nuar.
Königlich Bayerische Armee. Portepee⸗Fähnriche ꝛc. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. 3. Januar. otz, Pr. Lt. im 19. Inf. Regt., unter Beförde⸗ rung zum Hauptm. ohne Patent, zum Komp. Chef in diesem Regi⸗ ment ernannt. Lampel, Pr. Lt. vom 14. Inf. Regt. Hartmann, zum 19. Inf. Regt. versetzt.
5. Januar. Zerreiß, Major à la suite des Generalstabs, von der Funktion als persönlicher Adjutant Seiner Königlichen des Prinzen Rupprecht von Bayern enthoben und in den
eneralstab (Zentralstelle) versetzt. v. Stetten, Pr. Lt. des 3. Chev.
Regts. Herzog Karl Theodor, bisher dem Generalstab zur Dienst⸗ leistung zugetheilt, unter Stellung à la suite des genannten Regts. zum persönlichen Adjutanten Seiner Könglichen Hoheit des Prinzen Rupprecht von Bayern, Illing, Major vom Generalstab der 2. Div., zum Bats. Kommandeur im 1. Jnf. Regt. König, — ernannt. Deppert, Major von der Zentralstelle des Generalstabs, zum Generalstab der 2. Div. versetzt.
Durch Verfügung des Kriegs⸗Ministeriums. Rosen⸗ berger, Pr. Lt. des 1. Fuß⸗Art. Regts. vakant Bothmer, vom Komewando zur Luftschiffer⸗Abtheil. enthoben. Wirth, Sec. Lt. des 11. Inf. Regts. von der Tann, zur probeweisen Dienstleistung zum 2. Train⸗Bat. kommandiert. b
Durch Verfügung der Inspektion der Fuß⸗Artillerie. Schweninger, Zeug⸗Hauptm., Schweigart, Feuerwerks⸗Pr. Lt., — in ihrer bisherigen Eintheilung beim Art. Depot Ingolstadt Ferlassäer Linsmayer, Feuerwerks⸗Lt., beim Haupt⸗Laboratorium eingetheilt.
— Im Beurlaubtenstande. 1. Januar. Martin, Sec. Lt. der Res. vom 12. Inf. Regt. Prinz Arnulf, zum 2. Inf. Regt. Kron⸗ prinz, Geitner, Sec. Lt. der Res. vom 18. Inf. Regt. Prinz Lud⸗ wig Ferdinand, zum 15. Inf. Regt. König Albert von Sachsen, Die krich (Ingolstadt), Sec. Lt. von der Landw. Inf. 1. Aufgebots, zur Res. des 2. Inf. Regts. Kronprinz, — versetzt. German, Pr. Lt. der Res. des 1. Fuß⸗Art. Regts. vakant Bothmer, Arras (Kaisers⸗ lautern), Pr. Lt. in der Landw. Feld⸗Art. 2. Aufgebots, — . die Sec. Lts.: Prell in der Res. des 15. Inf. Regts. König Albert von Sachsen, Fischer (1 München) bei der Inf., Fahr (Zweibrücken) beim Tram, — beide in der Landw. 1. Aufgebots, Nies (I1 München) in der Landw. Feld⸗Art. 2. Aufgebots, — zu Pr. Lts.; die 11“ bezw. Vize⸗Wachtmeister der Res.: Honold (Passau), Pfister (Kempten), — beide im 3. Inf. Regt.
rinz Karl von Bayern, Distler (Bamberg) im 5. Inf. Regt.
roßherzog Ernst Ludwig von Hessen, Keilholz (Erlangen) im 6. Infanterie⸗Regiment Kaiser Wilhelm, König von Feea.e Roth, Altnoeder (Regensburg) im 11. Inf. Regt. von der Tann, Schmidinger (Passau) im 12. Inf. Regt. Prinz Arnulf, Schäfer (Ansbach) im 15. Inf. Regt. König Albert von Sachsen, Stadler (Passau) im 16. Inf. Regt. Großherzog Ferdinand von Toskana, Sellner (Aschaffenburg) im 2. Jäger⸗Bat., Graf v. Geldern⸗ Egmond (Augsburg) im 1. Ulan. Regt. Kaiser Wilhelm II., König von Preußen, Schmitt (Kempten), Herrle (Augsburg), — beide im 1. Feld⸗Art. Regt. Prinz⸗Regent Luitpold, Helm (Kempten) im 3. Feld⸗Art. Regt. Königin⸗Mutter, Mezger (Augsburg) im 4. Feld⸗Art. Regt. König, Kellner (Augsburg) im 1. Fuß⸗Art. Regt. vakant Bothmer, Schimpfle (Augburch im
2. Fuß⸗Art. Regt., Heymann (Augsburg) im 1. Train⸗Bat.,
Schüttoff (Erlangen) von der Landw. Inf. 1. Aufgebots, — zu
Sec. Lts., — befördert.
Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. 3. Ja⸗
Frhr. v. Seckendorf, Hauptm. und Komp. Chef vom
Offiziere,
19. Inf. Regt., mit der gesetzlichen Pension und mit der Erlaubniß zum Tragen der bisherigen Uniform mit den für Verabschiedete vor⸗ geschriebenen Abzeichen der Abschied bewilligt.
8 Im Beurlaubtenstande. 1. Januar. Winkelmeyer (Hof), ö von der Landw. Inf. 1. Aufgebots, v. Gönner (W
eiden),
r. Lt. von der Feld⸗Art. 1. Aufgebots, — beiden mit der Er⸗ laubniß zum Tragen der Landw. Uniform mit den für Ver⸗ abschiedete vorgeschriebenen Abzeichen, — 397 (Aschaffenburg), Sec. Lt. von der Landw. Inf. 2. Aufgebots, eyer (Hof) Sec.
Lt. von der Landw. Kav. 2. Aufgebots, — der Abschied bewilligt. Im Sanitäts⸗Korps. 1. Januar. Dr. Langreuter, Stabsarzt von der Landw. 1. Aufgebots (Aschaffenburg), Dr. Haupt, Stabsarzt von der Landw. 2. Aufgebots (Aschaffenburg), — der Abschied bewilligt.
Beamte der Militär⸗Verwaltung.
