1896 / 41 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 15 Feb 1896 18:00:01 GMT) scan diff

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ist und vor der

auf Anstellung im Zivildienst, mit der gesetzlichen Pension und mit 8 zum Tragen der bisherigen Uniform mit den für Ver⸗

der Erlaubni abschiedete vorgeschriebenen Abzeichen der Abschied bewilligt.

Im Beurlaubtenstande. 5. Februar. andw. Inf. urg), Pr. Lt. von den Landw.

Lösti, Schneider (1 München), 8 Liks. von der 2. Aufgebots, ter Meer (Aschaffen

Jägern 2. Aufgebots, der Abschied bewilligt.

Im Sanitäts⸗Korps. 5.

gebots, der Abschied bewilligt. Beamte der Militär⸗Verwaltung.

2. Februar. Scheitell, Sekretariats⸗Assist. von der Intend. der 5. Div., zum Sekretär bei der Intend. II. Armee Korps befördert. Hausser, Sekretariats⸗Assist. von der Intend. II. Armee⸗Korps, zu jener der 5. Div. versetzt. Schweiger, Zahlmstr. und Intend. Sekretariats⸗Aspir. vom 15. Inf. Regt. König Albert von Sachsen,

zum Sekretariats⸗Assist. bei der Intend. II. Armee⸗Korps ernannt. Februar. Sonner (Rosenheim),

bewilligt.

1— Februar. Dr. Schulte, Dr. Berthot (Kissingen), Assist. Aerzte 1. Kl. der Landw. 2. Auf⸗

5. Wagenhäuser (I München), Ober⸗Apotheker der Landw. 2. Aufgebots, der Abschied

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 15. Februar.

Das Staats⸗Ministerium trat heute Nachmittag 2 Uhr im Reichstagsgebäude unter dem Vorsitz des Minister⸗ Präsidenten Fürsten zu Hohenlohe zu einer Sitzung zu⸗ sammen.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Bürgermeister der

freien und Hansestadt Hamburg Dr. Versmann ist hier an⸗ gekommen.ʒ

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Laut telegraphischer Meldungen an das Ober⸗Kommando der

Marine ist S. M. Kbt. „Iltis“, Kommandant Kapitän⸗ Lieutenant Ingenohl, am 13. Februar in Hongkong ein⸗ getroffen und beabsichtigt, am 17. Februar nach Canton in See zu gehen; S. M. S. „Seeadler“, Kommandant Kor⸗ vetten⸗Kaprtän Coerper, beabsichtigt heute von Lourenço Marquez nach Kapstadt in See zu gehen.

Bayern.

Die Kammer der Abgeordneten nahm gestern nach längerer Debatte nahezu einstimmig den Antrag des Aus⸗ schusses auf Gründung einer Landes⸗Hypothekenbank auf ge⸗ nossenschaftlicher Grundlage, unter Aufsicht des Staates und mit einem staatlichen Zuschusse, an. Der Minister des Innern Freiherr von Feilitzsch gab die Zusage, daß die Regierung dem Antrage Folge geben werde.

Sachsen.

Die Zweite Kammer bewilligte gestern die Titel 12

und 43 des außerordentlichen Staatshaushalts, welche den Umbau der Dresdner Bahnhöfe und damit wgen Herstellungen und Vermehrung der Güter⸗ und Personenwagen betreffen.

Braunschweig.

Seine Hoheit der Herzog von Sachsen⸗Altenbur ist gestern Nachmittag von Oldenburg in Braunschweig S getroffen.

Bremen.

Der Staatshaushalts⸗Etat weist 17 357 000 an Ausgaben auf, davon 16 046 000 ordentliche, 1 161 000 außerordentliche und 150 000 Nachbewilligungen. Die Einnahmen sind auf 16 901 000 veranschlagt, sodaß ein Defizit von 456 000 verbleibt.

Lübeck.

Der Entwurf des Budgets für das Rechnungsja 1896/97 veranschlagt die ordentlichen Ausgaben auf 4 26 dg üe 23 gegen 4 421 195 51 im Etatsjahr 1895/96. Da die ordentlichen Einnahmen nur auf 4037 696 74 * 5 899 934 28 im laufenden Jahr angenommen ind, so ergiebt sich hieraus ein Fehlbetrag von 431 751 316 261 23 im deeülas für das Jahr

4 Oesterreich⸗Ungarn. 1

Der Kaiser stattete gestern Vormittag der Wittwe des Prinzen Hohenlohe einen Beileidsbesuch ab. Die Kaiserin sandte von Kap St. Martin ein in den wärmsten Worten abgefaßtes Beileidstelegramm, die Kronprinzessin⸗ Wittwe, Stephanie ein solches aus Abbazia. Die meisten in Wien lebenden Mit⸗ glieder des Kaiserlichen Hauses, die Minister, die Staats⸗ und Hof⸗Würdenträger, die Spitzen der Generalität und der Beamtenschaft sowie die Mitglieder des diplo⸗ matischen Korps kondolierten entweder persönlich oder zeichneten ihre Namen in die ausliegenden Kondolenzbogen ein. Die Beisetzung, welche wahrscheinlich am 18. d. M. Nachmittags stattfinden wird, soll nach dem Zeremoniell für einen Erz⸗ herzog vor sich gehen.

mn österreichischen Abgeordnetenhause heute eingebrachte Wahlreformvorlage besteht, dem „W. T. B.“ zufolge, aus zwei Gesetzentwürsfen. Der erste betrifft die Aenderung und Ergänzung des Staatsgrundgesetzes über die Reichsvertretung und die damit zusammen⸗ hängenden Gesetze, der zweite die der Reichsraths⸗Wahl⸗ ordnung. Der erste und der zweite Entwurf bestehen aus je drei Artikeln. Die Motive sind in einem Bericht von vier Kapiteln beigefügt, welche das erforderliche Ziffernmaterial enthalten. Der erste Gesetzentwurf stellt fest, daß zu den bisherigen 353 Mitgliedern des Abgeordnetenhauses weitere 72 kommen, welche von der neuen allgemeinen Wähler⸗

klasse gewählt werden. Hiervon entfallen auf Böhmen 18,

Galizien 15, Nieder⸗Oesterreich 9, Mähren 7, Steiermark 4,

DOber⸗Oesterreich und Tirol je 3, Dalmatien Bukowina und Schlesien je 2, Salzburg, Kärnten, Krain, Vorarlberg Istrien, Görz, Gradisca und Triest je 1 3

