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Verkehrs⸗Anstalten.
Bremen, 20. März. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Havel“ ist am 18. März Abends in New⸗ York angekommen. Der Schnelldampfer „Aller' hat am 18. März Kachmittags die Reise von Southampton nach New⸗Pork fort⸗ gesetzt. Der Reichs⸗Postdampfer „Gera“ ist am 18. März Nach⸗ mittags in Colombo angekommen. Der Schnelldampfer „Kaiser Wilhelm II.“ ist am 19. März Morgens in Neapel angekommen. Der Schnelldampfer „Spree“ ist am 19. März Vormittags auf der Weser angekommen.
Hamburg, 19. März. (W. T. B.) Hamburg⸗Ameri⸗ kanische Packetfahrt⸗Aktien⸗Gesellschaft. Der Postdampfer „Persia“ ist heute Nachmittag in Kuxhaven eingetroffen.
St. Petersburg, 19. März. (W. T. B.) Auf einem Zweig der Transkaspischen Bahn ist der Verkehr eröffnet worden.
Rotterdam, 19. März. (W. T. B.) Niederländisch⸗ Amerikanische Dampfschiffahrts⸗Gesellschaft. Der Dampfer „Zaandam“ ist gestern Nachmittag in New⸗York an⸗ gekommen. Der Dampfer „Edam“ ist heute früh von Boulogne⸗ sur⸗Mer abgegangen.
Theater und Musik.
Deutsches Theater.
„Richard III.“ ging gestern Abend, neu schönem Erfolge in Scene. Josef Kainz, der die Titelrolle gab, verschmolz den lächelnden Heuchler mit dem blutdürstigen Tyrannen zu einer im Ganzen fesselnden und geistvollen Gestalt, die aber doch im Wesen und in der Wirkung auf die Zuschauer und Hörer nicht frei war von auffälligen Ungleich⸗ heiten. Der große, übermächtige Zug zum Bösen in Richard's Seele, der mit Schrecken und Grauen’ erfüllen soll, gewann diese erschütternde Kraft nicht in allen Momenten. Am ein⸗ dringlichsten wirkte der Darsteller auf die Zuschauer in der Scene, in welcher der Tod des Lord Hastings verkündet wird. Die Traumscene, in der alle Schrecken des Gewissens in düsteren, Unheil prophezeienden Erscheinungen auf den König einstürmen, fand den Künstler nicht auf dem Gipfel seines Könnens; die Worte klangen nicht immer aus der Tiefe der Seele herauf und ergriffen darum auch nicht tief genug die Seelen der Hörer. Wie der König hier erschien, hielt der reflektierende Geist seine wild aufbäumende, von Dämonen zu grausigen Thaten getriebene Seele noch gefesselt; die teuflische Schadenfreude und Lust am Bösen war noch an die Erde gebunden, über die sie doch in übermenschlicher Größe hinausstreben muß. — Ueber die Mitspieler, die freilich fast alle nur Episodenrollen in Händen haben, ragte dieser Richard, wenn man von Herrn Hermann Mäller absieht, der den sterbenden König Eduard ergreifend und menschlich wahr darstellte, allerdings hoch hinaus. Die Rolle des Herzogs von Clarence hatte in letzter Stunde Herr Reicher für Herrn Nissen übernommen; wenn man die Eile der Vorbereitung berück⸗ sichtigt, verdient seine künstlerische Leistung lebhafte Anerkennung. Den Frauenrollen fehlte die bistorische Gestaltung und wahre Größe.
Shakespeare’s einstudiert, mit
Konzerte. Herr August Stradal, ein bereits in reiferem Mannesalter stehender, aus der Schule Liszt's hervorgegangener Klaviervpirtuose, gab am Mittwoch im Saal Bechstein sein erstes eigenes Konzert. Er begann die Vorträge mit Liszt's Trauermusik aus den „Harmonies postiques et religieuses“, die der Künstler mit eminenter Kraft des Anschlags und tief empfundenem Ausdruck vortrug: Eigenschaften, die auch in Liszt's H-moll-Ballade, in der bekannten Ueber⸗ tragung des Schubert'schen Liedes „Du bist die Rubh , in dem A-dur⸗Walzer⸗Caprice aus den „Soirées de Vienne“ von Schubert⸗Liszt, sowie in einem, dem Konzertgeber gewidmeten Noeturne seines berühmten Lehrers sich trefflich bewährten. Weniger gelang dem Spieler der Vortrag der Cis-moll-Sonate von Beethoven, die durch Ueberstürzungen in der Tempobewegung stark zu leiden hatte. Nach zwei mit großer Bravour ausgeführten „Paganini⸗Studien“ von Liszt, die den Schluß des Abends bildeten, erscholl lebhafter Beifall und Hervorruf.
Der gestrige, dritte (und letzte) „Lieder⸗ und Balladen⸗Abend“ des Herrn Eugen Gura im Saale der Philharmonie gestaltete sich besonders glänzend. Mit bezauberndem Wohlklang der Stimme uad der ihm eigenen interessanten und schwungvollen Art des Vortrags brachte der Künstler Gesänge von Schumann (aus dessen „Faust⸗Musik), Liszt, Cor⸗ nelius, H. Sommer und drei schon früher gehörte Balladen von C. Löwe zu Gehor. Das Lied „Auf ein schlummerndes Kind“ von Cornelius wurde auf Wunsch wiederholt. Die Klavierbegleitung des mit⸗ wirkenden Professors Heinrich Schwarz war mitunter etwas zu laut. Am Schluß des Abends, als das zahlreiche Publikum den Sänger mit stürmischem, anhaltendem Beifall und Blumenspenden überschüttete, dankte derselbe, sichtlich bewegt, für das ihm in Berlin zu theil gewordene Wohlwollen.
