19. September. Heilmann, Intend. Rath, Vorstand der Intend. der 1. Div., zur Korps⸗Intend. des V. Armee⸗Korps, Reisewitz, Intend. Rath von der Intend. des V. Armee⸗Korps, als Vorstand der Intend. der 1. Div. zur Intend. des I. Armee⸗
Korps, — versetzt. Dr. Klein, Hilfschemiker von der Pulverfabrik in Spandau, zum Chemiker 2. Kl. ernannt.
Durch Verfügung der General⸗Kommandos. Zahl⸗ meister: a. Versetzt: Karpowsky vom 4 Bat. 3. Garde⸗Regts. z. F. zum 2. Bat. 2. Garde⸗Regts. z. F., Hörnigk von der Militär⸗ Telegraphenschule zum Füs. Bat. 4. Garde⸗Regts. z. F., Geiling vom letztgenannten Truppentheil zur Militär⸗Telegraphenschule, Rei⸗
mann vom Füs. Bat. zum 1. Bat. Gren. Regts. König Friedrich III. (1. Ostpreuß.) Nr. 1, Reuser vom 1. Bat. desselben Regts. zum 3. Bat. Infanterie⸗Regiments Herzog Karl von Mecklenburg⸗Strelitz (6. —2 Nr. 43; b. infolge Ernennung zugetheilt: Salz dem 2. Bat. Inf. Regts. von Horn (3. Rhein.) Nr. 29, Niederheide dem 3. Bat. Inf. Regts. Herwarth von Bittenfeld (1. Westfäl.) Nr. 13, v. Paris dem 4. Bat. 3. Garde⸗Regts. z. F., Schumann dem 2. Bat. 3. Oberschles. Inf. Regts. Nr. 62, Klebbe dem 3. Bat. Inf. Regts. Markgraf Ludwig Wilhelm (3. Bad.) Nr. 111, Moss⸗ graber dem 2. Bat. desselben Regts. “
* Kaiserliche Marine. “
Offiziere ꝛc. Ernennungen, Beförderungen, Ver⸗
setzungen ꝛc. Kaiserliche Schutztruppe für Deutsch⸗Ost⸗ afrika. 15. September. Dr. Stierling, Assist. Arzt 2. Kl. a. D., bisher von der Reserve im Landw. Bezirk Leipzig, mit dem 18. September d. J. der Schutztruppe für Deutsch⸗Ostafrika zugetheilt.
Kaiserliche Schutztruppe für Deutsch⸗Südwestafrika.
5. Septem ber. v. Frangois, Major à la suite der Schutz⸗ truppe für Deutsch⸗Südwestafrika, kommandiert zur Dienstleistung beim Reichs⸗Marineamt, auf sein Gesuch mit der “ Pension und der Erlaubniß zum Tragen der Uniform der Schutztruppe für Deutsch⸗Südwestafrika mit den für Verabschiedete vorgeschriebenen Abzeichen der Abschied bewilligt.
15. September. v. Heydebreck, Pr. Lt. in der Schutztruppe für Deutsch⸗Südwestafrika, aus der Schutztruppe ausgeschieden.
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 28. September
Ihre Majestät die Kaiserin und Königin trafen gestern Vormittag von Glücksburg in Flensburg ein, be⸗ sichtigten daselbst das neuerbaute Offizierskasino Allerhöchst⸗ ihres Füsilier⸗Regiments Königin (Schleswig⸗Holsteinisches) Nr. 86 und wohnten sodann der Einsegnung zweier Schwestern in der Diakonissenanstalt bei. Um 1 Uhr kehrten Ihre Majestät nach Glücksburg zurück. 8
In der Zeit vom 1. April 1895 bis zum Schluß des Monats August 1895 sind im Deutschen Reich folgende Einnahmen (eiinschließlich der kreditierten Beträge) an Zöllen und gemeinschaftlichen Verbrauchssteuern sowie andere Einnahmen zur Anschreibung gelangt:
Zölle 166 253 958 ℳ (gegen denselben Zeitraum des Vorjahrs + 12 428 565 ℳ), Tabacksteuer 3 891 441 ℳ (— 29 421 ℳ), Zuckersteuer 31 735 428 ℳ (+ 703 975 ℳ), Saälzsteuer 16 585 307 ℳ (+ 483 725 ℳ), Maischbottich⸗ und Branntwein⸗ materialsteuer 1 669 871 ℳ (— 194 451 ℳ), Verbrauchs⸗ abgabe von Branntwein und Zuschlag (einschließlich Brennsteuer) 46 055 582 ℳ (— 3130 677 ℳ), Brausteuer 12 049 853 ℳ (+ 460 885 ℳ), Uebergangsabgabe von Bier 1 488 604 ℳ (+ 32 269 ℳ); Summe 279 730 044 ℳ (+ 10 754 870 ℳ). Stempelsteuer für: a. Werthpapiere 6291 627 ℳ (+ 3558 117 ℳ), b. Kauf⸗ und sonstige Anschaffungsgeschäfte 8 402 944 ℳ 81 3 326 998 ℳ), c. Loose zu: Privatlotterien 1 644 232 ℳ + 526 644 ℳ), Staatslotterien 5 381 508 ℳ (+ 2 431 321 ℳ), Spielkartenstempel 422 9599 ℳ (+ 6364 ℳ), Wechsel⸗ stempelsteuer 3 521 692 ℳ (+ 124 120 ℳ), Post⸗ und Telegraphen⸗Verwaltung 114 338 254 ℳ (+ 7 607 968 ℳ), Reichs⸗Eisenbahn⸗Verwaltung 28 645 000 ℳ (+ 1 467 000 ℳ).
Die zur Reichskasse gelangte Ist⸗Einnahme abzüglich der Ausfuhrvergütungen und Verwaltungskosten beträgt bei den nachbezeichneten Einnahmen bis Ende August 1895: Zölle 151 523 786 ℳ (+ 11 263 924 ℳ), Tabacksteuer 3351 635 ℳ (s— 340 149 ℳ), Zuckersteuer 32 570 710 ℳ (— 1 662 979 ℳ), Salzsteuer 16 791 333 ℳ (+ 592 696 ℳ), Maischbottich⸗ und Branntweinmaterialsteuer 6 307 807 ℳ (— 713 231 ℳ), Verbrauchsabgabe von Branntwein und Zuschlag (einschließ⸗ lich Brennsteuer) 40 148 663 ℳ (— 1 015 145 ℳ), Brausteuer und Uebergangsabgabe von Bier 11 507 548 ℳ (— 419 631 ℳ):; Summe 262 201 482 ℳ (+ 8 544 747 ℳ). — Spielkarten⸗ stempel 552 936 ℳ (—+ 57 452 ℳ 8
8 1““ . 11“
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Staats⸗ Minister Freiherr von Marschall ist vom Urlaub hierher zurückgekehrt und hat seine Dienstgeschäfte wieder übernommen.
