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Ministeriums, Staatssekretär Dr. von Boetticher, die Minister Freiherr von Berlepsch, Dr. Migquel, Thielen, Dr. Boffc⸗ Bronsart von Schellendorff, von Köller, Freiherr Marscha von Bieberstein und Schönstedt, der Staatssekretär Graf von Posadowsky⸗Wehner, der frühere Minister⸗Präsident Staats⸗ Minister Graf zu Eulenburg, der Staats⸗Minister. Schelling, der Präsident des Reichs⸗Versicherungsamts Dr.Bödiker, die beiden Präsidenten des Evangelischen Ober⸗Kirchenraths Dr. Barkhausen und Propst Freiherr von der Golt, der Ministerial⸗Direktor Dr. von Bartsch, der General⸗Direktor der Königlichen Museen, Wirkliche Geheime Ober⸗Regierungs⸗ Rath Schöne, der Konsistorial⸗Präsident Schmidt und der General⸗Superintendent Faber, der Landes⸗Direktor von Levetzow, der Geheime Regierungs⸗ Rath Fried⸗ heim als Vertreter des Polizei⸗Präsidenten, der Dirigent der Ministerial⸗Baukommission Kayser, der katholische Feld⸗ propst, Bischof Aßmann, der Rektor der Universität, Geheime Regierungs⸗Rath, Professor Wagner, der Rektor der Technischen Pochschule, Professor Müller⸗Breslau sowie Mitglieder beider städtischen Behörden. Sehr zahlreich vertreten war die Generalität, unter welcher sich die Generale von Rauch, von Grolman, von Strubberg und Sasse be⸗ fanden. Auch das gesammte Offizierkorps des Kaiserin Augusta Garde⸗Grenadier⸗Regiments war zur Feier befohlen. Vom ofstaat waren u. A. erschienen der Minister des Königlichen .“ von Wedel, der Ober⸗Gewandkämmerer Graf Perponcher, der Chef des Zivilkabinets, Wirkliche Geheime Rath Dr. von Lucanus und die frühere Palastdame Ihrer Hochseligen Majestät, Gräfin Oriola. Dem diplomatischen Korps war die östliche Halle eingeräumt: es erschienen der großbritannische, der russische, der italienische Botschafter, der österreichische Geschäfts⸗ träger und Vertreter sämmtlicher Gesandtschaften. 8 Vor der Feier nahmen die vier Fahnenträger des Augusta⸗ Regiments zu seiten des Denkmals Aufstellung. Gegen 12 Uhr begann die Anfahrt der Höchsten Herrschaften. Ihre Mafestät die Kaiserin Friedrich entsandte zur Feier den dienstthuenden Kammerherrn von Wedel. Es erschienen ferner: Ihre König⸗ ichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Heinrich, der Prinz und die Prinzessin Friedrich Leopold, Ihre Hoheiten der Herzog und die Herzogin Johann Albrecht von Mecklen⸗ burg⸗Schwerin. 3 1 8 Um 12 Uhr verkündeten laute Hochrufe die Anfahrt Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin mit den vier ältesten Prinzen. Während Seine Majestät der Kaiser die Reihen der Truppen abschritten, nahmen Ihre Majestät die Kaiserin aus der Hand der kleinen Brunhilde Stryck einen Strauß von Marschall Niel⸗Rosen entgegen. Seine Majestät der Kaiser begrüßten sodann den Vorsitzenden des Denkmals⸗ usschusses Dr. Stryck und die übrigen Mitglieder desselben. Nachdem Ihre Majestäten Sich in den Pavillon begeben hatten, sang der Domchor unter Begleitung von Blas⸗ nstrumenten den 1. und 6. Vers des Liedes: „Jerusalem, du hochgebaute Stadt.“ Alsdann nahm Dr. Stryck das Wort zu folgender Festrede: 1 Dankesbezeugungen waren die vielen und schönen patriotischen este — so führte er aus — die das deutsche Volk bei dem 25 jährigen Feiä.n der Neubegründung des Reichs in den letzten Wochen ge⸗ eiert hat, Dankesbezeugungen gegen Seine Majestät den Kaiser Wilbelm 1 nd gegen die Heerführer, welche die geeinte Nation von Sieg zu Sieg führten, Dank und Anerkennung gegen die Staatsmänner, welche diese Siege für die nothwendige Machtstellung des Deutschen Reichs benutzt haben. Ehrfurchtspoller Dank ist auch die Veranlassung zu dem heutigen Feste. Bald nach dem Hinscheiden der allverehrten Kaiserin traten Männer zusammen, um den in allen Kreisen der Be⸗ völkerung lebhaft empfundenen Wunsch zur Ausführung zu bringen, welcher dahin ging, der Verklärten wegen Ihrer großen Verdienste um das deutsche Volk ein würdiges Denkmal zu setzen als ein äußeres, sichtbares Zeichen der Liebe und Verehrung, welche die edle Fürstin überall genossen hat; im Herzen des Volks wird Ihr Andenten ewig fortleben. Nachdem die deutschen Heere die Grenzen des Landes überschritten hatten, da war Sie im Vaterlande der Mittelpunkt aller Bestrebungen, welche darauf gerichtet waren, die den Kriegern im Felde unausbleiblichen Entbehrungen zu verringern und ihnen tagtägliche Beweise der unausgesetzten Fürsorge zu geben. Vor allem sammelte die hohe Frau alle Kräfte des Landes um Sich, welche sich der freiwilligen Krankend flege gewidmet hatten. Seit Jahren stand Sie an der Svitze der patriotischen Frauen⸗ vereine, welche in selbstloser Ovferwilligkeit es sich zur Aufgabe ge⸗ macht, die erkrankten und verwundeten Krieger zu pflegen, und schon in den vorangegangenen Kriegen unter Fühbrung der Fürstin Außer⸗ ordentliches geleistet hatten. Die nach Tausenden zählenden Mitglieder dieser Vereine folgten in denkbar