8 Mannigfaltiges. Von Seiner Majestät dem Kaiser un
die Glückwunsch⸗Adresse der Jahreswechsels folgendes Antwortschreiben ergangen:
In der Glückwunsch⸗Adresse, welche Mir die Stadtverordneten beim Eintritt in das neue Jahr gewidmet haben, bin Ich zu Meiner 8 dem Ausdruck pietäwoller Dankbarkeit gegen Meinen Hochseligen Herrn Großvater und Meinen in Gott ruhenden Herrn begegnet, deren gottgesegnetes Wirken für des Vaterlandes Größe, Ehre und Einheit uns in der jetzigen Zeit der Erinverung an die großen Errungenschaften der Jahre 1870/71 wieder lebendig vor Augen geführt worden ist. Die Begeisterung, mit welcher die großen Erinnerungstage des vergangenen Jahres in des wiedergewonnenen Deutschen Reichs Hauptstadt festlich begangen worden sind, hat Mich und vertraue Ich, daß die aus jener großen Zeit an unser jetziges Geschle t ergehende Mahnung, die Treue bis in den Tod gegen König und Vaterland allezeit als ein theures Erbe in den Herzen der Berliner Bürgerschaft einen - Den Stadtverordneten spreche ich für die Mir und Meinem Hause dargebrachten Segenswünsche
Vater
mit Befriedigung erfüllt
zu bewahren, auch nachhaltigen Wiederhall gefunden bat.
Meinen wärmsten Dank aus. Neues Palais, den 4. Januar 1896.
Wilhelm R.“
In Sitzung der Stadtverordneten erfolgte inführung der beiden neugewählten Stadträthe Kämpf und Wagner. Dieselben wurden durch den Ober⸗Bürgermeister Zelle
zunächst die
namens des Magistrats begrüßt und in der üblichen Form verpflichtet. — Hieran schloß sich unter Vorsitz des Ober⸗Bürgermeisters Zelle eine gemeinschaftliche Sitzung des Magistrats und der Stadtverordneten⸗ Versammlung behufs der Wahl von Mitgliedern und stellvertretenden Mitgliedern zum Bezirks⸗ ausschuß. Es wurden gewählt zu Mitgliedern Techniker Stephan und Rechtsanwalt Kempner; zu Stellvertretern Bürger⸗ Deputirter Kochhann und Banquier Lippmann. In den fünf Abtheilungen der Versammlung sind zu Vorsitzenden resp. Stell⸗ vertretern folgende Mitglieder gewählt worden: 1. Abtheilung: Stadtp. Spinola und Stadtv. Schwalbe; 2. Abth.: Stadtv. Reiß und Bauke; 3. Abth.: Stadto. Hauer und Dinse; 4. Abth.: Stadtv. Seibert und Baumgarten; 5. Abth.: Stadtv. Weber und Hellriegel. — Nach Erledigung dieser geschäftlichen Angelegenheiten wurde wiederum die FRrage der Verbreiterung der Potsdamerstraße erörtert, welche in der vorigen
Sitzung vertagt worden war, um dem Magistrats⸗Dezernenten, Stadt⸗
syndikus Meubrink Gelegenheit zur Aeußerung zu geben. Derselbe erklärte, daß z. Zt. Verhandlungen zwischen der Polizeibehörde und dem Magistrat schweben, über die sich vorläufig noch nichts Näheres mittheilen lasse. Im Jahre 1896/97 würde an die Durchführung der Regulierung wohl nicht gedacht werden können, schon der in dieses Jahr fallenden Ausstellung wegen, da während derselben die Straße nicht aufgerissen werden könne. Erst nach dem Schluß der Ausstellung könnte mit der Arbeit begonnen werden; dazu wäre dann aber auch nicht zu rathen, da man in die Frostperiode hineingerathen würde. Die vorhandenen Bäume müßten selbstverständlich beseitigt werden, es stehe aber noch nicht fest, ob Neuanpflanzungen stattfinden könnten. Stadt⸗ verordneter Vortmann, welcher die Vertagung der Angelegen⸗ beit in der vorigen Sitzung beantragt hatte, erklärte sich durch diese Ausführungen für beruhigt. Damit war die Angelegen⸗ heit vorläufig erledigt. — Hierauf wurde die Vorlage des Magistrats, betreffend die Vergebung der Bespannung, Bedienung, Unterhaltung und Aufbewahrung der städtischen Sprengwagen für die drei Jahre 1. April 1896/99, angenommen. — die gemischte Deputation zur Berathung über die eventuelle Uebertragung des Eigenthums der
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vom 10. Januar, Morgens.
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7 ½ ÜUhr.
Wind. Wetter.
