1896 / 108 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 06 May 1896 18:00:01 GMT) scan diff

Regt. von Gersdorff (Hess.) Nr. 80, v. Bennigsen, Pr. Lt. vom Westfäl. Jäger⸗Bat. Nr. 7, von Beendigung ihres Kommandos bei der Kriegsakademie im Juli d. J. bis Ende September d. J. zur Dienstleistung bei der 1. Matrosen⸗Art. Abth., Werther, Premier-Lleutenand vom Feld⸗Artillerie⸗Regiment Nr. 15, unter Stellung à la suite dieses Regiments, zur Dienstleistung bei dem Auswärtigen Amt, Kolonial⸗Abtheilung, kommandiert. Graf v. Wartensleben, Sec. Lt. von der Ma. des Hus. Regts. von Zieten (Brandenburg.) Nr. 3, kommandiert zur Dienstleistung bei diesem Regt., im aktiven Heere und zwar als Sec. Lt. mit einem Patent vom 1. März d. J. bei dem genannten Regt. angestellt. Saßnick, Port. Fähnr. vom Gren. Regt. König Friedrich Wil⸗ helm I. (2. Ostpreuß.) Nr. 3, in das 8. Ostpreuß. Inf. Regt. Nr. 45, Küster, Sec. Lt. vom Pion. Bat. Nr. 15, in das Pomm. Pion. Beat. Nr. 2, Schlottmann, Sec. Lt. vom Pion. Bat. Nr. 19, in das Pion. Bat. Nr. 20, versetzt. Neues Palais, 2. Mai. Müller, Oberst und Flügel⸗ Adjutant des Großherzogs von Baden Königliche Hoheit, Frhr. von Maltzahn, Oberst und Flügel⸗Adjutant des Großherzogs von Mecklenburg Schwerin Königliche Hoheit, der Rang eines Brig. Kommandeurs verliehen. Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Neues dg. Jeians 9 öö““ r vvem us. Regt. Landgraf Friedri . von Hessen⸗Homburg (2. Hess. r. 14, mit Pension der Abschied bewilligt. Im Beurlaubtenstande. Neues Palais, 29. April. v. Bassewitz, Hauptm. a. D., zuletzt von der Inf. 2. Aufgebots des Landw. Bezirks Rostock, die Erlaubniß zum Tragen der Uniform des 6. Thür. Inf. Regts. Nr. 95 ertheilt. Militär⸗Justizbeamte. Durch Allerhöchsten Abschied. 17. April. Kiy, Justiz⸗ Rath, Div. Auditeur bei der 2. Garde⸗Inf. Div., auf seinen Antrag mit Pension in den Ruhestand versetzt. Verfügung des General⸗Auditeurs der . 28. April. Dr. Hoebel, Garn. Auditeur zu Berlin, als Div. Auditeur zur 2. Garde⸗Inf. Div., Hauser, Div. Auditeur bei der 16. Div., als Garn. Auditeur nach Berlin, Linck, Justiz⸗ Rath, Div. Auditeur, von der 34. zur 16. Div., Obenauer, Garn. Auditeur zu Torgau, als Div. Auditeur zur 34. Div., sämmtlich zum 1. Juli d. Js., versetzt.

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Nichtamtliches.

Deutsches Reich Preußen. Berlin, 6. Mai.

Seine Majestät der Kaiser und König kehrten gestern Abend 11 Uhr aus Hohen⸗ 8 nach Berlin zurück und übernachteten im hiesigen Schlosse.

Heute früh um 6 ³ Uhr hörten Seine Majestät den Vortrag des Geheimen Regierungs⸗Raths Mießner, empfingen um 7 Uhr den Chef des Zivilkabinets, Wirklichen Geheimen Rath Dr. von Lucanus und um 7 ¾ Uhr den Ober⸗Präsidenten der Provinz Posen Freiherrn von Wilamowitz⸗Möllendorff. Um 8 ¼ Uhr begaben Sich Seine Majestät der Kaiser zu Wagen von hier nach Spandau zur Bataillons⸗Besichtigung des Königin Augusta⸗ und des Königin Elisabeth⸗Garde⸗Gre⸗ nadier⸗Regiments. Um 4 Uhr gedachten Seine Majestät einer Generalprobe im Opernhause beizuwohnen und sodann nach dem Neuen Palais zurückzukehren.

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin haben Sich gestern Abend nach Plön begeben, wo heute der Ge⸗ burtstag Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit

des Kronprinzen gefeiert wird, und gedenken morgen früh I1““

im Neuen Palais wieder einzutrefkfen..

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths und Steuerwesen und für Handel und Verkehr hielten heute eine Sitzung. 8

Der Staatssekretär des Reichs⸗Postamts Dr. von Stephan ist aus Italien zurückgekehrt und hat die Geschäfte wieder übernommen.

Der Regierungs⸗Assessor von Stockhausen zu Luckau (Lausitz) ist dem Landrath des Kreises Kalbe bis 8 weiteres zur Hilfeleistung überwiesen worden.

der Marine ist S. „Arcona“, Kommandant Kapitän zur See Sarnom, gestern in Nagasaki und S. M. S. „Sperber“, Kommandant Korvetten⸗Kapitän Reincke, an demselben Tage in Kamerun angekommen; S. M. S. „Cormoran“, Kommandant Korrvetten⸗Kapitän Brinkmann, ist heute in Nagasaki eingetroffen.

Bonn, 6. Mai. Wie der „Bonner Generalanzeiger“ aus Honnef meldet, ist der König von Schwedeen und Nor⸗ wegen vollständig wieder hergestellt. Seine Majestät hat

in der vergangenen Nacht gut geschlafen.

Bayern.

