aus dem Per⸗
1u1““
Die im Reichs⸗Eisen p Betriebs⸗Ergebnisse deutscher Eisenbahnen im Monat September 1895 ergiebt für 65 Bahnen, die schon im September 1894 im Betriebe waren, Folgendes:
Gesammtlänge: 39 099,99 km.
im gegen auf gegen Ganzen das Vorjahr 1 km das Vorjahr
ℳ ℳ ℳ ℳ ℳ% für alle Bahnen im September 1895
966 + 39 421 aus dem Güter⸗ 1
verkehre . . 75 011 381 + 1 861 442 1 925 + 10 + 052
für die Bahnen mit dem Rechnungsjahre 1. April— 31. März in der Zeit vom 1. April 189. bis Ende September 1895 .
aus dem Per⸗ — V 1 1 182223370 *14 217188 5 825 + 367 + 672 aus dem Güter⸗ 1 V verkehre. 364643402 *11950788 11 458 + 189 + 1,68
für die Bahnen mit dem Rechnungsjahre 1. Januar — 31. Dezember in der Zeit vom 1. Janꝛ 8 bis Ende September 1895 aus dem Per⸗ 8 sonenverkehre 54 225 645 + 1 717 583 aus dem Güter⸗ “ verkehre .. 96 003 383 + 4 972 564 13 921 + 583 + 1,68 Eröffnet wurden: am 1. September die Strecken Helm⸗ stedt —Oebisfelde 35,54 km (Königliche Eisenbahn⸗Direktion in Magdeburg), Wulkow-— Stolzenhagen 23,73 km (Königliche Eisenbahn⸗Direktion in Bromberg) und Striegau — Maltsch 36,28 km (Königliche Eisenbahn⸗Direktion in Breslau); am 7. September Endingen-—-Altbreisach 17,38 km (Kaiserstuhl⸗ bahn) und am 16. September Goldberg-—-Schönau 15,31 km (Königliche Eisenbahn⸗Direktion in Breslau).
Einnahme
sonenverkehre 36 982 192 + 2 155 886
1 7 975 + 190 + 6,72
—
Der hiesige Königlich bayerische Gesandte Graf von Lerchenfeld⸗Köfering ist vom Urlaub nach Berlin zurück⸗ gekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder über⸗ nommen.
Der hiesige Königlich sächsische Gesandte Graf von Hohenthal und Bergen ist vom Urlaub in Berlin ein⸗ getroffen und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder über⸗
In der Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers“ werden Nachrichten über den Stand der Herbstsaaten um die Mitte des Monats Oktober und die Ernte von Weizen, Spelz und Sommergerste im Jahre 1895, zusammengestellt im Kaiserlichen Statistischen Amt, veröffentlicht. “
si;e Ahlösung für S. M. 8S.S Sperber, „Hyäne“, „Cyclop“ und „Nachtigal“ ist unter Führung des Korvetten⸗Kapitäns Reincke mit dem Norddeutschen Lloyd⸗ Dampfer „Salier“ am 22. Oktober in Kamerun angekommen.
Nach der am 28. Oktober zu erwartenden Rückkehr Ihrer
Majestät der Königin aus Sigmaringen nach Dresden gedenken Ihre Masestäͤten der König und die Königin eeg zu einem zwölftägigen Aufenthalt nach Sibyllen⸗ esien zu begeben. Die Abreise dahin erfolgt, dem
1“ zufolge, voraussichtlich am 29. d
.“ Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Seine Königliche Hoheit der Herzog empfing am Dienstag im Residenzschlosse zu Coburg den spanischen Botschafter in Berlin Don Felipe Mendez de Vigo in feierlicher Audienz. Nach Schluß derselben wurde der Botschafter auch von Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Herzogin empfangen. Später fand zu Ehren des Botschafters Gala⸗ tafel statt. .“ “
Oesterreich⸗Ungarn.
Gegenüber den Meldungen der Zeitungen über eine an⸗ geblich bevorstehende Reise des Erzherzogs Franz Ferdi⸗ nand nach Egypten konstatiert die „ oöüitische Korrespondenz“, daß über den Winteraufenthalt des Erzherzogs definitive Be⸗ schlüsse noch nicht gefaßt worden seien.
Das dem Abgeordnetenhause heute von dem Finanz⸗ Minister Dr. von Bilinski vorgelegte Budget für 1896 weist ein Gesammterforderniß von 662 691 582 Fl. und eine
Gesammtbeckung von 662 902 808 Fl. auf; es verbleibt daher ein Ueberschuß von 211 226 Fh⸗ im Vergleich zum Jahre 1895 173 617 Gulden mehr. Aehnlich wie im Vor⸗ jahre, wird auch für 1896 die Heranziehung von 3 Millionen Gulden aus den laufenden Einnahmen behufs Tilgung der Staatsschuld in Aussicht genommen. 3
In der gestrigen Sitzung des ungarischen Unter⸗ hauses setzte die Opposition, nachdem die Tagesordnung in ruhiger Weise erledigt war, in Form von Interpella⸗ tionen ihre Angriffe gegen die .S ve; wegen der Vorgänge in Agram fort. Zunächst richtete der Abg. Franz Kossuth an die Regierung die Anfrage, warum sie nicht energische Genug⸗ thuung für die Beleidigung der nationalen Trikolore verlangt habe. Der Abg. Pazmandy beschuldigte die kroatische Regierung der Konnivenz gegenüber den Ausschreitenden und verlangte Maß⸗ regeln, aus welchen erhelle, daß Kroatien bloß eine ungarische Provinz und der Banus der ungarischen Regierung unter⸗ geordnet sei. Ein anderes Mitglied des Hauses befragte sodann die Regierung wegen des angeblich rohen Vorgehens der
Bludapester Polizei gegen die Studenten, welche in der Haupt⸗
stadt Kundgebungen veranstaltet hätten. Die Regierung wird
die Anfragen morgen beantworten. 8
“ “
namt aufgestellte Uebersicht der
worin die Re
Türkei. Der Großvezier Kiamil Pascha hat, wie das „Reuter’sche Bureau“ erfährt, an Schakir Pascha ein Schreiben gerichtet, ojekte für die Vilajets Erzerum, Biltis, Siwas, Mamuret⸗Aziz, Wan und Diarbekr enthalten sind. Das Schreiben lenkt die ernste Aufmerksamkeit Schakir Pascha's auf die Reformen und weist ihn an, deren Ausführung streng zu überwachen und darüber nach Kon⸗ stantinopel zu berichten. Ein ähnliches Schreiben ist den Gouverneuren der genannten Provinzen übermittelt worden. Die Botschafter Großbritanniens, Rußlands und Frankreichs beriethen vorgestern über das Memoran⸗ dum der Pforte bezüglich der Reformen und beschlossen, der Pforte eine Note zu übermitteln, worin sie erklären, von der Bestimmung über die Ernennung kompetenter Gouverneure Kenntniß zu nehmen, und sich das Recht vorbehalten, unfähige Gouverneure zu beanstanden. “ Haussuchungen bei höheren Hofbeamten im Yildiz⸗ Kiosk sowie Verhaftungen unter der Palastdiener⸗ schaft in Verbindung mit einigen außerordentlichen Sicher⸗ heitsvorkehrungen haben neuerdings in Konstantinopel be⸗ unruhigende Gerüchte hervorgerufen, von denen sich, dem „W. T. B.“ zufolge, nur das eine vielleicht bestätigen dürfte, daß im Nildiz⸗Kiosk beschimpfende Pamphlete gefunden worden seien. Das Palais des Marine⸗Ministers ist seit Dienstag militärisch besetzt. Die aus den Provinzen eingetroffenen Nachrichten lauten andauernd beunruhigend. Wie es heißt, wären in Kerasor Unruhen ausgebrochen, doch fehlen alle Einzelheiten; aus dem Distrikt Mudania wird gemeldet, daß die Türken das armenische Dorf Seulus angegriffen hätten. 24 Persone Seiten getoͤdtet oder verwundet worden.