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König ist auf Stadtverordneten anläßlich des
Aktiengesellschaft Berliner Elektrizitätswerke auf die Stadtgemeinde wurde an Stelle des Stadtv. Schulz I. der Stadtv. Munckel als Mit⸗ glied gewählt. — Die Vorlage, betreffend den Anschluß des Grund⸗ stücks der Versuchs⸗ und Lehrbrauerei an der Ecke der See⸗ und Torf⸗ straße an die Kanalisation, wurde einem Ausschuß zur Vorberathung überwiesen. — Dasselbe geschah mit der Vorlage, betreffend den Ver⸗ kauf der Restflächen der Grundstücke Spittelmarkt 8/10, Ecke der Oberwasser⸗ und der Kurstraße. — Zur Vorberathung der Feier des 18. Januar, als des 25. Jahrestags der Neuerrichtung des Deutschen Reichs, wurden hierauf zu den Magistrats⸗Deputirten seitens der Versammlung die Stadtv. Michelet und Scheiding, zur Vor⸗ berathung der Geburtstagsfeier Seiner Majestät des Kaisers die Stadtv. Seibert und Diersch gewählt. — Im Interesse des Kaiser⸗ und Kaiserin⸗Friedrich⸗Kinderkrankenhauses beantragte der Magistrat ferner den Ankauf des Grundstücks Reinickendorferstraße 33. Nach kurzer Debatte, wurde die Niedersetzung eines Ausschusses von 15 Personen beschlossen. Letzter Gegenstand der Tagesordnung war der Antrag der Stadtv. Borgmann und Genossen: „Die Versammlung ersucht den Magistrat, in Verfolg ihres Beschlusses vom 14. Dezember 1893, betreffend die Einrichtung von Volks⸗Badeanstalten, Mittel in den Etat pro 1896/97 einzustellen“. Stadtv. Dr. Gerstenberg beantragte die Ueberweisung der Angelegenheit an die Etatsdeputation, und die Ver⸗ sammlung beschloß diesem Antrage gemäß. — Auf die öffentliche folgte eine geheime Sitzung.
Anläßlich der bevorstehenden 25 jährigen Erinnerungsfeier der Kaiserproklamation in Versailles bringt der Vorstand der „Ver⸗ einigung zur Schmückung der Kriegergräber und Denkmäler bei Metz“ die mit den Bildnissen der drei Kaiser sowie des Fürsten Bismarck und des Grafen Moltke gezierten Jubiläums⸗Denkmünzen aus erobertem Geschütz in Erinnerung, welche zum Besten der Zwecke der Vereinigung hergestellt wurden. Die Denkmünze kann gegen Einsendung von 60 ₰ und 20 ₰ Porto von dem Goldschmied Mezger in Metz, welchem der Generalvertrieb von der Vereinigung übertragen ist, bezogen werden. Bei Entnahme von 20 Stück tritt
den Personen eines Handlungsgehilfen aus Ostpreußen, manns aus Preßburg, eines Kaufmanns aus Gaya in eines Handlungsgehilfen aus der Gegend von Pettau in Steiermark ermittelt und verhaftet. Bei der Haussuchung wurde eine beträcht⸗ liche Menge von falschen Papieren in⸗ und ausländischer Behörden und anderen Papieren sowie ausgeschnittenen Siegeln beschlagnahmt.
eines Kauf⸗ Mähren und
Bellinzona, 9. Januar. Bet heftigem Sturme explodierte in der vergangenen Nacht in der Nähe von Luino der Dampftefte des auf dem Lago Maggiore dienstthuenden italienischen Zoll. kreuzers. Das Schiff ging unter, und die Besaͤtzung von zwölf Mann ist ertrunken.
Cagliari, 9. Januar. Eine Bande von Verbrechern machte einen Raubeinfall in Jerza; dieselben tödteten drei Personen und verwundeten einen Gendarm schwer.
Christiania, 7. Januar. In Molde fanden beute Nacht
2 Uhr 50 Minuten mehrere schnell aufeinanderfolgende Erd⸗
Iintgge eangea statt Die Seü.g est nach Ost. as Wetter war während der Nacht still,
herrschte Weststurm. G
Teheran, 9. Januar. Dem ‚Reuter'schen Bureau“ meldet: Nach hier aus Aserbeidschan eingegangenen in Khalkhal, nördlich von Mianch, zwei heftige Erdbeben statt. Durch das erste, welches sich in der Nacht vom 2. Januar ereignete, und welches außerhalb des Distrikts nicht verspürt wurde, wurden das große Dorf Zanjabad vollständig und andere Dörfer theilweise zerstört; dreihundert Personen verloren bei dem Erdbeben das Leben. Der zweite Erdstoß fand in der Frühe des 5. Januar statt und wurde in einer Ausdehnung von über 100 Meilen wahrgenommen. Die kleine Stadt Goi mit 1000 Häusern wurde vollständig zerstört, viele Dörfer wurden stark beschädigt. In Goi allein kamen 800
wird ge⸗ Nachrichten fanden
der ermäßigte Preis von 50 ₰ für das Stück ein; 50 Stück werden portofrei versandt.
An der Humboldt⸗Akademie beginnen in der nächsten Woche noch einige interessante Vortragscyklen in allen drei Lehrstätten: Montag 8—9 Uhr in W. und D philosophie des 19. Jahrhunderts, Mittwoch in NW. 7— 8 Dr. A. von Hanstein, Geister der ausländischen Literatur. Der erste Vortrag dieser Cyklen ist für Herren und Damen frei; alles Näh die gratis erhältlichen Programme. 8
eines jeden
„Ein Künstlerfest“, die nach Motiven der Festarrangements des Düsseldorfer „Malkasten“ bearbeitete und glänzend ausgestattete Pantomime des Zirkus Renz, welche schon vor zwei Jahren einen gohen Erfolg hatte, ist segtvolsendig umgearbeitet und in ihrem zweiten
hheil nach technischer eite hin durch einen eigens dazu konstruierten Wasserquellapparat, der die ganze Manége nebst dem Sattelplatz in zwei Minuten 1 ½ m hoch unter Wasser setzt, völlig geändert worden. Ebenso ist das als Finale zur Ausführung gelangende Plafond⸗ Prachtfeuerwerk eine neue pyrotechnische Komposition. Die Erst⸗ aufführung findet am morgigen Sonnabend statt.
