3 375 000 ℳ bekennt sich der Magistrat der Stadt Wiesbaden namens der Stadt durch diese, für jeden Inhaber gültige, seitens des Gläubigers unkündbare Verschreibung zu einer Darlehnsschuld von . ℳ, welche an die Stadt baar gezahlt worden und mit . Prozent jährlich zu verzinsen ist.
Die Rückzahlung der ganzen Schuld von 3 375 000 ℳ eschieht mittels Verloosung oder Ankaufs der Anleihescheine vom Rechnungs⸗ jahre 1896/97 an nach Maßgabe des genehmigten Tilgungsplans aus einem Tilgungsstock, welcher mit wenigstens . des Kapitals jährlich unter Zuwachs der Zinsen von den getilgten Anleihescheinen gebildet wird. 1
Die Stadtgemeinde Wiesbaden behält sich jedoch das Recht vor, den Tilgungsstock zu verstärken oder sämmtliche noch umlaufende Anleihescheine auf einmal zu kündigen. Die durch die verstärkte Tilgung ersparten Zinsen wachsen ebenfalls dem Tilgungsstock zu.
Die ausgeloosten sowie die gekündigten Anleihescheine werden unter Bezeichnung ihrer Buchstaben, Nummern und Beträge sowie des Zeitpunkts, an welchem die Rückzahlung erfolgen soll, öffentlich bekannt gemacht. Diese Bekanntmachung erfolgt spätestens drei Monate vor dem Zahlungstage in dem „Deutschen Reichs⸗ und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger“, in dem Amtsblatte der König⸗ lichen Regierung zu Wiesbaden, in dem Wiesbadener General⸗Anzeiger als dem amtlichen Organ der Stadt Wiesbaden, in dem „Rheinischen Kurier“ in Wiesbaden und in der „Frankfurter Zeitung“ zu Frank⸗ furt a. M. 8 “
In denjenigen Fällen, in denen die Tilgung durch Ankauf von Anleihescheinen bewirkt worden ist, wird dieser unter Angabe des Betrags der angekauften Anleihescheine alsbald, nachdem der Ankauf statt⸗ gefunden hat, in den vorstehend bezeichneten Blättern bekannt gemacht. Geht eines dieser Blätter ein, so wird an Stelle desselben ein
anderes mit Genehmigung des Königlichen Regierungs⸗Präsidenten⸗
zu Wiesbaden bestimmt werden. “ 8 Die Ausloosung der zu tilgenden Anleigescheine erfolgt im Monat
Mai durch den Magistrat und die Auszahlung der ausgeloosten An⸗
leihescheine vom 1. Oktober desselben Jahres ab
Bis zu dem Tage, an welchem solchergestalt das Kapital zu⸗ rückzuzahlen ist, wird dasselbe in halbjährlichen Terminen, am
„April und 1. Oktober, mit.. Prozent jährlich verzinst. .
Die Auszahlung der Zinsen und des Kapitals geschieht gegen bloße Rückgabe der ausgegebenen Zinsscheine, beziehungsweise dieses An⸗ leihescheins bei der Stadtkasse zu Wiesbaden oder bei dem Bank⸗
s in der nach dem Eintritt des Fälligkeitstermins
olgenden Zeit. Auch werden die fälligen Zinsscheine bei allen Zahlungen an die hiesige Stadtkasse in Zahlung genommen.
Mit dem zur Empfangnahme des Kapitals eingereichten An⸗ leihescheine sind die dazu gehörigen Zinsscheine der späteren Fällig⸗ keitstermine zurückzuliefern. Für die fehlenden Zinsscheine wird der Betrag vom Kapital abgezogen. b
Die ausgeloosten beziehungsweise gekündigten Kapitalbeträge, welche innerhalb dreißig Jahren nach dem Rückzahlungstermine nicht erhoben werden, sowie die innerhalb vier Jahren nach Ablauf
es Kalenderjahrs, in welchem sie fällig geworden sind, nicht er⸗ hobenen Zinsen verjähren zu Gunsten der Stadtgemeinde Wiesbaden.
Das Aufgebot und die Kraftloserklärung verlorener oder
ernichteter Anleihescheine erfolgt nach Vorschrift der §§ 838 ff. er Zivilprozeßordnung für das Deutsche Reich vom 30. Ja⸗ nuar 1877 (R.⸗G.⸗Bl. S. 83) beziehungsweise nach § 20 des Aus⸗ führungsgesetzes zur Deutschen Zivilprozeßordnung vom 24. März 1879
Zinsscheine können weder aufgeboten noch für kraftlos erklärt werden; doch soll demfenigen, welcher den Verlust von Zinsscheinen vor Ablauf der vierjährigen Verjährungsfrist beim Magistrat zu Wiesbaden anmeldet und den stattgehabten Besitz der Zinsscheine durch Vorzeigung des Anleihescheins oder sonst in glaubhafter Weise darthut, nach Ablauf der Verjährungsfrist der Betrag der an⸗ gemeldeten und bis dahin nicht vorgekommenen Zinsscheine gegen Quittung ausgezahlt werden.
Mit gegenwärtigem Anleihescheine sind 20 halbjährige Zinsscheine
ousgegeben; die ferneren Zinsscheine werden ebenfalls für zehnjährige Perioden ausgegeben werden. “ 8 b
Die Ausgabe einer neuen Reihe von Zinsscheinen erfolgt be der Stadtkasse zu Wiesbaden gegen Ablieferung der der älteren Zins⸗ scheinreihe beigedruckten Anweisung. Beim Verlust der Anweisung erfolgt die Aushändigung der neuen Zinsscheinreihe an den Inhaber es Anleihescheins, sofern dessen Vorzeigung rechtzeitig geschehen ist.
Zur Sicherheit der hierdurch eingegangenen Verpflichtungen haftet die Stadt Wiesbaden mit ihrem ganzen Vermögen und mit ihrer Steuerkraft. “ 1“ 1
Dessen zu Urkunde haben wir diese Ausfertigung unter unserer Unterschrift ertheilt.
