1895 / 270 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 11 Nov 1895 18:00:01 GMT) scan diff

eitung“ vom 24. August d. J.

8 er Ueberschrift „Unser Offizier⸗ korps“, dessen Verfasser „aus einer reichen Erfahrung zu

sprechen“ behauptet. Dieser Artikel, im allgemeinen aner⸗

kennend gehalten, enthält bei Besprechung der Gründe, aus

welchen gie Entlassung von Offizieren erfolge, folgenden

„Wenn beispielsweise bei Ehrenhändeln der Regiments⸗ oder

Brigade⸗Kommandeur anderer Ansicht ist als die höhere Instanz, so muß er nach dem jetzt herrschenden Brauche seine Entlassung nehmen, auch dann, wenn seine Meinung mit der allgemeinen übereinstimmt. Vor einigen Jahren mußten in einem nichtpreußischen Armee⸗Korps ein General und ein O den Abschied einreichen aus dem oben angeführten Grunde.“ 1 Gegenüber der Bestimmtheit, mit welcher diese Behauptung aufgestellt wird, erschien es angezeigt, Erhebungen darüber anzustellen, bei welchem Armee⸗Korps des deutschen Heeres dcer Fall vorgekommen sein könnte, zumal die daraus ent⸗ wickelte Verallgemeinerung als durchaus unzutreffend angesehen werden mußte. Die nunmehr abgeschlossenen Ermittelungen haben, wie uns mitgetheilt wird, nicht den geringsten Anhalt dafür gegeben, daß und wo der angedeutete Fall vorgekommen sein könnte. 8

8

Anfang Oktober d. J. war in dem „General⸗Anzeiger für Düsseldorf und Umgegend“ eine Notiz erschienen, welche ganz bjektiv behauptete: „In unserem Füsilier⸗Regiment Nr. 39 sind allein in diesem ahre 70 Unteroffiziere zum tbeil eentlassen worden, zum theil frei⸗ illig ausgetreten, sodaß mehrere Korporalschaften von Gefreiten ge⸗ führt werden müssen.“ 1 1 Diese Notiz schien einzelnen sozialdemokratischen Blättern, wie z. B. der „Thüringer Tribüͤne“ und dem „Nordhäuser Volksblatt“, geeignet, zu Verhetzungszwecken weiter verwerthet zu werden. Die beiden genannten Blätter brachten überein⸗ immend unter dem 17. Oktober unter der Ueberschrift „Aus den Geheimnissen der Ferienkolonie“ einen Artikel, welcher nach Mittheilung der aus dem „General⸗Anzeiger“ entnom⸗ enen Angabe Fbrtfährtr 8. „Die Regiments⸗Kommandos suchen in den Zeitungen durch Inserate die jungen Leute zum Kapitulieren zu bewegen. Viel Glück aben sie nicht damit und weshalb, das pfeifen die Spatzen von den Dächern. Der schneidige „allgewaltige“ Unteroffizier ist dem Lieutenant gegenüber derselbe „Untergebene“, wie jeder andere Soldat. Stramm seten und Mund halten gilt für ihn wie für alle.“ Ob die Unterlagen, von denen solche Ausführungen ab⸗ eleitet werden, richtig sind oder nicht, kümmert natürlich lätter dieses Schlages nicht. In Wahrheit sind aber bei dem Niederrheinischen Füsilier⸗Regiment in diesem Jahre nicht 70, sondern nur 29 Unteroffiziere ausgeschieden. Von diesen wurden 16 entlassen (8 wegen erlittener Strafen, 8 wegen unbefriedigender Leistungen); 13 schieden auf ihren Wunsch aus, weil sie zum theil zu anderen Truppentheilen, zur Schutzmannschaft oder zur

ost übertreten oder wegen häuslicher Verhältnisse nicht weiter kapitulieren wollten. Das Regiment hatte nach den Herbst⸗ übungen auf 15 vorhandene Unteroffizier⸗Manquements 39 Kapitulanten; in dem vorhergehenden Vierteljahre hatten sich über 100 Unteroffiziere und Mannschaften zur Kapitulation gemeldet, welche zum größten Theil abschlägig beschieden werden

t

Nach der im Reichs⸗Eisenbahnamt aufgestellten Nach⸗ weisung der auf deutschen Eisenbahnen aus⸗ schließlich Bayerns im Monat September d. J. vor⸗ gekommenen Betriebsunfälle waren zu verzeichnen:

Entgleisungen auf freier Bahn . 8

in Stationen . . 16 Zusammenstöße auf freier Bahn . 5

in Stationen sonstige Betriebsunfälle. 164 ö“ e⸗ ver⸗

Dabei wu den: tödtet letzt 1111“” 116131“ 71 Bahnbeamte und Bahnarbeiter im Dienst 37 74 Post⸗, Steuer⸗, Telegraphen⸗, Polizei⸗Beamte ꝛc.

e181“ Fremde Personen, einschließlich der nicht im 1 Dienst befindlichen Beamten und Arbeiter, aber ausschließlich der Selbstmörder

zusammen

Die den Reisenden zugestoßenen Unfälle sind auf folgenden Bahnen vorgekommen: Reichs⸗Eisenbahnen in Elsaß⸗Lothringen.... Verwaltungshezirk der Königlich preußischen

Eisenbahn⸗Direktionen bb“

Bromberg

Cassel.

Erfurt

EIöIIö“ lle a. S. nnover teitin.

Königlich sächsische Staats⸗Eisenbahnen.... Königlich württember ische Staatseisenbahnen Großherzoglich badische Staatseisenbahnen Saab Eisendahn ö“

wie vor .