Seine Königliche Hoheit der Fürst von Bulgarien tattete gestern in München dem russischen Gesandten einen esuch ab, den der letztere alsbald erwiderte. Ferner empfing der Fürst den Besuch Seiner Königlichen Hoheit des Herzogs ee in Bayern. Gestern Nachmittag traf Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Clementine von

Sachsen⸗Goburg in München ein.

Württemberg.

Die Kammer der Abgeordneten ist gestern wieder zusammengetreten. Vom Zentrum wurde eine Interpellation eingebracht, worin gefragt wird, in welchem Stadium sich die Arbeiten, betreffend die geplante Militär⸗Prozeßordnung,

befänden. 3 Oldenburg. (ʒ˖ÿ05hh Der außerordentlich einberufene Landtag des Groß⸗ erzogthums ist gestern von dem Minister Jansen mit folgender ede eröffnet worden: Meine hochgeehrten S Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben mich beauftragt, 8 usammentritt freundlich zu begrüßen und willkommen zu heißen Seit Ihrer letzten Versammlung haben nach Gottes Rathschluß chwere icksalsschläge das Großherzogliche Haus und das olden⸗ urgische Land betroffen. Nachdem am 28. August v. J. Ihre König⸗

Laut telegraphischer 2 va hʒn. an das Ober⸗Kommando

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liche Hoheit die Frau Erbgroßherzogin nach längeren Leiden, aber doch plötzlich und unerwartet, tief und innig betrauert, aus diesem Leben eschehden war, entriß am 17. Oktober der Tod Seine Hoheit den verzog Elimar in noch rüstigen Mannesjahren dem Kreise des Großherzoglichen Hauses. Am 2. Februar d. J. ward alsdann Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog die schwerste Prüfung auferlegt durch das Ableben Ihrer Königlichen Hoheit der allgeliebten und verehrten Frau Großherzogin, welche einem langen, mit seltener Geduld und Ergebung getragenen Leiden erlag zu tiefster Betrübniß der Durchlauchtigsten Ihrigen und des ganzen Landes. In dieser schweren Leidenszeit ist es Seiner Koͤniglichen Hoheit dem Großherzog ein großer Trost gewesen, Sich bei so schmerzlichen Verlusten sicher zu wissen der allgemeinsten und innigsten Theilnahme von Stadt und Land, welche in Anlaß dieser erschütternden Vorgänge aus tiefstem Herzen kommend in zahlreichen Beweisen sich kundgab und für welche Seine Königliche Hoheit auch der Vertretung des Landes Höchstihren wärmsten Dank aussprechen lassen.

Zu der gegenwärtigen außerordentlichen Berufung des Landtags haben verschiedene dringende Angelegenheiten Veranlassung gegeben.

Durch die neuerlich in Bremen erfolgte Einrichtung der Dampf⸗

ischerei⸗Gesellschaft „Nordsee“, welche ihren Betrieb auf dem linken

eserufer einzurichten beabsichtigt, ist die Möglichkeit eröffnet, nicht allein die bis dahin werthlose und den Zusammenhang der Norden⸗ hamer Anlagen störend unterbrechende alte Hafenausschachtung einer nutzbaren Verwerthung entgegenzuführen, sondern auch für die olden⸗ burgischen Eisenbahnen in den Erträgnissen der Hochseefischerei einen wichtigen Transportartikel zu gewinnen. Der mit der Gesellschaft abgeschlossene Pachtvertrag, für welchen die Staatsregierung Ihre Zustimmung erhofft, wird Ihnen vorgelegt werden.

Der Bau der Eisenbahn von Oldenburg nach Brake ist in den ausgedehnten Moorflächen zwischen Loyerberg und Strückhausen bekanntlich auf in den Terrainverhältnissen begründete unvorher⸗ gesehene Hindernisse gestoßen, deren Ueberwindung nur mit einem erheblichen Mehraufwande an Baukosten möglich gewesen ist. Ueber den Umfang dieses Mehraufwandes haben die Ermittelungen noch nicht abgeschlossen werden können, und es muß deshalb eine diesen Gegenstand und die damit zusammenhängenden Fragen eingehend erörternde Vorlage für den in diesem Herbst zusammentretenden ordentlichen Landtag vorbehalten bleiben; indessen hat die Staatsregierung geglaubt, schon jetzt die erforderlichen weiteren Kredite beim Landtag vorläufig beantragen zu sollen. Der sich ergebende Mehraufwand wird seine Deckung in den erheblichen Betriebsüberschüssen der Eisenbahnverwaltung in der laufenden Finanzperiode wie in Minderverwendungen bei anderen Eisenbahn⸗ bauten finden.

Mit dem Bau der Eisenbahn von Delmenhorst über Wildes⸗ nach Vechta und von Lohne nach Hesepe mit Abzweigung nach

amme hat bisher nicht begonnen werden können, weil die nach dem Gefeß vom 13. März 1891 vorgängig zu erledigenden Verhandlungen mit Preußen wegen der Durchführung der Bahn durch das preußische Staatsgebiet noch nicht zum Abschluß gelangt waren. Nachdem die erforderliche Verständigung mit der Königlich preußischen Regierung nunmehr erfolgt ist, wird mit der Ausführung des Baues alsbald vorgegangen werden.

Je mehr sich in neuerer Zeit im Herzogthum Oldenburg die Moorkultur entwickelt hat und mit ihren Aufgaben in den Kreis des allgemeinen Interesses getreten ist, umsomehr hat sich das auch in den

betheiligten Kreisen des Landes anerkannte Bedürfniß eines Anschlusses

Oldenburgs an die von Preußen ins Leben gerufene Zentral⸗Moor⸗ kommission und die mit derselben verbundene moorwirthschaftliche Ver⸗ suchsanstalt in Bremen fühlbar gemacht. Das dankenswerthe Entgegen⸗ kommen der Königlich preußischen Regierung hat diesen Anschluß möglichst erleichtert und es darf gehofft werden, daß die darauf bezügliche Vorlage auch den Beifall des Landtags finden wird.

