1895 / 301 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 18 Dec 1895 18:00:01 GMT) scan diff

der Abschied e Hauptmann, Hauptm. und Komp. Chef vom Schleswig⸗ Ho stein. Pion. Bat. Nr. 9, mit Pension nebst Aussicht auf Anstellung im Zivildienst und seiner bisherigen Uniform

der Abschied bewilligt. Eeetienganbe. Neues Palais, 14. mi

v. Döringen, Rittm. von der Res. des Garde⸗Kür. Regts., seiner bisherigen Uniform, Mottau, Pr. Lt. vom 1. Aufgebot des 2. Garde⸗Gren. Landw. Regts., Mariak, Sec. Lt. von der Inf. 2. Aufgebots des Landw. Bezirks Lötzen, diesem mit der Landw. Armee⸗Uniform, Briese, Pr. Lt. von der Inf. 2. Aufgebots des Landw. Bezirks Stettin, Le Viseur, Sec. Lt. von der Inf 2. Auf⸗ s des Landw. Bezirks Schneidemühl, Schneider, Hauptm. von

der Res. des Inf. Großberzog Friedrich Franz II. von Meck⸗ lenburg⸗Schwerin (4. Brandenburg.) Nr. 24, Graf v. d. Schulen⸗ burg, Rittm. von der Res. des 1. Brandenburg. Drag. Regts. Nr. 2, diesen beiden mit ihrer bisherigen Uniform, Adelßen, Sec. Lt. von der Res. des Drag. Regts. von Bredow (I. les.) Nr. 4, Kottmeier, Pr. Lt. von der Inf. 1. Aufgebots des Landw. Bezirks I Berlin, diesem mit der Landw. Armee⸗Uniform, Roeder, Pr. Lt. von der Inf. 2. Aufgeb. des Landw. Bez. II Berlin, Barth, r. Lt. von der Inf. 2. Aufgeb. des Landw. Bez. Perleberg. Pape,

r. Lt. von der Inf. 2. Aufgebots des Landw. Bezirks Aschersleben, ildebrandt, Rittm. von der Kav. 1. Aufgebots des Landw. Bezirks Bernburg, Schulenburg, Hauptm. von der Inf. 1. Auf⸗ gebots des Landw. Bezirks Sondershausen, diesen beiden mit ihrer bisherigen Uniform, Gerber, Hauptm. von der Inf. 1. Auf⸗ gebots, Schellenberg, Hauptm. von der Inf. 2. Aufgebots, des 2 Bezirks Altenburg, beiden mit der Landw. Armee⸗Uniform, Sarre, Sec. Lt. vom Train 2. Aufgebots des Landw. Bezirks Magdeburg, YVersin, Pr. Lt. von der Res. des 3. Magdeburg. Inf. Regt. Nr. 66, Koelman, Hauptm. von der Res. des 5. Westfäl. Ins Regts. Nr. 53, diesem mit der Landw. Armee⸗Uniform, v. Dittrich, Rittm. von der Res. des Ulan. Regts. von Katzler (Schles.) Nr. 2, Biedermann, Schmidt, Hauptleute von der Inf. 1. Aufgebots des Landw. Bezirks I Breslau, letzteren dreien mit ihrer bisherigen Uniform, Lücke, Pr. Lt. von der Inf. 2. Aufgebots des Landw. Bezirks Minden, Lambateur, Hauptmann von der Infanterie 1. Aufgebots des Land⸗ wehr⸗Bezirks II Münster, diesem mit seiner bisherigen Uniform, Heintzmann, Hauptm. von der Inf. 2. Aufgebots des Landw. Be⸗ irks Düsseldorf, diesem mit der Uniform des Inf. Regts. Vogel von Falckenstein (7. Westfäl.) Nr. 56, Busch, Pr. Lt. von der Inf. 1. Aufgebots des Landw. Bezirks Neuß, Osterrieth, Rittm. von er Kav. 1. Aufgebots, Pauly, Sec. Lt. von der Kav. 1. Aufgebots, des Landw. Bezirks Köln, diesen beiden mit der Landw. Armee⸗Uniform, Jerusalem, Pr. Lt. von der Inf. 2. Aufgebots, Schmidt, Sec. Lt. von der Inf. 2. Aufgebots, desselben Landw. Bezirks, Krack, Pr. Lt. von der Feld⸗Art. 2. Aufgebots des Landw. Bezirks II Trier, Schulze⸗Gahmen, Sec. Lt. vom Train 2. Auf⸗ ebots des Landw. Bezirks Köln, Stein, Sec. Lt. vom Train .Aufgebots des Landw. Bezirks Neuwied, Klußmann, Sec. Lt. on der Inf. 2. Aufgebots, Mutzenbecher, Sec. Lt. von der Feld⸗ Art. 2. Aufgebots, des Landw. Bezirks Hamburg, Langfeld, Pr. von der Inf. 2. Aufgebots des Landw. Bezirks Schwerin, Busch, Pr. Lt. von der Inf. 2. Aufgebots, Witt, Hauptm. von der 2. Aufgebots, des Landw. Bezirks Wismar, Wach⸗ oltz, Pr. Lt. von der Inf. 2. Aufgebots des Landw. Bezirks I Altona, Pini, Sec. Lt. von der Feld⸗Art. 2. Aufgebots des Landw. Bezirks Hildesheim, Simons, Sec. Lt. von der Kav. 2. Auf⸗ ebots des Landw. Bezirks Wetzlar, Fritz, Pr. Lt. von der Inf. .Aufgebots des Landw. Bezirks 1 Darmstadt, Wojtowski, Pr. Lt. vom Train 2. Aufgebots des Landw. Bezirks Wiesbaden, Riese, Pr. Lt. von der Kav. 2. Aufgebots des Landw. Bezirks Heidelberg, diesen beiden mit der Landw. Armee⸗Uniform, auterwald, Sec. Lt. von der Feld⸗Art. 2. Aufgebots des Landw. Bezirks Bruchsal, Lindner, Sec. Lt. von der Inf. 2. Aufgebots des andw. Bezirks Karlsruhe, Knuth, Pr. Lt. von der Inf. 2. Auf⸗ ebots des Landw. Bezirks Schlawe, Kampmann, Hauptm. von en Jägern 1. Aufgebots des Landw. Bezirks IV Berlin, diesem mit einer bisherigen Uniform, Grill, Sec. Lt. von der Fuß⸗Art. 2. Auf⸗ ebots des Landw. Bezirks St. Wendel, Domschke, Pr. Lt. von der Res. des Pion. Bats. von Rauch (Brandenburg.) Nr. 3, diesem mit der Landw. Armee⸗Uniform, Lüscher, Pr. Lt. von den Pionieren 2. Aufgebots des Landw. Bezirks Frankfurt a. M., Gerstenberg, Sec. Lt. von der Res. des Eisenbahn⸗Regts. Nr. 1, der Abschied

ewilligt. XII. (Königlich Sächsisches) Armee⸗Korps.

