1896 / 67 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 17 Mar 1896 18:00:01 GMT) scan diff

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schenke anzubieten. sich lachen.“

ist ihr einziger Schutz in Afrika.“

8 8 8 g „„x. F * daß die Deutschen zielbewußte Maßnahmen ergriffen haben, um ihrer

Herrschaft in ihrer großen afrikanischen Kolonie Ansehen zu verschaffen.

Nur einige nomadische Räubervölker, wie die Wahehes und Massais, haben die Herrschaft ihrer neuen Gebieter noch nicht anerkannt.“ Auch

Die Wahehes Pater van Ruhe und Karawanen berüchtigten unzähligen

dieses ist, wie die Herren wissen, glücklich überwunden. haben die Herrschaft der Deutschen nunmehr anerkannt. der Burgt fährt fort: „Aber im allgemeinen ist Sicherheit in diesem Lande hergestellt; die haben fast nichts mehr zu fürchten, die Wegegelder (hongo), welche die Weißen den

Häuptlingen ehemals zu entrichten hatten, sind abgeschafft; im Gegen⸗

il, jetzt kommen diese, um den durchreisenden Europäern Ge⸗ Es ist richtig, die „Wadentschi“ lassen nicht über „Das Prestige, welches die Europäer genießen, Und weiter: „In dem ganzen Deutsch⸗Ostafrika beklagt man sich überhaupt oder fast nicht mehr

Ferner:

über die Sklavenjagden, außer in den westlichen Winkeln des Nyassa.

Die Kriege zwischen den verschiedenen Negerstämmen vermindern sich

mehr und mehr. Freilich wird noch immer heimlich Sklavenhandel

getrieben, und dies wird so lange dauern, bis die Macht der Araber, Wangwana und Bagamovo, Tabora und Udjiji gebrochen sein wird aber solche Dinge ändern sich nur langsam. Es wäre zu wünschen, daß Engländer, Franzosen, Portugiesen und der Congostaat dieselben Fortschritte gemacht hätten, wie die Deutschen in dem Kampf gegen den Sklavenhandel.“ Dabei loben noch Pater van der Burgt und ebenso die Missionare vom Heiligen Geist das außer⸗ ordentliche Entgegenkommen, welches er und seine Missions⸗ genossen bei den deutschen Beamten und Behörden im Gegensatz zu den englischen gefunden haben. Sind denn das nicht große Segnungen, die die deutsche Herrschaft über die Bevölkerung des dunkeln Erdtheils gebracht hat, wenn man angeführt hat, daß die großen Kriegszüge der einheimischen Volksstämme untereinander, die jahraus jahrein Tausende von Menschenleben gekostet haben, sich ver⸗ ringert haben? Sind denn das keine Segnungen für die Bevölkerung des dunklen Erdtheils, daß die Sklavenjagden und Raubzüge mehr und mehr unterdrückt worden sind? Ist das kein Segen für die schwarze Bevölkerung, daß der Sklavenbandel sich immer mehr ver⸗ ringert? Ich glaube, angesichts dieser Errungenschaften haben wir nicht nöthig, wie man nach den Verhandlungen der letzten Tage hätte vermeinen können, das Gesicht vor Scham zu verhüllen, sondern wir können auf diese Errungenschaften stolz sein. Und nun, meine Herren, möchte ich zum Schluß kommen und glauben, daß wir bei der Kolonialdebatte uns nicht bloß erschöpfen sollten mit Klagen über Brutalitäten und mit der Widerlegung derselben. Ich möchte in nur ganz kurzen Zügen die Ergebnisse skizziren, welche in den letzten Jahren in unseren Kolonien gezeitigt sind. Ich mache darauf aufmerksam, daß der Gesammthandel unserer Kolonien über 30 000 000 beträgt, daß davon 10 Millionen auf das deutsche Zollgebiet entfallen. Ich weise darauf hin, daß in Deutsch⸗Ostafrika sich Plantagengesellschaften im Handei⸗ und Bondeigebiet im Betrage von 6 bis 7 Millionen ebildet haben, daß in den Plantagen der Ost⸗Afrikanischen Gesellschaft chon über 1 Million Kaffeebäume in Blüthe stehen, daß bereits 100 000 Pfund Kaffee hierher als erste Ernte eingebracht sind und sehr gute Preise erzielt haben. Ich hatte Gelegenheit, vor einigen Tagen einen Pflanzer aus Ost⸗Afrika, einen Herrn Rowehl, kennen zu lernen, der durch viele Jahre in Süd⸗Amerika, Mexiko und Australien als shfhre thätig gewesen ist; derselbe eröffnet uns die besten Aus⸗

ichten in Bezug auf die Bodenbeschaffenheit unseres Deutsch⸗Ost⸗ frika. Er ist in Ukami, in Uluguru, im Süden und in Theilen des Inlands gewesen und behauptet, daß diese Gebiete in nichts den fruchtbaren Gefilden Mexikos nachstehen. Dieselbe erfreuliche Ent⸗ wicklung haben wir im Togo⸗ und im Kamerungebiet. Im letzten Jahre ist in der letztgedachten Kolonie eine Tabackernte von 80 Zentnern und eine Kakaoernte von über 2000 Zentnern heim⸗ gebracht. Ueberall sind Gesellschaften zur Ausbeutung des Grundes und Bodens in Bildung; im Kamerungebirge werden fortwährend Landgesuche laut, um neue Pflanzungen anzulegen und auch dort die Kultur zu fördern. Ich möchte weiter daran erinnern, daß in jenen weiten Schutzgebieten, wo früher auch nicht ein deutscher Buch⸗ stabe gekannt wurde, jetzt 11 von der Regierung theils unterhaltene, theils unterstützte Schulen bestehen, wo deutsches Wissen gelehrt wird. Ich möchte auch ferner darauf hinweisen, daß vor der deutschen Herrschaft in den Kolonien nur drei deutsche Missionsgesellschaften thaätig gewesen sind, jetzt haben sich allein zwölf protestantisch⸗deutsche Missionsgenossenschaften mit 66 Sta⸗ tionen, sieben deutsch⸗katholische Missionsgenossenschaften mit 79 Sta⸗ tionen gebildet. Die Zahl der Missionare ist im Wachsen begriffen. In Togo sind 27, in Kamerun 34 und in Ost⸗Afrika in drei Küsten⸗ städten allein 45. Meine Herren, das ist doch, glaube ich, ein erfreu⸗ liches Bild, ein Zeichen, daß die Arbeit, die wir gethan haben, eine redliche gewesen ist, und daß wir auf die Früchte dieser Entwickelung rechnen können. Im Laufe dieser Woche und auch in den Tages⸗ blättern ist oft die Rede davon gewesen, daß der Rausch der Kolonial⸗ politik vorüber sei. Nun, meine Herren, was den Rausch betrifft, den überlasse ich neidlos Anderen, und was die Begeisterung betrifft, so möchte ich lieber an ihre Stelle Zuversicht, Vertrauen und Hoff⸗ nung setzen. Und diese nüchternen Zablen bilden für uns den Beweis, daß die Hoffnung der Männer, die, trotzdem sie verhöhnt und verlacht und mit Achselzucken behandelt werden, doch bereit sind, unsere Kolonien thatkräftig zuzfördern, daß die Hoffnung dieser Männer sich verwirklichen wird, und daß das Geld, welches wir in die Ko⸗ lonien hineinstecken, und welches, wie ich dankbar anerkenne, der Reichstag bisher in reicher Weise bewilligt hat, daß diese Mittel ein gutes Anlagekapital, eine gute Grundlage bilden, auf der sich unsere Kolonien günstig entwickeln werden, zum Gedeihen unserer Schutz⸗ gebiete und zum Wohle des Deutschen Reichs.

