1895 / 244 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 11 Oct 1895 18:00:01 GMT) scan diff

Wenn die Verwaltungen nach dem geometrischen Mittel aus den Betriebslängen und den geleisteten Zugkilometern ge⸗ ordnet werden, so treten an die ungünstigste Stelle:

bei den Staatsbahnen 1“

der Verwaltungsbezirk der Königlichen Eisenbahn⸗ Direktion in Essen, die Main⸗Neckar⸗Eisenbahn und die Königlich sächsischen Staatseisenbahnen, bei den Privatbahnen die Prignitzer Eisenbahn, die Stargard⸗Küstriner Eisenbahn und die Hessische Ludwigs⸗Eisenbahn.

Der Unter⸗Staatssekretär im Reichsamt des Innern Dr. von Rottenburg hat Berlin mit Urlaub verlassen.

Der Kaiserliche Gesandte in Athen Freiherr von Plessen ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Der Regierungs⸗Rath von Kemnitz in Hildesheim ist der Königlichen Regierung in Potsdam zur weiteren dienst⸗ lichen Verwendung überwiesen worden. ““

Der Regierungs⸗Assessor Springorum zu Köln ist mit der kommissarischen Verwaltung des erledigten Landrathsamts im Kreise Waldbröl, Regierungsbezirk Köln, und

der Regierungs⸗Assessor Graf von Stosch zu Ohlau mit der kommissarischen Verwaltung des Landrathsamts im

reise Militsch, Regierungsbezirk Breslau, an Stelle des von diesem Kommissorium entbundenen Regierungs⸗Assessors Grafen

York von Wartenburg beauftragt worden. 8

Laut telegraphischer Meldungen an das Ober⸗Kommando der Marine ist S. M. S. „Stosch“, Kommandant Kapitän zur Sece Thiele (August), am 9. Oktober in Plymouth eingetroffen und gestern nach Las Palmas in See gegangen; S. M. S. „Sperber“, Kommandant Korvetten⸗Kapitän Walther, ist am 9. Oktober in Kamerun und S. M. S. „Prinzeß Wilhelm“, Kommandant Korvetten⸗Kapitän von Holtzendorff, an demselben Tage in Taku eingetroffen; S. M. S. „Kaiser“, Flaggschiff der Rüenwer⸗Livigeon mit dem Geschwader⸗Chef, Kontre⸗Admiral Hoffmann an Bord ist am 9. Oktober in Chefoo eingetroffen. 8

Württemberg.

Das Geburtsfest Ihrer Majestät der Königin ist gestern im ganzen Lande festlich begangen worden. In Stuttgart trugen die Königlichen Schlösser und Palais, sowie die Kirchen, Schulen und Kasernen reichen Flaggenschmuck. Die kirchliche Feier hat bereits am vergangenen Sonntag stattgefunden.

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Oesterreich⸗Ungarn.

Der Finanzausschuß des ungarischen Unter⸗ hauses begann gestern die Budgetberathung. Bei dem Titel „Königliche Hofhaltung“ erwiderte der Minister⸗Präsident Baron Banffy, dem „W. T. B.“ zufolge, auf eine bezügliche Anfrage: die Regierung erkenne die Nothwendigkeit und Mög⸗ lichkeit einer selbständigen Haushaltung nicht an, hoffe aber die Frage einer ständigen Vertretung der ungarischen Hofhaltung in Budapest in der nächsten Zeit zu lösen. Betreffs der Aenderung des Siegels des Ministers des Aeußeren, dem neuen Titel desselben entsprechend, bemerkte der Minister⸗ Präsident: die Angelegenheit werde im Zusammenhange mit der Bankfrage zur Lösung kommen.

Wie die „Agramer Zeitung“ meldet, entschuldigte der Bischof Stroßmayer bei dem Banus schriftlich sein Nicht⸗ 1“ bei den Festlichkeiten anläßlich des Auf⸗ enthalts des Kaisers in Agram mit hohem Alter uud Gebrechlichkeit.

Frankreich.

Die Regierung hat, dem „W. T. B.“ zufolge, an den General Duchesne und die Truppen ein Glückwunsch⸗ Telegramm im Namen Frankreichs und der Regierung der Republik gerichtet, worin es heißt: „Ihre bewunderungs⸗ würdigen Truppen haben sich um das Vaterland hochverdient

emacht. Frankreich dankt Ihnen für den großen Dienst, den Sie ihm erwiesen, und für das große Beispiel, das Sie ge⸗ geben haben. Sie haben wieder einmal bewiesen, daß es kein Hinderniß und keine Gefahr giebt, die nicht durch Methode, Muth und Kaltblütigkeit zu überwinden wären. Sie sind zum Großoffizier der Ehrenlegion ernannt.’“ Außerdem wird die Regierung bei dem Parlament die Stiftung einer Medaille * alle Soldaten, welche zu dem Expeditions⸗Korps für adagaskar gehören, beantragen.

Dem Vernehmen nach würde der Vertrag, den General Duchesne die Königin der Hovas anzu⸗ nehmen nöthigte, nicht die Annektierung bedingen, sondern ein etwas schärferes Protektorat einführen, als das frühere. Der Thron der Königin wird bestehen bleiben. Der Premier⸗Minister wird deportiert. Ein Theil des Expeditions⸗Korps wird den Etappendienst zwischen der Küste und Tananarivo sichern, der Rest nach Frankreich zurückkehren, wenn General Duchesne es für zweckmäßig hält. Die Dauer der Besetzung von Tananarivo wird erst später bestimmt werden. Die von der Kammer für den Feldzug be⸗ willigten 65 Millionen dürften nicht wesentlich überschritten

werden.

8 Rußland.

Laut Verfügung des Kriegs⸗Ministeriums ist, wie „W. T. B.“ berichtet, für Kowno eine besondere Luftschiffer⸗Abthei⸗ lung neu formiert worden. X““

. Spanien. 8

Der Hof wird am Dienstag von San Sebastian nach Madrid zurückkehren.

Den Madrider Zeitungen zufolge, ist davon die Rede, sechzehn transatlantische ceitgi kriegs⸗ tüchtig zu machen und die alten Panzerschiffe „Numanzia“ und „Victoria“ umzubauen. In den Staatsarsenalen herrscht

eine rege Thätigkeit. Der Marine⸗Minister erklärte, daß die Armierung der transatlantischen Dampfer eine einfache Sicherheitsmaßregel sei gegen etwaige feindliche Ueberraschungen für die Schiffe, welche Truppen nach Cuba zu überführen hätten.

