Großbritannien und Irland.
Der Ober⸗Hof⸗Marschall des Deutschen Kaisers Graf zu Eulenburg, welcher sich, wie „W. T. B.“ meldet, nach England begeben hat, um den Kaiser bei dem Begräbniß Sir Henry Ponsonby's in Whippingham, Insel Wight, zu vertreten, wird heute in Windsor erwartet, wohin er von der v“ eingeladen worden ist. 1.““
Der Befehlshaber der Expedition gegen die Aschantis Sir Francis Scott hat sich Freitag Nacht mit seinem Stabe, dem sich auch der Prinz Christian Victor zu Schleswig⸗
olstein und Kapitän Donald Stewart, der zum Re⸗ identen für Kumassi bestimmt ist, angeschlossen haben, von London nach Liverpool begeben, um sich dort einzuschiffen. Die Nachricht, daß auch der Prinz Heinrich von Batten⸗ berg an der Expedition theilnehmen werde, bestätigt sich nicht.
Frankreich.
Die Deputirtenkammer beschloß vorgestern mit 228 gegen 183 Stimmen die Dringlichkeit für den Antrag des Sozialisten Coutant, welcher dahin geht, die Arbeitgeber zu verpflichten, diejenigen Arbeiter, welche nach der Ableistung ihrer militärischen Dienstzeit in der Reserve zurückkehren, wieder einzustellen. Sodann wurde die Berathung über das Budget fortgesetzt. Nach einer Rede des Deputirten Dubost wurde die weitere Berathung auf heute vertagt.
Der frühere Minister des Auswärtigen Barthélémy de Saint⸗Hilaire ist gestern Abend plötzlich gestorben.
Rußland.
In dem Zeremonial für die am Dienstag stattfindende Taufe der Großfürstin Olga werden, wie „W. T. B.“ berichtet, als Taufpathen aufgeführt: die Kaiserin⸗ Wittwe, die Königin von Großbritannien und Irland, die Kaiserin Friedrich, die Königin von
riechenland, der König von Dänemark, der Groß⸗ herzog von Hessen und der Großfürst Wladimir.
Der italienische Botschafter Marquis Maffei hat am Sonnabend dem Kaiser sein Beglaubigungsschreiben überreicht. ““ Italien.
Der König empfing gestern Nachmittag den bisherigen Militär⸗Attaché bei der deutschen Botschaft Obersten von Engelbrecht in Abschiedsaudienz.
Alle Bureaux der Deputirtenkammer, mit Ausnahme eines einzigen, welches die Wahl erst heute vornehmen wird, e am Sonnabend Kommissare gewählt, die
aben, über die Akten des gegen Giolitti un Andere wegen Beiseiteschaffung von Urkunden Bericht zu erstatten.
Der Papst hat, wie „W. T. B.“ berichtet, infolge einer durch das am Sonnabend eingetretene starke Sinken der Tempe⸗ ratur hervorgerufenen Erkältung beschlossen, das für den 25. November angesetzte geheime Konsistorium auf den 29. November und das für den 28. November anberaumte öffentliche Konsistorium auf den 2. Dezember zu ver⸗ schieben. Gestern empfing der Papst zur Erledigung der laufenden Geschäfte einige Prälaten, darunter den Stellvertreter des Kardinals Rampolla, Rinaldini. Der Leib⸗ arzt des Papstes Dr. Lapponi erklärte, daß der Gesundheits⸗ zustand des Papstes zu einer Beunruhigung durchaus keinen Anlaß gebe. Die Verschiebung der Konsistorien auf nur kurze
Zeit beweise, daß wenige Tage genügen würden, um die Er⸗ kältung zu beseitigen. Belgien.
Gestern haben in 29 Gemeinden mit über 20 000 Ein⸗ wohnern die Ergänzungswahlen zu den Gemeinde⸗ räthen stattgefunden, bei denen die Gemeinderäthe aus der Reihee der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer zu wählen waren. Diese Räthe werden von den zum Industrie⸗ und Arbeitsrath Wahlberechtigten gewählt. In drei bedeutenden Gemeinden, Antwerpen, Tournai und Schaerbeck, wo die Katholiken die Mehrheit zu erlangen hofften, siegten die Liberalen mit einer Stimme Majorität. Von den Arbeiterkandidaten haben mit wenigen Ausnahmen fast überall die Sozialisten gesiegt. In Brüssel wird der Gemeinderath aus 15 Liberalen, 12 Katho⸗ liken und 12 Sozialisten bestehen. In Antwerpen werden die Liberalen über 20, die Katholiken über 19 Stimmen ver⸗ fügen. Der Gemeinderath in Lüttich wird aus 13 Liberalen, 14 Katholiken und 12 Sozialisten zusammengesetzt sein, der von Namur aus 17 Katholiken, 8 Liberalen und 1 Sozialisten.
Türkei. Der großbritannische Botschafter Sir Ph. Currie ist orgestern wieder in Konstantinopel eingetroffen.
„W. T. B.“ berichtet: Alle bisherigen Besprechungen der Botschafter hätten ein volles Einvernehmen betreffs der vorläufig zu beobachtenden Haltung er⸗ geben. Das Ersache den zweiten Stationsschiffen die Durchfahrt durch die Dardanellen zu ge⸗ statten, sei nunmehr von allen Botschaftern gestellt worden, die thatsächliche Beorderung der Schiffe nach Konstantinopel werde jedoch als eventuelle Vorsichtsmaß⸗ regel nur im Falle etwaigen Bedarfs erfolgen. In diplo⸗ matischen wie in allen politischen Kreisen verfolge man die Durchführung der türkischen Beruhigungsmaßregeln mit großer Aufmerksamkeit und gebe sich der Hoffnung hin, daß das Pazifizierungswerk von Erfolg sein werde, falls es gelinge, die mit der Durchführung desselben betrauten rgane von dem Ernste der an sie ergangenen Weisungen zu über⸗ eugen. Die neuesten Berichte stellten fest, daß eine theilweise
eunruhigung und Gewaltthätigkeiten geringeren Umfangs fortdauerten. Die in türkischen Kreisen ausgesprochene Hoffnung einer raschen Erstickung der Bewegung gelte allseitig als allzu optimistisch; vielmehr dürfe das Beruhigungswerk, auch ohne Eintritt unvorhergesehener Erschwerungen, einige Wochen und die vollständige Beruhigung der Stimmung noch längere Zeit in Anspruch nehmen. Der starke Schneefall, welcher aus einigen Vilajets gemeldet werde, trage jedenfalls zur Förderung der Pazifizierungs⸗Bestrebungen bei, verschärfe jedoch zugleich die allgemeine Nothlage.