Abg. von Kardorff (Rp.): Bezüglich des Herrn Peters stehe ich auf demselben Standpunkt, den Graf Arnim eingenommen hat. Es hat mir wehe gethan, daß Verfehlungen hier vorgebracht sind, die man nicht ganz zurückweisen kann; Peters hat aber selbst die Untersuchung gegen sich beantragt. Es ist doch recht bedenklich, hier solche Ver⸗

andlungen gegen eine einzelne Person zu führen, weil hier die poli⸗ tischen Parteileidenschaften eine große Rolle mitspielen bei der Beurtheilung solcher Persönlichkeiten. Wenn Herr Richter und Herr Lenzmann ein abfälliges Urtheil über Herrn Peters gefällt haben, so sie doch nicht maßgebend für das deutsche Volk. Sie haben andere Personen abfällige Urtheile gefällt, und das deutsche anders geurtheilt als sie! Hat Herr Bebel den Brief des Herrn Peters richtig wiedergegeben, dann können wir Peters in keiner Weise balten. Herr Richter hat die Hanze Kolonialpolitik verurtheilt mit dem Hinweis auf die italienische Kolonie. Es bestebt doch ein Unterschied; es handelt c dort um eine altchristliche Nati um die Schoaner, bei unseren die wilden Neger. Die Schoaner sind ja vielleicht en wir in Europa nicht Volksstämme,

In Deutsch⸗Ostafrika handelt es

berger trägt die Schuld daran, daß wir damals nicht Samoa für uns genommen haben. Ist das eine ersprießliche Thätigkeit? Wenn es nach Herrn Richter gegangen wäre, hätten wir kaum eine Armee, keine Flotte; wir hätten unsere Industrie durch den Freihandel ruiniert und hätten keine Kolonien. Aber seine Opposition wird nicht dazu führen, die Kolonialpolitik todt zu machen. Im Reichstage wird sich immer für eine vernünftige Kolonialpolitik eine gute Mehr⸗ heit finden.

Abg. Fürst Radziwill (Pole): Die weitgehende Erregung über einige, hoffentlich vereinzelt bleibende Vorfälle in unseren Kolonien ist ein Zeichen der sittlichen Gesundheit unseres Volks, ein Zeichen dafür, daß die christlichen und sittlichen Grundsätze den Leitstern der Politik bilden. Wir sind allerdings kein Gerichts⸗ hof, der ein auf bestimmten Thatsachen beruhendes Urtheil zu fällen hat. Aber soviel ist doch festgestellt worden, daß wir be⸗ rechtigt sind zu dem Schluß, daß große sittliche Schäden bei der Verwaltung unserer Kolonien im einzelnen zu Tage getreten sind. Es bedarf dringend der Abhülfe, daß für die Kolonialbeamten noch keine Verantwortlichkeit besteht für Mißbräuche, wie sie vorge⸗ kommen sind; die Regierung muß die größte Vorsicht gebrauchen bei der Auswahl der Kolonialbeamten. Wenn ideale Ziele und wahre Kultur in den Kolonien verfolgt werden, so müssen wir auch bei uns für bessere Zustände sorgen. Ich erinnere an die zunehmenden Lust⸗ morde, die unentdeckt bleiben. Gegen die zunehmende Verrohung muß eine Abhülfe gesucht werden, wie sie durch die lex Heintze beabsichtigt war. Bei der Verhandlung über die lex Heintze sind uns gewisse Laster als nothwendiges Uebel hingestellt worden; wir haben uns dagegen gesträubt und gemeint, wir müssen uns auf den Standpunkt der strengsten Sittlichkeit stellen, die überall maßgebend sein muß. Diesen Standpunkt werden wir uns nicht ver⸗ rücken lassen, und ich bitte auch die Regierung, diesen Standpunkt anzunehmen. 3 8

Abg. Dr Hasse (nl.) weist darauf hin, daß das Sultanat Witu nicht, entsprechend dem Sansibar⸗Vertrag, selbständig geworden sei; dort hause die Englisch⸗ostafrikanische Gesellschaft wie die Engländer in Transvaal und thue nichts für die Sicherheit des Landes..

Direktor im Auswärtigen Amt Dr. Kayser: Die Kaiserliche Regierung steht ebenfalls auf dem Standpunkt, daß ein Unterschied zu machen ist zwischen Einverleibung eines Gebiets und Protektorat über dasselbe. Wir sind der Ansicht, daß nach Art. 2 des angezogenen Vertrags die großbritannische Regierung nicht das Recht hat, das Wituland einzuverleiben, sondern nur ein Protektorat über dasselbe auszuüben; und wir haben nach dieser Richtung auch die groß⸗ britannische Regierung über unsere Auffassung nicht im Zweifel gelassen. Zur Zeit befindet sich im Wituland ein Sultan.