31. Dezember. Körner, Zahlmstr. des 7. Inf. Regts. Prinz Leopold, tritt unter Verleihung des Titels eines Rechnungs⸗Raths mit Pension in den erbetenen Ruhestand.
1. Januar. Schuegraf, Ober⸗Avpotheker von der Landw. 1. Aufgebots (I München), diesem mit der Erlaubniß zum Tragen der
Uniform, Ruppert, Ober⸗Apotheker von der Landw. 2. Aufgebots (I München), — der Abschied bewilligt.
3. Januar. Knussert, Geheimer Kanzlei⸗Rath, Geheimer Registrator und Geheimer Registratur⸗Vorsteher im Kriegs⸗Ministerium, tritt auf seinen Antrag zum 1. April d. J. mit Pension in den Ruhestand.
Kaiserliche Marine. Offiziere ꝛc. Ernennungen, Beförderungen Ver⸗ setzungen ꝛc. Neues Palais, 30. Dezember. Wilde, Kapitän⸗ Lt., zum Kommandanten S. M. Avisos „Blitz“ ernannt.
„Neues Palais, 6. Januar. Meuß, Korv. Kapitän, Aus⸗ rüstungs⸗Direktor der Werft zu Danzig, unter Belassung in dieser Stellung mit der Vertretung des fehlenden Ober⸗Werftdirektors der Werft zu Danzig beauf tragt. 8
Kaiserliche Schutztruppe für Deutsch⸗Ostafrika. Neues Palais, 30. Dezember. v. Stuemer, Sec. Lt. a. D., bisher vom Fuß⸗Art. Regt. Encke (Magdeburg.) Nr. 4, mit dem 8. Januar 1896 der Schutztruppe zugetheilt.
Neues Palais, 6. Januar. Eberhard, Pr. Lt. a. D., scheidet mit dem 17. Januar 1896 aus der Schutztruppe aus.
Nichtamtliches.
Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 11. Januar.
Seine Majestät der Kaiser und König nahmen 1v Nachmittag von 4 Uhr an im hiesigen Schlosse den Vortrag des Justiz⸗Ministers Schönstedt entgegen.
Heute Vormittag hörten Seine Majestät den Vortrag des Staatssekretärs des Auswärtigen Amts, Staats⸗Ministers Freiherrn von Marschall in desfen Wohnung und empfingen im Schlosse den Chef des Generalstabs der Armee, General Grafen von Schlieffen, den Inspekteur der ersten Kavallarie⸗ e General von Krosigk und den Chef des Militär⸗ abinets, G l von Hahnke zum Vortrage. 9
Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Zoll⸗ und Steuerwesen und fuͤr Justizwesen sowie die vereinigten Ausschüsse für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Rechnungs⸗ wesen hielten heute Sitzungen.
Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich bayerische Ministerial⸗Rath von Heller ist hier angekommen.
Bayern.
Die Kammer der Abgeordneten berieth vorgestern die Interpellation über einen Vorfall, der sich während der Sylvesternacht in einem Münchener Restaurant ereignet hatte und bei welchem mehrere Militärpersonen betheiligt waren. Die erste Veranlassung desselben war die Verletzung einer dienstlichen Vorschrift durch einen Soldaten und die Parteinahme des Publikums für denselben, die sich durch die Verhöhnung eines Sergeanten kundgab. Der Kriegs⸗Minister Freiherr von Asch ergriff das Wort und erläuterte, wie die Münchener „Allg. Ztg.“ berichtet, unächst an der Hand der Bestimmung über die Ehren⸗
zeigungen, daß die Erweisung solcher in einem Restau⸗ rant durch „Antreten“ nicht in der Vorschrift stehe, sondern sich durch die Praxis herausgebildet habe. Geschehe das An⸗ treten ohne Uebertreibung, Stampfen u. dgl., nicht mit einem zu starken Aplomb, so sei es doch weder lächerlich noch be⸗ lästigend. Sonst gehe ja auch ein Bekannter zu seinem Freunde hin, wenn er ihn grüße, und ein Soldat könne doch nicht etwa dem Unteroffizier auf die Schulter klopfen. Eine Ueber⸗ treibung mißbilligte der Minister entschieden. Unter Anführung der einzelnen, seit 1875 ergangenen Verordnungen wies der Minister nach, daß — während vor noch nicht so 8 Zeit jeder Soldat jahraus jahrein drei Patronen in einer Tasche hatte — die Ausrüstung der Mannschaften mit scharfer Munition im Wachdienst bisher immer mehr ein⸗ geschränkt und schließlich durch die Verordnung vom Jahre 1893 auf Posten in besonders ee Verhältnissen be⸗ 88 wurde G von Strafanstalten u. dgl.). Es eien ferner Bestimmungen dahin getroffen, daß mit ausgerüstete Posten nicht mit geladenem Gewehr stehen, sondern erst laden, wenn der Gebrauch der Waffe bei Ge⸗ fährdung der persönlichen Sicherheit oder in einem anderen, durch die Verordnung über den Waffengebrauch bestimmten Fall in Frage kommt, ferner daß solche Posten hinsichtlich des Waffengebrauchs mit besonderen Instruktionen versehen werden. Als unerwiesen erklärte der Minister die Behaup⸗ tung, daß in der Sylvesternacht auf der Hauptwache ein Punsch⸗ gelage gehalten worden sei. Wenn nun Abg. Grillenberger dem Wachoffizier auch schon das Urtheil gesprochen habe: „Er muß entlassen werden!“ so habe der Landtag selbst sich gegen die Pensionierung von Offizieren wegen eines einzelnen Vorkomm⸗ nisses ausgesprochen, und so weit, daß der hier in Frage stehende Offizier seiner Verfehlung wegen aus dem Dienst ent⸗ lassen werden müsse, sei es doch nicht. Auf das Vorgehen der Münchener Wirthe zurückkommend, bemerkte der Minister schließlich: „Ich mißbillige jede Ueberhebung, also auch die mit dem Begriff des Militarismus sich deckende, — aber zu einem geduldeten Uebel wollen wir uns denn doch nicht herunterdrücken lassen. Wir beanspruchen in der bürgerlichen Gesellschaft jene Stellung, die uns zu⸗ kommt; wir verlangen die Achtung, welche Bürgern gezollt wird, die jeden Augenblick bereit sind, mit Blut und Leben für die Existenz und das Gut ihrer Mitbürger einzutreten.“ Nachdem noch mehrere Redner diese Erklärung des Kriegs⸗ Ministers für erschöpfend und zufriedenstellend erklärt hatten, war die Interpellation erledigt. ““
Sachsen.
