1895 / 219 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 12 Sep 1895 18:00:01 GMT) scan diff

Ein weiterer Bericht meldet über den Erfolg des gestrigen Manövers: Die von der Süd⸗Armee beabsichtigte Umfassung des feindlichen linken Flügels, den das II. Armee⸗Korps bildete, seitens der 5. und 6. Division gelang nach einem verlustreichen Kampfe. Das Vorgehen der 2. Garde⸗ Division von Nadrensee in der Richtung 89 Hohenholz war anfangs erfolglos und gelang erst, als dasselbe durch das wirksame Feuer der zahlreichen, auf den Pomeller Höhen auf⸗ gefahrenen Artillerie und durch das Vorrücken der Reserve⸗ Division unterstützt wurde. Die Nord⸗Armee ging bis zur Linie Schwennenz -— Glambecksee zurück, wo sie Fetn mußte, da die Trains, welche in den 8* Wegen nur langsam fortkommen konnten, die rückwärtigen Verbindungen versperrten. Die Süd⸗Armee folgte bis zur Linie Eckerberg —Boblin und besetzte Stettin sowie die Oderübergänge. G

Nach dem Manöver übernahmen Seine Majestät der Kaiser das Ober⸗Kommando der Nord⸗Armee, um dieselbe heute gegen die Süd⸗Armee zu führen.

Ueber die heutigen Operationen ist folgendes Telegramm aus Stöwen eingegangen: Die Süd⸗Armee stand heute früh 7 Uhr verdeckt bereit, und zwar die 6. Division mit der Korps⸗ Artillerie zwischen Schwarzow, Neu⸗Torney und Kreckow, die 5. Division nordwvestli von dem Dorf Scheune, die 1. Garde⸗Division nordwestlich von Mandelkow. Die Garde⸗Kavallerie⸗Division ging, die Vorposten überschreitend, aufklärend gegen Neuenkirchen⸗Schwennenz vor; eine aus Regi⸗ mentern des III. Armee⸗Korps gebildete Kavallerie⸗Brigade klärte gegen Völschendorf und Wamlitz auf. Die Nord⸗Armee trat in der befestigten Stellung von Neuenkirchen, Sparrenfelde und Brunn dem feindlichen Angriff entgegen. Die von Seiner Majestät dem Kaiser befehligte Nord⸗Armee drang bei heftig entbranntem Kampfe bisher siegreich vor.

Der Ober⸗Hofmeister Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin Freiherr von Mirbach hat sich heute mit einem vierwöchigen Urlaub nach der Schweiz begeben.

Der General⸗Lieutenant von Spitz, Direktor des De⸗ partements für das Invalidenwesen im Kriegs⸗Ministerium, ist hierher zurückgekehrt.

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Oesterreich⸗Ungarn.

Die Beisetzung des Erzherzogs Ladislaus erfolgte gestern Nachmittag 4 Uhr in der Sigismund⸗Kapelle der Ofener Burg im Beisein der Eltern und Geschwister des Ver⸗ storbenen, ferner des Erzherzogs Otto in Vertretung des Kaisers, der Erzherzoge Rainer, Eugen, Friedrich und Franz Salvator, der Prinzessin Clementine und des Prinzen Philipp von Sachsen⸗Coburg und Gotha, des Fürsten von Thurn und Taxis, sowie der Minister, der Spitzen der Zivil⸗ und Militärbehörden und des Konsularkorps. Das Traueramt zelebrierte der

ürst⸗Primas Vaszary mit großer geistlicher Assistenz. Der Sarg wurde von dem Erzbischof Czaska, dem Feldmarschall⸗ Lieutenant Forinyak und dem Oberst⸗Hofmeister des ver⸗ storbenen Erzherzogs Vecsey in die Gruft geleitet. In den Ofener Burg führenden Straßen wohnte eine große G schenmenge der Auffahrt zur Leichenfeier bei.

Der Großfürst und die Großfürstin Peter von Rußland sind gestern von Wien nach Kiew abgereist.

In dem gestern abgehaltenen Ministerrath gab, der „Köln. Züg. zufolge, der Präsident der Republik Faure

seiner Genugthuung über die Haltung und Ausdauer der Truppen wie

Bevölkerung während der Manövertage Ausdru

über die patriotischen der 1 .3u der Pa⸗ rade in Mirécourt werden die Minister der Finanzen, des Krieges und der Marine den Präsidenten begleiten. Der Marine⸗Minister ließ verschiedene Beförderungen unterzeichnen, darunter auch die des Vize⸗Admirals Regnault de Premeuil zum Kommandanten des Nordgeschwaders.

Rußland. 8 .

Der Kaiser empfing, wie „W. T. B.“ aus St. Peters⸗ burg meldet, gestern Vormittag 11 ½ Uhr in Peterhof den deutschen Reichskanzler Fürsten zu Hohenlohe in längerer Audienz. Hierauf wurde dem Fürsten auch von der Kaiserin Alexandra Feodorowna eine Audienz ge⸗ währt. Nachmittags 4 Uhr erhielt der Reichskanzler den Gegenbesuch des Ministers des Auswärtigen Fürsten Lobanow⸗Rostowski. Um 6 Uhr empfing Fürst Hohenlohe die Vorstände der deutschen Vereine. Um 7 ½ Uhr fand bei dem Fürsten Lobanow⸗Rostowski zu Ehren des deutschen Reichs⸗ kanzlers ein Diner statt, zu welchem unter anderen hohen Würden⸗ trägern erschienen waren: der deutsche Botschafter Fürst vonRadolin, der Erste Botschafts⸗Sekretär von Tschirschky und Bagesbörff der Wirkliche Legations⸗Rath von Lindenau, der Minister des Innern Durnowo, der Adjunkt des Ministers des Auswärtigen Schischkin, der Adjunkt Graf Lambsdorff, die Direktoren der Kanzlei und des asiatischen Departements im Ministerium des Aeußern Fürst Obolenski und Graf Kapnist, der britische Botschafter Sir F. Lascelles, der österreichisch⸗ ungarische Botschafter Fürst Liechtenstein sowie der bayerische Gesandte Freiherr von Gasser.