Wiesbaden, den.. 8
Der Magistrat.
(Eigenhändige Unterschrift des Magistrats⸗Dirigenten und eines anderen Magistratsmitglieds unter Beifügung der Amtstitel und des Siegels.) Regierungsbezirk Wiesbaden. Zinsschein zu dem Anleihescheine der Stadt Wiesbaden Buchstabe . . Nr über ℳ zu Prozent V1“
inz Hessen⸗Nassau.
₰ 82
ahren r⸗
nach Ablauf des Kalende
n dessen Betrag jahres der Fälligkeit erhoben
erhalb vier Jah
wird.
sschei
Der Inhaber dieses Zinsscheins empfängt gegen dessen Rückgabe in der Zeit vom 1 ab die Zinsen des vorbezeichneten Anleihescheins für das Halb⸗ jahr vom 1 bis zum 1 mit ℳ A bei der Stadtkass“ zu Wiesbaden oder nach seiner Wahl bei dem Bankhause
Wiesbaden, den. Der Magistrat. (Trockenes Stadtsiegel.) der Unterschrift des Magistrats⸗Dirigenten und eines anderen Magistratsmitglieds.) “ Ausgefertigt. 1“ (Eigenhändige Unterschrift eines Kontrolbeamten.)
Provinz Hessen⸗Nassau. Regierungsbezirk Wiesbaden. Anweisung zum Anleihescheine der Stadt Wiesbaden Buchstabe . . . Nr. 1ö1—
Der Inhaber dieser Anweisung empfängt gegen deren Rückgabe zu dem obigen Anleihescheine die .. .. te Reihe von Zinsscheinen für die zehn Jahre vom 1..y . 190 ab bei der Stadtkasse zu Wiesbaden oder durch — für den Inhaber kostenfreie — Vermittlung des Bankhauses zu ‚sofern nicht recht⸗ zeitig von dem als solchen sich ausweisenden Inhaber des Anleihe⸗ scheins dagegen Widerspruch erhoben wird. . 89
Wiesbaden, den teenn... ...
Der Magistrat. (Trockenes Stadtsiegel.) der Unterschrift des Magistrats⸗Dirigenten und eines anderen Magistratsmitglieds.) Ausgefertigt. (Eigenhändige Unterschrift des Kontrolbeamten.)
Anmerkung. Die Anweisung ist zum Unterschied auf der ganzen Blattbreite unter den beiden letzten Zinsscheinen mit davon abweichenden Lettern in nachstehender Art abzudrucken:
.. ter Zinsschein. .. ter Zinsschein.
Anweisung.
Ministerium für Handel und Gewerbee.
Dem Ober⸗Bergrath Sympher ist die Stelle eines Mit⸗ glieds bei dem Ober⸗Bergamt zu Klausthal übertragen worden.
Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten. Am Schullehrer⸗Seminar zu Bunzlau ist der Lehrer Jaskolla zu Oppeln als Seminar⸗Hilfslehrer angestellt worden. 8 1“ .
Bekanntmaäach
Das diesjährige Felix Mendelssohn⸗Bartholdy⸗ Staats⸗Stipendium für ausübende Tonkünstler ist der Schülerin der hiesigen Königlichen akademischen Hochschule für Musik Fräulein Elsie Hall aus Soowcomba in Australien verliehen worden, das Stipendium für Komponisten aber unverliehen geblieben. 1
Unter den Bewerbern um das erstgenannte Stipendium verdient die bedeutende künstlerische Leistung des Herrn Walther Bachmann, Dirigenten des Orchesters am König⸗ lichen Konservatorium zu Dresden, eine besondere auszeichnende Erwähnung.
Ein Nebenstipendium aus der Zinseneinnahme der Stiftung ist dem früheren Schüler der hiesigen Königlichen akademischen Hochschule für Musik Herrn Heinrich Bandler zuerkannt worden. 28
Berlin, den 4. Oktober 1895. ““ 6-
Das Kuratorium für die Verwaltung der Felix Mendelssohn⸗ Bartholdy⸗Staats⸗Stipendien für Musiker. Joachim. Radecke. Bargiel. —
Justiz⸗Ministerium.
Versetzt sind: der Amtsrichter Pade in Koschmin als
Landrichter an das Landgericht in Schneidemühl, und der Amtsrichter Dr. Oswald in Zinten an das Amtsgericht in Elbing. Die nachgesuchte Dienstentlassung mit Pension ist ertheilt: dem Amtsgerichts⸗Raͤth Würmeling in Münster, unter Verleihung des Charakters als Geheimer Justiz⸗Rath, und dem Amtsgerichts⸗Rath Russell in Meppen.
Der Fabrik⸗Direktor und Kaufmann Heuser in Stral⸗ sund ist zum stellvertretenden Handelsrichter bei der Kammer für Handelssachen daselbst ernannt.
Dem Notar Dr. Nindel in Burgdorf ist die nachgesuchte Entlassung aus dem Amt ertheilt.
In der Liste der Rechtsanwalte sind gelöscht: der Rechts⸗ anwalt Obuch bei dem Landgericht in Königsberg i. Pr., der Rechtsanwalt Roedenbeck bei dem Amtsgericht in Köpenick, der Rechtsanwalt Schlecht bei dem Amtsgericht in Lindlar, und der Rechtsanwalt Morkowski bei dem Amtsgericht in Czarnikau.
In die Liste der Rechtsanwalte sind eingetragen: der Rechtsanwalt Eisenstaedt aus Guben bei dem Kammer⸗ gericht, der Rechtsanwalt Hohl aus Montabaur bei dem Amtsgericht in Altenkirchen, der Rechtsanwalt Dr. Nindel aus Burgdorf bei dem Amtsgericht in Wennigsen, der Rechts⸗ anwalt Meyerheim aus Hildesheim bei dem Amtsgericht in Gifhorn, der Rechtsanwalt Bischoff aus Peitz bei dem Amtsgericht in Bünde, die Gerichts⸗Assessoren Brückmann, Pischel, Fenner und Dr. Salman bei dem Landgericht 1 in Berlin, der Gerichts⸗Assessor Wilhelm Schroeder bei dem Landgericht in Kleve, der Gerichts⸗Assessor Dr. Bötzow bei dem Landgericht in Stettin und der Gerichts⸗Assessor Beuriger bei dem Amtsgericht in Merzig.
