1895 / 291 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 06 Dec 1895 18:00:01 GMT) scan diff

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ist vom Urlaub nach Berlin zurückgekehrt und hat die Ge⸗

auftragt worden.

12 Stimmen den Militär⸗Etat angenommen und darauf

Adolf Kiepert. Bei dem Schluß derselben, welcher in der Nationalhymne ausklingt, erhob sich das Publikum und brach in stürmische Hochrufe auf den Kaiser aus, wofür Seine Majestät durch Verneigen huldvollst dankten. Nach Schluß E— kehrten Seine Majestät nach dem Schlosse urück. Heute Vormittag nahmen Seine Majestät der Kaiser im Schlosse Meldungen und Vorträge entgegen. Um 12 Uhr hatte eine Deputation der reformierten Gemeinde die Ehre des Empfanges, welche den Dank für den Beitrag Seiner Majestät zum Bau einer Kirche abstattete. Hierauf fand Frühstückstafel statt, während welcher der Hannoversche Männergesangverein Lieder vortrug. Die Schulen der Stadt waren heute geschlossen.

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin haben Sich gestern Nachmittag um 5 Uhr nach Dresden begeben und trafen Abends um 8 ¾ Uhr daselbst ein. Heute Vor⸗ mittag statteten, wie „W. T. B.“ meldet, Ihre Majestät in der Villa ] Ihrer Majestät der Königin von Sachsen einen Besuch ab.

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In der am 5. d. M. unter dem Vorsitz des Vize⸗ Präsidenten des Staats⸗Ministeriums, Staatssekretärs des 8 Dr. von Boetticher abgehaltenen Plenarsitzung des Bundesraths wurden der Entwurf einer Verordnung wegen Abänderung der Verordnung vom 16. August 1876 über die Kautionen der bei der Militär⸗ und der Marine⸗Verwaltung angestellten Beamten, sowie ein Antrag Württembergs, betreffend Ausnahmen von dem Verbot des Umlaufs fremder Scheide⸗ münzen, den zuständigen Ausschüssen überwiesen. Von einer Mittheilung, betreffend die Nachweisung über die gesammten Rechnungsergebnisse der Berufsgenossenschaften für das Jahr 1894, wurde Kenntniß genommen. Außerdem wurde über verschiedene Eingaben Beschluß gefaßt.

Der hiesige französische Botschafter Herr Jules Herbette

schäfte der Botschaft wieder übernommen.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Großherzoglich oldenburgischer Staats⸗Minister Jansen und Herzoglich anhaltischer Staats⸗Minister Dr. von Koseritz sind von Berlin wieder abgereist.

Der Regierungs⸗Assessor Dr. jur. von Massow zu Posen ist mit der kommissarischen Verwaltung des Landraths⸗ amts im Kreise Kammin, Regierungs⸗Bezigks Stettin, be⸗

Laut telegraphischen Meldungen an das Ober⸗Kommando der Marine ist S. M. S. „Condor“, Kommandant Korvetten⸗ Kapitän Follenius, heute von LourençCo Marquez nach Sansibar in See gegangen; S. M. S. „Stein“, Kommandant Kapitän zur See Rötger, beabsichtigt am 9. Dezember von St. Thomas (Westindien) nach Kingston (Jamaica) in See

Die Kammer der Abgeordneten hat mit 121 gegen

den Gesetzentwurf über die provisorische Steuer⸗ erhebung für das 1. Quartal 1896 vor Fertigstellung des Etats einstimmig genehmigt.

Der Geburtstag Ihrer Königlichen Hoheit der Groß⸗ herzogin ist, wie die „Karlsr. Ztg.“ berichtet, am 3. d. M. in Baden⸗Baden im engen Familienkreise begangen worden. Vormittags trafen zur Beglückwünschung aus Straßburg der ürst und die Fürstin zu Hohenlohe⸗Langenburg sowie der Irbprinz zu Hohenlohe und etwas später aus Karlsruhe Ihre Kaiserliche Hoheit die Prinzessin Wilhelm in Baden ein. Ihre Großherzoglichen Hoheiten der Prinz Wilhelm und der Prinz Karl waren durch Unwohlsein abgehalten, eben⸗ falls nach Schloß Baden zu kommen. Sämmtliche Fürstlich⸗ keiten vereinigte eine Frühstückstafel, zu welcher auch die Prinzessin Amelie zu Fürstenberg geladen war. Nachmit⸗ tags zwischen 3 und 4 Uhr kehrten die Fürstlichen Gäste wieder nach Straßburg und Karlsruhe zurück. Am Abend fand eine Hoftafel statt, zu welcher der Königlich preußische Gesandte, Wirkliche Geheime Rath von Eisendecher mit Gemahlin und der General der Kavallerie Graf von der Goltz eingeladen waren. Ihre Königliche Hoheit die Groß⸗ herzogin wurde durch eine überaus große Zahl telegraphischer

Gluͤckwünsche und schöne Blumenspenden erfreut.

Oesterreich⸗Ungarn.

Der Bericht des General -Berichterstatters des Budget⸗ ausschusses Szezepanowski besagt, daß zur Beurthei⸗ lung der in den letzten Wochen ausgebrochenen Finanz⸗ krisis die Thatsache von Wichtigkeit sei, daß der Kurssturz nur einen kleinen Theil der Börsenpapiere betroffen habe. Den österreichischen Renten und ebenso allen sogenannten sicheren Anlagepapieren seien die nach dem Valutagesetz erzielten Avancen beinahe vollständig erhalten geblieben. Die Krisis habe bisher weder die industrielle Arbeit noch den Handelsverkehr berührt, und es werde nur vortheil⸗ haft sein, wenn künftighin die Kapitalien sich der wirklich produk⸗ tiven Arbeit zuwendeten. „Gegenwärtig ist es von Vortheil“, fährt der Berichtfort, „daß wir unsere Zahlungsbilanz nichtmit Waaren, sondern durch die Ausfuhr von Papieren ausgleichen; auf die Dauer ist jedoch dieser Zustand unhaltbar, weil dadurch unsere Verschuldung an das Ausland mit jedem Jahre zunimmt.“ In dem Bericht wird festgestellt, daß der thatsächliche Ueber⸗ schuß 8 Jahres 1894 den Betrag von 20 061 982 Gulden ausmache. In der gestrigen Sitzung des Abgeordnetenhauses brachte der Abg. F“ einen dringlichen Antrag ein, worin die Regierung aufgefordert wird, nach Beendigung der Berathung des Gesetzes über die V . sofort den Entwurf einer Wahlreform zu unterbreiten. Ueber den

Langenau (Böhmen) wurde gestern Hallwich (deutsch⸗liberal) gegen Wolf (deutsch⸗national) mit 505 gegen 483 Stimmen zum Landtags⸗Abgeordneten gewählt.

