1896 / 109 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 07 May 1896 18:00:01 GMT) scan diff

6 Wildpark bei Potsda d Felrjag ehege Insel Pots⸗ dam 8 Kirsche, 6 Spießer und Wild (Rothwild), 5 Schaufler, 3 Spießer und Wild (Damwild), 22 Rehe, 80 Fasanen, 414 Hasen, 238 Rebhühner, 75 Gänse, Enten, Schnepfen oder dergl., 3 Füchse, 9 Marder, 22 Iltisse, 23 Wiesel, 88 Raubvögel, 475 Verschiedenes; im Feldjagdgehege bei Berlin 2 Rehe, 4 Fasanen, 102 Hasen, 1322 Rebhühner, 2 Gänse, Enten, Se; u. s. w., 4 Füchse, 6 Marder, 9 Iltisse, 52 Wiesel, 10 Raubvögel, 146 Verschiedenes; im Feldjagdgehege bei Cassel 5 Rehe, 34 Fasanen, 168 Hasen, 57 Rebhühner, 1 Gans, Enten, Schnepfen u. s. w., 18 Füchse, 2 Marder, 11 Iltisse, 16 Wiesel, 26 Raubvögel, 225 Verschiedenes; im Fürstenwald und Felcec⸗ ehege bei Ohlau 10 Rehe, 106 Fasanen, 15 Hasen, 529 Rebhühner, 1 Fuchs, 10 Marder, 32 Iltisse, 69 Wiesel, 347 Raubvögel, 516 Verschiedenes; im Stadtforst Spandau 1 Schaufler, 10 Spießer und Wild (Damwild), 22 Rehe, 131 Fasanen, 96 sen, 69 Rebhühner, 8 Reiher, FPeemoran oder dergl., 1 Marder, 1 Iltis, 1 Wiesel, 4 Raub⸗ vögel, 74 Verschiedenes.

Die gesammte Jagdbeute betrug 154 Hirsche, 383 Spießer und Wild (Rothwild), 464 Schaufler. 1382 Spießer und Wild (Dam⸗ wild), 669 grobe, 72 geringe Sauen, 189 Rehe, 1144 Fasanen, 3082 Hasen, 2402 Rebhühner, 269 Gänse, Enten, Schnepfen u. s. w., 141 Reiher, Kormorane u. s. w., 283 Füchse, 48 Marder, 107 Iltisse, 167 Wiesel, 555 Raubvögel, 1612 Verschiedenes.

Mannigfaltiges.

Die Frühjahrs⸗Paraden des Garde⸗Korps werden auf Allerhöchsten Befehl nicht am 29. und 30. d. M., sondern die Parade in Berlin am 30. d. M. und die Parade in Potsdam am 1. Juni d. J. stattfinden.

In Gegenwart Ihrer Königlichen Hoheit der Großberzogin von Baden hielt heute Vormittag im großen Saale des Ministeriums des Königlichen Hauses der unter dem Protektorat Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin stehende „Frauen,Lazareth⸗Verein seine Generalversammlung ab. Ihre Königliche Hoheit die Groß⸗ berzogin wurde am Portal des Ministeriums von dem Minister des Königlichen Hauses von Wedel und dem badischen Gesandten Dr. von Fo emann und am Eingang des Saales von der Vorsitzenden, Frau taats⸗Minister von Delbrück empfangen. Den Bericht erstattete der Geheime A“ Spinola. Aus dem Schwesternverbande sind danach drei Schwestern ausgeschieden und vier Probeschwestern neu in denselben eingetreten; eine fünfte wird im Juni folgen, und es werden alsdann außer der Oberin 20 Schwestern thätig sein. Im Pflegerinnen⸗Asyl waren 20 Pflegerinnen, außerdem waren 8 Pflegerinnen in der Charité, 3 in der Kinder⸗ heilstätte in Wyck, eine im Augusta⸗Stift zu Charlottenburg und eine in einer Privat⸗Heilanstalt stationiert. Im Augusta⸗Hospital wurden im Laufe des Jahres 1789 Patienten mit 54 934 Verpflegungstagen behandelt, und zwar 996 in der medizinischen und 793 in der chirurgischen Abtheilung. Die Sterblichkeit betrug in der mediinischen Abtheilung 15,6 %, in der chirurgischen btheilung 10 ½¾ %. Die medizinische Poliklinik behandelte 8094 Krankheitsfälle in 17 955, die chirurgische Poliklinik 4224 Krankheitsfälle in 9600 Konsultationen. Operationen wurden in der stationären Abtheilung 488, poliklinisch 390 vorgenommen. Die finanziellen Verhält⸗ nisse des Vereins sind günstige: die Gesammtausgaben betrugen 172 550 ℳ; davon wurden 139 520 durch die eigenen Ein⸗ nahmen des Augusta⸗Hospitals gedeckt; der Rest wurde getilgt aus den Zinsen des Permögene, aus Beiträgen und Geschenken und aus den Zuschüssen der Augusta⸗Hospital⸗Stiftung. Das Vermögen be⸗ trägt 600 000 Die Gesammtkosten eines Kranken beliefen sich pro Tag auf 3,14 ℳ; die Verpflegung allein erforderte 86,4 8. Durch Ueberweisung des Ueberschses der Sammlungen für das Denkmal der Kaiserin Augusta in Höhe von 13 971 konnte ein Freibett gestiftet werden.

Der Verein „Mädchenhort“ hielt gestern im Bürgersaale des Rathhauses seine 12. Jahresversammlung ab. Der Verein hat die Zahl seiner Anstalten im verflossenen Jahre auf neun erhöhen können und im neuen Jahre bereits den 10. Hort eröffnet. Im Berichtsjahre haben in den Anstalten insgesammt 548 Kinder Auf⸗ nahme gefunden gegen 450 im Vorjahre und 364 im Jahre 1893. Zur Zeit befinden sich in den Horten über 600 Mädchen. Die Mädchen wurden besonders mit Nähen und Stricken beschäftigt; in einzelnen Fhilen wurde auch Kochunterricht ertheilt; gegen 60 der Kinder er⸗

i

9

elten Mittagessen; 158 der Mädchen haben Sparbücher. In Ferien⸗ olonien fanden 72 Mädchen Aufnahme; die Ferienerholung der Horte besuchten 230 Kinder. Gesang und Turnen wird in einzelnen Horten regelmäßig gepflegt. Das Verhalten der Kinder war im allgemeinen ein sehr gutes; die 27 gewöhnten sich rasch an Ordnung und Verträglichkeit,

nur ein Kind mußte wegen Diebstahls, 12 wegen Ungehorsams und

funktionieren dürfte.