Abg. Bebel (Soz.): Wenn mein Urtheil vom Sonnabend Herrn Direktor Kayser kalt läßt, so ist das seine Sache. Ich bin aber auch schon zu der Ansicht gekommen, daß ich ihn zu hart behandelt habe; ich habe ihn verantwortlich gemacht für Dinge, für die er nicht verant⸗ wortlich sein kann, weil er nicht vollständig selbständig handeln kann. Ich habe meine schweren Angriffe gegen Personen, namentlich be⸗ züglich des Falles Peters, nur vorgebracht, wo ich mich auf Zeugen berufen konnte, die zum theil noch jetzt im Kolonialdienst thätig sind. Dadurch ist es schon ausgeschlossen, daß ich alle Kolonialbeamten Herrn Peters gleichgestellt habe. Man sollte doch den Mohren nicht weiß zu waschen suchen. In der „Christlichen Welt“ wird das, was bezüglich Wehlan und Leist gesagt wird, ohne weiteres auf alle Europäer und ihr sittliches Verhalten angewendet. Ich habe die Dinge vorgebracht, weil es sonst nicht geschehen wäre. Man sollte uns dankbar sein, daß wir diese Dinge zur Sprache bringen. Die Beamten gehen freiwillig in die Kolonien aus idealem Interesse, oder auch aus Äbenteuerlust; die letzteren sind wohl die zahlreicheren. Für diese Männer brauchen wir uns nicht in eine besondere Ekstase hinein⸗ zureden. Auf die Angriffe des Herrn von Vollmar im vorigen Jahre hätte doch der Direktor Kayser schon am ersten Tage der Debatte antworten und nicht bis heute warten sollen. Die Er⸗ gebnisse der Kolonialpolitik sind durchaus nicht so günstige, wie man es darstellt. Das Land ist nicht beruhigt; die Eingeborenen haben nur ihre Streitigkeiten unter einander aufgegeben, um gegen uns Opposition zu machen, die wir als Eroberer und Ausbeuter kommen, gegen welche die Eingeborenen sich wehren. Unser Handel mit den Kolonien soll 30 Millionen Mark betragen; dafür geben wir aber 11 Millionen baares Geld aus. Soll die günstige Schilderung etwa vorbereiten auf neue Forderungen für die Kolonien? Vielleicht gar für die große afrikanische Eisenbahn? Der Sklavenhandel blüht übrigens nach wie vor an der deutsch⸗ostafrikanischen Küste, wie die „Christliche Welt“ anscheinend aus sicherer Quelle behauptet. Herr von Manteuffel hat sich als Unparteiischer aufgespielt, ist aber schließlich als Vertheidiger des Herrn Peters aufgetreten. Ich habe nicht die Ehre des Herrn Peters vernichtet; ich habe nur die Rolle der Staatsanwaltschaft gespielt. Dem Grafen Arnim gegenüber hat Herr 1 behauptet, daß Bischof Tucker gar nicht zu jener Zeit in

oschi gewesen sei. Das ist eine grobe Läöge, denn in einer englischen Missionszeitschrift finden sich Briefe des Herrn Tucker aus jener Zeit aus Moschi abgedruckt. Die Zustände am Kilimandscharo waren vor Peters' Ankunft unter dem Herrn von Elz friedlich, weil er ein vernünftiger ruhiger Mann war. Der letztere hat 1892 einen offenen Brief über das Treiben Peters' in der „Düna⸗Zeitung“ ... er war ein Livländer . veröffentlicht; das gewaltsame Auftreten Peters' habe die Unzufriedenheit der Bevölkerung erregt. Aber Herr Peters wollte Thaten haben, für die ihm Deutschland sich dankbar erweisen sollte. Er sollte belohnt werden durch die Anstellung als Landeshauptmann am Tanganika. Nicht der Reichsregierung, sondern nur dem Ehrgeiz des Herrn Peters, der Wissmann's Stelle innehmen wollte, ist es zu verdanken, daß er diese Stelle nicht einnimmt. Herr Peters hat einflußreiche Gönner gehabt, und man hatte nicht den Muth, so hohen Protektoren gegenüber⸗ zutreten. bg. Dr. Lieber (Zentr.): Es ist allerdings verwunderlich, daß trotz des offenen Briefes des Vorgängers des Herrn Peters auf der Kilimandscharo⸗Station diesem Herrn doch die Landeshauptmannschaft am Tanganika übertragen werden sollte. Herr von Manteuffel stellt sich noch immer auf den Standpunkt des non liqust, trotzdem in manchen Punkten doch die Frage darüber hinaus ist. Sind seine frivolen Berühmungen in seinem Buch über die Emin⸗Pascha⸗ Expedition nicht Zugeständnisse? Hat Dr. Peters nicht selbst eingestanden, daß er eine weibliche Person, mit welcher er unsittlichen Umgang gepflogen, hat aufhängen lassen? Daß das Mädchen ein Freuden⸗ mädchen war, ändert an der schimpflichen Gemeinheit des Peters'schen Vorgehens nichts, ebensowenig ändert daran etwas die fin de siscle- Farce des Kriegsgerichts. Auf die Ergebnisse weiterer Untersuchungen brauchen wir also schließlich nicht zu warten. Graf Arnim vertheidigte fast den angeblich jesuitischen Satz: der Zweck heiligt die Mittel, indem er Peters entschuldigte mit den großen Zwecken der Ab⸗ schaffung des Sklavenhandels und der Sklavenjagden. Man spricht auch von dem niedrigen Kulturzustand der Leute und benutzt diesen, um die niedrigsten europäischen Gelüste an den Kindern dieser Leute zu be⸗

Zivilisation. Je höber die Erwartungen nach dieser Rich 8 waren, um so mehr mußten solche Vorkommnisse schmerzlich bershnne welche die christlichen Vertreter Deutschlands auch den Mohammeda 8 verächtlich machen mußten. Aber das muß ich sagen: Es wäre ns. Landes, wie des Deutschen Reichs unwürdig, sich selbst aus dem Wes⸗ bewerb um die Kolonien auszuschließen. Die Kolonialpolitik alle⸗ Länder hat ihre Kinderkrankheiten durchmachen müssen. Sind di Kinderkrankheiten einmal überstanden, so läßt sich doch auch für 8 ie Kolonialpolitik boffen, dann macht die Kolonialvpolitik ihren Weg und wir würden uns übel berathen lassen, wenn wir dem Rath von d linken Seite folgen und uns aus dem Wettbewerb ausschließen würden Wir werden daran festhalten: Die Ehre des Christenthums und des Deutschen Reichs erfordert es, daß wir Uebelständen abhelfen, aber dann auf dem graden Wege vorangehen.