Im Königlichen Opernhause geht morgen Verdi’s „La Praviata“ unter Kapellmeister Dr. Muck's Leitung in Scene. Signorina Franceschina Prevosti gastiert als Violetta; den Alfred Germont singt Herr Naval, den Georg Germont Herr Betz.
Im Königlichen Schauspielhause findet morgen die 86. Aufführung von Ernst von Wildenbruch's Schauspiel „Der neue Herr“ statt. Die Besetzung ist folgende: Der große Kurfürst: Herr Arndt; Graf Schwarzenberg: Herr Grube; Rochow: Herr Purschian; Claudine von Rochow: Fräulein Lindner; Prinzessin Hollandine: Fräulein Poppe; Jacob Blechschmidt: Herr Molenar; Male: Frau Seebach; Liese: Fräulein von Mayburg.
In dem morgigen Konzert in der Kriegs⸗Akademie zum Besten des Auguste⸗Victoria⸗Stifts in Straßburg i. E., unter dem Protektorat Ihrer Durchlaucht der Fürstin zu Hohenlohe⸗Schillingsfürst, spricht Herr Ludwig den Prolog; Fräulein Elsa Barkowska spielt u. a. das Adagio aus dem Violin⸗ Konzert von Max Bruch; Fräulein Harmsen trägt Klavierstücke von Schumann und Chaminade vor; Frau Dahms singt das Recitativ und die Arie aus „Rinaldo“ von Händel; Herr Kurt Sommer Lieder von Brahms und Bungert sowie das Lied des „Postillons von Lonjumeau“.
Der Wiener Hofburg⸗Schauspieler Adolf Sonnenthal, der demnächst ein Gastspiel am Neouen Theater eröffnet, wird in den hervorragendsten Rollen seines klassischen Repertoires auftreten, und zwar als Nathan, als Wallenstein und als Lear. Außerdem wird der Künstler in Ohnet's „Hüttenbesitzer“ spielen. Der Vorverkauf zu dem Gastspiel beginnt demnächst.
Das Programm des X. (etzten) Philharmonischen Konzerts unter Arthur Nikisch's Leitung (30. März) lautet definitiv, wie folgt: „Faust⸗Ouvertüre“ von Wagner; „Gesang der Geister über den Wassern“ für Chor und Orchester (neu) von Wilh. Berger; „Musik zu Manfred“ von R. Schumann. Für letztgenanntes Werk haben Herr Hofschauspieler Dr. Ludw. Wüllner (Deklamation), die Damen Fräulein Meyerwisch (Sopran) und Kloppenburg (Alt), die Herren
Bakkes (Tenor) und Hensel (Baß) ihre Mitwirkung zugesagt, während
der Philharmonische Chor den Chor⸗Part des Programms übernimmt.
Die Direktion des Konzerthauses hat sich entschlossen, auch Sonntags, Abends von 8 Uhr an, sämmtliche Abonnements⸗Billets gelten zu lassen.
Mannigfaltiges.
In der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten zunächst der Etatsausschuß seine Berichterstattung weiter fort. Etat der nicht zum Personal⸗Besoldungs⸗Etat gehörigen Stellen, sowie die darauf bezüglichen Vorschläge des Ausschusses wurden geneh⸗ migt. Ueber die zum Personal⸗Besoldungs⸗Etat gehörigen Stellen hatte der Ausschuß sich nicht einigen können und die Annahme fol⸗ gender Resolution empfohlen: „Die Versammlung ersucht den Ma⸗ gistrat, mit ihr in gemischter Deputation über diejenigen Fragen zu be⸗ rathen, welche bei Gelegenheit der Generaldiskussion des Spezial⸗Etats 38. im Etatsausschuß ausweislich des Protokolls vom 11. März 1896 zur Sprache gebracht worden sind. Diese Resolution wurde genehmigt. — Ferner erklärte sich die Versammlung damit einverstanden, daß der jetzt gültige Tarif für Wasser und Wassermesser auch für das J 1896/97 in Kraft bleibe, und stellte den Etat in Ein⸗
Jahr nahme und Ausgabe auf 10 515 450 ℳ fest. Auch die Etats
der Polizeiverwaltung, der Straßendbeleuchtung, Straßenbespre
und Straßenreinigung wurden ohne Abänderungen genehmicr vung Der Bericht des Stadtverordnetern Kreitling über den Antran 8. Stadtverordneten Dr. Preuß und Genossen, betreffend die von den Staatsbehörden in Bezug auf das kommunale Schulnä ngs erlassenen Verfügungen, führte zu einer längeren Debatte, an nwefen sich die Stadtverordneten Dr. Neumann, Dr. Preuß, Pretzel Elber Vogtherr und Bürgermeister Kirschner betheiligten. Zum S fieh gelangte die folgende, vom Ausschuß beantragte Resolution einstoch zur Annahme: „Die Versammlung hat Kenntniß genommen Verhandlungen des Ausschusses über den Antrag des Stadverordi 8 Dr. Preuß und Genossen, betr. die neuerdings von den Staatsbehäte bezüglich des kommunalen Schulwesens erlassenen Anordnu n8n und beschließt, wie folgt: A. Die Versammlung erhebt gegen da⸗ Erlaß des Herrn Ministers der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizi 8 Angelegenheiten vom 27. Dezember 1895 und die Verfügung g28 Königlichen Provinzial⸗Schulkollegiums vom 29. Januar 1896 Prot . und ersucht den Magistrat, an den bisher von der Berliner Sac verwaltung befolgten und dem Geiste der Gesetzgebung durchaus 8 sprechenden Grundsätzen, betreffend Anstellung und Beschäftigan⸗ jüdischer Lehrkräfte, auch fernerhin festzuhalten. B. Die Vng sammlung erachtet die Aufrechterhaltung des Erlasses des früberen Kultus⸗Ministers von Zedlitz vom 16. Januar 1892, durch welchen 5. Kinder von Dissidenten wider den Willen ihrer Eltern zum Besuch des Religionsunterrichts einer Konfession, der sie nicht angehören, ge⸗ zwungen werden, als eine unberechtigte Beschränkung der verfassune⸗ mäßig gewährleisteten Religions⸗ und Gewissensfreiheit und erftat den Magistrat, in geeigneter Weise den von ihm bisher schon vertretenen Standpunkt der Behandlung der Dissidentenkinder nach den Grund⸗ sätzen des Falk'schen Rescripts vom 14. Juni 1877 auch in Zukunft zu wahren.“ — Die übrigen Gegenstände wurden der vorgerückten Zeit wegen von der Tagesordnung abgesetzt und die Sitzung sodann geschlossen. 8
Memel, 19. März. Wie das „Memeler Dampfboot’ meldet machte der dortige Kommerzien⸗Rath Pietsch der Stadt Memel ein überlebensgroßes Bronze⸗Denkmal des Kaisers Wilhelm I. 85 Geschenk. Die Enthüllung soll noch in diesem Jahre statt.
