der Berg⸗Inspektor Baselt von Klausthal nach Grube Reden bei Saarbrücken,
der Berg⸗Inspektor Uthemann von Grube Reden nach Grube König bei Neunkirchen, und
der bisherige Justitiar der Zentral⸗Verwaltung der König⸗ lichen Steinkohlenbergwerke König und Königin Luise, Gerichts⸗ Assessor a. D. John Koch von Zabrze nach Breslau behufs Wahrnehmung der Geschäfte eines juristischen Hilfsarbeiters bei dem dortigen Oberbergamt.
Der Königliche Gewerbe⸗Inspektor Stumpfe in Görlitz ist nach Wiesbaden, der Königliche Gewerbe⸗Inspektor Dr. Jungck in Siegen nach Leer, der Königliche Gewerbe⸗In⸗ spektor Hugo Wedel in Wiesbaden nach Görlitz und der Königliche Gewerbe⸗Inspektor Willner in Trier nach Thorn in gleicher Amtseigenschaft versetzt worden.
Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten.
Der praktische Arzt Dr. Paffrath in Kranenburg ist zum Kreisphysikus des Kreises Kleve ernannt, und
der Kreisphysikus des Kreises Ottweiler, Sanitäts⸗Rath Dr. Kimpen zu Neunkirchen in gleicher Eigenschaft in den Landkreis Düsseldorf versetzt worden.
.—“
Zur Abhaltung der durch meine allgemeine Verfügung vom 31. Mai 1894 eingeführten wissenschaftlichen Prü⸗ fung der Lehrerinnen habe ich den nächsten Termin auf
8 Donnerstag, den 27. Februar 1896,
Vormittags 9 Uhr, im Gebäude der hiesigen Augustaschule, Kleinbeerenstraße Nr. 16/19, angesetzt.
Die Meldungen zu dieser Prüfung sind bis spätestens zum 20. November d. J. — und zwar seitens der im Lehramt stehenden Bewerberinnen durch die vorgesetzte Dienst⸗ behörde, seitens der anderen unmittelbar — an mich ein⸗ zureichen.
Ich mache noch besonders darauf aufmerksam, daß nach § 4 der Prüfungsordnung vom 31. Mai 1894 der Meldung ein selbstgefertigter Lebenslauf sowie die Zeugnisse über die bestandenen Prüfungen und die bisherige Lehrthätigkeit bei⸗ zufügen sind, auch die Bewerberinnen die Fächer zu bezeichnen haben, in welchen sie die Prüfung abzulegen wünschen.
Berlin, den 24. September 1895.
Der Minister der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten. Im Auftrage: Kügler.
Herrerhaus.
1 Der Registrator und Kalkulator bei dem Herrenhause
Max Hermann Alexander Reißig ist zum Bureau⸗ Direktor des Herrenhauses ernannt worden.
“ Abgereist: Seine Excellenz der Staatssekretär des Reichs⸗Marine⸗ amts, Vize⸗Admiral Hollmann. . Angekommen:
Seine Excellenz der Wirkliche Geheime Rath, Ministerial⸗ Direktor im Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten Dr. de la Croix, aus Heringsdorf.
Aiicchtamtliches.
Preußen. Berlin, 30. September. 8
Seine Majestät der Kaiser und König wohnten gestern Vormittag dem Gottesdienst in der Kapelle zu Rominten bei.
Ihre Majestät die Kaiserin und Königin, Aller⸗ höchstwelche am Sonnabend den erlauchten Verwandten auf Schloß Gravenstein einen Besuch abstatteten, haben, wie „W. T. B.“ meldet, heute Mittag Schloß Glücksburg ver⸗ lassen und kurz nach 12 ½ Uhr von Glücksburg aus mittels Sonderzuges die Rückreise nach dem Neuen Palais angetreten.
vI8“ “
“ Bayern. “ igliche Hoheit der Prinz⸗Regent hat den Minister⸗Präsidenten Freiherrn von Crailsheim und den Präsidenten des landwirthschaftlichen Zentralvereins Freiherrn von Soden⸗Fraunhofen zu lebenslänglichen Reichsraͤthen ernannt. Die Kammer der Abgeordneten trat am Sonnabend
zu ihrer ersten Sitzung zusammen. Der Präsident von Walter widmete zunächst dem verstorbenen Kultus⸗Minister Dr. von Müller einen warm empfundenen Nachruf. Das Haus erhob sich zum Zeichen der Theilnahme von seinen Sitzen. Der Finanz⸗Minister Dr. Freiherr von Riedel legte sodann die Rech⸗ nungsnachweisungen für die XXI. Finanzperiode (1892/93) 8 und das Budget für die XXIII. Finanzperiode (1896/97) vor. Den ausführlichen Erläuterungen entnimmt die „Allg. Ztg.“ Folgendes: Die Rechnungen des Jahres 1892 schlossen mit 15 176 088 ℳ Erübrigungen ab, wogegen diese 1893 nur 4 931 034 ℳ be⸗ tragen — immer noch als günstig zu bezeichnende Verhältnisse, wenn auch im Vergleich mit 1889, in welchem Jahre sich rund 46 000 000 ℳ Erübrigungen ergaben, ein erheblicher, übrigens nicht überraschender Rückgang bemerkbar geworden sei. Diese Erübrigungen der XXI. Periode erfuhren durch das Finanzgesetz vom 11. Juni 1894 eine Minderung um 700 000 ℳ, außerdem wurde im gleichen Gesetze bestimmt, daß der im Budget der XXII. Periode nicht beglichene Ausgabenbetrag von 2 500 000 ℳ vorläufig durch einen Zuschuß aus den Mehreinnahmen von 1892 zu decken sei. Soviel sich z. Z. übersehen lasse, werde es erfreulicherweise zu einer Inanspruchnahme der Erübrigungen von 1892 nicht kommen; es finde sich daher in dem Finanzgesetzentwurf für die nächste Periode ein Vorschlag, wonach über 19 405 126 ℳ Erübrigungs⸗