Frankreich. In dem gestern abgehaltenen Ministerrath gab der Justiz⸗Minister Ricard die Zusammensetzung des gänzlich neugebildeten Raths der Ehrenlegion bekannt, welcher, wie seinerzeit gemeldet, im Juli dieses Jahres sein Amt nieder⸗ gelegt hatte. Zum Großkanzler der Ehrenlegion ist der General Davoust, zum General⸗Sekretär der .2 Tirektor im Justiz⸗ Ministerium Jacquin ernannt worden. Der Marine⸗Minister⸗ Lockroy theilte mit, daß er dem Ministerrath am Sonnabend die Beschlüsse der Untersuchungskommission, betreffend die Verantwortlichkeit des Admirals Gervais für die Schiffs⸗ unfälle auf der Rhede von Hyeères, unterbreiten werde. Der Präsident des Senats Challemel⸗Lacour ist, wie der „Köln. Ztg.“ berichtet wird, gestern früh gestorben.

Türkei.

Die Ernennung des ehemaligen Gouverneurs von Kreta Kostaki Antopulo Pascha zum Botschafter in London ist, wie „W. T. B.“ berichtet, amtlich bestätigt worden. Der frühere Großvezier Said Pascha hat in der britischen Botschaft Wohnung genommen. Der Sultan hatte ihm befohlen, in Yildiz⸗Kiosk zu wohnen, was Said Pascha ablehnte, weil er sich persönlich gefährdet glaubte. Infolge⸗ dessen hat derselbe nun die Gastfreundschaft des britischen Botschafters Sir Ph. Currie in Anspruch genommen. Die Ernennung der nicht mohamedanischen Ge⸗ hilfen für die Valis in den europäischen Provinzen steht unmittelbar bevor. Die Mobilmachung der ein⸗ berufenen 128 Redif⸗Bataillone ist beendet. 8 Der seit zwei Jahren in Konstantinopel weilende Scheikh Dschemal Eddin Afghani, englischer Unterthan und Mit⸗ glied der französischen Akademie, wurde verdächtigt, Mitglied des türkischen geheimen Comités zu sein, und ist infolgedessen unter diplomatischem Schutz nach der Schweiz abgereist. Aus Cäsarea eingelaufene Berichte über die daselbst in den letzten Tagen stattgehabten Gewaltthätigkeiten beziffern die Zahl der armenischen Opfer auf 200. In Hassankale bei Erzerum sind zahlreiche Einwohner, darunter der armenische Bischof, getödtet worden. Viele andere Ortschaften im Vilajet Siwäs waren Schauplätze geringerer Vorfälle. In Konja herrscht eine Panik. h“

Rumänien. Die Senatswahlen des zweiten Wahlkolleg sind völlig ruhig verlaufen. Bei 50 Wahlen wurden 48 Liberale gewählt; in zwei Wahlkreisen müssen Stichwahlen stattfinden. 8 .

Schweiz. Die zur Vorberathung des Gesetzes über das Rechnungs⸗ wesen der Eisenbahnen eingesetzte Kommission des Ständeraths beschloß, eine Ergänzung des Aktenmaterials u verlangen und in der Sitzung vom nächsten Dienstag oder Mittwoch darüber schlüssig zu werden, ob die Verhandlung über die Vorlage noch in dieser Session stattfinden oder bis zu der im Monat März stattfindenden Session verschoben werbei ö

Serbien— 8

Mit Bezug auf die in der Thronrede betonte Frage der Verfassungsänderung, wird dem „W. T. B.“ von gut unterrichteter Seite mitgetheilt, daß dieselbe als Ein⸗ lösung des Königlichen Wortes der vorjährigen Pro⸗ klamation vom 9. Mai zu betrachten sei. Damit sei diese Frage auf den verfassungsmäßigen Weg gewiesen. Dies bedeute jedoch nicht die sofortige Inangriffnahme der Revision, weil das gegenwärtig gültige Verfassungsregulativ für die Inangriffnahme zwei nach einander zu fassende prin⸗ ipielle Beschlüsse der Skupschtina voraussetze; daher könne ie Verfassungsrevision erst nach zwei Jahren vorgenommen werden. Während dieser Zeit würden die Regierung und die Skupschtina auf eine administrative und ökonomische Reor⸗ ganisation des Staats hinarbeiten, was auch durch die der Skupschtina vorgelegten Gesetzentwürfe bewiesen

Schweden und Norwegen.

Die schwedisch⸗norwegische Kommission zur arbeitung eines neuen Handels⸗ und Schiffahrts⸗ gesetzes für Schweden und Norwegen, das an die Stelle des von Schweden gekündigten und im Jahre 1897 außer Kraft tretenden bisherigen Gesetzes treten soll, hat nach vierzehn⸗ tägigen Verhandlungen ihre erste Tagung beendet. Die alten Bestimmungen wurden, wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, einer vor⸗ läufigen Berathung unterzogen und dabei über die von beiden Ländern ins Werk zu setzenden Erhebungen, betreffend Handel und Schiffahrt, berathen. Die nächsten Verhandlungen finden in Christiania statt. Gestern trat in Stockholm die aus je 7 Schweden und Norwegern bestehende Unionskommission, welche über Schritte zur Beilegung des schwedisch⸗norwegischen Zwistes berathen soll, zu ihren ersten Berathungen zusammen.

Amerika.

Im Senat brachte, wie „W. T. B“ aus Washington berichtet, Mills gestern einen Gesetzentwurf ein, welcher beau⸗ tragt, im Schatzamt Dollar⸗Theilstücke in Silber aus⸗ zuprägen. Chandler brachte einen Gesetzentwurf über freie Silberprägung in der Relation von 15 ½ zu 1 ein; das Gesetz solle in Wirksamkeit treten, sobald Deutschland, England b“ zu ähnlichen Maßregeln übergegangen sein würden.

Nr. 50 des „Zentralblatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 6. Dezember, hat fol⸗ eden Inhalt: Allgemeine Verwaltungssachen: Vierteljährliche

ehaltszahlung an die etatsmäßigen Beamten des Kaiserlichen Kanal⸗ amts in Kiel. PH“ Bestellung eines Konsular⸗Agenten; Ermächtigung zur Vornahme von Zivilstands⸗Akten. Zoll⸗ und Steuerwesen: Veränderungen in dem Stande oder den Befugnissen der Zoll⸗ und Steuerstellen; Ermächtigung eines Steueramts zur Erhebung der Reichs⸗Stempelabgabe und zur Abstempelung von in⸗ ländischen Renten⸗ und Schuldverschreibungen. Polizeiwesen: Aus⸗ weisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet.