In Barcelona drangen die Studenten gestern Vor⸗ mittag in die Universität, zertrümmerten die Fensterscheiben, verhinderten die Abhaltung der Vorlesungen und forderten die Demission der Rektoren. Am Abend erneuerte eine große Menge von Studenten die liberalen Kundgebungen, sode

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schließlich die Gendarmerie einschreiten mußte. Türkei.

Die Botschafter der Mächte unternahmen vorgestern, wie „W. T. B.“ berichtet, bei dem Großvezier Kiamil Pascha abermals Schritte, um die Räumung der andauernd von

lüchtlingen 1 Kirchen zu veranlassen, wobei sie der

forte ihre um

eflüchteten, die ohne Garantien für ihre weitere Sicherheit die Kirchen nicht verlassen wollten, den letzten zwei Tagen haben wiederholte Minister⸗ berathungen im Yildiz⸗Kiosk stattgefunden. Erlasse an die Polizei, Gendarmerie, Armee und Marine, an welche Patronen vertheilt wurden, instruieren diese für ihre Amtshand⸗ lungen und den etwa zu leistenden Beistand dahin, daß sie mit größter Gerechtigkeit vorzugehen, unbetheiligte Leute un⸗ belästigt zu lassen und von Schußwaffen nur bei Angriffen gegen sie Gebrauch zu machen hätten, oder wenn die Be⸗ völkerung Schußwaffen anwende, in welchem Falle jeder niederzuschießen sei.

Einige Schiffe rüit Munition sind nach den Darda⸗ nellen abgegangen, wo mit der Legung von Minen be⸗ gonnen worden ist. Außer dem zur Inspizierung und In⸗ standsetzung der Dardanellen⸗Befestigungen entsandten Marschall Fuad⸗Pascha wurde auch nach der Besika⸗Bai ein Generalstabsoffizier zur Anlage neuer Batterien beordert.

Griechenland.

Aus Athen erfährt „W. T. B.“, daß der Jahrgang der Marine und des Landheeres, welcher am 13. De⸗ zember zur Reserve entlassen werden sollte, bei der Fahne zurückbehalten werden wird.

Rumänien.

Der König und die Königin sowie der Prinz Ferdinand von Rumänien sind gestern Mittag in Be⸗ gleitung der Fürstlichen Gäste nach Sinaia abgereist. Bei der vorgestrigen Truppenschau, zu welcher 40 000 Mann ausgerückt waren, führte der Fürst von EE“ als Chef des 22. Infanterie⸗Regiments das Regiment den Majestäten vor. Die Truppen, welche in stürmische Hurrahrufe ausbrachen, sowie das zahlreich versammelte Publikum brachten dem Fettsten von Hohenzollern sowie dem Prinzen Ferdinand von Rumänien, welcher sein Kavallerie⸗Regiment vorüberführte, lebhafte Ovationen entgegen. Bei dem militärischen Diner im Palais nach der Parade brachte der König einen in den wärmsten Ausdrücken gehaltenen Toast aus, indem er auf das Wohl des I. und II. Armee⸗Korps trank, welche an den Manövern theil⸗ genommen hatten. Der König sagte: Seit dem Kriege sei keine so große Truppenzusammenziehung in Bukarest gesehen worden, wo die Quelle des politischen Lebens Rumäniens fließe. Er betrachte die Armee mit Liebe und Stolz; sehr groß sei das Ver⸗ trauen des Landes auf das Heer, größer aber noch die Verant⸗ wortlichkeit der Heeresleitung. Man müsse ohne Unterlaß ar⸗ beiten, um den Opfern, welche das Land für seine Vertheidigung bringe, gerecht zu werden. Der König konstatierte mit Be⸗ friedigung die Fortschritte in der Ausbildung der Truppen und dankte für die gehabten Bemühungen. Der Trinkspruch wurde wiederholt von stürmischem Beifall unterbrochen. Der Kriegs⸗Minister, General Poenaro erwiderte auf den Toast des Königs.

beizutragen. In

Dänemark.

In der gestrigen Sitzung des Folkethings brachte der ehemalige Präsident desselben, Amtsrichter Krabbe die in der Eröffnungssitzung am 7. d. M. angekündigten An⸗ träge auf Aenderung der Verfassungsurkunde ein. Danach sollen die Erlasse provisorischer EEö1“ verboten und ein nach dem Verhältniß der Mitgliederzahl beider Reichs⸗ tagshäuser gewählter, gemeinsamer Dreißiger⸗Ausschuß zur Entscheidung etwaiger finanzieller Streitfragen zwischen beiden Kammern eingeführt werden. Dieser Ausschuß soll durch das Loos seinen Obmann wählen, dessen Stimme bei Stimmen⸗ gleichheit entscheidet. G b 8

Amerik

Der Kriegsrath in Havanna verurtheilte die In⸗ surgenten⸗Anführer Amezaga und Riembal, ersteren zum Tode, betzteren zur Zwangsarbeit.

Asien.

Ein dem in Lyon erscheinenden Blatte „Missions catho⸗ liques“ aus Hankau zugegangenes Schreiben vom 27. Augus besagt, die Christenverfolgungen hätten sich auf die neuen Provinzen Chinas ausgedehnt; die Missionsgebäude in Nantschang seien zerstört, die Christen theils ermordet, theils verwundet worden.

Der „Times“ wird aus Shanghai berichtet, in allen Provinzen Inner⸗Chinas würden aufs neue Schmäh⸗ schriften gegen die Fremden verbreitet.

Dem ‚Reuter'schen Bureau’ wird aus YNokohama ge⸗ meldet, daß der Minister Koumuro infolge des Aufstandes in Söul nach Korea entsandt worden sei; die Entsendung von Kriegsschiffen werde für unnöthig erachtet. Es werde jetzt angenommen, daß die Königin von Antireformisten, welche in den Palast eingedrungen waren, getödtet worden sei.

Afrika.