rest der XXI. Periode endgültig verfügt werden solle in der Weise, daß 11 404 350 ℳ zur Rückzahlung von Anlehenskrediten, 7 812 114 ℳ zur Bestreitung außerordentlicher, sonst durch Anlehen zu deckender Be⸗ dürfnisse verwendet werden sollten, der Rest in den Uebertragungs⸗Etat eingestellt werde. Diese Verwendung komme einer Schuldentilgung in der Höhe von ca. 19 Millionen gleich. Ihr Entstehen verdankten die Er⸗ übrigungen Ersparnissen im Staatsaufwands⸗Etat (3 ½ Millionen) und unvorhergesehenen Mehreinnahmen (Etat der indirekten Steuern 10 563 017 ℳ, davon 4 Millionen Malzaufschlag; 6 ½ Millionen Mehrüberweisungen vom Reich, denen freilich erhöhte Matrikular⸗ beiträge gegenüberständen, die in der XXI. Periode mit 3 350 000 ℳ er⸗ forderlich wurden). Mehreinnahmen hätten sich ferner ergeben: in den Etats der Erbschaftssteuer, Gebühren ꝛc. (3 800 000 ℳ), der Forstverwaltung (300 000 ℳ), der Postanstalten (420 000 ℳ) u. s. w. Die direkten Steuern hätten pro 1892 eine Mehreinnahme von rund 315 000 ℳ ergeben, pro 1893 dagegen eine Mindereinnahme von 106 000 ℳ — letzteres infolge von Steuernachlässen an die von Nothstand betroffenen Landwirthe, dann von Ausfällen beim Bergwerks⸗Etat in⸗ folge des Rückgangs der Kohlen⸗ und Eisenpreise, sowie bei den Staatseisenbahnen. Letztere lieferten ein Mindererträgniß von rund 2 435 000 ℳ, herrührend von einer erheblichen Erhöhung der Aus⸗ gaben (3 750 000 ℳ), hauptsächlich für zur Hebung des Verkehrs ge⸗ troffene Maßnahmen, aber auch für Durchführung der neuen Normen über die Ermäßigung der Dienstzeit, welche starke Personalvermehrung erforderten. 1893 habe sich noch eine größere Mehrausgabe (6 750 000 ℳ) ergeben, welche aber durch eine gleichzeitige Einnahme⸗ mehrung vollkommen ausgeglichen worden sei, sodaß noch ein kleines Plus (3000 ℳ) geblieben sei. Das Budget für die XXIII. Finanzperiode schließe hiernach ab in Einnahme und Ausgabe mit 342 930 240 ℳ, d. i. um 14 588 941 ℳ höher als das letzte Budget. Der Staatsaufwands⸗Etat betrage rund 192 248 000 ℳ, der Betriebsaufwand rund 150 682 000 ℳ — Der Erläuterung der Einzelheiten dieses Budgets schickt der Minister die Bemerkung voraus, daß das Budget der XXII. Periode mit einem nicht gedeckten Ausgaberest von 2 ½ Millionen abgeschlossen habe; bedauer⸗ licherweise seien gesetzgeberische Maßnahmen zur Erleichterung der Einzel⸗ staaten und zur Fernhaltung weiterer Steigerung der Matrikularbeiträge im Reichstage nicht zu erreichen gewesen. Die Aufstellung des vor⸗ liegenden Budgets sei dahber besonders schwierig gewesen; gleichwohl sei es durch Sparsamkeit und Ansvannung der Einnahmeposten gelungen, das Gleichgewicht ohne Steuererhöhung und ohne Inanspruchnahme außerordentlicher Mittel zu erreichen. Die Aus⸗ gabe⸗ und Einnahmeposten seien nach seiner Ueberzeugung bei normalen Verhältnissen sämmtlich zu erreichen, mit Ausnahme einer einzigen Position: der auf Erhöhung der Matrikularbeiträge bezüg⸗ lichen. Dafür sei zwar ein Mehr von 500 000 ℳ vorgesehen; dieser Betrag werde aber kaum zur Deckung des bayerischen Antheils hin⸗ reichen, keinesfalls, wenn weitere Mehrungen der Reichsausgaben ein⸗ träten. Nachdem aber andere als diese etatisierten Mittel nicht verfügbar seien, und man andererseits die Hoffnung nicht aufgeben dürfe, daß die von den verbündeten Regierungen angestrebte, im Interesse der Einzelstaaten wie des Reichs gleich wünschenswerthe Ordnung der Reichs⸗Finanzverhältnisse, wenn auch nicht in allernächster, so doch in nicht zu ferner Zeit erreicht werde, so dürfe es bei dem etatisierten Betrage verbleiben. Unter den einzelnen erhöhten Ausgabeposten befänden sich 1 640 000 ℳ Mehr⸗ aufwand für Pensionen und Sustentationen, hauptsächlich bei den Verkehrsanstalten, bei denen viele Bedienstete nur eine Besserung der ““ abgewartet zu haben schienen, um sofort in Pension zu treten. Die Neuregelung der Bezüge des nichtpragmatischen Personals (nicht weniger als 31 000 Personen) habe sich übrigens glatt vollzogen; dessen Verhältnisse seien nunmehr, dank der Mitwirkung des Landtags in Bayern. so geordnet, daß sie jeden Vergleich mit einem anderen Lande vertragen können. Der Etat der Staatsschuld weise eine Mehrung von 961 000 ℳ auf, bedingt durch die Verzinsung neuer Eisenbahnschulden. Ein besonderes Postulat sei, abgesehen von dem Bedarf für plan⸗ mäßige Verzinsung des 4 % Prämienanlehens, darin nicht enthalten; es sei vielmehr daran festgehalten worden, daß die Verzinsung der Staatsschuld nicht durch Zurückzahlung aufgenommener, sondern durch Nichtaufnahme bewilligter Schulden zu bethätigen sei. Ebenso wenig seien die Konsequenzen aus einer etwaigen Herab⸗ setzung des Zinsfußes im Staatsschulden⸗Etat gezogen. Ein Beschluß bezüglich der Konvertierung der 4 % Staatsschuld sei z. Z. im Schoße der Regierung nicht gefaßt; dieselbe glaube in dieser nicht bloß für Bayern, sondern auch für andere deutsche Staaten und für das Reich hochbedeutsamen Frage, deren Lösung in die wirthschaftliche Existenz so vieler Körperschaften und Privatpersonen eingreife und nicht bloß vom rein fiskalischen Stand⸗ punkt betrachtet werden könne, nicht