Abg. Richter (fr. Volksp): Die Zukunft gehört nicht der Kolonial⸗ politik, sondern der selbständigen Entwickelung der Staaten. Herr von Manteuffel zieht die Offiziere in den Kolonien vor. Militarismuz und Assessorismus verhalten sich wie die Scylla zur Charybdis; beide zusammen sind am schlimmsten. Unsere Kolonien sind nur Militär⸗ kolonien. Regierende Kaufleute würden sich niemals solche Mis⸗ bräuche zu schulden kommen lassen. Wenn meine Gegner nichts mehr zu erwidern wissen, dann greifen Sie meine Gesammtpolitik an Habe ich jemals gegen die Nothwendigkeit der Armee gesprochen? Wenn es nach meinen Wünschen gegangen wäre, dann hätten wir schon vor zwanzig Jahren die zweijährige Dienstzeit eingeführt und wir hätten die Schraubereien der Rüstungen nicht gehabt. Die Marine ist eine demokratische Schöpfung des Jahres 1848; uns hat Graf Bismarck, als er einmal zum Volk herabstieg, den Vorwurf gemacht, daß wir die Gelder des Volks für die Marine verschwendet hätten. Die deutsche Industrie ist dem Auslande überlegen; die Schutzzollpolitik hat die Ausfuhr der deutschen Industrie geschädigt. Allerdings Kolonien würden wir nicht haben und es würden uns damit alle blutigen Nasenstüber erspart sein, die Deutschland sonst niemals erlitten hat, und wir würden 50 Millionen erspart haben, die wir für innere Kolonisation und für die Besserstellung der Beamten hätten verwenden können. Herr von Kardorff hat mich mit Herrn Peters verglichen; das ist fast eine Beleidigung. Wenn Herr von Kardorff Peters vielleicht als den größeren Patrioten sich selbst gegenüber darstellen will, so mag er das thun. Ich habe immer den Strom gegen mich gehabt und wenn ich manche Rechtsgrundsätze zur Geltung gebracht habe, und wenn ich einige Spitzen der Bismarck'schen Politik abgebrochen habe, so kann ich mit Befriedigung auf meine Thätigkeit zurückblicken. Entschuldigen Sie die persönliche Bemerkung, denn eigentlich stehe ich nicht auf dem Etat, sondern der Herr Peters. Wenn wirklich alle gebildeten und besitzenden Klassen der Nation hinter Herrn von Kardorff ständen, dann könnten sie die Kolonial⸗ kosten allein tragen. Herr von Kardorff hat aber selbst ausgeführt, daß es uns gelungen sei, die besitzenden Klassen von der Kapitalanlage in den Kolonien abzuschrecken. Gott sei Dank, daß uns Samoa entgangen ist, daß wir diesen Aerger nicht auch noch haben. Wir müssen dort zwei Kriegsschiffe unterhalten, das kostet uns mehr als das ganze Koprageschäft dort werth ist! Es wäre ein glänzendes Geschäft, wenn wir diese Last los werden könnten. Südwest⸗Afrika kostet uns zwei Millionen Mark Zuschuß. Daß Eng⸗ länder dort Geschäfte machen können, ist richtig; das Kapland ist dafür der natürliche Stützpvunkt. Aber von Berlin aus kann man dort wirthschaftliche Unternehmungen nicht einrichten. Zinsen haben die Engländer auch von ihren dort angelegten Kapitalien noch nicht erzielt. Aber das große Guanolager! Das ist in ein paar Jahren erschöpft. Wer bürgt uns denn dafür, daß diese nützlichen Vögel unsere Kolonien auch fernerhin beehren werden? Die Berichte über die einzelnen Kolonien beweisen das Gegentheil von dem schönen Bild, welches Herr Direktor Kayser entrollt hat. Es sind 1000 Deutsche untergebracht, die uns 11 Millionen kosten, also jeder 11 000 ℳ; dafür könnte er als Regierungs⸗Präsident hier im Lande leben. Die Handelsartikel, die nach Afrika gehen, werden größtentheils aus der Reichskasse bezahlt: Pulver und Bedarfsgegenstände für die Offiziere u. s. w. Die eigenen Einnahmen der Kolonien nehmen ab; bald sind die Heuschrecken daran schuld und bald der niedrige Stand der Rupie. Die Ausfuhr von Elfenbein ist vorübergehend eine große gewesen, weil die angesammelten Lager wegen der Congo⸗Unruhen nach Ost⸗Afrika gegangen sind. Aber so schnell wachsen die Elephanten nicht nach. Was bleibt von der ganzen Herrlichkeit da noch übrig? Herr von Kardorf meinte, die italienische Niederlage beweise nichts. Das Christenthum hat die Italiener nicht geschlagen, sondern die Mitrailleusen und die Hinterlader der Abessynier; die Abessynier hatten durch europäische Hftrutioren gelernt, nicht bloß zu schießen, sondern auch zu zielen. Wenn in unseren Kolonien die Leute zielen lernen, dann können wir auch noch mehr militärische Niederlagen erleben. Ein Kolonial⸗ besitz kann statt zur Stärkung zur S wächung des Landes gereichen. Solche Fälle müssen hier besprochen werden, weil es in Afrika keine Presse giebt, die solche Mißstände besprechen kann aus eigene Wissenschaft, und unsere Presse kann dafür die Zeugen aus Afrika nicht beschaffen. Es mag ja manche unrichtige Anschuldigung er⸗ folgen; aber das passiert auch manchem Staatsanwalt trotz aller Vor⸗ bereitung. Eigentlich wäre es Sache der Kolonialverwaltung, diese Dinge selbst zur Sprache zu bringen. Jeder Unbefangene wird am Schluß der Debatte den Eindruck haben: wenn diese Debatte nicht abschreckend wirkte, welche greulichen Mißstände würden wir in den Kolonien haben!

Abg. Graf zu Limburg⸗Stirum (d. kons.): Herr Richter da es als ein Ruhmesblatt bezeichnet, daß er dem Fürsten Bismard ständig Opposition gemacht und ihn an der Ausführung mancher Pläne gehindert hat. Ich lasse dahingestellt, ob das ein Ruhmes⸗ blatt ist. Die Einführung gewisser Monopole wäre für das Reich und die Einzelstaaten ein Segen gewesen; die Finanzverhältniffe wären nicht so schlecht geworden, wie sie jetzt sind. Daß es nutzlich ist, die Kolonialsache hier zu erörtern, ist richtig; denn dadurch lernen wir die Fehler finden und korrigieren. Aber wenn ich auf die dreitägige Debatte zurückblicke, so muß ich sagen: sie hat mich nicht gefreut und nicht befriedigt. Ich bin weder ein Freund des Herrn Peters n ein großer Kolonialschwärmer, noch ein Schwärmer für die Flotte. Mein Eindruck ist der gewesen: der Reichstag hat sich Gerichtshof konstituiert über eine Sache, über die wir s nicht genügend instruiert haben. Die Bebel'sche Methode verfährt nach folgendem Rezept: Man nimmt unbewiesene und bewiesene Dinge, mischt sie durcheinander mit Schlagworten und hält darüber eine große Rede als über bewiesene Dinge. Was ist denn eigentlich übrig geblieben? Der Brief an den Herrn Bischof Tucker ist n nicht bekannt geworden, und man kann doch nicht annehmen, da Herr Peters einen so dummen Brief geschrieben hat. Peters hat ein Mädchen, mit dem er einmal zu thun gehabt, hängen lassen. Joa schließe mich Herrn von Manteuffel in Bezug darauf vollständig an⸗ Aber soll ein Kommandant einer gefährdeten Station gehindert sein, für die Sicherheit das zu thun, was nothwendig ist? Gerade

der Kolonialpolitik bezeichnet, sondern nur gesagt, daß die Re⸗ verung dem Einfluß so mächtiger Männer nicht widerstehen kann. Abg. Dr. Hammacher bestreitet, daß er jemals für Peters ein⸗

treten sei. gerr Abg. D

eltend gem her Peter zu Peters unte

Peters Herrang. B

aandtagsabgeordneter Karl Weber; ist dieser Herr identisch mit dem

Reichstagsabgeordneten? (Zuruf des Abg. Weber⸗Heidelberg: Ja!)

derr von Bennigsen hat einem Feste bei

zuf Peters ausgebracht. 1“

Weber: Den Aufruf habe ich unterzeichnet; das hat aber

mit kolonialen Bestrebungen nichts zu thun. Abg. Dr. von Bennigsen: Als Peters zurückkehrte von Uganda,

Abg.