6 um deswillen entlassen werden, weil die Eltern sich ungebührlich gegen die Leiterin eines Horts benahmen. 25 der Zöglinge mußten erwerbend thätig sein; 10 trugen Frühstück, 14 Zeitungen aus, ein Kind mußte Mittagessen austragen. Die Stadt Berlin gewährte 1500 Zuschuß, die Gesammteinnahmen betrugen 12 940 ℳ, die Ausgaben 4 243 ℳ; an Vermögen sind 52 465 vorhanden.

Von der Berliner Gewerbe⸗Ausstellung wird berichtet: Infolge außerordentlicher Anstrengungen ist es gelungen, die Arbeiten für die Beleuchtung der Ausstellung so zu fördern, daß sie schon in den nächsten Tagen theilweise und am Sonntag vollständig Die erste Fest⸗Illumination des Ausstellungs⸗ parks, welche nach den vorläufigen Bestimmungen für den 15. d. M. angesetzt ist wird ein glänzendes Schauspiel bieten. Die Alleen rings um den Neuen See werden mit 50 000 weißen Lämpchen beleuchtet werden. Ein Kranz von weißen Illuminationsgläsern soll die See⸗Einfassung schmücken, während in Abständen vost je fünf Metern angebrachte Kandelaber, die einen Ring von rothen Lampen tragen und durch Doppelguirlanden aus rothen Flämmchen verbunden sind, eiue bunte, farbenprächtige Abwechselung bewirken werden. Auch die Promenadenwege auf den Köpenicker und Treptower Chausseen sollen mit Tausenden von bunten Glaskörpern, die in Bogen über den Gängen angeordnet sind, erleuchtet sein. Eine reiche Illuminations⸗

dekoration erhalten ferner die Promenade nach dem Vergnügungs⸗

park und die Brücken; außerdem werden die Blumenbeete vor dem Café Bauer, je nach der Form der Anlagen und Art der Blumen, mit Lämpchen verziert. .

Die „Fontaine lumineuse“ vor dem Haupt⸗Industrie⸗ ebäude soll am Abend des 20. Mai zum ersten Mal in Betrieb ge⸗ sest werden. Dieselbe wird aus einem mächtigen Mittelstrahl und zwölf Seitenstrahlen bestehen, die sich in der Mitte über dem Bassin treffen. Am Abend werden die Strahlen abwechselnd in weißem, grünem und rothem Licht erglänzen und die nächste Umgebung, die während dieser Zeit vollständig dunkel bleiben soll, miterleuchten. Die Fontaine, die mittels einer patentierten Vorrichtung eine unter⸗ irdische Lichtquelle erhält, ist in aͤhnlicher wa teh n schon auf der Fecses Weltausstellung vorhanden gewesen, doch sprangen die er⸗ euchteten Wasserstrahlen nur zwei Meter hoch, während sie hier die stattliche Höhe von zwölf Metern erreichen werden.

Eintrittsbillets zur Haupt⸗Ausstellung sind, wie der Arbeits⸗ ausschuß bekannt macht, jetzt auch in dem Offiziellen Verkehrsbureau der Berliner Gewerbe⸗Ausstellung, geleitet von Karl Stangen’s Reisebureau, Mohrenstraße 10, zu erhalten.

Der Festzug der Akademiker am Sonnabend, den 9. Mai, verspricht großartig zu werden: es betheiligen sich an demselben gegen 1300 Personen, Damen und Herren; auch 120 Berittene im Kostuͤm nehmen an dem Zuge theil. Die Gruppen „Malerei“, „Plastik“ und „Architektur“ werden das Prächtigste sein, was Berlin an öffentlichen Aufzügen gesehen hat; in der Gruppe „Phantasie“ und „Humor aber ist der jungen Künstlergeneration Spielraum für die eigene Erfindungs⸗ kraft gewährt. „Alt⸗Berlin“ bleibt an diesem Tage für das Publikum geschlossen. Der Preis des Billets ist auf 20 festgesetzt.

Gestern Abend, gegen 11 Uhr, entgleisten auf dem Ausstel⸗ lungsbahnhof von 85” Güterzuge 3351 drei Wagen, wodurch beide durchgehenden Hauptgleise zeitweilig gesperrt wurden. Der Vorort⸗ und Ringbahnverkehr hat einige Verspätung erlitten; Per⸗ sonen wurden nicht verletzt.

Auf den Dampfstraßenbahnen sind zugleich mit der Ein⸗ führung des Sommer⸗Fahrplans gegenüber dem Vorjahr sehr erhebliche Verkehrsverbesserungen eingetreten. So ist z. B. auf der Strecke Bahnhof Zoologischer Garten —Steglitz ein 20 Minutenverkehr (gegen 30 Minuten im Vorjahr) und auf der Strecke Bahnhof Zoologischer Garten— Friedenau ein 10 Minutenverkehr (gegen 15 Minuten im Vorjahr) eingeführt. Während im Vorjahr vom Bahnhof

oologischer Garten nach Friedenan beziehungsweise Steglitz von gbolgg 10 Uhr an nur zwei Züge verkehrten, sind im diesjährigen Fahrplan fünf Züge vorgesehen; der letzte Zug fährt 11 Uhr 16 Minuten vom Bahnhof Zoologischer Garten ab. Auf der Strecke Bahnhof Zoologischer Garten- Wilmersdorf (durch die Uhlandstraße), auf welcher die Züge in Abständen von 20 Minuten verkehrten, ist sowohl eine Verkürzung der Fahrzeit um drei Minuten, als auch eine Vermehrung der Züge eingetreten; die letzten S. fahren ab von Wilmersdorf 11 Uhr 45 Minuten, vom Bahnhof Zoologischer Garten 12 Uhr 5 Minuten Nachts. Für den Verkehr zwischen der Kolonie Grunewald und Berlin ist stündlich eine viermalige Verbindung geschaffen, und zwar je halbstündlich über

alensee und über Schmargendorf nach bezw. von dem „Alten Feünre außerdem sind, den Wünschen der Bewohner Schmargendorfs entsprechend, von dem „Alten Zieten“ abgehende

Frühzüge eingelegt. Auf der Strecke Nollendorfplatz —Wilmersdorf

11u““

sind die Züge ebenfalls vermehrt. Besonders hervorgehoben zu werden verdient die Einrichtung, daß auf der Strecke zwischen Nollendorfplatz und Kurfürstendamm (Ivachimsthalerstraße) die Wagen einander in

Abständen von fünf Minuten folgen und alle zehn Minuten ein Wagen

bis zur Uhlandstraße durchgeführt wird.

