1895 / 294 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 10 Dec 1895 18:00:01 GMT) scan diff

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„Sappho“ vor. Die Künstlerin brachte ihre umfangreiche, besonders in der Tiefe klangvolle Mezzosopranstimme darin vortrefflich zur Geltung; auch die Vortragsweise war eine belebte. Weniger gelang ihr Schu⸗ bert's „Gretchen am Spinnrade in der Bearbeitung von Liszt; das hierauf folgende „Herbstlied“ von Massenet wurde jedoch mit großem Beifall aufgenommen. Einen Glanzpunkt des Abends bildete der Vortrag des Violinkonzerts in D-dur, op. 35, von Tschaikowsky durch den schnell berühmt gewordenen jungen russischen Geiger Alexander En Sein weicher, edler Ton und seine schwungvolle usdrucksweise setzten das schöne Werk in das glänzendste Licht, sodaß stürmischer Applaus folgte. Den Schluß machten zwei Orchester⸗ werke: das Vorspiel zu „Tristan und Isolde“ von Richard Wagner und die Vierte Symphonie von Beethoven, die von dem Philhar⸗ monischen Orchester unter der vortrefflichen Leitung des Dirigenten in vollendeter Weise zu Gehör gebracht wurden. 8 Der Violoncell⸗Virtuose Friedrich Grützmacher junior aus Köln, ein Neffe des durch seine Wirksamkeit in Leipzig und Dresden wohlbekannten gleichnamigen Violoncellisten, gab am Sonn⸗ abend im Saal der Sing⸗Akademie sein erstes Konzert hierselbst, welches von dem Philharmonischen Orchester unter Professor Mannstädt's Leitung mit Mendelssohn's Ouvertüre zum „Sommer⸗ nachtstraum“ eröffnet wurde. HerrGrützmacher trug hierauf ein Konzert von Volkmann mit Orchesterbegleitung vor. Sein schöner, voller Ton, die tech⸗ nische Sicherheit, mit der ihm auch die plötzlichen Einsätze des Flageolets gelangen, sowie die seelenvolle Art seines Vortrags, die stets mehr den Inhalt der Komposition als die Virtuosität in den Vordergrund stellt, gaben seinem Spiel einen wirklich künst⸗ lerischen Werth. In einer seltener gehörten Sonate für Klavier und Cello von L. Boccherini, bei der die Klavierpartie durch Herrn O. Bake lobenswerth ausgeführt wurde, sowie in einem aus drei Sätzen bestehenden, durch Originalität der rhythmischen und harmo⸗ nischen Gestaltung fesselnden Konzert von Ed. Lalo traten die erwähnten Vorzüge im Spiel des Konzertgebers noch besonders glänzend hervor.

Die zum theil schwierigen Anforderungen an die Orchesterpartie er⸗

füllte die Philharmonische Kapelle sehr wacker. Das zahlreich er⸗ chienene Publikum nahm alle Vorträge des Abends mit lebhaftem

unsd wohlverdientem Beifall auf.

Im Schiller⸗Theater kommt am Freitag Grillparzer's dramatisches Märchen „Der Traum ein Leben“ zur erstmaligen Auf⸗ führung. Die beiden Hauptrollen, den Rustan und den Zanga, spielen die Herren Bach und Pauly. Einen „Fabel⸗ und Märchenabend“ veranstaltet die Direktion am Sonntag, den 15. Dezember, im Rath⸗ hause. Der Abend ist vornehmlich für Kinder gedacht, doch haben auch Erwachsene Zutritt. Es werden Märchen und Fabeln vor⸗ getragen und geeignete Lieder von Taubert, Brahms, Wilhelm Berger u. s. w. gesungen. 1 Madame Judic wird im Neuen Theater noch in vier weiteren Vorstellungen auftreten, und zwar am Donnerstag, Freitag, Sonn⸗ abend und Sonntag. Der Vorverkauf ist eröffnet.

Im Konzerthause veranstaltet Kapellmeister Meyder morgen eine Gedächtnißfeier für den großen französischen Komponisten Hector Berlioz. Die beiden ersten Theile des Programms bringen die Ouvertüre zur Oper „Beatrice und Benedict“, die Karneval⸗ Ouvertüre, den Sylphentanz aus „Faust's Verdammniß“, ein Bruch⸗ stück aus „Benvenuto Cellini“ und die nur selten gehörte Symphonie

in Italien“

Mannigfaltiges.

Die zum Besten der Unterstützungskassen des Vereins „Berliner Presse“ und des Vereins „Berliner Künstler“ morgen, Mittwoch, Abends 7 ½ Uhr, im Kroll'schen Etablissement stattfindende Wieder⸗

olung der Aufführungen des Huldigungsfestes zu hren Adolf Menzel's hat noch eine besondere Anziehungskraft urch die Mitwirkung zweier auserlesener Künstler aus dem Reich der

erhalten. Die vortreffliche Sängerin Miß Mary Howe

vird nämlich einige Lieder und der berühmte Geiger Herr

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ht vom 10. Dezember hr Morgens. rative

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red. in Millim.

V Klaus.

Wind. Wetter.

Stationen. 8 Max Grube.

Donnerstag.

in 0 Celsius

5 °C. = 49 R.

Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeressp Temperatur

NNW 3 wolkig WNW 5 halb bed. 2 Nebel 4 Schnee still bedeckt

1 bedeckt

Belmullet.. 760 Aberdeen . 753 Kopenhagen. 747 W Stockholm. 746 SSO Perande 1“ t. Petersburg 752 Cork, Queens⸗ own 769 Cherbourg. 763 WSW 3 bedeckt Helder 755 WNW ö5 balb bed. 749 W 2 halb bed. mburg. 752 5 bedeckt ¹) Swinemünde 750 4 Dunst ²) Neufahrwasser 749 3 bedeckt3) Memel .. . 751 3 Schnee 115 2 bedeckt Münster... 755 2 Regen Karlsruhe .. 761 5 bedeckt*) Wiesbaden. 759 2 bedeckt⁵) München 762 6 bedeckt Chemnitz .. 757 4 Regen Berlin 4753 3 Regens) Wien 760 4 bedeckt Breslau 755 3 Schnee Ile dAix.. 766 3 bedeckt Nizza 766 . 1 balb bed. 66 Ihalb bed. 4

1¹) Gestern und Nachts Regen. und Schnee. ³) Nachts Regen. ⁴) Nachts Regen. ⁵) Abends Regen. ⁶) Gestern Regen und Schnee.

Uebersicht der Witterung.

Die Witterung West⸗Europas steht unter dem Ein⸗ fluß einer umfangreichen Depression, deren Kern in dem südlichen Norwegen liegt und welche über Zentral⸗Europa lebhafte westliche Winde verursacht. In Deutschland, wo seit gesteru überall Regen oder Schnee gefallen ist, ist das Wetter wärmer, vor⸗ wiegend trübe und regnerisch; die Temperatur liegt an der Küste bis zu 5, im Binnenlande bis zu 6 Grad über dem Mittelwerth; im Binnenlande fanden stellenweise, an der ostpreußischen Küste allenthalben

Nachtfröste statt. 3 Deutsche Seewarte.

Theater.

Königliche Schauspiele. Mittwoch: Opern⸗ haus. 184. Vorstellung. Wagner⸗ Cyclus. III. Tannhäuser und der ugerkrieg auf

burg. Romantische Oper in 3 Akten von

fang 7 ½ Uhr.

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7 ½ Uhr.

7 ½ Uhr.

Hohe Lied.

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Freitag

mont a. G.) 's Nullerl.

Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Deko⸗ Einrichtung

Dirigent: Kapellmeister Sucher. Schauspielhaus. Lustspiel in 5 0. L'Arronge. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Anfang 7 ½ Uhr.

Opernhaus. 185. Vorstellung. Die lustigen Weiber von Windsor. tastische Oper in 3 Akten von Otto Nicolai. Text von Mosenthal, nach William Shakespeare's gleich⸗ namigem Lustspiel. Tanz von Emil Graeb. An⸗

Schauspielhaus. kehrung. Lustspiel in 1 Aufzug von Charles de deutsch von Emil Neumann. Friedrich Haase, Monsieur Balanceux. Genrebild in 1 Aufzug von Benno Jacobson. Friedrich Haase, Schwiegermütter. dem Spanischen des Don Manuel Juan Diana. Neu bearbeitet von Heinrich Heinemann. (& Cleto: Hr. Friedrich Haase, als Gast.) Anfang

Deutsches Theater. Mittwoch: Der Misan⸗ throp. Hierauf: Das Hohe Lied. Anfang

Donnerstag: Der Meister von Palmyra. Freitag: Der Misauthrop. Hierauf: Das

Berliner Theater. Mittwoch: Der Pfarrer von Kirchfeld. 1. Donnerstag, Nachmittags 2 ½ Uhr: Prinzessin ²) Nachts Regen Goldhaar. Abends 7 ½ Uhr: Pan (15. Abonnements⸗Vorstellung): zessin Goldhaar.

Lessing⸗Theater. Mittwoch: Gastspiel von

Felix Schweighofer. Donnerstag: Heimath.

Freitag: Gastspiel von Felix Schweighofer.

Residenz ⸗Theater. Lautenburg. Mittwoch: Hals über Kopf. (Coup de tete.) Schwank in 3 Akten von A. Bisson. Vorher: In doppelter Bekehrung. Plauderei von Paul Linsemann.

Donnerstag und folgende Tage Hals über Kopf. In doppelter Bekehrung.

Friedrich⸗Wilhelmstüdtisches Theater. Chausseestraße 25 26.

Mittwoch: Bei bedeutend ermäßigten Preisen.

Volksthümliche Vorstellung unter Leitung des Kaiser⸗

Richard Wagner. Ballet von Emil Graeb. In lich russischen Hofschauspielers Herrn Julius Fiala:

Alexander Petschnikow zwei Violinstücke vortragen. Dem Konzert schließt sich dann das sinnige Festspiel von Julius Wolff mit den glanzvollen lebenden Bildern aus Menzel's Werken an. Der Billet⸗ verkauf findet Vormittags von 11 bis 1 Uhr, am Abendkassenschalter des Königlichen Schauspielhauses und vor Beginn der Vorstellung an der Kasse des Kroll'schen Etablissements statt.

Nach der jetzt zusammengestellten Uebersicht der Frequenz der hiesigen Gemeindeschulen nach dem Stand vom 1. No⸗ vember 1895 bestehen gegenwärtig in Berlin bei 211 Gemeindeschulen 3540 Klassen (einschließlich 69 fliegender). Die Gesammtzahl der verfügbaren Klassenzimmer ist 3545; davon sind 74 unbesetzt. Von den Klassenzimmern befinden sich 3349 in eigenen Schulhäusern und Gebäuden der Stadt, 196 in gemietheten Räumen. Die Zahl der sogenannten fliegenden (d. h. überzähligen) Klassen ist 69; es wird also im Ganzen in 3540 Klassen unterrichtet. Durch die eingeschulten Kinder sind besetzt: 92 208 Knabenplätze und 93 749 Mädchenplätze, zusammen 185 957 Plätze.