Das mit dem letzten ordentlichen Landtag vereinbarte Gesetz für das Herzogthum Oldenburg, betreffend die Besoldungsver⸗ hältnisse der bei der Verwaltung der Zölle und der in die Reichskasse fließenden indirekten Abgaben angestellten Beamten, hat in Ermangelung der vorbehaltenen Zustimmung des Bundesraths zu den in Aussicht genommenen Durchschnittssätzen der Gehalte bis⸗ her nicht publiziert werden können und wird Ihnen nunmehr ein etwas modifizierter Gesetzentwurf zur verfassungsmäßigen Zustimmung vorgelegt werden.

Für die infolge der umfangreichen forstlichen Kulturen zu Ahlhorn nothwendig gewordene Errichtung einer neuen Revierförsterstelle erscheint die Erbauung einer iegkmn daselbst unvermeidlich; es Rare deshalb die dazu erforderlichen Mittel bei Ihnen beantragt werden.

Im Auftrage Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs erkläre ich nunmehr den Landtag des Großherzogthums für eröffnet und ersuche Sie, meine hochgeehrten Herren, in Ihre Arbeiten einzutreten.

In der Vorlage wegen Herstellung eines Fischerei⸗ hafens in Nordenham sind die Kosten für Herstellung des sofen⸗ auf 280 000 ℳ, und die für Errichtung einer Wasser⸗ tation auf 64 200 veranschlagt. Der Fe en ist an die Aktiengesellschaft „Deutsche Dampf⸗Fischereigesellschaft Nordsee“ auf 20 Jahre für jährlich 15 000 verpachtet.

Sachsen⸗Meiningen.

Seine Hoheit der Herzog, Höchstwelcher zur Zeit in Rom verweilt, ist vorgestern Nachmittag auf einer Ausfahrt wischen Frascati und Albano von zwei Vermummten ange⸗ fallen worden. Höchstderselbe konnte indessen, nachdem er ihnen Geld zugeworfen hatte, die Fahrt unbehelligt fortsetzen

8 DOesterreich⸗Ungarnrn. Der König sowie die zur Zeit in Budapest weilenden Erz⸗ herzoge und Erzherzoginnen und das diplomatische Korps wohnten gestern Vormittag daselbst einer Militärrevue bei, die einen glänzenden Verlauf nahm. Am Schlusse derselben drückte der König seine volle Befriedigung über die gute Hal⸗ tung der Truppen aus. Das Publikum auf den E begrüßte Allerhöchstdenselben mit brausenden ljenrufen. Gestern Abend fand bei Hofe Empfang statt, wozu über 1500 Einladungen ergangen waren. Erschienen waren die Mitglieder des Königlichen Hauses, das diplomatische Korps, die Minister, Würdentraͤger, Mitglieder der Aristokratie und Vertreter von Kunst und gaft 688 den Empfange hielten der König und die Königin ercle ab.

Der „Budapester Correspondenz“ zufolge sprach der König bei dem Empfang der Mitglieder des diplomatischen Korps in herzlichen Worten seinen Dank für die Glück⸗ wünsche aus, welche dieselben ihm aus Anlaß der Jahrtausendfeier im Namen ihrer Souveräne, taats⸗ oberhäupter und eete a gen ausgesprochen hatten. Der König sagte, er erblicke in dem Erscheinen der Chefs der auswärtigen Vertretungen bei der Millenniums⸗ feier einen Ausdruck der Sympathie und Freundschaft der aus⸗ wärtigen Mächte und einen Beweis der guten Beziehungen, welche zwischen denselben und der österreichisch⸗ ungarischen Monarchie beständen. Sowohl die Beglückwünschungen als die Antwort des Königs trugen einen ebenso herzlichen wie feierlichen Charakter.

Das österreichische Abgeordnetenhaus hat in seinen Sitzungen von vorgestern und gestern die gesammten

Wahlreformvorlagen in zweiter Lesung erledigt. Der Antrag des Abg. Bareuther auf Einführung der geheimen Abstimmung mittels Stimmzettels wurde mit 117 gegen 103 Stimmen angenommen.

Der Steuerausschuß des Abgeordnetenhauses nahm gestern den Antrag des Abg. Beer an, wonach der Se für die Wahl in das Abgeordnetenhaus bei allen

teuern von 5 auf 4 Gulden herabgesetzt werden soll. Der Finanz⸗Minister Dr. von Bilinski erklärte, die Regierung werde entschieden darauf dringen, daß die Steuerreform in der nätchsten Zeit auf die Tagesordnung des Abgeordnetenhauses omme.

Das Subcomité des Eisenbahnausschusses be⸗ schloß, die Entscheidung über die Nordwestbahnvorlage dem Ausschuß vorzubehalten, nachdem sich drei Stimmen für und drei gegen die Vorlage ausgesprochen hatten.

