Die Nr. 10 der Sonderausgabe der „Amtlichen Nachrichten des Reichs⸗Versicherungsamts“, „In⸗ validitäts⸗ und Altersversicherung“, vom 1. Oktober d. J. enthält eine Bekanntmachung, betreffend die Be⸗ freiung von der Versicherungspflicht für weitere Kategorien von Beamten, welche von öffentlichen Verbänden oder Körperschaften mit Pensionsberechtigung angestellt sind, sowie folgende Revisionsentscheidungen: .
Die Aufrechnung von Rentenforderungen mit solchen Rentenbeträgen, welche in einem früheren Verfahren und auf anderer Rechtsgrundlage zu Unrecht geleistet worden sind, findet nicht statt.
Das Rauhen von sicherungspflichtige „Nebenarbeit“ „Bearbeitung“ des Gewebes.
Der „durchschnittliche Jahresarbeitsverdienst“ eines Hausspulers im Sinne des § 159 des Invaliditäts⸗ und Altersversicherungsgesozes⸗ ist lediglich nach der persön⸗ lichen Arbeitsleistung des Versicherten festzusetzen; es darf dabei nicht der Verdienst mitberechnet werden, der von den dem Rentenbewerber bei der Spulerei Beihilfe leistenden Familien⸗
angehörigen erzielt wird. 18 Die Bestimmungen der §§ 17 Abs. 2, 119 und 158 (Anrechnung von Krankheits⸗ und Arbeitsunter⸗ brechungszeiten auf die Wartezeit) des Gesetzes finden auch gegenüber den Rentenansprüchen der unter den Bundes⸗ rathsbeschluß vom 1. März 1894 fallenden Hausgewerbe⸗ treibenden der Textilindustrie Anwendung.
Auf die nach Ziffer 14 des Bundesraths⸗ beschlusses vom 1. März 1894 in der Zeit vom 2. Juli 1891 bis 2. Juli 1894 nachzuweisenden 141 Arbeitswochen sind nicht nur die dem Bundesrathsbeschluß unterfallenden hausgewerblichen, sondern auch die bereits nach dem Gesetz versicherungspflichtigen Arbeitsleistungen anzurechnen. Marken, welche für diese Arbeitsleistungen bis zum 2. Juli 1894 ver⸗ wendet sind, werden für die Rentensteigerung in Ansatz gebracht.
Die Unterscheidung zwischen dem nach dem Bundes⸗ rathsbeschluß vom 1. März 1894 versicherun gspflichtigen Hausgewerbetreibenden der Textilindustrie und dem selbständigen Textil⸗Unternehmer kann nur von Fall zu Fall unter Berücksichtigung der besonderen obwaltenden Verhältnisse und der gesammten wirthschaftlichen und persön⸗ lichen Stellung des Beschäftigten getroffen werden. 8
Einem in Schleswig⸗Holstein wohnhaften Wiesen⸗ arbeiter, der zuweilen kleinere Bodenkulturarbeiten im Accord übernahm, ist unter Anerkennung seiner Versiche⸗ rungspflicht die Altersrente bewilligt worden. 8
Bei Berechnung der Rente kommen, soweit es sich um die Zeit nach dem Inkrafttreten des Invaliditäts⸗ und Altersversicherungsgesetzes handelt nur die wirklich ver⸗ wendeten Beiträge in Betracht.
Barchentgewebe ist keine ver⸗ der Weberei, sondern eine
Der hiesige Kaiserlich russische Botschafter Graf von der Osten⸗Sacken ist vom Urlaub nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Botschaft wieder übernommen.
Der hiesige Herzoglich braunschweigische Gesandte, Wirk⸗ liche Geheime Rath Freiherr von Cramm⸗Burgdorf ist vom Urlaub nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandischaft wieder übernommen.
Der Bevollmächtigte zum Bundesrath,
hessische Staats⸗Minis⸗
81 Großherzoglich ster Dr. Finger ist von
hier abgereist.
Der abgelöste Besatzungstheil von S. M. S. „Möwe“ ist unter Führung des Kapitän⸗Lieutenants Grapow (Franz) mit dem Norddeutschen Lloyddampfer „Stettin“ gestern in Soerabaja auf Java angekommen und wird heute nach Singapore weitergehen, von wo die Fortsetzung der Heimreise nach Bremerhaven mittels des Reichs⸗Postdampfers „Gera“ erfolgen wird. 3
“
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Seine Königliche Hoheit der Großherzog ist gestern on der Wartburg in Heinrichau eingetroffen.
Mecklenburg⸗Strelitz.
Seine Königliche Hoheit der Großherzog ist von Paris, wo Höchstderselbe während der letzten Wochen verweilte, nach Neustrelitz zurückgekehrt. 8
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. “
Unter den dem Landtag zugegangenen Vorlagen befindet sich eine solche über die Erhöhung der Gehälter der Volks⸗ schullehrer, der zufolge das Gehalt auf dem Lande bis auf 1600, in den Städten bis auf 1900 und 2000 ℳ
rhöht, werden soll. Weitere Vorlagen betreffen die Errichtung einer Handels⸗ und Gewerbekammer, die Erhöhung der Nachlaßsteuer, eine Nachbewilli⸗ gung von 14 500 ℳ für den Bahnbau Coburg — Rodach, Bewilligung von 34 000 ℳ für bauliche Herstellungen im Regierungsgebäude und Bewilligung von 13 500 ℳ für Ver⸗ legung des Staatsarchivs in das Ministerialgebäude. Zwei An⸗ träge aus dem Hause beziehen sich auf die In struktion für das Ministerium bezüglich der gemeinsamen Angelegen⸗ heiten der Herzogthümer Coburg unb Gotha.
8
Oesterreich⸗Ungarn.
