8 1“ 8* “
CThristiansund 752 O Stockholm 758 O 2 bedeckt
Cork, Queens⸗
Cherbourg. 741 WSW F bbedeckt S
Neufahrwasser 753
ünster.. 747 Karlsruhe. 750 Wiesbaden. 750 München 750 Themnitz . 750 e77
.]
fortschreitend, liegt über den Britischen Inseln und 8 Eef in Wechselmirtung mit 8 über Ost⸗ Lautenb Europa lagernde ruckgebiet im Nord⸗ und Ost⸗ enburg. Dienstag: Hals über Kopf. (Con
seegebiet sowie im meist schwache süd⸗ de tete.) Schwank 8 3 Akten vess (Scfer liche bis östliche Luftströmung.
in der Wiedergabe des Inhalts, technische Sicherheit und Wärme Seeendens. Das Publikum ließ es an anerkennendem Beifall nj ehlen. Fräulein Anna Stephan, als Konzert⸗ und Oratoriensängerin vortheilhaft bekannt, ließ sich nach längerer Pause am Sonnabend im Saal der Sing⸗Akademie wieder hören. Mit klangvoller und umfangreicher Stimme, sowie mit verständnißvoller Art des Vortrags, der nur mitunter mehr Belebtheit des Ausdrucks zu wünschen ließ, sang sie Gluck's Arie „Ihr Götter ewiger Nacht“ aus „Alceste“ und mehrere Lieder von Schumann, Cornelius, Brahms und Anderen. Besonders gefiel eine Rbhavysodie An die Nacht“ von O. Leßmann, die, von der sonst üblichen Lied⸗ orm abweichend, durch originellen und stimmungerweckenden Inhalt fesselte. Fräulein Marie Stephan, Schwester der Sängerin, welche die Klavierbegleitung übernommen hatte, bewährte sich außer⸗ dem als tüchtige Pianistin in einer Sonate von Händel für Klavier und Violine, die sie in Gemeinschaft mit Herrn Karl Markees vortrug. Der Violinist erfreute ferner noch durch zwei bekannte und beliebte von R. Schumann und P. de Sarasate, die gleich den übrigen istungen des Abends von dem zahlreich erschienenen Publikum mit lebhaftem Beifall aufgenommen wurden.
Im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater ist für die laufende Woche folgender Spielplan festgesetzt: Morgen, Dienstag: „Der Veilchenfresser-; Mittwoch, zum ersten Mal: „Othello“; Donnerstag: „Das bemooste Haupt“; Freitag: „Die Memoiren des Teufels“; Sonnabend: „Der Veilchenfresser“; Sonntag: „Othello⸗. In üenaeee. befindet sich als Novität ein Berliner Verhältnisse berührendes Volksstück. “
Im Adolph Ernst⸗Theater wird demnächst „Frau Lohen⸗
in“, eine dreiaktige Gesangsposse, welche nach dem französischen Hriginal „L Oncle Bidochon“ von Ed. Jacobson und W. Mannstädt bearbeitet wurde, während die Gesangstexte von Gustav Görß bher⸗ rühren, in Scene gehen. Die Musik dazu ist von Gustav Steffens komponiert. 1
Im nächsten Philharmonischen Konzert unter Arthur Nikisch's Leitung (am 13. Januar) wird Berlioz' „Harold“⸗Symphonie das hervorragendste rein orchestrale Werk des Programms bilden. Als Solist wird der Cellovirtuose Jean Gérardy aus Lüttich mit⸗ wirken. Der Einzelverkauf und das Abonnement für die fünf Kon⸗ zerte des II. Cyclus sind bei Bote u. Bock eröffnet.
Jagd. Am Mittwoch, den 18., und Freitag, den 20. d. M.,
finden die letzten diesjährigen Königlichen Parforce⸗
Jagden statt. Stelldichein an beiden Tagen: 12 ¾ Uhr Jagdschloß Grunewald, 1 ¼ Uhr am Saugarten.
Mannigfaltiges. Zur Feststellung des städtischen Haushalts⸗Etats für das
Verwaltungsjahr 1896/97 hat der Magistrat in seiner Sitzung vom
ssreits v. W. mit den Spezial⸗Etats begonnen. Der Spezial⸗Etat der ädtischen Heimstätten für Genesende ist in Einnahme und Ausgabe mit 195 540 ℳ eingestellt. In den Einnahmen sind für Ver⸗ pflegungsgelder von erstattungspflichtigen Personen und Instituten in Ansatz gebracht 142 900 ℳ, während die Ausgaben für personelle Kosten mit 24 435 ℳ, für Beköstigung 114 350 ℳ, für Miethen 12 450 ℳ in Rechnung gestellt sind. — Der Spezial⸗ Etat der verschiedenen Einrichtungen für öffentliche Gesundheitspflege ist in Ausgabe mit 127 400 ℳ eingestellt, Einnahmen sind nicht zu verzeichten. In der angegebenen Ausgabesumme sind 1200 ℳ als Kosten für die Königliche Sanitätskommission, 38 500 ℳ an Unterstützungen an private Sanitätswachen, 40 300 ℳ für Unterhaltung der städtischen Sanitätsstuben, Rettungsbälle und ⸗Kähne, 26 000 ℳ für die Kosten der öffentlichen Impfungen einzestellt. Der Spezial⸗Etat der Gemeinde⸗ Friedhöfe ist in Einnahme mit 9768 ℳ und in Ausgabe mit 51 745 ℳ festgesetzt, sodaß ein Zuschuß von 41 977 ℳ erforderlich ist. — Die Hundesteuer schließt mit einer Einnahme von 450 000 ℳ und einer
Ausgabe von 3200 ℳ ab, sodaß, wie im Vorjahre, ein Ueberschuß von 446 800 ℳ sich ergiebt. — Der Spvezial⸗ Etat der Braumalzsteuer ist in Einnahme mit 600 000 ℳ, Wum 20 000 ℳ höher als im laufenden Etatsjahre, fest⸗ gesetzt. Da der Staat die 7. dieser Steuer bewirkt, so fließt der ganze Einnahmebetrag in die Stadt⸗Hauptkasse. Die städti⸗ schen Desinfektionsanstalten sind im Etat in der Einnahme mit 35 600 ℳ, in der Ausgabe mit 173 202 ℳ eingestellt, sodaß ein Zu⸗ schuß von 137 602 ℳ erforderlich sein wird. Der Spezial⸗Etat der Standesämter ist in Einnahme mit 29 500 ℳ, in Ausgabe mit . —2 ℳ festgesetzt, es ist somit ein Zuschuß von 250 350 ℳ er⸗ orderlich.