nden.
Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.
Rom, 20. März. (W. T. B.) Der „Popolo Romano“ veröffentlicht ein vom 5. Mai 1894 datiertes Aktenstuück, welches als Anfang zu dem Protokoll über die Regulierung der britischen und italienischen Interessensphäre in Afrika zwischen Crispi und dem britischen Botschafter Sir Francis Clare Ford vereinbart wurde, welches aber bisher nicht bekannt geworden ist. Darin wird England das Recht zugestanden, so lange Italien keine thatsächliche Kontrole seiner Interessensphäre eingerichtet habe, zeitweilige Maßregeln zu ergreifen, welche nothwendig erschienen, um die Bevolkerung jener Gebiete zur Beobachtung der im Protokoll festgesetzten Bestimmungen zu zwingen und die Ordnung in der englischen Interessensphäre aufrecht zu erhalten. Ebenso werden die englischen Behörden ermächtigt, in direkte Verbindung mit der Obrigkeit des Harrar zu treten, wenn es die Sicherheit der englischen Grenze erheische. Unter zeitweiligen Maßregeln sind nach der Definition des Vertrages ausnahmsweise Maßregeln von kurzer Dauer zu verstehen. Die provisorische Einrichtung direkter Beziehungen zum Harrar soll aber das Protektorat Italiens über Aethiopien und die von diesem abhängigen Länder, welches England bereits anerkannt hatte, nicht berühren.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)
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In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur 8 celDralibe Inspektor Brandt.
Sonntag: Ope⸗ der Königlichen Kapelle. 8 Solistin: Frau Marie Goetze, König⸗ liche Opernsängerin. Anfang 7 ½ Uhr. . Mittags 12 Uhr: Schauspielhaus: Keine Vo Montag: O Allerhöchsten B Abend. Der Vampyr.
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(Lord Ruthwen: dor un, K. K. Kammersänger, von der Hofoper in als Gast.) .
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in 4 Aufzügen von Georg Engel.
Deutsches Theater. Heinrich der Vierte.
Sonntag, Nachmittags 2 ½ Uhr: Die Veber. — Abends 7½ Uhr: König Richard der Dritte. 88Efoe—.“ brochene Krug.
Berliner Theater. Sonnabend: König Lear. Anfang 7 ¼ Uhr.
Sonntag, Nachmittags 2 ½⅛ Uhr: Liebe — König Heinrich.
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Lessimng⸗Theater. Sonnabend: Die Erste. (Marie Pospischil als Gaft.) Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu volksthümlichen r Die Haubenlerche. — Abends 7 ½ Uhr: Die Erste. (Marie Posvischil als Gaft.) Montag Comtesse Guckerl.
Nesidenz⸗Theater. ern du Eibre Echange.) Vio⸗ in 3 Akten von G&
bearbeitet von Benno Jacobson.
Taglioni. In italienischer (Vio⸗ hafen. als Gast.) 80. Vorstellung. Der neue
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9 Sonnabend: Mit großartiger Kostümen, Dekorationen und
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Einrichtung vom Ober⸗
Anfang 7 ½ Uhr.
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Dirigent: Herr Felir Idee des Mark Twain.
Herr Kapellmeister Winns.
Oeffentliche Hauptprobe. Sonntag: Der Hungerleider.
Vorstellung. Auf Vierter Gesellschafts⸗ Romantische Oper in Marschne Text von Herr Theodor Reich⸗
Neues Theater.
Sonnabend: on Max Drreyer.
von Wenzel Grabowsky. Sonntag und Montag:
Das geehrte Mon Vorher: Ihre erste Liebe.
Anfang 8 Uhr.
81. Vorstellung. Hadasa. Ein
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Julius Fritzsche. Sonnabend: Pariser Leben. Komische nach dem Französischen des von Carl Treumann. bach. Hierauf: meister J. Reisinger.
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Anfang 7 ½ Uhr.
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Benno Jacobson. 4 7 ½ Uhr.
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Sonnabend: Nacht. Tanz Julius Freund.
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Direktion: Sigmund Hotel zum Freihafen. Schwank Feydeau, übersetzt und Anfang 7 ½ Uhr.
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Sonntag und folgende Tage: Hotel zum Frei⸗
Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestraße 25 — 26.
Ausstattung an Requisiten: Ausstattungs⸗Komödie mit Gesang und Ballet in 10 Bildern von Julius Keller und Louis Herrmann, mit theilweiser Benutzung einer Musik von Louis Roth. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Dirigent: Anfang 7 ½ Uhr.
Schiffbauerdamm 4a./5. Winterschlaf. Drama in 3 Akten e: Siegfried — Vorher: Ihre erste Liebe. Luftspiel in 1 Akt Anfang 7 ½ Uhr.
Winterschlaf.