Nachdem gestern im Zirkus Renz das millitärische Festspiel 1870/71 sein 50. Aufführungs⸗Jubiläum vor einem bis auf den letzten latz besetzten Hause gefeiert hat, geht morgen das von Herrn Direktor ranz Renz inscenierte große Sport⸗Schaustück „St. Hubertus“, welches eine Fülle seltener equestrischer Effekte und einen glänzenden Ausstattungsapparat darbietet, zum ersten Mal in Scene. Im ersten Theile entwickelt sich ein an prächtig bespannten Fuhrwerten reicher Korso, wogegen im zweiten Bilde eine naturgetreue Parforcejagd vom „Rendezvous“ bis zum „Halali“, und zwar mit einer bedeutenden Anzahl kostbarer Vollblut⸗ Springpferde zur Darstellung gelangt. Hierbei werden zum ersten Mal Riesendistanz⸗ und Höhensprünge, z. B. über 3 und 4 Paar Pferde, ausgeführt: Leistungen, die in der Pferdedressur unerreicht da⸗ stehen dürften.

Stettin, 9. Dezember. Dem brasilianischen Panzer⸗ schiff „24 de majo“ brach, wie „W. T. B.“ berichtet, auf der Fahrt von Swinemünde hierher die Ruderpinne, und das Schiff gerieth infolge dessen auf Grund. Zwei Eisbrechern von hier gelang es, den Panzer schließlich wieder flott zu machen. Er wird voraus⸗ sichtlich heute Abend an der Werft des „Vulkan“ eintreffen.

Wilhelmshaven, 9. Dezember. Der Hamburger Lootsen⸗ schooner „Elbe 2“ wurde gänzlich wrack hier eingeschleppt. Ein Mann ist ertrunken, die Besatzung zum theil verwundet. Die Ver⸗ letzten wurden in das Krankenhaus gebracht.

Braunschweig, 9. Dezember. Die Betriebs⸗Inspektion Braunschweig I macht bekannt: Heute gegen 10 Uhr Vormittags sind die Lokomotive, der Packwagen und sechs offene Güterwagen des Güterzuges 902 infolge falscher Weichenstellung im Bahnhof Jerxheim entgleist. Ein Bremser ist getödtet; der Zugführer und ein Bremser sind, anscheinend unerheblich, kerletzt.

Bremerhaven, 10. Dezember. Fortwährend laufen Nach⸗ richten von Schiffsunfällen ein. Der Fischdampfer „Nymphe“ rettete fünf Mann des englischen Kutters „Arcadian“, der Fisch⸗ dampfer „Dora“ neun Mann der finnischen Bark „Axel“. Von dem Fischdampfer „Polyp“ wurden fünf Mann über Bord gespült, von denen nur zwei gerettet werden konnten. Ein anscheinend grö⸗ ßerer Dampfer ist beim Weser⸗Leuchtschiff gesunken.

Hamburg, 9. Dezember. Der „Hamburgische Korrespondent“ meldet: Ein dänischer Vieh⸗Transportdampfer aus Es⸗ bjerg, der schon für verloren gehalten worden war, ist gestern nach viertägiger, äußerst gefährlicher Reise hier eingetroffen. Der Dampfer wurde bald nach dem Abgang von Es⸗ bjerg von einem gewaltigen Sturm überrascht. Der Kapitän konnte den Kurs nicht innehalten, sodaß das Schiff der

Das bemooste Haupt, oder: Israel.

g. vom Ober⸗Inspektor Brandt. . Benedix.

Anfang 7 Uhr. 276. Vorstellung. Doktor Aufzügen von Adolph spie

Regie: Gustav Thies.

Komisch⸗phan⸗ Neues Theater. Das Gastfpiel der Madame 4 weitere Vorstellungen verlängert.

277. 2 1 . 1““ sonnettes. La femme à

Donnerstag: Lili.

(Raoul de Freitag: Niniche.

als Gast.) (Agénor Balanceux: Hr. Freie Entrées sind aufgehoben. als Gast.) Rezept gegen Lustspiel in 1 Aufzug nach (Don Julius Fritzsche. Operette in 2 Akten. Divertissement. Anfang 7 ½ Uhr. Donnerstag: Der Mikado. Sonnabend, den 21.

Mittwoch:

Adolph Ernst⸗Theater. kleine Lord.

übersetzt von Bolten⸗Bäckers. ewige Braut. städt und Jean Kren.

Anfang 7 ½ Uhr.

Cezar. Anfang 7 ½

Prin⸗

Fifi. Anfang 7 ½ Uhr. (Magda: Louise Du⸗

Direktion: Sigmund

Schauspiel in 4 Akten von Roderich

Anfang 7 ½ Uhr. Donnerstag: Die Memoiren des Teufels. Lust⸗

spiel i Abtheilungen von L. Schneider.

Schiffbauerdamm 4a./5. Tournée Jndic. Direktion: Theodor de Glaser.

Mittwoch: Spectacle coupé. (Akt 3.) Divorçons! (Akt 2.) Chan-

nfang sämmtlicher Vorstellungen 7 ½ Uhr

Theater Unter den Linden. Hierauf: Großes Ballet⸗

Dezember: Zum Male (neu): König Chilperich. Burleske Aus⸗ stattungs⸗Operette in 3 Akten (5 Bildern) von Hervé.