Die „Indépendance Belge“ meldet, daß eine militärische Expedition zur Unterdrückung des Aufstands der Neger in Luluaburg in der Ausrüstung begriffen sei. Die Expedi⸗ tion werde von van Gele und dem Lieutenant de Kethulle ge⸗ führt werden. Major Dhanis werde eine andere Richtung einschlagen. Die belgischen Offiziere würden sich am 6. No⸗ vember in Antwerpen nach Léopoldville einschiffen.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Hat Vermiether Miethsräume auf Grund eines Vertrages vermiethet, wonach er bei nicht pünktlicher Miethzahlung die Exmission verlangen kann, und sodann mündlich erklärt, daß es auf eine Verspätung der Miethzahlung von drei bis vier

nterstützung anboten, um zur Beruhigung der

Tagen nicht ankomme, oder hat er derartig verspätete Miethzahlungen fortgesetzt widerspruchslos angenommen, so kann er, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, VI. Zivilsenats vom 25. März 1895 solange er diese Uebung nicht vorher widerruft, dem Miether gegen⸗ über, wenn dieser innerhalb der mündlich oder stillschweigend bewilligten Frist die Miethe zahlt, von dam Exmissionsrechte keinen Gebrauch machen. „Das ehemalige preußische Ober⸗Tribunal hat in einem ähnlichen Fall der mündlichen Erklärung des Vermiethers, daß es auf eine Verspätung der Miethzinszahlung von 3 bis 4 Tagen niemals ankomme, die Bedeutung beigemessen, daß dem Vermiether, wenn er ohne vorherigen Widerruf dieser allerdings nicht verbindlichen Er⸗ klärung bei einer jenen Zeitraum nicht überschreitenden Zögerung in der Mietbzinszahlung von dem im schriftlichen Miethsvertrag be⸗ dungenen Exmissionsrecht Gebrauch mache, der Einwand des Dolus ent⸗ gegenstehe. Mag man nun in der gleichförmigen widerspruchslosen An⸗ nahme der verspäteten Pachtzahlungen eine der ausdrücklichen Erklärung gleichstehende stillschweigende Willensäußerung des Verpächters, daß es auf eine dem schriftlichen Vertrage genau entsprechende Pachtzins⸗ zahlung nicht ankomme, finden (§§ 58, 59 I. 4 A.⸗L.⸗R.), oder ma man darin ein Mittel zur Auslegung des schriftlichen Vertrages sehen, in so fern sich daraus ergiebt, was die Parteien unter der pünktlichen Pachtzahlung verstanden wissen wollten, so führt doch das eine wie das andere zur Abweisung der Klage, vorausgesetzt, daß die fällige Pacht von den Beklagten dem Kläger innerhalb der ihnen bewilligten Frist gezahlt oder angeboten ist.“ 5/95.

Eine Verpflichtung des Arrestklägers, infolge der Auf⸗ hebung des Arrestbefehls, zum Schadensersatz, insbesondere zur Zablung der Differenz zwischen dem wahren Werthe und dem Auktions⸗ erlöse der versteigerten Sachen, besteht, nach einem Urtheil des Reichs⸗ gerichts, IV. Zivilsenats, vom 25. März 1895, im Gehiet des Preußischen Allgemeinen Landrechts, auch im Falle der Bestellung einer Arrestkaution, nur unter der Voraussetzung eines ihm zur Last fallenden bösen Vorsatzes oder schuldbaren Ver⸗ sehens. (323/94.)

Ist von einer Aktiengesellschaft ein Darlehn gegen Hingabe von nach und nach zu verloosenden Partial⸗Obligationen auf⸗ genommen worden, und haben für dieses Darlehn eine Reihe von Personen, jede in Höhe einer bestimmten Summe, Bürg⸗ schaft geleistet, so können, nach einem Urtbeil des Reichsgerichts, I. Zivilsenats, vom 6. Juli 1895, im Gebiet des Preußischen All⸗ gemeinen Landrechts im Falle des Konkurses der Aktiengesellschaft die noch nicht befriedigten Inhaber der Partial⸗Obligationen, sowohl der ausgeloosten, als auch der noch nicht ausgeloosten, gemeinschaftlich jeden der Bürgen zur Zahlung der von ihm verbürgten Summe heranziehen, dagegen kann nicht ohne weiteres ein einzelner In⸗ haber von Partial⸗Obligationen von einem oder mehreren der Bürgen Zahlung verlangen, vielmehr hat er nur eine Klage gegen die Bürgen oder einzelne derselben auf Hinterlegung der Bürgschaftssumme für sämmtliche noch nicht befriedigte Obligationen⸗Inhaber anzustrengen. „Jeder Bürge versprach eine Leistung zu Gunsten Mehrerer, der Inhaber der Obligationen. Daraus erwuchs aber nicht ohne weiteres für jeden Obligations⸗Inhaber ein von ihm allein verfolgbares Klagerecht gege jeden Bürgen auf Zahlung, es ist vielmehr zunächst davon auszugehe daß auf seiten der Obligations⸗Inhaber den Bürgen gegenüber a Verhältniß der Gesammtgläubigerschaft begründet worden st, auf welches der § 450 I 5 des Allg. L.⸗R. Anwendung findet. Durch die Konkurseröffnung wurden zugleich alle Obligationen der Gesellschaft gegenüber fällig und für letztere mithin fernere Aus⸗ loosungen zwecklos. Man darf daher unterstellen, daß bei den Bürgschafts⸗Uebernahmen die Willensmeinung dahin gegangen ist, daß im Falle des Konkurses der Gesellschaft auch den Bürgen gegenüber die Fälligkeit der Obligationen nicht durch weitere Ausloosungen bedingt sein sollte. Auf Grund der Bestimmungen des Allg. Landrechts Einl. § 89, § 453 I 5, § 4 1 17, § 66 114, §§ 181 und 182 120 und in Uebereinstimmung mit der vom Reichsgericht bereits gebilligten Rechtsprechung des vorm. Obertribunals muß es für zulässig erachtet werden, bei vermögens⸗ rechtlichen Gemeinschaften im Sinne des § 450 a. a. O. dem Individualrecht des einzelnen Mitberechtigten insoweit rechtlichen Schutz zu gewähren, als es ohne Beeinträchtigung der übrigen Mit⸗ berechtigten und des Verpflichteten geschehen kann, und von diesem Standpunkt aus würde es unbedenklich sein, den Beklagten zur Hinter⸗ legung für Rechnung der noch nicht befriedigten Obligations⸗Inhaber zu verurtheilen.“ (128/95.)

Entscheidungen des Ober⸗Verwaltungsgerichts.