örz, Abgeordneter. Wahlberechtigt in dieser neuen Wählerklasse eft 8 Staatsbürger männlichen Geschlechts, welcher das 24. Lebens⸗ jahr vollendet hat, vom Wahlrecht nicht ausgeschlossen Ausschreibung Wahlen seit

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mindestens sechs Monaten im Wahlbezirk wohnhaft ist. Ausgeschlossen sind Personen, welche im Dienstverhältniß stehen und mit den Dienstherren in

bestehenden Wählerklassen wahlberechtigt sein würden. In

Wahlbezirke ausschließlich aus Gerichtsbezirken gebildet sind, bleibt die indirekte Wahl bestehen. In den anderen bis⸗ herigen Wählerklassen, sowie in den übrigen Wahlbezirken der neuen Wählerklasse gilt direkte Wahl. In den Ländern jedoch, in welchen durch Landesgesetz für die Landtagswahl direkte

gemeinden, sowie aus der neuen Wählerklasse die direkte Wahl.

mit allen gegen 2 Stimmen die Vorlagen über die Aende⸗ rung der Landes⸗Wahlordnung in der von dem Aus⸗

einer Anleihe in Höhe von 60 Stadt Wien. Hierauf erfolgte der Schluß des Landtags unter begeisterten Hochrufen auf den Kaiser.

Der böhmische Landtag nahm einstimmig den Antrag des Landesausschusses, betreffend die Feier des Regie⸗ rungs⸗Jubiläums des Kaisers, an. Der Landmarschall Fürst Lobkowitz hob sodann in seiner in böhmischer und deutscher Sprache gehaltenen Schlußrede hervor,

diese Fragen eine für alle befriedigende Lösung fänden. Der Redner schloß mit dreimaligen Slava⸗ nnd Hochrufen auf den Kaiser, in welche die Versammlung begeistert einstimmte. Die

„Das ungarische Unterhaus lehnte gestern bei der weiteren Besprechung der Pulszky⸗Angelegenheit nach einer längeren Rede des Kultus⸗Ministers Wlassics, und nach⸗ dem noch die Antragsteller Ugron, Graf Apponyi und Graf Szapary gesprochen hatten, den Antrag Ugron mit Föües Mehrheit durch Erheben von den Sitzen ab. Der Antrag es Grafen Apponyi auf Einsetzung einer parlamentarischen Untersuchungskommission wurde in namentlicher Abstimmung mit 174 gegen 150 Stimmen verworfen. Der Eventualantrag des Grafen Szapary auf Mißbilligung des Verhaltens der früheren und der jetzigen Regierung und auf Vorlegung der Akten in der Pulszky⸗Angelegenheit wurde durch Erheben von den Sitzen abgelehnt. Der Abgeordnete und frühere Staatssekretär im Kultus⸗ Ministerium August Pulszky, der Bruder Karl Pulszky's,

Karl Pulszky's sich ergebenden Schaden zu ersetze

Meber die gestrige Sitzung des Unterhauses liegt fol⸗ gender Bericht des „W. T. B.“ vor: gt f Der Parlaments⸗Sekretär des Auswärtigen Curzon erklärte: Die Regierung beabsichtige gegenwärtig nicht, einen Handels⸗Attaché in Peking zu ernennen; sie werde vielmehr zunächst den Bericht des Konsuls in Canton über den Stand des britischen Handels in Ost⸗

Korea und Japan zu besuchen. Sodann setzte das Haus die Debatte über den Zusatzantrag Labo uchdre’s zur Adresse fort. Sir William Harcourt erklärte, er würde in die Debatte nicht eingegriffen haben,

größten Wichtigkeit eingetreten wären. „Die Zeitungen“, führte Sir William Harcourt aus, „bringen die Aeußerungen des deutschen Staats⸗ sekretärs des Auswärtigen Freiherrn von Marschall im Reichstage. Als ich

versammlung hinwies, bemängelte der Erste Lord des Schatzes Bal⸗ die damalige Erklärung Lord Salisbury's ist wichtig genug, daß

handelt sich um seine Erklärung, es werde jetzt zu , sei irung, 8 . zugegeben, daß Transvaal die Hilfe auswärtiger Mächte angerufen habe: eine

einnehmen mußte, was auch in der That erfolgt ist. Lord Salisbury fügte damals noch hinzu: was der Präsident Krüger gethan habe, hätten auch die Irländer gethan haben können, und dabei wies er vermuthlich auf Amerika hin. Welche Grundlage bestand nun für jene Erklärung Lord Salisbury's, daß Transvaal die Hilfe auswärtiger Mächte nach⸗ gesucht habe? Es ist nichts zur Rechtfertigung dieser Erklärung an⸗ zuführen, als ein Bericht des britischen Agenten in Prätoria vom

daß angesichts des Eindringens einer bewaffneten Streitmacht in das Gebiet der Südafrikanischen Republik der Präsident Krüger c Intervention Frankreichs und Deutschlands nachgesucht habe, und daß die Konsuln dieser Länder jenen Wunsch Krüger's ihren Regierungen telegraphisch mitgetheilt hätten. Es giebt zwei Parteien, die das

deutsche Regierung und die Regierung der Südafrikanischen Republik. Aber die heute berichtete Erklärung des deutschen Staatssekretärs Freiherrn von Marschall besagt: „Die Behauptung, daß Präsident Krüger unsere Intervention nachgesucht habe, ist ein Irrthum; ich weiß nichts von einem solchen Schritte.“ Diese Aeußerung ist die unmittelbare Widerlegung der Erklärung Lord Salisbury's in Betreff des wes entlichsten unktes derselben. Meines Erachtens ist die Erklärung des Premier⸗ Kinisters die unvorsichtigste und rücksichtsloseste; sie ist, wenn sie,

eignet, die jetzige Lage zu verschlimmern. Ich zögere nicht zu sagen daß jeder, der zur Förderung übler Gesinnungen zwischen England und Deutschland beiträgt, kein Freund des Friedens ist.“ Im weiteren

das allgemeine Verhalten der eingeschlagene Politik erstrecken müsse. Letztere Frage könne

