gewerbetechnischen Räthen bei den Königlichen Regierungen in den genannten Städten verliehen worden. Gleichzeitig sind sie zu Aufsichtsbeamten im Sinne des § 139 b der Gewerbe⸗ ordnung vom 1. Juni 1891 für die Bezirke dieser Regierungen bestellt worden.
Der Hütten⸗Direktor, Bergrath Boltze ist von Altenau ͤ111111AXA2X“
Ministerium der öffentlichen Arbeiten.
Der Wasser⸗Bauinspektor Hippel, bisher beim Bau des Dortmund⸗Ems⸗Kanals in Dörpen beschäftigt, ist der König⸗ lichen Regierung in Stettin zur dienstlichen Verwendung über⸗ wiesen worden.
Justiz⸗Ministerium.
— ersetzt sind: der Amtsgerichts⸗Rath Schnitzler in Köln als Landgerichts⸗Rath an das Landgericht daselbst, der Amtsrichter Dr. Daniel in Osterholz als Landrichter an das Landgericht in Lüneburg, der Amtsrichter Jost in Herne als Landrichter an das Landgericht in Duisburg, der Amtsrichter Potempa in Mvyslowitz an das Amtsgericht in Kosel und der Amtsrichter Dunker in Bergen a. R. an das Amts⸗ gericht in Hannover.
Dem Landgerichts⸗Rath Friemel in Schweidnitz und dem Amtsgerichts⸗Rath Appelius vom Amtsgericht I in Berlin ist die nachgesuchte Dienstentlassung mit Pension ertheilt.
Der Bankdirektor Dr. von Mieczkowski in Posen ist zum Handelsrichter bei dem Landgericht daselbst ernannt.
In der Liste der Rechtsanwalte sind gelöscht: der Rechts⸗ anwalt, Justiz⸗Rath Schmidt bei dem Landgericht in Graudenz, der Rechtsanwalt, Justiz⸗Raͤth Pelizaeus bei dem Land⸗ gericht in Hannover, der Rechtsanwalt Volkmer bei dem Amtsgericht in Frankenstein und der Rechtsanwalt Dr. Will⸗ mann bei dem Landgericht in Meiningen und dem Amts⸗ gericht in Suhl.
In die Liste der Rechtsanwalte sind eingetragen: der Rechtsanwalt Obuch in Königsberg i. Pr. bei dem Ober⸗ Landesgericht daselbst, der Gerichts⸗Assessor Wegener bei dem Landgericht in Hannover, der Gerichts⸗Assessor Herter bei dem Landgericht in Koblenz und der Gerichts⸗Assessor Richard Wolff bei dem Landgericht in Stettin.
1 Senats⸗Präsident beim Kammergericht Golz ist ge⸗ storben.
Nichtamtliches. Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 12. Oktober. Der Ausschuß des Bundesraths für Justizwesen hielt heute eine Sitzung.
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Der Präsident des Reichs⸗Eisenbahnamts Dr. Schulz und der Wirkliche Geheime Ober⸗Baurath Streckert sind aus Süddeutschland zurückgekehrt.
Der Königliche Gesandte in Stuttgart von Holleben hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während der Abwesenheit desselben fungiert der etatsmäßige Legations⸗Sekretär der Königlichen Gesandtschaft Freiherr von Wangenheim as Geschäftsträger.
Der hiesige niederländische Gesandte Jonkheer van Tets van Goudriaan hat Berlin mit Urlaub verlassen. G seiner Abwesenheit fungiert der Erste Legations⸗Sekretär Jonkheer van Eys van Lienden als Geschäftsträger.
Der hiesige brasilianische Gesandte Baron Itajuba hat Berlin mit längerem Urlaub verlassen. Wäaͤhrend seiner Ab⸗ wesenheit fungiert bis zum Eintreffen des Ersten Legations⸗ Sekretärs der Zweite Sekretär der hiesigen brasilianischen Ge⸗ sandtschaft Fausto de Aguiar als Geschäftsträger.
Der Regierungs⸗Assessor Freiherr von Meerscheidt⸗ Hüllessem zu Stettin ist der Königlichen Regierung zu Marienwerder und der bisher dem Landrath im Kreise Niederung zugetheilte Regierungs⸗Assessor Bank zu Heinrichs⸗ walde der Königlichen Polizei⸗Direktion in Stettin zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen worden. 8
Nach einer telegraphischen Meldung an das Ober⸗ Kommando der Marine ist S. M. S. „Arcona“, Komman⸗ dant Kapitän zur See Sarnow, gestern in Swatau ein⸗ getroffen.
Bayern.
Der Abg. Grillenberger hat gestern folgenden Antrag in der Kammer der Abgeordneten eingebracht:
„Die Kammer wolle beschließen, zu erklären: Die in den Sitzungen der Abgeordnetenkammer vom 2. und 4. d. M. abgegebenen Erklä⸗ rungen der Staatsregierung über die Vorgänge in Fuchsmühl sind un⸗ zulaͤnglich und nicht geeignet, die verfassungsmäßige Verantwortung dec Staatsregierung zu entlasten. Die zuständigen Behörden haben den berechtigten Klagen und Beschwerden der holzbezugs⸗ berechtigten Bauern von Anfang an nicht die pflichtgemäße Beachtung geschenkt und sich im ganzen Verlauf der Sache den Verhältnissen in keiner Weise gewachsen gezeigt. Nachdem die bedrängten Bauern dadurch geradezu zur Selbsthilfe gedrängt worden waren, wußte die Verwaltungsbehörde keine andere Lösung herbeizuführen, als das Militär zu rufez und demselben in überstürzter Hast die Macht zu übertragen, wodurch Blutvergießen entstand und der herz⸗ losen Gewinnsucht eines Einzelnen sogar Menschenleben geopfert wurden. Die Kammer spricht wegen dieser Vorgänge der Staats⸗ regierung den entschiedensten Tadel aus.“
Zur Verhandlung gelangte in der gestrigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten die Interpellation des Abg. Grillenberger und Genossen, betreffend die in jüngster Zeit in bayerischen Kasernen vorgekommenen epidemieartigen Typhus⸗Erkrankungen. Der Kriegs⸗ Minister Freiherr von Asch erklärte sich außer stande, zuzugeben, daß die Schuld an den Erkrankungen in Passau, Erlangen und
Bamberg in der Verpflegung gelegen habe; die Ursache sei
vielmehr in den Wasser⸗ und Bodenverhältnissen zu suchen. Während die Abgg. Pichler und Wimmer (Passau) bei der gegentheiligen Ansicht beharrten, trat der Abg. Dr. Aub
vom arztlichen Standpunkt aus den Darlegungen des Ministers bei.