Der Landgerichts⸗Rath Müller in Trier, der Amts⸗ gerichts⸗Rath Ducké in Frankenberg und der Rechtsanwalt und Notar, Justiz⸗Rath Beer in Königsberg i. Pr. sind
1“ 1“
8 Angekom men:
der Ministerial⸗Direktor im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Wirkliche Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Dr. Micke, vom Urlaub.
Nichtamtliches.
Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 5 Oktober.
Seine Majestät der Kaiser und König verblieben, wie „W. T. B.“ meldet, am gestrigen Tage zur Erledigung von Regierungsgeschäften im Jagdhause zu Rominten. Am Abend verließen Seine Majestät das Jagdhaus, begaben Sich zu Wagen nach der Station Trakehnen und von dort mittels Sonderzuges nach Eberswalde, wo die Ankunft heute Vormittag um 10 Uhr 10 Minuten erfolgte. Die Weiter⸗ fahrt nach dem Jagdschloß Hubertusstock fand alsbald nach dem Eintreffen Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin zu Wagen statt.
1““
Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Großherzoglich mecklenburgische Ministerial⸗Rath Dr. Langfeld ist hier an⸗ getenmeeen. 8 .
Nach telegraphischen Meldungen an das Ober⸗Kommando der Marine ist S. M. S. „Bayern“, Kommandant Kor⸗ vetten⸗Kapitän Derzewski, am 3. Oktober in Neufahrwasser angekommen; S. M. S. „Kaiser“, Flaggschiff der Kreuzer⸗ Division, mit dem Geschwader⸗Chef, Kontre⸗Admiral Set Bord, wird heute von Nagasaki nach Chefoo in See gehen.
Die Kammer der Abgeordneten setzte gestern die Be⸗
sprechung der Interpellation des h Schaedler über die Vorgänge in Fuchsmühl fort. Es sprachen nachein⸗
ander der Vorsitzende des Ministerraths Freiherr von Crails⸗ heim, der Minister des Innern Freiherr von Feilitzsch, der Finanz⸗Minister Dr. Freiherr von Riedel, der Kriegs⸗Minister Freiherr von Asch und der AJustiz⸗ Minister Freiherr von Leonrod. Der Minister Freiherr von Crailsheim erklärte, man könne das Ministerium schwerlich für Handlungen untergebener Organe, von denen es nicht rechtzeitig benachrichtigt worden sei, verantwortlich machen. „Wir leben in einem Rechtsstaat, in dem die Selbst⸗ hilfe verboten und der Schutz des Privateigenthums die erste Pflicht der Behörde ist.“ Der Bezirksamtmann habe pflicht⸗ gemäß gehandelt. Die Frage der Revision der bestehenden Gesetze, damit auch des Forstgesetzes, bedürfe einer ernstlichen, ruhigen Prüfung, welche in Gemeinschaft mit der Kammer vorzunehmen die Regierung gern bereit sei. Der Minister Freiherr von Feilitzsch wies darauf hin, daß der Bezirks⸗ amtmann bis zum letzten Augenblick sein Möglichstes zur Erhaltung des Friedens gethan habe. Die Haupt⸗ schuld an den unglücklichen Ereignissen leibe der seitens der Fuchsmühler geleistete Widerstand. Der Minister Dr. Freiherr von Riedel bezeichnete eine Abänderung der Lehensgesetze unter der Regentschaft nach der Verfassung als unmöglich. Dagegen werde eine Reform der Bestimmungen über die Ablösung von Natural⸗ leistungen ernstlich erwogen. Der Kriegs⸗Minister Freiherr von Asch trat lebhaft für das Verhalten der Führer und Wann⸗ schaften ein. Zweifellos sei aktiver und passiver Widerstand ge⸗ leistet worden. Der Minister Freiherr von Leonrod wies so⸗ dann die Behauptung zurück, daß durch verschiedene ein⸗ ander widersprechende Urtheile Rechtsunsicherheit entstehe; solange es verschiedene Instanzen gebe, könnten verschiedene Urtheile nicht ausbleiben. Wohin würde man kommen, wenn soziale anstatt juristische Beweggründe die Rechtsprechung be⸗ herrschten! Der Minister erkannte an, daß die Fuchsmühler schlecht berathen gewesen seien. — Nachdem der Abg. Beckh den Fall Stern zur Sprache gebracht hatte, erklärte der Minister des Aeußern Freiherr von Crailsheim: der bayerische Gesandte in Berlin habe in dieser Angelegenheit eine eigene Thätigkeit nicht entfaltet, sondern nur nach München berichtet, daß ein Mitglied der amerikanischen Botschaft sich auf der bayerischen Gesandtschaft nach dem Schicksal eines Landsmannes erkundigt habe. Von der Regierung sei ein Druck auf den Kissinger
Bade⸗Kommissar, die Klage zurückzunehmen, nicht ausgeübt.
8*1 9
worden.
3 Württemberg.
Der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe hat, wie der „St.⸗A. f. W.“ berichtet, Stuttgart gestern früh wieder ver⸗ lassen und sich zunächst nach Schillingsfürst begeben. Das Personal der preußischen Gesandtschaft geleitete den Reichs⸗ kanzler zum Bahnhof.