Frankfurt, 6. Mai. Zur Erinnerung an den 25. Gedenktag des Friedensschlusses hat der Großkaufmann Gustav D.

Manskopf dem hiesigen Magistrat die Mittheilung zugehen lassen,

daß er beabsichtige, seiner Vaterstadt ein hervorragendes, monumentales Kunstwerk zu stiften. Herr Manskopf, welcher der Stadt Frankfurt bereits mehrere werthvolle Monumente zum Geschenk Fnacht hat, schlägt in dem Schreiben an den Magistrat vor, den Römerhof

mit einem Standbild der Königin Luise zu schmücken. Zur

Ausführung seines Vorhabens hat der Spender die Summe von 20 000 ausgesetzt.

Roßla am Kpffhäuser, 5. Mai. Unser Ort macht große An⸗ strengungen, um Seine Majestät den Kaiser und die zur Ein⸗ veibe he. er des Denkmals Kaiser Wilhelm'’s I. auf dem Kyffhäuser, am 17. und 18. Juni, hier eintreffenden 10 000 würdig zu empfangen. Die Gemeindevertretung be⸗ willigte zur Ausschmückung des Orts eine beträchtliche Summe, und zu den 8000 ℳ, die der Ausbau der Waldwegstrecke Sittenvorfe Kysthäufer des Weges Roßla— Kyffhäuser erfordert, einen ansehnlichen Beitrag. Seine Majestät der Kaiser wird auf dem Bahnhof Roßla von Seiner Durchlaucht dem Fürsten Günther von Schwarzburg⸗Rudol⸗ stadt und dem Grafen Kuno von Stolberg⸗Roßla empfan⸗ gen. In den Se Roßlas bilden sämmtliche Vereine und Schulen Spalier. Auf der an der Straße Roßla —Kyffhäuser, dicht am Orte, gelegenen Helmewiese wird eine große Festhalle errichtet, in der das Trompeterkorps des 14. Husaren⸗Regiments aus Cassel konzertieren wird. Auch für Volksbelustigungen wird gesorgt sein und die Festwiese Abends elektrisch erleuchtet werden. Das vom 17. bis 22. Juni währende Fest wird sonach für Roßla und Umgegend den Charakter eines Volksfestes annehmen. Roßla, die dem Kyffhaͤuser am nächsten gelegene Eisenbahnstation (7 km), ist durch bequemen Omnibusverkehr (bis zum Fuße des Berges für die Person 50 ₰3) mit dem Kyffhäuser verbunden.

Dresden, 7. Mai. Zur Zeit ist der Wasserstand der Elbe⸗ 431 Zentimeter über Null. Aus Leitmeritz wird indessen gemeldet, daß das Wasser dort bereits um 17 Zentimeter gefallen sei.

Baden⸗Baden. In den Monaten August und September d. J. findet in Baden⸗Baden eine internationale Ausstellung für die Gebiete der Hygiene, Volksernährung, Armeeverpflegung, Sport und Fremdenverkehr statt. Dieselbe wird verbunden sein mit inter⸗ nationalen Spezialkonkurrenzen für verschiedene Nahrungs⸗ und Genußmittel für Seereisen und Marinebedarf (Dauerwaaren), Gas⸗, Koch⸗ und Heizapparate ꝛc. Die Ausstellung steht unter dem Ehren⸗Präsidium des Fürsten Karl Egon zu Fürsten⸗ berg, des Prinzen Friedrich Karl zu Hohenlohe, des Prä⸗ sidenten des Großherzoglich badischen Ministeriums des Innern, Geheimen Raths Eisenlohr, des Kreishauptmanns, Geheimen Regie⸗ rungs⸗Raths W. Haape und des Ober⸗Bürgermeisters der Stadt Baden⸗Baden A. Gönner, Präsidenten der Zweiten badischen Kammer und erfreut sich der Unterstützung und Förderung sowohl seitens der Regierungs⸗ wie der stadtischen Behörden. Anmeldungen sind längstens bis zum 15. Juni 1896 an die Ausstellungsdirektion in Baden⸗Baden zu richten.

Heidelberg, 7. Mai. Das hiesige Universitäts⸗Reit⸗ institut ist in der vergangenen Nacht niedergebrannt. Zwei Kinder, eine Verwandte und das Dienstmädchen des Besitzers sind erstickt; die Frau des Besitzers und drei andere Kinder wurden auf Leitern gerettet. 27 Pferde kamen um. 8

Troppau, 6. Mai. Hier und in der Umgegend berrscht an⸗ haltender heftiger Regen. Die Oppa und die Mohra sind hochangeschwollen. Bedeutende Flächen von Acker⸗ und Wiesenland oberhalb und unterhalb Troppaus sind überschwemmt. Weger der auch Troppau bedrohenden Hochwassergefahr sind die nöthigen Sicherheitsvorkehrungen getroffen.

Madrid, 6. Mai. In Alosno (Provinz Hre wurder durch eine in einem Tanzsaale vorsätzlich angelegte Feuersbrunft 6 Personen getödtet und eine weitere Anzahl verwundet. Der Brand⸗ stifter ist verhaftet

2

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Er

icht vom 7. Mai, Morgens.

1.

1E0 de

scheinlich.

= 40R.

Stationen. Wetter.

wärmer; die Morgentemperatur hat den Mittelwerth überschritten; in den östlichen und südlichen Gebiets⸗ theilen ist Regen gefallen. Trockenes, heiteres Wetter mit langsam steigender Temperatur demnächst wahr⸗

7 ½ Uhr. Deutsche Seewarte.

Bar. auf 0Gr.

u. d. Meeressp.

red. in Millim Temperatur in ° Celsius

C.