Das Befinden des Erzherzogs Karl Ludwig, der infolge einer Erkältung das Beit hüten mußte, hat sich wesentlich gebessert, auch ist der Erzherzog vollkommen fieberfrei. Die heutige „Wiener Zeitung“ veröffentlicht ein Kaiser⸗ liches Handschreiben an den Minister⸗Präsidenten Grafen Badent, durch welches der Reichsrath zum 22. Oktober einberufen wird. Bei der gestern in Klagenfurt vorgenommenen Stich⸗ wahl zum Reichsrath wurde der 8.useehcle Kandidat Dobernig gewählt. 2 Frankreich. 1 1 Der Minister des Aeußern Hanotaux und der britische Botschafter Lord Dufferin tauschten gestern die Ratifikationen der Handelsübereinkunft m Frankreich und
Canada aus, lche vor zwei Jahren abgeschlossen
zwischen Frankreich und der
wurde und zu Schwierigkeiten zw Die Handelsübereinkunft tritt
Regierung von Canada führte.
am 9. d. M. in Kraft. abgehaltenen Ministerrath berichtete
In dem gestern der Minister des Aeußern Hanotaux über die Unruhen
in Konstantinopel. Der dortige französische Botschafter Cambon habe die zufrier Mittheilungen gemacht. Der Minister machte ferner Angaben über die von den Ge⸗ sandten Frankreichs, Rußlands und Deutschlands bezüglich der Räumung von Liaotong Fepflogenen Unterhandlungen. Der Zusammentritt der Kammern wurde auf den 22. d. M. festgesetzt.
Die Budgetkommission setzte am Montag die Prüfung des Budgets der Kolonien fort. Bei Kap. 24 (Budget für den Sudan) wurde der Antrag des Berichterstatters Turrel wegen Herabsetzung des von der Regierung vor⸗ geschlagenen Betrags auf 450 000 Fr. genehmigt. Turrel schlug, nach der „Köln Ztg.“, noch folgende Verminderungen vor: für die Truppen in Tongking 1 200 000 Fr., für Missionen 100 000 Fr., 200 000 Fr. 16
für Zuschuß zu den Lokalbudgets
Rußland.
Offiziell wird gemeldet, daß der Finanz⸗Minister Witte nach seiner Rückkehr die Leitung des Finanz⸗Ministeriums wieder übernommen habe. — Wie die Zeitungen 1ö . wird der Minister des Auswärtigen Fürst Lobanow⸗Rostowsky am 10./22. Oktober in St. Petersburg wieder eintreffen. Der Kriegs⸗Minister Wannowski hat gestern Tiflis verlassen und kehrt nach St. Petersburg zurück.
Spanien.
In Baärcelona ist es gestern wieder zu Ruhe⸗ störungen gekommen. Studenten sowie andere Personen veranstalteten vor den Lokalen der liberalen Blätter Sym⸗ pathiekundgebungen. Die katholischen Studenten erhoben gegen die Ruhestörungen Widerspruch. “
Türkei.
Die am 6. d. M. von den Botschaf ber Kollektivnote besagt, dem „W. T. B.“ zufolge, daß sich die diplomatischen Vertreter angesichts der fünftägigen Fortdauer der bedauerlichen Zustände, mit den Konsequenzen der unter der armenischen Bevölkerung herrschenden Aufregung und Angst, welche, anstatt zu verschwinden, noch wachse, beschäftigt hätten. Durch die aufgetauchten Gerüchte von bevorstehenden Feuersbrünsten sei die ganze Bevölkerung beunruhigt; die Aufregung habe sich noch durch die Maßregeln gesteigert, welche gegen Armenier ergriffen worden seien, die sich nicht in die Bewegung gemischt hätten. Die in die Kirchen geflüchtete Bevölkerung weigere sich, dieselben ohne Garantie für ihre Sicherheit zu verlassen. Eine Verlängerung dieser Festände könne die Erregung nur steigern und permanente Konflikte ver⸗ schulden. In der Note wird dann den türkischen Behörden der Vorwurf gemacht, daß sie, anstatt den Urhebern der Vorfälle zu wehren, dieselben noch ermuthigt hätten, wofür einige strafbare Handlungen der Manifestanten keine Ent⸗ schuldigung bildeten. Einige Botschafter hätten auch Kenntniß von Angriffen gegen die ihrem Schutze anvertrauten fremden Unterthanen erhalten. Augenzeugen hätten bewiesen, daß die Polizei ihre Pflicht nicht gekannt, unbetheiligte Leute ohne Maß und ohne Kontrole verhaftet und an den Gefangenen Gewaltthätigkeiten, ja sogar Todtschläge verübt habe. Es bleibe der Pforte, welche einsehen müsse, daß derartige Vorfälle die fremden Kolonien ängstigen müßten, überlassen, zu erwägen, ob diese Lage die öffentliche Sicherheit nicht ernstlich gefährde und sich auf die Provinz ausdehnen könne. Die Vertreter der Mächte sähen sich gezwungen, die Pforte zu fragen, welche Maß⸗ regeln sie unternommen habe, um ie zwischen der mohamedanischen und der armenischen Bevölkerung herrschende Erregung zu beruhigen, sowie um ähnlichen bedauerlichen Vor⸗ fällen vorzubeugen, und endlich um die Christen und die fremden Kolonien gegen alle gefahrbringenden Eventualitäten zu schützen. Die Botschafter wären bereit, die Be⸗ hörden bei den Untersuchungen zu unterstützen und ihnen Informationen zu liefern, und zweifelten nicht, daß die Pforte alles aufbieten werde, um dem gegenwärtigen Zustand ein Ende zu bereiten. Die Botschafter betonen es als dringend nothwendig, der christlichen Bevölkerung Sicherheit zu gewähren, sie hätten das Vertrauen zu der Pforte, daß dieselbe zeigen werde, daß Gerechtigkeitssinn und Autorität eine wirksame Aktion ebenso schnell als beharrlich durch⸗ zuführen vermöchten, damit die Botschafter ihre respektiven Regierungen über die vorgefallenen Ereignisse beruhigen könnten, die mit Recht die öffentliche Meinung beschäftigten und in Europa Aufregung erzeugten.
Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Konstanti⸗ nopel haben die Botschafter die Verlegung der Anker⸗ plätze der Stationsschiffe von Bujukdere und Therapia nach der Stadt angeordnet. Mit dieser Maßregel hätten sie einen doppelten Zweck verfolgt: einmal den, ihre Einigkeit in der Beurtheilung des Vorgefallenen und der der⸗ zeitigen Lage nach außen hin zu zeigen, und zweitens zu⸗ gleich die eigenen Staatsangehörigen zu beruhigen. Die Stationsschiffe dürften indeß bald auf ihre früheren Anker⸗ plätze zurückkehren, da keine neuen Ausschreitungen vor⸗ gekommen seien und die Hoffnung berechtigt erscheine, daß die Pforte infolge der Schritte der Botschafter mit Beschleunigung das Nöthige veranlassen werde, um der Lage vollends alles Beunruhigende zu nehmen.