kürzester Zeit dem Ruf der Königin, und bald waren in den meisten von kranken und ver⸗ wundeten Kriegern belegten Krankenanstalten edle Frauenhände thätig, die Leiden der ihrer Pflege Anvertrauten nach Kräften zu erleichtern. Und Allen voran ging die Fürstin mit Ibrem Beispiel; Sie stellte Sich an die größten Anstalt, die zur Pflege der Kranken und bährend des ganzen Krieges ein⸗ gerichtet worden, un zeugte Sich täglich von der großen Pflicht⸗ treue und Opferwilligkeit, mit n die Frauen ihres Amtes walteten. Und als der Krieg beendet r und die Lagerstellen allmählich leer wurden, irsorge der Kaiserin keineswegs auf dem Gebiet e. eberall sehen wir Sie thätig, den reichen Erfahrungen zum Wohle der leidenden Menschheit zu then, und da, wo die Grenzen Ihres Könnens ge⸗ zogen, svornte Sie die Sachverständigen an, auf Mittel und Wege zu sinnen, wie gegen schwere und bis jetzt für fast unbeilbar gehaltene Krankheiten auf m e Weise angetämpft werden köane; Sie sezte hohe Preise für solche mit Erfolg gekrönte Bestrebungen aus. Aber nicht nur in der Krankenpflege sehen wir die Hobe Frau Ihre frucht⸗ bringende hätigkeit entfalten. Nächst dieser lag Ihr am meisten die Erziehung der weihlichen Jugend am Herzen. In der zweifellos richtigen Erkenntniß, daß an die kommenden Ge⸗ schlechter immer größere Anforderungen gestellt würden, deren erste Grundlagen in der Erziehung der Jugend gelegt werden müssen, war die Hohe Frau bestrebt, den Kreis des Wissenswerthen in den Mädchenschulen in angemessener Weise zu erweitern; als Vorbild für alle diese Be⸗ strebungen schuf Sie selbst eine Musteranstalt in dem naben Charlottenburg. Im Hinblick auf diese edle und gesegnete Thätigkeit der allverehrten Kaiserin ist auf dem Denkmal folgende Widmung angebracht: „Der Kaiserin und Königin Augusta in Liebe und Ehrfurcht das deutsche Volk.“ Das deutsche Volk wird Ihr Andenken hochhalten! —
rößt
Eure Majestät wollen nun Allergnädigst gestatten, daß ich namens des geschäftsführenden Ausschusses Eurer Majestät für die huldvolle und thatkräftige Mitwirkung bei Errichtung dieses durch die Liebe des deutschen Volks gestifteten Denkmals den unter⸗ thänizsten Dank ausspreche. Und nun bitte ich Eure Majestät ehr⸗ erbietigst, den Befehl zur Entfernung der Denkmalhülle geben zu wollen. “ Während die Hülle auf Allerhöchsten Befehl fiel, sangen die Festversammlung und der Domchor unter Musikbegleitung den Choral: „Ich weiß, was ewig dauert“. Inzwischen war der Ober⸗Bürgermeister Zelle vorgetreten. Seine Rede schloß mit den Worten: 1 So ist Berlin um ein herrliches Denkmal reicher, das unserer
üllt ist, können wir nicht scheiden, ohne dem Hohen Beschützer und e ee erke unterthänigsten Dank auszudrücken. Seine Majestät der Kaiser, Er lebe hech! 8 1 1 Jubelnd stimmte die Versammlung ein, während die Fahnen sich senkten und die Musik die Natisnalhymne in⸗ tonierte. Seine Majestät gaben nunmehr dem Bildhauer Pro⸗ fessor Schaper ein Zeichen, näherzukommen, und traten mit Ihrer Majestät der Kaiserin und den anderen Höchsten Herrschaften auf das Denkmal zu, um dasselbe eingehend zu besichtigen. 1 1“ Zum Schluß der Feier erfolgte die Niederlegung zahl⸗ reicher Kränze an dem Monument. Das Denkmal⸗Comité widmete einen solchen mit der Inschrift: „Der Kaiserin und Königin Augusta in Liebe und Ehrfurcht das dankbare deutsche Volk.“ Andere Kränze trugen die Widmungen des Zentral⸗ Comités der deutschen Vereine vom Rothen Kreuz, des Preußischen Vereins zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger, des Vaterländischen Frauenvereins und des Frauenvereins für Krankenpflege in den Kolonien, sowie des Augusta⸗Regiments. Nach dem Parademarsch des Regiments entboten Seine Majestät der Kaiser die Offiziere zu Sich und hielten eine Ansprache an dieselben. 8 Unter lauten Hurrahrufen der Menge erfolgte hierauf die Abfahrt der Allerhöchsten Herrschaften.
“ Der Ausschuß des Bundesraths für Justizwesen hielt heute eine Sitzung.
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Der Kaiserliche Gesandte in Brüssel, Wirkliche Geheime Rath Graf von Alvensleben ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.
Der Kaiserliche Botschafter in London, Staats⸗Minister Graf von Hatzfeldt⸗Wildenburg ist von dem ihm Aller⸗ höchst bewilligten Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Botschaft wieder übernommen.
Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich bayerische Ministerial⸗Direktor Freiherr von Stengel ist hier eingetroffen.
Bayern.
Anläßlich der Feier in Wörth hat, der „Allg. Ztg.“ zu⸗ folge, Seine Königliche Hoheit der Prinz⸗Regent olgendes Telegramm an Seine Majestät den Kaiser gerichtet: „Seiner Majestät dem Kaiser Wilhelm in Wörth. An der Ent⸗ hüllungsfeier zur ehrenden Erinnerung an den ruhmgekrönten Führer der Armee nehme Ich aguch in der Ferne aufrichtigen Antheil, und es drängt mich, Dir diese Gefühle an dem heutigen Ee“ Lu pold.
