischtes. (Bayern). Infektionskrankheiten. — Knappschaftsvereine. — (Sachsen). Be⸗ völkerungswechsel der Stadt Leipzig, 1894. — Wochentabelle üͤber die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. — Desgl. in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. — Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. — Witterung.
Die Nr. 36 des „Zentralblatts der Bauverwaltung“, herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 7. Sep⸗ tember, hat folgenden Inhalt: Amtliches: Dienstnachrichten. — Nichtamtliches: Die Gnadenkirche in Berlin. — Fangedämme unter Anwendung von getheertem Segeltuch. — Der Säulenfuß. — Ge⸗ schwindigkeits⸗ꝛUhr für Lokomotiven. — Vermischtes: Bericht des Ausschusses zur Untersuchung der Wasserverhältnisse in den der Ueberschwemmungsgefahr besonders ausgesetzten Flußgebieten über die Besichtigungen der Wasserverhältnisse an den großen preußischen Strömen. —. Neue Schulbank von Rettig. — Bücherschau.
Nr. 42 des „Eisenbahn⸗Verordnungs⸗Blatts“, heraus⸗ gegeben im Königlichen Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 4. September, hat folgenden Inhalt: Staatsvertrag zwischen Preußen und Lippe wegen Herstellung einer Eisenbahn von Schieder nach Blomberg, vom 16. Januar 1894. — Gesetz, betreffend den weiteren Erwerb von Eisenbahnen für den Staat, vom 16. Juli 1895. — beha des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 19. August 1895, betreffend Uebertragung der Verwaltung der auf Grund des Gesetzes vom 16. Juli d. J. in das Eigenthum des preußischen Staats über⸗ gehenden Eisenbahnen an die Eisenbahn⸗Direktion in Erfurt; vom 21. August 1895, betreffend Amtskautionen der ständigen Ablöser auf Haltestellen und Haltepunkten; vom 22. August 1895, betreffend nach⸗ trägliche Bewilligung von Besoldungszulagen; vom 23. August 1895, betreffend Besetzung der für die Unfallversicherung der Staats eisenbahn⸗ Verwaltung und der für die Pensionskasse für die Arbeiter der preußi⸗ schen Staatseisenbahn⸗Verwaltung errichteten Schiedsgerichte; vom 26. August 1895, betreffend Revision der Betriebsmittel; vom 26. August 1895, betreffend Besetzung der Prüfungskommissionen für mittlere und untere Staatseisenbahn⸗Beamte. — Nachrichten.
Das 5. (September⸗) Heft des „Archivs für Eisenbahn⸗ wesen“, herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten Verlag von Julius Springer, Berlin), hat folgenden Inhalt: „Süd⸗
merika und seine Eisenbahnen“ (mit einer Uebersichtskarte, Schluß) vom Kaiserlichen Regierungs⸗Rath G. Kemmann. — „Glossen zur Signalordnung“ vom Geheimen Baurath Blum. — „Entwickelung
Eisenbahnwesens in Ungarn im Jahre 1893“. — „Zur Geschichte
8
opperativen .1 wiederherge
rrachten sei.
Die chinesische Regierung
und Statistik des Staatseisenbahnwesens im Großberzogthum Hillen. von Ober⸗Rechnungs⸗Rath Dr. Zoller. — „Die bayerischen Staats⸗ bahnen im Jahre 18937.. — Die Eisenbahnen in Australien“. — „Die Eisenbahnen in Frankreich. — „Die Eisenhahnen in Dänemark⸗. — Kleinere Mittheilungen: Preisausschreiben; die rumänischen Staats⸗ bahnen; der Bau einer Eisenbahn von Samarkand nach Andischan und Taschkent; die Staatseisenbahnen in der Kolonie Kap der guten offnung. — Rechtsprechung (des Reichsgerichts): Frachtrecht, 11.-S-e — Gesetzgebung: Deutsches Reich; Preußen; Oesterreich⸗Ungarn; Frankreich; Rußland. — Bücherschau.
Entscheidungen des Reichsgerichts.