Die Steuergesetzgebungskommission der Zweiten Kammer hat am Donnerstag ihre Berathungen begonnen, denen der Finanz⸗Minister Dr. von Riecke und der Ministerial⸗ Rath Fischer beiwohnen. Wie der „Schw. Merk.“ ver⸗ nimmt, wurde die Reformbedürftigkeit der direkten Steuern allseitig anerkannt. Das Prinzip der Ein⸗ kommensteuer wurde ebenfalls angenommen; nur war auch die Ansicht vertreten, daß dieselbe lediglich als er⸗ gänzende Steuer zu den Ertragssteuern hinzutreten sollte. Die große Mehrheit der Kommission sprach sich aber für die Einkommensteuer als Hauptsteuer aus. Die Mitglieder der Volkspartei sollen sich gegen die Beibehaltung der Ertrags⸗ steuern ausgesprochen haben.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach.
Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin verbrachte, wie der „Schles. Ztg.“ aus Heinrichau von heute Vormittag gemeldet wird, eine gute Nacht. Gestern Abend war das Fieber nur unbedcutend. Ihre Königliche Hoheit erklärte, daß sie sich heute wohler und gekräftigter fühle.
Mecklenburg⸗Schwerin.
Seine Königliche Hoheit der Großherzog ist, nach einer den „Mecklb. Nachr.“ zugegangenen Mittheilung, am 2. d. M. Nachmittags in Saint Jean de Luz eingetroffen. Das Befinden Höchstdesselben war befriedigend.
Oesterreich⸗Ungarn.
Anläßlich des gestrigen Namensfestes des Kaisers fanden in allen Landeshauptstädten sowie in zahlreichen anderen Orten feierliche Gottesdienste statt. Auch in Rom wurde in der Kirche Maria dell'Anima eine feierliche Messe zelebriert, welcher das Personal beider österreichisch⸗ungarischen Botschaften und der Kardinal Rampolla beiwohnten.
Der bisherige Landmarschall Fürst Sanguszko ist zum Statthalter von Galizien ernannt worden.
Großbritannien und Irland. Die „London Gazette“ von gestern veröffentlicht Bekanntmachung, durch welche das Parlament bis 28. Dezember weiter vertagt wird.
Frankreich. 1“
Der König von Portugal ist heute früh in Paris eingetroffen.
Die Budgetkommission beschäftigte sich, wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, in ihrer vorgestrigen Sitzungmit der Prüfung des Ausgaben⸗Etats des Kolonial⸗Ministeriums. Der Berichterstatter Turrel schlug eine Ersparniß von 3 Millionen vor, wovon 1 250 000 Fr. allein auf Tongking kommen. Außerdem beantragte er, daß die fuͤr Diego⸗Suarez angesetzten Ausgaben von 2 Millionen für 1896 auf das Kapitel „Madagaskar“ über⸗ schrieben würden. Darauf ging die Kommission zur Prüfung der einzelnen Kapitel über. Bei Kapitel 1 (Personal der Zentralverwaltung) wurden 52 000 Fr. gestrichen; der im Kapitel 2 (Materialien) vorgesehene Betrag wurde um 39 000 Fr. herabgesetzt.
Zwei Kongregationen in Paris und neun in Rouen haben der Steuerbehörde ihre Bereitwilligkeit erklärt, die Anfallssteuer zu zahlen; sie erbaten nur Stundung
für einen Theilbetrag. 3 8 In militärischen Kreisen glaubt man, die fliegende
Kolonne des Generals Duchesne sei in Tananarivo am 30. September oder 1. Oktober eingetroffen; die Nachricht
werde aber erst am 7. oder 8. Oktober in Paris anlangen können.
. Italien. “ Die „Italie“ will bestimmt wissen, daß der König von Portugal im Laufe des Monats Oktober als Gast des Königs Humbert nach Rom kommen werde. 8 1 Spanien.
Die Kreuzer „Alfonso XII.“ und „Maraques de la Ensennada“ haben, wie „W. T. B.“ aus Modrid berichtet,
den Befehl erhalten, sofort nach Cuba in See zu gehen. “
Türkei.
Ueber die Vorgänge in Konstantinopel während der
letzten Tage berichtet „W. T. B.“ weiter: Der Staatsrath Sami Bey sowie andere hohe Beamte hätten am Dienstag veranlaßt, daß die Polizei gegen die Zusammenrottungen der Mohamedaner energisch eingeschritten sei, und daß die Softas gezwungen worden seien, in den Wohnungen zu bleiben. Die in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch in Stambul und Kassimpassa unter Theilnahme des türkischen Pöbels verübten blutigen Exzesse seien durch abenteuerliche Gerüchte von geplanten Gewaltthaten der Armenier gegen die Türken hervorgerufen worden, weshalb am 2. d. M. Nachts die größten Vorsichtsmaßregeln unter Hinzuziehung von Militär getroffen und erfolgreich durchgeführt worden seien. Hervorzuheben sei, daß die türkischen Angriffe sich ausschließlich gegen die Armenier ge⸗ richtet hätten; alle übrigen Christen sowie die Fremden seien während der ärgsten Unruhen am Montag in Stambul gänzlich unbehelligt geblieben. Den unausgesetzten Be⸗ mühungen von drei armenischen Notabeln, von denen zwei türkische Beamte seien, sei es gelungen, die in die Kirche zu Kum⸗Kapu geflüchteten Armenier zu beruhigen und zum Verlassen der Kirche zu bewegen. Vorgestern seien keine neuen Ausschreitungen vorgekommen. Der Gang der Geschäfte sei ungestört. Das Gerücht, daß ähnliche Vorfälle, wie in Konstantinopel, sich auch in Ismail zugetragen hätten, sei bisher nicht bestätigt worden. Die türkischen Kreise hielten die Angabe aufrecht, daß die Armenier zuerst Waffen gebraucht hätten, und daß die erbitterte türkische Bevöl⸗ kerung erst eingegriffen habe, nachͤdem Major Servet er⸗ mordet worden sei. Nach einer anderen, allerdings unver⸗ bürgten Version hätte der Major Servet die Armenier mit Schlägen zurückgedrängt, worauf ihn diese niedergeschossen hätten. Andererseits bestätigten zuverlässige Fremde, welche am Montag vor dem Zusammenstoß die betreffenden Straßen passiert hätten, die Thatsache, daß die Zivilbevölkerung den Zug der Armenier erwartet habe, also hierzu wahrscheinlich aufgefordert worden sei. — Die Zahl der armenischen Todten und Verwun⸗ deten wird auf über 200 geschätzt. Mehrere Hauptagitatoren haben sich theils vor, theils nach den letzten Ereignissen geflüchtet.