Seine Majestät der König empfing gestern in Dresden den bisherigen Kaiserlich und Königlich österreichisch⸗ungarischen Gesandten Grafen von Chotek behufs Entgegennahme seines Abberufungsschreibens in Audienz. Später wurde derselbe zur Königlichen Tafel zugezogen.
Beide Ständekammern traten gestern wieder zu Sitzungen zusammen. Den Verhandlungen der Ersten Kammer wohnte der Staats⸗Minister von Metzsch bei. Der einzige Gegenstand der Tagesordnung war der Bericht der ersten Deputation über den Emtwurs eines Gesetzes, betreffend die Abänderung des § 1 des Gesetzes über Gewährung von Ent⸗ schädigung für infolge von Milzbrand gefallene oder getödtete Rinder vom 17. März 1886. Die Deputation beantragte die
ustimmung zu dem Entwurf mit einigen redaktionellen Aenderungen. Nachdem Rittergutsbesitzer Wecke⸗Wiesa der Regierung für die Vorlage gedankt und seiner Be⸗ friedigung darüber Ausdruck gegeben hatte, daß noch diesem Landtag eine Gesetzvorlage, betreffend obligatorische Viehversicherung und Fleischbeschau, zugehen werde, bemerkte der Staats⸗Minister von Metzsch berichtigend, daß die Re⸗ gierung zwar eine Vorlage dieser Art in Aussicht gestellt habe, indessen nicht für die gegenwärtige Session der Stände⸗ kammern. Ferner rechtfertigte er den Standpunkt der Staatsregierung gegenüber einer die Ueberschrift des Gesetzes Hetressendee Bemerkung des Deputationsberichts. Dr. von Frege⸗Weltzien ersuchte die Königliche Staats⸗ regierung: im Bundesrath darauf hinzuwirken, daß in den Ländern (namentlich den Niederungsländern), aus welchen die sächsischen Landwirthe Zuchtvieh bezögen, ebenso umfassende E“ Vorkehrungen getroffen würden, wie in Sachsen. er Deputationsantrag wurde einstimmig an⸗ genommen.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach.
Anläßlich der 25. Wiederkehr des Gedenktags des Gefechts bei Sapignies richtete Seine Majestät der Kaiser an Seine Königliche Hoheit den Großherzog, nach der „Weim. Ztg.“, folgende Depesche:
„Neues Palais, den 4. Januar 1896. Mit Eurer Königlichen Hoheit als dem langjährigen erlauchten Chef der Geßler⸗Kürassiere Nranbe Ich eins zu süirk wenn Ich heute der von Ihrem braven
egiment vor 25 Jahren bei Sapignies bewiesenen Tapferkeit dankbar gedenke und dies dem Regiment kundgegeben habe. Wilhelm R.“
Seine Königliche Hoheit der Großherzog antwortete durch nachstehendes Telegramm:
„Eurer Majestät danke Ich herzlich für den Gruß, den Aller⸗ höchstdieselben Meinem Regiment zu seinem Ehrentage zu senden ge⸗ ruht haben, wo es vor 25 Jahren sich seine Lorbeeren zu Sapignies errang. Es wird dasselbe durch diesen Kaiserlichen Gruß sich och⸗ beglückt fühlen und in demselben einen neuen Antrieb finden, den Bahnen der Ehre und des Ruhmes weiter zu folgen.
8 Carl Alexander.“
Oldenburg.
Ueber das Befinden Ihrer xeee oheit der Groß⸗
herzogin wurde am Freitag folgendes Bulletin ausgegeben: Die Nacht war schlaflos und brachte neue Leiden; der Kräfte⸗
zustand ist derselbe wie gesterer.
Nach der Monatsübersicht der 2 — Staats⸗
einnahmen entfallen der „Weser⸗Ztg.“ zufolge auf den Freibezirk im letzten Dezember 10 176,63 ℳ gegen 9698,19 ℳ im Dezember des Jahres 1894. Vom 1. April bis Ende Dezember 1895 wurden 504 597,88 ℳ vereinnahmt gegen 349 483,69 ℳ im gleichen Zeitraum des Vorjahrs. Die Schiffahrts⸗ abgabe auf der Unterweser erbrachte im letzten Dezember 46 421,80 ℳ, vom 1. April bis Ende Dezember 1895 ins⸗ gesammt 383 368,50 ℳ
8 Oesterreich⸗Ungarn.
Der Kaiser wohnte gestern, wie „W. T. B.“ aus
Wien berichtet, im Militärkasino dem Vortrage des Majors
Schirmbeck über den Einfluß der Zusammensetzung der Haupt⸗ quartiere und über den des inneren Dienstes bei denselben auf den Gang kriegerischer Ereignisse hei. Nach dem Vortrage sprach der Kaiser dem Vortragenden seine Anerkennung aus und zeichnete mehrere Generale durch eine Ansprache aus.
Im böhmischen Landtag wurden gestern weitere Wahlen zu den Kommissionen vorgenommen. Dabei wählten die den Städte⸗ und Landgemeinde⸗Kurien angehörenden czechischen Abzeordneten im Sinne der gestern dächan Be⸗ schlüsse nur Czechen. Bei den Wahlen aus dem gesammten Landtage fielen den Deutschen jedoch durch die Unterstützung seitens des Großgrundbesitzes immer so viel Stimmen zu, als ihnen in den Kurien entzogen wurden; daher bleibt die bisherige Parität der Kurien und der beiden Nationalitäten aufrecht⸗ erhalten. Von den Jungczechen Adamek, Niemec, Krejci und Genossen wurde der Antrag eingebracht: der Landtag möge anläßlich des Kaiser⸗Jubiläums 500 000 Fl. zur Stiftung eines Kaiser Franz Joseph⸗Fonds zum Zweck der Unter⸗ stützung des Kleingewerbes bewilligen.