Bei den Betriebsunfällen wurden

42 Eisenbahnfahrzeuge erheblich,

1 101 unerheblich

beschadigt 1“ Von den Betriebsunfällen ereigneten sich: auf den Staatsbahnen bei einer Betriebslänge von ;1111“ auf den Privatbahnen bei einer Betriebslänge

J1114“ 98öö“

Je ein Unfall kommt auf

9

Tausend Zugkilometer

Kilometer Betriebslänge

bei den Staatsbahnen 4 188

Wenn die Verwaltungen aus den Betriebslängen und d

bei den Staatsbahnen die Verwaltungsbezirke Direktionen in Essen brücken und

bei den Privatbahnen

eurtheilung der Erwerbsfähigk es ist insbesondere erforderlich,

daß ein Sachverständiger den erwerbsfähig erachtet, da dies änderten Würdigung der Sa bloßen kann, welche gewaltet hatte.

bei Vornahme

validitäts⸗ und Alters

Bescheides zur Auszahlung zu

orschrift im § 33 Anrechnung der Zeit eines findet auf die Zeit des

keine Anwendung. Die Versicherungsanstalt

alls kann aber die

dung in thatsächlicher und rech raums liegt.

die terte durch förmlichen Bescheid

vorzeitig erneuerten

a. a. O. dem Antra Die den Anforderungen

anstalten auf wiederholt kräftig abgewiesene Re wenn weder die ertheilung bestand; beiden ständiger Bescheid geeignet,

dagegen

selbst den Formmangel nicht b

Auch im Fall der Wie Antrags auf Invalidenr kommt die in § 75 Abs. 1 a.

Die Bestimmung im Anmeldun Quittungskarte, instruktionell, ihre Nich Bewilligung einer Rente nach sich. Es ist Sache de und Versicherungsanstalten, d

erscheinen. Auch das S bringung eines ärztlichen2

Amtswegen zu erheben. Der Lauf einer höhe

rente begehrt worden war, hat

gesetzlichen Voraussetzungen Die Frage,

schrift im § 9 Absatz 3 a. a.

der Heilun

lich ist. und 158 a. a. O. anre erst vom Beginn des nach

standen hat.

heit an der Ausübun verhindert gewesen, schließt

ist in einem Falle verneint bei einer Reihe unter sich

244

bei den Privatbahnen

sonen Tagelöhnerdienste verri

ordnet werden, so treten an die ungünstigste Stelle:

die Königlich württembergischen Staatseisenbahnen,

die Weimar⸗Geraer Eisenbahn, die Saal⸗Eisenbahn und die Lübeck⸗Büchener Eisenbahn.

Die Nr. 11 der Sonderausgabe der „Amtlichen

Nachrichten des Neichs⸗Versich

validitäts⸗ und Altersversicherung“, vom 1. November

d. J. enthält folgende Revisionsentscheidungen: Voraussetzung für die ungder Invaliden⸗

rente gemäß § 33 des Invaliditäts⸗ und Altersversicherungs

Plebes. Wiedereintritt der Erwerbsfähigkeit ist eine für die

Rentenfeststellungsinstanz festgestellt wird. Es genügt nicht,

änzung oder 8 derjenigen Kenntniß sein

Auf die Entziehung einer

willigten Invalidenrente findet die Vorschrift im § 33 Abs. 2 a. a. O. Anwendung, und ist die Invalidenrente stets bis zum Tage der Zustellung des die Entziehung aussprechenden

Entziehung rechtfertigende Ereigniß schon früher eingetreten ist. bzichung 8 Absatz 3 desselben Gesetzes

auf die Wartezeit bei Neubewilligung einer Invalidenrente

Gesetzes die Invalidenrente schon für einen Zeitraum inner⸗ halb des ersten Jahres seit Zustellung der die Rente end⸗ ültig ablehnenden früheren Entscheidung zubilligen. Keines⸗ 2 Invalidenrente schon von einem Tage ab gewährt werden, der innerhalb des von der früheren Entschei⸗

Es ist nicht unzulässig, wenn die Versicherungsanstalten

au weisen, wenn eine glaubhafte in dem gemäß § 84 e nicht beigefügt war.

nicht entsprechenden Antworten der

rufungsfähige Bescheide regelmäßig zwar dann nicht gelten, 1 Pflicht noch die Absicht der Bescheids⸗

oraussetzungen gegeben ist, 1 als Grundlage für das weitere instanzielle Verfahren zu dienen, sofern der Rentenbewerber

die Zuständigkeit zur Anwendung.

der Ansprüche auf Gewährung von Renten die sowie die sonstigen zur Begründung des An⸗ spruchs dienenden Beweisstücke beizufügen sind,

Begehrenden Rechtsnachtheile nicht

anlassen, falls die beigebrachten Beweis stücke nicht ausreichend iedsgericht ist im Fall der Nichtbei⸗ ttestes seitens des Rentenbewerbers befugt, Beweis über die Erwerbsunfähigkeit desselben von

einem Versicherten nach vorheriger Gewährung der Invaliden⸗

Invalidenrente mit dem Tage zu beginnen, an welchem die für die Altersrente erfüllt waren. ob eine Krankheit Absatz 2 des Invaliditäts⸗ und Altersversicherungs⸗ 8e etzes anzunehmen sei, ist

oraussetzungen der Erwerbsunfähigkeit

antworten, ob ein Zustand der Störung der normalen Körper⸗ oder Geistesbeschaffenheit vorhanden war, welcher zum Zwecke er Heil oder der Verhinderung die Einstellung versicherungspflichtiger Thätigkeit erforderte.