Eine Körperverletzung ist nach § 224 des Strafgesetzbuchs als schwere (mit Zuchthans bis zu fünf Jahren oder Gefängniß nicht unter einem Jahre) zu bestrafen, wenn sie zur Folge hat, daß der Verletzte das Sehvermögen auf einem oder beiden Augen verliert. In Bezuͤg auf diese Bestimmung hat das Reichsgericht, II. Strafsenaf, durch Urtheil vom 6. März 1895 ausgesprechen:
1) Der Verlust des Sehvermögens ist anzunehmen, wenn das Auge zwar noch für Lichteindrücke empfänglich, das Unter⸗ scheidungsvermögen oder die Fähigkeit, äußere Gegenstände wahrzunehmen, jedoch erloschen ist. 8
2) Die Möglichkeit, daß die Sehkraft des Auges durch einen operativen Eingriff wiederhergestellt werden kann, ist rechtlich bedeutungslos. „Allerdings wird in dem Urtheil die Möglichkeit offen gelassen, 82 die Sehkraft des Auges durch einen
ellt werden könne; es ist indeß hier⸗ auf kein Gewicht gelegt, da niemand gezwungen werden könne, eine Operation an seinem Körper vornehmen zu lassen, und es lediglich darauf ankomme, ob die Sehkraft gegenwärtig als verloren zu be⸗ Diese Erwägungen sind rechtlich zutreffend, da § 224 St.⸗G.⸗B. Platz zu greifen hat, wenn das Sehvermögen infolge der Körperverletzung verloren ging; während nicht erforderlich ist, daß die Körperverletzung die ausschließliche Ursache jenes Verlustes gewesen sei.“ (422/95.)
— Eine E welche bei dem Verleßten eine große Gemüthserregung zur Folge hat, die dann den Ausbruch der Geisteskrankheit bewirkt, ist, nach einem Urtheil des Reichs⸗ gerichts, IV. Strafsenats, vom 12. März 1895, als schwere Körperverletzung aus § 224 Str.⸗G.⸗B. zu bestrafen. „Das Gesetz (§ 224 St.⸗G.⸗B.: „hat die Körperverletzung zur Folge, daß der Ver⸗ letzte . .. in Geisteskrankheit verfällt...“) setzt lediglich einen ur⸗ sächlichen Zusammenhang zwischen der Körperverletzung und der Geistes⸗ krankheit voraus. Ob die letztere direkt durch Verletzung der Gehirn⸗ substanz oder indirekt dadurch verursacht wird, daß die Mißhandlung zu⸗ nächst Nervenerschütterung, Gemüthsbewegung oder eine körperliche Krankheit hervorruft und hierdurch dann demnächst die Geisteskrankheit zum Ausbruch gelangt, ist rechtlich gleichgültig. Der Kausalzusammen⸗ hang ist gegeben, wenn die Mißhandlung einer der Umstände war, die vermöge ihres Zusammentreffens die Ursache der Geisteskrankbeit bildeten. Dies ist im vorliegenden Falle festgestellt worden: die Strafkammer erklärt ausdrücklich für erwiesen, daß ohne die von den Angeklagten verübte Mißhandlung der Verletzte nicht in Geistes⸗ krankheit verfallen wäre.“ (293/95.)
Entscheidungen des Ober⸗Verwaltungsgerichts.
8. Hinsichtlich der Anliegerbeiträge zu den Kosten einer neuen Straße, welche gemäß § 15 des Fluchtliniengesetzes vom 2. Juli 1875 durch Ortsstatut festgesetzt werden können, hat das Ober⸗Verwaltungs⸗ gericht, I. Senat, durch Urtheil vom 21. Mai 1895 ausgesprochen, daß die Gemeinde nur den Ersatz derjenigen Kosten beanspruchen kann, die ihr durch die Freilegung und durch die erste Einrichtung, Be⸗ festigung, wie durch Entwässerungs⸗ und Erleuchtungsanlagen erwachsen sind, nicht jedoch weiter den Ersatz des Zinsverlustes, den sie durch sofortige Verausgabung dieser Kosten und durch deren erst spätere allmähliche Erstattung seitens der Anlieger erleidet. In gleicher Weise bildet aber auch die Summe, welche ein Privater der Ge⸗ meinde, um diese in seinem Interesse zu einer früheren Herstellung der Straße zu bestimmen, zum Ersatze eines solchen Zins⸗ verlustes gewährt hat, keinen Ersatz für die von der Gemeinde auf⸗ gewendeten und seitens der Anlieger allmählich zu ersetzenden Kosten der ersten Einrichtung, Befestigung ꝛc. der Straße. Die Gemeinde ist in einem solchen Falle nicht verpflichtet, bei Berechnung der An⸗ liegerbeiträge diese Summe von den ihr thatsächlich erwachsenen Her⸗ stellungskosten vorweg abzusetzen. (I. 714.)