von Pitt und Fox gegen die Ostindische Kompagnie beobachtete Ver⸗

die Vorfälle in Johannesburg von der Chartered Company angeregt seien, und es sei nothwendig festzustellen, ob diejenigen, welche den Aufstand in „Johannesburg in Scene gesetzt häͤtten, in Ueberein⸗ stimmung mit denen gehandelt hätten, welche die Truppen in Mafeling zusammenzogen. Die wichtige Frage sei nicht so sehr, was Jameson gethan habe, als unter welcher Autorität er es gethan habe, und ob bekannt gewesen sei, daß er im geeigneten Moment vor⸗ zugehen beabsichtigte. Sodann besprach Sir William Harcourt den neuesten Schriftwechsel mit dem Präsidenten Krüger und be⸗

ein Verzeichniß von Beschwerden und der Plan Chamberlain'’s zur nicht zu gefallen, und es sei menschlich, nicht Pläne von Anderen für

sich ausgearbeitet seben zu wollen merkte der Redner schließ ich, „wollen ihre eigenen Angelegenheiten unter

Hausgenossenschaft Die neue Kurie umfaßt auch jene Wahlberech⸗ welche bereits gegenwärtig in einer der

herigen Wählerklasse der Landgemeinden, deren

die Landgemeinde⸗Kurien eingeführt wird, gilt auch Wahl zum Reichsrath aus der Kurie der Land⸗

niederösterreichische Landtag nahm gestern

gestellten Fassung an und genehmigte die Aufnahme illionen Kronen für die

kurze Session in vieler Hinsicht bedeutungsvoll sei. Hinsichtlich der noch schwebenden Fragen edermann, daß endlich die Zeit kommen möge, wo

Landeshause aufgestellte Kapelle intonierte die Volks⸗ Der Landtag wurde hierauf geschlossen.

nem Schreiben an den Minister⸗Präsidenten Baron erklärt, er sei bereit, jeden aus den Bilderankäufen

Großbritannien und Irland.

rten. Der Konsul sei beauftragt, die Vertragshäfen in China, innerhalb der letzten 24 Stunden Dinge von der aller⸗

die Erklärung Lord Salisbury's in der Nonkonformisten⸗ derartigen Hinweis anläßlich der Adreßdebatte. Allein

in Europa und Süd⸗Afrika bekannt werde. Es

die das englische Volk sehr gegen den Präsidenten Krüger

er, wonach dieser mittheilt, aus guter Quelle höre er,

dieser Thatsache hätten machen können, nämlich die

tsche Staatssekretär erklärt hat, nicht begründet ist, ge⸗

Rede führte Sir W. Harcourt aus, daß die gegen die Company vorzunehmende Untersuchung sich auf Company und die von ihr

von einer Kommission von Richtern, sondern rlament untersucht werden. Er erinnere an das seinerzeit

sei wohl möglich, daß die Ereignisse in Mafeking und

eine plötzliche Unterbrechung in den Unterhandlungen ein⸗ Der letzte Theil der Depesche Chamberlain's, in welchem

elben aufgeführt würden, scheine dem Präsidenten Krüger

„Die Leute in Transvaal“, be⸗

der Uitlanders in Johannesburg hegt, wünschen die Uitland keine Einmischung. Sie wünschen weder Englands 1en 8 lands Intervention. Aber wenn in solchen Fällen Rathschläg 5 geben werden, wünscht man gewöhnlich völliges Schweigen 5. bis man weiß, daß die Parteien darauf zu hören geneigt sind jgrüber, Erste Lord des Schatzes Balfour erklärte, Sir William vane e habe in großer Aufregung den Wunsch ausgesprochen, zu weühtt welchen Grad von Beweis Lord Salisbury für seine Erkläru lssen, der Nonkonformistenversammlung gehabt habe, daß Transvaal in Deutschland appelliert hätte. Lord Salisburh habe sich aaalg ah Thatsachen gestützt, die nach seiner (Balfour's) Ansicht vo genügend und zur Zeit, als sie in den Zeitungen bekannt w widerlegt gewesen seien. Die Thatsachen, auf welchen Lord Salisbun⸗ und Andere, die Kenntniß von den Vorgängen hatten, gefußt häͤturh seien einmal die positive Versicherung des britischen Gen 6 Agenten in Transvaal, welche in Ausdrücken erfolgt sa die nn Deutung zugelassen hätten, daß der Appell an Deutschland und Fr b reich ergangen sei. Redner wiederholte hier den Wortlaut der Derg des General⸗Agenten, die dieser als sehr dringend bezeichnet hatte isce fügte hinzu, die Worte hätten unmöglich präziser und pestimma lauten können, und wenn es außerdem inzwischen niit notorische Thatsache geworden sei, daß die deutsche Regier 1 vorgehabt habe, Marinesoldaten in der Delagoa⸗ Bai ung landen, so sei, wie ihm scheine, eine Beweiskette vorhand gewesen, durch die Lord Salisbury's Erklärung gerechtfertian werde. Die Ausstellung des Präsidenten Krüger an der erwährntgt Rede Lord Salisbury's, fuhr Balfour fort, sei gewesen, daß 8. Präsident Krüger die Meinung ausgesprochen, der von Lord Salis. bury angestellte Vergleich zwischen Transvaal und Irland beeinträchtii⸗ die von Transvaal festgehaltene Stellung, daß es nämlich in 8 inneren Angelegenheiten absolut unabhängig sei. Es sei kaum sagen nöthig, daß Lord Salisbury nicht zu bestreiten gesucht bal daß Transvaal in Betreff seiner inneren Verwaltung absolut un b hängig sei, gemäß dem Vertrage von 1884. Jener Vertra 8 jedoch Großbritannien gewisse Rechte selbst bezüglich der Angelegenheiten, und deshalb würde es nicht ganz genau aun edrückt sein, zu sagen, daß Transvaal ein absolut unab⸗ ängiger Staat sei. Lord Salisbury habe sicher nicht den Glaube erwecken wollen, daß er den Wunsch oder die Absicht habe, irgendwi⸗ das im Jahre 1884 getroffene Abkommen umzustoßen oder sich in die Handlungen der Regierung von Transvaal zu mischen, noch augh daß Transvaal irgend etwas von einer Aktion der englischen Regie⸗ rung in dieser Hinsicht zu befürchten habe. Ueber die Form, welche die Untersuchung gegen die Chartered Company haben solle, habe die enierung noch nicht entschieden und werde darüber nicht früher Be⸗ schluß fassen, als bis die Prozesse in London und Prätoria ein Er⸗ gebniß gehabt haben würden. Des weiteren führte Balfour aus, er könne Sir William Harcourt die Versicherung geben, daß das Vor⸗ gehen Chamberlain’s, sein Bestes zu thun, um den Reichsfaktor in die Angelegenheiten einzuführen, nicht nur von den britischen Unter⸗ thanen in Transvaal, sondern auch von der englischen und holländischen Bevölkerung in anderen Theilen Süd⸗Afrikas gebilligt werde. Der von Chamberlain vorgeschlagene Plan, den derselbe zu modifizieren bereit sei, halte er ( Balfour) für einen solchen, der angenommen werden müsse, wenn die Boeren ihre Regierung für unbegrenzte Zeit fort⸗ führen wollten. Wenn die englische Bevölkerung in dem Maße, wie gegenwärtig, zunehme, werde die Zeit kommen, wo die Boeren⸗ bevölkerung nicht länger die unkontrolierte Verwaltung des Landes haben könne, die sie gegenwärtig habe. Redner sprach sedann die Hoffnung aus, daß der Präsident Krüger die Einladung, nach England zu kommen, annehmen werde, und daß ein Mittel werde gefunden werden um das schwierige und heikle Problem in befriedigender Weise für die Boeren, wie für die englische Bevölkerung der Kapkolonie und die englische Bevölkerung der großen britischen Kolonien in jenen Welttheile, sowie auch für die englischen Unterthanen im Rand zu lösen. Labouchère zog schließlich das von ihm beantragte Amendement zurück. Harrington brachte darauf ein Amendement ein, welches sich für eine Amnestie zu Gunsten der irischen politischen Gefangenen ausspricht. Der Staatssekretär des Innern Sir W. Ridley erklärte, ein Dynamit⸗Attentat könne nicht als ein politisches Verbrechen bezeichnet werden; man könne keine vorzeitige Freilassung der betreffenden Gefangenen vornehmen. 1“ 8