Aus amtlicher türkischer Quelle verlautet: Auf Verlangen der Ephoren der armenischen Kirche in Niksar hätten die Lookalbehörden dreizehn verdächtige Armenier verhaftet. In Hafik (2) seien, dank den von den Behörden getroffenen Maßregeln, Marodeure verhaftet worden, welche dort Plünde⸗ rungsversuche unternommen hätten; die Einwohner hätten ihre Geschäfte wieder eröffnet. Die anläßlich der Unruhen in Aintab angeordnete Untersuchung habe festgestellt, daß dieselben auf die Ermordung dreier Mohamedaner seitens armenischer Auf⸗ ständischer zurückzuführen 1 Gegenwärtig herrsche in Aintab volle Ordnung. ährend der in den Gemeinden
Kourlikinid (2) und Koyhounar im Vilajet Siwäs statt⸗ gehabten Schlägereien seien zwei Türken und ein Armenier getödtet und drei Türken und ein Armenier verwundet worden. Auf die seitens der türkischen Behörden ertheilten Rathschläge seien die in Tchoukmeryemen (2) angesammelten Armenier in ihre Wohnungen zurückgekehrt. Die Ordnung sei wieder⸗ hergestellt worden.
Wegen der in Samsun herrschenden Beunruhigung und einiger kleineren Vorfälle ist ein russisches Kriegsschiff, das bisher in der Nähe von Trapezunt verweilte, dorthin be⸗ ordert worden, um die russischen Unterthanen zu schützen, falls dies nothwendig werden sollte. 2 6
Dem in Athen erscheinenden Blatt „Asty“ ist aus Kreta eine Depesche zugegangen, wonach zwischen den türki⸗ schen Truppen und den Mitgliedern des revolutio⸗ nären Comités ein Zusammenstoß stattgefunden habe, bei welchem etwa 10 Soldaten und einige Aufständische getödtet oder verwundet worden seien. Eine weitere, in Athen ein⸗ gegangene Nachricht bestätigt, daß es auf Kreta zu Ruhe⸗ störungen gekommen sei. Die Zahl der bei denselben ge⸗ tödteten Soldaten wird auf 30 angegeben, während auf Seiten der Aufständischen nur ein Mann gefallen sei.
Griechenland. Der türkische Gesandte in Athen Schakir Pascha ist,
dem „W. T. B.“ zufolge, nach Konstantinopel zurückberufen
worden. Zu seinem N chfolger ist Assim Bey bestimmt.
Serbien.
Die Skupschtina wurde gestern von dem Alters⸗ Präsidenten Rajcic eröffnet und wählte einen Ausschuß zur Verifikation der Mandate von drei neuernannten Krondeputirten. Die nächste Sitzung findet morgen statt.
Bulgarien.
In der vorgestrigen Sitzung der Sobranje richtete der Deputirte Dossew an den Minister⸗Präsidenten Stoilow die Frage, in welcher Lage sich das Territorium, welches kürzlich von der Türkei abgetreten sei, dem Fürstenthum gegen⸗ über befinde und wann er die Nationalversammlung ein⸗ berufen werde, um dieses Territorium dem Lande einzuver⸗ leiben. Der Deputirte Sawow fragte, welche Maßnahmen die Regierung zwecks Wiederherstellung der Rechte der Bul⸗ garen unter türkischer Herrschaft nach dem Berliner Vertrag getroffen habe. Weder die eine noch die andere Frage wurde auf die Tagesordnung gesetzt. 8 8 8
Dänemark.
Im Folkething fand am Freitag die erste Lesung der von dessen früherem Präsidenten Abg. Krabbe eingebrachten Gesetzentwürfe, betreffend die Aenderung der bestehenden Verfassung und die Verantwortlichkeit der Minister, statt. Nachdem mehrere Redner gegen die Vorlagen gesprochen hatten, ergriff der Minister⸗-Präsident das Wort und be⸗ tonte, daß die Zeit wohl noch nicht gekommen sei, diese Frage abschließlich zu ordnen. Der Abg. Krabbe vertheidigte seine Vorschläge ausführlich. Bezüglich des Ministerverantwortlich⸗ keitsgesetzes wies der Justiz⸗Minister darauf hin, daß die Voraussetzung für ein solches Gesetz eine Aenderung der Ver⸗ fassung sei; erst dann könne man über die Frage sprechen. Die Gesetzentwürfe wurden einem aus 15 Mitgliedern be⸗ stehenden Ausschuß überwiesen.
Amerika.
Das „Reuter'sche Bureau“ erfährt aus Lima, daß die Beziehungen zwischen der dortigen Regierung und dem Kongreß zur Zeit gespannte seien. Die Deputirten hätten Reformen bezüglich der Einnahmen der Klöster beantragt, was die Klerikalen in Unruhe versetzt habe. Eine Anzahl der letzteren habe sich an den Eingängen der Deputirtenkammer versammelt und die hinauskommenden Deputirten angegriffen. Der Kongreß habe darauf ein gegen die Regierung gerichtetes Tadelsvotum wegen Vernachlässigung ausreichenden Schutzes der Volksvertreter angenommen.
Das neue chilenische Kabinet ist gebildet: das Porte⸗ feuille des Innern übernimmt Osvaldo Renjifo, das des Aeußern Adolfo Guerrero; Finanz⸗Minister ist Perez Arce, Kriegs⸗Minister Barros Borgono.
Asien.
Aus Peking meldet das „Reuter'sche Bureau“, die ab⸗ lehnende Haltung Chinas besonders bezüglich der Likin⸗Zölle und anderer Spezialzölle erschwere die Verhandlungen über den Handelsvertrag zwischen China und Japan. — Die Japaner würden Liaotong am 30 d. M. räumen.
Entscheidungen des Reichsgerichts.
Schuldner, welche ihre Zahlungen eingestellt haben oder über deren Vermögen das Konkursverfahren eröffnet worden ist, sind, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, IV. Strafsenats, vom 30. April 1895, wegen Bankerutts zu bestrafen, wenn sie durch Spielen in Staats⸗oder anderen Lotterien übermäßige Summen ver⸗ braucht haben. — Ein Konkursifex hatte übermäßige Summen da⸗ durch verbraucht, daß er in den letzten 2 Jahren vor der Konkurs⸗ eröffnung für den Ankauf von Loosen zur Mecklenburgischen Staats⸗ lotterie mindestens 2000 ℳ verausgabt hatte. Wegen Bankerutts verurtheilt, machte der Verurtheilte in der Revision geltend, daß die Aufwendungen für Ankauf von Lotterieloosen nicht unter den Begriff des „Spiels“ im Sinne des § 210 Nr. 1 der Konkurs⸗Ordnung fallen. Die Revision wurde vom Reichsgericht verworfen, indem es ausführte: . Die Lotterie erscheint nur als eine besondere Art des Spielvertrags, und als solche wird sie auch im Frnenes Zivil⸗ recht behandelt. Das Strafrecht schließt sich dieser Auffassung an, indem es in den §§ 284 bis 286 des Strafgesetzbuchs Glücksspiele, Lotterien und Ausspielungen nebeneinander stellt, während das preuß. Gesetz vom 29. Juli 1885 das „Spiel“ in außerpreußischen Lotterien mit Strafe bedroht.“ (1092/95.)