einseitig und namentlich nicht ohne eingehendste Fühlung mit dem Landtag vorgehen zu sollen. Von den einzelnen Etats wiesen jene der Justiz, des Innern und des Kultus Mehranschläge auf, veranlaßt durch dienstlich noth⸗ wendige Personalmehrungen, speziell auch durch Aufwand für die Gendarmerie, sowie durch Neubauten. Die gegen Seuchengefahr ergriffenen Maßnahmen seien so erfolgreich gewesen, daß das bezüg⸗ liche Postulat um 20 000 ℳ habe gekürzt werden können, die zur Pragmatisierung thierärztlicher Stellen verwendet werden sollten. Im Kultusressort komme eine Stabilisierung früher ratenweise gezahlter Besoldungen in Betracht; eine Verbesserung der Pensions⸗ verhältnisse der Volksschullehrer und ihrer Hinterbliebenen sei beab⸗ sichtigt. Bezüglich der in der letzten Session von der Mehrheit der Kammer angeregten Reform der direkten Steuern näherten sich die — selbstverständlich sehr umfangreichen und schwierigen — Vorarbeiten dem Abschluß; im Etat selbst habe natur⸗ gemäß darauf noch keine Rücksicht genommen werden können. Einkommen⸗ und Kapitalsteuer wiesen Mehrergebnisse auf, wo⸗ gegen der Grundsteuerertrag zurückgegangen sei. Die Erträgnisse der Forstverwaltung seien um 2 Millionen höher. Im übrigen gehe die Staatsverwaltung ihren geordneten Gang; die Regierung sei insbe⸗
ndere bemüht, den von den Kammern gestellten Anträgen in Bezug auf die Ablösung von Forstrechten, dann auf Abgabe von Holz, namentlich mit Rücksicht auf das Kleingewerbe, durch den Erlaß ent⸗ sprechender Vorschriften gerecht zu wer den. Auch finde sich im gegenwärtigen Etat für Ablösung von Forstrechten und Ankauf von Waldungen ein Posten eingestellt. In der Eisenbahnverwaltung habe sich das Bedürfniß ergeben, die Buchführung und Rechnungstellung nach einem einfacheren Schema vorzunehmen; der Etat sei daher diesmal in neuer Form aufgestellt. In materieller Hinsicht sei die Aufstellung des Eisenbahn⸗ Etats unter Zugrundelegung der Betriebsverhältnisse von 1894 er⸗ folgt. Wie aus seinem Vortrage zu entnehmen, seien die bayerischen Finanzen auch heute noch als befriedigend zu bezeichnen. Die Kammer werde bei näherem Studium des Budgets und der ihr weiter zugehenken Gesetzvorlagen — zunächst der auf Gründung einer staatlich geleiteten Viebversicherungsanstalt bezüglichen, sowie mehrerer Vorlagen auf dem Verkehrsgebiete — sich überzeugen, daß die Regie⸗ rung, ungeachtet der nicht mehr so reichlich verfögbaren Mittel, ernstlich bestrebt sei, die geistige und materielle Wohlfahrt des Volks unter gleichmäßiger Bedachtnahme auf die Interessen der verschiedenen Bevölkerungsgruppen auf allen Gebieten nach Kräaäften zu fördern und zugleich die Lage jener Staatsdiener, die bei den letzten systematischen und an sich als abgeschlossen zu erachtenden Gehaltsregulierungen nicht hätten berücksichtigt werden können, zu verbessern. Der Minister schloß mit den Worten: es möge dem Hause gefallen, an diesem Bestreben durch wohlwollende Berathung der Vorlagen zum Hei li Vaterlandes mitzuwirken. 1“
Baden.
Seine Königliche Hoheit der Großherzog ist am Sonn⸗ abend früh von den Manövern im Elsaß zum Besuch der oberbadischen Ausstellung, deren Protektorat Seine Königliche Hoheit der Erbgroßherzog übernommen hat, in Freiburg i. Breisgau eingetroffen. Höchstderselbe wird auch die jüngst eröffnete Kaiserstuhlbahn besichtigen.
der Herzog, die Herzogin und die
Ihre Hoheiten 1 ind am 28. d. M. in Ballenstedt
Erbprinzessin Friedrich eingetroffen. Elsaß⸗Lothringen.
Die Festordnung zur Feier der Enthüllung des Denkmals Kaiser Friedrich's bei Wörth am 18. Ok⸗ tober hat folgenden Wortlaut:
Begrüßung Seiner Majestät des Kaisers sowie der Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften am Denkmalsplatz seitens des Protektors, Seiner Durchlaucht des Kaiserlichen Statthalters von Elsaß⸗ Lothringen, Fürsten zu Hohenlohe⸗Langenburg und des Festcomités. Ansprache des Fürsten⸗Statthalters an Seine Majestät den Kaiser mit der Bitte, Allergnädigst die Erlaubniß zum Beginn der Feier zu ertheilen. — Männerchor des Straßburger Männergesangvereins. — Festrede, gehalten vom General der Infanterie von Mischke, General⸗ Adiutanten Seiner Maäjestät des Kaisers und Königs, bei deren Schluß auf Allerhöchsten Befehl die Hülle des Denkmals fällt. Uebergabe des Denkmals an Seine Durchlaucht den Fürsten⸗Statthalter von Elsaß⸗Lothringen namens des Berliner und Hagenauer Comités durch den Vorsitzenden des Berliner Comités Staats⸗Minister von Hof⸗ mann. — Schlußgesang des Straßburger Männergesangvereins. — Besichtigung des Denkmals durch Seine Majestät den Kaiser und die anwesenden Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften. — Vorbeimarsch der bei der Feier aufgestellten Truppen.
Oesterreich⸗Ungarn
Der Kaiser empfing am Sonnabend Nachmittag den spanischen Botschafter Marquis de Hoyos in feierlicher in welcher dieser sein Beglaubigungsschreiben über⸗ reichte.