Der Kommerzien⸗Rath Lissauer hat dem Magistrat die Mittheilung gemacht, daß seine Mutter der Stadtgemeinde Berlin die Summe von 20 000 ℳ zu wohlthätigen Zwecken testamentarisch vermacht habe. Der Magistrat hat dieses Geschenk angenommen und beschlossen, die erforderliche Allerhöchste Genehmigung Von dem im Verlage von W. u. S. Löwenthal erscheinenden, längst bewährten „Berliner Adreßbuch“ liegt — etwas früher als in den Vorjahren — der neue (28.) Jahrgang für 1896 vor. Das Nachschlagewerk hat wiederum nicht nur die durch das Wachs⸗ thum der Stadt und ihrer Einwohnerzahl naturgemäß bedingte Ver⸗ mehrung des Inhalts, sondern darüber hinaus einige “ Erweiterungen erfahren. Die beiden stattlichen Bände bieten den umfangreichen Stoff im wesentlichen in der gewohnten übersichtlichen Anordnung dar, und, soweit einige Stichproben einen Schluß auf den Gesammtinhalt zulassen, sind die Angaben mit der gewohnten Sorg⸗ falt zusammengestellt. In dem Einwohnernachweis sind die Namen wieder fett gedruckt und die Doppelnamen ganz ausgeschrieben. Neu aufgenommen sind die Vororte: Kolonie Grunewald, Lankwitz, Schmargendorf, Nieder⸗Schönhausen, Südende und Steglitz, und bei denjenigen Vororten, welche durch verschiedene Ben beaein mit Berlin verbunden sind, ist bei jeder Straße angegeben, mittels welcher Bahn man am nächsten dahin gelangt. Der Gewerbe⸗ nachweis hat außer einigen neuen Rubriken durch die besondere Auf⸗ führung der Näherinnen, Schneiderinnen, Putzmacherinnen und Modistinnen eine Vervollständigung erfahren.
Im „Verein Berliner Kaufleute und Industrieller“ wird am Mittwoch, den 18. Dezember, Landrichter Victor Ring (im großen Saale des Kaiserhofes, Abends 8 Uhr) einen Vor⸗ trag halten über das Thema: „Die allgemeine Stellung der Frau im heutigen Wirthschaftsleben“.
Ueber die Witterung im November 1895 berichtet das Königliche Meteorologische Institut auf Grund der angestellten Beobachtungen Folgendes: Im Gegensatz zum voraufgegangenen Oktober war der November im Mittel zu warm, zumal in der süd⸗ lichen Landeshälfte, wo der Gen über den Normalwerth zwei Grad und mehr betrug. Dieser Ueberschuß ist der warmen Periode vom 5. bis zum 17. zu verdanken, in welcher die Tagesmittel mehrfach um 10 Grad über den Durchschnitt hinaus⸗ gingen. Vor und nach dieser Periode war es viel zu kalt, ins⸗ hesondere gegen Monatsschluß, wo vielfach zumal im Osten, strenger Frost herrschte. Hinsichtlich der Niederschläge ergab sich, daß der Osten des Landes und auch Thüringen meist zu trocken gewesen sind. In den übrigen Landestheilen war allerdings ein Ueberschuß zu ver⸗ zeichnen, der aber nirgends hohe Beträge erreichte. Schneefälle traten selten auf, selbst auf den Gebirgen, und blieben sogar hinter denen des Oktobers zurück. Lediglich im Westen und an hochgelegenen Punkten kam es im letzten Monatsdrittel zur Bildung einer schwachen Schneedecke. Das kühle Wetter, welches am Schluß des Oktobers geherrscht hatte, hielt auch noch in den ersten Tagen des Novembers an, indem eine Anti⸗ cyklone über Deutschland hinweg nach Südosten wanderte. Während dieselbe vom 5. an sich nach dem südlichen Europa verlagerte, zogen tiefe Depressionen von den britischen Inseln her ostwärts. Hierdurch wurden lebhafte bis stürmische Winde aus dem südlichen und westlichen Quadranten sowie mehrfach ergiebige Regenfälle veranlaßt;
die Temperatur stieg unter dem 2*½* der warmen Winde bis zum 6. sehr rasch und hielt sich gegen den 18. weit über der normalen. Von diesem Tage an bis zum 21. sich von Südwesten her ein Hochdruckgebiet über Deutschland
nach Finland; es gelangten kalte östliche Winde zur Herrschaft, welche einen schnellen Temperatursturz herbeiführten, — bereits in der Nacht zum 19. November trat allgemein Frost ein. Am 22. und 23. eilte ein Minimum, von Schneefällen begleitet, von der Nord⸗ see nach dem Mittelmeer und brachte für viele Gegenden, zumal im Westen, eine mehrere Tage anhaltende Schneedecke. Von da ab bis zum Monatsschluß beeinflußten Anticyklonen, deren Kern sich meistens nördlich befand, die Witterung; bei vorherrschenden Ostwinden nahm die Kälte stark zu, sodaß schließlich die Temperatur um etwa 10 Grad unter die normale zu liegen kam.
Wandsbeck, 14. Dezember. Das Hannoversche Husaren⸗ Regiment Nr. 15 beging gestern Abend seine b7 rungsfeier. An dem zu diesem Zweck veranstalteten Festkommers nahmen viele Veteranen, ehemalige Offiziere und Angehörige des Regiments theil. Der Kommandeur des Regiments, Oberst⸗Lieutenant von Hirschfeld, hielt die Begrüßungsrede.
Köln, 15. Dezember. Wie die „Kölnische Volkszeitung“ meldet stürzten am Sonnabend 16 Mann mit 8 Kippöoagen von der 1u“ Kanalhilfsbrücke ins Wasser; 4 Personen sind ertrunken.
„Staffelstein, 15. Dezember. Heute fand hier behufs Er⸗ richtung eines Denkmals für Victor von Scheffel auf dem Staf elberge eine aus Coburg, Bamberg, Lichtenfels und Staffel⸗ stein zahlreich besuchte Versammlung statt. Es wurde die Gründung eines Zentral⸗Comités mit dem Sitze in Staffelstein und Filialen in — “ beschlossen. Für das Denkmal liegen sieben Ent⸗
ürfe vor.