Serbien.
Wie die Belgrader Abendblätter von gestern melden, ist die Pensionierung des serbischen Gesandten in Wien Simic vollzogen werden. Das Amtsblatt veröffentlicht zahlreiche Ver⸗ änderungen in höheren Militär⸗Kommandostellen.
Bulgarien.
Die Eröffnung der Sobranje, welche am Sonntag erfolgen sollte, ist infolge der durch Hochwasser verursachten Schäden auf der Linie der orientalischen Eisenbahn auf Donnerstag verschoben worden, damit die Deputirten recht⸗ zeitig eintreffen können.
Dänemark.
Die Prinzessin von Wales mit den Prinzessinnen Victoria und Maud sowie der Prinz Nikolaus von Griechenland haben gestern Nachmittag Schloß Bernstorff verlassen, um sich an Bord der Königlichen Nacht „Osborne“ durch den Kaiser Wilhelm⸗Kanal nach London zu begeben. Die Kaiserin⸗Wittwe von Rußland wird heute Nach⸗ mittag von Kopenhagen abreisen. Der Kronprinz und die Kronprinzessin von Schweden und Norwegen trafen gestern Nachmlttag in Kopenhagen ein und setzten alsbald die Reise nach Baden⸗Baden via Korsör⸗Vamdrup fort.
Amerika. G 8 Die Regierung der Vereinigten Staaten hat, nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Madrid, von neuem die Anweisung ertheilt, die Einschiffung von Frei⸗ willigen und die Sendung von Waffen nach Cuba durch thätige Verfolgung zu verhindern.
Afrika.
Die „Agenzia Stefani“ berichtet aus Massowah von gestern, der General Baratieri habe aus Adua telegraphisch gemeldet, daß die Befestigungen von Makale und die Organi⸗ sation des Landes in Angriff genommen seien. Er habe Ras Sebat zum Chef von Enderta, Degiacali zum Chef von Edda Moheni ernannt. Jenseits der Grenze herrsche große Verwirrung. Er sei in Adua festlich empfangen worden; der Ober⸗Priester Theophilos Ecceghie sei ihm mit großem Gepränge entgegengekommen. Heute werde er sich nach Asmara begeben.
Parlamentarische Nachrichten.
Eine Uebersicht über die Verhandlungs⸗Gegenstände des Herrenhauses in der Session vom 15. Januar bis 10. Juli 1895 ist von dem Bureau⸗Direktor Reißig zusammengestellt und den Mitgliedern des Hauses übermittelt worden.
Bei der heutigen Landtagswahl im 8. Liegnitzer Wahl⸗ bezirk (Lauban, Stadt⸗ und Landkreis Görlitz) wurde der Landesälteste von e. in Heidersdorf (konservativ) mit 406 Stimmen zum Mitglied des Hauses der Abgeordneten gewählt. Ein Gegenkandidat war nicht aufgestellt.
MNr. 43 der „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge⸗ sundheitsamts“, vom 23. Oktober, hat folgenden Inhalt: Ge⸗ sundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. — Zeitweilige Maßregeln gegen Cholera ꝛc. — Gesundheitsverhältnisse in Stuttgart, 1893/94. — Infektionskrankheiten in Italien, 1894. — Sterblichkeit in Athen, 1894. — Gesetzgebung u. s. w. (Deutsches Reich.) Geheim⸗ mittel. — (Preußen.) Gewerbliche Anlagen. — (Hessen.) Puerperal⸗ fieber. — (Sachsen⸗Altenburg.) Weinverfälschungen. — Apotheker⸗ lehrlinge. — (Oesterreich. Bukowina.) Trachom. — (Belgien.) Tuberkulosfe. — Gang der Thierseuchen. Maul⸗ und Klauen⸗ seuche im Deutschen Reich, 1894. — Rinderpest und sibirische Pest in Rußland, 2. Vierteljahr. — Rinderpest in der Türkei. — Zeitweilige Maßregeln gegen Thierseuchen. (Deutsches Reich, Egypten). — Vermischtes. (Hamburg). Chemisches Staats⸗ laboratorium, 1894. — Geschenkliste. — Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. — Degn in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. — Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. — Witterung.