Ihre Kaiserlichen Hoheiten der Großfürst und die Großfürstin Sergius sowie der Großfürst Paul von Rußland sind gegern Nachmittag von Darmstadt nach St Petersburg abgereist. 88
Mecklenburg.
Der Landtag ist auf den 13. November d. J. Sternberg einberufen worden. “
Der Landtag wird am 27. d. M. in Gera zusammen⸗ treten.
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Schaumburg⸗Lippe.
Seine Durchlaucht der Fürst empfing am 10. d. M. im Schlosse zu Bückeburg in feierlicher Audienz den Königlich preußischen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister am Hofe zu Oldenburg, Kammerherrn, Legations⸗ Rath von Bülow, der ein Schreiben Seiner Majestät des Kaisers und Königs überreichte, durch welches er in gleicher Eigenschaft am Fürstlichen Hofe beglaubigt wird. Nach der Audienz fand unter Zuziehung des Gesandten Galatafel statt.
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OHesterreich Ungaann.
Die heutige „Wiener Zeitung“ veröffentlicht die Enthebung
des Freiherrn von Bruck von dem Botschafterposten in Rom unter Verleihung des Großkreuzes des Leopold⸗ Ordens und die Ernennung des Sektionschefs Freiherrn von Pasetti an seiner Stelle.
Der Finanzausschuß des uh Unter⸗ hauses hat den Voranschlag des Ministeriums des Innern angenommen. Im Laufe der Debatte erklärte der Minister des Innern Perczel: alle seitens der Preßorgane gegen die Regierung erhobenen Anklagen wegen angeblicher, bei den diesjährigen Reichstagswahlen vorgefallener Miß⸗ bräuche bei der Zusammenstellung der Wählerlisten seien durchaus unbegründet. Die Regierung habe dieselben Instruktionen ertheilt wie im vergangenen Jahre und habe sich überhaupt jeder unzulässigen Einmischung enthalten.
Großbritannien und Irland. 8
Die Königin hat Slatin Pascha den Bath⸗Orden
verliehen. 8 Frankreich.
Der russische Minister des Auswärtigen Fürst Lobanow⸗ Rostowsky hat gestern Abend Paris verlassen und die Rück⸗ reise nach St. Petersburg angetreten.
In der gestrigen Sitzung der Budgetkommission verlas Pelletan seinen Bericht über die Marine. Er kritisierte im allgemeinen den Bau der Häfen, den Flotten⸗ bestand, die übergroße Anzahl von Stabsoffizieren und schlug Ersparnisse von 16 Millionen vor, besonders durch eine Um⸗ gestaltung der Arsenale und eine Verminderung der in aus⸗ wärtigen Gewässern befindlichen Flottenabtheilungen.
Spanien. ““
Der General Weyler, kommandierender General der Provinz Catalonien, welcher in Madrid weilte, hat sich, dem „W. T. B.“ zufolge, nach Barcelonga zurückbegeben, um dort die Wiederherstellung der Ruhe zu sichern.
Die spanische Unabhängigkeitspartei auf Portorico hat beschlossen, der Regierung ein Kanonenboot zu schenken; dasselbe soll zum Andenken an den verstorbenen Führer der Partei den Namen „Ubarri“ führen. 11“
Niederlande. 1
Der frühere Minister des Auswärtigen Hartsen ist ge⸗ storben. b ““
Aus Brüssel meldet „W. T. B.“: gutem Vernehmen nach sei die Meldung der „Indépendance Belge“ unrichtig, daß Lieutenant de la Kethulle an der Expedition Van Gele theilnehmen werde. Lieutenant de la Kethulle werde in nächster Zeit ein Kommando im Distrikt von Bangala über⸗ 8 Türkei. “ . .
Die Botschafter hatten, wie „W. T. B.“ aus Konstanti⸗ nopel berichtet, vereinbart, daß die Dragomane mit Hilfe der Kirchenvorstände die in die Kirchen geflüchteten Armenier zum Verlassen der Kirchen mit der Versicherung be⸗ wegen sollten, daß sie keine Verhaftung und keinerlei An⸗ griffe zu befürchten hätten; die Regierung habe sich gegenüber den Botschaftern hierzu verpflichtet. Daraufhin sei die Kirche in Kum⸗Kapu ohne Zischenfall geräumt worden. Die vollständige Räumung der Kirche in Pera stehe jedoch noch aus, da bis jetzt nur einige Hundert Flüchtlinge heimgekehrt seien. Es sei Aussicht vorhanden, daß die Räumung aller Kirchen gelingen werde, zumal da sich die türkischen Behörden hierfür redliche Mühe gäben.
Vor Trapezunt, wo es am 9. d. M. zu Ausschreitungen gegen die Armenier gekommen war, ist ein russisches Kriegs⸗ schiff zum Schutz der dortigen russischen Unterthanen ange⸗ kommen. Auf die Vorstellung des Gouverneurs, es könnte die moha⸗ medanische Bevölkerung aufregen und weitere Folgen nach sich ziehen, wenn das Schiff in den Hafen einlaufen sollte, nahm der Kommandant desselben von der Einfahrt Abstand. Das Schiff manövriert längs der Küste und unterhält durch ein Handelsschiff Signalverbindung mit der Stadt.
Serbien.
Der in das Ministerium des Auswärtigen versetzte bis⸗ berige Sekretär der serbischen Gesandtschaft in St. Petersburg Paul Marinkowic ist zum Stellvertreter des Leiters der politischen Abtheilung, der Sekretär J. Christic zum Stell⸗ vertreter des Leiters der administrativen Abtheilung er⸗ nannt worden.
Die Mitglieder der Drina⸗Regulierungskommission sind gestern nach Schabatz abgereist.
Amerika.
Nach einer Meldung aus Havanna haben die Auf⸗ ständischen eine Dynamitbombe auf einen Eisenbahn⸗ zug geschleudert. Ein Reisender wurde getödtet, sechs ver⸗ wundet.