Als Antwort Seiner Majestät des Kaisers traf am 19. d. M. nachstehendes Telegramm an Seine Königliche Hoheit den Prinz⸗Regenten in Berchtesgaden ein:
„Der Ausdruck Deiner warmen Theilnahme an dem heutigen Tage hat Mich hoch beglückt. Ich handle im Sinne Meines Hoch⸗ seligen Vaters, des Führers der III. Armee, wenn Ich angesichts des heute enthüllten Denkmals, welches ein bleibendes Zeichen engster Waffenbrüderschaft Unserer Armeen bilden wird, des ruhmreichen An⸗ theils der bayerischen vise 5e gedenke S. 8 14 6 seits die innigste ückwünsche am heutigen Tage darbringe. seits die innigsten Glü sch eelh lag 1
Mecklenburg⸗Schwerin.
Die Wiederherstellung Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs hat, wie die „Meckl. Nachr.“ aus St. Jean de Luz erfahren, in der letzten Woche weitere langsame Fort⸗ schritte gemacht. Die asthmatischen Anfälle sind an Stärke und Zahl geringer, der Appetit ist gut, die Kräfte kehren all⸗ mählich wieder. Eingetretener kalter Witterung wegen ist Seine Königliche Hoheit gestern von dort abgereist, um sich sunächft nach Nizza zu begeben, von wo aus dann anfangs November die Uebersiedelung nach Cannes erfolgen wird.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach.
Seine Königliche Hoheit der Großherzog wird Heinrichau, woselbst die Rekonvalescenz Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin in günstigster Weise fortschreitet, demnächst verlassen, um bis in den Spätherbst in Italien zu verweilen.
Elsaß⸗Lothringen.
Seine Majestät der Kaiser hat, wie „W. v berichtet, anläßlich Allerhöchstseiner Anwesenheit in⸗ Straßburg dem Statthalter Fürsten zu Hohenlohe⸗Langenburg Allerhöchstseine lebensgroße Büste zum Geschenk gemacht.
Oesterreich⸗Ungarn.
v“ ““
Die Kaiserin Friedrich ist gestern zu mehrwöchigem Aufenthalt in Trient eingetroffen.
Der Kaiser vereidigte gestern in Budapest die neu⸗ ernannten Statthalter von Galizien und von Steiermark, den Fürsten Sanguszko und den Marquis Bacquehem, im Beisein des österreichischen Minister⸗Präsidenten Grafen Badeni. Vorher hatte der Kaiser die Grundsteinlegung für die Elisabethstädter Pfarrkiche vorgenommen und dabei in Erwiderung auf die Begrüßung des Ober⸗ Bürgermeisters hervorgehoben, das Munizipium der unga⸗ rischen Residenzstadt habe eine der edelsten Pflichten geübt, als es, sich die religiösen Interessen der römisch⸗ katholischen Bewohner vodr Augen haltend, den Kirchenbau aufgenommen habe. Die geistliche Zeremonie nahm der Kardinal⸗Fürstprimas Vaszary vor. Der Kaiser wurde bei der Hinfahrt wie bei der Rückfahrt mit enthusiastischen Ovationen begleitet.
Der Minister des Aeußern Graf Goluchowski erschien am Sonnabend im liberalen Klub zu Budapest.
Der österreichische Minister⸗Präsident Graf Badeni und der österreichische Finanz⸗Minister Dr. von Bilinski hatten vorgestern längere Besprechungen mit dem ungarischen Minister⸗ Präsidenten Baron Banffy und dem ungarischen Finanz⸗ Minister Lukacs. Gestern Nachmittag kehrten Graf Badeni und Dr. von Bilinski von Budapest nach Wien zurick.
Die „Wiener Zeitung“ von gestern veröffentlicht eine Verordnung des österreichischen Gesammt⸗Mini⸗ sterinms, durch welche doie am 12. September 1893 für
Smichow erlassenen Ausnahme⸗Verfügungen gehoben werden. — 8 Das Gesetz über die Rezeption der Juden ist am Sonnabend in Budapest amtlich veröffentlicht worden. In dem Finanzausschuß des ungarischen Unter⸗ hauses bemerkte der Handels⸗Minister Daniel, wie ver⸗ schiedene Budapester Blätter melden, bezüglich der geplanten Tarifreform, die Aenderungen der Frachtentarife sollten die Industrie und den Handel in keiner Weise schädigen, es sei namentlich keine Erhöhung der Getreidetarife in Aussicht genommen. Er hoffe, daß die be⸗ treffenden Arbeiten bis Ende des Jahres zum Abschluß gelangen würden. Hinsichtlich der Verstaatlichung der Südbahn erklärte der Minister: die Regierung beabsichtige, die ungarischen Strecken der Südbahn in dasNetz der unga⸗ rischen Staatsbahnen einzubeziehen; die Verhandlungen seien keineswegs als definitiv abgebrochen anzusehen. Bei der Ver⸗ staatlichung der Südbahn handele es sich nicht nur darum, die finanzielle Frage zu lösen, sondern auch darum, verkehrs⸗ politische Interessen zu schützen; jedenfalls müßten die von der Südbahn durchzogenen Landestheile auf tarifarischem Gebiet den anderen die Wohlthaten der Staatsbahnbetriebe genießenden Landestheilen möglichst gleichstellt werden. Die ziffermäßige Höhe des Investitionsbedarfs der Staatsbahnen sei vorläufig noch nicht festzustellen. Nach Feststellung der Bedürfnisse werde den Abgeordneten eine bezügliche Vor⸗ lage in Form einer Anleiheaufnahme zugehen. Der Ausschuß nahm dann das Budget des Handels⸗ Ministeriums an und genehmigte hierauf das Budget der Landesvertheidigung. Der Landesvertheidigungs⸗ Minister Freiherr von Féjerväry erklärte im Laufe der Debatte, die Mehrausgaben hingen keineswegs mit angeblich wahrnehmbaren Mängeln der Land⸗ wehr zusammen, sondern dienten nur der Weiterentwickelung derselben. Die Gerüchte, daß sich anläßlich der Manöver bei der Landwehr wesentliche Mängel gezeigt hätten, seien gänzlich unbegründet. Die ungarische Landwehr habe ebenso die An⸗ erkennung des Kaisers gefunden, wie das gemeinsame Heer und die österreichische Landwehr. 8
In Agram dauern die Vernehmungen der Studenten fort; die Verhafteten sind der Staatsanwaltschaft übergeben worden. Die Unabhängigkeitspartei hat betreffs der Agramer Fahnen⸗Affaire eine energische parlamentarische Aktion beschlossen.