Nr. 49 der „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“, vom 4. Dezember, hat folgenden Inhalt: Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. Sterbefälle im Oktober. Zeitweilige Maßregeln gegen Cholera ꝛc. Desgl

Antrag wird in der heutigen Sitzung verhandelt werden.

gegen Gelbfeber —. Saniistsbericht des sterreichischen Küstenlandes, 1890/92. Cholera in Bosnien, 1893. Statistische Mitthei⸗

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lungen aus Hongkong, 1894. Gesetzgebung u. s. w. (Deutsches Reich). Arzneimittel. Schweineseuche ꝛc. (Preußen). Handel mit Giften. Homöopathische Arzneimittel. (Reg.⸗Bez. Potsdam). Abdeckereigewerbe. (Reg.⸗Bez. —⸗ Hausiererpferde. (Reg.⸗ Bez. Trier). Thierseuchen. (Mecklenburg⸗Schwerin). Maul⸗ und Klauenseuche. Geflügelcholera. (Oesterreich. Bukowina). Ge⸗ meindeärzte. (Italien). Unterricht in der Hygiene. Tuberkulin und Mallein. (Frankreich). Fleckfieber. Nacht⸗ herbergen. Gewerbliche Arbeiter. Epidemien in Primär⸗ schulen. (Großbritannien). Schafräude. (Schluß). Thierseuchen in Kroatien und Slavonien. 1890 1893. Desgl. in Belgien, 1893. Desgl. in Rußland, Februar bis August 1895. Zeitweilige Maßregeln gegen Thierseuchen. (Oesterreich, Schweiz, Italien). Vermischtes. Krankenbewegung in deutschen Hospitälern des Auslandes. 1894/95. (Frankreich)h. Hygienische Tagesfragen, 1893. detlan, Odessa). Bakteriologische Station, 1894. Geschenkliste. Monatstabelle über die Sterbefäalle in deutschen Orten mit 15 000 und mehr Einwohnern, Oktober. Desgl. in

ößeren Orten des Auslandes. Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Kranken⸗ häusern deutscher Großstädte. Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. Witterung. 8

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Entscheidungen des Reichsgerichts.

Das Abkommen zwischen dem Hypothekengläubiger

und dem Schuldner vor der Versteigerung des belasteten und zur Subhastation gestellten Grundstücks, wonach Schuldner weder selbst mitbiete noch andere Bieter herbeischaffe, damit der Hvpothekengläubiger das Grundstück für einen geringen Theil seiner Forderung erwerbe und an Erstehungskosten spare, wogegen der Gläubiger auf seinen persönlichen Anspruch aus der Schuldforde⸗

rung verzichte, ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, IV. Zivilsenats, vom 27. Mai 1895, im Gebiet des

preußischen Rechts unwirksam; der Schuldner kann sich der persönlichen Klage des Gläubigers gegenüber auf Zahlung des bei der Versteigerung ausgefallenen Theils seiner Forderung nicht auf jenes Abkommen berufen. Frau hatte im Jahre 1887 mit Genehmigung ihres Ehemanns von einer Versicherungsanstalt zu Berlin ein Darlehn von 410 000 zu 4 ½ % empfangen und dafür mit ihrem Grundstück in Charlottenburg Hypothek bestellt. Bei der Zwangsversteigerung dieses Grundstücks erstand die Versicherungs⸗ anstalt das Grundstück für ein Meistgebot von 5000 ℳ, da sonf

niemand auf das Grundstück mitbot, und sie fiel an Kapital

Zinsen und Kosten ihrer Forderung mit 435 373 aus

Hierauf nahm die Versicherungsanstalt klagend die Frau W

als persönliche Schuldnerin wegen eines Zinsenbetrages von 10000 in Anspruch. Gegen diesen Anspruch erhob die Beklagte folgenden

Einwand: Ihr Ehemann und Generalbevollmächtigter habe vor dem

Versteigerungstermin mit einem der Direktoren der klagenden Anstalt mündlich vereinbart, daß sie die Beklagte weder selbst mit⸗ bieten, noch andere Bieter herbeischaffen solle, damit die Klägerin das Grundstück billig erwerben könne, wogegen die letztere auf ihre per⸗ sönlichen Ansprüche aus dem Darlehn verzichte. Zu dieser von ihr der Beklagten erfüllten Vereinbarung sei das betreffend Direktionsmitglied allein berechtigt gewesen. Die Beklagt wurde in der Berufungsinstanz nach dem Klageantrage verurtheilt, weil dem einwandsweise behaupteten von der Klägerin übrigens bestrittenen Abkommen die preuß. Verordnung vom 14. Juli 1797 entgegenstehe und dasselbe daher mit Erfolg nicht geltend gemach werden könne. Die Revision der Beklagten wurde vom Reichsgerich zurückgewiesen, indem es begründend ausführte: „Das Berufungs gericht hat erwogen: Wenn die Beklagte sich vertragsmäßig ver⸗ pflichtet habe, auf das zu versteigernde Grundstück nich mitzubieten, so sei die Annahme gerechtfertigt, daß der Vertrag in der Absicht geschlossen worden, die Be⸗ klagte zum Vortheile der Klägerin vom Bieten abzuhalten Daß die Beklagte Eigenthümerin des Grundstücks gewesen, hindere nicht, sie als Kauflustige anzusehen. Die Zusicherung des Verzichts auf die persönlichen Ansprüche aus der für die Klägerin eingetragenen Hypothek stelle sich als ein Vortheil der Beklagten für das Ver⸗ sprechen, nicht mitzubieten, dar; des Nachweises eines bestimmten Nachtheils für die Interessenten der Subhastation bedürfe es nicht. Diese Erwägungen stehen mit den Grundsätzen in Uebereinstimmung welche das Reichsgericht im Einklange mit dem vormaligen Ober

Tribunal aufgestellt hat, und enthalten keine Gesetzesverletzung.“ 8

(402/94.)

