1895 / 274 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 15 Nov 1895 18:00:01 GMT) scan diff

Antlitz zeigen die beiden letzten Akte, in denen ein reicher alter Herr aus Amerika, in welchem das warme deutsche Gemüth nach langer Unter⸗ drückung sich um so mächtiger offenbart, als Retter der armen, für ihre Ideale leidenden Musikerfamilie auftritt. Der bis zur Grobheit wahrheitsliebende Kapellmeister kann endlich seiner beißen Sehnsucht Genüge thun und die brv des Berlioz'schen Tedeums, unter Entfaltung aller künstlerischen Mittel, ins Werk setzen; der ewig sorgenden Mutter winkt eine behagliche Zukunft; der jungen Senta fallen durch den zur Onkelwürde erhobenen Amerikaner nicht nur prächtige Geschenke in den Schoß, sondern das Glück naht ihr auch in der Pebe eines jungen Rechtsanwalts. Die beiden Schlußakte spiegeln die behaglich bürgerliche Stimmung wider, die aus alten konventionellen Lustspielen uns anspricht; übrigens geht ein gemeinsamer wohlthuender Zug durch das ganze Stück. Er hat seine Quelle in der gemüthvollen Zeichnung der Charaktere und in dem ihnen innewohnenden ungekünstelten und kräftigen Humor; nur im zweiten Akt, der den „Modernen“ starke Zugeständnisse macht, geht dem Witz zeitweise die Harmlosigkeit und damit zugleich die Grazie verloren. Das dramatische Talent der Verfasserin offenbart sich am stärksten im ersten Aufzuge, in dem sie eine scharfe und sinnige Beobachtungsgabe für die kleinen Vorgänge des Alltagslebens ent⸗ wickelt, die handelnden Personen geschickt einführt, in ihren Schick⸗ salen mit einander verknüpft und jeder einzelnen dabei ein charakteristisches Gepräge verleiht. Im Dialog lösen Derbheit und Feinsinnigkeit oft in überraschender Weise einander ab; manche in Norddeutschland ungebräuchlichen Redewendungen glitten unver⸗ standen vorüber. Die Sprache der Darsteller auf der Bühne klang manchmal wienerisch, manchmal allgemein süddeutsch, je nach der Eigenart der Darsteller, die durch die Bezeichnung des Orts der Hand⸗ lung als „eine deutsche Musikstadt“ an keine besondere Gegend ge⸗ bunden waren. Um die Darstellung machten sich verdient die Damen Marie Meyer als Frau Kron die zwar wie eine sorgenvolle, aber nicht wie eine beschränkte Mutter aussah, welche sie nach der Absicht der Komödie sein soll —, 8. Elise Sauer in der Rolle des lieblichen Töchterchens Senta, Gisela Schneider als „fesche“ Soubrette und S Staglé in der Rolle eines übermüthigen und gutherzigen Schülers. ie Herrenrollen lagen in den bewährten Händen der Herren Hermann Muͤller (Peter Kron), Rittner (Rechtsanwalt Löwenfeld), Nissen (Claus Smith) und Reicher (Brummer). Die Verfasserin wurde nach allen Aufzügen gerufen und erschien dankend vor dem Vorhang.

Konzerte.

Die Vorträge auf zwei Klavieren, welche vorgestern im Saal Bechstein durch die hier bereits bekannten Pianisten Roß und Moore ausgeführt wurden, boten manches Anziehende. Es giebt wenige Stücke, die speziell für zwei Klaviere komponiert sind. Außer einigen Sonaten von Mozart und Variationen von Schumann haben noch vierhändige Originalkompositionen von Labor, Chopin und Moscheles in dieser Form günstige Auf⸗ nahme gefunden. Die weit entwickelte technische Fertigkeit,

die Präzision in den schnellen Doppelläufen und in den Einsätzen bei Satztheilungen, sowie die musterhafte Uebereinstimmung beim Crescendo und Decrescendo waren oft bewundernswerth und setzten die drei ersten Werke von Mozart, Schumann und Labor in das günstigste Licht. Die folgenden, ursprünglich für zwei Hände kbomponierten Piècen von Chopin, Moszkowski, Schytte und Rubin⸗ stein, in denen das polyphone Element nicht hervortretend war, machten einen weniger günstigen Eindruck. Sämmtlichen Vorträgen fehlte es nicht an Beifall. 1 Gestern gab Frau Nicklaß⸗Kempner, bekannt als hervorragende Gesangskünstlerin, im Saal Bechstein einen Liederabend, der sehr zahlreich besucht war. Die Sängerin war vorzüglich disponiert und gab mit klangvoller Stimme, musterhafter Sicherheit der Into⸗ nation, Deutlichkeit der Aussprache und feinsinnigem Vortrag den Inhalt der von ihr gewählten ernsten und heiteren Gesänge gleich vollkommen wieder. An eine Arie von Mozart aus „II pastore“ mit obligater Violine reihten sich in gleichmäßig lobenswerther Aus⸗ ührung Gesänge von Schumann, Bach, Brahms, Rubinstein, dem Landgrafen Friedrich von Hessen, Grieg und Anderen an. Herr Pro⸗ fessor G. Holländer, der die Begleitung der Mozart'schen Arie

einer Romanze von M. Bruch und erntete ebenso wie die Konzert⸗ geberin einmüthigen Beifall.

Die Pianistin Elsa Rau, die in Paris ihre Studien

emacht hat, ließ sich gestern in der Sing⸗Akademie hören und ewies in klassischen Werken von Bach und Beethoven wie in modernen Stücken von Chopin, Schumann, Brahms und Liszt weit entwickelte technische Fertigkeit und lebendige Vortragsweise. Die Konzertsängerin H. Bernhardt, welche plötzlich erkrankt war, wurde von Fräulein Ribbeck mit einigen recht gelungenen Gesangsvorträgen vertreten. Beiden Künstlerinnen wurde reicher Beisall zu theil.

An demselben Abend konzertierte die Pianistin Pauline Hof⸗ mann in Gemeinschaft mit der Mezzosopranistin Johanna Weise im Konzertsaal, Potsdamerstraße 9. Beiden Künstlerinnen fehlt noch die nöthige Reife der Ausbildung ihres Talents, um günstige Resultate mit ren Leistungen zu erzielen.

Im Königlichen Opernhause werden morgen Mascagni's „Cavalleria rusticana“ und Ignaz Brüll's Oper „Das goldene Kreuz“ gegeben.