Bei der heutigen Bürgermeisterwahl in Wien waren 136 Gemeinde⸗Räthe anwesend. Gewählt wurde der christlich⸗ soziale Kandidat Strobach mit 94 Stimmen; der Liberale Dr. Grübl erhielt 42 Stimmen. Strobach er⸗ klärte unter wiederholtem Beifall, die Wahl anzunehmen, um es möglich zu machen, daß die Verwaltung der Stadt von einer berufenen Körperschaft geführt werde. Das per⸗ sönliche Opfer Lueger's sei im Interesse des Volks erfolgt. Er werde gern Dr. Lueger den Platz räumen, sobald die Zeit dafür gekommen sein werde. Er appelliere an die Unterstützung und Einigkeit seiner Partei. Als geborener Deutscher werde er stets den deutschen Charakter Wiens, der gewahrt werden müsse, und als treuer Oesterreicher den Charakter Wiens als Reichshauptstadt vor Augen haben, die als solche ihre volle Unabhängigkeit nach jeder Richtung zu vertheidigen habe. Als Christ werde er in christlichem Sinne wirken und bemüht sein, dem christlichen Volk die Geltung zu verschaffen, die es nie hätte verlieren sollen. Das Ergebniß der Wahl wird nunmehr der Statthalterei mitgetheilt werden behufs Einholun der Kaiserlichen Bestätigung. Es ereignete sich kein Zwischenfall

Aus Zara erfährt „W. T. B.“, daß am 3. d. M. Nachmittags bei Mjecna Strana, im Bezirk von Cattaro, ein Kampf einer 35 Köpfe starken montene⸗ grinischen Schmugglerbande und einer Zollwache sowie dem Gendarmerieposten von Pobori stattgefunden habe. Der Postenführer und ein Gendarm seien er⸗ schossen, 2 heascehüse es leicht verletzt worden. Vier erschossene Montenegriner seien über die Grenze zurüͤ M worden. Die Regierung in Cetinje habe dem österreichisch⸗ungarischen diplomatischen Vertreter egenüber ihr lebhaftes Bedauern ausgesprochen und die Ver⸗ gegeben, daß sie die strengste Untersuchung und Be⸗ strafung der Schuldigen angeordnet habe. Ein Garde⸗Kapitän sei mit einer Abtheilung Soldaten abgegangen, um den Grenz⸗ rayon abzusperren und diejenigen, die die Grenze überschritten, gefesselt nach Cetinje zu bringen.

Großbritannien und Irland. 8

Im Unterhause erklärte gestern der Parlaments⸗Sekretär des Aeußern Curzon: ein Telegramm des britischen Vize⸗ Konsuls in Boma melde: die Freisprechung Lothaire s sei erfolgt, weil derselbe bei der Hinrichtung Stokes' keine verbrecherische Absicht gezeigt habe. Ehe die Regierung eine endgültige Ansicht über diese Angelegen⸗ heit äußere, müsse sie den Bericht des Vize⸗Konsuls und das Protokoll über die Verhandlung abwarten; beide Schriftstücke seien in etwa sechs Wochen zu erwarten. Der Vize⸗Präsident des Departements für den Primär⸗Unterricht Sir John Gorst beantragte die zweite Lesung der Unter⸗ richtsbill. Asquith hefi weüehie in längerer Rede deren Verwerfung; er tadelte die Vorlage als ungerecht, unbillig und geeignet, religiösen Streit anzufachen.

Der Erste Lord der Admiralität Goschen hielt gestern in London bei einem Festmahl der „Royal Naval Reserve“ eine Rede, worin er ausführte: England habe ungefähr 24 000 Marine⸗Reservisten, auf die es im Kriegsfalle rechnen könne. Er habe das Vertrauen, daß die großen Handels⸗ schiffahrts⸗Gesellschaften, von denen die Reservisten beschäftigt würden, denselben die nöthige Gelegenheit zur Ausbildung ge⸗ währen würden.

Sir W. Harcourt sprach gestern Abend in London bei einem Festmahl des nationalen liberalen Klubs. Der Redner unterzog die Politik der Regierung in Armenien und Egypten einer catfen Kritik. Die in Prätoria aufgefundenen Chiffre⸗ Telegramme, erklärte Sir W. Harcourt ferner, würfen einen dunklen Schatten auf England; er sei überzeugt, daß die Regierung die geeigneten Maßregeln ergreifen werde, um die Nation von dem Vorwurf der Mitwissenschaft zu reinigen.

Mehrere Londoner Morgenblätter bringen heute die Nach⸗ richt, daß Cecil Rhodes und Beit aus der Chartered Company ausgetreten seien. Der „Standard“ meldet, Cecil Rhodes habe sich erboten, auf seinen Sitz im Geheimen Rath zu ver⸗ sichten, wenn der Staatssekretär für die Kolonien Chamber⸗ ain dies für angemessen halte, und auf Wunsch nach Eng⸗ land zurückzukehren.

Rußland.

Zur u des Namenstages der Kaiserin von Ruß⸗ land fand, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Vormittag in arskoje⸗Sselo eine Morgenmusik statt. Nach der kirchlichen eier im Palais, welcher mit dem Kaiser und der

aiserin alle Mitglieder des Kaiserlichen Hauses und die hohen Beamten und Würdenträger beiwohnten, nahm die Kaiserin die Glückwünsche der Anwesenden entgegen. Um 2 Uhr fand Frühstückstafel statt. St. Petersburg war festlich geschmückt; in allen Kirchen wurden feierliche Gottesdienste abgehalten. Abends war große Illumination.

Italien.

Der König hen wie die „Agenzia Stefani“ berichtet, in owie im Namen der Königin und des eingesetzten

seinem Namen Königlichen Hauses der von der Regierun Kommission für die Unterstützung der Familien der in Afrika gefallenen oder verwundeten Soldaten die Summe von 400 000 Lire überreichen lassen mit der Bestimmung, daß bei

den Unterstützungen kein Unterschied zwischen Italienern und Afrikanern gemacht werden solle. Außerdem sandte der König, gleichfalls im Namen der Königlichen Familie neuerdings 100 000 Lire der italienischen Gesellschaft vom Kothen Kreuz

zur Verwendung für die verwundeten italienischen und ein⸗ geborenen Soldaten.