Nach § 35 des Zuständigkeitsgesetzes vom 1. August 1883 verfügt der Landrath, wenn eine Landgemeinde oder ein Gutsbezirk es unterläßt oder verweigert, die ihnen gesetzlich obliegenden, von der Behörde innerhalb der Grenzen ihrer Zuständigkeit festgestellten Leistungen auf den Haushalts⸗Etat zu bringen oder außerordentlich zu genehmigen bezw. zu erfüllen, unter Anführung der Gründe die Eintragung in den Etat bezw. die Feststellung der außerordentlichen Ausgabe. In Bezug auf diese Bestimmung hat das Ober⸗Verwaltungsgericht, I. Senat, durch Urtheil vom 5. April 1895 ausgesprochen, daß zu den gedachten Leistungen die Kosten für Er⸗ mittelungen und Untersuchungen, deren die Polizeibehörde bedarf, um sich zu entscheiden, was im polizeilichen Interesse gefordert werden muß, nicht gehören. In der Gemeinde D. herrscht seit längerer Zeit Wassermangel, welcher die Wirkungen der Feuerlösch⸗ anstalten beeinträchtigt. Der zuständige Landrath setzte sich im Sommer 1893 wegen Uebernahme der Kosten von Vorarbeiten, welche der Königliche Wasserbaubeamte behufs Ausarbeitung eines Gut⸗ achtens über die zur Abhilfe dienlichen Mittel für erforderlich er⸗ achtet hatte, mit dem Gemeindevorstand in Verbindung. Dieser lehnte die Uebernahme der erwähnten Kosten ab. Hierauf stellte der Landrath den Betrag der Kosten für die Vorarbeiten auf 100 fest und ordnete demnächst die Eintragung der 100 in den Gemeinde⸗ Etat an. Auf die Klage der Gemeinde D. hob das Ober⸗Verwal⸗ tungsgericht (in der Berufungs instanz) die vom Landrath angeordnete Zwangsetatisierung auf, indem es ausführte: „Die sogenannten Vor⸗ arbeiten erscheinen nicht als Theil der Ausführung einer polizei⸗ lichen Zwecken dienenden Anlage, sondern als Ermittelungen und Untersuchungen, deren die Polizeibehörde bedarf, um sich zu entscheiden, was im polizeilichen Interesse gefordert werden muß, mit welchen Mitteln es am zweckmäßigsten erreicht wird und an wen die polizeilichen Anforderungen zu stellen sind; ihre Kosten haben deshalb auch nicht die Natur von Ausgaben für Einrichtungen, welche zur Erreichung eines polizeimäßigen Zustandes dienen, sondern kenn⸗ zeichnen sich als Kosten des unmittelbaren Dienstbetriebes der Polizei⸗ behörde, welche demjenigen zur Last fallen, der die sächlichen Amts⸗ unkosten der Polizeibehörde zu tragen hat. Dies ist aber die Ee⸗ meinde nicht.“ (I 484.)

Statistik und Volkswirthschaft 8

Invaliditäts⸗ und Altersversicherung.

Bei der Versicherungsanstalt Baden sind im Monat September 1895 202 Rentengesuche (47 Alters⸗ und 155 In. validenrentengesuche) eingereicht und 163 Renten (35 + 128) bewilligt worden. Es wurden 43 Gesuche (9 + 34) abgelehnt, 125 (29 + 986) blieben unerledigt. Außerdem wurden im schiedsgerichtlichen Verfahren 7 Invalidenrenten zuerkannt. Bis Ende September sind im Ganzen 9646 Renten (5166 Alters⸗ und 4480 Invalidenrenten) bewinlier beziehungsweise zuerkannt worden. Davon kamen wieder in Wegfall 278 . 1399), sodaß am 1. Oktober 1895 6857 Rentenempfänger ver,

anden sind (3776 Alters⸗ und 3081 Invalidenrentner). Vergl. mit

dem Stand am 1. September 1895, hat sich die Zahl der Rentenempfänger vermehrt um 107 (14 Alters⸗ und 93 Invalidenrentner). Die Renten⸗

empfänger beziehen Renten im Gesammtjahresbetrage von 858 861 89 (mehr feit 1. September 1895 13 511 51 ₰). Der Jahresbetrag für die im Monat September bewilligten 35 Alters⸗ renten berechnet sich auf 4492 80 und für 135 Invalidenrenten auf 17 628 ℳ, somit der Durchschnitt für eine Altersrente auf 128 37 ₰, für eine Invalidenrente auf 126 13 4. Für sämmtliche bis 1. Januar 1895 bewilligten Renten betrug der durchschnittliche Jahresbetrag einer Altersrente 129 50 ₰, einer Invalidenrente

118 9 ₰.

Die vorläufigen Ergebnisse der Berufs⸗ und Gewerbe⸗ zählung für Elsaß⸗Lothringen. 1 Am 14. Juni d. J. wurde nach den vorläufigen Feststellungen in Elsaß⸗Lothringen eine ortsanwesende Bevölkerung von 1 622 718 Per⸗ sonen ermittelt, gegen 1 603 506 am 1. Dezember 1890. Die Zu⸗ nahme beträgt mithin 19 212 Personen = 1,20 %, oder im Durch⸗ schnitt jährlich 4230 = 0,26 %. Die gesammte Zunahme vertheilt sich auf die männliche Bevölkerung mit 17530 Personen = 2,17 % und auf die weibliche mit 1682 = 0,21 %. Von der Gesammtbevölkerung ent⸗ fallen auf die Bezirke Unterelsaß 630 873, Oberelsaß 473 402 und Lothringen 518 443 Personen. Von den 12 Kreisen mit einer Be⸗ völkerungszunah me stehen voran die Kreise: Straßburg⸗Stadt mit 6,91 %, Forbach mit 6,54 %, Saargemünd mit 4,96 %, Mülhausen mit 3 71 % und Hagenau mit 3,69 %. Die größte Bevölkerungs⸗ abnahme hat der Kreis Bolchen mit 3,92 %, dann folgen Gebweiler mit 3,66 %, Schlettstadt mit 2,57 %, Molsbeim mit 2,43 %, Alt⸗ kirch mit 2,42 % und Weißenburg mit 2,14 % u. s. w. Wird die männliche und die weibliche Bevölkerung, jede für sich betrachtet, so ergiebt sich, daß die Zunahme der Bevölkerung fast ausschließlich auf erstere fällt. In den Gemeinden, welche nach den Zählungen vom 1. Dezember 1890 bezw. 14. Juni d. J. mehr als 3000 Einwohner zählten, beziffert sich die Zunahme seit 1890 zu⸗ sammen auf 24 418 Personen, also 5206 Personen mehr als die Zu⸗ nahme für das ganze Land. Die Erfahrung, daß die ländliche Be⸗ völkerung bestrebt ist, nach den größeren Orten zu ziehen, findet dadurch aufs neue ihre Bestätigung.

Die landwirthschaftliche Bodenbenutzung in Elsaß⸗ Lothringen 1893.

