u können. In den ersten Stunden blieb die Marschkolonne unbelästigt. Gegen Mittag erhielt die Spitze Feuer, und wurde auch in die Träger hineingeschossen. Nach dem Passieren eines auf einer Höhe gelegenen Dorfes bekam die Avantgarde heftiges Feuer, welches erwidert wurde.
Der Marsch wurde darauf fortgesetzt und wurden Seitenpatrouillen
vorgenommen. Hierdurch wird bei dem dichten Busch der Vormarsch
sehr verzögert, und ich bemerke im voraus, daß ich Seitenpatrouillen
immer erst dann entsendet habe, wenn besondere Umstände es nöthig erscheinen ließen. Wir gelangten erst um 5 Uhr Abends nach Bromoge, wo uns auch an der Wasserstelle Feuer empfing. Dort blieben wir während der Nacht. 3
Am 11. früh erfolgte unter feindlichem Feuer der Abmarsch von Bromoge. Gegen 8 Uhr Vormittags kamen wir in die Nähe des Dorfes von Ombasamissoko. Hier wurde noch im Wald der Zug des Unteroffiziers Müller aus der Marschkolonne rechts herausgenommen und gegen die wahrscheinliche Rückzugslinie des Feindes entsendet. wei andere Züge wurden in der Front entwickelt. Währenddem örten wir, wie die Kriegstrommel des Ombasamissoko seine Leute um Kampfe herbeirief. Die in der Front vorgehenden Züge fanden semnen Widerstand, wohl aber feuerte der Zug des Unteroffiziers Müller auf die Yauündes, die nach kurzer Gegenwehr die Flucht er⸗ griffen. Diesseits hatten sich 2 Soldaten durch Hineingerathen in Fallgruben verletzt. 3 “
Das Dorf des Ombasamissoko wurde nunmehr für ein längeres Verweilen eingerichtet und die vorhandene umfangreiche Fenz, der leichteren Bewachung wegen, verkleinert und verstärkt. Um nun Ombasamissoko gründlich zu strafen, beschloß ich, mehrere Tage hier zu bleiben und durch Patrouillen, die zu allen Tageszeiten entsendet wurden und auch über Racht ausblieben, dem Feinde Abbruch zu thun. Erst am letzten Tage stöberte die Patrouille des farbigen Feld⸗ webels Zampa das Verstec des Ombasamissoko auf, der dem Anschein nach bereits Noth gelitten hatte. Es fanden sich in diesem Versteck keine Nahrungsmittel, nur abgenagte Knochen lagen herum. Vieh schlachtet bekanntlich der Schwarze nur in großer Noth. Die Davoneilenden geriethen bei ihrer weiteren Flucht in das Feuer einer anderen Patrouille, welche ihnen Verluste an Menschen und Vieh beibrachte. Das Medizin⸗ horn des Ombasamissoko wurde hierbei erbeutet. Jeden Abend ließ ich auf der vorgefundenen Palawertrommel austrommeln, Ombasa⸗ missoko sei an dem ganzen Kriege schuld; nun sei sein ganzer Besitz vernichtet und Keiner solle ihm Unterkunft gewähren. Da der Häuptling bei seinen Landsleuten nicht beliebt sein soll, ist es nicht ausgeschlossen, daß ihm seine eigenen Leute Verlegenheiten bereiten.
Am 15. wurde der Marsch nach dem Njong angetreten. Die am Njong wohnenden Elamas, die mit ihren Kanus das Uebersetzen besorgen, hatten zur Zeit dem Premier⸗Lieutenant Bartsch trommeln lassen, daß sie keinen Krieg wollten. Ich verschonte daher ihre Dörfer und Pflanzungen, obgleich keine Kanus zur Stelle waren, da sie wahr⸗ scheinlich gezwungen die Kanus versteckt hatten.
Als das mitgeführte Faltboot mit vier Soldaten sich nun dem rechten Njong⸗Ufer näherte — der Fluß ist an der Stelle über 100 m breit —, wurde von dort ein überaus heftiges Feuer abgegeben. Der am diesseitigen Ufer dazu bereit gestellte Zug erwiderte dasselbe sofort, auf den “ zielend, und räumte der Feind in kurzer Zeit seine Stellung am Fluß. Der das Boot führende farbige Unter⸗ offizier Capsteif hatte, obschon das Fahrzeug dreimal von Geschossen durchlöchert wurde, sich vom Weiterfahren nicht abhalten lassen und war der Erste am jenseitigen Ufer. Hier hatten die Paundes, im Busch versteckt, aus starken Baumstämmen Schützenstände erbaut, in die sie Scharten eingeschnitten hatten; da sie jedoch hierzu meist trockenes Holz genommen hatten, waren die Deckungen schon von den Geschossen des M/71 glatt durchschlagen worden.
Da beim weiteren Suchen nur ein obendrein schadhaftes Kanu gefunden wurde, so hielt das Uebersetzen lange auf. Erst am späten Abend befand sich die ganze Expedition auf dem rechten Ufer, wo in dem Ort Atenagegaqua das Lager aufgeschlagen wurde. In der Nacht hörten wir wieder überall die Kriegstrommeln.
Beim Vormarsch am 16. wie auch in den nun folgenden Tagen fanden wir häufig Fußangeln, Fallen und Fallgruben, die meist von den Soldaten entdeckt und liiscee Ner geh t wurden.
Bei dem Orte Esumbalumu erhielt der Avantgardenzug heftiges Feuer. Ohne dasselbe zu erwidern, wurde der Ort im Marsch⸗Marsch genommen. Bei der Verfolgung verletzten sich einige Soldaten durch die oben erwähnten Fußangeln. Wir verblieben noch den 17. in diesem Dorf. 1 1 1
Am 20. erreichten wir ungestört Abekenschama, wo wir unbelästigt blieben. Auch unsere Patrouillen hatten nichts gefunden. Abends trommelte uns der Feind aus weiter Ferne, daß er kämpfen wolle.