Die Londoner Abendblätter von gestern enthalten eine Meldung aus Konstantinopel, wonach auf Grund einer Aussage eines Delegirten der Kommission in Sassun die sensationelle Darstellung der Greuelthaten über⸗ trieben sei. Die gesammte Einwohnerzahl des Sassunthalecs habe nicht viertausend Scelen überstiegen. Von den Truppen seien nicht Tausende, sondern nur 3— 500 getödtet worden. Es sei kein Beweis für kaltblütige Morde oder für Verstümme⸗ lungen d Kindern beigebracht wo⸗
8 Afrika. 8
Das amtliche Blatt für den Congostaat theilt einen Königlichen Erlaß mit, der die Provinzialeintheilung des Congostaats nach seiner augenblicklichen militärischen Be⸗ setzung umändert. Die Zahl der Provinzen beträgt nunmehr 15, nämlich 3 für den unteren Congo mit Banana, Boma und Matadi als Hauptorten, die Provinz der Fälle (Lukungu) und 11 Provinzen für den obern Congo. Die hier neugeschaffenen Provinzen sind die des Leopold⸗Sees, die Provinzen Ubangi und Bangala aus Theilen des ehemaligen Ubangi⸗-Uellebezirks und die des Aruwimi. Der ehemalige Verwaltungsbezirk des Tanganjika⸗ Sees ist der Provinz der Stanleyfälle eingegliedert, die nun die ganze arabische Zone mit fünf Unterbezirken umfaßt: Ituri, die eigentlichen Stanleyfälle, Riba⸗Riba, Nyangue und Tanganjika⸗See. Ein weiterer Erlaß setzt für das laufende Jahr den Effektivbestand des Heeres auf 6121 Mann fest, worin der von dem General⸗Gouverneur zu bestimmende Bestand der Hilfskompagnien und der Instruktionslager nicht einbegriffen ist. Die Rekrutenaushebung dieses Jahres ist au
pr Mann festgesetzt.
Parlamentarische Nachrichten.
Bei der gestern im 7. Gumbinner Wahlkreise vor⸗ genommenen Landtags⸗Ersatzwahl wurde der konservative Kandidat von Bieberstein mit allen abgegebenen 222
Stimmen zum Mitglied des Hauses der Abgeordneten gewählt.
Statistik und Volkswirthschaft.
Die Ergebnisse der Berufs⸗ und Gewerbezählung in Baden.
Das Großherzogliche Statistische Bureau veröffentlicht die vor⸗ läufigen Ergebnisse der Berufs⸗ und Gewerbezählung vom 14. Juni für das Großherzogthum Baden. Danach betrug die orts⸗ anwesende Bevölkerung Badens am 14. Juni 1 713 844 Seelen, F 1 657 867 am 1. Dezember 1890. Die größte prozentuale olkszunahme weist das nordwestliche Baden auf, die ungünstigsten Verhältnisse der Südosten und der Nordosten des Landes. Baden zäͤhlte nach der Berufszählung 138 Gemeinden mit mehr als 2000 Einwohnern; 19 dieser Orte wiesen eine Ver⸗ minderung der Bewohnerzahl auf, während die andern 119 Ge⸗ meinden eine Zunahme der Bevölkerung erfuhren. Eine Ord⸗ nung der sämmtlichen Gemeinden des Großherzogthums nach Größenklassen ergab eine Abnahme der Volkszahl auf dem sogenannten Nas Land und ein Anwachsen in den Städten. Dieser Zug der landbevölkerung kommt allen größeren Orten mit mehr als 4000 Ein⸗ wohnern, verhältnißmäßig am stärksten aber denen von 4000 bis 0) 000 (1890 denen von 10 000 bis 20 000 Bewohnern) und nicht den ha Ffg Städten zu gute. — Die weibliche Bevölkerung Deutsch⸗ de war 1890 fast eine Million Seelen größer als die männliche. n dieser Million überschüssiger weiblicher Personen Deutschlands partizipierte Baden 1890 mit 36 703, 1895 mit 29 838 Personen. — 8 den „Gemeindebogen sind in Baden bei der Berufszäh⸗ lung 237 167 Landwirthschaftskarten ausgefüllt; eine solche war für he. land⸗ oder forstwirthschaftlichen Betrieb (einschließlich der v. ereibetriebe) auszufüllen. Gewerbebogen waren 1895, wie auch 2, nur von jenen Gewerbetreibenden auszufüllen, welche in ihrem Gewerbebetriebe Motoren oder Personal beschäftigen. Bei der dies⸗
4
maligen Zählung wurden, nach den vorläufigen Ergebnissen, 42 132 derartige Gewerbebetriebe ermittelt, gegen 43 848 bei der vorigen Zählung. Beide vorläufigen Ermittlungen, die der Landwirthschafts⸗ karten wie die der Gewerbebogen, dürften bei der Superrevision noch eine nachträgliche Ergänzung erfahren.
Zur Arbeiterbewegung.
Aus Amsterdam meldet „W. T. B.“: Gestern Abend bewegte sich ein Zug von mehreren Tausend Personen, unter denen sich aus⸗ ständige Zigarren⸗ und Diamantarbeiter befanden, durch die Stadt. Es kam zu einem Zusammenstoß mit der Polizei, die Menge warf mit Steinen, worauf die Polizei die Menge mehrmals mit der blanken Waffe angriff. Einige Manifestanten und ein Polizeibeamter wurden verwundet, drei Verhaftungen wurden vorgenommen. Um Mitternacht war die Ruhe wiederhergestellt.