Offiziere, Portepee⸗Fähnriche ꝛc. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. 3. Dezember. Osterloh, Oberst und Kommandeur des Fuß⸗ rt. Regts. Nr. 12, zu den Offizieren von der Armee versetzt. entschel, Oberst⸗Lt. und Bats. Kommandeur vom Fuß⸗Art. Regt. kr. 12, unter Stellung à la suite dieses Regts., mit der Führung esselben beauftragt. Löblich, Major und etatsmäß. Stabsoffizier es Fuß⸗Art. Regts. Nr. 12, zum Bats. Kommandeur ernannt. Frhr. Miltitz, Sec. Lt. vom 1. (Leib⸗) Gren. Regt. Nr. 100, zum Pr. Lt., vorläufig ohne Patent, befördert. Köhler, Sec. Lt. à la uite des 7. Inf. Regts. Prinz Georg Nr. 106, unter dem 1. Januar 896 bei dem 9. Inf. Regt. Nr. 133 wiedereinrangiert. Böhme, Möbius, charakteris. Port. Fähnre. vom 7. Inf. Regt. Prinz Georg str. 106, Frhr. v. Hanstein, charakteris. Port. Fähnr. vom .Königin⸗Hus. Regt. Nr. 19, Nagy, Gruetz, Gebhardt, nteroffiziere vom 7. Inf. Regt. Prinz Georg Nr. 106, Beyer, Unteroff. vom 3. Feld⸗Art. Regt. Nr. 32, zu Port. Fähn⸗ richen, Jäckel, Hauptm. à la suite des Fuß⸗Art. Regts. Nr. 12 nd Direktor der Pulverfabrik, unter Beförderung zum Major, vor⸗ äufig ohne Patent, zum etatsmäß. Stabsoffizier des Fuß⸗Art. Regts. Nr. 12, Schramm, Hauptm. und Komp. Chef von demselben Regt., unter Stellung à la suite desselben, zum Direktor der Pulverfabrik, ernannt. Güttler, Pr. Lt. von demselben Regt., um Hauptm. und Komp. Chef, vorläufig ohne Patent, Gottschalch, Sec. Lt. von demselben Regt., zum Pr. Lt., vorläufig ohne Patent, befördert. v. Schwanewede, Oberst⸗Lt. z. D. und Kommandeur es Landw. Bezirks Borna, in gleicher Eigenschaft zum Landw. Bezirk Wurzen versetzt. Keller, charakteris. Oberst⸗Lt. z. D. und Bezirks⸗ Offizier vom Landw. Bezirk II Chemnitz, zum Kommandeur des andw. Bezirks Borna ernannt. v. Egidy, charakteris. Oberst⸗Lt. . D. und Kommandeur des Landw. Bezirks Wurzen, unter Fort⸗ ewährung der gesetzlichen Pension und mit der Erlaubniß zum ragen der Uniform des 5. Inf. Regts. Prinz Friedrich August Nr. 104 mit den vorgeschriebenen Abzeichen, von der Stellung als ommandeur des genannten Landw. Bezirks enthoben. Im Beurlaubtenstande. 13. Dezember. Dr. Schön⸗ err, Sec. Lt. von der Res. des 8. Inf. Regts. Prinz Johann Georg Nr. 107, Jänisch, Sec. Lt. von der Res. des 2. Ulan. Regts. Nr. 18, Becker, Sec. Lt. von der Inf. 2. Aufgebots des Landw. Bezirks Dresden⸗Altst., zu Pr. Lts., Sorge, Pr. Lt. on den Pionieren 2. Aufgebots des Landw. Bezirks Plauen, zum Hauptm., befördert. Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. 10. De⸗ ember. Sellnick, Sec. Lt. vom 11. Inf. Regt. Nr. 139, der

Abschied ertheilt. 13. Dezember. Schalscha v. Ehrenfeld, Pr. Lt. vom 1 (Leib⸗) Gren. Regt. Nr. 100, mit Pension zu den Offizieren der aandw. Inf. 1. Aufgebots übergeführt. v. Salviati, Sec. Lt. vom 2. Gren. Regt. Nr. 101 Kaiser Wilhelm, König von Preußen, mit Pension der Abschied bewilligt. Knabe, Port. Fähnr. vom 4. Inf. Regt. Nr. 103, zur Res. beurlaubt. v. Potworowski, Sec. Lt. vom 1. Ulan. Regt. 17 Kaiser Franz Josef von Oesterreich, König von Ungarn, zu den Offizieren der Res. dieses Regts. über⸗ geführt. Frb Boyneb rgk, Rittm. z. D., zuletzt Eskadr. Chef im jetzigen 1. Königs⸗Hus. Regt. Nr. 18, unter Forkgewährung 12 gesetzlichen Pension und mit der zum Forttragen der

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Im Beurlaubtenstande. 13. Dezember. Beyer, Haupt⸗ mann von der Res. des 3. Inf. Regts. Nr. 102 Prinz⸗Regent Luitpold von Bayern, Dr. Vollprecht, Hauptm. von der Res. des 9. Inf. Regts. Nr. 133, Wanckel, Hauptm. von der Inf. 1. Aufgebots des Landw. Bezirks Borna, behufs Ueberführung zum Landsturm 2. Aufgebots mit der Erlaubniß zum Tragen der Landw. Armee⸗ Uniform, Dr. Lötzsch, Sec. Lt. von der Res. des 9. Inf. Regts. Nr. 133, Blum, Hauptm. von der Inf. 1. Aufgebots des Landw. Bezirks Großenhain, diesem mit der ⸗Erlaubniß zum Tragen der Uniform der Res. Offiziere des 8. Inf. Regts. Prinz Johann Georg Nr. 107 mit den vorgeschriebenen Abzeichen, Deubner, Pr. Lt. von der Inf. 2. Aufgebots des Landw. Bezirks Plauen, Golle, Pr. Lt. von der Inf. 2. Aufgebots des Landw. Bezirks Leipzig, letzteren beiden behufs Ueberführung zum Landsturm 2. Aufgebots, der Ab⸗ schied bewilligt. 1 Im Sanitäts⸗Korps. 13. Dezember. Dr. Oehmichen, Assist. Arzt 1. Kl. vom 5. Inf. Regt Prinz Friedrich August Nr. 104, unter dem 31. Dezember 1895 von dem Kommando zum Reichs⸗ Gesundheitsamt in Berlin enthoben und in das 1. (Leib⸗) Gren. Regt. Nr. 100, Dr. Deeleman, Assist. Arzt 1. Kl. vom letzt⸗ genannten Regt,, unter dem 1. Januar 1896 zum Reichs⸗Gesundheits⸗ amt in Berlin kommandiert und in das 5. Inf. Regt. Prinz Friedrich August Nr. 104, versetzt. Römer, Serc. Lt. der Res. des 6. Inf. Regts. Nr. 105 König Wilhelm II. von Württemberg, in das Sanitäts⸗Korps und zwar ais Assist. Arzt 2. Kl. der Res. des Landw. Bezirks Zittau, mit Patent vom 22. November 1895, über⸗ geführt. Die Unterärzte der Res.: Dr. Bochmann des Landw. Be⸗ zirks Bautzen, Dr. Rosenthal, Beyer des Landw. Bezirks Leipzig, Dr. Hofmann des Landw. Bezirks Wurzen, Dr. Kreher des Landw. Bezirks Freiberg, Dr. Schetelich des Landw. Bezirks I Chemnitz, Dr. Rietzsch des Landw. Bezirks Meißen, Dr. Hartung, Dr. Donau, Dr. Dufeldt, Dr. Schneider, Dr. Kirchner, Hochmuth des Landw. Bezirks Dresden⸗Altst, Dr. Sommer des Landw. Bezirks Dresden⸗Neust., Dr. Rampoldt, Felix, Unteräerzte der Landw. 1. Aufgebots des Landw. Bezirks Leipzig, zu Assist. Aerzten 2. Kl. befördert. Dr. Herold, Stabsarzt der Res. des Landw. Bezirks Plauen, der Abschied bewilligt.