Schon früh am 21. bekam die Spitze mehrere Male Feuer. Als darauf der Avantgardenzug vor dem größeren Ort Umbudu ein kleines Dorf passiexte, erhielt er heftiges Flankenfeuer. Die sofort darauf losgehenden Soldaten wurden durch eine im Busch errichtete Fenz aufgehalten und einer stürzte in eine Fallgrube, ohne jedoch Schaden zu nehmen. Infolgedessen entkam dort der Feind ohne Verlust. Unmittelbar darauf wurde der Marsch fortgesetzt. Als nun der Weg, nachdem er längere Zeit knietief durch Wasser ging, im dichten Busch steil bergan führte, erhielten wir von der rechten Seite aus unmittelbarer Nähe ein recht lebhaftes Feuer. Dasselbe kam nicht unerwartet, da jedermann den Angriff an dieser Stelle ahnte, und wurde es sofort erwidert. Vor der unmittelbaren Verfolgung schützte den Feind ein wiederum im Busch errichteter Zaun. Schon am 22. hatte ich durch eine Patrouille Ect zur Station Paunde gesandt. Tags darauf kam die Meldung des Stations⸗Assistenten Rabischon zurück, daß die Station wohlbehalten sei, 88 zur Zeit, wo das Anrücken der Expedition bekannt sei, dringende Gefahr nicht mehr vorliege.
Am 26. erreichten wir nach ganz kurzem Marsch die letzte größere feindliche Ortschaft Folitov. Hierhin ließ ich den Häuptling Amba holen, der Cc. auch schnell mit seinen Kriegern einfand. In Anbetracht seiner der Station geleisteten Dienste beschenkte ich ihn sehr reichlich. Am 27. zog die Expedition in der Station Yaunde ein.
Die Station war in der ersten Zeit nach dem Abmarsch des remier⸗Lieutenants Bartsch nicht belästigt worden. Doch hatte der tations⸗Assistent Rabischon durch Lonu und Amba erfahren, daß die
Vogebetschi die Station vernichten wollten. Ende Januar wurde ein zur Station gehöriges Bakokoweib bei der Gartenarbeit von den Vogebetschi getödtet. Am 31. kam Amba mit seinen gesammten Kriegern zur Station und überfiel dann in der folgenden Nacht die anrückenden Vogebetschi. Er erbeutete hierbei vier Gewehre. Nach dieser Zeit versuchten die Vogebetschi viermal vergeblich des Nachts die Station in Brand zu stecken. Das Erscheinen der Expedition hat größere Unternehmungen, die von den gesammten Aufständischen gegen die Station beabsichtigt waren, vereitelt. Dieselben sollen schon eingeleitet gewesen sein. Zwei Tage nach Ankunft auf der Station kamen bereits die noch nicht bestraften Häuptlinge der Vogebela und Jetudes, um Frieden zu
itten.
Die Vogebetschi hingegen, die sich auf ihre Berge zurückgezogen hatten, ließen sagen, daß sie kämpfen wollten. Um nun die Vogebetschi zu isolieren, bewilligte 8 diesen einen billigen Frieden. Das ihnen auferlegte Vieh ist in kurzer Zeit gezahlt worden. Den Häuptling Amba beauftragte ich, bei den bestraften Paündes Erundegöcse ein⸗ zuziehen, ob sie weiter Krieg haben wollten. Der Unterhändler, der nördlich des Njong angefragt hatte, kehrte am 4. März zurück mit der F52 daß alle nunmehr Frieden haben wollten. Ich habe daher alle diese Häuptlinge, fünf an der Zahl, in zwölf Tagen zur Station bestellt. Der Unterhändler für das Gebiet südlich des Njong ist noch nicht zurückgekehrt. Inzwischen habe ich am 2. mit einer kleineren Abtheilung das Gebiet der Vogebetschi rekognosciert und will in den nächsten Tagen die militärische Aktion gegen sie be⸗ ginnen. Sie sollen 300 Krieger haben. Ich glaube, daß diese Aktion in acht Tagen beendigt sein wird. Für gute dauernde Friedens⸗ abschlüsse halte ich noch ein längeres Verweilen der Schutztruppe im Bauündegebiet für nöthig. 2
Uusere Verluste betragen insgesammt 4 schwer⸗ und 8 leichtver⸗ wundete Soldaten und 1 schwer⸗ und 2 leichtverwundete Träger. Der
Gesundheitszustand der Weißen ist ein guter. Die Verluste des Feindes sind erheblicher.
Oesterreich⸗Ungarn.
Der Erzherzog Karl Ludwig, geboren am 30. Juli 1833, dritter Sohn des am 8. März 1878 verstorbenen Erzherzogs Franz Karl und dessen am 28. Mai 1872 verstorbenen Gemahlin Sophie, geborenen Prinzessin von Bayern, der jüngere Bruder des Kaisers, ist heute früh 6 Uhr 45 Minuten in Wien verschieden. Derselbe war in erster Ehe mit der Prinzessin Margarethe von Sachsen, in zweiter mit der Prinzessin Annunciata von Bourbon⸗ Sizilien und in dritter mit der Prinzessin Maria Theresia von Braganza vermählt. Der zweiten Ehe sind entsprossen: der S. Franz Ferdinand von Oesterreich⸗Este, der Erz⸗ herzog Otto Franz Joseph, vermählt mit der Prinzessin Maria Zosenha von Sachsen, der Erzherzog Ferdinand Karl Ludwig und die Erzherzogin Margaretha Sophia, vermählt mit dem Herzog Albrecht von Württemberg, der dritten Ehe die Erz⸗ herzogin Maria Annunciata und die Erzherzogin Elifabeth Der verstorbene Erzherzog war Inhaber des österreichisch⸗ ungarischen Ulanen⸗Regiments Nr. 7, des preußischen Ulanen⸗ Regiments Graf zu Dohna (ostpreußisches) Nr. 8 und des russischen 24. Dragoner⸗Regiments.