Neustrelitz, 15. Dezember. Gestern und heute feierte das mecklenburgisch⸗strelitzsche Militär⸗Kontingent die 25. Wiederkehr der Gedenktage von Morée. Zu den Festlichkeiten waren von auswärts zahlreiche Veteranen ein⸗ getroffen. Nach einer Theatervorstellun fand gestern im Schützenhaus Kommers statt, bei welchem der jetzige Ba⸗ taillons⸗Kommandeur das Hoch auf Seine Majestät den Kaiser und den Landesherrn ausbrachte. Heute Vormittag wurde nach dem Fest⸗
ottesdienst für die Veteranen eine Parade über die letzteren abge⸗ halten, bei welcher, wie „W. T. B.“ meldet, Seine Königliche Hoheit der Erbgroßherzog ein Telegramm verlas, in welchem Seine Majestät auf das Gefecht von Morée Bezug nimmt und dem Großherzog sowie den Veteranen Allerhöchstseinen Dank ausspricht.
Liverpool, 15. Dezember. Im hiesigen Hafen stieß der von Philadelphia kommende Dampfer „Indiana“ mit dem Dampfer „Zamora“ zusammen. Die „Indiana“ erhielt einen großen Riß an der Seite, sodaß das Wasser rasch eindrang. Indessen gelang es, die Reisenden an Land zu bringen, bevor das Schiff auf den Strand gesetzt wurde.
Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.
„Wien, 16. Dezember. (W. T. B.) Der Kaiser empfing gestern Nachmittag den ungarischen Handels⸗Minister Daniel und heute Vormittag den Minister⸗Präsidenten Grafen Badeni in Privat⸗Audienz.
Konstantinopel, 16. Dezember. (W. T. B.) Wie aus amtlicher türkischer Quelle verlautet, zeigt die Lage in Anatolien eine merkliche Besserung; in Konia herrscht vollkommene Ruhe.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
Wetterber 8
vom 16. Dezember Morgens.
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= 40 R.
Wind. Wetter.
in 0 Celsius
Bar. auf 0 Gr.
u. d. Meeressp
red. in Millim Temperatur
5 ° C.
740 NNW (E bedeckt
740 SO 5 halb bed. 5 1 wolkenlos Kopenhagen. 751 SO 3 bedeckt aparanda . 764 still bedeckt Moskau.. 768 NNW 1 Schnee
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Anfang 7 ½ Uhr. toww 740 NW wolkig
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wolkenlos bedeckt Nebel Dunst 3 Dunst 3 bedeckt 2 wolkenlos 1 bedeckt
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Kirchfeld.
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Uebersicht der Witterung. hofer. 1s Nullerl.
Residenz⸗Theater.
Ein tiefes barometrisches Minimum, südwärts
veränderten Wärmeverhältnissen fort; in den west⸗
“ 8 2m5u 2 Kälteres, ach nebli⸗ Jetter mit S 8 8 wahrscheinlich. mit Schneefall demnächst
Deutsche Seewarte.
Theater.
Aönigliche Schanspiele. Dienstag: Opern⸗ Uhn. Moser. haus. 189. Vorstellung. Fidelio. Oper in 2 Akten Mittw von Ludwig van Beethoven. Text nach dem Fran⸗
zösischen von Ferdinand Treitschke. Neu in Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dekorative Ein⸗ richtung vom Ober⸗Inspektor Brandt. Dirigent: Kapellmeister Weingartner. Zu Beginn: „Duverture Leonore (Nr. 3)“ Schauspielhaus. 282. Vorstellung. Der Königs⸗ lieutenant. Lustspiel in 4 Aufzügen von Karl Sutten⸗ veFrbüg. . (Graf Fbazeme: eerr Friedrich Haase, a ast.) Anfang 7 ½ Uhr. Mittwoch: Opernhaus. 190. Vorstellung Wagner⸗ Weber. Cyelus. VI. Tristan und Isolde in 3 Akten von Richard Wagner. (Tristan: Herr Heinrich Vogl, Königlich bayerischer Kammersänger aus —
München, als Gast.) Anfang 6 ½ Uhr. Schauspielhaus. 283. Vorstellung. 1812. Schau⸗ A . 8 8 spiel in 5 Aufzügen von Otto von der Pfordten. Julius Fritzsche. Dienstag: Der Obersteiger. eingegangenen Aufforderungen findet von 1 Hierauf: Großzes Ballet⸗Divertissement. Anfang heute ab das bisher mit großem Erfoig
Mittwoch: Hamlet. Donnerstag: Die Jüdin von Toledo.
Berliner Theater. Dienstag: Die Journa⸗
Lessing⸗Theater. Dienstag: Gastspiel von Felix Schweighofer. 's Nullerl. Anfang 7 ½ Ubr. *.Uhr. Mittwoch: Gastspiel von Felix Schweighofer.
In Deutsch⸗ — Vorher: In doppelter Bekehrung. i land dauert die trübe Witterung bei wenig v b; Lvö Anfang 7 ½ bürmna “ 1 neverh littwoch und folgende Tage Hals über Kopf. von Wilh. Mannstädt und Juli
lichen Gebietstheilen ist allenthalben Regen oder — In doppelter Beehra. 0 is 2d Juligs Schnee gefallen; die Morgentemperaturen liegen in —
Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater.
Chausseestraße 25 — 26.
Dienstag: Bei Volksthümliche Vorstellung unter Leitung des Kaiser⸗ lich rufsischen Hofschauspielers Der Veilchenfresser. Lustspiel in 4 Akten von
Othello, der Mohr von Venedig.
7 ½ Mittwoch, Nachmittags 3 Uhr: Prin Gold⸗ haar. — Abends 7 ½ Uhr: Der :.“ nn
—;
Anfang 7 ½ Uhr.
Le Cid.
7 ½ Uhr.
Requisiten. Zum
dern) von Hervé und
Uhr. 1“ Adolph Ernst⸗Theater.
