Rotterdam, 9. April. (W. T. B.) Niederländisch⸗ Amerikanische Dampfschiffahrts ⸗Gesellschaft. Der „Veendam“ hat heute Nachmittag Prawlepoint vasiert. 8 ““
Theater und Mufik.
Deutsches Theater.
Der fftrig⸗ Novitätenabend im Deutschen Theater dürfte kaum eine dauernde Bereicherung des Repertoires dieser Bühne herbeigeführt haben, es sei denn, daß das Publikum, durch die Vorzüglichkeit der Darstellung bestochen, für die Schwächen der aufgeführten beiden Stücke blind bliebe. Das erste, betitelt Zu Hause“, ein Akt von Georg Hirschfeld“, ist vom Autor wohlweislich seiner Gattung nach nicht näher bezeichnet worden. Der Zeit nach ist das Stück vor dem Schauspiel „Die Mütter“ desselben Verfassers ent⸗ standen. Als Werk eines Neunzehnjährigen betrachtet, bekundet es eine erstaunliche Frühreife, ist aber sonst im höchsten Maße unerquicklich. Ein Vorgang wird darin nicht behandelt, sondern nur ein Milieu geschildert, das einer kommenden Handlung als Grund⸗ lage dienen könnte; es ist der Expositionsakt eines ungeschriebenen Dramgs, dessen Verlauf der Phantasie der Zuschauer überlassen bleibt. Ein von seinen Studien nach glück⸗ lich bestandenem Examen nach Hause zurückkehrender junger Mediziner findet sein Heim in verwahrloster Verfassung. Der ge⸗ brechliche, altersschwache Vater ist zum Sklaven der genuß⸗ und putz⸗ süchtigen Mutter geworden, die mit schmarotzenden Freunden das sauer erworbene Geld verpraßt; der zweite Sohn, ein Thunichtgut an der Börse, unterstützt darin die leichtfertige Mutter und kann sogar dar⸗ über lachen, daß sie ein Liebesverhältniß mit einem der sauberen Haus⸗ freunde unterhält. Aus dem Nebenzimmer aber ertönt das Aechzen der für Lebenszeit gelähmten, kränklichen Tochter. Das ist das welchem der zurückkehrende Sohn schaudernd den Rücken kehrt, ehe der Schlußvorhang fällt, während die Er⸗ wartung des Zuschauers, in ihm den Helden einer kommenden Hand⸗ lung zu sehen, getäuscht wird. Dem schon oben erwähnten vortrefflichen Spiel, namentlich des Herrn Hermann Müller, welcher den alternden Ehemann darstellte, verdankte der Autor sogar einen Hervorruf. — Das zweite Stück, der dreiaktige Schwank „Weiberschreck“, ein Erstlingswerk von Moritz Heimann, ist weit harmloserer Natur. Es behandelt denselben Stoff, den Robert Misch seinem Stück „Fräu⸗ ein Frau“ zu Grunde legte, nämlich den, daß die Amtsfunktionen ines Standesbeamten wegen eines Formfeblers nachträglich angefochten werden. Eine unter dieser Gefahr der Ungültigkeitserklärung schwebende Ehe führt uns der ö in recht launiger, aber gar zu lang aus⸗ See Weise vor, ohne im wesentlichen etwas Neues zu bieten. ie Charakterzeichnung erinnert stark an Benedix, insbesondere an dessen Lustspiel „Die Hochzeitsreise“. Auch hierin wurde vortrefflich gespielt. Die Herren Jarno und Nissen und die Damen Meyer, Lehmann und Eberty setzten ihre besten Kräfte ein, konnten aber den Schwank nicht etten, der zum Schluß allzu erbarmungslos niedergezischt wurde.
Konzerte.
der letzte Quartett⸗Abend der Herren Holländer, Nicking, Bandler und Schrattenholz, welcher gestern im Saal Bech⸗ ein stattfand, begann mit Schumann'’s schönem Streichquartett in Hdur; dann folgte ein Klaviertrio in H-dur von J. Brahms, eines er frühesten Werke des Meisters, das sich durch seine melodiösen Motive und klare, stilrichtige Durchführung derselben aus⸗ zeichnet. Herr Professor Gernsheim betheiligte sich durch Ausführung der Klavierpartie aufs wirksamste an diesem schönen Trio. Den Beschluß des Abends machten Schubert's wenig bekanntes Streichquartett in Cmoll, ein posthumes Werk, das nur aus einem Allegrosatz besteht, und ein Streichquartett in Es⸗dur von C. von Dittersdorff, der als Zeitgenosse Mozart's in Form und Inhalt diesem Meister sehr nahe steht. Die Ausführung aller Werke zeichnete sich, wie immer, durch musterhafte Uebereinstimmung in der Schattierungsweise aus. Der gespendete Beifall war lebhaft und wohlverdient. ““
In der Marienkirche gab an demselben Abend Herr Christian Geisler aus Kopenhagen zum Besten des Christlichen Vereins junger Männer ein Ovrgel⸗ Konzert unter Mitwirkung der Konzertsängerin Jeanne Golz und des Königlichen Kammermusikers H. Dechert (Violon⸗ cello). Das Orgelspiel des Konzertgebers, der mit einem Sonatensatz des dänischen Komponisten J. P. E. Hartmann begann, sowie die wohlgelungenen Vorträge der mitwirkenden Kräfte machten
Wetterbericht vom 10. April, gpf 8 Uhr Morgens.
R
haus.
.= 4
Stationen. Wind. Wetter.
Schikaneder.
Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeressp red. in Millim Temperatur
in 0 Celsius
5˙ C
WSW (é6 halb bed. SW 4 balb bed.
Belmullet.. 765 Aberdeen. 761 Christiansund 754 WSW S8Regen Kopenhagen. 763 WNW 3 Dunst Stockholm. 760 still Nebel Haparanda. 758 S 2 Schnee St. Petersburg 761 NW 1 Nebel Moskau. 765 still Nebel
Cork, Queens⸗ own.. 772 W Cherbourg. 771 SW Helder 767 WSW Solt. ... 765 WSW burg.. 766 NW. winemünde 764 WNW Neufahrwasser 762 WNW Memel ... 761 NW
bens Q111 ünster... 767 Karlsruhe. 768 Wiesbaden 768 1a.
emnitz. 7 Berlin... 765 11V117 Breslau. . . 766
se dAix. . 771 E11“ t. 768
¹) Gestern und Nachts Regen. ³) Abends und Nachts Regen.