Der Erzhersog erkrankte, dem gestern ausgegebenen Bulletin zufolge, im Monat März d. J. an einem ruhrartigen Darmkatarrh (Enteritis follicularis), welcher, begleitet von intercurrierendem Fieber, einen schleppenden Verlauf nahm. Trotzdem die Darmfunktion anscheinend allmählich wieder normal wurde, trat unter wiederkehrendem Fieber als Folge⸗ zustand der Darmläsion und mangelhafter Nahrungsaufsaugung eine fortschreitende Abmagerung und Abnahme der Kräfte ein, welche sich in der letzten Zeit zu der bedrohlichen Erscheinung von Herzschwäche steigerten. Nachdem der Kaiser bereits gestern Vormittag dem Erzherzog einen Besuch abgestattet hatte, traf gestern Mittag auch die Kaiserin aus Lainz zum Besuch ein. Da sich das Befinden des Erzherzogs ver⸗ schlimmerte, so wurde Höchstderselbe Mittags mit den Sterbe⸗ sakramenten versehen. Gestern Abend kam die Herzogin Albrecht von Württemberg in Wien an und begab sich sofort in das Palais ihres erkrankten Vaters, eüvwescher bei vollem Bewußtsein in wenigen orten die Freude äußerte, die Tochter wiederzusehen. Um 9 Uhr Abends war der Schwächezustand des Erzherzogs etwas geringer, das Befinden jedoch aͤußerst besorgnißerregend. Unausgesetzt er⸗ schienen Mitglieder des Kaiserlichen Hauses, um sich nach dem Be⸗ finden des hohen Patienten zu erkundigen. Gegen 9 Uhr Abends traf der Segen des Papstes ein. Der Erzherzog Ludwig Victor, der um 10 Uhr im Palais ankam, brachte die Nacht daselbst zu. Heute früh um 1 Uhr fuhr der Kaiser vor dem Palais des Erzherzogs Karl Ludwig vor, begab sich sofort in das Krankenzimmer und verblieb daselbst bis 4 ½ Uhr Morgens, worauf Allerhöchstderselbe sich zurückzog, da der Ausspruch der Aerzte lautete, die Agonie könne noch viele Stunden dauern. Der Kaiser erschien zwischen 7 und 8 Uhr neuerdings im Palais, wo er die Nachricht von dem soeben erfolgten Hin⸗ scheiden des Erzherzogs erhielt. Der Kaiser suchte die Wittwe und die Hinterbliebenen des Verblichenen zu trösten. Seine Majestät kehrte um 8 ¼ Uhr in die Hofburg zurück.
Die Blätter brachten die Todesnachricht durch Sonder⸗ ausgaben zur Kenntniß der Bevölkerung, indem sie die “ Eigenschaften des Geistes und Herzens des Verblichenen hervorheben und die innige Theilnahme für den abermals geprüften Monarchen und die Hinter⸗ bliebenen des Erzherzogs, insbesondere für dessen hoch⸗ herzige Pflegerin, die Erzherzogin Maria Theresia aussprechen. Eine Sonderausgabe der „Wiener Zeitung“ betont den that⸗ kräftigen Antheil des Verblichenen, der vom Kaiser oft mit der Erledigung von Staatsgeschäften betraut worden, an der Entwicklung des Vaterlandes. So oft es sich gezeigt habe, was Oesterreich an Werken des Friedens und der Arbeit zu leisten vermöge, habe Erzherzog Carl Ludwig, der sich selbst scherzend den Ausstellungs⸗ Erzherzog genannt, ferdenc an erster Stelle gestanden. Die Künste und Wissenschaften verlören an ihm einen be⸗
eisterten Förderer; ein herzlicher Gatte und liebevoller Vater ei mit ihm dahingegangen; alle Völker der Monarchie seien heute wie eine Familie geeint im Schmerze um den Ent⸗ rissenen.
An Stelle des Erzherzogs Ludwig Victor wird sich der Erzherzog Eugen zu den Krönungsfeierlichkeiten nach Moskau begeben.
Das ungarische Unterhaus nahm gestern die Wahlen der zu den Delegationen zu entsendenden Mitglieder vor. Der 88 der Nationalpartei Graf Apponyi erklärte, in diesem
ahre auf ein Delegationsmandat zu verzichten. Hierauf begann die General⸗Debatte über den Gesetzentwurf, betreffend die Errichtung von Verwaltungsgerichten. In der heutigen Sitzung widmete vor Eintritt in die Tagesordnung der Prä⸗ sident von Szilagyi dem hingeschiedenen Erzherzog Karl Ludwig einen warmen, pietätvollen Nachruf. Das Haus beschloß, dem allgemeinen Schmerz im Protokoll Aus⸗ druck zu geben, bei der Trauerfeier zu erscheinen und über die Art, wie seiner Pietät Ausdruck zu geben, in der morgigen Sitzung zu beschließen. Zum Zeichen der Trauer schloß das Haus damit seine Sitzung.
Der chuß hat den Gesetzentwurf, betreffend die Gewährung der Steuer⸗ und Gebührenfreiheit des Buda⸗ pester 50 000 000⸗Anlehens, angenommen. ““