Mittwoch: Dieselbe Vorstellung. Sonnabend, den 21. Dezember,
Donnerstag: Gastspi Felix S ig. Frau Lohengrin. Gesangsposse in 3 Akten, na : 8 stspiel von Felig Schweig dem Französischen ze arr an Ed. Jacobson “
W. Mannstädt. Kuplets von Gust. Görz. Musik Verehelicht: Hr. Prem.Lieut. Carl Horn mit
von Gust. Steffens. (Novität.)
Direktion: Sigmund
stattungsposse mit Gesang und Ta von Julius Einödshofer.
Mittwoch: Eine tolle Nacht.
In Vorbereitung: Bruder Martin. Volksstück mit Gesang in 4 Akten von Carl Costa.
Theater Unter den Linden.
letzte Auffüh . 2 iln E . “ Der kleine Lord. Lebensbild
Zentral-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Direktion: Richard Schultz. Emil Thomas a. G. Dienstag: Eine tolle Nacht.
1 3 In Scene gesetzt von — Direktor Richard Schultz. Die vom Balletmeister Gundlach. Anfang 7 ½ Uhr.
Neues Theater. Schiffbauerdamm 4a./5. von Weber. „In der Christnacht“ von Hanekam. Dienstag: Gastspiel der S Segond⸗Weber vom Théaätre Français in Paris. Les Jacobites. 2 w Drame en vers en 5 actes de François Coppée. Pressel (Herr Werner). Madame Segond-Weber jouera le röle de Marie, qu'elle a créée kà Paris. Anfang 7 ½ Uhr. Sämmtliche freien Entrées sind aufgehoben. Mittwoch: Gastspiel der Madame Segond⸗ Anfang 7 ½ Uhr: II. Klavier⸗Abeud von Leonard
„Faust⸗Phantasie“ für Violine von Wieniawsky (Herr Hagel). „An der Weser“ für Piston von
Saal Bechstein. Linkstraße 42. Dienstag,
Borwick.
Birkus Renz. Karlstraße. Dienstag, Abends 7 ½ Uhr: Gala⸗Sport⸗Vorstellung. Infolge Direktion: vielseitiger von bier und aus der Provinz
aufgeführte militärische Ausstattungsstück
8 Mittwoch: Der Obersteiger. Hierauf: Gro 1870/71 statt. Außerdem: Blondel, ostpreuß Deutsches Theater. Dienstag: Die Weber. Ballet⸗Divertissement. —or 88 8 senfrs. Sonnabend, den 21. Dezember: o. neuer Ausstattung an Dekorationen, Kostümen und und vorgeführt von Herrn Rob. Renz. Mr. James 1. zum ersten Male: König Chilperich. Fillis mit seinem Schulpferde Povero. Einfache Burleske Ausstattungs⸗Operette in 3 A r e-t Paul Ferrier, deutsch von nisse, ausgeführt von 12 Ungarn. Die französische . 3 Jacobson und W. Mannstädt. Musik von Schulreiterin Mlle. Dudley mit ihrem Schulpferde .
Hengst (Original⸗Dressur). Hierauf Monstre⸗ Mit durchaus Tableau von 70 der edelsten Freiheitspferde, dressiert
kten (5 Bil⸗ und doppelte Bagnettesprünge über Hinder⸗
Monarch. Das Springpferd Harras, geritten von
Miß Blanche Cooke. Herr W. Immans mit
Dienstag: Vor⸗ seinen zehn Kolossal⸗Pracht⸗Hunden. Auf⸗
treten sämmtlicher Clowns und des beliebten Original⸗August Mr. Lavater Lee. Alles Nähere
en, nach dem gleichnamigen Roman von 8 ich Mrs. Hodgsen Burnett, übersetzt von Bolten⸗Bäckers. E I11X“
— Hierauf: Die ewige Braut. Operette in 1 Akt von W. Mannstädt und Jean Kren. Anfang
Mittwoch, Abends 7 ½ Uhr: 1870/71.
Familien⸗Nachrichten.
rl. Gertrud Jamrath mit Hrn. In⸗ genieur Alfred Kulse (Berlin⸗Spandau). 8
zum 1. Male:
Frl. Margarethe von Oppen (Frankfurt a. O.). Geboren: Ein Sohn: [Hrn. Lieut. d.
von Nathustus (Grunewald b. 7. e⸗ — Hrn.
Regierungs⸗Rath Cludius (Münster i. W.). — Große Aus. Eine Tochter: Hrn. Prem.⸗Lieut. Julius von in 5 Bildern Bonin (Breslau).
d. Musik Gestorben: Hr. Major Richard Panse (Mainz).
Hr. Ober⸗Jägermeister a. D. Hermann Marb
von Kalm (Eickhof b. Nienburg a. Weser).
Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth
bedeutend ermäßigten Preisen. 8 1 des Ka Konzerte. Julius Fiala:
von Waldteufel. Phantasie aus
E“
in Berlin. Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.
Konzert-Haus. Dienstag: Karl Meyder⸗ Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Regie: Gustav Lemaitre. Anfang Konzert. Quv. „Der Flüchtling“, Kretschmar. „Mignon“, Thomas. „Fra Diavolo“, Auber. Vor⸗ spiel zur „Loreley“ von Bruch. „Espana⸗Walzer“ „Der Freischütz“
Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Sieben Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage). (2018 )
11 zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
299.
Berlin, Montag, den 16. Dezember
1895.
Deutscher Reichstag. 8. Sitzung vom 14. Dezember 1895, 1 Uhr.
Erster Gegenstand der Tagesordnung ist die Fortsetzung der ersten Berathung des Gesetzes zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs. .