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Türkei.

richtet, wurden die durch Turkhan⸗Pascha mündlich mit⸗ etheilten Zugeständnisse der Pforte von den Bot⸗ Sehe tem Frankreichs und Rußlands zur Mittheilung an ihre Regierungen entgegengenommen, h heenh der britische Bot⸗ schafter erklärte, Rehe Zugeständnisse kämen verspätet, man möge dieselben eventuell direkt nach London gelangen lassen Auf Grund der Gutheißung des Sultans wurden die Zugeständnisse dann am 7. September den Botschaftern bs mitgetheilt. Außer der Kontrolkommission, mit welcher die Botschafter direkt ver⸗ kehren können, hat die Pforte weitere fünf und damit die wesentlichsten Punkte der Vorschläge vom 11. Mai ange⸗ nommen, Die Pforte hofft, daß die Mächte ihren jüngsten Beschluß wegen Eintritts fremder Delegirter in die Kontrol⸗ B nunmehr fallen lassen werden. Die Botschafter sind augenblicklich noch ohne weitere Instruktion. ““

E“

W. T. B.“ aus Konstantinopel von gestern be⸗

3 Amerika.

Aus Havanna wird gemeldet, die Insurgenten hätten vor einem Eisenbahnzuge, der Soldaten nach Guantanamo gebracht habe, eine Dynamitbombe auf das Gleise geworfen. Durch die Explosion seien zwei Soldaten getödtet und sieben verwundet worden. 8 . 8

8 Nach einer in Auckland eingetroffenen Meldung aus Samoa vom 5. d. M. wäre Tamasese mit wichtigen Vor⸗ schlägen für den Friedensschluß in Apia eingetroffen und habe diese in einer Konferenz dem britischen und deutschen Konsul sowie Malietoa unterbreitet.

Nr. 37 der „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge⸗ sundheitsamts“, vom 11. September, hat folgenden Inhalt: ersonal⸗Nachricht. Gesundheitsstand und Gang der Volks⸗ vankheiten. Sterbefälle im Juli. Zeitweilige Maßregeln gegen Cholera ꝛc. Gesetzgebung u. s. w. (Sachsen⸗Meiningen.) Viehseuchen. (Schwarzburg⸗Rudolstadt.) Zughunde. (Reuß j. L.). Schweineseuche ꝛc. (Großbritannien.) Viehdurchfuhr. (Belgien.) Butter und Margarine. (Argentinien.) Quarantänen. Gang der Thierseuchen im Deutschen Reich, August. Desgl. in der Schweiz, 2. Vierteljahr. Desgl. in den Nieder⸗ landen, 1893. Vermischtes. (Preußen.) Schlesische Bäder, 1894. Geschenkliste. Monatstabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 15 000 und mehr Einwohnern, Juli. Desgl. in größeren Orten des Auslandes. Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. Desgl. in Städten des Auslandes. Erkrankungen in Kranken⸗ häusern deutscher Großstädte. Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. Witterung.

Nr. 44 des „Eisenbahn⸗Verordnungs⸗Blatts“, heraus⸗ gegeben im Königlichen Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 11. September, hat folgenden Inhalt: Erlasse des Ministers der öffent⸗ lichen Arbeiten: vom 5. September 1895, betr. Leistungen der Güter⸗ wagen der preußischen Staatsbahnen auf den Reichs⸗Eisenbahnen, sowie der oldenburgischen Staatsbahn; vom 6. September 1895, betr. Vor⸗ bereitung von Bauausführungen; vom 6. September 1895, betr. Streckenrevisionen; vom 6. September 1895, betr. Besoldungsdienst⸗ alter der Eisenbahn⸗Sekretäre; vom 7. September 1895, betr. Pen⸗ sionierung der zur Verfügung gestellten Beamten. Nachrichten.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

MNach § 267 der Strafprozeßordnung erfolgt die Verkündung des Urtheils durch Verlesung der ÜUrtheilsformel und Eröffnung der Urtheilsgründe am Schlusse der Verhandlung oder spätestens mit Ablauf einer Woche nach dem Schlusse der Verhandlung. In Bezug auf diese Bestimmung hat das Reichsgericht, IV. Straf⸗ senat, durch Urtheil vom 22. März 1895 ausgesprochen, daß eine Verzoger ung der Urtheilsverkündung über die Frist von einer Woche hinaus regelmäßig einen Revisionsgrund gewährt. „Der gedachten Vorschrift liegt der Gedanke zu Grunde, daß die Berathung und Entscheidung über das Ergebniß der mündlichen Verhandlung vor dem erkennenden Gerichte thunlichst unter dem frischen Eindrucke der⸗ selben erfolgen müsse, um die richtige Beurtheilung der Schuldfrage zu sichern. * (233/95.)

SESin inländischer Spediteur, welcher, lediglich im Auftrag eines ausländischen Versenders von Sprengstoffen über Deutschland nach dem Auslande, die ihm durch die Bahn zugesandten Spreng⸗ stoffe in Empfang nimmt, um sie nach dem Auslande weiter zu befördern, ohne zu dieser Einführung die durch § 1 des Spreng⸗ stoffegesetzes vom 9. Juni 1884 v polizeiliche Genehmigung zu besitzen, ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, III. Strafsenats, vom 25. März 1895, aus § 9 des gedachten Gesetzes zu bestrafen, selbst wenn ihm die der Beschaffenheit nach wahrheitsgetreu deklarierte und dem Explosivstoff entsprechend verpackte Waare unbeanstandet von deutschen Staatsbahnen zugeführt worden ist. Was die Angeklagten eingewendet, beschränkte sich auf das Vorbringen, sie hätten sich eingebildet, daß, da die Königlich sächsische Staatsbahn die der Beschaffenheit nach wahrheitsgetreu deklarierte, ihr be⸗ kannte, auch dem Explosivstoff entsprechend verpackte Waare un⸗ beanstandet an der deutsch⸗österreichischen Grenze übernommen, auch ihren Weitertransport ausdrücklich genehmigt habe, es weiterer polizeilicher Ermächtigung nicht bedürfe. Dieser Einwand ist mit Recht als lediglich strafrechtlicher Natur und deshalb unbeachtlich abgewiesen worden.. .. Lediglich beizupflichten war der vorinstanzlichen Rechtsauffassung darin, daß es für den That⸗ bestand des unerlaubt unternommenen „Einführens“ 1 Abs. 1 des Gesetzes vom 9. Juni 1884) von Sprengstoffen aus dem Aus⸗ lande nicht darauf ankommt, ob der Transport von Oesterreich nach Altona auf ihre, der Angeklagten, Rechnung und Bestellung oder für Rechnung und Bestellung des österreichischen Absenders ging, und die Angeklagten dem Versender nur als Spediteure für den Weitertrans⸗ port über See zur Seite standen.“ (530/95.)