88 Großbritannien und Irland.
Im Oberhause beantragte gestern der Premier⸗Minister Lord Salisbury die Vertagung des Hauses vom 21. d. M. bis zum 8. Juni. — Im Unterhause erklärte der Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain: der britische diplomatische Agent in Prätoria de Wet habe gewünscht, aus Gesund⸗ heitsrücksichten sofort aller amtlichen Arbeiten enthoben zu werden; infolge dessen sei der Advokat Cloete zeitweilig zu de Wets Nachgolger ernannt worden. Die Regierung be⸗ gücnec keinen definitiven Frcerehr zu ernennen, bevor sie em
Gelegenheit gehabt habe, mit d ouverneur der Kapkolonie Sir Herkules Robinson darüber zu berathen. Die Regierung habe keine Nachricht über ein endgültiges Erkenntniß gegen die Gefangenen in Prätoria. Howard Vincent fragte, ob Berichte von den Konsuln aus Deutschland über die staͤatliche Unterstützung des Exports vistfafischer Kohlen nach London eingegangen seien. Der Präsident des Handelsamts
Ritchie erwiderte, er habe die Berichte der Konsuln in Berlin
und Düsseldorf erhalten; daraus gehe nicht hervor, daß in Preußen eine staatliche Unterstützung des Kohlenexports wahr⸗ scheinlich sei; auch sei es zwaifelhaft, ob Leichterschiffe von 700 t Gehalt für diesen Verkehr auf dem Rhein
1 verwandt werden könnten. 8
* Frankreich
Am 26. d. M. wird der Finanz⸗Minister Cochery der Budgetkommission den Steuerreform⸗Entwurf vorlegen. Nach dem Entwurf soll das Einkommen nach verschiedenen Kategorien besteuert werden; besonders wird darin das Ein⸗ kommen aus Arbeit geringer belastet, als das aus Kapital. Auch die französische Rente soll, gleich den übrigen Werth⸗ papieren, einer vierprozentigen Steuer unterworfen werden, sechdeh vom Stempel und der Uebertragungsgebühr befreit
eiben.
Um den mit dem Rücktritt des Herzogs von Angiffre Pasquier von seiner Stelle als Präsident des royalistischen Comités in Zusammenhang stehenden Gerüchten von Zwistig⸗ keiten mit dem berathenden Zentralcomité die Spitze abzu⸗ brechen, läßt der Herzog von Orléans den Brief veröffent⸗ lichen, welchen er an den Herzog von Audiffret⸗Pasquier 8b hat. In diesem Briefe spricht der Herzog seine
erwunderung über die schlechte Aufnahme aus, welche der Plan der Arbeiter, die Anhänger des Prinzen seien, bei dem Comité gefunden habe, der Plan nämlich, auf den Namen des Prinzen eine Wahlkundgebung in Cholet zu veranstalten. Man müsse wählen zwischen einer bloßen Andeutung der Monarchie und der Bethätigung derselben. Der Prinz spricht sich in dem Briefe gegen eine abwartende Haltung aus und erklärt, er würde glücklich ge⸗ wesen sein, die Wahlstimmen auf seinen Namen abgeben zu lassen und dadurch die Nichtigkeit der thörichten Legende von der Unvereinbarkeit des monarchistischen Rechts mit dem Wahlrecht darzuthun. Es würde ihm nicht mißfallen, selbst ein Beispiel von Annäherung zu geben und mit seiner Person den Beschuldigungen, welche gegen die Monarchie ausgenützt würden, den ersten Schlag zu versetzen. Der Herzog billigt es ferner, daß der Prinz Heinrich von Orléans den Orden der Ehrenlegion angenommen habe, denn er selbst möchte nicht, daß, falls er zur Herrschaft gelangen sollte, gute Bürger sich weigerten, wegen ihrer republikanischen Gesinnungen diese Au zeichnung aus seiner Hand anzunehmen.
Die konservativen Blätter billigen einstimmig den Brief des Herzogs von Orléans; sie konstatieren, daß derselbe ein bemerkenswerther Akt sei, durch welchen der
Herzog gegenüber der öffentlichen Meinung energisch Stellung nehme. Die See zecnss an Zeitungen glauben, der
Brief könne nicht die geringste Beunruhigung für die Zukunft der demokratischen Institutionen einflößen. Der „Gaulois“ nennt den Brief des Herzogs von Orléans den vollkommensten Ausdruck der nationalen ausgleichenden Monarchie, die alle Franzosen, ob Royalisten oder Bonapartisten oder Republi⸗ kaner, wünschen könnten. Die bonapartistische „Autorité“ legt dem Brief gleichfalls eine gewisse Bedeutung bei und wuüͤnscht, Prinz Viktor Napoleon wäre von gleichem Geist be⸗ seelt. Der „Figaro“ dagegen meint, der Brief werde viel⸗ leicht die royalistische Partei, kaum aber das Land in Revolu⸗
tion versetzen. Rußzland.
Der Kaiser und die Kaiserin sind, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern Nachmittag 5 ½ Uhr in Moskau eingetroffen. Vor Ankunft des Kaiserlichen Zuges hatten sich sämmtliche in
toskau anwesenden Großfürsten, die fremden Fürst⸗ lichkeiten, die Generalität und die Spitzen der Behörden in der Bahnhofshalle, welche eigens für den Empfang der Majestäten errichtet war, eingefunden. Auf den angrenzenden Straßen und Plätzen stand eine dichtgedrängte Menschen⸗ menge, welche trotz des strömenden Regens ausharrte. Das Herannahen des Zuges wurde durch brausende Hurrahrufe angekündigt; beim Einlaufen des Zuges trat Stille ein. Der Kaiser und die Kaiserin wurden beim Ver⸗ lassen des Salonwagens von dem Großfürsten
Wladimir empfangen. Nach Begrüßung aller Anwesenden
schritt der Kaiser unter den Klängen der Nationalhymne die Front der Ehrenwache ab; hierauf begaben sich der Kaiser und die Kaiserin in geschlossenem Wagen, von einer glänzenden Eskorte begleitet, unter fortwährenden Hurrahrufen der Menge nach dem Petrowsky⸗Palais, wo die Majestäten von den Großfürstinnen und den auswärtigen Prin⸗ zessinnen begrüßt wurden. Die höchste Hofgeistlichkeit hielt einen kurzen Gottesdienst ab.