Ueber die Ereignisse der letzten Woche berichtet jetzt „W. T. B.“ im Zusammenhange, wie folgt: Außer den bedauer⸗ lichen Vorfällen, welche am Montag der vorigen Woche durch die armenische Kundgebung hervorgerufen wurden, kam es noch in den darauffolgenden drei Tagen und Nächten an verschiedenen Orten zu mehr oder minder blutigen Zusammen⸗ stößen, theils aus Anlaß vorzunehmender Verhaftungen, theils infolge von Angriffen, welche seitens der türkischen Be⸗ völkerung gegen armenische Passanten und Wohnhäuser unternommen wurden. Nach gewissenhafter unparteiischer Zählung wurden bei diesen Zusammenstößen über zweihundert Menschen getödtet. Von den Vorfällen am Montag abgesehen, fielen die meisten Opfer in Kassim⸗Pascha, am Goldenen Horn und in einem Einkehr⸗Gasthause in Stambul, dem Tschukur⸗Tschesme⸗Han. Mehrere vereinzelt Getödtete wurden gezählt in Stambul, im Papazoglu⸗Han und in dem Quartier Makreköi Kadiri von Karakemeruk wo eine Frau, sowie in Kum⸗Kapu, wo ein Kawaß des Patriarchats getödtet wurde, ferner in der Vorstadt Beschiktasch, bei dem Artillerie⸗Arsenal Top Hane auf der Galatastraße und in einem dortigen Bade; in Skutari
endlich in einer Bäckerei und in der Gasanstalt von Dolma⸗ Bagdsche, wo irrthümlicher Weise katholische Armenier getödtet wurden. Die Meld ungen über Vorfälle an anderen Orten sind unsicher oder bisher ohne Bestätigung. Die von euro⸗ päischen Aerzten vorgenommene Besichtigung der Wunden von eingelieferten Todten und Verletzten ergab, daß die Ver⸗ wundungen mit Stöcken, Steinen, Messern und Hacken, in seltenen Fällen mit Schießwaffen erfolgt waren; auch Todesfälle durch Erwürgen wurden festgestellt. Das Gerücht, daß Hunderte von Todten und Verwundeten von der Vorstadt Kassim⸗Pascha aus ins Meer geworfen worden seien, fand keine Bestätigung. Bisher wurden nur zwei Leichen angeschwemmt. Viele von armenischer Seite stammende Daten und Angaben über die Vorfälle haben sich als falsch oder übertrieben erwiesen. Von indirekten Ursachen abgesehen, fällt nach unparteiischer Beurtheilung aller in Be⸗ tracht kommenden Umstände, auch wenn ein Armenier als erstes Opfer fiel, die Schuld, den Beginn der blutigen Vorgänge am Montag veranlaßt zu haben, auf die Armenier, weil sie eine friedliche Kundgebung mit den Waffen in der Hand ins Werk setzten. Die türkische Bevölkerung der betreffenden Quartiere und die Softas standen, wie festgestellt ist, bereit, ihren Glaubensgenossen zu Hilfe zu eilen. Die Er⸗ bitterung derselben hervorgerufen durch einzelne energische Angriffe der Armenier bei der Hohen Pforte und deren Gegenwehr bei den vorgenommenen Verhaftungen, ferner durch die schlechte Kenntniß des Dienstes und der Instruktion, sowie durch die Rohheit einzelner Elemente der erst kürz⸗ lich in Eile und mangelhaft verstärkten Polizei und Gen⸗ darmerie führte die Gewaltthaten am Montag herbei. Die Metzeleien am nächsten Tage wurden nicht nur durch Fanatismus und Aufstachelung, sondern auch durch die infolge verschiedener neuer oder verschlechterter lokaler Verhältnisse seit einiger Zeit bestehende Unzufriedenheit mancher Klassen der türkischen Bevölkerung Konstantinopels hervorgerufen. Weitere Trieb⸗ federn waren persönlicher Konkurrenzneid und Haß, sowie Feindschaften lokaler Art, schließlich Raubsucht und die rohen Instinkte des Pöbels.
In Sofia eingegangenen Berichten zufolge, zelebrierte der Patriarch in Kum⸗Kapu ein Requiem für die armeni⸗ schen Opfer der letzten Unruhen, obwohl die Pforte sich be⸗ müht hatte, ihn dar abzuhalten.
Rumänien. 8
Die diesjährigen Manöver haben gestern mit einem Festungsmanöver ihren Abschluß gefunden. Die Truppen zeigten während der ganzen Dauer des Manövers große Widerstands⸗ fähigkeit in Bewältigung der Strapazen. Der Prinz Ferdi⸗ nand von Rumänien, welcher vorgestern ein aus dre⸗ Waffengattungen zusammengesetztes Detachement befehligte, gab, wie „W. T. B.“ berichtet, hierbei bemerkenswerthe Be weise von Scharfblick und Entschiedenheit im Kommando ab. Der König, die Königin sowie sämmtliche Fürstlichen Gäste sind gestern Nachmittag nach Bukarest zurückgekehrt.
Serbien. 8b
Der König ist gestern Abend von den Manövern bei Topola⸗Kragujevatz nach Belgrad zurückgekehrt.
Dänemark.
Der Finanz⸗Minister legte gestern dem Folkething das Budget für das Finanzjahr April 1896/97 vor. Die Einnahmen werden auf 67 424 000 Kronen, die Ausgaben auf 67 419 000 Kronen geschätzt, sodaß der Ueberschuß etwa 5000 Kronen beträgt. Daß das Budget so bedeutend größere Summen in diesem Jahre als in den früheren Jahren auf⸗ weist, ist durch die verhältnißmäßig großen Ausgaben für neue Eisenbahnanlagen, gemäß den im Jahre 1893 angenommenen Eisenbahngesetzen, verursacht. Die außerordentlichen Ausgaben für Eisenbahn⸗ und andere Verkehrsanlagen sind mit 13 ½ Millionen Kronen aufgeführt.
Asien.
Wie das „Reuter'sche Bureau“ aus Nokohama erfährt, meldet ein Telegramm aus Söul, daß Taiwonkun, der Vater des Königs und Führer der Antireformpartei, an der Spitze einer bewaffneten Macht in den Königlichen Palast eingedrungen sei. Das Leben der Königin solle in Gefahr sein.
Ein weiteres Telegramm besagt, daß die Ruhe in Söul wieder hergestellt sei. Japanische Truppen bewachten den Palast. Man glaube, daß die Königin noch am Leben sei.