Lebensbild in 3 Akten, nach dem gleichnamigen Roman von Mrs. Hodasen Burnett, Hierauf: Operette in 1 Akt von W

Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Zentral-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Direktion: Richard Schultz. Emil Thomas a. G.

Mittwoch: Eine tolle Nacht. stattungsposse mit Gesang und Tanz in 5 Bildern von Wilh. Mannstädt und Julius Freund. Musik von Julius Einödshofer. In Scene gesetzt vom Direktor Richard Schultz. Die Tanz⸗Arrangements vom Balletmeister Gundlach. Anfang 7 ½ Uhr.

Donnerstag: Eine tolle Nacht.

englischen Küste zutrieb. Hierauf ließ der Kapitän die Luken schließen. Die Seeleute hatten während der Fahrt schwer unter dem Mangel an Proviant zu leiden. In dem von der Luft abgesperrten Viehraume befanden sich 255 Rinder, von denen viele erstickten, andere zertreten oder schwer verletzt wurden. Das Brüllen der Thiere übertönte, wie die Bemannung erzählt, elbst das Heulen des Sturmes. Nachdem der Wind nachgelassen hatte, gelang es, das Schiff wieder in den richtigen Kurs zu bringen. Beim Oeffnen der Luken, das unter Aufsicht der Veterinärpolizei erfolgte, bot sich ein entsetzlicher Anblick. Nur 124 Stück Vieh konnten lebend nach der Quarantänestation gebracht werden; etwa 100 Rinder lagen todt umber; die übrigen, welche schwer verletzt waren, wurden unter thierärztlicher Aufsicht an Bord geschlachtet. 8

Triest, 9. Dezember. Der Dampfer des österreichischen Lloyd „Argo“ stieß gestern im Hafen von Konstantinopel mit dem englischen Dampfer „Manningtry“ zusammen; letzterer wurde stark beschädigt. 3

London, 9. Dezember. Nach einer bei Lloyds eingegangenen Depesche aus Leith brach auf dem Dampfer „Prinzipia“ (von Shields nach New⸗York unterwegs) 140 Meilen nördlich von Kap Wreath Feuer aus. Der Dampfer steuerte darauf nach Faroe zu, stieß jedoch auf einen Felsen und sank. 27 Personen von der Mann⸗ schaft sollen umgekommen sein; einer, Henry Anders aus Rostock, wurde gerettet.

Lemvig, 9. Dezember. Die Schoonerkuff „Renska“ aus Großefehn, Kapitän Tommesen, mit Brettern von Memel nach Papen⸗ burg unterwegs, ist bei Fialtring (Westküste Jütlands) gestrandet. Die aus 5 Mann bestehende Besatzung wurde, wie „W. T. B.“ meldet, mittels des Raketenapparats gerettet.

Kopenhagen, 9. Dezember. Bei Hirtshals auf Jütland wurden gestern mehrere Schiffskisten von dem Stettiner Bark⸗ schiff „Nestor“ gefunden. Das Schiff ist wahrscheinlich bei dem Sturme der letzten Tage untergegangen.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Rom, 10. Dezember. (W. T. B.) Der „Agenzia Stefani“ wird aus Massowah gemeldet: An⸗ Einzelheiten über das Gefecht bei Ambalagi steht Folgendes fest: Der Kampf wurde während sechs Stunden hartnäckig geführt. Unsere Flügel leisteten einen langen, erbitterten Widerstand: aber sie mußten sich schließlich, von überaus starken feindlichen Kräften umfaßt, zurückziehen. Dadurch wurde auch der Widerstand unseres Zentrums vergeblich. Die schoanische Armee bestand aus den Korps der Ras Michael, Mangascha, Olie, Butal, Makonen und Mangascha⸗Atischin. Man versichert, daß ihre sehr beträchtlichen Verluste 2000 bis 3000 Todte und Ver⸗ wundete betragen. Unter den Gefallenen sollen sich nach dem Bericht von Augenzeugen zwei Ras be⸗ finden. Ueber ein weiteres Vorrücken der Schoaner ist bis jetzt keine Meldung eingetroffen. Das Gefecht von Ambalagi hat trotz seiner Veröffentlichung mit den Einzel⸗ heiten keinerlei nachtheiligen Einfluß auf die Bevölkerung von Agame ausgeübt. Die Haltung der eingeborenen Truppen ist fortgesetzt eine vortreffliche. General Baratieri traf in Adigrat ein und übernahm den Oberbefehl. ist alles ruhig.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.

Der lange Saal Bechstein. Linkstraße 42. Mittwoch, Anfang 7 ½ Uhr: Klavier⸗Abend von Cathérine

Jatchinowska.

Zirkus Renz. Karlstraße. Mittwoch, Abends

7 ½ Uhr Parade⸗Gala⸗Vorstellung. Auf, auf zur fröhlichen Jagd! (St. Hubertus). Original⸗ Sports⸗Schaustück mit neuen Arrangements in 2 Abtheilungen von Direktor Fr. Renz. 1. Ab⸗ theilung: Großer Wagenkorso mit den Jagdgästen. Rendezvous. Aufführung komischer Scenen und großer Ballet⸗Divertissements. 2. Abtheilung: Parforce⸗Jagd über Hecken, Wassergraben, Stein⸗ mauer und Irisch⸗Bank. Neue Einlage: Die Riesensprünge über 3 und 5 Pferde von den englischen Vollblutspringpferden Imperial, Bessp, Bassra, Paria. Das Großartigste, was bis jetzt in diesem Genre geboten wurde. Finale: Der Kas⸗ kadenritt. Großes Hallali und Schluß⸗Tableau mit den Jagdtrophäen des Hubertus. Außerdem: Auf⸗ treten von nur Künstler⸗Spezialitäten allerersten Ranges. Vorführen und Reiten der bestdressierten Freiheits⸗, Spring⸗ und Schulpferde. Komische Entrées von sämmtlichen Clowns.