Das „Militärverordnungsblatt“ veröffentlicht die Ernennung des Prinzen Heinrich von Preußen zum österreichisch⸗ ungarischen Kontre⸗Admiral.
Ein Armeebefehl des Kaisers vom 26. d. M. spricht anläßlich des Abschlusses der Manöver allen betheiligten Kommandobehörden und Truppen volles Lob für die befriedi genden Leistungen aus und äußert die hohe Genugthuung des Kaisers darüber, daß die Erinnerung an das Schaffen und Streben des unvergeßlichen Erzherzogs Albrecht tief empfunden fortlebe und wirksam geblieben sei.
Nach einer Meldung der „Budapester Correspondenz“ aus Banffy⸗Hunyad hielt der Chef des Generalstabs, Feldzeug⸗ meister Freiherr von Beck bei einem Diner am letzten Manövertag nach der Besprechung der Manöver eine Ansprache, worin er der tiefen Trauer der Armee um den verstorbenen Erzherzog Albrecht gedachte und dem freudigen Stolz des Heeres darüber Ausdruck gab, daß der Kaiser die unmittel⸗ bare Leitung des Heeres und der großen Manöver übernommen habe. Der höchste Wunsch der Armee sei es, im Falle eines aufgenöthigten Krieges den hochverehrten Kriegsherrn dereinst als siegreichen Feldherrn an ihrer Spitze zu sehen. Die An sprache schloß mit einem Hoch auf den Kaiser, das mit stürmi scher Begeisterung aufgenommen wurde.
In einer gestern in Prag abgehaltenen Vertrauens⸗ männer⸗Versammlung der Partei der Jungczechen, an welcher 1670 Mitglieder theilnahmen, kamen zwei Resolutionen zur Annahme: erstens daß der Partei bisher kein Anlaß gegeben sei, ihre Haltung zu ändern; und zweitens, daß die Taktik dem Ermessen des Abgeordnetenklubs zu überlassen sei, jedoch mit der Einschränkung, daß etwaige Verhandlungen mit der Regierung nur mit Wissen und Zustimmung der Gesammtpartei erfolgen dürften.
Der ungarische Finanz⸗Minister von Lukacs legte in der heutigen Sitzung des Unterhauses das Budget für 1896 vor. Die ordentlichen Ausgaben betragen danach 437 366 347 Fl. gegen 421 072 698 Fl. im vorigen Jahre, die transitorischen Ausgaben 9 372 219 Fl. gegen 20 762 566 Fl., die Investi tionen 19 620 371 Fl., die außerordentlichen gemeinsamen Ausgaben 6 628 307 Fl., zusammen 472 987 244 Fl. Die ordentlichen Einnahmen betragen 462 644 100 Fl., die tran sitorischen Einnahmen 10 420 298, zusammen 473 064 398 Fl. Es verbleibt somit ein Ueberschuß von 77 154 Fl. In der ordentlichen Gebahrung allem beträgt der Ueberschuß 25 277 757 Fl. — In der Erläuterung zu dem Budget wird die Erhöhung der ordentlichen Ausgaben um 16 Millionen Gulden durch den steigenden Bedarf der Staatsbetriebe begründet, wie Staatsbahnen, Maschinenfabriken, Eisen⸗ werke, Post, Telegraph, Telephon und das Tabacksmonopol, welche Betriebe auch steigende Erträgnisse aufwiesen. Für die Staatsbahnen sind noch im Extraordinarium 7 ½ Millionen Gulden mit dem Bemerken eingestellt, daß der Bedarf auch hiermit nicht gedeckt sei, weshalb für die Ergänzung des Fahrparkes u. s. w. eine Kreditoperation nöthig sein werde. Erhöhten Bedarf zeigten das Ministerium des Innern wegen der Errichtung der Standesämter sowie der Vermehrung der Gendarmerie und der Staatspolizei, ferner das Minister⸗Präsidium wegen der Kosten für die Millenniumsfeier, das Ministerium für Kultus und Unterricht wegen der aus⸗ giebigeren Unterstützung der Kirchen und der Errichtung von 400 neuen staatlichen Volksschulen anläßlich der Millenniumsfeier, schließlich das Ackerbau⸗Ministerium wegen der Ausdehnung des landwirthschaftlichen Unterrichts. Dagegen zeigten die direkten und indirekten Steuern sowie sämmtliche Staats⸗ betriebe erhöhte Erträgnisse, sodaß ein Ueberschuß der ge⸗ sammten Finanzgebahrung mit Recht erwartet werden könne. Die kiberale Partei hat, demn 5.— folge, beschlossen, den Gesetzentwurf, betreffend die freie Religionsübung, in der früheren Fassung und die Auf⸗ rechterhaltung der Rezeption der Juden in der Fassung des Oberhauses anzunehmen. Die Unabhängigkeits⸗ partei und die Parteilosen beschlossen, den I“ Standpunkt festzuhalten; ebenso die Nationalpartei, welche der Inartikulierung der Konfessionslosigkeit in dem Gesetz auch jetzt nicht zustimmt.
Koloman Tisza hielt am Sonnabend in Groß⸗ Wardein vor seinen Wählern eine Rede, worin er die Mel⸗ dung, daß er sich vom politischen Leben zurückziehen oder in Groß⸗Wardein eine großangelegte politische Enunciation machen wolle, für unbegründet erklärte; er hoffe, mit Gottes Hilfe dem Vaterlande noch lange zu dienen. Redner be⸗ rührte sodann die kirchenpolitische und die Nationalitäten⸗ Frage, forderte zur Achtung vor den Gesetzen und zur Unterstützung der patriotischen Bestrebungen der ungarischen Nation auf und schloß mit dem Wunsche, daß alle ohne Unter⸗ schied der Rasse, der Konfession und der Nationalität treu zum König und zum Vaterlande halten möchten. Die Wähler⸗
schaft bereitete Tisza große Ovationen.
Die amn estierten Rumänen haben vorgestern durch das ungarische Minister⸗Präsidium die Verständigung erhalten, daß der Kaiser und König ihre durch die ungarische Re⸗ gierung ihm unterbreitete Dank⸗Adresse für die Begnadigung allergnädigst entgegengenommen habe.