(Stat. Korr.) Nach der auf Anordnung des Bundesraths im Jahre 1893 in allen deutschen Bundesstaaten vorgenommenen Er⸗ mittelung der landwirthschaftlichen Bodenbenutzung betrug laut der jetzt vorliegenden amtlichen Veröffentlichung*) die Gesammtfläche der Reichslande 1 450 709 ha, wovon 935 232 ha oder 64,47 v. H. als landwirthschaftlich benutzt anzusehen waren, wenn man zu dieser Nutzungsart die Acker⸗ und Gartenländereien, die Wiesen, die Weiden vnd Hutungen und die Weinberge rechnet. Die Forsten und Holzungen bestockten eine Fläche von 442 998 ha oder 30,54 v. H. der Gesammtfläche; in Lothringen nehmen sie nur 26,39 v. H. derselben ein, dagegen im Unter⸗Elsaß 33,34 und im Ober⸗Elsaß 34,06 v. H. Die Haus⸗ und Hofräume bedeckten 9212 ha; als Oed⸗ und Unland wurden 12 127 ha bezeichnet, während von den Wegen und Gewässern 51 140 ha eingenommen wurden. Gegenüber den Erhebungen, die 1878 und 1883 stattfanden, lassen sich wesentliche Verschiebungen in den Hauptkulturarten nicht wahrnehmen; die Zahlen sind fast durch⸗ weg annähernd dieselben geblieben; nur die landwirthschaftlich benutzte Fläche hat erwas zugenommen, während die nicht landwirthschaftlich benutzte Fläche entsprechend geringer geworden ist, was hauptsächlich durch die Urbarmachung von Oed⸗ und Unland veranlaßt wurde.

Vertheilt man die gesammte landwirthschaftlich benutzte Fläche nach der Art des Anbaues, so waren 1893 eingeräumt: den Getreide⸗ und Hülsenfrüchten 405 798 ha oder 43,39 v. H., den Hackfrüchten und Gemüsen 121 455 ha oder 12,99 v. H., den Handelsgewächsen 11 056 ha oder 1,18 v. H., den Futterpflanzen 64 559 ha oder 6,90 v. H., den Haus⸗ und Obstgärten 20 724 ha oder 2,22 v. H., der Ackerweide 7956 ha oder 0,85 v. H. und der Brache 53 818 ha oder 5 75 v. H. Die Wiesen nehmen eine Fläche von 183 929 ha oder 19,57 v. H. ein, die Weiden und Hutungen 33 992 ha oder 3,64 v. H. und die Weinberge 32 845 ha oder 3,51 v. H.

In Lothringen beträgt die Fläche der Acker⸗ und Gartenlände⸗ reien 81,31 v. H. der überhaupt landwirthschaftlich benutzten Fläche; hier tritt besonders der Anbau von Getreide⸗ und Hülsenfrüchten so⸗ wie die Fläche der brachliegenden Felder gegen den gleichen Anbau in den anderen Bezirken der Reichslande hervor; dagegen steht der Anbau von Hackfrüchten und Gemüsen sowie von Handelsgewächsen dem in Ober⸗ und Unter⸗Elsaß verhältnißmäßig nach. Wiesen hat Lothringen weniger als die anderen Bezirke; sie betragen 16,8 v. H. der landwirthschaftlich benutzten Fläche gegen 22,88 v. H. im Unter⸗Elsaß und 22,5 v. H. im Ober⸗Elsaß. Aehnlich verhält es sich mit den Weiden, Hutungen und Wein⸗ bergen. Letztere nehmen von der landwirthschaftlich benutzten Fläche im Bezirk Unter⸗Elsaß 5,08 v H. (= 14 844,87 ha), im Ober⸗Elsaß 5,51 v. H. (= 11 791,52 ha) ein, während in Lothringen nur 1,45 v. H. (= 6208,46 ha) der Rebenkultur gewidmet sind.

Die Verhältnißziffern für den Anbau von 1878 und 1883 er⸗ geben, daß von der landwirthschaftlich benutzten Fläche in Elsaß⸗ Lothringen der Anbau von Getreide, Hülsenfrüchten, Handelsgewächsen und Futterpflanzen 1893 etwas geringer ist als 1878; dagegen ist der Anbau von Hackfrüchten und Gemüsen, die Fläche des Garten⸗ landes und der Ackerweide, der Wiesen, Weiden und Hutungen etwas größer, während die Verhältnißziffern für die Brache und die Wein⸗ berge so ziemlich die gleichen geblieben sind. Die Gesammtfläche der Forsten und Holzungen (ohne das Ertrag gebende Dienstland) betrug 442 998 ha, wovon auf den Bezirk Unter⸗Elsaß 159 427 ha, auf Ober⸗Elsaß 119 446 und auf Lothringen 164 125 ha entfielen. darunter ha

ertragloser Nichtholzboden 1 302 1 641

Hiervon ha

befanden sich im Besitze des Staats 135 504 der Gemeinden . . . . .. 198 493 von Anstalten und Stiftungen. 2 510 L 898992811 0 waren Staatsantheils⸗Forsten. 16 180. 247. Nach den Holzarten waren in den Reichslanden 1893 vorhanden: 6187 ha Eichenschälwald, 209 ha Weidenheger, 12 875 ha Stock⸗ ausschlag ohne Oberbäume, 122 278 ha Stockausschlag mit Ober⸗ bäumen, sonstiger Laubwald, und zwar 39 780 ha Eichen, 4088 ha Birken, Erlen und Espen in gemischtem Bestande, 112 233 ha Buchen und sonstiges Laubholz, ferner mit Nadelholz bestanden 48 003 ha Kiefern, 95 ha Lärchen, endlich 97 250 ha Fichten (Roth⸗ tannen) und Tannen (Weißtannen). .

Kunst und Wissenschaft.

Meisterwerke der olzschneidekunst aus dem Gebiet der Architektur, Skulptur 858 Malerei. Siebzehnter Band, Groß⸗ Folio mit 108 Holzschnitttafeln. In Prachteinband. Pr. 18 Verlag von J. J. Weber in Leipzig. Die „Meisterwerke der Holz⸗ schneidekunst“, von denen bisher im Laufe von 17 Jahren ebenscviele Pände erschienen sind, haben unter den künstlerischen Veröffent⸗ lichungen Deutschlands sich längst einen festen Platz und eine daheim wie auswärts gleich geachtete Stellung errungen. Hervor⸗ gegangen aus dem doppelten Bestreben, die Schöpfungen bildender Kunst jeder Art in vorzüglichen Nachbildungen in weiteste Kreise zu tragen und dabei dem gediegenen und vornehmen Holzschnitt gegenüber den mechanischen Ver⸗ vielfältigungsweisen photographischer Technik sein altes Ansehen zu