Der bei der Basler Lebensversicherungs⸗Gesell schaft gegen Unfälle versicherte Spinnmeister E. in W. (Mark Brandenburg) erlitt am 18. Juli 1891 bei der Arbeit in der Fabri infolge „Ausrutschens des Riemens“ eine starke Erschütterung des Körpers. Als unmittelbare Folge dieses Unfalls trat nach dre Wochen eine Lähmung der linken Körperhälfte ein, welche die lebenslängliche Invalidität des E. zur Folge hatte. Diese Erkrankung wurde von drei in dem nachfolgenden zivilgerichtlichen Verfahren vernom menen Sachverständigen ausdruücklich als Schlaganfall bezeichnet. Die Versicherungsgesellschaft lehnte die Leistung der Versicherungssumme ab, indem sie sich auf die §§ 1 u. 2 ihrer Versicherungsbedingungen berief. Nach § 1 war der Kläger versichert „gegen die ökonomischen Nachtheile körperlicher Unfälle, welche ihm durch äußere und gewaltsame Ver⸗ anlassung zustoßen und unmittelbar seinen Tod, seine bleibende In⸗ validität oder seine vorübergehende Erwerbsunfähigkeit zur Folge

haben, jedoch nur soweit nicht die in § 2 aufgeführten

Ausnahmen dabei in Betracht kommen“. § 2 lautet: „Alle gewöhnlichen Krankheiten und ihre Folgezustände, operative Eingriffe, welche nicht aus Anlaß eines Unfalls vor⸗ enommen werden, Schlag⸗ und Krampfanfälle jeder rt, Sonnenstich, Ansteckungen und Vergiftungen, Epilepsie und Brüche werden ausdrücklich von der Versicherung aus⸗ geschlossen.“ ““

Die Klage des E. gegen die Versicherungsgesellschaft wurde vom Land⸗ ericht und sodann vom Kammergericht abgewiesen, und die Revision es Klägers wurde vom Reichsgericht, III. Zivilsenats, durch Urtheil vom 7. Mai 1895 zurückgewiesen, indem es begründend ausführte: Gewiß kann der Revision zugegeben werden, daß die den §§ 1 und 2

om Berufungsgericht gegebene Auslegung (wonach es unerheblich sei,

der Schlaganfall durch eine äußere gewaltsame Veranlassung, durch einen Unfall, mit veranlaßt worden ist) die Bedeutung eines mit der

Beklagten gegen Unfälle abgeschlossenen Versicherungsantrags wesent⸗

lich mindert, weil nach dieser Auslegung die Versicherung vielfach

da versagen wird, wo im übrigen, wie in vorliegender Sache, die

Voraussetzungen für den Eintritt des Versicherungsfalls vollständig

gegeben sind; ein mit der Beklagten abgeschlossener Ver⸗

sicherungsvertrag hat hiernach nur einen sehr be⸗ schränkten ökonomischen Werth. Die Auslegung des Be⸗ rufungsgerichts verletzt weder Interpretationsregeln noch sonstige

Rechtsgrundsätze. Bestimmte Folgen eines Unfalls von der Ver⸗

sicherung auszunehmen, ist selbstverständlich zulässig, und wenn schon

am Schlusse des § 1 darauf hingewiesen ist, daß die Versicherung für die im § 2 aufge

zufgeführten „Ausnahmen“ nicht gelten soll und dann im § 2 eine Reihe vohn Erkrankungen „von der Versicherung aus⸗ drücklich ausgeschlossen werden“, so verletzt das Berufungsgericht weder eine Auslegungsregel noch die allgemeinen Rechtsgrundsätze von Ver⸗ sicherungsverträgen, wenn ges die gedachten Erkrankungen, sollten sie auch als unmit; des238 Unfälle des § f

die Versicherug müssen. 4. Dez

(Schluß

Ruhig. Seü.—

uftreten, nicht unter

Kunst und Wissenschaft.

Das Dresdner Stadtverordneten⸗Kollegium bewilligte, wie „W. T. B.“ meldet, in seiner gestrigen ö instimmig die Zeichnung eines Beitrags von 50 000 aus itteln der Stadt zu dem Garantiefonds für die im Jahre 1897 in Dresden stattfindende internationale Kunstausstellung sowie die unentgeltliche Ueberlassung der Ausstellungshalle an das Ausstellungscomité .

Bauten.

Ddie im Vorjahr in Angriff genommene Renovation des Doms zu Pelplin (Reg.⸗Bez. Danzig) geht der vielen zeitraubenden Arbeiten wegen nur langsam vorwärts, doch sind an Außenarbeiten bereits der Ost⸗, West⸗ und Nordgiebel fertiggestellt und die Nord⸗ und Südseite der östlichen Hälfte des Dachs eingedeckt. Die erneuerten Giebel (in gothischem Stil) sehen nunmehr recht geschmackvoll aus, und es gewinnt das ganze Bauwerk bedeutend an Ansehen. Während der Wintermonate werden die Renovationsarbeiten im Innern fortgesetzt. Nach Aus⸗ führung derselben verspricht der Dom, eines der ältesten Baudenk⸗ mäler der Provinz, eine Zierde derselben zu werden. 8

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 5. d. M. gestellt 13 008, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.

Ausweis über den Verkehr auf dem Berliner Schlachtviehmarkt vom 4. Dezember 1895. Auftrieb und Markt⸗ preise nach Schlachtgewicht mit Ausnahme der Schweine, welche nach Lebendgewicht gehandelt werden. Rinder. Auftrieb 521 Stüch. (Durchschnittspreis für 100 kg.) I. Qualität —,— ℳ, II. Qualität —,— ℳ, III. Qualität 94 100 ℳ, IV. Qualität 80 90 Schweine. Auftrieb 7691 Stück. (Durchschnittspreis für 100 kg.) Mecklenburger 88 ℳ, Landschweine: a. gute 82 86 ℳ, b. geringere 74 80 ℳ, Galizier —,— ℳ, leichte Ungarn —,— ℳ, bei 20 % Tara. Bakonvyer —,— bei kg Tara pro Stück. Kälber. Auftrieb 1171 Stück. (Durchschnittspreis für 1 kg.) I. Qualität 1,18 1,28 ℳ, II. Qualität 1,08 1,16 ℳ, III. Qualität 0,96 1,06 ℳ%ℳ Schafe. Auftrieb 753 Stück. (Durchschnittspreis für 1 kg.) I. Qualität 1,04 1,16 ℳ, II. Qualität 0,92 1,00 ℳ, III. Qualität —,— Düsseldorfer Börse vom 5. Dezember. (Amtlicher Kursbericht, aufgestellt unter Mitwirkung der Börsen⸗Kommission.) Der Kohlen⸗ und Eisenmarkt ist unverändert fest. Kohlen und Koks. 1) Gas⸗ und Flammkohlen: Gaskohle für Leucht⸗ Feretten 10,00 11,00 ℳ, Generatorkohle 10,00 11,00, Go Sflammförderkohle 8,00 9,00„ 2) Fettkohlen: Förderkohle 7,50 8,50, melierte beste Kohle 8,50 9,50, Kokskohle 6,50 27,00; 3) magere Kohlen: Förderkohle 7,00 8,00, melierte Kohle 8,00 10,00, Nußkohle Korn II (Anthracit) 18,00 20,00; 4), Koks: Gießereikoks 13,50 14,50, Hochofenkoks 11,50, Nuß⸗ koks: gebrochen 14,00 16,00; 5) Briquettes 8,50 11,00. Erze: 1) Rohspath 7,00, 2) Svpatheisenstein 9,50 10,50, 3) So⸗ morrostro f. o. b. Rotterdam —, 4) nassauischer Rotheisenstein mit etwa 50 % Eisen 8 8,50, 5) Rasenerze franko —. Roh⸗ eisen: 1) Spiegeleisen la. 10 —12 % Mangan 55,00, 2) weiß⸗ strahliges Qualitäts⸗Puddelroheisen: a. rheinisch⸗westfälische Marken, b. Siegerländer und 3) Stahleisen 48 49 mit acht ab Siegen, 4) englisches Bessemereisen ab Verschiffungs⸗ afen —,—, 5) spanisches Bessemereisen Marke Mudela cif. Rotterdam —,—, 6) deutsches do. —,—, 7) Thomaseisen frei Verbrauchsstelle 50,00, 8) Puddeleisen (Luxemburger Qualität) 39,20,