Nr. 51 des „Eisenbahn⸗Verordnungs⸗Blatts“, heraus⸗ egeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 23. Oktober, at folgenden Inhalt: Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten:
vom 14. Oktober 1895, betreffend Befähigungsnachweis der Zivil⸗ Supernumerare; vom 14. Oktober 1895, betreffend telegraphische Be⸗ stellung zusammenstellbarer Fahrscheinhefte; vom 15. Oktober 1895, betreffend Gewinnung der für die bevorstehende Volkszählung er⸗ forderlichen Zähler; vom 16. Oktober 1895, betreffend Verrechnung
1 “ 5 85*
von Verkaufskosten; vom 17. Oktober 1895, betreffend U 8eabgh —
des Personals aus Anlaß der durch Selbstperschulden oder Unvor⸗ sichtigkeit herbeigeführten Unglücksfälle; vom 17. Oktober 1895, be⸗ treffend Verausgabung von Materialien aus den Magazinen; vom 17. Ok⸗ tober 1 895, betreffend Freifahrtordnung; vom 18. Oktober 1895, be⸗ treffend Verwendung von Buchenholz; vom 18. Oktober 1895, be⸗ treffend Muster 2 und 3 zur Dienstvorschrift für die Revision und Uebergabe der Stations⸗ und Abfertigungskassen. — Nachrichten.
beiden
Entscheidungen des Reichsgerichts.
Ein Wohnungsmiether, welcher bei dem Miethen einer Wohnung dem Vermiether oder dessen Vertreter gegenüber falsche Angaben über den Personenstand seiner Hausgenossen macht, um den Vermiether zur Eingehung des Miethsvertrags zu be⸗ ”.,e macht sich, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, II. Straf⸗ enats, vom 19. März 1895, dadurch nicht eines “ in Bezug auf den Personenstand (§ 169 des Strafgesetzbuchs) schuldig. — X. hatte beim Miethen einer Wohnung die mitanwesende unverehelichte G. dem Hausverwalter gegenüber als seine Ehefrau ausgegeben. Als solche wurde sie sodann von dem Hausverwalter polizeilich angemeldet und darauf hin in das polizeiliche Melderegister eingetragen. Auch haben FX. und die G. längere Zeit in der gemietheten Wohnung zusammen ge⸗ wohnt, und sie sind von den Mitbewohnern des Hauses allgemein für Eheleute gehalten worden. . wurde wegen Verände⸗ rung des Personenstandes der G. aus § 169 Str.⸗G.⸗B. angeklagt. Die Strafkammer sprach ihn frei, und die Revision des Staats⸗ anwalts wurde vom Reichsgericht verworfen, indem es begründend ausführte: „Die Handlungen des Angeklagten würden den Thatbestand des § 169 a. a. O. nur dann erfüllen, wenn sie darauf gerichtet waren, die durch den Personenstand gegebenen rechtlichen Beziehungen dauernd als andere erscheinen zu lassen, als sie in Wahrheit sind. Diese Voraussetzung aber hat der Vorderrichter verneint, indem er als erwiesen annimmt, daß der Angeklagte die falsche Angabe bezüg⸗ lich der G. nur deshalb gemacht hat, um dadurch den Hausverwalter zur Eingehung des Miethsvertrags zu bestimmen.“ (510/95.)
— Die Veranstalter einer Lotterie, welche die Fhelig⸗ Stempelabgabe nicht entrichtet haben, sind, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, III. Strafsenats, vom 4. April 1895, zur Stempel⸗ hinterziehungsstrafe nur im einmaligen Betrage, jedoch unter Haftbarkeit jedes Einzelnen als Gesammtschuldner, heranzuziehen. „Die sieben Angeklagten haben ein „Comité“ gebildet, in dieser Eigenschaft die Loose ausgefertigt und vertrieben. Danach sind sie präsumtiv, was den zwischen ihnen und den einzelnen Loosabnehmern zu stande gekommenen Lotterie⸗ oder’ Spielvertrag anlangt, als „ge⸗ meinschaftliche Kontrahenten“ anzusehen und kommt ihnen die gerade auf solche Fälle berechnete Bestimmung des § 35 Abs. 1 letzter Satz des Reichsstempelgesetzes vom 27. April 1894 zu statten.“ (912/95.)
Entscheidungen des Ober⸗Verwaltungsgerichts.
Die Landwirthschaftlichen Zentralvereine in Preußen gehören, nach einem Urtheil des Ober⸗Verwaltungsgerichts, II. Senats, vom 24. April 1895, nicht zu den dem Staat untergeord⸗ neten Korporationen im Sinne des § 69 Theil II Tit. 10 des Allgemeinen Landrechts, und die von ihnen angestellten Beamten, insbesondere die Lehrer an ihren Landwirthschaftsschulen, sind demnach keine mittelbaren (hinsichtlich der Heranziehung zu Gemeindelasten den unmittelbaren Staatsbeamten gleichgestellten) Staatsbeamten. Durch dasselbe Urtheil hat das Ober⸗Verwal⸗ tungsgericht auch ausgesprochen, daß dem Art. 23 Abs. 2 der preußischen Verfassungsurkunde vom 31. Januar 1850:
„Die öffentlichen Lehrer haben die Rechte und Pflichten
der Staatsdiener“ eine weitergehende Bedeutung, als die eines allgemeinen, erst noch des Ausbaues durch die Gesetzgebung bedürfenden Grund⸗ satzes überhaupt nicht zukommt. — Der Direktor der Landwirth⸗ schaftlichen Winterschule zu Sch. in 88 beanspruchte, daß ihm, wie den Direktoren und Lehrern anderer staatlicher oder kommunaler Lehranstalten, die Hälfte der Gemeindeeinkommensteuer zu erlassen sei, mit der Begründung, daß diese Winterschule seitens des Landwirth⸗ schaftlichen Zentralvereins für Schlesien errichtet und unterhalten werde, und daß er von dem Verein als Direktor angestellt worden sei, unter Hinweis auf § 69 II 10 Allgemeinen Landrechts und auf Art. 23 Abs. 2 der Preußischen Verfassungsurkunde. Die Klage des Direktors wurde vom Bezirksausschuß abgewiesen, und auf die von ihm eingelegte Revision wurde die Vorentscheidung vom Ober⸗ Verwaltungsgericht bestätigt, indem es begründend ausgührte: „Unter den Begriff einer „dem. Staat untergeordneten Korporation“ fällt nur diejenige, welche organisch in die Verfassung des Staats eingreift, welche also zur Erfüllung staatlicher Aufgaben durch den Staat be⸗ rufen ist. Diese Voraussetzung trifft bei den Landwirthschaftlichen Vereinen, in Ansehung deren Organisation auf den Immediatbericht über Preußens landwirthschaftliche Verwaltung in den Jahren 1875, 1876, 1877 S. 274 ff. hingewiesen werden mag, nicht zu. Ihrer Ver⸗ bindung mit dem Landes⸗Oekonomie⸗Kollegium unerachtet, bleiben sie freie, außerhalb des Staatsorganismus stehende Ver⸗ einigungen, sind sie weder Behörden, wie vermöge gewisser besonderer Aufgaben die kaufmännischen Korporationen, noch vom Staat zur Erfüllung seiner Aufgaben gesetzlich berufene Hilfsorgane, wie nach einzelnen Richtungen hin die Handelskammern. — Die Bezugnahme des Klägers auf Art. 23 der Verfassungsurkunde endlich ist verfehlt....“ (II. 635.)