Ueber den Anfang der Sitzung wurde in der Nummer vom Sonnabend berichtet; nach dem Abg. Vielhaben nahm das Wort der
Abg. Singer (Soz.): Der Herr Staatssekretair von Boetticher hat sich in nervöser Weise gegen mich gewendet; seine Anschauung von meiner Stellung beruht aber auf einem Mißverständniß. Ich stehe dem Gesetze hbapokbisch gegenüber, das h ich ausdrücklich gesagt. Aber das Gesetz ist entworfen auf Andrängen der Parteien, welche die Regierung in ihrer Steuerpolitik u. s. w. unterstützen. Ich verdenke es der Regierung garnicht, daß sie dem Wunsche der herrschenden Klassen nachkommt; aber dadurch sind wir doch nicht gezwungen, für alle Vorschriften des Gese zu stimmen. Wir werden gegen die Vorschriften stimmen, welche wir für schädlich halten. Bezüglich der Quantitätsverschleierung habe ich nicht verlangt, daß die Vorschriften unter Zustimmung der Betheiligten werden sollen: das ist in einer Magdeburger Petition verlangt worden, und ich habe dafür gesetzliche Vorschriften gefordert. Staatssekretär hat sich also vergeblich bemüht, unsere Stellung zu diesem Gesetz an den Schandpfahl zu nageln. Sie werden der Sozial⸗ demokratie niemals nachweisen können, daß sie nicht bemüht sei, die Moralgrundsätze ohne Rücksicht auf Parteien und Personen einzuführen. Gewisse Vorkommnisse in höchsten Kreisen behandelt die Sozialdemo⸗ kratie nicht, wenn sie nicht durch die Thatsachen dazu gezwungen wird. Redner wendet sich darauf nochmals gegen die Vorschriften des § 9 wegen Verletzung des Geschäfts⸗ und Betriebsgeheimnisses, welche die Angestellten in ihrem Fortkommen hindern würden. Besonders bedenklich seien dieselben bezüglich der Lehrlinge, welche verhindert würden, das, was sie gelernt haben, zu verwenden.
Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. von Boetticher:
Meine Herren! Ich habe zunächst anzuerkennen, daß der Herr Vorredner seine heutigen Deduktionen in sehr viel milderem und sanfterem Ton abgegeben hat, als es gestern der Fall war.
Er hat mir den Vorwurf gemacht, ich hätte gestern mit einer Nervosität gesprochen, die bestimmt gewesen zu sein scheine, den Mangel an Gründen zu verdecken. Nun meine Herren, bin ich mir einer Nervosität bei meinen gestrigen Ausführungen nicht bewußt; wenn ich aber etwas lebhafter geworden bin, als es mir sonst eigen zu sein pflegt, so mache ich den Herrn Vorredner darauf aufmerksam, daß zu meiner Entschuldigung die von ihm gemachte Be⸗ merkung dienen wird, worin er gegen die verbündeten Re⸗ gierungen den Vorwurf erhob, daß der vorliegende Gesetz⸗ entwurf zur Förderung der Niedertracht in der Auswucherung dienen werde. (Zuruf von den Sozialdemokraten. — Glocke des Präsidenten.) — § 9, richtig, daß also ein Theil des Gesetzentwurfs zur Förderung der Niederträchtigkeit in der Auswucherung diene. Wenn ich dieser Anschauung in lebhafter Weise entgegengetreten bin, so hat das ganze Haus, wie ich aus der Aufnahme meiner gestrigen Bemerkungen zu schließen mich für berechtigt halte, dies gebilligt und als selbst⸗ verständlich angesehen. (Sehr richtig!)
Nun, meine Herren, hat mir der Herr Vorredner auch unterstellt, ich sei in den ihm gegenüber angeschlagenen Ton wohl dadurch ge⸗ kommen, daß ich verpflichtet sei, alles zu bekämpfen, was von sozialdemokratischer Seite vorgebracht wird. Darin geht der Herr Vorredner zu weit, wenn er behauptet, daß eine Verpflichtung zur absoluten Bekämpfung aller von der Sozialdemokratie vorgebrachten Anträge bestehe. Wenn die Scozialdemokratie beispielsweise sich bereit finden läßt, die Auswüchse, die der unlautere Wettbewerb zeitigt, mit uns zu bekämpfen, so werde ich in dieser Beziehung an ihrer Seite fechten; und wenn ich gestern den Herrn Abgeordneten in Bezug auf das Schlußergebniß seiner Aeußerung zu dem Gesetzentwurf mißverstanden haben sollte, und wenn er heute erklärt, daß er den Gesetzentwurf wirklich mit⸗ machen will, so kann ich ihm nur mein Bedauern über das Mißver⸗ ständniß und meine Anerkennung über die veränderte Stellung, die er heute eingenommen hat, aussprechen. (Abg. Singer bittet um das Wort.) Ich meine, die veränderte Stellung so, wie ich sie nach der gestrigen und der heutigen Aeußerung aufgefaßt habe.
Wenn schließlich der Herr Vorredner in Anknüpfung an meine gestrige Bemerkung, daß es der Sozialdemokratie nicht so sehr darauf anzukommen scheine, die Immoralität in den unteren Schichten zu bekämpfen, daß sie vielmehr vorzugsweise darauf ausgehe, die Im⸗ moralität der höheren Stände zum Gegenstand ihrer Kritik zu machen — ich sage, wenn er im Zusammenhang mit dieser Bemerkung es aus⸗ gesprochen hat, daß ich selbst sehr gut wisse, weshalb gewisse Vorgänge von seiten der sozialdemokratischen Partei hier nicht zur Besprechung gezogen würden, so kann ich ihm erwidern, daß in meiner Person absolut kein Hinderniß besteht, das, was Immoralisches in der höheren Gesellschaft vorgekommen ist, auch hier zum Gegenstand der Kritik zu machen. (Bravo! rechts.)
Die Vorlage wird darauf einer Kommission von 21 Mit⸗
gliedern überwiesen.
Es folgt die erste Berathung der Novelle zum Ge⸗ nossenschaftsgesetz wegen Bestrafung der Genossenschaften⸗ neice an Nichtmitglieder verkaufen. Das Wort erhält zu⸗ nächst der “
Abg. Hitze (Zentr.): Das Gesetz holt ein Versäumniß nach, welches beim Genossenschaftsgesetz vom Jahre 1889 vorgekommen ist. An der Vorlage ist zu bemängeln, daß sie über die Legitimation der Genossenschaftsmitglieder keine ausreichenden Be⸗ stimmungen trifft, daß ferner die Konsumanstalten, welche bei größeren gewerblichen Unternehmungen für die Arbeiter bestehen, nicht schärfer begrenzt werden in der Ausdehnung ihrer Geschäfte. Die Konsumanstalten erziehen allerdings auch, wie die Konsumvereine, die Arbeiter zur Baarzahlung, aber es müßte jeder Schein vermieden werden, als ob die Arbeiter dazu gezwungen würden. Die Ausgabe von Marken müßte diesen Anstalten verboten werden; die Arbeiter erhalten dann bei Vorschüssen nur Marken, kein baares Geld. Das schmeckt sehr nach Truck.