— Ein zwischen einer Firma und ihrem Agenten bezw. Verkaufskommissionär bestehendes vertragliches Dienstverhältniß kann, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, II. Zivilsenats, vom 17. Sep⸗ tember 1895, von der Firma wegen Vertrauensmißbrauchs des Agenten bezw. Kommissionärs ohne weiteres aufgehoben werden. (131/95.)
— Der Generalbevollmächtigte mit unbeschränkter Voll⸗ macht ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, V. Zivilsenats, vom 18. September 1895, im Gebiet des Preuß. Allgem. Landrechts zur Bestellung einer Wandelpön unter allen Umständen befugt; er bedarf hierzu keiner Spezialvollmacht. „Während bei der Konventional⸗ strafe für den Fall der verschuldeten Nichterfüllung oder der ver⸗ zögerten Erfüllung eine Strafleistung vereinbart wird, macht die Verabredung einer Wandelpön die Obligation nur zu einer resolutiv bedingten; der Verpflichtete erhält dadurch das
gegen Uebernahme einer Strafe von seiner Verbindlichkeit loszumachen; die Verpflichtung zur Zahlung der Strafe tritt für ihn erst dann ein, wenn er von dem Recht der Auflösung Gebrauch macht. Der Bevollmächtigte, der im Vertrage seinem Machtgeber eine Wandelpön auferlegt, verschafft diesem hier⸗ nach in erster Reihe nur Rechte; die damit korrespondierende Pflicht ist von dem freien Willen des Machtgebers abhängig und kann ohne diesen Willen nie zur Entstehung gelangen. Die Bestellung einer Wandelpön fällt nach alledem nicht unter die Handlungen, für die das Gesetz eine Spezialvollmacht vorschreibt.“ (58/95.)
— Unterläßt der Arbeitgeber das Einkleben der erforder⸗ lichen Marken in die Quittungskarte für die Invaliditäts⸗ und Altersversicherung eines bei ihm beschäftigten Arbeiters, obwohl er bei der Lohnzahlung die von dem Arbeiter zu leistenden Antheils⸗ beträge abgezogen hat, so kann er, nach einem Urtheil des Reichs⸗ gerichts, I. Strafsenats, vom 29. April 1895, deshalb nicht wegen Unterschlagung bestraft werden; sein Verhalten berechtigt nur gemäß § 143 des Inrvaliditätsversicherungs⸗Gesetzes vom 22. Juni 1889 den Vorstand der Versicherungsanstalt zur Festsetzung einer Ordnungsstrafe. „Der Angeklagte machte sich durch fügung über Geld, welches er dem Arbeiter keiner Unterschlagung schuldig.“ (1217/95.)
Entscheidungen des Ober⸗Verwaltungsgerichts.
Bei der Einkommensteuer⸗Veranlagung von Aktiengesell⸗
schaften, juristischen Personen und dergleichen anderen Verbänden aps ihrem Grundvermögen können, nach einem Urtheil des Ober⸗Verwaltungs⸗ gerichts, II. Senats, vom 18. September 1895, die Zinsen nicht⸗ eingetragener Schulden dann abgerechnet werden, wenn die Schulden ihrer Natur und Entstehung nach zu dem Besteuerungs⸗ objekt in erkennbarer, unmittelbarer Beziehung stehen und deren Zinsen wirthschaftlich von dem Ertrag abgehen, bevor derselbe als Reineinkommen erscheint; ein derartiger wirthschaftlicher ö hang existiert jedoch nicht mehr ohne weiteres, nachdem behufs Ab⸗ tragung der das Grundstück wirthschaftlich belastenden Schuld ein neues Darlehn aufgenommen worden ist. — Behufs Beschaffung der zur Errichtung der Provinzial⸗Irrenanstalt für die Rheinprovinz erforderlichen Mittel waren seitens der Rheinprovinz ursprünglich Obligationen auf den Inhaber ausgegeben worden. Im Jahre 1886 fand die Tilgung der Obligationen, soweit diese damals noch im Um⸗ lauf waren, statt, und es wurde zugleich, um die gekündigten Papiere einlösen zu können, ein Darlehn von drei Millionen Mark bei der Landes⸗ bank der Rheinprovinz aufgenommen. Für das Steuerjahr 1894/95 wurde der Provinzialverband der Rheinprovinz als Eigenthümer der in der Stadt M. belegenen Irrenanstalt von der Stadtgemeinde M. zu einer Gemeinde⸗Einkommensteuer von 912 ℳ herangezogen, und zwar unter Zugrundelegung eines Einkommens von insgesammt 19 400 ℳ, sich zusammensetzend mit 2600 ℳ aus landwirthschaftlichem Betriebe, mit 15 300 ℳ aus der eigenen Benutzung des Anstaltsgebäudes und mit 1500 ℳ aus einem in diesem Gebäude sich vollziehenden Gewerbebetriebe. Der Provinzialverband erklärte sich zur Versteuerung der letztbezeichneten Summe von 1500 ℳ bereit, erhob dagegen wegen des Mehrbetrags nach fruchtlosem Einspruch Klage bei dem Bezirksausschuß zu T., welcher dem Verlangen auf Abrechnung der Zinsen jenes oben erwähnten, bei der Landesbank aufgenommenen Darlehns in Höhe von 31 987 ℳ entsprach. Auf die Revision des beklagten Bürgermeisters der Stadt
M. hob das Ober⸗Verwaltungsgericht die Entscheidung des Bezirks⸗
ausschusses auf und wies die Klage im ganzen Umfange ab, indem es die oben erwähnten Rechtssätze aussprach und des weiteren ausführte: „Falls eine Anleihe zum Erwerb eines Grundstücks, zum Bau eines Hauses oder zur Melioration eines Landguts aufgenommen worden ist, so hat solche die eingetretene Vermehrung der Aktiva erst herbeigeführt, sodaß auf ihr die Erzielung des Einkommens beruht. Dieser Zustand des Aktivvermögens bleibt aber bestehen, mag nach geschehener Kündigung der Anleihe ein zweites Darlehn auf⸗ genommen werden oder nicht. ohne weiteres fort, werden nicht erst durch das neue Darlehn er⸗ möglicht.
werde. Denn es fehlt an der Voraussetzung, daß der erste — etwa nicht befriedigte und zur Zwangsvollstreckung übergehende — Gläubiger behufs Eintreibung seiner nicht eingetragenen Forderung sich gerade an das Grundstück halten werde, zu dessen Erwerb oder Verbesserung das erste Darlehn verwendet worden ist. Da diesem Gläubiger das ganze Vermögen des Schuldners gleich⸗ mäßig gegenübersteht, so schützt der letztere, falls er behufs Vermei⸗ dung der Exekution ein neues Darlehn aufnimmt, nicht nur das er⸗ worbene oder meliorierte Grundstück, sondern in gleichem Maße sein sonstiges Eigenthum. Hiernach kann nicht anerkannt werden, daß die neue Schuld in der hier fraglichen Hinsicht der ursprünglichen Schuld succediere und ohne weiteres derjenigen, für die Besteuerung entschei⸗ denden Eigenschaften theilhaftig werde, welche dieser älteren beige⸗ wohnt haben.“ (II. 1390.)