Großbritannien und Irland.
Nach der „Times“ ist Sir Francis Scott, der General⸗ Inspekteur der Polizei an der Goldküste, telegraphisch nach London berufen worden, um mit der Regierung über eine militärische Expedition gegen die Aschantis zu berathen.
Sir Walter Wilkin ist am Sonnabend zum Lord⸗ Mayor von London für das nächste Jahr gewählt worden.
. Frankreich.
Der russische Minister des Aeußern Fürst Lobanow⸗ Rostowsky ist vorgestern Abend von Contrexéville in Paris eingetroffen. 8 1
Die Budgetkommission hat vorgestern die Berathung der einzelnen Artikel des Militärbudgets begonnen. Bei den vier ersten Artikeln der Zentralverwaltung wurden 186 000 Fr. gestrichen; bei den Kapiteln des Generalstabs 850 000 Fr., welche Ersparniß aus der Vereinigung der Stäbe des Genie⸗Korps und der Artillerie herrührt. Die Kommission lehnte ferner die Etatserhöhungen ab, welche zur Errichtung einer Dwision an Stelle der bisherigen Brigade in Tunis bestimmt waren. Die Verminderung des Effektivbestandes der Zuaven und Schützen führt eine Ersparniß von 2 Millionen Francs herbei. Endlich nahm die Kommission einen Abstrich von 3 Millionen Francs beim Kapitel über die Lebensmittel vor. Die sämmtlichen Abstriche betragen 6135 000 Fr.
Rußland.
Der Kaiser wohnte gestern, wie „W. T. B.“ berichtet,
in Zarskoje Sselo mit dem Großfürsten Wladimir der Grundsteinlegung der neuen Kirche bei, welche die Kürassiere zum Andenken an die Vermählung des Kaisers haben errichten lassen. Im ersten Semester 1895 betrugen die ordentlichen Einnahmen des Reichs 528 129 000 Rbl. gegen 496 218 000 im gleichen Zeitraum des Vorjahres, die ordentlichen Aus⸗ gaben 510 512 000 Rbl. gegen 447 931 000 im Vorjahre. Die außerordentlichen Einnahmen betrugen 148 495 000 Rubel gegen 15 896 000 in den ersten 6 Monaten des Vor⸗ jahres, die außerordentlichen Ausgaben 268 299 000 Rubel gegen 11 136 000 im Vorjahre. In der Ziffer der außerordentlichen Einnahmen ist der Erlös aus der Realisation der 31 ½ prozentigen Gold⸗Anleihe enthalten. Die Vermehrung der außerordentlichen Ausgaben ist durch die laut Ukas vom 3. März 1895 erfolgte Ueberweisung an den Wechselfonds der Reichsbank von 98 483 000 Metallrubeln be⸗ dingt, welche, nach Abzahlung von 1 125 000 Rubeln dem Fonds der Reichsbank entnommenen Silbers, in Kreditvaluta 157 573 000 Rubel ausmachen. Außerdem wurden 87 644 000 Rubel zum Auskauf von 5 rozentigen Eisenbahnobligationen verwandt. 8 8
Der frühere Justiz⸗Minister Manassein ist, wie „W. T. B.“ aus St. Petersburg berichtet, gestern gestorben.
Schweiz. Das von der Bundesversammlung zur Einsührung vor⸗ Fschlogen. Zündhölzchen⸗Monopol ist in der gestrigen olksabstimmung mit ungefähr 173 000 gegen 138 000 Stimmen und 14 ½ gegen 7 ½ Kantonsstimmen abgelehnt worden. 8— Türkei. Der Prinz Albert zu Schleswig⸗Holstein ist, in Begleitung des deutschen Botschafters Freiherrn von Saurma⸗ Jelisch, vorgestern vom Sultan empfangen worden.
Rumänien.
Die bei der Eröffnung der Donaubrücke zwischen
Cernavoda und Fetesci (vergl. Nr. 232 d. Bl.) von dem König gehaltene Rede lautete dem „W. T. B.“ zufolge: „Heute am Saume der Dobrudscha versammelt, die für immer mit Rumänien durch das Blut unserer Tapferen vereint und durch eine neugeschmiedete eiserne Kette mit ihm verbunden ist, feiern wir das mit Ungeduld vom ganzen Lande erwartete Ereigniß, welches ein mächtiges Echo weit über die Grenzen des Vaterlandes hinaus finden wird. Die Vollendung der Donaubrücke, seit einem Viertel⸗ jahrbundert der Gegenstand meiner Wünsche, ist beute zur That ge⸗ worden; gigantisch erhebt sich vor uns dieses majestätische Werk als unwiderlegliches Zeugniß der Macht des Königreichs. Das mensch⸗ liche Genie überwand alle Schwierigkeiten und Hindernisse, um ein dauerhaftes Werk aufzuführen, welches der Welt beweisen soll, daß das rumänische Volk würdig ist seiner schönen Mission an den Mündungen der Donau und an der Schwelle des Orients. Wolle Gott, daß die Jahrtausende später als die trajanische Brücke bei Scverin erbaute Donaubrücke noch in Jahrhunderten bestehe, um den Nachkommen zu erzählen, daß der rumänische Staat nur durch opfervolle Kämpfe und andauernde Arbeit gegründet werden konnte; ich kann daher stolz sein darauf, daß unter meiner Regierung dieses Werk durch unsere Ingenieure begonnen und vollendet wurde, — diese grandiose Brücke, welche einen Theil des europäischen Handels auf unsere Schienenwege ziehen wird, weil wir heute die kürzeste Linie zwischen den nördlichen Meeren und den Ländern des Orients besitzen und jetzt einen weiteren Blick
auf das Meer werfen können, wo sich die unzähligen Linien
des Getriebes der ganzen Welt kreuzen, welche die Reichthümer auf Durch den Hafen von Constantza öffnet uns die Donaubrücke diese weite Straße, welche in ungeahnter Weise
alle Nationen vertheilen.