„— Nach § 1 Abs. 1 des Sprengstoffgesetzes vom 9. Juni 1884 ist die Herstellung, der Vertrieb und der Besitz von Sprengstoffen sowie die Einführung derselben aus dem Ausland nur mit polizei⸗ licher Genehmigung zulässig, und nach Abs. 3 des § 1 findet diese Bestimmung auf Sprengstoffe, welche vorzugsweise als Schieß⸗ mittel gebraucht werden, keine Anwendung, und es erfolgt die Be⸗ zeichnung dieser Stoffe durch Beschluß des Pundesrathe⸗ Durch Be⸗ kanntmachung des Bundesraths vom 13. März 1885 sind zu den befreiten Schießmitteln zu rechnen: „alle zum Schießen aus Jagd⸗ und Scheibengewehren oder zu Sprengungen in Bergwerken, Stein⸗ brüchen u. s. w. dienenden, aus Salpeter, Schwefel und Kohle hergestellten Pulp ersorten.“ In Bezug auf diese Bestimmung hat das Reichsgericht, III. Stlassenat, durch Urtheil vom 25. März 1895 ausgesprochen, daß die gedachten Pulversorten, auch wenn sie nicht zum Schießen aus Gewehren, sondern aus Kanonen ꝛc. bestimmt sind, von der im § 1 Abs. 1 des Gesetzes vorgeschriebenen Kontrole befreit sind. „Ist eine aus Sal⸗ peter, Schwefel und Kohle bestehende Pulversorte an sich geeignet, zum Schießen aus Gewehren oder zu Bergwerks⸗Sprengarbeiten zu „dienene, dann unterliegt sie den Beschränkungen des § 1 Abs. 1 u. 2 des Gesetzes vom 9. Juni 1884 nicht, gleichviel, welche Verwendung in concreto mit dem Pulver beabsichtigt wird, ob es für ein Feuerwerk, für wissenschaftliche Experimente, für Ge⸗ schützladungen oder wozu sonst gebraucht werden soll.“ (530/95.)

Entscheidungen des Ober⸗Verwaltungsgerichts.

Einem Gast⸗oder Schankwirth, welcher die ihm obliegende Pflicht zur Beaufsichtigung seines weiblichen Dienstpersonals ver⸗ nachlässigt und dadurch das unsittliche Treiben der Kellnerinnen in seinen Gast⸗ oder Schankräumen erleichtert, kann, nach einem Urtheil des Ober⸗Verwaltun sgerichts, III. Senats, vom 29. April 1895, die Erlaubniß zum Betrieb der Gast⸗ oder Schankwirthschaft entzogen werden, auch wenn er von diesem -. Treiben keine Kenntniß gehabt hat. „Es kann dahin⸗ estellt bleiben, ob der Beklagte von diesem unsittlichen Treiben seiner Kellnerinnen Kenntniß gehabt hat. Der Straf⸗

richter hat diese Frage verneint. Jedenfalls ist dem Bezirksausschuß

vollständig Recht zu geben, wenn er aus jenen Thatsachen den Schluß zieht, daß der Beklagte in gröblicher Weise die ihm obliegende Pflicht zur Beaufsichtigung seines weiblichen Dienstpersonals vernachlässigt habe. Hätte er diese Pflicht in gehöriger Weise erfüllt, so hätten jene Vorkommnisse jedenfalls nicht in dem eschilderten Umfang geschehen können.. Daß die Kellnerinnen vielfach sittlich unzuverlässige Per⸗ sonen sind, mußte dem Beklagten bekannt sein. Er hatte also die dringendste Veranlassung, sein weibliches Personal scharf und genau zu überwachen. Aus dieser Unterlassung erhellt klar, daß Beklagter die bei der Konzessionsertheilung bei ihm vorausgesetzte Zuverlässigkeit in der Fernhaltung jedes unsittlichen Treibens von seiner Wirthschaft nicht mehr besitzt.“ (III 547.)

Die geschehene Zuziehung eines besonderen „Proto⸗ kollführers' zu dem Wahlakt bei Stadtverordnetenwahlen⸗ welcher zu dem Wahlvorstand nicht gehörte und nur die mechani, schen Schreibarbeiten zu besorgen hatte, macht, nach einem Urtheil des Ober⸗Verwaltungsgerichts, II. Senats, vom 11. Mai 1895, die Wahlen nicht ungültig, selbst wenn er als „Protokollführer“ das Protokoll unterschrieben hat. „. 88 würde die Zuziehung eines Protokollführers zu dem ahlakt in der Weise, daß derselbe eine selbständige Thätig⸗ keit ausübte, daß ihm die Eigenschaft einer verantwort⸗ lichen Urkundsperson neben oder gar gegenüber dem Wahl⸗ vorstand zugestanden würde, unzulässig sein, da der ; 24 der Städte⸗ ordnung genau angiebt, wie der Wahlvorstand zusammengesetzt sein soll, und daneben für einen selbständigen Protokollführer kein Raum bleibt .. . Wenn außer den Mitgliedern des Wahlvorstandes auch G. als „Protokollführer“ die Protokolle unterschrieben hat, so mag zugegeben werden, daß es der ihm zukommenden Stellung mehr ent⸗ sprochen hätte, wenn dies unterblieben wäre; andererseits liegt aber darin, daß es gleichwohl nicht unterblieben ist, nur ein die Gültigkeit der Protokolle bezw. der Wahlakte nicht in Frage stellendes Hinaus⸗ gehen über das Maß der gebotenen Formen.“ (II 749.)

Statistik und Volkswirthschaft.

Vorläufiges Ergebniß der Berufs⸗ und Gewerbezählung für Württemberg.

Bei der auf Grund des Reichsgesetzes vom 8. April 1895 vor⸗ genommenen Berufs⸗ und Gewerbezählung sind nach den Veröffent⸗ lichungen des Königlichen Statistischen Landesamts am 14. Juni 1895 im Königreich Württemberg in 451 567 Fnehe gge. 2071 407 (1 002 682 männl., 1 068 725 weibl.) Personen (1890: 2 036 522 Personen, also 1895 mehr: 34 885 = 1,71 %) als orts⸗ anwesend ermittelt worden. Ferner wurden 310 150 Landwirthschafts⸗ karten und 58 404 Gewerbebogen ausgefüllt.

Zur Arbeiterbewegung. 8

In Leipzig fand am Dienstag eine Versammlung der Maler⸗ und Lackierergehilfen statt, in welcher über die Vor⸗ schläge der Innung zur Beilegung des Ausstandes (vgl. Nr. 218 d. Bl.) verhandelt wurde. Die Versammlung beschloß, wie die „Lpz. Ztg.“ berichtet, den von den Meistern ange⸗ botenen Mindeststundenlohn von 42 jetzt anzunehmen, wenn die Meister die Zusicherung geben, vom 1. April 1896 ab die neunstündige Arbeitszeit und einen Mindeststundenlohn von 45 einführen zu wollen. Wenn die Meister hierauf nicht eingehen, so wollen die Ausständigen an ihren Forderungen festhalten. Dieser Beschluß soll der Innung sofort zugestellt werden. Vorher war mit⸗ getheilt worden, daß gegenwärtig sich noch etwa 100. Ausständige in Leipzig befänden.