Der Prinz Heinrich von Preußen traf gestern Nach⸗ mittag 3 Uhr in Moskau ein. Zum Empfange hatten sich alle dort anwesenden Großfürsten, der deutsche Botschafter Fürst Radolin, der bayerische Gesandte Freiherr von Gasser, die Spitzen der Zivil⸗ und Militärbehörden, darunter der Marine⸗ Minister, sowie der 95jährige Admiral Heyden, auf dem Bahnhof eingefunden. Die Ehrenwache war von dem St. Petersburger Grenadier⸗Regiment „König Friedrich Wilhelm III.“, dessen Uniform der Prinz trug, gestellt worden. Die Musik spielte die preußische Nationalhymne. 8
Der Erbgroßherzog von Oldenburg kam gestern, Nachmittags um 3 ¾¼ Uhr, in Moskau an und wurde von den Großfürsten empfangen.
Gestern Nachmittag ist die britische Nacht „Victoria and Albert“ mit dem Herzog und der feafen von
Connaught an Bord in St. Petersburg eingetroffen. Der m neuen
afen von St. Petersburg ans Land, wo ein Kaiserlicher
Föße und die Herzogin von Connaught stiegen nn zerhug wartete, der die hohen Reisenden direkt nach
Moskau führte. Die beiden britischen Kreuzer, welche die „Victoria and Albert“ begleiteten, sind auf der Rhede von Kronstadt geblieben. 8
Aus Anlaß des Namenstages des Kaisers gaben gestern auch die englischen und das amerikanische Kriegeschiff, welche auf der Rhede von Kronstadt liegen, Geschützsalut ab.
Italien.
In der Deputirtenkammer erklärte gestern auf die Anfrage des Deputirten Cavallotti, aus welchem Grunde der Kammer die Akten, betreffend seine Anklage gegen Crispi, nicht vorgelegt seien und wann dieselben vorgelegt würden, der Justiz⸗Minister Costa: er werde das betreffende Dokument, das indessen kein öffentliches sei, der Kammer vorlegen, wenn dieselbe beschließen sollte, daß es vorgelegt werde. Der Justiz⸗Minister betonte die Dringlichkeit der übrigen parlamentarischen Fragen und bat Cavallotti und die Kammer, diese bereits erledigte Angelegenheit ruhen zu lassen. Cavallotti besprach in längerer Ausführung die Art, wie der Prozeß geführt worden
i, und schloß mit dem Verlangen, daß die Prozeßakten im rchiv der Kammer niedergelegt würden. Nachdem noch andere Redner gesprochen, brachte Cavallotti den Antrag ein, daß die Abtheilungen der Kammer über das zu befolgende Ver⸗ fahren sich äußern sollten. Der Deputirte Muratori be⸗ antragte, der Beschluß des Untersuchungsrichters solle im ge⸗ imen Archiv der Kammer niedergelegt werden. Auf Vor⸗ chlag des Mini er⸗Präsidenten di Rudini wurde die Be⸗ raͤthung dieser Anträge bis nach der Berathung des Budgets
rertae 1 8 ach einer gestern in der Kammer abgegebenen Erklärung des Minister⸗Präsidenten di Rudini wird die Anklage gegen den General Baratieri auf Grund des Art. 88 des Militär⸗ Strafgesetzes erhoben werden. Dieser Artikel bedroht den Kom⸗ mandanten, der vor dem Feinde unter Umständen, welche die Seees des Heeres gefährden, das Kommando verläßt, mit Todesstrafe. ,
Der Papst empfing gestern die Erbgroßherzogi
Spanien. 8
In der gestrigen Sitzung des Senats protestierte Romero Giron gegen die Verleumdungen Spaniens und die falschen Beschuldigungen, welche im Senat der Vereinigten Staaten gegen die Königin vorgebracht worden seien. Der Minister des Auswärtigen erklärte, er könne sich dem letzten Protest anschließen, aber im übrigen die Rede Giron’'s nicht billigen, denn der Präsident Cleveland und seine Re⸗ gierung haͤtten Beweise ihrer Achtung vor dem Prinzip des internationalen Rechts gegeben. Der Präsident erklärte hierauf, daß, da der Senat noch nicht konstituiert sei, eine weitere Debatte nicht stattfinden könne.
Amerika. Der Schatzsekretär Carlisle hat, wie „W. T. B.“ aus Washington erfährt, dem Senat ein Schreiben über den Scstsee anag. durch welchen der Präsident ermächtigt werden soll, Differentialzölle gegenüber dem amerikanischen Handel zu bekämpfen, zugehen lassen. Der Schatzsekretär hält eine derartige Maßnahme für unausführbar. — Das Repräsentantenhaus begann gestern die Debatte über die Einwa nderungsgesetze, von denen zwei Prüfungen über die Schulbildung der Einwanderer, das dritte die Aufsicht der Konsuln über die Einwanderer vorsehen.
Asien.
Die „Daily News“ erfährt aus Tabris, der Schah sei am 18. d. M. in Begleitung des britischen und des russischen Konsuls von dort nach Teheran abgereist. Das Land sei ruhig. Wegen der Knappheit von Nahrungsmitteln auf dem Wege zähle das Gefolge des Schahs nur 1000 Personen.
Afrika.
„Wie der „Tribuna“ aus Massowah von gestern be⸗ tichtet wird, sind die Zelte der italienischen Gefangenen immer noch am Abhange des Col Seta zu sehen. Gestern früh habe sich der General Baldissera in Begleitung des Generals del Mayno nach dem Fort von Adigrat begeben, um sich die Gefangenen übergeben zu lassen; aber die Führer der Fgriner hätten erklärt, die Gefangenen würden nicht ausgeliefert werden, wenn die weiter vorgerückte Be⸗ szung des sich nicht zurückzöge. Infolge dessen habe die Division Del Mayno ihr Lager verlassen und sich nach Cherseber zurückgezogen, wo der General⸗Lieutenant Sapelli stehe. Amba Debra sei vorgestern von den digrinern angegriffen und besetzt worden; nähere Nach⸗ 1 raränan würden erwartet. er „Italie“ zufolge wird der Major Salsa heute im
Hauptquartier des Generals Baldissera 1ag b
Gestern sind in Massowah 1129 P nach Italien eingeschifft worden.
Parlamentarische Nachrichten.