Banquet zu Ehren von Peters theilgenommen. Die Ausgaben für die Kolonialabtheilung werden be⸗ willigt; die von der Budgetkommission vorgeschlagene Resolution, nentsfend die strafrechtliche Verfolgung des Mißbrauchs der Amtsgewalt, wird angenommen. Es folgt der Etat für das afrikanische

gebiet.

Abg. Dr. Bachem (Zentr.) bemängelt, daß man in den Schutz⸗ truppen nicht mehr das afrikanische Dienstalter als maßgebend anerkenne, sondern das deutsche Patent. Dadurch kämen oft unerfahrene Offi⸗

ziere in die Verhältnissen Direktor

tung hat immer den Standpunkt vertreten, daß die afrikanische Ancien⸗ retät maßgebend sein müßte. für die Offiziere die europäische Anciennetät für richtiger.

sedoch noch n

werden, wenn

Gestrichen wird, entsprechend dem Antrag der Budget⸗

kommission,

25 000 ℳ,

bewilligt. Ferner

N 000 weniger bewilligt; zur Beschaffung eines Dampf⸗ Tonnenlegers werden statt 300 000 nur 200 000 be⸗ er Reichszuschuß für Ost⸗Afrika wird infolge dieser Abstriche um 153 280 vermindert.

Bei dem Etat für Kamerun tritt Abg. Graf von Bernstorff (Rp.) für die Einschränkung des Branntwein⸗ handels in den Kolonien ein.

Der Etat wird ohne weitere Debatte genehmigt und darauf

willigt.

um 5 ½ Uh vertagt. Ar ordnung.

Ueber den Beginn der Sitzung ist gestern berichtet

worden.

Nach Beendigung der zweiten Lesung des Gesetzentwurfs, betreffend Abänderungen des Pensionsgesetzes vom 27. Maͤrz 1872, geht das Haus zur zweiten Berathung der Verordnung vom 30. Oktober 1895, betreffend die Förderung eines ver⸗

änderten

körten Fleckens Brotterode, über.

Die Kommission beantragt: die Vorlage anzunehmen und

die Regierung aufzufordern, zur Erhaltun 8* Wiederher⸗ e

stelung der

desondere zur Bestreitung der durch die Aufräumungsarbeiten mstandenen Kosten im Betrage von 110 000 ℳ, sowie zur Biederherstellung der öffentlichen Gebäude und zur Deckung

ds nach der

neinschaft zu tragenden Ausfalls der Gemeinde Brotterode

ie Summe

figung zu stellen und die Petition der Gemeinde Brotterode dom 13. ““ 1896 durch die gefaßten Beschlüsse als er⸗ en.

ldigt anzuse „Abg. Dr.

näßigen Bedenken seiner Freunde gegen die Verordnung durch die fommissionsberathung beseitigt seien, und empfiehlt die Annahme des Kommissionsantrags.

Abg. von

ie Verfassungsbedenken beseitigt seien, meint allerdings, daß do

egen den Inhalt einiger Bestimmungen der Verordnung Bedenken restehen, die aber, da eine Amendierung der Verordnung nicht möglich ti, durch Erklärungen der Regierung beseitigt werden könnten. Es sele bei Berechnung der Grundstücke nicht nur der Werth an sich, ondern auch der Brandkassen⸗Versicherungswerth der Gebäude berück⸗ sittigt werden. Kesolution der Kommission.

usend Mark

Scule, Pfarrhaus ꝛc., auszugeben und sei nicht leistungsfähig luch der Kreis könne mit seinen Mitteln nicht eintreten. Es g um ein gewaltiges Unglück, bei dem der Staat dem nothleidenden Rliede mit seinen Mitteln beistehen müsse. Justiz⸗Minister Schönstedt:

Meine Herren! ds Abg. von Christen antworten, nämlich auf diejenigen, die das Aüstizressort berühren.

1 Da bin ich zunächst in der Lage, mein vollständiges Einverständniß u erklären mit denjenigen Ausführungen, die auf Wunsch der

Tirektion der

8 Christen uns vorgetragen hat über die Auslegung des § 7 Abs. 3 Nothverordnung,

der Zeit, wo das Ergebniß der Untersuchung vorliegen wird. Abg. Weber⸗Heidelberg (nl.) bestreitet ebenfalls, daß er Herrn

r. von Bennigsen: Ich habe meinen Einfluß nicht acht für die Verleihung der Landeshauptmannsstelle an 8s. Ich behalte mir mein endgültiges Urtheil vor bis

rstützt habe; er habe den Kolenialverein verlassen, als Einfluß auf denselben gewann. ebel: Unter dem Aufruf für die Peters⸗Stiftung steht ein

gewohnt und einen Toast

Vorsitzender des Hannoverschen Kolonialvereins an einem

2

Schutz⸗

Lage, Vorgesetzte von erfahrenen, mit den afrikanischen vertrauten Offizieren zu werden. im Auswärtigen Amt Dr. Kayser: Die Zivilverwal⸗ Der frühere Gouverneur hielt aber un Das ist icht durchgeführt worden. Die Frage wird erst erledigt die Verhältnisse der Schutztruppen neu geordnet werden.

das Gehalt des Landeshauptmanns in Tanganika, und dafür nur ein Bezirksamt mit 10 000

werden für die Remunerierung von Hilfskräften

r die weitere Berathung auf Dienstag 1 Uhr üßerdem steht der Etat der Marine auf der Tages⸗

Preußischer Landtag. Haus der Abgeordneten. 44. Sitzung vom 16. März 1896.

Bebauungsplans des durch Brand zer⸗

Leistungsfähigkeit der Gemein rotterode, ins⸗

Verordnung vom 30. Oktober 1895 von der Ge⸗

von 300 000 aus bereiten Mitteln zur Ver⸗

Opfergelt (Zentr.) bemerkt, daß die verfassungs⸗

Christen (fr. kons.) schließt sich der Ansicht an, 8

Redner empfiehlt gleichfalls die Annahme der Die Gemeinde habe mehrere hundert⸗ für die Wiedererrichtung der Gemeindegebäude, Kirche, enug.

andle

Ich will nur auf einen Theil der Ausführungen

Hessischen Brandversicherungs⸗Anstalt der Herr Abg.