München, 10. Januar. „W. T. B.“ meldet: Eine Fälscher⸗ bande, welche sich gewerbsmäßig mit der Anfertigung und Ver⸗ werthung amtlicher Zeugnisse befaßte, wurde gestern hier in
Schauspielhaus. 11. Vorstellung. Das Hunger⸗ loos. Lustspiel in 4 Aufzügen von Heinrich Vollrat Schumacher und Georg Malkowsky. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regiffeu
Sonntag: Opernhaus. 11. Vorstellung. Mignon.
ienstag 7—8 in S. Dr. R. Penzig, Religions⸗ Neu⸗englische Literatur, und 8—9 Derselbe, Führende 1
Personen um das Leben. Auch große Mengen Rindvieh und Schafe sind umgekommen.
Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.
1
London, 10. Januar. aus Johannesburg unter dem 7. d. M.: 1500 Mann wurden gestern hier angeworben, um nothwendigen Falls gegen die Uitlanders zu fechten. Hier giebt es jetzt auch eine starke Partei Deutsche, welche der Uitlander⸗Bewegung feindlich gegenüberstehen. — Da die Bevölkerung die Läden wieder öffnet, so ist dies ein Zeichen, daß die Lage ruhig wird. — Die Trans⸗ vaal⸗Regierung hat 15 000 Pefd Sterl. ausgeworfen, um der Noth zu steuern; in Johannesburg läßt sie auch Lebens⸗ mittel vertheilen. — Aus Melbourne berichtet dasselbe Blatt: Hier zeigt sich eine starke antideutsche Strömung. Die „Wacht am Rhein“ wurde in einem der Theater in der German⸗Street ausgezischt. Die Musik mußte wiederholt „Rule Britannia“ spielen.
Neues Theater.
Sonnabend: Gastspiel Tewele vom K. u. K. in Wien.
des
r Max Grube. Anfang priv.
Schiffbauerdamm 4a./5.
Zum ersten Male: Der Herr Direktor (Monsieur le Directeur).
Kaiser Wilhelm⸗Gedächtniß⸗Kirche.
Sonnabend, Anfang 7 ½ Uhr: II. Orgel⸗Konzert des Dr. Heinrich Reimann — zum Besten des Baufonds der Kirche —, unter gütiger Mitwirkung von Frau Amalie Joachim und der „Konzert⸗ vereinigung“ des Königlichen Domchors.
Herrn Franz Carl ⸗Theater
Lustspiel in
gingen in der Richtung von
(W. T. B.) Die „Times“ meldet
Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeres red. in Milli
Temperat in d genfian
50 C.
Belmullet.. Aberdeen.. Christiansund Kopenhagen. Stockholm. Haparanda.
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St. Petersburg Moskau...
— 90 00
784 772 775 768 761 758 765
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WSW W SSW NNW WNW
wolkenlos wolkig wolkig Nebel bedeckt bedeckt bedeckt wolkenlos
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Neufahrwasser Memel. fhe
787 782 782 777 778 778 775 769
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¹) Reif. ²) Gestern Schneeschauer. Uebersicht der Witterung.
Im Nord⸗ und Ostseegebiete, außer am Bottnischen Busen, ist das Barometer stark gefallen, dagegen über
Südost⸗Europa stark gestiegen.
reich,
1 Ein Hochdruckgebiet erstreckt sich von den Britischen Inseln ostwärts nach dem Schwarzen Meere, während im Süden und Nordosten davon umfangreiche Depressionen lagern. In Deutschland, wo stellenweise etwas Schnee fallen ist, ist das Wetter an der Küste bei schwachen bis frischen westlichen Winden trübe, im Binnenlande heiter. Ganz Deutschland, die Küstengebiete im Westen und Osten ausgenommen, hat Frostwetter. Breslau meldet 13, Chemnitz und Bamberg 11, Grünberg und Münster 10 Grad unter Null, auch in Oester⸗ Ungarn und Süd⸗ und Zentral⸗Rußland
TT bodos† O0 —SS
herrscht strenge Kälte. Triest meldet Borasturm.
Deutsche Seewarte.
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Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern⸗ Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg. Romantische Oper kten von Richard Wagner.
In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur vom Ober⸗ t: Kapellmeister Dr. Muck.
haus. in 3 Graeb. Tetzlaff.
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Theater.
10. Vorstellung.
Dekorative Inspektor Brandt. Dirigen
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Ballet von Emil
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Guckerl.
Oper in 3 Akten von Ambroise Thomas. Text mit Benutzung des Goethe'schen Romans „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ von Michel Carré und Jules Barbier, deutsch von Ferdinand Gumbert. Ballet von Paul Taglioni. Anfang 7 ½ Uhr.
Schauspielhaus. 12. Vorstellung. Egmont. Trauerspiel in 5 Aufzügen von Wolfgang von Goethe. Musik von Ludwig van Beethoven. (Herzog von an. Herr Friedrich Haase, als Gast.) Fcane
r. 8 “
8*
Deutsches Theater. Sonnabend: Weh dem, der lügt! Anfang 7 ½ Uhr.