Der Abtheilungs⸗Dirigent im Auswärtigen Amt, Wirk⸗ liche Geheime Legations⸗Rath von Eichhorn hat einen längeren Urlaub angetreten. Mit seiner Vertretung ist der Geheime Legations⸗Rath, Kammerherr von Mohl beauftragt.
Der Königliche Gesandte in Weimar, Geheime Legations⸗ Rath Raschdau hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten.
Der Königliche Gesandte in Oldenburg, Legations⸗Rath von Bülow ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.
Der Wirkliche Geheime Ober⸗Baurath im Reichs⸗Eisen⸗ bahnamt Streckert ist von Kiel hierher zurückgekehrt.
Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Großherzoglich sächsische Wirkliche Geheime Rath Dr. von Heerwart ist vom Urlaub in Berlin wieder eingetroffen.
Der Landrath Lindenberg zu Waldbroel ist in die all⸗ ine Verwaltung übernommen und der Regierung in
inden überwiesen worden. 24 Dem Landrath Ukert zu Posen ist die kommissarische Verwaltung des Landrathsamts des Landkreises Hildesheim übertragen worden. v“
Ihre Mäajestät die Königin gedenkt, sich am nächsten Montag zum Besuch Ihrer Königlichen Hoheit der verwittweten Fürstin von Hohenzollern nach Umkirch in Baden zu begeben.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach.
Seine Königliche Hoheit der Großherzog begiebt sich heute von der Wartburg nach Heinrichau in Schlesien, wo Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin bereits seit einiger Zeit verweilt.
Sachsen⸗Altenburg. Seine Hoheit der Herzog ist zum Feevrauch von
Schloß Hummelshain nach Wiesbaden abgereist.
*
Oesterreich⸗Ungarn.
Dem „Fremdenblatt“ zufolge gedenkt der Er herzeg Franz Ferdinand, dessen Gesundheitszustand befriedigen sei, den nächsten Winter in Egypten zuzubringen.
Frankreich. .
In der gestrigen Sitzung der Budgetkommission äußerten sich der Minister⸗Präsident Ribot und der Kriegs⸗ Minister, General Zurlinden über den Bericht Cavaignac's. Ribot erklärte, die Kommission müsse sich vor übereilter Verallgemeinerung vereinzelter Thatsachen hüten, welche die Kriegsverwaltung ungerechterweise in Verdacht bringen könnten. Man dürfe nicht den Glauben erwecken, daß ein Zusammenbruch bevorstehe, was einen falschen Eindruck machen würde. Der Kriegs⸗Minister, General Zurlinden er⸗ klärte, die Meinung der ganzen Armee werde sich zu dem aus dem Bericht hervorgehenden Eindruck im Gegensatz befinden. Der Cavaignac'sche Bericht baue seine Theorie auf einigen außergewöhnlichen Vorkommnissen auf und überschreite sein Ziel. Der den Korps vorgeworfene kameradschaftliche Geist sei die Ehre der Armee und habe keineswegs die ihr vor⸗ geworfenen Mißbräuche veranlaßt. Die von Cavaignac vorgebrachten Thatsachen seien richtig, aber unter falschem Lichte dargestellt worden. Hierauf wandte sich die Be⸗ rathung verschiedenen einzelnen Thatsachen zu. Sodann wurde die Frage der Schaffung einer Kolonial⸗Armee besprochen. Der Minister⸗Präsident Ribot erklärte dabei, eine derartige Reform könne nicht innerhalb des Budgets vor⸗ enommen werden. Die Regierung sei mit dieser Frage be⸗ schäftigt und werde dieselbe bei dem Wiederzusammentritt der Kammern zur Lösung bringen. Der Kriegs⸗Minister, General Zurlinden bekämpfte die Verringerung und Umbildung des XIX. Korps. Der Minister⸗Präsident Ribot be⸗ merkte noch, die Regierung könne keine endgültige Antwort ohne vorherige Erwägung der Sache geben. Wenn die Kommission Cavaignac zustimme, werde die Regierung sehen, ob sie die Kammern ersuchen solle, von diesem Be⸗ schluß abzustehen. Nachdem die Minister sich aus der Kom⸗ mission zurückgezogen hatten, beschloß dieselbe einstimmig, den Effektivbestand der Zuaven um 3000 Mann herabzusetzen. Ferner beschloß die Kommission mit neun gegen fünf Stimmen, die algerischen Schützen um 3000 Mann
Rußland.
Der zur Disposition des Kommandierenden der Truppen
des Wilnaer Militärbezirks stehende General⸗Major Baron
Prüdener ist, nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus
St. Petersburg, zum Kommandeur der 1. detachierten
Kavallerie⸗Brigade, der Oberst Bobyr zum Kommandeur des
49. und der Oberst Mesenzow zum Kommandeur des 50. Dra⸗
goner⸗Regiments ernannt worden. Die genannten Truppen⸗
theile werden, wie in Nr. 230 d. Bl. gemeldet wurde, neu formiert.
Rumänien.
Der König, die Königin, der Prinz und die Prin⸗ zessin Ferdinand von Rumänien, der Erbprinz und die Erbprinzessin von Sachsen⸗Meiningen, sowie der Fürst und der Erbprinz von Hohenzollern sind gestern in Constantza eingetroffen und begeistert empfangen worden. Abends fand Festbeleuchtung, Zapfenstreich und ein Fackelzug statt. v“
5
Schweden und Norwegen.
Die Zolleinnahmen Schwedens haben in den ersten acht Monaten dieses Jahres 23 736 244 Kronen betragen oder 389 153 Kronen weniger als im gleichen Zeitraum des Vor⸗ jahres.
Dänemark.
Der Prinz von Wales ist heute Vormittag von
Kopenhagen mittels Sonderzugs über Korsör und Vamdrup
nach Hamburg abgereist. 8 Asien. 1“ Die „Pall Mall Gazette“ meldet aus Shanghai vom 27. d. M.: es seien Anzeichen vorhanden, daß die britische Regierung ihre bisherige Haltung in China ändern wolle. Fünf britische Kriegsschiffe befänden sich gegenwärtig auf dem Jang⸗tse⸗kiang; wie verlaute, würden sich denselben heute vier weitere Kriegsschiffe anschließen. Afrika.