Das Packetboot „San Francisco“ ist aus Buenos Aires mit 835 Emigranten, welche sich als Freiwillige haben anwerben lassen, in Santiago auf Cuba eingetroffen.
Der „Indépendance Belge“ zufolge, sind die Lieutenants Shaw und Bolen in derselben Weise wie Hauptmann Pelzer von schwarzen Soldaten in Luluaburg niedergemetzelt worden.
Australien.
Das „Reuter'sche Bureau“ meldet aus Auckland: dort eingetroffenen Berichten aus Samoa vom 4. Oktober zufolge hätten daselbst mehrere große Zusammenkünfte der Eingeborenen stattgefunden, bei denen viel über Feindseligkeiten geredet worden sei, ohne daß es zu Ruhestörungen kam. — Eine Anzahl be⸗ waffneter Eingeborener habe einen deutschen Ansiedler von einer ihm durch den höchsten Gerichtshof zugesprochenen Insel vertrieben. Ein deutsches Kriegsschiff ser entsandt worden, um die Uebelthäter zu bestrafen und den Mann in sein Eigenthum wiedereinzusetzen.
Parlamentarische Nachrichten.
Der Landgerichts⸗Rath Greiß, Mitglied des Reichs⸗ s für den 1. Kölner Wahlkreis und des Hauses der den 1. Kölner Wahlbezirk,
geordneten für ist gestern
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Entscheidungen des Reichsgerichts. 8 n Bezug auf § 704 II 1 des Preußischen Allgemeinen Land⸗ rechts: „Grobe Verbrechen gegen andre, wegen welcher ein Ehegatte harte und schmähliche Zuchthaus⸗ oder Festungs⸗ strafe nach Urtel und Recht erlitten hat, berechtigen den daran unschuldigen Theil, die Scheidung zu suchen.“ — hat das Reichsgericht, IV. Zivilsenat, durch Urtheil vom 14. März 1895 ausgesprochen:
1) Der Eherichter hat seine Feststellung auf die erfolgte Be⸗ strafung und darauf, ob die Strafe als harte und schmähliche Zucht⸗ haus⸗ oder Festungsstrafe zu beurtheilen sei, zu beschränken, einer weiteren Nachprüfung aber bezüglich der Richtigkeit des strafgericht⸗ lichen Thatbestandes sich zu enthalten.
2) Der Umstand, ob das Verbrechen gegen Dritte oder den eigenen Ehegatten verübt worden, fällt nicht ins Gewicht.
3) Eine Verzeihung des begangenen Verbrechens seitens des daran unschuldigen Theils kann von diesem bereits vor erfolgter Aburthei⸗ lung des Verbrechers wirksam erfolgen. „Wenn auch durch die Begehung
es Verbrechens allein der Ehescheidungsgrund des § 704 noch nicht
gegeben wird, so ist die Strafthat doch insofern die Grundlage dieses Ehevergehens, als die Verurtheilung und Bestrafung nur die von dem Willen des Thäters unabhängigen Folgen der Strafthat bilden, und es steht deshalb begrifflich der Annahme nichts entgegen, daß die aus der verbrecherischen That und ihren weiteren Folgen sich ergebende Beleidigung des anderen Theiles von diesem bereits vor erfolgter Aburtheilung des Verbrechens verziehen werden kann.“ (29/95.)
— Gegen die wahrheitswidrigen Ausstreuungen eines Gewerbetreibenden in Bezug auf einen Konkurrenten, daß dieser nicht berechtigt sei, das Konkurrenzgeschäft zu betreiben und daß die polizeiliche oder gerichtliche Schließung dieses Geschäfts veranlaßt werden würde, ist, noch einem Urtheil des Reichsgerichts, I. Zivilsenats, vom 27. März 1895, der Konkurrent eine Fest⸗ stellungsklage zu erbeben berechtigt, mit dem Antrage auf Anerkenntniß, daß Beklagter nicht berechtigt ist, den Betrieb des klägerischen Geschäfts in irgend einer Weise zu hindern. Sind diese wahrheitswidrigen Ausstreuungen von dem Direktor einer Aktiengesellschaft ausgegangen, soö ist die Feststellungsklage gegen die Aktiengesellschaft zulässig. „Die Feststellungsklage ist nicht bloß wegen eines außerhalb eines Rechtsverhältnisses zwischen den Parteien liegenden wirthschaftlichen Interesses, auch nicht wegen eines bloßen Eingriffs in die Gewerbefreiheit erhoben, sondern es handelt sich um eine auf Grund eines angeblichen Rechts der Be⸗ klagten angedrohte Beseitigung des klägerischen Gewerbebetriebs, und ist daher die Klage auf ein rechtliches Interesse gegründet, welches für die Parteien bezl. eines bestimmten Rechtsverhältnisses von Bedeutung ist. Der erste Revisionsangriff wegen Verletzung des § 231 Z.⸗Pr.⸗O. ist daher verfehlt. .. Um ein Vertragsverhältniß handelt es sich über⸗ haupt nicht, sondern um ein Vorgehen der betr. Personen (der Di⸗ rektoren) im Interesse der von ihnen vertretenen Gesellschaft, welches als rechtswidrig zu gelten hat, wenn der Beklagten ein Verbietungs⸗ recht gegen die Kläger nicht zusteht. Für solche rechtswidrige Hand⸗ lungen ihrer Vertreter ist aber die Gesellschaft haftbar.“ (445/94.)
Entscheidungen des Ober⸗Verwaltungsgerichts.