Aus Mastricht wird der „Köln. Ztg.“ geschrieben: 500 Arbeiter der Glasfabrik von Regout sind ausständig. Es handelt sich um die Lohnfrage. Unter den Ausständigen befinden sich 172 Glasbläser. I London droht, wie demselben Blatt berichtet wird, ein Au zstand unter den Dockarbeitern der East India und Millwall Docks auszubrechen. Die Ursache ist eigenthümlicher Natur. Dort sind seit einigen Wochen Frauen und Mädchen für das Verladen der Schiffsfracht angestellt worden, und diese übernehmen die Arbeit für so viel geringere Löhne, daß die Männer, die eine Woche lang das Schauspiel ruhig mit ansahen, nun mit einem Ausstande drohen, wenn die Frauen nicht entlassen werden.
Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 22. September bis inkl. 28. September cr. zur Anmeldung gekommen: 919 Lebendgebore 92 ließung 6 Todtgeborene, 628 Sterbefälle. “
. 5 ierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
St. Petersburg, 5. Oktober. (W. T. B.) Der Kreis Ber⸗ ditschew im Gouvernement Kiew ist amtlich als cholera⸗ verseucht erklärt worden.
Ges undheitswes en,
Handel und Gewerbe.
1 Zwangs⸗Versteigerungen.
Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin standen am 3. und 4. Oktober die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Elsasserstraße 45/46, dem Cafetier F. Trinkherr gehörig; Fläche 5,32 a; Nutzungswerth 17 220 ℳ; mit dem Gebot von 273 000 ℳ blieb der Kaufmann Max Ascher zu Berlin Meist⸗ bietender. — Reinickendorferstraße 45a, dem Kaufmann E. Fehrle gehörig; Fläche 12,26 a; Nutzungswerth 4060 ℳ; mit dem Gebot von 48 700 ℳ blieb Herr F. Lambeck zu Fr. Buchholz Meistbietender. — Forsterstraße I17, dem Zimmermeister Joh. Igel gehörig; Fläche 7,26 a; Nutzungswerth 11 810 ℳ; mit dem Gebot von 160 000 ℳ blieb der Kaufmann Ad. Simonsohn, Schoͤneberger Ufer 47, Meistbietender.
Beim Königlichen Amtsgericht II Berlin standen zur Versteigerung: Grundstück zu Lankwitz, an der Zietemannstraße belegen, dem Kaufmann Emil Wolff gehörig, welches mit einer Fläche von 11,55 a und 10,50 ℳ Nutzungswerth zur Gebäudesteuer veranlagt ist. Mit dem Gebot von 23 500 ℳ blieb der Gastwirth Friedrich Boerner zu Berlin, Ankhaltstraße 2, Meist⸗ bietender. — Grundstück zu Friedenau, Feurigstraße 12, dem Zimmermeister Wilhelm Naack gehörig, welches mit einer Fläche von 9,35 a und 8450 ℳ Nutzungswerth zur Gebäudesteuer veranlagt ist. Meistbietender blieb der Kaufmann Richard Mewis zu Groß⸗Lichterfelde, Bahnhosstr. 16, mit dem Gebot von 113 000 ℳ — Grundstück zu Schöneberg, an der Belzigerstr. 60, belegen, dem Schlächtermstr. Carl Gensel ebenda gehörig, welches mit einer Fläche von 10,22 a und mit 12 810 ℳ Nutzungswerth zur Gebäudesteuer veranlagt ist. Mit dem Gebot von 228 300 ℳ blieb die Aktiengesellschaft in Firma Deutsche Grundschuldbank zu Berlin, Dorotheenstr. 95, Meistbietende. — Grundstück zu Schöne⸗ berg, Frankenstr. 82, belegen, der Frau Maurermeister Emma Minkfitz, geb. Schulze, gehörig; Flächenraum 7,65 a, Nutzungswerth zur Gebäudesteuer 10 200 ℳ; Meistbietende blieben die Bank⸗Direktoren Eduard Sanden zu Potsdam und Paul Puchmüller zu Charlottenburg, mit dem Gebot von 159 700 ℳ — Grundstück zu Schöneberg, Neue Winter⸗ feldtstraße 48, belegen, dem Architekten Richard Domnick gehörig, welches mit 2,73 ℳ Reinertrag und einer Fläche von 9,95 ha zur Grundsteuer veranlagt ist. Mit dem Gebot von 243 450 ℳ blieb der Kaufmann Franz George zu Berlin, Große Frankfurter⸗ straße 10, Meistbietender.
— Vom Berliner Pfandbrief⸗Institut sind bis 30. September d. J. 18 785 100 ℳ 3 ½ %, 21 576 300 ℳ 4 %, 45 700 800 ℳ 4 ½ %, 9 707 100 ℳ 5 % alte Pfandbriefe und 14 990 200 ℳ 3 ½ % und 133 700 ℳ 3 % neue, zusammen 112 893 200 ℳ Pfandbriefe ausgegeben worden, wovon noch 14 355 300 ℳ 3 ½ %, 11 193 900 ℳ 4 %, 11 618 700 ℳ 4 ½ %, 2 084 550 ℳ 5 % alte Pfandbriefe und 14 990 200 ℳ 3 ½ % und 2 133 700 ℳ 3 % neue, zusammen 56 376 350 ℳ Pfandbriefe von den Grundstückseigenthümern zu verzinsen sind. — Angemeldet zur Be⸗ leihung in Neuen Berliner Pfandbriefen sind bis 30. September d. J. 98 Grundstücke mit einem Feuerversicherungswerthe von 22 355 625 ℳ — Zugesichert, aber noch nicht abgehoben sind 10 948 800 ℳ
— Die Rhein.⸗Westf. Ztg.“ meldet: Die in Dortmund abgehaltene Versammlung der Drahtwalzwerke stellte eine Preis⸗ besserung seit der letzten Versammlung fest, welche jedoch im Ver⸗ hältniß zu den Rohstoffpreisen nicht genügte. Die Versammlung be⸗ schloß daher eine weitere Preiserhöhung.