Großbritannien und Irland.
Die 16“ James Gazette“ meldet, Lord Salisbury habe ein Ultimatum an den Präsidenten von Vene⸗ zuela gerichtet, worin eine Entschädigung für die Verhaftung und Deportation englischer Unterthanen gefordert und genaue Bedingungen über die Regelung der Grenzfrage zwischen England und Venezuela festgesetzt würden. Das Ultimatum sei dem venezolanischen General⸗Konsul in London übergeben worden. 1
Vorgestern fand in Chatham in Gegenwart des Ersten Lords der Admiralität Goschen, des Lord Beresford, des Feldmarschalls Wolseley und anderer hervorragender Per⸗ sönlichkeiten der Stapellauf des neuen Schlachtschiffs I. Klasse „Victorious“ statt, das 15 000 t Deplacement, eine Länge von 420 und eine Breite von 75 englischen Fuß hat. Die Gemahlin des Ersten Lords der Admiralität Goschen vollzog den Taufakt.
8 “
In der Notre⸗Dame⸗Kirche zu Paris wurde gestern Nach⸗ mittag anläßlich der Siege in Madag askar ein Tedeum abgehalten, welches der Erzbischof von Paris celebrierte. Der Präsident der Republik Faure und die Minister wohnten der Feierlichkeit bei. In den meisten Städten Frankreichs fanden ähnliche Feiern statt. . — .“
In dem am Sonnabend im Elysée abgehaltenen Minister⸗ rath theilte der Marine⸗Minister, Admiral Besnard ein Telegramm aus Tamatave mit, worin die völlige Unter⸗ werfung der umwohnenden Bevölkerung gemeldet und m getheilt wird, daß in Farafate 1200 Flinten und 39 Kanonen gesunden worden seien. Der Minister des Auswärtigen Hanotaux brachte ein Telegramm aus Tokio zur Kenntniß wonach die Schlußakte über die Verhandlungen, betreffend die Intervention Deutschlands, Frankreichs und Rußlands gestern unterzeichnet werden sollte.
Der Minister des Aeußern Hanotaux hat an den französischen Botschafter in Konstantinopel Cambon ein Dankestelegramm gerichtet für den thätigen Antheil, den dieser an der Lösung der armenischen Frage genommen habe.
In Bordeaux ist gestern Vormittag der Torpedoboot⸗ Träger „Foudre“, von dessen Bauart bisher noch kein Schiff in Frankreich vorhanden war, im Beisein einer großen Menschenmenge mit vollem Erfolge vom Stapel gelassen worden. Der „Foudre“ ist 118 m lang und vermag acht 19 m lange Torpedoboote zu tragen. “
Der Schwurgerichtshof hat den in den Prozeß der Süd⸗ bahn verwickelten Senator Magnier unter Zubilligung mildernder Umstände für schuldig erkannt. Magnier wurde zu einem Jahre Gefängniß verurtheilt.
Rußland.
Der „Regierungsbote“ konstatiert, daß das gemeir same Vorgehen der drei Mächte in der armenischen Frage seinen Zweck erreicht habe; die Armenier würden das erlangen, was zu ihren Gunsten im Berliner Vertrage von 1878, den die Türkei ebenfalls unterzeichnet habe, festgesetzt worden sei. Alles scheine darauf hinzudeuten, daß die leitenden ottomanischen Kreise nunmehr den infolge des Zögerns der Türkei geschaffenen Ernst der Lage erkannt hätten. Wenn die That⸗ sachen die gegen die Alttürken erhobene Anklage rechtfertigten, daß sie systematisch den Forderungen der drei Mächte Oppo⸗ sition gemacht hätten, indem sie den vereinzelten Rathschlägen anderer Mächte gefolgt seien, so würden die einflußreichen Parteigänger der alttürkischen Partei eine große Verantwort⸗ lichkeit für die Erschütterungen übernehmen müssen, denen das türkische Reich noch ausgesetzt sein könne.
Italien.
Der „Osservatore Romano“ erklärt die Behauptungen, daß der Delegirte des englisch⸗armenischen Comités Atkin, welcher kürzlich in Rom gewesen, die Zusage einer Audienz beim Papst erhalten habe, welche später nurcgeshen sei, und daß die Zurücknahme erfolgt sei, weil der Vertreter der Pforte in Rom Schritte dagegen unternommen habe, sowie ferner die Meldung, daß Atkin dem Kardinal Rampolla ein
Stadt zur Ehre und zur Zierde gereicht. Von der Stälte, wo es
Prag und die Bezirke Weinberge, Karolinenthal und
Memorandum überreicht habe, worin Thatsachen von
schuß hat die
höchster Wichtigkeit auseinandergesetzt worden seien, für falsch. Der „Osservatore Romano“ bezeichnet diese Behauptungen als Verleumdungen und fügt hinzu, man wisse vielleicht nicht, wie sehr der Papst zu Gunsten der christlichen Armenier gewirkt habe, weil er nicht die Gewohnheit habe, über seine Thätigkeit etwas in die Offentlichkeit dringen zu lassen, solange es nicht nothwendig sei. 8 1“ v1e4“ Da der Gesundheitszustand der Königin eine sorgfältige Schonung erforderlich macht, wird Allerhöchstdieselbe, wie z T. B.“ aus Brüssel erfährt, den Winter im Süden verleben. 8 8 B“
Aus Konstantinopel berichtet „W. T. B.“: die feier⸗ liche Bekanntmachung der bewilligten Reformen durch einen Hat scheine aufgegeben zu sein. Im Nilbiz⸗Kiosk fänden täglich Berathungen seitens des Sulkans mit dem Großvezier, dem Minister des Aeußern und anderen hohen Staatsbeamten statt. — Die Ernennung Feti Bei', des Bruders des Gouverneurs vom Libanon, Naum Pascha's, zum Kom⸗ missar für die Durchführung der Reformen stehe nahe bevor, sie sei bereits von den drei Botschaftern gebilligt worden. Die Dragomane der britischen, russischen und österreichisch⸗ungarischen Botschaft hätten sich am Sonnabend zu dem armenischen Patriarchen begeben und ihm ein Kollektivschreiben der Botschafter überreicht, welches ihn um seine guten Dienste bis zur Beendigung der armenischen Bewegung ersuche. An die Softas der verschiedenen Medresen Konstantinopels sei am Sonnabend abermals Geld und Fleisch vertheilt worden.