Abg. Dr. Pieschel (nl.): Die Konsumvereine sind allerdings der Ausfluß des Rechts des Einzelnen, seine Interessen wahrzunehmen
Der Herr
und sich seinen Bedarf möglichst billig zu verschaffen. Aber wenn die Konsumvereine ü d nehmen, dann schädigen sie Handel und Wandel und vernichten die Konkurrenz, die allein den Fortschritt der Kultur mit sich bringt; sie führen dann nicht zur Befestigung der Wohl⸗ habenheit, sondern zur steigenden Verarmung. Es hat sich der Unfug herausgebildet, daß die Konsumvereine Bier und Branntwein allein vertreiben; ja, es ist so weit gegangen, daß sie Lokale eingerichtet haben, in denen täglich Kneipereien stattfinden. Dadurch werden die polizeilichen und gesetzlichen Vorschriften umgangen. Die Konsum⸗ vereine, welche nicht in größeren Mengen verkaufen, sondern an Ort und Stelle ausschenken, müßten der Konzessionspflicht unter⸗ worfen werden. Meine Freunde stehen der Vorlage sympathisch gegenüber und werden noch eine kleine Erweiterung derselben beantragen.
Abg. von Czarlinski (Pole): In den polnischen Landestheilen ist die Unzufriedenheit über die Zunahme der Konsumvereine, die weit über das Maß des Nothwendigen hinausschießen, eine sehr große. Gegen die Gewerbefreiheit will ich nichts sagen, sondern nur gegen die Auswüchse derselben, welche sich namentlich bei den Konsum⸗ vereinen zeigen, besonders “ der Thätigkeit des Vereins zur Förderung des Deutschthums. dner weist auf den großen Umfang des Breslauer Konsumvereins hin, dem gegenüber die freie Selbst⸗ thätigkeit eines Einzelnen nicht aufkfommen könne. Dadurch würden die Gewerbetreibenden ebenso geschädigt, wie durch die Gefängniß⸗ arbeit. Schließlich empfiehlt Redner die Ueberweisung der Vorlage an eine Kommission.
Abg. Schneider (fr. Volksp.): Die Konsumvereine sind nach dem Genossenschaftsgesetz Vereine zum gemeinsamen Einkauf der Lebens⸗ bedürfnisse. Es ist nicht gesagt, daß sie sich nur auf die noth⸗ wendigen Lebensbedürfnisse beschränken müssen. Je nach dem Stande der Mitglieder wird sich der Betrieb der Konsum⸗ vereine mehr oder weniger ausdehnen. Redner schildert hierauf ein⸗ gehend die Verhandlungen, nach welchen 1889 in letzter Stunde die Vorschrift in das Gesetz gekommen sei, daß die Konsum⸗ vereine an Nichtmitglieder nicht verkaufen dürfen, und fährt dann fort: Die Zahl der Konsumvereine beträgt 1412. Daraus eht hervor, daß die Konsumdereine nicht überall verbreitet ind, weil sie in gewissen Orten, wo der kleine Handel in soliden Händen ist, nicht aufkommen können. Die größte Zahl der Mitglieder dieser Vereine sind unselbstständige Arbeiter. Daneben sind sehr viele Handwerker und Landwirthe Mitglieder in diesen Konsumvereinen; diese würden doch nicht beitreten, wenn sie sich dadurch geschädigt fühlten. Ferner bestehen 1017 landwirthschaftliche Konsumvereine, deren Zahl in den letzten Jahren etwas zurück⸗ gegangen ist. 1889 hat die Regierung Widerspruch erhoben gegen die Einführung des Verbots; es ist zu bedauern, daß sie te ihren Standpunkt geändert hat. Man hat ja die landwirthschaftlichen Konsumvereine von der Vorlage ausgenommen, wie denn überhaupt sehr viele landwirthschaftliche Genossenschaften sich außerhalb des Gesetzes gestellt haben. Schließlich machen auch die andern Genossen⸗ schaften, namentlich die Rohstoffgenossenschaften, gewissen Gewerbe⸗ treibenden Konkurrenz, z. B. der Schuhmacher den Lederhändlern. Will die Regierung auch dagegen einschreite? Das paßt doch nicht recht dazu, daß der Finanz⸗Minister Miquel 10000 ℳ ausgesetzt hat zur Agitation für Bildung von Genossenschaften der Gewerbetreibenden. Privilegien der Konsumvereine gegenüber den konkurrierenden Gewerbetreibenden be⸗ stehen nicht; deshalb ist eine solche Ausnahmevorschrift für dieselben nicht angebracht. Daß die Konsumvereine das Privilegium der Steuer⸗ freiheit hätten, ist eine Legende, die allgemein verbreitet ist und früher sogar bis in die Kreise des Bundesraths gedrungen war. Redner sucht nachzuweisen, daß die Konsumvereine zum theil recht erhebliche Steuern bezahlen und fährt weiter fort: Uebrigens liegt es doch auf der Hand, daß nicht der einzeln vorkommende Verkauf an Nichtmitglieder die Konkurrenten schädigt, sondern der Verkauf an Mitglieder. Wie sollen die Geschäftsinhaber zu der Zeit, wo der Hauptverkehr ist, namentlich, wenn die Arbeiter ihren Lohn bekommen haben, Zeit haben, die Legitimationen der Mitglieder zu prüfen. Es wird den Konsumvereinen dadurch nur eine Unbequemlichkeit geschaffen; aber alle diese kleinlichen Maßregeln werden nicht ausreichend sein, die Bewegung, welche zur Bildung von Genossenschaften drängt, zu unter⸗ drücken.