Unter der „Erwer bsunfähigkeit“ des Gesetzes ist lediglich diejenige des 8 verstehen, sodaß zur Anwendung der erstgedachten Bestimmung die ununterbrochene Fortdauer einer mit völliger Erwerbs⸗ unfähigkeit verbundenen Krankheit keineswegs

Bei Invalidenrenten ist das chnungsfähige Krankheitsjahr 1 § 156 a. a. O in Betracht kommenden fünfjährigen Zeitraums ab zu berechnen, auch wenn die Krankheit schon vor diesem Zeitpunkt be⸗

Der Umstand, daß ein in festem Arbeitsverhältniß befind⸗ licher Versicherter bis zum Ende der Arbeitssaison durch Krank⸗ versicherungspflichtiger Beschäftigung

folgenden Arbeitspause nicht ohne weiteres aus. Die Anwendbarkeit der §§ 119, 158 des Gesetzes

bande und keinem rechtlichen

nach dem geometrischen Mittel en geleisteten Zugki ern ge⸗

der Königlichen Eisenbahn⸗ und in St. Johann⸗Saar⸗

erung samts“, „In⸗

tersversicherungs⸗

eit wesentliche Veränderung, und daß die Veränderung durch die

Rentenempfänger zur Zeit für lediglich die Folge einer ver⸗ ch⸗ und Rechtslage oder einer r früheren Feststellung ob⸗

S § 10 des In⸗

versicherungsgesetzes be⸗

bringen, selbst wenn das die

früheren Invalidenrentenbezugs Bezugs von Unfallrente kann im Falle des § 84 des

tlicher Beziehung umfaßten Zeit⸗

Invalidenrentenanträge in dem Falle zurück⸗

der §§ 75 und 77 des Gesetzes Versicherungs⸗ geltend gemachte, rechts⸗ ntenanträge dürfen als be⸗

ist, wo auch nur eine dieser ein formell unvoll⸗

eanstandet.

derholung eines abgelehnten ente gemäß § 84 des Gesetzes a. O. gegebene Vorschrift über

8 75 des Gesetzes, daß der

ist lediglich

tbefolgung zieht für den die

Verwaltungsbehörden Erhebungen zu ver⸗

r unteren ie weiteren

ren Altersrente, welche von

ohne Rücksicht auf die niedrigere

im Sinne des § 17

unabhängig von der die immenden Vor⸗

O. lediglich danach zu be⸗

einer Verschlimmerung

§ 10 des

§ 9 Abs. 3 a. a. O. zu

immer erforder⸗ nach § 17 Absatz 4 für die Wartezeit

die Anrechnung der nach⸗

. 6 worden, in dem der Fefcre in keinem wirthschaftlichen Ver⸗

Zusammenhange stehender Per⸗

ständigen Arbeitsverhä

kann unter Umständen auch die Monaten überschreitende, zusammenhäng

nate entfallen.

wenn für sie nach dem Inkrafttreten

suite des Husaren⸗Regiments Hefer

gekehrt. Eisenbahnamt Kraefft hat sich nach S

Geheime en Berlin abgereist.

von Rom, woselbst derselbe beim sandtschaft wieder übernommen.

Laut telegraphischer Meldung an der Marine ist S. M. S. „Moltke“,

Smyrna in See gegangen.

8

ö Kiderlen⸗Wae gestern dem s berufungsschreiben.

Im Falle der vorgesetzlichen Unterbrechung eines 5 ö gemäß 88,9 des Invaliditäts⸗ und Altersversicherungsgesetzes den Zeitraum von vier

9, 158

eende Arbeitspause in

ihrem ganzen Umfange einem Arbeitsverhältniß gleichgeachtet werden, sofern sich die Unterbrechung auf zwei Kalenderjahre vertheilt und auf jedes Kalenderjahr nicht mehr als vier Mo⸗

Die durch Bundesrathsbeschluß vom 1. März 1894 ver⸗ sicherten Hausgewerbetreibenden der Textilindustrie können nur dann Anspruch auf Invalidenrente erheben,

dieses Beschlusses

2. Juli 1894 mindestens 47 Beiträge auf Grund ver⸗ sicherungspflichtiger Beschäftigung verwendet worden sind.

Der General⸗Lieutenant Edler von der Planitz, à la Franz Joseph von Oester⸗ reich, König von Ungarn (Sch eswig⸗Holsteinsches) Nr. 16 und Inspekteur der 2. Kavallerie⸗Inspektion, ist hierher zurück

Der Wirkliche Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath im Reichs⸗

chlesien begeben.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich sächsisch und Ministerial⸗Direktor Vodel ist

von

Der hiesige Gesandte der Republik Halti Delorme is . heiligen Stuhl beglaubigt ist, nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Ge⸗

das Ober⸗Komma⸗ Kommandant Kapitän

zur See Schneider, am 9. November von Brindisi nach

8—

Der preußische Gesandte bei den Geheime

ter überreichte vor⸗

ten Bürgermeister Dr. Groening sein Ab⸗ Nachmittags fand zu Ehren des Gesandten im Hause des Bürgermeisters ein Diner statt.

der Kaiser den deutschen

am 28. d. M. zu längerem Aufenthalt Der Budgetausschuß des

bahnen“ angenommen.

Die Nachricht, raths geplant sei, sei in der werde die eisenbahn⸗Verwaltung

Form verhandelt und zipiell ins Auge gefaßt; nach Ab zweckmäßigsten odalitäten

Studien werde er Näheres 5 Der Finanz⸗Minister Dr. von2

früheren Verstaatlichungen seien aus erfolgt, wenn auch dadurch Ausfälle seien. Gegenwärtig frage es sich, ob lichungen vorzunehmen seien mit dem bei den Einnahmen der Staatsbahnen herbeizuführen. ei der Landtagswahl der

Großgrundbesitzer wurden die liberalen Partei gewählt. Partei blieben mit je 70 Stimmen in

Die Neuwahl des Bürgermei auf den 13. d. M. angesetzt worden.