— Das Gesetz über die Verjährungsfristen bei öffentlichen Ab⸗ gaben vom 18. Juni 1840, nach welchem Reklamationen gegen öffentliche Abgaben binnen drei Monaten nach erfolgter Benachrichtigung von deren Betrage bei der Behörde angebracht werden müssen, findet, nach einem Urtheil des Ober⸗Verwaltungs⸗ gerichts, II. Senats, vom 12. Juni 1895, auf die durch den § 15 des Fluchtliniengesetzes vom 2. Juli 1875 geregelten Anlieger⸗ beiträge zu den Kosten einer neuen Straße keine An⸗ wendung. (II. 936.)
Statistik und Volkswirthschaft.
AUeber die Spielkarten⸗Fabrikation und⸗Versteuerung
im Deutschen Reich während des Etatsjahres 1894/95 enthält das neueste Vierteljahrsheft z. St. d. D. R. eine Uebersicht, die im Ganzen 36 Spielkartenfabriken nachweist (gegen 39 im Jahre 1893/94). Davon kommen 9 auf Preußen, 10 auf das Königreich Sachsen, 7 auf Bavern, je 2 auf Hessen, Mecklenburg und Braunschweig und je 1 auf Württemberg, Baden, Thüringen und Hamburg. Der Bestand an Spielkarten betrug bei ihnen am Schlusse des Vorjahres 1 122 856 Spiele von 36 oder weniger Blättern und 341 565 Spiele von mehr als 36 Blättern, der Zugang während des Jahres 1894/95: 4 686 169 und 884 457 Spiele, der Abgang in dieser Zeit 4 861 809 und 945 114 Spiele, sodaß am Schlusse des Etatsjahres 1894/95 vorhanden waren 947 216 und 280 908 entsprechende Spiele. Versteuert wurden (vom inländischen Fabrikat) 4 360 974 Spiele von 36 oder weniger Blättern (das Spiel mit 0,30 ℳ — 1893/94: 4 279 051) und 158 191 Spiele von mehr als 36 Blättern (das Spiel mit 0,50 ℳ — 1893/94: 161 867); vom Auslande eingeführt und in den freien Verkehr gesetzt wurden (zum Zollsatze von 60 ℳ für 100 kg neben der inländischen Abgabe) 23 355 und 11 069 (1893/94: 23 328 und 11 410) Spiele. ach dem Auslande wurden ausgeführt 500 135 Spiele von 36 und weniger Blättern und 786 923 Spiele von mehr als 36 Blättern, im Jahre 1893/94 ent⸗ sprechend 687 290 und 850 642 Spiele.
Nach den Mittheilungen des Kaiserlichen Statistischen Amts im 3. Vierteljahrshefte zur Statistik des Deutschen Reichs, Jahrgang 1895, fanden während des Jahres 1894 im Deutschen Reich 35 Dampf⸗ kessel⸗Explosionen statt. Die Zahl der dabei getödteten oder binnen 48 Stunden nach dem Unfall verstorbenen Personen betrug 12, die Zahl der Schwerverwundeten 9, leicht verwundet wurden 13 Per⸗ sonen. Als muthmaßliche Ursache der Explosion wurden angegeben in 18 Fällen Wassermangel; dazu kommen in 5 Fällen wenig sachgemäße Wartung, in 2 Fällen Alter, Abnutzung und in 1 Falle ungenügende Befestigung eines Rohrs; in 5 Fällen ist örtliche Blech⸗
—
ung bezeichne z in 2 Fällen in Verbindung mit Alter, weiter waren es in 2 Fällen Kesselstein, in 2 Fällen mangel⸗ hafte Schweißung eines Rohrs, und in je 1 Falle Alter, Schlamm⸗ ablagerung, Ueberhitzung eines Rohrs, überangestrengter Betrieb, Ver⸗ rostung zweier Röhren von außen, fehlerhaftes Rohr, Kesselstein⸗ und Schlammablagerung, zu hohe Dampfspannung. .
Für jeden einzelnen Fall enthalten die Nachweisungen eine genaue, durch Zeichnungen und Maße erläuterte Beschreibung des Kessels und eine Darlegung der Umstände vor und nach der Explosion.