— Aus Dortmund meldet die „Köln. Ztg.“: In der kürzlich abgehaltenen Versammlung der Halbzeug herstellenden Stahlwerke wurde eine Preiserhöhung nicht beschlossen; dagegen wurde fest⸗ gestellt, daß bei andauernd flotter Nachfrage die Richtpreise überschritten sind. — In Bingen wurde am Mittwoch eine Vereinbarung des süddeutschen Trägerverbandes mit sämmtlichen rheinisch⸗westfälischen Werken abgeschlossen. Der Preis ist 84 ℳ, Frachtgrundlage Burbach.
— Der Aufsichtsrath der Hildebrand'schen Mühlenwerke in Böllberg beschloß, wie aus Halle a. S. gemeldet wird, der EE““ die Vertheilung einer Dividende von 9 % vor⸗ zuschlagen. “ 8 8
— Aus Brüssel wird der „Frkf. Ztg.“ gemeldet: Die hiesige Caisse Commerciale und der Crédit général Liégeois gründen im Verein mit anderen belgischen, Pariser und St Petersburger Banken und Industriellen die Banque industrielle de Russie, domi- ziliert in Brüssel und wahrscheinlich in Charkow. Das Kapital, dessen Fohe noch nicht endgültig festgesetzt ist, wird zwischen 15 und 25 Millionen Franes betragen.
— Die Fettheringsfischerei an den Küsten der Aemter Nordland und Romsdal giebt andauernd guten Ertrag; der bis⸗ herige Fang wird auf 250 000 Tonnen Heringe geschätzt, wovon 230 000 Tonnen zu, Handelswaare gesalzen sein dürften, gegen nur 18006 Tonnen gleichzeitig im Vorjahr. Die Preise sind beträchtlich gesunken.
Verkehrs⸗Anstalten.
Das Syndikat für südwestafrikanische Siedelung hat eine Vereinbarung getroffen, daß, wenn für den Dampfer, der am 30. November d. J. Hamburg verläßt, eine Frachtmenge von 100 t für Angra⸗Pequena (Lüderitzbucht) zusammenkommt, dieser Dampfer auch Angra⸗Pequena anlaufen wird. Von einer Erhöhung der in dem Tarif vom September d. J. mitgetheilten Frachtsätze wird Abstand genommen. Schon jetzt werden Anmeldungen auf Expeditionen durch
diesen Dampfer entgegengenommen, und Anfang November d. J. wird den Interessenten mitgetheilt werden, ob die bis dahin angemeldete Frachtmenge ausreichend ist und die Expedition erfolgen kann oder nicht.
Bremen, 5. Oktober. (W. T. B.) Norddeutscher Lloypd. Der Postdampfer „Weimar“ ist am 3. Oktober Nachmittags in Baltimore angekommen. Der Postdampfer „Straßburg“ ist am 3. Oktober Nachmittags in Oporto angekommen. Der Post⸗ dampfer „Krefeld“ ist am 3. Oktober Nachmittags von New⸗ York nach der Weser abgegengen Der Postdampfer „H. H. Meier“ ist am 4 Oktober Mittags auf der Weser angekommen. Der Postdampfer „Mark'“ ist am 4. Oktober von Buenos Aires nach der Weser abgegangen. Der Postdampfer „Roland“ ist am 4. Oktober Nachmittags in Antwerpen angekommen. Der Reichs⸗
ostdampfer „Prinz Heinrich“ ist am 4. Oktober Vormittags in den angekommen.
Hamburg, 4. Oktober. (W. T. B.) Hamburg⸗Ameri⸗ kanische Pa hetfahrt⸗Aktiengefellschaft. Der Postdampfer „Prussia’ ist heute früh in New⸗York eingetroffen.
London, 4. Oktober. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer „Norham Castle“ ist heute auf der Ausreise in Durban (Natal)
angekommen.
Theater und Musfik.
Deutsches Theater. 6 Georg Hirschfeld's Schauspiel „Die Mütter“ (besprochen
in Nr. 114 und 224 d. Bl.) sollte Fräulein Marie Meyer, der von
ihrer Thätigkeit am Lessing⸗Theater bekannten Künstlerin, Gelegenbeit bieten, sich in ihren neuen Wirkungskreis einzuführen. Sie gab die bis dahin von Frau Schmittlein dargestellte Dora Frey, eine Rolle, der es für ihr individuelles Darstellungsvermögen an Humor fehlt. Wenn es ihr dennoch gelang, eine zwar in etwas weicherer Linienführung als die ihrer Vorgängerin gehaltene, fesselnde Charakterzeichnung zu schaffen, so ist das der Künstlerin um so höher anzurechnen, trotzdem das Stück an sich durch die Umbesetzung nicht gewinnen konnte. Es erschien unbegreiflicher denn je, daß diese Mutter dem Sehnsuchts⸗ drang ihres Herzens, den verlorenen Sohn wiederzusehen folgt, dagegen nicht auch das Mädchen von Angesicht zu schauen begehrt, das dem Sohn während seiner Entfremdung alles war — eine nethwendige Scene, die den Höhepunkt des geschilderten Konflikts bedeutet hätte. Dieser Mangel des Dramas machte sich daher bei der gestrigen Aufführung besonders fühlbar. Daß das Engagement des Fräulein Mever eine werthvolle Ergänzung des Mitgliederbestandes bedeutet, steht außer Zweifel; es wird sich aber erst zeigen, wenn der Künstlerin Aufgaben gestellt werden, die ihrer Eigenheit entsprechen.
Konzerte.