Im ungarischen Unterhause

liche Eheschließung der Kirche nicht e

wurde die Regierung von derselben S

Landesvertheidigungs⸗Minister beantwortete die erste

Verordnung tangiere das

nicht. Die Verordnun Militärpersonen. Die Opposition rief lärmende Scenen hervor. Darauf Präsident Baron Banffy, die

beziehe sich

gemacht. eine zuständige anzuerkennen, fort, selbst 1 die Interpellation seinerseits bei beantworten zu wollen. Liberalen, daß die Abstimmung Antwort des Minister⸗Präsidenten auf Hiermit ging das Haus um 3 Uhr in einander. Au

angebliche Einmengung Ungarns in di

chtet hat.

wurde auf Montag vertagt.

8

und der Kronprinzessin von Dänemark einen ab, welchen der Kronprinz später erwiderte. otschafter Grafen zu Eulenburg in besonderer Audienz. Wie verlautet, wird sich die Kaiserin nach der Riviera begeben. österreichischen Ab⸗ geordnetenhauses hat am Sonnabend das Kapitel „Staats⸗ Der Handels⸗Minister Freiherr Glanz von Eicha erklärte: trotz der wohlwollenden Stellungnahme, welche die Regierung dem Lokalbahnwesen gegenüber einnehme, könne sie doch bezuͤglich der von verschiedenen Abgeordneten vorgebrachten Lokalbahn⸗Projekte keine Zusicherungen ertheilen. daß eine Reform des Staatseisenbahn⸗

dieser Scheidung

geeigneter ilinski erklärte: die Noth⸗ wendigkeit einer Erhöhung der Eisenbahntarife hänge auch mit künftigen Verstaatlichungen von Eisenbahnen zusammen. Die

ihrer angeblichen Einmischung in die stätigung Lueger's als Bürgermeister von Freiherr 1 Interpellation mit der

die Anfrage beruhe 22 irrigen Voraussetzungen. . esetz nicht; sie verlange keine kirch⸗ liche Trauung, sondern verlange lediglich zu statistischen Fealen allein den Nachweis, ob eine solche Trauung erfolgt se

Schließlich

über die Kenntnißnahme der

Oesterreich⸗Ungarn. ö1 Der Kaiser stattete vorgestern Mittag dem acgen gehe

uch Gestern empfing

unrichtig; allerdings

Frage einer Neuorganisation der ganzen Staats⸗

die Loslösung der

Eisenbahn⸗Angelegenheiten vom Handels⸗Ministerium sei prin⸗

über die eingeleiteten Zeit mittheilen.

schluß der

prinzipiellen Gründen zu gewärtigen gewesen 2. weitere Verstaat⸗ Bewußtsein, hierdurch einen direkten Ausfall

adeligen tiroler zehn Kandidaten der

Die Kandidaten der klerikalen

der Minorität. 8 sters von Wien ist

interpellierte vorgestern

die äußerste Linke die Regierung wegen einer Verordnung des Kriegs⸗Ministers, welche dem aktiven Militär die kirch⸗ zur Pflicht mache, wodurch eine von egnete Mischehe unmöglich werde. Ferner

eite interpelliert wegen Frage der Be⸗ Wien. Der Fejérväry lärung,

Die

von

i oder auch nur auf aktive nach dieser Erklärung erklärte der Minister⸗

Regierung habe sich die Antwort des Landesvertheidigungs⸗Ministers zu Die Opposition weigerte sich, die Antwort als nen, und setzte die als der Justiz⸗Minister Erdelyi

eigen

Lärmscenen erklärte, anderer Gelegenheit forderten die

Montag vertagt werde. großer Aufregung aus⸗

ch die Behandlung der Interpellation über die

e Angelegenheit Lueger

Die Nationalpartei hatte gestern einen Parteita in Kaschau, bei welchem sämmtliche Redner, unter denen sich auch Graf Apponyi befand, dem Kabinet Banffy eine weitere erbitterte Opposition ankündigten und die Fusionsidee als einen Verrath an der Partei bezeichneten.

Großbritannien und Irland.

Der Premier⸗Minister Lord Salisbury hielt vorgestern bei dem Lord⸗Mayors⸗Diner in Guildhall eine Rede, worin