Dem „Reuter'schen Bureau“ wird aus Sansibar unter dem 24. d. M. gemeldet, daß eine neue Strafexpedition von Mombasa gegen den Häuptling M'Baruk und die Re⸗ bellen in Takaungu abgegangen sei.
Parlamentarische Nachrichten.
Der von der Stadt Magdeburg präsentierte Ober⸗Bürger⸗ meister Schneider ist als Mitglied des Herrenhauses auf Lebenszeit berufen worden.
Fünfzehnte Jahresversammlung des Deutschen Vereins für Armenpflege und Wohlthätigkeit.
Am 26. d. M. wurde in Leipzig die XV. Jahresversammlung des
Deutschen Vereins für Armenpflege und Wohlthätigkeit vom Vorsitzenden, Landtags⸗Abgeordneten Seyffardt⸗Krefeld eröffnet. Im Auftrage des Reichsamts des Innern ist Geheimer Regierungs⸗Rath Dr. Kelch, im Auftrage des Reichs⸗Versicherungsamts Geheimer Regierungs⸗Rath Pfarrius, seitens des Königlich sächsischen Ministeriums des Innern
Geheimer Regierungs⸗Rath Dr. Grünler, seitens der deutschen inneren Mission Pfarrer Falch erschienen. Geheimer Regierungs⸗Rath Dr. Kelch sprach das lebhafteste Interesse aus, welches das Reichsamt des Innern für die Verhandlungen bekunde, namentlich hinsichtlich des zweiten Gegenstandes der Tagesordnung, der den Einfluß der Ver⸗ sicherungsgesetzgebung auf die Armenpflege betreffe. Er wünsche den Berathungen den besten Erfolg. Aus den zahlreichen vereins⸗ geschäftlichen Mittheilungen dürfte von allgemeinem Interesse sein, daß nach den Mittheilungen des Geschäftsführers der Verein am Tage vor der Versammlung 414 Mitglieder, nämlich: 180 Gemeinden, 26 Landarmenverbände. 44 Vereine und 164 Einzelpersonen zählte und sich in seinen Vereinsfinanzen, wie bisher, einer gesicherten Stellung erfreut, die ihm gestattet, für seine Vereinsschriften und für wissenschaft⸗ liche Erhebungen entsprechende Aufwendungen zu machen. Der erste Punkt der Tagesordnung betraf die Uebersicht der neueren Bestrebungen auf dem Gebiete der Armenpflege in den für uns wichtigsten Staaten des Auslands. (Berichterstatter: Bezirks⸗Präsident z. D. Dr. Freiherr von Reitzenstein.) Sodann referierte der Vorsitzende der Invaliditäts⸗ und Altersversicherungs⸗ anstalt Berlin, Dr. Freund, über die Einwirkung der Arbeiter⸗ versicherungsgesetze auf die Armenpflege. Zur Prüfung dieser Frage hatte der Verein unter dem 25. September 1891 eine Kommission eingesetzt, welche an 378 Armenverwaltungen des Deutschen Reichs entsprechende Anfragen richtete. Das von 110 Verwaltungen eingegangene Material ist von Dr. Freund zusammengestellt und bearbeitet worden. Das Ergebniß der veranstalteten Enquête resümierte Dr. Freund, nach der, Leipz. Ztg.“, wie folgt: Wenn auch die Zeit der Wirksamkeit der Arbeiterversicherungsgesetze eine viel zu kurze ist, als daß der Einfluß derselben auf die öffentliche Armenpflege schon voll in die Erscheinung treten könnte, aber wenn auch besondere ungünstige wirthschaftliche Verhältnisse in den letzten Jahren das Bild der Einwirkung getrübt haben, so läßt sich doch schon jetzt eine mächtige Wirkung erkennen. Die Armenpflege ist in bedeutendem Maße von Unterstützungsfällen entlastet worden, welche nunmehr von der Arbeiterversicherung er⸗ ledigt werden; die Arbeiterversicherung hat in wesentlichem Maße die Arbeiterbevölkerung vor Inanspruchnahme der öffentlichen Armen⸗ pflege bewahrt. Die Arbeiterversicherung hat aber auch auf die Hebung der gesammten Lebenshaltung der unteren Bevölkerungsklassen schon jetzt einen derart wichtigen Eisflus ausgeübt, daß die Armen⸗ pflege, indem sie diesem Umstand Rechnung zu tragen genöthigt war, die erzielten Ersparnisse durch Verstärkung und Ausdehnung ihrer Leistungen völlig einbüßte, ja vielfach darüber hinaus Aufwendungen machen mußte. Bei der zeitigen Beurtheilung der Einwirkung der Arbeiterversicherungsgesetze auf die Armenpflege müsse ferner beachtet werden, daß die volle Wirkung erst bei den Generationen eintreten wird und kann, welche unter der Herrschaft dieser Gesetze groß geworden sind. Auch wachse unter dem Einfluß der Arbeiterversicherung, ins⸗ besondere unter dem Einfluß der Krankenfürsorge aller drei Versicherungs⸗ arten, ein ganz anderes, widerstandsfähigeres Geschlecht heran. Was die Frage anlangt, in welcher Weise sich die Einwirkung der Versicherungs⸗ gesetze im Budget der Armenpflege geltend gemacht hat, so betonte Redner, daß die entlastende Wirkung der Arbeiterversicherung, weil vielfach anderweitige Belastungen auf die Armenpflege eingewirkt haben, garnicht sichtbar in die Erscheinung treten konnte. Dazu komme die unter dem entschiedenen Einflusse der Arbeiterversiche⸗ rung gesteigerte Intensität der Armenpflege und die Steigerung der Anforderungen an die Armenpflege. Auch die Organe der Armen⸗ pflege selbst seien durch die Sozialgesetzzebung beeinflußt. Das lebhafter gewordene Pflicht efühl gegenüber den unbemittelten Klassen, welches zum Erlaß der sozialpolitischen Gesetze führte, machte sich