—2

halb bed. wolkig Nebel bedeckt wolkenlos

Belmullet.. Aberdeen.. Christiansund Kopenhagen. SS Stockholm. N

haus. ehoben.

Königliche Schauspiele.

Festvorstellung.

berger als Gast.

Freitag: Opern⸗ Das Abonnement ist auf⸗

berger, als Gast.

Lessing-Theater. Freitag: Waldmeister

von Johann Strauß, mit Frau Julie Kopaczy⸗ Karezag und Eduard Steinberger als Gast. Anfang

Sonnabend: Waldmeister von Johann Strauß, mit Frau Julie Kopaczy⸗Karczag und Eduard Stein⸗

Sonntag: Waldmeister von Johann Strauß, mit Frau Julie Kopaczy⸗Karczag und Eduard Stein⸗

Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Freitag: Fernand’s

Sonnabend und die folgenden Tage: Der Vogel⸗ händler.

In Seenecttten⸗ In durchaus neuer Ausstattung an Kostümen, Dekorationen und Requisiten. Der Großherzog. Operette in 2 Akten von Gilbert Musik von Arthur Sullivan.

Adolph Ernst-Theater. Freitag: Das Berlin. Große ww. 3 Akten von Leon Treptow und Ed. Jacobson. Kuplets und Quodlibets von Gustav Görß. Musik von Gustan Steffens. In Scene sesest von Adolph

ekontrakt. Ernst. 2. Akt: Alt⸗Berlin. Anfang 7 ½ Uhr.

Zusatz:

—22ö2ö22 S4ö232 S82S 8s

halb bed. bedeckt

-—9 1Agbbob”SSrd n0Shbeode

8 oskau 761 S

Cork, Queens⸗ town. 773 SO Cherbourg. 769 O 11n EEEEee mburg 770 winemünde 768 halb bed. Neufahrwasser 765 N. -527 Memel 763 NO halb bed.

3 4 2 1 2 4 6 4 ris 768 NNO Ge. eas. 4 1 3 3 4 3 3 4

heiter bedeckt bedeckt heiter¹) NW bedeckt NO

Plaieter. . 768 NNO wolkenlos Karlsruhe.. 767 O wolkig Wiesbaden. 769 N wollig München 766 NW bedeckt²) Chemnitz 768 N. halb bed. Berlin 768 NNW bedeckt⁴) NW bedeckt

Wien 762

Breslau 763 NW bedeckt

e d'Aix . 765 ONO heiter 10 E111—— stih wolkenlos 16

et 2768 still halb bed. 14 ¹) Früh Thau. ²) Böig. ³) Nachts Regen.

4) Gestern Regen.

Uebersicht der Witterung.

Das barometrische Maximum im Westen, dessen Kern mit 775 mm über Schottland liegt, hat sich nordostwärts nach Skandinavien ausgebreitet und erzeugt in Wechselwirkung mit einer umfangreichen über Südost⸗Europa lagernden Depression über 7 schwache nöͤrdliche und nordöstliche

Winde. In Deutschland ist das Wett

10

nfang 8 Uhr.

Schauspielhaus. 124. Vorstellung. Sonder⸗ Abonnement B. 18. Vorstellung. Narcisz. Trauer⸗ spiel in 5 Aufzügen von Emil Brachvogel. In Scene

esetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. (Narciß Herr Aloys Weyrauther vom Stadt⸗ Theater in Düsseldorf, als Gast.) Anfang 8 Uhr.

Sonnabend: Opernhaus. 118. Vorstellung. Mignon. Oper in 3 Akten von Ambroise Thomas.

ext mit Benutzung des Goethe'schen Romans Wilhelm Meisters Lehrjahre“ von Michel Carré und Jules Barbier, deutsch von Ferdinand Gumbert. Ballet von Paul Taglioni. Anfang 7 ½ Uhr.

Schauspielhaus. 125. Vorstellung. Ein Staats⸗ streich. Komödie von Eugône Scribe. Frei nach „Minister und Seidenhändler“ in 4 nnsagen be⸗ arbeitet von Axel Delmar. Anfang 7 ¼½ Uhr.

Deutsches Theater. Freitag: Lumpaciva⸗

gabundns. Anfang 8 Uhr. Sonnabend: Der Meister von Palmyra. Sonntag, Nachm. 2 ½ Uhr: Ingend. Abends

8 Uhr: Lumpacivagabundns.

Berliner Theater. Freitag (33. Abonne⸗ X- er gagn ee 4 Maria Stnart. Anfang

,2 Sonnabend: König Heinrich.] Sonntag, Nachm. 2 ½ Uhr: Maria Stnart. Abends 7 ¼ Uhr: König Heinrich.

Ein Billetverkauf findet hierzu nicht statt. Letenharg.

à la patte.) Schwank in 3 Akten von Georges Feydeau, übersetzt und bearbeitet von Benno Jacobson. Anfang 8 Uhr.

Sonnabend und folgende Tage: Fernand’s Che⸗ kontrakt.

Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestraße 25 26. reitag: Mit großartiger Ausstattung an Kostümen, Dekorationen und Requisiten: Der Hungerleider. Ausstattungs⸗Komödie mit Gesan und Ballet in 10 Bildern von Julius Keller und Louis Herrmann, mit theilweiser Benutzung einer Idee des Mark Twain. Musik von Louis Roth. Scene gesbht von Julius Fritzsche. Dirigent: Kapellmeister Winné. Anfang 7 ½ Uhr. b K.e und folgende Tage: Der Hunger⸗ er.

Neues Theater. Schiffbauerdamm 4a./b.

Freitag: Tata⸗Toto. Vaudeville in 3 Akten von Victor Leon und F. Zell, nach Bilhaud und Barré. Musik von Antoine Banés. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Kapellmeister: Gustav Wanda. Anfang 8 Uhr.

Sonnabend: Tata⸗Toto.

Sonntag: Tata⸗Toto.

Theater Unter den Linden. Direktion: n Fritzsche. Freitag: Der Vogelhändler. ette in 3 Akten von M. West und L. Held. Musik von Carl Zeller. Dirigent: Herr Kapell⸗ meister Winné. Regie: Herr Hanno. Anfang

11““

Sonnabend: Das flotte Berlin.