„Wir hatten ein Jahr, in welchem uns der ferne Osten ernstlich beschäftigte; ich hoffe, daß der Friede in jene Gegenden zurückgekehrt ist, und hoffe, daß es nur eine unnöthige Besorgniß ist, mit welcher wir das, was dort stattgefunden hat, betrachten. Ich war überrascht von der außerordentlichen Sensation, die durch eine falsche Nachricht vor einer oder zwei ochen hervorgerufen wurde, nicht weil ich diese Nachricht als besonders wichtig angesehen hätte, sondern weil ich die Ansicht der Engländer darüber für ein sehr bemerkens⸗ werthes Phänomen hielt. Verlassen Sie sich darauf: was auch in jener Gegend sich ereignen mag, sei es im Wege des Krieges oder im Wege des Handels wir sind jeder Konkurrenz gewachsen, die unter⸗ nommen werden kann, und wir können mit absolutem Gleichmuth der Aktion irgendwelcher Personen zusehen, die glauben, daß sie uns von irgend einem Theil jener fruchtbaren und kommerziellen Gegend ausschließen können, oder die wähnen, daß, falls wir zu⸗ gelassen seien, sie uns auf den Weltmärkten schlagen könnten. Uebrigens erinnere ich an das Wort Lord Beaconsfield's: „In Asien ist Raum für uns Alle.“ Aber es giebt einen Welttheil, wo die Dinge nicht so friedlich und hoffnungs⸗ voll aussehen: Armenien hat die Gemüther Aller seit Monaten be⸗ schäftigt. Unter Hinweis auf die im Mai dem Sultan gemachten Reformvorschläge der drei Mächte bob Lord Salisbury hervor, die Unterhandlungen seien mit großem Geschick von den Botschaftern ge⸗ führt worden, und man schulde dem Botschafter Sir Pb. Currie großen Dank für die Umsicht und die Arbeit, welche wenigstens zeit⸗ weilig einen friedlichen Ausgang herbeizuführen vermocht hätten. Die im Mai gemachten Vorschläge seien im wesentlichen von dem Sultan angenommen worden. Er, Lord Salisbury, habe zu diesen Vorschlägen nichts hinzugefügt, er habe nur in einer Unterredung als Ersatz für die Forderungen der drei Botschafter ein einfacheres Mittel, zu dem⸗ selben Ziele zu gelangen, angeboten, falls es vorgezogen werden sollte, nämlich daß die jetzige mohamedanische Maschinerie fortlaufe und von einer gemischten Kommission überwacht werde. Der Sultan habe die For⸗ derungen der Botschafter vorgezogen, somit sei sein (Lord Salisbury's) Vorschlag selbstredend hinfällig geworden. Wenn die Reformen aus⸗ 71 rt würden, so würden sie den Armeniern alle Aussicht auf Wohl⸗ ahrt, Frieden und Ruhe geben. „Aber werden sie ausgeführt werden?“ Wenn man den Sultan Armeniern Gerechtigkeit zu gewähren, auf welchem Papier das Versprechen geschrieben sei; aber wenn der Sultan keine Gerechtigkeit gebe und sich nicht herzhaft ent⸗ schließe, sie zu geben, so würde die sorgfältigste Abfassung nutzlos sein. „Solange das Ottomanische Reich besteht, ist die einzige Möglichkeit unserer Aktion, und der Aktion aller Mächte Europas zusammen, die Einwirkung, welche sie auf das Gemüth des Sultans ausüben können. Wenn aber der Sultan nicht überredet wird und die Nachrichten aus Konstantinopel sind in dieser Be⸗ nicht erfreulich —, was wird die Folge sein? Meine Antwort ist, daß trotz aller Verträge und trotz aller Kombinationen auswärtiger 2 Nächte eine beharrliche Miß⸗ verwaltung die Regierung, welche sie übt, ihrem Schicksal zuführen wird. Aber es ist nicht allein die nothwendige Wirkung natürlicher Gesetze, von der ich spreche, es giebt auch diejenige der Autorität der Großmächte. Seit einem halben Jahrhundert hat die Türkei ihre jetzige Stellung nur inne gehabt, weil die Großmächte beschlossen hatten, daß im Interesse des Friedens und des Christen⸗ thums die Aufrechterhaltung der Türkei nothwendig sei, und ich glaube nicht, daß die Großmächte jetzt anderer Ansicht geworden 5 Die Gefahr, falls das Ottomanische Reich fällt, ist nicht nur die, welche die türkischen Gebiete bedroht, sondern auch diejenige, daß sich das dort entzündete Feuer auch auf andere Nationen ausdehnen und alle, selbst die mächtigsten und zivilisiertesten Europas, in den gefährlichen Kampf mit hineinziehen könne. Diese Gefahr schwebte unseren Vorgängern vor, als sie die Integrität und Unabhängigkeit der Türkei zum Gegen⸗ stand eines europäischen Vertrags machten, und diese Gefahr ist noch nicht vorüber. Zwei Illusionen sind zu vermeiden, nämlich erstens der Fall, daß dieser Vertrag, der das Konzert Europas zusammenhält, seine Kraft verliere, indem irgend eine Macht dem Vertrage entsagen könne und die Sache in ihrer eigenen Weise zu regeln suche. Ich freue mich sagen zu können: Ich sehe keine Aussicht auf einen solchen Ausgang! Ich glaube, die Mächte werden zusammen⸗ stehen, und glaube, daß sie nie geneigter waren als jetzt, zu⸗ sammenzustehen und bei dem System, welches ihre vereinte Weisheit entworfen hat, zu verharren. Die weitere Gefahr ist, daß die Rathgeber des Sultans sich einbilden könnten, der Druck jener Sorge sei so groß, daß kein Mißbrauch in der Türkei je seine natür⸗ liche Strafe finden werde. Das wäre eine ernste Täaäuschung. Ich Laube, die Mächte sind durchaus entschlossen, in allem, was das Ottomanische Reich betrifft, zusammen zu handeln. Wie sie handeln werden, kann ich nicht prophezeien, ich kenne die Eventualitäten nicht, die entstehen können, aber niemand kann sagen, es sei unmöglich, daß sie (die Mächte) der Klagen der Leidenden müde werden und ein anderes Arrangement finden könnten, nämlich einen Ersatz für dasjenige, welches die gehegten Hoffnungen nicht erfüllt hat. In dem Konzert der Mächte liegt nichts, was diejenigen trösten könnte, die jene Regierung zu verewigen wünschen oder die Stimmen derer zum Schweigen bringen wollen, welche den

schern der Türkei die dringende Nothwendigkeit einprägen möchten,

ren Unterthanen die Segnungen einer guten Verwaltung zu geben. hrend der Unterhandlungen hat nichts größeren Eindruck auf mich gemacht als die Neigung der Großmächte, zu⸗ sammenzuwirken, und ihr tiefes Verständniß für die schreck⸗ lichen Gefahren, welche die Trennung ihrer Aktion herbei⸗ führen könnte. Selbst die Regierung, welche im Volksgerede

Ruf der Rastlosigkeit hat, hat mit den anderen in dem Bemühen gewetteifert, diese große Schwierigkeit zu einem günstigen Ausgange zu bringen und zwar in einer Weise, die alle Mächte in einer Linie bält, Kngeregt durch ein gemeinsames edles Ziel, das des Friedens der Christenheit. Das ist ein sehr erfreuliches Symptom; ich hoffe, daß es die Grundlage eines dauernden Aktionssystems in dieser und bielen anderen Fragen ist, und daß es dem Zustand des bewaffneten riedens ein Ende machen wird.“