Beamte der Militär⸗Verwaltung. Durch Verfügung des Kriegs⸗Ministeriums. 29. No⸗ vember. Kittler, Unterapotheker der Res. vom Landw. Bezirk Freiberg, zum Oberapotheker befördert.“

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Literatur.

Der kürzlich erschienene zehnte Band der neuen (YV.) Auflage von Meyer's Konversations⸗Lexikon (Seipzig, Verlag des „Bibliographischen Instituts“) enthält auf 1060 Seiten mit etwa 360 erläuternden Illustrationen und einer reichen Anzahl von Plänen, Karten und Bildertafeln die Artikel „Kaustik“ bis „Langenau“. Seinen Inhalt kennzeichnen eine Anzahl Beiträge von aktuellem Interesse, wie „Kommunismus“, Krankenkassen“ (mit umfassender Statistik), Kredit“, „Kolonien“ (mit Karten), „Konsulatswesen“; ferner aus dem Gebiet der Rechtswissenschaft die umfassenden Arbeiten über Kriminalität (mit Karte) und Kriminalstatistik. Die Geschichtswissenschaft ist durch einen anz neuen Artikel über Koalitionskriege vertreten. Neu bearbeitet sind die Artikel „Kolumbien“, „Kongo“, „Kongostaat“, „Kordilleren“, „Korea“. Sehr interessant und gründlich ist der Artikel „Landkarten“ mit einer instruktiven Beilage „Landkartendarstellung“. Auch die Landwirthschaft kommt in einem umfeangreichen Abschnitt zu ausführlicher, allseitiger Darstellung. Zahlreich vertreten sind die hvgienischen und medizinischen Themata, die in den Beiträgen über Kind, Kindernahrung, Kinderheilstätten, Kleidung, Kost, Kriegssanitätswesen (mit 2 Tafeln), Krankenhäuser (mit Plänen der berühmtesten Hospitäler in Deutschland), Kranken⸗ pflege, Krankheitsverbreitung in Deutschland (mit statistischer Karte) Fragen von hervorragendem öffentlichen Interesse wissenschaftlich und doch gemeinverständlich erörtern. Kunstgewerbe und Technik haben sich in dieser Encyklopädie stets einer besonderen zu erfreuen gehabt; es genügt daher, darauf hinzuweisen, da auch die Arbeiten über Keramik (mit instruktiver farbiger Tafel), Kunstwissenschaft, Kupferstecherkunst, Kleinkraftmaschinen, Kochherde und Kochmaschinen (mit neuer reichhaltiger Tafel), Kühl⸗ apparate, Lampen (mit Tafel) ꝛc. bis zu dem neuesten Stand fort⸗ geführt sind. Aus dem reichen Bilderschatz des zehnten Bandes ver⸗ dienen außer den schon erwähnten Illustrationen namentlich die Sondertafeln in Farbendruck „Kirschen“, „Unterseeische Korallen⸗ landschaft“, „Kostüme“, Landsknechte“ und die kartographischen Bei⸗ aben „Karte vom Kieler Hafen“, „Kleinasien“ (neu) als Meister⸗ stücke der heutigen Illustrationstechnik lobend hervorgehoben zu werden.

Unter dem Titel „Groß⸗Berlin“ wird aus Anlaß der nächstjährigen Berliner Gewerbe⸗Ausstellung im Verlage von W. Pauli's Nachfolger (H. Jerosch), Berlin W., ein reich illustriertes Lieferungswerk vorbereitet. Dasselbe soll einestheils eine Beschreibung der Ausstellung darbieten und der Reihe nach alle Gebiete derselben den Lesern in anregender, belehrender und kritisierender Form vor⸗ führen. Andererseits soll aber auch das Leben und Treiben der Groß⸗ stadt künstlerisch und schriftstellerisch darin fixiert werden: zum An⸗ denken für die Besucher und zum Vergnügen derjenigen, welche die Ausstellung und Berlin zu besuchen nicht in der Lage sind. Die vorliegende erste (Probe⸗) Lieferung enthält einen einleitenden Aufsatz von Gotthold Hildebrandt über das Ausstellungsunternehmen und die Hauptleiter desselben nebst Porträts, ferner eine Darlegung des Plans der Errichtung eines Theaters „Alt⸗Berlin“ von von der Linden und einen humoristischen Stimmungsartikel von Knut Jörring zur Eröffnung der Ausstellung mit zahlreichen Illustrationen, welcher die Erlebnisse dreier Provinzbewohner in Berlin zum Vorwurf hat. Die Abbildungen rühren von namhaften Künstlern, wie Skar⸗ bina, Gehrke, L. Manzel, Brandt u. A. her. „Groß⸗Berlin“ soll in 20 Lieferungen erscheinen, deren erste spätestens im Februar 1896 zur Ausgabe gelangt; die zweite Lieferung wird etwa sechs Wochen später, die dritte am 9. Mai 1896 folgen. Alsdann erscheint an jedem fol⸗ genden Dienstag eine weitere Lieferung. Der Preis der Lieferung beträgt 50 ₰. 11A“

Weihnachts⸗Publikationen. G

„Die Unersetzlichen.“ Ein Märchen von Georg Ebers. Illustriert von Arpad Schmidhammer. In farbigem Roloko⸗Einband mit Goldschnitt Preis 10 ℳ. Stuttgart, Deutsche Verlags⸗Anstalt. Außer seinem bereits an dieser Stelle besprochenen neuen Roman „Im blauen Hecht“ spendet der beliebte Dichter für den Weihnachts⸗ tisch diesmal auch noch obiges Märchen. Wegen dieser Bestimmung hat die Verlags⸗Anstalt das Buch prächtig ausgestattet; be⸗ sonders darf der im reinsten Rokokostil hergestellte Einband mit seinem originellen farbigen Schmuck als ein Meisterstück der modernen Buchbinderkunst bezeichnet werden. Ueber den Inhalt des Märchens sei nichts weiter verrathen, als daß diese liebenswürdige Schöpfung eine köstliche Satire auf rie „gute alte Zeit“ enthält. ie von dem bekannten Rokokomaler Arpad Schmidhammer mit künstlerischem Feingefühl ausgeführten Illustrationen schließen sich eng an den Text an und sind sehr gefällig und erheiternd. An dem schönen, innerlich nnd äußerlich werthvollen Buch wird Alt und Jung seine Freude

aben.