unsere Handelsbeziehungen vervielfältigen und unsere maritime Ent⸗ wickelung sichern wird. Die schon jetzt in allen Häfen Europas be⸗
kannte Flagge Rumäniens wird bald in den entferntesten Ländern des Weltalls flattern und den Ruhm des theuren Vaterlandes mit
sich tragen.“ Der König sprach s die ihm gewidmeten wohlwollenden Worte,
chloß: ⸗Ich bin glücklich, da Zeugen sind dieses denkwürdigen Tages,
sicher, daß Sie sich mit mir vereinigen werden in dem
Größe und zum Fortschritt niemand mehr zu wird!“
Serbien. Der König Alexander ist gestern Biarri
nach
elgrad fortgese
dem Avppellgerichte der Prozeß gegen
odann seinen warmen Dank aus für dankte dem tech⸗
nischen Korps für den bewiesenen Eifer und die Ausdauer und
daß unsere Erlauchten Gäste und Sie alle welcher eine neue Epoche in
der Geschichte unserer wirthschaftlichen Entwickelung bedeutet; ich bin Rufe: Es lebe
unser theueres Rumänien, dessen E“ auf dem Wege zur hemmen im stande sein
Vormittag aus in Paris eingetroffen und hat am Abend die Reise
t. 1 Der Staatsrath Fefrein Gruic, langjähriger Gesandter
1 Bulgarien. Die „Agence Balcanique“ meldet: Vorgestern begann vor Lukanow und Karagiow, den ehemaligen Kabinets⸗Chef im Ministerium Stambulow, wegen ungesetzlicher Verhaftung des ehe⸗ maligen Ministers Ilia Zanow, der deshalb die Klage eingebracht hat. Lukanow behauptet, der Befehl zur Ver⸗ haftung sei von dem damaligen Polizei⸗Präfekten ertheilt worden. Der Zeuge Orochakow sagt aus, er habe, als er seiner Zeit in polizeilicher Haft gewesen sei, gehört, wie Lukanow den Befehl zur Verhaftung Zanow's gegeben habe. Die Verhandlung wird heute fortgesetzt werden. 8
Amerika. 8 . Aus Indianopolis berichtet „W. T. B.“: Nach einer authentischen Meldung werde Harrison nicht für den Prä⸗ sidentschafts⸗Posten kandidieren. 1 In Guancha, Provinz Santa Clara auf Cuba, fand ein Jusammenstoß zwischen Aufständischen und einigen Freiwilligen statt. Zahlreiche Aufständische wurden ge⸗ ödtet. 1 b Asien.
Wie dem „Reuter'schen Bureau“ aus Peking vom 28.
d. M. gemeldet wird, ist die chinesische Regierung in der Angelegenheit der Gewaltthätigkeiten in der Provinz Szet⸗ schuen seitens Großbritanniens in einem Ultimatum aufgefordert worden, innerhalb 14 Tagen eine Proklamation zu erlassen, durch welche der Vize⸗König degradiert werde, widrigen⸗ falls der britische Admiral zur Aktion schreiten werde. — Der Gesandte der Vereinigten Staaten in Peking hat tele⸗ graphisch gemeldet, daß das Tsung⸗li⸗YNamen die Provinzial⸗ behörden angewiesen habe, einen Offizier nebst Eskorte zur Be⸗ gleitung der amerikanischen Untersuchungskommission für die in Tschengtu verühbten Gewaltthätigkeiten zu stellen. In einigen Tagen werde ein Edikt zur Bestrafung der betreffenden Beamten und zur Degradierung des Vize⸗Königs erlassen werden. Im Ministerium des Auswärtigen zu Washington glaubt man, daß der in Frage kommende Vize⸗König wahrscheinlich LEi Nach einer weiteren Meldung desselben Bureaus ist Li⸗ Hung-⸗Tschang für die Handelsvertragsverhand⸗ lungen mit Japan zum Kommissar bestellt worden. Aus Yokohama berichtet das „Reuter’'sche Bureau“ von einer Verschwörung gegen das Leben des Premier⸗ Ministers Marquis Ito, die aber rechtzeitig entdeckt worden sei. Es seien Schriftstücke aufgefunden worden, welche zur Ermittelung der Theilnehmer an der Verschwörung geführt hätten.
Nr. 39 des „Zentralblatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 27. September, hat folgenden Inhalt: 1) Militärwesen: Ermächtigung zur Ertheilung von Zeugnissen an militärpflichtige Deutsche im Freistaat Guatemala (Zentral⸗Amerika). — 2) Finanzwesen: Nachweisung der Einnahmen des Reichs vom 1. April 1895 bis Ende August 1895. — 3) Zoll⸗ und Steuerwesen: Veränderungen in dem Stande oder den Befug⸗ nissen der Zoll⸗ und Steuerstellen. — 4) Konsulatwesen: Ernennung. Exequatur⸗Ertheilung. — 5) Polizeiwesen: Ausweisung von Aus⸗ ländern aus dem Reichsgebiet.
Nr. 39 der „Veröffentlichungen des Kaiserlichen 23 . sundheitsamts“, vom 25. September, hat folgenden Inbalt: Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. — Zeit⸗ weilige Maßregeln gegen Cbolera ꝛc. — Geburten und Sterbe⸗ fälle in österreichischen Orten, 1894. — Gesetzgebung u. s. w. (Deutsches Reich.) Einschleppung, der Pocken durch Arbeiter. — (Preußen. Reg⸗Bez. Schleswig.) Mineralwasserfabriken. — (Bayern.) Bauordnung für München. — (Baden.) Nahrungsmittel⸗Chemiker. — (Reuß ä. L.). Diphtherieserum. — (Reuß j. L). Arzneimittel. — (Schweiz. Kanton Zürich). Viehversicherung ꝛc. — (Großbritannien.) Milzbrand. — Gang der Thierseuchen unter den Pferden der bayverischen Armee, 1894. — Desgl. in den Niederlanden, 2. Vierteljahr. — Desgl. in Dänemark, 2. Vierteljahr. — Desgl. in Serbien, 1. April bis 1. Juli. — Zeitweilige Maßregeln gegen Thierseuchen. (Deutsches Reich, Preuß. Regierungsbezirk Bromberg). — Geschenkliste. — Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. — Desgl. in größeren Städten des Aus⸗ landes. — Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. — Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. — Witterung. — Grund⸗ vasserstand und Bodenwärme in Berlin und München, August.