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Helene Graßmann mit Sec.⸗ Fnt. 8 Freeheledesff. e irschberg). Frl. Martha e m . Fesschbetgle nvibchen Karl Uhrmacher df⸗ Verehelicht: Hr. Oberst⸗Lieut. Ludolf von Alvens⸗ leben mit Antoinette Freiin von Ricou (Schochwitz). Geboren: Ein Sohn: Hrn. Ludwig von Knoop (Wiesbaden). Hrn. Oberst von Sluyterman (Berlin).

Gestorben: Hr. Major z. D. Theodor Dutreux (Fürstenwalde, Spree). Frl. Oda von Saldern 8 essau). Hr. General⸗Konsul a. D. Carl Mankiewicz (Meran). Fr. Krysia von Pogrel, geb. von Rappard (Lauban). Hr. Eisenbahn⸗ Sekretär a. D. August von Rietz (Breslau). Hr. Justiz⸗Rath Teofil Geldner (Kreuzburg O.⸗S.).

Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin. Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagt

Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. 8 Sieben Beilagen 1 (inschließlich Börsen⸗Beilage),

und das Verzeichniß der gezogenen Pfand. briefe der Bayerischen Hypotheken⸗ un 1 Wechselban .

zum Deutschen Reichs⸗A

109.

Berlin, Donnerstag, den 7. Mai

““ Deutscher Reichstag.

85. Sitzung vom 6. Mai 1896, 1 Uhr.

Tagesordnung: Forisehung der zweiten Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend den Verkehr mit Butter, Schmalz und deren Ersatzmitteln, 8Stsg welcher na der Regierungsvorlage verbietet, daß in den Räumen, zer nach Butter oder Butterschmalz gewerbsmäßig hergestellt, aufbewahrt oder verpackt wird, die Herstellung, Aufbewahrung und Ver⸗ packung von Margarine oder Kunstspeisefett stattfinden darf, ausgenommen im Kleinhandel.

Diese letztere Vorschrift hat die Kommission gestrichen und auch das Feilhalten von Margarine in den Räumen, wo Butter feilgehalten wird.

Die Sozialdemokraten beantragen die Wiederherstellung der Regierungsvorlage.

Abg. Schmidt⸗Warburg (Zentr.) beantragt folgenden

„Gastwirthe, Restaurateure, Konditoren und Bäcker, welche sich zur Herstellung von Nahrungs⸗ und Genußmitteln der Mar⸗ garine bedienen, haben solches durch augenfälligen Anschlag in den Speise⸗ und Verkaufsräumen ihres Gewerbes und, falls Speise⸗ Sen. „geführt werden, auch durch Vermerk auf letzteren kund zu geben. Sb Schmidt⸗Warburg: Ich halte es für nothwendig, auch die Gastwirthe zu zwingen, die Verwendung von Margarine zu deklarieren. Die dagegen vorgebrachten Gründe halte ich nicht für stichhaltig. Die Kommission hat in erster Lesung den Antrag mit 11 gegen 9 Stimmen angenommen. Schwierig ist die Kontrole garnicht, denn der Gastwirth kann die Margarine heimlich nicht ver⸗ wenden, weil besondere Verpackungen u. s. w. vorgeschrieben sind und das Personal sofort Kenntniß erhalten würde von dem von Sb.e Wenn in der Gastwirthschaft angeschlagen wird: „Hier wird Margarine verwendet“, dann geht es, wie es bei chiller heißt: „Da wendet sich der Gast mit Grausen“. Die Gastwirthe werden aber ein solches Schild garnicht anbringen, sondern sie werden für die theueren Preise, die sie nehmen, Butter verwenden. An dieser Frage sind Sie Alle betheiligt, deshalb stimmen Sie - für bert (Soz.) erklärt sich A g. Herber oz.) erklärt egen den Antrag und gegen den Beschluß der Kommission; das Verbot des Feilhaltens in den⸗ selben Räumen, in denen auch Butter verkauft werde, sei undurch⸗ führbar für die kleinen Städte und das platte Land, wo vielfach nur ein einziges Geschäft vorhanden sei. Das Verbot sei auch zwecklos, da Margarine schon genügend gekennzeichnet sei durch die Verpackung.

Abg. Galler (d. Volksp.): Man scheint anzunehmen, daß die Verkäufer von Margarine sehr wohlhabende Leute sind; das ist aber durchaus nicht der 2 Die betreffenden Geschäftsleute, welche auf die minder wohlhabende Bevölkerung rechnen, sind kleine De⸗ taillisten, die meist mit wenigen Mitteln ihr Geschäft anfangen. Wenn sie besondere Geschäftsräume für den Verkauf von Margarine beschaffen sollen, so schädigt man sie in ihrer Existenz. Wenn die Gegner der Margarine in der Richtung des § 6 aber unbedingt etwas für nöthig halten, dann sollten sie höchstens die Regierungsvorlage an⸗ nehmen. Der Antrag Schmidt ist undurchführbar und muß deshalb abgelehnt werden.

Direktor im Reichsamt des Innern Schröder tritt für die Wiederherstellung der Regierungsvorlage ein. Es könne nur die Ab⸗ sicht der Gesetzgebung sein, für die Herstellung und Aufbewahrung der Margarine besondere Räume vorzuschreiben, damit keine Ver⸗ hrisen ge t Butter stattfinden könne; auch für das Feilhalten be⸗ -eges äume vorzuschreiben, liege kein Grund und keine Möglich⸗ beit vor.

Abg. Benoit (fr. Vgg.): Die Gesetzgebung anderer Staaten schreibt meist nur für die Herstellung der Margarine besondere Räume vor. Der Beschluß der Kommission ist höchstens für die großen Geschäfte in den großen Städten ausführbar, denn der kleine Kauf⸗ mann auf dem Lande muß alles Mögliche führen, und vor allen Dingen neben Butter auch Margarine. Wenn man solche Bestim⸗ mungen für die Kaufleute macht, dann muß man fast annehmen, daß mindestens die Hälfte der Kaufleute Betrüger sind.

Abg. Hilpert (b. k. F.) spricht sich für den Antrag Schmidt aus, der dem Publikum die Wahl lasse, mit Margarine oder mit Butter zubereitete Speisen 1 enießen.