Der Uebergang der Polizeiverwaltung in ländlichen Ortschaften auf die Polizeiverwaltung einer angrenzen⸗ den Stadt, bei Aufrechterhaltung der kommunalen Selbständigkeit der betreffenden ländlichen Ortschaften, bewirkt, nach einem Urtheil des Ober⸗Verwaltungsgerichts, 1V. Senats, vom 29. Juni 1895, der Regel nach nicht eine Personalunion, sondern eine Polizeibezirks⸗ Veränderung, und die Polizeiverfügungen in den betreffenden ländlichen Gemeinde⸗ und Gutsbezirken sind als die Verfügungen einer städtischen Orts⸗Polizeibehörde zu erachten, gegen welche gemäß § 128 des Landesverwaltungsgesetzes Klage beim Bezirks⸗ Ausschuß zu erheben ist. — Der Polizei⸗Direktor zu Posen verwaltet die ortspolizeilichen Geschäfte der Ortschaft J. bei Posen auf Grund einer Bekanntmachung der Regierung zu Posen, wonach der Polizeibezirk der Königlichen Polizei⸗Direktion zu Posen vom 1. November 1873 ab dahin verändert wird, daß die gesammte Polizeiverwaltung in J. und drei anderen Nachbarortschaften von dem Königlichen Landrathsamt beziehentlich von dem betreffenden Polizei⸗ Distriktsamt auf das Königliche Polizei⸗Direktorium zu Posen über⸗ geht. Durch ortspolizeiliche Verfügung wurde einem Hauseigenthümer in J. bei Posen aufgegeben, vier näher bezeichnete Zimmer räumen zu lassen, da diese Zimmer nach dem Gutachten des Kreispbrsikus als gesundheitsschädlich und unbewohnbar zu erachten seien. Diese Ver⸗ fügung griff der Hauseigenthümer durch Klage beim Bezirksausschuß an. Der Bezirksausschuß erklärte sich für unzuständig, da der Be⸗ klagte (der Polizei⸗Direktor zu Posen) die Verfügung der Orts⸗ Polizeibehörde auf dem Lande erlassen habe und deshalb gemaß § 128 zu a des Landesverwaltungsgesetzes der Kreisausschuß zur Entscheidung in erster Instanz zuständig sei. Diese Ansicht wurde vom Ober⸗Verwaltungsgericht gemißbilligt, indem es begründend aus⸗ führte: „Dadurch, daß der Polizeibezirk als solcher verändert worden ist, wird die Annahme ausgeschlossen, daß lediglich eine Personalunion ge⸗ schaffen sei. An sich wäre eine Organisation dahin, daß der Vorsteher der Königlichen Polizei⸗Direktion zu Posen neben her auch noch die Geschäfte eines Polizeidistrikts⸗Kommissarius bezw. des Landraths in Bezug auf die qu. vier Ortschaften wahrzunehmen hätte, wohl denk⸗ bar, dann läge aber eine Bezirksveränderung, wie sie offenbar beab⸗ sichtigt war, nicht vor. Daß eine solche Bezirksveränderung bezl. der Verwaltung der Polizei allein, also bei Aufrechterhaltung der kom⸗ munalen Selbständigkeit der betr. Ortschaften, mit dem Wesen der Polizeiverwaltung wohl vereinbar und deshalb zulässig ist, ergiebt sich
8 § 49 a. der Kreisordnung vom 13. Dezember 1872/19. März (¶IV 334.) 11““
letzten Ausgrabung angefügt, nämlich zwei ansehnliche
Setatistik und Volkswirthschaft. Invaliditäts⸗ und Altersversicherung.
Bei der Invaliditäts⸗ und Altersversicherungsanstalt Berlin sind im Laufe des Vierteljahrs Juli⸗September 1895 90 Anträge auf Gewährung von Altersrente eingegangen; aus der Zeit vor dem 1. Juli 1895 lagen noch 28 Anträge vor, hinsichtlich deren die Entscheidung noch ausstand. Von diesen 118 Anträgen sind bewilligt 68, abgelehnt 11, anderweit erledigt 7 und unerledigt auf das folgende Vierteljahr übernommen 32. Bis zum 1. Oktober 1895 waren insgesammt bewilligt an Altersrenten 2925. Von diesen sind aus⸗ geschideen durch Tod 517, aus anderen Gründen 49, zusammen 666, sodaß am 1. Oktoker 1895 2359 Altersrentenempfänger vorhanden waren. — Innerhalb des gleichen Vierteljahrs sind 361 Anträge auf Gewährung von Invalidenrente eingegangen und 88 un⸗ erledigt aus dem Vorvierteljahr übernommen. Von diesen 449 In⸗ validenrentenanträgen sind 227 bewilligt, 94 abgelehnt, 23 anderweit erledigt, 105 unerledigt auf das folgende Quagrtal übernommen wor⸗ den. An Invalidenrenten sind bis zum 1. Oktober 1895 überhaupt 2248 bewilligt worden. Ausgeschieden sind inzwischen durch Tod 460, aus anderen Gründen 45, zusammen 505. Mithin war am 1. Oktober 1895 ein Bestand von 1743 Invalidenrenten⸗Empfängern aufzuweisen.
Zur Arbeiterbemegung
Aus Breslau meldet „W. T. B.“, daß der sozialdemo⸗ kratische Parteitag gestern, einem Antrag Kautsky entsprechend, den Programm⸗Entwurf der Agrarkommission verworfen hat. In der gestrigen Kachmittagssitzung wurden auf den Antrag des Abg. Bebel folgende Beschlüsse gefaßt: 1) Der Parteitag empfiehlt denjenigen Arbeitern und Arbeiterorganisationen, die ohne Schädigung der Arbeiterinteresen den 1. Mai neben anderen Kund⸗ gebungen auch durch Arbeitsruhe feiern können, diese eintreten zu lassen; 2) die Partei fordert die Parteigenossen auf, den nächsten in London stattfindenden internationalen Arbeiterkongreß durch Ver⸗ treter möglichst zahlreich zu beschicken. — Alsdann gelangte noch ein Antrag zur Annahme, der die Vertreter der sozialdemokratischen Partei im Reichstag auffordert, die Ausdehnung des gesetzlichen Arbeiterschutzes auf die Hausindustrie sowie die Kontrole aller haus⸗ industriellen Betriebe zu beantragen.
In Leipzig verhandelte eine Versammlung der Steinarbeiter (Steinmetzen u. s. w.) am Donnerstag über den Unterstützungsfonds, der, wie die „Lpz. Ztg.“ mittheilt, 3000 ℳ in den Einnahmen und öber 2000 ℳ in den Ausgaben aufweist. Die Agitationskommission für das Königreich Sachsen, das Herzogthum Sachsen⸗Altenburg und die thüringischen Länder klagte in ihrem hierauf erstatteten Bericht über das langsame Vorschreiten der Organisation. Zur Beseitigung auf den Leipziger Werkplätzen angeblich eingerissener tarifwidriger Uebelstände soll die große Lohnkommission — aus Meistern und Ge⸗ dilfen bestehend — einschreiten. — In einer Versammlung der Bau⸗ schlosser wurden die Lohnverhältnisse als so dürftig geschildert, daß die Gehilfen demnächst in eine Lohnbewegung einzutreten ge⸗ nötbigt wären.