Statistik und Volkswirthschaft.
Verunglückungen der Arbeiter an den einzelnen Wochentagen.
Bisher hat man im allgemeinen angenommen, daß die bei
weitem meisten Unfälle sich an Montagen ereigneten, wegen der Nach⸗
wirkung der Sonntagsfeier und außerdem beim Bergbau wegen Ansammlung von Gasen. Von anderer Seite dagegen wird behaupiet, die meisten Unfälle kämen am Ende der Woche vor, weil da die Aufmerksamkeit sowohl wie die Kräfte des Arbeiters durch die an⸗ strengende Thätigkeit nachgelassen hätten. Nach der vom Reichs⸗Ver⸗ sicherungbgamt aufgenommenen Statistik für das Jahr 1887 kamen allerdings auf den Montag die meisten Unfälle, nämlich 16,74 % aller Unfälle; es folgten hierauf der F eitag und der Sonnabend mit je 16,38 %, dann der Mittwoch mit 16,31 %, hierauf der Dienstag mit 15,61 %, dann der Donnerstag mit 15,47 % und zuletzt der Sonntag mit 2,69 %. Nach dem Verwaltungsbericht der Knappschafts⸗ Berufsgenossenschaft für 1894 bestätigt sich dagegen für deren Gebiet keine der beiden vorstehenden Annahmen; denn nach diesem liegt beim Bergbau der Schwerpunkt in der Mitte der Woche. Es ent⸗ fallen nämlich bei der Knappschafts⸗Berufsgenossenschaft im Jahre 1894 auf den Dienstag 16,89 % aller Unfälle, auf den Donnerstag 16,84 %, auf den Mittwoch 16,82 %, auf den Freitag 16,32 %, auf den Sonnabend 15,99 %, auf den Montag 15,24 % und auf den Sonntag 1,90 %. Auch im Jahre 1893 ent⸗ fielen bei der Knappschafts⸗Berufsgenossenschaft die meisten Unfälle weder auf den Montag noch auf den Sonnabend. Die höchste Ziffer kam vielmehr auf den Mittwoch, nämlich 16,74 %, es folgte dann der Sonnabend mit 16 44 %, dann der Dienstag mit 16,41 %, hierauf der Freitag mit 16,35 %, der Donnerstag mit 16,19 %, der Montag mit 15,84 % und der Sonntag mit 2,03 %. 8 1
Die Brutto⸗Einnahmen bei der Zollverwaltung für Deutsch⸗Ostafrika betrugen im Monat Juni d. J. 94 539 ℳ,
im Monat Juli dagegen 133 824 ℳ An diesen Einnahmen sind die sechs Haupt⸗Zollämter mit folgenden Summen betheiligt:
im Monat Juni 1895 im Monat Juli 1895 . 12 917,14 ℳ 12 847, 30 ℳ SP5ö. 7 244,86 3
25 795,15 64 914,97
16 369,95 19 864.62
611117 13 687 63
EE“ 15 264,91 Der Werth der Ausfuhr bei sämmtlichen Stationen Deutsch⸗
Tanga. Pangani Bagamoyo. Dar⸗es⸗Salam..
Ostafrikas belief sich im Juni d. J. auf 241 755,29 ℳ, im Juli dagegen au
489 404,83 ℳ, während der Werth der Einfuhr im Juni 694 798,81 und im Juli d. J. 473 186,35 ℳ betrug.
— Im Schutzgebiet Togo hatte nach den Handelsausweisen die Ausfuhr im zweiten Quartal d. J. einen Werth von 821 985 ℳ, die Einfuhr einen solchen von 506 143 ℳ Unter den Ausfuhr⸗ artikeln standen obenan Palmkerne und Palmöl im Werthe von 381 479 und 404 993 ℳ An dritter Stelle kommt diesmal Gummi im Betrage von 32 544 ℳ, während bisher die Gummiausfuhr Togos ganz unbedeutend war. Sehr erfreulich ist, daß jetzt auch Kaffee und Kopra unter den Exportartikeln sich befinden. Sind sie auch vor der Hand nur mit 473 und 187 ℳ bewerthet, so werden sie bei dem stetigen Fortschreiten und guten Gedeihen der Pflanzungen doch voraus⸗ sichtlich bald das Bild der Ausfuhr Togos bedeutend beeinflussen. Im e Quartal des Vorjahres betrug die Ausfuhr nur
u“ “ Zur Arbeiterbewegung.
In Leipzig fand am Dienstag eine Versammlung der Maurer statt, in der die Abrechnung über den beendeten Ausstand vorgelegt wurde. Es ergab sich, wie die „Lpz. Ztg.“ berichtet, daß die Aus⸗ gaben mit 16 597 ℳ hinter den Einnahmen mit 18 910 ℳ um 3332 ℳ zurückblieben. Der Ueberschuß wurde in den Unterstützungs⸗ fonds zurückgeleitet. Der Abrechnung folgte der Bericht über die Ergebnisse der Erhebungen, die nach dem Ausstande über die Tariftreue der Arbeitgeber angestellt worden waren. Vom 5. Oktober an sollten die Arbeitgeber nach der Entscheidung des Einigungsamtes einen Mindeststundenlohn von 43 ₰ gewähren. Von 1077 Gehilten hatten 741 diesen Mirdestlohn, 104 einen höheren Lohn und 32 einen niedrigeren Lohn (42, 40 und 38 ₰Z) erhalten. Mit diesem Ergebniß war man sichtlich zufrieden. — Die Maler⸗ und Lackierergehilfen Leipzigs hielten gleichfalls am Dienstag eine Versammlung ab, in der die Abrechnung über den letzten Aus⸗ stand vorlag. Auch hier wurde in der Ausstandskasse ein Ueberschuß von 400 ℳ gefunden. Die Unterstützung der Ausständigen hatte 3600 ℳ gekostet. 8
Aus Mons meldet „W. T. B.“: In dem Koblenbergwerk Levant du Flenu haben 500 Grubenarbeiter die Arbeit eingestellt;
ssie verlangen höheren Lohn. —
Kunst und Wissenschaft.