9) englisches Roheisen Nr. III ab Ruhrort 58,00, 10) Luxem⸗

burger Gießereieisen Nr. III ab Luxemburg 47,00, 11) deutsches Gießereieisen Nr. 1 65, 12) do. Nr. II —, 13) do. Nr. III 56, 14) do. Hämatit 65, 15) spanisches Hämatit Marke Mudela ab Ruhrort

8 71 72. Stabeisen: Gewöhnl. Stabeisen 108. Bleche: 1) Gewöhnliche Bleche aus Flußeisen 110 120, 2) Kesselbleche aus

Flußeisen 120 125, 3) Kesselbleche aus Schweißeisen 160 175, 4) Feinbleche 130 140. Draht: 1) Eisenwalzdraht —,—, 2) Stahl⸗ walzdraht 102 105.

In der gestrigen Generalversammlung des Georgs⸗Marien⸗ Bergwerks⸗ und Hütten⸗Vereins wurde die Bilanz, welche einen Bruttogewinn von 1 267 402 erziebt, genehmigt. Nach den Vorschlägen des Aufsichtsraths wurde die Vertheilung einer Dividende von 5 % für die Vorzugs⸗Aktien und von 1 % für die Stamm⸗Aktien beschlossen.

Die „Statistischen Uebersichten, betreffend den auswärtigen Handel des österreichisch⸗ungarischen Zoll⸗ gebiets im Jahre 1895“, welche vom statistischen Departement im österreichischen Handels⸗Ministerium zusammengestellt werden, enthalten im vorliegenden XI. Heft die Ein⸗ und Ausfuhr im Oktober 1895.

Breslau, 5. Dezember. (W. T. B.) Getreide⸗ und Produktenmarkt. Spiritus pr. 100 1 100 % exkl. 50 Ver⸗ brauchsabgaben pr. Dezember 50,00, do do. 70 Verbrauchsabgaben

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pr. Dezember 30,50, do. do. Rüböl pr. Dezember 45,00, pr. Mai —,—. Zink —. Magdeburg, 5. Dezember. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker erkl., von 92 % —, neue 11,20 11,35. Kornzucker exkl. 88 Rendem. 10,50 10,90, neue 10,70 10,90. Nachprodukte erkl., 75 % Rendem. 7,60 8,15. Fest. Brotraffinade I 23,00. Brotraffinade II 22,75. Gem. Raffinade mit Faß 23,12 ½ 23,37 ½. Gem. Melis I mit Faß 22,25. Fest. Rohzucker I. Produkt Trans. f. a. B. Hamburg pr. Dezember 10,50 bez., 10,55 Br., pr. Januar⸗März 10,82 ½ Gd., 10,87 ½ Br., pr. April 11,00 Gd., 11,02 ½ Br., pr. Juni⸗Juli 11,20 Gd., 11,25 Br. Fest, ruhig. „Bamberg, 5. Dezember. (W. T. B.) Der Banquier ger. welcher seine Zahlungen eingestellt hat, wird steckbrieflich erfolgt.

Leipzig, 5. Dezember. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. pr. Dezember 3,20 ℳ, pr. Januar 3,22 ½ ℳ, pr. Februar 3,22 ½ ℳ, pr. März 3,25 ℳ, pr. April 5,27 ℳ, pr. Maj 3,27 ¾ ℳ, pr. Juni 3,30 ℳ, pr. Juli 3,30 ℳ, pr. August 3,32 ½ ℳ, pr. September 3,32 ½ ℳ, pr. Oktober 3,32 ½ ℳ, pr. November 3,32 ½ Umsatz 65 000 kg. Ruhig.

Bremen, 5. Dezember. (W. T. B.) Börsen⸗Schlußbericht. Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer etroleum, Börse.) Ruhig. Loko 6,70 Br. Russisches Petroleum. oko 6,30 Br. Schmalz. Matt. Wilcox 30 ¾ ₰, Armour shield 39 ½ ₰, Cudahy 31 ¼ ₰, Choice Grocery 31 ¾ ₰, Wbite label 31 ¼ ₰, 26 ₰. Speck. Flau. Short clear middling loko 24 ½ ₰, Extralongs 26 ₰. Reis unverändert. Kaffee geschäfts⸗ los. Baumwolle. Still. Upland middl. Ioko 43 ½ ₰. Tabak. Umsatz: 46 Seronen Carmen, 1649 Packen Brasil.

„Hamburg, 5. Dezember. (W. T. B.) Kaffee. (Nachmittags⸗ bericht.) Good average Santos pr. Dezember 72 ¾, pr. März 68 ¼, pr. Mai 67 ¼. pr. September 63 ½. Matt. Zuckermarkr. Schlußbericht.) Rüben⸗Rohzucker I. Produkt Basis 88 % Rende⸗ ment neue Usance, frei an Bord Hamburg pr. Dezember 10,57 ½, pr. März 11,00, per Mai 11,15, pr. August 11,40. Fest. Wien, 5. Dezember. (W. T. B.) Die Börsenkammern beschlossen, den Wiener Börsenbesuchern, die zwar ihren Verbindlich⸗ keiten im hiesigen Börsengeschäft entsprochen haben, aber ihre aus⸗ wärts fälligen Verpflichtungen nicht erfüllen, den Zutritt zu den Börsenversammlungen zu versagen. 1 e. n 82 8 x. v⸗ 85

. vom 26. November bkis 2. er 8362 82

Mehreinnahme 2579 Fl. 8 London, 5. Dezember. (W. T. B.) Wollauktion: Wolle fest, Feinwollen anziehend.