Sonntag, Nachmittags 2 ⅞ Uhr: Die Jüdin von Toledo. — Abends 7 ½ Uhr: Florian Geyer.
Montag: Don Carlos.
Herliner Theater. Sonnabend, Nachmittags 8 88 Prinzessin Goldhaar. — Abends 7 Uhr:
aust.
Sonntag, Nachmittags 2 ½ Uhr: Kabale und Liebe. — Abends 7 ½ Uhr: Fedora. 1
Montag: Hasemann’s Töchter.
Lessing⸗Theater. Sonnabend: Comtesse Anfang 7 ½ Uhr. . Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu volksthümlichen Preisen: Der Probepfeil. — Abends 7 ½ Uhr: Comtesse Guckerl. “ “
Residenz⸗Theater. Direktion: Sigmund
Lautenburg. Sonnabend: Hals über Kopf. Schwank
in 3 Akten von Alexandre Bisson, deutsch von
Paul Block. — Vorher: In doppelter Be⸗
öbbans. Plauderei von Paul Linsemann. Anfang r
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu halben Kassen⸗ preisen: Der Nabenvater. — Abends 7 ½ Uhr: Hals über Kopf. — In doppelter Bekehrung.
Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestraße 25 — 26. Sonnabend: Bei bedeutend ermäßigten Preisen. Vorletzte volksthümliche Vorstellung unter Leitung des Kaiserlich russischen Hofschauspielers Herrn⸗Julius iala: Gefallene Engel. Ein Stück aus dem Volksleben in 3 Akten von Richard Nordmann. Regie: Gustav Lemaitre. Anfang 7 ½ Uhr. Sonntag: Letzte Vorstellung: Gefallene Engel. Vom 13.—22. d. M. geschlossen. Donnerstag, 23. Januar: In großartiger Aus⸗ stattung an Dekorationen, Kostümen und Requisiten. Zum ersten Male: Der Hungerleider. Aus⸗ stattungskomödie von Keller und Herrmann. 3
3 Akten von Alexandre Bisson und Fabrice Carré. Deutsch von Ferdinand Groß. In Scene gesetzt von Siegmund Lautenburg. Anfang 7 ½ Uhr. Sonntag Nachmittags: Zu halben Preisen: Der Militärstaat. — Abends 7 ½ Uhr: D Direktor. 1 Montag: Der Herr Direktor. Dienstag: Der Herr Direktor.
Theater Unter den Linden. Direktion: Fritzsche. Sonnabend: Großer Masken⸗ all.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei halben Preisen: Der Obersteiger. — Abends 7 ½ Uhr: König Chilperich. Burleske Ausstattungs⸗Operette in 3 Akten (5 Bildern) von Hervé und Paul Ferrier, deutsch bearbeitet von Eduard Jacobson und Wil⸗ helm Mannstädt. Musik von Hervé. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Dirigent: Herr Kapell⸗ meister Federmann.
Adolph Ernst⸗Theater. Sonnabend: Frau Lohengrin. Gesangsposse in 3 Akten, nach dem Französischen bearbeitet von Ed. Jacobson und W. Mannstädt. Kuplets von Gust. Görs. Musik von Gust. Steffens. Anfang 7 ½ Uhr. b
Sonntag: Dieselbe Vorstellung. 8
Zentral⸗Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30.
Sonnabend: Eine tolle Nacht. Große Aus⸗ stattungsposse mit Gesang und Tanz in 5 Bildern von Wilh. Mannstädt und Julius Freund. Musik von Julius Einödshofer. In Scene gesetzt vom Direktor Richard Schultz. Die Tanz⸗Arrangements vom Balletmeister Gundlach. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonntag: Eine tolle Nacht.
Konzert-Haus. Karl Meyder⸗Konzert. Sonnabend: Operetten⸗ und Walzer⸗Abend. Blumenlese aus Suppé's Werken. Potpourri (neu) von Mohr. Phantasie aus der Operette „Die kleinen Lämmer“ (neu) von Varnay. Neapolitanische Walzer⸗Serenade (neu) von Pastor. 8
Sing-Akademie. Sonnabend, Anfang 7 ½ Uhr: I. Quartett⸗Abend (II. Cyelus) von Joachim, Kruse, Wirth, Hausmann.
Saal Bechstein. Linkstraße 42. Sonnabend, Anfang 7 ½ Uhr: Konzert der Sängerin Anna Wendland⸗Herborth, unter gütiger Mitwirkung
Birkus Renz. Karlstraße. Sonnabend, Abends
7 ½ Uhr: Parade⸗Gala⸗Vorstellung. Auf höheren Wunsch: Grande réprise. Ein Künstlerfest. Luxus⸗Ausstattungs⸗Pantomime in2 Ab⸗ theilungen vom Großh. Hof⸗Balletmeister A. Siems, auf das Glänzendste insceniert vom Direktor Fr. Renz. Unter Mitwirkung des gesammten Personals. Vollständig neue und prachtvolle Ausstattung mit überraschenden Licht⸗ und Wasser⸗Effekten. Neue Musik⸗Einlagen. Im Rosenduft, schwedisches Volkslied. vorgetragen von 40 Damen mit Be⸗ leitung des eigens hierzu engagierten Harfen⸗ Pirtuosen Herrn H. Voß. Ballet von 100 Damen. Kinder⸗Orchester. Großer Blumen⸗Korso. Nacht⸗ fest auf dem Gartensee im Künstlerheim. Erste Abtheilung: Das Festeomité in Thätigkeit. Zweite Abtheilung: Vollständig neu! Im Wasser. Voll⸗ ständig neu! Grande Finale: Plafond Pracht⸗ Feuerwerk. Außerdem: Auftreten von nur Künstler⸗ Spezialitäten allerersten Ranges. Vorführen und Reiten der bestdressierten Freiheits⸗, Spring⸗ und Schulpferde. Auftreten sämmtlicher Clowns. Sonntag: 2 Vorstellungen: Nachmittags 4 Uhr (ermäßigte Preise und 1 Kind frei): 1870/71. Abends 7 Uhr: Ein Künstlerfest.