Insgefammt betrug in den letzten 18 Jahren die Zahl der Explo⸗ sionen 289 und der dabei Verunglückten 686,. von denen 226 getödtet, 134 schwer und 326 leicht verwundet wurden. 8
Die zum eingehenden Studium der einzelnen Unglücksfälle mit Zeichnungen illustrierte Abhandlung bietet dem Techniker eine Fülle höchst interessanter Einzelheiten dar und ist auch als Separatabdruck aus dem obengenannten Vierteljahrsheft einzeln durch den Buchhandel (Verlag von Puttkammer u. Mühlbrecht, Berlin) zu beziehen.
Die überseeische Auswanderung aus dem Deutschen Reich über deutsche Häfen, Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam belief sich nach den Zusammenstellungen des Kaiserlichen Statistischen Amts in den Monaten Januar bis Juni 1895 auf 16 474 Personen.
Hiervon kamen aus der Provinz Hannover 1665, aus Bayern rechts des Rheins 1440, der Provinz Posen 1377, aus Brandenburg mit Berlin 1112, dem Königreich Württemberg 1031, aus der Provinz Westpreußen 987, Pommern 924, Schleswig⸗Holstein 918, aus dem Königreich Sachsen 806, der Provinz Rheinland 780, Hessen⸗ Nassau 607, ans dem Großherzogthum Baden 506, der Provinz Schlesien 432, Westfalen 431, aus der Rheinpfalz 431, der Provinz Sachsen 419, Ostpreußen 316, aus dem Großherzogthum Hessen 294, Oldenburg 268, Mecklenburg⸗ Schwerin 136. Der Rest von 1594 Personen entfällt auf die übrigen Gebietstheile des Reichs. An der Beförderung dieser Auswanderer sind die deutschen Häfen mit 13 570 Personen betheiligt, und zwar gingen über Bremen 7510, Hamburg 6060. Von Antwerpen reisten 2457, von Rotterdam und Amsterdam 447. Ueber deutsche Häfen wurden außer den 13 570 Deutschen noch 40 581 Auswanderer aus fremden Staaten, und zwar über Bremen 24 676, Hamburg 15 905 befördert.
Invaliditäts⸗ und Altersversicherung.
Bei der Versicherungsanstalt Baden sind im Monat August 1895 242 Rentengesuche (59 Alters⸗ und 183 Invaliden⸗ rentengesuche) eingereicht und 175 Renten (43 + 132) be⸗ willigt worden. s wurden 46 Gesuche (13 + 33) abgelehnt, 135 (27 + 108) blieben unerledigt. Außerdem wurden im schieds⸗ gerichtlichen Verfahren 1 Alters⸗ und 1 Invalidenrente zuerkannt. Bis Ende August sind im Ganzen 9476 Renten (5131 Alters⸗ und 4345 Invalidenrenten) bewilligt bezw. zuerkannt worden. Davon kamen wieder in Wegfall 2726 (1369 + 1357), sodaß auf 1. September 1895 6750 Rentenempfänger vorhanden sind (3762 Alters⸗ und 2988. Invalidenrentner). Verglichen mit dem 1. August 1895, hat sich die Zahl der Rentenempfänger vermehrt um 102 (8 Alters⸗ und 94 Invalidenrentner). Die Rentenempfänger beziehen Renten im Ge⸗ sammtjahresbetrage von 845 350 ℳ 38 ₰ (mehr seit 1. August 1895 12 699 ℳ 48 ₰). Der Jahresbetrag für die im Monat August be⸗ willigten 44 Altersrenten berechnet sich auf 5705 ℳ 40 ₰ und für 133 Invalidenrenten auf 16 593 ℳ 60 ₰; somit Durchschnitt für eine Altersrente 129 ℳ 67 ₰, für eine Invalidenrente 124 ℳ 76 ₰. (Für sämmtliche bis 1. Januar 1895 bewilligten Renten betrug der durchschnittliche Jahresbetrag einer Altersrente 129 ℳ 50 ₰, einer Invalidenrente 118 ℳ 9 ₰.)
Waldbrände in Bayern 1894 bezw. 1885 — 94.