Regierungs⸗Rath im BeFsanss des Innern Bumm erklärt sich Fihen den Antrag Schmidt, der nur zutreffend sein würde, wenn

nder das einzige Ersatzmittel für die Butter wäre. Wenn nur die Verwendung von Margarine deklariert werden müsse, so bestehe keine Sicherheit, daß nicht statt der Margarine und Butter viel schlechtere Fette, amerikanisches Schmalz oder etwas Aehnliches ver⸗ wendet werde. Wenn der Konsument geschützt werden solle in Gast⸗ wirthschaften, dann müsse die Verwendung von Kaffee⸗Ersatzmitteln, von Fleischextrakt ꝛc. ebenfalls unter Deklaration gestellt werden.

bg. Graf von Bernstorff (b. k. F.): Ich stelle mich auf den Boden der Regierungsvorlage, welche nur verhindern will, daß Mar⸗ arine an die Stelle von Butter untergeschoben wird. § 6 der Kommissionsbeschlüsse geht darüber nicht hinaus, es sollen dadurch die⸗ jenigen Leute, welche mit Butter oder Margarine handeln, geschützt egen leichtfertige oder böswillige Vertauschung von Waaren. Wenn ein Geschäft, welches Butter führt, keine Margarine verkaufen darf, so wäre das eine Erschwerung für die Kaufleute des platten Landes ; die Vorschrift, daß nur verschiedene Räume dafür vorhanden sein müssen, ist aber erträglich. Für den Antrag Schmidt will Redner nicht eintreten, weil derselbe undurchführbar sei.

Abg. von Ploetz (d. kons.): Ich trete sowohl für den Antrag Schmidt wie für § 6 ein, weil in diesen Fällen das Publikum selbst eine Kontrole ausüben kann. Auf dem Lande ist die Durchführung des § 6 nicht schwer; Butter wird meist von den Fee selber verkauft. Der Händler kann sich also für Butter oder Margarine entscheiden. In Frankreich ist in den letzten Wochen ein

setz angenommen, welches dem Butterhändler den Verkauf von Margarine verbietet. Ohne diese Bestimmung wäre das Gesetz ie en;

bg. von Grand⸗Ry (Zentr.) erklärt sich ebenfalls für den Kommissionsbeschluß⸗ Der Kaufmann könne sich ja nach dem Konsum seiner Kunden für Butter oder Margarine entscheiden; denn die Zusammenfassung von Butter und Margarine in einem Verkaufs⸗ lokal führe leicht zur Täuschung des Publikums. Wenn das Publikum egen 8 Täuschungen geschützt werden solle, so müßten einzelne ndeltreibende darunter leiden.

stei Minister für Landwirthschaft ꝛc. Freiherr von Hammer⸗ ein:

Meine Herren! Ich beabsichtige nicht, durch meine Darlegungen auf die Abstimmung noch einen Einfluß auszuüben, weil ich überzeugt bin, daß die Mitglieder der einzelnen Fraktionen auf Grund der Kommissionsbeschlüsse und deren Begründung bereits sich darüber entschieden haben, wie sie zu den einzelnen Anträgen sich stellen

vage Zu dem Antrag des Herrn Abg. Schmidt gestatte ich mir aber

werden

nzeiger und Königlich Preußisch

In der Sitzung des Deutschen Landwirthschaftsraths, welche im Jahre 1894 stattfand, wurde vom Referenten und der damalige Herr Referent ist jetzt auch hier Referent der Antrag gestellt: Wirthshäuser, Restaurants und Bäckereien, von denen statt der Butter Margarine verwendet wird, sollen solches durch öffentlichen Anschlag bekannt geben. Das Plenum des Deutschen Landwirthschafts⸗ raths nahm im Jahre 1894 diesen Antrag an, beschloß aber zugleich, es solle wegen der Ausführbarkeit dieser Bestimmung eine gründliche Prüfung und Untersuchung stattfinden. Die Untersuchung hat dann stattgefunden, und auf Grund derselben hat der ständige Ausschuß des Deutschen Landwirthschaftsraths im Jahre 1895 den Beschluß gefaßt, diesen Antrag abzulehnen, weil er unzweckmäßig und nicht aus⸗ führbar sei. (Hört! hört!)

Abg. Dr. Krzyminski (Pole): Der Antrag ist ungerecht, weil er allein die Margarine deklarationspflichtig macht, und unzweckmäßig, weil er nicht durchgeführt werden kann; denn der Nachweis der Margarine beispielsweise in den Saucen ist nicht möglich.

Darauf wird die Diskussion geschlossen.

Zur Geschäftsordnung erklärt 16“

Abg. Schmidt⸗Warburg, daß er von der Richtigkeit seines Antrags 85. Ubessenge sei, aber er wolle nicht die Annahme des Gesetzes durch seinen Antrag gefährden und ziehe ihn deshalb zurück.

In namentlicher Abstimmung wird § 6 nach dem Be⸗ schluß der Kommission mit 151 gegen 113 Stimmen ange⸗ nommen.

§ 7 schreibt vor, daß die Gefäße und Umhüllungen die deutliche, unverwischbare Inschrift „Margarine“ ꝛc. und außer⸗ dem den Namen oder die Firma des Fabrikanten tragen müssen oder, wenn die Waare nicht umhüllt ist, daß sie Würfelform haben muß.

Abg. von Grand⸗Ry beantragt, neben der Firma des Fabri⸗ kanten auch eine die Qualität bezeichnende Fabrikoriginalmarke vor⸗ zuschreiben.