In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer trug der Schatz⸗Minister Colombo das Exposé über die infolge des Wechsels in der Verwaltung und der Ereignisse in

Afrika veränderte finanzielle Situation vor. Der Minister ührte aus, daß der Ueberschuß von 8870 374 Lire, welchen 8. rektifizierte Budget pro 1895/96 gezeigt, sich infolge des außerordentlichen Kredits von 20 Millionen für Afrika in ein Defizit von nahezu 12 Millionen verwandelt habe. Gleichfalls für Afrika habe das neue Kabinet einen Kredit von 140 Millionen verlangt und bewilligt erhalten. Von dem⸗ selben seien 96 Millionen bereits in das Budget 1895/96 und 43 ½ Millionen in dasjenige pro 1896/97 mit ihrer Ver⸗ insung aufzunehmen. Infolge der anderweitigen, in das Budget pro 1895/96 eingetragenen Ausgaben erhöhten sich dieselben insgesammt um 118 575 973 Lire. Das Ergebniß der Einnahmen lege es aber nahe, auch die veranschlagten Einnahmebeträge abzuändern. Nach den rektifizierten, für das Budget 1895/96 veranschlagten Einnahmen werde sich ein Ueber⸗ schuß von 1 411 900 Lire im Staatsschatz ergeben. Infolge einiger außerhalb des Budgets zu machenden Ausgaben werde jedoch der Staatsschatz ein Defizit von 2 828 098 Lire haben, dessen größerer Theil wahrscheinlich durch die infolge der reichlicheren Ernte zu erwartenden höheren Einnahmen werde gedeckt werden. Der Ueberschuß für 1896/97, welcher auf 23 436 219 Lire beziffert gewesen sei, habe durch die außer⸗ ordentlichen Ausgaben in Afrika und andere Verhältnisse, sowie durch den Umstand, daß ein Theil der Operationen des Anlehens von 140 Millionen Lire das Budget von 1896/97 belaste, eine Abänderung erfahren. Infolge dessen erhöhten sich die Ausgaben insgesammt um 52 789 760 Lire. Was die Eingänge betreffe, so glaubte der Minister, daß die⸗ selben mit Rücksicht auf die eingehenden Beträge sich nur um den Betrag von 697 300 Lire verringern würden. Nach allen diesen Veränderungen ergebe sich für das laufende Budget ein Ueberschuß von 19 896 464 Lire. Da mit dem⸗ selben den außerhalb des Budgets stehenden Ausgaben, wie außerordentlichen militärischen Ausgaben für 1896/97, rämien der Handelsmarine ꝛc., Rechnung getragen werde, habe sich derselbe in ein endgültiges Desizit des Staatsschatzes von 1 197 713 Lire verwandelt. Die Vorsicht jedoch, welche bei der Abfassung des Voranschlags vorgewaltet habe, und die jetzt vorgelegten Entwürfe gestatteten die Annahme, daß das Defizit verschwinden werde. Auf alle Fälle werde es leicht sein, entsprechend vorzusorgen, wenn es sich um den rektifizierten Budgetentwurf handeln werde. Zum Schluß ab der Minister Einzelheiten über das Ergebniß der Sub⸗ auf einen Theil des 4 ½ prozentigen Anlehens von 140 Millionen Lire. Der Betrag sei 22 mal gezeichnet worden; dies bestärke die Regierung in ihrer Ueberzeugung, daß die nationalen Ersparnisse weit größere Summen mit Leichtigkeit enfeehmen könnten. Die Ergebnisse des Budgets und die Verhältnisse des Staatsschatzes erforderten augenblicklich keine besonderen Maßnahmen; man könne ruhig bis zum Monat November warten, zu welchem Zeitpunkt die Regierung, wenn es sein müsse, endgültige Vorschläge zur Sicherung des Gleichgewichts machen werde. Das Exposé wurde am Schluß mit den Rufen „Bravo! Gut!“ begrüßt. Sodann begann das Haus die Berathung über die Verhältnisse in Afria.

Türkei. Die Botschafter haben, dem „W. T. B.“ zufolge, über

die Ernennung des mohamedanischen Kaimakams für Zeitun vorgestern eine Besprechung gehabt.

Rumänien. 8

In Bukarest veranstalteten, wie die „Agence Roumaine“ berichtet, Studenten gestern Kundgebungen gegen die ungarischen Millenniums⸗Festlichkeiten; sie ver⸗ sammelten sich im Cismigiu⸗Garten und durchschritten hierauf in geordnetem Zuge die Hauptstraße, während die begleitende Musik nationale Weisen spielte. Ungefähr 40 000 Personen sen sich dem Zuge an. Die Kundgebung verlief ohne jeden Zwischenfall. 8. 1

Dänemark.

Gestern Abend 8 Uhr hat in dem Palais des Kronprinze in Amalienborg die Vermählung der Prinzessin Louise, ältesten Tochter des Kronprinzen, mit dem Prinzen Friedrich

u Schaumburg⸗Lippe, dem ältesten Sohne des Prinzen

ilhelm zu Schaumburg⸗Lippe und der Prinzessin Bathildis, geborenen Prinzessin von Anhalt, stattgefunden. An der Feier nahmen theil: der König und die Königin, der W“ und die ö von Dänemark, der Fürst und die Fürstin zu Schaumburg⸗Lippe, der Herzog und die Herzogin von York, der Prinz Karl von Schweden, der Prinz und die PH Wilhelm zu Schaumburg⸗Lippe sowie die Geschwister der Braut und des Bräutigams. Um 9 Uhr fand im Kron⸗ prinzlichen Palais ein Souper statt, bei welchem der König den Toast auf die Hohen Neuvermählten ausbrachte. Bei der Rückkehr nach Kopenhagen wurden die Fürstlichkeiten von der zahlreichen Menschenmenge mit enthusiastischen Hurrah⸗ rufen begrüßt. Um 10 Uhr wurde von den auf der Rhede liegenden Schiffen, welche festlich erleuchtet ren, ein Feuer⸗ werk abgebrannt. 9 1

Amerika.