RReSwvOrM HefMIEFSETSBMaKemeenxxr ArrcanekRaeeni, Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Else Grisebach mit Hrn. Pastor coll. Adolf Harms (Wernigerode — Oldendorf). — Frl. Marie Kirdorf mit Hrn. Sec.⸗Lieut. Ernst Kramer (Rheinelbe b. Gelsenkirchen — Hannover). — Frieda Freiin von Hammerstein⸗Gesmold mit Hrn. Ludwig Wolf (Hamburg — Meran). — Frl. Agnes von Frantzius mit Hrn. Rittmeister Emil Schulze (Uhlkau — Danzig). — Frl. Lilly Braun⸗ schweig mit Hrn. Rittergutsbesitzer Curt Kayser (Kleinburg b. Breslau — Ober⸗Tworsimirke b. Freyhan). — Frl. Mathilde Bertog mit Hrn. 1“ Vetterling (Oschersleben — Stettin).
Verehelicht: Hr. Oberförster Hugo Förster mit 85* Helene Ehrenthal (Jeltsch, Kr. Ohlau). —
r. Lieut. d. R. Martin Thiel mit Frl. Naria Genée (Berlin). 8
Geboren: Eine Tochter: Hrn. Bauinspektor
Gugenhan (Cannstatt). — Hrn. Stabsarzt a. D.
Struwe (Gleiwitz).
Gestorben: Verw. Fr. Melanie von Hern, geb.
Freiin von Vaerst (Friedenau).
—
Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin. Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
Sechs Beilagen
der Pianistin Hope Jaquet.
8 —— ö
(einschließlich Bören⸗Beilage).
1) Im Monat Dezember
—
2 Vorher waren geprägt*) 3) Gesammt⸗Ausprägung
des näheren darzustellen. Einige allgemeinen Bemerkungen mögen ge⸗
5) Bleiben
— 8
Erste Beilage 8
Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen taats⸗
Berlin, Freitag, den 10. Januar
Deutsches Reich. Ueber i
8 “
der in den deutschen Münzstätten bis Ende Dezember 1895 vorgenommenen Ausprägungen von Reichsmünzen.
Goldmünzen
Silbermünzen
Nickelmünzen Kupfermünzen
Halbe
Kronen ℳ
Doppel⸗
1895 sind geprägt kronen
woorden in:
Privat⸗ rechnung ℳ
Kronen
Hiervon auf
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ünf⸗ Zwei⸗ Ein⸗ m lnba. markstücke markstücke
ℳ ℳ
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Zwanzig⸗ pfennigsüücke
pfennigstücke pfennigstücke
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Fünf⸗ pfennigstücke
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₰ ₰
ℳ
Jeb111.“ 15 066 G. Muldner Hütte . —
Stuttgart... —
Karlsruhe .. . —
1113“ —
15066000
294 375 137 400 74 500 233 244
100 550. —
167 090 —
5 154 22
Summe 1. 15 066 000
15066000 2 421 858 880]537 692 280]27 969 925 1664468580 91 037 750]111 966 2667184 992 554
636 515 370 644 —
71 486 552 — 35 717,922
5 005 860 80 31 261 081 80116 345 970—
5751 6 213 207744° 6 783 319 22
— —
1 502 200¹2 627 500 12 040
2 435 422 680][535 064 780][27 957 885
2 998 445 345 ℳ
*) Vergl. den „Reichs⸗Anzeiger“ vom 10. Dezember Berlin, den 9. Januar 1896
eingezogen
2288 2880 537 602 28027 900 025 18705342580,01,87720512 336 970181 902 55571486 552 4) Hiervon sind wieder 1
35 717 922 12 838 4 867 — 13 004 995
10 595 12 062
5 005 31 261 16 345 970,—
56 215207 eN83 112s 62,04 53
4640 1 947 20
IümmEEEEmRmmneEEeE
5005 8T4 vI2’v8
16 345 355 80 6 213 145/40 ßy6 788 420
483 162 846,— ℳ 1895 Nr. 294.
Hauptbuchhalterei des Reichs⸗Schatzamts. Biester.
52 610 304,60 ℳ 13 001 565,49 ℳ
Deutscher Reichstag. 11. Sitzung vom 9. Januar 1896, 1 Uhr. 3
Tagesordnung: Erste Berathung des Entwurfs eines Börsengesetzes und des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Pflichten der Kaufleute bei Auf⸗
bewahrung fremder Werthpapiere. . Ueber 8”b Anfang der Sitzung wurde in gestriger
Nummer des Blattes berichtet.