Sonntag Nachmittag: Zu balben Preisen: Der Herr Direktor. — Vorher: Ihre erste Liebe.
Theater Unter den Linden. Neu Operette Meilhac und Halévy Musik von Jacques Offen⸗ Dirigent: Herr Kapellmeister Federmann. — Divertissement, arrangiert vom Ballet⸗ Anfang 7 ½ Uhr.
onntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu halben Preisen: Operette in 3 Akten von Carl Pariser Akten von Jacques Offenbach. —
Adolph Ernst⸗Theater. Sonnabend: Char⸗ Schwank in 3 Akten von Thomas Globe⸗Theaters In Scene gesetzt von Adolph Ernst. — Vorher: Die Bajazzi. Parodistische Posse mit Gesang und Tanz in 1 Akt von Ed. Jacobson und Musik von F. Roth.
Sonntag: Dieselbe Vorstellung.
Bentral⸗Theater. Alt⸗ Jakobstraße Nr. 30. Emil Thomas a. G. Eine tolle Große Ausstattungsposse mit Gesang und von Wilh. städt u Musik von Julius Einödshofer. In Scene gesetzt vom Direktor Richard Schultz. Die Tanz⸗Arrangements vom Balletmeister Gund⸗
Sonntag und folgende Tage: Eine tolle Nacht.
Konzerte.
Konzert⸗-Haus. Karl Mender⸗Konzert, Sonnabend: Operetten⸗ und Walzer⸗Abend.
Der Birkus Renz. Karlstraße. Sonnabend, Anfanz präzise Abends 7 ½ Uhr: Kolossaler Erfolg! Novität! Lustige Blätter! Novität! E vom Direktor Franz Renz und dem herzoglich hessischen Hof⸗Balletmeister Siems für Berlin
komponierte, mit 1 neuen technischen Apparaten und Beleuchtungs⸗ Einrichtungen inscenierte Original⸗Vorstellung in 2 Abtheilungen mit den Ausstattungs⸗D ver⸗ tissements Weltstadtbilder! Aus dem eqgueftrischen Theil des Programms sind hervorzuheben: Joulo- hippique (Bagdad, arab. Vollblut⸗Schimmelhengft 6 trakehner Rapphengste, die Spazierfahrt eines Jagdherrn), vorgeführt vom Direktor Fr. Reni Auftreten des anerkannt besten Schulreiters der Welt Mr. James Fillis mit seinem Schulvpfere Germinal. Ferner einfache und doppelte Baguettesprünge über Hindernisse, ansgeführt von 12 Herren. Auftreten der beliebtesten Clowns sowie der vorzüglichsten Künstler⸗Spezialitäten.
Sonntag: Zwei Vorstellungen: Nachmittas 4 Uhr (ermäßigte Preise und 1 Kind unter 10 Jabre frei): 1870/71. Abends 7 ½ Uhr: Lustige Blätter!
Jelenko.
Direktion: einstudiert: in 4 Akten
Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Maria Victoria von Knobelsdorf⸗ Brenkenhoff mit Hrn. Otto von Wedel (Berlu — Frl. Katharina von Korn mit Hrn. Landrar Otto Frhrn. von Schuckmann (Neu⸗Stradam⸗ Steinau a. O.). 8
Verehelicht: Hr. Privatdozent Dr. Otto Wied
8 burg mit Frl. Dora Heinrici (Leipzig)
in Gestorben: Frl. Marianne von Unruhe (Züllichan
— Verw. Fr. Elise von Natzmer, geb. Frelh
von Kleist aus dem Hause Tychow (Potsdam 28
Hr. Oberpfarrer Wolfgang von Hanstein Berle⸗
Hr. Musikdirektor a. D. G. Handke (Bresla⸗ —
Leben.
Anfang
Verantwortlicher Redakteur: Siemenret in Berlin. Verlag der Expedition (Scholz) in Berlis⸗
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlas⸗ Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
Neun Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).
Mannstädt und
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Erste Beilage
Berlin, Freitag, den 20. März
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Deutscher Reichstag. 64. Sitzung vom 19. März 1896, 1 Uhr.
Die zweite Berathung des Reichshaushalts⸗Etats wird bei den einmaligen Ausgaben des Marine⸗Etats
fortgesetzt. Abg. Richter (fr. Volksp): Der Staatssekretär von Marschall ie Intervention in Ost⸗Asien gestern beiläufig zu begründen ver⸗ bei der sich die deutsche Regierung der französischen und chen angeschlossen hat. Diese Erklärung war mehr geeignet, ztagen aufzuwerfen, als die Angelegenheit abzuschließen. Das zeutsche Interesse sollte bedingen, daß nicht Japan einseitig die Fberherrschft über China erlangt. Es konkurriert aber in 5st⸗Asien auch Rußland, und gerade die Stellung Rußlands nfährt eine Stärkung durch die Eröffnung der Sibirischen Essenbahn, welche die Führung russischer Truppen nach Sibirien vttattet. Eine weitere Stärkung ist die Einräumung eines kerreien Hafens. Die Stärkung Rußlands ist für die Gleichberech⸗ izung anderer europäischer Interessen gefährlicher als die Allein⸗ arechtigung Japans. Wir haben keine anderen Interessen als Eng⸗ land und Nord⸗Amerika. Diese beiden Länder haben es aber nicht als ihren Interessen entsprechend erachtet, sich an der Intervention betheiligen. Wenn die Intervention nicht zum Se geführt bitte, so hätten sich unfreundliche Kollisionen ergeben können. Von dem Vortheil der Intervention ist bisher nichts zu Tage getreten. Ich will mich eines abschließenden Urtheils enthalten, denn wir vissen immer noch viel zu wenig von den dortigen Verhältnissen. Ueber die Stellung des Marinekabinets hat der Staatssekretär seine Erklärung aus der Budgetkommission etwas ausführlicher wieder⸗ dolt, daß