Uebersicht der Witterung.
Das mittlere und südliche Europa wird von einem Hochdruckgebiet überdeckt, dessen Kern vorm Kanal liegt. Ueber Nordwest⸗Europa hat die Depression an Tiefe erheblich zugenommen, und sind die Winde aufgefrischt. In Deutschland, wo stellenweise Regen gefallen ist, ist bei schwacher westlicher Luftströmung das Wetter mild und trübe; nur in den nordwest⸗ lichen Gebietstheilen herrscht vielfach heitere Witterung, deren weitere Ausbreitung über ganz Deutschland wahrscheinlich ist. “ Deutsche Seewarte.
7 Uh
Sonntag Afrikanerin. Meyerbeer. Ferd. Gumbert. Anfang 7 Uhr.
OSbSSaUoe Oo; 0 0b
heiter halb bed. Nebel bedeckt heiterꝛ) bedeckt²) bedeckt Nebel
bedeckt bedeckt bedeckt bedeckt Regen bedeckt bedeck ³) bedeckt bedeckt
wolkig bedeckt 11 bedeckt 1
²) Nachts Re en.
Alten sungen. Niemann.
tolboSceerobeee
— — +CSSSUSOhoo”SEEg”NOSIS
Sbotodo—
bauer. —
Anfang 7 ½ Uhr.
Guckerl. —
Lautenburg.
in 3.
——= Kdynigliche Schauspiele. Sonnabend: Opern⸗ 8 91. Vorstellung. in 2 Aufzügen von Wolfgang Amadeus Moözart. Dichtung nach Karl Ludwig Giesecke von Emanuel In Scene 18. vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dekorative Einrichtung vom Ober⸗Inspektor Brandt. Dirigent: Kapellmeister Dr. Muck. Anfang
ör. Schauspielhaus. 97. Vorstellung. Egmont. Trauerspiel in 5 Aufzügen von Wolfgang von Musik von Ludwig van Beethoven. gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Kapellmeister Wegener. Opernhaus. Oper Text von Eugöne Scribe, deutsch von
Schauspielhaus. Anfang 7 ½ Uhr. 8
Deutsches Theater. Sonnabend: Liebelei. — Vorher: Der zerbrochene Krug. Anfang 7 F½ Uhr.
Sonntag, Nachmittage 2 ½ Uhr: König Heinrich der Vierte. — Abends 7 ½ Uhr: Hierauf: Cyprienne.
Montag: König Richard der Dritte.
Berliner Theater. Heinrich. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonntag, Nachmittags 2 ½ Uhr: Der Meineid⸗ bends 7 ½ Uhr: Die Frau ohne Geist. Montag: König Heinrich.
Lessing-Theater. Sonnabend: Gastspiel von Friedrich Mitterwurzer.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Letzte Nachmittags⸗ Vorstellung zu “ Preisen: Comtesse ends Füeres Mta hess. M ontag: Gastspiel von Friedri itterwurzer. Das Glück im Winkel. 8
Residenz⸗Theater. 2 Sonnabend: (L'Hôtel du LHibre Echange.) Schwank Akten von Georges Fevdeau, bearbeitet von Benno Jacobson.
auf die Hörer einen tiefen, nachhaltigen Eindruck. Hoffentlich wird auch der Ertrag zu Gunsten des wohlthätigen Zwecks ein ebenso er⸗ freulicher 1e sein.
Im Königlichen Opernhause geht morgen Mozart's „Zauber⸗ unter Kapellmeister Dr. Muck'’s Leitung in folgender Besetzung n Scene: Sarastro: Herr Mödlinger; Pamina: Fräulein Hiedler; Königin der Nacht: Frau Herzog; drei Damen: die Damen Kopka, Rot⸗ hauser, Götze; drei Genien: die Damen Weitz, Deppe, Pohl; e Fräulein Krainz; Pagageno: Herr Krolop; Sprecher: Herr Betz; “ Herr Lieban. Herr Philipp singt zum ersten Mal den
amino.
Im Königlichen Schauspielhause gelangt morgen Goethe's „Egmont“ mit Herrn Ludwig in der Titelrolle zur Auf⸗ führung. Den Herzog Alba spielt Herr Klein, den Oranien Ferr Nesper, den Vansen Herr Kahle, das Klärchen Frau von Hochen⸗ burger. Die Musik von L. van Beethoven wird unter Mitwirkung der Königlichen Kapelle und Leitung des Musikdirektors Wegener zu Gehör gebracht.
Dem bekannten Komponisten Martin Plüddemann zu Ehren veranstaltet die Direktion des Schiller⸗Theaters am Sonntag, den 12. April, im Bürgersaal des Rathhauses einen demselben gewidmeten Tondichter⸗Abend. Herr Martin Plüddemann hat den musikalischen Theil der Dichter⸗Abende sowie die Tondichter⸗Abende des Schiller⸗ Theaters geleitet und sich unter den zahlreichen Besuchern dieser Ver⸗ anstaltungen viele Anhänger und Freunde erworben. Die Leitung des „Martin Plüddemann⸗Abends“ liegt ebenfalls in seinen Händen. Zur Aufführung gelangen Lieder und Balladen Plüddemann's und eine Klaviersonate, die er in jungen Jahren (1872) geschaffen hat. Mitwirken werden die Damen Maria Schwecht (Klavier⸗Virtuosin), Johanna Sueßna (Sopranistin) und die Herren Veit Brabetz (Bassist) und Julius Zarnekow (Tenorist). Dem „Plüddemann⸗Abend“ sollen noch im April zwei Dichter⸗Abende folgen: ein „Heine⸗Abend“ und als 50. Dichter⸗Abend ein „Goethe⸗Abend“.
Da Herr Raimund von Zur⸗Mühlen noch nicht vpöllig wiederhergestellt ist, kann sein fuͤr heute angesetzt gewesener Lieder⸗ abend (Singakademie) nicht stattfinden. Vere ts gelöste Billets werden bei Bote u. Bock zurückgenommen. 8
Mannigfaltiges.