Im Königlichen Schauspielhause geht morgen Otto von der Pfordten's Schauspiel „1812“ in folgender Besetzung in Scene: Napoleon: S8 Kahle; General York: Herr Molenar; Luise: Fräulein Lindner; Kittmeister Hertling: Herr Matkowsky; Freiherr vom Stein: Herr Klein. Für das Lustspiel „Doktor Klaus“ von Adolf L'Arronge, welches am Sonntag zum ersten Mal im Königlichen Schauspiel⸗ hause aufgeführt wird, ist folgende Besetzung festgestellt: Dr. Klaus: Herr Keßler; dessen Frau: Fräulein Abich; Emma: Fräulein Hausner; Griesinger: Herr Oberländer; dessen Tochter: Fräulein von Mayburg; Max von Boden: Herr Purschian; Marianne: Frau Schramm; Lubowsky: Herr Vollmer; Referendar Gerstel: Herr Hertzer; Anna: Frau Conrad; Frau von Schlingen: Frau Stollberg. Herr 1“ wohnt den Proben zu dieser Aufführung regel⸗ mäßig bei.

Frau Agnes Freund wird in der im Lessing⸗Theater am Sonntag stattfindenden Nachmittagsvorstellung von Hermann Suder⸗ mann’s Schauspiel „Heimath“ die Rolle der Magda spielen.

Im Schiller⸗Theater findet am nächsten Dienstag die erste Aufführung von Kleist's „Käthchen von Heilbronn“ statt. Um den Ehrentag Rudolph Kneisel's zu begehen, wird das Lustspiel „Die Tochter Belial’'s“ vorbereitet. Dieses Lustspiel, das bei der Wiener Konkurrenz mit dem Preise gekrönt wurde, ist eine der erfolgreichsten von Kneisel's zahlreichen Bühnenarbeiten.

Im Neuen Theater geht morgen zum ersten Mal das Trauerspiel „Die neue Zeit“ von Richard Voß in Scene; die Auf⸗ führung beginnt um 7 ½ Uhr.

Im Adolph Ernst⸗Theater gelangt „Der kleine Lord“ morgen und am Sonntag Nachmittag zur Aufführung. Die Gesangs⸗ posse „Paradebummler“ erlebt morgen ihre 75. Aufführung.

Der Magistrat hat nunmehr der Firma Siemens u. G die Genehmigung zu dem Projekt der unterirdischen ööö für die elektrische Bahn Behrenstraße —Treptow ertheilt.

Der bekannte Jugendschriften⸗Verlag von Carl Flemming in Glogau hat seinen diesjährigen Weihnachts⸗ katalog ausgegeben. Das hübsch ausgestattete, reich illustrierte Heft sei besonders Eltern, welche wegen der Auswahl von Geschenken für ihre Kinder des Raths bedürfen, empfohlen. Der Katalog wird Jedem auf Verlangen gratis und franco zugesandt.

Im Zirkus Renz feiert das an jedem Abend mit stürmischem Beifall aufgenommene militärische Paradestück „1870/71“ heute bereits das Jubiläum der 25. Aufführung.

„Emden, 14. November. Gestern Nachmittag fand die feierliche Einweihung des den Astronomen David Fabricius und Sohn Johann von der Bevölkerung Ostfrieslands zu Osteel bei Marien⸗

übernommen hatte, erfreute noch durch den wohlgelungenen Vortrag

Wetterbericht vom 15. November 8 Uhr Morgens.

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Anfang 7 ½ Uhr.

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Anfang 7 ½ Uhr.

1 Uebersicht der Witterung. „Im allgemeinen hat sich die Wetterlage über Europa wenig geändert; das barometrische Maximum im Süden hat an Höhe zugenommen, während eine tiefe Depression im Westen der Britischen Inseln berannaht. Eine Theildepression ist über Süd⸗ schweden in der Entwicklung begriffen und verursacht an der deutschen Küste lebhafte westliche und süd⸗ westliche Winde. In Deutschland ist bei vor⸗ wiegend südlicher bis westlicher Luftströmung das Wetter mild und meist heiter; vielfach ist e efallen, meist jedoch in geringer Menge. Auf Helgo⸗ land wurde Abends Wetterleuchten beobachtet. In Irland und vorm Kanal ist das Barometer wieder sehr stark gefallen, und daher ist zunächst trockenes in und nachher wieder trübes, windiges Wetter zu er⸗

warten. Deutsche Seewarte.

Sonntag,

Montag: Romauntischen.

Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern⸗ 162. Vorstellung. Oper in 1 Aufzug von Pietro Mascagni. dem gleichnamigen Volksstück von G. Verga. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Dr. Muck. Das oldene Kreuz.

rüll, Text nach dem Französischen von S. H. Tanz von Paul Taglioni. Musik⸗Direktor Wegener. Schauspielhaus. 252. Vorstellung. 1812. Schau⸗ spiel in 5 Aufzügen von Otto von der Pfordten. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube.

1 Sonntag: Opernhaus. b von Lammermoor. Gastano Donizetti.

(Miß Lucia: Fräulein Mary Howe aus New⸗Pork, Sir Edgar: Herr Emil Götze, als Gäste.) Phanutasien im Bremer Rathskeller. tastisches Tanzbild, frei nach Wilhelm Hauff, von Emil Graeb. Musik von Adolf Steinmann. An⸗

Schauspielhaus. 253. Vorstellung. Male: Doktor Klaus. Lustspiel in 5 Aufzügen von Adolph L Arronge. Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 ½ Uhr.

Deutsches Theater. Sonnabend: Zum ersten F. 8 onntag, Nachmittags Uhr:

Abends 7 ½ Uhr: Tedeum. Montag: Der Meister von Palmyra.

Berliner Theater. Sonnabend: Zum ersten Male: Des Meeres und der Liebe Wellen.

Sonntag, Nachmittag 2 ½ Uhr: Abends 7 Uhr: Hasemann’s Töchter. Montag: Der Pfarrer von Kirchfeld.

Lessing-Theater. Saus⸗Géne. Anfang 7 ½ Uhr. Nachmittags 3 Uhr (volksthümliche Preise): Heimath. Abends 7 ½ Uhr: Die Venns von Milo. Die Romantischen. Die Venus von Milo. Die

Residenz⸗Theater. Lautenburg. Sonnabend: Der Rabenvater. Schwank 3 Akten von H. Fr. Jarno. Vorher: 1 Akt von P. Linsemann.