er 1880 an der sogenannten Hühnercholera (Choléra des poules), einer verheerenden Hühnerseuche, die durch Infektion mit charakteristischen diplokokkusförmigen Mikroben entstebt. Er fand, daß man durch Impfen gesunder Thiere mit dem abgeschwächten Krankheitsgifte eine leicht in Genesung übergehende Erkrankung herbeiführe, und daß so geimpfte Thiere sich dann gegen das Gift immun zeigen. Auch für Milzbrand wies Pasteur die 85 lichkeit einer Abschwächung des Krankheitsgiftes nach und empfahl geradezu die obligatorische Schutzimpfung mit dem abgeschwächten Milzbrandgift. Großes Aufsehen erregten in neuerer Zeit seine Unter⸗ fuchungen über die Natur und Wirkung des Hundswuthgifts, die er für eine rationelle Prophylaxis gegen Tollwuth zu verwerthen suchte.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln. 29. September. (W. T. B.) SHeute wurde eine
durch welche gegen die Herkünfte von Tetuan Quarantäne angeordnet wird.
Madrid, Verfügung erlassen, wegen der dort herrschenden Cholera
Handel und Gewerbe.
Wie die „Rhein.⸗Westf. Ztg.“ meldet, hat die Versammlung der Walzwerke in Duisburg für Flußeisen einen Preis von 101 statt wie bisher 98 ℳ für die Tonne und für Schweißeisen 108 statt 103. ℳ frei Dortmund nnd Köln beschlossen. Zur Prüfung und Feststellung der Einschätzungsziffern wurde ein Fünfer⸗Ausschuß gewählt. Die Syndikatsverhandlungen sind in vollem Gange. — Der Geschäftsbericht der Versammlung des Kokssyndikats in Bochum hebt den besseren Absatz infolge stei⸗ gender Eisenkonjunktur hervor. Demgemäß wird für Oktober die Einschränkung der Produktion von 20 auf 13 %, ermäßigt. Die Bei⸗ träge für September und Oktober werden wie bisher auf 20 % normiert.
Milwaukee, 28. September. (W T. B.) Der Richter Jenkins ernannte zu neuen Receivern der Northern⸗Pacific⸗ Eisen⸗ bahn den Chef⸗Ingenieur derselben Mac Henry und den Banquier Bigelow in Milwaukee; wenn es nöthig ist, soll noch ein dritter Receiver ernannt werden. Der Richter erklärt, die Erfahrung habe die Nothwendigkeit dargethan, daß die Receiver nicht in Beziehung zu den streitenden Parteien stehen.
Verkehrs⸗Anstalten.
Das Postamtsblatt veröffentlicht eine Verordnung über die un⸗ längst gemeldete Einrichtung eines regelmäßigen Austausches von Postbeuteln zwischen dem Marine⸗Postbureau in Berlin und den Schiffen der Kreuzer⸗Division (z. Z. in Ost⸗Asien) „Kaiser“, „Irene“, „Prinzeß Wilhelm“ und „Arcona“, sowie den Kreuzern der australischen Station „Bussard“ und Falker. Für das betheiligte Publikum ist darin von Wichtigkeit, daß im Verkehr mit der Besatzung dieser sechs Kriegsschiffe fortan nicht nur Briefe im Gewicht bis 60 g, welche wie bisher zu dem ermäßigten Franko von 20 ₰ an die Offiziere und gleichgestellten Marinebeamten und von 10 ₰ an die Mannschaften befördert werden, sondern auch schwerere Briefe, Post⸗ karten, Drucksachen aller Art unter Band und Geschäftspapiere zu den gewöhnlichen Bedingungen und Portosätzen des Weltpostverkehrs zur Beförderung mit jenen Postbeuteln zugelassen werden. Die Sendungen müssen stets frankiert sein.
Iafolge des jetzigen außerordentlich niedrigen Wasserstands der Elbe sieht sich, der „Hamb. Börsenh.“ zufolge, die Kette, deutsche Elbschiffahrts⸗Gesellschaft genöthigt, die in ihrem Eilgut⸗ Tarif vom 1. März 1892 bekannt gegebenen Eilgut⸗Frachtsätze für Verladungen zwischen Hamburg und Magdeburg von jetzt ab um 50 % im Bergverkehr zu erhöhen.
Kiel, 27. September. Die Kaiserliche Kanalkommission macht, wie die „Kieler Ztg.“ meldet, bekannt, daß das Fahrwasser im Kaiser Wilbelm⸗Kanal jetzt überall die erforderliche Tiefe hat, und daß Schiffe bis zu acht Metern Tiefgang die Wasserstraße passieren können. “
Wien, 28. September. (W. T. B.) Wie die „Wiener Abdp.“ erklärt, genehmigte das Handels⸗Ministerium den von der General⸗ Direktion der Staatsbahnen ausgearbeiteten Entwurf des neuen Gütertarifs für die Staatsbahnen. Der neue Tarif hält sich im Großen und Ganzen in dem Niveau der gegenwärtig bei der Nordbahn, Buschtiehrader und Aussig⸗Teplitzer Bahn in Geltung stehenden Tarife und nimmt besonders darauf Bedacht, daß der Export von den durchweg sehr mäßigen Erhöhungen nach Möglichkeit nicht berührt wird.
Triest, 28. September. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Habsburg“ ist heute Vormittag hier eingetroffen.
London, 28. September. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Spartan ist Mittwoch auf der Heimreise von Kapstadt ab⸗ gegangen. Der Uniondampfer „Scot“ ist auf der Heimreise gestern in Plymouth angekommen. Der Castle⸗Dampfer „Norham Castle“ ist Mittwoch auf der Ausreise in Kapstadt angekommen. Der Castle⸗Dampfer „Doune Castle“ ist Freitag auf der Heim
Statistik und Volkswirthschaft.
Die vorläufigen Ergebnisse der Berufs⸗ und Gewerbe⸗ zählung für das Königreich Preußen.