ssweit dabei die Interessen der Ver⸗

klaren Sinn Absicht der Ich glaube,

Wund Wortlaut des Königlichen Staatsregierung diametral es liegen auch sachliche

Ausdruck gekommen ist, nicht vor. schiebung der Verhältnisse zur Folge haben. Es

Das sind nur die Grundflächen, nicht die die auf den Grundflächen gestanden haben. Die Er⸗ gebnisse, auf die der Abg. von Christen aufmerksam ge⸗ macht hat, können als widersinnig nach meiner Meinung unmöglich erscheinen. Denken Sie sich nur den umgekehrten Fall, daß neben einem Grundstück, welches bebaut war, und für welches infolge des Brandes erhebliche Feuerversicherungsgelder an den Be⸗ sitzer ausgezahlt worden sind, ein anderes vollständig gleichwerthiges, aber unbebaut gewesenes Baugrundstück liegt; wie würde es sich da rechtfertigen lassen, daß der Besitzer des Grund⸗ stücksg, dem das Haus abgebrannt ist, in erhöhterem Maße herangezogen würde bei der Ausgleichung als der benachbarte Grundstücksbesitzer, der nur eine Baufläche hat? Denn was beide einwerfen und wiederbekommen, sind nur Bauflächen und nicht Ge⸗ bäude; daran scheitert nach meiner Auffassung vollständig dasjenige, was die Kommission in Brotterode in den Paragraphen hinein⸗ interpretiert zu sehen wünscht.

Ueber die übrigen Punkte, die der Herr Abg. Christen hier vor⸗ geführt hat, wird sich wahrscheinlich einer der anderen Herren Ressort⸗ Minister äußern.

Von den Ausführungen des ersten Herrn Redners habe ich keine Silbe verstanden, und ich weiß nicht, ob sie für das Justizressort einen Anlaß hätten geben können, irgend etwas zu erwidern.

Finanz⸗Minister Dr. Miquel:

Ich glaube, es wird dem hohen Hause erwünscht sein, wenn ich von vornherein die Stellung der Staatsregierung zu den Anträgen der Kommission hier klarlege. Ich habe schon beim ersten Mal, als die Sache hier zur Erörterung kam, darauf hingewiesen, daß es immerhin sehr bedenklich sei, wenn der Staat für der⸗ artige Brandschäden, wie sie hier vorliegen, überhaupt ein⸗ trete, daß man ganz bedenkliche und unübersehbare Berufungen damit herbeiführen würde, und daß man sich denn doch eine Grenze machen müßte, und daß sonst das Gefühl entstehe, daß man den Einen begünstige und den Anderen zurücksetze. Ich habe aber hinzugefügt, daß bei der außerordentlichen Natur des vorliegenden Falls, wenn die noth⸗ wendigen Voraussetzungen vorlagen, doch der Staat sich in diesem Fall ohne Prajudiz einer Mitwirkung vielleicht nicht ganz entziehen könne. Als Vorbe⸗ dingung aber habe ich aufgestellt: einmal den Nachweis der Leistungs⸗ unfähigkeit der Gemeinde, zweitens den klaren Nachweis der Höhe der Beträge der Entschädigungen, die hier in Frage kommen, drittens die Klarstellung, was [die nächstbetheiligten Verbände, Kreis und Provinz, thun; dann erst könnte man bemessen, ob und inwieweit der Staat genöthigt sei, mit seinen Mitteln helfend einzutreten. Diese Voraussetzungen liegen hier meines Erachtens z. Z. noch nicht vor, noch weniger so klar, daß das hohe Haus sich entschließen könnte, schon eine ganz bestimmte Summe auf Heller und Pfennig zu bezeichnen, welche die Staatsregierung aufgefordert wird, der Gemeinde Brotterode zuzuwenden.

Meine Herren, ich will unter diesen Umständen auf das Zahlenmaterial, welches der Abg. von Christen hier angeführt hat, nicht näher eingehen; ich erkläre wenigstens, daß ich garnicht im stande bin, diese Zahlen zu kontrolieren, selbst wenn ich sie alle ver⸗ standen hätte, was auch nicht der Fall ist, und ich glaube, das hohe Haus wird dasselbe Gefühl haben, daß, bevor nicht in dieser Be⸗ ziehung ganz klare amtliche Ermittelungen festgestellt sind, man doch nicht auf die bloßen Angaben eines einzelnen gewiß durchaus gut unter⸗ richteten und gut gläubigen Abgeordneten einen solchen Beschluß fassen kann. Wir haben ja vorläufige Berichte über die Höhe der Entschädigungen, aber sie bezeichnen sich ausdrücklich nur als vorläufige. Wir erwarten von der eingesetzten Königlichen Kommission in dieser Beziehung noch dasjenige sichere Material, welches uns allein in den Stand setzt, die Höhe der Beträge, um die es sich hier handelt, klar zu übersehen. Meine Herren, wenn wir erwägen, daß wir es doch mit einer Gemeinde zu thun haben, welche einen Waldbesitz besitzt, der 17 000 Reinertrag bringt; wenn wir ferner erwägen, daß der Kreis Schmal⸗ kalden noch keine Kreissteuern hat; wenn wir ferner erwägen, daß der Kreis Schmalkalden und die Gemeinde Brotterode in einer der best⸗ dotierten Provinzen des preußischen Staats gelegen sind, so wird man sich sagen müssen, daß man hier wohl genau zu prüfen hat, weil sich sonst Berufungen in Fällen, wo der Nothstand noch viel größer ist, gar nicht würden abweisen lassen.

Meine Herren, das Herrenhaus hat nach meiner Meinung zu dieser Frage eine durchaus korrekte und richtige Stellung eingenommen. Es hat die Summe nicht bezeichnet; es hat gesagt, es müsse die Leistungsfähigkeit der Gemeinde, die Höhe der Entschädigungen erst festgestellt sein, es müßten die nächstbetheiligten Verbände sich be⸗ theiligen und dann erst könnte allerdings wohl als be⸗ rechtigt anerkannt werden, daß auch schließlich der Staat mitwirkt bei der Linderung der Noth in der Gemeinde Brotterode. Ich wiederhole: das ist eine Stellung, die mit meinen Auffassungen und mit dem, was ich soeben ausgesprochen habe, übereinstimmt. Ich möchte bitten, daß das hohe Haus an Stelle des Antrags II der Kommission eine Resolution sich vielleicht aneignet in dem Sinne, wie sie im Herrenhaus gefaßt ist; dann wird man die Sache gründlich prüfen können, und es ist nach keiner Seite

Paragraphen und auch der widersprechen. 8 Gründe für die Er⸗ füllung des Wunsches, der in der Brotteroder [Kommission zum Sie würde eine vollständige Ver⸗ soll hier nur abgeschätzt werden dasjenige, was einer in die Masse einwirft, und dasjenige, was er dagegen aus der Masse wieder herausbekommt. Gebäude,

Ostpreu nothwendig, ganz abgesehen von der Frage der Rentengüter. Redner führt einen 5 een zur Leistungsfähigkeit eines Rentenguts für nothwendig erklär Falle 40 Morgen genügten. den Wünschen der Konservativen, die Selbstverwaltungsorgane in diesen Sachen entscheiden zu lassen, nicht folgen dürfe.

deren Leistungsfähigkeit wieder herzustellen. Red emp Kommissionsantrag nach dem E die Regierung zu ersuchen, zur Erhaltung bezw. Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit der Gemeinde Brotterode dieser, soweit nicht die Gemeinde und die Kommunalverbände einzutreten in der Lage sind, auch mit Staatsmitteln zu Hilfe zu kommen.