Frste 1 .eaee angeboten.

o Ja vazucker ruhig, Rüben⸗Rohzucker loko 10 stramm. Chile⸗Kupfer 431 ¼⁄6, pr. 3 Monat 22.

gLiv erpool, 5. Dezember. (W. T. B.)

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1 Offizielle Notierungen. American good ordin. 41 2, do. low middling 415⁄2, 89 middling 4 ⁄16, do. good middling 421⁄22, do. middling fair 51 ⁄22,

am fair 4 ¼, do. good fair 5, Ceara fair 411/16, do. good san

Egpptian brown fair 5 ⅞, do. do. good fair 5 ¾, do. do. good 6 2⁄16, Peru rough good fair 65⁄216, do. do. good 61/1 do. do. fine 6 ⅞, do. moder. rough fair 5116, do. do. good fair 5 16. do. do. good 6, do. smooth fair 4 ¼, do. do. aood fair 4 ¼, M. G. Broach good 41/18, do. fine 4 ½, Dhollerah good 3 do. fully aoor 4, do. fine 4 ⁄16, Oomra good 3 ⅞, do. fully good 4, do. fine 42/16, good fair 31⁄16, do. good 3518, Bengal fully good 3 ⅜, do. ne 3 ⅛. 8

Bradford, 5. Dezember. (W. T. B.) Wollee fest, stetiger,

bei unveränderten Preisen; Garne rubig, eher schwächer, Spinner halten an ihren Forderungen fest; Stoff⸗Fabrikanten sind beschäftigt. St. Petersburg, 5. Dezember. (W. T. B.) Das Gesetz über die Regelung der Zuckerindustrie ist vom Kaiser bestätigt worden. Bezüglich des inneren Konsums bestimmt der Finanz⸗ Minister für diese und die beiden nächsten Fabrikationskampagnen, daß der Ueberschuß über eine gewisse Quantität hinaus, sobald er auf den Markt kommt, außer der Accise mit einer Zuschlagssteuer belegt wird. Der Export des Ueberschusses soll mit Ausnahme einiger Fälle von Belastungen freibleiben. Zur Ausgleichung der Preiserhöhung im Inlande sollen in den Fabriken spezielle Stocks gebildet werden.

Amsterdam, 5. Dezember. (W. T. B.) Java⸗Kaffee good

ordinary 54. Bancazinn 38ꝛ ½. Belgrad, 5. Dezember. (W. T. B.) Die zur Einlösung des Januar⸗Kupons der für die umgetauschten 5 % Obligationen aus⸗ gegebenen 4 % Obligationen erforderlichen Geldbeträge sind bei den ausländischen Zahlstellen bereits niedergelegt.

New⸗York, 5. Dezember. (W. T. B.) Die Börse eröffnete bei weichender Tendenz; im weiteren Verlauf trat Lustlosigkeit ein. Die Börse erholte sich später etwas und schloß ruhig. Der Umfatz in Aktien betrug 225 000 Stück. 8 Weizen eröffnete in fester Haltung, nahm dann infolge reich⸗ licher Käufe der Exporteure, Deckungskäufe der Baissiers, sowie auf Berichte aus Pacific eine steigende Tendenz an. Sräter führten bessere Kabelberichte und die ungeklärte politische Situation in Europa ein weiteres Steigen der Preise herbei. Der Schluß blieb fest. Der Handel in Mais verlief infolge der höheren Weizenpreise sowie auf Deckungskäufe in durchweg fester Haltung.

Wagrenbericht. Baumwolle⸗Preis in New⸗York 8ꝛ ⅞, do. do. in New⸗Orleans 8, Petroleum Stand. white in New⸗York 7 50, do. do. in Philadelphia 7,45, do. rohes (in Cases) —, do. Pipe line Certific. pr. Januar 132, Schmalz Western steam 5,60, do Rohe u. Brothers 5,85. Mais per Dezember 34 ⅞, do. ver Januar 34 ¼, do. per Mai 35 ¼.é Rother Winterweizen 71 ½, Weizen per Dezember 66, do. per Januar 66 ½, do. pr. März 68 ½, do. per Mai 68. Getreidefracht nach Liverpool 3 ¼, Kaffee fair Rio Nr. 7 14 ¼ do. Rio Nr. 7 per Januar 13,65, do. do. per März 13,45, Mehl. Spring⸗Wheat clears 2,40, Zucker 3 ½, Kupfer 10,75. Chicago, 5. Dezember. (W. T. B.) Weizen anfangs fest, stieg dann infolge der politischen Situation in Europa und besserer Kabelmeldungen. Im weiteren Verlaufe trat auf bedeutende Exvorte, Berichte aus San Francisco und umfangreiche Kaufordres von New⸗ Vork eine weitere Steigerung ein. Schluß fest. Mais allgemein 14.F. r des ganzen Börsenverlaufs infolge der höheren Weizen⸗ reise.

Weizen pr. Dezember 56 ⅞, pr. Januar 57 ⅛&. Mais per De⸗ zember 26 ½. Schmalz ver Januar 5,20, do. per Mai Speck short clear nom. Pork per Januar 7,80.

Verdingungen im Auslande.

Niederlande.

19. Dezember, 11 Uhr, im Bureau der Gemeindewerke zu Rotterdam: Lieferung von gezogenen eisernen und verzinnten bleiernen Röhren, rothem und gelbem Kupfer, Laternen, verschiedenen Eisen⸗, Glas⸗, Farb⸗ und Fettwaaren, Bürsten, Besen, Garn u. dgl. für den Bedarf der Gemeinde⸗Gasanstalt und der Elektrizitäts⸗ werke. Bedingungen liegen im Bureau aus und sind für 25 Cent bei Wed. van Waesberge u. Zoon, Rotterdam, Houttuin 73, erhältlich.