— Werden bei der Einkommensteuer⸗Veranlagung bon dem Einkommen die eererifiof jährlichen Absetzungen für Ab⸗ nutzung von Gebäuden, Maschinen, Betriebsgeräthschaften u. s. w. in Abzug gebracht. so dürfen, nach einem Urtheil des Ober⸗ Verwaltungsgerichts, VI. Senats, 1. Kammer, vom 11. Juli 1895, nicht die Kosten für die Erneuerung der verbrauchten Gegenstände unter den Betriebsausgaben eingestellt werden. „Die nach § 9 15 des Einkommensteuergesetzes vom 24. Juni 1891 zugelassenen regel⸗ mäßigen jährlichen Absetzungen für Abnutzung von Gebäuden, Ma⸗ schinen, Betriebsgeräthschaften u. s. w. sollen dazu dienen, entweder that⸗ sächlich oder im Enderfolg eine Rücklage im Werth des betreffenden Gegenstands zu beschaffen, die zu dessen Erneuerung, zur erneuten Be⸗ schaffung des Gegenstands nach seinem im Laufe der Zeit naturgemäß eingetretenen Verbrauch, ausreicht und verwendet werden soll. Schon der Begriff der Abschreibung schließt es demnach aus, daß die Kosten für die Erneuerung der verbrauchten Gegenstände unter den Betrieb ausgaben eingestellt werden. Denn es würde dadurch eine und die⸗ selbe Ausgabe für die Erneuerung desselben Gegenstands doppelt: einmal nach und nach in den Einzelbeträgen und das zweite Mal in der “ zum Abzug vom Roheinkommen gelangen (VI. A. 1.
ESttatistik und Volkswirthschaift. Die deutsche Seeschiffahrt zu Beginn des Jahres 1895. Am 1. Januar 1895 betrug die Zahl der deutschen Seeschiffe 3665 mit einem Nettoraumgehalt von 1 553 902 t und einer regel⸗ mäßigen Besatzung von 40 984 Mann. Davon waren 2622 Segel⸗ schiffe mit 660 856 t und 15 785 Mann Besatzung und 1043 Dampf⸗ schiffe mit 893 046 t und 25 199 Mann Besatzung. Auf das Nord⸗ seegebiet entfallen von der Gesammtzahl 2645 Schiffe (1992 Segel⸗ und 653 Dampfschiffe) mit 1 275 998 t und 32 342 Mann Besatzung, auf das Ostseegebiet 1020 Schiffe (630 Segel⸗ und 390 Dampf⸗ schiffe) mit 277 904 t und 8642 Mann Besatzung. Der Antheil Preußens an der Gesammtzahl beträgt 1617 Segelschiffe mit 128 402 t und 5967 Mann Besatzung und 419 Dampfschiffe mit 164 479 t und 5130 Mann Besatzung, zusammen 2036 Schiffe mit 292 881 t und 11 097 Mann “ Von der Gesammtzahl der 2622 Schiffe waren ihrem Hauptmaterial nach von Eisen 295, Stahl 143, Eisen und Stahl 6, hartem Holz 200 ⁄¼ weichem Holz 10, hartem und weichem Holz 151, hartem Holz und Eisen 12, weichem Holz und Stahl 1, hartem und weichem Holz und Eisen 3 Schiffe. Der Bestand fahrzeuge mit mehr als 50 chm Brutto⸗Raumgehalt betrug 8a8 1. Januar 1895 im Nordseegebiet 282 Fahrzeuge mit 11 945 t 277 1617 Mann Besatzung gegen 260 Fahrzeuge mit 10 911 t und 14
die Ver⸗ sch 27 7
Die früheren Einnahmen laufen also
t. Hiergegen darf auch nicht geltend gemacht werden, daß durch die Aufnahme der zweiten Schuld das Erworbene erhalten
der als Seeschiffe registrierten deutschen Fischer⸗
Mann Besatzung am 1. Januar 1894; im Ostscegebiet 9 Fahrzeuge
mit 346 t und 58 Mann Besatzung gegen 8 Fahrzeuge mit 301 t und 49 Mann Besatzung. Die Fahrzeuge des Ostseegebiets waren sämmtlich Dampffahrzeuge, von denen des Nordseegebiets waren 217 Segelfahrzeuge mit 7697 t und 961 Mann Besatzung gegen 198 Segelfahrzeuge mit 6874 t und 849 Mann Besatzung und 65 Dampf⸗ fabhrzeuge mit 4248 t und 656 Mann Besatzung gegen 62 Fahrzeuge mit 4037 t und 621 Mann Besatzung.
Die Anzahl der Schiffsunfälle an deutschen Küsten während des Jahres 1894 betrug 458. Hierbei sind gestrandet 115, gekentert 7, gesunken 18, zusammengestoßen 217 und anderen Unfällen zum Opfer gefallen 101 Schiffe. Die Ladefähigkeit der verunglückten Schiffe, soweit deren Größe bekannt ist, was bei 51 Schiffen nicht der Fall war, betrug 148 171 t, die Besatzung 5979 Mann. Gänzlich verloren infolge der Unfälle sind 50 Schiffe, Personen sind dabei umgekommen 45. Von den verunglückten Schiffen waren 325 deutsche, 5 russische. 9 schwedische, 12 norwegische, 22 dänische, 56 britische, 24 niederländische, 3 französische, 1 spanisches und ein
Schiff unter unbekannter Flagge.
Zur Arbeiterbewegung.
8 in Berlin wird, wie die Zeitungen melden, von den in der Wäschebranche beschäftigten Arbeitern und Arbeiterinnen eine Lohnbewegung vorbereitet. In der letzten Versammlung wurde eine Kommission gewählt, welche einen Mindest⸗Stücklohntarif ausarbeiten und der nächsten öffentlichen Versammlung vorlegen soll. — In der Kassettenfabrik von Arnheim sind, der Berliner „Volksztg.“ zufolge, Streitigkeiten zwischen der Firma und den Arbeitern wegen einer vor kurzem vorgenommenen Lohnkürzung ausgebrochen. Die Arbeiter ver. langen auch die Entlassung eines Werkführers.