Im ungarischen Abgeordnetenhaus brachte der Finanz⸗Minister Lucacs gestern einen Gesetzentwurf ein über die Deckung von Nachtragsleistungen zu den gemeinsamen Ausgaben für 1893, 1894, 1895, deren auf Ungarn ent⸗ fallender Theil nach den Schlußrechnungen 1 497 025 Gulden beträgt. Darauf widerlegte der Minister⸗ Präsident Baron Banffy die Begründung des Antrags des Abg. Ugron auf Unterbrechung der Ausgleichs⸗ verhandlungen. Baron Banffy führte aus: Ungarn verehre in seinem König den konstitutionellsten Monarchen, und er, Banffy, könne nicht zugeben, daß behauptet werde, in Oesterreich, unter dem Scepter Seiner Majestät, werde un⸗ konstitutionell regiert. Er fühle sich verpflichtet, die Aus⸗ gleichsverhandlungen mit der österreichischen Regierung ortzusetzen. Meritorisch sei während der jüngsten Wiener Ministerberathungen nichts vereinbart worden; es seien nur Vorbesprechungen gepflogen worden. Alle An⸗ gaben über Forderungen und Gege srdera hinsichtlich der Quote entbehrten der Grundlage. Die Regierungen würden ihre Vorschläge behufs Entsendung einer Quoten⸗ deputation den Parlamenten Mitte Februar unterbreiten; erst diese werde die Quotenfrage erörtern. Hierauf wurde der Titel „Minister⸗Präsidium“ angenommen, die Beschlußanträge wurden abgelehnt. — In der heutigen Sitzung wurde bei der fortgesetzten Budgetdebatte der Titel „Dispositionsfonds“ in namentlicher Abstimmung mit 82 gegen 63 Stimmen angenommen, nachdem der liberale Abg. Pulsky erklärt hatte, die liberale Partei habe volles Vertrauen zur Regie⸗ rung, und nachdem der Kultus⸗Minister Wlas n den Ein⸗ würsen der Opposition gegenüber richtiggestellt hatte, daß auf der Wiener orientalischen Akademie, ungarisches Verfassungs⸗ und ungarische Sprache mit gutem Erfolge gelehrt werden.
Großbritannien und Irland.
Der Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain begab sich gestern Nachmittag von London nach Osborne zur Audienz bei der Königin. Für heute ist, dem „W. T. B.“ zufolge, ein Kabinetsrath angesetzt worden.
Rußland.
Das Budget für 1896 veranschlagt im Ordinarium die Einnahmen auf 1 239 400 000 Rbl., die Ausgaben auf 1 231 000 000 Rbl. und im Extraordinarium die Einnahmen auf 2 200 000 Rbl., die Ausgaben auf 130 400 000 Rbl. Das Ordinarium ergiebt demnach einen Ueberschuß von 8400000 Rbl., welcher zur Deckung von außerordentlichen Ausgaben benutzt wird. Die im Extraordinarium außerdem noch zu deckenden 119 800 000 Rbl. werden aus den disponiblen Kassenbeständen der Reichsrentei gedeckt. Letztere betragen zum 1. Januar 1896 271 000 000 Rbl. Das Budget nimmt gegenüber dem Voranschlage für 1895 bei den Einnahmen im Ordinarium ein Mehr von 106 100 000 Rbl. an, herrührend aus der Ver⸗ staatlichung der Südwestbahnen, der Vermehrung des Ertrages der übrigen Staatsbahnen und aus der allgemeinen Verstärkung der meisten Einnahmequellen. Die Ausgaben weisen gegenüber dem Voranschlage für 18955 im Ordinarium ein Mehr von 120 200 000 Rbl. auf infolge Einrechnung der Betriebskosten für die Südwestbahnen, der Kosten für die Verkehrsausdehnung auf den übrigen Staatsbahnen, ferner infolge der Erhöhun der Kredite für Wege⸗ und Wasserbauten und der Auß wendungen für fernere Ausbreitung des staatlichen Branntwein⸗ verkaufs. Von den Ausgaben des Extraordinariums sind 82 200 000 Rubel für den Ausbau der Sibirischen Bahn, 2 400 000 Rubel für Hilfsarbeiten bei diesem Bahnbau und 45 700 000 Rubel für den Ausbau verschiedener Magistral⸗ um. Vizinalbauten sowie den Ankauf von rollendem Material estimmt.
Der Bericht des Sos we nsstess Witte an den Kaiser zum Budget betont die ausnahmslos günstigen Er⸗ gebnisse der Durchführung des Budgets seit 1888, nament⸗ lich die Ueberschüsse der letzten drei Jahre und die trotz großer finanzieller Opfer erzielten Ueberschüsse der Jahre 1891 und 1892. Der Bericht hebt das 52 thum des Nationalwohlstands hervor, das aus der Er⸗ tragssteigerung der auf nicht unentbehrliche Bedürf⸗ nisse gelegten indirekten Steuern, sowie der Eisenbahnen, Staats⸗ domänen, Posten und Telegraphen erhelle, und stellt fest, daß trotz der gedrückten “ sich immer mehr eine be⸗ güterte Landbevölkerung heranbilde. Seohens verbreitet sich der Bericht über die nützlichen Wirkungen und die Aus⸗ wüchse der Spekulationsbewegung und hebt insbesondere die Sicherheit und die zunehmende Werthschätzung der ”- en Papiere seitens des Auslandes hervor. Schließlich 8 t sich der Minister für unentwegte allmähliche Durchführung
den Abg. Schmidt⸗Frankfurt
bewa hrun
erklärt, daß die Kündigung meiner
reform mit Vermeidung sowohl der geringsten Ein⸗ “ en als auch künstlicher Veränderung destehender rhaltni se aus und betont, daß Rußland durch die Inangriff⸗ nahme der Valutareform von neuem seine Friedensliebe in überzeugender Weise dargethan habe. Italien.