sich ämlich der Chef des Marinekabinets seiner Kontrole entziehe, da er der Bureauchef des Monarchen für die Marine⸗ mgelegenheiten sei. Dieser Vergleich mit einer mehr subalternen Ziellung ist doch nicht zutreffend. Der Chef des Marinekabinets zat Vorträge zu halten nicht bloß in Kommando⸗, sondern auch in Verwaltungsangelegenheiten. Es ist doch bedenklich, daß eine Persön⸗ schkeit, die selbst nicht verantwortlich ist und einer verantwortlichen Stellung nicht untergeordnet ist, Vorträge hält über Reichsange⸗ sggenheiten. Das verträgt sich doch mit konstitutionellen Verhältnissen rccht. Dieses Marinekabinet besteht erst einige Jahre, es hat sein Seitenstück im Militär⸗ und Zivilkabinet. Das preußische Zivil⸗ abinet ist dem preußischen Staats⸗Ministerium untergeordnet. Wenn ch Gefahren erblicke in dieser Stellung des Marinekabinets, so ind das keine Gespenster. Denn die Stellung des Militär⸗ kbinets hat schon sehr verhängnißvoll auf die Regierung in Preußen eingzewirkt. Es liegt in dieser Stellung die Möglichkeit, sich zu emanzipieren von der Leitung des Kessortches. Nachtheilige Folgen sind in den 60 er Jahren hervorge⸗ neten. Der Militärkonflikt würde sich nicht so zugespitzt haben, wenn der damalige Chef des Militärkabinets, von Manteuffel, sich richt in einer solchen unabhängigen Stellung befunden hätte. Deshalb zaben wir alle Ursache, die Verhältnisse scharf im Auge zu behalten. Die gestrige Rede des Herrn von Bennigsen bewegte sich in Allgemein⸗ deiten, die wenig zur Begründung des Etats beitrugen. Man konnte auf den Gedanken kommen, als ob wir am Vorabend einer neuen Flottenaktion ständen, als ob wir unterkriechen müßten unter den Schutz anderer Mächte, als ob Dänemark wieder unsere Küsten zlockieren könnte. Wenn auch Bebel die Nothwendigkeit einer Flotte leugnen wollte, wir haben niemals einen Zweifel darüber gelassen, zah wir eine ausreichende Flotte neben einer starken Landarmee fir nothwendig halten. Es fragt sich nur, in welchem Umfange die Flotte einzurichten ist, um ihre Zwecke zu erfüllen unbeschadet der underen Aufgaben des Reichs. Unter den Ministern von Stosch und von Caprivi haben die Marineforderungen niemals zu aufregen⸗ de Debatten Anlaß gegeben. Als von der Marine als von einer heißgeliebten Flotte“ gesprochen wurde, da mußte man darauf ahten, daß die heiße Liebe nicht erkaltete für alle anderen Zweige i Reichsverwaltung. Herr von Marschall sprach von Stillstand, der den Rückschritt bedeutet; als ob wir still gestanden hätten! Sind doch niemals so große Aufwendungen für die Marine gemacht worden, ülss in den letzten sieben Jahren. Es sind im Extraordinarium ider 300 Millionen Mark aufgewendet. Die Zahl der Schiffe ist oen 79 auf 91 gestiegelh wobei die Torpedoflotte nicht gerechnet ft. Die einzelnen Schiffe sind durchschnittlich weit stärker als ie früheren Schiffe. Die Zahl der Pferdekräfte ist um 60 %, die Stärke der Mannschaften um mehr als ein Drittel gestiegen. Die satzbauten sind größtentheils größer und stärker ausgefallen, als man ursprunglich beabsichtigte. Die Ersatzbauten sollen nicht eingestellt, dber es muß Maß und Ziel gehalten werden. Die ersten Raten sind zering, aber die großen Summen kommen erst später nach; die Etats rach 1897 werden jetzt schon mit 84 Millionen Mark belastet für veitere Raten, und was wird dazu kommen an neuen ersten Raten! Herr Fritzen will von neuen Steuern und Anleihen nichts wissen. Wie sollen denn aber solche Ausgaben gedeckt werden? Selbst diejenigen, velche für die neue Militärvorlage gestimmt haben, sagten, sie dürfe sch nicht wiederholen. Die Deckung solcher Ausgaben müsse erst gechaft sein, ehe man die Ausgaben bewillige. Diese Gefahr ber Bewilligung der Ausgaben ohne Deckung liegt hier nahe. 200 Millionen sind demnächst noch erforderlich für die Kasernierung des Heers, ganz abgesehen von den großen Kosten der Uebungsplätze nd der Lazareth⸗ und sonstigen Einrichtungen. azu kommen die lusgaben für die warme Abendkost der Soldaten. Diese sinanzlage gestattet nicht ein Engagement in dem Um⸗ ange, wie es die ersten Raten verlangen. Dazu kommen aber och die weiteren Pläne. Ich spreche nicht von den Chauvinisten, ondern von dem, was Herr von Marschall angedeutet hat. Seine algemeinen Erklärungen sind nicht befriedigend, sie können alles decen. Es handelt sich um Pläne, die in absehbarer Zeit in Er⸗ füllung gehen sollen. Ob die Agitationen hier schon eine Wirkung gehabt haben, ist schwer festzustellen; aber darüber läßt sich 85 esto die wird der Glauben erweckt, daß man auf dem Weg des Bveauvinismus schon weiter kommt. Von einer melancholischen Auf⸗ asung hat auch 1888 Herr von Caprivi in Bezug auf einen Artikel sch Kölnischen Zeitung“ gesprochen und wenige Monate