Sonntag und folgende Vorher : Aber die Ehe ““ 111“

Theater.

Cavalleria rusti-

Oper in 2 Akten von Ignaz Siegfried Jelenko. Dirigent: Anfang 7 ½ Uhr.

ginnt am 30. November d. J.

163. Vorstellung. Lucia Oper in 3 Akten von

Julius Fritzsche. Text von S. Camerano. 8

Der Mikado,

Phan⸗ van. Dirigent:

Jean Reisinger. Dirigent: Zum ersten Federmann. Anfana 7 ½ Uhr.

In Scene gesetzt vom Ballet⸗Divertissement.

mittags 3 Uhr: Tedeum. Anfang 7 ½ Uhr.

Don Carlos. hr: Paradebummler.

Nachruhm.

von Julius Einödshofer. Direktor Richard Schultz. Sonnabend:

Madame Sonntag: Eine tolle Nacht.

Friedrich · Wilhelmstädtisches Theater.

8 8 CPesserkrrse Sonnabend: Gastspiel der Liliputauner. Jeden Abend 7 ½ Uhr: Die Reise nach dem Mars.

Neues Theater. Schiffbauerdamm 4a./5. Sonnabend: Zum ersten Male: Die neue Zeit. Schauspiel in 4 Akten von Richard Voß. Regie: „Anfang 7 ½ Uhr. Sonntag. Nachmittags 3 Uhr: Vorstellung des Vereins für Volksunterhaltungen. 7 ½ Uhr: Zum zweiten Male: Die neue Zeit. Voranzeige: Das Gastspiel der Mad. Judic be⸗

Theater Unter den Linden. Direektion: Shepbe Neu B oder: Ein in u. Burlesk⸗Operette in 2 Akten von . S. Fllbent. Deutsch von Julius Fritzsche. Musik von A. Sulli⸗ Herr Kabellmeister Federmann. Hierauf: Großzes. Ballet⸗Divertissement, arrangiert und entworfen vom Balletmeister Herrn

Herr Sonntag: Der Mikado. Hierauf: Großes

Adolph Ernst⸗Theater. Sonnabend, Nach⸗ 1 Der kleine Lord. ne leitung Erwachsener zahlen die Hälfte. Abends

Sonntag, Nachmitags 3 Uhr: Der kleine Lord. Abends 7 ½ Uhr: Paradebummler.

ZBentral-Theater. Alte Jatobstraße Nr. 30. Direktion: Richard Schultz. Emil Thomas a. G.

Sonnabend: Eine tolle Nacht. Große Aus⸗ stattungsposse mit Gesang und Tanz in 5 Bildern von Wilh. Mannstädt und Julius Freund. Musik In Scene gesetzt vom 8 Die Tanz⸗Arrangements vom Balletmeister Gundlach. Anfang 7 ½ Uhr.

hafen errichteten Denkmals statt. Zu der vom besten Wetter be⸗ günstigten Feier hatten sich, der „Weser⸗Ztg.“ zufolge, außer Vertretern der Regierung eine xroße 82 von Abgesandten naturwissenschaftlicher Gesellschaften sowie viele Geistliche eingefunden. Die Männergesang⸗ vereine Emden, Norden und Aurich euten durch Gesangsvorträge. Eisenbahn⸗Baurath a. D. . Direktor der hiesigen naturforschenden Gesellschaft, die sich um das Zustandekommen des Denkmals sehr ver⸗ dient gemacht hat, hielt eine die hohen Verdienste des Fabricius hervor⸗ hebende Rede, ebenso Pastor Voß⸗Osteel und Professor Eggers⸗Norden. Das Denkmal ist auf dem Kirchhofe über dem Grabe des Fabricius errichtet. Bildhauer Oscar Rassau in Dresden ist der Schöpfer desselben. Der Künstler hat, wie allseitig anerkannt wurde, seine Aufgabe mit großem Geschick gelöst. Da kein Bildniß von Fabricius vorhanden war, mußte eine allegorische Darstellung gewählt werden, welche in einer sitzenden Frauengestalt besteht, die den Blick sinnend zum Himmel richtet, in der linken Hand eine Tafel mit der Sonnenscheibe, in der rechten ein Fernrohr haltend. Das ganze Denkmal hat eine Höhe von 4770 m. In der Kirche zu Osteel wird noch der ursprüngliche Grabstein des Fabricius gezeigt, der folgende ziemlich deutlich zu lesende Inschrift trägt: „Anno 1617 den 7. May is de würdige un wolgeleerde Heer David Fabricius, Paster un Astronomus tho Osteel, van eenen geheten Frerik Hoyer jammerlyken vermordet int Jaar 53 synes Olders.⸗ Aa wurde bekanntlich von einem abergläubischen Bauernknecht seiner Gemeinde mit einem Spaten erschlagen.

Altona, 15. November. Zur Eröffnung des hiesigen neuen Bahnhofs traf, wie W. T. B.“ meldet, heute der Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen in Begleitung des Präsidenten der hiesigen Eisenbahn⸗ Direktion Jungnickel und des Ober⸗Regierungs⸗ Raths Nöllendorff hier ein. Der Minister besichtigte den Bahnhof und unternahm später in Begleitung des Präsidenten Jungnickel eine Fahrt durch den neuerbauten Tunnel nach dem Fischmarkt. Hamburg, 14. November. In der vergangenen Nacht fand, wie „W. T. B.“ meldet, in der Nähe von Brunsbüttel zwischen den Dampfern „Riberhuus“ und „Northenden“ ein Zu⸗ sammenstoß statt, bei welchem beide Schiffe bedeutend beschädigt wurden. Der letztere Dampfer kehrte nach Hamburg zurück und begab sich sofort behufs Reparatur nach der Werft von Blohm u. Voß. Von den Besatzungen ist niemand verunglückt. Metz, 15. November. Die Mosel hat in raschem Steigen 5 Zann⸗ seit 8 Jahren Frhich⸗ doch siremt as Hochwasser hier ohne Gefahr vorbei. Seit Mitternacht ist lang⸗ sames Sinken des Flusses eingetreten.

„Laibach, 15. November. Heute früh, kurz nach 4 Uhr, erfolgte

ein mäßig starker, drei Sekunden dauernder Erdstoß mit Schwin⸗ gungen des Bodens und unterirdischem Getöse. Die Bevölkerung wurde nur vorübergehend in geringem Maße beunruhigt.