Bei der auf Grund des Reichsgesetzes vom 8. April 1895 vor⸗ genommenen Berufs⸗ und Gewerbezählung sind nach der „Stat. Korr.“ am 14. Juni 1895 im Königreich Preußen in 6 644 098 Haushaltungen 31 491 209 (15 475 202 männliche und 16 016 007 weibliche) Per⸗ sonen als ortsanwesend ermittelt worden, gegen 29 957 367 am 1. Dezember 1890, also mehr: 1 533 842. Ferner wurden 3 331 659 Landwirthschaftsbetriebe und 742 119 Gewerbebetriebe (mit mehreren Inhabern, mit Gehilfen oder Motoren) gezählt; von den letzteren entfallen 440 732 auf die preußischen Städte, 284 515 auf die Land⸗ gemeinden und 16 872 auf die Gutsbezirke.
Zur Arbeiterbeweoung. 8
Aus Mülhausen i. E. wird der „Strßb. P.“ geschrieben, daß am letzten Freitag in drei weiteren Spinnereien Theilausstände ausgebrochen sind (vgl. Nr. 225 u. flode. d. Bl.). In der Fabrik von Schwarz waren bis dahin alle Arbeiter thätig. 1
Aus Weisenau (Rheinhessen) wird der „Darmst. Ztg.“ ge⸗ schrieben: Am Donnerstag haben sämmtliche im Steinbruch der hiesigen Zementfabrik beschäftigten Arbeiter, fast ausschließlich Italiener, wegen Lohnstreites die Arbeit niedergelegt.
Aus Limoges wird dem „W. T. B.“ gemeldet, daß der „Congrès corporatif“ sich zu Gunsten des Generalausstands ausgesprochen hat. “
Kunst und Wissenschaft.
Der bekannte Chemiker Professor Louis Pasteur ist am Sonn⸗ abend zu Garches im Arrondissement Versailles im Alter von 73 Jahren gestorben. Ganz besonders ausgezeichnet hat sich derselbe auf dem Gebiet der Gährungschemie sowie der Mykologie, indem er zuerst durch scharf⸗ sinnige Experimente die Betheiligung gewisser niederer Organismen an den verschiedenen Gährungsprozessen nachwies und der Theorie der Urzeugung auf das entschiedenste entgegentrat. Ihm verdankt die Oenologie das Pasteurisieren der Weine; ebenso hat er die Ursache der Körperchen⸗ (Corpuscules- Krankheit der Seidenraupen entdeckt und gelehrt, ihr durch die Zellengrainierung vorzubeugen — ein Ver⸗ fahren, für das ihm von der österreichischen Regierung ein Ehrenpreis von 10 000 Fl. zu theil wurde. Später beschäftigte sich Pasteur vor⸗ wiegend mit der Lehre von den sogenannten mitigierten oder abge⸗
in Paris und in London, ist vorgestern gestorben.
schwächten Krankheitsgiften. Seine ersten Studien hierüber machte
reise in London angekommen.
Deen älteren Schwankdichtungen der Spanier, die in den letzten
Jahren mit vielem Glück in das Repertoire des Königlichen Schau⸗ spielhauses aufgenommen worden sind, schließen sich seit Sonnabend zwei Komödien italienischen Ursprungs an: „Mirand olina“, Lust⸗ spiel in drei Aufzügen von Carlo Goldoni, und desselben Ver⸗ fassers einaktiges Possenspiel „Der Diener zweier Herren“, die beide in einer Bearbeitung von Emil Pohl zu erfolgreicher Auf⸗ führung gelangten. Die südlichere Sonne scheint der Erfindung heiterer Scherz. und Verwechselungsspiele besonders günstig zu sein; die reine Freude an froher Laune und übermüthiger Lebens⸗ bethätigung spricht zu uns in jeder Zeile dieser Lustspiele und Schwänke, aus denen hier ein zierlich eingeflochtenes Stückchen Weltweisheit hervorleuchtet, während dort ein kleiner empfindsamer Liebeshandel die Aufmerksamkeit fesselt. Mirandolina, die kokette und anmuthige Gast⸗ wirthin, verbreitete am Sonnabend nicht weniger ungezwungene Heiterkeit, als sie nach Goethe’'s Berichten aus Rom schon vor mehr als hundert Jahren in ihrem Vaterlande ausgestrahlt hat. Leben⸗ sprühender Frohsinn wohnt noch heute der Gestalt der italienischen Wirthin inne, die eine naive, selbstverständliche Freude daran findet, daß sie allen Männern gefällt, und die erzürnt den Weiber⸗ hasser mit allen Mitteln weiblicher List zu ihren Füßen zwingt, um dann ihn wie alle anderen Verehrer auszulachen. Von Frau von Hochenburger wurde die jugendfrische Kokette vorgestern mit echt südlicher Beweglichkeit darestellt; beim ersten Erscheinen aber legte die Darstellerin auf diese äußerliche Lebendigkeit wohl einen zu starken Nachdruck; im übrigen sprach sie mit heiterer Anmuth und legte Humor in ihre flammenden und suchenden Liebesblicke, sodaß sie im Ganzen eine wirkungsvolle, ergötzliche Gestalt schuf. Eine prächtige Leistung, geradezu zwingend durch das Wesen seiner natürlichen Zurückhaltung, bot Herr Matkowsky in der Rolle des widerspenstigen, werertasenden Ritters von Ripafratta. Die unwirsche Grobheit, hinter der sich Furcht vor den Reizen der Frau⸗ birgt, stimmte launig zusammen mit dem halb angstvollen, halb ö Sichgehenlassen den Angriffen Mirandolina’'s gegenüber. Herr Vollmer spielte den armseligen Don Octavio mit lustiger und unverschämter Prahlerei, und die Herren Purschian (Mieccardo), Hertzer (Fabrizio) und Hartmann (Pasquino) vervollständigten das wohlgelungene, muntere Zusammenspiel. — In dem Possenspiel „Der Diener zweier Herren“ hatte Herr Vollmer als Bedienter 1 Truffaldino eigentlich allein die Kosten der Unterhaltung zu tra