* Die Ermittelung der landwirthschaftlichen Bodenbenutzung und des Ernteertrages im Jahre 1893 in Elsaß⸗Lothringen. Herausgegeben von dem Statistischen Bureau des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß⸗Lothringen. Straßburg 1895. 8

wahren, sind sie der gestellten Aufgabe nach beiden Seiten hin mit gleichem Ernst und Eifer gerecht geworden. Frei von jeder Ein⸗ seitigkeit, haben sie neben der zeitgenössischen Kunst, die selbstverständ⸗ lich die ausgedehnteste Berücksichtigung fand, von Zeit zu Zeit auch hervorragende Werke vergangener Perioden in ihren Kreis gezogen, auf dem Gebiet modernen Schaffens aber neben der nächst⸗ liegenden Malerei auch der Plastik und Architektur den ge⸗ bührenden Raum gewährt und hier wie dort nach Möglichkeit jede bemerkenswerthe künstlerische Richtung der Zeit zum Aus⸗ druck gelangen lassen. So ist eine von Jahr zu Jahr an⸗ gewachsene Sammlung von denkbar größter Mannigfaltigkeit der Dar⸗ stellungen sowohl wie der künstlerischen Anschauungen entstanden, die in einer langen Reihe ansprechender, zum theil bedeutender Kunst⸗ schöpfungen verschiedenster Art ein stattliches Stück künstlerischer Ent⸗ wicklung widerspiegelt und auch dem, der größere Galerien und Aus⸗ stellungen nur selten sieht, eine ständige Theilnahme am künstlerischen Leben ermöglicht. Nach ihrem ersten Erscheinen haben diese Holz⸗ schnittfolgen denn auch in Deutschland und weit über dessen Grenzen hinaus eine von Jahr zu Jahr gesteigerte Verbreitung gefunden, und 2 gleichen Theilnahme dürfen sie fernerhin um so gewisser sein, als

ganz unverkennbar in ständiger Zunahme begriffen ist.

Land⸗ und Forstwirthschaft. Ernteergebniß in den Niederlanden.

Die Getreideernte in den Niederlanden ist beendigt und kann im

allgemeinen sowohl in Quantität als Qualität als gute Mittelernte bezeichnet werden.

Erntestand in Nord⸗Amerika.

„Wie „W. T. B.“ aus Washington meldet, beziffert der amt⸗ liche Bericht des Ackerbau⸗Ministeriums den Durchschnittsstand der Baumwolle auf 65,10; der Ertrag des Weizens wird auf 12,50 Bushels per Acre angegeben und die Qualität desselben auf 85,70 geschätzt; der Durchschnittsstand des Mais wird mit 95,50 bewerthet; der Durchschnittsertrag von Gerste wird mit 26,40 Bushels per Acre, der des Hafers mit 29,60 und des Roggens mit 14,40 58

u Handel und Gewerebe.

Am heutigen Tage sind 25 Jahre verflossen seit dem Eintritt des gegenwärtigen Präsidenten des Reichsbank⸗Direk⸗ toriums, Wirklichen Geheimen Raths Dr. Koch in die Verwaltung der Preußischen Bank, aus der die Reichsbank hervor⸗ egangen ist. Dieser Erinnerungstag gab dem Direktorium der Bank Veranlassung, sich am heutigen Vormittage zur feierlichen Beglück⸗ wünschung in das Amtszimmer des Präsidenten zu begeben. Der Vize⸗Präsident der Reichsbank Dr. Gallenkamp hielt eine Ansprache an den Jubilar, in der er der großen Verdienste desselben gedachte. Hierauf wurde dem Jubilar als Ehrengeschenk ein aus der Königlichen Porzellan⸗Manufaktur hervorgegangenes prachtvolles Schreibzeug über⸗ reicht. Der Reichsbank⸗Präsident dankte in herzlichen Worten und wies in seiner Erwiderung auf die Wandlungen des von ihm geleiteten Instituts hin, wobei er der treuen Mitarbeiter⸗ schaft des Direktoriums besondere Erwähnung that. Nach Beendigung dieser Feier empfing der Präsident im Sitzungssaal eine Deputation des Beamtenkörpers, die als Ehrengeschenk zwei Achenbach'sche Landschaften überreichte. Auf die Ansprache des Führers der Deputation erwiderte der Präsident, indem er die Pflichttreue des Beamtenkörpers anerkennend hervorhob, auf dessen bewährte Mit⸗ arbeit er auch fernerhin zuversichtlich rechne. Weitere Glückwünsche überbrachten der Zentral⸗Ausschuß der Reichsbank, die Aeltesten der Kaufmannschaft und der Deutsche Handelstag.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Kok

an der Ruhr und in Oberschlesien.

1

An der Ruhr sind am 10. d. M. gestellt 10 705, nicht recht⸗

zeitig gestellt 1808 Wagen.

In Oberschlesien sind am 9. d. M. gestellt 3853, nicht recht⸗

zeitig gestellt 741 Wagen.

Ausweis über den Verkehr auf dem Berliner Schlachtviehmarkt vom 9. Oktober 1895. Auftrieb und Markt⸗ preise nach Schlachtgewicht mit Ausnahme der Schweine, welche nach Lebendgewicht gehandelt werden. Rinder. Auftrieb 413 Stück. (Durchschnittspreis für 100 kg.) I. Qualität —,— ℳ, II. Qualität —,— ℳ, III. Qualität 94 104 ℳ, IV. Qualität 84 90 Schweine. Auftrieb 9619 Stück. (Durchschnittspreis für 100 kg.) Mecklenburger 94 ℳ, Landschweine: a. gute 88 92 ℳ, b. geringere 80 86 ℳ, Galizier —,— ℳ, leichte Ungarn —,— ℳ, bei 20 % Tara, Bakonyer —,— bei kg Tara pro Stück. Kälber. Auftrieb 1371 Stück. (Durchschnittspreis für 1 kg.) I. Qualität 1,28 1,36 ℳ, II. Qualität 1,22 1,26 ℳ, III. Qualität 1,10 1,20 Schafe. Auftrieb 1533 Stück. (Durchschnittspreis für 1 kg.) I. Qualität 1,08 1,28 ℳ, II. Qualität 0,96 1,04 ℳ, III. Qualität —,—

Ueber das Manufakturwaaren⸗Geschäft Michael Tersibaschitsch u. Sohn, vormals Tersibaschitsch u. Giorgjevitsch in Belgrad ist am 2. d. M. Konkurs erklärt worden. Den Passivis, die 500 000 Fr. betragen sollen, stehen als Aktiva der auf 300 000 Fr. geschätzte Lagerbestand und mehrere aller⸗ dings stark hypothekarisch belastete Häuser und sonstige Realitäten in Belgrad und Nisch gegenüber. Man nimmt an, daß es zu einem Ausgleich von 50 bis 60 % kommen wird. Unter den ausländischen Gläubigern befinden sich auch mehrere Deutsche.