Amtlich wird aus Havanna gemeldet, daß bei Re⸗ medios in der Provinz Matanzas mehrere Gefechte statt⸗ gefunden und die Insurgenten dabei einen Verlust von 51 Todten 888 hätten. Eine anderweitige Meldung be⸗ sagt, daß mehrere Banden von Aufständischen in Junta brava in der Nähe von Havanna eingedrungen seien und das Dorf verbrannt hätten. Einige Einwohner seien dabei umgekommen; die spanischen Truppen hätten die Aufständi⸗ schen vertrieben und vierzig von ihnen getödtet.

Aus Teheran meldet das „Reuter'sche Bureau richt von der Ermordung bes Schah habe an einzelnen

unkten Ausschreitungen rS-e esn In der Provinz

ars, wo die Nomaden besonders z as⸗ seien, habe man Karawanen geplündert und Telegraphendrähte zerschnitten. Im Ganzen sei das Land jedoch ruhig, und es werde b nicht befürchtet. Die befriedigende Lage sei den Maßregeln des Großvezirs, der Unterstützung seitens des britischen und des Brfischen Gesandten und der prompten Anerkennung des neuen Schah Musaffer⸗ed⸗din durch England und Rußland zu⸗ zuschreiben.

Afrika. Die „Agenzia Stefani“ berichtet aus Massowah von

gestern: das italienische Operationskorps habe vorgestern Nach⸗

: die Nach⸗

mittag in Cherseber, ¾ Stunden von Adigrat, gelagert. Die direkte Verbindung mit der Garnison von Adigrat sei sofort hergestellt worden; der Kommandant von Adigrat Major Prestinari habe dem General Baldissera in dessen Lager einen Besuch abgestattet. Die Abessynier hätten das Operations⸗ korps den ganzen Tag über von den Flanken aus belästigt, sowohl während des Marsches wie im Lager. Der Feind habe sich niemals in Masse gezeigt, sondern sei überall umhergeschwärmt und halte die Berge Amoleita und Zeban stark besetzt. Ras Mangascha halte die die Umgebung von Adigrat beherrschenden Posttonen besetzt, sodaß die Räumung des Forts zur Zeit schwierig sei.

Aus Kairo von gestern erfährt das „Reuter'sche Bureau, daß, nach einer amtlichen Depesche, die italienischen Truppen wohlbehalten in Adigrat eingerückt seien und die Garnison entsetzt hätten.

Der Volksraad der Südafrikanischen Republik ist gestern in Prätoria mit einer Rede des Präsidenten Krüger eröffnet worden, worin dieser zunächst seinem Be⸗ dauern über den Tod des Generals Smith, welcher einen

großen Verlust für das Land bedeute, Ausdruck gab. Die⸗ B

Gründe für den Einfall Jameson's, sagte der Präsident weiter, seien Böswilligkeit und egoistische Ziele gewesen. Der Prä⸗ sident erklärte ferner, er richte sein Augenmerk stets auf die friedliche Entwickelung und die Wohlfahrt der Republik; er sei überzeugt, der Volksraad werde mit vollem Vertrauen daran mitarbeiten. Er sei überzeugt, daß die jetzige Session des Volksraads zur Wiederherstellung der Ruhe und des Friedens beitragen werde, damit das Land gedeihe zum Vortheil Aller. Trotz der letzten Wirren seien die Beziehungen zu den aus⸗ wärtigen Mächten freundschaftliche; er hoffe auf eine dem⸗ nächstige Einigung mit dem Oranje⸗Freistaat, um über den bschluß einer engeren Vereinigung zu berathen. Die Minenindustrie habe guten Fortgang genommen. Die Arbeits⸗ frage biete ermuthigende Aussichten. Das Verhältniß zu den Eingeborenen sei ein friedliches. Maßnahmen für den öffent⸗ lichen Unterricht und die Landwirthschaft seien in Vorbereitung. Die Finanzlage sei gut. Der Präsident schloß mit einem Appell an den Volksraad, in dieser Heit voller Unruhen in Allem die ihm durch den Willen des Volks anvertrauten ver⸗ antwortlichen Verpflichtungen zu erfüllen und alle seine Kräfte dem Interesse der Republik zu weihen.

Aus Prätoria wird der „Times“ unter dem 4. d. M. gemeldet, daß nur ein Theil der im Besitze der Regierung von Transvaal befindlichen Telegramme und Dokumente ver⸗ öffentlicht worden sei; weitere Schriftstücke würden wahrschein⸗ lich während der Tagung des Volksraads publiziert werden.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Reichs⸗ tags und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten Beilage.

In der heutigen (85.) Sitzung des Reichstags, welcher der Minister für Landwirthschaft ꝛc. Freiherr von Hammerstein beiwohnte, wurde die zweite Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend den Verkehr mit Butter, Schmalz und deren Ersatzmitteln, bei § 6 fortgesetzt. Derselbe verbietet nach der Regierungs⸗ vorlage, daß in den Räumen, woselbst Butter oder Butter⸗ schmalz gewerbsmäßig hergestellt, aufbewahrt oder verpackt wird, die Herstellung, nhree ea und Verpackung von Margarine oder Kunstspeisefett stattfinden darf. Dicge Be⸗ ftimmnung soll aber auf den Kleinhandel nicht Anwendung nden.

Die letztere Vorschrift hat die Kommission gestrichen, ebenso diejenige bezüglich des Feilhaltens von Margarine in den Räumen, wo Butter feilgehalten wird.