Aus Belfast berichtet ein Londoner Telegramm des „W. T. B.“, daß infolge des Ausstandes im Schiffbau nach gegenwärtiger Berech⸗ nung mindestens 10 000 Leute außer Arbeit sind. Unter den Aus⸗ ständigen herrsche große Noth.
In Gent ist, wie „W. T. B.“ meldet, der Ausstand der Metallarbeiter, der zwei Monate hindurch währte, auf Grund gegenseitiger Zugeständnisse beendigt worden. (Vgl. Nr. 256 d. Bl.)
Kunst und Wissenschaft.
Im Verein für Deutsches Kunstgewerbe wird am Mitt⸗ woch, den 27. d. M., Herr Bildhauer Robert Schirmer die Entwürfe für die Konkurrenz um einen Holzsarg besprechen, welche der Verein auf Veranlassung der Sargfabrik von H. Schulz zum 1. November d. J. ausgeschrieben hatte. Herr Ziseleur Ottio Bommer wird über Kupferschmiede⸗ und andere Treibarbeiten im Anschluß an ausgestellte neuere Erzeugnisse dieser Art sprechen. Die Sitzung findet statt im
großen Saale des Architektenhauses, 8 ½ Uhr Abends.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Saatenstand in Rußland. Die Witterung ist während des Monats Oktober den Saaten im allgemeinen günstig gewesen. Infolge dessen lauten auch die Nach⸗ richten aus dem europäischen Rußland fast durchweg recht befriedigend. Nur in dem Gouvernement Cherson soll anhaltende Dürre den Saaten, insbesondere dem Roggen, Schaden verursacht haben. Diesjähriges Ernteergebniß in Südwest⸗Rußland.
Ueber das quantitative Ergebniß der diesjährigen Getreideernte in Südwest⸗Rußland liegen nunmehr genauere Daten vor. Nach den bei dem Statistischen Bureau des General⸗Gouvernements in Kiew eingegangenen Berichten ist das Ergebniß in den einzelnen Gegenden sehr ungleich, im Ganzen etwas — in Weizen und Roggen um etwa 5 % — geringer als im Jahre 1894. Die beste Weizenernte hat das Gouvernement Podolien, besonders die Kreise Jamgol und Winniza, wo die Desjatine (1,0925 ha) durchschnittlich 118 Pud (1 Pud = 16,38 kg) gegen 102 Pud im vorigen Jahre lieferte, ge⸗ habt; am schlechtesten ist sie in Wolhynien, ganz besonders dürftig in den Kreisen Rowno und Dubno (ungefähr um 30 % geringer als 1894), ausgefallen. In Roggen, welcher in Südwest⸗Rußland weniger als Weizen angebaut wird, haben die ergiebigste Ernte die im Bereich des Nowoselizer Zweiges der russischen Südwest⸗Eisenbahn gelegenen Gegenden (116 Pud gegen 98 Pud pro Desjatine im ver⸗ gangenen Jahre) aufzuweisen; am wenigsten gut ist die Ernte in den Gouvernements Wolhynien und Kiew ausgefallen. Der Ertrag der Gerstenernte schwankt in den einzelnen Gegenden des Südwestgebiets zwischen 118 und 45 Pud, derjenige der Haferernte zwischen 103 und 40 Pud pro Desjatine. Erstere hat im Durchschnitt 17 %, letztere 19 % weniger als das Vorjahr ergeben. Nach den Berechnungen des genannten Statistischen Bureaus beläuft sich die für den Markt verfügbare Menge Getreide in dem zu den Südwestbahnen gehörigen Gebiet auf über 15 Millionen Pud Weizen, ungefähr 6 ¾ Millionen Pud Roggen, über 8 Millionen Pud Gerste und 4 Millionen Pud Hafer.
Saatenstand in Rumänien.
Im vergangenen Monat ist gleich wie im September nur wenig Regen gefallen, sodaß die Wintersaaten stellenweise Schaden erlitten haben. Der Raps ist infosolge der Dürre größtentheils nicht auf⸗ gegangen.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
St. Petersburg, 24. November. (W. T. B.) Nach dem amtlichen Ausweis erkrankten in St. Petersburg an Cholera und unter choleraartigen Erscheinungen vom 20. bis 23. November 14 und
„starben 7 Personen, im Gouvernement Wolhynien vom 27. Oktober
bis 2. November 439 resp. 176 Personen, vom 3. bis 9. November 368 resp. 160 Personen, im Kreise Berditschew vom 27. Oktober bis 2. November 41 resp. 16 Personen, vom 3. bis 9. November 77 resp. 36 Personen. öX“
Handel und Gewerbe. Ein gewisser Leopold Levison in Athen, der neben
Korrespondenzen für auswärtige Zeitungen die Geschaßt⸗ eines
Handelsagenten betreibt, hat sich in wiederholten Fällen der Unterschlagung schuldig gemacht und dadurch deutsche Kaufleute empfindlich geschädigt. 8.
Der Genannte, welcher vollkommen mittellos ist, bezieht sich bei seinen Gesuchen um Aufträge in der Regel auf mehrere Firmen, deren Geschäfte er anscheinend glatt ab⸗ gewickelt 8 und welche ihm deshalb im guten Glauben die
besten Referenzen ertheilen.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 23. d. M. gestellt 13 356, nicht recht⸗ zeitig gestellt 9 Wagen. ““ In Oberschlesien sind am 22. d. M. gestellt 5584, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.
8 Zwangs⸗Versteigerungen. „% Beim Königlichen Amtsgericht II Berlin standen am 22. November die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Grundstücke zu Neu⸗Weißensee am Heinersdorfer Wege, der ver⸗ wittweten Fedes Luise Henriette Lenz, geb. Lutz, dem Fuhr⸗ herrn Robert Lenz, der Frau Fuhrherr Anna Milster, geb. Lenz, dem Fuhrherrn Hermann Lenz, dem Droschkenkutscher Wilhelm Lenz und dem Paul Lenz, sämmtlich zu Weißensee, gehörig; Nutzungswerth zur Gebäudesteuer 585 ℳ; Meistbietender blieb der Rudolph Krug zu Neu⸗Weißensee, Langhansstraße 5, mit dem Gebot von 13 000 ℳ — Grundstück zu Ska ßen fee, Straßburgstraße 29, dem Schlächtermeister Ma Stolle zu Berlin, Christburgerstraße 56, gehörig; Nutzungswert
zur Gebäudesteuer 2780 ℳ; Meistbietende blieb die Aktiengesellschaft in Firma; Baugesellschaft für Mittelwohnungen i Liquidation zu Berlin, Französischestraße 16, mit Gebot von 25 000 ℳ — Grundstück zu Reinickendorf, Bürgerstraße 13, der verwittweten Fuhrherr Albertine Rackwitz, geborene Dowe, zu Reinickendorf gehörig; Flächen⸗ raum 20,20 a; Nutzungswerth zur Gebäudesteuer 932 ℳ; Meistbietende blieben der Restauratur Wilhelm Sandhagen zu Reinickendorf, Hauptstraße 32, der Kriminal⸗Polizeibeamte August Reinhold zu Berlin, Lortzingstraße 8, der Destillateur Franz Rasch zu Reinickendorf, Bürgerstraße 21, mit dem Gebot von 23 001 ℳ — Grundstück zu Weißensee, Parzelle 114a., dem Kaufmann Wilhelm Lesser zu Berlin gehörig; Flächenraum 3,04 a; Meistbietender blieb der Handelsmann August Müller zu Neu⸗Weißensee, Charlottenburgerstr. 16, mit dem Gebot von 860 ℳ — Grundstück zu Weißensee, Straßburgstraße 28, dem Schlächtermeister Max Stolle zu Berlin, Christburgerstraße 56, gehörig; Nutzungswerth zur Gebäudesteuer 2500 ℳ; mit dem Gebot von 25 000 ℳ blieb die Aktzengesellschaft in Firma: Baugesell⸗ schaft für Mittelwohnungen in Liquidation zu Berlin, Französischestraße 16, Meistbietende. — Eingestellt wurde das Verfahren der Zwangsversteigerung wegen der Grundstücke zu Groß⸗ Lichterfelde, Ringstraße 101 und 102, dem Architekten Carl Hoffmann gehörig.