Frankreich.

Der Senat hat gestern in zweiter Lesung den Ar betreffend das für suns en Annnag arbeiter, angenommen. Monis, der am Dienstag die Interpellation über die Südbahn-Angelegenheit cein⸗ hechcch hatte, erklärte in einer persönlichen er alte alles aufrecht, was er gesagt habe, und nehme nicht ein Wort davon zurück; denn gestern habe man einen Minister ver⸗ fassungswidrig lügnerische Berichte vortragen gehört (Be⸗ wegung). Der Marine⸗Minister Lockroy und der Finanz⸗ Minister Doumer verlangten, daß der Präsident den Fenae⸗ ur Ordnung rufe. Der Fnaaae Tren er protestierte in amen der Regierung gegen die Worte Monis.. Nach der gestrigen Senatssitzung hatte der Ministe⸗ Präsident Bourgeois mit dem Fuͤhrer der Radikalen in de Deputirtenkammer Sarrien eine Besprechung, zu der später auch der Senator Monis hinzugezogen wurde. Monis cr⸗ klärte, mit Hüfe des Senators Prystam, des Schwiegervaters des Untersu hungsrichters Rempler, beweisen zu eas daß Rempler den von Ricard abgeleugneten Protestbrief (s. die gestrige Nr. d. Bl.) thatsächlich geschrieben habe. Da die Minister sich gestern mit Ricard solidarisch erklärt hätten, so erscheine, wie „W. T. B.“ berichtet, eine Kabinetskrisis als nicht unmöglich. Der General Dodds, welcher nach seiner Rückkehr aus Afrika zunächst eine Besichtigungsreise nach Neucaledonien ausgeführt hatte und dann die 4. Marine⸗Brigade in Toulon kommandierte, ist, der „France militaire“ zufolge, nach Tongking abgereist, wo ihm die Leitung eines Zuges gegen die dortigen Piraten übertragen worden ist. 8

Rußland. Der Kommandant des zur Zeit in griechischen Gewässern befindlichen russischen Geschwaders Admfral ö wie „W. T. B.“ aus Athen berichtet, wegen Krankheit das Kommando des Geschwaders niedergelegt. Der Kommandant des „Rurik“ Kroger hat das Kommando übernommen. Serbien. 1

Der auf der Flucht aus Bulgarien nach England in Belgrad verhaftete ehemalige Dragoman Jacobsohn wird,

dem „W. T. B.“ zufolge, als gewöhnlicher Dieb an Ruß⸗ land ausgeliefert werden.

Bulgarien. . Schon früh Morgens waren gestern, wie „W. T. B. berichtet, die Straßen von Sofia von einer großen Volks⸗ menge in den verschiedensten Trachten angefüllt. Die Truppen holten mit Musik die Fahnen aus dem Palais des Prinzen ab und nahmen in den Straßen vom Palais bis zur Kirche Aufstellung. Um 10 Uhr begann die Anfahrt 1 Kirche. Um. 10 ½ Uhr fuhren der russische General⸗Major Graf Golenistschew⸗Kutusow und der russische diplomatische Agent Tscharykow in vierspännigen Galawagen an; ihnen folgten bald in einem gleichen Wagen die türkischen Würdenträger.