später hatte weneff Artikel zur Militärvorlage verdichtet. So etwas macht erdchkis In breiten Volkskreisen ist der Chauvinismus nicht vor⸗ 882 aber wohl in den kleinen, aber mächtigen Kreisen. Der sür Fest auf die Hansa ist doch so wenig zutreffend, als wenn man Fefto⸗ tungsbauten geltend machen wollte, daß früher jede Stadt * . werke hatte, ja, daß damals jeder Händler mit be⸗ Gefolge reisen mußte. (Zuruf des Abg. Dr. von 88 1 Dänemark!) Ja, der Krieg mit Dänemark von vech ehrt doch nicht wieder. Unsere Flotte ist doch der dänischen ge⸗ Kreuzer Vor zehn Jahren hatten wir 27 Kreuzer, jetzt nur 20; aber erdekräfind Kreuzer ist doch ein Unterschied; die Zahl⸗ der 15* hat sich von 52⸗ auf 83 000 gehoben. Wenn d. Stationen nicht besetzt werden können, so liegt wassern à, daß man die großen Panzer in den heimischen Ge⸗ verzettelnu lange festhält, und daß wir die Kräfte auf Kolonien Süd⸗Trn, die nichts werth sind. Die wirthschaftlichen Interessen in Wenn merika sind so groß, daß dafür Schiffe vorhanden sein müssen. trotzbem in jedem Jahr die Vakatanzeige kommt, so will
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man dadurch nur den horror vacui hervorrufen; erst wenn der S Kreuzer bewilligt sein wird, wird man diese Station wieder ejetzen. Die Beunruhigung des Handels und der Industrie datiert nicht vom Fehlen der Kreuzer her, sondern von den Agrariern im Inlande. Man bestreitet sogar, daß der Handel zu den produktiven Ständen gehört, und möchte doch ungeheure Gelder für maritime Zwecke bewilligen. Man lockert Handelsverträge und stellt es so dar, als wenn der Handel leide durch das Fehlen von Kriegsschiffen. Wir wollen Vorsorge treffen, daß wir nicht durch die Berufung hierauf gezwungen werden zu neuen Steuern, welche Handel und Wandel mehr stören als der Umstand, ob wir einen Kreuzer mehr oder weniger haben. b
Abg. von Leipziger (d. kons.): Auf das Gebiet der hohen Politik, auf das Marinekabinet und die Instandhaltung der Schiffe will ich dem Vorredner nicht folgen. Gefreut habe ich mich über die Erklärung, daß er eine ausreichende Flotte für nothwendig hält. Da könnten wir zusammenkommen, wenn er in Bezug auf den Umfang des Ausreichenden uns näher kommt. Die Schiffsliste enthält allerdings noch eine ganze Reihe von Schiffen, aber darunter sind viele, die den heutigen Anforderungen nicht mehr entsprechen und ersetzt werden müssen. Die neuere Technik erfordert größere und daher auch kostspieligere Schiffe. Wir müssen daher durch Qualität ersetzen, was uns an Quantität abgeht. Wenn Herr Richter die Besetzung der südamerikanischen Station mit einem Schiff für nothwendig häͤlt, dann wird er hoffentlich einen Kreuzer bewilligen für diesen Zweck. Eine Beunruhigung des Handels und der Industrie durch die Landwirthschaft liegt nicht vor; die Landwirthschaft leidet Noth, während Handel und Industrie blüht und floriert. Daß die Gerüchte über die ufer⸗ losen Pläne gerade in die Zeit der Budgetberathung fallen, bedauere auch ich. ie Stellung der Regierung ist dadurch erschwert worden. Aber nicht durch die Agitation sind wir zur Be⸗ willigung gekommen, sondern trotz derselben haben wir das Nothwendige bewillist. Mit den „uferlosen Plänen“ be⸗ schäftigen wir uns nicht, solange sie nicht Körper bekommen haben in Gestalt einer Vorlage. Namens der Moeohrzahl meiner Freunde kann ich aber schon heute erklären, daß ein weites Hinaus⸗ gehen über das jetzt geforderte Maß bei uns wohl keine Gegenliebe finden wird. Daß Schiffe nicht aus Anleihen gebaut werden sollen, damit sind bir einverstanden. Vielleicht gelingt es, noch einmal die Schiffsbauten ganz auf den ordentlichen Etat zu übernehmen. Einer Denkschrift, einem Flottenplan, stehen wir skeptisch gegenüber, denn bisher ist noch keine Denkschrift ganz ausgeführt worden; denn die technischen Fortschritte wechseln und ebenso die Bedürfnisse des politischen Dienstes. Jedenfalls ist eine Erweiterung der Hochseeflotte, der Panzerflotte, nicht geplant. Die drei geforderten Kreuzer sind in der Denkschrift von 1889/90 bereits begründet; sie werden auch wohl hier im Hause eine Mehrheit finden. Die Ausgaben für Heer und Marine, die Herr Bebel berechnet hat, haben mich nicht er schreckt. Sie sind eine Assekuranz gegen die Gefahr eines Krieges, der ganz andere Opfer erfordern würde, nicht bloz an Geld, sondern auch an Blut und wirthschaftlichen Nachtheilen. Die Flotten⸗ agitationen sind nicht auf die Rede vom 18. Januar zurückzuführen, sondern schon vor Weihnachten haben sie begonnen. Ich hoffe, daß der Reichstag die Forderungen bewilligen wird und dadurch sein Ein⸗ verständniß erklärt mit der friedlichen Politik des Kanzlers und damit, daß das Schwert des Reichs geschärft gehalten wird in der Scheide.