Eine in den gestrigen türkischen Blättern veröffentlichte amtliche Mittheilung besagt, daß die Auswahl der Be⸗ amten und die Ernennung der letzteren nach dem Hat von Gülhane vom Jahre 1839 und nach dem Hat von Humajon vom Jahre 1856 und den übrigen in Wirksamkeit tehenden Gesetzen erfolge, daß alle Unterthanen ohne Unterschied der Rasse zum Staatsdienste herangezogen und nach diesem Prinzip die Gesetze angewendet würden; ferner daß der Sultan seit seiner Thronbesteigung alle möglichen Reformen durch⸗ führe. Die Regierung beabsichtige, neue Reformen im ganzen Reich je nach Bedarf in jeder Provinz einzuführen und habe, um in gewissen Provinzen Klein⸗Asiens die Reformen vollständig durchzuführen, die Ausführung der bereits bestehenden Gesetze be⸗ schlossen. Dieser Beschluß habe die Sanktionierung erhalten. Die fraglichen Reformen umfaßten die Durchführung des Provinz⸗ Verwaltungsreglements vom Jahre 1871, die Anwendung der Art. 1 bis 27 des Gemeinde⸗Verwaltungsreglements vom Jahre 1877, die Zugeständnisse für den Altenrath, die Be⸗ fugnisse für die Richter und die Ernennung von sechs Justiz⸗ Inspektoren für rasche Erledigung der Prozesse und die In⸗ spizierung der Gefängnisse; ferner die Aufnahme aller Unter⸗ thanen ohne Unterschied der Rasse nach ihrem Stärke⸗ verhältniß in dem Vilajet in die Gendarmerie und Polizei; die Ernennung einer genüͤgenden Zahl von Feldhütern, die Anwendung der letzthin veröffentlichten Gefängniß⸗ vorschriften, die regelmäßige Funktionierung der Untersuchungs⸗ kommissionen nach Artikel 11 und 12 des Provinzialverwal⸗ tungs⸗Reglements, die Eskortierung der Kurdenstämme von den Sommerquartieren in die Winterquartiere durch Gendarmerie, um Reibungen zu vermeiden; die Anwendung von Waffen und Reisepässen für die Kurden, die definitive Installierung noma⸗ disierender Kurdenstämme, die Veröffentlichung des Reglements für die Hamidie⸗Kavallerie bezuüͤglich des Tragens der Uniform und der Waffen nur während der Einberufung, die Errichtung von Katasterkommissionen aus 5 Mitgliedern in den Vilajets⸗ und Sandschaks⸗Hauptorten für die jährlichen Besitztitel und die jährliche Entsendung von 4 In⸗ spektoren in diese Provinzen zur Feststellung der Immobiliar⸗ unregelmäßigkeiten, die Steuerannahme durch die Ge⸗ meinde⸗Vorsteher oder durch Einnehmer, die von den Ein⸗ wohnern zu wählen seien. Die Deponierung der Einnahme in die Lokalkassen, die Verpachtung vom Zehnten nur dorf⸗ weise und die durch Adjudikation bereits aufgelassene Robot⸗ leistung sollten nur für Arbeiten im öffentlichen Nutzen anwendbar sein. Das Terrain, die Werkzeuge, das Vieh und die Sämereien der Staats⸗ oder Privatschuldner sollten unverkäuflich sein.
Der bei den Unruhen in Trapezunt Bahri Pascha ist in Konstantinopel eingetroffen.
Serbien.
In der am Donnerstag voriger Woche in Belgrad ab⸗ gehaltenen Sitzung des Ausschusses der Fortschritts⸗ vartei hat der Minister⸗Präsident Nowakowic seine De⸗ mission als Vize⸗Präsident der Partei eingereicht. Der Aus⸗ mit Arbeitsüberhäufung begründete Demission nicht angenommen. Mit der vorläufigen Vertretung des Ministers in den Parteigeschäften wurde das Ausschußmitglied Staatsrath Kaljewic betraut.
verwundete
Dänemark.
Der König und die Königin von Griechenland werden, dem „W. T. B.“ zufolge, mit der Prinzessin Marie sowie den Prinzen Andreas und Christoph heute Nachmittag 2 Uhr an Bord des Königlichen Dampfers „Danebrog“ nach Lübeck abreisen. Der König reist dann nach Paris, die Königin mit ihren Kindern nach Wien, um dem Herzog und der Herzogin von Cumberland in Gmunden einen Besuch abzustatten. Der König wird in Triest oder Wien wieder mit der Königin und den Kindern zusammentreffen, vemnf die Reise nach Athen gemeinschaftlich fortgesetzt werden
rd. 1 8 8
8 .“ 2 Amerika.
nzalez Cosio ist
1 Der General G zum merxikanischen Minister des Innern ernannt worden. go. Aus Havanna wird gemeldet, daß die Abtheilung des penerals Oliver in der Provinz Remedios sechshundert aufständische geschlagen habe. Von letzteren seien dreißig ge⸗ dtet und viele verwundet worden. Die Spanier hätten rei Verwundete gehabt.