Vom oberschlesischen Steinkohlenmarkt berichtet die „Schl. Ztg.“ Nachdem infolge der letzten Niederschläge die Wasserverladung wieder einigermaßen aufgenommen werden konnte, ist im oberschlesischen Kohlengeschäft einige Regsamkeit eingetreten und der Eingang an Verladeordres in der letzten Zeit wesentlich gestiegen. Auch die Bahnverladungen haben sich nicht undedeutend gehoben, nach⸗ dem die Zuckerfabriken ihre Kohlenbezüge in verstärktem Maße aufgenommen haben. Von den Händlern, deren Läger größtentheils geräumt sind, gehen die Aufträge ebenfalls zahlreicher ein, da sie sich noch vor Beginn der Rübenernte mit Kohlenvorräthen versorgen wollen. Aber nicht allein im Inlande hat sich der Absatz gehoben, sondern auch nach Rußland ist mit dem Versandt oberschlesischer Kohlen begonnen worden, nachdem die russisch⸗polnischen Kohlen⸗ gruben ihre Kohlenpreise für die Wintersaison bedeutend erhöht haben. Es hat sich somit die Lage des oberschlesischen Kohlen⸗ geschäfts im allgemeinen günstiger gestaltet, sodaß die Gruben weder Feierschichten einzulegen noch Kohlen auf die Halden zu stürzen nöthig hatten. Das Seisgeschatt ist auch weiterhin matt ge⸗ blieben und die Bestände haben nicht abgenommen. Nur wenige bevorzugte Marken und diejenigen Werke, welche Koks für eigenen Bedarf fabrizieren, erfreuen sich glatter Abfuhr ihrer Produkte. Nach Russisch⸗Polen wird der Absatz für oberschlesischen Koks immer geringer, da es die dortigen Werke vorziehen, Witkowitzer und Mährisch⸗Ostrauer Koks zu beziehen. Für Theer⸗ und Theer⸗ produkte ist auch jetzt noch genügende Nachfrage vorhanden.

Die „Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes“, welche von Professor Dr. A. Slaby redigiert werden und im Verlage von Leonhard Simion in Berlin erscheinen, haben in dem VI. und VII. Heft von 1895 folgenden Inhalt: I. An⸗ gelegenheiten des Vereins. Preisaufgaben und Honorarausschreibungen. II. Abhandlungen. Chemische und physikalische Untersuchung der gebräuchlichen Eisenanstriche. Von J. Spennrath, Direktor der Ge⸗ werbeschule in Aachen. Unterwasserfahrzeuge. Von Wilh. Gentsch, Ingenieur im Kaiserlichen Patentamt. (Hierzu Taf. V—VII.) Zuschriften an die Redaktion. Diesen Heften liegt der Sitzungs⸗ bericht vom 10. Juni 1895 bei mit folgendem Inhalt: Vereinsnach⸗ richten. Ueber elektrische Apparate zur praktischen Ausführung von Schweißungen namentlich mit dem Slavianoff'’schen Verfahren.

Interesse an dem Schaffen der bildenden Künste in unseren Tagen

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Die Einnahmen der Lübeck⸗Büchener Eisenbahn betrugen im September 1895 nach vorläufiger Feststellung 516 269 gegen 445 137 im September 1894, mithin mehr 77 132 ie Gesammteinnahmen vom 1. Januar bis ultimo September 1895 be⸗ trugen 4 055 891 gegen 3 745 244 im gleichen Zeitraum des Vorjahres, mithin mehr 310 647 .

In Hamburg fand gestern, wie die „Hamb. Börsenh.“ be⸗ richtet, die Errichtung eines von der Norddeutschen Bank in Hamburg und der Direktion der Diskonto⸗Gesellschaft mit einem Kapital von 10 Millionen Mark ausgestatteten deutsch⸗chilenischen Bank⸗ unternehmens unter der Firma „Bank für Chile und Deutsch⸗ land“ statt. Die Aktien des neuen Unternehmens werden einstweilen in den Händen der ersten Feichner vereinigt bleiben. Der erste Aufsichtsrath wird durch Mitglieder der genannten Bankinstitute gebildet werden. In das Lokal⸗Comité des Aufsichts⸗ raths für die Zweigniederlassung in Valparaiso sind Hermann Fischer, in Firma Vorwerk u. Co., Johann Bostelmann, in Firma Weber u. Co., und Walther Hardt von der Firma E. u. W. Hardt einge⸗ treten. Die Organisation der Zweigniederlassung in Chile erfolgt ganz nach dem Vorbilde derjenigen der Brasilianischen Bank für Deutschland. 8

Breslau, 10. Oktober. (W. T. B.) Getreide⸗ und Produktenmarkt. Spiritus pr. 100 1 100 % exkl. 50 Ver⸗ brauchsabgabe pr. Oktober 52,90, do. do. 70 S. pr. Oktober 32,80, do. do. Rüböl pr. Oktober 43,00, pr. Mai

43,50. Zink —.

Düsseldorf, 10. Oktober. (W. T. B.) Amtlicher Börsenbericht. Auf dem Eisenmarkt Preise steigend, lebhaft. Auf dem Kohlenmarkt anhaltende Nachfrage und Kauflust. In Kuxen gute Kauflust.

Magdeburg, 10. Oktober. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker exkl., von 92 % —,—, neue 11,75 11,99. Kornzucker exkl. 88 % Rendement 11,05 11,30, neue 11,20 11,35. Nachprodukte exkl., 75 % Rendem. 7,85 8,86. Ruhig. Brotraffinade I 23,50. Brotraffi⸗ nade II 23,25. Gem. Raffinade mit Faß 23,87 ½ 24,00. Gem. Melis I mit Faß 23,25 23,37 ½. Stetig. Rohzucker I. Produkt Trans. f. a. B. Hamburg pr. Oktober 11,02 ½ bez., 11,05 Br., pr. November⸗Dezember 11,15 bez., 11,17 ½ Br., pr. Januar⸗März 11,37 ½ Gd., 11,42 ½ Br., pr. April⸗Mai 11,55 bez., 11,57 ½ Br. Rubhig.

Leipzig, 10. Oktober. (W. T. 2) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. pr. Oktober 3,32 ½ ℳ, pr. November 3,32 ½ ℳ, pr. Dezember 3,32 ½ ℳ, pr. Januar 3,35 ℳ, pr. Februar 3,37 ½ ℳ, pr. März 3,40 ℳ, pr. April 3,40 ℳ, pr. Mai 3,42 ½ ℳ, pr. Juni 3,45 ℳ, pr. Juli 3,45 ℳ, pr. August 3,47 ½ ℳ, pr. September 3,47 ½ Umsatz 135 000 kg. Behauptet.