Abg. von Voß (fr. kons.) befürwortet den Kommissionsantra und bedauert, daß der Kommission so wenig thatsächliches Materia zur Verfügung gestellt sei. Der Staat habe doch selbst ein Interesse daran, daß eine leistungsfähige Gemeinde wiederhergestellt werde. Es komme nur darauf an, der Gemeinde zunächst flüssiges Geld zu schaffen durch einen Vorschuß, es brauche ja nicht à fonds perdu ge- geben zu werden.

Finanz⸗Minister Dr. Miquel:

Da der Herr Abg. von Voß sich in solcher Weise auf den Kommissions⸗ antrag zurückgezogen hat, während ich geglaubt hatte, daß durch den Antrag des Herrn Abg. von Pappenheim der Kommissionsbeschluß mehr oder weniger preisgegeben sei, so gestatte ich mir noch einige Bemerkungen.

Die Interpretation, welche Herr von Voß dem Kommissions⸗ beschluß gegeben hat, ist mir überraschend; denn er sagt: wir wollen gar kein Geschenk haben à fonds perdu von 300 000 ℳ, sondern es kommt uns nur darauf an, daß die Gemeinde erst mal flüssige Gelder bekommt; das kann ja in der Form eines Vorschusses oder sonstwie geschehen. Es wäre doch erwünscht gewesen, wenn die Kommission das ausgedrückt hätte, daß sie den Staat nicht zur Hergabe à fonds perdu, sondern bloß zur Beschaffung flüssiger Mittel auffordern wollte. Wenn es sich lediglich darum handelt, dann könnte die Gemeinde Brotterode doch ein kleines Schreiben nach Cassel richten an die Landes⸗Kreditanstalt; diese würde wohl mit großem Vergnügen einen Betrag von 300 000 auf den Gemeindewald hergeben. Die be⸗ reiten Mittel sind also sehr bald zu beschaffen. Aber auch die Pro⸗ vinz würde ganz in ihrer Kompetenz bleiben, wenn sie der Gemeinde ein billiges Darlehen gäbe für geringe Zinsen, wie das die Provinzen bei verschiedenen Gelegenheiten zu Meliorationen und sonstigen Zwecken thun. Da wäre dem Bedürfniß leicht abzuhelfen, ohne den Staat mit heranzuziehen in dem vor⸗ liegenden Falle.

Ich habe, da ich mich schon der Hoffnung hingegeben hatte, daß das hohe Haus sich dem Beschluß des Herrenhauses anschließen würde, nicht für nöthig gehalten, darauf hinzuweisen, daß die Kommission hier eine Forderung stellt, die ich etatsmäßig zu erfüllen nicht im stande bin. Die Kommission sagt: der Staat soll aus bereiten Mitteln 300 000 zur Verfügung stellen. Da möchte ich die Kommission fragen: wo sind diese bereiten Mittel? (Heiterkeit.) Ich habe gar keine anderen bereiten Mittel als diejenigen, die das hohe Haus zu bewilligen hat und die etatsmäßig festzustellen sind. Also bereite Mittel, aus denen ich zahlen könnte, sind mir unbekannt.

Es sind gewiß schon solche Fälle vorgekommen, wo der Staat eingegriffen hat, aber in welcher Form? In der Form von Gnaden⸗ bewilligungen aus dem Allerhöchsten Dispositionsfonds, der auch für solche Zwecke mit bestimmt ist. Aber das hohe Haus wird doch Seiner Majestät nicht vorschreiben können oder vorschreiben wollen, zu welchen Beträgen und für welche Zwecke Gnadenbewilligungen zu gewähren sind. Das ist aber bedenklich bei diesem ganzen Beschluß, daß man hier offenbar besondere etatsmäßige Mittel in Aussicht nimmt, die der Staat nur erlangen kann, wenn das Haus solche Mittel bewilligt.

Ich glaube, schon aus diesem Grunde wäre es im höchsten Grade bedenklich, und würde es zu ganz eigenthümlichen Konsequenzen führen, wenn Sie den Finanz⸗Minister aufforderten, Mittel zu verwenden, über welche er gar keine Disposition hat. Ich kann im Interesse der Gemeinde selbst das hohe Haus nur dringend bitten, den Antrag des Herrn Abg. von Pappenheim anzunehmen und nicht den Antrag der Kommission.

Die Abgg. Junghenn (nl.) und Rickert (fr. Vg.) schließen sich dem Antrag von Pappenheim an.

Abg. Dr. Oswalt (nl.) empfiehlt der Regierung, eine Vorlage nach dem Muster der lex Adickes über die Zonenenteignung ein⸗ zubringen.

Abg. Dr. Irmer k(kons.) bemerkt, daß seine Partei nach wie vor gegen eine lex Adickes sein würde.

8 Abg. Jerusalem (Zentr.) stimmt dem Antrage von Pappen⸗ heim zu.

Die Kommissionsanträge werden mit der vom Abg. von Pappenheim beantragten Abänderung angenommen.

In der nun folgenden ersten Berathung des Gesetz⸗ entwurfs, betreffend die Errichtung einer General⸗ Kommission für die Provinz Ostpreußen, erklärt

Abg. Schnaubert (kons.), daß seine Partei ihre vorjährige Stellung zu dieser Vorlage aufrecht erhalte und wieder gegen den

Gesetzentwurf stimmen werde.

Abg. Rickert hält die Errichtung einer General⸗Kommission für hen wegen der Ueberlastung der Bromberger Kommission für Fall aus dem Kreise Strasburg an, wo der Kreisausschuß

abe, während nach sachvperständigem Gutachten in diesem Dieser Fall beweise wieder, daß man

Minister für Landwirthschaft ꝛc. Freiherr von Hammer⸗

stein:

Meine Herren! Der Spezialfall, der hier mitgetheilt ist, ist zur

Kenntniß bei der landwirthschaftlichen Zentralverwaltung nicht gelangt. Berichtet ist mir dagegen, daß seit Erlaß des Ausschreibens vom 25. Juli irgendwelche Mißstände bei der Handhabung seiner Bestim⸗ mungen nicht hervorgetreten seien. die Erklärung abgeben dürfen, daß bisher durch die praktische