Shakespeare's dramatische Werke. Uebersetzt von

A. W. von Schlegel und L. Tieck. Mit 104 Illustrationen. In Original⸗Einband Preis 6 Stuttgart, Deutsche Verlags⸗Anstalt. Jene vorzügliche Ausgabe von William Shakespeare's dramatischen Werken, die im Auftrage der Deutschen Shakespeare⸗Gesellschaft von Wilhelm Oechelhäuser veranstaltet wurde und binnen wenigen Jahren fünfzehn Auflagen erlebte, ist nun mit dem gleichen, sorgfältig durch⸗ gesehenen Text als erste illustrierte Ausgabe erschienen. Ihr liegt

Grunde, jedoch mit den Aenderungen, welche Oechelhäuser in Rück⸗ icht auf den heutigen Geschmack und auf die Bühnenfähigkeit der

ramen daran vorgenommen hat. Für den Werth dieser Aus⸗ gabe spricht am besten die Thatsache daß gegenwärtig auf der roßen Mehrzahl der deutschen Bühnen die Dramen in der vorliegenden serm zur Aufführung gelangen. Neben einer allgemeinen Einleitung ügte der Herausgeber jedem Werk eine Erläuterung bei, welche Art und Wesen desselben darlegt, beziehungsweise zu den histotischen Dramen die geschichtlichen Thatsachen mittheilt. Mehr als hundert Abbildungen nach Woldemar Friedrich, Fr. Greve und F. Grotemeyer führen die Hauptfiguren und⸗Scenen der Stücke dem Leser vor Augen. Während die meisten anderen illustrierten Shakespeare⸗Ausgaben eine Art Bibliothek bilden und dementsprechend theuer sind, werden hier sämmt⸗ liche Dramen in einem einzigen Bande (Lexikonformat), vornehm aus⸗ gestattet und von Künstlerhand reich geschmückt, zu einem sehr wohl⸗ feilen Preise dargeboten. Die Ausgabe empfiehlt sich daher ganz be⸗ sonders als Festgeschenk.

„Isentrud, ein Epos aus dem Sachsenlande,“ von Martha Halfmann, welches soeben in P. Wunschmann'’s Verlag zu Wittenberg erschienen ist, verdient noch als Weihnachtsgabe an⸗ gezeigt und empfohlen zu werden. Das kleine Heldengedicht führt uns in die Zeit Wittekind's zurück, als die Sachsen mit Güte oder Gewalt zum Christenthum bekehrt wurden. Isentrud ist eines freien sächsischen Bauern Isenhardt erblühende, liebreizende Tochter; Vater und Mutter halten hartnäckig am heidnischen Götzendienst fest, während die tugendhafte Isentrud, deren Liebe dem christlichen Grafensohn Withold gehört, dem neuen Glauben gewonnen ist. Bei einem vergeblichen Aufruhr gegen die christliche Fremdherrschaft geräth Isenhardt in Gefangenschaft und giebt sich selbst den Tod; ihm folgt bald die Gattin nach; ihr Anwesen wird durch Feuer zerstört. Isentrud aber folgt dem Geliebten in das elterliche Schloß. Das Epos besteht aus vielen einzelnen Gedichten, die mit der Stim⸗ mung das Versmaß wechseln; so wird jede Eintönigkeit glücklich ver⸗ mieden. Manches einzelne Gedicht zeigt wirkliche dichterische Gesaltungs⸗ kraft und warmes, schönes Empfinden, das die Verfasserin eigent⸗ lich mehr auf das lyrische Gebiet hinweisen sollte. Die Eigenart der Zeit gelangt in der Zeichnung der für sie charakteristischen Personen und der Oertlichkeiten nicht ungeschickt zum Ausdruck. Die Ge⸗ dichte, welche Georg Schleusner unter dem Titel „Lust und Leid“ in demselben Verlage hat erscheinen lassen, sind gewiß gut gemeint, aber für eine größere Oeffentlichkeit nicht alle bedeutend genug. Anzuerkennen ist, daß der Verfasser sich zum theil auch mit Gelingen bemüht zeigt, selbst sehr schwierige Versformen zu meistern und innerhalb dieser tiefer anregende Gedanken zu bieten. Einige Gedichte bringen eine einfache Natur⸗ oder Zeitstimmung besonders gefällig zum Ausdruck. 3 8

Die Schlesische Verlags⸗Anstalt von S. Schottländer in Breslau ließ von ihrer neuen, bequem und gefällig ausgestatteten Unterhaltungs⸗Bibliothek „Unterwegs und Daheim“ soeben eine Reihe neuer Bändchen erscheinen. Darunter befinden sich zunächst zwei neue Werke von dem phantasievollen ungarischen Romancier Maurus Jökai. In dem Roman „Die gelbe Rose’ schildert derselbe in glühenden Farben die Pußta und den diese bewohnenden feurigen Menschenschlag, während der andere, „Magneta“ betitelt, mit eigen⸗ artiger Verschmelzung von Phantastik und Realität einen Stoff aus dem modernen Artistenleben behandelt. Der schwedische Erzähler August Strindberg bietet in seinem „Küster auf Ranö“, ganz abweichend von seiner sonstigen Neigung ein Idyll, in dem man die reine, klare Luft des Nordens zu athmen meint. Sein Landsmann Ola Hansson dagegen behandelt in den Novellen „Im Huldrebann“ und „Nachtspuk“ die Abhängigkeit der menschlichen Natur von dunklen Trieben und Mächten. Fürst Friedrich Wrede liebt es, in seinen Novellen dunklen Räthseln des modernen Lebens nachzuspüren, so auch in den dieser Sammlung beigesellten: „Ein Räthsel“, „Lie Gausse“, „Ich?“. Die „Märchen aus dem 19. Jahrhundert“ von Hans Her⸗ mann sind nicht Märchen im buchstäblichen Sinne des Worts, sondern eine Lektüre für ernste, reife Gemüther, die über das Gelesene auch nach⸗ denken. Otto Roquette bewährt seine reife und vornehme Erzählungs⸗ kunst in der Novelle „Krethi und Plethi“. Wer endlich eine Wanderung in das alte Rom antreten will, dem zeigt Ernst Eckstein in der Novelle „Acca Sempronia“, wie in jenen entlegenen Zeiten die Menschen geliebt, gehaßt und Liebesverrath gerächt haben. Die schmalen, hellblau gebundenen Bändchen bilden in Auswahl oder in der ganzen Serie (12 Bände à 1 ℳ) ein elegantes Festgeschenk.