Afrika.
einer in Paris eingetroffenen amtlichen Depesche aus Majunga lagen bei deren Abgange noch keine Nach⸗ richten von der Vorhut vor, da die eingeborenen Eilboten es noch nicht wagen wollten, allein abzugehen und die Convois mit der fliegenden Kolonne in Imerina zurückgeblieben seien. Die Einwohner, welche nach Andriba zurückzukehren begännen, verhielten sich ruhig und nähmen ihre Arbeiten wieder auf. Angesichts dieser Lage dürfte die Nachricht von der Einnahme Tananarivos vielleicht über Tamatave kommen.
Dem „Reuter'schen Bureau“ wird aus Majunga von heute gemeldet: Die Nachrichten über Niedermetzelungen von Genes nach der Einnahme von Marovay durch die Franzosen und die Meldungen, daß die Sakalaven von den Franzosen bewaffnet worden seien und das Land überfallen hätten, sind durchaus unbegründet. Von der Einnahme von Tananarivo ist hier bisher noch keine Nachricht ein⸗ gegangen, dieselbe wird aber täglich erwartet.
Die (in der vorgestrigen Nr. d. Bl. mitgetheilte) Nachricht des Antwerpener „Matin“, rüste ein
Nach
der Congostaat Expeditions⸗Korps von 6000 eingeborenen Soldaten unter Oberbefehl des Barons Dhanis aus, wird von dem „Journal de Bruxelles“ bestritten. Nur so viel sei richtig, daß Maß⸗ nahmen getroffen seien, um die Posten am Lualaba um einige hundert Mann zu verstärken, da die Unruhen in dieser Gegend
einen größeren Umfang angenommen hätten.
Statistik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Aus Breslau wird dem „W. T. B.“ über die Verhandlungen des sozialdemokratischen Parteitages berichtet: Der “ beschloß in der gestrigen Nachmittagssitzung, den für den Heutigen Nachmittag anberaumten Kommers nicht abzuhalten, da die
olizei die meisten geplanten Aufführungen verbot; dafür sollen die Gräber Lassalle's, Kräker's und Kayser's besucht werden. Hierauf wurde in die Berathung des Agrarprogramms eingetreten. — Gestern Vor⸗
mittag ist der österreichische Delegirte zum Sozialistentage Dr. Ellen⸗ bogen⸗Wien verhaftet worden.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗
8
Aus Bochum wird der „Rhein.⸗Westf. Ztg.“ geschrieben: In der Delegirten⸗Versammlung des Verbands der evangelischen Arbeitervereine von Rheinland und Westfalen vom 5. Ok⸗ tober berichtete Pastor Lic. theol. Weber⸗M.⸗Gladbach über den in Erfurt abgehaltenen Delegirtentag des Gesammtverbands. Im An⸗ schluß an die Ausführungen Weber's nahm die Versammlung folgende Resolution an: „Wir weisen jede Einmischung in unsere inneren Ver⸗ bandsangelegenheiten, auch wenn eine solche von Freunden ausgeht, durchaus zurück. Wir halten fest an dem Standpunkt der Förderung des Friedens zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern.“
Kunst und Wissenschaft.
Während noch vor kurzer Zeit die Sammlungen des Königlichen Botanischen Museums zu Berlin aus den deutschen Schutzgebieten Ost⸗Afrikas diejenigen aus West⸗Afrika. an Umfang weit übertrafen, wird das Verhältniß jetzt durch die Sendungen der neuesten Zeit ein annähernd gleiches geworden sein Aus dem Togogebiet liefen schöne Sammlungen von Baumann (Misahöhe) ein, welche mit den Kollektionen von Lieutenant Kling und Dr. Büttner zusammen schon ein ziemlich anschauliches Bild ven der Florenzusammensetzung dieser Kolonie geben. Noch viel reicher sind jedoch die Sammlungen aus Kamerun, wo gegen⸗ wärtig an drei Stellen eifrig die Flora erforscht wird: in Victoria von Dr. Preuß, in Lolodorf von Herrn Staudt und in Yaunde von Herrn Zenker. Gerade von Herrn Zenker sind in den letzten Tagen wieder 12 Kisten mit vorzüglich erhaltenem Herbarmaterial und Museumsgegenständen hier eingetroffen, welche von dem Fleiß und dem Sammeleifer dieses Herrn beredtes Zeugniß ablegen. Nicht nur daß wir hier das gesammte Material ausgezeichnet präpariert und jedes Exemplar in großer Reichhaltigkeit aufgelegt vorfinden, ja daß von sehr zahlreichen Arten gut gezeichnete und kolorierte Abbildungen beigelegt wurden, verschafft dieser Savimlungihren großen wissenschaftlichen Werth; sondern besonders der Umstand, daß die Etiquetten mit großer Genauig⸗ keit ausgefüllt sind und alles enthalten, was über die Standortsverhältnisse, den Wuchs, den einheimischen Namen und vor allem über den Gebrauch von Pflanzentheilen oder von Früchten in Erfahrung gebracht werden konnte. Eine solche, nach jeder Hinsicht musterhafte Kollektion ist aber nicht nur von großer wissenschaftlicher Bedeutung, insofern nämlich, als durch sie Aufschluß über die pflanzengeographischen Be⸗ ziehungen des Kamerunhinterlandes zu anderen Florengebieten Afrikas gewonnen wird; sondern sie besitzt auch bohen praktischen Werth, und zwar dies nach verschiedenen Richtungen hin. Denn einmal läßt ein Florenver gleich meist ziemlich deutlich bervortreten, für welche Kulturpflanze das betreffende Gebiet besonders geeignet ist — sogar viel deutlicher, als es selbst einem an Ort und Stelle einige Zeit verweilenden ungeschulten Reisenden oder Forscher festzustellen möglich ist —; sodann aber giebt die Zweckbestimmung einer solchen Sammlung Aufschluß darüber, welche aus anderen Theilen Afrikas bekannten Nutzpflanzen auch in dem betreffenden Gebiet vor⸗ kommen; und endlich erfahren wir auch, daß viele vielleicht bisher noch unbekannte und wissenschaftlich noch nicht festgelegte Arten von den Eingeborenen in irgend einer Hinsicht gebraucht werden. Daß solche Angaben über die Verwendung der Pflanzen oder Pflanzentheile durch Eingeborene nicht mißachtet werden dürfen, ja oft sehr werthvoll sind, haben die Erfahrungen der letzten Jahre deutlich gezeigt, manche Pflanze ist schon für den Handel von 1“” geworden und hat sich in technischer oder medizinischer Hinsicht bewährt, von der man erst vor kurzer Zeit durch die Mit⸗ theilung von Reisenden
th 1 etvas erfuhr. — Solche musterhaften
G diejenigen von Herrn Zenker zeigen recht deutlich, wie wichtig in wissenschaft⸗ licher sowohl wie in praktischer Hinsicht Forschungsstationen in unseren Kolonien werden können, wenn es gelingt, für dieselben richtige, d. h. thatkräftige, scharfsichtige Leiter zu gewinnen, welche ihre Aufgabe mit Freude erfüllen. Ganz besonders wichtig sind solche Forschungsstationen für Kamerun, weil man immer und immer wieder er⸗ kennt, wie auffallend wechselnd dort von Gegend zu Gegend die klimatischen und Bodenverhältnisse sind und wie damit Hand in Hand auch tiefeinschneidende Unterschiede in der Flora und Fauna zu⸗ sammengehen.