In der Sitzung des Zentral⸗Comités der deutschen Vereine vom Rothen Kreuz, welche am 4. April unter Vorsitz des Zweiten stell vertretenden Vorsitzenden Generals der Infanterie von Grolman abgehalten wurde, gelangte der Antrag der „Genossenschaft freiwilliger Krankenpfleger im Kriege“ auf Fortgewährung der bis⸗ herigen jährlichen Subvention zur Annahme. Sodann wurde zur Hilfeleistung für die im abessynischen Feldzuge verwundeten italienischen Soldaten die Entsendung eines Hilfs⸗Sanitärsdetachements, bestehend aus zwei erfahrenen Chirurgen, drei männlichen und zwei weiblichen Pflege⸗ kräften, sowie eines Pharmazeuten nebst erforderlichem Verbandmaterial für 50 Köpfe nach Neapel beschlossen, wo die Verwundeten jetzt größtentheils gelagert sind. Zur Bestreitung der Kosten wurden die erf orderlichen Mittel zur 8 gestellt und eine besondere Sub⸗ kommission zur Betreibung der Angelegenheit ernannt. Ferner wurde die Wahl eines Mitgliedes in den Gesammtvorstand der „Kaiser Wilhelms⸗Stiftung für deutsche Invaliden“ vollzogen und von dem geschäftsführenden Ausschuß der „Genossenschaft freiwilliger Krankenpfleger im Kriege“ der Ministerial⸗Direktor Kuegler in das Zentral⸗Comité gewählt. — In der sich anschließenden Sitzung des preußischen Zentral⸗Comités wurde dem Arzt Dr. George Mexyer hierselbst eine Beihilfe bewilligt zur Herstellung eines elastischen Lagerungs⸗Rahmens, auf dem Kranke und Verwundete beim Wagentransport gebettet werden können und der später einer Sanitätskolonne überwiesen werden soll. Sodann wurde der Krankenhausverwaltung zu Nieder⸗Lahnstein, auf Antra des Provinzialvereins zu Cassel, zum Bau eines für den Kriegsfa zur Aufnahme Kranker und Verwundeter zur Verfügung zu stellenden Krankenhauses ein entsprechender Beitrag gewährt. — Es folgte schließlich eine Sitzung der Baracken⸗Kommission.
Die Stadtverordneten genehmigten in ihrer gestrigen Sitzung zunächst den Neubau einer Volks⸗Badeanstalt, eines Depot⸗ gebäudes für die Straßenreinigung, eines Gerätheschuppens sowie eines Wohnhauses auf dem Grundstück Dennewitzstraße 24 a nach dem An⸗ trage des Ausschusses, welcher die angewiesene Summe von 559 000
Theater.
Die Zauberflöte. Oper
Sonnabend: Kostümen, Hungerleider.
Idee des Mark Twain.
oethe. In Scene gesetzt von Julius
In Scene Dirigent: Sonntag und folgende Tage:
Anfang 7 Uhr. Die leider. b“
. 92. Vorstellung. in 5 Akten von Giacomo
Paul Taglioni.
98. Vorstellung. Wie die Lustspiel in 4 Aufzuͤgen von Karl
Roc von Ballet von Julius Fritzsche. Sonnabend:
oder: Ein Tag in Titipn. Fritzsche.
Anfang 7 ½ Uhr.
Die Fledermans. Operette
Zu Hause. — Divertissement.
Sonnabend: König
flotte Berlin.
Berlin. Anfang 7 ½ Uhr.
Das Glück im Winkel. ftellung.
8
7 ½ Uhr: Gastspiel von Das Glück im Winkel.
Schwiegervater. Sonntag: Dieselbe Vorstellung.
d age: 3 nd folgende Tage: Hotel zum Frei
Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestraße 25 — 26.
Mit großartiger Ausstattung an Dekorationen und Regquisiten: er. Ausstattungs⸗Komödie mit Gesan und Ballet in 10 Bildern von Julius Keller 1f Louis Herrmann, mit theilweiser Benutzung einer Neaft⸗ dosce. —iegech. Verl
: Verlobt: Herr Kapellmeister Winné. Anfang 7 ¼ Uhr. 8 Der Hunger⸗
Theater Unter den Linden.
Der Mikado, Burleske in 2 Akten von W. S. Gilbert, deutsch von Julius Musik von A. Sullivan. Herr Kapellmeister Federmann. — Hierauf: Diver⸗ tissement, arrangiert vom Balletmeister J. Reisinger.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei halben Preisen:
. Johann Strauß. — Abends 7 ½ Uhr: Der Mikado. — Operette in 2 Akten von A. Sullivan. — Hierauf:
Adolph Ernst⸗Theater. Sonnabend: Das Gesangsposse in 3 Akten von Leon Treptow und Ed. Jacobson. Kuplets und Quodlibets von Gustav Görß. Musik von Gustavn Steffens. In Scene gesetzt von Adolph Ernst.