11““ 89 S E“

1.“ Rußland.

Ohne Datum. Stadtverwaltung in : Ausschreibung zur Verbreiterung der Verbindungsbrücke der beiden Hafenquais mit der Stadt. Voranschlag gegen 110 000 Rubel. Das Material der alten Brücke muß mitbenutzt werden. Näheres bei genannter Ver⸗ waltung.

Ohne Datum. Stadtverwaltung in Charkow: Lieferung von Dampfmaschinen und Dynamos für den Betrieb von 6000 Glühlicht⸗ lampen und 500 Bogenlampen. Preisangaben und illustrierte Kataloge sind an genannte Verwaltung zu richten.

Italien.

30. Dezember, 10 Uhr. Ministerium für öffentliche Arbeiten in Rom: Bedeutende Lieferung von Kleineisenzeug, als: Schienenlaschen von weichem, homogenem Stahl, Bolzen, Klammern u. s. w.

Niederlande. 4. Januar. De Landbouwersvereenigung „Eigenhulp“ in Hontenisse: Lieferung von Superphosphat.

Rumänien.

22. Januar 1896. Stadtverwaltung in Galatz: Ausführung von 50 832 qm Granitsteinpflaster (17 Straßen) und von 19 936 qm Asphalttrottoir mit Graniteinfassung. Voranschlag 1 338 800 Fr. Vorläufige Kaution 70 000 Fr. 8

31. Januar 1896. Direktion der Staatsmonopole in Bukarest: Lieferung von Papier und Bureaumaterial für die Manufakturen in Bukarest und Jassy während der Jahre 1896—1897. 8

3. Februar 1896. Direktion der Staatsmonopole in Bukarest: Lieferung gedruckter und lithographierter Streifbänder und Etiquetten für die Tabackpackete der Regie, für einen Zeitraum von drei Jahren. Veröffentlichung der Quantitäten erfolgt später. Kaution 5 % des

Angebots. Norwegen.

8. Januar 1896, 7 Uhr Abends. Eisenbahn⸗Verwaltung in Christiania: Lieferung von ca. 2560 t Stahlschienen mit dazu⸗ gehörigen Winkellaschen. Angebote in geschlossenem Briefumschlag, mit der Bezeichnung „Angebote für Schienen’ (Anbud paa Skinner) versehen, werden im Expeditionskomtor der Verwaltung, Jernbane⸗ torvet 8/9, entgegengenommen. Nähere Bestimmungen, Bedingungen, Zeichnungen und Spezifikationen liegen zur Durchsicht auf dem Komtor der Eisenbahn⸗Direktion aus. Angebote, welche telegraphisch ein⸗ gesandt werden, oder Telegramme, welche bereits eingereichte Angebote modifizieren, müssen unmittelbar hinter der Adresse mit der oben an⸗ gegebenen Bezeichnung versehen sein.

Egypten. 23. Dezember. Verwaltung der egyptischen Eisenbahnen und Telegraphen und des Hafens von Alexandrien in Kairo: Lieferung von Holz zum Bau von Eisenbahnwaggons.

Transvaal.

20. Dezember. General⸗Konsul von Transvaal, Hötel Américain, Leidsche Plein, in Amsterdam: Lieferung von 5000 kg kupfernen Telegraphendrahts von 2 mm Durchmesser. Verdingungsheft bei Gebrüder Belinfante, Paveljoensgracht im Haag, für 1,25 Fr

25 Uniform mit den vorgeschriebenen Abzeichen, der Abschied

öS.

die bef bertragungen, diejenige von Schlegel und Tieck, zu

in der gestrigen Nummer d. Bl.

Errichtung von nächst erhält das Wort der

Entwurf sind, ist

eine Zunftstube, die obligatorischen Innungen wir wollen,

streben zu müssen. Durch

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preufischen

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eite Beilage

Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember

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ger.

N 301.

Deutscher Reichstag. 8 10. Sitzung vom 17. Dezember 1895, 1 Uhr.

Im weiteren Verlauf der Sitzung, über deren ersten Theil berichtet worden ist, wurde des Gesetzentwurfs, betreffend die

Handwerkskammern fortgesetzt. Zu⸗

Abg. Pachnicke (frs. Vg.): Meine Freunde sind dem Entwurf

nicht abgeneigt; wir würden ihm zustimmen bei einigen Aenderungen bezüglich des Wahlrechts. Daß Konservative und Zentrum gegen den 1 1 olgerichtig. Bedenklicher ist die Stellung der Nationalliberalen. Bisher haben sie die Zwangsinnungen für unannehm⸗ bar erklärt. Gestern aber hat Herr von Heyl gegen den angeblichen Entwurf des Herrn von Boetticher, in Wahrheit gegen den Ent⸗ wurf sämmtlicher verbündeten Regierungen gesprochen, denn er ist in hrem Namen eingebracht. Den jetzigen Entwurf ablehnen, keißt dem anderen Entwurfe, der im Hintergrunde ist, die Bahn ebnen;

und dieser Handwerkerentwurf enthält die Zwangsinnung. Sprach Herr von Heyl im Namen seiner ganzen Fraktion oder nur derjenigen, deren Ausschließung die „National⸗Zeitung“ wünscht? Dem jetzigen Ent⸗

die te

wurf steht der Umstand entgegen, 8 der andere Entwurf des Herrn

von Berlepsch veröffentlicht worden i Die Handwerkskammern sind iin Dach ohne Umfassungsmauern. Das gleiche Prinzip soll hier bei den Wahlen obwalten wie beim Deutschen Reichstag. Sie (rechts) wenden ein, dieser Entwurf befasse sich garnicht mit der Regelung des Lehrlingswesens. Diese aber, auf welche wir den Schwerpunkt

in der ganzen Handwerkerfrage legen, geht auch ohne den Entwurf;