Die „Riforma“ veröffentlicht folgende Note: Die Re⸗ gierung wird beschuldigt, daß sie Verstärkungen in un⸗ genügendem Umfang oder zu langsam nach Erythräa sende. Der Thatbestand ist indessen der, daß General Baratieri der Regierung erklärt hat, daß er mehr nicht verlange und nicht wünsche im Hinblick auf die Schwierigkeit der Bewegung der Truppen und der Ver⸗ pflegung derselben. Nichtsdestoweniger hat die Regierung auf der Absendung einer Reservetruppe nach dem Innern der Kolonie bestanden und dieselbe angeordnet zu dem Zwecke, die Ruhe in dem dortigen Gebiete sowie die Sicherheit der Marschrouten der Operationstruppen herzustellen und die Möglichkeit des Ersatzes für etwaige Lücken zu bieten.
Am 12. d. M. sollen der „Italia militare“ zufolge zwei Bataillone von Neapel nach Massowah abgehen und drei weitere Bataillone am 13. Januar folgen. Auch werden mehrere Batterien dahin gesandt werden.
Portugal.
In der Pairskammer brachte gestern, wie „W. T. B.“ aus Lissabon meldet, der Premier⸗Minister seine Hoch⸗ achtung für den Präsidenten von Transvaal zum Aus⸗ druck. Die Kammer nahm einen Antrag an, in welchem die Befriedigung darüber ausgedrückt wird, den Frieden und die Ruhe in Süd⸗Afrika erhalten zu sehen.
Türkei.
Ein Irade des Sultans ordnet die Bildung einer Hilfskommission unter dem Vorsitz des Sultans behufs Unterstützung der durch die letzten Ereignisse heimgesuchten asiatischen Vilajets an. Die Hilfeleistung wird Türken und Christen zu gute kommen.
Gestern empfing der Sultan, nach einer Meldung des W. T. B.“ aus Konstantinopel, den deutschen Bot⸗ schafter Freiherrn von Saurma⸗Jeltsch, den österreichisch⸗ ungarischen Botschafter Freiherrn von Calice, sowie den österreichisch⸗ ungarischen Militär⸗Attaché Freiherrn Giesl! von Gieslingen in Audienzz. .“
Amerika. Amtliche Depeschen bestätigen, daß Oberst Molina und Prats auf Cuba über die Banden von Maceo und rfolge errungen haben.
Nach einer Mittheilung des „W. T. B.“ a
vom gestrigen Tage erklärte der Präsident der Südafrikanischen Republik Krüger in seiner Antwort auf die von Chamberlain auf Anordnung der Königin von En gland an ihn gerichtete Depesche: Es sei seine ernste Absicht, Jameson und die anderen Gefangenen den englischen Behörden auszuliefern, damit sie urch die englische Regierung zur Strafe gezogen würden. Er werde seine endgültige Entscheidung über diese Ange⸗ legenheit bekannt geben, sobald Ruhe und Ordnung in Johannesburg wiederhergestellt seien. Präsident Krüger bat, der Königin die Versicherung seiner Hochachtung und den Dank für ihre Worte zu übermitteln, und sandte der S seine ehrfurchtsvollen Grüße. — Ein Vertreter der Zeitung „Pretoria Preß“ ist amtlich benachrichtigt worden, daß die Regierung der Südafrikanischen Republik alles Mögliche thun werde, um den Be⸗ trieb der Minen zu fördern, deren Besitzer daher nicht nöͤthig hätten, ihre Interessen zu Gunsten einer Schaar von Aufwieglern zu opfern. — Das „Reform⸗Comité“ im Randdistrikt zögert dagegen, einer Meldung des „Reuter⸗ schen Bureaus“ aus Prätoria zufolge, immer noch, das Ver⸗ sprechen der Entwaffnung seiner Leute auszuführen. Infolge⸗ dessen hat sich der englische Agent De Wet wieder nach Johannesburg begeben. Zur Zeit tagt dort eine Regierungs⸗ kommission, um sich von der Ausführung der Unterwerfungs⸗ bestimmungen zu vergewissern. De Wet wohnt den Sitzungen der Kommission bei. Ungefähr 10 000 Boeren sind unter den Waffen und werden nicht eher in die Heimath zurückkehren, als bis die Angelegenheit endgültig geregelt ist. — In der Nacht vom 9. zum 10. Januar wurden zweiundzwanzig Mit⸗ lieder des „Reform⸗Comités“, darunter der Bruder von Sir ecil Rhodes, Oberst Rhodes, Sir Drummond Dunbar, Lionel Phillips und Dr. Sauer, unter der Beschuldigung des Hoch⸗ verraths in ihrem Klub verhaftet und darauf nach Prätoria gebracht. — Der britische Staatssekretär für die Kolonien CThamberlain hat nach einer Mittheilung der „Times“ aus Kapstadt an den Chef des „Afrikander Bund“, Hofmeyer, telegraphiert: über die Umstände von Jameson'’s Aufstand werde eine eingehende Untersuchung stattfinden, und die nöthi⸗ gen Schritte würden gethan werden, um das Planen oder die Ausführung solcher Versuche in Zukunft unmöglich zu machen.
Parlamentarische Nachrichten Der Bericht über die gestrige Sitzung des Reichs⸗
tags befindet sich in der Ersten Beilage.
— In der heutigen (13.) Sitzung des Reichstags, welcher der Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. von Boetticher, der preußische Minister für Handel und Ge⸗ werbe Freiherr von Berlepsch und der Präsident des Reichsbank⸗Direktoriums Dr. Koch beiwohnten, genehmigte das Haus engch ohne Debatte den schleunigen Antrag des Abg. Auer und Genossen wegen Einstellung des gegen G Strafverfahrens und sebte dann die erste Berathung des Entwurfs eines Börsengesetzes und des Entwurfs eines Gesetzes, be⸗ treffend die Pflichten der Kaufleute bei Auf⸗ fremder Werthpapiere, fort. Zunächst nahm das Wort der Abg. Schönlank (Soz.): Ich bin veranlaßt, einen mir heute negesne Brief des Herrn Professor Meyer zu verlesen: „Sehr geehrter Herr eichstags⸗Abgeordneter! Zur Steuer der Wahrheit ersuche ich Sie, möglichst im Reichstag au zu sagen, daß der „Frankfurter Aktionär“ seine verleumderische Aeußerung in einer der folgenden Nummern wieder zurückgenommen hat, und daß ich im Besitz eines Schreibens
des Eigenthümers der „Vossischen Peng binee 2 85 deefets.