Abg. Wurm (Soz.): Die Vorlage ist die unglücklichste, die es je gegeben hat; es ist kein Wunder, daß die Regierung sie nicht be⸗ gründen konnte; denn 1889 erklärte die Regierung den Antrag Kule⸗ mann, den Anfang dieser Vorlage, für unannehmbar, weil soast das ganze Gesetz scheitern könne. Es hat sich seitdem nichts geändert, und dennoch kommt die Regierung mit dieser Vorlage, um den Bestrebungen des sogenannten „Mittelstandes“ entgegenzukommen. Es ist nicht der geringste Beweis dafür erbracht worden, daß die Konsumvereine durch Verkauf an Nichtmitglieder irgend jemand schädigen. Dieser Beweis kann auch gar nicht erbracht werden; denn die Institute, welche die Schädigungen meist hervorbringen, die Offizier⸗ und Beamtenvereine, sind gar keine Genossenschaften, sondern Aktiengesellschaften, die von dieser Vorlage nicht getroffen werden. Der Verkauf der Konsumvereine an Nichtmitglieder
ndet größtentheils nur ziu Anfang der Geschäftsthätigkeit süene wo man noch nicht rechtes Vertrauen hat. Nachher treten die Leute als Mitglieder bei. Aber das will man ja nur verhindern; die Konsumvereine sollen sich nicht weiter entwickeln, aber man will das nur nicht offen sagen. Wenn die Konsumvereine beschränkt werden sollen zu Gunsten einzelner kleiner Existenzen, dann müßten auch die großen Etablissements von Stumm und Krupy ge⸗ schlossen, dann müssen die Staatsbahnen, ja die Postverwaltung beseitigt werden, denn durch diese Betriebe werden die kleinen Existenzen ebenfalls beeinträchtigt. Dann muß man die Rauch⸗ verbrennung verbieten, weil dadurch die Schornsteinfeger beschäfti⸗ gungslos werden. Es ist merkwürdig, daß wir jetzt die Genossen⸗ schaften in Schutz nehmen müssen, mit denen man vor einigen Jahrzehnten der Sozialdemokratie Abbruch zu thun hoffte. Wenn die Vorlage Gesetz wird, dann werden die Konsumvereine nicht mehr unter das Genossenschaftsgesetz sic stellen, sondern als Privatvereine bestehen bleiben und dadurch all den lästigen Revisionen und Kontrolen sich entziehen können, welche das Gesetz vorschreibt. Einen eigenthümlichen Eindruck macht es, daß die Nationalliberalen, die Vertreter des Großkapitalismus auf allen Gebieten, für diesen Schutz des Mittelstandes eintreten. Man bekämpft die großen Ma⸗ azine im Interesse des Mittelstandes, und hier will man den Kon⸗ feehten verwehren, sich Organisationen zum Kampf gegen den Groß⸗ kapitalismus zu schaffen. Die Konsumanstalten der Fabrikanten sind etwas ganz Anderes als die Konsumvereine; sie werden größtentheils benutzt, um verbotene Trucksysteme zu ersetzen. Die Anweisung der Arbeiter auf den Konsumverein ist nicht so unbedenklich, wie Herr Hitze es dargestellt hat. Diese Konsumanstalten bestehen nur im Interesse der Unternehmer; die Arbeiter haben nicht freies Verfügungsrecht über diese Konsum⸗ anstalten. Von der Vorlage werden nur die aufblühenden Genossen⸗ schaften getroffen, welche den unlauteren Wettbewerb der Zwischen⸗ händler bekämpfen. Von den Schnaps⸗Konsumvereinen sind wir auch keine Freunde; die Mitglieder dieser Vereine sind ja hauptsächlich in den Gegenden vorhanden, wo stramm ultramontan gewählt wird. Die Vorlage ist ein Beweis dafür, daß die “ auf alle reaktio⸗ nären Forderungen eingeht, selbst wenn sie dieselben nicht für be⸗
rechtigt hält. Der neueste Kurs hat sich die Aufgabe gestellt, den Arbeiterorganisationen, welche rein wirthschaftliche Interessen ver⸗ folgen, Hindernisse zu bereiten. Die Antwort darauf werden wir bei den Wahlen geben.
Abg. Fuchs (Zentr.): Der Vorredner hat doch nicht Recht, wenn er meint, die Konsumvereine seien nicht sozialistisch. Sie bilden die Grundlage für eine Umgestaltung des ganzen Wirthschaftslebens. Sie haben stetig an Zahl zugenommen, und ich habe mir ausgerechnet, daß sie schon 100000 kleine Existenzen vernichtet haben. Die Konsumvereine entziehen von unten her dem Mittelstand die Konsumenten und ent⸗ wickeln sich zu Erwerbsgenossenschaften; die Kapitalsassoziationen, die Aktiengesellschaften entziehen 2— von oben her dem Mittelstand seine Existenzfähigkeit. Für gewisse Verhältnisse sind Aktiengesellschaften nothwendig, aber nicht für alle; ich erinnere nur an die großen Brauereien, die sich ausdehnen und binnen kürzester Frist die kleinen Brauereien vernichten. Ein Unwesen ist auch die große Zahl der Filialen der großen Unternehmungen. Es giebt ein Unternehmen, welches 217 Filialen hat. Aus dem Großbetrieb entwickeln sich dann die Ringe. Die Herren, welche so einfältig. . .so wenig nachdenklich sind, sich zu freuen über die Niedrigkeit der eise, werden dann sehen, welche Gefahr daraus entsteht. eim Petroleum haben wir es ja schon gesehen. Wir müssen brechen mit der Zügellosigkeit, wir müssen eine Wirthschaftsordnung herbeiführen. Es ist nothwendig, bei Zeiten entgegenzuarbeiten. Es muß dem Bürger klar werden, daß der Staat ihm nicht bloß Rechtsschutz zu gewähren hat; sondern der Staat muß die Aufgabe haben, den Wohlstand mög⸗ lichst auf alle Klassen der Bevölkerung zu vertheilen. Dafür giebt es eine ganze Menge von Mitteln und eines davon ist in der Vorlage enthalten; es muß ferner dahin gestrebt werden, daß die Aktiengesell⸗ schaften beschränkt werden in ihrer Ausdehnung. 1