Seit dem Bestehen der Königlichen National⸗Galerie hat es die Direktion derselben sich stets angelegen sein lassen, die in der Galerie vereinigten Werke der Malerei durch gediegene Reyroduktion zum Gemeingut aller Kunstfreunde zu machen. Zunächst war die Photographische Gesellschaft mit der Vervielfältigung der Hauptstücke betraut, dann folgte die Publikation einzelner Radierungen. Besonders erwünscht aber erschien eine Wiedergabe, welche den farbigen Reiz der Originale zu veranschaulichen vermöchte. Diese Aufgabe wurde nun, wie die gelieferten Proben bewiesen, in vorzüglicher Weise durch das Farbenlichtdruck⸗Verfahren des Herrn Ad. O. Troitzsch hierselbst gelöst, und die Direktion entschloß sich daher, die Re⸗ produktion der Kunstschätze der Galerie in dieser Technik zu veran⸗ lassen. Durch den Beifall, den die auf diese Weise bergestellten Kopien fanden, wurde die Direktion bewogen, vor nunmehr 12 Jahren unter der geschäftlichen Leitung des Herrn Troitzsch die „Ver⸗ einigung der Kunstfreunde“ ins Leben zu rufen. Diese Ver⸗ einigung hat die Ehre, Ihre Majestäten den Kaiser und die Kaiserin, Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich sowie andere Fürstlichkeiten zu ihren Mitgliedern zu zählen. Ferner gehören ihr Maägistrate, Museen, Kunstvereine ꝛc. an. Ihr Zweck ist, dem oben Gesagten entsprechend, hervorragende Werke der Malerei, insbesondere die der Koͤniglichen National⸗Galerie, in der farbigen Lichtdruck⸗Manier allgemein zu⸗ gänglich zu machen, um hierdurch den Sinn und das Verständniß für die Kunst zu heben und zu fördern. Die Kunstblätter, welche sich sowohl für die Mappe als auch zum Wandschmuck eignen, werden in den Räumen der National⸗Galerie, diejenigen auswärtiger Museen an Ort und Stelle, unter Aufficht der Direktion her⸗ gestelt und mit dem Stempel der National⸗Galerie versehen. — Nach dem Statut wird die Mitgliedschaft erworben durch Zahlung eines jährlichen Beitrags von 20 ℳ, welcher bei Beginn des Ver⸗ einsjahres bezw. beim Eintritt des Mitglieds in die Vereinigung zu entrichten ist. Das Vereinsjahr beginnt mit dem 1. Oktober, und das hinzutretende Mitglied verpflichtet sich, auf die Dauer von mindestens 2 Jahren der Vereinigun anzugehören. Jedes Mitglied erhält für seinen Jahresbeitrag ein Vereinsbild nach freier Wahl unter allen bereits publizierten Vereinsblättern zu 20 ℳ (Normalbild), oder zwei Halbblätter zu je 10 ℳ, 1 5 ℳ, oder gegen Nachzaͤhlung von 20 ℳ ein Doppelblatt. Die Mitglieder sind außerdem berechtigt, die von der „Vereinigung“ hergestellten Bilder in beliebiger Anzahl zum Preise von 5, 10, 20. und 40 ℳ für das Exemplar zu erwerben, während der Ladenpreis der Mappenblätter 7,50 ℳ, der Halbblätter 15 ℳ, der Normal⸗ blätter 30 ℳ und der Doppelblätter 60 ℳ ist. In jedem dritten Jahre der Mitgliedschaft erhalten die Mitglieder ein weiteres Blatt der erschienenen Publikationen zu 20 ℳ als Prämie. — Die technische Leitung hat im Laufe der Jahre keine Opfer gescheut und kein Mittel unversucht gelassen, um ihre Publikationen immer mehr zu vervoll⸗ kommnen. Das beweist wieder die Serie von 21 Farbendrucken, welche der Katalog der Vereinigung (Nachtrag) für das Jahr 1895/96 ver⸗ zeichnet. Es befinden sich darunter hervorragende Werke bekannter Meister, von denen speziell genannt seien: Ferdinand Keller’'s „Apo⸗ theose Kaiser Wilhelm's des Siegreichen“; das Gemälde von Carl Saltzmann „Kaiser Wilhelm II. an Berd des „Duncan Grey“ auf der Wal⸗Jagd“; Anton von Werner's Genrebild aus dem deutsch⸗ französischen Kriege „Im Etappenquartier vor Paris“; Ernst Hilde⸗ brand's Historienbild „Königin Luise auf der 2 nach Memel⸗; Adolf Menzel: „Trockenplatz“; Karl Müller: „Die Madonna vor der Grotte“; ferner eine große Reihe anziehender Landschaftsbilder, Seestücke, Archi⸗ tekturen von Eduard Hildebrandt, G. von Canal, Eduard Fischer, Carl Graeb und von Schennis. Die bereits früher publizierten Blätter weisen nicht minder berühmte und hochgeschätzte Namen auf; wir nennen nur: Murillo, Reni, Battoni, Calame, von Lenbach, von Angeli, Knaus, Passini, Defregger, Gabriel Max, Andreas Achenbach,
arl Becker, Julius Schrader, Benjamin Vautier, Bernhard Pleckhorst, Mathias Schmidt ꝛc. Die pollendet repro⸗ duzierten Originale gehören den verschiedensten Stoffgebieten an: der religiösen und Geschichts⸗Malerei, dem Porträt, dem
enre, der Architektur, Landschafts⸗ und Stillleben „Malerei. Da es, wie schon oben gesagt, den neu hinzutretenden Kunstfreunden frei steht, auch aus diesen älteren Beständen beliebig nach Geschmack
lätter auszuwählen, so erhalten dieselben damit die Gelegenheit, für⸗
ich oder zum Geschenk für Andere einen schönen edlen Zimmerschmuck unter wohlfeilen Bedingungen zu erwerben. Besonders hinge⸗ wiesen sei dabei auf die große Reihe vorzüglicher Porträts Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin, des Kaisers Wilhelm 1., der aiserin Augusta, des Kaisers und der Kaiserin Friedrich in den ver⸗ sch edensten Größen. Zu sämmtlichen Bildern werden je nach Wunsch und Wahl auch Rahmen in reicherer oder einfacher Aus⸗ führung bezw. gefällige Mappen geliefert. — Anmeldungen zum Beitritt zu der „Vereinigung der Kunstfreunde“ werden erbeten bei der Direktion der Königlichen National⸗Galerie oder in den Geschäfts⸗ räumen: Berlin W., Markgrafenstraße 57 und Potsdamerstraße 23.