a, sie geht ohne ihn noch besser. Geben Sie uns zunächst den un⸗ erkürzten Sonntagsunterricht in unseren Fachschulen wieder zurück. Auch der Zünftlertag zu Schwerin wollte den Unterricht an den Sonntagen wieder unverkürzt ertheilt wissen. Sie haben aber die kirchlichen Interessen höher gestellt als die gewerblichen. Sie wollen daß das ganze Handwerk sich betheiligt. Wir wollen eine Probe machen und hoffen, daß sie zu Ihren Ungunsten ausfallen wird. Ich bedaure, daß die amtlichen Ermittelungen über die Wirkungen des Be⸗ fähigungsnachweises uns noch nicht übermittelt sind. s wir sonst darüber gehört haben, bildet eine einzige Anklage gegen ihn. Mit seiner Einführung wird Chikanen und Denunziationen Thür und Thor geöffnet. Seinen eigentlichen Schaden aber erblicken wir darin, daß in dem schweren Kampf, den der kleine Betrieb mit dem großen zu führen hat, der kleine noch mehr gefesselt wird. Noch fünf Jahre, wenn er eingeführt ist, und die ganze Handwerkerbewegung ist zu Ende; die Nation aber ist es, an deren Körper Sie das Experiment machen, und diese muß die Kurkosten bezahlen. Nicht das ganze Hand⸗ werk ist den großen Betrieben verfallen, sondern nur einzelne Zweige; das ist verschieden nach der Lage und Größe der Orte. Es ist nicht wahr, daß die Noth des Handwerks eine allgemeine ist, und es ist nicht wahr, daß es in früheren Zeiten ohne Noth war. Eines schickt sich aber doch für alle Zweige des Handwerks; nur dann wird für das Handwerk eine Hilfe möglich sein, wenn man die Ausbildung zu einer erhöhten Leistungsfähigkeit möglichst fördert, und dahin glauben wir besonders 1 ch Ihre zünftlerische Propaganda lenken Sie das Handwerk von seiner Hauptaufgabe ab. Sie nähren eine Stimmung, in der der Handwerker zuletzt sagt: Wenn nur der böse ir von Boetticher nicht wäre und wenn doch an seiner Stelle eerr von Berlepsch da säße. Der Bund der Landwirthe, der jetzt das ganze Handwerk an seinen Busen und an seine Fahne druͤckt, er, eine Einrichtung des Großgrundbesitzes, braucht, da er selbst nur 25 000 Berufsgenossen im Deutschen Reich hat, Stimmen, und deshalb nimmt er sich (natürlich nicht nur aus diesem Grunde allein) einer bestimmten Richtung des Handwerks an. Wenn nun auch die Agitation auf der rechten Seite erscheint, so müssen wir doch 1-g Sie setzen Ihre Kraft an ein Werk, das dem deutschen Handw überhaupt nicht frommen kann. Wir müssen die Handwerker über das wahre Interesse des Handwerks aufklären. Zuletzt wird jeder besonnene Handwerker sich doch davon überzeugen, daß er vom Staat zwar etwas, aber doch nicht alles erwarten kann jedenfalls nicht 1 viel, wie von sich selber; er wird einsehen, daß alles nur in seiner eigenen Kraft liegt, daß er mit erhöhter Leistungs⸗ fähigkeit in den Kampf ums Dasein eintreten muß.

Abg. Bock⸗Gotha (Soz.): Wenn die Handwerker die Bänke der Konservativen ansehen würden, so würden sie bald erkennen, welches warme Herz dieselben für die Handwerker haben. Einige Herren von den Konservativen und vom Zentrum mögen es ja ehrlich mit dem Handwerk meinen, aber die Nationalliberalen sind mir schon etwas zweifelhafter; nur der Zwiebelsaft des allgemeinen Wahlrechts ist es, der ihnen diese Thräne des Beileids erpreßt hat. Die Antisemiten meinen freilich, an der Noth des Handwerks seien bloß die Juden schuld, die großen Bazare. Es ist merkwürdig, die „Deutsche Tages⸗ zeitung“, welche immer im Namen des Bundes der Landwirthe für die Handwerker eintritt, bringt auch die Anzeigen der großen Bazare von Rudolph Hertzog u. s. w. Was würde dem deutschen Handwerk eine Besteuerung der Maschinen nützen? Wir leben doch nicht hinter chinesischen Mauern, wir müssen unsere Waaren exportieren; eine Maschinensteuer würde den Export todt schlagen. Die Handwerker pochen auf ihre königstreue Gesinnung. Hat doch der Obermeister Schuhmann in Köln auf dem Handwerkertage erklärt: Wenn die Sintfluth kommt, wir können ruhig sein, wir haben protokolliert, da wir für Thron und Altar eintreten und Schuhmann war früher selbst Sozialdemokrat! Es werden den Handwerkern Versprechungen ge⸗ macht, die nicht erfüllt werden können. Die Regierung hat den Handwerkern allerlei Konzessionen gemacht, besondere Gewerbegerichte für die Innungen u. s. w.; jetzt kommen die Handwerkskammern. Ich verweise auf die Enquste des Vereins für Sozialpolitik über die Lage des

andwerks, aus welcher deutlich hervorgeht, daß das Handwerk voll⸗ tändig im Zerfall begriffen ist. Herr Jacobskötter meinte, wir Sozialdemokraten seien die schlimmsten Feinde des Handwerks. Das ist nicht richtig: die Innungen sind die schlimmsten Gegner jedes selbständig denkenden Handwerkers. Der Handwerker hat gegen die sehr vernünftige Forderung des Maximalarbeitstags entschieden Protest erhoben. Die Innungsvertreter wollen garnichts davon wissen, daß alle Handwerker in die Handwerkskammern kommen; sie fürchten, daß dann vielleicht auch Sozialdemokraten in die Innungen kommen. Aber die Regierung hat vollständig Recht: wenn Handwerks⸗ kammern gebildet werden sollen, dann müssen auch die neun Zehntel der Handwerker ö“ werden, welche außerhalb der Innungen stehen. Helfen kann sie dem kleinen Handwerker durch Beseitigung

Kornzölle, der indirekten Steuern, der Militärlasten. Die Handwerker sind leider thöricht genug, den Agrariern die Liebesgaben zuzuschanzen. Die Fachvereine haben doch für ihre 8 manches Gute geleistet, sie haben nicht, wie Herr Jacobskötter behauptet, bloß Strikes inscenirt. Ich verweise auf die Leistungen des Buchdrucker⸗ und Handschuhmacher⸗Fachvereins. Jedenfalls leisten die Fachvereine mehr als die Innungen, welche ür Innungszwecke sehr wenig, umsomehr aber für Feierlichkeiten und

chmausereien ausgeben. Wir stimmen für die Vorlage, damit auch die in den Innungen nicht vertretenen Handwerker ihre Ver⸗ tretung haben; aber von den reaktionären weiteren Absichten wollen wir nichts wissen Die Beseitigung der kapitalistischen Produktions⸗

weise wird dem n 5

Abg. Freiherr von Stumm (Rp.): An dem jetzt vorliegenden —— haben wir kein Interesse mehr, weil es der Oberbau sein soll, dem der Unterbau fehlt. Wenn die Sozialdemokraten so freigebig sind gegenüber den Arbeitslosen, so verfolgen sie damit politische Zwecke, aber rein humanitäre Wohlfahrtsideen unterstützen sie aicht. Wenn die Fachvereine ihre Mitglieder unterstützen, so geschiebt es nur, um sie in die sozialdemokratische Organisation

ineinzuschieben. Der Vorredner will die Zwangsinnungen nicht im Interesse der Freiheit und Selbständigkeit der Handwerker. Keine Partei unterdrückt aber die Freiheit und Selbständigkeit mehr als