und obgleich Chamberlain die allerbesten Absichten betreffs

Mit einer großen Eskorte von Leib⸗Gardereitern traf der

Prinz Ferdinand kurz vor 11 Uhr ein; sobald er aus⸗ estiegen war, wurden Wagen und Eskorte nach dem Palais garückgeschickt, um den Prinzen Boris abzuholen, welcher Klsbald unter dem Jubel der Menge bei der Kirche eintraf. Furz vor 12 Uhr war die Zeremonie beendet, worauf der Prinz Boris unter Kanonendonner und erneutem Jubel der Menge nach dem Palais zurückgebracht wurde. Der Prinz erdinand verließ erst einige Zeit später mit den hohen Würdenträgern die Kirche und schritt in Be⸗ leitung der russischen und türkischen Abgesandten hie Front der vor der Kirche aufgestellten Truppen ab. Um 1 Uhr verließen der Prinz und die anderen Theilnehmer an der Zeremonie den Platz in derselben Weise, wie sie gekommen waren. Später fuhren der Prinz Ferdinand sowie die Ver⸗ treter Rußlands und der Türkei, von Leib⸗Gardereitern eskor⸗ tiert, bei den Mitgliedern des diplomatischen Korps vor und statteten denselben Besuche ab. Abends fand eine glänzende Illumination statt, deren Mittelpunkt ein großartiges Feuer⸗ werk vor dem Schlosse bildete. X“ Amerikal. Das Repräsentantenhaus hat, wie „W. T. B.“ aus Washington berichtet, mit 216 gegen 91. Stimmen die freie Silberprägungs⸗Bill abgelehnt, welche der Senat an Stelle der vom Repräsentenhause genehmigten Bondsbill an⸗ genommen hatte. 8 Der Madrider „Imparcial“ meldet aus Havanna, eine Proklamation des Generals Weyler befehle allen Land⸗ leuten, sich in die Städte und Dörfer zu verfügen. Dadurch solle verhindert werden, daß Individuen, welche den Fremden als Spione dienen könnten, sich außerhalb der Ortschaften aufhielten. 1 Der „Agenzia Stefani“ wird aus Rio de Janeiro von gestern gemeldet, daß das am 3. Dezember 1895 in der Hoffnung auf Ratifikation unterzeichnete Protokoll, betreffend die Unterbreitung des Schiedsspruches über die zwischen Italien und Brasilien entstandenen Meinungs⸗ verschiedenheiten, sich infolge eines Formfehlers als null und nichtig erwiesen habe. Der italienische Gesandte und der brasilianische Minister des Auswärtigen hätten am 12. d. M. ein neues Protokoll unterzeichnet, worin dem Präsidenten der Vereinigten Staaten der Schieds⸗ spruch über alle Reklamationen übertragen werde, die nicht innerhalb zweier Monate eine freundschaftliche Lösung finden würden. Inzwischen seien mehrere Reklamationen durch Zahlung einer angemessenen Entschädigungssumme erledigt worden. Aus Yokohama erfährt das „Reuter’sche Bureau“, es seien Abtheilungen britischer, amerikanischer und fran⸗ zösischer Marinesoldaten nach Söul entsandt worden. Der König von Korea sei noch in der russischen Ge⸗ fandtschaßt, Das neue Kabinet sei gebildet. Ein Dekret des Königs ordne die Hinrichtung mehrerer früheren Minister an. Eine Konferenz der Vertreter fremder Mächte sei in der russischen Gesandtschaft zusammengetreten.

Afrika.

Aus Entiscio vom 14. d. M. erfährt die „Agenzia Stefani“: Der General Baratieri sei am 13. d. M. mit den Truppen, welche die von Tozaba, von wo man in einer Entfernung von 7 km die ersten Linien des feindlichen Lagers bemerke, besetzt gehabt hätten, aufgebrochen. Während des Vormarsches seien große Abtheilungen des Feindes erst eilig, dann langsam über die wellenförmige Ebene marschiert, sedoch nach einem kurzen Halt in ihre Zelte zurückgekehrt. Bei Kassala herrsche Ruhe.

Eine in Paris eingetroffene Depesche des Generals Voyron aus Tananarivo vom 8. d. M. meldet: Der frühere madagassische Premier⸗Minister Rainlaiarivony werde am 19. d. M. in Tamatave nach Algier eingeschifft werden. Die allgemeine Lage sei gut; die Banden von Plünderern an der Küste würden verfolgt. Das Kriegsgericht in Tamatave habe zwei Häuptlinge der Eingeborenen zum Tode verurtheilt.

Aus Kapstadt theilt das „Reuter'sche Bureau“ unter dem gestrigen Tage mit, daß von dem Premier⸗Minister Sprigg, Hofmeyer und anderen hervorragenden Politikern eine Erklärung unterzeichnet worden sei, welche besage, die Berichte über Gewaltthätigkeiten der Boeren würden in Kap⸗ stadt für schädliche Lügen angesehen; die Berichte würden be⸗ klagt, weil sie geeignet seien, die Gesinnungen der Rassen egen einander noch mehr zu verbittern und eine friedliche ösung zu verhindern.

Der Unabhängige Congostaat hat mit der Gesell⸗ shaft des Oberen Congo ein Abkommen getroffen, durch welches der Staat die Flottille, welche der Congo⸗Gesellschaft gehört, in Pacht nimmt und den Inhabern von privilegierten Aktien 6 Proz. Zinsen garantiert. Der Unabhängige Congostaat übernimmt die Verpflichtung, in den Gegenden, in welchen die Gesellschaft einen Sitz hat, kein Elfenbein und keinen Kautschuk mehr zu erwerben. Der belgische Finanz⸗Minister wird einen besonderen Kommissar als Vertreter des Unabhängigen Congo⸗ staats bei der Gesellschaft ernennen.

Parlamentarische Nachrichten. Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Reichs⸗

tags und des Hauses der Abgeordneten befinden sich

in der Ersten und Zweiten Beilage.

In der heutigen G Sitzung des Reichstags, welcher der Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. von Boetticher und der Kriegs⸗Minister Bronsart von Schellendorff beiwohnten, wurde zunächst der schleunige ntrag wegen Einstellung des Strafverfahrens, welches egen den Abg. Stadthagen beim Landgericht erlin I schwebt, ohne Debatte angenommen und darauf die shete⸗ Berathung des Reichshaushalts⸗Etats und zwar 8 22 itär⸗Etats beim Titel „Gehalt des Kriegs⸗Ministers“ gesetzt. Das Wort nahm zuerst der Abg. Bebel (Soz.), dessen Rede bei Schluß des Blattes noch fortdauerte.

In der heutigen (20.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Minister für Handel und Ge⸗ Berbe Freiherr von Berlepsch beiwohnte, wurde die zweite deerathung des Staatshaushalts⸗Etats für 1896,97 s Etat der Berg⸗, Hütten⸗ und Salinenverwal⸗ ung fortgesetzt. R111“

Bei den Einnahmen aus den Produkten der Bergwerke, Hütten und Salzwerke bemerkte

„Abg. Schultz⸗Bochum (nl.): Die günstigere Lage dieses Etats sei hauptsächlich durch den gesteigerten Absatz der Steinkohlenberg⸗ werke hervorgerufen. Der Etat schließe mit einem Ueberschuß von 15 223 345 ab. Behufs weiterer Förderung des Steinkohlenbaues empfahl der Redner verschiedene technische Abänderungen des Berg⸗ gesetz’s in Bezug auf die Vertheilung der Arbeitsfelder und der Größe der Maximalfelder.