oder 4 Mappenblätter zu je
8e 2 F
— Aus Rottweil (in Württemberg) wird dem „Schwäbischen Merkur“ unter dem 17. Oktober berichtet: Die von der Reichs⸗ Limeskommission im hiesigen Römerlager veranstalteten Ausgrabungen sind jetzt beendigt. Das große Gebäude zwischen dem christlichen und israelitischen Friedhof wurde weiter aufgedeckt und nach drei Seiten ein vollständiger Grundriß gewonnen; gegen Westen scheint es sich in den christlichen Friedhof hineinzuzieben. Die Funde an Legionsstemvpeln, Münzen, Gefäßen gehören sämmtlich einer frühen Epoche an. Mit dieser frühen Zeit steht die Rohheit und Unpünktlichkeit des Mauer⸗ werks in merkwürdigem Widerspruch. Diese Mauern können keinen Monumentalbau, sondern nur Fachwerk getragen haben, worauf u. a. auch die Weite der Thüröffnungen hinweist. Immerhin ist zu bedenken, daß nur die untersten Schichten der Fundamente erhalten sind. Zur Orientierung für eventuelle spätere Grabungen wurden an mehreren geeigneten Stellen Einschnitte gemacht. Das Rottweiler Lager hat eine ganz ungewöhnliche Größe. Während die eigentlichen Limes⸗ kastelle selten mehr als 6 bis 8 Morgen einnehmen, beläuft sich das Rott⸗ weiler Areal auf über 100 Morgen, und seine genauere Untersuchung würde eine längere Reihe von Jahren und ganz erhebliche Mittel er⸗ fordern. Dazu kommt die durchgängig sehr schlechte Erhaltung, die ihren Grund in der Lage des Kastells hat. Das heutige Niveau ist hier nicht oder kaum höber als das römische; es hat nicht, wie gewöhnlich, ein Auftrag von Terrain stattgefunden. Anschwemmung war von keiner Seite her möglich; im Gegentheil war der allen Winden offene Platz eher einem Verlust von Boden ausgesetzt. Somit ist im günstigsten Fall die Auffindung der Fundamente zu erwarten; allein bei der Trockenheit des Untergrunds wurden diese nicht tief gelegt und sind jetzt von den Feldeigenthümern vielfach entfernt. An mehreren Stellen, wo die bis zu 2 m starke Umfassungsmauer verlaufen sein muß, wurde auch nicht mehr ein einziger Stein angetroffen. Hier muß der vor der Umfassungsmauer gelegene Graben aushelfen, der sich in Rottweil aus dem gewachsenen hellen Lehm mit großer Deutlich⸗ keit herausschälen läßt. Auf diese Weise gelang es, die Frontlinie des ummauerten Lagers aufzufinden und ihrer ganzen Aus⸗ dehnung nach festzustelen. Innerhalb des umwallten Lagers, dessen hee eche Wälle größtentheils heute noch vorhanden sind und z. B. ei der Ziegelhütte am Wege nach Altstadt 3 m hoch aufragen, liegt konzentrisch ein reduziertes ummauertes Kastell. Dessen Frontseite (dem Bahnhof zu) mißt 260 m und ist von einem von 2 großen Thürmen flankierten Thor unterbrochen Auf dieses führt vom Kastellinnern eine im Mittel 7 m breite Straße zu. Das Thor liegt nicht in der Mitte der Frontseite, sondern ist stark östlich verschoben. Mit Hilfe des Grabens wurden auch Stücke der rechten und linken Flanke festgestellt: es konnte die Form des ganzen ummauerten Lagers gewonnen werden. An Fundstücken kamen im Ganzen 11 Fragmente von gestempelten Ziegeln der legio XI. Claudia pia fidelis, 11 Bronzemünzen, darunter eine halbe, wie sie in der frühen Kaiserzeit im Umlauf waren, 12 Töpferstempel, mehrere Schlüssel, Perlen aus Thon und Glas, Nadeln, Löffel, Nägel, 1 Glöckchen, 1 Messer, 1 Dolchgriff, eine Lanzenspitze und allerhand Scherben zu Tage. Der werthvollste Fund ist ein Okulistenstempel mit der Inschrift: M. VLPI. THEODORI. CROCODES. Crocodes ist ein nicht selten genanntes Mittel gegen Augenkrankheiten. Theodoros war offenbar ein griechischer Arzt, dessen Bürgerrecht, wie der Nume Ulpius zeigt, vom Kaiser Trajan stammt. Es mag hierzu der egvptische Arzt Harpocras verglichen werden, der den jüngeren Plinius von einer schweren Krankheit heilte und auf dessen Bitte von Trajan das Bürgerrecht erhielt.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten
.“ Portugal. 8 Durch Verfügung des Königlich portugiesischen Ministeriums des Innern sind die Häfen der Provinz Canton sowie Hongkong und Macgao für rein von Beulenpest erklärt worden. (Vergl. „R.⸗A Nr. 189 vom 10. August d. J.) b4““
Nürtke;
Zufolge Beschlusses des Internationalen Gesun Konstantinopel, sind die noch bestehenden Quarantänemaßregeln gegen die Küstenstrecke des Marmara⸗Meeres zwischen Boz⸗Bonraon und Kara⸗Bogha sämmtlich aufgehoben worden. (Vergl. „R.⸗Anz.“ Nr. 242 vom 9. d. M.)
Dagegen ist für Herkünfte aus Damiette (Egypten) seit dem 14. d. M. eine zehntägige Quarantäne angeordnet. 8 88
Griechenland.
Infolge des Ausbruchs der Cholera in Damiette, hat die König⸗ lich griechische Regierung eine fünftägige Beobachtungsquarantäne für alle aus Egypten kommenden Schiffe angeordnet.
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Cholera.