unzweifelhaft auch bei einem Theil der Träger der Armenpflege geltend. Dr. Freund schloß mit dem Satze: Deutschland ist auf dem Wege, mit Hilfe der sozialen Gesetzgebung in kurzer Zeit einen Kulturfort⸗ schritt zu machen, wie er in der Weltgeschichte wohl einzig dasteht! In der sich hieran knüpfenden Debatte stimmte Dr. Freiherr von Reitzenstein dem Referenten zwar in den meisten Puntten bei, doch hätte er gewünscht, daß den Landgemeinden in den Gesetzen ein freierer Spielraum gelassen wäre. Die ganze Angelegenheit dürfe übrigens nicht vom finanz⸗politischen Standpunkt allein betrachtet werden. Geheimer Regierungs⸗Rath Dr. Böhmert erkannte den Werth der vergleichenden Lokalstatistik voll und ganz an; doch dürfe gegen diese die Bedeutung der Masseenstatistik, die Landesstatistik, nicht zurücktreten. Er bedaure deshalb, daß der Referent von der sächsischen Landesstatistik so geringen Gebrauch gemacht habe. Diese, aufgenommen für die Jahre 1880, 1885 und 1890, habe ergeben, daß die Versicherungsgesetze einen nicht un⸗ wesentlichen Einfluß auf die Armenpflege gehabt haben. Geheimer Regierungs⸗Rath Dr. Kelch hielt die von mehreren Seiten gewünschte Wiederholung der Reichs⸗Armenstatistik ebenfalls für wünschenswerth, doch werde sich dieselbe kaum vor Ablauf einiger Jahre ermöglichen lassen. Nach dem Schlußwort des Referenten einigte sich die Ver⸗ sammlung zu folgenden Beschlüssen: 1) Der Deutsche Verein für Armenpflege und Wohlthätigkeit erachtet es für dringend er⸗ forderlich, daß die deutschen Armenverbände die Ein⸗ wirkungen der Alrbeiterversicherungsgesetze auf die öffent⸗ liche Armenpflege sorgfältigst beobachten und die Resultate dieser Beobachtungen zusammenstellen. 2) Die bestehende oder eine neu zu wählende Kommission würde zunächst zu erörtern haben, inwie⸗ fern die bisherigen Erfahrungen es geboten erscheinen lassen, die Art und den Umfang der von den Armenverbänden zu gebenden Nachweise anderweitig festzusetzen. — Es folgte die Verhandlung über die Frage der Stellungnahme der Landesgesetzgebungen zu den gegen alimentationspflichtige Angehörige zu treffenden Zwangsmaßregeln. Der Referent, Stadtrath Jalstein⸗Potsdam, führte aus: Der Verein habe von jeher an der Auffassung fest⸗ gehalten, daß das wirksamste Mittel gegen diejenigen Personen, welche sich frivol der Nährpflicht gegen ihre Angehörigen ent⸗ ziehen, der im Vetwaltungswege auszuübende Zwang zur Arbeit sei, die innerhalb oder außerhalb eines Arbeitshauses verrichtet werde. Vereinzelt beständen derartige landesgesetzliche Bestimmungen, z. B. in Württemberg, früher auch in Preußen. Die Absicht der Reichs⸗ regierung, den Bestrebungen des Vereins durch Erweiterung der Bestim⸗ mungen des Strafgesetzbuchs (§ 361, 10) zu Hilfe zu kommen, sei nur halb erreicht worden; denn der Reichstag habe die von der Reichs⸗ regierung beantragte Zulässigkeit der Ueberweisung sslcher Personen in ein Arbeitshaus abgelehnt. Dieser Reichstagsbeschluß sei der Landes⸗ gesetzgebung hinderlich, da dieselbe die Ueberweisung als Strafe nicht anwenden darf und die sachlichen Gründe gegen die Ueber⸗ weisung in ein Arbeitshaus auch dem Arbeitszwang als polizeiliches Zuchtmittel entgegenstehen. Während Württemberg sein Landes⸗ gesetz noch weiter handhabe, verhalte sich Bayern abwartend, Preußen aber ablehnend gegen die Wiedereinführung seines Gesetzes vom Jahre 1855. Der Vortragende war daher der Meinung, daß die Erhebung einer Individualstatistik mit sorgfältiger Fragestellung nothwendig sei, um sowohl für eine nochmalige Revision des Strafgesetzbuchs, wie für die vom Verein gewünschte Reform der Landesgesetzgebung ein sicheres und geklärtes Material zu bieten. Bürgermeister Brinkmann⸗ Königsberg hielt die Frage schon jetzt ohne eine neue Enquste für spruch⸗ reif und wünschte, daß man an die Reichsregierung abermals wegen einer Revision des § 361 herantrete. Er führte an der Hand der Königsberger Verhältnisse aus, in welche geradezu unhaltbaren Ver⸗ hältnisse die dortige Armenbehörde gerathen sei, und zeigte, na welchen Richtungen die Revision Abhilfe schaffen müsse. — Geheimer Regierungs⸗Rath Dr. Kelch bezweifelte, ob der Anregung einer noch⸗ maligen Revision auf seiten des Reichstags entsprochen werden dürfte. Dr. Jastrow⸗Berlin stellte auf Grund des von ihm gesammelten Materials fest, daß das neue Gesetz anderwärts sehr wohlthätig ge⸗ wirkt habe, und wünschte eine objektive Materialsammlung durch die Kommission ohne eine spezielle Direktive. Nach Schluß der Debatte wurde folgender, von Aschrott⸗Berlin gestellter Antrag angenommen: Eine Kommission wird beauftragt, Ermittelungen darüber anzustellen, ob sich die Bestimmung des § 361,10 des Reichs⸗Strafgesetzbuchs als ausreichend bewährt hat, und unter gleichzeitiger materieller Prüfung des Gegenstandes über denselben zu berichten.
Statistik und Volkswirthschaft.