Abg. von Podbielski 8 kons.): Auf die Ausführungen des Gesetzes und auf die Kontrole wird es vor allem ankommen. Die Vorschriften des § 7 sind aber noch nicht ausreichend, es muß auch eine besondere Form der Gefäße vorgeschlagen werden; wir werden dafür in der dritten Lesung die ovale Form vorschlagen. Die Gefäß⸗ form muß nicht nur für das Inland, sondern 85 auch für die Ausfuhr bestimmt sein. Die deutsche Butterausfuhr ist sehr zurückgegangen, weil sehr viel deutsche Butter sich bei der Untersuchung als Margarine herausgestellt hat. Früher überwog der Export von Butter den Import, jetzt stehen sie sich gleich, und das ist die Folge der fraudulösen Konkurrenz, der begegnet werden muß.

stei Minister für Landwirthschaft ꝛc. Freiherr von Hammer⸗ ein:

Meine Herren! Ich habe keine Veranlassung, zu einem Antrage, der für die dritte Berathung in Aussicht gestellt ist, mich zu äußern, aber die übrigen Bemerkungen des Herrn Abg. von Podbielski geben mir Veranlassung, einige kurze Mittheilungen zu machen. Ich darf daran erinnern, daß ich in der Generaldiskussion schon denselben Gedanken ausgeführt habe, den Herr von Podbielski eben darlegte, nämlich, daß durch die Unreellität in unserem Buttergeschäft, wo Misch⸗ produkte oder Margarine für Butter in das Ausland exportiert würden, unser Butterexport wesentlich geschädigt worden sei, und daß Däne⸗ mark uns auf dem Gebiet des Butterexports überflügelt habe. Die Zahlen des Herrn von Podbielski kann ich nicht kontrolieren, voraus⸗ sichtlich werden sie richtig sein. Anknüpfend an diese Mittheilungen, wird die Herren der Inhalt eines Berichts interessieren, welchen das Auswärtige Amt in London erstattet hat. Der Bericht bezieht sich auf eine Interpellation, welche im belgischen Parlament angebracht wurde. Die Interpellation betraf den Butterexport nach England. Herr Graf Hatzfeld berichtet unterm 21. Februar dieses Jahres Fol⸗ gendes ich bitte um Erlaubniß, das wörtlich verlesen zu dürfen —:

„Die Frage der Buttereinfuhr nach England bildete in der gestrigen Unterhaussitzung den Gegenstand einer Interpellation. Der Regierungsvertreter theilte dem Hause mit, daß von 713 Proben, die regierungsseitig auf ihre Echtheit untersucht worden seien, 98 als gefälscht befunden worden seien. 70 von den 713 Proben hätten aus Deutschland gestammt, und von diesen hätte bei 27 die Unter⸗ suchung ergeben, daß ihre Echtheit fraglich sei. Von 159 holländi⸗ schen Proben seien in 56 Fällen Fälschungen festgestellt worden.“

Abg von Grand⸗Ry empfiehlt seinen Antrag zum Schutze der ehrlichen Verkäufer. Für eine besondere Form der Göhaße tritt Redner nicht ein, weil dadurch die Fabrikation der Butterfässer, auf die gewisse Gegenden angewiesen seien, geschädigt würde. ie Hauptsache sei aber die scharfe Kontrole im

Abg. Benoit (fr. Vgg.) spricht sich gegen den § 7 aus, nament⸗ lich soweit die Würfelform für Margarine und Margarinekäse vor⸗ geschrieben werde.

Abg. von Kardorff (Rp.): Wenn nicht eine Kontrolabgabe er⸗ hoben wird, dann werden die üblichen Sparsamkeitsrücksichten dahin führen, daß die Aufsichtspersonen sehr sparsam angestellt werden. Die einzige Garantie für eine wirksame Kontrole liegt darin, daß die Kontrolabgabe die Mittel dafür zur Verfügung stellt.

Direktor im Reichsamt des Innern Schröder erklärt sich gegen den Antrag des Abg. von Grand⸗Ry, da zwar jeder Fabrikant einen Namen oder eine Firma führe, aber nicht verpflichtet sei, eine Fabrik⸗ marke zu führen. 3

Abg. Wurm (Soz.): Die Anbringung der Fabrikmarke würde verhindern, daß minderwerthige Waare an den Markt kommt. Wenn Herr von Kardorff eine Kontrolabgabe, also eine neue Steuer, ein⸗ führen will, so werden dadurch die Interessen der Aermeren nicht ge⸗ fördert. Wir sind für eine scharfe Kontrole von Sachverständigen; aber warum soll diese Kontrole bezahlt werden von der armen Bevölkerung, welche die Margarine genießt? Eine Kontrolabgabe zum Schutz des Butterexports könnte von der exportierten Butter erhoben werden, aber nicht von der Margarine, welche die Leute essen, die keine Butter kaufen können. Die Getreidezölle sollten auch nur eine Kontrolabgabe sein und sind nachher von 50 auf 5 gestiegen. Die Fälschungen, die in England festgestellt sind, bestanden nicht im Margarinezusatz, sondern in dem Vorhandensein einer großen Menge von Wasser und Salz, die von den Butterproduzenten zugesetzt waren. Wenn man den Butterexport befördern will, so muß eine scharfe E werden; die Chikanierung der Margarine allein

ut's nicht.

Abg. von Podbielski: Es wird Faktoreibutter, welche künst⸗ lich mit Wasser und Salz versetzt und gar nicht deutschen Ursprungs

Inlande.

ist, unter deutscher Flagge ausgeführt zum Schaden der deutschen

I1““ 8

Produktion. Ich bin sehr für eine strenge Untersuchung der expor tierten Butter. Um die Besteuerung und Chikanierung der Mar arine handelt es sich gar nicht. Die Kontrolabgabe wird nicht im Preife zum Ausdruck kommen, sondern von der Konkurrenz getragen werden. Die Butterpreise sind übrigens im Sommer den Margarine⸗ preisen vollständig gleich. Es soll nur darauf gehalten werden, daß die Margarine und der Margarinekäse unter ihrem ehrlichen Namen und nicht unter falscher Flagge in den Verkehr kommen.

Abg. von Kardorff: Die Kontrolabgabe liegt im Interesse des arbeitenden Volks; wenn sie nicht erhoben wird, muß das arbeitende Volk durch seine Steuern auch zur Deckung der Kontrol lasten beitragen.

Abg. Wurm: Daß die Staatsausgaben hauptsächlich von de arbeitenden 52Z; getragen werden, ist richtig. 1 mühen, diese Anschauung des Herrn von Kardorff in die weitesten Kreise des Volks zu tragen. Aber deshalb wollen wir eben keine be sondere Abgabe von den Arbeitern erheben, welche sich mit Margarin begnügen müssen.

bg. Weiß vft Volksp.) bestreitet, daß die Verfälschung der Butter hauptsächlich durch Margarine stattfinde; das Kaiserliche Gesundheits amt habe festgestellt, daß vielfach durch starken Wasser⸗ und Salz zusatz die Butter verfälscht werde. Der Minister von Hammerstei hätte nur mittheilen sollen, auf welche Art die Butterfälschungen welche in England festgestellt seien, ausgeführt worden seien.