Berlin, 23. November. (Wochenbericht für Stärse, Stärke⸗ fabrikate und Hülsenfrüchte von Max Sabersky, Berlin W. 41). (a. Kartoffelmehl 14 ½ — 15 ℳ, Ia. Kartoffelstärke 14 ½ — 15 ℳ, IIa. Kartoffelmehl 11 ½ — 12 ½ ℳ, feuchte Kartoffelstärke Fracht⸗ varität Berlin 7,50 ℳ, gelber Svpruv 16 —16 ½ ℳ, Sn. Syrup 17 — 17 ½ ℳ, Kap.⸗Export 18 — 18 ½ ℳ, Kartoffelzucker gelber 16 — 16 ½ ℳ, do. Kap. 17 — 17 ½ ℳ, Rum⸗Kuleur 31 — 32 ℳ, Bier⸗Kuleur 30 — 32 ℳ, Dextrin, gelb und weiß, la. 20 — 21 ℳ, do. sekunda 17 — 19 ℳ, Wieizenstärke (kleinst.) 30 — 32 ℳ, Weizenstärke Frofft. 35 — 36 ℳ, Hallesche und Schlesische 36 — 37 ℳ, eisstärke (Strahlen) 47 — 48 ℳ, do. (Stücken) 46 —47 ℳ, Maisstärke 32 — 34 ℳ, Schabestärke 32 — 33 ℳ, Viktoria⸗Erbsen 15 — 19 ℳ, Kocherbsen 14 — 19 ℳ, grüne Erbsen 14 — 19 ℳ, Futtererbsen 11 ½ — 13 ℳ, inländische weiße Bohnen 24 — 25 ℳ, weiße Flachbohnen 24 — 26 ℳ, ungarische Bohnen 21 — 22 ℳ, galizische und russische Bohnen 18—20 ℳ, große Linsen, neue 26 — 36 ℳ, mittel do. neue 18 — 24 ℳ, kleine do. neue 13 — 17 ℳ, Mohn, blauer 24 — 32 ℳ, do. weißer 40 — 50 ℳ, Hirse, weiße 18 — 20 ℳ, gelber Senf 12 — 20 ℳ, Hanfkörner 17 ½ bis 19 ℳ, interrübsen 18 ½ —8 19 ℳ, Winterraps 19 — 19 ½ ℳ, Buchweizen 13 ½ —15 ℳ, Wicken 12 ½ — 13 ½ ℳ, Pferdebohnen 12 — 12 ½ ℳ, Leinsaat 20 — 21 ½ ℳ, Mais loko 10 ½ — 11 ℳ, Kümmel 50 — 58 ℳ, Leinkuchen 12 — 14 ℳ, Rapskuchen 9 ¾ — 10 ½ ℳ, pa. marseill. Erdnußkuchen 12 ½ — 13 ½ ℳ, pa. doppelt gesiebtes Baum⸗ wollensamenmehl 58 — 62 % 12 ½ — 13 ℳ, pa. helle getr. Biertreber 28 bis 30 % 8 ½ — 9 ½ ℳ, pa. getr. Getreideschlempe 31 — 34 % 11 ½ — 12 ½ ℳ, pa. getr. Mais⸗Weizenschlempe 35 — 40 % 12 ¼ — 13 ℳ, pa. getr. Maisschlempe 40 — 42 % 12 ¼ — 13 ℳ, Malzkeime 8 ½ — 9 ½ ℳ, Roggen⸗ kleie 8 —8 ½ ℳ, Weizenkleie 8 — 8 ½ ℳ (Alles per 100 kg ab Bahn Berlin bei Partien von mindestens 10 000 kg).
— IFn der ordentlichen Generalversammlung der Warsteiner Gruben und Hüttenwerke wurde die vorgelegte Bilanz mit der vorgeschlagenen Gewinnvertheilung von 3 % genehmigt und der Ver⸗ waltung Entlastung ertheilt. Die Direktion berichtete, daß der Eisen⸗ hammer bis Ende des Geschäftsjahres bei leidlichen Preisen voll beschäftigt ist, und die Werke in Warstein und Holzhausen noch auf mehrere Monate.
— Die Königlich bayerischen Staatseisenbahnen vereinnahmten im Oktober d. J. 11 094 441 (+ 848 600) ℳ und vom 1. Januar bis Ende Oktober 98 038 079 (+. 2 915 855). ℳ
Breslau, 23. November. (W. T. B.) Getreide⸗ und Produktenmarkt. Spiritus pr. 100 1 100 % exkl. 50 ℳ Ver⸗ brauchsabgaben pr. November 50,30, do do. 70 ℳ Verbrauchsabgaben pr. November 30,80, do. do. Rüböl pr. November 45,50, pr. Mai —,—. Zink —.
Magdeburg, 23. November. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker exkl., von 92 % —, neue 10,95 — 11,05. Kornzucker exkl. 88 %ℳ Rendem. 10,40 — 10,55, neue 10,40 — 10,55. Nachprodukte exkl., 75 % Rendem. 7,60 — 8,30. Matt. Brotraffimnade I 23,00. Brot⸗ raffinade II 22,75. Gem. Raffinade mit Faß 23,00 — 23,25. Gem. Melis 1 mit Faß 22,00. Ruhig. Rohzucker I. Produkt Trans. f. a. B. Hamburg pr. November 10,32 ½ Gd., 10,37 ½ Br., pr. Dezember 10,40 bez. und Br., pr. Januar⸗März 10,60 Gd., 10,65 Br., pr. April⸗Mai 10,77 ½ Gd., 10,82 ½ Br. Matt.