Einfuhr und Ausfuhr des deutschen Zollgebi 8 im Monat August 1895. t Nach dem August⸗Heft der vom Kaiserlichen Statistischen Amt erausgegebenen Nachweise über den „Auswärtigen Handel des deutschen Zollgebiets“ beträgt 1 die Ausfuhr
(100) kg 21 621 321
“ ets
die Einfuhr 1 (100) kg im Monat August 1895 . . 32 775 110 8 1894 29 690 140 20 185 060 mithin mehr in 1895 . . 3 084 970 1 436 261. Die Mengen der Einfuhr sowohl, als der Ausfuhr sind demnach rheblich höher als diejenigen des gleichen Monats im Jahre 1894. Die Jahresabschnitte Januar/ August ergeben für die Einfuhr Ausfuhr (100) kg 9 gg Januar / August 1895a . 205 367 480 151 705 450 „ 1894 . 207 000 121 143 738 430 mithin in 1895 mehr. — 7 967 020 114“ 1 632 641. Die seit Anfang des Jahres eingetretene Tendenz zum Fallen der Einfuhrmengen gegenüber denjenigen des Vorjahres zeigt sich somit auch für den Feitabf nitt Januar/ August, wenn auch im Vergleich mit den Vormonaten in abgeschwächter Weise. Bei den Ausfuhr⸗ mengen tritt die gegentheilige Erscheinung auf. Die Ausfuhrmengen sind größer als diejenigen im gleichen Zeitraum des Vorjahres, und zwar tritt die Tendenz zum Steigen mit Ausnahme der Monate Fe⸗ bruar und März mit jedem Monat stärker hervor. 8 Der gesammte Spezialhandel des Zollgebiets, Einfuhr in den reien Verkehr und Ausfuhr aus demselben zusammengefaßt, beträgt .“ für den Zeitraum (100) kg Januar/ August 1895. 357 072 930 mithin in 1895 mehr 6 334 379 Aus dem Vergleich des Gesammt⸗Spezialhandels der voraus⸗ gehenden Zeitabschnitte der Jahre 1894 und 1895 ergiebt sich Nach⸗
stehendes:
b Mengen in 100 kg 8 1895 1834 . 38 821 244 38 577 818 +
in 1895 243 426 3 954 168 10 055 708 8 138 518 3 244 574
Januar Februar. 8 “ b1111“*“ 46464655 1 .250 271 537 252 047 080 1 775 543 dö“*“ 300 862 636 + 1 813 863 Während sich bis zum März dieses Jahres der Gesammtspezial⸗ handel, soweit sich dies überhaupt nach den Mengen⸗Zahlen beurtheilen äßt, gegen das Jahr 1894 immer ungünstiger gestaltete, ist hierin
5 69 004 226 72 958 394 117 249 723 160 955 453 206 793 771
vom April an eine Aenderung eingetreten, indem sich das Minus in den
inzelnen Monaten des laufenden Jahres gegen das Vorjahr immer mehr verringerte und im Juli und August sich ein Ueberschuß ergab. Zieht man in Betracht, daß das günstige Ergebniß haupt⸗ ächlich dem Steigen der Ausfuhr zuzuschreiben ist, und erwägt man noch den Umstand, daß in der Einfuhr Rohstoffe und Nahrungs⸗ und Genußmittel der Menge nach überwiegen, für die im allgemeinen niedrigere Preise gelten, in der Ausfuhr dagegen hochwerthige Fabrikate vorherrschen, so wird man den gesammten auswärtigen Spezialhandel des Jahres 1895 auch höher bewerthen dürfen als den⸗ enigen des gleichen Zeitabschnittes im Vorjahre. Somit kann eine Besserung der Lage des auswärtigen Handels und eine Umkehr von der seitherigen rückläufigen Bewegung desselben konstatiert werden.
Zur Arbeiterbewegung. . Aus Zwickau wird dem „Dr. J.“ geschrieben: Um den hiesigen, wie überhaupt den sächsischen Bergarbeitern für den aufgelösten Verband ächsischer Berg⸗ und Hüttenarbeiter eine anderweite Or⸗ ganisation zu schaffen, wird jetzt von den Agitatoren für den Beitritt r sächsischen Bergarbeiter zum sozialdemokratischen deutschen Berg⸗ beiterverband gewirkt. Dagegen sind auch die loyalen Knappen bestrebt, ine Organisation zu schaffen, und haben die Gründung eines „Vereins önigstreuer Knappen für das Oels nitz⸗Lugauer Revier“ ngebahnt. Der Statutenentwurf legt den Mitgliedern auf, die Liebe d Treue zu König und Vaterland, friedliches Einvernehmen zwischen m Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu pflegen, die wirthschaftlichen nteressen der Knappen zu heben, den Hinterlassenen verstorbener Knappen eine Begräbnißbeisteuer zu gewähren und sozialdemokratische Bestrebungen von den Mitgliedern fernzuhalten. Aus Amsterdam meldet „W. T. B.“, daß dort gestern infolge der Weigerung der Fabrikanten, ihre Werkstätten den Bedingungen der Arbeitervereinigung zu unterwerfen, ein Ausstand der Diamantarbeiter ausgebrochen ist. Von 7000 Schleifapparaten stehen 6500 mit über 12 000 Arbeitern still. Die Arbeiter verlangen, daß die Arbeitgeber keinen Arbeiter einstellen, der nicht Mitglied ihrer Vereinigung ist. Nur in zwei Fabriken wird gearbeitet. In Gent wurde, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern eine Werk⸗ ätte für Baumaterialien geschlossen, und mehr als 300 Arbeiter wurden entlassen. Für den heutigen Tag wurde die Schließung weiterer Werkstätten erwartet.
Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom September bis inkl. 21. September cr. zur Anmeldung gekommen: Lebendaeborene, 339 Eheschließungen, 29 Todtgeborene, Sterbefäll
Kunst und Wissenschaft.