Hier in Berlin beabsichtigen, einer Mittheilung der „Voss. Ztg.“ zufolge, die in der Gold⸗ und Silberwaarenindustrie be⸗ schäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen zur diesjährigen Weihnachts⸗ zeit in eine Lohnbewegung einzutreten. Nachdem in Sonder⸗ versammlungen die Juweliere, Goldarbeiter und Silberarbeiter sich für, die Besteckarbeiter gegen eine Lohnbewegung aus⸗ gesprochen hatten, wurde in einer am d. M. abgebaltenen gemeinsamen Versammlung der Eintritt in eine Lohnbewegung beschlossen. Es soll für Ueberstunden ein Lohnaufschlag von 50 v. H., für Nachtarbeit ein solcher von 100 v. H. gefordert werden. Ferner soll in den Geschäften, wo noch die zehnstündige tägliche Arbeitszeit besteht, die neunstündige zur Einführung gelangen und die Beseitigung der Kellerwerkstätten angestrebt werden.
In Zürich befinden sich, wie dem Berner „Bund“ geschrieben wird, gegenwärtig 80 Glaser und 47 Hafner (Töpfer) im Ausstande. .
Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 29. September bis inkl. 5. Oktober cr. zur Anmeldung gekommen: 883 Lebendgeboren 570 Eheschließungen, 32 555 Sterbefälle.
Kunst und Wissenschaft.
Den „Amtlichen Berichten aus den Königlichen Kunstsamm⸗
lungen⸗ (Beilage zu dem „Jahrbuch der Königlich Preußischen Kunstsammlungen“, 16. Band, 3. und 4. Heft; Berlin, G. Grote'sche Verlagsbuchhandlung) entnehmen wir über Neuerwerbungen der Königlichen Museen durch Ankzufe bezw. Geschenke in der Zeit vom 1. Januar his 30. Juni d. J. Folgendes: Der Sammlung der Gipsabgüsse wurden aus dem von Seiner Majestät dem Kaiser und König veranstalteten Wettbewero zur Ergänzung des „weiblichen Kopfes aus Pergamon“ überwiesen: die Ergänzungen von Professor Begas (außer Wettbewerb), R. Felderhoff (Preis von 1000 ℳ) und Graf Görtz (ehrenvolle An⸗ erkennung). Erworben wurden Gipsabgüsse vom Kopf des sogenannten Apollo Piombino im Louvre und von der kleinsten der sogenannten Tänzerinnen aus Herculaneum im Museo nazionale zu Neapel. Dem Antiguarium sind von seiten des Ministeriums die Kunkdstücke zugewiesen worden, welche Dr. M. Ohnefalsch⸗Richter im Jahre 1894 auf drei Punkten bei Idalion (Cypern) auf der östlichen Akrovolis in dem sogenannten Heiligthum der Kurotrophos und in der Nekropole gemacht hat. Diese kyprischen Funde sind in zwei Lokalen untergebracht. Die Masse der kleinen, gleichartigen Gefäße und Geräthe ist in dem Magazin, nach den Fundorten geordnet, niedergelegt. Die hervorragenden Stücke sind im Gang des Treppen⸗ hauses, über den das Antiquarium verfügt, mit den früher erworbenen Werken kyprischer Plastik zu einem kleinen Museum vereinigt. An der den Gang schließenden Wand sind die erheblichsten Fundstücke der he Bruchstücke phönikisch⸗kyprischer Pilasterkapitäle und ein Grabrelief, ebenfalls aus Stein. Unter den Terrakotten ist eine Statuette (wahrscheinlich Herakles) von besonderem Interesse. Eine schwarze, gefirnißte Schale mit griechischer Inschrift und eine Thonlampe mit eingeritzter koprischer Inschrift, die noch nicht sicher gelesen ist, sind unter den Alterthümern ausgestellt. .“
Für die Sammlung von Bildwerken der christlichen Epoche wurden aus dem früher erwähnten Legat des im vorigen Jahre verstorbenen Architekten Rudolf Springer (im Betrage von 3000 ℳ) eine Florentiner Cassapanca vom Anfang des XVI. Jahrhunderts und eine kleine Florentiner Bronzefigur (nackte liegende Frau, schreibend) erworben. Ferner hat die Abtheilung der Bronzen eine hervorragende Bereicherung erfahren durch Erwerbung der kleinen, aber sehr gewählten Sammlung von Mr. Henry Pfungst in London. Die beiden Hauptstücke derselben sind eine große Büste eines Conte del Negro, Privatsekretärs Papst Clemens VII., eine groß aufgefaßte und breit behondelte Arbeit aus der Mitte des Cinquecento, und eine David⸗Statuette von Donatello. Letztere ist ein Vollguß des Wachs⸗ modells und ohne jede Retouche; daher giebt sie die Stizze in voller Frische wieder und zeigt vor der Marmorstatue im Palazzo Martelli, die danach, wohl mit Beihilfe von Schülern, gearbeitet wurde, große Vorzüge. Beide Werke sind in ihrer Art gleich hervorragend. Außer⸗ dem befinden sich in der Sammlung: ein heiliger Hieronymus von Bertoldo, ein ferd, das wohl auf ein Modell Leonardo's zurückgeht, die tatuette des Mark Aurel mit reich orna⸗ mentiertem Sockel aus der Mitte des XVI. Jahrhunderts (ein zweites Exemplar im Bargello), Giovanni di Bologna's Gruppe des Herkules und Nessus, die Gruppe der Tugend, die das Laster überwindet, von Eeümi von der schon ein anderes abweichendes Exemplar in der 8 ammlung vorhanden ist (aus der Sammlung Falcke), ein großer Merkur, angeblich von Tacca, sowie mehrere Thiere. Diese Er⸗
Todtgeborene,
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werbung wurde ermöglicht durh ein Allerhöchstes Gnadengeschenk und durch Zuwendungen einiger ungenannter Gönner des Museums. Außerdem kamen als Geschenke an die Abtheilung: die Holzfigur einer weiblichen Heiligen, aus Hagenau i. E. stammend, der Zeit und Richtung Schongauer'’s nahestehend, die dem Syrlin nahestehende Halbfigur des Propheten David in ihrer feinen ursprünglichen Fassung, ein Geschenk des Hofantiquars Julius Böhler in München, ein in seiner alten Bemalung trefflich erhaltenes Madonnenrelief von Jacopo Sansovino und endlich eine der sogenannten „Alsengemmen“, ein besonders
großes, figurenreiches Intaglio mit der Darstellung der Anbetung der
Könige. 1
; In der Gemälde⸗Galerie war es durch die Erwerbung des „Anslo“ von Rembrandt, der für eine genügende Beleuchtung noth⸗ wendig Seitenlicht bedurfte, erforderlich geworden, einen größeren Raum für die seit der Umstellung im vorigen Jahr in einem Kabinet ver⸗ einigten Gemälde Rembrandt's herzustellen. Dies ist dadurch ge⸗ schehen, daß durch Fortnahme einer Wand zwei Kabinette der Ostseite in eins zusammengezogen sind. Hier haben jetzt sämmtliche Gemälde Rembrandt;s, einschließlich des Anslo, ihren Platz gefunden. Der auf solche Weise für die Aufstellung einer Reihe guter holländischer Gemälde verloren gegangene Raum wird dadurch wieder gewonnen werden, daß ein jetzt zu Direktorialzwecken benutztes kleines Kabinet nach Herstellung eines neuen Raumes für die Direktion) für die Aufnahme der kleinen Bilder der vlämischen Schule hergerichtet wird. Sämmtliche Kabinette der Ostseite werden dann nur Gemälde der holländischen Schule enthalten.