Die einleitende Rede des Handels⸗Ministers Freiherrn von Berlepsch hatte folgenden Wortlaut:
Meine Herren! Die beiden Gesetzentwürfe, die sich auf der Tagesordnung des heutigen Tages befinden, bringen ein reichhaltiges Material zu Ihrer Beurtheilung mit sich in den Motiven, in den Verhandlungen der Börsen⸗Enquöke⸗Kommission und in den vielfachen Erörterungen, die sie in der Presse und in den Kreisen der Inter⸗ essenten gefunden haben. Es wird deshalb nicht meine Aufgabe sein, die Ursachen und Absichten der einzelnen Bestimmungen des Entwurfs
nügen, wie sich das ja auch im Rahmen einer ersten Lesung im all⸗ gemeinen schickt.
Meine Herren, die verbündeten Regierungen haben sich bezüglich des Börsengesetzes im wesentlichen, wie Sie gehört haben, auf den Standpunkt des Berichts der Börsen⸗Enquste⸗Kommission gestellt. Sie haben nur geglaubt, in einzelnen Beziehungen davon abweichen zu sollen, wesentlich mit dem Zweck, die Einheitlichkeit der Vorschriften zu wahren, die erforderlich erschien, weil sich die Wirkung der Börsengeschäfte über den Platz der Börse, über die Grenzen des einzelnen Staats hinaus in die Kreise der Produzenten, der Konsu⸗ menten und der Kapitalbesitzer des heimischen Wirthschaftsgebiets erstreckt. Hieraus folgte die Nothwendigkeit der Aufnahme einer Anzahl grundlegender Bestimmungen in das Gesetz, und weiter die Nothwendigkeit, in dem Gesetz eine Stelle zu berufen, die im Reich einheitlich dort Anordnungen zu treffen hat, wo die gesetzliche Regelung nicht angemessen erschien, wie dies in den §§ 35, 40 und 46 des Ihnen vorliegenden Gesetzentwurfs geschehen ist. Ich will gleich hier bemerken, daß auf diese Befugnisse des Bundesraths die verbündeten Regierungen einen entscheidenden Werth legen. Je schwieriger es ist, die wechselnden, plötzlich auftauchenden, auch wieder verschwindenden Bedürfnisse des Börsenhandels gesetzlich zu regeln und festzulegen, ohne auf der einen Seite den Börsenhandel ungebührlich einzu⸗ schränken, ohne auf der anderen Seite den Interessentenkreisen außer⸗ halb der Börse, auf deren Verhältnisse die Börsengeschäfte ohne ihr Zuthun einen wesentlichen Einfluß ausüben, auch in der Zukunft den nöthigen Schutz zu versagen — ebenso nothwendig war es, einer Stelle im Reich, die berufen ist, unparteiisch die allgemeinen Interessen wahrzunehmen, die Möglichkeit zu geben, hier einzuschreiten. Daß das in sachlicher und sachverständiger Weise geschehen wird, dafür dürfte der § 3 des Gesetzentwurfs Bürgschaft leisten, indem dem Bundesrath in dem Börsenausschuß ein sachverständiges Organ bei⸗ gesellt ist, zusammengesetzt aus Persönlichkeiten, die von der Börse vorgeschlagen werden, und anderen sachkundigen Personen, die außerhalb der Börsenkreise stehen. Wenn ich bemerkt habe, daß die verbündeten Regierungen sich im wesentlichen auf den Standpunkt der Börsen⸗ Enquste⸗Kommission gestellt haben, so bezieht sich dasrauch auf die allgemeine Auffassung, die die Kommission über die Börse, über ihre Nützlichkeit und Nothwendigkeit überhaupt hat. Ich glaube, es wird nicht nöthig sein, hierüber viel Worte zu verlieren. Die wenigen Stimmen, die früher hier und da laut wurden und die eine Beseitigung der Börse verlangten, sind mit der Zeit mehr oder weniger verstummt. Aber die verbündeten Regierungen haben sich auch auf den Standpunkt der Enquste⸗Kommission gestellt, daß in der Art, wie die Börsengeschäfte sich entwickelt haben, Mißstände hervorgetreten sind: Auswüchse, die für unser wirthschaftliches Leben eine hoch⸗ bedenkliche Seite haben. Es handelte sich also darum, einen Weg zu finden, der auf der einen Seite die Bewegungsfreiheit des Börsenhandels nicht übermäßig einschränkt, die namentlich mit Rück⸗ sicht auf seine internationalen Beziehungen ein Lebenselement für ihn geworden ist, auf der anderen Seite aber auch den Mißständen, den anerkannten nicht geleugneten Mißständen, der weit verbreiteten Spielsucht, energischen Einhalt thut.
. eeoℳ Regierungen glauben in dem Entwurf den
sich dabei bewußt gewesen, daß die gewerbliche Thätigkeit sich dort am reichsten entfaltet, wo Thatkraft und Verstand, wo Fleiß und Ver⸗ mögen ungehindert und frei sich entwickeln können. Sie meinen, daß es allerdings Aufgabe des Staats ist, den Einzelnen nicht zu stören, sich die Wege zu suchen, um zu materiellem Reichthum zu gelangen. Aber sie waren doch auch der Auffassung, daß es eine der vor⸗ nehmsten Aufgaben des Staats ist, dafür zu sorgen, daß das nicht in einem Maße auf Kosten Andrer geschieht, daß das Allgemeinwohl darunter leidet.