Oesterreich⸗Ungarn. Aus Galizien wurden vom 8. bis 14. Oktober 26 Erkrankungen (und 13 Todesfälle) dem „Oest. San.⸗ W.“ gemeldet, darunter in 2 Gemeinden des Bezirks Kamionka strumilowa 5 (4), in 6 Ortschaften des Bezirks Trembowla 13 (8), in Byszow im Bezirk Sokal 3 (0), in Stadt und Bezirk Tarnopol 1 (1). Seit dem 23. August sind in Galizien ins⸗ gesammt 139 Erkrankungen und 91 Todesfälle festgestellt worden.
Frankreich. In Paris wurde dem „ZBull. hebd. de stat. mun.“ vom 6. bis 12. Oktober in 4 Stadtvierteln je 1 Erkrankung an „affections cholériformes“ gemeldet.
Türkei. Am 7. Oktober wurde in Konstantinopel (Stadtviertel Balat) 1 Erkrankung festgestellt, im übrigen war die Stadt seit dem 26. September cholerafrei. In Adalia wurden am 2. und 3. Oktober 2 Erkrankungen (mit 1 Todesfall) gemeldet, in der Umgegend von Diarbekir am 29. September 3, in Erdek (Vilajet Hudavendkjar) am 7. Oktober 1. In Mossul haben sich seit Ende September neue Erkrankungen angeblich nicht gezeigt.
Egypten. Laut Meldung vom 15. Oktober sind in Damiette 4 Todesfälle festgestellt worden. —
Kairo, 23. Oktober. (W. T. B.) Am Montag und Dienstag sind in Menzaleh und Umgegend 23 Personen an Cholera erkrankt und 10 gestorben.
Marokko. In Tanger wurden vom 2. bis 10. Oktober 138 Erkrankungen (104 Todesfälle) festgestellt, in Tetuan vom
“ 1“
28. September bis 7. Oktober 1680 (394); 51 (28) bezw. 619 (116)
derselben betrafen die nichtarabische Bevölkerung.
Ostindien. Kalkutta. Vom 8. bis 14. September sind 9 Personen an Cholera und 168 an Fiebern gestorben.
Straits Settlements. Laut Mittheilung vom 16. Sep⸗ tember sind in Singapore seit dem 9. d. M. weitere Erkrankungen
nicht bekannt geworden. Gelbfieber.
In Vera⸗Cruz wurden, dem „Abstr. of sanit rep.“ zufolge, vom 13. bis 19. September 5 Todesfälle festgestellt, in Savxilaas (Cuba) vom 15. bis 21. September 19, in Rio de Janeiro vom 18. bis 31. August 12. Aus La Paz in Merxiko sind am 24. Sep⸗ tember 3 Erkrankungen gemeldet worden. g
Verschiedene Erkrankungen. 8
Pocken: London, Warschau je 2 Todesfälle; Reg.⸗Bez. Posen 9, London 9 (Krankenhäuser), St. Petersburg 6 Erkrankungen; Rückfall⸗ fieber: Petersburg 32 Erkrankungen; Genickstarre: New⸗York 4 Todesfälle; Milzbrand: Wien 1 Todesfall. — Mehr als ein Zehntel aller Gestorbenen starb an Scharlach (Durchschnitt aller deutschen Berichtsorte 1881/90: 1,39 %): in Posen — Erkrankungen kamen vor in Berlin 113, Breslau 72, im Reg.⸗Bez. Posen 159, in Hamburg 41, Budapest 50, Edinburg 87, London 332 (Krankenhäuser), Paris 47, St. Petersburg 60, Wien 107
— an Diphtherie und Croup (1881/90: 4,49 %): in Beuthen und Solingen — Erkrankungen sind gemeldet in Berlin 170, Bres⸗ lau 24, im Reg.⸗Bez. Düsseldorf 112, in München 43, Hamburg 41, Budapest 48, Kopenhagen 33, London 102 (Krankenhäuser), Paris 61, St. “ Wien 70 — desgl. an Masern in Breslau 29, im Reg.⸗Bez. Arnsberg 91, in München 97, Budapest 50, Wien 91 — desgl. an Unterleibstyphus in Kopenhagen 39, Paris 44, St. Petersburg 92.
HFandel und Gewerbe.
ygsgWwangs⸗Versteigerungen. ö“ Beim Königlichen Amtsgericht II Berlin standen am 23. Oktober die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Grund⸗ stück zu Friedenau, Saarstr. 2 a, dem Bauunternehmer Herr⸗ mann Pählchen zu Friedenau gehörig, welches mit einer Fläche von 5,19 a und 4500 ℳ Nutzungswerth zur Gebäudesteuer veranlagt ist. Meistbietender blieb der Ziegeleibesitzer Wil⸗ helm Rusch zu Berlin, Mansteinstr. 13, mit dem Gebot von 78 100 ℳ — Grundstück zu Friedenau, Saarstr. 2, belegen, dem Bauunternehmer Pählchen gehöria, welches mit einer Fläche von 3,57 a und 3300 ℳ Nutzungswerth zur Gebäudesteuer ver⸗ anlagt ist; mit dem Gebot von 60 000 ℳ blieb der Zimmermeister Albert Lucas zu Berlin, Mansteinstraße 5, Meistbietender. — Grundstück zu Friedenau, Wilhelmstraße 1, belegen, dem Bau⸗ unternehmer Pählchen gehörig, welches mit 7,08 a und 1155 ℳ Nutzungswerth zur Gebäudesteuer veranlagt ist; mit dem Gebot von 18 000 ℳ blieb die Frau Johanna Pählchen, geb. Wolf, zu Friedenau. Rheinstraße 23, Meistbietende. — Grundstück zu Friedenau, Wilbelmstraße, belegen, dem Bauunternehmer Pählchen gebhörig; mit 1500 ℳ Nutzungswerth zur Gebäudesteuer veranlagt; Flächen⸗ raum 9,05 a; mit dem Gebot von 25 185 ℳ blieb der Kaufmann Ferdinand Poetters zu Friedenau, Fregestraße 63, Meistbietender.