Die Sozialdemokraten beantragten die Wiederherstellung der Regierungsvorlage. zus A“ (Zentr.) beantragte folgenden Zusatz:

„Gastwirthe, Restaurateure, Konditoren und Bäcker, welche sich zur Herstellung von Nahrungs⸗ und Genußmitteln der Margarine bedienen, haben solches durch augenfälligen Anschlag in den Speise⸗ und Verkaufsräumen ihres Gewerbes und, falls Speise⸗ geführt werden, auch durch Vermerk auf letzteren kund zu geben.“

i der Debatte betheiligten sich bis zum Schluß des Blattes außer dem Antragsteller die Abgg. Herbert (Soz.), Galler (d. Volksp.) sowie der Direktor im Reichsamt des Innern Schroeder. .“

Das Haus der Abgeordneten begann in der vesehen (64.) Sitzung, in welcher der Finanz⸗Minister Dr. 838 der Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen und der Minister für Landwirthschaft ꝛc. V1.S. von Hammer⸗ stein zugegen waren, die zweite Berathung des Gesetz⸗ emtwurfs, betreffend die Sekundär⸗ und Kleinbahn⸗ bauten und die Errichtung von landwirthschaft⸗ lichen Getreidelagerhäusern.

Zum Bau von 18 neuen Sekundärbahnlinien und zur Vfschaffung von Betriebsmitteln dafür werden 57 503 000 gefordert.

Bezüglich der Linien Berent-—Karthaus und Konitz Lippusch die Budgetkommission, die Regierung zu ersuchen, dafür Sorge tragen zu wollen, daß die materiellen Verluste, welche die betreffenden Interessenten infolge der Nichtausführung der bereits 1893 genehmigten Linie Buͤtow Berent erleiden, durch eine geeignete anderweitige Bahn⸗ verbindung möglichst ausgeglichen werden. Diese Resolution wurde ohne Debatte angenommen.

Die sämmtlichen Linien wurden ohne erhebliche Debatten bewilligt und die dazu eingegangenen Petitionen theils durch die gefaßten Beschlüsse für erledigt erklärt, theils durch Ueber⸗ gang zur Tagesordnung erledigt.

Zur Feeltgan des Staats an dem Bau der Eisen⸗ Wh Stralsund Tribsees und Oldenburg (in erge Heiligenhafen durch Uebernahme von Aktien wurden 268000 bezw. 550 bewilligt. Bei der letzteren Linie sgroß

Abg. Hansen (fr. kons.) der Regierung seinen Dank für die Färsorge für den noch wenig erschlossenen Kreis Oldenburg aus. Freilich seien durch diese Bahn noch nicht alle Wünsche des Kreises erfüllt, und er bitte daher die Regierung, sich auch den bfiteren Aufschluß des Kreises durch Eisenbahnen angelegen sein zu assen.

Zur Förderung des Baues von Kleinbahnen wurden die geforderten 8 Millionen Mark ohne Debatte bewilligt.

Die Mittheilungen des Ministers der öffentlichen Arbeiten über die bisherige Entwickelung des Kleinbahnwesens und die Nachweisung der Verwendung des im vorigen Jahre dazu be⸗ willigten Fonds von 5 Millionen Mark wurden durch Kenntniß⸗ nahme für erledigt erklärt.

Zur Errichtung von landwirthschaftlichen Ge⸗ treidelagerhäusern werden 3 Millionen Mark gefordert.

Abg. von Riepenhausen⸗Crangen (konf.): Meine betrachten diese Vorlage nach wie vor nur als einen kleinen Versuch. Auf die Preisbildung des Getreides wirken ganz andere Momente ein, als es die Kornhänser thun können. Wir ernten später als die sarmatische Tiefebene und der größte Theil der überseeischen Länder, die uns mit Korn überschütten. Gelingt der Versuch, Mehl in große Massen zu pressen und so bequemer zu transportieren, so wird uns die sarmatische Tiefebene auch mit Mehl überschütten. Man hat uns als SZhgn Agrarier hingestellt, welche der Regierung für diese orlage nicht dankbar seien. Aber dieses kleine Mittel kann uns wirklich nicht in nennenswerther Weise helfen. Die Regierung hatte es ja in der Hand, einen Theil der Unzufriedenheit auf dem platten Lande zu beseitigen. Sie hat sich aber nicht dazu entschlossen, auf die Rückzahlung der Grundsteuer⸗ entschädigung zu verzichten, obgleich damit einem großen Theil der evölkerung ein nennenswerther Nutzen geschaffen werden konnte, da auch viele kleine Landwirthe an der Rückzahlung partizipieren. Hoffent⸗ lich zieht die Regierung diese Frage nochmals in Erwägung. Redner weist ferner auf die Unzufriedenheit der Domänenpächter hin, welche sich hauptsächlich über die Ueberversicherung der Gebäude und über die 50 % Kreissteuern beschwerten. Die landwirthschaftliche Bevölkerung fühle sich durch die Grundsteuereinschätzung bedrückt. Bei solchen Verhältnissen werde diese kleine Vorlage wegen der Silos kaum mit besonderer Freude begrüßt, wenn die Landwirthschaft auch sonst jedes kleine Mittel zur Abhilfe ihrer Noth dankbar anerkenne. Gegen die Viehseuchen be⸗ ständen im Inlande strengere Maßregeln als gegen das vom Aus⸗ lande eingeführte Vieh. Die Industrie hebe sich im ganzen Lande, das gönne ihr die Landwirthschaft gern; aber diese könne verlangen, daß man ihrer Noth ebenfalls abhelfe.

(Schluß des Blattes.)

Kunst und Wissenschaft.