Nach einer in der Forstabtheilung des bayerischen Finanz⸗Ministe⸗ riums aufgestellten Uebersicht haben im Jahre 1894 in den Staats⸗ waldungen des Königreichs Bayern 71 Waldbrände (gegen 285 im
Vorjabre) stattgefunden, und zwar 41 im Monat April, 17 im März,
Juni und 6 im Juli. Unter den Regierungsbezirken wies die mit 22 die meisten und Schwaben mit 3 die wenigsten Waldbrände auf. Der Oertlichkeit nach kamen 61. Brände auf Hochwald, 1 auf Mittelwald, 5 auf Niederwald und 4 auf Torfmoore, Filze, Blößen, Straßenlichtungen ꝛc. Der Art nach handelte es sich in 59 Fällen um Boden⸗ oder Lauffeuer, in 11 um Bodenfeuer in Verbindung mit Gipfel⸗ oder Flugfeuer und in 1 Fall um Bodenfeuer in Verbindung mit Stammfeuer. Die Ent⸗ stehungsursachen waren nach sicherer Feststellung neunmal Funken aus Lokomotiven, zweimal Fahrlässigkeit und Spielerei, dreimal böswillige Brandstiftung, während in 1. Fall Funken aus Lokomotiven, in 49 Fällen Fahrlässigkeit und Unachtsam⸗ keit, in 7 Fällen böswillige Brandstiftung muthmaßlich Schuld am Feuer waren. Die Brandfläche betrug 55,2 ha, der verursachte Schaden einschließlich der Kulturkosten 6743 ℳ; die er⸗ wachsenen Baarauslagen beliefen sich auf 710 ℳ Da die Staats⸗ waldfläche des Königreichs im Mittel des Jahres 1894 rund 940 394 ha betrug, so entfiel auf 17 098 ha Staatswaldfläche 1 ha Brandfläche. 3 8 Im letzten Jahrzehnt ergaben sich folgende Brandfälle bezw.
Brandflächen im n Bavern: 8 1 Jahr Brandfälle 8 Jahr Brandfälle EeeFsce 1894 71 .““ 1889 W “] 1893 ZZ“ 1888 64 1 1892 222 1887 95 1891 112 1886 65 1890 66 1885 135
7 im Pfalz
Die freiwilligen Rettungsgesellschaften in Wien und Budapest. In den beiden Hauptstädten Oesterreichs und Ungarns besteben seit 1881 bezw. 1887 freiwillige eeeneeer⸗ welche bei
euers⸗ und Wassersgefahr, bei Unglücks ällen aller Art, bei pidemien ꝛc. möglichst schnell freiwillige Hilfe leisten.
Die Wiener Gesellschaft (begründet am 9. Dezember 1881 nach der bekannten Ringtheater⸗Katastrophe) hatte im Mai 1894 zur ersten Hilfeleistung bei plötzlichen Unglücksfällen 294 Aerzte und 128 freiwillige Mediziner zur Verfügung. Der Fuhrpark bestand aus 29 für die verschiedenartigsten Zwecke eingerichteten Wagen (Trans⸗
ortwagen für gewöhnliche Kranke, Geisteskranke, e mit an⸗
fteckenden Krankheiten, ferner Verpflegungs⸗ und Küchenwagen zc.); außerdem ist eine große Zahl von Tragbahren und allerlei sonstigen Sanitätsgeräthschaften vorhanden. Das gesammte Material der Wiener freiwilligen Rettungsgesellschaft war mit 300 000 Gulden versichert. Der Stand der Mitglieder belief sich auf 2588, darunter waren 941 aktive.
Seit dem Bestehen der Gesellschaft wurden bis Ende 1893 ins⸗ gesammt 30 881 Krankentransporte ausgeführt und in 24 887 Fällen Hilfe geleistet; dabei waren Aerzte 13 659 mal, freiwillige Mediziner
6 439 mal, Angehörige der Feuerwehr 2415 mal und solche der Wasserwehr 350 mal betheiligt. Die seit Anfang des Jahres 1886 eingeführten, jedermann zugänglichen Tragbahren wurden 4086 mal verwendet. 1.““
Die Einnahmen des Jahres 1893, eins ließlich des Bestands vom Vorjahre, beliefen sich nach dem 13. Ja resbericht der Gesell⸗ schaft (Wien 1894) auf 160 869 Gulden; beim Rechnungsabschluß für 1893 verblieben 21 677 Gulden als Kassenrest. -v. sind bisher von der Gesellschaft 810 993 Gulden für ihre Zwecke verwendet
worden. erncdi. Budapester freiwillige Rettungsgesellschaft
leistete im Jahre 1893 bei 2961 Verletzungen, 1144 plötzlichen Er⸗,
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krankungen, 312 sonstigen Unfällen, 250 Selbstmorden und Selbst⸗ mordversuchen, 3716 mal bei Tage und 1458 mal bei Nacht Hilfe. Seit 1887 wurde ihre Hilfe — nach dem Bericht für 1887 bis 1893 von Dr. Géza Kresz, Budapest — 25 467 mal bei Tage und 11 801 mal bei Nacht in Anspruch genommen. Im Jahre 1893 wurden 2024, in den Jahren 1887 — 93 insgesammt 9956 Krankentransporte ausgeführt.