.27. Dezember, 11 Uhr, im Provinzial⸗Verwaltungsgebäude zu Middelburg: Herstellung und Umwechslung der eisernen Thore an der großen Fangschleuse des Kanals durch Wolcheren und Veere. Schätzung 36 000 Fl. Bedingungsheft, Nr. 205, liegt nach dem 13. Dezember zur Einsicht im Ministerium für Waterstaat, handel &E nyverheid und bei den Provinzialverwaltungen und ist bei Franko⸗ Anfrage gegen Bezahlung der Kosten erhältlich bei Gebr. van Cleef, Spui 28a im Haag. Nähere Aufschlüsse ferner auch bei dem Haupt⸗ Ingenieur des 11. Distrikts zu Middelburg. Am 20. Dezember d. J. Anweisung an Ort und Stelle.

17. Dezember, 2 Uhr. Finanz⸗Ministerium im Haag: Lieferung von 830 000 Stück bedruckten Briefumschlägen, zu liefern per 15. März 1896. Bedingungen und Muster liegen zur Einsicht täglich, mit Aus⸗ nahme Sonntags, von 11 3 Uhr im „Bureau materieel“ (Volken- huis) im Haag, woselbst auch nähere Aufschlüsse zu bekommen sind. Offerten müssen, auf niederländischem Stempelpapier geschrieben und verschlossen, bis 17. Dezember d. J. im Finanz⸗Ministerium ein⸗ geliefert sein.

Egypten.

23. Dezember. Verwaltung der Eisenbahnen und Telegraphen und des Hafens von Alexandrien in Kairo: Holz zum Bauen von Eisenbahnwagen. Lastenheft beim „Reichs⸗Anzeiger“.

6. Januar. Verwaltung der Eisenbahnen und Telegraphen und des Hafens von Alexandrien in Kairo: Gegenstände zum Reinigen, Beleuchten und Signalisieren, Häute und Leder, Taue, Körbe, Kurz⸗ und Glaswaaren, Nägel, Leim, Schmirgeltuch, Kautschukröhren, Materialien zum Schmieren, Chamottesteine. Verzeichniß und Lasten⸗ heft beim „Reichs⸗Anzeiger⸗.

Verkehrs⸗Anstalten.

Laut Telegramm aus Goch ist die erste englische Post über Vlissingen vom 5. Dezember ausgeblieben. Grund: Sturm auf See.

Laut Telegramm aus Herbesthal ist die zweite englische Post über Ostende vom 5. Dezember aus⸗ geblieben, weil die Fahrt des Dampfers Sturmes halber ausgefallen ist.

Die gestrige dritte englische Post über Ostende ist ausgeblieben wegen Sturmes auf See.

Der alte Leuchtthurm in Neufahrwasser, welcher schon über ein Jahr nicht mehr benutzt wurde, ist nunmehr bis auf die Grundmauern niedergerissen worden.

Swinemünde, 5. Dezember. Der brasilianische Dampfer „Aquidaban“, welcher im Kaiser Wilhelm⸗Kanal kollidiert war, ist heute Vormittag hier eingelaufen und zur Reparatur auf die Werft des „Vulkan“ gegangen.

Hamburg, 5. Dezember. (W. T. B.) Hamburg⸗Ameri⸗ kanische Packetfahrt⸗Aktien⸗Gesellschaft. Der Post⸗ dampfer „Helvetia“ ist gestern in St. Thomas ange⸗ kommen. Der Postdampfer „Prussia“ ist heute Morgen in Cuxhaven angekommen.

London, 5. Dezember. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Athenian“ ist Mittwoch auf der Heimreise von Kapstadt abge⸗ gangen. Der Castle⸗Dampfer „Tantalon Castle“ hat heute auf der Ausreise Madeira passiert. Der Castle⸗Dampfer „Drummond Castle“ ist heute auf der Heimreise in London

angekommen.

Kronstadt, 5. Dezember. (W. T. B.) Di lfl ist herabgelassen worden. ) Die Zollflagge

Theater und Musik.

1 Königliches Schauspielhaus.

Gestern Abend setzte Herr Friedrich Haase sein Gastspiel als Riccaut de la Marliniére in Lessing's „Minna von Barn⸗ helm“ fort. Die künstlerische Leistung Haase’s in dieser Rolle ist längst bekannt und gewürdigt; aber immer wieder wirkt es neu und ergötzlich, wie der Darsteller aus tausend Einzelzügen eine einheitliche und bei aller Inferiorität menschlich rührende Gestalt schafft Riccaut's Bescheidenheit und seine Dreistigkeit, seine äußerlich vornehmen Formen und sein morsches Seelenleben, alles tritt natürlich und wie felbstverständlich in die Erscheinung und ist der Theil⸗ nahme der Zuschauer sicher. Die übrige Besetzung des Lustspiels war die altbewährte: Herr Ludwig als Tellheim, Herr Kahle als Just, Herr Vollmer als Wirth, Herr Molenar als Wachtmeister, Fräulein Poppe als Minna und Frau Conrad als Franziska bildeten mit Frau von Hochenburger, welche die Episodenrolle der „Dame in Trauer“ gab, und mit dem Gast zusammen ein Ensemble, das nicht leicht übertroffen werden kann. 1b

1 „Berliner Theater.

Das in Berlin durch die Gastvorstellungen des Münchener Ensembles genugsam bekannte vieraktige Volksstück von Ludwig Ganghofer und Hans Neuert „Der Herrgottschnitzer von Ammergau“ wurde gestern in recht wohlgelungener Auf⸗ führung dem Svpielplan des Berliner Theaters einverleibt. Herr Arthur Wehrlin, der sowohl die Regie führte als auch die Titelrolle spielte, hat es verstanden, die richtige Stimmung zu treffen, und verdiente als Regisseur und als Darsteller gleichmäßig volle An⸗ erkennung. Frau Leuthold stand ihm als Loni ebenbürtig zur Seite; sie beherrschte den Dialekt vollkommen und zeichnete das Wesen der hübschen Bauerndirne mit sicheren Strichen. Herr Bassermann, ein jugendlicher, verheißungsvoller Charakterdarsteller, gab den alten Pechlerlehnl in Maske und Spiel vortrefflich und Herr Hellmuth den drolligen Gaisbuben Loisl mit drastischer Komik. Gute Leistungen boten ferner Herr Beck als Klosterwirth, Herr Nollet als Maler und Fräulein Bendel als Kellnerin esl. Ida Naumann beeinträchtigte den guten Eindruck, den sie anfangs als Lohner⸗Traudl machte, durch ein unkünstlerisches Uebermaß. Die Dekorationen unterstützten die Stimmung wesentlich, nur schien das Alpenglühen nicht recht gelungen. Erwähnt sei noch, daß in der Dorfschenke ein echter Schuhplattler getanzt wurde, der sich vortrefflich ausnahm. Der Gesang würde hingegen besser wirken, wenn eine musikalischere Dame, als dies gestern der Fall war (etwa Fräulein Bendel), die führende Stimme übernähme. 8