Bremen, 10. Oktober. (W. T. B.) Börsen⸗Schlußbericht. Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer Petroleum⸗ Börse.) Fest. Loko 6,15 bez. Russ. Petroleum 5,80 Br. Baum⸗ wolle. Anziehend. Upland middl. loko 46 4. Schmalz. Ruhig. Wilcox 32 ½ ₰, Armour shield 31 ½ ₰, Cudahy 33 A, Fairbanfs 27 ₰. Speck. Ruhig. Sbort clear middling loko 29. Taback. Umsatz 45 Faß Kentuckv.

Verdingungen im Auslande.

Niederlande.

15. Oktober, 10 ½ Uhr. Nederlandsche Handel-Maatschappy zu Rotterdam: Auktion von 26 500 Ballen und 100 Kisten Java⸗, Menado⸗ und Padang⸗Kaffee. Die Muster sind vom 8.—12., sowie am 14. und 15. d. M. zu Rotterdam und Amsterdam zu besichtigen.

Egypten.

7. November. General⸗Zollverwaltung in Alexandrien: Lieferung von 1) 150 000 Etiquetten zur Bezettelung von Taback⸗ sendungen, 2) 300 Okka Bindfaden. Lastenheft im Sekretariat der genannten Verwaltung. Näheres beim „Reichs⸗Anzeiger“.

18. November. General⸗Inspektor der Küstenwache in Alexandrien: Lieferung von Sätteln u. s. w. für die Mannschaft der Küstenwache in den Jahren 1896 1898. Bedingungen, Lastenheft und Proben an Ort und Stelle.

Verkehrs⸗Anstalten.

Die „Zeitschrift für Kleinbahnen“, welche im Ministerium

der öffentlichen Arbeiten (Verlag von Julius Springer in Berlin N.) herausgegeben wird, hat in dem Heft 10 des zweiten Jahrgangs vom Oktober 1895 folgenden Inhalt: Die Kleinbahnen in Belgien in den Jahren 1886 bis 1894. Mit 3 Karten. Zentrale Zug⸗ und Stoß⸗ vorrichtung für Kleinbahnwagen, System Jorissen. Mit 1 Tafel. Gedanken über die militärische Bedeutung der Kleinbahnen. Vom Geheimen Regierungs⸗Rath a. D. R. Aue in Dessau. Gesetzgebung: Heessemn. Allerhöchster Erlaß vom 19. August 1895, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an die Demminer Kleinbahn⸗ Aktiengesellschaft zum Bau und Betrieb einer Kleinbahn von Demmin nach Treptow (Tollense). Allerhöchster Erlaß vom 23. August 1895, betreffend die Verleihung des ETE1 an die Aktiengesell⸗ schaft Plettenberger Straßenbahngesellschaft zum Bau einer Kleinbahn von Plettenberg nach dem gleichnamigen Bahnhof. Allerhöchster Erlaß vom 23. August 1895, betreffend die Genehmigung einer elektrischen Straßenbahn von der Behrenstraße in Berlin zum Treptower Park. Allerhöchster Erlaß vom 23. August 1895, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an die Firma Siemens u. Halske in Berlin zum Bau und Betrieb einer elektrischen Hochbahn in Berlin von der Warschauerstraße bis zum Nollendorfplatz mit Abzweigung nach dem Potsdamer Bahnhof. Allerhöchster Erla vom 4. September 1895, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an die Aktiengesellschaft Halle⸗Hettstedter serbahngcjelschar zu alle a. S. zum Bau und Betrieb einer Kleinbahn von Halle nach Hettstedt. Oesterreich: Gesetz vom 3. Juni 1895, wirksam für das Herzogthum Schlesien, betreffend die Förderung des Bahnwesens niederer Ordnung. Gees vom 22. Juni 1895, wirksam für das Erzherzogthum Oesterreich ob der Enns, betreffend die Förderung des Eisenbahnwesens niederer Ordnung. Rußland: Anhang, betreffend Ergänzung zum Art. 24 des Gesetzes vom 14. April 1887 über die zu den Eisenbahnen führenden Zufuhrwege, bestätigt am 8. Juni 1892. Frankreich: Gesetz vom 25. Juni 1895, betreffend die Anlage elektrischer Stromleitungen für andere als telegraphische und telepho⸗ nische Zwecke. Kleine Mittheilungen: Neuere Projekte, Vor⸗ arbeiten, Konzessionsertheilungen und Betriebseröffnungen von Klein⸗ bahnen. Erste Hauptversammlung des Vereins deutscher Straßen⸗ bahn⸗ und Kleinbahnverwaltungen. Einführung des elektrischen Be⸗ triebs auf der Straßen⸗Pferdebahn in den Städten Elberfeld und Barmen. Betriebsleitung der osthavelländischen Kreisbahnen (Strecke Nauen-—Ketzin) und der Halleschen Hafenbahn. Elektrische Bahnen mit unterirdischer Stromzuleitung in New⸗York. Uebersicht der in Oesterreich am Ende des Jahres 1894 vorhandenen Schleppbabnen. E13] Büuͤcherschau: Frölich, Dr. O. Ueber Iso⸗ lations⸗ und Fehlerbestimmungen an elektrischen Anlagen. Zeit⸗

schriftenschau.

In Leipzig fand gestern die Konstituierung der Großen Leipziger Firaßensen. Besicceht mit einem Aktienkapital von 4 500 000 statt. Die Gesellschaft übernimmt das in Leipzig bestehende Straßenbahn⸗Unternehmen (Leipzig⸗Tramway⸗Company⸗ Limited) gegen auszugebende Obligationen und beabsichtigt, die Einrichtung des elektrischen Betriebes sowie die Ver⸗ waltung des bestehenden Straßenbahn⸗Netzes auszudehnen. Begründet wird das neue Unternehmen von dem Bankhaus Becker u. Comp. in Leipzig, der Gesellschaft für elektrische Unter⸗ nehmungen, der Diskonto⸗Gesellschaft, der Dresdner Bank und dem Bankhaus Born u. Hag in Berlin. In den Aufsichts⸗ rath wurden gewählt: Friedrich Jay (Becker u. Comp.), Rechts⸗ anwalt Dr. Schwabow, Kommerzien⸗Rath Mey (Mey u. Edlich) in Leipzig, Baurath Alfred Lenz (Diskonto⸗Gesellschaft), Direktor Gustav Hartmann (Dresdner Bank), Direktor Isidor Loewe (Ludwig Löwe u. Co.), Sigismund Born (Born u. Busse), Direktor Erich (Gesellschaft für elektrische Unternehmungen) in Berlin, Direktor G. Arnstadt