Abg. Dr. Förster (Ref.⸗P.): Ich persönlich meine, daß wir über das Maß dessen, was jetzt gefordert wird, noch etwas hinausgehen könnten. Neue Zeiten erfordern auch neue Mittel. Das, was vor mehreren Jahren festgelegt ist, wird nicht immer durchgeführt werden können. Wenn eine Vermehrung der Flotte sich als nothwendig herausstellt, so beweist das, daß unser Einfluß über die ganze Welt sich ausdehnt, daß unser Handelsbeziehungen sich vermehren. Aber ein Vorbehalt muß gemacht werden, daß die Leistungen nicht über die Finanzkräfte des Reichs hinausgehen. Im Kriegsfalle werden wir alles vorhandene Material benutzen müssen, und wir sollten die Verantwortung dafür vermeiden, daß dann untüchtiges Material vorhanden ist. Für Bestand und Ehre, für Ansehen und Macht des Reichs kann kein Opfer zu groß werden, natürlich unter der Voraussetzung, daß die Steuern gerecht vertheilt
werden, auf daß es uns nicht wieder so geht wie bei der Militärvorlage, wo die Steuern nachher doch nicht unseren Wünschen entsprechend ver⸗ theilt worden sind. Es ist von der rabies colonialis gesprochen worden; diese rabies ist doch noch besser als rabies anticolonialis oder antimari- tima. Von Chauvinismus ist keine Rede. Es gab eine Zeit, wo jemand Preußen den Großmachtskitzel austreiben wollte. Aber auf diesem Großmachtskitzel beruht unsere ganze heutige Stellung im Reiche. Die Flotte ist dazu da, auch die Deutschen im Auslande zu schützen, welche Deutsche bleiben wollen. Die Deutschen, denen es hier in der Heimath gut geht, die gehen nicht hinaus. Es geht mancher hinaus, der in der Heimath entgleist ist; aber diese Leute sollte man doch nicht absichtlich einem andern Volksthum zutreiben. Wohl keine Kolonisation ist mit ganz reinen Händen geschaffen worden. Nur wenn man kräftig um sich haut, ist es möglich, sich Achtung zu ver⸗ schaffen. Die Auslassung des Staatssekretärs über die ost⸗asiatischen Verhältnisse bat auch mich nicht befriedigt. Es ist mir nicht klar geworden, weshalb Deutschland sich auf die Seite Chinas stellen soll. Redner rettet zum Schluß noch das Andenken des Amerigo Vespucci, der mit Unrecht mit den Conquistadoren zusammengeworfen sei, und weist auf die armenischen Greuel hin, welche wohl eine Aufforderung seien, unsere Flotte zu verstärken, um sie zu verhindern.
Abg. von Kardorff (Rp.): Daß die neue Militärvorlage wiederum die ärmeren Klassen belastet habe, ist doch nicht richtig. Alle darauf hinzielenden Steuern, die Taback⸗ und Biersteuer sind abgelehnt worden, nur die Börsensteuer ist bewilligt worden, die trifft doch nicht die ärmeren Klassen. Die Marineforderungen haben wir nicht übertrieben gefunden; wir sind manchmal der Meinung gewesen, daß früher berechtigte Forderungen zu Unrecht abgelehnt sind, andern⸗ falls würden wir jetzt nicht vor so großen Forderungen für Ersatz⸗ bauten stehen. Diese Verzögerung rächt sich jetzt. Die großen Engagements, die Herr Richter vorgerechnet hat, sind in der Budget⸗ kommission vorgetragen worden, und trotzdem hat dieselbe die For⸗ derung genehmigt. Die Steuern sind es nicht, welche das Land drücken und Noth und Elend hervorrufen. Das liegt an einer schlechten Wirthschaftspolitik. So willig auch die konservativen Kreise die Flottenlasten auf sich nehmen und sie bewilligen, — wenn die wirth⸗ schaftliche Noth der Landwirthschaft nicht gelindert wird, so werden die Regierungen damit rechnen müssen, daß sie uns an diesen Stellen nicht wieder finden im Reichstage, sondern Herren, welche weit davon entfernt sind, der Regierung nachzugeben. Wir können es sehr gut verantworten, für die Ehre des Vaterlands diese Summen zu bewilligen, trotz der Noth der Landwirthschaft, weil diese Steuersummen nicht in Betracht kommen gegenüber den großen Fragen. Ich hoffe, daß der Reichstag die Forderung bewilligen wird. Es ist so hart geurtheilt worden über den Flottenenthusiasmus. Ich möchte darauf aufmerksam machen, daß in jener Zeit, als diese Ver⸗ sammlungen abgehalten wurden, jene grenzenlosen Beschimpfungen des Reichs durch die englische Presse vorlagen, welche ihrer Regierung nahelegte, die ganzen deutschen Kriegsschiffe vom Meere fortblasen zu lassen. Ich würde mich geschämt haben, wenn darauf in Deutschland nicht irgend eine Antwort erfolgt wäre. b b
Damit schließt die Diskussion. Die ersten sechs Titel, welche weitere Raten für bereits früher bewilligte Schiffsbauten
8⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
1896.
enthalten, werden bewilligt, ebenso die ersten Raten für Ersatz „Friedrich der Große“, füͤr drei Kreuzer und für die sonstigen Bauten. .
Bei den Kosten für den Umbau einer Anlegebrücke in Wilhelmshaven empfiehlt
Abg. Dr. Hahn (b. k. F.) im Interesse die Verbesserung der Schleusenverhältnisse sowie einiger anderen lokalen Wünsche.
Staatssekretär des Reichs⸗Marineamts, Vize⸗Admiral Hollmann:
Den Wünschen der Betheiligten, die hier zum Ausdruck durch den Herrn Dr. Hahn gekommen sind, entgegenzukommen, wird mein Bemühen sein. Ich sehe sehr wohl ein, daß hier berechtigte Interessen vorhanden sind, und ich will diesen Leuten in jeder Weise entgegen⸗ kommen. Ich weiß, daß die Benutzung des Schlicks für die Oed⸗ ländereien außerordentlich nützlich ist, und dem Lande dies zukommen zu lassen, will ich jeder Zeit die Hand bieten und soweit die maschinellen Einrichtungen hier mit spielen, werde ich bei meinen Be⸗ hörden Umfrage halten und werde diejenigen Summen für die Be⸗ dienung der Schleuse einstellen, die nothwendig sind, um ihre Be⸗ dienung zu erleichtern, damit die Durchfahrt der Schiffe sich schneller vollzieht als bisher.