Aus Karlsruhe wird der „Frkf. Ztg.“ zur Lohnbewegung der Brauereiarbeiter geschrieben: In einer von den Brauerei⸗ arbeitern einberufenen, schwach besuchten Volksversammlung am Diens⸗ tag erstattete die Kommission Bericht über ihre Verhandlungen mit den Brauereibesitzern. Diese haben der Kommission gewisse 1—1 über die Arbeits⸗ und Lohnverhältnisse gemacht. Die Versammlung erklärte sich mit diesen Angeboten einverstanden und beschloß einstimmig, von einem Ausstand und einem Bierboykott abzusehen. (Vgl. Nr. 199.

d. Bl.)

8 8

Die Wiederherstellungsarbeiten am Schlosse zu Marienburg haben sich in den letzten Monaten vorzugsweise auf die Instandsetzung der Annen⸗Kapelle bezogen, welche zunächst im Aeußern und Innern freigelegt und von allen, einer späteren Zeit entstammenden, ungeschickten Zuthaten befreit wurde. Auf der Südseite ist die Neuaufmauerung bis zum Fuß der Kirchenfenster erfolgt, auf der Vporder⸗ seite der Kapelle ist der Granitsockel versetzt. Am Pfaffenthurm ist das Baugerüst aufgestellt und eine Untersuchung der Fundamente vor⸗ genommen worden, welche ein zufriedenstellendes Ergebniß lieferte. Im Innern des Hochschlosses wurde die Verglasung der Flurfenster in den Gebietigerräumen ausgeführt.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Der interna tionale Ackerbau⸗Kongreß in Brüssel (pgl. Nr. 218 d. Bl.) nahm gestern die Verlesung des Berichts des belgischen Delegirten Allard entgegen, welcher die agrarische Krisis auf das Vorurtheil gegen das Silbergeld zurückführt und für die internationale Doppelwährung als Heilmittel gegen die Krisis eintritt. Raeder⸗Dänemark unterbreitete eine ähn⸗ liche Arbeit, welche der Meinung Allard's durchaus zustimmt. Strauß⸗Antwerpen bekämpfte die Redner. Im

weiteren Verlaufe der Verhandlungen nahm der Kongreß die Anträge der Sektionen über vorbeugende Maßregeln gegen die Tuberkulose, die Rotzkrankheit und die Lungenseuche an. Ferner wurde ein Antrag von Nocard (Frankreich) angenommen, in welchem ausgesprochen wird, daß die systematische Anwendung des Mallein das sicherste Mittel sei, um ein Verschwinden der Rotzkrankheit zu erreichen, und daß die systematische Anwendung des Tuberkulin allein eine Prophylaxe gegen die Tuberkulose verwirklichen könne. Die Versammlung nahm ferner den Entwurf für eine inter⸗ nationale Sanitätskonvention zur Bekämpfung der ansteckenden Krank⸗ heiten an und genehmißte endlich alle am Vortage von den Sektionen ausgesprochenen Wünsche.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Türkei.

Zufolge Beschlusses des internationalen Gesundheitsraths in Konstantinopel unterliegen Schiffe mit Passagieren von der Küsten⸗ strecke zwischen Kap Chelidonia und Sneidijeh nur noch einer ärzt⸗ lichen Untersuchung. Dagegen bleibt die fünftägige Quarantäne für Schiffe mit oder ohne Passagiere aus dem Hafen von Adalia in Kraft. (Conf. „Reichs⸗Anzeiger“ Nr. 213 vom 6. d. M.) 5

Cholera. k

Oesterreich⸗Ungarn. In Tarnopol sind vom 28. August bis 2. September, nach der „Oest. San.⸗W.“ 9 Erkrankungen und 2 Todesfälle festgestellt worden.

Wien, 11. September. In der Gemeinde Tarnopol er⸗ krankten, wie „W. T. B.“ meldet, am 9. d. an Cholera 3 Per⸗ sonen, während 4 Personen genasen. In der Gemeinde Berezowica Wielka ist eine früher erkrankte Person

Frankreich. Vom 25. bis 31. August wurde, dem Bull. hebdomadaire de statistique municipale“ zufolge, in 3 Stadt⸗ ee. 85 Paris je eine Erkrankung an affections cholériformes

““

Rußland. Dem Medizinal⸗Departement wurden bis zum

17. August folgende Erkrankungen (und Todesfälle) gemeldet: in dem

Gouvernement Wolhynien vom 21. bis 27. Juli: 222 (72), vom 28. Juli bis 3. August 466 (166). Einer Meldung in der „Warschauer Medizinal⸗Zeitung“ zufolge verstarb am 26. August im jüdischen Hospital zu Warschau ein an demselben Tage aus Wol⸗

hynien eingetroffener Mann an asiatischer Cholera.

Madrid, 11. September. Der „Liberal“ meldet aus Tanger

von gestern 4 neue Cholerafälle und 5 Todesfälle.

Türkei. Die Seuche ist von Syrien aus in das Vilajet von Bitlis 3 und hat dort in dem an der e. zwischen Bitlis und Diarbekir gelegenen Seert seit dem 16. August mehrere Erkrankungen verursacht. Ferner wurden festgestellt in 9 Ortschaften des Vilajets Hudavendkjar 82 Erkrankungen (56 Todesfälle) in der Zeit vom 25. Juli bis 25. August, in 2 Orten des Vilajets Konia 5 (4) vom 12. bis 24. August, in 6 Ortschaften des Vilajets Adana 34 (17) vom 6. bis 20. August, in 4 Ortschaften des Vila⸗ jets Aleppo 191 (98) vom 12. bis 24. August, in 3 Ortschaften des Vilajets Diarbekir 184 (223) vom 13. bis 25. August. Im Vilajet Damaskus ist die Krankheit in Hama und Homs, amtlicher Mit⸗ theilung zufolge, erloschen. In Brussa wurden vom 26. bis 29. August 47 Erkrankungen und 19 Todesfälle festgestellt.

Konstantinopel, 11. September. Infolge des vermehrten Auftretens der Cholera in Brussa wurde, dem „W. T. B.“ zufolge, eine zehntägige Quarantäne für Provenienzen aus dem Mar⸗ marameer zwischen dem Bosporus und Karabogha angeordnet.