en oder Sammlern Kollektionen wie
Land⸗ und Forstwirthschaft.
In dem Weinberge des Dorfes S chwabbach im Oberamt Weinsberg ist ein Reblausheerd entdeckt worden; die entsprechen⸗ den Maßregeln zur Bekämpfung sind, wie „W. T. B.“ meldet, sofort getroffen worden.
Maßregeln.
Unter den neueren Desinfektionsmitteln verdient der Formaldehyd eine besondere Beachtung, weil er in manchen Fällen bequemer und billiger zu handhaben ist als die bisher üblichen Mittel. Der Formaldehyd entsteht durch unvollkommene Verbrennung des Holzgeistes. Er ist ein stechend riechendes, die Nasenschleimhaut und Augenbindehaut stark reizendes Gas, welches beim Ver⸗ dampfen in gewöhnlicher Temperatur an den zu des⸗ infizterenden Gegenständen als Paraformaldehyd in fester Form sich niederschlägt. Beim Verdunsten spaltet sich dieser Körper wieder in Formaldehyd. Eine 40 % Lösung des Formal⸗ dehrds in Wasser kommt unter dem Namen „Formalin“ in den Handel. Aus dem Wasser wird der Formaldehyd leicht wieder frei und kommt dann als Gas zur Wirkung. Gegen die gasartigen Desinfektionsmittel hat man allerdings nicht mit Unrecht ein gewisses Mißtrauen, weil es schwierig ist, dieselben bestimmt zu dosieren und weil sie durch ihre von dem spezifischen Gewicht der Luft abweichende Schwere keine Gewähr für eine gleichmäßige Durchdringung der zu des⸗ infizierenden Gegenstände bezw. des Luftraums bieten. Der Formaldehyd hat jedoch die vortheilhafte Eigenschaft, daß er fast das gleiche spezifische Gewicht wie die atmosphärische Luft besitzt und sich deshalb gleichmäßig in dem zu desinfizierenden Raum vertheilt. Ferner hat der Formaldehyd eine außerordentlich große bakterientödtende Kraft und greift, im Gegensatz zu Chlor und schwefliger Säure, selbst empfindlichste Gegenstände wie Möbelstoffe, Tapeten, Oelgemälde, Lederwaaren u. dergl. bei gasförmiger Anwendung nicht an. Weährend die früheren Untersuchungen über die desinfizierende Kraft des Formaldehyds nur mit dem käuflichen Formalin angestellt wurden, sind neuerdings im Kaiserlichen Gesundheitsamt Ver⸗ suche mit einer einfachen Vorrichtung zur direkten Erzeugung von strömenden Formaldehyvddämpfen gemacht worden, welche recht be⸗ friedigende Resultate ergeben haben. Wir entnehmen folgende An⸗ gaben einer bezüglichen Mittheilung von Dr. Dieudonné in Band XI. der „Arbeiten aus dem Kaiserlichen Gesundheitsamt.⸗
Die Konstruktion des verhältnißmäßig einfachen Apparates beruht auf der schon erwähnten Thatsache, daß sich Formaldehyd durch Ee des Methylalkohols (Holzgeistes) mittels des Sauerstoffes er Luft bildet. Der Apparat besteht aus einer Barthel'schen Löthlampe, welche mit Holzgeist statt. des zu Löthzwecken gebräuchlichen gewöhnlichen Senitu gefüllt ist, und aus einem in das Ausströmungsrohr passenden Finsat von Platingeflecht. Nachdem in der sonst üblichen Weise die Herdampfung des Holzgeistes eingeleitet und eine Stichflamme erzeugt 1 wird das Platingeflecht in der Stichflamme zum Glühen gebracht, leschas Ausströmungsrohr gesteckt und hierauf die Flamme ausge⸗ 88 bt. Sofort entwickeln sich Dämpfe von Formaldehyd durch die beim Vorbeistreichen der Holzgeistdämpfe an dem glühenden Platin⸗ sst erfolgende unvollkommene Verbrennung des Methylalkohols. h1 Dãmpfe strömen ähnlich wie eine Stichflamme in starkem Zuge Föss. Die Lampe funktioniert, wenn sie in Gang gesetzt ist, vol. 8 sicher bis zum völligen Verbrauch des Alkohols, sodaß es fenügt. dieselbe in dem zu desinfizierenden Raum aufzustellen und die
“ Dämpfe so lange als nöthig einwirken zu lassen. 1“ ie Desinfektionsversuche des Kaiserlichen Gesundheitsamts wurden theils im Kleinen in einer 21 1 fassenden Glasglocke, theils
geführt. In der Glocke waren nach 5 Minuten langem Brennen der Lampe Cholera⸗ und Typhusbazillen in 10, Eiterhanerien in 15 Minuten, Milzbrandsporen in 1 ½ Stunden abgetödtet. Bei den Versuchen im Zimmer wurden im Ganzen 320 g Methylalkohol in Formaldehyd umgewandelt und man ließ die Dämpfe 24 Stunden lang auf die in verschiedenen Höhen des Zimmers angebrachten Prüfungsobjekte einwirken. Es zeigte sich, daß nach dieser
eit sowohl die Cholera⸗, Typhus⸗ und Eiterbakterien, als auch die
kilzbrandsporen abgetödtet waren. Selbst Felle und Lederwaaren, welche bekanntlich leicht durch die sonst gebräuchlichen Desinfektions⸗ mittel beschädigt werden, konnten ohne jeden Schaden wirksam desinfiziert werden. Ungeziefer (Motten, Wanzen u. dergl.) werden natürlich ebenfalls durch die Formaldehyddämpfe beseitigt. Dabei hat der Apparat durch seine Handlichkeit den Vortheil, daß bestimmte Stellen an den Wänden u. dergl. besonders intensiv den Dämpfen ausgesetzt werden können. Auch zur Bekämpfung von thierischen Schmarotzern an Bäumen läßt sich die Vorrichtung mit Nutzen verwenden. Bei dem ziemlich niedrigen Preis des Holzgeistes sind die Kosten für eine Desinfektion mit der Lampe verhältnißmäßig gering, sodaß dieselbe auch für den Hausgebrauch verwendbar ist. v“
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Zufolge Beschlusses des internationalen Gesundheitsraths in Konstantinopel ist die gegen die Küstenstrecke des Marmara⸗Meeres wischen „Boz⸗Bournou und Kara⸗Bogha angeordnete 10 tägige Quarantäne aufgehoben worden. Schiffe von dort mit Passagieren unterliegen einer 24 stündigen Beobachtung und solche ohne Passagiere einer ärztlichen Untersuchung. Die getragenen Kleidungsstücke und Effekten der Passagiere werden im Lazareth desinfiziert. (Vergl. „R.⸗Anz.“ Nr. 228 vom 23. v. M.)