Die Schlußberichte über die gestrigen Sitzunge 12 Sage. 882 Herme he nsen uns- des 55 es r Abgeordneten befinden sich in der Ersten b . weise in der Zweiten Beilage. 3 “
— In der heutigen (93.) Sitzung des Reichstags, welcher der Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. von Zoetticher und der Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Staats⸗Minister Freiherr Marschall von Bieberstein beiwohnten, stand die erste Berathung des Nachtrags zum Etat der Schutzgebiete, und zwar speziell für das süd⸗ west⸗afrikanische Schutzgebiet, auf der Tagesordnung.
Dem Reichszuschuß von 2 Millionen Mark, welcher ge⸗ fordert wird, stehen gegenüber an Ausgaben: I. Fort⸗ dauernde: esoldung der Schutztruppe, die um 400 Köpfe verstärkt werden soll, 433 539 ℳ; für Farbige 25 000 ℳ; fi sachliche und gemischte Ausgaben 1 159 400 ℳ: I einmalige: für Neubauten und Beschaffung der inneren kinrichtung ꝛc. 100 000 ℳ und fs die Ausreise des Ver⸗ färkungstransports 150 000 ℳ; III. Reservefonds zu un⸗ vorhergesehenen Ausgaben 132 061 Zur Einleitung der Debatte nahm das Wort der Direktor der Kolonial⸗Abtheilung im Auswärtigen Amt Dr. Kayser,
sen Rede bei Schluß des Blattes noch fortdauerte.
—Das Herrenhaus ehrte in der heutigen (15.) Sitzung 8 welcher der Finanz⸗Minister Dr. Miquel, der Minister er öffentlichen Arbeiten Thielen und der Minister für Land⸗ pirth chaft ꝛc. Freiherr von 1en. erstein zugegen waren, as Andenken des gestern verstorbenen Mitglieds, des Staats⸗ inisters von Ca mphausen in der üblichen Weise. n Ueber die Petition des Destillateurs Max Radziejewski Oels (Schlesien) um Rückerstattung eines Stempelbetrags ding 5 Haus 1 über. le zweiter egenstand der Tagesordnung folgte der tommissionsbericht über die Novelle zum Gesetz, betreffend die michtung ö“ Förderung des Fnossens aftlichen I (Erhöhung des rundkapitals von 5 auf 20 Millionen Mark). id Berichterstatter Herr von Graß beantragte die unver⸗ nderte Annahme der Vorlage. 8 (Schluß des Blattes.) G
In der heutigen (74. Sitzung de Hauses der Ab⸗ 2 rdneten, welcher der Minister der geistlichen ꝛc. Ange⸗ genheiten D. Dr. Bosse 87899 2 stand zunächst der münd⸗
Abgg. Dr. Kruse und Dr. Martens (nl.) auf Vorlegung eines Gesetzentwurfs über 8. he cuf vorlegung zur Berathung.
Die Kommission beantragte: die Staatsregierung zu er⸗ suchen, dem Landtage möglichst bald einen Gesetzentwurf vor⸗ zulegen, der eine den jetzigen Ansprüchen der Gesundheitspflege entsprechende Reorganisation der Medizinalbehörden in allen Instanzen herbetfuüͤbet
Abg. von Waldow (kons.): Meine Freunde legen den Schwer⸗ punkt einer Medizinalreform in die Gesammtorganisation der medi⸗ zinischen Behörden, insbesondere der Kreisphysici, deren Gehalt zwar erhöht werden könnte, aber nicht so hoch bemessen werden sollte, daß sie auf jede Privatpraxis verzichten und so jeden Zusammenhang mit dem praktischen Leben verlieren. Wir wünschen keine Sthabloni. sierung; was für große Städte paßt, eignet sich nicht immer für das hlatte Land. Der Landrath darf nicht ausgeschlossen werden. Wir
timmen für den Antrag der Budgetkommission.
Abg. Dr. Kruse (nl.): Nach Lage der Sache und der Geschäfte verzichte ich darauf, meinen Antrag zu wiederholen, obwohl derselbe leichter durchzuführen wäre, als der Antrag der Kommission; ich ziehe meinen Antrag zurück. ,
Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. Bosse:
Meine Herren! Dadurch, daß der Herr Abg. Dr. Kruse seinen Antrag zu Gunsten des Antrags der Budgetkommission zurückgezogen hat, wenn ich recht verstanden habe, wird mir meine Auf⸗ gabe sehr erleichtert und werde ich in die Lage ge⸗ setzt, mich auf wenige, ganz kurze Worte beschränken zu können. Der Antrag Ihrer Budgetkommission begegnet sich durchaus mit den Arbeiten, mit denen wir bereits befaßt sind. Mein Herr Kommissarius hat Ihnen früher mitgetheilt, daß wir bereits einen fertigen Gesetzentwurf haben. Dieser ist den betheiligten anderen Ressorts mitgetheilt, ist dort auf materielle Bedenken gestoßen, und diese Bedenken sind auch mir zum theil so ein⸗ leuchtend, daß ich beschlossen habe, ihn nicht in Widerspruch mit diesen Ressorts in das Staats⸗Ministerium zu bringen, sondern ihn noch⸗ mals einer Revision im Medizinal⸗Ministerium zu unterziehen. Zu diesem Zweck habe ich eine Kommission gebildet aus praktischen und solchen Sachverständigen, die sich literarisch mit der Sache befaßt und dabei hervorgethan haben, und diese Kommission wird am 8. Juni dieses Jahres hier zusammentreten. Ich hoffe also, in der Lage zu sein, möglichst bald einen fertigen Entwurf an die anderen beiden betheiligten Ressorts bringen zu können. Ich will auch zur Beruhigung des Herrn Abg. von Waldow noch bemerken, daß es sich ganz von selbst für uns versteht, daß man die Thätigkeit der Physiker nicht von der Thätigkeit des Landraths loslösen darf, und noch weniger, daß man die Thätigkeit der Bezirksinstanz etwa loslösen könnte von dem Regierungs⸗Präsidenten. Das ist rein unmöglich. Wir müssen auch eine starke staatliche Initiative in diesen Dingen haben, sonst könnten wir mit der bloßen Besserstellung der Physiker, die wir ja auch ins Auge fassen, sehr leicht dahin kommen, daß die Sache ohne rechte Kontrole von oben und ohne die Behörden schlimmer wäre nach der Reform als vorher (sehr richtig!), und das wollen wir natürlich vermeiden.