FraGestern fand in Kroll’s Theater der erste Symphonie⸗ Abend der Königlichen Kapelle statt. Nach Weber's Ouvertüre zu „Euryanthe“, deren die Geistererscheinung schildernder Largosatz einen wunderbar zarten Eindruck hervorrief, folgten die Symphonie in D-dur von Mozart, die Pastoral⸗Symphonie von Beethoven, deren zweiter Satz mit seltenem Wohllaut zu Gehör ge⸗ bracht wurde, „und Wagner's Vorspiel zu den „Meister⸗ singern von Nürnberg“. In der Ausführung aller genannten Orchesterwerke bewährte die Königliche Kapelle unter ihrem jugend⸗ lichen Dirigenten ihren alten künstlerischen Ruf. Die Klangwirkung war in diesem Raume eine fast noch schönere als in dem des mit vielen Ranglogen und Polstersesseln ausgestatteten Opernhauses. Der Dirigent, Herr Kapellmeister Felix Weingartner, bei seinem Er⸗ scheinen begrüßt, wurde auch am Schluß von dem vollbesetzten Hause auf das lebhafteste durch Beifall ausgezeichnet.
Am Mitrwoch fand in der Sing⸗Akademie ein Konzert der bereits bekannten Altistin Fräulein Alma J. Schmidt statt. Die Sängerin verfügt über einen klangvollen Kontra⸗Alt, der in der Rein⸗ heit der Intonation, der Deutlichkeit der Aussprache und dem Ver⸗ hüllen des Athemansatzes eine sorgfältige Ausbildung erkennen läßt; hingegen müßte die Vortragsweise noch an Selb⸗ ständigkeit der Auffassung gewinnen. Am besten gelangen der Sängerin die Arie „Lungi dal caro bene“ von Secci und die Arie aus „Achilleus“ von Max Bruch „Aus der Tiefe des Grames“. Der Pianist Peter Faßbender unterstützte das Konzert durch den gelungenen Vortrag der C-dur-Sonate von Beethoven sowie neuerer Stücke von Rubinstein und Liszt. Das Publikum nahm die Vorträge günstig auf. “ fe Am Freitag ließ sich der noch sehr jugendliche Violinspieler Jascha Sußmann, Eleve des an der Königlichen Hochschule wirkenden Herrn A. Moser, in der Sing⸗Akademie zum ersten Mal öffentlich hören. Sein weicher Ton und die für sein zartes Alter ungewöhnlich entwickelte technische Sicherheit, verbunden mit verständ⸗ nißvoller Auffassung, kamen in Mozart's Violinkonzert in D-dur, in dem E-moll⸗Konzert von Mendelssohn und der schwierigen Othello⸗ Phantasie von Ernst bestens zur Geltung. Da es indessen dem an⸗ gehenden Künstler noch an Kraft gebricht, so konnte sein Ton nicht immer die Massen des Orchesters durchdringen. Die Kapelle des Konzerthauses unter Herrn Moser's Leitung war auch mitunter zu laut. Fräulein Helene Jordan, die beliebte Altistin, unterstützte das Konzert durch den gelungenen Vortrag einer Arie von Händel und einiger neuen anmuthigen Lieder von Stange, „Das Veilchen“ und „Mein Herz schmückt sich mit Dir“, auf welche zum Schluß noch „Das alte Bäuerlein“ von P. Frommer folgte, das die Sängerin auf Wunsch wiederholte. Das nicht sehr zahlreiche Publikum spendete den Vorträgen Beifall.
In Kroll's Theater bringt die Königliche Oper morgen Gounod's „Margarethe“ mit Herrn Emil Götze alsh Faust G Aufführung. Die Margarethe singt Fräulein Hiedler, den Mephisto Herr Mödlinger, den Valentin Herr Bulß, die Marthe Frau Götze.
GG Sucher dirigiert. Am Montag wird Bizet's „Carmen“ gegeben.
Im Königlichen Schauspielhause wird morgen Pailleron's
Lustspiel „Die Welt, in der man sich langweilt“ in Be⸗ setzugg gegeben: Suzanne: Fräulein Hausner, Roger: Herr Purschian, Bellac: Herr Vollmer, Jeanne: Frau von Hochenburger, Miß Wattson: Fräulein Lindner. Frau Marie Seebach spielt zum ersten Mal die Herzogin. Am Montag findet die vierte Wieder⸗ 1““ „Mirandolina“ und „Der Diener zweier Herren“, statt. Im Deutschen Theater gehen morgen Abend „Die Mütter“ in Scene und werden am Mittwoch und Sonnabend, wiederholt; morgen Nachmittag wird Grillparzer's Lustspiel „Weh dem, der lügt!“ mit Josef Kainz als Leon gegeben. Der Dienstag bringt die Erstauffüh⸗ rung von Adolf Wilbrandt's dramatischer Dichtung „Der Meister von Pal⸗ myra“ mit Josef Kainz und Agnes Sorma in den Hauptrollen; die ersten beiden Wiederholungen sind am Freitag und nächstfolgenden Sonntag Abend. Am Montag und nächstfolgenden Sonntag Nachmittag werden „Die Weber“ gegeben, am Donnerstag findet eine Wiederaufnahme von Ernst von Wolzogen’s „Lumpengesindel“ statt.
Im Berliner Theater geht Goethe's „Götz von Berlichingen“ am nächsten Mittwoch zum ersten Mal in Scene und wird am Freitag, Sonnabend und Sonntag, den 13. d. M., wiederholt. Am Montag und Sonntag, den 13., Nachmittags, werden „Die Journalisten“ gegeben. Morgen Abend und am Donnerstag geht „Der Pfennigreiter“ in Scene. Morgen Nachmittag und Dienstag Abend wird „Der Pfarrer von Kirchfeld“ wiederholt.
Der Spielplan des Lessing⸗Theaters weist in dieser Woche sechs Wiederholungen von Oscar Blumenthal'’s Lustspiel „Gräfin Fritzi“ auf, und zwar am morgigen Sonntag, am Dienstag, Mitt⸗ woch, Donnerstag, Sonnabend sowie am nächsten Sonntag. Am Montag wird „Der Veilchenfresser“, am Freitag „Madame Sans⸗ Gône“ gegeben. Als Nachmittagsvorstellung zu herabgesetzten Preisen elangt morgen Nachmittag „Das Bild des Signorelli“, am nächsten
onntag (Nachmittag) dessangn „Emilia Galotti“ zur Aufführung.
———y — b 8