Die Gesellschaft besaß Ende 1893 ein Reinvermögen von 67 572 Fl nd hatte 1256 zahlende Mitglieder.
ZBZeitschrift des Köͤniglich baverischen Statisti⸗ schen Bureaus“, redigiert von dem Vorstand des Statistischen Bureaus Carl Rasp, Königlichem Ober⸗Regierungs⸗Rath im Staats⸗ Ministerium des Innern, München, Kommissionsverlag der J. Lin⸗ dauer'schen Buchhandlung (Schöpping). — Heft2 des siebenundzwanzigsten Jahrgangs (1895) weist folgenden Inhalt auf: Die zwangsweise Veräußerung landwirthschaftlicher Anwesen in Bavern im Jahre 1894. Referent: Ober⸗Regierungs⸗Rath Rasp, Vorstand des Königlichen Statistischen Bureaus. — ö“ Nachweisungen über die Armen⸗ pflege im Königreich Bayern für das Jahr 1893. Referent: Re⸗ gierungs⸗Assessor Steiner. — Die Versicherungs⸗Statistik im König⸗ reich Bayern für das Jahr 1893. Referent: Ober⸗Regierungs⸗Rath Rasp, Vorstand des Königlichen Statistischen Bureaus. — Die Be⸗ wegung der Gewerbe in Bayxern im Jahre 1894. — Geburts⸗ und Sterblichkeitsverhältnisse in einer Anzahl bayerischer Städte im zweiten Vierteljahre 1895. — Notiz. Waldbrände in Bayern im Jahre 1894. — Literatur: Beschreibungen der württembergischen Oberämter Reut⸗ lingen, Ehingen und Cannstatt, herausgegeben vom Königlich württem⸗ bergischen Statiftischen Landesamt. 3 Bände, 1893 und 1895. Be⸗ sprochen vom Regierungs⸗Praktikanten Dr. Zahn. — Ein Beilagenheft enthält eine Krankheits⸗ und Sterblichkeits⸗Statistik der Infektions⸗ krankbeiten in Mittelfranken von Dr. Carl Martius, eine Morbidi⸗ täts⸗Statistik von Niederbayern von Dr. Joseph Georg Egger und eine Morbiditäts⸗Statistik der Infektionskrankheiten in Schwaben und Neuburg von Dr. Friedrich Böhm.
Nach Mittheilung des Statistis ch e n A mt g der Stadt B e rl in
sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 25. August bis inkl. 31. August cr. zur “ gekommen: 926 Lebendgeborene, 240 Eheschließung 21 Todtgeborene, Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ 1 Maßregeln. 8
Türkei. 3uvufolge Beschlusses des internationalen Gesundheitsraths in Konstantinopel vom 30. v. M. ist die gegen Schiffe mit Passagieren von der Küste des Marmarameeres zwischen Boz⸗Bouronn und Kara Bogha angeordnete Quarantäne auf 5 Tage erhöbt worden. Die Reisenden werden gelandet, und ihre Kleidungsstücke und Effekten desinfiziert. Für Schiffe ohne Passagiere bleibt es bei der ärztlichen Untersuchung. (Vergl. „R.⸗Anz.“ Nr. 201 vom 23. v. M.)
Die Vorbereitungen zur Einrichtung der Preußischen Zentral⸗Genossenschaftskasse sind soweit vorgeschritten, daß sie ihre Wirksamkeit bestimmt am 1. Oktober d. J. in ihren Diensträumen, NW. Dorotheenstraße 42, parterre, be⸗ ginnen kann.
Das Beamtenpersonal ist vollständig ergänzt, sodaß Ge⸗ n um Anstellung keine Berücksichtigung mehr finde önnen.