an die Wahrheit der Beschuldigung geglaubt habe, sondern weil ich den dienstlichen Anordnungen seinerseits zuwider gehandelt habe. Die Beweise hierfür kann ich leider nicht beilegen, weil sich das Material zur Zeit im Kultus⸗Ministerium befindet. Hochachtungsvoll Moritz Meyer, Dozent am Polytechnikum.“
bg. Bachem (Zentr.): Der Abg. Liebermann von Sonnenberg hat gestern rühmend anerkannt, daß die Zentrumspartei sich vom Gründungs⸗ und Börsenwesen bisher ferngehalten habe. Er hat dann aber auf eine Broschüre hingewiesen, in welcher dem Handelsredakteur der Kölnischen Volkszeitung vorgeworfen wird, daß er mit einem bekannten Börsenmanne in Verbindung stehe. Dafür kann die Zentrumspartei und e»Fraktion nicht verantwortlich gemacht werden. Die „Kölnische Volkszeitung“ ist ein von der Zentrumspartei absolut unabhängiges Organ, und ich äußere mich nur zur Sache wegen meiner persönlichen verwandtschaftlichen Beziehungen zu dem Verlage. Die Behauptung, daß der Handelsredakteur der „Kölni⸗ schen Volkszeitung“ in engster Verbindung mit einem jüdischen Börsenjobber stehe, enthält an sich noch nichts Beleidigendes. Jeder Handelsredakteur ist genöthigt, im Interesse der Aufklärung mit allen Leuten in Verbindung zu treten, von welchen er Nachrichten erwartet. Anders steht es mit dem Vorwurf, daß der Redakteur betrügerische jüdische Manipu⸗ lationen unterstützt habe. Die betreffende Broschüre enthält nun in dieser Beziehung keinen thatsächlichen bestimmten Vorwurf, und deshalb haben Verlag und Redaktion der „Kölnischen Volkszeitung“ beschlossen, diese Broschüre einfach zu ignorieren. Wer einen derartigen Vorwurf gegen einen Redakteur erheben will, der muß angeben, welche be⸗ trügerischen Manipulationen der betreffende Börsenjobber beencen hat, er muß diesen mit Namen nennen und sagen, durch welche Artikel der Redakteur jene Manipulationen unterstützt habe; er muß darlegen, daß der Handelsredakteur nicht lediglich aus innerer Ueber⸗ zeugung etwas geschrieben habe, sondern aus unlauteren Motiven. Ich habe gestern sofort telegraphisch aus Köln nähere Informationen erbeten, und darauf erklärt der Handelsredakteur der „Kölnischen Volkszeitung“, daß er die Behauptung, daß er unmoralische Mani⸗ pulationen von jüdischen Börsenmännern unterstützt habe, als gänzlich unwahr mit Entrüstung zurückweise. In einer zweiten Depesche erklärt der Verlag der „Kölnischen Volkszeitung“, daß ein Verkehr des Handelsredak⸗ teurs mit Börsenleuten selbstverständlich sei, da er sonst nicht über Börsen⸗ vorgänge berichten könne, daß sich der Verlag der Zeitung von aller und jeder Verbindung mit der Börse und von Börsengeschäften irgend welcher Art streng fern halte und der Handels⸗ redakteur kontraktlich verpflichtet sei, auf Börsengeschäfte sich unter keinen Umständen einzulassen, und daß der Handels⸗ redakteur Manipulationen der Börsenmänner nicht unterstützt, sondern im Gegentheil stets auf das schärfste bekämpft habe. Jeder objektive Leser kann nur zu der Einsicht kommen, daß die „Kölnische Volks⸗ zeitung“ und ihr Handelstheil absolut unabhängig ist. Ich wollte die Ehre des Handelsredakteurs vor dem ganzen Reichstag retten. Dieser Mann hat stets in selbstlosester Weise die Interessen des Publikums gewahrt. Wenn er von anti⸗ semitischer Seite vielfach angegriffen wird, so kommt das wohl daher, daß er für einen Juden gehalten wird, obwohl er einem ganz christ⸗ lichen Stamm angehört. Gerade durch seine genaue Kenntniß der Börse hat er oft das Publikum frühzeitig warnen können.
Abg. Liebermann von Sonnenberg: Ich danke Herrn Bachem für diese Aufklärung. Aus meinen gestrigen Aeußerungen kann man nicht die Vermuthung ableiten, daß ich den Herrn habe an⸗ reifen wollen. Ich wollte dem Zentrum als einem der wichtigsten betlre hier im Hause zur Bekämpfung des Börsenthums
elegenheit geben, nach dieser Richtung Aufklärung zu schaffen. Ja, wenn Sie selbst von sich voraussetzen, daß Sie Winkelzüge machen, dann mögen Sie das mit 88 selbst abmachen. Ich habe so gedacht, wie ich gesprochen habe. Die große Bewegung, in der ich stehe, kann nicht vorwärts kommen, wenn sich nicht die kathodisch Bevölkerung daran betheiligt. In katholischen Kreisen hat sich schwerer Unwille über diese Verdächtigungen des Handels⸗Redakteurs der „Kölnischen Volkszeitung“ bemerkbar gemacht, ohne daß vom Zentrum dagegen 8 wäre. Ich bin deshalb mit der Erklärung des Zentrums zufrieden.
Abg. Bachem: Ich habe die Ausführungen des Abg. von Lieber⸗ mann garnicht anders aufgefaßt, als er heute sagt. Ich war schon gestern ihm dankbar, daß er mir Gelegenheit zu dieser Aufklärung gab. Ich hatte keine Ahnung, daß die Sache in weiteren Kreisen bekannt ist. Der Handels⸗Redakteur der „Kölnischen Volks zeitung“ hat niemals jüdische Ausschreitungen mit anderem Maße ge⸗ messen, als die von anderer Seite.
Bei Schluß des Blattes spricht der Abg. Hahn.