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Herr Felix Schweighofer begann gestern sein stspiel i dem alten Morre schen Volksstück „s Nullerl“, C starken theatralischen Effekten und seinen humorvollen und echt weh⸗ müthigen Stimmungen wieder den lebhaften Beifall der Zuschauer gewann. Das Unnatürliche der Charaktere und die Unwahrscheinlichkeiten der Handlung vermögen doch nicht die Wirkung der schlicht mensch⸗ lichen Anlage der 8 Personen ganz zu verdecken, zumal wenn, wie es gestern der Fall war, die dichterischen Absichten des Volksstücks durch die Darstellung glücklich erfaßt 28 möglichst naturwahr verkörpert werden. Das Schicksal und Leiden der stolzen und opfermuthigen Gabi, jener reichen Bauerntochter, die ihrem Vater geschworen hat, ihr Herz an keinen Knecht zu hängen, rührt noch immer die Herzen, besonders aber, wenn die Figur so schlicht und herzgewinnend dargestellt wird, wie es durch Fräulein Groß geschah; das Null⸗Anerl, dieser friedliche und freundliche alte Einlieger, mit seiner wehmüthigen Gottergebenheit und seinem starken Gottvertrauen, gewinnt unser volles Mitgefühl, wenn er liebevoll und freundlich zur List greift, um schützend über die gequälte Gabi zu wachen, sie vom Tode zurückzuhalten und sie endlich ihrem treu ge⸗ liebten Rupert zuzuführen. Felix Schweighofer zählt das Nullerl zu seinen Glanzleistungen und erweckt in dieser Rolle stets neue Bewunderung: während er die Eigenheiten es freundlichen, klugen Alten mit sorgfältigem Behagen und einer dem Alter des Null⸗Anerl angemessenen Gemächlichkeit aus⸗ spinnt, ergreift er zugleich Herz und Gemüth der Hörer und Zuschauer. Unter den übrigen recht anerkennenswerthen Leistungen sind noch zwei

besonders hervorzuheben: Frau von Pöllnitz in der Rolle der alters⸗ schwachen und beschränkten Agerl und Herr Göbel als einfältiger Stoffel erzielten durch ihre Darstellung packende und rührend⸗komische Wirkungen. Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater.

2 Am Mittwoch wurden die volksthümlichen Vorstellungen der unter Leitung des Kaiserlich russischen Hofschauspielers Julius Fiala stehenden Gesellschaft mit Karl Holtei's Charaktergemälde,Lorbeer⸗ baum und Bettelstab“ eröffnet. Das Holtei'sche Stück fand trotz der stark theatralischen Mittel, durch die es auf die Zu⸗ schauer zu wirken sucht, bei den zahlreich erschienenen Zuschauern vielen Beifall. Die Darstellung war freilich keine mustergültige, und 8- 1228 n⸗ konnten selbst bescheidenen Ansprüchen kaum genügen, aber Herr Fiala der den vom Schicksal heimgesuchten Schrift⸗ steller und Dichter Heinrich gab, wußte die packenden 1 geschickt herauszuarbeiten und verlieh so der Gesammtvorstellung einen 1 n Mittelpunkt.

e Konzerte.

In der Sing⸗Akademie hatten sich die als Konzertsängerin und Gesanglehrerin hier wohlbekannte Mezzosopranistin Elsa Pagenstecher und der dänische Violinvirtuose Hjalmar von Dameck gestern zu einem gemeinschaftlichen Konzert vereinigt. Die Sängerin, die anfänglich mit einer leichten Indisposition zu kämpfen hatte, ließ in ihrem Vortrage eine sorgfältig geschulte Stimme er⸗ kennen, die nur in der Höhe etwas angestrengt klang. Am besten gelangen ihr Schubert's Lied „Du bist die Ruh“, „La Partenza“- von Rossini und „Drei Mädchenlieder“ des Grafen von Hochberg, welche letzteren mit besonders lebhaftem Beifall aufgenommen wurden. Der Violinist, der hier zum ersten Mal konzertierte, gebietet über eine weit entwickelte technische Fertig⸗ keit, die mit geschmackvoller, innerlich belebter Vortragsweise ver⸗ bunden ist. Diese Vorzüge kamen namentlich in der mit Herrn Musikdirektor Kayser (Klavier) ausgeführten Sonate in D-moll von Schumann, sowie in kleineren Piècen von Goldmark, Dvoraͤk, Stöving und Bach vortrefflich zur Wirkung. Beiden Vortragenden wurde reicher Beifall zu theil.

Der Pianist August Flotow⸗Hyllestedt aus Kopenhagen gab gestern im Saal Bechstein seinen ersten Klavier⸗Abend vor dem hiesigen Publikum. Er begann mit der oft gehörten D-moll- Toccata und einer Bourrée von J. S. Bach, denen die beliebten Variationen in E-dur von Händel folgten. Die Vorzüge seines Spiels bestehen in einem schönen Anschlag und sorgfältig ausgebildeter Technik; doch ließ sein Vortrag, namentlich in den Kompositionen von Chopin, die erforderliche Wärme vermissen. Von zweien seiner eigenen Klavier⸗ stücke gefiel besonders eine Gavotte in A-dur, während zehn stilgemäß behandelte Variationen über ein eigenes Thema manche Längen ent⸗ hielten. Die Etude und die Rhapsodie von Lisßzt, welche den Schluß des Abends bildeten, wurden mit wohlverdientem Beifall aufgenommen.

Für die Weihnachts⸗Kindervorstellungen im Berliner Theater, in denen das Zaubermärchen „Prinzessin Goldhaar“ zur Aufführung gelangt und deren erste am Dienstag, den 10. Dezember, Nachmittags, stattfinden wird, ist von der Direktion die Bestimmung getroffen worden, daß jeder Inhaber eines numerierten Billets das Recht hat, auf seinen Platz ein Kind gratis mitzunehmen.

Im Residenz⸗Theater findet die für morgen angekündigte erste Aufführung der dramatischen Skizze „Frosch⸗ von Benno Jacobson nicht statt, weil der Autor das Stück im letzten Augenblick zurückgezogen hat. Dafür wird dem Bisson'schen Schwank „Hals über Kopf“ der Einakter „In doppelter Bekehrung“ von Paul

Linsemann vorangehen

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