Sonntag und die folgenden Tage: “ 6
Bentral⸗Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Sonnabend: Erstes Gastspiel des Conrad Dreher⸗ Ensemble's vom Münchener Gärtnerplatz⸗Theater. Conrad Dreher a. G. Zum ersten Male:
betreffend eine unvorhergesehene Geldausgabe bei der Stadt⸗Hauptka e. Es handelte sich dabei um einen entlassenen Bureau⸗Hilfsarbeiter, welcher den Magistrat unter der Behauptung verklagt hatte, daß er als lebens⸗ länglich angestellter Beamter zu betrachten und zu Unrecht entlassen worden sei. Das Reichsgericht als höchste Instanz hat den Magistrat verurtheilt, dem Kläger sein Diensteinkommen bis zum 31. Oktober 1893 auszuzahlen. iese Forderung beträgt 6120 ℳ und 1372 ℳ 74 ₰ inzwischen aufgelaufene Zinsen, zusammen also 7492 ℳ 74 ₰ deren Zahlung aus dem Ueberschuß des Jahres 1894/95 erfolgen soll. Der Magistrat beantragte die Erklärung des Einverständnisses der Ver⸗ sammlung hierzu. Stadtverordneter Ladewig wies bei dieser Gelegenheit darauf hin, daß die Stadt so viele Prozesse verliere, und brachte in Vor⸗ schlag, daß dem Magistratskollegium neben den Syndici noch ein weiterer, mit der modernen Rechtsprechung eingehend vertrauter Sachverständiger beigegeben werde, der ausschließlich die juristischen Angelegenheiten zu bearbeiten hätte. Es werde sich für eine solche, mit 15 — 18 000 ℳ zu dotierende Stelle sicherlich ein erfahrener Jurist, ein Reichsgerichts⸗ Rath oder Kammergerichts⸗Rath finden. Ober⸗Bürgermeister Zelle führte aus, daß der Magistrat in dem vorliegenden Streitfall sowohl vom Landgericht als auch vom Kammergericht Recht und erst beim Reichsgericht Unrecht bekommen habe. Daraus ergebe sich, daß der Vorredner mit Unrecht behaupte, die Juristen im Magistrat seien mit der modernen Rechtsprechung zu wenig vertraut. Gegen den weiteren Vorschlag des Vorredners bezüglich Schaffung einer neuen juristischen Stelle müsse er sich aus dem Grunde erklären, weil dem Magistrat der juristische Beirath von Rechts⸗ verständigen der neuesten Schule in den Magistrats⸗Assessoren zur Seite stehe. Endlich bestritt Redner auch, daß die Stadt Berlin mehr Prozesse verliere als andere Städte. Die Magistratsvorlage wurde hierauf angenommen. — Mit der Abänderung des Entwurfs eines Ortsstatuts bezüglich der Wahl der Rathe⸗Maurermeister und der Raths⸗Zimmermeister erklärte sich die Versammlung einverstanden. — Die Vorlage der gemischten Deputation für Kunstzwecke, betreffend die Aufstellung einer monumentalen, mit Statuen geschmückten Sitz⸗ bank auf dem Andreasplatz, wurde gleichfalls genehmigt. — Auf die
auf 500 000 ℳ reduzierte. — Ferner stand zur Berathung die 1
öffentliche folgte eine geheime Sitzung.
Am Mittwoch fand in Berlin die konstituierende Sitzung des Hauptausschusses des im August v. J. zu Cassel begründeten „Deut⸗ chen Samariter⸗Bundes“ statt. An derselben nahmen theil die Herren Dr. med. Aßmus⸗Leipzig, Ober⸗Stabsarzt Dr. Düms⸗ Leipzig, Direktor B. Knoblauch⸗Berlin, Dr. med. George Meyer⸗Berlin, Direktor Max Schlesinger⸗ Berlin, Brand⸗Direktor Schulze⸗Delitzsch, Dr. med. Soltsien⸗Altona, Brand⸗Direktor Weigand⸗Chemnitz und Peoofessor Dr. theol. Zimmer⸗Her⸗ born. Zum Ersten Vorsitzenden des Hauptausschusses wurde Dr. Aßmus, zum stellvertretenden Vorsitzenden Dr. Düms, zum Ersten Schriftführer Dr. George Meyer, zum stellvertretenden Schriftführer Stabsarzt Dr. Pannwitz gewählt. Der „Samaritertag“ wird am 19. September d. J. in Berlin im Vortragssaale der Gewerbe⸗ Ausstellung abgehalten werden. Einladungen dazu werden erhalten: alle Vereinigungen, die sich mit erster Hilfe beschäftigen, die betreffenden Staats⸗ und städtischen Behörden, Samariter⸗ und Rettungsvereine, die Berufsgenossenschaften und deren Ver⸗ band, Unfallstationen und Sanitätswachen, Feuerwehren, Turner⸗ schaften, Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, einzelne Fabrikbetriebe, Fachschulen, Krankenpflege⸗Genossenschaften, Einzel⸗ personen und diejenigen Vereine vom Rothen Kreuz, welche sich mit dem Rettungs⸗ und Samariterwesen beschäftigen. Als Abzeichen des Bundes wird das Genfer Kreuz empfohlen; Samaritervereine mit anderen Abzeichen sollen vorläufig diese letzteren beibehalten. Die Berathung und Abfassung der dem Samaritertage vorzulegenden Satzungen des Bundes wurde dem Vorstande übertragen.
Freiburg i. Br., 9. April. Die Leiche des bei dem durch Hochwasser herbeigeführten Einsturz der Schwabenthorbrücke am 9. März verunglückten Landeskommissars, Geheimen Ober⸗Regierungs⸗ Raths Siegel (s. Nr. 60 d. Bl.) ist heute bei dem Dorfe Rust aufgefunden worden.
Athen, 10. April. Bei den „Olympischen Spielen“ siegten im gestrigen Wettturnen die Deutschen Schumann und Weingärtner.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
„Minnen und Werben“, Wälzer (neu) von Blon. Berceuse für Violine von Simon (Herr Carnier). Edelweiß vom Semmering für Piston von Hoch (Herr Werner).
Mittwoch, den 15 April, Abends 7 ½ Uhr: Feier des 10 jährigen Inbiläums des Kapellmeisters Herrn Karl Meyder.
Der
Familien⸗Nachrichten. 1 Frl. Alice Gilka mit Hrn. Prem. ⸗Lieut. Kurt von Weller (Berlin). — Frl. Emma Oppen⸗
heim mit Hrn. Lieut. z. S. d. R. Frhrn. Alexander von Kloch⸗Kornitz (Bremen —Stettin). — Frl. Elisabeth Petri mit Hrn. Pastor Otto Hagena (Stolpe, Kr. Angermünde). — Frl. Anna Riehmer mit her. Sec.⸗Lieut. Albert Westphal (Berlin). — Frl. Gertrud Römer mit Hrn. Dr. phil. Johannes Domke (Friedenau). — Frl. Käthe Herrmann mit Hrn. Gerichts⸗Assessor und Prem.⸗Lieut. d. R. Fritz Doering (Berlin).