Sektion der zu Köln tagenden 43. Ver⸗
hilologen und Schulmänner machte
ungs⸗Rath Dr. Deiters aus Koblenz,
Auftrage des Mnnisters der geistlichen,
Unterrichts⸗- und Medizinal⸗Angelegenheiten beiwohnt, eine Mit⸗ theilung, die auch außerhalb der Fachkreise mit Interesse vernommen werden wird. Anknüpfend an die Eröffnungsrede des Ersten Prä⸗ sidenten Dr. Jäger, bemerkte er der „Köln. Ztg.“ zufolge, daß dieser, als er von einer gewissen Feindseligkeit gegen die altklassischen Studien gesprochen habe, mit Recht die preußische Unterrichtsver⸗ waltung von einem derartigen Vorwurf ausgenommen habe. Die Richtigkeit dieser Auffassung könne er heute bestärigen, denn er fühle sich ermächtigt, folgende Mittheilungen zu machen: 1) Der Unter⸗ richts⸗Minister habe sich überzeugt, daß auch das in etwas veränderte iel des alten Sprachunterrichts bei der ihm gegenwärtig zugewiesenen Stundenzahl sich nur schwer und nothdürftig erreichen lasse, und deshalb solle in den oberen Klassen der Gymnasien allgemein eine siebente Lateinstunde eingeführt werden; 2) der Minister werde daraus auch für die Realgymnasien die erforderlich erscheinenden Folgen ziehen; 3) in der Kenntniß der alten Geschichte sei bei den Schülern der Prima ein derartiger Rückschritt wahrgenommen worden, daß man die jetzt für die Prima untersagte Repetition der alten Geschichte nicht werde entbehren können. Diese Mittheilungen wurden von den Zuhörern mit lautem Beifall entgegengenommen. — In der zweiten Plenarsitzung berichtete u. a. Bibliothekar Dr. Wenker (Marburg) über den Sprachatlas des Deutschen Reichs. Vor zehn Jahren, als er über denselben bereits Mittheilungen machte, befand sich das Unternehmen vor einem entscheidenden Wendepunkt. Im Jahre 1876 waren Fragebogen von Düsseldorf nur in die nördliche Rhein⸗ provinz verschickt worden, später auch nach dem südlichen Mitteldeutschland. Im Herbst 1889 lag die auf das ganze Deutsche Reich ausgedehnte Sammlung der Fragebogen in der stattlichen Zahl von 48 500 vor. Seitdem ü das Unternehmen stetig fortgeschritten und wird in ungefähr 15 Jahren vollendet sein. An diese einleitenden
Worte knüpfte der Redner einige Bemerkungen über die Verarbeitung des Dialektmaterials an. Obwohl schon so lange an dem Werk ge⸗ arbeitet wird, ist man doch nicht weiter als ein Baumeister, der, beauf⸗ tragt, ein großes Gebäude aufzuführen, die gehauenen Steine für den Bau glücklich gesammelt hat. Um das Werk selbst zu vollenden, bedarf es noch großer Mühe. Als Baugerüst für den Sprachatlas dient die deutsche Volksgeschichte. Der Sprachatlas behandelt unsere heutigen deutschen Volksmundarten. Sehr wichtig ist eine gründliche und um⸗ fassende Untersuchung über Ortsnamen, die räumlich und zeitlich in bestimmter Weise begrenzt sind, — was Redner durch zahlreiche Beispiele beweist. Für das Alter der einzelnen Bildungen ist von großer Wichtigkeit, daß einzelne nur westlich der Slavengrenze vorkommen, andere dagegen auch im Osten zablreich vertreten sind. Ferner läßt sich verfolgen, wie Ortsnamen, die z. B. auf ⸗lar, ⸗ingen, ⸗heim u. s. w. endigen, den ältesten Schichten angehören, um die herum die andern allmählich gegründet sind. Alle diese Thatsachen werden erst ins rechte Licht treten, wenn eine klare kartographische Darstellung den Ueberblick er⸗ leichtert. Manche Frage ist noch zu beantworten, bevor das Werk vollendet sein wird, z. B. die über den Zusammenhang zwischen Mund⸗ art und Ortsnamenbildung, ferner die über Beeinflussung der ver⸗ schiedenen Volksstämme gegeneinander. 16“
— In Dresden wurde der Kongreß der „Association littérafre et artistique internationale: (vgl. Nr. 228 u. folg. d. Bl.) gestern Nachmittag 3 ½ Uhr geschlossen. Pouillet dankte herzlichst für die gastliche Aufnahme im schönen Sachsenlande; Ober⸗Bürgermeister Beutler betonte die freundschaftlichen Be⸗ ziehungen zwischen den Kongreßmitgliedern und der Bevölkerung und sprach im Namen des Lokalcomites den Dank dafür aus. Im Namen der gesammten Bevölkerung dankte Stadtrath Dr. Bierey für die taktvolle Art, in der die Bestrebungen des Kongresses gefördert worden seien; sein besonderer Dank galt dem ständigen Sekretär Lermina. Rechtsanwalt Schmidt Leipzig dankte im Namen des Arbeitsausschusses, Maillard⸗Paris im Namen der gesammten Geschäftsleitung. Ober⸗Regierungs⸗Rath von Seidlitz dankte in deutscher und französischer Sprache, die Einigkeit hervor⸗ hebend, die den Konareß beseelt habe; ferner sprachen Morel⸗Bern, Wauvermanns⸗Brüssel, Tory⸗Kopenhagen, Chaumat⸗Paris, Decor⸗ Paris, Konsul Lenos im Namen der griechischen, Vize⸗Konsul de Locella im Namen der italienischen Regierung, endlich der Delegirte von Mexiko und Professor Lehr⸗Lausanne. Abends fand ein Prome⸗ nadenkonzert auf der Brühl'schen Terrasse statt. — Der nächste Kongreß wird im August 1896 in Bern stattfinden.
Land⸗ und Forftwirthschaft.
Ernteergebniß in Ontario. Dem von dem landwirthschaftlichen Departement unter dem 13. August d. J. veröffentlichten vorläufigen Bericht über das diesjährige Ernteergebniß in der Provinz Ontario entnehmen wir folgende Zusammenstellung:
Anbau⸗ Gesammt⸗ flche ergebniß in Acker in Bush.
Ertrag per Acker
Winterweikzen 1895 743 199 13 254 452 1894 778 992 16 512 106 Sommerweizen . 1895 223 957] 3 321 700 1894 230 016 3 367 854 Gerste 11895 478 046 10 933 816 1894 486 261 ]10 980 404 a1114“*“ 2 373 309 74 986 956 1894 2 342 766 70 172 516 Roggen . . .. ..1895 120, 850 1 832 614 1894 90 144] 1 386 606
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln. 11““
Durch Königliche Verordnung vom 22. d. M. ist für Herkünfte von Konstantinopel, welche nach dem 11. d. M. von dort abgegangen sind, Quarantäne angeordnet worden. Gleichzeitig sind alle Häfen, welche von Konstantinopel nicht weiter als 165 km entfernt sind, für choleraverdächtig erklärt worden.
Sandwich⸗Inseln. 8 Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Honolulu sind da⸗ selbst 86 Erkrankungen an Cholera vorgekommen. Vierzig Per⸗ 8 sind gestorben, darunter drei Weiße. Die Epidemie ist jedoch okalisiert. 8
Handel und Gewerbe.
Am 7. Oktober d. J. wird in Nördlingen eine von der Reichsbankstelle in Augsburg 1“ ttöne mit Kasseneinrichtung und beschränktem Giroverkehr eröffnet. ““
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 27. d. M. gestellt 11 868, nicht recht⸗ jeitig gestellt 450 Wagen. In Oberschlesien sind am 26. d. M. gestellt 4415, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.