St. Petersburg, 7. September. (W. T. B.) Die Erlaubniß des Finanz⸗Ministers zur Emission von vierprozentigen, von der Regierung garantierten kuponsteuerpflichtigen Obligationen der Moskau⸗Kiew⸗Woronesher Eisenbahngesellschaft im “ von 4 750 000 Kreditrubel nominal ist heute veröffentlicht worden.
Rom, 6. September. (W. T. B.) In dem Strafprozeß, der auf Veranlassung der Aktionäre des Crédit mobilier gegen den ehemaligen Direktor Frascara eingeleitet worden ist, wurde der Angeklagte freigesprochen, da ihm eine strafbare Handlung nicht nach⸗ gewiesen ist.
Amsterdam, 6. September. (W. T. B.) Das hier verbreitete Gerücht, daß Alfred Bingen, der frühere Mitinhaber des falliten Bankhauses Fratelli Bingen in Genua, durch die hiest⸗ izei verhaftet sei, bestätigt sich.
Verkehrs⸗Anstalten.
Bremen, 7. September. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Postdampfer „Salier“ ist am 5. September Nach⸗ mittags von New⸗York nach der Weser abgegangen. Der Post⸗ dampfer „Mark“ hat am 5. September Nachmittags Las Palmas passiert. Der Reichs⸗Postdampfer „Hohenstaufen’ hat am 5. Sep⸗ tember Abends die Reise von Southampton nach Antwerpen fortgesetzt. Der Reichs⸗Postdampfer „Prinz⸗Regent Luitpold“ ist am 6. September Vormittags in Colombo angekommen.
Hamburg, 6. September. (W. T. B.) Hamburg⸗Ameri⸗ kanische Packetfahrt⸗Aktiengesellschaft. Der Postdampfer „Persia“ ist heute Nachmittag in New⸗York eingetroffen.
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Theater und Mustk.
önigliche Oper (Kroll’s Theater).
In der gestrigen Aufführung von Bizet's noch immer jugend⸗ frischer Oper „Carmen;“ setzte Fräulein Cortese ihr Gastspiel als Titelheldin dieses Werks fort, während der neuengagierte Herr Naval als José seine Antrittsrolle sang. In erhöhtem Maße ist zunächst der jungen Sängerin das Lob zu spenden, das ihr als Rosine im „Barbier von Sevilla“ schon zu theil wurde. Wenn sie wirklich gestern zum zweiten Male in ihrem Leben überhaupt auf der Bühne stand, dann dürfte sie eine sehr beachtenswerthe Begabung besitzen. Spiel und Bewegung ließen häufig die Anfängerschaft vergessen, die wieder an anderen Stellen deutlich hervortrat. Die Stimme ist nach der Tiefe hin besser entwickelt als nach der Höhe, in die sie sich mit einer gewissen Aengstlichkeit hinaufwagt: ein Fehler, der bei zunehmender Ruhe und Sicherheit zu beseitigen sein dürfte. Das Spiel verrieth bis auf einige Steifheit und Unfreiheit Temperament und dramatische Begabung. Die Sängerin wurde nach jedem Aktschluß vor den Vorhang gerufen. Von Herrn Naval empfingen wir einen gleich günstigen Eindruck wie bei Gelegenheit seines Gastspiels in der vergangenen Spielzeit. Eine kleine, kaum merkliche ndisposition der Stimme abgerechnet, spielte er den José, wie man es kaum besser wünschen kann. Dem Chor und den Statisten des ersten Akts wäre etwas mehr sichtbare Theilnahme an den Vorgängen zu wünschen gewesen. Die weitere Besetzung des Werks war die bekannte und bewährte. Auch das Orchester leistete unter der Leitung des Herrn Weingartner Hervor⸗ ragendes. “ “
Königliches Schauspielhaus.
Fräulein Milly Krause, eine noch junge Künstlerin, trat gestern Abend als Gast der Königlichen Bühne in der Titelrolle des großen historischen Rütterschauspicls „Das Käthchen von Heilbronn: von Heinrich von Kleist auf. Mehr Kind als Weib, rührend zart und schlicht, in ihrem ganzen Wesen, wie sie sich gab, glaubte man in der That ein nur vierzehn Jahre altes gläubiges und naipes Käthchen zu sehen. Die träumerische, unbewußte Sehnsucht, das felsenfeste Vertrauen auf