Das Münzkabinet erwarb 884 Stück: 20 in Gold, 715 in Silber, 103 in Kupfer, 1 Stück Papiergeld, ein goldenes, münzartiges Schmuckstück, 1 Steinmodell einer Medaille, 33 Siegelstempel. Be⸗ sonders wichtig sind zwei Kupfermünzen von Kerkinitis in der Krim, eine davon mit der Namensform Karkinitis und stehender Nike, Rück⸗ seite: Löwe einen Stier tödtend (ein von russischen Gelehrten in neuester Zeit bekannt gemachtes wichtiges Unikum), sowie die nur in sehr wenigen Exemplaren vor kurzem in Egypten gefundene Münze der Kaiserin Titiana, Gemahlin des Pertinax (vor den neuen Funden nur in zwei Exemplaren bekannt). Eine ganz hervorragend schöne Erwerbung ist das Steinmodell der vortrefflichen Nürnberger Medaille auf Hieronymus Holzschuer, ein würdiges Gegenstück zu Dürer's Bild in der Gemälde⸗Galerie. Ferner erhielt die Sammlung eine Reihe zum theil werthvoller Geschenke: vom Verein zur Wiederherstellung und Ausschmückung der Marienburz eine reiche Auswahl von Denaren des XI. Jahrbunderts aus dem Funde von Mgowo in Westpreußen, darunter einen Denar des berühmten Herzogs Ernst von Schwaben, Stiefsohns Kaiser Konrad’'s II., geprägt in
Zürich.
Im Köhniglichen Kunstgewerbe⸗Museum sind zu den großen Bildstickereien der Frau Henriette Mankiewicz jetzt noch zwei kleinere Tafeln hinzugekommen; auf der einen Tafel sieht man einen Feldblumenstrauß in zierlichster und dabei völlig malerischer Ausführung; die andere bildet die Ecke einer Tischdecke und zeigt Ornamente mit Distelmotiven. Die Ausstellung wird am morgigen Sonntag bereits geschlossen.
Land⸗ und Forstwirthschaft
Weinsberg, 11. Oktober. (W. T. B.) Die Nachricht, daß in den Weinbergen bei dem Dorfe Schwabbach ein Reblaus⸗ herd gefunden worden sei, bestätigt sich nicht.
Handel und Gewerbe.
8 Be 8 Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Kols an der Ruhr und in Oberschlesien.
An der Ruhr sind am 11. d. M. gestellt 10 573, nicht recht⸗ zeitig gestellt 2120 Wagen.
In Oberschlesien sind am 10. d. M. gestellt 3486, nicht recht⸗ zeitig gestellt 1283 Wagen.
Zwangs⸗Versteigerungen.
Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin standen am 11. Oktober die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Neue Roßstraße 3, den Schmuck’schen Erben gehörig; Nutzungs⸗ werth 11 840 ℳ; Ersteher wurde der Kaufmann Wilhelm Schulz, Michaelkirchplatz 24, für das Gebot von 190 000 ℳ — Soldiner⸗ straße 37, dem Drechslermeister W. Pasewark gehörig; Nutzungs⸗ werth 11 840 ℳ; Meistbietender blieb der Kaufmann Max Mühlenthal, Schiffbauer Damm 29, mit dem Gebot von 169 400 ℳ. — Plantagenstraße 39/40, Ecke Pasewalker⸗ straße 6, dem Bauunternehmer B. Müller gehörig; Nutzungswerth 12 000 ℳ; mit dem Gebot von 191 000 ℳ blieb der Ziegeleibesitzer E. Jung zu Berlin, Meistbietender.
— Wie die „Köln. Volksztg.“ vernimmt, erhöhten die nieder⸗ rheinischen Waterspinnereien und die rheinisch⸗westfälischen Mulespinnereien die Mindestpreise für Nr. 20 Water aus ameri⸗ kanischer Baumwolle auf 72 ₰ für das englische Pfund, für Nr. 12 Water aus Surats auf 63 ₰, für Bibercops Nr. 4—6 auf 58 ₰
für das halbe Kilo.