In dieser Beziehung scheinen den verbündeten Regierungen die Börsengeschäfte nach zwei Seiten hin ganz besonders bedenkliche Rich⸗ tungen eingeschlagen zu haben: erstens dahin, daß eine große Zahl von Personen, die weder ihren Kenntnissen noch ihrem Vermögen nach geeignet erscheinen zum Abschluß von Börsengeschäften, im Börsen⸗
spiel ihre Existenz aufs Spiel setzt; und zweitens dahin, daß die Preisgestaltung im Effekten⸗ und im Waarenverkehr beim Termin⸗ handel sich nicht nur nach den berechtigten Faktoren von Vorrath und Bedarf — ich sage absichtlich nicht: von Angebot und Nachfrage — richtet, sondern auch nach den Spekulationsbedürfnissen der Börse, ja, wie die letzte Vergangenheit es wieder gezeigt hat, nach den Spekulationsbedürfnissen einzelner Firmen und Personen. (Hört, hört! rechts.)
Die Mittel, welche die verbündeten Regierungen vorschlagen, um diesen Mißständen entgegenzutreten, finden sich in den sechs Ab⸗ schnitten des Börsengesetzentwurfs über die Organisation der Börse, über die Preisfestsetzungen und das Maklerwesen, das Emissions⸗ geschäft, den Terminhandel, das Kommissionsgeschäft und die Straf⸗ bestimmungen. In der Kommission, welcher die Herren voraussicht⸗ lich das Gesetz überweisen werden, und bei der zweiten Lesung wird sich ja reichlich Gelegenheit bieten, auf die einzelnen Vorschriften näher einzugehen; für jetzt will ich mich darauf beschränken, einzelne Punkte zu berühren, die ganz besonders lebhafte Angriffe seitens des Handels erfahren haben. Diese Angriffe richten sich vornehmlich gegen die verstärkte Staatsaufsicht und gegen deren Organ, den Staats⸗, den Börsenkommissar und gegen das Börsenregister.
Es ist bekannt, meine Herren, daß in einer Reihe von Bundes⸗ staaten die Börsen nicht unter Staatsaufsicht stehen. In Preußen, wo das Aufsichtsrecht des Handels⸗Ministers gesetzlich bestimmt ist, sind doch die Grenzen dieses Aufsichtsrechts nicht zweifellos. Wenn nun die verbündeten Regierungen der Meinung waren, daß sie einer verstärkten Aufsichtsbefugniß nicht entrathen konnten, so war es nothwendig, die Begriffe Aufsichtsrecht und Aufsichtspflicht im Gesetz ausdrücklich festzustellen. Die verbündeten Regierungen waren aber weiter der Meinung, daß eine wirksame Staats⸗ aufsicht sich nicht ohne ein Organ herstellen lasse, das in ständiger Berührung mit der Börse über deren Geschäfte und deren Art genau unterrichtet ist und durch den Verkehr mit an der Börse thätigen Personen jederzeit in die Lage gesetzt wird, hervorgetretene Mißstände zu beobachten und der Aufsichtsbehörde rechtzeitig Vorschläge zu machen, wie ihnen entgegengetreten werden kann.
Gegen den Staatskommissar ist eingewendet worden, daß, wie die Erfahrungen anderer Länder zeigten, er eine unnütze Persönlichkeit sei; er spiele höchstens die unliebsame Rolle eines Polizisten oder Spions, und die Verhältnisse an der Börse spielten sich so in der Oeffentlichkeit ab, daß die aufsichtsführende Behörde jeder Zeit in der Lage sei, wenn sie wolle, sich gründlich über alles zu informieren, was an der Börse vorkommt. Meine Herren, das ist doch nicht immer der Fall. Nehmen Sie an, an einer preußischen Börse speku⸗ liert eine Firma in Getreide à la baisse und häuft an dem preußi⸗ schen Börsenplatze nicht nur, sondern auch an einem Börsenplatze, der außerhalb der preußischen Grenze liegt, riesige Getreidemassen; sie kündigt fort und fort Getreide an, und es wird festgestellt, daß bei 50 und mehr Prozent des angekündigten Getreides sich Nichtlieferbar⸗ keit ergiebt; wenn diese Firma die am Ort vorhandenen Speicher mit Beschlag belegt und die Käufer, die das Getreide abnehmen wollen, nöthigt, dem Gebrauche zuwider die Speicher alsbald zu räumen, so sind das Thatsachen, die in ihrer Totalität sich nicht alsbald als klar erkennen lassen, und doch ist es recht nothwendig, die Frage eines solchen preisbildenden Faktors schnell zu erkennen, und das wird namentlich dann nothwendig sein, wenn in dem Gesetz der Auf⸗ sichtsbehörde wirksamere Mittel an die Hand gegeben sind, um
entgegenzutreten. Dazu, meine Herren, ist es aber ganz un⸗ erläßlich, daß eine Persönlichkeit vorhanden ist, die aus der Nähe die Vorgänge beobachtet, die mit der Börse im engsten Verkehr steht, die Art der Geschäfte kennt und sie richtig beurtheilt und vor allen Dingen schnelle und geeignete Vorschläge an die Aufsichts⸗ behörde richtet, um gegebenenfalls dagegen einzuschreiten. Dazu braucht der betreffende Kommissarius ja noch kein Spion zu sein; die Gegner desselben behaupten ja, es spiele sich alles so in der Oeffentlichkeit ab, daß jeder, der wolle, es sehen könne. Also der Staatskommissar braucht nur die Augen aufzumachen, klare Augen und ein sachverständiges Urtheil zu haben. Dafür allerdings wird man sorgen müssen, daß der Staatskommissar diese Eigenschaften besitzt; besitzt er sie aber, so wird er meiner Meinung nach auch kein unnützes Instrument sein. (Sehr richtig! rechts.)