Verehelicht: Hr. Diakonus Richard Langer mit Frl. Elisabeth Langer (Breslau — Gr. Warten⸗ erg). — Hr. Professor Albert Lorenz mit Frl. Martha Koschel (Schweidnitz). — Hr. Regierungs⸗ Baumeister C. Storm mit Frl. Helene Röhlich (Saargemünd).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Amtsrichter Dr. A. Philippi (Kirchhain N.⸗L.). — Eine Tochter: Hrn. Korvetten⸗Kapitän von Usedom (Kiel).
Gestorben: Gräfin Annette von Hardenberg (Frankfurt a. O.). — Hr. General⸗⸗Landschafts⸗ Rentmeister und Hauptmann a. D. Hermann Ulrich (Marienwerder). — Hr. Ober⸗Regierungs⸗ Rath a. D. Adolph von Bötticher (Merseburg). — Fr. Botschafter Anna von Aristarchi, geb. von Bonin (Wiesbaden). — Hr. Domänen⸗Rath Fer⸗ dinand Fischer (Amt Wend.⸗Buchholz). — Hr.
astor Feibsie (Wischütz). — Hr. Kanzlei⸗In⸗ pektor Wilhelm Vogt (Koschentin).
Direktion: Operette
Dirigent:
3 Akten von
2. Akt: Alt⸗
Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin.
Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.
Der
Konzerte. Konzert-Haus.
Direktion: Sigmund Hotel zum Freihafen.
übersetzt und Anfang 7t Uhr. TLell“, Rosst Ein Tag in
11“
Karl Meyder⸗Konzert.
Sonnabend: Ouv. „Giralda“, Adam. Wien“, 6.—8
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
Sieben Beilagen
„Wilhelm 1
selben
e”]
zun Deutschen Reics⸗nzeiger und Königlih Prefisc
No. 86.
der in den deutschen Münzstätten bis Ende
Erste Beilage
Berlin, Freitag, den 10. April
Deutsches Reich. Uebersicht
1) Im Monat März Goldmünzen
Silbermünzen
“
März 1896 vorgenommenen Ausprägungen von Reichsmünzen
Nickelmüͤnzen Kupfermünzen
Halbe Kronen
Doppel⸗
1896 sind geprägt Kronen kronen
worden in:
Hiervon auf
Privat⸗
rechnung ℳ
Ein⸗
ünfzig⸗ markstücke 2*
Zwei⸗ pfönnicstae
markstücke ℳ
Fünf⸗
i „ markstücke Zwen 1
pfennigstücke
Zwanzig⸗ pfennigfticke
ℳ ℳ
Zehn⸗ Fünf⸗ Zwei⸗ Ein⸗ pfennigstücke pfennigstücke, pfennigstücke pfennigstücke
ℳ ℳ Berlin . . . . 12 103 0200 517 090 e.“ “ 8n Muldner Hütte . es 1 Karlsruhe .
12103020
2 140 000
296 040
57 487 40 3 222 1 8 722
18 100— 1 900
Summe 1. 12103 0270 517 090
0302] 2 Vorher waren geprägt*) 2 470 823 3809537 692 28027 969 925 1713433080792 044 490,114 066 494,184 992 554
2 436 040
71 486 552
— 75 587 70 35 717 922 80% 95 005 860 80 31 292 331 30 16 345 970
13 845 6 213 207 6 824 940
4) Hiervon sind wieder eingezogen.. 5) Glelbeen.
.““
3) Gesammt⸗Ausprägung 2 27 026 100 538 200 370»27 969 925 1725536100 92 0771 502 534184 992 557
1518 440 2 754 6000% 12 065] E57 960555 757 77027 557 855 3 044 820 590 ℳ
-»]) Vergl. den „Reichs⸗Anzei Berlin, den 10. April 1896.
1111““
71 280 552 5 013 50
10 870 12 368 13 171 13 005 070 20
92 033 620/[116 490 1661184 979 383
35 717 922 80] 5 005 860
TIE58855 2 b505 805
3 357 8 706 325 970 6 213 207 2838 785
55 80 1 981 60 622 63 26 55 31 365 937,1001 16 345 348 6 213 144 18
487 697 560,10 ℳ
Hauptbuchhalterei des Reichs⸗Schatzamts. Biester.
52 717 090,10 ℳ 8
Literatur.
u lur brandenburgischen und preußischen Geschichte. “ von Albert Naudé. 8. Bd., 2. Hälfte. Leipzig, Duncker und Humblot. 1895. — In dem ersten Aufsatz dieses Heftes seßt fone⸗ Donalies seine Studie über den Antheil des Sekretärs von Westphalen an den Feldzügen des Herzogs Ferdinand
von Braunschweig auf dem Febensefshla des Siebenjährigen Krieges e
fort. Der Kampf — geführt zwischen den Franzosen und der mit Preußen verbündeten deutsch⸗englischen Armee — zeigte hier weit weniger Energie, als in Schlesien und Sachsen; Manöver wie ge⸗ schickte Märsche, Besetzung von festen Stellungen, Abschneiden der Vorräthe, Belagerungen und Ueberfälle von Festungen, Scharmützel, selten größere Treffen, finden wir hier in erster Linie, Schlachten wie die bei Torgau und Zorndorf überhaupt nicht. Franzosen wurden durch die Unfähigkeit ihrer Generale, nand durch die Unzulänglichkeit seiner Kriegsmittel hierzu ver⸗ anlaßt. Der Herzog von Braunschweig, der die Franzosen trotz ihrer Ueberlegenheit in Schach hielt, fand seinen besten Gehülfen in seinem Privatsekretär von Westphalen. Dieser hatte sich — wiewohl ursprünglich nicht Soldat — eine genaue Kenntniß vom Kriegswesen angeeignet und versah im Trosfen und Ganzen die Funktionen des Generalstabs⸗ chefs; über alle Ereignisse korrespondierte er mit dem Herzog und übte auf seine Entschlüsse stets den größten Einfluß. — In einem anderen Vüfsaß macht Curt Jany wichtige urkundliche Mittheilungen über die Vorgeschichte der Begründung des stehenden Heeres in Preußen. Wie in allen Territorien war auch in Brandenburg das mittelalterliche Wehrsystem, das Lehensaufgebot, seit dem 16. Jahrhundert verfallen und etwas Neues nicht an seine Stelle getreten. Jany schildert nun, wie m Dreißigjährigen Kriege Georg Wilhelm wiederholt Versuche machte, die alte Institution neu zu beleben, aber vergeblich: das Landesauf⸗ ebot zeigte sich den geworbenen Berufsheeren eines Mansfeld, Wallen⸗ stein und Gustav Adolf bei weitem nicht gewachsen. Der Große Kurfürst