Das „Reuter'sche Bureau“ erfährt aus Buenos Aires: 8s scheine fast sicher zu sein, daß der Kongreß die Vorlage, etreffend die Unifizierung der Staatsschuld, bis zum
nächsten Jahre vertagen werde. Asien.
ecDas in Yokohama erscheinende Blatt „Nischi Nischi Schimbun“ meldet aus Söul, daß der Tod der Koͤnigin
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und “ Maßregeln.
über
1 8⁸
Aus Massowah wird berichtet, daß der General Bara⸗ tieri in Makale angekommen sei, wo er die Huldigungen der Bevölkerung und der Geistlichkeit entgegen genommen habe. Ras Mangascha habe Priester mit der Bitte um Frieden an den General Baratieri gesandt. Der Scheikh Zala habe eine Huldigungsbotschaft an den General von aus ge⸗ schickt, wo er sich mit seinen Truppen befinde. Der? ajor Toselli werde in Antalo durch Anlage von Befestigungen einen vor⸗ geschobenen Posten errichten, Arimondi Makale befestigen, General Baratieri selbst nach Adua abreisen.
Nach einer Meldung aus Schoa wäre der Negus Menelik in seinem Zelt von einem Blitzstrahl getroffen worden, der seine Zunge gelähmt habe.
Nachrichten aus Sansibar zufolge wäre der Hauptmann Lawrence, welcher eine Abtheilung der Eingeborenen⸗Truppe kommandiere, in einem Gefecht mit den Anhängern Mbaruk’'s durch einen Schuß getödtet worden, sein Leichnam sei in den Händen der Feinde geblieben. Die Kriegsschiffe „Phoebe“ und „Swallow“ hätten sich an Ort und Stelle begeben. Verstärkungen von indischen Truppen würden in kurzer Zeit nach Mombasa abgehen.
Aus Majunga ist
in Paris die Nachricht eingetroffen, die europäischen Truppen des Expeditionskorps würden Anfang Dezember in die Heimath zurückbefördert werden. Da die Verbindungen zwischen Tananarivo, Majunga und Tamatave sicher geworden seien, so bevölkerten sich die an der Etappen⸗ b belegenen Ortschaften wieder; die Bewohner kehrten zuruͤck.
Ueber die Einnahme von Tananarivo wird der „Times“ von dort berichtet: die Franzosen, welche von Norden her herangerückt seien, hätten am 29. September die Hovas bis innerhalb drei Meilen Entfernung von der Stadt vor sich hergetrieben. Die Stimmung gegen die Fremden sei eine sehr er⸗ regte geworden. Der Pöbel habe die französischen Gefangenen ermordet und verstümmelt und würde, wenn die französischen Truppen nicht erschienen wären, die Engländer in dem Missions⸗Spital umgebracht haben. Ueber das Gefecht vom 30. September wird gesagt, daß das Feuer der Artillerie der Hovas gut gewesen sei; die Franzosen hätten in⸗ dessen dieselben von den Höhen heruntergetrieben und ihrerseits die Stadt beschossen. Sie seien im Begriff gewesen, diese im Sturm zu nehmen, als die Königin die Fagge des Palastes habe senken lassen. Die Besetzung der Stadt sei in Ruhe vor sich gegangen. Die Königin sei wieder eingesetzt, der Premier⸗Minister aber verhaftet worden. Das ausgezeichnete Verhalten der französischen Truppen beruhige die Eingeborenen. “
Parlamentarische Nachrichten.
Der „Lorrain“ veröffentlicht ein Schreiben des Abgord neten zum Reichstag fuͤr den 14. elsaß⸗lothringischen Wahl⸗ kreis (Stadtkreis und Landkreis Metz) Dr. Haas an seine Wähler, welches besagt, dringende Familienverhältnisse zwängen ihn, das Reichsland zu verlassen und das Mandat nieder⸗ zulegen.
G Land⸗ und Forstwirthschaft. 8 Ernteergebniß und Saatenstand Ruß lands.
Ueber das Ergebniß der diesjährigen Getreideernte und die Be⸗ stellung der Wintersaaten in Rußland gehen uns zu Ende v. M. folgende Mittheilungen zu:
In Kur⸗ und Livland hat Roggen im allgemeinen sowohl in den Körnern wie an Stroh nur einen geringen Ertrag geliefert, die Qua⸗ lität war indessen sehr gut. Winterweizen weist gleichfalls ein bei vorzüglicher Qualität sehr unbefriedigendes quantitatives Ergebniß auf. Der Hafer hatte sich günstig entwickelt und versprach namentlich einen vorzüglichen Strohertrag, infolge vielfacher Lagerungen stellt sich jedoch das endliche Ergebniß anders. Gerste scheint stellenweise durch die Frühjahrsdürre gelitten zu haben. Wo sie gut stand, wird auch meist der Strohertrag gerühmt.
Die Winteraussaat erfolgte bei vorwaltend günstiger Witterung und scheint fast überall schön aufgegangen zu sein. Ebenso hat in Polen die Winterbestellung im Laufe des Monats September unter günstigen Witterungsbedingungen stattgefunden. Die Kartoffelernte ist dort im allgemeinen befriedigend ausgefallen, dagegen bietet die Zuckerrübenernte ein weniger günstiges Ergebniß.