Breslau, 11. Oktober. (W. T. B.) Getreide⸗ und Produktenmarkt. Spiritus pr. 1001 100 % exkl. 50 ℳ Ver. brauchsabgabe pr. Oktober 52,90, do. do. 70 ℳ Verbrauchsabgabe pr. Oktober 32,80, do. do. Rüböl pr. Oktober 43,00, pr. Mai 90
Magdeburg, 11. Oktober. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker exkl., von 92 % —,—, neue 11,70 — 11,85. Kornzucker erkl. 88 % Rendement 11,00 — 11,30, neue 11,20 — 11,30. Nachprodukte exkl., 75 % Rendem. 7,80 — 8,88. Ruhiger. Brotraffinade I 23,50. Brotraffi⸗ nade II 23,25. Gem. Raffinade mit Faß 23,87 ½ — 24 00 Fem Melis 1 mit Faß 23,25. Ruhig. Rohzucker I. Produkr Trans. f. a. B. Hamburg pr. Oktober 10,92 ½ bez. und Br., pr. November⸗Dezember 11,05 Gd., 11,07 ½ Br., pr. Januar⸗März 11,30 bez., 11,32 ⅛ Br., pr. April⸗Mai 11,47 ½ bez. und Br. Ruhig. — Wochenumsatz im Roh⸗
zuckergeschäft 726 000 Ztr.
Leipzig, 11. Oktober. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. pr. Oktober 3,30 ℳ, pr. November 3,30 ℳ, pr. Dezember 3,30 ℳ, pr. Januar 3,30 ℳ. pr. Februar 3,32 ½ ℳ6, pr. März 3,35 ℳ, pr. April 3,37 ½ ℳ, pr. Mai 3,40 ℳ, pr. Juni 3,40 ℳ, pr. Juli 3,40 ℳ, pr. August 3,42 ½ ℳ, pr. September 3,42 ½ ℳ, Umsatz 80 000 kg. Behauptet.
Bremen, 11. Oktober. (W. T. B.) Börsen⸗Schlußbericht. Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer Petroleum⸗ Börse.) Fest. Loko 6,30 Br. Russ. Petroleum —,—. — Baum⸗ wolle. Ruhig. Upland middl. loko 45 ¼ 4. — Schmalz. Matt. Wilcox 32 ½ ₰, Armour shield 31 ½ ₰, Cudahy 33 4, Fairbanks 27 . — Speck. Ruhig. Sbhort clear middling loko 28 ½. — Wolle. Umsatz 121 Ballen. Taback. Umsatz 51 Faß Kentucky.
Hamburg, 11. Oktober. (W. T. B.) Kaffee. (Nachmittags⸗ bericht) Good average Santos pr. Oktober 75 ½8, pr. Hezembe⸗ 75, pr. März 73 ¼, pr. Mai 72. Schleppend. — Zuckermarkt. (Schlußbericht.) Rüben⸗Rohzucker I. Produkt Basis 88 % Rende⸗ ment neue Usance, frei an Bord Hamburg pr. Oktober 10,85, pr. Dezember 11,07 ½, pr. März 11,37 ½⅝, per Mai 11,50. Matt.
Wien, 11. Oktober. (W. T. B.) Ausweis der Südbahn in der Woche vom 1. Oktober bis 7. Oktober 986 313 Fl., Mehr⸗ einnahme 70 948 Fl.
London, 11. Oktober. (W. T. B.) Wollauktion. Preise fest, behauptet.
An der Küste 4 Weizenladungen angeboten.
96 % Javazucker 13 ½ fest, Rüben⸗Rohzucker loko 10 ¾⅔ ruhig. — Chile⸗Kupfer 46 8, pr. 3 Monat 4611⁄16.
Liverpool, 11. Oktober. (W. T. B.) Baumwollen⸗ Wochenbericht. Wochenumsatz gegenwärtige Woche 56 000 (vorige Woche 75 000), do. von amerikanischen 50 000 (66 000), do. für Speku⸗ lation 4000 (2000), do. für Export 3000 (1000), do. für wirklichen
.“
Konsum 43 000 (63 000), do. unmittelb. ex. Schiff 67 000 (69 000), wirklicher Export 4000 (5000), Import der Woche 23 000 (21 000), davon amerikanische 19 000 (13 000), Vorrath 938 000 (984 000), davon amerikanische 832 000 (874 000), schwimmend b Großbritannien 92 000 (60 000), davon amerikanische 87 000
Amsterdam, 11. Oktober. (W. T. B.) 1 ordinary 55 ¼. — Bankazinn 40 ¼.
Java⸗Kaffee goo
Verkehrs⸗Anstalten.
Bremen, 12. Oktober. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd Der Postdampfer „Weser“ hat am 10. Oktober Nachmittags Las Palmas passiert. Der Reichs⸗Postdampfer „Prinz Heinrich“ ist am 10. Oktober Nachmittags in Colombo angekommen.
Hamburg, 12. Oktober. (W. T. B.) Hamburg⸗Ameri kanische Packetfahrt⸗Aktiengesellschaft. Der Schnelldampfe „Fürst Bismarck“ ist gestern Morgen in New⸗York und de Schnelldampfer „Augusta Victoria“ gestern Abend in Cuxhave
eingetroffen. London, 11. Oktober. heute
„Gaul“ ist auf der Ausreise Inseln abgegangen. b St. Petersburg, 11. Oktober. (W. T. B.) Heute ist ei
Gesetz veröffentlicht worden, betreffend Umbenennung der Kiew Woronesher Eisenbahngesellschaft in „Moskau⸗Kiew Woronesher Eisenbahngesellschaft“, die Verpachtung de Liwnyer Kronseisenbahn an dieselbe und die Erlaubniß für die Moskau⸗Kiew⸗Woronesher Bahn, folgende Eisenbahnen bauen und exploitieren zu dürfen: Brjansk— Ssuchinitschi — Kaluga — Malo jaroslawez —- Moskau, ferner Marmyshi — Liwny und drittens Pirjatin — Kraßnoje am Dniepr. — Die Liwnper Bahn wird als breitspurige umgebaut.
Das Wege⸗ und Kommunikations⸗Ministerium projektiert in Pernau (Livland) und Derbent den Neubau von Häfen Ferner wird von drei Kapitalistenkonsortien die Vertiefung des immer mehr versandenden Hafens von Taganrog beabsichtigt. „Laut den bei dem Finanz⸗Ministerium eingetroffenen Nachrichten über die Fahrten des Dampfers „Nordenskjöld“ zwisch Archangelsk und der Petschoramündung erscheint die regulär Schiffahrt läͤngs der sibirischen Küste möglich.
Der Union⸗Dampfe von den Canarischen
(W. T. B.)
Theater und Musik.