begann daher die Landmilizen mit Geworbenen zu vermischen, nach dem Frieden von Oliva ging er zur Errichtung eines stehenden reinen Soldheeres über. — Den wichtigsten Aufsatz des Heftes lieferte der Herausgeber selbst in „Beiträgen zur Entstehungs⸗ geschichte des Siebenjährigen Krieges’. Darin wird eine Frage be⸗ Fesbenr. die seit einem Jahre die Aufmerksamkeit der Historiker viel eschäftigt: handelt es sich doch um den Krieg, dem Preußen seine Stellung als Großmacht verdankt. Seit dem Erscheinen der Politischen Korrespondenz Friedrich's des Großen waren die Historiker darin einig, daß Friedrich den Siebenjährigen Krieg als Defensiv⸗ krieg begonnen habe. Er erhielt, ihnen zufolge, im Jahre 1756 ie Gewißheit, daß er im folgenden Jahre von einer großen Koalition angegriffen werden solle, und wiewohl er am liebsten sein Leben in Frieden beendet hätte, entschloß er sich deshalb, einen Feinden im Angriff zuvorzukommen, so lange sie noch ungerüstet waren. Professor Max Lehmann in Göttingen trat nun dieser An⸗ chauung entgegen; er leugnete jene österreichisch⸗russischen Offensiv⸗ läne nicht, aber er behauptete, daß auch Friedrich Offensiv⸗ und Eroberungsabsichten verfolgt und den Krieg begonnen habe, als ihm hierzu der Augenblick günstig erschienen sei. Es stießen also nach ihm wei Offensiven auf einander. Naudé kommt nun auf Grund des⸗ eweismaterials — des politischen Testaments Friedrich's und zahlreicher Aktenstücke über die österreichischen und preußischen Rüstungen — zu dem genau entgegengesetzen Resultat: nicht Fried⸗ ich, wie Lehmann meint, sondern die Oesterreicher haben, nach ihm, uerst gerüstet, und Friedrich griff erst an, als alle Mittel, den Frieden zu erhalten, erschöpft waren. Den Kern der Frage: Friedrich's Ge⸗ danken und Pläne beim Ausbruch des Krieges, will Naudé jedoch erst in einer späteren Studie behandeln.
3 fk. Die Erwerbung des öereihnmne Preußen und deren Konsequenzen. Historische tudie von Siegmar Friedrich. Berlin, Duncker, 1896. Pr. 8 ℳ — In dieser Schrift sucht der Verfasser die politisch⸗historische Bedeutung der Vereinigung von Ostpreußen und Cleve, Mark und Ravensberg mit Brandenburg nachzuweisen. Er geht dabei von dem richtigen Gedanken aus, daß die Erwerbung dieser von dem Hohenzollern’schen Stammlande weit abgelegenen Provinzen die Hohenzollern mit zahl⸗ reichen mächtigen Nachbarn in Berührung brachte und dadurch vor politische Probleme stellte, die über die Aufgaben der anderen deutschen Territorialfürsten weit hinausgingen. Im Osten wurden sie in den
olnisch⸗schwedischen Gegensatz verwickelt, im Westen hatten
e ihre Selbständigkeit in dem Kampfe wischen Nieder⸗ ländern und Spanien, später zwischen Oesterreich und Frankreich zu wahren. Die Nothwendigkeit steter Weehehc erzwang die Gründung eines starken stehenden Heeres, das dann Brandenburg zu einem gesuchten Bundesgenossen machte und den Grund zu der späteren Großmachtsstellung legte. — Der Haupttheil der historischen Darstellung beschäftigt sich mit der Erwerbung Ostpreußens. Der Verfasser schildert ausführlich die Bemühungen der brandenburgischen Kurfürsten im 16. Jahrhundert, die Mitbelehnung über das alte Ordensland von Polen zu erhalten, die Gegen estrebungen der Veußischen Stände, die Erlangung der Souveränetät durch den Großen Kurfürsten und den Sieg über die die Weegfeneehne be⸗ gehrenden Landstände. Zum Schluß wird die Erwerbung der Königskrone erzählt und ein Blick auf die Fürsorge Friedrich Wilhelm's I. für das materielle Wohl Ostpreußens ee Neue Forschungsresultate im einzelnen und neue große Gesichtspunkte bietet die Schrift nicht,
aber die Darstellung ist im allgemeinen treffend, und kleinere Aus⸗ stellungen, die man hier und da machen könnte, sind nicht von Belang.
— Von Schultheß' Europäischem Geschichtskalender ist soeben der Jahrgang 1895 g 11. der Neuen Folge oder der 36. Band der ganzen Reihe), herausgegeben von Gustav Roloff, im Verlag von C. H. Beck zu München erschienen. Die Vorzüge dieses trefflichen, leicht übersichtlichen und handlichen veüchschlagsbh⸗ über die Geschichte der Gegenwart vor anderen ähnlichen Werken sind bekannt und bedürfen keiner erneuten Würdigung. Nur einen Wunsch möchten wir nach Durchsicht des vorliegenden Jahrgangs äußern: Die Brauchbarkeit dieses Geschichts⸗ kalenders sowohl als Nachschlagebuch wie als HQuellen⸗ werk würde noch wesentlich erhöht werden, wenn in den Referaten über die Verhandlungen der Parlamente durch Form und Gedankengehalt hervorragende Auslassungen, namentlich von Vertretern der Regie⸗ rung, noch mehr, als dies bisher geschehen ist, hervorgehoben und im Wortlaut ö würden. Der hierfür erforderliche Raum könnte zum theil gewonnen werden durch Weglassung der Berichte über die Stellung der Parteipresse zu den Vorlagen der Regie⸗ rung und den wichtigeren Beschlüssen der Parlamente — wenigstens überall da, wo sich diese Stellungnahme für jedermann ganz von selbst
versteht.