Donnerstag: Abends 7 ½ Uhr: Auf, auf zur fröhlichen Jagd! (St. Hubertus).

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Familien⸗Nachrichten.

Verehelicht: Hr. Caspar Friedrich von Both mit Frl. Maria Renziena von Laer (Berlin). Geboren: Ein Sohn: Hrn. Regierungs⸗Assessor Die Dr. Walther Niethammer (Kamenz). Eine Mann⸗ Tochter: Hrn. Prem.⸗Lieut. von Bennigsen (Ham⸗ burg). Hrn. Wasserbauinspektor Weber (Posen). Hrn. Regierungs⸗Baumeister Fritz Wolff (nicht

Judic ist um Lili.

papa. (Akt 2.)

Direktion: Der Mikado.

ersten

Mittwoch: Der

Uhr.

(Oppeln). 8 Gestorben: Hrn. Dr. Niessing Tochter Käthe Hrn. Hauptmann Peter von lanckensee Tochter Ursula (Breslau). Hr. Ritterschafts⸗Rath a. D. Leberecht von Klitzing (Dieckow). Hr. Max von Pochhammer (Albury, . Hr. Sec.⸗Lieut. Paul Scheid (Hildes⸗ eim).

Große Aus⸗

Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth

Konzerte.

Konzert-Haus. Mittwoch: Konzert. Berlioz⸗Feier. Benedict“. Symphonie

Anfoang 7 ½ Uhr.

Sing-Akademie. Mittwoch,

Wirth, Hausmann

Ouv. „Beatrice und ie „Harold in Sylphentanz aus „Faust's Verdammniß“.

III. Quartett⸗Abend von Joachim,

in Berlin.

Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Neun Beilagen

(einschließlich Börsen⸗Beilage), 1 sowie die Inhaltsangabe zu Nr. 6 des öffent⸗ lichen Anzeigers (Kommanditgesellschaften auf

Aktien und Aktiengesellschaften) für die Woche vom 2. bis 7. Dezember 1895.

Karl Meyder⸗

Italien“.

Anfang 7 ½ Uhr: Kruse,

An der Atbara

Adolff, wie in der gestrigen Nummer gedruckt)

zum Deutschen Reichs⸗

Anzeiger und Königlich

Preußischen Staats⸗

294.

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der in den deutschen Münzstätten bis Ende No -—-—————

Berlin, Dienstag, den 10. Dezember

8 Uebersicht

1) Im Monat November Goldmünzen

Silbermünzen

1895 sind geprägt Doppel⸗ 1u1 Halbe kronen Kronen

Hiervon auf Privat⸗ rechnung

Fünf⸗ Zwei⸗ Ein⸗ Fünfzig⸗ wanzig⸗ markstücke markstücke markstücke pfennigstücke

vember 1895 vorgenommenen Auspräg

1 gen von Reichsmünzen.

Nickelmünzen Kupfermünzen

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3) Gesammt⸗Ausprägungs2 727 858 880 53⸗ 692 280 27 969 925 16677585809 055 750[111 966 266

4) Hiervon sind wieder eingezogen

1 493 700 2 589 060 12 035 5) Bleiben

2.420 365 180/[535 103 22027 957 895 2 983 426 290

*) Vergl. den „Reichs⸗Anzeiger“ vom 9. November 1895 Nr. 269.

Berlin, den 9. Dezember 1895.

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5 005 860 80/ 31 261 081 8 16 345 970 3 207 44 6 775 88954

71 486 552 35 715925 8

10 575 11 994 4 844 13 004 967 80

5 005 880 853 2O88018 325 970—

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„Hauptbuchhalterei des Reichs⸗Schatzamts. Biester.

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12 996 411,82

DSDSDeutscher Reichstag.

1 3. Sitzung vom 9. Dezember 1895, 2 Uhr. HMeber den Anfang der Sitzun g; hemer Fashge fang tzung wurde in der gestrigen

ur Einleitung der Debatte über den Reichs aus ts⸗

Etat für 1896/97, das dazu gehörige 8

und den Etat für die Schutzgebiete nimmt das Wort

der Staatssekretär des Reichs⸗Schatzamts Dr. Graf von Posa⸗ dowsky:

Meine Herren! Aus der Thatsache, daß im Rechnungsjahr

1894/95 die Einzelstaaten an das Reich nur eine baare Zuzahlung von 2 ½ Millionen zu⸗ leisten hatten und dem Reich für seine eigene Wirthschaft noch ein Ueberschuß von 7 Millionen zugeflossen ist, hat man in der Oeffentlichkeit mannigfache Vorwürfe gegen die verbündeten Regierungen und gegen ihre Finanzleiter hergeleitet. Man hat suppeditiert, daß die Veranschlagung der Einnahmen für das Etatsjahr 1894/95 eine offenbar zu niedrige gewesen sei, um daraus eine festere Stütze für die Begründung neuer Steuer⸗ forderungen zu gewinnen. Ich glaube in der Lage zu sein, diese An⸗ nahme als durchaus tendenziös und ungerechtfertigt zurückzuweisen.