Paris, 14. November. Die drei Panzerschiffe „Formi⸗ dable“, „Baudin“ und Courbet“, welche auf der Fen von Salins bei Hybres vor Anker gehen wollten, geriethen in der letzten Nacht auf eine Sandbank. Für die Schiffe ist keinerlei Gefahr zu besorgen, der „Formidable’ ist bereits wieder flott; auch das Panzer⸗ schiff „Courbet“ wird voraussichtlich im Laufe des heutigen Vormit⸗ tags und der „Baudin“ heute Abend wieder flott werden.

Philadelphia. Wie der „Philadelphia Demokrat“ meldet, hat der dort wohnende Colonel M. Richard Muckle, dessen Eltern im Elsaß geboren waren und der im Laufe der Jahre bereits 39 Kisten voll werthvoller, von ihm gesammelter Bücher zur Ergänzung der bei der Belagerung von 1870 stark beschädigten Stadtbibliothek in Straßburg absandte, kürzlich wieder zwei große Sen⸗ dungen mit neuen Publikationen von Amerika nach der Hauptstadt des Elsaß abgehen lassen.. v1“““

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Saal Bechstein. Linkstraße 42. Sonnabend,

Anfang 7 ½ Uhr: II. Qnartett⸗Abend von Hol⸗ vaeve;- eüng. eSe. Sechrorzen hols; unter gütiger Mitwirkung des Herrn Hofkapellmeisters Dr. Karl Muck (Klav.).

Birkus Renz. Karlstraße. Sonnabend, Abends

2 ½ Uhr: Gala⸗Sport⸗Vorstellung. 1870/71. Großes militärisches Ausstattungsstuͤck mit Tänzen, Gruppierungen, Gefechten zu Fuß und zu Pferde in zwei Abtheilungen vom Direktor Fr. Renz. Außer⸗ dem besonders hervorzuheben: Bagdad, arab. Voll⸗ blutschimmelhengst. Hierauf der Rapphengst Donner, das Vollendetste der Pferdedressur. Beide Pferde dressiert und vorgeführt vom Direktor Fr. Renz. El Bolero, spanische hohe Schule geritten von 6 Damen und 6 Herren in nationalen Pracht⸗ kostümen. Auftreten des anerkannt besten Schul⸗ reiters der Welt Mr. James Fillis mit seinem Vollblutpferde Germinal. Die außerordentliche Schulreiterin Mlle. Dudley mit ihrem Schulpferde Floréal. Hierauf: Vorführen des irländischen 88öbö K-. w 2 55 2er. ragendsten Künstler⸗Spezialitäten, sowie sämmtlicher Kapellmeister Clowns und des beliebten Original⸗August Mr. Lavater Lee. Alles Nähere aus Plakaten und Aus⸗ tragezetteln ersichtlich. Sonntag: 2 Vorstellungen. Nachmittags 4 Uhr: Ijo Ni En mit dem beliebten Schellenspiel. Abends 7 ½ Uhr: 1870/71.

u. ends

Kinder in

Familien⸗ Nachrichten.

Verebelicht: Hr. Prem.⸗Lieut. Siegfried von Saldern mit der Premn. Wagner (Warmsdorf). Hr. Rittmeister a. D. Edmund von Köppen mit verw. Fr. von Witzleben, geb. Baczko (Berlin).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Oberlehrer Hille (Liegnitz). Eine Tochter: Hrn. Prem.⸗Lieut. Mund (Görlitz).

Gestorben: Gräfin Emmy Bethusy⸗Huc, geb. von Ohlen⸗Adlerskron (Bankau). Hr. Prem.⸗Lieut. Kurt von Petersdorff (Thorn). Hr. Ritterguts⸗

Konzerte.

GSFeistliches Konzert, Direktion: Siamund Sängerinnen Frl. und des Sängers Herrn Baschle. Fischer und Josef 1““ ber die Ehe! Komödie in Anfang 7 ½ Uhr.

se: Der Rabenvater. dem

il O F. nmanaftaehe.’. Srcheßte

Konzert-Haus. Sonnabend: Karl Meyder⸗

Konzert. Operetten⸗ und Walzer⸗Abend. Mittwoch, den 20. November, Abends 7 ½ Uhr:

unter Mitwirkung der

derhold und Frl. Burkhardt

Sing-Akademir. Sonnabend, Anfang 8 Uhr: Konzert des Klaviervirtuosen Harold Baner mit

besitzer Friedrich Franz von Nordenskjöld (Birk⸗

vegh. 8 ne, ucha). Sr. Ghnebegee usta ose ünchwitz). Hr. tor Pau

Burghart (Trebnitz). 8 E

Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin. Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.

Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Sechs Beilagen 1 (einschließlich Börsen⸗Beilage),

Gewinnliste der ersten Berliner Pferde⸗Lotterie.

8 Prof.

seuchen. Vermischtes. Krankenversicherungen, 1894. Geschenkliste Bevölkerungs⸗Vorgänge in deutschen Orten mit 15 000 und mehr Einwohnern.

Rumänien; Rußland; Venezuela.

wmandten Gebieten; Zei

zum Deutschen R Nℳo 224.

Erste Beilage

Berlin, Freitag, den 15. November

Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußi

Nr. 46 der „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“, vom 13. November, hat folgenden Inhalt: Gesundheitszustand und Gang der Volkskrank⸗

eiten. Zeitweilige Maßregeln gegen Cholera ꝛc. Desgl. gegen Gelbfieber. Bewegung der Bevölkerung in Bayern, 1894. Ge⸗ burten und Sterbefälle in Birmingham, 1894. Aus dem japanischen

Sanitätsbericht, 1891. Gesetzgebung u. s. w. (Preußen). Diphtherie⸗

I (Reg.⸗Bez. Königsberg). Privat⸗ alten. (Reg.⸗Bez. Oppeln). Maul⸗ und Klauenseuche. vs ꝛc. Handlungen. (Lübeck). Viehquarantäne. utterkornvergiftungen. (Belgien). Sanitäts⸗

Aerzte, Pharmazeuten und Drogisten. Gang der

Tollwuth im Deutschen Reich, 1894. Thier⸗

in Großbritannien, 30. Juni bis 28. September. Rinderpest in der Türkei. Zeitweilige Maßregeln gegen Thier⸗ (Preuß. Reg.⸗Bezirke Danzig, Bromberg, Baden.) (Preußen.) Schlachthäuser, 1894. (Bayern.) (Norwegen.) Irrenanstalten, 1893.