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 8. d. M. gestellt 11 522, nicht recht⸗ zeitig gestellt 565 Wagen. Ir Oberschlesien sind am 7. d. M. gestellt 4540, nicht recht⸗ zeitig gestellt 20 Wagen.
Zwangs⸗BVersteigerungen.
Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin standen die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Müllerstraße 163 b, dem Kaufmann Ad. Schneider zu Reinickendorf gehörig; Nutzungs⸗ werth 12 700 ℳ; Ersteherin wurde die Frau Rentier Anna Ku⸗ rella⸗Runge, Brückenallee 31, mit dem Gebot von 158 000 ℳ — Mauerstraße 11, dem Kaufmann Hugo Kaumann gehörig; Fläche 2,54 a, Nutzungswerth 12 450 ℳ; mit dem Gebot von 226 610 ℳ blieb der Rentier Alexander Seelig, Dreysestraße 1, Meistb'etender. — Zwinglistraße 7, dem Maurermeister G. Kräutlein gehörig; Fläche 13,92 a, Nutzungswerth 18 910 ℳ; Meistbietende blieb die Frau E. Dähne, geb. Klieme, zu Berlin, mit dem Gebote von 281 000 ℳ
Beim Königlichen Amtsgericht II Berlin standen zur Versteigerung: Grundstück zu Pankow belegen, dem Maurermeister Paul Schmidt zu Pankow gehörig; Flächenraum 6,81 a; mit dem Gebot von 59 975 ℳ blieb der Ziegeleibesitzer Theodor Schmidt zu Mildenberg bei Marienthal in der Mark Meistbietender. — Grundstück zu Neu⸗Weißensee belegen, dem Zimmermeister Her⸗ mann Klotz zu Neu⸗ Weißensee gehörig; Flächenraum 4,20 a; mit dem Gebot von 1000 ℳ blieb die Aktiengesellschaft in Firma Terraingesellschaft Weißensee in Liguid. zu Berlin, Heiligegeiststraße 38, Meistbietende. — Grundstücke zu Pankow, dem Restaurateur Hermann Elste zu Berlin gehörig; Meistbietende blieben die Rentiers Wilhelm Wagenerund Albert Pflantz zu Pankow, Berlinerstraße 10 bezw. 29. — Grundstück zu Weißensee, dem Schlossermeister Ernst Guilka zu Weißensee gehörig; Flächenraum 5,85 a, Nutzungswerth zur Gebäudesteuer 1300 ℳ; mit dem Gebot von 17 510 ℳ blieb der Rentier Adolf Heidemann zu Neu⸗Weißensee, Albertinenstraße 20, Meistbietender.
— Die Einnahmen der Marienburg⸗Mlawkaer Eisenbahn betrugen im September 1895 nach vorläufiger Feststellung 175 000 ℳ gegen 181 000 ℳ nach vorläufiger Feststellung im September 1894, mithin weniger 6000 ℳ
6 Der Aufsichtsrath der deutschen Verlagsanstalt wird, wie die „Frkf. Ztg.“ aus Stuttgart meldet, der Generalversammlung die Vertheilung einer Dividende von 9 % vorschlagen.
Königsberg, 8. Oktober. (W. T. B.) Getreidemarkt. Weizen unverändert. Roggen ruhig, do. pr. 2000 Pfd. Zollgewicht 109. Gerste weichend, Hafer unveränd., do. loko pr. 2000 Pfd. Zollgewicht 106. Weiße Erbsen pr. 2000 Pfd. Zollgewicht 105,00. Spiritus pr. 100 Liter 100 % loko 33 ¼ Gd., do. pr. Oktober 34 Br., do. pr. November 32 ½ Gd.
Königsberg i. Pr., 8. Oktober. (W. T. B.) Der außer⸗ ordentliche General⸗Landtag derostpreußischen Landschaft beschloß heute unter dem Vorsitz des Ober⸗Präsidenten Grafen von Bismarck, der Vorlage des Plenarkollegiums über die Er⸗ mächtigung der ostpreußischen General⸗Landschafts⸗Direktion zur Vor⸗ nahme der Konvertierung der 3 ½ prozentigen ostpreußischen Pfand⸗ briefe in 3 prozentige und Gewährung von Zuschüssen zu der Kursdiffe⸗ renz an die die Konvertierung nachsuchenden Gutsbesitzer zuzustimmen. Danzig, 8. Oktober. (W. T. B.) Getreidemarkt. Weizen loko matt, Umsatz 100 t, do. inländ. hochbunt und weiß 139, do. inländ. hellbunt 135,00, do. Transit hochbunt und weiß 107,00, do. hellbunt 103,00, do. Termin zu freiem Verkehr pr. April⸗Mai 143,00, do. Transit pr. April⸗Mai 110,00, Regulierungspreis zu freiem Verkehr 137. Roggen loko matt, do. inländischer 108 — 109, do. russischer und polnischer zum Transit 74,75, do. Termin pr. April⸗Mai 116,50, do. Termin Transit pr. April⸗ Mai 84,00, do. Regulierungspreis zum freien Verkehr 109. Gerste, große (660 — 700 Gramm) 115,00. Gerste, kleine (625 — 660 Gramm) 95 — 98. Däler. inländischer 106,00. Erbsen, inländische 115,00. Spiritus oko kontingentiert 52,00, nicht kontingentiert 32,00.