Ich gestatte mir, die älteren Mitglieder dieses Hauses zunächst

daran zu erinnern, daß, seit wir einen deutschen Reichs⸗Etat haben, mit drei Ausnahmen, im Jahre 1877/78, 1878/79 und 1879/80, die Grundlage für die Veranschlagung der Einnahme stets der dreijährige Durchschnitt war, und ich erinnere ferner daran, daß den verbündeten Regierungen in der Militärkommision das ungünstige Horoskop ge⸗ stellt wurde, das Jahr 1894 zeige nur den sicheren Anfang einer fortgesetzten Reihe finanzieller Verlegenheiten, auch abgesehen von der Militärvorlage. Meine Herren, ich glaube, diese pessimistische Auffassung, die sich bezüglich der künftigen finanziellen Entwickelung der Reichseinnahmen in der Militärkommission kundgab, konnte für die verbündeten Regierungen kein Anlaß sein, von dem durch lange Traditionen be⸗ währten und von dem Reichstag in langer Uebung an⸗ ekannten Verfahren für die Veranschlagung der Einnahmen abzugehen. Als demnächst die neuen Steuerforderungen zur Deckung der Kosten der Militärvorlage in Sicht kamen, änderte sich aller⸗ dings die pessimistische Stimmung wesentlich in eine optimistische. Der Reichstag erhöhte die Einnahmen in drei Einnahmetiteln um zu⸗ sammen 11 ½ Millionen wie ich hiermit ausdrücklich anerkenne —, in zwei Fällen mit Erfolg, in einem Fall ist der von dem Reichs⸗ tag erhöhte etatsmäßige Ansatz rechnungsmäßig nicht erreicht. Ich muß aber besonders darauf hinweisen, daß der verhältnißmäßig günstige Abschluß des Rechnungsjahres 1894/95 nicht nur eine Folge erhöhter Einnahmen ist, sondern auch in der wesentlichen Ver⸗ minderung der Mehrausgaben liegt, und daß das so ist, verdanken wir vor allen Dingen der Heeresleitung.

Wir haben seit 1885/86 in den einzelnen Rechnungsjahren Mehr⸗ ausgaben gegen das Etatssoll von 12 Millionen gehabt, während das Rechnungsjahr 1894/95 gegen das Etatssoll ein absolutes Minus von 80 000 nachweist. Aber, meine Herren, auch die Etatsüberschrei⸗ tungen und die außeretatsmäßigen Ausgaben sind im Jahre 1894/95 um 7 Millionen geringer gewesen als im vorigen Jahre. Ich glaube, aus dieser Thatsache darf uns kein Vorwurf gemacht werden; im Gegentheil geht daraus hervor, daß wir ernstlich bemüht waren, spar⸗ sam und etatsmäßig zu verfahren.

Ich erlaube mir aber auch ferner die Frage zu stellen: ist denn ein Ueberschuß von 27 ¼ Millionen für die Bundesstaaten und von 7 Millionen für die eigene Wirthschaft des Reichs in der Finanz⸗ geschichte des Reichs irgend etwas Ungewöhnliches? Auch da appelliere ich an die Erinnerung der älteren Mitglieder dieses Hauses, daß wir für die eigene Wirthschaft des Reichs seit 1879/80 unerhoffte Ueber⸗ schüsse bis zu 25 Millionen gehabt haben, allerdings auch Fehlbeträge bis zu 23 Millionen. Ich erinnere ferner daran, daß überhaupt nur in 7 Etatsjahren Mehrüberweisungen für die Bundesstaaten veran⸗ schlagt waren, während die Bundesstaaten in 10 Rechnungsjahren thatsächlich Mehrüberweisungen erhalten haben, wie Ihnen Allen er⸗ innerlich sein wird, in sehr bedeutenden Beträgen; es sind den Bundesstaaten gegenüber dem Etatssoll Mehrüberweisungen bis zu

Millionen zugeflossen, andererseits haben sie auch mit Ausfällen gegenüber dem Etat bis zu 14 Millionen vorlieb nehmen müssen.

Ich glaube, diese Rekapitulation der früheren Finanzüberschüsse ehrt zweierlei: erstens, daß man doch in der Veranschlagung von innahmen außerordentlich vorsichtig sein muß, wenn man keine

jahren viel größere Schwankungen

hohe Haus diesen Gesetzentwurf erst verabschiedet. Also in den 27 ½ Millionen

Hause bereits eingebracht war, rechneten.

bracht. Man muß also gerechterweise, wenn man von einem unerwar

Börsensteuer, die erst nachträglich genehmigt ist,

teten Mehrüberweisung an die Bundesstaaten von 12 QFi Millionen.

teten Mehrüberweisungen früherer Jahre.