Sterbefälle in größeren Ver⸗ waltungsgebieten des In⸗ und Auslandes, 1894. Wochen⸗ tabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. Witterung. Beilage: Ge⸗

richtliche Entscheidungen auf dem Gebiete der öffentlichen Gesundheits⸗ pflege (Heilmittel).

Nr. 55 des „Eisenbahn⸗Verordnungsblatts“, heraus⸗

gegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 9. November,

at folgenden Inhalt: Allerhöchste Konzessionsurkunde, betr. den Bau und Betrieb einer Eisenbahn von Hildesheim über Clauen und Fferie Fecht nach Hämelerwald durch die Hildesheim⸗Peiner⸗Kreis⸗ Eisenbahn⸗Gesellschaft, vom 31. Juli 1895. Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 29. Oktober 1895, betr. Bestellung des Kommissars für die Ausübung des staatlichen Aufsichtsrechts über die Eisenbahn von Hildesheim über Clauen und Schwiecheldt nach Hämelerwald; vom 4. November 1895, betr. Besoldungs⸗Dienstalter der früheren Zivilpensionäre, sowie der ohne Pensionsanspruch aus⸗ geschiedenen Schutzmänner und Gendarmen nach ihrer Wiederanstellung. Nachrichten.

Das 6. (November / Dezember⸗) Heft des „Archivs für Eisen⸗ bahnwesen“, herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten (Verlag von Julius Springer, Berlin), hat folgenden Inhalt: Die Arbeiterpensionskasse, die Krankenkassen und die Unfall⸗

versicherung bei den preußischen Staatseisenbahnen in den Jahren 1893 und 1894. Erweiterung des preußischen Staatseisenbahnnetzes

m Jahre 1895 durch den Erwerb von Privateisenbahnen. Die eltenden amerikanischen Getreidefrachtsätze. Die Eisenbahnen Deutschlands, Englands und Frankreichs in den Jahren 1891 bis 893. Die belgischen Eisenbahnen im Jahre 1893. Norwegische

Eisenbahnbauten. Die Eisenbahn Neapel —Reggio. Das türkische

Eisenbahnnetz der Balkanhalbinsel. Die Eisenbahn Beirut

Damaskus. Statistisches von den deutschen Eisenbahnen. Recht⸗ sprechung: Rechtsgrundsätze aus den Entscheidungen des Reichsgerichts.

Preußen; Oesterreich⸗Ungarn;

Bücherschau: Besprechungen; Uehersicht der neuesten Fäeptwerte über Eisenbahgwesen und aus ver⸗ riften.

Gesetzgebung: Deutsches Reich;

Loothringen und der Wilhelm, Luxemburg⸗

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗

Statistik und Volkswirthschaft

Brände in Preußen während der Jahre 1888 bis 1890. Nach dem neuesten Heft der „Preußischen Statistik“ wurden im

b Jahre 1888 in Preußen 7648 Gemeinden von Bränden betroffen

1889: 7382, 1890: 7572 Gemeinden), die Zahl der Schadenbrände

betrug insgesammt in den Städten und auf dem Lande 18 759

20 061 und 21 017), die Zahl der von den Bränden betroffenen Be⸗ itzungen 20 994 (22 477 und 23 238). Immobiliar⸗ und Mobiliar⸗ s aden zusammen wurde verursacht in Höhe von 55 206 583 56 950 217 und 58 726 018) ℳ; davon entfallen auf den Immo⸗ iliarschaden 30 145 246 (30 196 938 und 31 368 248) und auf den

Mobiliarschaden 25 061 337 (26 753 279 und 27 357 770)

Als Ursachen der Brände sind angegeben: Blitzstrahl in 029 (1406 und 1184) Fällen, Explosionen von Dampfkesseln, Gasen, Aether, Petroleum und Petroleumlampen in 540 (444 und 619),

Selbstentzündung von Stoffen in 256 (230 und 381), mangelhafte

Feuerungsanlage in 1434 (1417 und 1263), Fahrlässigkeit im Um⸗

. mit Streichhölzern in 1762 (1912 und 2223), sonstige Fahr⸗

ässigkeit in 6640 (7824 und 8277), erwiesene Brandstiftung in 287 243 und 289), gemuthmaßte Brandstiftung in 2272 (1932 und 2230), unken aus Lokomotiven in 31 (43 und 26) Fällen. Als unbestimmt der unermittelt ist angegeben die Ursache von 4508 (4610 und 4526) Bränden 8 1 Von den betroffenen Besitzungen waren unversichert 5540 5433 und 5210), von den Haushaltungen 5916 (6052 und 5366). Versichert waren 19 636 (21 225 und 21 876) Fefesshe und 14 881 14 142 und 14 533) Haushaltungen mit 553 813 813 (655 494 224 nd 670 721 485) Von dem erlittenen Schaden waren unper⸗ ichert 3 756 468 (4 320 291 und 4 079 153) ℳ, versichert 51 450. 115 52 629 926 und 54 646 865) Gedeckt waren 46 621 177 L8e 654 159 und 47 191 214) Trotz der Versicherung fand keine ntschädigung statt bei 395 (1194 und 1275) Bränden mit einem

Schaden von 109 267 (1 338 970 und 3 120 298) 8 8

Die Eisenbahnen in Elsaß⸗Lothringen. Nach, dem Bericht der General⸗Direktion der Reichs⸗Eisenbahnen in Elsaß⸗Lothringen über die ““ Eisenbahnen in Elsaß⸗ 1 rSab im E“ 894/95, den die „Straßb. Post“ wiedergiebt, betrug die Gesammt⸗ Srn der für Rechnung des Reichs betriebenen Bahnstrecken Ende März 1895: 1471,94 km vollspurige und 27,98 km schmalspurige Strecken, gegen 1471,84 km vollspurige und 27,99 km schmalspurige Strecken am Schluß des Vorjahres. Die mittlere Jahres⸗ etriebslänge der vollspurigen Bahnen beträgt 1471,94 km nd diejenige der schmalspurigen Bahnen 27,98 km, und war: a. für den Personenverkehr der vollspurigen Strecken 451,70 km gegen 1426,72 km im Vorj., b. für den Güterverkehr er vollspurigen Strecken 1471,94 km gegen 1446,71 km im Vorj., für den Personen⸗ und Güterverkehr der schmalspurigen Strecken 27,98 km gegen 27,99 km im Vorj. Die Länge der zweigleisigen Strecken beträgt unter Zurechnung der gepachteten Strecke von der teichsgrenze bei St. Ludwig bis Basel 703,89 gegen 685,02 km im Vorj. Von der Eigenthumslänge von 1484,11 km liegen 1467,17 km uf elsaß⸗lothringischem und 16,94 km auf preußischem Gebiet. Außerdem befinden sich in Elsaß⸗Lothringen noch folgende Bahnen m Betrieb: 1) die von der Reichsbahn für Rechnung der Wilhelm⸗ uxemburg⸗Eisenbahngesellschaft betriebene vollspurige Nebenbahn von er Grenze bei Esch über Deutsch⸗Oth nach Redingen, einschließlich