— Anleitung zur rozeßpraxis nach der 8g prozeßordnung vom 30. Januar 1877 in Beispielen an Rechts⸗ fällen, herausgegeben von Hermann Meyer, Ober⸗Landesgerichts⸗ Rath in Breslau. Vierte, verbesserte Auflage. Berlin, Verlag von Franz Vahlen. Preis 6 ℳ — Nach der Publikation der Reichs⸗Justiz⸗ gesetze im Jahre 1877 erschienen zahlreiche Arbeiten, welche dazu be⸗ stimmt waren, den Praktikern den Uebergang in das neue Verfahren zu erleichtern und ohne viel theoretisches und systematisches Beiwerk eine möglichst deutliche Vorstellung von dem praktischen Verlauf des Progaffes zu gewähren. Zu dieser Literatur gehört auch die „An⸗ eitung zur Prozeßpraxis’ von Ober⸗Landesgerichts⸗Rath Meyer. Im hus der Zeit ist der Zweck derselben ein anderer geworden. Der Verfasser wollte in der entsprechend umgearbeiteten zweiten und dritten Auflage vorzugsweise den Studierenden und an⸗ gehenden Praktikern das Verständniß des Zivilprozeßrechts erleichtern und auf ein möglichst richtiges und zweckmäßiges Verfahren hinwirken. Daß die Schrift diesen Zweck erfüllt, beweist das Erscheinen einer neuen, vierten Auflage, die sich von der dritten in der Anlage nicht unterscheidet und nur im einzelnen mannigfache Aenderungen und Umarbeitungen aufweist. Namentlich hat der Verfasser — neben Literatur und Rechtsprechung des Reichsgerichts — die inzwischen ge⸗ machten eigenen Erfahrungen verwerthet.
— Das Hilfskassengesetz vom 7. April 1876/1. Juni 1894, nebst Ausführungsbestimmungen und den die Hilfskassen betreffenden Bestimmungen anderer Gesetze, ausführlich erläutert von Julius SHS Amtsgerichts⸗Rath. Berlin, Verlag von Siemenroth u.
roschel. Preis 3 ℳ — Dieser Kommentar will der selbständigen Bedeutung und den besonderen Schwierigkeiten des Hilfskassengesetzes gerecht werden durch ausführliche Darlegung der verwaltungs⸗ und zivilrechtlichen Bedeutung der einzelnen Normen, durch Nachweisung ihres Zusammenhanges unter einander und mit anderen Gesetzen, unter Heranziehung der Materialien, der Literatur und der Recht⸗ sprechung. Man muß anerkennen, daß dieser Zweck erreicht ist, und daß der Verfasser ein außerordentlich brauchares Handbuch für Kassen⸗ organe und Interessenten, für Verwaltungsbeamte und besonders auch für Richter und Anwalte geschaffen hat. Dem nahen Zusammen⸗ hange des Hilfskassengesetzes mit dem Krankenversicherungsgesetz, so⸗ wie seinen entfernteren, aber immerhin nerti wichtigen Beziehungen zu den anderen Reichs⸗Versicherungsgesetzen ist durch Hinweisung an den geeigneten Stellen des Hilfskassengesetzes selbst und durch it⸗ theilung von Auszügen aus jenen anderen Gesetzen mit Erläuterungen, welche immer die besondere Bedeutung der einzelnen Bestimmungen für die Hilfskassen hervorheben, U Jnamn etragen. Auch Aus⸗ führungsbestimmungen sind mitgetheilt und erläutert. Eine längere Einleitung giebt einen rechtsgeschichtlichen Abriß sowie eine kurze recht⸗ liche Erörterung allgemeinen Inhalts, und ein sorgfältig zusammen⸗ gestelltes Sachregister bildet den Schluß.
chs. Evangelische Predigten über die sieben Send⸗ chreiben der Offenbarung Skt. Johannis. Von Friedrich
almié, Superintendent und Oberpfarrer in Osterburg. Halle a. S.
erlag von Eugen Strien. 69 S. Preis brosch. 90 J. — Der Verfasser hat diesen schwierigen Stoff in seinen Predigten mit vielem Geschick behandelt. Die Predigtworte sind aus der Tiefe der Heiligen Scheist geschöpft, aber einfach und verständlich, ohne irgend welche Myftik. Besonders zeitgemäß erscheint die Predigt über das Sendschreiben an die Gemeinde zu Sardes, das von einem in sich satten und selbstzu⸗ friedenen Gewohnheitschristenthum handelt, welches über die Erfüllun der äußeren Pflichten des christlichen Glaubens vergessen konnte, da dieses äußere Leben nur so viel Werth und Bestand haben kann, als es getragen wird von dem wahrhaftigen Leben in Gott.
— Katechismus des deutschen Heerwesens. Zweite Auf⸗
Vollständig neu bearbeitet von Oberst⸗Lieutenant z. D. M. Exner. Mit 7 Abbildungen. In Original⸗Leinenband Pr. 3 ℳ Verlag von J. J. Weber in Leipzig. — Die zahlreichen und bedeut⸗ samen Veränderungen, die im Laufe der letzten Jahre auf den ver⸗ schiedenen Gebieten des Heerwesens im Deutschen Reiche eingetreten sind, machten eine Neubearbeitung dieses Buches nöthig. Dasselbe
.““
lage.
bietet in seiner jetzigen Form ein leicht übersichtliches Bild von der gegenwärtigen Gestaltung und Gliederung unserer Heeresmacht.
— Das Aprilheft der Monatsrevue „Nord und Süd (Bres⸗ lau, Schlesische Verlags⸗Anstalt von S. Schottländer) enthält einen interessanten Essay von Alfred Chr. Kalischer über „Die letzten Worte hervorragender Geister“, deren Sammlung durch den beige⸗ fügten historisch⸗kritischen Kommentar noch an Werth gewinnt. Der Herausgeber, Dr. Paul Lindau veröffentlicht sein im hiesigen Lessing⸗Theater mit Erfolg gegebenes Versdrama „Die Venus von Milo*. Ferner findet man in dem Heft eine durch feine Analyse und geistvolle Darstellung hervorragende Studie über den italienischen „Dichter der Decadenz Gabriele d'Annunzio“ von Marie Herzfeld, einen Aufsatz von Udo Brachvogel über „Poe, Longfellow und Tennyson“, der einen interessanten Beitrag zum Kapitel vom Plagiat liefert, das von Heinrich Glücksmann herrührende, mit wenigen Zügen scharf gezeichnete literarische Charakterbild Rudolf Lothar's, welches einerseits durch das dem Heft beigegebene, trefflich radierte Porträt des jungen Wiener Poeten, andererseits durch eine werthvolle novellistische Gabe des letzteren: „Der Golem, eine Legende aus dem alten Prag“ ergänzt wird. Den Beschluß der umfangreicheren Bei⸗ ne0. b.. t die frische Schilderung eines „Besuches in Troja“ von
. Bruck.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Sterblichkeits⸗ und Gesundheitsverhältnisse während des Monats Februar 1896.