In den Gouvernements Wilna, Kowno und Grodno ist die Ge⸗ treideernte im allgemeinen befriedigend, das Stroh läßt zu wünschen übrig. Die Kartoffeln haben, Sespabais im Gouvernement Grodno, ein außerordentlich gutes Ergebniß geliefert. Die aussaat ist beendet, doch infolge anhaltender Dürre an vielen Orten nur spärlich aufgegangen. Dagegen ist im Süd⸗ westgebiet, wo die Bestellung der Felder fast überall unter günstigen Bedingungen beendet worden ist, die Ende September herr⸗ schende feuchte Witterung dem Aufgehen der Saaten förderlich ge⸗ wesen. Einen nachtheiligen Einfluß aber haben die reichlichen Nieder⸗ schläge auf die Entwicklung der ohnehin in diesem Jahre quantitativ wie qualitativ zu wünschen lassenden Zuckerrübe ausgeübt. Obgleich die Aussaatfläche in den südwestlichen Gouvernements um 14 bis 15 000 Desjätinen größer ist als im Vorjahr, dürfte das Ergebniß der diesjährigen Zuckerrübenernte doch hinter demjenigen des Jahres 1894 zurückbleiben. Das Pflücken des Hopfens ist ziemlich beendet, die Ernte soll dürftig sein, doch wird die Qualität des Produkts ge⸗ lobt. Im Gouvernement Jekaterinoslaw ist die Getreideernte mit wenigen Ausnahmen unter Mittel ausgefallen.
Im Gouvernement Kutais ist anhaltender Regen dem Gedeihen des Mais hinderlich gewesen, man erwartet ein mittleres Ergebniß.
Winter⸗
Absperrungs⸗
Nach der im Kaiserlichen Gesundheitsamt bearbeiteten Statistik die Verbreitung von Thierseuchen im Deutschen Reich während des zweiten Vierteljahrs 1895 ist die Maul⸗ und Klauense uche in 1997 Gehöften ꝛc. (gegen 2871 im 1. Vierteljahr 1895) mit einem Gesammtbestande von 22 702 Stück Rindvieh, 22 077 Schafen, 231 Ziegen und 6204 Schweinen ausgebrochen. Die Ausbrüche ver⸗ theilen sich auf 665 Gemeinden und Gutsbezirke (gegen 1298 im 1. Vierteljahr 1895), 300 Kreise ꝛc. (gegen 375), 61 Regierungs⸗ ꝛc. Bezirke (gegen 63) und 17 Staaten (gegen 17). Gegenüber dem 1. Vierteljahr 1895 hat somit eine erhebliche Abnahme der Seuche stattgefunden. Am stärksten ergriffen wurde das südliche Deutschland und hier besonders einzelne Gegenden von Württemberg und Baden. Am Schlusse des zweiten Vierteljahrs 1895 herrschte die Seuche noch in 1 S“
39 Regierungs⸗ ꝛc. Bezirken 88 Kreisen ꝛc. “
141 Gemeinden ꝛc.
don der Regierung von Korea bestätigt werde.
8
„Verhältnißmäßig am stärksten verbreitet war die Seuche in dieser 2 in Württemberg sowie in den badischen Landeskommissariats⸗ ezirken Karlsruhe und Mannheim, in der hessischen Provinz Starken⸗ burg und in dem reichsländischen Bezirk Ober⸗Elsaß.
Alexandrien, 20. Oktober. (W. T. B.) Aus Damiett werden neue Cholerafälle gemeldet; am Freitag und Sonnaben sind neun bezw. sieben Personen der Krankheit erlegen. Auch in Mansurah ist ein Krankheits⸗ und ein Todesfall an Cholera vor gekommen.
Handel und Gewerbe.
Für, die persische Provinz Azerbeidschan ist ein Ausfuhrverbot, betreffend Getreide und Lebens⸗ mittel, von der dortigen Regierung erlassen worden.
Unter Lebensmittel sind Reis, Fleisch, ausgelassene Butter und Hülsenfrüchte zu verstehen.
Getrocknete Früchte, insbesondere Rosinen, fallen also nicht unter jenen Begriff.
Es bestehen zur Zeit Getreide⸗Ausfuhrverbote
rovinzen Fars, Arabistan, Gilan, Asterabad und Khorassan.
Paris, 21. Oktober. (W. T. B.) Die spanische Regie⸗ rung beschloß, entsprechend dem Wunsche der französischen Handels⸗ welt, die Forderung von Urspr ungs⸗Zertifikaten vorläufig nicht in Kraft treten zu lassen. 8
für die Mazenderan,
Verkehrs⸗Anstalten.
Der Schnelldampfer „Maasdam“ der Niederländisch⸗Ameri⸗ kanischen Dampfschiffahrts⸗Gesellschaft ist am 19. Oktober in New⸗ York angekomme
Koönigliche Oper (Kroll's Tbeater).
en Anhängern der italienischen Oper alten Stils dürfte die gestrige Aufführung von Donizetti's „Lucia von Lammer⸗ moor“ einen ungetrübten Genuß bereitet haben, denn die anspruchs⸗ volle Koloraturpartie der Lucia hatte in Fräulein Mary Howe aus New⸗York eine Vertreterin von ganz ungewöhnlicher Kehlfertig⸗ keit gefunden. Ob die Dame auf Engagement sang, oder ob ihr nur Gelegenheit geboten wurde, ihr ansehnliches Können einmal hier zu entfalten, war aus den vorausgegangenen Ankündigungen nicht ersichtlich. Jedenfalls steht fest, daß ihr Engagement einen Gewinn für die König⸗ liche Oper bedeuten würde, die für den Koloraturgesang nur eine, freilich hervorragende Kraft in Frau Herzog besitzt, während Fräulein Dietrich mehr Befähigung für das Soubrettenfach erwiesen hat. Fräulein Howe beherrscht die deutsche Sprache noch nicht, und das beeinträchtigte gestern anfangs ihre Leistung; als sie aber, einem inneren Impulse folgend, in die ihr geläufigere italienische über⸗ ging, entfesselte sie vor allem nach der Wahnsinnsscene einen begeisterten Beifall. Die Stimme klang bis in die höchsten Höhen hell und glockenrein, der in der Oper vorkommende Zwiegesang mit der Flöte machte fast den Eindruck eines Flötenduetts und zeugte von der vollendeten Beherrschung einer in heutiger Zeit sehr seltenen Ge⸗ sangstechnik. Herr Götze, der zweite Gast des Abends, gab den Sir Edgar Ravenswood mit der gewohnten Frische in Stimme und Spiel, und Herr Bulß bot als Heinrich Afhton gesanglich sowohl wie darstelle⸗ risch eine vornehme Leistung. Auch die Herren Philipp und Mödlinger sowie Fräulein Deppe trugen das Ihrige zum guten Gelingen der Aufführung bei. Herr Musikdirektor Steinmann leitete die Oper sowohl wie das darauf folgende, von ihm selbst komponierte Tanzbild „Phantasien im Bremer Rathekeler⸗ mit Geschick und Sicherheit.