der Anschlußbahnen 10,70 km lang, 2) die der Pfalzbahn gehörige und von dieser betriebene vollspurige Hauptbahn von Saargemünd bis zur bayerischen Grenze bei Bliesbrücken: 11,72 km, 3) die einer Privat⸗ gesellschaft gehörige vollspurige Straßenbahn Rappoltsweiler⸗Stadt

appoltsweiler⸗Bahnhof: 4 km lang, und 4) einige schmalspurige, verschiedenen Privatgesellschaften gehörige Linien von zusammen rund 129 km Länge. Die Straßenbahnlinien in den Städten Mülhausen, Straßburg und Metz sind hierbei nicht einbegriffen. Die Gesammt⸗ länge der dem öffentlichen Verkehr dienenden Eisenbahnen in Elsaß⸗Lothringen belief sich hiernach Ende März 1895 auf 1465,61 km Vollspurbahnen und 156,98 km Schmalspurbahnen. Die Gesammtlänge der von der Reichs⸗Eisenbahn betriebenen Strecken der Wilhelm⸗Luxemburg⸗Eisenbahn betrug Ende März 206,07 km. Für die Eisenbahnen in Elsaß⸗Lothringen betrug die Einnahme 53 593 414 und die Ausgabe 33 463 239 ℳ, Les ein Einnahme⸗ Ueberschuß von 20 130 174 verblieb. Für die Wilhelm⸗Luxemburg⸗ Eisenbahn betrug die Einnahme 9 164 628 und die Ausgabe 6 766 393 ℳ, mithin Ueberschuß 2 398 235 Für beide Bahnnetze zusammen Sesg. der Einnahme⸗Ueberschuß 22 528 410 Hiervon gehen die Pachtbeträge ab. 3

1u“ Zur Arbeiterbewegung. 8

Hier in Berlin ist, einer Mittheilung der „Pof⸗ olge, der Ausstand der Telephonarbeiter bei der Firma Fr. Welles von einer Metallarbeiter⸗Versammlung für beendet erklärt worden, da die Ausständigen bereits vollzählig ersetzt sind. Der Ausstand hat der Organisation viertausend Mark Kosten verursacht.

Aus London wird dem „W. T. B. zum Ausstand der Schiffsbauarbeiter gemeldet: In einer Konferenz der Vereini⸗ gung der Ingenieure Londons wurde gestern eine Entschließung angenommen, in welcher die Vereinigung erklärt, in ihrer Haltung verharren zu wollen, und die Ausständigen in Belfast und Glasgow ihrer moralischen und finanziellen Unterstützung versichert. Angesichts dieses Beschlusses wird der Ausstand zweifellos fortdauern.

Kunst und Wissenschaft.