Straits Settlements. In Singapore ist zufolge einer Mittheilung vom 7. August die Abnahme der Cholera noch nicht von Bestand. Im Juli wurden insgesammt 171 Erkrankungen mit 137 Todesfällen festgestellt. 8 8

Japan. In Hiogo und Osaka, wo die Seuche schon seit Beginn der wärmeren Jahreszeit aufgetreten war, herrscht sie, einer Mtthetlung vom 29. Juli zufolge, nunmehr in epidemischer Ver⸗ breitung; Ende Juli kamen auch im Hafen von Hiogo auf dem ktalienischen Kreuzer „Umbria“ mehrere Erkrankungen mit 2 Todes⸗ fällen vor. 3

Korea. Einer Mittheilung vom 17. Juli zufolge, hat sich die Seuche neuerdings auch in Chemulpo und Söul sowie in Wönsan⸗Pyongyang, Asan und anderen Plätzen Koreas gezeigt. In Söul sollen bis zum 16. Juli 7 Koreaner, in Chemulpo 11 Koreaner, 3 Japaner und 2 Chinesen der Seuche erlegen sein. Die Regierung hat die Errichtung von Cholera⸗Hospitälern in Söul und Chemulpo Aag erbne. 8

erschiedene Erkrankungen. 1

Pocken: Antwerpen 2, London 4 Todesfälle; London 36 (Kranken⸗ häuser), Paris 4 Erkrankungen; Genickstarre: New⸗York 5 Todes⸗ fälle. Erkrankungen sind gemeldet worden: an Masern in Berlin, Breslau je 27, in den Regierungsbezirken Arnsberg 125, Düsseldorf 163, Erfurt 118, in Wien 44, an Scharlach in Berlin 91, Breslau 58, im Regierungsbezirk Posen 100, in Hamburg 26, Wien 49, Edinburg 51, London 264 (Krankenhäuser), Paris 56, an Diphtherie und Croup in Berlin 111, Breslau, Kopenhagen je 29, London 86 (Krankenhäuser), Paris 63, an Unterleibstyphus in Berlin 24, Hamburg 29, St. Petersburg 82.

Der Gesundheitsstand in Berlin gestaltete sich in der Berichts⸗ woche vom 25. bis 31. August etwas günstiger, und auch die Sterblich⸗ keit zeigte ein weiteres Sinken; von je 1000 Einwohnern starben, aufs Jahr berechnet, 20,1 (gegen 22,9 der Vorwoche). Auch in dieser Woche veranlaßten akute Darmkrankheiten noch zahlreiche Todes⸗ fälle, doch zeigte die Zahl derselben 244 (gegen 308 der Vorwoche) einen weiteren Rückgang. Die überwiegende Mehrzahl dieser Sterbe⸗ fälle betraf Kinder unter 2 Jahren. Die Theilnahme des Säuglings⸗ alters an der Sterblichkeit war eine geringere als in der Vorwoche; von je 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, 103 Säuglinge. Seltener als in der Vorwoche kamen auch akute Entzündungen der Athmungsorgane zum Vor⸗ schein und behielten ihren milderen Verlauf. Er⸗ krankungen und Sterbefälle an Grippe sind nicht bekannt geworden. Von den Infektionskrankheiten wurden Erkrankungen an Masern und Typhus etwas mehr als in der Vorwoche gemeldet, doch zeigten sie sich in keinem Stadttheil in nennenswerther Zahl. Erkrankungen an Scharlach und Diphtherie wurden ebenfalls häufiger gemeldet und zwar erstere aus dem Stralauer Viertel, der Rosen⸗ thaler Vorstadt und aus dem Wedding, letztere aus der Tempelhofer Vorstadt, der jenseitigen Luisenstadt, dem Stralauer Viertel und der Rosenthaler Vorstadt am zahlreichsten. Erkrankungen an Kindbettfieber wurden 2, an Genickstarre 1 bekannt. Rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut blieben selten. Erkrankungen an Keuchhusten, die auch etwas mehr Todesfälle veranlaßten, wurden häufiger beobachtet, während rheumatische Beschwerden aller Art im Vergleich zur Vorwoche wenig Veränderungen in ihrem Vorkommen aufwiesen.

Stuttgart, 11. September. Die 20. Versammlung des deutschen Vereinsfür öffentliche Gesundheitspflege wurde heute im großen Museumssaal durch den Vorsitzenden, Geheimen Medizinal⸗Rath Pistor, eröffnet. 250 Theilnehmer sind anwesend. Ministerial⸗Rath Fleischhauer begrüßte namens der württembergischen Regierung, Ober⸗Bürgermeister Rümelin namens der Stadt Stuttgart den Kongreß, der hierauf in die Tagesordnung eintrat. Professor Baumeister⸗Karlsruhe berichtete über die aus deutschen Städten eingegangenen Mittheilungen betreffs der baupolizeilichen Neuerungen. Ueber zur Herbeiführung eines gesundheitlich zweckmäßigen Ausbaues der Städte referierten Baurath Stübben⸗Köln und Ober⸗ Bürgermeister Küchler⸗Worms. Ersterer sprach für die Aufstellung eines den gesundheitlichen Anforderungen entsprechenden Bebauungs⸗ plans, für die gesetzliche Feststellung des Umlegungsverfahrens, Aus⸗ dehnung des kommunalen Enteignungsrechts und abgestufte Bau⸗ ordnung. Küchler befürwortete gesetzliche Feststellung des amtlichen Verfahrens zur Zusammenlegung unbebauter Grundstücke behufs ge⸗ nossenschaftlicher Verwaltung und Verwerthung. Nach eingehender, lebhafter Debatte wurden die Leitsätze des Referenten gegen vier Stimmen angenommen. Damit schloß die erste Sitzung.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 11. d. M. gestellt 11 563, nicht recht⸗ zeitig gestellt 428 Wagen. 8 8 In öö“ sind am 10. d. M. gestellt 4367, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.

Vom oberschlesischen Steinkohlenmarkt berichtet die „Schl. Ztg.“: In der Lage des oberschlesischen Kohlengeschäfts machte sich in der letzten Woche ein Rückgang bemerkbar. Die Ver⸗ ladeaufträge gingen infolge der eingetretenen Winterpreise etwas spär⸗ licher ein, jedoch könnten die Gruben weit größere Quantitäten an Kohlen zur Absendung bringen, wenn eine Verfrachtung zu Wasser möglich wäre. Der Absatz ist bei den Gruben kein gleichmäßiger, da einzelne noch ziemlich flott verladen, während andere bereits Feigrschichten einlegen oder einen Theil ihrer Förde⸗ rung in hie Bestände bringen mußten. Nachdem sich die Händler und andere Konsumenten vor Beginn der Wintersaison mit Kohlenvorräthen nach Möglichkeit ver⸗ sorgt haben, beschränkt sich augenblicklich der Absatz zum größten Theil auf den Betrieb der Ziegeleien und der Werke im Reviere selbst. Nuß II und Erbskohlen finden z. Zt. geringere Nachfrage, und auch für Stückkohlen hat der Absatz nachgelassen; alle übrigen Sorten finden genügende Verwendung und kommen schlank zur Ab⸗ fuhr. Im Koksgeschäft hat sich in letzter Zeit nichts ge⸗ ändert, der Absatz läßt nach wie vor zu wünschen übrig; nur einzelne Werke und solche, die für eigenen Bedarf Koks fabrizieren, erfreuen sich regelmäßiger Abnahme der Bestände. Theer und Theer⸗ produkte finden gegenwärtig starke Abnahme zu lohnenden Preisen; Vorräthe sind auf den Werken nirgends zu sehen

Weizen pr. November 13,70, pr. März 14,05.