Konzerte
Im Saal Bechstein erschien gestern zum ersten Male vor dem hiesigen Publikum der Violinvirtuose Alexander Petschnikoff aus St. Petersburg. Er hatte für sein Konzert eine Anzahl älterer und neuerer Violinstücke ausgewählt, die er theils mit, theils ohne Klavierbegleitung vortrug. Der außerordentlich begabte Künstler bewies schon in dem zweiten Violinkonzert von Wieniawski seine Bravour in der Beherrschung der größten technischen Schwierigkeiten, bei edlem Ton im Vortrage der Melodie; in mehreren Piécen von Bach zeigte er aber auch die Fähigkeit des Eindringens in das Wesen dieser ernsteren Stilgattung. Nach zwei effektvollenStücken von Tschaikowski und Saint⸗Saëns am Schluß des Konzerts erscholl so anhaltender, rauschender Beifall, daß sich der Künstler noch zu einer Zugabe entschloß
In Kroll'’'s Theater bringt die Königliche Oper morgen Richard Wagner's „Tannhäuser“ (Pariser Einrichtung) unter Kapell⸗ meister Dr. Muck's Leitung und in folgender Besetzung zur Auf⸗ führung: Tannhäuser: Herr Sylva, Elisabeth: Fräulein Hiedler, Venus: Frau Sucher, Wolfram: Herr Betz, Landgraf: Herr Stammer. Anfang 7 Uhr. Am Montag geht Humper⸗ dinck's „Hänsel und Gretel“ (Hänsel: Fräulein Egli, Gretel: Dietrich, Knusperhexe: Fräulein Reinl) unter Kapellmeister
eingartner's Leitung mit dem Ballet „Phantasien im Bremer Rathskeller“ in Scene.
Königlichen Schauspielhause wird morgen Otto von der Pfordten's „1812“ gegeben. Die Besetzung ist: Navpoleon I.: Herr Kahle, General York: Herr Molenar, Hertling: Herr Mat⸗ * kowsky, Freiherr von Stein: Herr Klein, Luise: Fräulein Lindner. Am Montag gelangt zum ersten Male in dieser Spielzeit Franz Grillparzer's „König Ottokar's Glück und Ende“ mit Herrn Matkowsky als Ottokar zur Aufführung. Fräulein Adele Wienrich vom Herzoglichen Hoftheater in Coburg gastiert als Königin Margarethe. Den Rudolf von Habsburg spielt Herr Ludwig, den Milota Herr Molenar, den Zawisch Herr Keßler, die Kunigunde Fräulein Poppe, die Bertha Frau von Hochenburger, den Benesch Herr Kahle, den Burggrafen von Zollern Herr Arndt, den Merenberg Herr Nesper, seinen Sohn Herr Purschian.
Wilbrandt's dramatische Dichtung „Der Meister von Palmyra“, wird im Deutschen Theater in kommender Woche viermal wieder⸗ holt, und zwar außer morgen noch am Dienstag, Freitag und nächst⸗ folgenden Sonntag Abend. Am Montag geht „Don Carlos“ in Scene, am Mittwoch und Sonnabend werden „Die Mütter“ gegeben; am Donnerstag kommt „Romeo und Julia“ zur Aufführung. Als Nachmittags⸗Vorstellungen sind sowohl morgen als am nächstfolgenden Sonntag „Die Weber“ angesetzt.
Der Spielplan des Berliner Theaters setzt sich für die kommende Woche, wie folgt, zusammen: Am Dienstag geht zum ersten Male „Die Grille“ in Scene und wird am Mittwoch, Freitag und Sonntag, den 20., wiederholt. „Götz von Berlichingen“ wird morgen, Donnerstag und Sonnabend aufgeführt. Auf morgen Nachmittag ist eine Aufführung der „Journalisten“, auf Sonntag, den 20., Nach⸗ mittags, eine Aufführung des „Pfarrer von Kirchfeld“ angesetzt.
Im Lessing⸗Theater findet morgen Nachmittag eine Auf⸗ führung von „Emilia Galotti“ zu ermäßigten Preisen statt. Am Abend sowie am Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Sonnabend und am nächsten Sonntag finden Wiederholungen von Oscar Blumen⸗ thal’s Lustspiel „Gräfin Fritzi“ statt. Am Montag wird „Madame Sans⸗Göne“, am Freitag „Der Veilchenfresser“ gegeben. Als Nach⸗ mittags⸗Vorstellung zu herabgesetzten Preisen für den nächsten Sonn⸗ tag ist das vieraktige Schauspiel „Die Ehre“ von Hermann Suder⸗ mann angesetzt.
Im Schiller⸗Theater kommen morgen Abend „Der Hexen⸗ kessel' und „Ein Diener zweier Herren“ zur Aufführung. Am Montag wird „Minna von Barnhelm“, Dienstag „Götz von Berlichingen“, Mittwoch „Die Maler“ wiederholt. Am Donnerstag kommt „Wil⸗ helm Tell“ zum ersten Mal zur Aufführung und wird am Freitag wiederholt. Am Sonnabend wird „Das Glas Wasser“ gegeben. — Im Bürgersaale des Rathhauses findet morgen der erste ⸗Tondichter⸗ Abend“ statt. Er ist, wie schon gemeldet, dem Komponisten des „Freischütz’ Carl Maria von Weber gewidmet. Den Vortrag hält Herr Karl Krebs.
Am II. Symphonie⸗Abend der Königlichen Kapelle, (Dirigent Kapellmeister Weingartner), am 18. Oktober, wird der nor⸗ wegische Komponist Christian Sinding der ersten Aufführung seiner Symphonie (D-moll) beiwohnen. In demselben Konzert werden die Ouvertüren „Genoverva“ von Schumann und „Egmont“ von Beethoven sowie die „Militär⸗Symphonie“ von Haydn zu Gehör gebracht werden. Die öffentliche Hauptprobe findet am Freitag, Mittags um 12 Uhr, statt.
Friedrich Gernsheim hat eine neue Symphonie vollendet, deren erste Aufführung im Februar in einem der städtischen Symphonie⸗ Konzerte in Mainz stattfinden wird.
Jagd. Am Dienstag, den 15. d. M., findet die nächste König⸗
liche Parforce⸗Jagd statt. Stelldichein: Mittags 1 Uhr eeKI c .