Kunstgeschichtliche Gesellschaft. L. In der ordentlichen Monatssitzung vom 1. November d. J. hielt Herr Dr. Sarre einen Vortrag über die kunstgeschicht⸗ lichen Ergebnisse einer Reise in Kleinasien. Der Vor⸗ tragende, der die Reise in Gemeinschaft mit Herrn Dr. med. Osb orne vabrend der Monate März bis August dieses Jahres ausführte, legte ein Foßes Material selbstgefertigter Photographien vor, von denen eine Anzahl mittels des Skioptikons in Vergrößerung gezeigt wurde. Der Zweck der Reise 109 theils auf archäologischem, theils auf dem kunstwissenschaftlichen Gebiet des Mittelalters. Einmal wollte der Vortragende das kleinasiatische Küstengebiet mit seinen Stätten antiker Kultur kennen lernen, andererseits sich näher mit der orientalischen Baukunst bekannt machen. Der erstere Reisezweck fand in verschiedenen Touren, die von Smyrna aus unternommen wurden, seine Erfüllung. Es wurden besucht Pergamon, Magnesia a. M., Tralles, Ephesus, Priene, Milet, Didyme, Sardes, Samos, Laodicaea, Tripolis und Hierapolis. Auf diesen Touren ergab sich bereits mehrfach Gelegenheit, hervor⸗ ragende türkische Bauwerke kennen zu lernen, wie die Moscheen von Ephesus, Milet, von Magnesia am Sipylos u. a. m. Eine weitere Kenntniß der türkischen Architektur gewann der Vortragende während eines längeren Aufenthalts in Konstantinopel und auf einer Reise, die er von dort nach Brussa, nach Isuik, dem alten Nicaea, und dann auf der anatolischen Bahn bis Kiutahia unternahm. Im Juni und Juli machten die Reisenden dann von Smyrna aus oder vielmehr von Dinair, dem Endpunkt der von dort über Aidin ins Innere führenden Bahn, eine Expedition in das Vilajet Konia, die antiken Gebiete von Phrygien, Lykaonien und Pisidien. Durch ein Irade des Sultans waren sie dem Schutz der türkischen Behörden besonders empfohlen und hatten die Frlacönth ungehindert reisen und photographische Auf⸗ nahmen machen zu können. Ueberall sind den Reisenden die Beamten und die Bevölkerung überhaupt mit der größten Liebenswürdigkeit entgegengekommen. Im Gebiet des alten Seldschuckenreichs von Ikonium befinden sich herrliche Reste frühtürkischer Architektur, die bis in das 13. Jahrhundert zurückgehen und bisher bekannt sind. Die Seldschucken sind ein türkischer Stamm Innerasiens, der in der Mitte des 10. Jahrhunderts unter seinem Häuptling Sel⸗ dschuck einen Vorstoß nach Persien machte. Die Söhne und Enkel desselben brachten ganz Persien durch Eroberung und durch Heirath in ihren Besitz. Ungefähr um 1100 zerfällt dieses vom Innern Asiens bis fast zum Aegäischen Meer reichende Sultanat in drei Theile, von denen der westlichste das Sultanat von Ikonium bildet, welches bis zur Mongolenzeit die Hauptrolle in Kleinasien spielt. Später zerfällt auch dieses Reich wiederum, bis der Stamm der Osmanen mit ihnen allen vollständig aufräumt. In der Stadt Konia stehen zwischen den kleinen, aus Holz oder Lehm erbauten Behausungen der modernen Einwohner die Ruinen grandioser und prächtiger Bauten der Sel⸗ dschuckenzeit. Auf einem Hügel in der Stadt befinden sich die Reste des Schlosses. Die daneben liegende große Moschee Sultan Alaeddin bietet uns ein Beispiel der älteren Moschee⸗Anlage. Die Djami, der Ort, wo sich die Anhänger des Propheten zum Gebet versammeln, war ursprünglich an keine bestimmte gebunden. Die große Moschee in Mekka ist ein von Säulenhallen umgebener Hof, deren Mitte die Kaaba einnimmt. Diesen heiligen Stein als Gegenstand der Verehrung vertritt nun in jeder Moschee die Gebetsnische, welche nach Mekka orientiert ist. Der Platz vor der Gebetnische oder vor der dieselbe einschließenden Wand kann be⸗ liebig gestaltet werden. In den älteren, aus dem 13. und 14. Jahr⸗ hundert stammenden Anlagen der Seldschucken ist dieser Versamm⸗ lungsort der Gläubigen ein oblonger Raum, dessen flache Decke von Säulen oder Pfeilern getragen wird. Die Decke hat oftmals in der Mitte eine Oeffnung, unter der sich ein Brunnen befindet. Neben der Gebetsnische, rechts vom Beschauer, steht der Mimbar, die Kanzel, der aus Holz errichtete Predigtstuhl, von welchem aus der Koran ver⸗ lesen wird. Als Drittes fordert die Anlage einer Moschee das Minaret; von hier aus ruft der Priester die Gläubigen zum Gebet. Der Grundriß späterer Moscheenbauten ist von byzantinischen Kirchen beeinflußt. Die Kuppel nimmt eine dominierende Stellung ein. Anfangs behielt man noch den weiten quadratischen Raum bei, aber statt der flachen Decke brachte man über jeder Vierung inmitten von vier Pfeilern eine kleine Kuppel an. Seit 1453, der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen, wird die Sophien⸗Kirche das Vorbild der Moscheenbauten: einen großen quadratischen Raum überspannt eine auf vier mächtigen Pfeilern ruhende Kuppel. Hohe Steinportale mit einwärts gehenden, reichver⸗ zierten Nischen bilden den Hauptschmuck der mittelalterlichen Moscheen⸗ anlagen des Seldschuckenreichs. Es macht sich hier antiker und byzantinischer Einfluß geltend. Rein orientalisch ist die häufige Ver⸗ wendung von Inschriften und das eigenthümliche Ornament. Es finden sich ferner auch wohl auf persischen Einfluß zurückgehend figürliche Darstellungen: Medusenköpfe, Vögel, sogar Genien, in Relief dargestellt. Am längsten verweilte der Vortragende bei dem anderen Hauptschmuck der seldschuckischen Architektur: der Fayence. Die prächtige Innenbekleidung der Moscheen von Konstantinopel durch Felder, welche von aneinandergesetzten quadratischen Fliesen gebildet

Smyrna zurück.

Weniger bekannt ist das Fayence⸗ Mosaik der Seldschuckenbauten. Diese Technik ist älter als die erst⸗ erwähnte und wird verschieden behandelt. Allein schon dadurch, daß man die eine Seite gewöhnlicher Ziegeln bunt glasierte und sie nun in die rohe Wand zwischen die unglasierten einfügte, war eine gewisse Wirkung, ein buntes geometrisches Muster zu erreichen. Das zweite Verfahren bestand darin, daß man einen größeren Ziegel gleichfarbig glasierte, darauf das Muster anbrachte und dasselbe herausschnitt. Die so gewonnenen Stücke wurden in den Mörtel gebettet und hoben sich wirkungsvoll von dem weißen Grunde ab. Wollte man auch den Grund farbig haben, so ging man zu einer dritten Technik über, wobei auch der Grund durch Schneiden gewonnen wurde. Man legte nun die verschiedenen Fayencefliesen auf der glasierten Seite an⸗ einander und übergoß das Ganze mit Mörtel. Die so entstandenen Platten befestigee man an der Wand. Als Farben treten auf: Kobaltblau, türkisblau, manganschwarz und das Weiß des Mörtels. Diese Mosaikfayence ist weniger, als die türkischen Fliesen, bekannt und im Kunsthandel vertreten: einmal aus dem Grunde, weil sie sich an geheiligten Gebäuden der älteren 8 mit wenigen Ausnahmnieen nur im Innern von Kleinasien und Persien befindet; zweitens, weil die Entfernung der Fayencemosaik von der Mauer große Schwierigkeiten verursacht. Während die einzelnen leicht abgenommen werden können, muß hier erst eine dicke Mörtelschicht mitentfernt werden. Diese Technik ist nun an den mittelalterlichen Bauwerken Konias in reichem Maße zur Anwendung gekommen. Der Vortragende sprach dann noch eingehend über die zweite Gattung großer öffentlicher Bauten, die Medresse, eine Art Priesterseminar, und über die in gewaltiger Einsam⸗ keit gelegenen, grandiosen Ruinen der Unterkunftshäuser, der sogenannten Khane, die sich, immer eine Tagereise von einander entfernt, auf der großen Karawanenstraße befinden, die, von Bagdad und Caesgrea kommend, nach Konia führt. Die Reisenden besuchten ferner Akserai und den Großen Salzsee sowie die landschaftlich besonders anziehenden Gebiete der Gebirgsseen von Beishehir und Egherdir. Diese letztere Stadt selbst liegt malerisch am Fuße eines hohen Felsens auf einer in den See vorspringenden Landzunge. Der Araber Ebn Batuta berichtet schon 1330 über eine daselbst befindliche Medresse. Er zog als Pilger in die große Stadt mit ihren Bazaren und Gärten und wohnte als Gast in der Medresse, der großen Djami gegenüber, wo ein frommer Mann, Moslich Eddin, als Gelehrter ein Wunder seiner Zeit, eine Schule begründet hatte. Der Hof dieser Medresse ist durch byzantinische Säulenkapitäle bemerkenswerth. Von besonderem Inter⸗ esse sind zwei kleine, vor der Stadt im See gelegene Inseln, von denen die eine von Griechen bewohnt wird und eine alte, dem Heiligen Stephanus geweihte Kirche besitzt, deren Wandmalereien leider durch den Weihrauch fast unkenntlich geworden sind. Dem Vortragenden gelang es, hier einige interessante mittelalterliche Kirchengeräthe zu erwerben. Von Egherdir kehrten die Reisenden über Dinair nach

werden, ist allgemein bekannt.