„— Die „Rhein.⸗Westf. Ztg.⸗ berichtet vom rheinisch⸗west⸗ fälischen Eisen⸗ und Sfahlmarkt: Der rheinisch⸗westfälische Eisenmarkt hat in den letzten Wochen den befriedigenden Charakter seines Geschäftsganges im allgemeinen beibehalten, in einzelnen Ge⸗ schäftszweigen dagegen erfreuliche Fortschritte gemacht. Jedenfalls war die Beschäftigung der meisten Werke mit wenigen Ausnahmen eine gleichmäßig günstige und im Ganzen liegen die Dinge so, daß man eher noch eine weitere Besserung als einen Rückgang der augenblicklichen Kon⸗ junktur zu erwarten hat. Die Preise haben eine durchaus feste Haltung und verrathen für einige Artikel entschiedene Tendenz zum Steigen. In Erzen hat sich die Nachfrage der Vorwoche gehalten; die Förderung ist im Siegerlande noch immer eine eingeschränkte. Luxemburg⸗Loth⸗ ringer Minette, sowie auch ausländische Erze sind in Preis⸗ und Ab⸗ satzverhältnissen unverändert geblieben. Auf dem Rohbeisenmarkt haben sich die Aussichten entschieden gebessert; die Preise haben ihre feste Tendenz behalten, und auch der Absatz ist entschieden reger ge⸗ worden. Die Nachfrage hat sich dabei gegen die Vorwoche bedeutend gebessert und wird vereinzelt socar als sehr lebhaft bezeichnet. Bezeichnend ist die rasche Abwicklung der Abschlüsse, und es laufen bereits Anfragen für das erste Halbjahr 1896, wenn au⸗ vorläufig nur vereinzelt, ein. Unter Berücksichtigung der bisherigen Betriebseinschränkung reichen die vor⸗ liegenden Aufträge für die Aufrechthaltung eines regelmäßigen Be⸗ triebes aus. Die Stimmung ist im allgemeinen wesentlich besser; man glaubt, daß die günstigere Konjunktur noch weitere Fortschritte machen werde; Neigung zu einer kleinen Preisaufbesserung ist ent⸗ schieden vorhanden. Auf dem Walzeisenmarkt herrscht noch immer reges Leben; die Nachfrage ist auf den meisten Werken eine recht befriedigende. Fie Preise sind im allgemeinen fest. Bei den Stabeisenwerken ist die Nach⸗ frage vom Inlande wie vom Auslande gleichmäßig gut, und die Werke sind meist in regelmäßigem Betrieb. Einzelne Werke haben bereits Aufträge für 3 bis 4 Monate gebucht. Träger gehen, wenn man die Thatsache berücksichtigt, daß die Bauperiode sich ihrem Ende naht, noch gut ab, doch sind die Preise noch unverändert niedrig geblieben. Bandeisen geht ziemlich flott bei gut behaupteten Preisen. Grob⸗ bleche sind in der letzten Zeit besser gefragt, doch ist in den Preisen noch kein Fortschriit zu merken. Auch Feinbleche haben befriedigenden Absatz, und die Werke sind zum theil recht stark in Anspruch genommen, die Preise der letzten Wochen daher fest. Die Drahtwalzwerke, sowie au die Ziehereien und Drahtstiftfabriken sind etwas besser beschäftigt, doch sind die Preise noch niedrig. Das Geschäft in Nieten ist nach wie vor ein un⸗

lohnendes; wenngleich die Nacfrage sich etwas belebt hat, so ist mit

erhöhten Preisen doch kaum durchzukommen. Die Konstruktionswerk⸗ stätten sind ungleich beschäftigt; es wird durch die jetzt erfolgte Ver⸗ gebung der Lokomotiven den Werken jedoch neue Beschäftigung zu⸗ fließen. Die Eisengießereien sind zum theil befriedigend beschäf⸗ tigt; im übrigen hat sich die Geschäftslage gegen die Vorwoche nicht geändert. Ueber die Bahnwagen⸗Anstalten ist nichts Neues von Belang zu berichten.

Die Einnahmen der Lübeck⸗Büchener Eisenbahn betrugen im August 1895 nach vorläufiger Feststellung 595 062 gegen 172 0728 im August 1894, mithin mehr 122 990 Die Gesammteinnahmen vom 1. Januar bis Ende August 1895 betrugen nach vorläufiger Feststellung 3 537 221. gegen 3 297 307 im gleichen Zeitraum des Vorjahres, mithin mehr 239 914

Magdeburg, 11. September. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker, exkl., von 92 % —,—, neue —,—. Kornzucker exkl., 88 % Rendement —,—, neue —,—. Nachprodukte exkl., 75 % Rendement 7,00 7,70 Geschäftslos. Brotraffinade 1 22,75— 23,00. Brotraffinade II 22,50. Gem. Raffinade mit Faß 22,50 23,25. Gem. Melis I mit Faß 22,00. Ruhig. Rohzucker I. Produkt Transito f. a. B. Hamburg pr. September 9,40 Gd., 9,52 ½ Br., pr. Oktober 9,85 Gd., 9,92 ½ Br., pr. November⸗ Dezember 10,00 Gd., 10,05 Br., pr. Januar⸗Februar 10,27 ½ Gd., 10,32 ½ Br. Schwach.⸗ .

Leipzig, 11. September. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. pr. September 3,57 ½ ℳ, pr. Oktober 3,60 ℳ, pr. November 3,60 ℳ, pr. Dezember 3,62 ½ ℳ, pr. Januar 3,65 ℳ, pr. Februar 3,67 ½ ℳ, pr. März 3,70 ℳ, pr. April 3,70 ℳ, pr. Mai 3,72 ½ ℳ, pr. Juni 3,72 ½ ℳ, pr. Juli 3,75 ℳ, pr. August 3,75 Umsatz 35 000 kg. Fest.

Mannheim, II. September. (W. T. B.) 2 roduktenmarkt. oggen pr. November 11,55, pr. März 12,05 Hafer pr. November 12,00, pr. März 12,35. Mais pr. November 9,90, pr. März 10,00.