Abg. Zimmermann (deutsch⸗soz. Reformp.): Im Gegensatz zum Abg. Wurm betrachte ich die Vorlage als die allerbegründetste, welche je vorgelegt worden ist; aber die Vorlage reicht nicht aus und entspricht auch nicht dem Versprechen, die Auswüchse des Ge⸗ nossenschaftswesens zu beseitigen. Sie ist nur ein Pflaster, welches dem Mittelstand auf den Mund gelegt werden soll, um ihn auf Jahre hinaus zum Schweigen zu bringen. Man müßte den Offizieren und Beamten von vornherein amtlich den Eintritt in Konsumvereine ver⸗ bieten. Denn die Aufgabe dieser Personen ist es nicht, Geschäfts⸗ unternehmungen zu betreiben. Es müßten die Konsumvereine einer strengen Kontrole unterworfen werden, denn es sind manche böse Dinge vorgekommen in Bezug auf Maß und Gewicht. (Zuruf: Wo denn?) In Breslau ist am 4. Dezember 1894 erst vor Gericht darüber verhandelt worden. (Zuruf: Das war keine Genossenschaft!) Es handelt sich hier um die Konsumvereine. Ferner muß die Gründung der Konsumvereine von der Bedürfnißfrage abhängig ge⸗ macht werden. Daß die Sozialdemokraten für die Konsum⸗ vereine eintreten, ist ein Beweis dafür, daß diese geeignet sind, den Mittelstand zu untergraben, denn die Sozialdemokraten unterstützen die Entwickelung des Großkapitalismus. Marx und Engels haben es ja ausgesprochen, daß das Kapital, gleich⸗ viel ob es beschnitten oder unbeschnitten ist, ein gutes Werk thut, wenn es den Mittelstand vernichtet. Alles, was dem Schutze des Mittelstandes dient, wird von den Sozialdemokraten bekämpft. Auch eine weitergehende Vorlage wird nicht alle Auswüchse beseitigen; man wird dazu kommen müssen, zu verbieten, daß Aktiengesellschaften gegründet werden, um den kleinen Handel und das kleine Handwerk zu vernichten. Wir wollen nicht das Genossenschaftswesen an sich bekämpfen, wir halten es für förderlich und nützlich. Aber Sie wollen die Beschleunigung des Untergangs des kleinen Handelsbetriebs. Die Waffe dazu holen Sie sich aus dem Arsenal des Liberalismus. In Sachsen haben die Sozialdemokraten ja die Leitung der Konsum⸗ bvereine, und sie benutzen sie als politische Waffe. (Zuruf links: Wo ?) Das ist im Königreich Sachsen überall der Fall. Wenn Sie es nicht wissen, können Sie es bei Ihren Genossen erfahren. Wenn die Entwicklung so weiter geht, dann fällt der Mittelstand, die Stütze der Monarchie und des Vaterlands. Ich begreife nicht die Ver⸗ blendung in höheren Kreisen, daß man bei solchen Dingen mitthut. Wenn in Stuttgart acht Sozialdemokraten und acht Staatsbeamte im Aufsichtsrath einer Genossenschaft sitzen und darüber berathen, wie sie die Steuerkraft der Kaufleute der Stadt ruinieren sollen, so ist das sehr merkwürdig. 1
Abg. Freiherr von Stumm (Rp.): Wir haben uns bei dieser Vorlage wieder soweit von der Sache entfernt, daß, wenn wir auf diese Weise fortfahren, nicht bloß die Initiativanträge, sondern A die Vorlage der Regierung zu 1⁄0 unter den Tisch fallen werden. Es handelt sich nicht um Konsumvereine an sich, sondern lediglich um die Frage: soll das Verbot für die Konsumvereine, an Nichtmitglieder zu verkaufen, unter Strafe gestellt werden oder nicht. Bei gesundem Menschenverstand muß jeder zur Bejahung dieser Frage kommen. Alles, was heute vorgebracht ist, wurde schon früher wöerlich ebenso ge⸗ sagt. Wenn Handwerker in großer Zahl in den Konsumvereinen sind, so ist noch nicht gesagt, daß sie gegen die Vorlage sind, und es ist sehr möglich, daß diese Handwerker den Rohstoffgenossen⸗ schaften angehören, welche im weiteren Sinne auch zu den Konsum⸗ vereinen gehören. Herr Wurm meint, die Etablissements Stumm und Krupp schädigten den Mittelstand viel mehr als die Konsum⸗ vereine. Welcher kleine Betrieb stellt wohl Schienen oder große Eisenträger her wie die große Eisenindustrie? Sie liefert dem Handwerker nur das Rohmaterial. Wenn ich hier sitze im Reichs⸗ tage, so ist das nicht der Tvrannei zuzuschreiben, welche ich auf meine Arbeiter ausüben soll, denn ich konnte nur über 2000 Stimmen von den 16 000 Stimmen disponieren, sondern ich bin hauptsächlich vom Mittel⸗ stande gewählt. 8
Abg. Dr. Kropatscheck (d. kons.) führt ebenfalls aus, daß die Sozialdemokratie nur den Großkapitalismus fördere, um seine Erb⸗ schaft anzutreten. Herr Fuchs habe Recht, daß auch das 1 Anwachsen der Aktiengesellschaften beschränkt werden müsse. Aber um diese wichtige Frage handle es sich bei dieser Vorlage nicht, sondern nur um eine verhältnißmäßig unbedeutende Frage. Wenn der Offizierverein sich auflösen würde, würden die kleinen Leute davon keinen Vortheil haben, sondern nur die großen Geschäfte, die Herrn Zimmermann vielleicht erst recht ein Greuel seien, die an Stelle des Vereins treten und die kleinen Leute erst recht ruinieren würden. Redner empfiehlt ebenfalls die Verweisung an eine Kommission, um die Vorlage zu verbessern. ö“ 1
Wurm (Soz.): Es ist unrichtig, daß wir die Konsumvereine begründet haben, um die kleinen Gewerbetreibenden zu strafen, die nicht zu uns gehören. Die Sozialdemokraten haben keine Flug⸗ blätter erlassen, wie die Gesinnungsgenossen des Herrn Zimmermann: daß man nicht bei bestimmten Gewerbetreibenden kaufen, daß man nicht bei Juden kaufen solle. Ihnen ist das erlaubt, uns würde eine solche Boycottierung theuer zu stehen kommen. Wenn die Offiziervereine den Mitgliedern nützlich sein sollen, warum die anderen Konsumvereine nicht? In Sachsen haben die Konsumvereine einen Umsatz von 40 Millionen, wodurch den Arbeitern 2 — 2 ½ Mil⸗ lionen erspart werden. Schlimm genug daß der Arbeiter so auf Umwegen ein paar Pfennige ersparen muß. Durch eine Ueberrumpe⸗ lung ist die Vorschrift in das Gesetz gekommen, aber die Straf⸗ bestimmung nicht, und das Beste wäre, die Vorschrift wieder zu streichen, dann würde die Lücke beseitigt. Die vielfach angeführten Konsumvereine, der Konsumverein in Breslau und der Waaren⸗ einkaufsverein in Görlitz, fallen über upt nicht unter das Gesetz,