Leipzig, 23. November. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. pr. November 3,07 ½ ℳ, pr. Dezember 3,07 ½ ℳ, pr. Januar 3,10 ℳ, pr. Februar 3,12 ½ ℳ, pr. März 3,15 ℳ, pr. April 3,17 ½ ℳ, pr. Mal 3,17 ½ ℳ, pr. Juni 3,20 ℳ, pr. Juli 3,20 ℳ, pr. August 3,20 ℳ, pr. September 3,22 ½ ℳ, pr. Oktober 3,22 ½ ℳ Umsatz 75 000 kg. Behauptet.
Mannheim, 23. November. (W. T. B.) Produktenmarkt. Weizen pr. November 14,75, pr. März 14,70, pr. Mai 14,75. Roggen pr. November 12,60, pr. März 12,70, pr. Mai 12,70. Hafer pr. November 12,50, pr. März 12,60, pr. Mai 12,55. Mais pr. November 10,10, pr. März 10,00, pr. Mai 10,00.
Bremen, 23. November. (W. T. 82 Börsen⸗Schlußbericht. Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer “ Ruhig. Loko 7,60 Br. Russisches Petroleum. oko 7,20 Br. — Schmalz. Ruhig. Wilcoy 30 ¾ ₰, Armour shield 85 ₰, Cudahv 31 ¼ ₰, Choice Grocery 31 ½¼ ₰, White label 31 ₰, Fairbanks 26 ₰. — Speck. Ruhig. Short clear middling loko 26 ₰, Extra longs 27 ₰. — Reis williger. — Kaffee unverändert. — Baumwolle. Fest. Upland middl. loko 43 ¾ 4. — Taback. Umsatz: 20 Faß Bay.
Hamburg, 23. November. (W. T. B.) Kaffee. (Nachmittags⸗ bericht.) Good average Santos pr. Dezember 75 ½, pr. März 70 ¾, pr. Mai 69, pr. Juli 66 ½. Behauptet. — Zuckermarkt. (Schlußbericht.) Rüben⸗Rohzucker I. Produkt Basis 88 % Rende⸗ ment neue Usance, frei an Bord Hamburg pr. November 10,27 ⅛, pr. Dezember 10,35, pr. März 10,65, per Mai 10,82 ½. Behauptet.
Wien, 24. November. (W. T. B.) Ausweis der österreichisch⸗ ungarischen Staatsbahn (österreichisches Netz) vom 11. bis 20. November 856 498 Fl., Mindereinnahme gegen den entsprechenden Zeitraum des vorigen Jahres 4030 Fl.
— 25. November. (W. T. B.) Die Brutto⸗Einnahmen der Orientbahnen betrugen in der 45. Woche (vom 5. November bis 11. November 1895) 264 832 Fr., Zunahme gegen das Vorjahr 33 743 Fr. Seit Beginn des Betriebsjahres (vom 1. Januar bis 11. November 1895) betrugen die Brutto. Einnahmen 9 824 399 Fr., Zunahme gegen das Vorjahr 389 897 Fr.
Pest, 23. November. (W. T. B.) Produktenmarkt. Weizen loko ruhig, pr. Frühjahr 6,96 Gd., 6,97 Br. Roggen pr. Frühjahr 6,34 Gd., 6,36 Br. Hafer pr. Frühjahr 6,22 Gd., 6,24 Br. Mais pr. Mai⸗Juni 4,52 Gd., 4,53 Br. Kohlraps pr. August⸗ September 10,85 Gd., 10,90 Br.
London, 23. November. (W. T. B.) 96 % Javazucker 12 ⅞ ruhig, Rüben⸗Rohzucker loko 10 ½ ruhig.
— 25. November. (W. T. B.) Die Getreidezufuhren betrugen in der Woche vom 16 November bis 22. November: Engl. Weizen 2890, fremder 57 956, engl. Gerste 2561, fremde 16 864, engl. Malzgerste 11 117, fremde —, engl. Hafer 1530, fremder 97 708 Orts., engl. Mehl 22 689 Sack, fremdes 52 282 Sack.
Paris, 23. November. (W. T. B.) Von der Börse wird berichtet: Das Geschäft ist sehr zusammengeschrumpft; die Spekulanten verhalten sich abwartend. Das Angebot ist zwar minder stark, aber schon die geringen Umsätze bewirkten Kursveränderungen.
St. Petersburg, 24. November. Ein Gesetz, wonach die Kassen der Regierungsinstitute und Eisenbahnen für alle Zahlungen Goldmünze zum Kurse anzunehmen haben, ist heute veröffentlicht worden. 3 8 “ —
Bern, 23. November. (W. T. B.) Der Verwaltungsrath dg Jura⸗Simplon⸗Bahn setzte heute die durch das Gesetz über das Stimmrecht der Eisenbahn⸗Aktionäre nothwendig gewordenen Statuten veränderungen fest. Die staatliche Vertretung in dem Verwaltungs⸗ rath wurde nicht geändert. Die Generalversammlung der Aktionäre wird auf den 12. Dezember nach Lausanne einberufen zur Annahm der revidierten Statuten. Die Mitglieder der Direktion wurde
wieder gewählt. 8 (W. T. B.) Java⸗Kaffee good
Amsterdam, 23. November. ordinary 55. — Bancazinn 39. Konstantinopel, 24. November. (W. T. B.) Die Wiener Meldung aus Konstantinopel vom 20. d. M., wonach der Ver waltungsrath der öffentlichen Schuld während einiger Ze nicht in der Lage sei, Einnahmen⸗Ausweise zu veröffentlichen (vergl. Nr. 278 d. Bl.), ist falsch. Die durch das Muharrem⸗Dekret v geschriebenen monatlichen Ausweise werden nach wie vor regelmäßig veröffentlicht werden. Uebrigens weichen die diesjährigen Einnahmen nur unwesentlich von den vorjährigen ab. 1 New⸗York, 23. November. (W. T. B.) Die Börse eröffnete träge und verblieb auch im weiteren Verlauf in träger Haltung. Der Schluß war lustlos. Der Umsatz der Aktien betrug 60 000 Stück. Weizen eröffnete in stetiger Haltung und wurde im weitere Verlaufe infolge der geringen Ankünfte und Deckungskäufe d Baissiers im allgemeinen fest. — Der Handel in Mais verlief durch⸗ weg, entsprechend der Festigkeit in den Weizenmärkten, in ziemlich fester “ Der Schluß blieb stetig. 8 aarenbericht. Baumwolle⸗Preis in New⸗York 89/16, do. do. in New⸗Orleans 8 ½, Petroleum Stand. white in New⸗York 8,25, do. do. in Philadelphia 8,20, do. rohes (in Cases) —, do. Pipe line Certific. pr. November 163, Schmalz Western steam 5,77, do. Rohe u. Brothers 6,00. Mais per Novembe 35 ¾, do. per Dezember 35, do. per Mai 35 ½. Rother Winterweizen 68 ⅝, Weizen per Dezember 64 ⅞, do. per Januar 65 ¼, do. pr März —, do. per Mai 66 ⅞. Getreidefracht nach Liverpool 3 ¼, Kaffee fair Rio Nr. 7 15 ¼, do. Rio Nr. 7 per Dezember 14.35, do. do. per Februar 14,10, Mehl. Spring⸗Wheat clears 2,40, Zucker 3, Kupfer 11,00. 8 Der Werth der in der vergangenen Woche eingeführten Waäaren betrug 9 174 141 Doll., gegen 9 949 904 Doll. in der Vo woche, davon für Stoffe 2 023 879 Doll., gegen 2 292 502 Doll. in der Vorwoche. Chicago, 23. November. (W. T. B.) Weizen anfangs stetig, schwächte sich dann etwas ab. Später trat infolge reger Kauflust und geringer Ankünfte Erholung ein. — Mais allgemein fest während des ganzen Börsenverlaufs im Einklang mit dem Weizen. Der Schluß war stetig. 8 Weizen pr. November 55 ⅛, pr. Dezember 56 ¼4. Mais per No⸗ vember 27 ⅛. Schmalz per November 5,35, do. per Januar 5,5 Speck short clear nom. Pork per November 7,85. “
8
Verkehrs⸗Anstalten.