Minister für Handel und Gewerbe Freiherr von Berlepsch erklärte sich bereit, die Vorschläge des Vorredners in Erwägung zu ziehen. An den Bestimmungen des Berggesetzes dürfe aber nur ge⸗ rüttelt werden, wenn es absolut nothwendig sei, da dadurch immer Privatinteressen außerhalb des Bergwerks berührt würden. Der Frage der Größe der Felder messe er keine erhebliche Bedeutung bei. Anders liege es bei der Frage des Einlegens und Fallenlassens der Muthungen; nach einem Reichsgerichtserkenntniß sei das jetzige Verfahren dem Gesetz entsprechend. Er wolle aber alle diese Fragen mit den bethei⸗ ligten Fachkreisen nochmals eingehend prüfen.

Abg. Arendt (fr. kons.) dankte dafür, daß in der Erklärung des Reichskanzlers vom 8. Februar den Interessen des deutschen Silber⸗ bergbaues Rechnung getragen sei. Die Angaben des Abg. Barth über die Benutzung ausländischer Erze für unsere Silberproduktion sind nicht zutreffend; es wird nicht nur ein kleiner Bruchtheil unserer Silberproduktion aus deutschen Erzen gewonnen; 211 000 kg Silber werden aus deutschen und 232 000 kg aus ausländischen Erzen gewonnen, auf deutsche Erze entfällt also nahezu die Hälfte. Es ist also werth, diese Industrie zu schützen. Die Hebung des Silberwerthes käme nicht nur den Silberminen, sondern auch den Steuerzahlern zu gute. Die Hauptsache für unsere Silberindustrie sind stabile Preise. Ausschlag⸗ gebend für die Währungsfrage sind diese Interessen allerdings nicht, und wenn wir eine unanfechtbare Währung hätten, müßten wir unsern Silberbergbau seinem Schicksal überlassen; da aber sonst noch große Bedenken gegen unsere Währung vorliegen, h wir den Faktor unserer Silberproduktion mit in Rechnung ziehen. Gegen⸗ über den anderweitigen Behauptungen erkläre ich nochmals vor dem Lande, daß weder die bimetallistische Vereinigung, noch meines Wissens irgend ein Bimetallist jemals Geld von Minen⸗ besitzern aus den Vereinigten Staaten erhalten hat. Herr Barth hat in der „Nation“ seine Behauptung mit Aeußerungen des verstorbenen Landwirths Neuhauß und des Geheimen SeS Thiel zu veweisen gesucht. Herr Geheimer Rath Thiel hat mir auf meine Anfrage erwidert, daß weder von ihm noch von Herrn Neuhauß die behaupteten Bemerkungen gefallen seien. Die Steigerung der Silber⸗ produktion ist eine Folge der bis aufs äuͤßerste getriebenen Blei⸗ produktion in Amerika, bei welcher Silber als Nebenprodukt ge⸗ wonnen wird. Die Bleiwerke sind aber zum Erliegen ge⸗ kommen, und damit ist auch die Silberproduktion zurückgegangen. Andere Minen sind ersoffen, was ebenfalls zur Verminderung der Produktion beigetragen hat; diese Verminderung wird eine dauernde sein, ist aber an sich noch nicht geeignet, die Silberpreise zu heben. Die Schwankungen des Silberpreises nach oben und unten sind vielmehr immer durch Spekulationen veranlaßt worden; ein für unsere Münz⸗ verhältnisse so wichtiges Metall darf aber nicht Spekulationswaare sein. Die Auffassung von der Steigerung der Goldproduktion durch die Goldminen in Transvaal ist nach dem Gutachten des Geheimen Bergraths Schmeißer zu optimistisch. Es wird bald eine Klärung über die Lage der Silberproduktion und der Goldproduktion eintreten und damit auch eine Klärung in der Währungsfrage. Bis dahin möge die Regierung fortfahren, wie bisher die Interessen unseres Silberberg⸗ baues zu schützen. 1

Abg. Brömel (fr. Vg.): Die in der Silberkommission festge⸗ stellten Zahlen über den Antheil der ausländischen Erze an unserer Silberproduktion sind von vornherein nicht als maßgebend angesehen worden, jedenfalls übersteigt aber der Antheil der ausländischen Erze den Antheil der deutschen Erze. Die Auseinandersetzung mit Herrn Barth ist zweckmäßiger im Reichstag vorzunehmen, wo Herr Barth anwesend ist. Herr Barth wird dort auf die Aus⸗ führungen des Abg. Arendt bezüglich der Angaben in der „Nation“ antworten. In dem Buch von Lothar Bucher soll nach der Behauptung des Abg. Grafen Limburg⸗Stirum angegeben sein, in welchem Umfange der Cobden⸗Klub bezahlte Agenten in anderen Ländern unterhalten habe. Kein Wort davon steht in dieser Broschüre. Dagegen hat der „Bimetallist“ mitgetheilt, daß in England die bimetallistische Partei 2 Millionen Mark für agitatorische Zwecke aufgebracht habe. Es ist unbestreitbar, daß die Goldproduktion in den letzten Jahren eine Höhe erreicht hat, wie nie zuvor. Herr Arendt prophezeit uns zwar die Abnahme der Goldproduktion, die Erfahrungen, die wir aber mit früheren Erfahrungen des Herrn Arendt gemacht haben, lassen uns diese neueste Ferrbe ekeng mit Gemüthsruhe aufnehmen. Daß in der Erklärung des Reichskanzlers der deutsche Silberbergbau berück⸗ sichtigt ist, freut mich auch, diese Erklärung beweist, daß er die Wäh⸗ rungsfrage nicht in demselben Sinne behandelt, wie die Bimetallisten. Die Agrarier sehen in der Doppelwährung eines der großen Mittel, von diesen Anschauungen ist aber in der Erklärung des Reichskanzlers nichts zu finden; der Reichskanzler behandelt die Sache nicht vom agrarischen Interessenstandpunkt aus, sondern vom Standpunkt der Interessen des gesammten deutschen Erwerbslebens. Die verbündeten Regierungen haben die Einleitung einer Münzkonferenz abgelehnt, und damit kann nicht Herr Arendt, damit können die wahren Freunde der Goldwährung zufrieden sein.