Ich habe schon im Herrenhause

rt durch die Sklavenjagden Hunderttausende von isgegeben waren in einem Gebiet, wo die

könnte. Herr Richter stellt es so dar,

friedlich lebten; sie beschäftigten sich mit der

Karawanen und mit den Sklavenjagden. Dem

die Stationen keine leichte Aufgabe. Deshalb sind die

zur Aufrechterhaltung der Stationen anders zu

Ausführung dieser Bestimmungen irgendwelche Schwierigkeiten oder Verzögerungen in der Austheilung der Rentengüter nicht herbeigeführt worden sind. Sogar ist mir von allen General⸗Kommissionen be⸗ richtet, daß im wesentlichen die Kreisausschüsse einschließlich der land⸗ wirthschaftlichen Sachverständigen in den Spezialfällen sich mit den Maß⸗ nahmen der General⸗Kommissionen überall einverstanden erklärt haben. Nun interessiert es mich in hohem Grade, von Herrn Rickert diesen Fall vorgetragen zu hören. Ich werde der Sache nachgehen, um festzustellen, ob die Gründe, weshalb der Kreisausschuß einen solchen Beschluß gefaßt hat, nur den konkreten Fall betreffen oder auf einem allgemeinen Beschluß des Kreisausschusses beruhen, daß überall nur Güter von einer bestimmten Größe ausgelegt werden sollen. Darauf ist gar kein Gewicht zu legen; denn die Kreisausschüsse sollen nach der Verordnung vom 25. Juli wie auch die Sachverständigen immer nur über den konkret vorliegenden Fall gutachtlich gehört werden. In

sherungs. Anstalt in Frage kommen. Die Erklärung, die seitens des *ꝙ Abg. von Christen vorgelesen worden ist, entspricht vollkommen 2 Auffassung der Königlichen Staatsregierung. Es ist meinerseits sichtz dagegen zu erinnern, wenn dies, wie es von der Brandkasse ge⸗ n ht ist, durch das Sitzungsprotokoll festgestellt wird.

Nicht dagegen kann ich mein Einverständniß aussprechen bezüglich

solche Frauen sind die gefährlichsten Spione, weil sie überall Zugang haben und überall leicht erfahren können, was sie erfahren wollen; und nun denken Sie sich die Situation! Die Station 4 1 Lach 3 8 von allen Seiten schwer gefährdet; da kann man nicht spaßen! Selch⸗ bat ja gesagk, rie Abneigung gegen Peters rühre daher, daß der Dinge sind bei, uns in viel geringerem Maße vorgekommen, als Prinz Arenberg Herrn Peters habe weichen müssen. Uns im Zentrum bei anderen Kolonisatoren. ir wissen doch, wie die Sranier ist die Persönlichkeit des Herrn Peters vollständig gleichgültis; wir und die Engländer, z. B. Warren und Hastings, vor⸗ len, oder man moaß ganz auf die Kolonialpolitik verzichten. wissen uns vollständig frei von jeder politischen Parteileidenschaft. gegangen sind! Wie haben die holländischen Kaufleute ihre der es deng kein Vertienst, daß England große Strecken in Für uns handelt es c um den Fall, nicht um den Mann. Wir Kolonien behandelt? So etwas kommt bei unseren Assessoren ivon dem Abg. von Christen und der Kommission in Brotterode tn, Vanriemangland u. i, w. koelcnisiert kat? Es wird sind es müde, sedes Jahr einen neuen Kolonialskandal zu erleben. doch nicht vor. Wenn bei der Untersuchung nichts heraus kommt kewünschten Interpretation des § 3 der Verordnung. Ich des Nationalgefühls beitragen, wenn wir in Daß Herr von Manteuffel die Besetzung der Stellen mit Offizieren dann hat der Reichstag in drei Tagen nichts gethan, als für den düt nicht, ob der Punks in fruͤheren Verhandlungen berührt iche günstige Verkältnisse erkielen können. Die empfiehlt, ist begründet durch die schlechten Erfahrungen, die wir angegriffenen Mann die größte Reklame zu machen. 8 vorden ist 2 Ieg8, xten baben sich ja die größte Mühe mit den Zivil⸗Zioilisatoren gemacht haben; ich habe nichts gegen die 1 Damit schließt die Debatt 1 wische ist. Es handelt sich darum, daß bei dem Ausgleich ttal abzuschrecken. Und was war das Er⸗ ö Offigieren ] 25 85 ge- ießt die Deba * 6 g. vene ncen verschiedenen Grundstücken als Werth zu Grunde gelegt

ichkeit der Offiziere bei der Durchführung der uns belastenden Gesetz⸗ g. Freiherr von Stumm: Herr Bebel hat von mein nicht nur 85 stücke, . gebung immer anzuerkennen gehabt. Die Lichtseite der Kolonialpolitik, theiligung an der Kolonialpolitik gesprochen. Diese beschränkt sch zuch der Betra 2. 22 82 * v8 F.ns eie der Direktor Kayser vorgeführt hat, erfüllt die Freunde derselben mit lediglich auf meine Abstimmung. Danach sind meine Zweifel an der ewa auf ei g der Brandversicherungsgelder, die für 8 Aude, welche Vertrauen und Hoffnung. Aber ebenso hoch wie die materiellen persönlichen Glaubwürdigkeit des Herrn Bebel verstärkt worden. lig lanne einer solchen Fläche gestanden haben, zur Auszahlung ge⸗ Errungenschaften stehen für uns die Errungenschaften der christlichen Abg. Bebel: Ich habe nicht Herrn von Stumm als betheili n seien. Meine Herren, eine solche Auslegung würde dem

friedigen. Solche Zustände verlangen die strengste Verurtheilung, damit kann nicht europäische Gesittung ach Afrika gebracht werden. Herr von Kardorff sprach von parteipolitischen Leidenschaften; man

eine Präjudizierung eingetreten. Ich bitte das hohe Haus, noch zu erwägen: wenn wir hier eine bestimmte Summe aufnehmen als einen vom Staat zu leistenden Unterstützungsbeitrag, so erzeugt man damit vielleicht in der Gemeinde Illusionen, die nachher garnicht erfüllt werden, und die Lage der Gemeinde würde vielleicht noch ungünstiger werden als vorher.

Abg. von Pappenheim (kons.) stimmt dem Kommissionsantrag zu. Der Kreis Schmalkalden werde ebenfalls eine Beihilfe gewähren. Es sei leider zu wenig Material zur Beurtheilung der Sache bei⸗ gebracht worden, der Finanz⸗Minifter scheine nicht zu wissen, daß der Kreis Schmalkalden eine Kreisabgabe und auch eine bedeutende Schuldenlast habe; die Verordnung sei heller ohne das er⸗ forderliche Material über die Felag. Die Provinz werde für Wegebau und auch für die geplante Eisenbahn alles thun, um der Gemeinde Brotterode zu helfen; die Provinz sei aber nicht verpflichtet, einer politischen Gemeinde Mittel zu gewähren, um

1 wertklos n Seenese halten wor scdaß die deutschen ellscha

. 0 verpachtet ist, während die Regierung einen Ausfuhrzoll von 250 000 davon erheben kann. Herr Bam⸗