Laut Telegramm aus Herbesthal sind die zweite und dritte englische Post über Ostende vom 23. November ausgeblieben. Grund: Sturm auf See. Ferner ist die erst und die dritte englische Post über Ostende vom 24. November gleichfalls wegen Sturms im Kanal ausgeblieben.
Laut Telegramm aus Goch ist die erste l Post über Vlissingen vom 24. November ausgeblieben. Grund Sturm auf See.
Bremen, 24. November. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Reichs⸗Postdampfer „Gera“ hat am 22. November Nach mittags Gibraltar passiert. Der Reichs⸗Postdampfer „Prinz⸗ Regent Luitpold“ ist am 23. November Vormittags in Colombo angekommen. Der Schnelldampfer „Fulda“ hat am 22. November Nachmittags Punta del Gada passiert. Der Schnelldam Ems ist am 23. November Morgens in New⸗York angekomme
London, 23. November. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Gaul“ ist Freitag auf der Heimreise von Kapstadt, und d Union⸗Dampfer „Pretoria“ Sonnabend auf der Ausreise von de Canarischen Inseln abgegangen. “
EFTheater und Mufik.
8 Deutsches Theater.
Sonnabend wurde nach der Neueinstudierung Grill
„Die Jüdin von Toledo
8 8 dem Spielplan wieder eingereiht. Di
Gestaltungskraft des Dichters, seine tiefe Leidenschaftlichkeit und sein psvchologische; Feingefühl, die sich i dem geschickt entworfenen und klar durchgeführten Bau des Dramas ent⸗ falten, vereinigen sich zu einer erschütternden Wirkung. Die be⸗ deutenden Personen, die im Mittelpunkt der Handlun
stehen: Alfons VIII. und Rahel, die Jüdin von Toledo
sind mit all' ihrem Wankelmuth, ihrer Selbstsucht
ihrem Eigenwillen nicht verstandesmäßig erdachte Helden, sondern lebenswahr und darum fesselnd gezeichnete Gestalten. Leuchtet der Sinn für das Erhabene und Große und wahrer Adel der Gesinnung in ihren Charakteren nur blitzartig auf, so wirkt ge⸗ rade durch diese Gemüthsanlage das Schicksal der Helden natürlich, überzeugend und menschlich rührend.
Für die Darstellung des Königs Alfons besitzt das Deutsch Theater in Herrn Kainz einen ausgezeichneten Vertreter, der di nöthige darstellerische Kraft, aber auch den durchdringenden Geist be sitzt, den die Rolle verlangt. Besonders der vierte Akt giebt dem Darsteller
elegenheit, sich als Meister der Schauspielkunst zu bewähren. Das stete Schwanken der Seele zwischen dem kühlen Pflichtbewußtsein un
dem flammenden Gefühl seiner verbrecherischen Neigung, die geist⸗ vollen Reflexionen und Selbstbetrachtungen des jungen Königs wurden zu lebendiger Wirkung gebracht; den Höhepunkt der Darstellung bildete aber der Moment, in dem die Nachricht vom dem Fefsanten Morde der Geliebten in dem König all
idenschaften, seinen verletzten Stolz, Rachsucht und Haß gegen di treibt. In Frau Sorm der Rahel; sie wußt
Am parzer's historisches Trauerspiel mit schönem Erfolg
Mörder zu einem gewaltigen Sturm fand Kainz eine ebenbürtige Darstellerin den kindlichen Uebermuth derselben mit ihrem kokette Selbstbewußtsein und ihrer weiblichen Schlauheit einheitlich und geistvoll auszugestalten. In den Nebenrollen fanden sich Herr Müller (Manriquez) und Herr Fischer (Isaak) gut mit ihren Auf gaben ab. Fräulein Sandow gab die Ester mit sinniger Einfachheit sympathisch; dagegen hätte Fräulein Sauer als Königin würdevolle und vornehmer im Wesen sein können. Konzerte.
Am gestrigen Sonntag, dem Tage der kirchlichen Feier zum Ge⸗ dächtniß der Gestorbenen, veranstaltete die Sing⸗Akademie Abend in ihrem Saale als zweite Aufführung 1895/96 ein geistliches Konzert unter Leitung ihres Direktors, des Professors Dr. Martin Blumner. Eine zahlreiche Zuhörerschaft füllte den Raum bis auf den letzten Platz und folgte andächtig den von dem vortrefflich vaurten Chor unter Mitwirkung des Philharmo⸗ nischen Orchesters, des Musikdirektors Kawerau (Orgel) und der Solisten Fräulein Johanna Beck, Fräulein Meta Geyer, Herrn Pinks und Herrn Rolle mit große Präzision ausgeführten vier Vorträgen, welche aus den folgenden dre Kantaten von Sebastian Bach: „Bleib' bei uns, denn es will Abend werden“, „O Jesu Christ, mein's Lebens Licht“ (figurierter Choral), „Wachet und betet, seid bereit“ und dem Requiem von Mozart be⸗ standen. Ernst und würdig, fast wie eine kirchliche Feier, verlief das Konzert, ohne Besaltngerang von seiten der Hörer, in dessen Mienen aber der tiefe Eindruck zu lesen war, den das Gebotene hervorgerufen hatte. 8
Am Sonnabend gab die Klaviervirtuosin Fräulein Adele aus der Ohe, die soeben von einer längeren Kunstreise zurückgekehrt ist, in demselben Saal ein Konzert unter Mitwirkung des von Professor