Statistik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Aus London wird dem „W. T. B.“ zum Ausstande der Schiffsbauarbeiter vom heutigen Tage gemeldet: ei auf eine Beilegung des Ausstandes am Clyde ist diese Nacht ge⸗ schwunden infolge der Entschließung des Meistercomités, 8 die Arbeiter acht Wochen lang zu den alten Lohnsätzen arbeiten sollen, ehe irgend eine Teünerhögaac stattfindet. Die Arbeiter lehnen diese Bedingungen ab, würden aber 4. die Arbeit auf Flottenkontrakte wieder aufnehmen, wenn die Regierung versprechen wollte, vermittelnd einzutreten, sobald die derzeitigen auswärtigen Fragen erledigt sind.
Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 29. De⸗ zember 1895 bis inkl. 4. Januar 1896 zur Anmeldung gekommen: vom 29. bis 31. Dezember 1895 361 Lebendgeborene, 117 Ehe⸗ schließungen, 9 Todtgeborene, 220 Sterbefälle; vom 1. bis 4. Januar 1896 468 Lebendgeborene, 174 Eheschließungen, 16 Todtgeborene, 345 Sterbefälle.
Kunst und Wissenschaft.
Professor Virchow ist, wie „W. T. B.“ aus Paris meldet, anläßlich der Säkularfeier des Institut de France zum Kom⸗ mandeur der Ehrenlegion ernannt worden.
— Wie dem „W. T. B.“ aus St. Petersburg berichtet wird, fand dort 8.es unter dem Vorsitz des Großfürsten Constantin eine feierliche Sitzung der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften statt. In derselben wurden u. A. zu Ehrenmitgliedern ernannt: der Großfürst⸗Thronfolger, Papst Leo XIII., der Herzog von Aumale (Direktor der Akademie der Wissenschaften in Paris), Professor Leuckart (Leipzig), Professor Weierstraß (Berlin). Ferner wurden u. A. zu korrespondieren⸗ den Mitgliedern ernannt: die Professoren Klein (Göttingen), Lazarus, Fuchs, Schultze, Koehler (Berlin), Brentano (München).
Handel und Gewerbe. b
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 10. d. M. gestellt 12 769, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. In Hberschlesien sind am 9. d. M. gestellt 5021, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.
8 Verkehrs⸗Anstalten.
Budapest, 10. Januar. (W. T. B.) Der internationale und Telegraphen⸗Kongreß wird hier am 16. Juni zu⸗ ammentreten und dürfte 6 Wochen dauern; etwa 130 ausländische Fachleute werden an dem Kongreß theilnehmen, zu deren Ehren ver⸗ schiedene Festlichkeiten veranstaltet werden sollen.
Neapel, 10. Januar. (W. T. B.) Infolge heftiger Stürme auf dem Meer erlitt die Ankunft der Dampfschiffe große Ver⸗
zögerungen. In der Nähe von Forio auf Ischia kenterten zwei Boote und eine Yacht, ebenso ein griechischer Postdemmpfer dessen Mannschaft zur Hälfte verschwunden sein soll. Der Dampfer „Gottardo“ wurde zur Rettung abgesandt. 1 Konstantinopel, 10. Januar. (W. T. B.) Der infolge der Schneeverwehungen unterbrochene Eisenbahnverkehr ist wieder⸗ rgestellt 8 Theater und Musik.
Konzerte.
Der V. Symphonie⸗Abend der Königlichen Kapelle welcher gestern wegen Erkrankung des Kapellmeisters Weingartner von dem Konzertmeister Professor Halir geleitet wurde, begann mit Beethoven's Ouvertüre „Coriolan“. Dann folgte die Sinfonie pathétique von Tschaikowsky (op. 74, H-moll), die bereits im Konzerthause und im Saal der Philharmonie aufgeführt wurde. Dieses Werk des unlängst verstorbenen, fruchtbaren russischen Komponisten machte in der vortrefflichen Wiedergabe, die ihr zu theil wurde, einen sehr günstigen Eindruck; besondere Wirkung übten wiederum der zweite und dritte Allegrosatz und das Finale „Adagio lamentoso“ durch Originalität der Themen und formgewandte Behandlung. Nach rauschendem Beifall, der dem Werk und der trefflichen Ausführung alt, wurde die bereits öfter gehörte Duvertüre zu „König Lear“ von Berlioz vorgetragen. Den Schluß des Abends machte in ebenfalls sehr anerkennenswerther, fein schattierter Ausführung Mendelssohn’'s A-dur-⸗Symphonie (op. 90).
Zu derselben Zeit fand in der Sing⸗Akademie das Konzert von Eugen und Hermine d-Albert statt, welches durch die an⸗ gekündigte Mitwirkung von Dr. Johannes Brahms als Dirigenten sich zu einem hervorragenden musikalischen Ereigniß gestaltete. Nach⸗ dem das Philharmonische Orchester unter Mannstädt’s Leitung die „Abencerragen“⸗Ouvertüre von Cherubini gespielt hatte, er⸗ chien der berühmte Komponist, von dem dichtgefüllten Saal mit herzlichen Ovationen und einem Tusch des Orchesters begrüßt; in achtungsvollem, längerem Abstande folgte, mit Beifall empfangen, Herr d'Albert, um dann unter Direktion des Meisters dessen Klavierkonzert in D-moll (op. 15) vorzutragen. In diesem, noch ganz im strengen Brahms'schen Stil der ersten Epoche gehaltenen Werk mit der geistvollen, aber herben kontrapunktischen Faktur, die es dem Hörer nicht leicht macht, ihm durch das Labyrinth der musikalischen Gedanken zu folgen, bewährte Herr d'Albert sich als ebenso ausgezeichneter Interpret wie bei der Ausführung des weit später entstandenen B-dur-Konzerts (op. 73). Letzteres, in welchem ein schwermüthiges, liedartiges Thema durch vier Sätze hindurch in der fesselndsten und künstlerisch erfindungsreichsten Weise verarbeitet erscheint, trägt einen vor⸗ wiegend romantischen Charakter und ist so dankbar, daß man eigentlich nicht begreift, warum dasselbe nicht öfter auf den Konzertprogrammen erscheint. Eine Erklärung dafür läßt sich nur in den enormen pianistischen Schwierigkeiten finden, die dieses, wie die Brahms'schen Werke überhaupt darbieten. Es gehört eben ein so ausgezeichneter und fleißiger Künstler wie Herr d'Albert dazu, um die Technik in so vollkommener Weise zu bewältigen, wie dies z. B. in dem entzückenden „Allegretto grazioso“, dem letzten Satz, der Fall war. In dieser tadellosen Wiedergabe, um die sich auch das Philharmonische Orchester durch Präzision und aufmerksames Eingehen auf die Weisungen des Dirigenten wohl ver⸗ dient machte, boten beide Werke einen seltenen, hochkünstlerischen Genuß und werden überall, wo sie so zu Gehör werden, den Ruhm ihres Schöpfers dauernd befestigen. Herrn d'Albert wurden im Laufe des Abends reiche Beifalls⸗ ehren für seine großartigen Leistungen zu theil. — Zwischen den beiden Klavierkonzerten erschien die dem Konzertgeber neuvermählte Sängerin Frau Hermine d'Albert zum ersten Mal vor dem hiesigen Publikum. In dem Vortrage der großen Arie aus Beethoven'’s „Fidelio“: „Abscheulicher, wo eilst Du hin“ erwies sie sich im Besitz einer wohlklingenden, gleichmäßig gut ausgebildeten Stimme von dramatischer Ausdrucksfähigkeit. Sie erntete dafür gebührenden Beifall. — Nachdem die wohlbekannte „Akademische Fest⸗Quvertüre“, von Brahms selbst dirigiert, verklungen war, wiederholten sich die Ovationen für den greisen Meister und nöthigten ihn immer wieder in den Saal zur Entgegennahme der Dankesbezeugungen seitens der kunstbegeisterten Hörer.