Breslau, 8. Oktober. (W. T. B.) Getreide⸗ und Produktenmarkt. Spiritus pr. 100 1 100 % exkl. 50 ℳ Ver⸗ brauchsabgabe pr. Oktober 52,90, do. do. 70 ℳ Verbrauchsabgabe pr. Oktober 32,90, do. do. Rüböl pr. Oktober 43,00, pr. Mai 88,90]„ Zink dr. bob
agdeburg, 8. Oktober. (W. T. B.) uckerbericht. Kornzucker exkl., von 92 % —,—, neue 11,80 — 12,00. ö 88 88 % Rendement 11,20 — 11,45, neue 11,25 — 11,50. Nachprodukte exkl., 75 % Rendem. 8,00 — 9,00. Stetig. Brotraffinade I 23,50. Brotraffi⸗ nade II 23,25. Gem Raffinade mit 9. 23,87 ½ — 24,00. Gem. Melis I mit Faß 23,25 — 23,37 ½, Sehr fest. Rohzucker I. Produkt Tranj. f. a. B. Hamburg pr. Oktober 11,15 bez., 11,20 Br., pr. November⸗Dezember 11,32 ½ bez. und Br., pr. Januar⸗März 11,55 bez., 11,57 ½ Br., pr. April-⸗Mai 11,67 ½ bez. und Br. Ruhiger. Leipzig, 8. Oktober. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. pr. Oktober 3,32 ½ ℳ, pr. November 3,32 ½ ℳ, pr. Dezember 3,35 ℳ, pr. 3,37 ½ ℳ, pr. Februar 3,40 ℳ, pr. März 3,40 ℳ, pr. April 3,42 ½ ℳ, pr. Mai 3,45 ℳ, pr. Juni 3,47 ½˖ ℳ, pr. Juli 3,50 ℳ, pr. August 3,52 ½ ℳ, pr. September 3,52 ½ ℳ Umsatz 75 000 828 Kaum behauptet.
Weinsberg, 8. Oktober. (W. T. B.) Die Bohrungen auf Salz bei dem Dorfe Erlenbach sind erfolgreich gewesen; eine mächtige Salzschicht ist angebohrt worden.
Bremen, 8. Oktober. 88 T. B.) Börsen⸗Schlußbericht. Raffiniertes Petroleum. (Offtzielle otierung der Bremer E „Börse.) Höher. 6,15 Br. Baumwolle.
illiger. Upland middl. loko 45 ½ ₰4. — Schmalz. Ruhig. Wilcox 32 ½ ₰. Armour shield 31 ½ ₰, Cudahy 33 ¼ ₰, Fairbanks 27 . — Wolle. Umsatz 142 Ballen. — Speck. Ruhig. Short
Loko
im Großen in einem Zimmer von etwa 28 chm Raumgehalt aus⸗
clear middling loko 29. — Taback. Umsatz 150 Packen Türkei, 455
Faß Kentuckv, 1700 Packen Brasil, 10 Faß Virginy, 30 Faß Bay,
20 Faß Marvland. 8. Oktober. (W. T. B.)
Hamburg, Good average Santos
bericht.) Kaffee. (Nachmittags⸗
b Zood pr. Oktober 74 ¾, pr. Dezember 74 ¼, pr. März 72 ⅛, pr. Mai 71 ¼. Behauptet. — “ Schlußbericht Rüben⸗Rohzucker I. Produkt Basis 88 % Rende⸗ ment neue Usance, frei an Bord Hamburg pr. Oktober 11,05 pr. Dezember 11,25, pr. März 11,55, per Mai 11,65. Matt. London, 8. Oktober. (W. T. B.) Wollauktion. Preise fest unverändert. 6 F ehe 7 h- 4 3 8 u ger angeboten. 8 96 % Javazucker 12 ⁄ fest, üben⸗Rohzucker fest. Ghile Füpfer . Mont 2 hz loko 11 ⅛ fest. anchester, 8. Oktober. (W. T. B.) 12r Water Ta 30 r Water Taylor 7 ¼, 20r Water Leigh 7, 30r Water avlo⸗ 74 32r Mock Brooke 7 ½, 40r Mavoll 7 ½, 40r Medio Wilkinson 8 ½ 32r Warpcops Lees 7, 36r Warpcops Rowland 7⅝, 361 Warpcops Wellington 8, 40r Double Weston 9 ⅛½, 60r Double courante Qua lität 11 ½, 32“ 116 vards 16 %✕ 16 grey Printers aus 32 r/461 164 „Amsterdam, 8. Oktober. (W. T. B.) Java⸗Kaffee goo iüti. 55 k 1“ 39 ¼. New⸗York, 8. Oktober. (W. T. B.) Die Börse eröffne ba nacbgchennen b“ Zö““ 88 am uß wieder schwächere Tendenz bemerkbar. se der “ 98 Stück. 6“ Weizen anfangs sehr fest, zog auf höhere Kabelmeldungen, sowie auf ausländische Käufe und Deckungen der E Preise an, ging dann theilweise auf Realisierungen im Preise zurück, erholte sich jedoch wieder und schloß fest. — Mais, beherrscht durch die Fluktuationen in Weizen, blieb allgemein fest während des ganzen “ 8 Waarenbericht. Baumwolle⸗Preis in New⸗York 9 B in New⸗Orleans 81 ⁄16, Petroleum Stand. white in e. Phene; 8 do. do. in Philadelphia 7,05, do. rohes (in Cases) —, do. Pipe line Certific. pr. November 124 nom., Schmalz Western steam 6,20, do Rohe u. Brothers 6,47 ½. Mais per Sktober 36 ½8, do. per November 36 ⁄, do. per Dezember 35 ½. Rother Winterweizen 65 ¼, Weizen per Oktober 64 ⅜, do. per November —, do. per Dezember 66 ½¼, do. pr Mai 70 ⅛. Getreidefracht nach Liverpool 2 ½, Kaffee fair Rio Nr. 7 16 do. Rio Nr. 7 per November 15,15 do. do. per Januar 14,85 Mehl, Spring⸗Wheat clears 2,70, Zucker 3 ¼, Kupfer 12,15. Weizen⸗Verschiffungen der letzten Woche von den atlan tischen Häfen der Vereinigten Staaten nach Großbritannie 56 000, do. nach Frankreich 1000, do. nach anderen Häfen des Kon tinents 14 000, do. von Kalifornien und Oregon nach Großbritannie 92 Se- L des Kontinents — Orts. er er er in der vergangenen Woche ausgefü Produkte betrug 6 380 039 Doll⸗ 5 912 627 Zvüfüßrten Vorzeche 1 1 hicago, 8. Oktober. (W. T. B.) Weizen eröffne und zeigte auf allgemeine Haussestimmung, besser⸗ E“ sowie auf rege Kauflust und Deckungen der Baissiers unverändert Tendenz während des ganzen Börsenvperlaufs. Schluß fest. — Mais allgemein fest während des ganzen Börsenverlaufs. 8 Weizen per Oktober 58 ¼, do. per Dezember 59 ¾. Mais per Ok tober 29 ⅝. Schmalz per Oktober 5,80, do. per Januar 5,82 ½. Speck short clear nom. Pork per Oktober 8,37 ⅛½. “ 8 (W. T. B.) Die Ein⸗ und Aus uhrzölle betrugen im Monat September 1 758 000 Doll. 1 754 000 Doll. im Monat August d. J. .