Am 24. 1“ fand in Rom die Festsitzung des Kaiserlichen Archäologischen Instituts statt, mit welcher die Reihe der Wintersitzungen dort dem Herkommen nach Fc 1oghn wird. ach den Eröffnungsworten des Vorsitzenden Ersten Sekretars Herrn Petersen nahm der Direktor der Ecole française in Rom Herr Duchesne das Wort zu einem Vor⸗ trage über die Legende des heiligen Sylvester und den Tempel der Vesta. Ihm folgte der Direktor der amerikanischen Schule in Rom, Herr W. Gardner Hale, welcher eine Frage der Aussprache des Lateinischen auf Grund inschriftlicher und handschriftlicher Quellen besprach. Weiter trug der Zweite Sekretar Herr Hülsen mit von Mittheilungen des errn Erman in Berlin über die Hieroglypheninschrift des belisken auf Monte Pincio und über das Grab des Antinous vor. Herr Spinazzola sprach sodann über Inschriften des Co⸗ losseums. Der Vorsitzende ertheilte darauf das Wort Herrn Theodor Mommsen, welcher auch in der Institutssitzung am Palilien⸗ tage bereits vor mehr als einem halben Zaßrhundert, im Jahre 1845, einen Vortrag gehalten hatte. Herr Mommsen behandelte dieses Mal eine altlateinische Inschrift aus dem Jahre 178 v. Chr. Die Versammlung zollte ihm lauten Beifall. Endlich gab noch Herr Salinas aus Palermo die Erläuterung ausgestellter vortrefflicher Aquarelle nach poly⸗ S Grabstelen aus Lilybgaeum und schloß so die durch etheiligung von Vortragenden aus vier Nationen, durch deren a. und reichhaltige Sitzung. Unter dem sehr zahlreichen und ansehnlichen Auditorium war die Kaiserliche Botschaft vertreten, anwesend auch der Kaiserlich und Königlich österreichisch⸗ ungarische Botschafter beim Vatikan. Das italienische Unterrichts⸗Ministerium war durch Herrn Barnabei vertreten.

en Inhalt der Vorträge besonders

Um eine würdige Gedenkfeier der Entdeckung der Schutzpockenimpfung, seit deren erster Anwendung durch Edward Jenner am 14. Mai d. J. hundert Jahre verflossen sein werden, vor⸗ zubereiten, hat sich ein Comité gebildet, welchem hervorragende Ver⸗ treter der medizinischen Wissenschaft angehören. Die Feier wird in Form einer Festsitzung am 15. Mai, Abends 8 Uhr, im Fest⸗ saal des Rathhauses stattfinden. In das teer Pesfien sind eingetreten die Herren Geheimer Sanitäts⸗Rath Becher, General⸗Stabsarzt der Armee, Professor von Coler, Geheimer Medizinal⸗Rath Professor Gerhardt, Geheimer Medizinal⸗Rath, Professor Rudolf Virchow und Ober⸗Bürgermeister Zelle. Die Fest⸗ rede hat Geheimer Rath Gerhardt übernommen. Der Sitzung wird sich ein zwangloses Zusammensein der Festtheilnehmer in den Räumen des Fiastause anschließen. Ferner wird am 12. Mai im Medizinischen Waarenhause, Friedrichstraße 108, eine alle Gebiete des Impfwesens umfassende Jubiläumsausstellung er⸗ öffnet werden.

Rechtzeitig zur Eröffnung der dessareig Internationalen Kunstausstellung hat die bekannte hiesige Kunstverlagsfirma von Rud. Schuster wieder, wie alljährlich, den Katalog geliefert bor 1 ℳ, geb. 1,50 ℳ). Derselbe ist in Form und Ausstattung andlich und geschmackvoll, unterscheidet sich im übrigen aber nur wenig von seinen Vorgängern in früheren Jahren. Die der besseren Orientierung wegen so sehr wünschenswerthen Bezeichnungen der Säle, in welchen die einzelnen Kunstwerke Platz 11-- haben, fehlen leider immer in dieser zuerst erscheinenden, kleineren Ausgabe des Katalogs und pflegen erst dem größeren, illustrierten Führer beigefügt zu werden, der demnächst soll. Für diesen Mangel trifft den 2 kaum eine Schuld, da er, um ein rechtzeitiges Erscheinen des Katalogs zu ermöglichen, die Beendigung der Arbeiten der Kommission nicht abwarten kann. Die Kunstwerke sind hier also in der laufenden Nummerfolge verzei net, während die Namen der Künstler nach dem Alphabet geordnet sind.

Der Katalog enthält: einen Situationsplan der Westballe, en

Situationsplan des Hauptgebäudes, einen Plan des Ausstellungsparks;

Verzeichnisse der Mitglieder der Ausstellungs⸗ sowie der ee. und Anordnungs⸗Kommissionen; Bemerkungen und Zeichenerklärungen, Mittheilungen über den Verkauf von Kunstwerken; eine Aufzählung der bei den Kunstausstellungen zu Berlin durch Medaillen und Diplome ausgezeichneten Künstler; das Verzeichniß der ansfeftelhen Werke, im Ganzen 3703 Nummern, und zwar 1. Gemälde, Agquarelle ꝛc.; II. Stiche, be ꝛc.; III. Bildwerke; IV. Bau⸗ kunst; V. Historische Abtheilung. Die Ausstellung währt nach den Angaben des Katalogs bis zum 30. September d. J. und ist täglich von Morgens 10 Uhr an geöffnet; Abends bei elektrischer Beleuch⸗ tung: bis zum 31. Juli bis 9 Uhr und vom 1. August bis 30. Sep⸗ tember bis 8 Uhr. Der Eintrittspreis beträgt 50 ₰, Montags 1 ℳ. Saisonkarten für die Dauer der Ausstellung, auf den Namen lautend

(nicht übertragbar), kosten 6