§7 wird mit dem Antrag Grand⸗Ry angenommen, ebenso ohne Debatte § 8, wonach auf Rechnungen, Frachtbriefen ꝛc für Margarine ꝛc. Bezeichnungen entsprechend diesem Gese gebraucht werden müssen, und § 8a, welcher die Beauftra der zur Geheimhaltung der ihnen infolge ih Thätigkeit be annt gewordenen Thatsachen verpflichtet.

„Nach § 9 ist der Bundesrath ermächtigt, das gewerbs mäßige Verkaufen und Feilhalten von Butter, deren Fett⸗ gehalt 852 eine bestimmte Grenze erreicht oder deren Wasser oder Salzgehalt eine bestimmte Grenze überschreitet, zu verbieten.

Die Sozialdemokraten wollen das Feilhalten von Butte mit weniger als 80 Proz. Fettgehalt, 10 Proz. Wasser und mehr als 3 Proz. Salzgehalt verboten wissen.

Abg. Wurm empfiehlt diesen Antrag; man könne eine sol⸗ Vorschrift dem Bundesrath überlassen. 1 u

„Abg. von Podbielski ist auch seinerseits einverstanden mit dem Antrage, weil die größeren Molkereien diese Bedi erfüllen könnten. Aber da die kleinen Landwirthe, die mit der kneteten, das MWasser nicht entfernen könnten, so müss Uebergangszeit schaffen, während welcher der Bundesrath die Vor⸗ schriften zu treffen hätte. eeeh sei es besonders, daß die ex⸗ portierte Butter unter Kontrole gestellt werde.

Direktor im Reichsamt des Innern Schröder: Wenn der An⸗ trag angenommen würde, würde er selbstverständlich auch auf di Butter Anwendung finden, welche in Hamburg verarbeitet wird.

Abg. von Podbielski: Eine klare Antwort ist nothwendig 22 ob dieses ganze Gesetz auch für das Freihafen gebie b

Direktor im Reichsamt des Innern Schröder: Jedes Reichs gesetz gilt für das ganze Reichsgebiet, auch für die Freihafengebiete leferit, nichs ausdrücklich das Gegentheil in dem Gesetz vor geschrieben ist. 1 2 „Gegen die Stimmen einiger Konservativen, National⸗ liberalen und ““ wird der Antrag der letzteren abgelehnt und § 9 unverändert angenommen. 8

Den § 11, wonach dieses Gesetz keine Anwendung finden soll auf Erzeugnisse, welche zum Genuß für Menschen nicht bestimmt sind, hat bie Kommission gestrichen.

Nachdem Regierungs⸗Rath Bumm für die Wiederherstellung der Vorlage eingetreten ist, wird § 11 unverändert an⸗ genommen.

Die §§ 12 bis 16 enthalten Strafbestimmungen. Bei § 12 bemängelt der

Abg. Lenzmann (fr. Volksp.) die Höhe der ee die nur dem Gedanken entsprungen sei, daß man durch Polizei⸗ und Straf⸗ 232 Mißstände aus der Welt schaffen könne. Redner erinnert dann den Abg. Fusangel, der einen Antrag zu diesem Paragraphen gestellt, aber urücge egen hat, daran, daß er selbst am eigenen Leibe die Schwere der Strafen erfahren habe.

Abg. Dr. Bachem (Zentr.) spricht sich für Aufrechterhaltung der Strafbestimmungen aus. Die Vorlage läßt solche Leute

Abg. Molkenbuhr (Soz.): straffrei, welche ihren Arbeitern die Lieferung von Butter versprochen haben, aber nachher Margarine liefern. Solche Arbeitgeber müßten ebenfalls scharfen Strafen unterworfen werden. Redner beantragt einen Busatz in diesem Sinne.

Abg. Lenzmann: Es ist schlimm, daß solche Gesetze nicht nach der Ansicht der einzelnen Abgeordneten, sondern nach der Ansicht der Mehrheit der Parteien gemacht werden. Wenn die abweichende zur Geltung kommen könnte, dann würde man nicht so scharfe Strafbestimmungen beschließen, wie sie die Kommission an⸗ genommen hat.

Der Antrag Molkenbuhr wird abgelehnt und § 12 un⸗ verändert angenommen, ebenso die übrigen die Straf⸗ bestimmungen enthaltenden Paragraphen.

Die Kommission beantragt ferner folgende Resolutionen:

1) „Den Bundesrath zu ersuchen: Anordnungen dahin zu treffen, daß die Baleffügeet nach den gesundheitspolizeilichen Bestimmungen der bei der Herstellung von Margarine oder Margarinekäse, Kunst⸗ speisefetten zu verwendenden F und Oele sowie der aus dem Auslande eingeführten Margarine und des Margarinekäses amtlich festgestellt werde.“ 2) „Die verbündeten Regierungen zu bitten, dahin zu wirken, daß überall dort, wo öffentliche, beziehungsweise staatliche Untersuchungsanstalten noch nicht bestehen, solche zum Zwecke der allgemeinen Nahrungsmittelkontrole, besonders aber zur Kontrole von Molkereiprodukten, deren Ersatzmitteln und Speisefetten, ein⸗ 8 werden und die Leitung derselben technisch gebildeten

eamten übertragen werde; daß bei dem Fehlen öffentlicher Unter⸗ suchungsanstalten, wenn möglich, diese - vorläufig von den landwirthschaftlichen Versuchsstationen übernommen werden; daß zur Beaufsichtigung des Handels mit Nahrungs⸗ und Genußmitteln, besonders mit Molkereiprodukten, deren Ersatzmitteln und Speise⸗ fetten, sachverständige Inspektoren angestellt werden; daß eine Ver⸗ ständigung unter den ,B der Bundesstaaten über eine möglichst übereinstimmende Organisation und Instruktion der Gesund⸗ heitspolizei herbeigefuͤhrt werde.“

Abg. von Podbielski regt an, die Resolution 1 auf die Butter auszudehnen. Die beiden Resolutionen werden angenommen. Damit ist die zweite Berathung des Margarinegesetzes erledigt. Schluß 5 ½ Uhr. Nächste Sitzung Donnerstag 1 Uhr.

(Dritte Berathung des Gesetzes, betreffend die Bekämpfun