Auf die Ausführungen des Abg. Rickert (fr. Vgg.), be⸗ treffend die Anlage eines Kohlenlagers in Danzig, erwidert der
Staatssekretär des Reichs⸗Marineamts, Hollmann:
So wenig ich bezweifle, daß für die Kaufmannschaft von Danzig die Erwerbung des Terrains des Forts Bousmard von Interesse und Bedeutung ist, so sehr muß ich betonen, daß auch die Reichs⸗ Marineverwaltung eine große Bedeutung darauf legen muß, dieses Fort Bousmard für sich zu behalten zum Zwecke der Kohlenlagerung. Wie der Herr Abg. Rickert aus seiner Orts⸗ kenntniß heraus ja auch dies hier mitgetheilt hat, bezweifelt er auch nicht, daß die Marineverwaltung auf ihrem Werftterrain nicht mehr Platz hat, um die nothwendigen Kohlen zu lagern. Ich will auf die ganze Geschichte nicht weiter eingehen; der Herr Referent sowohl, wie der Herr Abg. Rickert haben ja den Hergang bereits dem Hause mit· getheilt.
Nun verlangte der Herr Abg. Rickert von mir eine Erklärung hin⸗ sichtlich meines Verhaltens der preußischen Verwaltung gegenüber. Ja, meine Herren, dieser Kohlenplatz ist natürlich zum theil werthlos für uns, wenn wir die Wasserfront nicht besitzen. Es liegt auf der Hand, daß man für einen Kohlenplatz eine solche Wasserfront haben muß, weil auf diesem Wege die Kohlen zugeführt werden, vor allen Dingen aber auch wieder abgegeben werden an die Schiffe, die längsseit anlegen sollen. Also diese Wasserfront ist für uns von großer Bedeutung. Nun ist aber in Frage, ob wir den Weg, der den Kohlenplatz vom Wasser trennt, bekommen können, und da habe ich Folgendes zu erwidern. Wir werden alle Mittel — gesetzliche Mittel natürlich — erschöpfen, um die preußische Ver⸗ waltung zu bewegen, uns diese Straße abzutreten. Das wird auch der Herr Abg. Rickert für sehr naturgemäß halten; ich ver⸗ spreche aber ohne weiteres, daß, wenn es mir auf diesem Wege nicht gelingt, ich gar keine Schritte thun werde oder mich bemühen werde, daß irgend eine Vergewaltigung eintreten soll. Ich weiß nicht recht, wie der Herr Abg. Rickert sich das denkt, wie wir mit der preußischen Verwaltung verhandeln. Ob die preu⸗ ßische Verwaltung auf unsere Wünsche eingeht, wenn wir sie ihr naturgemäß sehr dringlich darstellen, übersehe ich nicht, ich hoffe es nsch, ich kann mich aber darin irren, und wenn ich mich darin irre, so wäre die Sache erledigt. Falls wir die Straße nicht bekommen, werden wir uns, so gut es geht, einzurichten suchen ohne dieselbe. Wir werden an den Kohlenplatz auf dem Wege des Grabens herankommen, den der Herr Abg. Dr. Lieber vorhin schon erwähnte. Ich hoffe, daß diese Antwort den Herrn Abg · Rickert zufriedengestellt hat.
Die Budgetkommission Strandanschüttungen am Kieler zu streichen.
Der Berichterstatter Abg. Dr. Lieber (Zentr.) führt aus, daß diese Anschüttungskosten sehr hoch seien, da dadurch nur 13 ha Land
ewonnen würden. Wenn die Anschüttungen nicht gemacht wären, ätte die Bauverwaltung des Nord⸗Ostsee⸗Kanals den ausgehobenen Boden weiter ins Meer hinausfahren müssen.
Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. Boetticher:
Meine Herren! Es liegt mir fern, den Beschluß der Budget⸗ kommission erschüttern zu wollen, und zwar liegt mir das um so mehr fern, als ich aus dem Referat des Herrn Berichterstatters entnommen habe, daß es sich nicht um eine definitive Ablehnung handelt, sondern um eine Ablehnung zur Zeit, die eventuell rückgängig gemacht werden soll, an deren Stelle die Bewilligung treten soll, wenn erst die vom Herrn Referenten und von der Kommission vermißte Rechnung auf⸗ gemacht sein wird. Ich würde zwar in der Lage sein, diese Berech⸗ nung schon heute vorzulegen; aber, da ich des Glaubens bin, daß der Reichstag, wenn ich diese Berechnung vorlegte, die Sache in die Budgetkommission zurückweisen würde, und da ich anderer⸗ seits der Meinung bin, daß wir im nächsten Jahre doch die Sache noch klarer übersehen werden, als ich sie heute der Budgetkommission und dem hohen Hause machen könnte, so verzichte ich darauf, diese Rechnung zur Zeit vorzulegen. Allein aus den Verhandlungen in der Budgetkommission, denen ich leider anderweitiger Geschäfte wegen nicht habe beiwohnen können, habe ich doch nach dem mir erstatteten Bericht entnehmen zu müssen geglaubt, daß, wenn auch vereinzelt, die Meinung besteht, als ob die Kanal⸗ verwaltung mit nicht hinreichender Vorsicht in ein gewagtes Unter⸗ nehmen eingetreten sei, indem sie auf den Wunsch der Marineverwal⸗
tung die in Rede stehende Anschüttung gemacht hat. Um den hieraus g die in Rede stehende Anschüttung g. hat 5
der Handelsschifffahrt die Berücksichtigung
beantragt, die Ausgabe für Hafen in Höhe 191 800 ℳ
von