erade die Sozialdemokraten. Ich unterstütze den Antrag, die

orlage an eine Kommission zu überweisen. 88 denke mir, daß die

Vorlage zunächst in der Kommission schlummern wird, bis die so⸗ genannten Berlepsch'schen Vorschläge da sind. Der Regierung sind Vor⸗ würfe gemacht worden, die sie in der That nicht verdient. Herr von Boetticher müßte Vorlage im Prinzip die Zustimmung des Hauses finden würde. Die Zwangsinnungen will die große Mehrheit des Hauses, namentlich nach der Erklärung des Herrn von Heyl im Namen der Nationalliberalen. Ob das Zentrum die Berlepsch'schen Vorschläge annehmen wird ohne den Befähigungsnachweis, ist mir allerdings sehr zweifelhaft. Herr Marbe meinte, daß die höheren Stände auch ein Examen machten. Wer macht denn ein Examen? Die Industriellen nicht und die Landwirthe auch nicht. Ein Be⸗ fähigungsnachweis für alle Handwerke ist nicht durchführbar; für ge⸗ wisse ist er allerdings erwünscht. Der Regierung wird ein Vor⸗ wurf daraus gemacht, daß sie so lange gezögert hat mit der Er⸗ ledigung einer Frage, in e gie sic die große Mehrheit des Reichs⸗ tages entschieden ausgesprochen hat. 1869 hat die Regierung der Mehrheit des Reichstags nachgegeben und die radikale Gewerbefreiheit eingeführt, die damals von ihr nicht vorgeschlagen war. Damals sollte der Befähigungsnachweis nicht aufgehoben werden. Es fiel damals mein Antrag wegen des Befähigungsnachweises für die Bau⸗ handwerker; gerettet habe ich nur den für die Markscheider.

Abg. Metzner (Zentr.) wendet sich der Ferienstimmung wegen mit kurzen Worten gegen den Abg. Bock; man soll, sagt er, wenig⸗ stens die Ueberzeugung der Gegner achten und sie nicht als Gaukler bezeichnen, welche die indwerker durch falsche orspiegelungen täuschen. Die Handwerker haben allerdings bisher wenig erreicht. Wenn endlich nach langem Harren eine Vorlage erschien, dann war es auch danach; dann war es ein kleiner Brocken, an welchem die Handwerker eine Zeit lang nagen konnten. Wenn nun ein Zehntel der Handwerker si in den Innungen befinden, so ist daraus noch nicht zu schließen, die neun Zehntel Gegner der Innungen sind. Im Gegentheil, die Handwerker stehen alle auf dem Boden, daß die Innungen erst ordentlich eingerichtet werden müßten, ehe sie eintreten wollen. Man muß sich wundern, daß überhaupt soviel Innungen bestehen und daß sich die Mitglieder den ihnen auferlegten Pflichten und Arbeiten unterziehen. Ich halte die Befragung der nichtkorpo⸗ rierten Handwerker für überflüssig; denn dazu war ihnen Gelegen⸗ heit genug geboten durch die Veröffentlichung der Vorschläge des Herrn von Berlepsch. Zu nutzlosen Experimenten ist die Zeit zu ernst. 1869 hat man sich nicht lange besonnen und Enqusten ange⸗ stellt, sondern man nahm kurzer Hand ein Nothgewerbegesetz an, und der Bundesrath stimmte demselben ohne alle Skrupel zu. Warum denn jetzt nicht ein Nothgesetz, um dem Mittelstand zu helfen!

Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. von Boetticher:

Aus der Besorgniß, in Wiederholungen zu verfallen, hatte ich mir vorgenommen, heute das Wort bei der Berathung des vorlie⸗ genden Gesetzentwurfs nicht mehr zu ergreifen. Die Ausführungen des Herrn Vorredners lassen mich aber diese Absicht aufgeben, und zwar spreche ich vor allen Dingen noch einmal zu Ihnen, nicht um schöne Worte zu machen, sondern um den Herren, die sich so warm für die Handwerkerfragen interessieren, die Zweifel darüber zu be⸗ nehmen, daß die Regierung in der That ernsten Willens ist, diese Fragen zu lösen.

Wenn der Herr Vorredner am Eingang seiner Ausführungen sich speziell an mich gewandt und in Bezug auf eine Aeußerung, die ich gestern gethan habe, der Meinung Ausdruck gegeben hat, es wäre gerade der Hinwe is auf meine Vergangenheit geeignet, einen Vorwurf gegen mich zu erheben, so wird mir das Haus gestatten, diesen Vor⸗ wurf doch in das rechte Licht zu stellen.

Der Herr Vorredner hat sich darüber beklagt, daß, obwohl er 25 Jahre in der Innungsbewegung stehe, diese noch nicht den leisesten Erfolg zu verzeichnen habe; dem gegenüber möchte ich darauf hinweisen, daß das Jahrzehnt vom Jahre 1880 bis 1890 und auch die folgenden Jahre eine ganze Reihe von Gesetzen gebracht haben, welche auf die Förderung der Interessen des Handwerks und insbesondere des Innungswesens förderlich einzuwirken bestimmt waren. Ich darf den Herrn Vorredner nur erinnern an die Gesetze von 1881, 1884, 1886, 1887 und 1891 und ihm sagen, was er ja eigentlich schon weiß, daß es sich dabei um das Recht der ausschließlichen Lehrlings⸗ haltung für die Innungen, um das Recht der Heranziehung der Nichtinnungsmitglieder zu den Kosten der Innungen, Öum die Verleihung von Korporationsrechten an die Innungs⸗ verbände, um die besondere Stellung der Innungsschiedsgerichte, um den Ausbau der Innungskrankenkassen gehandelt hat; und ich brauche ihm nur in das Gedächtniß zurückzurufen, daß bei allen diesen Gesetzen meine schwache Kraft mitgewirkt hat: dann wird er seinen Vorwurf nicht aufrecht erhalten können. Er wird seine Klagen viel⸗ mehr dahin einschränken müssen, daß nach seiner und der Meinung seiner Berufsgenossen alles dies nicht ausgereicht habe, um den Innungen eine kräftige Entwickelung zu sichern, um dem Handwerk die Organisation zu geben, welche nach der Ueberzeugung der Herren allein geeignet ist, dem Handwerk den goldenen Boden zu sichern. Und wenn nun im Jahre 1891 unter dem 24. November schon die Absicht der verbündeten Regierungen deklariert worden ist, auf diesem Gebiete vorzugehen, und wenn seitdem im Reichstage die Sache wiederholt von neuem besprochen worden ist, die Klagen in jedem Jahre dahin sich erneuert haben, daß die Regierung auf diesem Gebiete dilatorisch verfahre, so wird der Herr Vorredner, der ja diese Dinge mit außerordentlichem Interesse verfolgt, doch auch darüber nicht im Zweifel gewesen sein, daß es Umstände sind, die außerhalb des Willens derjenigen, die die Feder zu führen haben, liegen, welche dem endlichen Abschluß der Handwerkerfrage bisher

Handwerkerstande allein seine definitive Befreiung

Im Jahre 1893 hatten mein verehrter preußischer Kollege, der Herr Minister Freiherr von Berlepsch, und ich die Vorschläge wegen der Errichtung von Fachgenossenschaften publiziert. Der Herr Vor⸗ redner weiß, welche Bedenken in seinen Berufskreisen die Durch⸗ führung dieser Organisation gefunden hat; sie mußte ver⸗ lassen werden, und es mußte ein neuer Plan aufgestellt werden, und dem Herrn Vorredner ist aus den Erklärungen des vorigen Winters bekannt, daß es die Absicht sei, diesen neuen Plan besser vorzubereiten durch eine Stichproben⸗Enquste, die augenblicklich ab⸗ geschlossen vorliegt, und durch eine Enquste, die in Oesterreich über die Bewährung der dortigen Gesetzgebung angestellt ist.