dieselbe befürchtete, schuß über den Etat glaube, auch hieraus keinen Vorwurf machen können, wenn man weiß, schwierig es ist, für eine derartig große Betriebsverwaltung nach Ablauf erst von sieben Monaten des Rechnungsjahres sich ein genaues Bild zu machen, wie sie nach weiteren fünf Monaten thatsächlich ab⸗ schließen wird. Der Reinüberschuß der Reichs⸗Postverwaltung für das Jahr 1894/95 hat 21 ½ Millionen betragen; man muß aber meines Erachtens davon noch den Betrag der Zinsen des Anleihe⸗ betrags abziehen, welcher zu Gunsten der Reichs⸗Postverwaltung auf⸗ genommen ist. Dann würden wir für das letzte Rechnungsjahr zu einem Reinüberschuß von 18 ½ Millionen gelangen. Die Eisenbahn⸗ verwaltung hat den etatsmäßigen Ansatz nicht erreicht; man

hatte sich offenbar vom hohen Hause zu einer so wesentlichen Erhöhung des Etatsansatzes der Reineinnahmen der Reichs⸗ eisenbahnen dadurch verleiten lassen, daß dieselben im vorvorigen Jahre 1893/94 einen Mehrüberschuß von 3 ½ Millionen Mark geliefert haben. Im Jahre 1893/94 waren aber die Verhältnisse für den Personenverkehr ganz ausnehmend günstig, während sie 1894/95 ausnehmend ungünstig waren. Obgleich die Anzahl der Personen⸗ zugskilometer im Jahre 1894/95 nicht unwesentlich höher gewesen ist, so ist doch die Einnahme aus dem Personen⸗ und Gepäckverkehr gegen das Vorjahr um 2,8 % zurückgeblieben. Ferner aber hatte man bei der Erhöhung des Einnahmetitels seitens des Reichstags verabsäumt, was bei einer Betriebsverwaltung unzweifelhaft noth⸗ wendig ist, gleichzeitig auch eine entsprechende Erhöhung des Ansatzes der Betriebsausgaben vorzunehmen. Hieraus erklärt sich einfach kalkulatorisch, daß der etatsmäßige Ansatz nicht erreicht werden konnte. Meine Herren, man hat ferner behauptet, die verbündeten Re⸗ gierungen und insbesondere die Reichs⸗Finanzverwaltung habe auch im Laufe des Jahres 1894/95 bei Beurtheilung der Finanzlage der auf⸗ steigenden Bewegung unserer Einnahmen und unseres Erwerbslebens nicht genügend Rechnung getragen. Nun, meine Herren, ich habe im Dezember 1894 die Einnahmen des Rechnungsjahres für die Bundes⸗ staaten, wie für die eigene Wirthschaft des Reichs zusammen nur um 3 Millionen niedriger geschätzt, wie sie sich hinterher rechnungs⸗

Fehlerträge haben will, und zweitens, daß wir in früheren Rechnungs⸗

mäßig ergeben haben. Nun vergegenwärtigen Sie sich, was das heißt,

Mehrüberweisungen an die Bundesstaaten ist der erhöhte Betrag aus der Börsensteuer be⸗ reits inbegriffen, der im Etat indeß nicht berücksichtigt ist, auf den aber die Bundesstaaten selbstverständlich, da das Gesetz im hohen Nun hat, entgegen allen ungünstigen Voraussagungen, die Börsensteuer schon im ersten Jahre gegenüber der Ist⸗Einnahme von 1893/94 ein Mehr von 18 Millionen und gegenüber dem Etatsansatz ein Mehr von 14 ¾ Millionen ge⸗

teten Ueberschuß für die Bundesstaaten sprechen will, von dem rechnungsmäßigen Ueberschuß von 27 ½ Millionen den Mehrertrag der ste . in Höhe von 14 Millionen abziehen; dann kommt man nur zu einer unerwar⸗

Das ist geradezu eine minimale Summe gegenüber den unerwar⸗

Ich kann mich im Einzelnen darauf beschränken, bezüglich des Rechnungsjahres 1894/95 über die Anschläge der beiden großen Be⸗ triebsverwaltungen nur wenige Worte zu sagen. Als ich die Ehre hatte, bei Ueberreichung des Etats für 1895/96 eine Schätzung dem hohen Hause darüber zu geben, wie das Jahr 1894/95 wohl abschließen würde, theilte ich nach Angabe der Reichs⸗Postverwaltung mit, daß den etatsmäßigen Ansatz nicht zu erreichen. Thatsächlich hat die Reichs⸗Postrerwaltung noch einen Ueber⸗ von 1 ½ Millionen Mark ergeben. Ich wird man der Reichs⸗ Postverwaltung wie unendlich

. in den Ueberweisungen gehabt eine Schätzung für das ganze Jahr vorzunehmen bei einem Etat, haben als im Jahre 1894/95; ich habe so das Gefühl: wenn man sich nicht hätte von dem Bestreben leiten lassen, neue Steuern hint⸗ anzuhalten und deshalb unsere ganze Finanzlage ausnehmend günstig zu beurtheilen, dann hätte man aus diesen verhältnißmäßig geringen Ueberschüssen gar kein Wesens gemacht. (Sehr richtig! rechts.) Aber es ist schließlich auch unrichtig und das ist in der ganzen öffent⸗ lichen Diskussion verschwiegen worden —, daß die Bundesstaaten einen unerwarteten Ueberschuß von 27 ½ Millionen gehabt haben. Die Herren erinnern sich, daß das Stempelsteuergesetz, welches die den Einzelstaaten auferlegten Aufwendungen für die Militärvorlage den⸗ selben theilweise ersetzen sollte, erst nach Abschluß des Etats für 1894/95 überhaupt bewilligt ist. Am 19. April 1894 hat hier das darin liegt, daß wir für das Etatsjahr 1895/96 abweichend von einer