Zwangs⸗Versteigerungen.
Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin standen am 27. September die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Rostockerstraße 15, dem Maurermeister Aug. Greske gehörig; Flächenraum 8,04 a; Nutzungswerth 9840 ℳ; mit dem Gebot von 157 000 ℳ blieb der Versicherungsbeamte Carl Borchers, Lübeckerstraße 50, Meistbietender. — Chorinerstraße 23, dem Maurermeister P. Thomas gehörig; Flächenraum 7 a; Nutzungs⸗ werth 11 600 ℳ; Meistbietender blieb der Kaufmann Julius Siegfried, Friedrichstraße 130, mit dem Gebot von 201 000 ℳ
Beim Königlichen Amtsgericht II Berlin standen zur Versteigerung: Grundstück zu Schöneberg, Hohenfriedbergstraße 8, dem Zimmermeister August Karl Pagels, ebendaselbst wohnhaft, ehörig; Flächenraum 5,68 a; Nutzungswerth zur Gebäudesteuer 700 ℳ; das geringste Gebot wurde auf 104 955,50 ℳ festgesetzt, mit welchem der Kaufmann Wilhelm Wolff zu Berlin, Behren⸗ straße 52. Meistbietender blieb. — Grundstück zu Friedenau, Saarstraße 1 und Illstraßen⸗Ecke, dem Bauunternehmer Hermann Pählchen zu Friedenau, Wilhelmstraße 1, gehörig; Flächenraum 11,29 a; Nutzungswerth zur Gebäudesteuer 9800 ℳ; das ge⸗ ringste Gebot wurde auf 170 467 ℳ festgesetzt; mit dem Gebot von 170 500 ℳ blieb der Schneidermeister Franz Wolff zu Friedenau, Kirchstraße 13, Meistbietender. — Ferüsse zu Deutsch⸗Wilmers⸗ dorf, Bernhardsstraße 1, Ecke Ringbahnstraße belegen, dem Bau⸗ unternehmer Hermann Pählchen zu Friedenau, Wirhelmftraße 1, gehörig; Flächenraum 7,87 a; Nutzungswerth zur Gebäudesteuer 8800 ℳ; das geringste Gebot wurde auf 1032,62 ℳ festgesetzt; mit dem Gebot von 136 600 ℳ wurde die Frau des Fuhrherrn Fraß ise⸗ Albertine, geb. Pohlmann, zu Deutsch⸗Wilmersdorf, Ringbahn⸗ straße 6, Ersteherin. — Grundstück zu Groß⸗Lichterfelde an der Drakestraße belegen, dem Architekten Paul Boswau gehörig; Flächenraum 8,05 a; das geringste Gebot wurde auf 14 965,09 ℳ festgesetzt; mit dem Gebot von 45 000 ℳ blieb der Lehrer Gust asp
Krüger zu Groß⸗Lichterfelde Meistbietender. — Grundstück zu Schöneberg, Hohenfriedbergstraße 7, belegen, dem Zimmermeister August Karl Pagels, daselbst wohnhaft, gehörig; Flächenraum 8,81 a, Nutzungswerth zur Gebäudesteuer 12 660 ℳ; das geringste Gebot wurde auf 146 598,67 ℳ festgesetzt, mit welchem der Kauf⸗ mann Wilh. Wolff zu Berlin, Behrenstraße 52, Meistbietender blieb.
Beim Königlichen Amtsgericht zu Charlottenburg wurde das Verfahren der Zwangsversteigerung des ideellen Dritttheils des Tischlermeisters Aug. Benzien von dem im Grundbuche von der Stadt Charlottenburg Band 98 Blatt Nr. 3756 auf den Namen des Fabrikbesitzers F. Simundt zu zwei Dritttheilen und des Tischlermeisters Aug. Benzien zu einem Dritttheil eingetragenen, zu Charlottenburg, Kantstraße 55, belegenen Grundstücks aufgehoben. Die Termine am 8. Oktober d. J. fallen fort.
— Im Verlage von Schallehn u. Wollbrück in Magdeburg ist der 26. Jahrgang von „Zabel's Jahr⸗ und Adreßbuch der Zuckerfabriken Europas“, der für die Campagne 1895/96 be⸗ stimmt ist, erschienen. Der stattliche Band des neuen Jahrgangs stellt ein Nachschlagebuch dar, welches alle geschäftlichen und industriellen Beziehungen der gesammten Zuckerindustrie umfaßt. In der ersten Abtheilung des Werks wird in kurzen Lebensabrissen der beiden nam⸗ haftesten Hegründer der europäischen Zuckerindustrie, Andreas Sigis⸗ mund Marggraf's und Franz Carl Achard's, gedacht, mit deren Bild⸗ nissen der neue Jahrgang geschmückt ist. Dann folgt eine Darstellung der wirthschaftlichen und technischen Entwicklung der Zucker⸗ industrie im Jahre 1894/95; ein besonderes Kapitel handelt von der elektrischen Kraftübertragung im Dienste der Zucker⸗ industrie. Einer Zuckerstatistik schließen sich folgende für den Zuckerhandel wichtigen Mittheilungen an: Vorschriften für die Notierung der Zuckerpreise an der Waggehurger Börse; Schlußschein⸗ Bedingungen für Geschäfte frei auf Speicher Magdeburg; Schluß⸗ schein⸗Bedingungen für Geschäfte frei an Bord Hamburg; Allgemeine Bedingungen für den Danziger Handel mit Rohzucker ꝛc.; Zucker⸗ Liquidations⸗Kasse zu Magdeburg; Normen für die Werthschätzung vrrkaufsfähigen Rübensamens; Vorschrift für die Probenahme von Roh⸗ zucker. Den Schluß der ersten Abtheilung bilden Nachweise über die Fachvereire in Deutschland, Oesterreich⸗Ungarn, Frankreich, Belgien und Rußland. Die zweite Abtheilung enthält in alphabetischer Ord⸗ nung eingehende Angaben über die Hlken mncerfabtiken und Zucker⸗ raffinerien Deutschlands, ferner die deutschen Zuckerfabriken nach Staaten und Provinzen geordnet, ein Verzeichniß sämmtlicher außer⸗ deutschen Zuckerfabriken und Raffinerien Europas ꝛc. Die dritte Ab⸗ theilung bringt ein Bezugsquellenverzeichniß. — Der neue Jahrgang wird wegen seines reichen Inhalts den Kreisen der Zuckerindustrie und des Zuckerhandels willkommen sein. w
— Nach einer Bekanntmachung über die Kündigung und Kon⸗ vertierung der 4 % Breslauer Stadt⸗Anleihe vom Jahre 1880 wird die ganze Anleihe von noch 17 765 100 ℳ zur Rückzahlung zum 1. April 1896 gekündigt; gleichzeitig wird den Inhabern dieser Stadtanleihescheine, welchen der Zinsgenuß zu 4 % bis zum 1. April 1896 unverkürzt bleibt, die Abstempelung auf 3 ½ % Jahreszinsen vom 1. April 1896 gegen Zuzahlung von 1 ½ % angeboten. Als Konvertierungsstellen fungieren in Berlin die Bankhäuser Delbrück Leo u. Co. und Robert Warschauer u. Co.