Wenn nun jetzt, meine Herren, und das habe ich gestern ganz deutlich betont Ihnen dieser Entwurf vorgelegt wird, so geschieht es lediglich in der Absicht, um das bevorstehende Organisationswerk zu fördern: einmal nach der Richtung der Vorbereitung, so⸗ dann nach der Richtung der Durchführung hin. Man hat Zweifel in meine Worte gesetzt; man hat gemeint, es sei doch nicht sicher, ob nicht irgendwo der Gedanke bestehe, die Organisation zu verschleppen. Meine Herren, ich weiß nicht, wie ich diese Zweifel wirksamer beseitigen soll, als durch den Hinweis darauf, daß die zu⸗ nächst betheiligte Instanz, welche die Feder in diesen Dingen führt, der Königlich preußische Herr Handels⸗Minister, eifrig und energisch am Werk ist. Was bei dieser Arbeit demnächst herauskommen wird, das kann ich Ihnen mit positiver Bestimmtheit allerdings nicht sagen; ob die Vorschläge, die der Königlich preußische Herr Handels⸗Minister, und zwar, wie ich hoffe, mit meinem vollen und ungetheilten Einverständniß, dem Königlich preußischen Staats⸗Ministerium und durch das preußische Staats⸗Ministerium dem Bundesrath vorlegen wird, werden angenommen werden, das weiß ich nicht.

Ich möchte bei dieser Gelegenheit die Herren bitten, die Vor⸗ lagen, die dem Reichstag gemacht werden, nicht als die Vorlagen eines Ministers anzusehen. Der Staatssekretär im Reich hat keine Vorlagen zu machen, sondern die Vorlagen, die dem Reichstag zu⸗ gehen, werden nach der Verfassung vom Bundesrath gemacht: es ist also nicht zutreffend, wenn man die Verantwortung für eine Vorlage dem Chef des betreffenden Reichsressorts zuschiebt. Dabei kann man ja immerhin von der Autorschaft reden und kann das Verdienst oder die Mängel einer Vorlage dem Einen oder dem Andern zuschreiben. Aber objektiv betrachtet, lassen sich die Vorlagen besser behandeln, wenn man sie, was sie sind, als Vorlagen des Bundesraths ansieht.

Nun, meine Herren, wende ich mich nachdem ich jetzt voraus⸗ setzen darf, daß der Herr Vorredner seine Anschauungen dahin berich⸗ tigen wird, daß das Handwerk sich noch nicht für verloren zu geben braucht zu seiner weiteren Bemerkung, daß kein Wort der Aner⸗ kennung in Handwerkerkreisen für den vorliegenden Entwurf aus⸗ gesprochen sei. Die Ironie des Schicksals will es, daß mir heute früh eine Zuschrift von einem Innungsausschuß zugegangen ist, welche eine solche Anerkennung enthält. (Heiterkeit.)

Ich werde das Schreiben verlesen. Es lautet:

Hochgeehrtester Herr Staats⸗Ministererr Der Innungsausschuß der vereinigten Innungen zu Stralsund spricht Eurer Excellenz für die die Handwerkerkammern betreffende Gesetzesvorlage seinen verbindlichsten Dank aus, in dem festen Ver⸗ trauen, daß Eure Excellenz nach dem zustimmenden Beschluß des hohen Reichstags von dem ich leider fürchte, daß er ausbleibt (Heiterkeit) alles aufbieten werden, die seit 26 Jahren schwebende Handwerker⸗ frage zu einem für das Handwerk günstigen Abschluß zu bringen.

Meine Herren, das sieht nicht so aus, als ob der Innungsausschuß diese Vorlage für bedenklich hält. Und wenn ich gestern sagte, ich würde meiner ganzen Vergangenheit widersprechen, wenn ich nicht eifrig für das Handwerk eintreten wollte, so sehen Sie hier, daß der Innungs⸗ ausschuß in Stralsund, der mein Interesse für das Handwerk, welches ich in meiner Eigenschaft als Kommunalbeamter dieser Stadt habe bethätigen können, in der Erinnerung behalten hat, mir sein Ver⸗ trauen nicht entzogen hat.

Also, meine Herren, so ganz ungetheilt ist auch innerhalb der Kreise des korporierten Handwerks die Auffassung über die Verwerflich⸗ keit des Entwurfs nicht. Wie gesagt, wenn die Herren die Güte haben werden, die Vorlage an eine Kommission zu verweisen sei es, daß Sie diese Gesetzesvorlage wirklich durchberathen wollen, sei es, daß Sie die Hoffnung daran knüpfen, daß während der Kommissionsberathung der fernere Entwurf eines definitiven Organisationsgesetzes erscheinen werde —, so werde ich Ihnen in jedem Fall noch den näheren Nachweis führen, daß diese Vorlage in der That das ist, was sie sein soll: ei expediens, ein Förderungsmittel für die Interessen des Handwerks. Der gestrige Redner der deutschen Reformpartei hat den Wunsch aus⸗ gesprochen, daß diese Vorlage, welche weit entfernt sei, in ihrer Wiege das Glück des Handwerks zu bergen, vielmehr der Sarg einer Ministerherrlichkeit werden möge (Zuruf) so habe ich ihm darauf zu erwidern, daß Staatssekretäre über solche Vorlagen nicht stolpern (Heiterkeit), weil sie eben Vorlagen der ver⸗ bündeten Regierungen sind und daß da schon ein Massengrab werden müßte (Heiterkeit), wenn der Herr Vorredner die Mitglieder sämmtlicher deutschen Regierungen, welche sich für diese Vorlage aus gesprochen haben, von ihren Plätzen entfernen und zum Begraben werden verurtheilen wollte.

Im übrigen aber habe ich ihm zu erwidern, daß doch die Sache auch insofern zu weit geht, wenn er die Voraussetzung ausspricht, da das ganze Handwerk diese Vorlage verurtheilen werde. Möge ma doch den Versuch machen! Berufen wir doch einmal die Vertreter des Handwerks, und dazu giebt die Vorlage die Handhabe; dann wollen wir einmal sehen, ob über die zukünftige Organisation in der That eine volle Uebereinstimmung unter den Interessenten vorhanden

Das allerdings hoffe ich, daß der intelligente Theil des Handwerke sich zu einer Organisation in seinen Wünschen und Plänen vereinigen

hinderlich gewesen sind.

wird, und ich werde mich freuen, wenn dann die Regierungen und der