Verkehrs⸗Anstalten. 8
Bremen, 9. Oktober. (W. T. B.) Norddeutscher Ll Der Schnelldampfer „Werra“ ist am 7. Oktober sür ln8 New⸗York angekommen. Der Schnelldampfer „Kaiser Wil helm II.“ ist am 7. Oktober Nachmittags in Southampton an gekommen und hat Nachmittags die Reise nach Bremen fortge überbringt 95 Passagiere und volle Ladung. Der Reichs⸗Po tdampfe „Prinz⸗Regent Luitpold“ hat am 7. Oktober Abends d Reise von Southampton nach Antwerpen fortgesetzt. Der Post dampfer „Roland“ hat am 8. Oktober Vormittags Vlissinge passiert. Der Postdampfer „Dresden“ ist am 8. Oktober Nach mittags auf der Weser angekommen. Der Reichs⸗Postdampfe „Bayern“ hat am 7. Oktober Nachmittags die Reise von Genu
nach Fesnah b“ g amburg, 8. tober. (W. T. B.) Hamburg⸗A Letfa eer, ve. i Zht⸗ Der Füehs
kanische Pa „Dania“ hat heute Nachmittag Lizard passiert.
St. Petersburg, 8. Oktober. (W. T. B.) Die „Nowoj Wremja“ erhält aus Wladiwostot die telegraphische Meldung, da drei Abtheilungen Ingenieure von Wladiwostok nach der Mandschure entsandt sind, um die Vorarbeiten für die Tracierung der Eisen bahn durch die Mandschurei vorzunehmen.
Theater und Mufik.
Königliche Oper (Kroll's Theater). 88
Nachdem am Montag Abend Fräulein Cortese zum zweiten Ma als Carmen in Bizet's gleichnamiger Oper ein Gastspiel ab- solviert hat, welches das schon früher über diese Leistung Gesagte (vergl. Nr. 214 d. Bl.) wieder bestätigte, eröffnete gestern Herr Max Krämer vom Stadt⸗Theater in Bremen als Raoul in Meyerbeer's „Hugenotten“ ein auf Engagement abzielendes Gastspiel Gesang und Darstellung des Gastes machen, soweit ma 1 sie nach dieser einen Probe beurtheilen kann, noch de Eindruck des Unfertigen. Das stimmliche Material ist gut, aber die Tonbildung gaumig und bedarf, um fehlerfrei zu werden, noch ernsten Studiums; von dem Spiel, da sich durch seine Unbeholfenheit zuweilen fast komisch aus nahm, gilt dasselbe. Die Besetzung der übrigen Rollen ließ nichts zu wünschen. Fräulein Reinl, welche jüngst als Knusper⸗ hexe in „Hänsel und Gretel“ einen großen Erfolg erzielt hat, zeigte sich der anspruchsvollen Partie der Valentine vollkommen gewachsen; ebenso war Herr Naval ein vorzüglicher Bois⸗Rosé. Auch der vor kurzem vollzogene Rollentausch der Damen Herzog und Dietrich, nach welchem die erstere jetzt die Königin, die letztere den Pagen singt, kommt der Gesammtwirkung gut zu statten. 113“
Deutsches Theater.
Adolf Wilbrandt's dramatische Dichtung in fünf Aufzüge „Der Meister von Palmyra“ gelangte gestern Abend zur ersten Aufführung. Das bedeutende Werk reiht sich den Tragödien im Faustischen Stil an, die das geheimnißvolle Räthsel des Lebens und damit auch des Todes aufzulösen streben. Die dramatische Form ist gleichsam nur das künstlerische Gewand eines philosophischen Ge⸗ dankenbaues; sie soll die Tiefen und die Kraft der Ge⸗ dankenentwickelung leuchtend heben und verklären, — ei kühnes Unternehmen, an das sich nur wahrhaft große Geister und geniale Dichternaturen mit der Hoffnung des Gelingens heranwagen können, und bei dem man stets darauf gefaßt sein muß, daß die Macht der Idee der künstlerischen Form spottet und über sie hinaus⸗ wächst. Zuweilen erscheint dann als Ergebniß, wie hier bei Wilbrandt, eine Dichtung, die in ihrer symbolischen Gedankenfülle über die Gegen⸗ wart hinausreicht und nicht nur im gesprochenen Wort auf der Bühne, sondern mit wahrscheinlich höherer Wirkung für den sinnigen Leser in der Buchform von dauerndem Werth bleiht.
Der Beginn der Handlung führt die beiden grundbewegenden Elemente der Handlung ein; vor der Höhle des Lebens, die auch den Tod birgt, treffen die Todeshoffnung in Gestalt der jungen, das ewige 2 kündenden Christin Zoö6 und die Lebenssehnsucht in der Gestalt des arbeit⸗ und genußfrohen Heiden Apelles, des
Meisters von Palmyra, einander unsichtbar, zusammen. Er⸗
schauernd vernimmt Apelles, als er trotzig nach ewigem Erden⸗