Gemäß den Veröffentlichungen des “ Gesundheitsamts sind im Monat Februar cr. von je 1000 Einwohnern, auf das Jahr berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 16,3, in Breslau 22,8, in Altona 18,5, in Frankfurt a. M. 15,7, in Hannover 15,5, in Cassel 20,8, in Köln 20,1, in Fefie h 22,3, in Magdeburg 20,8, in Stettin 19,6, in Wiesbaden 16,7, in ünchen 23,0, in Nürnberg 22,0, in Augsburg 23,0, in Dresden 18,4, in Leipzig 17,4, in Stuttgart 15,8, in Karlgruhe 17,7, in Braunschweig 15,2, in Hamburg 16,2, in Straß⸗ burg 22,1, in Metz 18,3, in Amsterdam 17,6, in Brüssel 26,2, in Budapest 25,2, in Chriftiania 14,5, in Dublin 23,3, in Edinburg 18,7, in Glasgow 20,1, in Kopenhagen 15,5, in Krakau 38,9, in Liverpool 24,2, in London 20,3, in Lyon 24,0, in Moskau 33,8, in Odessa 21,7, in Paris 22,5, in St. Petersburg 34,8, in Prag 23,6, in Rom (Januar) 24,2, in Stockholm 15,6, in Triest 31,8, in Turin (Januar) 24,6, in Venedig 38,7, in Warschau 21,8, in Wien 23,3, in New⸗York 22,2. (Für die nichtdeutschen Städte ist der Zeitraum von 4 Wochen, vom 2. bis einschließlich 29. Februar, zusammengefaßt und berechnet worden.)
Der Gesundheitsstand war auch im Monat Februar in der überwiegenden Mehrzahl der deutschen wie der nichtdeutschen Orte ein günstiger und die Sterblichkeit eine niedrige, wenn auch im Durchschnitt eine etwas größere als im Januar. Die Zahl der Orte mit sehr 1 Sterblichkeit (Sterblichkeitsziffer unter 15,0 pr. M. u. Jahr) sank auf 29 von 41 ims Januar; aus der Zahl derselben nennen wir hier nur Lichter⸗ felde, Schöneberg, Steglitz (3 Vororte Berlins), ferner Beuthen O.⸗S., Charlottenburg, Flensburg, Geestemünde, Iserlohn, “ Köpenick, Lüneburg, Minden, Mülheim a. Rh., Siegen, Staßfurt, Wesel, Hof, Ludwigsburg, Güstrow, Rostock, Eisenach, Dessau, Lübeck und Christiania. Eine hohe Sterblichkeit von über 35,0 pr. M. kam aus deutschen Städten nur aus Marburg zur Mittheilung, welche Stadt das Sterblichkeitsmaximum mit 36,4 pr. M. erreichte. Im Vormonat war das Sterblichkeitemaximum nur 33,6. — Die Zahl der deutschen Orte mit günstiger Sterblichkeit (Sterblichkeits⸗ ziffer von 15 bis 20,0 pro Rias, war größer als im Januar: 111 gbegen 93); aus der großen Zahl derselben wollen wir hier nur
Itona, Barmen, Berlin (mit den Vororten . en⸗Rummelsburg und Rixdorf), Bielefeld, Brandenburg, Danzig, ülecdee⸗ Elberfeld, Essen, Frankfurt a. M., Frankfurt a. O., Glogau, Görlitz, Göttingen, Graudenz, Halberstadt, Halle, Hannover, Harburg, Hildesheim, Inster⸗ burg, Kiel, Köslin, Kresand, Kreuznach, Langenbielau, Neisse, Osna⸗ brück, Potsdam, Remscheid, Spandau, Stargard i. P., Stettin, Thorn, Wiesbaden, Zeitz, Amberg, Aschaf Bayreuth, Kaiserslautern, Ludwigshafen, Annaberg, Bautzen, Dresden, Leipzig, Meißen, Plauen, Zittau, Gmünd, Stuttgart, Ulm, Karlsruhe, Mannheim, Pforzheim, Darmstadt, Gießen, Mainz, Offen⸗ bach, Worms, Schwerin i. M., Wismar, Jena, Weimar, Bernburg, Braunschweig, Bremen, Cöthen, Gotha, Hamburg, Kolmar, Metz und von Ahdeniea Städten Amsterdam, Edinburg, Kopenhagen und Stockholm erwähnen. Die Zahl der deutschen Orte mit mäßig hoher Sterblichkeit (Sterblichkeitsziffern von 20,0 bis 30,0 pro Mille) war kleiner als im Vormonat und sank auf 58 von 64 herab; aus der Zahl derselben seien hier nur Aachen, Breslau, Celle, Dortmund, Duisburg, M.⸗Gladbach, Greifswald, Guben, Cassel, Köln, Königsberg, M. deburg, Memel, Neustadt O.⸗S., Nordhausen,
aderborn, Stendal, Trier, Bamberg, Landshut, Nürnberg, Regens⸗
urg, Würzburg, — wickau, Eßlingen, Heilbronn, Apolda, Altenburg, Bremerhaven, Gera, Oldenburg, Mülhausen i. E. und Straßburg i. E. und von nichtdeutschen Städten Glasgow, London, Odessa, Paris⸗ Warschau und New⸗York genannt. — Die Be⸗ theiligung des Säuglingsalters an der Gesammtsterb⸗ lichkeit war eine kleine, fast die gleiche wie im Januar. Von je
enburg,