Bremen, 11. September. (W. T. B.) Börsen⸗Schlußbericht. Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer Petroleum⸗Börse.) Fest. oko 6,20 Br. Baumwolle. Steigend. Upland middl. loko 41 ½ ₰. Schmalz. Matt. Wilcox 32 ¼ ₰, Armour shield 31 ½ ₰, Cudahy 32 ¾ ₰, Fairbanks 27 ₰. Speck. Flau. Short clear middling loko 29 ½. Taback. Umsatz 20 Faß Kentuckyv. b

Hamburg, 11. September. (W. T. B.) Kaffee. (Nachmittags⸗ bericht.) Good average Santos pr. September 73 ¾, pr. Dezember 72, pr. März 70 ¾, pr. Mai 70 ¼½. Ruhig. Zuckermarkt. (Schlußbericht.) Rüben⸗Rohzucker I. Produkt Basis 88 % Rende⸗ ment neue Usance, frei an Bord Hamburg pr. September 9,45, pr. Dezember 10,05, pr. März 10,35, per Mai 10,50. Matt.

Pest, 11. September. (W. T. B.) Produktenmarkt. Weizen loko flau, pr. Herbst 6,25 Gd., 6,26 Br., pr. Frühjahr 6,76 Gd., 6,77 Br. Roggen pr. Herbst 5,60 Gd., 5,62 Br., pr. Frühjahr 6,00 Gd., 6,01 Br. Hafer pr. Herbst 5,60 Gd., 5,62 Br., pr. Frühjabr 5,87 Gd., 5,89 Br. Mais pr. September⸗Oktober 5,25 Gd., 5,30 Br., pr. Mai⸗Juni 4,53 Gd., 4,55 Br. Kohlraps pr. August⸗ September 9,60 Gd., 9,65 Br.

Wien, 11. September. (W. T. B.) Die „Pol. Corr.“ meldet, daß die serbische Regierung die Verlängerung der Frist für den Umtausch der serbischen Anleihen verfügt hat. 88 b

London, 11. September. (W. T. B.) An der Küste 11 Weizen⸗ ladungen angeboten. 8

96 % Javazucker IIv; stetig, Rüben⸗Rohzucker loko 9 ½ stetig. Chile⸗Kupfer 46 ⅜, pr. 3 Monat 46 ½

Genua, 11. September. (W. T. B.) Der Bankerott der Firma Gebrüder Bingen datiert vom 8. April d. J. zurück.

Madrid, 11. September. (W. T. B.) Der Graf Tejada Valdosera wurde zum Gouverneur der Bank von Spanien

ernannt. 5 Amsterdam, 11. September. (W. T. B.) Java⸗Kaffee good

55 ½. Bankazinn 39 ½. Fie (W. T. B.) Die Börse eröffnete

New⸗York, 11. September. 3 . 1 in träger Haltung, im weiteren Verlauf trat eine ein. Der Schluß war recht fest. Der Umsatz der Aktien betrug

356 000 Stück. I

Weizen eröffnete in stetiger Haltung, vermochte sich aber nur für kurze Zeit auf der Höhe zu halten, dann trat auf umfangreiche Verkäufe und große Ankünfte von Frühjahrs⸗Weizen fortwährendes allen ein, das bis zum Schluß anhielt. Schluß schwach. Mais allend während des ganzen Börsenverlaufs infolge günstigen Wetters und Liquidation per Oktober. Schluß kaum behauptet.

Waarenbericht. Baumwolle⸗Preis in New⸗York 85/18, do. do. in New⸗Orleans 715/⁄16, Petroleum Stand. white in New⸗York 7,10, do. do. in Philadelphia 7,05, do. rohes (in Cases) —, do. Pipe line Certific. pr. Juli 125 nom., Schmalz Western steam 6,15, do. Rohe u. Brotbers 6,40, Mais per September 37, do. per Oktober 36 , do. per Dezember 35 ½. Rother Winterweizen 62 ⅛, Weizen per September 60 ⅞, do. per Oktober 61, do. per Dezember 63, do. pr. Mai 66 ½. Getreidefracht nach Liverpool 2 ½, Kaffee fair Rio Nr. 7 15 ¾, do. Rio Nr. 7 per Oktober 14,60, do. do. per Dezember 14,40 Mehl, Spring⸗Wheat clears 2,55, Zucker 3, Kupfer 12,25.

Chicago, 11. September. (W. T. B.) Weizen eröffnete schwach; die andauernden großen Ankünfte im Nordwesten, schwächere Kabelberichte, sowie reichliche Abgaben der Baissiers waren die Ver⸗ anlassung zu weiterem Sinken der Preise. Dann trat auf Export⸗ käufe eine Besserung ein, die jedoch später infolge der Gold⸗

eeehene wieder verloren ging. Schluß schwach.

Mais durchweg fallend infolge günstigen Wetters und großer Verkäufe und Verkaufsordres. Schluß kaum behauptet.

Weizen pr. September 55 ½, pr. Dezember 57 ½. Mais pr. September 30 ½. Schmalz pr. September 5,72, pr. November —. Speck short clear nomin. Pork pr. September 8,12.

““

Verdingungen im Auslande.

Oesterreich⸗Ungarn.

1. Oktober, 12 Uhr. K. K. General⸗Direktion der Oester⸗ reichischen Staatsbahnen: Lieferung von Eisenabgüssen, dann Zinn⸗ und Kupferwaaren pro 1896. Näheres bei den betreffenden K. K. Eisenbahn⸗Betriebs⸗Direktionen und zwar: Wien, Linz, Innsbruck, Villach, Triest, Pilsen, Prag, Olmütz, Krakau, Lemberg und Stanislau und beim „Reichs⸗Anzeiger“. 8

Egypten. 1

1. November. Verwaltung der Eisenbahnen und Telegraphen und des Hafens von Alexandrien in Kairo: Lieferung von Registern, Drucksachen, Schreibmaterialien, Papieren für die Jahre 1896 1898. Lastenheft beim „Reichs⸗Anzeiger“.

Verkehrs⸗Anstalten. 1e6“

Die im Ministerium der öffentlichen Arbeiten herausgegebene „Zeitschrift für Kleinbahnen“ (Verlag von Julius Springer in Berlin N.) hat im Heft 9 des zweiten Jahrgangs vom September 1895 folgenden Inhalt: Die Straßenbahnen von Boston. Brücken der Kleinbahn Trachenberg Militsch —Sulmierschütz. Vom König⸗ lichen Regierungs⸗Baumeister Czygan in Schwerin i. Meckl. Mit 6 Tafeln und 1 Textabbildung. Ueber den gegenwärtigen Stand und die Betriebsergebnisse der ungarischen Lokalbahnen für das Jahr 1893. Vom Zivil⸗Ingenieur E. A. Ziffer in Wien. Gesetzgebung: Prruhen⸗ Gesetz vom 19. August 1895, betr. das Pfandrecht an