Abg. von Eynern (nl.): Herr Arendt ist leider nicht im Reichs⸗ tag, und deshalb bringt er die Sache hier vor. Die Erklärung des Reichskanzlers war keineswegs überraschend, im Gegentheil, sie hätte schon früher kommen können, damit die Erwerbskreise nicht beunruhigt wurden, daß man Phantomen nachjagen könnte. Herr von Kardorff hätte als Reichs kanzler keine andere Erklärung abgeben können. Die Schwankungen des Silberpreises sind natürlich eine Folc der Spe⸗ kulation und des Schwankens der Produktion, und daher läßt sich für diese wichtige internationale Waare kein stabiler Preis feststellen. Die Hoffnungen, die Herr Arendt auf die kommenden Männer in England setzte, sind getäuscht, Balfour hat erklärt, die Erzielung einer internationalen Konferenz halte er für aussichtslos. Da gingen die Herren nach Paris und setzten ihre Hoffnung auf Frankreich. Herr Arendt hat auch in meiner Heimath Barmen einen sehr schönen Vortrog darüber gehalten, ist aber damit abgefallen. Die höflichen französischen Mänister haben den Herren natürlich einen liebenswürdigen Empfang bereitet, ihnen in der Sache aber nichts genützt. Amerika, mit dessen alleinigem Vorgehen in bimetallistischem Sinne man gedroht hat, hat seine Finanzen völlig zerrüttet und in den viel⸗ geschmähten Goldländern Anleihen gemacht. Unser geringer Silber⸗ bergbau ist für die große bimetallistische Frage nicht ausschlaggebend. (Abg. Arendt: Wer hat denn das gesagt?) Davon haben Sie doch heute geredet. Positive Resultate der bimetallistischen Bewegung sind ganz unmöglich. 8

Abg. von Kardorff (fr. kons.): Wenn Herr von Eynern unsere Bestrebungen für so aussichtslos hielte, würde er nicht immer durch solche Reden weite Kreise erregen. Ich habe bei der Einführung der Goldwährung das Sinken der Preise der landwirthschaftlichen Pro⸗ dukte vorausgesagt. Balfour ist derselben Meinung wie ich, daß die europäische Landwirthschaft ihrem Untergang entgegengehe, er hält nur zur Zeit eine internationale Konferenz für aus⸗ sichtslos, und das thun wir auch. Wir haben den Eindruck, daß die Reichsregierung die ablehnende Antwort Englands vorausgesehen hat und daher der einstimmige Beschluß des Bundesraths zu stande ge⸗ kommen ist. Wenn nrse⸗ Regierung die Goldwährung aufrecht erhalten will, hätte sie das klar vor dem Lande sagen sollen, dann wäre die Situation besser. Der Verlust der Landwirthschaft durch die minderwerthigen Preise gegenüber den normalen be⸗ rechnet sich jährlich auf 383 Millionen Mark. Die gewerblichen Kreise, die bisher wenig von der Wahrungsfrage verstehen, werden auch ein⸗

sehen, daß die Remonetisierung des Silbers in ihrem Interesse liegt. In Banquierkreisen in England ist ebenfalls schon ein Umschwung der Meinungen eingetreten. Herr von Eynern küae erst die

Währungsdebatte im englischen Parlament abwarten. Wenn auch dieses

große Mittel für die Landwirthschaft aufgegeben werden soll, kann die Regierung nicht erwarten, daß die Stimmung in landwirthschaft⸗ lichen Kreisen besser wird; sie wird immer erbitterter werden. Die amerikanischen Minenbesitzer sind ja begeisterte Anhänger der reinen Silberwährung. Wenn aber Amerika zur Goldwährung übergeht, so ist das eine große Gefahr für uns, denn dann bildet sich in Amerika ein Goldagio, und wenn Amerika zur reinen Silberwährung üherginge, so käme ihnen diese ebenfalls als Exportprämie zu gute auf Kosten unserer Landwirthschaft. Den Ausdruck bezahlte Agenten“ gegen Herrn Barth nehme ich gern zurück, die Herren vertreten aber die englischen Interessen (Abg. Rickert: Das ist wieder eine Verdächtigung!) natürlich in der Meinung, damit auch die deutschen Interessen zu ver⸗ treten. Der Bimetallismus ist nicht todt, die Frage muß geregelt werden. Man darf nur nicht immer glauben, was in den von der haute finance bezahlten Blättern steht.

(Schluß des Blattes.)

Nr. 6 des „Eisenbahn⸗Verordnungsblatts“, heraus⸗ egeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 12. ebruar, 1. folgenden Inhalt: Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 27. Januar 1896, betr. Reisen Beurlaubter von den Kaiserlichen Schutztruppen für Afrika in den Schnellzügen auf Militärfahrkarten; vom 31. Januar 1896, betr. Prüfungsordnung für die mittleren und unteren Staatseisenbahnbeamten; vom 31. Januar 1896, betr. An⸗ rechnung der Militärdienstzeit auf das Besoldungsdienstalter; vom 3. Februar 1896, betr. erleichterte Prüfung zum Eisenbahn⸗Sekretär; vom 4. Februar 1896, betr. Aenderung der Staatsbahn⸗Wagen⸗ Vorschriften; vom 5. Februar 1896, betr. Ausschreibung der den Militäranwärtern vorbehaltenen Beamtenstellen; vom 6. Februar 1896, betr. Dienstreiseentschädigungen der Inspektionsvorstände; vom 6. Februar 1896, betr. Prüfungsvorschriften für Lokomotivheizer; vom 7. Februar 1896, betr Bestimmungen über den Anschluß der Nivellements an den preußischen Landeshorizont; vom 8. Februar 1896, betr. Dienstreiseentschädigungen von Beamten bei Telegraphen⸗ Inspektionen. Nachrichten.

Kunst und Wissenschaft.