Frankreich. zt,In dem am Sonnabend abgehaltenen Ministerrath theilte der Minister des Aeußern Berthelot die letzten Depeschen aus Konstantinopel mit. Zwischen den sechs Mächten herrsche vollkommene Uebereinstimmung über die gegen⸗ über den Zwischenfällen in Armenien zu beobachtende Haltung. Die alljährlich von einer Division des Mittelmeer⸗Geschwaders in der Levante ausgeführten Fahrten würden wegen der Er⸗ eignisse in der Tuͤrkei um einen Monat vorgerückt. Die wifion werde daher unverzüglich abgehen. e Der Deputirte Jaluzot richtete in der vorgestrigen Sitzung der Deputirtenkammer an den Finanz⸗Minister 1 oumer eine Anfrage über die Demission des Gou⸗ Geneurs des Crédit foncier Christophle, welche die b eschäftswelt beunruhigt habe. Der Finanz⸗Minister Doumer rwiderte, die Demission sei vom Christophle angeboten

überreden könne, den so sei es gleichgültig,

worden, und er habe geglaubt, der Stimmung des

welche mehr und mehr die

olitik von zu trennen strebe

entsprechen zu sollen, den Sodann began

Finanzgeschäften

Kammer die Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend Ab⸗ änderung der Erbschaftssteuer. Die Vorlage bezweckt eine Erhöhung der Steuer nach dem Verwandtschafts⸗ grade und der Höhe der Erbschaft.

Italien. Buarzilai hat im Bureau der Deputirtenkammer eine Interpellation, betreffend die durch die Vorgänge im Orient geschaffene Lage und die Ansichten der italienischen Regierung darüber, eingebracht.

Spanien.

Der Finanz⸗Minister beschäftigt sich, wie aus Madrid erfährt, mit dem Studium einer Steuer⸗ reform zwecks Vermehrung der Einnahmen. Die Reform soll sich auf die indirekten Steuern beziehen. * .221

Ss Belgien. Der König hat am Sonnabend den neuen schwedisch⸗ norwegischen bevollmächtigten Minister Grafen Güld enstolpe in feierlicher Audienz empfangen.

Türkei.

Das amtliche Blatt veröffentlicht die Ernennung Kiamil PeI zum General⸗Gouverneur von Smyrna. erselbe ist bereits gestern auf seinen neuen Posten abgereist.

Amtlich wird gemeldet, daß dem früheren Vali von Wan, Bahri Pascha, welcher wegen seines Verhaltens gegenüber den Armeniern infolge des Vorgehens des en licchen Bot⸗ schafters Sir Ph. Currie von seinem Posten enthoben worden war, für seine Verdienste das Großkreuz des Osmanie⸗ Ordens verliehen worden sei.

In Wien eingetroffenen Meldungen aus Konstanti⸗ nopel zufolge dauern die Kämpfe in Kleinasien fort. Die von den Konsuln eingen angenen Berichte stimmten mit Nachrichten aus zuverlässiger riwatguelle darin überein, daß sich die Anzahl der armenischen Opfer auf mehrere Tausend beziffere. Dem „Reuter'schen Bureau“ liegen Mel⸗ dungen aus Damaskus vor, welche von einem Auf⸗ stande der Drusen berichten. Infolge desselben seien sämmtliche Redifs des in Erzingjan und Damaskus stehenden vierten und fünften Armee⸗Korps einberufen worden. Die Meldung von der Entsetzung der zernierten Garnison von Zeitun scheine verfrüht. Die türkischen militärischen Kreise seien seit mehrer Tagen ohne diesbezügliche) chrichten.

2

5—8

Der König at am Sonnabend einen Ukas unterzeichnet, durch den die Skupschtina auf den 12./24. November ein⸗ berufen wird.

Bulgarien.

Die Sobranje wählte vorgestern eine Deputation von 40 Mitgliedern, welcher Vertreter aller Departements und das Bureau der Kammer angehören, zur Ueberreichung der Adresse an den Prinzen Ferdinand. Der Antrag, die ganze Sobranje solle sich in das Palais begeben, um dadurch ie Wichtigkeit der in diesem Jahre beschlossenen Adresse zu bekunden, wurde abgelehnt.

Asien. 1

Nach einer dem „Reuter'schen Bureau“ aus Peking zu⸗

gegangenen Meldung von vorgestern wäͤre der Vertrag, be⸗

treffend die Räumung der Halbinsel Liaotong, am

8. d. M. bette ee worden. Der britische Gesandte sei am 4. November abgereist.

Afrika.

Eine der „Agenzia Stefani“ aus Mass owah zugegangene Depesche 1 die Lage als ruhig. Ein Theil der Truppen sei beurlaubt und mit Erntearbeiten beschäftigt. In Makale mhueftendie Huldigungender Häuptlünge fort⸗ Der dortige Markt sei zahlreich besucht. Die ölkerschaften, welche das Gebiet bis zum See von Aschangi bewohnten, hätten sich Italien unter⸗ worfen. Ras Mangascha streife außerhalb seines Gebiets umher und habe durch Vermittlung des Oberpriesters Theophilos um Frieden gebeten. Wie verlaute, sei der Negus Menelik in der Nähe von Uorojelu (2) angekommen, aber, wie man allgemein glaube, um sich zu ver⸗ theidigen, nicht um anzugreifen. Die italienischen Be⸗ festigungsarbeiten in Makale und Adua machten gute 1 Die Avantgarde der Italiener stehe am Berge

mba-⸗Aladji. Parteigänger der Italiener hätten bei Metaemmeh Abgesandte Menelik’s überrascht, welche die Der⸗ wische zum Angrif auf die italienischen Truppen hätten 8 sollen. Am Atbara sei alles ruhig. Ahmed Fadil, der sich in Ghedaref befinde, fürchte einen Angriff der Italiener vom Schirefluß aus.