Königliches Opernhaus.
Die General⸗Intendantur der Königlichen Schauspiele hatte zum Sonnabend eine Einladung zur Besichtigung des umgebauten Opern⸗ hauses ergehen lassen. Beim Betreten des Hauses fiel die Eingangs⸗ halle mit ihren neuen, hellen Säulen und dem getönten Terrazzo⸗ fußboden vortheilhaft auf als erste freundliche Wirkung des Umbaues, der sich bereits auf der Straße durch das vorgebaute Schutzdach für die Auffahrt bemerklich macht. Von der Vorhalle an herrscht ein heller, lichter Ton überall im erneuten Hause vor, der erfreuend auf das Auge wirkt. Die langen Korridore um das Parquet herum haben eine wesentliche Veränderung durch die Verlegung der Garderoben erfahren, die sich jetzt an der ihrem früheren Ort gegen⸗ überliegenden Seite des mit mächtigen Spiegeln geschmückten Ganges hinziehen. — Als die Gäste sich im Parquet versammelt hatten, wurden sie von feierlichen O gelklängen empfangen, die von der linken Seite der Bühne (vom Beschauer aus) herübertönten. Herr Baurath Heim begrüßte die Anwesenden, um ihnen zu zeigen und zu erklären, was Architektur und Malerei sorgfältig ersonnen und ausgeführt batten, um dem musikalischen Brama einen neuen würdigen Rahmen zu verleihen. Zunächst wurde auf die praktischen Neue⸗ rungen für die Heizung und Lufterneuerung des großen Raumes hingewiesen. An Stelle mehrerer Heizungsarten, die früher zur genügenden Erwärmung des Hauses zusammenwirkten, tritt jetzt eine einheitliche Heizung von dem im Garten des Prinzessinnen⸗Palals errichteten Maschinenhause aus. Zur Erzeugung stets reiner Luft ist unter dem Parquet ein Luftmischraum angelegt worden, aus dem vermittels kleiner Oeffnungen unter den Parquetsitzen die Luft des Hauses beständig erneuert wird. Ferner hat der Orchesterraum einen bedeutsamen Umbau erfahren, so daß jetzt die sroße Zahl der zu den Wagneropern nothwendigen Musiker, die ungefähr hundert beträgt, bequem Platz findet; zugleich hat man dem Orchester, um die Klangwirkung zu erhöhen, den ihm feblenden gewölbten Resonanzboden gegeben, ähnlich denen in den Opern⸗ häusern in Dresden und Turin. Eine Röhrenleitung unter dem arquet bildet ein weiteres sinnreiches Mittel zur Klangverstärkung Der Fußboden des Parquets ruht nämlich jetzt auf ziemlich dicht liegenden, vom Orchester strahlenförmig auslaufenden eisernen Röhren, die mit der Balkenlage des Orchesterboden zusammentreffen und die Tonwellen so kräftig forttragen, daß die Musik gleichsam auch durch die Fusßspitzen der Hörer pibriert. Man meint durch diese und andere kleinere Veränderungen im Theaterraum die Akustik wesentlich verbessert zu haben. Ein besserer Ueberblick der Bühne von den Parquetsitzen aus wurde dadurch gewonnen, daß man die Rampe um 18 cm. erniedrigt hat. Die Parquetlogen und das Stehparquet sind entfernt, die Zahl der Ausgäaänge ist vermehrt worden und für die berschiedenen Ränge wurden neue Treppen angelegt. An der Stelle, wo früher eine kleine Treppe von der Kajiserlichen Seitenloge nach der Bühne führte, steht jetzt die neue, von Sauer in Frankfurt a. DH. gebaute Orgel. Das alles sind Aenderungen, die wenig oder gar nicht äußerlich bemerkbar werden, deren angenehme Wirkung sich aber den Besuchern bald angenehm fühlbar machen wird. Unmittelbar fällt das glänzende Farbenspiel in die Augen, welches der Theatersaal jetzt in seiner dekorativen Ausstattung darbietet. Der Architekt wollte in dem äußeren Schmuck nicht das Neueste bringen, sondern vor allem Behagen und frohe, festliche Stimmung wecken; in diesem Sinne wirken die lichtrothen Bekleidungen und Draperien, die in der großen Hofloge durch Goldbrokatstoff ergänzt werden, die schön gestickten Velarien an der Brüstung der Loge, die leuchtenden Vergoldungen und besonders die heiter herniederschauenden Deckengemälde, die jetzt in zarten, lichten Farben prangen. — Auch der große Konzertsaal ist einer Iee, Erneuerung unterworfen worden. Ein feiner, elfenbeinfarbener Ton herrscht vor vereinigt sich harmonisch mit den goldigen Verzierungen der Wand⸗ und Deckentheilungen. Durch die Neuvergoldung der umlaufenden Galerie mit ihrer lichtrothen Dekoration wird die architektonische
und
453 Gehöͤften ꝛc.
Schönheit des Saalbaues bedeutend gehoben. An der Voute ziehen