Meine Herren, ich möchte nur noch auf einen Gesichtspunkt auf⸗ merksam machen, der mir auch von seiten eines der be⸗ theiligten Ressorts entgegengebracht ist. Wir dürfen die neue Organisation nicht bloß in Verbindung halten mit den bestehenden Verwaltungsbehörden, sondern wir müssen sie auch in irgend einer Weise in organische Verbindung bringen mit den Selbstverwaltungs⸗ behörden. Denn, wenn die Medizinalreform Erfolg haben soll, so müssen die Selbstverwaltungsbehörden, die Kommunen,
die Kreise und die Bezirksinstanzen in irgend einer Weise über Maß⸗ regeln von größerer Tragweite gehört werden und auch mitzusprechen haben. Das ist wenigstens meine Meinung. Also auf diesen Grund⸗ lagen sind wir daran, die Sache zu machen, und Sie werden mir ja wohl zutrauen, wenn ich das hier ausdrücklich ausspreche, daß es mir damit voller Ernst ist. Wir müssen weiter kommen auf diesem Gebiet, die Sache hat schon zu lange gedauert. Ich kann aber wohl sagen, daß seit der Zeit, wo ich mit den Dingen als Minister befaßt bin, keine Zeit versäumt ist, sondern daß wir unaus⸗ gesetzt an der Arbeit gewesen sind, und wir haben wenigstens die nöthigen Grundlagen für die weitere Arbeit bereits beschafft.
Also, meine Herren, das Ergebniß dessen, was ich zu sagen habe,
ist das, daß ich Ihnen nur anheimgeben kann, ob Sie den Antrag der
Kommission annehmen wollen. Ich werde mich bemühen, soviel an
mir ist — und meine Mitarbeiter werden dasselbe thun —, alles auf⸗
zubieten, um diese Frage endlich zu einer gedeihlichen Lösung zu bringen.
Abg. Dr. Langerhans (frs. Vp.): De ö
lieber, indessen 8 wir 88 88. A. Dr dee derg ne. en
zufrieden geben. ie Frage der Kreisphysici wird hoffentlich bei der in Aussicht gestellten Reform eine richtige Lösung finden. Unter dieser
Voraussetzung werde auch ich für den Kommif jonsantrag stimmen.
Abg. Im Walle (Zentr.): Wir halten den Kommissionsantrag
für eine Verbesserung des Antrages Kruse und werden für ihn stimmen.
Der Antrag der Budgetkommission wurde angenommen.
Es folgte die Berathung des Antrages der bgg. Dr.
Arendt (frkons.) u. Gen.: die Staatsregierung zu ersuchen, im
Bundesrath dahin wirken zu wollen, daß die von demselben
unter dem 4. März d. J. erlassenen Bestimmungen, betreffend den
Betrieb von Bäckereien und Konditoreien, nicht in Wirksam⸗
keit treten.
Abg. Letocha (Zentr.) beantragte, diesen Gegenstand von der
Tagesordnung abzusetzen. Derselbe betreffe einen sehr wichtigen
Gegenstand der sozialen Gesetzgebung und muthe dem use zu, die
Staatsregierung zu veranlassen, den Bundesrath zur Rücknahme einer
Verordnung zu bestimmen, welche dieser erst vor kurzem erlassen habe.
Ueber einen so wichtigen Gegenstand könne bei einer so schlechten Be⸗
setzung des Hauses nicht verhandelt werden.
Dieser Vorschlag wurde angenommen.
Damit war die Tagesordnung erschöpft. Der Präsident
beraumte die nächste Sitzung auf Dienstag, den 9. Juni,
11 Uhr, an mit der Tagesordnung: Kleinere Vorlagen und
schweben noch Verhandlungen zwischen der Sezession und der Künstler⸗ enossenschaft. Letztere bleibt in der heagne des E Künfäger.
ie Sezession giebt vom 1. März 1898 an ihr eigenes Ausstellungs⸗ gebäude an der Prinz⸗Regenten⸗Straße auf und bezieht das von dem Prinz⸗Regenten überwiesene Ausstellungsgebäude am Köni splatz behufs regelmäßiger Jahresausstellungen. Rach den „M. N. achr.⸗ hat der bayerische Kultus⸗Minister von Landmann die Einigung ver⸗
mittelt. Land⸗ und Forstwirthschaft.
„ Die preußische Staats⸗Forstverwaltung betrachtet es als ein ihrer Aufgaben, im Interesse der Landeskultur auf — viee. in den Waldungen der Gemeinden, öffentlichen Anstalten, Privat⸗ grundbesitzer u. s. w. anregend und fördernd auch dadurch einzuwirken, daß sie gutes Pflanzenmaterial zum Selbstkostenpreise denjenigen Waldbes itzern abgiebt, welche nicht Gelegenheit haben, sich die erforderlichen Pflanzen selbst zu erziehen. In der 5 vom 1. April 1895 bis dahin 1896 sind auf diese Weise an
olzpflanzen aus den Staatsforsten abgegeben worden:
Laubholz Nadelholz — Zusammen 1 In der Provinz Hunderte Hunderte Hunderte dec de de
Ostpreußen.. 1 615 02 58 609 83 60 224 85 Westpreußen 1 144 011 43 353 39. 44 497 Brandenburg 1 319 931 100 865 102 185 790 69 7 668 8 459 768 24 28 520 29 288 546 83 13 746 14 293 75 477 25 13 638 14 115 76 52 40 832 885 22
3 358 31 65 397 68 665 77 386 46 3 681 4 067 85 essen⸗Nassau.. 1 098 66 9 154 10 253 10 heinprovinz 1 541 58 5 736 7 278 27
13 099 38] 351 115 841 364 215 22
Handel und Gewerbe.