rivateisenbahnen und Kleinbahnen und die Zwangsvollstreckung in dieselben. Allerhöchster Erlaß vom 31. Juli 1895, betr. die Ver⸗ leihung des Enteignungsrechts an die Elmshorn⸗Barmstedter Eisen⸗ bahn⸗Aktiengesellschaft zum Bau einer Kleinbahn von Elmshorn nach Barmstedt. Erlaß des Ministers der öffentlichen Arbeiten vom 31. Jali 1895, betr. technische Leitung und Prüfung der Kleinbahnen. Oesterreich: Gesetz vom 12. Mai 1895, wirksam für das Herzogthum Salzburg, betr. die Förderung der Eisenbahnen niederer Ordnung. Rußland: Gesetz vom 14. April 1887, betr. die zu den Eisenbahnen führenden Zufuhrwege. Frankreich: Mehrere Erlasse, durch die verschiedene Schienenverbindungen als Eisenbahnen von öffentlichem Interesse erklärt werden. Kleine Mittheilungen: Neuere Projekte, Vorarbeiten, Konzessionsertheilungen und Betriebseröffnungen von Kleinbahnen. Oberbau der Kbeinischen Stahlwerke für Klein⸗ bahnen, insbesondere Hartwich⸗Oberbau für Straßenbahnen. Mit 1 Tafel. Geschäftsbericht der Süddeutschen Eisenbahn⸗Gesellschaft. Betriebsergebnisse der Neben⸗ und Kleinbahnen Frankreichs im Jahre 1894. Verkehrsergebnisse. Bücherschau: Pfitzner, H. Die elektrischen Starkströme, ihre Erzeugung und Anwendung. Zeitschriftenschau.

„Meyer's deutsches Verkehrslexikon“ ist der Titel eines im Verlage des Bibliographischen Instituts in Leipzig und Wien er⸗ schienenen Nachschlagebuchs über alle deutschen Post., Telegraphen⸗, Eisenbahn⸗ und Schiffahrtsstationen, das sich für Handel und Verkehr als nützliches Hilfsmittel erweisen wird. In alphabetischer Anordnung werden sämmtliche deutschen Orte aufgeführt, in welchen sich eine solche Verkehrsstelle befindet. Zugleich erfährt man durch geschickt gewählte Abkürzungen in der ezeichnung, an welcher Wasserstraße die Schiffahrtsstationen, an welcher Eisenbahn die Haltestellen liegen; ferner die geographische Lage der Orte, die Adressen der Eisenbahn⸗ verwaltungen und andere für den Verkehr wissenswerthe Angaben. Das Büchlein wird gleichsam eingeleitet durch eine tabellarische Uleber⸗ sicht der wichtigsten überseeischen Post⸗Dampfschiffslinien und der schiffbaren Wasserstraßen Deutschlands. Das Nachschlagebuch so künftig in jedem Jahre mit den inzwischen eingetretenen Verände⸗ rungen neu erscheinen.

Bremen, 12. September. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Postdampfer „München“ ist am 10. September Abends in Baltimore angekommen. Der Postdampfer „H. H. Meier“ ist am 8. September von Buenos Aires nach der Weser abgegangen. Der Reichs⸗Postdampfer „Preußen“ ist am 10. Sep⸗ tember Nachmittags in Suez angekommen. Der Reichs⸗Postdampfer „Darmstadt“ ist am 10. September in Neapel angekommen. Der Postdampfer „Neckar“ ist am 11. September Morgens in New⸗York angekommen. Der Schnelldampfer „Lahn“ ist am 10. September Vormittags von New⸗York nach der Weser abgegangen. Der Schnelldampfer „Havel“ hat am 11. September

Morgens Dover passiert. 1 Hamburg, 12. September. (W. T. B.) Hamburg⸗Ameri⸗-⸗

kanische Packetfahrt⸗Aktiengesellschaft.

„Prussia“ ist heute Morgen in Cuxhaven eingetroffen.

Theater und Musik.

Deutsches Theater.

4 s „Romeo und Julia“ ging gestern neu ein⸗ studiert in Scene. Die Tragödie nahm in der ersten Hälfte einen Diener und Freunde der

ist, in den Schelmereien der rauflustigen realistischen Wesen

beiden feindlichen Häuser, sondern auch in dem des jugendlichen Liebespaares seinen Grund hatte. Herr Josef Kainz spielte den Romeo zeitweise mit einer unwahren Süßlichkeit; die Gestalt gewann dadurch etwas Knabenhaftes, hinter dem die echte innige Liebe nur schwer zu entdecken war. Während so der Ausdruck zärtlicher Empfindung sich nicht über⸗ zeugend durchzuringen vermochte, fand der Darsteller um so sicherer und packender die flammende Beredsamkeit und den erschütternden Ton glühender Leidenschaft, als sein Schicksal sich erfüllt. Frau Sorma ging als Julia nur mit künstlerischer Zurückhaltung auf diese Stimmung ein; heitere Lebensfreude strahlte beim Beginn des Festes aus ihrem Antlitz, und beim ersten Liebeswerben malte sich in ihren Zügen die aufflammende Liebe mit halb angstvoller, unter Lächeln verborgener Scheu; nur ein Mal, auf dem Wege zum Traualtar, ließ sie sich verleiten, dem Wesen Romeo's, das mit der Weihe des Augenblicks im Gegensatz stand, sich anzupassen. Im übrigen traf Frau Sorma den innigen, herzbezwingenden Ton echten Gefühls. Herr Hermann Müller schuf in dem alten Capulet eine lebensvolle, kernige Gestalt und versöhnte den Zuschauer dadurch, daß er ihr einen Stich ins Humoristische verlieh, einigermaßen mit der Tyrannei des alten Herrn. treffliche Leistung des Herrn Nissen als Mercutio ist bekannt. Reicher gab den Bruder Lorenzo als gutherzige und menschenfreund⸗ 88 Seele; eine Vertiefung erfuhr der Charakter erst in den Schluß⸗ worten.

In Kroll's Theater bringt die Königliche Oper morgen Beethoven's „Fidelio“ in folgender Besetzung zur Aufführung. Don Feende Herr Bulß, Don Herr B Florestan:

err Gudehus, Leonore: rau Sucher, Rocco: Herr Krolop, Marzelline: Frau Herzog, Jacquino: Herr Lieban. Kapellmeister Weingartner dirigiert. Der K. K. Hofball⸗Musik⸗ direktor Herr Eduard Strauß konzertiert von 6 Uhr ab mit seiner vollftändigen Kapelle aus Wien im Garten von Kroll's Etablissement. 1 b

Im Königlichen Schauspielhause wird morgen Otto von der Pfordten's Schauspiel „1812“ gegeben. Den Napoleon J. spielt Herr Kahle, den General York Herr Molenar, die Luise

Fräulein Lindner.

Der Postdampfer

heiteren, fast belustigenden Verlauf, der nicht nur, wo er natürlich