Meine Herren, gegen das Börsenregister ist im wesentlichen ein⸗ gewendet worden, daß es in den Augen der öffentlichen Meinung zu einem Spielregister werde, daß die Eintragung in das Börsenregister mit einem Makel verbunden sein würde. Die verbündeten Regie⸗ rungen betonen ausdrücklich, daß sie diese Meinung in keiner Weise theilen, wenn die soliden und guten Firmen eines Platzes sich ins Börsenregister eintragen lassen müssen und eintragen lassen. Wenn der Handelsstand nicht selbst, wie er es, meiner Meinung nach, leider viel zu sehr gethan hat, die Behauptung aufstellt, daß möglicherweise in der Eintragung in das Register der Vorwurf einer unlauteren Ge⸗ schäftsgebahrung liegt — von anderer Seite kann und wird ihm ein Vorwurf nicht daraus gemacht, wenn der Kaufmann, der an der Börse Geschäfte treibt, sich ins Register eintragen läßt. Dann, meine Herren, ist doch zu berücksichtigen, daß mit der Schaffung des Börsen⸗ registers die Möglichkeit gegeben ist, dem Einwand von Spiel und Wette zu begegnen: eine Bestimmung, die meiner Meinung nach von erheblicher Tragweite ist. Ich bin der Meinung, daß dieser Einwand in sehr viel Fällen eine höchst un⸗ moralische Seite hat, und daß es deshalb wünschenswerth erscheint, unter der Kautel, die das Gesetz giebt, diesen Einwand nach Möglich⸗ keit wegzuschaffen. Und endlich, meine Herren, ein anderes Mittel, um die übermäßige Betheiligung des großen Publikums an den Börsengeschäften herbeizuführen, ist nicht vorgeschlagen worden, während doch von allen Seiten, ich glaube, man kann sagen aus⸗ nahmslos dem Bedürfniß Ausdruck gegeben worden ist, das Börsen⸗ spiel des Publikums an der Börse einzuschränken. Gehen Sie die Vernehmungen der Sachverständigen von der Börsen⸗Enquste⸗Kom⸗ mission durch, — kaum einer von ihnen wird Ihnen nicht gesagt haben: ja der Soldat, der Offizier, der Beamte, der kleine Kaufmann, der Landwirth, die sollen nicht an der Börse spielen; das ist verderb- lich für sie, für die ganzen weiteren Kreise des Publikums, sich an dem Börsenspiel zu betheilign. Die Empfindung, daß es dringend wünschenswerth und nothwendig ist, diese übermäßige Verbreitung des Börsenspiels in weiten Kreisen des Publikums einzuschränken, ist allgemein. Da ein besseres Mittel wie dieses Börsenregister bis jetzt nicht vorgeschlagen ist, so muß es nach Ansicht der verbündeten Regierungen mit diesem Mittel eben versucht werden.
Und nun, meine Herren, noch einige Worte über den Termin⸗ handel, insbesondere den Terminhandel mit Getreide. Ueber die Art und Bedeutung des Terminhandels, über seine Berechtigung und seine Nachtheile gingen die Auffassungen weit auseinander; mancher verurtheilte ihn absolut, und mancher stellte seine Bedeutung wieder so hoch, daß ohne den Terminhandel ein ordentliches und verständiges Geschäft nicht existieren könnte. Ich glaube, man kann behaupten, daß die Arbeiten und die Verhandlungen der Börsen⸗Enquéte⸗Kommission und die Verhandlungen, die sich daran angeknüpft haben, wesentliches Licht in diese etwas dunkle Frage gebracht und die Meinungen erheblich nicht nur geklärt, sondern auch in einer gewissen Richtung und bis zu einem gewissen Punkte zusammengeführt haben: dahin, daß der Termin⸗ handel, wenn er sich in den richtigen Grenzen hält, doch mehr Vor⸗ theile als Nachtheile mit sich bringe und nicht gänzlich verboten werden soll. Allerdings darüber, was richtige Grenzen sind, gingen die Meinungen ja noch sehr weit auseinander.
Die verbündeten Regierungen haben sich die Auffassung angeeignet, die Sie in dem Satz des Berichts der Börsen⸗Enquste⸗Kommission finden: die Formen, in denen der Handel sich bewegt, dürfen nicht im Widerspruch mit den Interessen der Konsumenten und der Pro⸗
richtigen Weg gefunden zu haben, diese Ziele zu erreichen
einem solchen Treiben in geeigneter Weise und wirksam 1“ 8
duzenten stehen; wo dieser Widerspruch unlösbar ist, ist dieser Termin⸗
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