der in Einnahmen und Ausgaben mit über 2 ½ Milliarden ab⸗ schließt, schon nach Ablauf von sieben Monaten des Rechnungsjahres. Wenn, meine Herren, meine Schätzung des Ueberschusses nur um 3 Millionen differiert von dem wirklichen rechnungsmäßigen Ueberschuß, so bin ich zu bescheiden, mir das als Verdienst anzurechnen. Ich kann sagen, daß die Schätzung so annähernd richtig eingetroffen ist, die ich im Dezember v. J. gab, ist geradezu nur ein Werk des Zufalls. Also von einer tendenziös ungünstigen Schätzung kann man da jedenfalls auch nicht sprechen. Gestatten Sie mir aber auch ferner, meine Herren, daran zu erinnern, daß doch der beste Beweis gegen die Absicht der Regierung, die Verhältnisse ungünstig darzustellen,

langen Praxis der Reichsverwaltung, sowohl die Einnahmen, wie auch die Ausgaben bei dem Naturalienbedarf für die Heeres⸗ verwaltung anderweit veranschlagt und dadurch den Etat für 1895/96 um 14 Millionen verbessert haben. Ich habe ferner im Januar und Februar in der Budgetkommission über jede Einnahme die ein⸗ gehendsten Mittheilungen gemacht, und die damaligen Mittheilungen decken sich fast vollständig mit den rechnungsmäßigen Ergebnissen, weil die meisten Mehreinnahmen im Laufe desselben Jahres infolge des Kredits gar nicht mehr erscheinen können. Ich erinnere endlich daran, daß, sobald der Reichstag den Etat auf eine Spannung von 10½ Millionen zurechtgeschnitten hatte, die verbündeten Regierungen ihre Steuerforderung auch sofort auf diesen Betrag ermäßigt haben. Ich glaube also, mit Erfolg kann für das Jahr 1894/95 und auch für das Jahr 1895/96 nicht die Behauptung aufgestellt werden, wir hätten erheblich zu ungünstig sowohl bei der Aufstellung des Etats, wie im Laufe des Rechnungsjahres die Verhältnisse dargestellt.

Ich gestatte mir nun zu der üblichen Schätzung des Abschlusses des laufenden Rechnungsjahrs überzugehen, die ja ein bei weitem größeres aktuelles Interesse für das hohe Haus bietet. Ich muß aber, um nicht demnächst wieder auf die dritte Dezimalstelle festgenagelt zu werden, vorausschicken, daß bei dieser Schätzung drei sehr schwankende Koeffizienten mitwirken. Erstens ist es für große Verwaltungen wie die Heeresverwaltung, die Marineverwaltung, ganz außerordentlich schwierig, nach dem Ablauf eines Semesters schon ein sicheres Urtheil zu fällen über ihren endgültigen Abschluß für das ganze Jahr. Ferner, meine Herren, ist natürlich, daß die Betriebsverwaltungen, um nicht unberechtigte Hoffnungen zu erwecken, stets geneigt sein werden, die Einnahmen niedriger zu veranschlagen und die Betriebsausgaben ver⸗ hältnißmäßig hoch. Endlich ist es Grundsatz der Reichs⸗Finanzver⸗ waltung seit jeher, den Antheil, der dem Reich aus dem Rein⸗ einkommen der Reichsbank zufließt, nicht der Schätzung zu unterwerfen, aus Gründen, die nahe liegen und die ich Ihnen nicht mitzutheilen brauche.

Wenn ich zunächst zu den einzelnen Ressorts übergehe, so werden wir bei dem Auswärtigen Amt wegen der Ansprüche der Kolonien wiederum mit einer erheblichen Mehrausgabe zu rechnen haben. Die Mehrausgabe für Ost⸗Afrika, die noch aus dem Jahre 1894/95 stammt, wird zur Zeit auf 670 000 veranschlagt, sie kann in⸗ dessen erst endgültig nach Ablauf des Jahres 1895/96 zur Ver⸗ rechnung kommen. Der Fehlbetrag aus Südwest⸗Afrika wird jetzt auf 1 ½ Millionen geschätzt; die Abrechnung für das zweite Halbjahr 1894/95 steht noch aus. Beide Fehlbeträge sind von mir im vorigen Jahre erheblich niedriger angenommen worden. Für Kamerun rechnet man auf einen Fehlbetrag aus dem Jahre 1894/95 von rund 900000 ℳ, mit anderen Worten: im Auswärtigen Amt wird sich nach der jetzigen Schätzung und, abgesehen von dem Fehlbetrage für Ost⸗Afrika aus dem Jahre 1894/95, eine Mehrausgabe von 2 ¼ Millionen ergeben.

In der Kolonial⸗Abtheilung des Auswärtigen Amtes hofft man zur Zeit noch, mit den Zuschüssen für das Jahr 1895/96 zu reichen. Im Reichsamt des Innern wird mit einer Mehrausgabe von 1 Million gerechnet; es kommt das vorzugsweise von den Erhöhunge der Reichszuschüsse für die Invaliditäts⸗ und Altersversicherung her. Die Kaiserliche Marine nimmt eine Mehrausgabe von ½ Millionen an. Es befindet sich darunter, wie ich jetzt schon bemerken will, eine außeretatsmäßige Ausgabe zur Herstellung von Bassins für flüssige Brennstoffe, die unter keinen Umständen länger hinausgeschoben werden konnte. G Das Reichsheer rechnet mit einer Minderausgabe von 2 Mil⸗ 8 lionen. Mehr werden ausgegeben werden bei den Titeln für 8

die Beschaffung von Tuch ein Titel, der vom hohen Hause seiner Zeit im Etat gekürzt ist über dem 8 111“ 8