In seinen am 7. und 8. Mai abgehaltenen Sitzungen ha der schwedische Reichstag die nachstehenden, auf ungen g e rungen des Zolltarifs begüglichen Beschlüsse gefaßt: 3 1) Für Dextrin und Dextringummi soll der Zoll von 17 auf 20 Oere per Kilogramm erhöht werden. 2) Gebrauchte Pianos, Pianinos und Flügel sollen hin fort wie neue Musikinstrumente einen Zoll von 150 bezw. 200 Kronen zu tragen haben.
3) Der Zoll für zusammengesetzte Regenschirm⸗ und Sonnenschirmgestelle soll eine Erhöhung von 50 Oere auf 80 Oere per Kilogramm er⸗
n.
ür geladene Patronen (12 Oere per Kilogramm oll hinfort der nämliche Zollsatz wie für Se. Fren⸗ .“ Patronen (35 Oere per Kilogramm) erhoben werden.
4)
Anträge wurden abgelehnt; dagegen wurde beschlossen, daß die füs sglatme Fteen auch für sel. daß zu ischen Zwecken, sowie für aus Platina gefertigte Maschinen, öchnüsch 8* . e gelten gefc g 8 ach einem ferneren Beschlusse endlich sollen die Positionen de und 591 des Zolltarifs die egech . Fasfung
85 spezifiziert; b unbearbeitete oder pulverisierte... be, b . 444* ei, Schleif⸗ und Mühlensteine ohne Verbindung mit 8 “ frei. ee; Arbeiten: 1s*“ 8 “ 888 6 anbete WW18““ 8h
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks ETEE Obers 1e 8 r Ruhr sind am 18. d. M. 1n. ghhisicgen a en. n er esien sind am 16. d. M. e . zeitig gestellt keine 8-8 .“
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten nud Absperrungs⸗ Maßregeln.
. Portugal. Durch Verfigung des Königlich portugiesischen Ministeriums des Innern sind der Hafen von Pernambuco sowie alle übrigen Häfen der gleichnamigen Provinz seit dem 20. v. M. für rein vom Gelb⸗ fieber erklärt worden. (Vergl. „R.⸗Anz.“ Nr. 52 vom 228. Fe⸗ bruar d. J.) Zufelge Beschlusses des ihtenerional
ufolge Beschlusses des internationalen Gesundheits Konstantinopvel vom 16. d. M. unterliegen Leees E8
„R.⸗Anz.“ Nr. 116 vom 15. d. M.) Die fär Herküafte ans Bmegehn esnee. ür Herkünfte au en angeordnete 5 tägige 2 teerweirk 5N.; 8.2 1858 3 —ö— worden. Derselben haben sich alle seit dem 10. d. M. von Egypten abgefahrenen Schiffe in der Quarantänestation von Delos 8 82 (Vergl. „R.⸗Anz.“ Nr. 115 vom 13. d. M.) v Verdingungen im Auslande. 1 19. Mai, 19 Ubr. meberlande “ . Mai, xr. Nederlandsche Handel-Maatsel Rotterdam: Auktion von 26 600 Ballen zu Rotterdam, Am 4 dam und Middelburg lagernden. Java-, Menado⸗ und Surinam⸗ Kaffees. Die Muster sind an den genannten Plätzen zu besichtigen. 22. Mai, 11 Uhr. Die Commissie van toezicht über die eeex ee. Anstalt (Gemeinde Bloemen⸗ aal): Lieferung von 252 Waggons s(ca. 10 000 tfälis “ Bedingungen bei der Anehsmeh 82 Felche erhältlich. 26. Mai, 1 ½ Uhr, im Zentralbahnhof zu Amsterdam (Lokal nächst dem Wartesaal III. Klasse): vieserun von Gußeisen 88 d Zentralwerkstätte zu Haarlem vom 1. Juni 1896 bis Ende Mai 1897 in fünf Abschnitten. Bedingungsbeft Nr. 659 im Zentral⸗Verwal⸗
Antrag Brockhausen, betreffend die Bes⸗ rung der Waaren⸗
teue E 12 Uhr. 8 “
lich. Aufschlüsse vom 20. bis 22. Mai d.
tungsgebäude der Holländischen Eisenbahngesells⸗ Droogbak in Amsterdam, Bureau: Tractie und Meerhafe eggchaft .191) gegen Bezahlung von 50 Cts. oder bei Frankoanfrage unter Einsendung des Betrags per Postanweisung (Briefmarken nicht angenommen) erhält⸗ . durch den Chef der
ö Kunst und Wissenschaft. “
Wie die „Münchner Neuesten Nachrichten“ melden, hat Seine Fernigeig. Hoheit der Prinz⸗Regent Verfügungen getroffen, welche die Betheiligung der ensr; an der alle dier Vaher stattfindenden Internationalen Kunstausstellung im Glaspalast zu
e Bericht der Budgetkommission über den Antrag der
Zentralwerkstätte in Haarlem ertheilt.
2o. Ma. IV, ArmesAon, Sassp: Lw0 872
20. Mai. 7. Armee⸗Korps, Jassy: Lieserung vo
Koks. Pee 10 %. — an 2: 8 Freie g 000 kg 22. Mai. Bürgermeisterei der Stadt Jassy: Anlagen für di
elektrische Beleuchtung in den Hauptstraßen der Einde ““
Ohne Datum. Bürgermeisterei der Stadt Jassy: Ertheilung
der Konzession an einen Unter hmer zur Versorgung der Stadt
München ermöglichen. Ueber die betreffenden Modalitäten
Jassy mit Trinkwasser.
Verschiedene auf Herabsetzung des Kaffeezolls gerichtete
schen Mittelmeerküste einer zehntägigen Quarantäne. (Vergl. auch
tägige Effektivquarantäne umgewandelt