Im Deutschen Theater finden in der nächsten Woche Wieder⸗ holungen von „Florian Geyer“ morgen Abend, am Mittwoch Abend sowie am nächstfolgenden Sonntag Nachmittag statt. Morgen Nachmittag und am Donnerstag Abend wird „Die Jüdin von Toledo“ gegeben. Am Montag kommt „Don Carlos“ zur Auf⸗ führung, Dienstag und nächstfolgenden Sonntag Abend „Romeo und Julia“. Für Freitag sind „Die Weber“, für Sonnabend „Die Mütter“ angesetzt.
Im Berliner Theater geht morgen Nachmittag Schiller's „Kabale und Liebe“ in Scene, Abends das vieraktige Schauspiel „Fedora“ von Sardou. Am Montag werden „Hasemann's Töchter“ wiederholt, Dienstag, Donnerstag und Sonntag Goethe's „Faust“, am Mittwoch wird Raimund's „Verschwender“ aufgeführt, am Freitag „Fedora“. Am 18. Januar, dem Jubeltage der Wiedererrichtung des Deutschen Reichs, gehen Nachmittags um 3 Uhr Wildenbruch’s „Bern⸗ hard von Weimar“ und das Festspiel „Hohenzollern“ von A. Prasch und M. von R. in Scene, Abends Goethe's „Götz von Berlichingen“. Sonntag, den 14. Januar, Nachmittags, findet eine Wiederholung von Anzengruber's „Pfarrer von Kirchfeld’ statt.
Im Lessing⸗Theater sind dem Lustspiel „Comtesse Guckerl“ von Franz von Schönthan und Franz Koppel⸗Ellfeld wiederum sämmtliche Spielabende in der nächsten Woche eingeräumt worden. Als Eee Vorstellung gelangt morgen Oscar Blumenthal's Lustspiel „Der Probe⸗ pfeil“, am nächsten Sonntag Lessing's „Minna von Barnhelm“ zur Auf⸗ führung. Der patriotische Erinnerungstag des 18. Januar wird im Lessing⸗Theater durch ein Festgedicht von 8 von Wildenbruch efeiert werden, das auch am Bennatag, den 19. d. M., der Nachmittags⸗ Pbrstellung wird.
Im Schiller⸗Theater wird morgen Nachmittag „Wil⸗ 86 Tell“ gegeben, Abends kommt das Volksschauspiel „Onkel Bräsig“ zur erstmaligen Aufführung. „Der Widerspenstigen
ähmung“ wird am Montag, eeng und Freitag wiederholt, am ittwoch und Donnerstag „Onkel Bräsig“, am Sonnabend geht „Minna von Barnhelm“ in Scene.
Im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater geht morgen als Abschiedsvorstellung des Fiala'schen Ensemblegastspiels zum letzten Male das Schauspiel „Gefallene Engel“ in Scene. Am 23. d. M. er⸗ öffnet Herr Direktor Julius Fritzsche mit dem Ausstattungsstücke „Der Hungerleider“ das ihm gehörige Theater wieder unter eigener künst⸗ lerischer Leitung. Vom 13. bis inklusive 22. Januar bleibt die Bühne wegen der Vorbereitungen für diese Aufführung geschlossen.
Im Residenz⸗Theater wird das Abend. Repertoire der nächsten Woche von Bisson’'s Schwank „Hals über Kopf“ und P. Linsemann's Einakter „In doppelter Bekehrung“ beherrscht. Morgen und am nächsten Sonntag, den 19. d. M., Nachmittags 6 Uhr, gelangt bei halben Kassenpreisen „Der Rabenvater“ von Fischer und Jarno zur Aufführung.
Im Theater Unter den Linden geht auch in kommender Woche die Operette „König Chilperich“ allabendlich in Scene. Am Donnerstag erlebt dieselbe die 25. Wiederholung.
Im Konzerthaus enthält das Programm für Monta u. a.: Cherubini's Ouvertüre zu „Lodoiska“, Wagner’'s Ouvertüre zu „Tann⸗ häuser“, Liszt's symphonische Dichtung „Tasso, lamento e trionfo“, Beethoven's Symphonie Nr. 7, A-dur, op. 92.
Mannigfaltiges.
Dem Magistrat von Berlin sind nachfolgende Aller⸗ höchste Dantscreihen zugegangen: An des Jahres Wende hat Mir der Magistrat Meiner Haupt⸗
und Residenzstadt Berlin freundliche Glückwünsche dargebracht und