Handel und Gewerbe. Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien.

An der Ruhr sind am 14. d. M. gestellt 12 737, nicht recht⸗ zeitig gestellt 31 Wagen. 8

In Oberschlesien sind am 13. d. M. gestellt 5791, nicht recht⸗ zeitig gestellt 440 Wagen.

Ausweis über den Verkehr auf dem Berliner Schlachtviehmarkt vom 13. November 1895. Auftrieb und Markt⸗ preise nach Schlachtgewicht mit Ausnahme der Schweine, welche nach Lebendgewicht gehandelt werden. Rinder. Auftrieb 512 Stü (Durchschnittspreis für 100 kg.) I. Qualität —X,— ℳ, II. Qualität —,— ℳ, III. Qualität 90 96 ℳ, IV. Qualität 80 86 Schweine. Auftrieb 8524 Stück. (Durchschnittspreis für 100 kg.) Mecklenburger 94 ℳ, Landschweine: a. gute 88 92 ℳ, b. geringere 82 86 ℳ, Galizier —,— ℳ, leichte Ungarn —,— ℳ, bei 20 % Tara. Bakonyer —,— bei kg Tara pro ⸗Stück. Kälber. Auftrieb 1324 Stück. (Durchschnittspreis für 1 kg.) I. Qualität 1,14 1,24 ℳ, II. Qualität 1,02 1,12 ℳ, III. Qualität 0,94 1,00 Schafe. Auftrieb 871 Stück. (Durchschnittspreis für 1 kg.) I. Qualität 0,94 1,16 ℳ, II. Qualität 0,84 0,92 ℳ, III. Qualität —,—

In der gestrigen ordentlichen Generalversammlung der

Schultheiß' Brauerei Aktien⸗Gesellschaft, in welcher ein Aktienkapital von 2 096 400 mit 689 Stimmen vertreten war,

wurde der Geschäftsbericht des Vorstandes entgegengenommen und die

Vertheilung einer Dividende von 14 % beschlossen. Alsdann wurde dem Vorstand und dem Aufsichtsrath Entlastung ertheilt. Die Aus⸗ zahlung der Dividende findet vom 1. Dezember d. J. ab bei der Kuponskasse der Deutschen Bank in Berlin statt. .

Nach der dem Aufsichtsrath der Aktien⸗Gesellschaft Schloßbrauerei Schöneberg von der Direktion vorgelegten Bilanz und dem Gewinn⸗ und Verlust⸗Konto für das abgelaufene Geschäftsjahr ist bei einem Absatz von 156 785 hl (gegen 146 989 hl in 1893/94) ein Brutto⸗Ertrag auf Bier⸗Konto von 1 134 903 (gegen 935 537 im Vorjahr) erzielt worden. Von dem Absatz e 68 854 hl auf Flaschenbier bei etwa 18 Millionen Flaschen. Es wurde beschlossen, der Generalversammlung nach Abschreibung von 315 451 (gegen 188 438 im Vorjahre), die Vertheilung einer Dividende von 10 % (gegen 9 % im Vorjahr) vorzuschlagen.

Der Aufsichtsrath der hiesigen Vereins brauerei (Rix⸗ dorf) hat den Rechnungsabschluß für das verflossene Geschäftsjahr festgestellt. Der erzielte Reingewinn gestattet die Vertheilung von 7 ½⅞ (gegen 5 ½ % im Vorjahre) auf die Stamm „Prioritäten und von 5 ½ % (gegen 3 ½ % im Vorjahre) auf die Stamm⸗Aktien. Dem⸗ entsprechende Porschläge sollen der am 14. Dezember stattfindenden Generalversammlung unterbreitet werden. 8. .

Breslau, 14. November. (W. T. B.) Getreide⸗ und Produktenmarkt. Spiritus pr. 100 1 100 % exkl. 50 Ver⸗ brauchsabgaben pr. November 50,30, do do. 70 Verbrauchsabgaben pr. vg.- do. do. Rüböl pr. November 45,50, pr. Mai —,—. Zink —. Iesa

Magdeburg, 14. November. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker exkl., von 92 % —, neue 11,00 11,10. Kornzucker exkl. 88 % Rendem. 10,50 10,60, neue 10,50 10,60. Nachprodukte exkl., 75 % Rendem. 7,60 8,Z35. Schwach. Brotraffinade I 23,00 23,25. Brotraffinade II 22,75. Gem. Raffinade mit Faß 23,12 ½ 23,50. Gem. Melis 1 mit Faß 22,25. Still. ohzucker I. odukt Trans. f. a. B. Hamburg pr. November 10,45 bez., 10,47 ½ Br., pr. Dezember 10,52 ½ bez., 10,55 Br., pr. Januar⸗März 10,77 ½ bez., 10,80 Br., pr. April⸗Mai 10,92 ½ Gd., 10,97 ½ Br. Behauptet.

Leipzig, 14. November. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. pr. November 3,02 ½ ℳ, pr. Dezember 3,05 ℳ, pr. Januar 3,07 ½ ℳ, pr. Februar 3,12 ½ ℳ, pr. März 3,12 ½ ℳ, pr. April 3,12 ½ ℳ, pr. Maꝛt 3,17 ½ ℳ, pr. Juni 3,17 ½ ℳ, pr. Juli 3,20 ℳ, pr. August 3,20 ℳ, pr. September 3,20 ℳ, pr. Oktober 3,22 ½ Umsatz 30 000 . Ruhig.

Bremen, 14. November. (W. T. 882 Börsen⸗Schlußbericht. Raffiniertes Petroleum. (Offizielle tierung der Bremer Fest. Loko 7,20 Br. Russisches Petroleum.

oko 6,80 Br. chmalz. Fester. Wilcox 31 ½ ₰, 8 our shier