Essen a. d. Ruhr, 23. Oktober. (W. T. B.) Nach einer Meldung der „Rhein.⸗Westf. Ztg.“ ist das Siegerländer Roh⸗ eisen⸗Syndikat durch die nachträgliche Erklärung zweier Hütten⸗ werke, welche vorgestern noch ausstanden, endgültig
Dortmund, 23. Oktober. (W. T. 8) ie Strafkammer des Landgerichts verurtheilte den hiesigen Kohlenhändler Tromp wegen des am 6. Juli vorigen Jahres an eine Berliner Bankfirma abgesendeten unwahren Telegramms über die Harpener Bergbau⸗ Aktiengesellschaft zu 500 ℳ Geldstrafe und Tragung der Kosten; die Verurtheilung erfolgte wegen Vergehens gegen das Aktiengesetz unter Annahme mildernder Umstände.
Bern, 23. Oktober. (W. T. B.) Der Verwaltungsrath der Jura⸗Simplon⸗Bahn genehmigte sämmtlicheAnträge der Direktion, betreffend die Nachkredite für Erweiterungsarbeiten, ferner die anti⸗ zipierte Bestellung von 24 Personenwagen und die Wiederwahl des Dienstchefs für 6 Jahre. Er wählte außerdem Chappaz⸗Wallis zum Mitglied des Verwaltungsausschusses und 8elns noch den Abschluß einer neuen Tarifkonvention mit der Zentralbahn. Der kommerzielle Be⸗ richt über die Simplon⸗Bahn wurde den Mitgliedern gedruckt zugestellt. — In Bezug auf den alljährlichen Rückkauf von Genußscheinen der Jura⸗Simplon⸗Bahn verfügte der Bundesrath, daß sämmtliche Bons am eventuellen statutarischen Jahreszewinn fernerhin theilnehmen sollen. Die A“X“ Stücke würden nicht zerstört, sondern durch Aufdruck entwerthet und in der Kasse der Gesellschaft ver⸗ bleiben. Abgestempelte Bons in den Händen Dritter seien werthlos.
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Verdingungen im Auslande.
Dänemark. 28. Oktober, 2 Uhr. Staatsbahn⸗Verwaltung (Statsbane- anlaegenes Contoir, Reventlowsgade 10) openhagen: Lieferung von 565 Stück Rundpfählen zum Bau der Strandmühlen⸗ brücke auf der Klampenborg⸗Helsingör⸗Eisenbahn. Bedingungen an Ort und Stelle und beim „Reichs⸗Anzeiger“ (in dänischer Sprache).
9. November, 2 Uhr. Staatsbahn⸗Verwaltung (Statsbane- anlaegenes Contoir, Reventlowsgade 10) Kopenhagen: Lieferung für den Bau der Kolding⸗Egtved⸗Eisenbahn. 37 000 Stück Eisen⸗ bahnschwellen 2440 laufende Meter Weichenhölzer. Bedingungen an Ort und Stelle, beim Landinspektor Pingel in Kolding und beim „Reichs⸗Anzeiger“ (in dänischer Sprache).
Egypten.
11. November. Verwaltung der Eisenbahnen und Telegraphen und des Hafens von Alexandrien in Kairo: 5000 Kisten (zu je 2 Blechkisten) amerikanisches Petroleum. Lieferfrist ab 15. Januar 1896 franko Magazin Alexandrien. Näheres beim „Reichs⸗Anzeiger“.
18. November. Dieselbe Verwaltung: 200 000 kg Olivenöl. Lastenheft beim „Reichs⸗Anzeiger“.
25. November. Dieselbe Verwaltung: 200 000 kg Lampenöl. Lastenheft beim „Reichs⸗Anzeiger“.
“ Verkehrs⸗Anstalten.
Bremen, 24. Oktober. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Postdampfer „Graf Bismarck' ist am 22. Oktober von Santos nach Bahia abgegangen. Der Reichs ⸗Postdampfer „Preußen“ ist am 22. Oktober Nachmittags in Neapel an⸗
gekommen. 23. Oktober. (W. T. B.) Der Postdampfer
Hamburg, 1 8 „Prussia“ hat heute Morgen Lizard passiert.
London, 23. Oktober. (W. T. B.) Der Castledampfer I“ Castle“ hat heute auf der Ausreise Madeira passiert. 1 Sofia, 23. Oktober. (W. T. B.) Die durch das Hoch⸗ wasser auf der Linie der orientalischen Eisenbahn verursachten Schäden sind so groß, daß der Verkehr nicht so bald wiederhergestellt werden wird; Brücken sind demoliert, an drei Stellen sind die Dämme weggerissen worden.
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Theater und Musik.
8 Königliches Opernhaus. 11 1 GFeesstern Abend wurde mit der sehr gelungenen Aufführung von Beethoven's „Fidelio das prächtig renovierte Haus“) seiner Be⸗ stimmung wieder uüͤbergeben. Ein festlich geschmücktes Publikum füllte den glänzend erleuchteten Raum in allen seinen Rängen und wartete mit Spannung auf die Wirkungen, die besonders das Orchester nach erfolgtem Umbau hervorbringen sollte. Unter Kapellmeister Weingartner Leitung wurde die dritte Leonoren ⸗Ouvertüre mit Kraft und klarer künstlerischer Empfindung eindrucksvoll zu Gehör gebracht, un rauschender Beifall folgte der Leistung. Die Klangwirkung de Orchesters hat sich in der That bedeutend erhöht; dieselbe machte sich aber weniger auffällig bei dem rein orchestralen Vortrag bemerkbar, als in dem Verhältniß des Orchesters zu dem von der Bühne tönenden Gesang. Die Solostimmen klangen dem Glanz der Instrumente gegenüber häufig etwas gedämpft. Fräulein Hiedler, die zum ersten Mal die Partie der Leonore sang, entwickelte im Gesang und Spiel rührende Innigkeit und schlichte, warme Empfindung; der Ausdruck der Leidenschaft jedoch kam stimmlich nicht überall groß und machtvoll zur Geltung. Das Organ des Herrn Sylva zeigt für die Rolle des Florestan zu wenig Geschmeivigkeit und herzbewegende Weichheit. Den Pizarro sang Herr Mödlinger mit markigem, düsterem Ton, und Herr Stammer bewährte in der Partie des Rocco seine klare Vortragsweise. Fräu⸗-⸗ lein Dietrich und Herr Philipp zeigten als Marcelline und Jacquino die diesen Rollen entsprechende Frische und jugendliche Munterkeit. — Die neuen Dekorationen schließen sich stimmungsvoll und harmonisch den Situationen der Oper an. Ihre Majestäten der Kaiser un der Vorstellung bis zum Schlusse bei.
die Kaiserin wohnten
*) Val. Nr. 252 d. Bl.