Nr. 45 des „Zentralblatts der Bauverwaltung“, herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 9. Ro⸗ vember, hat folgenden Inhalt: Amtliches: Dienstnachrichten. Nicht⸗ amtliches: Neues zur Nering⸗Forschung. Der Umbau des König⸗ lichen Opernhauses in Berlin. Dehnungs⸗ und Spannungsmesser. Vermischtes: Wettbewerb um das Hauptgebände der Ausstellung der Provinz Schleswig⸗Holstein in Kiel. Ausstellung der letzt⸗ jährigen Neuerwerbungen des . Kunstgewerbe⸗Museums in Berlin. Einfluß der Bewegung der Lasten auf eiserne Brücken. Neueres über Tachymeter für Eisenbahnvorarbeiten. Form des Weichendreiecks. Königlicher Baurath H. in Frankfurt a. M. †. Bücherschau.

Eine neue F. Wagner

Kunst und Wissenschaft.

Die Münchener Künstlergen ossenschaft hat mit Rücksicht auf die im nächsten Jahre in Berlin stattfindende inter⸗ nationale Kunstausstellung beschlossen, die für 1896 geplante inter⸗ vetfanete Kunstausstellung in München auf das Jahr 1897 zu ver ie 8 8

Bauten.

Der Wettbewerb um das Hauptgebäude der Ausstel⸗ lung der Provinz Schleswig⸗Holstein in Kiel hat zu dem Ergebniß geführt, daß der Entwurf des Architekten Thielen in Ham⸗ burg angekauft worden ist, um für die Ausführung E“ zu

1 Hagen in Kiel von dem Preisgericht zum Ankauf emp

werden. Außerdem ist der Entwurf des ö eeens ohlen worden.

8—

Handel und Gewerbe.

- * der heutigen Sitzung des Zentralausschusses der ichsbank führte der Vorsitzende, äsident des Reichs⸗ bank⸗Direktoriums, Wirkliche Geheime Rath Dr. Koch aus, daß eine Erhöhung der Bankrate unvermeidlich sei. Die in letzter Woche nur um 30 Millionen Mark gesunkene Anlag sei noch erheblich größer als in den vorangegange undsebenso die Notenemission. Allerdings sei auch der wenngleich um 86 Millionen kleiner als 1894, doch sehr ansehnlich und höher, als in den übrigen vorangegangenen Jahren. Indessen seien der Reichsbank seit Anfang d. J. 89 Millionen Gold entzogen, und der Wechselkurs nähere si dem Goldpunkt. Die steuerfreie Notenreserve sei noch um Millionen kleiner als am 23. Oktober, und wesentlich kleiner als in den letztvorangegangen vier Jahren. Nur 1890, aber bei einem Finsfuß von 5 ½ Proz., sei sie 39 Millionen höher gewesen. Bei dem allmählich auf den Banksatz gestiegenen Börsendiskont und der sich einer Speku⸗ lationskrisis nähernden Spannung aller Geldmärkte sei der für die Jahreszeitniedrige Diskont von 3 Proz. nicht länger aufrecht zu erhalten. Der Zentralausschuß stimmte hierauf widerspruchslos der beabsichtigten Erhöhung des Diskonts auf 4 Proz., des Lombardzinsfußes auf 5 bezw. 4 ½ Proz. zu. Ferner willigte derselbe darein, daß auf die Dividende der Reichsbank⸗Antheile vom 15. k. M. ab eine zweite Abschlagszahlung von 1 ¾ Proz. geleistet werde, und erklärte sich mit der Zulassung einiger Papiere zur Beleihung im Lombardverkehr einverstanden.

„Nach der Wochenübersicht der Reichsbank vom 7. November zeigt der gesammte Kassenbestand in Höhe von 942 851 000 der Vorwoche gegenüber eine Abnahme von 1 202 000 ℳ; der Metall⸗ bestand allein hat um 1 973 000 abgenommen. Der Bestand an Wechseln ist um 27 690 000 auf 659 162 000 und der Bestand an Lombardforderungen um 2 387 000 auf 95 936000 zurückgegangen; in diesen beiden Anlagekonten hat also zusammen eine Verminderung um 30 077 000 erfahren. Auf passiver Seite zeigt der Betrag der umlaufenden Noten in Höhe von 1 161 530 000 eine Abnahme um 30 563 000 ℳ; die sonstigen täglich fälligen Verbindlichkeiten im Betrage von 436 674 000 erscheinen um 574 000 vermindert.

8 Theater und Musik.

Lessing⸗Theater.