— Die in der vorgestrigen Aufsichtsrathssitzung der Aktien⸗ gesellschaft Lauchhammer, vereinigte vormals Gräflich Einsiedelsche Werke vorgelegte und genehmigte Bilanz ergiebt nach den üblichen Abschreibungen einen Reingewinn von 478 560 ℳ; es wurde beschlossen, der für den 29. Oktober d. J. einzuberufenden Generalversammlung eine Dividende von 6 % vorzuschlagen. Außer dem Betrage von 21 994 ℳ, welche dem gewöhnlichen Reservefonds zufließen, sollen 10 000 ℳ dem außerordentlichen Reservefonds und 25 000 ℳ einem Dispositionsfonds zur Unterstützung der Beamten zugewendet werden, wonach 40076 ℳ Gewinnvortrag übrigbleiben. Der Reservefonds erreicht damit die Höhe von 347 232 ℳ, der außer⸗
ordentliche Reservefonds eine solche von 725 000 ℳ — Die Werke
sind gut beschäftigt und erzielen jetzt bessere Preise.
— Wie das „Leipz. Tgbl.“ meldet, hat die Handelskammer in ihrer gestrigen Sitzung die Eingabe der Meßinteressenten der Fil⸗. und Schuhwaarenbranche, wegen der Verlegung der
eipziger Messe auf den ursprünglichen Termin, sowie die
Petition der Angehörigen der Leipziger Lederbranche über die Ab⸗ haltung der Herbst⸗Ledermesse zu einem späteren Termin abgelehnt.
Liverpool, 28. September. (W. T. B.) Unter den am 26. d. M. gemeldeten offiziellen Notierungen muß American low middling 417⁄⁄2, nicht 41784 heißen.
Verdingungen im Auslande.
18 Nieverlande. 8 2. Oktober, 12 Uhr. Hauptverwaltung der Militär⸗Akademie zu
Breda: Lieferung von Kalbfleisch und Fett, Rauchfleisch, geräuchertem
Speck, Schinken, Schweinefleisch, gehacktem Schweinefleisch und Kaffee vom 1. November 1895 bis ult. Oktober 1896; ferner 165 hl. Kartoffeln, ca. 200 000 kg Steinkohlen und 50 000 kg Maschinen⸗ kohlen und 65 kg Speck. Bedingungen liegen von 10—12 Uhr im Hürean des Kapitän⸗Quartiermeisters der Militär⸗Akademie zur Ein⸗ sicht aus.
4. Oktober, 11 Uhr. Im Provinzial⸗Verwaltungsgebäude zu Middelburg: Lieferung von Steinen zu Uferbauten in Terneuzen; Schätzung 10 000 Fl. Bedingungsheft Nr. 178 liegt in den Lokalen der Provinzial⸗Verwaltungsgebäude zur Einsicht aus und ist bei der Firma Gebrüder van Cleef im Fcgesnenich. Auskunft ferner beim Hauptingenieur des 11. Distrikts in — und Aufseher zu Terneuzen.
Bulgarien.
16. November, 10 Uhr. Sofia: Bau der Eisenbahnlinie Pernik -Radomir. Kaution 55 000 Fr. Unterbietungen bis zum 21. November 10 ½ Uhr. Näheres beim „Reichs⸗Anzeiger“.
Verkehrs⸗Anstalten.
Laut Bekanntmachung der Königlichen Eisenbahn⸗ Direktion zu Erfurt wird die 24 km lange Nebenbahn Ziegenrück — Lobenstein (Reuß) am 1. Oktober d. J. für den allgemeinen Personen⸗ und Güterverkehr eröffnet. Die neue Bahnlinie ist eine Fortsetung der im Dezember v. J. eröffneten Theilstrecke Triptis —-Ziegenrück und hat in Triptis Anschluß an die bestehende Hauptbahn Gere Probftzene. Die Bahn liegt in ihrem Anfang in preußischer Enklave und durchzieht dann Fürstlich reußisches Gebiet bis zu ihrem vorläufigen Endpunkte, dem anmuthig gelegenen Badeorte Lobenstein. — Die an der neuen Strecke errichteten Stationen Liebschütz, Lückenmühle, Remptendorf, Friesau⸗Ebersdorf und Lobenstein werden für den Per⸗ sonen⸗ und Güterverkehr eröffnet und dienen zur Abfertigung von Personen, Reisegepäck, Eilgut, Frachtstückgut, Wagenladungen und lebenden Thieren, die Station Lobenstein fertigung von Leichen und Fahrzeugen. Diese Station ist mit einer
Laderampe für Kopf⸗ und Seitenverladung und wie Friesau⸗Ebers-
dorf mit einer Zentesimalwage ausgerüstet. Privatdepeschenverkehr findet auf sämmtlichen Stationen nicht statt. — Es steht zu erwarten,
daß die neue Bahnlinie auf die Hebung der wirt scsastlichen Lage
des von ihr berührten Gebiets, das bisher von dem enbahnverkehr gänzlich ausgeschlossen war, günstig einwirken wird. Auch auf einen Esberen Fremdenverkehr wird zu rechnen sein, da mit der neuen
ahn anmuthige Seitenthäler der Saale erschlossen und der Besuch derselben wesentlich erleichtert wird.
Krefeld, 28. September. (W. T. B.) Die hiesige Eisenbahn⸗ Betriebsinspektion macht bekannt: Der Rheintrajekt Spock⸗ Welle, Strecke Kleve — Zevenaar, ist wegen niedrigen Wasserstandes gesperrt. 16
iddelburg, sowie beim Ingenieur
Tinisterium der öffentlichen Arbeiten in
außerdem zur Ab-
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