Die Münchener Jahresausstellung 1896 im König⸗ lichen Glaspalast wird am 1. Juni eröffnet und Ende Oktober geschlossen. Die Anmeldungen haben bis zum 30. April zu erfolgen, die Einsendungen in der Zeit vom 10. bis 30. April. Von den Ver⸗ käufen wird, wie bisher, eine Provision von 10 % erhoben. Ihre Betheiligung haben bereits zugesagt: die Düsseldorfer Sezession sowie die Worpsweder Künstlergruppe.

Theater und Musik.

Konzerte.

Der gestrige VII. Symphonie⸗Abend der Königlichen Kapelle, der dem Gedächtniß Richard Wagner's gewidmet war, nahm unter der trefflichen Leitung des Herrn Kapellmeisters Felix Wein⸗ gartner einen sehr glücklichen Verlauf. Liszt's symphonische Dichtung „Orpheus“, die den zwingenden Zauber der Töne auf alles Beseelte vielgestaltig, bald mild und anmuthig, bald ernst und

ewaltig zum Ausdruck bringt, eröffnete das Konzert. tärkeren Beifall fanden die nun folgenden Wagner'schen Tonstücke: die Ouvertüren zum „Fliegenden Holländer“ und zum „Tannhäuser“ und das Vorspiel zum „Lohengrin“. Mit dem innig belebten und künstlerisch vollendeten Vortrage von Beethopen's A-dur-Symphonie schloß das Konzert unter stürmischen Beifallsäußerungen würdig ab.

Im Deutschen Theater finden in der kommenden Woche Wiederholungen von Arthur Schnitzler's „Liebelei“ und Kleist’s „Der zerbrochene Krug“ außer morgen ÄAbend am Dienstag, Donnerstag, Sonnabend und nächsten Sonntag Abend statt. Morgen Nachmittag kommt „Die Jüdin von Toledo“ zur Aufführung; am Montag werden „Die Weber“ gegeben; am Mittwoch geht neu einstudiert zum ersten Mal „König Heinrich IV.“ von Shakespeare in Scene; dieselbe Vor⸗ stellung wird am Freitag wiederholt. 1

Im Berliner Theater geht morgen Nachmittag Anzen⸗ seas⸗ „Pfarrer von Kirchfeld“ in Scene, Abends Ernst von Wilden⸗

ruch's „König Heinrich“. „König Heinrich“ wird in dieser Woche außerdem noch am Dienstag, Donnerstag, Sonnabend und Sonntag, den 23. Februar, wiederholt. Am Montag wird Grillparzer's Tragödie „Des Meeres und der Liebe Wellen“ aufgeführt, am Mitt⸗ woch der „Pfarrer von Kirchfeld'. Am Feeg . Abonnements⸗ vorstellung) und Sonntag, den 23. Februar (Nachmittags), finden Wiederholungen von Goethe’'s „Faust’ statt.

Das Lessing⸗Theater bringt am Sonnabend der nächsten Woche die bereits angekündigten zwei neuen Bühnenwerke von Ernst von Wildenbruch „Jungfer Immergrün“ und Der Junge von zur ersten Aufführung, welcher sich sodann am nächsten

onntag die erste Wiederholung anschließt. Im übrigen ist der Wochen⸗Spielplan folgendermaßen festgesetzt: „Comtesse Guckerl“ kommt morgen, am Montag und Mittwoch zur Auf⸗ führung, „Madame Sans⸗Göne“, mit Hedwig Niemann als Gast, wird am Dienstag und wiederholt, während am Donnerstag das Lustspiel „Der Thron seiner Väter“ von Fedor von Zobeltitz gegeben wird. Als Nachmittags⸗Vorstellung gelangt morgen „Heimath“ mit Louise Dumont als Magda, am nächsten Sonntag der Schwank „Die Großstadtluft“ zur Aufführung.

Im Schiller⸗Theater wird morgen Nachmittag „Der Widerspenstigen See gegeben; Abends kommen „Die zärtlichen Verwandten“ und „Ein Diener zweier Herren“ zur Aufführung. Die Erstaufführung von Zobeltitz' Schauspiel „Ohne Geläut“ ist auf Montag festgesetzt, am Dienstag und Donnerstag wird diese Vor⸗ wiederholt. Am Mittwoch und Sonnabend wird „Ein toller Einfall“ gegeben, am Freitag geht „Romeo und Julia“ in Scene.

Das des Neuen Theaters bringt auch in der nächsten Woche ausschließlich Bisson’'s Lustspiel „Der Herr Direktor“ mit Franz Tewele in der Titelrolle. Eingeleitet wird jeder Abend bis auf weiteres durch den Einakter „Ein Jündhölzchen zwischen zwei Feuern“. Morgen Nachmittag wird zu halben Preisen „Kabale und Liebe*, am nächsten Sonntag Nachmittag Moser's „Militärstaat“

egeben.

gg Im Theater Unter den Linden beschließt am Freitag

Pen Pettersson⸗Norrie ihr Gastspiel. Am Sonnabend geht die uppé'sche Operette „Boccaccio“ neu einstudiert in Scene. Auch

eine Aufführung der lange nicht gehörten Operette „Mamsell Angot*

ist in Aussicht genommen.

Die Beisetzung der Leiche des Komponisten Ambroise Thomas findet, wie „W. T. B.“ aus Paris meldet, am nächsten Donnerstag, und zwar auf Staatskosten, statt.

Mannigfaltiges.

In der gestrigen Ma gistrats⸗Sitzung sind die Berathungen zur Feststellung des Stadthaushalts⸗Etats für das Verwal⸗ tungsjahr 1896/97 beendet worden. Der Etat schließt mit einem Defizit von 47 035 717 ab, denn die Einnahmen sind mit 41 592 895 ℳ, die Ausgaben mit 88 628 612 ze Der Ausfall soll durch die Hundesteuer mit 450 650 ℳ, die Bauplatzsteuer mit 1 000 600 ℳ, die Betriebssteuer mit 235 000 ℳ, die Umsatzsteuer mit 1 242 500 ℳ, den Brau⸗ malzsteuerzuschlag mit 600 000 sowie durch verschiedene andere Ein⸗ nahmen mit 14 000, zusammen mit 3 542 150 theilweise gedeckt werden. Da nun aber an Ausgaben noch 476 000 hinzutreten, so bleiben im Ganzen zu decken durch Grund⸗ und Gebäudesteuer sowie

die Gewerbesteuer 43 969 567 Es werden daher im nächsten Etats.⸗