1auuam Sonnabend gelangten zwei moderne Theaterstücke zur Auf⸗ führung, die, beide in Versen geschrieben, aufs neue den Beweis lieferten, daß auch der moderne Dichter die handelnden Personen in gebundener Rede sprechen lassen und seines Erfolgs sicher sein darf, wenn er sich im Reich der Phantasie frei bewegt und doch gleichzeitig die künstlerische Form meistert und beherrscht. Paul Lindau, dessen letztes kriminal⸗psychologisches Drama „Der Andere“* noch unvergessen ist, erschien mit einem einaktigen Schauspiel „Die Venus von Milo“ auf der Bühne, in welchem er um die Entstehung und Verstümmelung des klassischen Bildwerks eine anmuthige Fabel gesponnen hat. Die reine Liebe eines unter dem Sklavenjoche seufzenden Jünglings, dem der Dichter den unsterblichen Namen des raxiteles beigelegt hat, findet ihren sehnsüchtigen, glühen⸗ den Ausdru in der Schöpfung des Venusbildes, dem der Künstler die Züge seiner jungen Freundin, der Chloë von Melos, leiht. In rasendem Schmerz beginnt der junge Künstler sein Meisterwerk wieder zu zertrümmern, als der holden Chlos von seinem ruhmsüchtigen Herrn, dem reichen Bildhauer Agathon, Gefahr droht. Mit vielem Geschick ist eine poetisch⸗ zarte Intrigue mit der Haupt⸗ handlung verknüpft. Die schöne Klytia, um welche Agathon und der gottbegnadete Bildhauer Skopas werben, löst glücklichen Händen an der Stelle der himmlise Aphrodite die chlungenen Fäden und reicht dem jungen Prariteles zum schönen Ende den Lorbeer und die Myrthe. Die Gestalten weisen, von ihrer Gewandung und den Namen abgesehen, kaum spezifische Züge grie⸗ chischer Männer und Frauen auf. Im Charakter des reichen Agathon, der den Ruhm des Venusbildners für sich ersehnt und dem Prariteles fär sein Schweigen die Freiheit bietet, treten sogar sehr moderne Züge hervor; Agathon wird als Vertreter des athenischen Realismus, als Vertreter gleichsam der Neuen und Jungen hingestellt, die nur wiedergeben, was sie mit den äußeren Sinnen wahrnehmen, im Gegen⸗ satz zu den Alten, wie Phidias, denen Skopas nachstrebte, die bildeten, was sie fühlten und geistig anschauten. Wenn auch diese Erörterungen etwas nüchtern und lehrhaft durchgeführt er⸗ scheinen, so ist doch der Dialog im Ganzen unterhaltend und erfüllt mit anmuthigen Gedanken. Die Darstellung verdiente in allen Theilen Anerkennung, trotzdem gerade dem jungen Praxiteles des Herrn Stockhausen noch der echte Schwung der Begeisterung fehlt, für den die jugendliche Frische doch nicht vollständigen Ersatz bietet. Fräulein Groß entfaltete Anmuth und Liebreiz als Klytia, und Fräulein Umlauft war eine mädchenhaft zarte Chlos.

Mit einem schön gestellten Bilde in antiker Gewandung, die rosig verklärte Statue der Venus von Milo im Hintergrunde, hatte das erste Stück geschlossen, und mit einem ebenso fesselnden, aus der teinsten Romantik geschöpften Bilde begann das zweite Bühnenwerk. Ein zärt⸗ liches Liebespaar im Rococokostüm auf einer blüthenumrankten Park⸗ mauer führte sofort in den Geist des Lustspiels, Die Romantischen⸗ ein, dessen Verfasser Edmond Rostand für diese Arbeit einen reis der französischen Akademie erhalten hat. Ludwig Fulda hat das Stück mit bekannter sprachlicher Feinfühligkeit ins Deutsche übertragen. Was den äußeren Erfolg des Lustspiels anbetrifft, so fand der wahr⸗ haft dichterisch erdachte erste Akt ungetheilten Beifall, während die Zuschauer dem zweiten und dritten Aufzuge keinen rechten Geschmack abzugewinnen vermochten. Der Handlung liegt ein sehr zartes Moti zu Grunde. Der Dichter will mit ironischem Lächeln die jugendlichen Gebrechen verliebter Menschenkinder behandeln, die in einer künst⸗ lichen Romantik die wahren Wonnen erster Liebe enießen meinen. Sylvette und Percinet tauschen he Llebesschwürr weil sie ihre Väter verfeindet glauben; sie sind lücklich als sie bei einer von den klugen Vätern veranstalteten Schein entführung das Jawort der Väter scheinbar erzwingen. Dieser erst Akt ist mit Geist und wahrer Empfindung a altet; selbst de parodistische Humor stört den reinen Genuß nicht. Als aber im zweiten Akt die Kinder den Trug der Alten erfahren und meinen, mit den romantischen Zuthaten auch ihre Liebe eingebüßt zu haben steigt der Dichter zu unvermittelt in die platte Wirklich keit hinab. Die Stimmung ist verflogen, und die Zuschauer finden sie auch im letzten Aufzuge nur schwer wieder,

Percinet und Sylvette die echte Liebe wieder fühlen, die sie in Abenteuern der Alltagswelt vergeblich gesucht haben. Die mangelhafte Wirkung des Lustspiels wird durch den plötzlichen Wechsel 8 der Grundstimmung verschuldet. Die Uebergänge zwischen Schein und Wahrheit fließen oft so ineinander, daß der unbefangene Zu⸗ schauer die Grenzen zwischen ihnen nicht mehr klar zu erkennen vermag. Das Lustspiel ist trotzdem in einzelnen Scenen so von reiner Poesie durchtränkt, daß man den Herzschlag eines wahren Dichters fühlt. Außerdem weist das Werk auch einen guten Fonds von fröhlicher Laune auf, mit der der Verfasser sogar leblose Dinge, wie die Park⸗ mauer, gleichsam zu beleben weiß. So lange sie steht in ihrer blüthenumrankten Pracht, eint sie Liebende und Väter; sobald die

eidewand fällt, erhebt die Zwietracht ihr Hanpt die erst wieder flieht, als die trennende Mauer neu ersteht. Das Liebespaar fand in Fräulein Elsinger und Herrn Stahl ebenso anmuthige und ge⸗ wandte wie empfindsame Vertreter; die Rococotracht stand ihnen prächtig. Herr Waldow spielte den Unternehmer Straforel, der Ent⸗ führungen auf Bestellung liefert, mit derber Komik, und die prak⸗ tischen Väter wurden von den Herren Guther und Suske launig

dargestellt.